Epidemiologische Untersuchungen zum Vorkommen von Lawsonia
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Epidemiologische Untersuchungen zum Vorkommen von Lawsonia
SCHWEIN 230 © 2006 Schattauer GmbH Tierärztl Prax 2006; 34 (G): 230-9 Epidemiologische Untersuchungen zum Vorkommen von Lawsonia-intracellularis-Infektionen in Schweinebeständen M. Wendt1, R. Schulze Johann2, J. Verspohl3 Aus der 1Klinik für kleine Klauentiere und forensische Medizin und Ambulatorischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. K.-H- Waldmann) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, der 2Elanco Animal Health, Bad Homburg, und dem 3Institut für Mikrobiologie (Direktor: Prof. Dr. G.-F. Gerlach) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover Schlüsselwörter: Lawsonia intracellularis – porzine proliferative Enteropathie – Prävalenz – Serologie – Brachyspira hyodysenteriae Zusammenfassung: Gegenstand und Ziel: Anhand serologischer Screening-Untersuchungen in Schweinebeständen wird eine Übersicht zur Prävalenz von Lawsonia-(L.-)intracellularis-Infektionen in Deutschland gegeben. In acht Betrieben mit geschlossenem System wurde zudem in einer Querschnittsstudie der zeitliche Ablauf der Serokonversion überprüft. Der Nachweis von Lawsonien in Kot- und Darmproben aus Betrieben mit Durchfallproblematik sollte mit dem Vorkommen von Brachyspiren, Salmonellen und Escherichia (E.) coli verglichen werden. Material und Methoden: Die serologische Untersuchung von Blutproben (Herdenscreening: n = 7546 aus 694 Betrieben, Querschnittsstudie: n = 936 aus acht Betrieben) auf Antikörper gegen L. intracellularis sowie der Nachweis von L. intracellularis aus Kot- und Darmproben (n = 826 aus 403 Betrieben) erfolgte mittels indirektem Immunfluoreszenztest. Der Nachweis von Brachyspiren, Salmonellen und E. coli wurde mithilfe kultureller Verfahren durchgeführt. Ergebnisse: Serologisch positive Reagenten ergaben sich bei 43,2% der Blutproben und bei 81,3% der untersuchten Bestände. Sauen haltende Bestände und reine Mastbetriebe waren häufiger seropositiv als Ferkelaufzuchtbetriebe mit und ohne Mast. Antikörper gegen L. intracellularis fanden sich ähnlich häufig in Herden mit klinischer Symptomatik einer porzinen proliferativen Enteropathie (PPE) wie in Herden ohne oder mit anderen klinischen Erkrankungen. Die Querschnittsuntersuchung ergab, dass erste Reagenten schon zur 10. Lebenswoche auftreten, der Hauptanteil jedoch zwischen der 13. und 16. Lebenswoche. Die bakteriologischen Untersuchungen belegen, dass in Beständen mit Durchfallproblematik hämolysierende E. coli (48,4%) und L. intracellularis (33,7%) wesentlich häufiger nachweisbar sind als B. hyodysenteriae (21,1%), Salmonellen (17,3%) oder B. pilosicoli (2,5%). Mischinfektionen von B. hyodysenteriae (3,5%), B. pilosicoli (1,0%) oder Salmonellen (5,6%) zusammen mit L. intracellularis waren selten. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Die sehr weite Verbreitung von L. intracellularis in Deutschland in klinisch unauffälligen Herden wie auch in Beständen mit Durchfall- und Kümmererproblematik erfordert eine gezielte Diagnostik zum Ausschluss anderer Durchfallerreger. Key words: Lawsonia intracellularis – porcine proliferative enteropathy – prevalence – serology – Brachyspira hyodysenteriae Summary: Objective: Investigation of the prevalence of Lawsonia (L.) intracellularis infections in Germany by serological herd screening. Additionally, in eight farrow-to-finish herds a cross sectional study was carried out to determine the course of seroconversion. Faecal and intestinal samples were examined to compare the prevalence of L. intracellularis and Brachyspira spp., Salmonella ssp. as well as Escherichia (E.) coli. Material and methods: An indirect immunofluorescence technique (IFAT) was used to analyse blood samples (screening: n = 7546 from 694 herds, cross sectional study: n = 936 from eight herds) for the presence of antibodies against L. intracellularis. Faecal and intestinal samples were tested for the presence of L. intracellularis by IFAT and for Brachypira