02-03 News/Inhalt
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Zeitschrift der Ludwig-Maximilians-Universität München #01/2003 ESSAY WIE WERDEN PROFESSOREN BESSERE PRÜFER? PROFILE LMU UND TUM GRÜNDEN GEOZENTRUM ALLES PLASTIK? DIE WELT DER ELEMENTE DAS „JAHR DER CHEMIE“ AN DER LMU FORUM HOCHSCHULEN ALS STIFTUNGEN? LMU MünchnerUni.Magazin IMPRESSUM Herausgeber Rektorat der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München Redaktion Kommunikation und Presse Cornelia Glees-zur Bonsen (gl) (Redaktionsleitung) Ortrun Huber (oh) (stellv. Redaktionsleitung) Julia Graven (gra) Thomas Pinter (thp) (Online-Redakteur) Susanne Wedlich (suwe) Mitarbeit Karnik Gregorian (kg) Larissa Vassilian (vas) Eva Kittel (ki) Erhard Lachmann (zis) Geschwister-Scholl-Platz 1 80539 München fon: +49 (0) 89 2180-3423 fax: +49 (0) 89 33 82 97 mum@lmu.de www.lmu.de/presse/mum Bildredaktion Angelica Fuss (af) Designkonzept und Layout HAAK & NAKAT www.haak-nakat.de Distribution Mathias Schiener Druck Color-Offset GmbH Geretsrieder Straße 10 81379 München Anzeigen Deutsche Hochschulwerbung Papierfabrik 9 57072 Siegen fon: +49 (0) 271 238 28 53 www.hochschulwerbung.de ISSN 0940-0141 Titelfotos: BASF Hinter den einzelnen Fächern stehen unterschiedliche Fachkulturen, die sich in bestimmten Forschungstraditionen, in der Einstellung zum Anwendungsbezug der Forschung und in der Vorliebe für bestimmte Lehrveranstaltungstypen offenbaren. Der einsam in der Bibliothek forschende Wissenschaftler mag als Klischee erscheinen – er ist dennoch in einigen Fächern der aktuelle und adäquate Prototyp. Der öffentliche Wissenschaftsdiskurs suggeriert häufig, dass es auf rasche Ergebnisse und immer schnelleren Fortschritt ankomme. Dennoch ist es für die Wissenschaft wichtig, Zeit für gründliches Nachdenken und die Entwicklung von Ideen zu haben. Wissenschaft soll ihren unmittelbaren Nutzen belegen, hört man oft. Wie nützlich Forschung ist, stellt sich manchmal aber erst im Rückblick heraus. Und gerade die Grund- lagenforschung hilft uns, die komplexe Welt in historischer und aktueller Perspektive besser zu verstehen, ohne dass sich daraus sofort ein Produkt, eine konkrete Anwendung entwickeln ließe. Die Fachkulturen mögen in der Lehre weniger divergent sein als in der Forschung. Doch gehen auch hier die Meinungen darüber auseinander, wie man den Studierenden möglichst effektiv und effizient zielführende Arbeitsverfahren und fachliches Wissen vermittelt und wie man den wissenschaftlichen Nachwuchs an die Forschung heranführt. Von vielen Seiten wird die fallorientierte und problembasierte Kleingruppenarbeit für besonders nachhaltiges Lernen empfohlen; in überfüllten Massenfächern bleibt sie jedoch angesichts der ungünstigen Betreuungsrelationen vorläufig Wunschtraum. Die seit einigen Semestern florierenden studentischen Tutorien schaffen nur punktuell Abhilfe. Auch wenn hochschuldidaktische Fragen gegenwärtig kaum Konjunktur haben, so bietet doch die Entwicklung von Evaluationsverfahren für die universitäre Lehre die Chance zu fächerübergreifender Kooperation und zum Lernen voneinander. Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft, Vertrautes kritisch zu analysieren und Neues zu erproben. In Forschung und Lehre wirkt interdisziplinäre Zusammenarbeit außerordentlich befruchtend, eröffnet neue Perspektiven und setzt innovatives Potenzial frei. Die LMU bietet dazu hervorragende Möglichkeiten. Viele gute Ansätze solcher Kooperation existieren bereits, aber es gibt durchaus Entwicklungsspielräume für die stärkere Vernetzung, die insbesondere die kleineren Fächer einbindet in Forschungsverbünde, in neue Studiengänge und andere Strukturen. Natürlich müssen fächerübergreifende Vorhaben aufbauen auf intensiver innerfachlicher Kooperation und der Pflege der Kernbereiche der Disziplinen, vor allem in der Lehre. Allerdings gibt es eine Anzahl von Faktoren, die den inneruniversitären Austausch erschweren. Dazu zählen zum einen die räumliche Verteilung der Departments und Institute über die ganze Stadt; es kostet einfach viel Zeit, sich zusammen zu finden. Auch die in vielen Fächern der wissenschaftlichen Aktivitäten an der LMU. Zwar übernehmen einige Fächer oder einzelne Forschungsgebiete im Konzert der universitären Außendarstellung eine Zeitlang solistische Passagen. Für den Orchesterklang unserer Universität ist jedoch jede einzelne Stimme wichtig, auch die Piccoloflöte. ■ Professor Friederike Klippel Prorektorin der Ludwig-Maximilians-Universität München 1 MUM 01/2003 Es ist wie immer grün, umfasst 726 eng bedruckte Seiten und kann wegen seines kleinformatigen Drucks nur von jungen Augen ohne Lesebrille entziffert werden – das Vorlesungsverzeichnis der LMU zum Sommersemester 2003. Wer dieses Buch in der Hand wiegt, es durchblättert, die Gliederung der Fakultäten und der Verwaltung betrachtet, die Vielzahl der Standorte und die langen Listen der angebotenen Veranstaltungen zur Kenntnis nimmt, gewinnt einen nachhaltigen Eindruck von der Größe und Vielfalt der LMU. Wie jede voll ausgebaute Hochschule verfügt auch die Universität München über ein breites Fächerspektrum von Afrikanistik bis Zoologie, das Disziplinen mit vielen Studierenden wie Germanistik, Jura oder Medizin ebenso einschließt wie zahlreiche so genannte kleinere Fächer. EDITORIAL Foto: LMU EDITORIAL VIELSTIMMIGER ORCHESTERKLANG bestehende Belastung durch überfüllte Lehrveranstaltungen, hohe Prüfungszahlen und den gestiegenen Aufwand für administrative Tätigkeiten in der neuen Departmentstruktur mag zuweilen das Engagement hemmen. Trotz aller Schwierigkeiten müssen wir die Standort- und Strukturvorteile unserer Universität noch besser nutzen, das in der Vielfalt ruhende Potenzial noch besser ausschöpfen. Wenn es uns gelingt, innerhalb der Universität mehr voneinander zu erfahren, enger miteinander zu arbeiten und offener voneinander zu lernen, dann fällt es uns auch leichter, die Leistungen der LMU nach außen zu vermitteln. Die Themen dieser Ausgabe von MUM geben einen guten Eindruck von der Vielgestaltigkeit ■ PROREKTOR PROFESSOR Planungskommission und war unter anderem zuständig für die internationalen Beziehungen der LMU, wobei er sich erfolgreich um neue Kontakte in Osteuropa bemühte. Nach zwei Amtsperioden widmet sich der 61-jährige Liebich jetzt wieder voll und ganz seinem Lehrstuhl für Anatomie an der Tierärztlichen Fakultät. ■ gra Foto: Hans-Georg Liebich NEWS LIEBICH VERABSCHIEDET Professor Dr. Hans-Georg Liebich hat das Amt des Prorektors zum 1. April an seinen Nachfolger Professor Dr. Reinhard Putz übergeben. Der Veterinärmediziner Liebich gehörte seit 1992 dem Senat der LMU an und wurde 1999 zum Prorektor gewählt. Liebich leitete die 1 Professor Hans-Georg Liebich (Mitte) mit seinen Rektoratskollegen. ■ LMU-PRIONFORSCHUNG AUF DEM VORMARSCH Alzheimer, Parkinson, CreuzfeldtJakob-Krankheit (CJD) und BSE – die Begriffe haben an Schrecken nicht verloren. Prionforscher und Neuropathologen beschäftigen sich weltweit mit diesen verwandten Formen von Hirnerkrankungen bei Mensch und Tier. In Bayern werden sich die Bedingungen für diese Forschung bald deutlich verbessern: mit dem neuen Zentrum für Neuropathologie und Prionforschung (ZNP). Am 1. April 2003 konnte der bayerische Wissenschaftsminister Hans Zehetmair gemeinsam mit dem neuen Prorektor der Universität München, Prof. Reinhard Putz, und Oberbürgermeister Christian Ude Richtfest feiern. Der 19,5 Millionen Euro teure Bau in Großhadern bietet auf rund 2600 Quadratmetern hochmoderne Laboreinrichtungen, Verwaltungs- und Seminarräume. Über den aktuellen Stand der BSE/vCJD-Problematik diskutierten Experten Ende März auf einem Symposium an der LMU. Derzeit wird hier im Auftrag des bayerischen Verbraucherschutzministeriums eine BSE-Risikoanalyse erstellt. Gemeinsam mit Minister Eberhard Sinner informierten die beteiligten Tierund Humanmediziner der LMU über den Stand der Expertise. Dabei wurde deutlich, dass BSE in Deutschland und Bayern bei weitem nicht Dimensionen wie in Großbritannien erreicht hat. Allerdings wiesen die Forscher darauf hin, dass es eine „absolute Sicherheit“ vor infizierten Tieren derzeit nicht gebe. Die BSERisikoanalyse soll nach einem weiteren Zwischenbericht Ende 2003 abgeschlossen werden. ■ oh MUM 01/2003 2 LMU IN DEN MEDIEN LMU-JURA IM WIRTSCHAFTSWOCHE-RANKING AUF PLATZ 1 „Prominente Professoren wie Verfassungsgerichtspräsident HansJürgen Papier oder der Arbeitsrechtler Claus-Wilhelm Canaris begründen den Ruf der juristischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität. Auch bietet sie die Möglichkeit, nach dem ersten Staatsexamen einen Abschluss in internationalem Wirtschaftsrecht zu machen.“ 3 Wirtschaftswoche, 13.02.03 REFORM-REKTOR HUBER ERFÜLLT DIE ERWARTUNGEN „Welche Worte erwartet man von Deutschlands jüngstem Hochschulrektor bei seiner Amtsantrittsrede? Reformen, Reformen, Reformen. Und der 42-jährige Wirtschaftswissenschaftler Bernd Huber, seit Oktober dieses Jahres Chef der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), hat diese Erwartungen zu 100 Prozent erfüllt. Er will, so hat er noch hinzugefügt, die LMU zu einer der zehn besten Universitäten Europas machen. Eine Modernisierung des Hochschulwesens bei gleichzeitigem Sparzwang bedeute für ihn dabei nicht die Quadratur des Kreises. Die 200 angebotenen Fächer, für viele willkommener Ansatz zum Sparen, betrachtet er als Pfund, mit dem sich kräftig wuchern lässt. Auch im internationalen Wettbewerb.“ 3 Financial Times Deutschland, 20.12.02 DIE METHODEN VON SCIENTOLOGY UND CO. „Scientology setzt in der Lebensberatung eine Vielzahl von psychologischen Beeinflussungstechniken ein. Dies ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie im Auftrag des Freistaats Bayern. Die Wissenschaftler der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität und des Instituts für Therapieforschung untersuchten verschiedene Anbieterorganisationen, darunter auch den Dienstleister Landmark und Scientology. Anhand von Expertenbefragungen wurde bei Scientology die höchste Anzahl manipulativer Techniken festgestellt.“ 3 Bayerischer Rundfunk, 5.12.02 WIE WERBUNG WIRKT „Kultursponsoring ist beim Publikum verpönt. Aber es wirkt. Nur 45 Prozent der Zuschauer prägen sich einen TV-Werbespot ein, ergab eine Studie des Instituts für Unternehmensentwicklung an der Uni München. Wer dagegen sein Logo in Operninszenierungen oder Ausstellungen platziert, kann mit einer Aufmerksamkeit von 80 Prozent rechnen. Nachteil: Sponsoring erreicht nur eine kleine, wenn auch betuchte Klientel.“ 3 Focus, 10.02.03 IDEEN-EXPORT VON MÜNCHEN NACH SHANGHAI „Die Universität Shanghai hat nach Münchner Vorbild ein ,Institute Student and Labour Market’ gegründet, das Studenten auf das Berufsleben vorbereitet. Dabei werden die chinesischen Partner durch Fachleute des Instituts „Student und Arbeitsmarkt“ an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) beraten. (...) Das Münchner Modell dient als Vorbild: Universität, Vertreter der Wirtschaft und des Arbeitsamtes kooperieren paritätisch bei der Berufsvorbereitung.“ 3 Süddeutsche Zeitung, 15.1.03. LMU-FORSCHER: BSE AUCH AUF FISCHE ÜBERTRAGBAR „Der Rinderwahnsinn BSE steht in Verdacht, auch auf den Menschen übergegangen zu sein und eine neue Form der CreutzfeldtJakob-Krankheit auszulösen. Jetzt konnten Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in Zusammenarbeit mit Forschern des Berliner Robert-Koch-Instituts zeigen, dass auch Fische wie der Lachs über ein Gen für ein Prion-Protein verfügen, das für den Ausbruch der Krankheit notwendig ist. (...) „Unsere bisherigen Analysen zeigen eine überraschend hohe Übereinstimmung der Sequenz des Fisch-Prion-Proteins und dessen im Menschen“, berichtet Professor Rudolf Hoffmann, Projektleiter des Instituts für Zoologie der LMU.“ 3 Frankfurter Rundschau,19.3.03 Fotos: BASF / BMBF 4 MUM 01/2003 ■ NEWS 2 LMU IN DEN MEDIEN ■ TITEL 4 BEIM KÜSSEN STIMMT DIE CHEMIE Das Wissenschaftsjahr 2003 an der LMU 8 OHNE CHEMIE GEHT NICHTS MEHR Ein Gespräch mit Professor Wilhelm Simson ■ ESSAY 10 WIE WERDEN PROFESSOREN BESSERE PRÜFER? Von Wolff-Dietrich Webler, Universität Bielefeld BEIM KÜSSEN STIMMT DIE CHEMIE DAS WISSENSCHAFTSJAHR 2003 AN DER LMU 12 MOVIE-STAR IM HINTERGRUND Als Kulisse ist die LMU immer wieder filmreif 14 WIDERSTAND VOR 60 JAHREN Gedenken an die Ermordung von Hans und Sophie Scholl 16 EIN DANK DEM DOKTORVATER INHALT ■ PROFILE 3 18 DIE ERDE IM VISIER LMU und TUM gründen neues GeoZentrum 20 WO FRANKENSTEIN STUDIERTE Ingolstädter Medizin-Museum feiert Jubiläum 22 KUNSTHISTORIKER IM PRAXISTEST Großer Auftritt für Piloty in der Neuen Pinakothek Foto: Witkop 24 MEILENSTEIN MECUM 16 Der Münchner Weg zum Arztberuf PROFILE EIN DANK DEM DOKTORVATER 26 TRAININGSLAGER FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE Elitestudenten kooperieren mit der Industrie 26 100 JAHRE FRAUENSTUDIUM IN BAYERN Ringvorlesung zum Jubiläum an der LMU 27 LEGO SPIELEN MIT ATOMEN Internationales „Forum on Nanoscience“ an der LMU ■ KUNSTSCHÄTZE PROFILE MEILENSTEIN MECUM 24 Foto: LMU 28 POETISCHE KUNST ■ FORUM 30 PRO & CONTRA: HOCHSCHULEN ALS STIFTUNGEN? ■ KÖPFE 32 NEUBERUFEN Foto: Maria Dorner 34 PREISE & EHRUNGEN ■ SERVICE 36 TIPPS & TERMINE 28 KUNSTSCHÄTZE POETISCHE KUNST ■ IMPRESSUM (UMSCHLAG) MUM 01/2003 Prof. em. Bernhard Witkop übergibt LMU wertvolles Stammbuch TITEL MUM 01/2003 4 BEIM KÜSSEN STIMMT DIE CHEMIE Foto: BASF / BMBF DAS WISSENSCHAFTSJAHR 2003 AN DER LMU Zum vierten Mal hat das Bundesforschungsministerium (BMBF) gemeinsam mit der Initiative „Wissenschaft im Dialog“ deutschlandweit ein Wissenschaftsjahr ausgerufen. Diesmal stehen Formeln und Elemente im Mittelpunkt der zahlreichen Veranstaltungen, Ausstellungen und Vorträge zum „Jahr der Chemie 2003“. Ein Schwerpunkt der Ereignisse liegt in München, und auch die LMU ist mit zahlreichen Aktionen dabei: Auf dem HighTechCampusLMU stimmt die Chemie. SCHUB FÜR DIE WISSENSCHAFT Auch die Mitarbeiter des Departments für Chemie und Pharmazie der Ludwig-Maximilians-Universität erhoffen sich vom Jahr der Chemie mehr Verständnis für ihr 1 Bakterien-Sammlungen beherbergen eine Vielzahl von Enzymen. Als Biokatalysatoren können sie fast jede chemische Reaktion ausführen. TITEL 5 MUM 01/2003 DIE BUNTE WELT DER CHEMIE Kann man Eisen essen? Wer reagiert mit wem, und vor allem – wie? Fragen, die die Fachdidaktiker der LMU bereits Kindern ab fünf Jahren, Jugendlichen und auch Familien in diesem Sommer persönlich beantworten können. Zusammen mit dem Kinder- und Jugendmuseum München haben Lehramtsstudenten unter Leitung von Professor Michael Anton eine Ausstellung konzipiert, die das durchaus auch unbeliebte Schulfach Chemie als eine faszinierende Materie präsentiert. Unter dem Titel „HaZweiOh!“ setzt sich diese „Mitmachausstellung“ vom 4. Juli 2003 an bewusst mit Vorurteilen gegenüber der Chemie auseinander. „Wir gehen von dem Alltagsgeschehen an einem Früh- 3 Foto: BASF Los ging alles mit einem Kuss. Bei der großen Silvesterparty 2002/2003 am Brandenburger Tor in Berlin startete das „Jahr der Chemie“ mit dem Austausch von Zärtlichkeiten. Der vom BMBF veranstaltete Kusswettbewerb bei eisiger Kälte machte den rund eine Million Zuschauern deutlich: Jede menschliche Gefühlsregung wird von einer komplexen Hormonfabrik in unserem Körper bestimmt. 15 Sekunden, so lange sollte ein idealer Kuss dauern, zumindest im Kusswettbewerb. Das aus Australien stammende Gewinnerpaar kam am nächsten an diese Zeit heran und nahm für sein preiswürdiges Siegesbussi 1000 Euro in Empfang. Die richtige Chemie machte es möglich. Nach dem Jahr der Physik 2000, dem Jahr der Lebenswissenschaften 2001 und dem Jahr der Geowissenschaften 2002, geht es nun um die Chemie als faszinierendes Forschungsgebiet. Um eine Branche, die mit Produkten wie Kunststoffen, Lacken und Medikamenten das tägliche Leben stark beeinflusst und zu den bedeutendsten Industriezweigen hierzulande zählt. Insgesamt acht deutsche Chemieorganisationen beteiligen sich am Wissenschaftsjahr 2003. Sie wollen das Interesse der breiten Öffentlichkeit an der Chemie wecken und auch die wissenschaftliche Seite des Fachs für jeden erlebbar machen. „Das Wichtigste, was die teilnehmenden Chemieorganisationen erreichen wollen, ist zu zeigen, welche Bedeutung die Chemie für unsere Gesellschaft hat. Damit sollen vor allem die jungen Menschen erreicht werden, die vor der Berufswahl stehen“, erklärt der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Prof. Wilhelm Simson (Interview, S. 8). Fach in der Öffentlichkeit und einen PR-Schub in eigener Sache: Immer noch entscheiden sich zuwenige Abiturientinnen und Abiturienten für ein Chemiestudium. Derzeit studieren rund 1600 angehende oder promovierende Chemiker und Pharmazeuten auf dem HighTechCampusLMU in Martinsried-Großhadern. Damit sie kontinuierlich Zuwachs erhalten, veranstaltet das Department auch im Jahr der Chemie wieder ein Schnupperstudium. Vom 1. bis 5. September 2003 können sich Schüler der Kollegstufe in der LMU in speziellen Vorlesungen, Praktika und Informationsveranstaltungen ein Bild vom Studienalltag in der Chemie und den attraktiven Lernund Forschungsbedingungen der LMU-Fakultät machen. Foto: BASF TITEL 7 Ein chemisches Phänomen der Natur: Nicht ein Farbstoff, sondern die besonders strukturierte Oberfläche färbt die Flügel des Schmetterlings blau. Foto: BASF MUM 01/2003 6 3 stückstisch aus und erklären anhand von gewöhnlichen Gegenständen wie der Porzellantasse, der Zeitung oder dem Eiweiß im Frühstücksei chemische Prozesse“, erläutert Didaktiker Michael Anton, der seit Februar 2003 eine Honorarprofessur an der Universität Wien hält. An zahlreichen interaktiven Objekten und Versuchsstationen können Kinder und Jugendliche erfahren, wie, wo und warum uns Chemie tagtäglich umgibt, wie sie wirkt und wozu sie gut ist. Finanziert wird die Schau von Sponsoren, darunter die Wacker AG und BMW. Außerdem kommt noch das Preisgeld von 25.000 Euro hinzu, mit dem „HaZweiOh!