Leseprobe Nr.7 - FestspielScout.de
Transcription
Leseprobe Nr.7 - FestspielScout.de
Nr. 7 / Frühjahr 2012 / ISSN 2193-8369 / 5,00 Euro FestspielScout DAS FANMAGAZIN e b o r p e s e L Elspe Festival Im Gespräch mit Jean Jean--Marc Birkholz Karl Karl--May May--Spiele Bischofswerda 20. Jubiläum der Karl Karl--May May--Spiele Landesbühnen Sachsen Jürgen Haase kehrt zurück Karl-May-Spiele Bad Segeberg Die Gaststars erobern den Kalkberg Störtebeker Festspiele Rügen Rückblick auf 2006 und Ausblick auf die Jubiläumssaison 2012 Elspe Festival Abschied von Winnetou Benjamin Armbruster S eit 25 Jahren gehört Benjamin Armbruster als Darsteller des Winnetou zum Ensemble des Elspe Festivals. In diesen Jahren galt er dank seiner charismatischen Ausstrahlung und seiner enormen Bühnenpräsenz unter den Bühnenfans als einer der besten Winnetou-Darsteller, die nach Pierre Brice auf deutschen Karl-May-Bühnen zu sehen waren. Sechs Darsteller ritten in dieser Zeit als Blutsbruder Old Shatterhand an seiner Seite: Jochen Bludau, Dirk Schoedon, Markus Lürick, Thomas Haydn, Kai Noll, Jean-Marc Birkholz und 2012 nochmals Jochen Bludau. Doch nun, in seiner 25. Saison in dieser Rolle, heißt es Abschied nehmen. Die Silberbüchse wird in diesem Jahr an Jean-Marc Birkholz weitergereicht und erstmalig in der Geschichte des Elspe Festivals stehen zwei Winne- tou-Darsteller während einer Inszenierung auf der Bühne. Benjamin Armbruster wurde 1946 in der Region Siebenbürgen / Rumänien geboren. Bereits als Kind war er von den Büchern Karl Mays begeistert, die damals jedoch offiziell von der rumänischen Regierung verboten waren, und spielte mit Gleichgesinnten die Geschichten des deutschen Autors nach. Schon damals war er Winnetou. Als Karl May und somit auch die mittlerweile erfolgten Romanverfilmungen in Rumänien erlaubt wurden, führte ihn sein Weg mit Begeisterung ins Kino. Und genau diese Begeisterung sollte Jahrzehnte später Folgen haben. Nach der Schule wollte Benjamin Armbruster zunächst eigentlich Sportler werden. Er wurde Schwimmer und fuhr im Jugend-Nationalkader Radrennen für Rumänien. Doch diesen Plan sah seine Mutter, ebenfalls Schauspielerin, gar nicht gerne. Sie holte den Sohn unter einem Vorwand nach Hause und schickte ihn zur Aufnahmeprüfung der Theater- und Filmakademie in Bukarest. Er bekam einen der begehrten Studienplätze und schloss die Ausbildung mit einem Diplom, vergleichbar mit einem deutschen Doktortitel, ab. Danach ging es mit der Schauspielerkarriere steil nach oben. Unter seinem rumänischen Namen Mircea Breazu trat er an den rumänischen, unter dem Namen Benjamin Armbruster an den deutschsprachigen Theatern auf. Und natürlich ließ bei so viel Talent auch der Film nicht lange auf sich warten. Der bekannteste Film aus dieser Zeit dürfte in Deutschland sicherlich „Das Schloss hin- Kampf vorangegangen, in denen seine Mutter bereits in Deutschland wohnte und am Stadttheater Bielefeld arbeitete. An diesem Theater erhielt dann auch ihr Sohn ein Engagement als Schauspieler. Zwar blieben in Deutschland die Angebote für Film- und Fernsehrollen aus, Bielefeld ist nun einmal keine Filmmetropole wie Berlin, München oder Köln, doch dafür trat eine Rolle aus seiner Kindheit wieder in Benjamin Armbrusters Leben: Winnetou. 