spp., Salmonella spp. as well as E. coli by culture techniques. Results: Antibodies against L. intracellularis could be detected in 43.2% of the blood sanmples and in 81.3% of the investigated herds. Sow herds and fattening herds were more often seropositive than piglet herds with or without fattening units. Frequent seropositive results were demonstrated in herds with typical signs (diarrhea and/or wasting) of porcine proliferative enteropathy (PPE) as well as in herds with other clinical symptoms or without any clinical signs. The cross-sectional study showed first antibodies in pigs between week six and 10 before main seroconversion developed between week 13 and 16. Bacteriological investigation of faecal and intestinal samples of diarrheic pigs showed highest rates for haemolytic E. coli (48.4%) and L. intracellularis (33.7%) followed by B. hyodysenteriae (21.1%), Salmonella spp. (17.7%) and B. pilosicoli (2.5%). Mixed infections of animals shedding L. intracellularis were rarely found for B. hyodysenteriae (3.5%) or Salmonella spp. (5.6%). Conclusions and clinical relevance: Results indicate a high prevalence of L. intracellularis infections in pig herds all over Germany. Because L. intracellularis infections also were detected frequently in herds without clinical signs of PPE, specific diagnostic measurements are necessary in diarrheic herds to exclude other reasons for disease. Epidemiological investigations on Lawsonia intracellularis infections in pig herds Eingegangen: 02.05.2005; akzeptiert: 22.07.2005 Einleitung Die Ätiologie der porzinen proliferativen Enteropathie (PPE), auch als porzine intestinale Adenomatose (PIA) oder Ileitis bezeichnet, war über viele Jahre unklar, während das Krankheitsbild selbst schon 1931 in einem Fallbericht zu einem intestinalen Adenom beim Schwein beschrieben (2) und darauf immer wieder sporadisch beobachtet wurde. Auch die akute Form der Erkrankung, die porzine hämorrhagische Enteropathie (PHE), ist schon seit den siebziger Jahren bekannt (32). Der Erreger selbst wurde erst 1995 in einem neuen Genus als Lawsonia (L.) intracellularis klassifiziert und beschrieben, nachdem seine Kultivierung mit einer Rattenenterozyten-Zelllinie sowie die Reproduktion der Erkrankung mit dem Keim gelang (23, 27, 29). Zum Erregernachweis aus Kot oder Darmmaterial wird heute in der Routinediagnostik die Polymerasekettenreaktion (PCR) oder ein indirekter Immunfluoreszenztest (IFT) verwendet (17, 26, 28, 37). Im histologischen Präparat lässt sich L. intracellularis spezifisch mittels immunhistochemischer Methoden (Immuperoxidase, Immunfluoreszenz) sowie In-situ-Hybridisation nachweisen, als unspezifische Färbemethoden finden die WarthinStarry-Silberfärbung und die modifizierte Ziehl-Neelsen-Färbung Anwendung (9, 21, 24, 40). Zum Herdenscreening erfolgt der Nachweis von Antikörpern gegen L. intracellularis. Die serologische Untersuchung kann mit indirektem IFT, Immunperoxidase-Monolayer-Assay (IPMA) oder ELISA-Technik durchgeführt werden (11, 16, 19, 20, 22). Es muss davon ausgegangen werden, dass Infektionen mit L. intracellularis bei Schweinen weltweit verbreitet sind. Die Angaben verschiedener Autoren zu Prävalenzen schwanken in Abhängigkeit zur Untersuchungsmethodik. Läsionen im Sinne einer PPE sind bei Schlachtschweinen selten feststellbar, während entsprechende pathomorphologische Befunde an Sektionsgut aus 10–20% einsendender Betriebe gefunden wurden. Im Falle des Erregernachweises im Zusammenhang mit klinischen Erkrankungen wird über positive Befunde in 25–75% der untersuchten Betriebe berichtet, bei der Untersuchung klinisch unauffälliger Tiere konnte in 7–40% der Betriebe ein Erregernachweis geführt werden. In einer dänische Studie wurden Lawsonien sogar in 94% der kontrollierten unauffälligen Betriebe nachgewiesen. Antikörper gegen Lawsonien ließen sich in verschiedenen Studien weltweit bei 25–100% der untersuchten Betriebe feststellen, die Nachweisraten lagen zumeist höher als beim direkten Erregernachweis. Übersichten zu entsprechenden Untersuchungen finden sich bei (4) und (30). IgG-Antikörper können serologisch im Experiment etwa zwei Wochen nach erfolgter Infektion nachgewiesen werden. Eine Ausscheidung von Lawsonien über den Kot ist bereits eine Woche nach Infektion zu registrieren und kann trotz Antikörperbildung bis zu 12 Wochen anhalten (12). Bei einer Querschnittsstudie in amerikanischen Betrieben lag das Intervall zwischen der Feststellung von Ausscheidern und Serokonversion zwischen zwei und acht Wochen (14). Ziel der vorliegenden Arbeit war, durch serologische Screening-Untersuchungen eine Übersicht zur Prävalenz von L.