“ beim Wettbewerb „Push – Dialog Wissenschaft und Gesellschaft 2002“ des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft ausgezeichnet wurde. „Das ist das höchstmögliche Preisgeld, das im Rahmen dieses Wettbewerbs überhaupt vergeben wird“, ergänzt Professor Anton nicht ohne Stolz. In Verbindung mit dem preisgekrönten Konzept entstehen derzeit an der LMU eine ganze Reihe von Zulassungsarbeiten angehender Chemielehrer. Zudem wird die gesamte Schau in einer ausführlichen Evaluation von den Studierenden bewertet. Vorträge, Workshops für Lehrer am LMU-Department für Chemie und Showexperimente begleiten die „HaZweiOh!“-Präsentation, die bis zum 1. Februar 2004 in Münchner Kinderund Jugendmuseum am Hauptbahnhof zu sehen sein wird. CHEMISCHES TANZTHEATER Einer der wissenschaftlichen Höhepunkte im „Jahr der Chemie“ ist die Jahrestagung der „Gesellschaft deutscher Chemiker“ (GDCh), die vom 6. bis 11. Oktober 2003 in der bayerischen Landeshauptstadt stattfindet. Gastgeber des Forschertreffens sind die Fakultät für Chemie und Pharmazie der LudwigMaximilians-Universität (LMU) und die Fakultät für Chemie der Technischen Universität (TUM). Wer noch keine rechte Vorstellung von der Branche hat, bekommt sie hier: Die zahlreichen GDChFachgruppen gestalten die Tagung mit mehreren hundert wissenschaftlichen Symposien, Vorträgen und Poster-Sessions. Auch ein gemeinsames Halbtagessymposium von LMU und TUM mit vier Fachvorträgen der Professoren Christoph Bräuchle (LMU), Herbert Mayr 1 Der Natur abgeschaut: Wie blaue Perlen liegen die Wassertropfen auf einer mit Lotusspray imprägnierten Holzoberfläche. FACETTEN DER CHEMIE Über Kindern und Jugendlichen hat die LMU im „Jahr der Chemie“ die Erwachsenen nicht vergessen. In einer eigens zusammengestellten Vortragsreihe zum Wissenschaftsjahr berichten Nanowissenschaftler, Genetiker und andere Forscher der LMU unter dem Motto „Facetten der Chemie“ allgemeinverständlich aus ihrer Arbeit. Von „Farben und Farbstoffen“ über Foto: BASF Foto: BASF 1 Im Jahr der Chemie kann auch der Nachwuchs experimentieren: Diese Schülerinnen stellen im Labor ihr eigenes Duschgel her. die „Biochemischen Mechanismen beim Klonen“ und die „Restaurierung der Tonkriegerarmee der ersten chinesischen Kaiser“ bis zu „Historischen Sternstunden der Chemie in München“ reicht das Themenspektrum der Vorlesungen während des Sommersemesters 2003. Darüber hinaus ist die LMU auch beim bundesweiten „Tag der offenen Tür“ am 20. September mit einem bunten und informativen Programm dabei. Zu diesem Datum öffnen mehr als 200 Chemie-Unternehmen und 50 Forschungseinrichtungen ihre Pforten. 1 Auf chemischen Grundstoffen basierende Kunststoffe schützen Stromkabel und Wasserrohre. GLÜCKWÜNSCHE FÜR LIEBIG 2003 verbinden Chemiker nicht nur mit „ihrem“ Wissenschaftsjahr, sondern auch mit dem 200. Geburtstag des berühmten Chemikers und langjährigen Präsidenten der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Justus von Liebig (18031873). München gedenkt seines Ehrenbürgers Liebig im Jubiläums- ■ I N ZT UE RMN „E JT A- HK OR MDPEARS SC H E M I E “ jahr gleich dreimal: Mit einer Kranzniederlegung an dessen Grab im Alten Münchner Südfriedhof (12. Mai), mit einer Festveranstaltung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in der Residenz (7. Oktober) sowie mit der Ausstellung „Liebig – der streitbare Gelehrte“ vom 9. Oktober 2003 bis 31. Januar 2004 im Deutschen Museum. Der in Darmstadt geborene Wissenschaftler war einer der herausragenden Forscher seiner Zeit. Er erfand unter anderem den Mineraldünger und das Fleischextrakt, dem Julius Maggi mit seiner Suppenwürze erfolgreich nacheiferte. Noch heute verfeinert Liebigs Fleischkonzentrat als erstes FastFood-Produkt der Geschichte Soßen und Suppen. Die richtige Chemie machte es möglich. ■ Ortrun Huber Eine Übersicht über alle Veranstaltungen zum Jahr der Chemie: www.jahr-der-chemie.de Informationen und Anmeldung zum LMU-Schnupperstudium Chemie am Department für Chemie und Pharmazie der LMU (1.-5. September 2003) per E-Mail an: wst@cup.uni-muenchen.de Informationen zu Ausstellung „HaZweiOh!“ im Kinder- und Jugendmuseum München: www.kindermuseum-muenchen.de Das didaktische Rahmenprogramm zur Ausstellung ist ab Pfingsten abrufbar: www.cup.uni-muenchen.de/didaktik/index.htm Die LMU-Vortragsreihe „Facetten der Chemie“ findet im Sommersemester 2003 jeweils dienstags, 18.30 Uhr im Butenandt-Hörsaal der Fakultät für Chemie und Pharmazie, Butenandtstr. 5-13, Haus F in München-Großhadern statt. Themen und Referenten unter: www.cup.uni-muenchen.de/aktuell/JdCh/ Informationen zur Jahrestagung der „Gesellschaft deutscher Chemiker“ 2003 in München und zum Rahmenprogramm „Woche der Chemie“ im Internet: www.gdch.de Informationen zum Liebig-Jahr unter: www.liebig2003.de/ Link zur Liebig-Ausstellung im Deutschen Museum in München: www.deutsches-museum.de/ausstell/sonder/liebig.htm Foto: BAsF Links zu Berufsaussichten, Studium und Firmenkontakten im Bereich Chemie : www.chemie-im-fokus.de www.vaa.de www.vci.de www.chemkompass.de 1 Spezielle Polymere beeinflussen gezielt die Struktur von Kristallen wie Calciumcarbonat. Sie verhindern Beläge bei der Meerwasserentsalzung. Chemie-Wissensportale für Schüler und (Lehramts-)Studenten www.chemie-zum-anfassen.de http://chemie.zum.de/ 7 MUM 01/2003 1 Bestimmte Kunststoffe der chemischen Industrie machen die Sohlen von Lauf- und Turnschuhen besonders elastisch. TITEL Foto: BASF (LMU), Horst Kessler (TUM) und Wolfgang A. Herrmann (TUM) ist für den 7. Oktober geplant. Ein JobCenter bietet zudem die Möglichkeit für Unternehmer und Absolventen chemischer und verwandter Berufe, sich zu präsentieren, Kontakte zu knüpfen und berufliche Perspektiven auszuloten. Parallel zur Jahrestagung organisiert die GDCh in München unter dem Titel „Woche der Chemie“ ein buntes Rahmenprogramm mit zahlreichen Publikumsveranstaltungen, zum Beispiel Experimentalvorlesungen, Diskussionsrunden und einem „Puppen-Chemie-Theater“. Auch der Chemie-Truck des Bundesforschungsministeriums macht dann mit einem kompletten Labor an Bord in München Station. Einen besonderen Augenschmaus verspricht das Gastspiel des Tanztheaterstücks „Kekulés Traum“, das atomare und molekulare Bewegungen und Reaktionen in eine Choreographie versinnbildlicht. Das getanzte „molekulare Drehbuch“ stammt von dem Darmstädter Chemieprofessor Jürgen Brickmann, der sich mit seinem Stück auf naturwissenschaftliche Fakten und Zusammenhänge stützt. OHNE CHEMIE GEHT NICHTS MEHR EIN GESPRÄCH MIT PROFESSOR WILHELM SIMSON TITEL Kaum eine Branche ist so sehr auf die Spitzenforschung angewiesen wie die chemische Industrie. Dass die Kooperation mit den Universitäten enorm wichtig ist, weiß Prof. Wilhelm Simson aus eigener Erfahrung: Der Vorstandsvorsitzenden der E.ON AG und Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) studierte einst an der LMU. Heute engagiert sich der promovierte Chemiker hier als Honorarprofessor und Mitglied des Hochschulrats. MUM 01/2003 8 Foto: Huppertz MUM: Das Bundesforschungsministerium hat das Jahr 2003 gemeinsam mit der Initiative „Wissenschaft im Dialog“ und den deutschen Chemieorganisationen zum „Jahr der Chemie“ erklärt. Was erwarten Sie von dieser Aktion? Simson: Das Wichtigste, was die teilnehmenden Chemieorganisationen erreichen wollen, ist zu zeigen, welche Bedeutung die Chemie für unsere Gesellschaft hat. Damit sollen vor allem die jungen Menschen erreicht werden, die vor der Berufswahl stehen. Denn: Ohne Chemie geht nichts mehr. Chemie ist eine große Querschnittswissenschaft und – industrie geworden. MUM: Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit zwischen der Universität als „Ausbilder“ künftiger Chemiker und der chemischen Industrie als potenzieller Arbeitgeber? Simson: Die Zusammenarbeit zwischen der chemischen Industrie und den Universitäten ist sehr gut. Das hat eine lange Tradition: Schließlich ist die Chemie die einzige Naturwissenschaft, die eine Industrie hervorgebracht hat. Große Chemiefirmen stehen meist in direktem Kontakt zu Universitäten, als Institution pflegt der Verband der Chemischen Industrie (VCI) die Kontakte. Im so genannten Fonds der Chemischen Industrie, dem Förderwerk der Branche, begegnen sich Praktiker, Forschungsleiter der Industrie und Hochschullehrer. Dabei geht es auch um die Weiterentwicklung der Chemikerausbildung. Das Thema ist deshalb so wichtig, weil die Unternehmen bestens ausgebildete Nachwuchschemiker brauchen, um ihre internationale Spitzenposition zu behaupten. Wir benötigen aber auch Chemiker, die Managementaufgaben übernehmen. MUM: Wo sehen Sie Defizite in der Kooperation? 1 Als „Apotheke der Welt“ wurde Deutschland einst bezeichnet. Heute liegt die Stärke deutscher Chemiker in der Entwicklung neuer Werkstoffe. Simson: Ein großes Defizit von Seiten des Staates ist, dass es den Hochschulen heute finanziell immer schlechter geht und es entsprechend schwer fällt, die besten Köpfe zu halten. Deutsche Hochschulen müssen an der Spitze bleiben, und dafür braucht man heutzutage schlicht Geld für Ausrüstungen und Geräte. Die Gefahr ist groß, dass Nachwuchswissenschaftler abwandern. MUM: Die chemische Industrie ist eine der forschungsintensivsten Branchen, vor allem in der Biotechnologie. Sie haben wiederholt die Behinderungen durch die nicht aufeinander abgestimmten gesetzlichen Regelungen in diesem Bereich beklagt. Welche Maßnahmen erwarten Sie hier von der Bundesregierung? Simson: Neben innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen sind heute die Umweltgesetzgebung sowie die Wirtschafts- und Steuerpolitik sehr wichtig. Die vielen gesetzlichen Regelungen in Deutschland sind ein Standortnachteil. Ein Beispiel ist die grüne Gentechnik. Ihre Erforschung wird vom Bundesforschungsministerium gefördert, von anderer Stelle aber wird die kommerzielle Nutzung der genetisch veränderten Pflanzen unterbunden. Ein anderes Problem sind die geplanten europäischen Regelungen zur Chemikalienpolitik – ein Arbeitsgebiet, auf dem die Bundesregierung, die IG Bergbau, Chemie, Energie und der VCI eine gemeinsame Position vertreten. Viele Chemikalien für innovative Spezialanwendungen, die nur in kleineren Mengen produziert werden, dürften durch die aufwändigen Prüfungs- und Zulassungsverfahren vom Markt verschwinden. Wir werden in Deutschland nur dann weiterhin eine starke öffentlich und privat finanzierte Forschung aufrecht men. Wir brauchen Zuwanderungsregelungen, damit mehr hoch qualifizierte Chemiker aus dem NichtEU-Ausland den Weg zu uns finden. Für Wissenschaftler aus Osteuropa ist es nach wie vor nicht einfach, nach Deutschland zu kommen. MUM: Warum ist trotz dieser Nach- „DEUTSCHE HOCHSCHULEN MÜSSEN AN DER SPITZE BLEIBEN.” wuchssorgen der Doktortitel für eine Einstellung bei großen ChemieUnternehmen immer noch Pflicht? Simson: Eine Frage, die viele beschäftigt. Zum einen: Für die Chemiker, die in die Forschung wollen, wird der Doktortitel immer eine Rolle spielen. Mit der Doktorarbeit beweisen Sie, dass Sie selbstständig ein wissenschaftliches Problem lösen können. Wir brauchen aber TITEL 9 ■ ZUR PERSON Prof. Wilhelm Simson, Jahrgang 1938, schloss 1968 sein Chemiestudium an der LMU mit der Promotion ab. Viele Jahre war er in der Lackindustrie tätig. 1989 wechselte er als Vorstandsmitglied zur SKW Trostberg AG. Seit 1998 Vorstandsvorsitzender der VIAG AG München, wurde Simson nach der Fusion von VIAG und VEBA im Jahr 2000 Konzernchef der neu entstandenen E.ON AG. Am 1. Mai 2003 scheidet er in dieser Funktion aus. Seit 2001 ist Simson Präsident des Verbandes der deutschen chemischen Industrie (VCI). Der gebürtige Kölner lehrt seit 1998 als Honorarprofessor an der LMU und ist seit 1999 Mitglied des Hochschulrats. MUM 01/2003 erhalten können, wenn es für die Chemieunternehmen auch attraktiv ist, hier zu produzieren und zu verkaufen. MUM: Als Präsident des VCI betonen Sie immer wieder das Innovationspotenzial der deutschen chemischen Industrie. Inwieweit wird diese Innovationskraft durch die Abwanderung deutscher Forscher ins Ausland gehemmt? Simson: Rund 16 Prozent der globalen Forschung und Entwicklung in der Chemie finden in Deutschland statt. Damit sind wir im internationalen Bereich ein wichtiger Standort für die Chemie. Doch in der Pharmaindustrie haben uns die USA den Rang abgelaufen. Früher war Deutschland die „Apotheke der Welt“. Eine unserer Stärken liegt dagegen derzeit in der Entwicklung neuer Werkstoffe für Hochleistungsanforderungen, zum Beispiel im Automobilbau. Die Nähe der Unternehmen zu den Kunden ist da ein erheblicher Standortvorteil. Auch deshalb ist es so wichtig, Spitzenwissenschaftler an uns zu binden. Es könnte in den nächsten Jahren durchaus zu einem Nachwuchsmangel in der Chemie kom- Zukunftsaussichten für Chemiker in den nächsten Jahren? Simson: Die Zukunftsaussichten sind sehr günstig. Das liegt auch an den rückläufigen Absolventenzahlen. Im Moment hält sich die Industrie konjunkturell bedingt zurück. Doch wenn die Nachfrage wieder anzieht, werden die Chemieabsolventen vermutlich unter mehreren Angeboten auswählen können. MUM: Welche Qualifikationen muss der Mitarbeiter einer Hochschule vorweisen, der in die chemische Industrie wechseln will? Simson: Neben den notwendigen Fachkenntnissen sollten zukünftige Führungskräfte schlicht Persönlichkeit mitbringen. Und wer in die Forschung will, braucht die Promotion. Was sonst noch wichtig ist: Einsatzbereitschaft, Belastbarkeit, hohe Motivation sowie Team- und Kommunikationsfähigkeit. Kurz gesagt: Die Chemie muss stimmen. ■ Interview: Erhard Lachmann Foto: LMU Foto: BASF 1 VCI-Präsident Wilhelm Simson kritisiert den Umgang mit der grünen Gentechnik in Deutschland. Die Forschung würde gefördert, die kommerzielle Nutzung von gentechnisch veränderten Pflanzen aber unterbunden. auch Chemiker im Management. Die chemische Industrie hat sich aus diesem Grund intensiv an der Studienreformdiskussion beteiligt und beispielsweise ihre Vorstellungen zum neuen Studiengang des „Wirtschafts-Chemikers“ eingebracht. Wir müssen offen für Kombinationen sein: Wir brauchen Leute, die ihren Bachelor in Chemie machen, danach ihren Master in Betriebswirtschaft. Auch Fremdsprachen werden immer wichtiger. MUM: 22 Prozent der ChemieAbsolventen mit Promotion sind Frauen, davon findet etwa die Hälfte einen Arbeitsplatz in der Industrie. Welche Maßnahmen müssen sowohl Hochschulen als auch die Industrie ergreifen, um die Chancen von Chemikerinnen zu verbessern? Simson: In vielen Unternehmen gewinnt das Thema Frauenförderung immer größere Bedeutung – auch im Hinblick auf den Mangel an Nachwuchskräften. Größere Unternehmen haben mehr Möglichkeiten, Angebote zu machen, wie Beruf und Familie vereinbart werden können. Kleinere Unternehmen haben da Probleme. Zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft gibt es auf EU-Ebene Angebote, zum Beispiel Stipendien. Und im öffentlichen Dienst existieren klare Regeln, um verstärkt Bewerbungen von Frauen zu erhalten. MUM: Die chemische Industrie investiert Milliardenbeträge im Ausland. Welche Rolle spielen dabei die potenziell besseren Forschungsbedingungen? Simson: Es ist grundsätzlich eine falsche Annahme, dass die chemische Industrie Deutschland aufgibt, wenn sie im Ausland investiert. Die Investitionen haben das Ziel, auf den großen Weltmärkten präsent zu sein. Die Produkte sollen dort hergestellt werden, wo auch die Käufer sind. Nehmen wir die USA, den weltgrößten Pharmamarkt. Es ist doch einleuchtend, dass sich dort globale Pharmaunternehmen auch in Forschung und Entwicklung engagieren. Ich bin ein großer Befürworter der Verlagerung bestimmter Produktionen der Chemie ins Ausland. Wir sollten nicht nur verkaufen, sondern den Ländern eine Möglichkeit geben, selbst zu produzieren. MUM: Wie beurteilen Sie die ESSAY WIE WERDEN PROFESSOREN BESSERE PRÜFER? MUM 01/2003 10 Interdisziplinäres Zentrum für Hochschuldidaktik (IZHD), Universität Bielefeld Foto: IZHD ESSAY Dr. WolffDietrich Webler OBWOHL VIELE MÜNDLICHE UND SCHRIFTLICHE PRÜFUNGEN „GUT LAUFEN“, WERDEN ZU VIELE VON IHNEN AN DEUTSCHEN HOCHSCHULEN NICHT PROFESSIONELL GESTALTET. EIN PROBLEMBEWUSSTSEIN IST ALLERDINGS KAUM VORHANDEN. DABEI IST DER ERWERB VON PRÜFUNGSKOMPETENZ DRINGEND NOTWENDIG, UM ZU VERHINDERN, DASS WILLKÜR UND ZUFÄLLE DIE ERGEBNISSE ZUM GLÜCKSSPIEL WERDEN LASSEN. GLEICHZEITIG APPELLIERT DER AUTOR AN DIE LEHRENDEN, DEN ERWERB VON PRÜFUNGSKOMPETENZ AUCH AUS VERANTWORTUNG GEGENÜBER DEN PRÜFLINGEN ERNST ZU NEHMEN. Viele Prüfungen „laufen gut“. Vernünftige Vorbereitung und ein Prüfungsablauf, in dem die Kandidatinnen und Kandidaten ihre Fähigkeiten zeigen konnten, gehen Hand in Hand. Es gibt auch durchaus Prüfer mit Naturtalent. Aber viel zu viele Prüfungen laufen nur mit Glück gut, sind also nicht professionell gestaltet worden oder „gehen schief“ – alles Formulierungen, die auf einen zu hohen Zufallsanteil verweisen. Ein Problembewusstsein ist jedoch kaum vorhanden, kaum jemand verspürt Handlungsdruck. Der Alltag verläuft – mangels besserer Kriterien, mit denen Prüfungsverläufe analysiert und Fehler sichtbar gemacht werden könnten - großenteils unspektakulär. Prüfungen sind ihrer Art nach systematisch so angelegt, dass immer nur Einzelkandidaten versagen können, aber das Studiensystem oder einzelne Lehrveranstaltungen als möglich Mitursachen nicht in den Blick kommen. Mit dem Prüfungsablauf, der einen mehr oder minder großen individuellen Erfolg der Kandidaten feststellt, ist das Verfahren abgeschlossen. Dabei kommen aber gravierende Fehler vor. Prüfungsergebnisse entstehen z.B. dann auf der Basis von Zufall, wenn Studierende nicht repräsentativ über das (von ihnen intensiv gelernte) Prüfungsgebiet befragt werden, sondern nur über ein Randgebiet, da dieses zufällig das Spezialgebiet des Prüfers ist. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass Wiederholungsklausuren unter Umständen willkürlich bewertet werden und dass der Schwierigkeitsgrad schriftlicher Prüfungen je nach Prüfungstermin drastisch variieren kann, so dass das Erwischen des „richtigen“ Klausurtermins einem Glücksspiel gleicht. Übergroße Prüfungsangst, die durch die Irrationalität unberechenbarer Prüfungsprozeduren geschürt wird, ist ein wesentlicher Faktor der Studienzeitverlängerung, wie der Verfasser in zahlreichen Fachbereichsevaluationen festgestellt hat. Irrationale Prüfungsverläufe zerstören studentisches Vertrauen in die Universität und tragen zusätzlich dazu bei, Studium zum Schein(e)studium degenerieren zu lassen. AUSBILDUNG FÜR PRÜFER: FEHLANZEIGE Man mag es kaum glauben: Zum Abschluss der teuersten Ausbildung, die diese Gesellschaft sich leistet – ein Hochschulstudium –, setzt sie Prüfer ein, die Prüfen nie gelernt haben, also krasse Amateure sind. Das ist kein Pauschalvorwurf, sondern ein Systemfehler. Ein Fachgebiet zu beherrschen heißt beileibe nicht, es prüfen zu können. Selbst die „richtigen“ (prüfungsadäquaten) Fragen zu stellen, ist ohne Ausbildung nicht gewährleistet. Aber Expertise in einem Fachgebiet deckt auch die Befähigung zur angemessenen Bewertung von Leistungen nicht ab. Und: Eine Hochschulprüfung muss viel mehr abdecken, als lediglich Wissen festzustellen. Im Vergleich dazu verlangt das Berufsbildungsgesetz eine mindestens 20-stündige Ausbildung zum Prüfer, bevor Prüfer-Aufgaben in der beruflichen Bildung übernommen werden dürfen. Solange Prüfungen im Hochschulbereich bis weit ins 19. Jahrhundert hinein im Wesentlichen darin bestehen konnten, Personen neben einer für angemessen erachteten schriftlichen Leistung durch ein mehr oder minder lockeres Fachgespräch in die Fachgemeinschaft aufzunehmen und seine Fähigkeiten zu bestätigen, solange mochte als Prüferqualifikation ausreichen, ein solches Fachge- spräch zu führen. Aber seit Dezimalstellen hinter dem Komma über die Aufnahme in den Schuldienst, seit Teilnoten schon über Berufschancen entscheiden können, ist dies nicht mehr akzeptabel, sondern verantwortungslos. Die Präsidenten der deutschen Prüfungsämter für das Lehramt an Schulen kamen schon vor einigen Jahren am Ende eines eintägigen Prüfungsworkshops des Verfassers erschrocken zu dem Ergebnis, dass kein Hochschullehrer die Prüfungsberechtigung für dieses Staatsexamen bekommen dürfe, der nicht wenigstens ein solches Werkstattseminar durchlaufen habe. Ob dieser Eindruck in den Bundesländern praktische Schritte nach sich zog, ist nicht bekannt geworden. Die umfangreichen Probleme (Standardfehler füllen eine Liste mit 24 Fehlerquellen) sollen mit ein paar Beispielen wenigstens angedeutet werden: 1. Kaum ein Prüfer, der nicht selbst eine Lehrerausbildung durchlaufen hat, kann verschiedene Schwierigkeitsgrade bzw. Anforderungsniveaus von Fragen klar unterscheiden, geschweige denn auch zwischen den Niveaus vergleichend bewerten. 2. Es gibt nur wenige Fachbereiche, in denen Ansprüche an die Art der Protokollführung für mündliche Prüfungen klar festgelegt sind. Kaum erwähnenswert, dass die Aussagekraft der Unterlagen im Fall einer Überprüfung in einem Prüfungskonflikt äußerst dürftig ist. 3. Kaum ein Prüfer ist davon frei, die Einzelleistung mit dem Niveau der Gruppe oder den vorangegangenen Prüfungsgesprächen zu vergleichen. Folgt eine mittlere Leistung einem hervorragenden Gespräch, wird diese Leistung schlechter bewertet als die gleiche mittlere Leistung nach einem vorangegangenen, schlechten Verlauf. 4. In Gruppenprüfungen wer- erwerben. Prüfungen waren lange Zeit ein gemiedenes, unterschätztes oder tabuisiertes Gebiet. Hinzu kommt die bekannte Statusbarriere: Viele meinen, mit der Teilnahme an einer Fortbildung würden sie sich etwas vergeben. Da aber niemand bisher Prüfen lernen konnte, ist es nur realistisch, Nachholbedürftigkeit anzunehmen. Die Teilnahme an solchen Angeboten beweist im Gegenteil Verantwortungsbewusstsein den Prüflingen gegenüber. Ob eine solche Ausbildung insbesondere beim wissenschaftlichen Nachwuchs durch Freistellung und Kostenübernahme gefördert wird, ist durchaus ein Test darüber, wie weit die Bundesländer und die ausbildende Universität ihre Verantwortung für die Zukunft von Studium und die im Namen der Universität attestierten Prüfungsleistungen ernst nehmen. Das Gleiche – diese Aufgabe ernst nehmen – gilt aber auch für die einzelnen Lehrenden selbst. ■ Neben einigen Veranstaltungen des Verfassers (im Internet unter www.uni-bielefeld.de/IZHD) sind weitere Anbieter hochschuldidaktischer Werkstattseminare, die sich mit der Vermittlung von Prüfungskompetenz befassen, im Internet auf der Homepage der (Bundes-) Arbeitsgemeinschaft für Hochschuldidaktik (AHD) (www.hdz.unidortmund.de/ahd/index.php) zu finden. ESSAY PRÜFEN IST ERLERNBAR Eine einwandfreie Prüfung organisieren und durchführen zu können – das ist als Prüfungs-Kompetenz zu fordern. Dazu zählen unter anderem testtheoretische Grundkenntnisse; die Fähigkeit, komplexe Prüfungsanforderungen zu formulieren, berufliche Kompetenzen zu lehren und zu prüfen, alternative Prüfungsmethoden zu beherrschen, Prüfungen korrekt und umsichtig zu gestalten, Prüfungsfragen einwandfrei und auf verschiedenen kognitiven Niveaus zu formulieren und auch ein Feedback nach Prüfungen geben zu können. Da es sich ausnahmslos um erlernbare Fähigkeiten handelt, sind für angehende Prüfer Lernumgebungen zu entwickeln, die den Erwerb dieser Kompetenzen erlauben. Zudem sollten auch bereits „praktizierende“ Prüfer eine spezielle Ausbildung durchlaufen. Das gilt ausdrücklich ohne Rücksicht auf Status und Prüfungserfahrung, weil vieles durch „learning-by-doing“ und durch Modell-Lernen als Beisitzer nicht gelernt werden kann. Alle Lehrenden müssen sich dringend über einige testtheoretische Grundlagen des Prüfens und über typische Fallstricke im Prüfungsalltag informieren. Zudem wäre es sehr günstig, wenn sie sich die Prüfungswirklichkeit analysierend anschauen und vorhandene Klausuren aus Sicht der Testtheorie und der Praxis einwandfreien Fragens betrachten würden. Nach einem einführenden hochschuldidaktischen Prüfungsseminar, in dem das Ausmaß der Probleme drastisch sichtbar wird, ist die Bereitschaft dazu meist schon vorhanden. Bessere Prüfungsergebnisse tragen außerdem zu einer höheren Berufszufriedenheit der Hochschullehrer bei. Sie lassen auch die Hochschule, den Fachbereich und den einzelnen Prüfer bei den Absolventen in besserer Erinnerung zurück, was angesichts des Aufbaus von Alumni-Initiativen und deren Förderbereitschaft für ihre „alte“ Hochschule von wachsender Bedeutung ist. Eine entscheidende Verbesserung des Prüferverhaltens kann durch den Entwurf von Klausuren, deren Durchsicht und Rückmeldung darüber und die Simulationen mündlicher Prüfungen im Rahmen weiterer Fortbildungsschritte dann sehr schnell erreicht werden. Zurzeit gibt es nicht viele Möglichkeiten, Prüfungskompetenz zu 11 MUM 01/2003 HOHE FOLGEKOSTEN Weil diese Art Mängel häufig vorkommt, können Prüfungen ihre vielfältigen Funktionen (didaktische, Rekrutierungs-, Herrschaftsund Sozialisationsfunktionen) nicht (mehr) erfüllen. Das bedeutet, dass Prüfungen all zu oft weder Orientierung über den Ausbildungsstand geben, noch als Qualifikationsnachweis dienen, der für eine bestimmte berufliche Position legitimieren könnte. Daraus folgen neben individuellen auch volkswirtschaftliche Folgen (Mehrkosten der Ausbildung, im schlimmsten Fall Ausschluss von der Berufsausübung trotz Qualifikation und langem, teuerem Ausbildungsweg). Aus der gesellschaftlichen, fachlichen und individuellen Funktion von Prüfungen ergeben sich Anforderungen an die Prüfer, die zunächst einmal auf die Einhaltung von testtheoretischen Basisanforderungen hinauslaufen: Prüfungen müssen den Forderungen der Objektivität, Reliabilität (Zuverlässigkeit) und Validität entsprechen. Das ist in der Alltagspraxis schon schwer genug einzuhalten. Da es zahlreiche Umstände der Rahmenbedingungen und der Prüfungsabläufe gibt, die diese drei Grundbe- dingungen gefährden, müssen Prüfer die zahlreichen Variablen der Einflüsse auf Prüfungen kennen, diese Einflüsse in der realen Gestaltung des Prüfungsablaufs berücksichtigen und kontrollieren können. Die Fülle der Fehlerquellen hier aufzuzählen sprengt den Rahmen. Eine sei hier stellvertretend aber besonders hervorgehoben: Die Noten fallen umso besser aus, je müder ein Prüfer ist – also mutmaßlich gegen Ende einer Prüfungsserie. Das hat vielfältige Ursachen, die hier nicht verfolgt werden können. Foto: Haak & Nakat den Fragen, die der zuerst gefragte Kandidat nicht beantwortet hat, oft durchgereicht. Dabei wird der beginnende Kandidat nicht ausreichend oft gewechselt, so dass die hinten Sitzenden tendenziell immer schwierigere Fragen bekommen als vorne. 5. Häufig wird wohlwollend eine bewusst weite Eröffnungsfrage gestellt, um dem Kandidaten einen selbst gewählten Einstieg zu ermöglichen. Statt Absicht und Chance zur eigenen Gestaltung zu erkennen, zermartern sich die Kandidaten den Kopf, was der Prüfer auf dieses Frage wohl hören will. Längeres Schweigen ist erst mal die Folge, was als Unsicherheit oder Nichtwissen missdeutet wird. 6. Welche Leistung ist mit welchen Punktzahlen zu belegen und wie sind sie untereinander zu gewichten? Hier zeigen viele vom Verfasser überprüfte, real gestellte Klausuren falsche und sogar innerhalb der gleichen Klausur widersprüchliche Gewichtungen. Fotos: Hans-Georg Liebich (1) / Maria Dorner (5) / Haak & Nakat (1) MUM 01/2003 PROFILE MOVIE-STAR IM HINTERGRUND ALS KULISSE IST DIE LMU IMMER WIEDER FILMREIF 12 PROFILE „Seid ihr die Komparsen?“ – Die Angesprochenen, zwei junge Männer und eine Frau, drehen die Köpfe und nicken. Eveline Neumann sucht auf dem Platz vor dem Hauptgebäude der LMU ihre Statisten zusammen. Zeit zum Plaudern hat sie nicht. „Gehört ihr auch zum Team?“, werden zwei Studentinnen auf dem Weg in die Unibibliothek gefragt. „Nö. Aber was wird denn hier gedreht?“, kommt prompt die Gegenfrage. Wer zum Film will, ist an der LMU gut aufgehoben. Das Hauptgebäude der Universität, 1840 erbaut, ist in der Medienstadt München eine beliebte Kulisse für Kino- und Fernsehfilme. „Gelübde des Herzens“ lautet der Arbeitstitel des Fernsehfilms, der im Januar dieses Jahres an der LMU gedreht wird. Im Spätsommer 2003 soll das Werk mit Sandra Speichert in der Hauptrolle in der ARD gezeigt werden, erklärt Carsten Kley. Der erste Aufnahmeleiter der „Teamworx“-Produktion ist für den reibungslosen Ablauf des Drehs ver- SENATSSAAL ALS BANKBÜRO Im Schnitt kommen sechs Filmoder TV-Produktionen pro Semester in die LMU, um hier zu drehen. „Letztes Jahr hatten wir sogar einen großen internationalen Dreh“, sagt Lars Hempel, „der Film hieß ,Daddy’ mit Klaus-Maria Brandauer.“ Lars Hempel vergibt an der LMU die Räume an die Filmproduktionen. Eine so große Produktion wie „Daddy“ hat auch er noch nicht erlebt. Das Team sei zwar nur einen Tag an der LMU gewesen, „dafür haben sie aber sehr viel umgebaut und eine Menge Kulissen installiert“, erzählt Hempel. Kein Wunder, denn das Unigebäude sollte in die Rolle eines Schweizer Bankhauses schlüpfen. Aus dem ehrwürdigen Senatssaal der Universität wurde das Büro des Bankdirektors (gespielt von Klaus Maria Brandauer), dekoriert mit einem großen Eichentisch und KÜSSE IM HAUPTGEBÄUDE Auch Aufnahmeleiter Carsten Kley ist vom Hauptgebäude der LMU begeistert, das im Film „Gelübde des Herzens“ ein Institut für Restaurierung darstellt: „Die langen Gänge und das Audimax bieten eine schönen Hintergrund.“ Auch im Sitzungszimmer der Fakultäten wurde gedreht. Die Kussszene hier geriet allerdings etwas aufwändiger, denn die Kamera war vor dem Fenster auf einem Kran positioniert. Sonderwünsche, die die Universitätsverwaltung ohne Umstände ermöglicht. Entsprechend zufrieden ist Aufnahmeleiter Kley auch mit den Partnern in der LMU: „Die Unimitar- 13 MUM 01/2003 antwortlich. Dazu gehört auch, sich um das Verkehrschaos zu kümmern, das einige Lkw mit Equipment, der Catering-Wagen und das Auto von Regisseurin Karola Hattop auf dem Geschwister-Scholl-Platz verursachen. Ein ganz normaler Drehbeginn an einem ganz normalen Drehort. schweren Stühlen. Selbst der prächtige Gobelin an der Wand musste einer Kulisse weichen. Auch die Fassade des Hauptgebäudes wurde als Szenerie genutzt: „Ich kam abends extra noch einmal in die Universität und habe mir das angesehen. Es sah schon toll aus: alles beleuchtet und überall Schweizer Fahnen“, erzählt Lars Hempel. Zusätzlich prangte in großen Goldlettern über dem Eingangsportal „Banque de Genève“. Die ARD will „Daddy“ dieses Jahr ausstrahlen. „Im Ausland soll der Film sogar ins Kino kommen“, fügt Hempel nicht ohne Stolz hinzu. beiter sind sehr kooperativ und haben alle unsere Wünsche ermöglicht.“ Selbst der große Bedarf an Aufenthaltsräumen für die Schauspieler und das weitere Team sei kein Problem gewesen. „Diese unkomplizierte Zusammenarbeit ist schon eine große Erleichterung für meine Arbeit“, so Kley. Zufrieden sind nicht nur die Filmteams, zufrieden ist auch die LMU über die Einnahmen durch die Nutzung der Uni-Flächen. Der Preisrahmen wird vom Wissenschaftsministerium vorgegeben. Einen Teil der Erlöse muss die Universität an den bayerischen Finanzminister weiterleiten, einen Anteil kann sie jedoch behalten. Filmaufnahmen für die aktuelle Berichterstattung sind hingegen kostenlos. Auch wenn es um wissenschaftliche Beiträge zu zeitgeschichtlichen Themen geht, ist das Drehen auf dem Campus in der Regel frei. Mittlerweile hat das „Teamworx“-Team die dritte Probe hinter sich. Die Szene kann gedreht werden: Sandra Speichert soll ihrem Film-Chef auf dem Gang hinterher laufen. Das Team ist routiniert, von Anspannung keine Spur. Nur die Komparsen stehen nervös herum. Einer soll mit einem Fresko im Arm den Gang hinunter- und an Sandra Speichert vorbeilaufen – und dabei ganz natürlich wirken. „Achtung! Ruhe bitte!