1987 brauchte man bei den Karl-MayFestspielen in Elspe einen Nachfolger für Pierre Brice und dem damaligen Regisseur Karl-Heinz Walter wurde von einem Kollegen ein Schauspieler namens Benjamin Armbruster empfohlen. Doch in Elspe entschied man sich zunächst für Michael Renz, der sich jedoch nicht als würdiger Nachfolger seines berühmten Vorgängers erwies. Und so kam Benjamin Armbruster Links: Benny in Action mit seinem guten Freund Meinolf Pape term Regenbogen“ Rechts: Benjamin Armbruster und sein Pferd „Apache“ aus dem Jahre 1968 sein, der mit Benjamin Armbruster in der Hauptrolle Anfang 1988 doch noch zu einem Vorstelseinerzeit etliche Filmpreise gewinnen lungsgespräch nach Elspe und danach konnte und heute noch ab und an im stand fest: Er wollte die Rolle und die deutschen Kinderprogramm läuft. Verantwortlichen in Elspe wollten ihn. Im Sonderprogramm „Der Schatz im SilberKurz vor Weihnachten 1979 erfolgte dann see“ stand er 1988 erstmals im Winnetoueine einschneidende Veränderung in Kostüm auf der Elsper Bühne. Doch im Benjamin Armbrusters Leben. Er durfte Hauptstück des Jahres „Der Ölprinz“ kam endlich aus Rumänien nach Deutschland sein Bühnenkollege Meinolf Pape als ausreisen. Eine Tatsache, die in dem Winnetou zum Einsatz; Benjamin damals kommunistisch regierten RumäArmbruster übernahm die Rolle des indianien auch für deutschstämmige Bürger nischen Gegenspielers. Nach zwei Jahnicht selbstverständlich war. Der Ausreiren war jedoch klar: Meinolf Pape konnte segenehmigung waren sieben Jahre sich mit der Winnetou-Rolle nicht an- festspielscout.de 7 Karl-May-Spiele Bad Segeberg Nächster Stopp bis zur Premiere: Statistencasting! Nicht nur die Hauptdarsteller im Sommer sind wichtig, dieses Jahr Erol Sander, Dunja Rajter, Mola Adebisi und Timophy Peach, sondern auch die Statisten, die jedes Jahr dafür sorgen, dass die Geschichten von Karl May zum Leben erweckt werden. Das Casting der Statisten verläuft immer in zwei Stationen, einmal das Casting als Reiter und dann als Statist. Über 100 Reiter hatten sich nach dem Castingaufruf bei der Kalkberg GmbH gemeldet. Aus diesen wurde eine Vorauswahl von 20 Bewerbern getroffen. Dieses Jahr mussten sechs neue Reiter gefunden werden, die dann mit Winnetou Erol Sander und den übrigen Darstellern mitreiten, kämpfen und sich um die Tiere kümmern. Sechs erfahrene Reiter aus dem Vorjahr wurden bereits vorher verpflichtet. Am 3. März 2012 war es soweit: Die Bewerber für die Reiterstatisten mussten zum Vorreiten auf dem Hof Behnk in Groß Rönnau antreten, wo im Winter ein Teil der Karl-May-Pferde untergestellt ist. Nachdem die Reiterstatisten ausgewählt worden waren, stand das Casting für die „Fußleute“ an. Am 31. März 2012 sollte dies im Indian Village oberhalb des Freilichtstadions passieren. Gesucht wurden 35 Bewerber, die ihren Sommer zusammen mit Winnetou & Co. auf der Bühne verbringen wollten. Schon weit vor 14 Uhr versammelten sich die ersten Bewerber bei leichtem Schneefall, der aber pünktlich zum Beginn aufhörte, vor den Toren, um sich eine Statistenrolle bei den Karl-MaySpielen zu sichern. Es wurden Leute für zahlreiche Rollen im Stück gesucht. So sollten diese unter anderem als Krieger und Squaws von den Stämmen der Comanchen und Apachen, als Einwohner von New