-intracellularis-Infektionen in Schweinebeständen aus Deutschland zu schaffen. Dabei sollten einerseits Zusammenhänge zu Betriebsart sowie Alters- und Nutzungsgruppe der Tiere dargestellt, andererseits mögliche Beziehungen zu Haltungs- und Managementbedingungen überprüft werden. Darüber hinaus wurde in acht Betrieben mit geschlossenem System in einer Querschnittsstudie versucht, den zeitlichen Ablauf der Infektion anhand des Antikörpernachweises in den verschiedenen Altersklassen aufzuzeigen, um daraus mögliche Zeitpunkte für prophylaktische oder therapeutische Maßnahmen abzuleiten. Außerdem sollte der Nachweis von Lawsonien in Kot- und Darmproben aus Problembetrieben mit dem Vorkommen von Brachyspiren und Salmonellen verglichen werden, um eine Aussage zur Häufigkeit von Mono- und Mischinfektionen treffen zu können. Material und Methoden Herdenscreening Für das Herdenscreening wurden im Zeitraum von 2002–2004 insgesamt 7546 Serumproben von 694 Betrieben aus ganz Deutschland untersucht. Über die betreuenden Tierarztpraxen wurde die Teilnahme an einem freiwilligen Screening für interessierte Betriebe angeboten. Dabei sollten möglichst mindestens 10 Proben pro Bestand eingesandt werden, tatsächlich wurden durchschnittlich 10,9 Proben pro Betrieb (min. zwei, max. 42) zur Kontrolle entnommen. DieVerteilung der Proben auf verschiedene Alters- und Nutzungsgruppen war den Tierärzten in Abhängigkeit von der Betriebsart und eventuell vorhandener Symptomatik freigestellt. Ein Betrieb wurde als positiv eingestuft, wenn mindestens in einer Probe Antikörper gegen L. intracellularis nachgewiesen werden konnten. Die einsendenden Tierärzte wurden gebeten, auf einem Fragebogen Auskunft zur Betriebsart und Betriebsgröße, zur Anzahl der Herkünfte bei Tierzukauf (Mast), zur Aufstallungsform (perforierter Boden, teilperforierter oder planbefestigter Boden), zur Stallbelegung (bestandsweise Rein-raus-Verfahren, abteilweise Rein-rausVerfahren, kontinuierlich) sowie zum Auftreten klinischer Krankheitssymptome und zu möglicherweise durchgeführter antibiotischer Behandlung zu geben. Für eine statistische Analyse wurden jeweils zwei Gruppen von Betrieben gebildet (Gruppe 1: nur fragliche/seronegative Resultate, Gruppe 2: mindestens ein seropositives Resultat) und für die verschiedenen im Fragebogen erfassten Parameter erfolgte ein Gruppenvergleich mittels Chi-Quadrat-Test (qualitativ erfasste Parameter) oder nach Ermittlung von Mittelwert und Standardabweichung eine hierarchische Varianzanalyse (quantitativ erfasste Parameter). Querschnittsstudie Für die Querschnittsstudie wurden acht Betriebe ausgewählt, die im geschlossenen System arbeiteten (Ferkelerzeugung und Mast) und bei denen anamnestisch das Auftreten von L.-intracellularis-Infektionen bekannt war (Bestätigung mittels Erregernachweis durch PCR). Dabei stammten vier Betriebe aus dem norddeutschen sowie vier Betriebe aus dem süddeutschen Raum. Zur serologischen Untersuchung wurden in jedem der Betriebe zu einem Zeitpunkt 117 Blutproben nach folgendem Schema einmalig entnommen: jeweils sechs Proben von Jungsauen sowie Sauen nach dem zweiten und dritten Wurf; jeweils 11 Proben von Absetz- und Mastschweinen aus jeder der folgenden Altersklassen: 4, 6, 8, 10, 13, 16, 19, 22 und 25 Wochen. Diese acht Betriebe wurden im März 2002 untersucht und waren nicht an der Prävalenzstudie beteiligt. 