“ Die Klappe fällt. Aufnahme läuft. ■ kg Foto: LMU PROFILE Foto: LMU MUM 01/2003 14 WIDERSTAND VOR 60 JAHREN GEDENKEN AN DIE ERMORDUNG VON HANS UND SOPHIE SCHOLL 70 Jahre nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und 60 Jahre nach der Ermordung der Mitglieder der „Weißen Rose“ wird in diesem Jahr besonders des Widerstands gegen das NS-Regime gedacht. An der LMU erinnern eine ganze Reihe von prominent besetzten Veranstaltungen an das besondere Engagement und Schicksal von Hans und Sophie Scholl und ihrer Mitstreiter Kurt Huber, Hans Leipelt, Christoph Probst, Alexander Schmorell und Willi Graf. „Ihr sollt nicht umsonst gestorben sein, sollt nicht vergessen sein“, versicherte Thomas Mann in einer seiner monatlichen Radioreden via BBC im Mai 1943, wenige Wochen nach der Ermordung von Hans und Sophie Scholl. Um den Musikwissenschaftler Professor Kurt Huber und die Geschwister, beide Studierende der Ludwig-Maximilians-Universität, hatte sich in der Zeit des Nationalsozialismus die Gruppe „Weiße Rose“ gebildet: Mit Flugblättern riefen die Scholls am 18. Februar 1943 im Lichthof der Universität zum Widerstand gegen das Terrorregime auf. Noch am gleichen Tag wurden sie denunziert, verhaftet und am 22. Februar 1943 hingerichtet. GROßER ANDRANG BEI GEDÄCHTNISVORLESUNG Als besonderen Beitrag der LMU im „Weiße-Rose“-Gedenkjahr will die Universität München zum Ende des Sommersemesters 2003 eine Sonderausstellung im Lichthof des Hauptgebäudes am GeschwisterScholl-Platz zeigen. Die Schau, die in Kooperation mit dem Münchner Institut für Zeitgeschichte konzipiert wird, soll bislang nicht öffentlich zugängliche Dokumente und Fotografien aus dem Nachlass Hans Scholl präsentieren. Bereits seit 1980 lädt die LMU jedes Jahr im Gedenken an das Vermächtnis der Geschwister Scholl zur „Weiße Rose Gedächtnisvorlesung“. Diesmal war das Interesse besonders groß: Mehr als 1500 Besucher kamen am 30. Januar in das Hauptgebäude der Universität, um den Vortrag von Bundespräsident Johannes Rau zu hören. Im Auditorium Maximum erinnerte das Staatsoberhaupt daran, dass der NS-Widerstand lange Zeit diskriminiert wurde: „Es gibt viele Beispiele dafür, wie Widerstandskämpfer instrumentalisiert worden sind. Dazu gehört auch die ,Weiße Rose’. Wer das verstehen will, der muss sich vor Augen führen, dass Gedenken nicht nur dazu dienen kann, sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen. Gedenken kann auch dazu missbraucht werden, diese Auseinandersetzung zu verhindern. Darum müssen wir auch die Motive, den Inhalt und die Form des Gedenkens immer wieder kritisch prüfen.“ Besonders die überlebenden Mitglieder der „Weißen Rose“ hätten immer wieder darauf hingewiesen, dass ihr Widerstand lange Zeit zugleich idealisiert und romantisiert worden sei, so der Bundespräsident. Vor seiner Rede hatte Rau gemeinsam mit Rektor Prof. Bernd Huber im Lichthof der LMU einen 1 „Ihr sollt nicht umsonst gestorben sein“: Vor 60 Jahren wurden Christoph Probst, Sophie Scholl und Hans Scholl (v.l.n.r.) in München hingerichtet. Foto: Bundesbildstelle Foto: Deutscher Bundestag 1 Würdigte die „Weiße Rose“: Bundespräsident Johannes Rau Foto: Christel Schura Schauspieler Simon Verhoeven, aus den Gestapoverhörprotokollen von Hans und Sophie Scholl. „Und ihr Geist lebt trotzdem weiter“ lautete das Motto eines Gedenkgottesdienstes, den die Evangelische Studentengemeinde an der LMU am selben Nachmittag in der Markuskirche ausrichtete. Auf drastische Weise würdigten die Studierendenvertreter des so genannten AStA an der LMU die Widerstandskämpfer: In Form eines „Ge-Denk-Theaters“ im Lichthof der Universität stellten Schauspieler die Hinrichtung von Sophie Scholl und anderen Widerstandskämpfern nach. Die Stiftung Weiße Rose hatte sich im Vorfeld von der krassen Inszenierung mit dem Titel „Letzte Worte“ distanziert. Wegen seines provozierenden Charakters war das Stück auch nicht in das offizielle Gedenkprogramm aufgenommen worden. ■ oh 1 Zeitgeschichtliches Zeugnis: Bundespräsident Johannes Rau signierte nach seiner Rede das Veranstaltungsplakat zur „Weiße Rose Gedächtnisvorlesung 2003“. 1 Sprach in München: Bundestagspräsident Wolfgang Thierse 15 MUM 01/2003 GEGEN DAS WEGGEHEN, WEGHÖREN, WEGSEHEN Am 18. Februar lud die Weiße Rose Stiftung in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung/BayernForum und der Bayerischen Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit zu einem Gedenk-Symposium – auf den Tag genau 60 Jahre, nachdem Hans und Sophie Scholl im Lichthof der Universität verhaftet worden waren. Unter dem Titel „60. Jahrestag Weiße Rose“ diskutierten Historiker über neue Aspekte der Forschung. Den Mittelpunkt der Tagung bildete die Veranstaltung „Erinnern an den 18. Februar 1943: Verhaftung von Hans und Sophie Scholl im Lichthof der Ludwig-MaximiliansUniversität München“, bei der der Präsident des Deutschen Bundestages, Wolfgang Thierse, in der Großen Aula der Universität „Gedanken zur Weißen Rose“ formulierte. Der SPD-Politiker sprach dabei von der Notwendigkeit, die Ideale der hingerichteten Mitglieder der „Weißen Rose“ auch in der Gegenwart mit Leben zu erfüllen: „Die wichtigste Lehre des Widerstandes ist die, dass ein Unrechtsregime am besten bekämpft werden kann, indem es gar nicht erst die Chance erhält, an die Macht zu kommen. Demokratiefeindlicher Extremismus kann nur durch Festigkeit, nicht aber durch Weggehen, Weghören und Wegsehen überwunden werden. Das erste, was Not tut, ist den Extremismus nicht zu unterschätzen und ihm keinen Millimeter auszuweichen.“ Im Anschluss lasen die Schauspielerin Senta Berger und ihr Sohn, der PROFILE Foto: George J. Wittenstein Kranz für die Mitglieder der „Weißen Rose“ niedergelegt. Fotos: Witkop / M. Dorner PROFILE EIN DANK DEM DOKTORVATER PROF. EM. BERNHARD WITKOP ÜBERGIBT LMU WERTVOLLES FAMILIENSTAMMBUCH 1 Bernhard Witkop als junger Mann MUM 01/2003 16 Es liest sich wie ein „Who’s who“ der deutschen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts: Hermann Hesse, Stefan Zweig, Thomas Mann und viele weitere wichtige deutsche Schriftsteller haben sich in das Stammbuch der Familie Witkop eingetragen. Daneben finden sich auch die Chemiker der Münchner „Nobel-Schule“, darunter Richard Willstätter, Heinrich Wieland, Arnold Sommerfeld und Feodor Lynen. Professor emeritus Bernhard Witkop, selbst Chemiker und Direktor am Natio- 1 1924 schreibt Thomas Mann in das Stammbuch des Literaturwissenschaftlers Philipp Witkop, Vater von Bernhard Witkop: „Und abermals ein Kommen und Gehen! (...) Dank. Und wieder: Auf Wiedersehen!“ nal Institute of Health in Bethesda/Maryland (USA), hat jetzt der LMU dieses Stammbuch zusammen mit anderen wertvollen Schriften übergeben. Die Schenkung ist ein Dank für den Schutz, den Bernhard Witkop als Student der LMU während der Zeit des Nationalsozialismus durch seinen Professor, den Chemie-Nobelpreisträger Heinrich Wieland, erfuhr. Zwar nicht als ein „Nest des Widerstandes“, wohl aber als eine „Oase 1 Hermann Hesse hinterlässt 1925 einen Vers: „Manchmal wenn ein Vogel ruft / Oder ein Wind geht in den Zweigen / Oder ein Hund bellt im fernsten Gehöfte, / Dann muß ich lange lauschen und schweigen. (...)“ nicht für Heinrich Wieland. Dessen ungeachtet und trotz schwerer Sehund Gehbehinderung nimmt der Professor die beschwerliche Reise von München nach Donauwörth auf sich, um seinem Studenten zur Seite zu stehen. Leipelt wird zum Tode verurteilt und am 29. Januar 1945 hingerichtet. genden Jahrzehnten zu führenden wissenschaftlichen Einrichtungen der USA entwickeln. Bis heute ist Witkop seinem Institut treu geblieben. Von 1957 bis 1987 leitet er als Direktor das „Laboratory of Chemistry“, das heute, nach mehreren Namensänderungen, als „National Institute of Diabetes & Digestive & Kidney Diseases“ firmiert. Witkop hat in seiner Arbeit immer den interdisziplinären Ansatz gesucht. Die Toxikologie zieht sich dennoch wie ein roter Faden durch die Liste seiner Veröffentlichungen, wie einige Stichworte daraus verraten: Curare, Pilzgifte, Gifte der Amphibien, Mescalin und LSD. Als sein „star-paper“ bezeichnet er allerdings einen Artikel über die chemische Aufspaltung von Proteinen, den Bausteinen organischer PROFILE 1 In den 30er Jahren gehörte eine BMW bereits zu den begehrten Maschinen: Bernhard Witkop 1939 als Münchner LMU-Student auf seinem Motorrad. Materie. Diese Arbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur später entwickelten künstlichen Synthese von Hormonen, etwa des Insulins. Neben sehr vielen wissenschaftlichen Auszeichnungen erhält Witkop 1990 auch das „Goldene Doktordiplom“ der LMU. Seit vielen Jahren beschäftigt sich Bernhard Witkop mit der Geschichte und Philosophie der Wissenschaften. Er ist Mitglied der „National Academy of Sciences“ und der „American Academy of Arts and Sciences“. Zudem gehört er der Abteilung Biologie der „American Philosophical Society“ an, die nur etwa 50 Mitglieder zählt. Mit über 40 Jahren Japanisch gut genug gelernt zu haben, um Vorlesungen halten zu können – das ist sein besonderer Stolz. ■ suwe 17 MUM 01/2003 TOXIKOLOGISCHE FORSCHUNG Nach Beendigung des Studiums wird Witkop als einer der wenigen Doktoranden Wielands akzeptiert. Er soll die Struktur des Knollenblätterpilz-Toxins untersuchen. Der junge Doktorand verarbeitet eine halbe Tonne teils frischen, teils getrockneten Pilzmaterials – nicht unbedingt den modernen Regeln der Arbeitsplatz-Sicherheit entsprechend: „Augenentzündungen und Hautausschläge, die man sich dabei zuzog, wurden mit Stolz als Zeichen des Einsatzes in der Vorhut der Forschung getragen“, erinnert sich Witkop. Ein Studienkollege, der sich einmal bei Wieland beklagt, er habe am Morgen kaum seine eiterverklebten Augen öffnen können, bekommt die begeisterte Antwort: „Wir scheinen jetzt endlich recht wirksame Präparate zu bekommen.“ Schon vor Beendigung seiner Doktorarbeit erhält Witkop eine Einladung der amerikanischen Harvard University, die er erst 1947 annehmen kann. Nach drei Jahren in Harvard erhält Witkop ein Angebot des neu gegründeten „National Heart Institute“. Die Forschungseinrichtung gehört zu den „National Institutes of Health“, die sich in den fol- Fotos: Maria Dorner BEISTAND FÜR HANS LEIPELT In Wielands Labor ist auch Hans Leipelt beschäftigt. Er wird kurz nach der Verhaftung und Hinrichtung der Geschwister Scholl für die „Weiße Rose“ tätig. Für die mittellose Familie des ebenfalls durch die Nazis hingerichteten Professors Kurt Huber sammelt er Geld. 1944 wird Leipelt denunziert, dann verhaftet und angeklagt. Am Ausgang des Verfahrens gibt es keinen Zweifel, auch Foto: Witkop der Anständigkeit“ bezeichnet Bernhard Witkop, Jahrgang 1917, das Labor des Chemikers Heinrich Wieland während der Jahre des Naziterrors. Wieland, der 1927 den Nobelpreis erhalten hat, übt keinen offenen, aber stillen Widerstand aus: „Ich wollte schon 1933 etwas unternehmen, das sich bis zum Schluss durchhalten lässt.“ Dazu gehört, dass er das persönliche Risiko auf sich nimmt, eine Reihe so genannter halbjüdischer Studenten in seinem Labor zu beschäftigen. Bernhard Witkop ist einer von ihnen. Im persönlichen Umgang sei Wieland fantastisch gewesen, meint Witkop. „Man konnte in seiner Gegenwart sogar laut sagen, dass die Nazis eine Verbrecherbande sind. Er selbst hat einmal geäußert, die ganze Welt solle wissen, dass er kein Nazi sei.“ Bundespräsident Johannes Rau nannte Heinrich Wieland Ende Januar 2003 in der Gedächtnisvorlesung anlässlich des 60. Todestages der Geschwister Scholl und Willi Grafs einen „geistigen Mentor“ der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. 1 Der Chemie-Nobelpreisträger Professor Richard Willstätter hinterließ 1935 eine Einladung zum Mittagessen. 1 Gleich mehrmals ist der Münchner Chemie-Nobelpreisträger Feodor Lynen im Witkop’schen Stammbuch zu finden. 1 Zeichentalent: Ende der 30er Jahre ist der belgische Schriftsteller Felix Timmermans im Hause Witkop zu Gast. PROFILE DIE ERDE IM VISIER LMU UND TUM GRÜNDEN NEUES GEOZENTRUM MUM 01/2003 18 Nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ ist das neue GeoZentrum die Antwort auf die Herausforderungen der modernen Geowissenschaften. „Für die Ludwig-Maximilians-Universität ist die gemeinsame Ausbildung ein wichtiger Schritt auf dem Weg unseres Departments für Geo- und Umweltwissenschaften zu einem bundesweit einzigartigen Kompetenzzentrum“, erklärt LMU-Rektor Professor Bernd Huber. Auch für TUM-Präsident Wolfgang A. Herrmann ist das GeoZentrum ein „Glanzlicht in der Reihe von Kooperationen“. Im März haben die beiden Uni-Chefs den Kooperationsvertrag für das Zentrum unterzeichnet, das Foto: LMU Sie erforschen, was die Welt im Innersten zusammen hält. So vielfältig wie unser Planet sind auch die Arbeitsgebiete der Geowissenschaftler. Über die Fachgrenzen hinweg können Hochschüler in München künftig alle Aspekte der Erd- und Umweltkunde studieren. Die Ludwig-MaximiliansUniversität (LMU) und die Technische Universität (TUM) bündeln in den einschlägigen Fächern ihre Ressourcen und führen sie zu einem neuen „GeoZentrum München“ zusammen – mit einmaligen Bedingungen für Studierende und einem neuen gemeinsamen Bachelor-Studiengang. 1 LMU-Rektor Bernd Huber (re.) und TUM-Präsident Wolfgang A. Herrmann unterzeichneten im März den Kooperationsvertrag für das GeoZentrum. auch dem internationalen Vergleich standhalten soll. In keinem anderen Studienfach ist eine so breite Ausbildung in mathematisch-naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen zugleich erforderlich. Das System Erde wird als Ganzes aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven ins Visier genommen. Geowissenschaftler untersuchen Vulkane, bereiten mit Bodenuntersuchungen große Bauprojekte vor, analysieren per Satellit globale Umweltveränderungen oder manipulieren winzige NanoKristalle. Die Forscher tauchen ein in die Zeit der Dinosaurier oder suchen Lösungen, um zukünftige Hochwasserkatastrophen zu verhindern. Für die Studierenden bietet sich eine vielfältige Auswahl von internationalen Arbeitsgebieten in Industrie und Wissenschaft. GUTE BERUFSAUSSICHTEN TUM-Präsident Herrmann betont die guten Chancen für Absolventen, gerade in München. Man könnte sogar von einer Art „Job-Garantie“ sprechen. Derzeit studieren 300 Münchner Hochschüler die Fächer, welche am GeoZentrum gebündelt werden. Zwei Drittel aller Studierenden sind an der LMU immatriku- liert. Das sind laut Rektor Huber zu wenige, um die Bedürfnisse des Arbeitsmarkts zu decken. Bereits im Jahr 2001 hatte daher der Wissenschaftliche Beirat des Bayerischen Forschungsministers gefordert, das Studium der Geowissenschaften in München müsse noch attraktiver werden. Jetzt ist es soweit: Das GeoZentrum verstärkt die Zusammenarbeit in den Forschungseinheiten Umweltwissenschaften, Geomaterialien, Geophysik, Geobiologie und Geologie. Die grundlagenorientierte Forschung der LMU soll mit den eher ingenieurwissenschaftlichen TUM-Studiengängen verknüpft werden. Kernstück des Geo-Verbunds ist der gemeinsame Bachelor-Studiengang, der im Wintersemester 2003/04 starten wird. Mit dem Bachelor können LMU und TUM ihren Studierenden einen modernen und sehr flexiblen Ausbildungsweg anbieten, der in sechs Semestern einen berufsqualifizierenden Abschluss ermöglicht. Die Einschreibung läuft über die TUM, die Prüfungsabwicklung übernimmt die LMU. Die angehenden Geowissenschaftler sind an beiden Universität immatrikuliert. Parallel dazu bleiben die Diplomstudiengänge Geologie/Paläontologie, Geogra- PROFILE Fotos: LMU / Haak & Nakat 1 Die Studierenden des neuen Bachelor-Studienganges untersuchen Fossilien wie diesen Ammonit. 1 Forschungsobjekt der Vulkanologen: der Vulkan Cotopaxi in Ecuador. 7 „Jurassic Park“ lässt grüßen: Auch die Dinosaurier gehören zum Forschungsgebiet der Geowissenschaftler. MUM 01/2003 tionsübergreifende Strukturen wie das GeoBio-CenterLMU oder das GeoRiskNetzwerk sind etabliert. Die beiden Universitäts-Chefs Huber und Hermann sind sich einig: Das neue Zentrum sei ein „enormer Innovationsschub“ für die Geowissenschaften am Standort München. ■ gra Foto: LMU BREITE WISSENSBASIS Geowissenschaftler untersuchen die Erde unter vielen unterschiedlichen Gesichtspunkten. Der neue Bachelorstudiengang ist daher so angelegt, dass zunächst in einer Art Studium Generale eine breite Wissensbasis in den Bereichen Geologie, Geobiologie, Geophysik und Mineralogie sowie in den Grundlagenfächern wie Mathematik, Chemie und Physik vermittelt wird. Eine Ringvorlesung soll den Studierenden helfen, ihre Interessenschwerpunkte zu finden. Anschließend ist eine Spezialisierung möglich. Dabei können die Studierenden etwa bei der Wahl ihrer Praktika zwischen einer anwendungsbetonten oder einer grundlagenorientierten Ausbildung wählen. Um ein Auslandsstudium zu erleichtern und ausländische Studierende besser zu integrieren, werden alle Prüfungen nach dem Europäischen Kreditpunktesystem (ECTS) umgerechnet. In jedem Fall tragen bei diesem gemeinsamen Studiengang die Zeugnisse die Siegel beider Münchner Universitäten. Die Situation in München ist für das GeoZentrum ideal: Wichtige Fachbehörden liegen vor der Haustür, weitere fächer- und institu- Fotos: LMU phie, Geophysik und Mineralogie/Kristallographie sowie die Lehramtsausbildung in der Geographie erhalten. Studierende haben also die Wahl zwischen den Abschlüssen Diplom und Bachelor und sollen künftig auch den Mastergrad erwerben können. Foto: LMU 19 PROFILE WO FRANKENSTEIN STUDIERTE INGOLSTÄDTER MEDIZIN-MUSEUM FEIERT JUBILÄUM MUM 01/2003 20 Foto: DMMI Früher wurden hier Leichen seziert und Heilkräuter bestimmt. Im 18. Jahrhundert diente die Alte Anatomie im oberbayerischen Ingolstadt den Medizinstudenten der Ludwig-MaximiliansUniversität (LMU) als Unterrichtsgebäude. Heute leitet dort eine Professorin der LMU das Deutsche Medizinhistorische Museum, das in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag feiert. Foto: LMU 1 Einst wurden hier Leichen seziert: Das Museumsgebäude diente im 18. Jahrhundert als anatomisches Theater der Ingolstädter Universität. 