Orleans, als Bewohner einer prächtigen Hacienda in Mexiko, als Soldaten der Nord- und Südstaaten und als Arbeiter einer Goldmine agieren. Am Anfang wurden für alle Interessenten gelbe Bewerberzettel verteilt. Dort mussten einige Fakten zur Person und besondere Fähigkeiten eingetragen werden. Als die Bewerber die Zettel ausgefüllt hatten, erfolgte die Begrüßung durch die Geschäfts- führerin der Karl-May-Spiele, Ute Thienel. Sie fasste kurz zusammen, was dieses Jahr auf dem Programm stand. Wichtige Voraussetzungen für die Bewerber sind in der Regel, dass sie mindestens 16 Jahre alt und sportlich fit sind. Außerdem sollten sie genügend Zeit für die Probenarbeit und die 72 Vorstellungen mitbringen. Leider nicht vor Ort war Norbert Schultze jun., der aber würdig von Stefan Tietgen, dem Produktionsleiter der KarlMay-Spiele, vertreten wurde. Dieser wiederholte noch einmal die Voraussetzungen zum Mitwirken bei den Spielen und erklärte den anwesenden Leuten den genauen Ablauf des Castings. Dieses bestand aus vier Anlaufpunkten: Foto machen, Tanzen mit Tanzchoreograf Jean Marc Lebon, Kämpfen und Fitnesstest mit Stuntkoordinator Dr. Steve Szigeti und Julius Szgiti und zum Schluss ein kurzes Vorstellungsgespräch bei Stefan Tietgen. Auch altbekannte Gesichter waren beim Casting Das Casting wurde eröffnet und die Bewerber verteilten sich an den unterschiedlichen Stationen. Es waren zahlreiche neue Gesichter unter den Bewerbern, aber auch altbekannte, die sich erneut bewarben. Nach rund zwei Stunden war das Casting beendet; alle Bewerber hatten ihre Chance bekommen, sich darzustellen und aufzuzeigen, wieso sie ihrer Meinung nach für das Mitwirken bei den Karl-May-Spielen geeignet waren. Das Ergebnis des Castings bekommen die Bewerber rund zwei Wochen später; die Zuschauer werden im Sommer in „Winnetou II“ erleben, wer von ihnen mit dabei sein darf. Bilder: R. Waidmann festspielscout.de 19 Piraten Open Air Grevesmühlen Mit Starbesetzung startet das Piraten Spektakel in die Saison Das Piraten Open Air Grevesmühlen startet unter neuer Führung ins Jahr 2012 Nach den Querelen der letzten Monate und der Insolvenz der alte Piraten Open Air Betriebsgesellschaft mbH gibt es jetzt Positives zu berichten. Die Spielzeit 2012 ist gesichert, das Piraten Open Air hat einen neuen Betreiber, die „adventure-production Grevesmühlen GmbH“. Kopf dieser neuen Gesellschaft ist Matthias Sievert, der davor als Produktionsleiter mit von der Partie war. Auf dem Spielplan steht, so wie schon bereits im Sommer 2011 angekündigt, das Stück „ Ein Leben für die See“. Ab dem 22. Juni 2012 kann man dieses Stück in Grevesmühlen bewundern. Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren. Mit einer Starbesetzung in die Saison 2012 Capt`n Flint wird so wie schon im Vorjahr von Benjamin Kernen verkörpert, zusätzlich übernimmt er in dieser Saison auch die Regie des Stückes. Ein erstes Ziel besteht darin, die Zuschauerzahlen zu steigern. Dafür wurden für Action wird großgeschrieben beim dieses Jahr einige bePiraten Open Air kannte Schauspieler verpflichtet. Neben Martin Semmelrogge als Pirat Sir Stede Bonnet, - diese Rolle übernahm er schon in der letzten Saison -, sind nun auch Sohn Dustin (Israel Hands) und Tochter Joanna (Donna Anna-Dolores von