231 SCHWEIN Epidemiologische Untersuchungen zum Vorkommen von Lawsonia-intracellularis-Infektionen in Schweinebeständen M. Wendt, R. Schulze Johann, J. Verspohl SCHWEIN 232 Epidemiologische Untersuchungen zum Vorkommen von Lawsonia-intracellularis-Infektionen in Schweinebeständen M. Wendt, R. Schulze Johann, J. Verspohl Serologische Untersuchung Die serologische Untersuchung der Blutproben auf Antikörper gegen L. intracellularis erfolgte mit einem indirekten Immunfluoreszenztest (IFT, IleiTest, Fa. Elanco, Bad Homburg) (20). Dazu wurde das gelieferte Antigenkonzentrat (formalininaktivierte Ganzzellsuspension) durch Zusatz von PBS auf 1 : 30 verdünnt. In die Kavitäten eines Objektträgers wurden jeweils 5 µl der verdünnten Suspension pipettiert und nach Lufttrocknung in Aceton bei –20 °C fixiert. Bei allen zu untersuchenden Serumproben, inklusive der Positiv- und Negativkontrolle, fand eine Verdünnung mit PBS-Puffer (pH 7,2) statt. Wie vom Hersteller angegeben wurde nur die Verdünnungsstufe 1 : 30 untersucht. In jede Kavität wurden 5 µl der jeweiligen Serumverdünnung pipettiert und die Objektträger über Nacht im Kühlschrank bei 4 °C in einer feuchten Kammer inkubiert. Als Negativkontrolle diente das Serum eines gnotobiotischen Ferkels, als Positivkontrolle das Serum eines Schweines mit klinischen Symptomen und histopathologischen Befunden einer Infektion mit L. intracellularis (PCR-positiv), das auch bei einer Verdünnung von 1 : 480 noch eine positive Reaktion zeigte. Am nächsten Tag wurden die Objektträger gewaschen (4 × 5 min, PBS) und bei 37 °C im Brutschrank getrocknet. Nach dem Trocknen wurden 5 µl verdünn- tes Konjugat (Fluoreszein-Isothiocyanat-[FITC-]konjugiertes Ziege-AntiSchwein-IgG, Fa. Dianova, Hamburg, PBS-Verdünnung 1 : 10) in jede Kavität gegeben und die Objektträger erneut für 30 min bei 37 °C im Brutschrank inkubiert. An die Inkubation schloss sich wieder das Waschen und Trocknen der Objektträger wie oben beschrieben an. Die Objektträger wurden mit Glycerin eingedeckt mit einem Fluoreszenzmikroskop (495 nm) untersucht (Beurteilung: brillante Randfluoreszenz = positiv, schwache Randfluoreszenz = fraglich, keine Fluoreszenz = negativ). Der Test wurde von Knittel et al. (20) anhand von Seren aus experimentellen Infektionen und Feldinfektionen validiert. Kreuzreaktionen zu Brachyspira (B.) hyodysenteriae, B. pilosicoli, B. innocens, Salmonella (S.) typhimurium, S. choleraesuis, Campylobacter mucosalis und Campylobacter hyointestinalis ließen sich nicht feststellen. Fragliche Ergebnisse können entweder durch unspezifische Reaktionen entstehen oder bei Tieren, die ansteigende oder abfallende Titer unterhalb des Grenztiters von 1 : 30 aufweisen. Sie wurden bei Auswertung der Prävalenzstudie deshalb den negativen Resultaten zugeschlagen. Eine separate Darstellung der fraglichen Ergebnisse erfolgte nur bei der Querschnittsstudie, um einen eventuelle Zu- oder Abnahme fraglicher Proben zu bestimmten Zeitpunkten dokumentieren zu können. Untersuchung von Kot- und Darmproben Tab. 1 Serologische Untersuchung auf Antikörper gegen L. intracellularis in 694 Betrieben aus 12 Bundesländern Bundesland Untersuchte Betriebe (n) Baden-Württemberg 119 79,0 Bayern 198 81,3 12 83,3 Brandenburg Hessen Davon seropositiv (%) 9 66,6 18 77,8 Niedersachsen 130 80,8 Nordrhein-Westfalen 141 85,1 4 75,0 Mecklenburg-Vorpommern Rheinland-Pfalz Sachsen 4 100 Sachsen-Anhalt 21 71,4 Schleswig-Holstein 25 80,0 Thüringen 13 92,3 694 81,3 gesamt Tab. 2 Ergebnisse der serologischen Untersuchung auf Antikörper gegen L. intracellularis in Abhängigkeit von der Betriebsart Betriebsart Untersuchte Betriebe (n) Davon seropositiv (%) Vermehrer (Zuchtsauen ohne/mit Aufzucht) 73 90,4 Jungsauenaufzucht 16 93,8 Ferkelerzeuger 154 79,9 Ferkelerzeuger inkl. Mast 157 89,2 22 18,2 Ferkelaufzucht Ferkelaufzucht inkl. Mast 13 38,5 Mast 259 81,5 gesamt 694 81,3 Im Zeitraum von 2002 bis 2003 wurden 826 Kot- und Darmproben (Darmproben aus Sektionsmaterial) aus 403 Betrieben mithilfe eines indirekten IFTs auf das Vorhandensein von L. intracellularis kontrolliert. Bei 812 dieser Proben aus 399 der Bestände erfolgte zusätzlich eine Untersuchung auf Brachyspiren mittels kulturell-biochemischer Methoden.Auf Salmonellen wurden 300 der Proben (139 