1 Martialisch, aber segensreich: Die historischen medizinischen Werkzeuge befreiten einst viele Menschen von ihren Leiden. Die Medizin war eine der vier Gründungsfakultäten, als die (erst später so benannte) Ludwig-MaximiliansUniversität 1472 in Ingolstadt eingerichtet wurde. Doch lange Jahre fristeten die Mediziner ein Schattendasein. Sie verfügten nur über ein paar kleine Zimmer im Universitätsgebäude, es gab keine Laboratorien und keinen botanischen Garten. Untragbare Zustände, würde man heute sagen. Die Folge: Bald zog es kaum noch Medizinstudenten ins katholisch rückständige Ingolstadt. Was tun? Die Ingolstädter Medizinprofessoren planten den Befreiungsschlag. 1723 kauften sie aus eigener Tasche ein Grundstück nahe der Stadtmauer und warben „Drittmittel“ für den Neubau einer Anatomie mit Heilkräuter-Garten ein. Vor allem der Garten lag ihnen am Herzen, schließlich kamen fast alle Arzneimittel damals aus der Natur. Deren Bedeutung spiegelt sich noch heute im Gebäude wieder: So schlicht sich die Fassade zur Straßenseite hin präsentiert, so prachtvoll erinnert das Bauwerk zum Garten hin an eine Orangerie im Stil des französischen Barock. Weitere 250 Jahre später fand die heutige Museumsdirektorin Professor Christa Habrich den medicobotanischen Garten nur als Schutthalde vor. Mit 30 Setzlingen begann sie, an die ursprüngliche Nutzung anzuknüpfen. Heute wachsen im Museumsgarten 160 Gewächse vom Salbei bis zum Süßholz. MARY SHELLEYS INGOLSTADT Im ersten Stock des historischen Gebäudes wurden einst die Anatomievorlesungen gehalten. Wie in einem Amphitheater saßen die Studenten auf einem runden Holzpodest und sahen zu, wie in ihrer Mitte Leichen Stück für Stück seziert wurden. Die Schriftstellerin Mary Shelley ließ hier übrigens eine ihrer Romanfiguren studieren. Mit zweifelhaftem Erfolg. Der junge Mann stammte aus Genf, war erst 17 Jahre alt und kam in Ingolstadt bald auf dumme Gedanken. Sein Name: Frankenstein. Immer wieder kom- Foto: DMMI 3 Schwerstarbeit: Der Zahnreißer entfernte eitrige Backenzähne ohne Narkose. Eine Qual für Arzt und Patient. nerportraits erzählen die Geschichte des Berufsstandes. Aus der Ingolstädter Zeit der LMU sind keine Exponate im Museum zu finden. Denn Anfang des 19. Jahrhunderts begann der Exodus, die Mediziner transportierten ihre Knochen und Heilpflanzen auf Ochsenkarren zum neuen Universitätsstandort Landshut. „Die Einrichtung ist in alle Winde zerstreut“, erklärt Christa Habrich. Auch das prachtvolle Gebäude zerfiel. Im Laufe der Jahre diente es als Wäscherei, Bauernhof und Lagerhalle. Erst zur 500-Jahr-Feier der LMU im Jahr 1972 wurde die Alte Anatomie restauriert. Schon während der Restaurierungsphase hatte der Münchner Ordinarius für Medizingeschichte, Professor Dr. Heinz Goerke, das Gebäude kennen gelernt. Er ahnte, dass nach langer Suche sein Wunschobjekt für ein Museum gefunden war. Die Stadt Ingolstadt spielte mit, und so wurde 1973 das Deutsche Medizinhistorische Museum eröffnet. Die frisch promovierte Medizinhistorikerin Christa Habrich übernahm damals den Ankauf von Museumsstücken. Ihr Lieblingsexponat, eine Glasaugensammlung aus Frankreich mit 49 kunstvoll geblasenen und handgemalten Augen, konnte sie schließlich einem Antiquitätenhändler „abschwatzen“. Die magische Darstellung von Augenkrankheiten aus dem 19. Jahrhundert hatte nämlich schon ein reicher Sammler aus New York reserviert. Doch mit mehreren Telefonaten und einem Jahresetat des Museums gelang es Professor Habrich, dieses ehemalige Unterrichtsmittel für Okulisten nach Ingolstadt zu holen. ZUM JUBILÄUM: SPITZWEG Im Deutschen Medizinhistorischen Museum finden Besucher keine Erlebnisausstellung mit Videoprojektionen oder plastinierten Leichen vor. „Wir wollen keine Pilgerstätte für Mediziner sein, aber auch nicht Gruselkabinett oder Folterkammer.“ Diese Gedanken können einem schon durch den Kopf schießen, wenn man die Werkzeuge der Zahnreißer aus dem Mittelalter 1 Auf dem Gall’schen Schädel sind die Windungen des Gehirns verzeichnet. Die Glasaugensammlung diente einst dem Studium von Augenkranheiten. betrachtet. Doch die sind laut Habrich nicht grausam, höchstens erklärungsbedürftig. „Schließlich dienten alle Werkzeuge dazu, kranken Menschen zu helfen.“ Zum 30-jährigen Jubiläum des Museums hat sich die Wissenschaftlerin, die im hessischen Gießen noch eine Apotheke betreibt, ein Geschenk gemacht, das ihren Beruf mit ihrer Leidenschaft für Kunst und Naturwissenschaft vereinen soll. „Carl Spitzweg und die Naturwissenschaften“ wird die Jubiläums-Ausstellung im Herbst heißen. Sie soll den ausgebildeten Apotheker Spitzweg als genauen Beobachter, peniblen Botaniker und Technikfan zeigen. ■ gra Das Medizinhistorische Museum Ingolstadt ist tägl. (außer Mo.) von 10-12 und 14-17 Uhr geöffnet. Anatomiestr. 18-20, 85049 Ingolstadt, Tel. 0841 / 30 51 86 0. Internet: www.ingolstadt.de/deutschesmedizinhistorischesmuseum PROFILE MUM 01/2003 Fotos: Dt. Medizinhist. Museum Ingolstadt (DMMI) men heute amerikanische Touristen ins Museum und fragen „So, where did Frankenstein work?“ Für diese Gruselfans hat sich die Museumsleiterin „herabgelassen in die Niederungen der Gaudi“ und im historischen Gasthaus Daniel als eine Art Außenstelle des Museums ein „Frankenstein-Laboratorium“ eingerichtet. Die Ingolstädter Sammlung schildert die Kulturgeschichte der Medizin von der Antike bis in die Gegenwart: Frühe Amputationssägen, Instrumente für den beliebten Aderlass und erste Röntgengeräte sind ausgestellt. Medizi- 21 Fotos: Bayerische Staatsgemäldesammlumg Die Studenten des Promotionsstudiengangs „Museums- und Ausstellungswesen“ beweisen ihr Talent als Ausstellungsmacher. Bis Ende Juli zeigt die Neue Pinakothek die von ihnen vorbereitete Schau „Großer Auftritt – Piloty und die Historienmalerei“. PROFILE Die Dissertation von Barbara Weis ruht seit einiger Zeit friedlich auf der Festplatte ihres Computers. Die 27-Jährige hatte in den letzten Monaten andere Sorgen. Eine Leihgabe wurde abgesagt, letzte Verträge benötigten eine Unterschrift und die Einladungen für die Vernissage mussten raus. Tage und Nächte hatte die Doktorandin mit ihren Kommilitonen im Büro des Ausstellungssekretariats verbracht. „Das Projekt hat eine unglaubliche Eigendynamik entwickelt. Dass es so aufwändig sein würde, hätten wir nie gedacht“, sagt die Kunsthistorikerin. Zusammen mit dem Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Professor Reinhold Baumstark, hat Professor Frank Büttner, Ordinarius am Institut für Kunstgeschichte der LMU, diesen bundesweit einzigartigen Studiengang für Promovenden ins Leben gerufen. Er soll den Studenten zusätzlich zur Doktorarbeit auch praktische Erfahrungen ermöglichen. Der auf drei Semester angelegte Studienschwerpunkt des Promotionsstudiums startete mit 16 Teilnehmern im Wintersemester 2001 / 2002. Mittelpunkt war das Projektseminar, in dem die PilotyAusstellung geplant und realisiert wurde. MUM 01/2003 22 KUNSTHISTORIKER IM PRAXISTEST GROSSER AUFTRITT FÜR PILOTY IN DER NEUEN PINAKOTHEK PILOTY IM NEUEN LICHT Carl Theodor von Piloty (1826-1886) gehörte zu den berühmtesten Historienmalern seiner Zeit. Daneben spielte er eine einflussreiche Rolle als Lehrer an der Münchner Kunstakademie. Die Ausstellung soll den weitgehend in Vergessenheit geratenen Maler in ein neues Licht setzen. „Piloty wurde zu Unrecht als Gründerzeitkünstler eingeordnet und in Verbindung mit Deutschtümelei und Nationalismus gebracht“, erklärt der Fachmann Büttner. Seine Studierenden haben in aufwändiger Recherche Nachfahren Pilotys aufgespürt und bisher unbekannte Zeichnungen und Ölskizzen Für die Doktorandin Barbara Weis und ihre Kommilitonen geht die Arbeit mit einem Begleitprogramm zur Schau bis in den Sommer weiter. Und die Dissertation? „Viele von uns brauchen eine Verlängerung“, sagt Barbara Weis. Doch sie hofft, dass die Mühe sich lohnt: „Diese Erfahrung sollte sich schon positiv auf den Lebenslauf auswirken.“ Die Partner in der Pinakothek sind auf jeden Fall von den jungen Ausstellungsmachern begeistert. Und damit, so Professor Büttner, seien die Berufsaussichten der Doktoranden „ganz entschieden verbessert“ worden. ■ gra Informationen im Internet unter www.neue-pinakothek.org 23 MUM 01/2003 aufgetan. Um logistische Fragen wie Bildertransport und Versicherungen mussten sich die Studierenden ebenfalls kümmern. Auch die meisten Katalogtexte wurden von ihnen geschrieben. „Dass so etwas anders aussieht als eine Seminararbeit, mussten wir erst lernen“, sagt Barbara Weis. „Wenn der Katalogtext komplett verrissen wird, schluckt man schon.“ Wissenschaftsminister Hans Zehetmair eröffnete die Ausstellung am 3. April. LMU-Kanzler Dr. Hendrik Rust dankte ausdrücklich Generaldirektor Reinhold Baumstark für sein Engagement und die Bereitschaft, sein renommiertes Haus für Studierende zu öffnen. Schon jetzt steht fest: Das Projekt wird fortgesetzt. 1 Auch das Plakat stammt von Studenten. PROFILE 1 Ölskizze „Der Tod Alexanders des Großen“, das Original ist verschollen. 1 „Seni vor der Leiche Wallensteins“: Historie auf fast 20 Quadratmetern. ERRATA In der MUM-Ausgabe 05/2002 sind uns in dem Beitrag „Kaffee Hag und Manoli Cigaretten“ zwei Fehler unterlaufen. Die Abteilung für Gewerbekunst des Bayerischen Nationalmuseums wurde nicht Mitte der 20er Jahre ausgelagert, sondern erst 1925 gegründet. Zudem wurde die Neue Sammlung damals in Räumen der ehemaligen Dienstvilla des Direktors des Bayerischen Nationalmuseums untergebracht und nicht, wie berichtet, in einer neu gebauten, provisorischen Halle. ■ oh 1 Piloty bannte die dramatischen Momente der Geschichte auf Leinwand, hier „Die Ermordung Caesars“. Foto: LMU PROFILE MEILENSTEIN MECUM DER MÜNCHNER WEG ZUM ARZTBERUF Studienabschnitt Morphologie - Funktion Verzahnung mit klinischen Fächern 4.Semester: Integrierte Seminare und Seminare mit klinischen Bezügen; Vorbereitung auf die Prüfung 1. Abschnitt der ärztlichen Prüfung 2. Studienabschnitt Blöcke I-VI Praktisches Jahr Rahmencurriculum für das Praktische Jahr Unterstützung bei der Vorbereitung zur Prüfung 2. Abschnitt der ärztlichen Prüfung Foto: LMU 1. Was ist nun neu? Das Medizinstudium an der LMU gliedert sich ab dem Wintersemester 2003/2004 in drei Abschnitte. Der erste Studienabschnitt beginnt zukünftig nur noch zum Wintersemester, dauert zwei Jahre und wird mit dem ersten Teil der ärztlichen Prüfung abgeschlossen. Bis dahin sind die Studierenden an der LMU und an der Technischen Universität München doppelimmatrikuliert. Es folgt der zweite Studienabschnitt, in dem die Studenten nur noch an der Universität immatrikuliert sind, an der sie dann ihr Studium weiterführen. Der zweite Abschnitt erstreckt sich über (inkl. ambu-Kurs) studenten der LMU mehrere Blockkurse, in denen sie problemorientiert lernen. Der Kleingruppenunterricht (Tutorien), der das aktive Lernen und die Teamarbeit fördert, ersetzt zumindest zum Teil die Massenvorlesung. Vorbild sind hier die modernen Unterrichtsmethoden der Harvard University in Boston/USA, mit der die LMU seit sieben Jahren eine Allianz zur Förderung der medizinischen Ausbildung betreibt. Die Erfahrungen aus dieser „Harvard-Munich-Alliance“ bilden ein solides Fundament für das neue Medizinische Curriculum München (MeCuMLMU). L-KURS HARVARD-MUNICH-ALLIANCE ALS SOLIDES FUNDAMENT Die LMU hat sich den neuen Herausforderungen schon früh gestellt. Seit 1996 absolvieren alle Medizin- 2 Jahre Im Arbeitsalltag der Ärzte hat sich einiges geändert, seit 1970 die letzte Approbationsordnung in Bonn beschlossen wurde. Vor allem die veränderte demographische Lage erfordert Reformen: Die Patienten werden im Durchschnitt immer älter. Altersspezifische Krankheiten, die früher kaum Beachtung fanden oder sogar unbekannt waren, bestimmen einen relativ großen Teil der ärztlichen Tätigkeit. Zudem spielen chronische Krankheiten wie Diabetes mellitus eine zunehmend wichtige Rolle und auch für die Schmerztherapie wird ein höherer Stellenwert eingefordert. Hinzu kommt, dass vor allem im Bereich der molekularen Medizin eine Fülle neuer Erkenntnisse zur Verfügung steht. Gleichzeitig verlangen Gesundheitspolitiker neue Schwerpunkte. Ärzte sollen mehr Prävention und Gesundheitsförderung leisten. Der ganzheitlich denkende Allgemeinmediziner ist genauso gefragt wie der Spezialist. Allen gemein ist jedoch eines: Die Bedürfnisse des Patienten sollen im Vordergrund stehen. 3 Jahre Die Kritik kam von allen Seiten: Veraltet und viel zu theoretisch sei die Ausbildung von Medizinern in Deutschland. Dennoch gingen mehr als 30 Jahre ins Land, bis der Bundesrat im April 2002 einer neuen Approbationsordnung zustimmte. Nun müssen alle deutschen Universitäten ihre Arzt-Ausbildung reformieren. Die LMU hat dabei die Nase vorn: Mit ihrem Konzept MeCuMLMU wird die Universität als erste deutsche Hochschule ihr Medizinstudium komplett erneuern. 1 Jahr MUM 01/2003 24 KONZENTRATION AUF ARZT-PATIENT-BEZIEHUNG Ein exklusives Angebot der LMU ist der L-Kurs für Medizinstudenten. Das „L“ steht für Longitudinal und macht deutlich, dass dieses Angebot vom ersten bis zum letzten Semester gilt. Der L-Kurs befasst sich mit den zentralen Aspekten der Arzt-Patienten-Beziehung und soll gutes ärztliches Verhalten vermitteln. Inhalte des L-Kurses sind unter anderem Methoden der Gesprächsführung, Übungen zur systematischen Anamnese und körperlichen Untersuchung sowie die ambulante Medizin. Der Unterricht in Kleingruppen und die deutliche Zunahme der Lehr- und Lernstunden am Patienten (bed-side teaching) machen das neue Medizinstudium deutlich personalintensiver und teurer als zuvor. Rund 1,4 Millionen Euro werde die Ausbildung der ungefähr 740 Studenten im Jahr mehr kosten, sagt Professor Dr. Bernd Sutor, Studiendekan an der Medizinischen Fakultät der LMU. Trotzdem hat die Fakultät dem MeCuMLMU-Konzept einhellig zugestimmt. Auch die Studierenden sind überzeugt vom neuen Konzept. Kri- PROFILE Foto: LMU 25 MUM 01/2003 PRAXISORIENTIERT UND FALLBEZOGEN LERNEN Neuerungen werden bereits die Erstsemester verspüren. Die strenge Trennung von Theorie und Praxis wird aufgelockert. Im zweiten Studienjahr (3. und 4. Semester) belegen die angehenden Mediziner dann Untersuchungskurse und kommen mit Patienten in Kontakt. Im zweiten Studienabschnitt wird praxisorientiert und fallbezogen gelehrt und gelernt. In unterschiedlichen Modulen befassen sich die Studenten mit verschiedenen Themen der konservativen und operativen Medizin. Ein Modul behandelt die Lebensabschnitte des Menschen vom Säugling bis zum Senior mit den jeweils typischen Krankheiten. Jeder Student kann zudem ein Projektsemester für einen Auslandsaufenthalt oder ein Forschungsvorhaben nutzen. tik äußern sie nur an den Regelungen zur zweiten ärztlichen Prüfung, wie sie von der neuen Approbationsordnung vorgeschrieben wird. Diese Prüfung, die nach dem Praktischen Jahr (PJ) abgenommen wird, empfinden die Studierenden als „Hammerexamen“. Entsprechend der neuen Approbationsordnung konzentriert sich in dieser Prüfung der Lernstoff, der vorher auf drei Staatsexamina verteilt war. Studierendenvertreter würden die Prüfung gerne vor das PJ legen. Sie befürchten, dass Studierende möglicherweise ihr Praktisches Jahr vernachlässigen, um für die Prüfung zu lernen. Das MeCuMLMU-Konzept versucht allerdings einer solchen Entwicklung entgegenzuwirken. Während des zweiten Studienabschnittes wird den Studierenden die Möglichkeit geboten, ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und ihre Fertigkeiten kontinuierlich zu überprüfen. Zudem soll durch ein Rahmencurriculum für das Praktische Jahr dafür gesorgt werden, dass sich die Studierenden in geeigneter Weise auf den wichtigen zweiten Abschnitt der ärztlichen Prüfung vorbereiten können. ■ gra/oh 1 Ab dem Wintersemester 2003/2004 werden die Medizinstudenten der LMU nach dem MeCuMLMU-Konzept ausgebildet. Foto: Argum drei Jahre. Anschließend gehen die Studenten ins Praktische Jahr, an das sich der zweite Teil der ärztlichen Prüfung anschließt. 