Aragon) in Grevesmühlen mit dabei. Außerdem konnte das Piraten Open Air den ältesten Ochsenknecht-Sohn Rocco Stark für die diesjährige Saison verpflichten. Dieser wird die Rolle von Jack Rackham übernehmen. Bei diesem handelt sich um eine real belegbare Person, geboren am 21. Dezember 1682 in Bristol, England. Teilweise wurde er auch John Rackham genannt. Er war ein Piratenkapitän in der Karibik des 18. Jahrhunderts und erhielt auf Grund seiner farbenfrohen Kleidung den Beinamen Calico Jack Rackham. Heute ist er auch deshalb bekannt, weil seiner Crew die zwei berühmtesten weiblichen Piraten, Anne Bonny (1702-1782), mit welcher er auch zwei Kinder hatte, und Mary Read (um 1690-1721) gehörten. Rackham und seine Crew wurden schließlich am 16. November 1720 in Santiago de la Vega auf Jamaika vor Gericht gestellt. Einen Tag später wurden sie für schuldig befunden und gehängt. „Ein Leben für die See“ Im Sommer geht es im neuen Stück „Ein Leben für die See“ auf die Virgin Islands in die Karibik. Es ist die 8. Episode rund um das Leben von Capt´n Flint. Genaue Pläne, auch hinsichtlich des Highlights, sind noch nicht bekannt gegeben worden. Nur so viel ist von den Betreibern bisher veröffentlich worden: „Wir werden mit einem furiosen Auftakt beginnen, bei dem das gesamte Ensemble auf der Bühne Stede Bonnet - Martin Semmelrogge agiert. Jeder Zuschauer muss gleich wissen, wo er sich befindet. Es wird also Wasseraction geben, aber auch Landaction. Und es gibt einen spektakulären Schatz, der auch zu sehen sein wird.“ Es werden zudem viele neue Schauspieler mit dabei sein. Die komplette Besetzungsliste soll am 20. Mai zum Probenbeginn veröffentlicht werden. Probleme im Vorfeld Zum Schluss noch einige kurze Bemerkungen zu einem Reizthema der letzte Jahre, dem Lärmschutz. Es wird von den Betreibern des Piraten Open Air Theaters versichert, dass die Freizeitrichtlinien für den Lärmschutz eingehalten werden, so ist zum Beispiel das Feuerwerk weggelassen worden, um so nicht über die 22 Uhr-Marke zu kommen. Dadurch hat sich der Gesamtdurchschnitt der Schallemission über die Grenzwerte gesenkt. Die Kanonen wurden außerdem verändert. Im Jahr 2010 hat es zuletzt eine unabhängige Messung gegeben, die ergab, dass sich das Piraten Open Air schon in den zulässigen Bereichen der Freizeitrichtlinie bewegt hat. Die sind die ersten Nachrichten aus Grevesmühlen. Wir dürfen alle uns auf dem Saison 2012 freuen, wenn es heißt „Ein Leben für die See“. Bilder: Ralf Waidmann Besetzung Grevesmühlen 2012 Anne Bonny - Claudia Gericke Capt`n Joshua Flint - Benjamin Kernen Stede Bonnet - Martin Semmelrogge Capt`n Jack Rackham - Rocco Stark Donna Anna-Dolores von Aragon - Joanna Semmelrogge Mister Hands - Justin Semmelrogge Ben Gun - Arne Nobel Mister Swan - Mario Eichendorf Skully - Ron Kochanski Jose Madrigall - Sascha Hertwig Consuela - Monic Thiele Wirtin - Bianca McNamara Piet Gouda / Gouverneur Meatlaf - Harald Wieczorek 28 festspielscout.de Landesbühnen Sachsen "Jürgen ist fast wie ein großer Bruder für mich.