Betriebe) und auf hämolysierende E. coli 165 Proben (91 Betriebe) getestet. Alle Proben wurden unabhängig von der Prävalenzstudie zur üblichen Routinediagnostik unter demVorbericht einer Durchfallproblematik eingesandt. Die Proben von Sauen stammten vorwiegend von Jungsauen mit dem Vorbericht einer PHE-Symptomatik. Der IFT wurde an acetonfixierten (–20 °C, 15 min) Objektträgerausstrichen durchgeführt, die mit einem monoklonalen Maus-Hybridom-Antikörper (Verdünnung 1:1000 [26]) überschichtet wurden (37 °C, 60 min, feuchte Kammer). Nach Waschen (2 × 10 min PBS) und Trocknen (37 °C) wurde mit Konjugat (FITC-konjugiertes Ziege-Anti-Maus-IgG, Fa. Dianova, Hamburg, PBS-Verdünnung 1 : 400) inkubiert (37 °C, 30 min, feuchte Kammer). Nach erneutem Waschen und Trocknen (s. o.) und Eindecken mit Glycerin fand eine Beurteilung unter dem Fluoreszenzmikroskop statt. Die kulturelle Untersuchung auf Brachyspiren erfolgte in anaerober Atmosphäre (Oxoid-AnaeroGen-System, Fa. Oxoid, Wesel) in der Regel bei 42 °C auf entsprechenden Selektivnährböden. Eine Differenzierung isolierter Brachyspira-Stämme wurde durch Beurteilung des Hämolysevermögens, der Indolbildung, der Aktivität von α-Galaktosidase, α- und β-Glucosidase sowie der Hippuratspaltung vorgenommen (8). Die Isolierung von Salmonellen und E. coli erfolgte mithilfe üblicher Kulturtechniken (3). Ergebnisse Herdenscreening Die Resultate des serologischen Herdenscreenings aufAntikörper gegen L. intracellularis zeigten insgesamt eine Prävalenz von 43,2% bei den untersuchten Blutproben. Positive Reagenten konnten in 564 von 694 Betrieben (81,3%) festgestellt werden. Die Herden stammten aus 12 Bundesländern mit Nachweisraten zwischen 66,6 und 100% (s. Tab. 1). Hinsichtlich der Betriebsstruktur ergaben sich sowohl bei Sauen haltenden Beständen einschließlich geschlossener Systeme als auch bei reinen Mastbeständen Prävalenzen seropositiver Herden von mindestens Tab. 3 Serokonversion gegen L. intracellularis in untersuchten Betrieben in Abhängigkeit von den jeweils kontrollierten Alters-/ Nutzungsgruppen Beprobte Alters-/ Nutzungsgruppe Anzahl der Betriebe, in denen die spezielle Tiergruppe untersucht wurde (n) Davon als seropositiv beurteilt (%) (spezielle Tiergruppe seropositiv) Sauen 208 96,6 0,5 8 87,5 12,5 Eber Saugferkel Davon als seropositiv beurteilt (%), (spezielle Tiergruppe fraglich/seronegativ, andere Tiergruppe seropositiv) Davon als fraglich/seronegativ beurteilt (%) (unter Berücksichtigung der Resultate aller jeweils untersuchten Tiergruppen) Durchschnittliche Probenzahl in spezieller Tiergrupp (n/min–max) 2,9 7,4 (1–40) 0 1,0 22 45,4 36,4 18,2 2,8 (1–12) Absetzferkel (< 15 kg KM) 115 22,6 51,3 26,1 4,2 (1–15) Absetzferkel (< 30 kg KM) 252 29,4 39,7 30,9 5,5 (1–30) Mastschweine (< 50 kg KM) 350 64,3 18,9 16,8 6,1 (1–24) Mastschweine (< 50 kg KM) 297 88,9 2,7 8,4 6,6 (1–40) 80%. Lediglich in Ferkelaufzuchtbetrieben ohne und mit angeschlossener Mast lag die Rate mit 18,2 bzw. 38,5% niedriger (s. Tab. 2). Bei den Ergebnissen ist zu beachten, dass nicht in jedem Betrieb alle Alters-/Nutzungsgruppen untersucht wurden. Betrachtet man alle Sauen haltenden Bestände, in denen tatsächlich auch Sauen beprobt wurden (n = 208), so fand sich in 96,6% dieser Herden mindestens bei einer Sau ein positiver Titer. Für Betriebe, in denen Mastschweine mit einer Körpermasse von mehr als 50 kg beprobt wurden (n = 297), lag die entsprechende Rate bei 88,9% (s. Tab. 3). Abbildung 1 zeigt die Ergebnisse des Antikörperachweises in den verschiedenen Alters-/Nutzungsgruppen. Die höchste Prävalenz konnte bei Sauen und Ebern sowie bei Endmastschweinen nachgewiesen werden, die wenigsten Seroreagenten traten bei den Absetzferkeln auf. Vorberichtlich gaben die meisten Einsender ein Durchfallgeschehen als Problem an, das zum Teil auch mit Kümmern der Schweine einherging (s. Tab. 4). Von 546 Betrieben mit einer für Lawsonia-Infektionen bekannten Symptomatik (Durchfall, Kümmern, akute Todesfälle bei blutigem Durchfall [PHE]) wiesen 80,8% mindestens einen positiven Reagenten auf. Bei Herden, die klinisch unauffällig