1 Vorlesungen im Hörsaal werden in der neuen Studienordnung teilweise durch das Lernen in Tutorien ersetzt. TRAININGSLAGER FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE ELITESTUDENTEN KOOPERIEREN MIT DER INDUSTRIE PROFILE Mit dem Siemens-Bereich „Information and Communication Networks“ (ICN) haben die Elitestudenten der Betriebswirtschaft, Elektrotechnik und Informatik jetzt den ersten Kurs zur Produktentwicklung abgeschlossen. Ein- bis zweimal wöchentlich haben die 20 Studierenden mit Unterstützung von Siemens-Mitarbeitern an ihren Projekten gearbeitet. Die Arbeitsergebnisse wurden Ende Februar auf den ICN Infotagen in München vorgestellt. ROBOTER-ENTWICKLUNG IN NUR DREI MONATEN Der absolute Publikumsstar bei der Präsentation hieß Robbie, ein sprechender Roboter, der über das Internet gesteuert werden kann. Robbie kann an jeden PC angeschlossen werden – eine Art laufende und sprechende Webcam. Siemens- Koordinator Erwin Fellner ist begeistert: „Das Team der CDTM-Studierenden hat Robbie in nur drei Monaten entwickelt, das ist enorm.“ Siemens möchte weiter mit dem CDTM zusammenarbeiten und hat für das nächste Wintersemester schon drei neue Projekte für die Studierenden parat. ■ gra Weitere Informationen unter www.cdtm.de Foto: LMU Talentierte Studenten zu HighTech-Spitzenmanagern trainieren – dieses Ziel hat das „Center for Digital Technology & Management“ (CDTM), eine Gemeinschaftseinrichtung der LMU und der TU München. Das Studienmodell soll den aktuellen Stand der Wissenschaft mit dem Praxisbedarf der Industrie vereinen. Partner des CDTM sind Unternehmen wie Allianz, BMW, Infineon und Siemens. 1 Robbie (mit Mütze) war Star des CDTM-Standes auf den ICN Infotagen. 100 JAHRE FRAUENSTUDIUM IN BAYERN RINGVORLESUNG ZUM JUBILÄUM AN DER LMU Anno 1903 erlaubte Prinzregent Luitpold per Dekret erstmals auch Frauen, ein Studium an den bayerischen Universitäten aufzunehmen. Im ganzen Freistaat finden anlässlich dieses Jubiläums Veranstaltungen statt. Auch die LMU ist dabei. Im Sommersemester 2003 geht es los mit einer Ringvorlesung. Ihr Titel: „Von Berghexen bis Zellforschung – Wissenschaftliche Spitzenleistung heute“. Die LMU-Frauenbeauftragte Professor Ulla Mitzdorf möchte mit der Ringvorlesung alles andere als eine historische Nachbetrachtung abliefern: „Wir wollen quer durch die Fakultäten Spitzenleistungen zeigen.“ Bis Anfang Juli werden international renommierte Wissenschaftlerinnen wie die NahostExpertin Professor Ruth Lapidoth (Hebrew University, Israel), die Mikrobiologin und renommierte Genetik-Spezialistin Professor Regine Kahmann (Direktorin des MaxPlanck-Instituts für terrestrische Mikrobiologie in Magdeburg, vormals LMU), die Juristin und ehema- lige Bundesverfassungsgerichtspräsidentin Professor Jutta Limbach (Präsidentin des Goethe-Instituts), die Theaterwissenschaftlerin Erika Fischer-Lichte von der FU Berlin oder die Literaturwissenschaftlerin und Publizistin Dr. Hiltrud Häntzschel an der LMU Vorlesungen halten. Aber auch junge Spitzenforscherinnen zahlreicher Fakultäten der Universität München werden ihre Spezialgebiete vorstellen. Abschließend findet am 8. Juli eine Podiumsdiskussion zur Zukunft von Frauen in Wissenschaft und Forschung statt. WANDERAUSSTELLUNG ZUM JUBILÄUM Die Landeskonferenz der Frauenund Gleichstellungsbeauftragten an Bayerischen Hochschulen macht mit einer Wanderausstellung sowie zahlreichen weiteren Veranstaltungen auf das Jubiläum aufmerksam. Die Ausstellung mit dem Titel „Forschen, lehren, aufbegehren – 100 Jahre akademische Bildung von Frauen in Bayern“ gastiert vom 2. Juli bis 8. August 2003 im Einsäulensaal der Münchner Residenz. ■ gra Die LMU-Ringvorlesung „Von Berghexen bis Zellforschung – Wissenschaftliche Spitzenleistung heute“ findet bis 8. Juli jeweils dienstags um 18 Uhr c.t., Hörsaal 101, im Universitätshauptgebäude, Geschwister-Scholl-Platz 1, statt. Das komplette Programm ist im Internet auf der Seite www.lmu.de/presse unter „Ringvorlesungen“ zu finden. Über das Gesamtprogramm aller Jubiläumsveranstaltungen in Bayern informiert die folgende Internet-Seite: www.lrz-muenchen.de/~baylakof/Ausstel. htm#Fuehrung Foto: LMU MUM 01/2003 26 Foto: LMU / Haak & Nakat PROFILE LEGO SPIELEN MIT ATOMEN INTERNATIONALES „FORUM ON NANOSCIENCE“ AN DER LMU Crichton beschreibe in seinem Unterhaltungsroman ein fiktives Szenario, nicht den Alltag der Forschungslabors, sagt der Organisator des Forums, Michael Reichling, Professor im Lehrbereich Physikalische Chemie der Fakultät für Chemie und Pharmazie der LMU. „Die Ängste der Menschen vor der Nanotechnologie müssen wir aber durchaus ernst nehmen. Wir bemühen uns daher, unsere Forschung der Öffentlichkeit begreifbar zu machen.“ Nanowissenschaftler beschäfti- gen sich mit Objekten, die tausendmal kleiner sind als der Durchmesser eines Haares. Vorbild ist die belebte Natur, wo zahllose Nanomaschinen arbeiten, von denen sich die Wissenschaftler Bauweise und Funktion abschauen möchten. Mittlerweile können die Forscher nicht nur einzelne Atome abbilden, sondern sie sogar mit feinen Nadelspitzen verschieben. Ließe sich jedes einzelne Atom dorthin setzen, wohin man es haben will, könnte man beliebige Objekte bauen: die Materie als Lego-Baukasten. JAPAN EIFERT DEUTSCHER NANOFORSCHUNG NACH Finanziert wurde das Forum in München von der Universität Osaka. Die japanische Regierung treibt derzeit mit viel Geld den Nanobereich wissenschaftlich und organisatorisch voran. Ihr Vorbild ist Europa. „Für uns sind Deutschland und die Schweiz führend in diesem Bereich“, sagt der japanische Delegationsleiter, Professor Tomoji Kawai, der schon länger gute Verbindungen zur LMU pflegt. Der Ruf der Münchner Nanoforscher, die im Center for Nanoscience (CeNS) eine moderne Wissenschaftsplattform geschaffen haben, ist ausgezeichnet. Profesor Reich- ling etwa gelang es als erstem, die Saphir-Oberfläche in atomarer Auflösung darzustellen. Viele Forscher weltweit hatten dasselbe Ziel, doch keiner wusste, ob es überhaupt möglich war, diese Atome abzubilden. Zur nötigen Hartnäckigkeit kam bei Reichling sportlicher Ehrgeiz. „Wir wollten nicht nur an der Olympiade teilnehmen, wir wollten die Goldmedaille.“ IN EUROPA GILT NANO ALS ZUKUNFTSTECHNOLOGIE Computerelemente, Krebstherapien, Waffen und neue Werkstoffe könnten entstehen. Doch liefert die Nano-Manie vielleicht nur Visionen, und keine Produkte? Selbst ein zurückhaltender Mensch wie Reichling sagt: „Es ist etwas dran am Hype. Die Forschung ist schon sehr weit. Der wirtschaftliche Nutzen ist noch nicht groß, aber er entwickelt sich rasant.“ Reichlings neues Projekt heißt NanoForce. Er will die europäische Forschung in der dynamischen Kraftmikroskopie bündeln, diese vom Instrument der Grundlagenforschung zur vielseitig einsetzbaren Technologie machen. Der 42Jährige hofft auf Fördergelder der EU, auch in Brüssel gilt Nano als zukunftsweisend. Doch wenn ihm das Formulieren von Anträgen auf die Nerven geht, sehnt er sich nach Nächten wie jener, als er die SaphirAtome mit dem Kraftmikroskop auf die Spitze getrieben hat. ■ gra Foto: LMU Alarm in einer Hightech-Fabrik in Nevada. Nanopartikel entkommen über einen Lüftungsschacht und fallen über Menschen und Tiere her. Die Nanomaschinen führen ein gefährliches Eigenleben – jedenfalls im neuen Bestseller „Beute“ von Michael Crichton. Science Fiction oder reale Gefahr? Auf jeden Fall zählt Nanotechnologie zu den Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Was tatsächlich in den Labors passiert, zeigte das „Forum on Nanoscience and Nanotechnology“ an der LMU. Mehr als 200 Teilnehmer aus Japan und Europa trafen sich im Februar, um die neuesten Forschungstrends zu diskutieren. MUM 01/2003 27 ■ ZUR PERSON Michael Reichling ist seit 1999 Professor für Physikalische Chemie an der LMU. Seit 2000 ist der 42-Jährige Mitglied im Center for Nanoscience (CeNS). Habilitiert wurde der gebürtige Ingolstädter an der FU Berlin. Der begeisterte Forscher beschäftigt sich vorwiegend mit isolierenden Oberflächen. Er sagt: „Die wirklich wichtigen Entdeckungen macht man freitagnachts um zwei Uhr.“ KUNSTSCHÄTZE 1 In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts vertrat der Franzose Paul Claudel sein Land als Botschafter in Japan und setzte sich dabei ausführlich mit der japanischen Kultur auseinander. Gemeinsam mit seinem Freund, dem japanischen Maler Tomita Keissen, verknüpfte er haikuartige Gedichte aus dem Zyklus „Cent Phrases pour Eventails“ („100 Sätze für Fächer“) mit Tuschezeichnungen, die sie auf 21 weiße Papierfächer bannten. MUM 01/2003 28 2 Ein weißer Anzug hängt an der Wand, der, mit aufgestreuten Federn versehen und mit Porzellanerde fixiert, wie versteinert wirkt. „Poetenanzug“ heißt er, und sein Schöpfer ist Eugen Kellermeier. Ursula Haeusgen, die Vorsitzende der Lesegesellschaft „Lyrik Kabinett“, erklärt das Besondere an diesem Stück: „Einst gehörte der Anzug dem Dichter Wolfdietrich Schnurre. Schnurre war einer der ersten Autoren, die bei uns hier eine Lesung gehalten haben. Im gleichen Jahr, das war 1989, ist er leider verstorben.“ 1 3 Eine beeindruckende Persönlichkeit steckt hinter diesem Kunstwerk: der 1911 in Litauen geborene Autor Czeslaw Milosz, der 1980 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Der New Yorker Künstler Jim Dine porträtierte ihn in einer Kaltnadelradierung, die am unteren Treppenabsatz ihren Platz gefunden hat. 4 Der Künstler Eugen Kellermeier ist ein Freund von Ursula Haeusgen, von ihm stammt auch die Dauerleihgabe der „Erdbibliothek“, die neben dem „Poetenanzug“ ausgestellt ist. Erde und Bücher hat er in verschiedenen Ländern gesammelt, miteinander zu einem Kunstwerk verschmolzen und so verewigt. 3 2 4 KUNSTSCHÄTZE 29 MUM 01/2003 Grafiken und Gemälde, Installationen und Fotografien, in Stein gehauene Botschaften – die Universität München ist auch eine Galerie für Kunstwerke. MUM präsentiert diese Schätze und zeigt, wo sie zu finden sind. Genau hinsehen sollte, wer sich ins Souterrain des Gebäudes Schellingstraße 3 begibt. Auf dem Weg zur internationalen Lyrik-Bibliothek, die der Verein „Lyrik Kabinett“ mit dem Institut für Komparatistik der LMU hier unterhält, werden im Treppenhaus einige Gemälde und Objekte präsentiert. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie verbinden Kunst und Poesie. Dass diese ungewöhnliche Sammlung in München zu sehen ist, ist der Vorsitzenden der Lesegesellschaft, Ursula Haeusgen, zu verdanken. Die Kunstfreundin wollte die Räumlichkeiten des „Lyrik Kabinetts“ verschönern und griff aus diesem Grund zu ihrer kleinen privaten Sammlung, die sie über die Jahre hinweg zusammengetragen hat. Einige der Künstler kennt Haeusgen persönlich, von anderen hörte sie durch Freunde, wieder andere Kunstwerke entdeckte sie in Antiquariaten. Auch die hier nicht abgebildeten Gemälde „Unter Büchern“ von Costa Satanova und „Lesen im Blau“ von Manfred Noky sowie eine Zeichnung der renommierten Künstlerin Linda Karshan gehören zur Sammlung. So ist die poetische Kunst ein Teil des Lyrik-Kabinetts geworden, in dessen Bibliothek noch viele weitere Kunstschätze zu entdecken sind. ■ vas Fotos: Maria Dorner KUNSTSCHÄTZE AN DER LMU Sechs Thesen gegen die Gründung öffentlich-rechtlicher Universitätsstiftungen: 1. Die „Universitätsstiftungen“ sind keine Stiftungen, sondern Anstalten. Privatrechtliche Stiftungen sind rechtlich verselbstständigte Vermögensmassen, deren Erträge einem vom Stifter bestimmten Zweck dienen. Hiermit haben die „Universitätsstiftungen“ nur den Namen gemeinsam. Sie haben kein Vermögen, das nennenswerte Erträ- Foto: Universität Osnabrück Die Liegenschaften der Stiftungshochschulen bilden das Grundstockvermögen. Dieses mag aufgrund des vielfach vorhandenen Sanierungsbedarfs als Bürde angesehen werden. Gleichwohl eröffnet es aber auch die Perspektive, die Grundstücke und Gebäude hochschulgerecht, frei von übergeordnetem Interesse, weiterzuentwickeln. Dazu trägt auch die damit verbundene eigene Bauherrenfunktion bei. Foto: Georg-August-Univ. Göttingen FORUM MUM 01/2003 30 Der in Niedersachsen beschrittene Weg, Hochschulen von der staatlichen Trägerschaft in die einer Stiftung des öffentlichen Rechts zu überführen, betrifft erst einmal nur den wirtschaftlichen Träger der Körperschaft Hochschule. Dabei wird weiterhin die staatliche Verantwortung für die Stiftungshochschulen gewährleistet. Ein Stück weit Entstaatlichung der Körperschaft Hochschule wird unter anderem dadurch erreicht, dass die Fachaufsicht entfällt, die Stiftung ehemals staatliche Aufgaben als eigene wahrnimmt und Berufungskompetenz besitzt. Eine kompetente Besetzung des Stiftungsrats bietet die Chance, in Einzelfällen sachnähere Entscheidungen als bisher für die Hochschule zu treffen. Die laufenden Haushaltsmittel, über die die Stiftung als so genannte Einkommensstiftung verfügt, müssen weiterhin durch das Land Niedersachsen aufgebracht werden. Ein darüber hinaus aufzubauender finanzieller Spielraum wird sich durch geschicktes Finanzmanagement und durch das Einwerben von Zuwendungen Dritter nur langfristig realisieren lassen. An die Stelle der bisherigen Finanzzuweisungen des Landes Niedersachsen tritt eine jährliche Finanzhilfe, die über Zielvereinbarungen vertraglich fixiert wird. Die Zielvereinbarungen beschränken sich dabei auf strategische Zielsetzungen, das operative Geschäft in Forschung und Lehre steht in der Eigenverantwortung der Hochschule. Bis auf wenige Paragraphen ist die Stiftung von den Vorschriften der Landeshaushaltsordnung befreit. Dieses schafft neue Flexibilität beim Mitteleinsatz. Hinzu kommt die eigene Kontoführung und Mittelbewirtschaftung unabhängig vom Landeskonto. Neue Entwicklungsperspektiven ergeben sich auch dadurch, dass die Stiftungshochschulen ihre Personalstellen im Rahmen ihres Budgets selbstständig gestalten können. Zwar ist die Hochschule etwa an den BAT und das Beamtenbesoldungsgesetz gebunden, es bietet sich jedoch die Chance, hochschulspezifische leistungsorientierte Personalentwicklungskonzepte einzuführen, die nicht dem tradierten Erlassdenken entspringen. 1 Prof. Dr. Mathias Schumann, Vizepräsident der Georg-AugustUniversität Göttingen 1 Prof. Dr. Jörn Ipsen, Direktor des Instituts für Kommunalrecht, Universität Osnabrück PRO & CONTRA HOCHSCHULEN ALS STIFTUNGEN? Mit der Umwandlung von fünf Hochschulen (Universitäten Göttingen, Lüneburg, Hildesheim sowie die Tierärztliche Hochschule Hannover und die FH Osnabrück) in Stiftungen will das Land Niedersachsen die Wirtschaftsführung von Hochschulen auf neue Füße stellen. Befürworter erhoffen sich nun Verbesserungen in Forschung und Lehre. Gegner sehen in den neuen Stiftungshochschulen nichts weiter als eine Mogelpackung. Dieses alles ist verbunden mit einem höheren Maß an Eigenverantwortung. Ausgehend von der Finanzierungsverpflichtung des Staates besteht die Hoffnung, dass mittelbis langfristig durch sachnähere Entscheidungen und hochschuladäquatere Wirtschaftsführung mit neuen Spielräumen die Hochschulen in der Trägerschaft einer Stiftung öffentlichen Rechts einen nicht gering zu schätzenden Vorteil gegenüber Hochschulen in staatlicher Trägerschaft erzielen können. ■ ge abwürfe, sondern Sachen im Anstaltsgebrauch (z.B. Gebäude) und Personal (z.B. Hochschullehrer) und stellen somit eine Erscheinungsform der öffentlichen Anstalt dar. 2. Der Staat zieht sich aus der Verantwortung zurück. Die Universitätsstiftung ist Trägerin der Universität als Körperschaft, so dass zwischen dieser und dem Staat kein rechtliches Band mehr besteht. Als Empfängerin der staatlichen Zuwendungen stellt die Stiftung die Mittel der Universität zur Verfügung. So können Sparauflagen weitergegeben werden, ohne dass die Universität hiergegen etwas unternehmen könnte. 3. Die Stellung des Präsidiums ist mit der akademischen Selbstverwaltung unvereinbar. Da das Prä- sidium sowohl die Stiftung als Trägerin der Hochschule als auch diese selbst leitet, kommt ihm eine beispiellose Machtfülle zu. Der Grundsatz der akademischen Selbstverwaltung wird demgegenüber marginalisiert. 4. Die Konzeption des Stiftungsrats ist mit der Hochschulautonomie unvereinbar. Der siebenköpfige Stiftungsrat setzt sich aus Mitgliedern zusammen, die – bis auf eines – nicht der Hochschule angehören dürfen. Dies bewirkt eine externe Steuerung der Hochschule, da der Stiftungsrat im Wesentlichen die einst dem Wissenschaftsministerium zufallenden Aufgaben erfüllt. 