“ Mit diesen Worten beschrieb der damalige Winnetou-Darsteller in Rathen, Jean-Marc Birkholz, seinen Freund und Kollegen Jürgen Haase in einem Interview, als dieser sein 20-jähriges FelsenbühnenJubiläum beging. In jenem Jahr traten beide bereits zum zweiten Mal als Blutsbrüder in „Winnetou III“ von Olaf Hörbe auf. Ich selbst habe Jürgen Haase schon viele Jahre früher in Rathen auf der Bühne stehen sehen, ohne damals auch nur im Entferntesten daran zu denken, dass ich diesen charismatischen Schauspieler eines Tages auch persönlich kennen lernen würde. Der damals 26-jährige Jürgen Haase war 1984 bei der Wiederaufnahme der KarlMay-Stücke auf der Felsenbühne Rathen der erste Winnetou-Darsteller. Im „Schatz im Silbersee“ spielte er den edlen Apachenhäuptling an der Seite von Herbert Graedtke als dessen Blutsbruder Old Shatterhand. Ich sah ihn zum ersten Mal im Sommer 1988 in „Winnetou“, einem Stück von Uwe Wolf frei nach Karl May, das im Jahr zuvor am 6. Juni Premiere hatte. Wieder verkörperte er den berühmten Apachen, diesmal an der Seite von Frank Apitz a.G. Als Erinnerung an diese Aufführung sind mir jedoch nur ein Plakat und Ausschnitte aus dem damaligen Programmheft geblieben. Meine nächste Begegnung mit Jürgen Haase fand fünf Jahre später statt, auch wieder im Stück „Winnetou“, doch dieses Mal spielte er Winnetous Blutsbruder Old Shatterhand. Als junger Apachenhäuptling stand ihm der damals 28-jährige Olaf Hais zur Seite. Beide ergänzten sich auf wunderbare Weise und blieben mir die Jahre bis zu meinem nächsten Besuch in Rathen in sehr guter Erinnerung. Dieser erfolgte im Sommer 2002. Damals lief das Stück „Winnetou III“, auf das ich sehr gespannt war, da ich eine Bühnenversion dieses Romans zum ersten und einzigen Mal 1990 in Bad Segeberg gesehen hatte. Als ich erfuhr, dass Jürgen Haase noch immer den Old Shatterhand spielte, war ich mehr als überrascht und freute mich sehr darauf, ihn erneut in seiner Paraderolle zu erleben. Zwar war ich etwas enttäuscht, dass Olaf Hais nicht mehr dabei war, aber darüber tröstete mich der neue Winnetou-Darsteller JeanMarc Birkholz sehr schnell hinweg. Er und Jürgen Haase erschienen mir schon beim ersten Sehen als das ideale Blutsbrüderpaar, obwohl die Sterbeszene in meinen Augen viel zu kurz und zudem auch noch sehr weit hinten auf der Bühne angesiedelt war. Auch konnten mich die Fotos, die damals von der Sterbeszene in der Presse kursierten, nicht wirklich überzeugen. Auf ihnen wirkte Jürgen Haase eher gelangweilt als erschüttert, was man von einem Old Shatterhand in dieser Situation einfach erwartete. Diesmal ließ mich die Felsenbühne jedoch nicht wieder los, „Winnetou III“ sah ich noch zweimal und wartete voller Un- dem er und Jürgen Haase dem Magazin „Karl May und Co“ ein Interview gegeben hatten, kamen Jean-Marc und später auch Jürgen zu uns an den Tisch, um sich mit uns zu unterhalten. Bei dieser Gelegenheit wechselten wir zum ersten Mal ein paar persönliche Worte mit dem sonst eher zurückhaltenden Old Shatterhand-Darsteller. geduld auf Olaf Hörbes „Winnetou I“. Zwar war Jürgen Haase inzwischen 46 Jahre alt, aber er überzeugte mich noch immer als der schlagkräftige und nicht minder schlagfertige Westmann. Sein Zweikampf mit Jean-Marc Birkholz war ein echtes Highlight und ihre gemeinsame Trauer beim Tod von Nscho-tschi (Julia Vincze) überaus bewegend. Dann kam der 10. August 2006, ein Tag, der mir auch nach so langer Zeit noch immer im Gedächtnis geblieben ist. Genau eine Woche