waren oder in denen vorberichtlich andere Krankheitserscheinungen (z. B. Pneumonien, Meningitis, Enterotoxämie) auftraten (n = 90), lag die Nachweisrate mit 85,6% sogar etwas höher (p > 0,05). Vergleicht man die durchschnittliche Betriebsgröße der negativ bzw. positiv eingestuften Betriebe, ergeben sich in Abhängigkeit von dem Betriebstyp keine statistisch belegbaren Unterschiede (s. Tab. 5). Ein entsprechender Vergleich wurde bei Mastbetrieben in Bezug auf die Anzahl der Tierherkünfte angestellt. Auch Tab. 4 Ergebnisse der serologischen Untersuchung auf Antikörper gegen L. intracellularis in Abhängigkeit vom Vorbericht bezüglich möglicher Krankheitssymptome im Betrieb Symptomatik Untersuchte Betriebe (n) Davon seropositiv (%) Durchfall 306 83,7 Kümmern 45 80,0 190 76,3 5 80,0 sonstige Symptomatik 56 80,4 keine Symptomatik 34 94,1 ohne Angaben 58 79,3 694 81,3 Durchfall + Kümmern blutiger Durchfall + plötzliche Todesfälle (PHE) Abb. 1 Serokonversion gegen L. intracellularis in den verschiedenen Alters-/Nutzungsgruppen gesamt 233 SCHWEIN Epidemiologische Untersuchungen zum Vorkommen von Lawsonia-intracellularis-Infektionen in Schweinebeständen M. Wendt, R. Schulze Johann, J. Verspohl SCHWEIN 234 Epidemiologische Untersuchungen zum Vorkommen von Lawsonia-intracellularis-Infektionen in Schweinebeständen M. Wendt, R. Schulze Johann, J. Verspohl Tab. 5 Vergleich der Betriebe ohne Nachweis von Antikörpern gegen L. intracellularis (–) mit seropositiven Betrieben (+) hinsichtlich der durchschnittlichen Bestandsgröße Serologische Beurteilung Vermehrer (Zuchtsauen ohne/mit Aufzucht) – 6 176,7 ± 80,7 + 51 351,1 ± 913,9 Ferkelerzeuger Ferkelerzeuger inkl. Mast Ferkelaufzucht Mast Untersuchte Betriebe (n) Durchschnittliche Bestandsgröße (x- ± s) Betriebsart – 29 237,2 ± 356,7 + 114 338,6 ± 625,7 – 16 586,6 ± 1474,7 + 124 256,5 ± 598,2 – 17 2052,4 ± 1370,5 + 3 1466,7 ± 1361,4 – 45 2414,0 ± 4441,0 + 190 1618,3 ± 2153,1 dabei konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden (mittlere Anzahl der Herkünfte: Gruppe 1: 3,1 ± 6,5 bzw. Gruppe 2: 4,5 ± 8,7; p > 0,05). Mastbetriebe, die ihreTiere nur von einer Herkunft bezogen, unterschieden sich hinsichtlich des serologischen Status nicht von Beständen, die aus mehreren Herkünften Tiere bezogen. Auch eine mögliche im Vorfeld des Herdenscreenings durchgeführte antibiotische Behandlung sowie die Aufstallungsform (vollperforierter, teilperforierter oder planbefestigter Boden) hatten keinen Einfluss auf die Einstufung des Betriebes als serologisch fraglich/negativ oder positiv (jeweils Chi-Quadrat-Test, p > 0,05). Bezüglich der Stallbelegungsweise (bestandsweise/abteilweise Rein-raus-Verfahren, kontinuierliche Belegung) wurden nur Mastbestände verglichen. Die These, dass Betriebe mit Rein-raus-Belegung im gesamten Bestand (Grup- p > 0,05 p > 0,05 p > 0,05 p > 0,05 p > 0,05 pe 1: n = 14, Gruppe 2: n = 62) im Verhältnis häufiger negativ/ fraglich eingeschätzt werden als bei anderer Belegungsart (Gruppe 1: n = 30, Gruppe 2: n = 138), ließ sich nicht bestätigen (ChiQuadrat-Test, p > 0,05). Querschnittsstudie In allen acht Betrieben (Betriebsgröße zwischen 80 und 1900 Sauen), die an der serologischen Querschnittsstudie teilnahmen, konnte bei den untersuchten Sauen insgesamt ein häufiges Auftreten von Antikörpern gegen L. intracellularis beobachtet werden (72,2–100%). Der Anteil der Reagenten lag für die einzelnen Sauengruppen gesehen zwischen 93,8% (Jungsauen) und 81,3% (Sauen zum dritten Wurf). Die Ergebnisse der serologischen Untersuchung im Bereich von Aufzucht und Mast sind für alle acht Betriebe in Abbildung 2 dargestellt. Bei den vier Wochen alten Ferkeln waren nur bei der Hälfte der Betriebe noch Antikörper nachweisbar. Die Gesamtrate lag bei 11,4% und nahm bei den sechs und acht Wochen alten Absetzferkeln noch weiter ab (5,7 bzw. 4,5%). Zu diesen Untersuchungszeitpunkten fanden sich nur in zwei bzw. drei von acht Betrieben einzelne positive Tiere. Bei Ferkeln in der 10. Lebenswoche erhöhte sich die Befundrate auf insgesamt 19,3%, nur in einem Betrieb wurde kein positives Tier