5. Die Universitätsstiftung hat kein Vermögen, das Erträge abwirft. Da den Hochschulstiftungen als „Grundstockvermögen“ nur diejenigen Gegenstände übertragen werden, die die Hochschule zur Erfüllung ihrer Aufgaben „benötigt“, verfügt sie über kein Vermögen, das Erträge abwerfen könnte. Nur alte Universitäten dürfen ausnahmsweise Vermögensgegenstände veräußern, Neugründungen hingegen nicht. Gleichzeitig ist die Erwartung von „Zustiftungen“ illusionär. Deutschland hat bislang keine, den USA vergleichbare, Stiftungskultur hervorgebracht. Auch eine neue Etikettierung als „Universitätsstiftung“ wird Private nicht dazu veranlassen, nennenswerte Beiträge zu leisten. 6. Die Alternative: Körperschaftshochschule oder Hochschule als Stiftung des privaten Rechts. Mehr Unabhängigkeit vom Staat ist dadurch erreichbar, dass den Hochschulen als Körperschaften des öffentlichen Rechts eine größere Autonomie eingeräumt wird. Das „Körperschaftsmodell“ weist gegenüber dem „Stiftungsmodell“ wesentliche Vorzüge auf. Zudem sollte auch die Gründung von Stiftungen des privaten Rechts als Hochschulträger erwogen werden. Hierzu wäre allerdings Kapital in einem Umfang erforderlich, das nur Private aufbringen können. Eine Bereitschaft dazu zeichnet sich derzeit nicht ab. Dies zeigt, dass mit der Gründung von Universitätsstiftungen lediglich ein Wechsel in der Rechtsform bewirkt wird, ohne dass bildungspolitische Probleme, wie etwa das Kernproblem der Studiengebühren, gelöst werden. ■ Fotos: LMU senschaftlicher Mitarbeiter am Byzantinisch-Neugriechischen Seminar der FU Berlin, wo er 1987 promoviert und 1993 habilitiert wurde. 1992 bis 1997 arbeitete er als Referent für Byzantinistik am Deutschen Archäologischen Institut, Abteilung Istanbul, und war von 1998 bis zur Berufung an die LMU Heisenberg-Stipendiat der DFG. Den Schwerpunkt seiner Forschungen bilden die historische Topographie von Konstantinopel und Kleinasien, griechische hagiographische und theologische Schriften des 6.-9. Jahrhunderts, sowie europäische Reiseberichte über das Byzantinische und Osmanische Reich bis zum 16. Jahrhundert. NEUBERUFEN am Moorfields Eye Hospital in London, von 1995 bis 1997 am OrbitaCentrum der Universität Amsterdam. Habilitation 1999. Das Spektrum seiner Arbeit umfasst die gesamte plastisch-rekonstruktive Lid- und Orbitachirurgie einschließlich der chirurgischen Rehabilitation bei endokriner Orbitopathie. Prof. Hintschich plant die Schaffung eines Orbita-Centrums an der LMU als überregionales Referenzzentrum. 1 Prof. Dr. Christoph Hintschich ■ PROF. DR. RALF-PETER JANSEN Fakultät für Chemie und Pharmazie Seit Dezember 2002 ist Ralf-Peter Jansen Professor für Biochemie am Genzentrum der LMU. Prof. Jansen, 1964 in Waltrop, NRW, geboren, studierte bis 1989 Biologie an der Ruhr-Universität Bochum. Anschließend arbeitete er am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie in Heidelberg. 1993 promovierte er in Heidelberg und war von 1993 bis 1996 als Postdoktorand am Institut für Molekulare Pathologie in Wien. 1996/1997 arbeitete er dort als leitender Assistent und war anschließend Forschungsgruppenleiter am Zentrum für Molekularbiologie in Heidelberg. Sein Labor beschäftigt sich mit intrazellulären Transportprozessen, ■ PROF. DR. ADRIAN DANEK Medizinische Fakultät Seit September 2002 ist Adrian Danek Professor für Kognitive Neurologie an der Neurologischen Klinik Großhadern. Prof. Danek, Jahrgang 1957, ist in München geboren, speziell denen von messenger RNAs. Der Schwerpunkt von Jansens Forschung liegt in der Aufklärung der molekularen Zusammensetzung und der Regulation der zellulären Maschinen, die messenger RNAs transportieren. Foto: LMU ■ PROF. DR. CHRISTOPH HINTSCHICH Medizinische Fakultät Christoph Hintschich ist im November 2002 zum Professor für Augenheilkunde an der Augenklinik der LMU ernannt worden. Geboren 1958 in Frankfurt/M., studierte er Humanmedizin in Frankfurt, München und Boston. Promotion 1985 in München, bevor er den Diplomkurs Tropenmedizin am BernhardNocht-Institut,Hamburg, absolvierte. Es folgte die wissenschaftliche Tätigkeit am Institut für Pharmazeutische Biologie der LMU. Von 1987 bis 1991 absolvierte Hintschich an der LMU seine Facharztausbildung. Als klinischer Oberarzt war er dort für die allgemeine Augenheilkunde zuständig. 1992 arbeitete er als Stipendiat der DFG herausgeber von zwei internationalen Fachzeitschriften. Biostatistik beschäftigt sich mit der Anwendung von statistischen Methoden in Medizin, Biologie und öffentlicher Gesundheit. Die Schwerpunkte der Forschung von Knorr-Held liegen im Bereich der geographischen Epidemiologie, der Modellierung von räumlich und zeitlich korrelierten Daten und der Entwicklung von computergestützten Methoden zur statistischen Inferenz. Knorr-Held unterrichtet Statistik und bietet Vorlesungen für Studenten der Bioinformatik an. ■ ■ PROF. DR. ALBRECHT BERGER Fakultät für Kulturwissenschaften Albrecht Berger, 1957 in München geboren, hat im Januar 2003 seine Professur für Byzantinistik am Institut für Byzantinistik, Byzantinische Kunstgeschichte und Neogräzistik der LMU angetreten. 1976 bis 1981 studierte er an der LMU Byzantinistik, Kunstgeschichte und Lateinische Philologie des Mittelalters. 1981 bis 1982 war er Stipendiat des Deutschen Studienzentrums in Venedig und von 1984 bis 1989 wis- 1 Prof. Dr. Adrian Danek Foto: LMU MUM 01/2003 32 Foto: LMU KÖPFE 1 Prof. Dr. Leonhard Knorr-Held ■ PROF. DR. LEONHARD KNORR-HELD Fakultät für Mathematik, Inform. und Statistik Leonhard Knorr-Held ist seit Januar 2003 als Professor für Biostatistik im Department für Statistik tätig. Geboren 1966 in Erlangen, studierte er von 1988 bis 1993 Statistik an der Universität München. Als DAAD-Stipendiat verbrachte er 1995/96 ein Jahr an der University of Washington in Seattle, USA. Nach Promotion (1997) und Habilitation (2000) an der Universität München lehrte er als Lecturer am Imperial College London und später als Senior Lecturer an der Lancaster University, ebenfalls in England. Derzeit ist Knorr-Held Mit- 1 Prof. Dr. Albrecht Berger hat an der LMU Medizin studiert und wurde in Bern, Mainkofen, London und an der LMU zum Arzt für Neurologie ausgebildet. Zudem forschte er am Institut für Medizinische Psychologie der LMU, dem Max-Planck-Institut für Psychiatrie und zuletzt an der Cognitive Neuroscience Section des NINDS/NIH, Bethesda (USA). Als klinischer Oberarzt ist ihm die Einbeziehung neuropsychologischer Untersuchungstechniken in den Alltag einer AkutKlinik besonderes Anliegen. Die Arbeitsgruppe von Prof. Danek beschäftigt sich mit der neuropsychologischen Diagnostik bei Erkrankungen des Zentralnervensystems. In einem Projekt werden die bisher wenig beachteten Störungen der Aufmerksamkeit bei Neurofibromatose untersucht. 1 Prof. Dr. Wolfgang Rathert ■ PROF. DR. RAINER RUPPRECHT Medizinische Fakultät Seit November 2002 ist Rainer Rupprecht Professor für Psychiatrie an der Psychiatrischen Klinik der LMU. Er studierte Medizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Klavier am Meistersingerkonservatorium. 1986 legte er das Medizinische Staatsexamen ab und promovierte mit „summa cum laude“. Von 1987 bis 1990 war er als Assistenzarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik Würzburg tätig. 1990 wechselte er an das Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. Dort arbeitete er zunächst in der Grundlagenforschung, danach schloss er seine Facharztweiterbildung für Psychiatrie und Psychotherapie ab und wurde 1996 Oberarzt. Seit 1998 ist er als Oberarzt an der Psychiatrischen Klinik der LMU tätig. Sein wissenschaftliches Arbeitsgebiet umfasst die molekulare und klinische Pharmakologie von Steroiden, die Neuroendokrinologie psychiatrischer Erkrankungen sowie die Erforschung neuer Therapieansätze bei Depressionen und Angsterkrankungen. Neben seiner medizinischen Tätigkeit wirkt Rupprecht als Pianist bei verschiedenen Konzertveranstaltungen und als Cellist im Bayerischen Ärzteorchester mit. Foto: LMU 1 Prof. Dr. Rainer Rupprecht Privatdozent an der Humboldt-Universität, wo er sich 1999 auch habilitierte. 2000 übernahm er eine Lehrstuhlvertretung an der Universität Leipzig. Ratherts wissenschaftliche Arbeit umfasst zahlreiche Veröffentlichungen zur Musik vorwiegend des 19. und 20 Jahrhunderts. Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Musik des 20. Jahrhunderts, vor allem nach 1945. Ziel ist es, Studierende mit dem großen Spektrum von Stilen, Techniken und Strömungen der neuen und populären Musik vertraut zu machen. Dafür soll auch die Zusammenarbeit mit anderen LMU-Instituten vertieft werden. ■ ■ PROF. DR. HARRY OELKE Evangelisch-Theologische Fakultät Harry Oelke hat am 1. Oktober 2002 den Lehrstuhl für Kirchengeschichte mit den Schwerpunkten Reformationsgeschichte und Kirchliche Zeitgeschichte übernommen. 1957 in Großgoltern (Kreis Hannover) geboren, studierte Oelke ab 1978 Ev. Theologie, Germanistik, Soziologie, Pädagogik und Englische Sprache in Kiel und London. 1992 wurde er in Kiel promoviert. 1999 habilitierte er sich ebenda. Im Anschluss übernahm er Lehrstuhlvertretungen in Kiel und Saarbrücken. Schwerpunkte in Forschung und Lehre an der LMU liegen in der Epoche der Reformation und des Konfessionellen Zeitalters. Dabei interessiert insbe- sondere die Frage nach den Druckmedien im Prozess der Konfessionalisierung. Einen zweiten Schwerpunkt bildet das Verhältnis von Nationalsozialismus und Kirchen. Forschungsvorhaben richten sich auf die Bildpublizistik im Konfessionellen Zeitalter. Zudem soll die Rolle der Kirchen in der Nachkriegszeit der BRD untersucht werden. ■ PROF. DR. INKA MÜLDER-BACH Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften Seit Oktober 2002 ist Inka MülderBach Professorin für Neuere Deutsche Literatur an der LMU. 1953 in Hannover-Münden geboren, studierte sie ab 1971 als Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes Germanistik, Anglistik/Amerikanistik, Skandinavistik und PhiloFoto: LMU ■ PROF. DR. WOLFGANG RATHERT Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften Zum Oktober 2002 hat Wolfgang Rathert, 1960 in Minden/Westf. geboren, eine Professor am Institut für Musikwissenschaft der LMU angetreten. Nach seiner Ausbildung zum C-Kirchenmusiker studierte er Historische Musikwissenschaft, Philosophie und Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin. Nach Promotion und Ausbildung als wissenschaftlicher Bibliothekar leitete er bis 2002 die Musik- und Theaterbibliothek der Universität der Künste Berlin. Daneben war Rathert 1 Prof. Dr. Inka Mülder-Bach ■ PROF. DR. TORSTEN HAFERLACH Medizinische Fakultät Im Dezember 2002 ist Torsten Haferlach als Professor für Innere Medizin an die Medizinische Klinik III des Klinikums Großhadern berufen worden. Er wurde 1959 in Kiel geboren und studierte dort Humanmedizin. 1984 bis 1992 war er Assistenzarzt an der II. Medizinischen Universitätsklinik in Kiel und promovierte 1985 zum Dr.med. und 1991 zum Dr.phil, nachdem er parallel das Studium der Germanistik und Literaturwissenschaften in Kiel absolviert hatte. 1991 schloss er seine Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin ab. 1993 bis 1996 war er Oberarzt an der II. Medizinischen Universitätsklinik in Kiel, wo er sich 1996 habilitierte. 1996 bis 1998 war er Oberarzt an der Abteilung Hämatologie/Onkologie im Zentrum Innere Medizin der Universität Göttingen und seit 1998 Oberarzt an der Medizinischen Klinik III und Leiter des „Labors für spezielle Leukämiediagnostik“ des Klinikums Großhadern. Schwerpunkte seiner Arbeit werden in der Leukämiediagnostik und in der Therapie von malignen Erkrankungen liegen. KÖPFE NEUBERUFEN 33 MUM 01/2003 Foto: LMU sophie in Tübingen, Oslo und Berkeley. Sie promovierte 1985 in Tübingen und war von 1985 bis 1995 wissenschaftliche Mitarbeiterin und Assistentin am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften der FU Berlin, wo sie 1996 habilitierte. Nach Gast- und Vertretungsprofessuren in New York und Berlin war sie seit 1998 C3-Professorin für Neuere deutsche Literatur an der LMU. 2001 wurde sie auf einen Lehrstuhl in Düsseldorf berufen, den sie bis 2002 vertretungsweise wahrnahm, bevor sie einen neuerlichen Ruf an die LMU erhielt und, nach einem Aufenthalt als Senior Fellow am IFK in Wien, nach München zurückkehrte. Ihre Forschungschwerpunkte sind die deutsche Literatur des 18. bis 20. Jahrhunderts in komparatistischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive, Narratologie und Erzählforschung sowie Traditionen der Ästhetik und Poetik. Sie ist Herausgeberin der Schriften Siegfried Kracauers im Suhrkamp Verlag. Fotos: LMU PREISE & EHRUNGEN KÖPFE 1 Prof. H. Weinfurter (li.) und Dr. Ch. Kurtsiefer tion Physik der LMU. Dr. Christian Kurtsiefer (35) studierte von 1987 bis 1992 Physik an der Universität Konstanz und promovierte dort 1997. Er arbeitet seit 1999 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der LMU. Einen Weltrekord haben Professor Weinfurter und Dr. Kurtsiefer aufgestellt, als die Wissenschaftler zwischen den Gipfeln von Zugspitze und Karwendel Nachrichten abhörsicher über eine Distanz von 23,4 Kilometern gesendet haben. Möglich machte dies die Übertragung von kleinsten Lichtpartikeln, so genannten Photonen. ■ Foto: Maria Dorner MUM 01/2003 34 ■ PHILIP MORRIS FORSCHUNGSPREIS 2003 FÜR LMU-PHYSIKER Prof. Dr. Harald Weinfurter und Dr. Christian Kurtsiefer haben den Philip Morris Forschungspreis 2003 für ihre Arbeit in der Quantenkryptographie erhalten. Die Auszeichnung wird jährlich für zukunftsträchtige Spitzenforschung verliehen. 2003 teilen sich vier deutsche Forscherteams das Preisgeld von 100.000 Euro. Der Österreicher Professor Weinfurter (42) studierte an der TU Wien technische Physik und habilitierte 1996 an der Universität Innsbruck. Seit 1999 ist er Professor für Quantenoptik an der Sek- 1 Dr. Werner Böhme, Leitender Ministerialrat a. D., (Mitte, mit seiner Gattin) erhielt die Verdienstmedaille der Universität München aus den Händen von Kanzler Dr. Hendrik Rust. ■ LMU-VERDIENSTMEDAILLE FÜR DR. WERNER BÖHME Erstmals hat Rektor Professor Bernd Huber die Verdienstmedaille in Gold der LMU vergeben. Der leitende Ministerialrat a.D., Dr. Werner Böhme, bis vor kurzem Liegenschaftsreferent im Bayerischen Finanzministerium, erhielt am 14. Januar die Medaille. „Wir möchten uns auf diese Weise für Dr. Böhmes Verständnis für die spezifischen Anliegen unserer Universität bedanken“, sagte Rektor Huber. In seiner Laudatio wies Uni-Kanzler Dr. Hendrik Rust auf die Schwierigkeit hin, in München kurze Wege für Studierende und Dozenten zu ermöglichen. Dies sei mit dem Erwerb diverser Liegenschaften aus Staatsbesitz in der Innenstadt gelungen. „Dabei konnten wir uns immer auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Finanzministerium verlassen“, resümierte Rust. ■ BUNDESVERDIENSTKREUZ FÜR PROREKTORIN KLIPPEL Professor Dr. Friederike Klippel, seit 1. April 2003 neue Prorektorin der LMU, hat das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Ende Februar 2003 händigte Bayerns Wissenschaftsminister Hans Zehetmair der Anglistin die hohe Auszeichnung aus. Professor Klippel ist seit 1994 Inhaberin des Lehrstuhls für Didaktik der englischen Sprache und Literatur an der LMU. Die in Hameln geborene Professorin hat sich mit großem Engagement für die Fachdidaktik als Wissenschaft eingesetzt, für die Aus- und Weiterbildung der Englischlehrer sowie für die dringend notwendige Öffnung der Didaktik als „Knowhow“ der Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten auf Berufsfelder außerhalb der Schulen. Außerdem habe sie sich, so hieß es in der Laudatio, maßgeblich an der Entwicklung eines arbeitsmarktbezogenen, mediengestützten Fremd- und Fachsprachenunterrichts beteiligt. ■ PROFESSOR PÖPPEL „GUEST PROFESSOR“ IN PEKING Professor Dr. Ernst Pöppel, Vorstand des Instituts für Medizinische Psychologie (IMP) an der Medizinischen Fakultät der LMU, ist von der Peking-University zum „Guest Professor“ ernannt worden. Diese Ehrung erfolgt im Rahmen der Kooperation zwischen dem international renommierten Neurowissenschaftler mit der Peking-University, die in China die führende Universität und ein Zentrum für „Cognitive Neurosciences“ (Kognitive Neurowissenschaften) ist. Innerhalb des Kooperationsvertrages halten das Institut für Medizinische Psychologie sowie das Humanwissenschaft- liche Zentrum (HWZ) regelmäßige Workshops in München und Peking ab. Mit eingebunden ist auch die Chinesische Akademie der