zuvor hatte ich bei meinem Eintreffen in Rathen von einer Freundin erfahren, dass Jean-Marc und Jürgen an diesem Tag zum letzten Mal das legendäre Blutsbrüderpaar spielen würden. Damit waren alle Hoffnungen, sie auch im folgenden Jahr in Olaf Hörbes neuem Stück „Der Schatz im Silbersee“ zu sehen, mit einem Schlag zunichte gemacht worden. Hinzu kam der Umstand, dass die vorletzte Vorstellung, für die meine Freundin und ich Karten hatten, wegen starken Regens eine Stunde vor Beginn abgesagt werden musste. Als kleiner Trost und weil wir auch noch ein paar Geschenke mitgebracht hatten, lud uns Jean-Marc ins Amselgrundschlösschen ein, wohin auch ein Großteil der anderen Akteure geflüchtet war. Nach- Dass auch beide Schauspieler erst kurz vor Ende der Saison erfahren hatten, dass ihre Verträge nicht verlängert wurden, war mehr als bitter, sowohl für sie als auch für ihre zahlreichen Fans, unter denen sich die Nachricht wie ein Lauffeuer herumsprach und die in geschlossener Front zur letzten Vorstellung - die noch dazu mitten in der Woche lag und trotzdem ausverkauft war - anrückten, um beiden Männern ihre Sympathie und ihren Respekt vor der geleisteten Arbeit zu bekunden. Als Winnetou in der schon legendären Blutsbrüderszene seinem obligatorischen "Mein Bruder!" noch ein vielsagendes "Für immer!" anfügte, lief mir ein Schauer über den Rücken, zeigte dies doch mehr als deutlich, dass beide im Laufe der Jahre mehr als nur Kollegen geworden waren. Zu unserer Überraschung hatten meine Freundin und ich nebst unseren Männern eine Einladung zu der Abschiedsfeier, die nach ihrer letzten Vorstellung auf der Felsenbühne stattfinden sollte, erhalten. Diese nahmen wir mit Freude an, obwohl wir uns dann doch etwas verloren dort vorkamen, da wir ja eigentlich außer den beiden noch niemanden kannten. Trotzdem blieb es ein unvergessliches Erlebnis. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir Jürgen Haases Satz, als er ohne seinen „Blutsbruder“ aus der Garderobe kam. „Der Kleine steht noch unter der Dusche“, verkündete er seinen wartenden Kollegen und Freunden mit einem Schmunzeln. Wenig später wurden beide Schauspieler offiziell verabschiedet und mit zahlreichen Erinnerungsgeschenken bedacht, unter anderem mit einer Friedenpfeife von der Komparserie und einem gerahmten Ensemblefoto, das ihnen Olaf Hörbe überreichte. Wenig später trieb uns ein plötzlich einsetzender Regen hinein. Trotz des Trubels dort konnten auch wir uns von beiden Darstellern verabschieden, ohne zu wissen, wann wir den einen oder festspielscout.de 33 FestspielScout Das FanMagazin Magazin-Information Dieses FanMagazin wird von Fans für Fans zusammengestellt. Wir stellen aus Spaß an unserem gemeinsamen Hobby, also in unserer Freizeit, die Beiträge für das Magazin "Festspielscout" zusammen, um all jene, die nicht immer direkt am Bühnengeschehen Anteil nehmen können, zu informieren. Das FanMagazin wird in Hochglanzformat im Format-DIN A 4 gedruckt und umfasst 36 Seiten. ==================================== Bei Feedback, Fragen und Anregungen einfach per Mail an redaktion@festspielscout.de Bestellmöglichkeiten findet ihr auf unserer Homepage www.festspielscout.de. Wir würden uns freuen euch als Leser begrüßen zu dürfen. Weitere Informationen unter