registriert. Bei Schweinen in der 13. Lebenswoche (18,2% Reagenten) konnte in jeder Herde mindestens ein seropositives Tier nachgewiesen werden. Im Alter von 16 Wochen war ein sehr deutlicher Anstieg von Reagenten zu verzeichnen, 61% der untersuchten Tiere wiesen Antiköper gegen L. intracelluaris auf. Die Gesamtnachweisrate nahm dann kontinuierlich bis zur 25. Lebenswoche zu (79,6%), nur in einem Betrieb stieg der Anteil seropositiver Tiere nicht so klar an (36,4%). Untersuchung von Kot- und Darmproben Abb. 2 Ergebnisse der serologischen Querschnittsuntersuchung auf Antikörper gegen L. intracellularis in acht Betrieben mit geschlossenem System Die Resultate der bakteriologischen Untersuchung auf verschiedene Durchfallerreger sind Tabelle 6 zu entnehmen. L. intracellularis konnte in 33,7% der einsendenden Betriebe (n = 403) gefun- SCHWEIN 236 Epidemiologische Untersuchungen zum Vorkommen von Lawsonia-intracellularis-Infektionen in Schweinebeständen M. Wendt, R. Schulze Johann, J. Verspohl Tab. 6 Bakteriologische Untersuchung von Kot- und Darmproben aus Betrieben mit Durchfallproblematik Proben Betriebe Erreger (n) positiv (%) (n) positiv* (%) L. intracellularis 826 24,7 403 33,7 B. hyodysenteriae 812 15,9 399 21,1 B. pilosicoli 812 2,1 399 2,5 B. intermedia 812 1,7 399 2,5 B. innocens 812 17,5 399 19,3 B. murdochii 812 6,8 399 9,5 Salmonella spp. 300 8,3 139 17,3 häm. E. coli 165 40,6 91 48,4 * mind. eine Probe positiv den werden. Die Nachweisrate lag nur bei den auf hämolysierende E. coli kontrollierten Herden (n = 91) mit 48,4% höher, wobei berücksichtigt werden muss, dass keine Bestimmung von Pathogenitätsfaktoren für die E.-coli-Stämme vorliegt. Brachyspira (B.) hyodysenteriae ließ sich aus Proben von 21,1% der Bestände (n = 399) isolieren, während nur 2,5% der Betriebe eine Infektion mit B. pilosicoli aufwiesen. Bei den als apathogen geltenden Brachyspirenarten lag die Nachweisrate für B. innocens am höchsten (19,3% der Betriebe). Bei 8,9% der Proben wurden Brachyspiren isoliert, die aber nicht differenziert werden konnten. Salmonellen wurden in 17,3% der Herden (n = 139) nachgewiesen. Mischinfektionen bei Schweinen, bei denen L. intracellularis nachweisbar war, zeigten sich für hämolysierende E. coli in acht (8,8%), für Salmonellen in acht (5,6%), für B. hyodysenteriae in 14 (3,5%) und für B. pilosicoli in vier (1,0%) der jeweils untersuchten Betriebe. Nur in einem der Betriebe konnten neben den Lawsonien sowohl Salmonellen als auch B. hyodysenteriae gefunden werden. L. intracellularis ließ sich am häufigsten in Betrieben nachweisen, die Proben von Sauen (n = 33, 51,5% positiv) oder Mastschweinen (n = 178, 35,4% positiv) einsandten. Bei Betrieben mit Problemen bei Absetzferkeln (n = 50) gelang nur in 20% der Herden ein Nachweis. 142 Betriebe gaben keinen Vorbericht zu den beprobten Tieren. Diskussion Das serologische Herdenscreening belegt mit 81,3% seropositiver Betriebe einen sehr hohen Verbreitungsgrad von L.-intracellularis-Infektionen in Deutschland, ohne dass in bestimmten Regionen eine lokale Häufung verzeichnet werden konnte. Dies bestätigt eigene Untersuchungen aus den Jahren 1999 bis 2001 (165 Betriebe, davon 78,2% seropositiv) (37, 38) sowie Studien ande- rer Autoren aus Deutschland ([31], 150 Betriebe, davon 53,3% seropositiv). Da eine Serokonversion besonders häufig bei Sauen und älteren Mastschweinen festgestellt werden kann, diese Zielgruppen in den kontrollierten Beständen aber nicht immer mituntersucht wurden, dürfte die tatsächliche Herdenprävalenz sogar noch höher liegen. Tabelle 3 zeigt, dass Betriebe, in denen Sauen beprobt wurden, zu 96,6% positiv waren, Betriebe in denen Mastschweine (> 50 kg KM) getestet wurden, zu 88,9%. Ähnlich hohe Prävalenzen ermittelten auch serologische Studien aus zahlreichen anderen Ländern (1, 6, 30). Zudem kann es bei dem hier angewendeten Testverfahren für die Serologie zu einer Unterschätzung der Prävalenzen kommen, da nur eineTiterstufe geprüft wird und fraglich eingestufte Proben nicht nur mit unspezifischen Reaktionen, sondern in einigen Fällen auch mit einer beginnenden