Wissenschaften in Peking. ■ KOREANISCHER ORDEN FÜR PROFESSOR KINDERMANN Prof. Dr. Gottfried-Karl Kindermann, Professor für Internationale Politik und Koordinator für Interdisziplinäre Lehrveranstaltungen über Ostund Südostasien an der LMU, hat im Februar 2003 vom Botschafter der Republik Korea, S.E. Hwang Wontak, den Orden „Hunginjang“ erhalten. Prof. Kindermann erhielt die Auszeichnung für seine Verdienste in der 28-jährigen Zusammenarbeit mit koreanischen Forschungsinstituten zur vergleichenden Analyse von Problemstrukturen geteilter Länder. ■ DOPPELTE EHRE Beim Fassadenpreis 2002 hat die LMU für gleich zwei renovierte Gebäude eine „lobende Erwähnung“ erhalten. Der Münchner Stadtrat würdigte damit die mustergültige Renovierung der Fassaden des Hauptgebäudes und des Dekanats der Medizinischen Fakultät. Das Hauptgebäude am GeschwisterScholl-Platz wurde 2001 für 1,2 Millionen Euro in Anlehnung an die Original-Fassade von Friedrich Gärtner erneuert. Auch beim Dekanat am Bavariaring 19 orientierte sich die Neugestaltung an der ursprünglichen Renaissance-Fassade Emanuel von Seidls aus dem Jahr 1888. ■ LMU PROFITIERT VON KREATIVEN KÖPFEN Seit dem Jahr 2000 meldet die LMU im Rahmen der Initiative BayernPatent Erfindungen, die an der Universität gemacht wurden, zum Patent an. Das erste auf diese Weise gemeldete Patent basierte auf der Forschung von Dr. Heidi Kögel und Prof. Christian Alzheimer, die neue Methoden zur Erforschung und Behandlung von Hautkrankheiten entwickelten. Inzwischen gehen die ersten Verwertungserlöse bei der LMU ein, zum Beispiel von Switch Biotech. Die Aktiengesellschaft hat Ende 2002 einen Vertrag mit der LMU abgeschlossen, der die Verwertung der Erfindung von Kögel und Alzheimer sichert. Foto: Hellbrügge Stiftung Dr. Karin Schneider, 1931 in Dessau geboren, promovierte im Fach Deutsche Philologie 1957 in Fribourg/Schweiz. Sie war dort zunächst wissenschaftliche Mitarbeiterin (DFG), von 1962 bis 1966 wissenschaftliche Angestellte an der Stadtbibliothek Nürnberg und von 1967 bis 1995 Wissenschaftliche Angestellte in der Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek. Den Ruf auf eine Professur für Handschriftenkunde an die Universität Mainz lehnte sie 1981 ab. 1985 erhielt sie die Medaille „Bene merenti“ in Silber der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. ■ 1 Professor Dr. Dr. h.c. mult. Theodor Hellbrügge zwischen den Insignien der Medizinischen und der Philosophischen Fakultät der Universität Prag. Professor Hellbrügge erhielt in Prag seine 15. Ehrendoktorwürde. ■ 15. EHRENDOKTORWÜRDE FÜR PROFESSOR HELLBRÜGGE Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Theodor Hellbrügge, emeritierter Ordinarius für Sozialpädiatrie sowie emeritierter Vorstand des Instituts für Soziale Pädiatrie und Jugendmedizin und Gründer des Kinderzentrums München, hat von der Universität Prag seine 15. Ehrendoktorwürde erhalten. Zuvor hatte auch die Universität Nis (Jugoslawien) die Ehrendoktorwürde an Hellbrügge verliehen. Ausgezeichnet wurde Hellbrügge für sein wissenschaftliches Lebenswerk und seine herausragenden Verdienste im Gebiet der Sozialpädiatrie. Hellbrügge begann seine Laufbahn als Kinderarzt der Uniklinik München und gründete hier den ersten deutschen Lehrstuhl für Sozialpädiatrie. Mit dem Kinderzentrum München schuf er die erste sozialpädiatrische Einrichtung für Entwicklungs-Rehabilitation, Früherkennung und -therapie und soziale Integration. Mittlerweile gibt es 200 solcher Kinderzentren im Inund Ausland. ■ BAYERISCHEN STAATSPREIS FÜR PROFESSOR HELLER Für besondere Verdienste im Geschäftsbereich des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus wurde Prof. em. Dr. Kurt Alois Heller der Bayerische Staatspreis für Unterricht und Kultus 2003 verliehen. Der Preis wurde am 19. Februar 2003 anlässlich eines Festaktes in der Münchner Residenz von Staatsministerin Monika Hohlmeier übergeben. Die Auszeichnung erfolgte in Würdigung der Verdienste Hellers um die Hochbegabungs- und Bildungsforschung. ■ UNICHOR-DIRIGENT HANS R. ZÖBELEY VERABSCHIEDET Nach 33 Jahren Chorleitung an der LMU hat Dr. Hans Rudolf Zöbeley das Dirigat des Universitätschores an seinen Nachfolger Johannes Kleinjung abgegeben. „Der Universitätschor hat unter der Leitung von Dr. Zöbeley großes Echo auch im Ausland gefunden – der Chor ist ein gern gesehener Botschafter der LMU“, würdigte LMU-Rektor Professor Bernd Huber die Arbeit des scheidenden Chorleiters, der dieses Amt 1969 übernommen hatte. Zur Anerkennung seiner Verdienste verlieh ihm die LMU bereits 1979 den neu geschaffenen Ehrentitel Universitätsmusikdirektor und ernannte ihn außerdem 1996 zum Ehrenbürger der Universität. ■ HOHE AUSZEICHNUNG FÜR DR. HEIKE ALLGAYER Eine der höchsten Auszeichnungen in Deutschland für Verdienste in der Krebsforschung, der mit 10.000 Euro dotierte Johann-Georg-Zim- ■ GOLDMEDAILLE FÜR LMU-STUDENTIN Annette Steinbauer, Studentin der Betriebswirtschaft an der LMU, holte Ende Januar auf der Studentenolympiade in Tarvisio, Italien, die einzige Goldmedaille für Deutschland in der Halfpipe. Die 24-Jährige nimmt seit 1996 an SnowboardWettkämpfen und seit zwei Jahren auch an internationalen Wettkampfserien teil. ■ RUDOLF-KAISER-PREIS 2002 FÜR DR. IMMANUEL BLOCH Der LMU-Wissenschaftler Dr. Immanuel Bloch hat die mit 30.000 Euro höchstdotierte Auszeichnung für deutsche Nachwuchsphysiker, den Rudolf-Kaiser-Preis 2002, erhalten. Bloch ist Leiter der Projektgruppe „Ultrakalte Quantengase“ an der LMU und am Max-Planck-Institut für Quantenoptik. Im Mittelpunkt seiner jetzt ausgezeichneten Arbeiten stehen die Eigenschaften von ultrakalten Quantengasen in künstlichen Festkörpern aus Licht. Bloch hat an der Universität Bonn Physik studiert. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Stanford Universität (USA) promovierte er an der LMU. Im Anschluss setzte Bloch seine Tätigkeit am Max-PlanckInstitut für Quantenoptik und an der LMU als Projektleiter der Gruppe „Ultrakalte Quantengase“ bei Professor Theodor W. Hänsch fort. KÖPFE 1 Dr. Karin Schneider ■ EHRENDOKTORWÜRDE FÜR PALÄOGRAPHIN DR. KARIN SCHNEIDER Als „führende Autorität in der germanistischen Paläographie“ genießt Dr. Karin Schneider, bis zu ihrem Ruhestand 1995 Mitarbeiterin der Bayerischen Staatsbibliothek, hohes Ansehen unter Experten. Die Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften der LMU hat ihr im Januar 2003 für ihr Lebenswerk und ihre Verdienste um die Wissenschaft die Ehrendoktorwürde verliehen. Dr. Karin Schneider hat in zehn Katalogbänden rund 1800 mittelalterliche Codices kodikologisch und inhaltlich beschrieben und analysiert. 35 MUM 01/2003 Foto: Meinen Fotografie PREISE & EHRUNGEN mermann-Forschungspreis, ist an Dr. med. Heike Allgayer verliehen worden. Die Privatdozentin und Assistenzärztin der Chirurgischen Klinik und Poliklinik des Klinikums Großhadern hat zahlreiche internationale Beiträge auf dem Gebiet der Krebsforschung veröffentlicht. Sie beschäftigt sich aktuell mit der Ausbreitung von Tumoren des MagenDarm-Traktes. Heike Allgayer wurde 1969 in Lindenberg/Allgäu geboren und studierte von 1988 bis 1995 Medizin an der LMU. Nach der Promotion ging sie für einen zweijährigen Forschungsaufenthalt an die University of Texas in Houston (USA). Parallel zur Arbeit in der dortigen Abteilung für Tumorbiologie erwarb sie den Ph.D.-Titel in Molekularbiologie. 2001 habilitierte sie sich. Seit Juni 1999 hat Dr. Allgayer eine eigene wissenschaftliche Arbeitsgruppe. SERVICE TIPPS & TERMINE MUM 01/2003 36 ■ INFORMATIONEN FÜR NACHWUCHSFORSCHER Nachwuchswissenschaftler der LMU können mit Hilfe ihrer CampusLMU-Kennung die Informationsschrift zur Forschungsförderung „FIT“ beziehen. Die Informationsstelle für Forschungsförderung der LMU bietet mit „FIT“ acht Mal im Jahr einen umfassenden Überblick über aktuelle Ausschreibungen zu internationalen, nationalen und EUFörderprogrammen sowie Hinweise zu Stipendien, Stiftungen und Preisen. Weitere Infos unter www.verwaltung.uni-muenchen.de/forschungsfoerderung ■ STIPENDIUM FÜR BÜCHERKAUF UND DISSERTATIONEN Willkommene Finanzspritze für Studierende und Promovenden: Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst stellt der Ludwig-Maximilians-Universität auch in diesem Jahr Mittel zur Verfügung, die an Studierende für Bücherkauf und den Druck ihrer Dissertation ausgezahlt werden können. Das Geld stammt aus dem Nachlass des Konsuls Oskar-Karl Forster. Das nach ihm benannte Stipendium kann bei der LMU beantragt werden. Gewährt werden Beträge von 100 bis 400 Euro als einmalige Hilfe zum Kauf von Büchern oder anderen Lernmitteln. Doktorandinnen und Doktoranden erhalten einen Druckkostenzuschuss für die Dissertation. Antragsteller müssen Studierende der LMU sein, die mindestens im zweiten Semester sind und zwei Voraussetzungen erfüllen: Sie müssen begabt Foto: LMU und bedürftig sein; exakte Einkommensgrenzen und Notendurchschnitte sind also vorgegeben. Die genauen Bedingungen für das Stipendium sind auf einem Antragsformular zusammengefasst, das im Stipendien-Referat der LMU, Geschwister-Scholl-Platz 1, Zimmer 235, erhältlich ist. Das Büro ist Montag, Mittwoch und Freitag von 8.30 bis 11.30 Uhr geöffnet. Telefon: 089/2180-5693; Fax: 089/2180-3924. Die Antragsunterlagen müssen bis Mittwoch, 23. Juli 2003, abgegeben werden. ■ HOCHSCHUL-KONTAKTE DURCH BAYDAT-ONLINE Kostenlos, schnell, umfassend und in einheitlicher Form über die bayerischen Hochschulen informieren – das will BayDat-Online, das Transfer-Portal der bayerischen Hochschulen. Dabei geht es vor allem um Arbeits- und Forschungsgebiete von Wissenschaftlern. Neben Informationen über die verschiedenen Einrichtungen und Leistungen der Bayerischen Hochschulen können unter www.baydat.de mit Hilfe der Kooperationsbörse konkrete Gesuche aufgegeben bzw. Angebote eingesehen werden. Baydat-Online will damit mehr Transparenz im Hochschulbereich ermöglichen, die Akquisition von Fördergeldern für Forschungsprojekte und den Wissenstransfer fördern. Ein wesentliches Merkmal von BayDat-Online ist dabei, dass ausschließlich Forschungsprofile von Wissenschaftlern enthalten sind, die an einer Zusammenarbeit mit der Wirtschaft interessiert sind. BayDat-Online ist ein Projekt des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst und der Arbeitsgemeinschaft der Transferstellen Bayerischer Universitäten (TBU) in Kooperation mit den Bayerischen Fachhochschulen. Weitere Informationen hält Projektkoordinator Dr. Harald Schnell an der Universität Regensburg bereit, Tel: 0941-943 2099, E-Mail: futur@uni-regensburg.de. 1 An der Broschüre „Schlüsselqualifikationen“ beteiligten sich LMU-Mitarbeiter aus 41 Fächern. ■ LMU-BROSCHÜRE ZU SCHLÜSSELQUALIFIKATIONEN Schlüsselqualifikationen werden bei der Jobsuche auch für Hochschulabsolventen immer wichtiger. Was allerdings den jungen Akademikern meist fehlt, sind konkrete Anregungen, wie Schlüsselqualifikationen bereits während des Studiums erworben werden können. Das Institut Student und Arbeitsmarkt an der LMU hat nun – zum ersten Mal an einer deutschen Hochschule – entsprechende Empfehlungen in Form einer 64-seitigen Broschüre zusammengestellt: „Schlüsselqualifikationen – das Plus eines universitären Studiums“. Sie wurde in Zusammenarbeit mit insgesamt 41 Fächern der LMU erarbeitet und wendet sich an Studierende, Dozenten und Arbeitgeber. Die Broschüre ist in Buchhandlungen im Umfeld der Universität und beim Institut Student und Arbeitsmarkt zum Preis von zwei Euro erhältlich. Weitere Informationen: Dr. Harro Honolka, Institut Student und Arbeitsmarkt an der LMU München, Ludwigstr. 27/I, 80539 München, Tel. 089/2180-2989. ■ TERMINKALENDER AUF WWW.SONDERPAEDAGOGE.DE Das Internet-Portal sonderpaedagoge.de bietet ab sofort eine neue Funktion für seine Nutzer an. Unter der Rubrik „Termine“ finden sich Hinweise auf Veranstaltungen aller Art (Tagungen, Kongresse, Workshops u.ä.) aus dem Bereich der Pädagogik/Sonderpädagogik bzw. damit verbundenen Nachbardisziplinen. Es steht jedem Benutzer frei, selbst eine Veranstaltung einzutragen. Die entsprechenden Daten können in ein dafür eingerichtetes Formular online eingegeben und direkt abgeschickt werden. Somit stehen die Informationen über eine Veranstaltung sofort allen Besuchern von sonderpaedagoge.de zur Verfügung. Dieser Service ist kostenlos. Das Portal sonderpaedagoge.de ist unter der Adresse: www.sonderpaedagoge.de im Internet zu finden. ■ BERUFSPRAKTIKA IM AUSLAND ZU VERGEBEN Ab Juli 2003 kann das Institut Student und Arbeitsmarkt der LMU wieder Praktika in folgenden Ländern anbieten: Italien (Brescia), Nordirland (Belfast), Polen (Krakau), Bulgarien (Sofia) und Rumänien (Hermannstadt). Es handelt sich um freiwillige Praktika in verschiedenen Bereichen, die für Studierende aller Fakultäten gedacht sind. Erste Arbeitsmarkterfahrungen sollten vorhanden sein. Für die Praktika in Italien und Nordirland werden gute Kenntnisse der Landessprache vorausgesetzt (Test). Für Praktika in Polen reichen Grundkenntnisse. In Bulgarien und Rumänien reichen Kenntnisse in Deutsch und Englisch aus. Die Dauer der Praktika beträgt mindestens drei Monate. LeonardoStipendien sind für diese Praktika beantragt. Informationen und Anmeldung bei: Institut Student und Arbeitsmarkt, Annette Classen (erreichbar ■ AKTUELLE STELLENANGEBOTE DER LMU UND DER EU SOWIE STELLENGESUCHE UNTER WWW.LMU.DE/PRESSE/STELLENMARKT ■ 3. MÜNCHNER WISSENSCHAFTSTAGE Die 3. Münchner Wissenschaftstage vom 16. bis 20. Juli stehen ganz im Zeichen der DNA-Doppelhelix. Vor 50 Jahren entdeckten die Biochemiker James Watson und Francis Crick die Struktur der Erbsubstanz, die „Fäden des Lebens“. Die daraus resultierenden Möglichkeiten, Erbmaterial auch über Artengrenzen neu zu kombinieren, haben ein neues Zeitalter eröffnet. In der Medizin, bei der Herstellung von Lebensmitteln und in der Landwirtschaft stehen völlig neue Möglichkeiten zur Verfügung. Doch es gibt auch Kritik an der Biotechnologie. Auf den Münchner Wissenschaftstagen stellen sich Forscher daher dem Dialog mit der Bevölkerung über Chancen und Risiken. Fünf Tage „Wissenschaft für alle“ stehen auf dem Programm. Für jüngere Besucher steht ein Kinderlabor bereit, Schüler können in Laborpraktika ihre eigene DNA analysieren. Biotech-Unternehmen öffnen während der Wissenschaftstage ihre Labors für Besichtigungen. Zudem gibt es zahlreiche Diskussionsveranstaltungen, Vorträge und Informationsstände. Ausführliche Programminformationen im Internet unter: www.muenchner-wissenschaftstage.de ■ FACHTAGUNG „MENSCH UND GARTEN“ Einen Dialog zwischen sozialer Arbeit und Gartenbau will die Fachtagung „Mensch und Garten“ vom 25. bis 27. Juni in Benediktbeuren führen. Veranstaltet wird die Tagung vom Institut für Fort- und Weiterbildung der Katholischen Stiftungsfachhochschule München und dem Zentrum für Umwelt und Kultur Benediktbeuern. Dabei sollen in Vorträgen, Workshops und Projektpräsentationen neue Möglichkeiten gezeigt werden, das gärtne- rische Tun mit Zielen der sozialen Arbeit zu verbinden. Themen sind unter anderem die Geschichte der Gartenkultur, Schulgärten und der Garten in der interkulturellen Arbeit. Informationen und Anmeldeformular (Anmeldeschluss 10. Juni 2003) sind zu finden auf der Internet-Seite www.mensch-undgarten.de LESERBRIEFE 3 Besten Dank für die Zusendung der Belegexemplare 05/2002. Ich finde die Ausgabe sehr gelungen und bedanke mich insbesondere für die bestens gelungene Ausgestaltung und gestalterische Umrah- mung des Interviews zum Thema Erzählen. Jetzt habe ich wieder mal was „Feines zum Rumzeigen“. Claus Claussen, Hofheim/Ts. 3 In MUM 05/2002 stellten Sie unter der Rubrik „Kunstschätze an der LMU“ Wanduhren aus verschiedenen Bereichen der LMU vor. Auch in unserem Institut befindet sich meines Erachtens ein so genanntes „Kunstwerk“. Über dem Mosaikbild in der Eingangshalle hängt eine wundervolle Uhr. Sie weist einen Durchmesser von ca. 1,20 m auf und wird von einer Hauptuhr mit einem Minutenimpuls von 24 V angesteuert. Beides stammt aus der Errichtung unseres Gebäudes aus den Jahren 1912/14 und ist wirklich sehens- und beachtungswert. Kurt Krämer, Department Biologie I, LMU Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionellen Meinungsäußerungen. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. SERVICE von 9 – 12 Uhr außer mittwochs), Ludwigstr. 27/1, 80539 München, Tel. 089/2180-1388, E-Mail: annette.classen@extern.lrz-muenchen.de 37 1 Mit diesem Klistierschemel gingen gesundheitsbewusste Engländer in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf Reisen. Das Modell mit herausnehmbarer Spritze ist im Deutschen Medizinhistorischen Museum in Ingolstadt ausgestellt.