Antikörperbildung oder abfallenden Titern zusammenhängen können. Dies lässt sich anhand der Ergebnisse der Querschnittsstudie nachvollziehen (Abb. 2). Eine Zunahme fraglicher Resultate erfolgt mit Abnahme der Tiere mit maternalen Titern sowie mit der Infektion, die sich zwischen der 13. und 16. Lebenswoche manifestiert. Treten bei der Diagnostik gehäuft fragliche Proben auf, ist gegebenenfalls eine Nachuntersuchung anzuraten. Falsch positive Proben sind bei unerfahrenen Untersuchern aufgrund der subjektiven Beurteilung der Fluoreszenz möglich, Kreuzreaktionen gegen verschiedene andere Durchfallerreger konnten in früheren Untersuchungen ausgeschlossen werden (20). Hohe Prävalenzen wurden in der eigenen Untersuchung sowohl beiVermehrerbetrieben als auch bei konventionellen Herden beobachtet. Eine Ausnahme diesbezüglich machten nur Ferkelaufzuchtbetriebe ohne und mit angeschlossener Mast (18,2 bzw. 38,5%). Dies kann zum einen daran liegen, dass die Schweine beprobt wurden, bevor eine Serokonversion stattfinden konnte, denn bei Absetzferkeln ist die niedrigste Rate an Serokonversion zu erwarten (s. Abb. 1). Zum anderen sollte überprüft werden, ob ein frühes Absetzen und die separate Aufzucht in einem anderen Betrieb eine Möglichkeit darstellen, die Infektionskette für die Lawsonien zu unterbrechen. Andere Autoren berichten jedoch, dass MEW- bzw. SEW-Verfahren (medicated/segregated early weaning) selten zur Elimination der Infektion führen (39). Beachtenswert ist, dass Betriebe mit klinischem Bild einer PPE oder PHE genauso häufig als seropositiv eingestuft wurden wie Bestände, die vorberichtlich eine völlig andere klinische Symptomatik oder überhaupt keine klinische Erkrankung aufwiesen. Hieraus kann geschlossen werden, dass latente Infektionen mit L. intracellularis ebenfalls weit verbreitet sind. In Dänemark konnte der Erreger in 74 von 79 klinisch unauffälligen Herden per PCR nachgewiesen werden (34). Zur Diagnosestellung bei Durchfallerkrankungen sollten deshalb neben dem Erregernachweis im Kot auch pathomorphologische Untersuchungen vorgenommen werden, um gegebenenfalls typische Veränderungen einer PPE finden zu können. Bei einer Umfrage in Großbritannien (319 Betriebe) ergaben sich folgende Risikofaktoren für das Auftreten einer PPE: Herdengröße über 500 Sauen, Aufstallung auf vollperforiertem Boden (Aufzucht und Mast), kein betriebsweises Rein-raus-Verfah- ren (Mast). Keine Beziehungen bestanden zum Absetzalter, zur Fütterung und Wasserversorgung, zum Stalltyp und zu einer möglichen regelmäßigen antibiotischen Versorgung der Tiere (33). Andere Autoren vermuten, dass bei bestandsweiser Belegung der Ställe im Rein-raus-Verfahren eine größere Chance zur Unterbrechung der Infektkette besteht als bei der abteilweisen Räumung oder der kontinuierlichen Belegung (5). Als mögliche prädisponierende Faktoren für eine Infektion mit L. intracellularis wurden in den eigenen Untersuchungen die Parameter Betriebsgröße, Anzahl der Tierherkünfte (Mast), Aufstallungsform, Art der Stallbelegung (Mast) und antibiotische Behandlung im Betrieb geprüft, ohne dass ein Einfluss dieser Faktoren belegt werden konnte. Dies mag mit der sehr hohen festgestellten Prävalenz der Infektion bei den kontrollierten Beständen mit unterschiedlichen Haltungs- und Managementformen zusammenhängen. Mit der serologischen Untersuchung wurden auch zahlreiche latent infizierte Betriebe erkannt, die bei anderen Untersuchern nicht berücksichtigt werden konnten. Die Querschnittsstudie, die in acht Herden mit geschlossenem System durchgeführt wurde, bestätigt einen sehr hohen Anteil an seropositiven Sauen und lässt ebenso wie das Herdenscreening erkennen, dass bei Saugferkeln mit maternalenAntikörpern gerechnet werden muss, die kurz nach dem Absetzen verschwinden (10, 37). Erste wenige positive Reaktionen waren danach erst wieder bei Tieren im Alter von acht bis 10 Wochen zu registrieren. Der sehr ausgeprägte Anstieg der positiven Befunde zwischen der 13. und 16. Lebenswoche lässt darauf schließen, dass das Infektionsgeschehen vornehmlich in der Vormast um die 12. bis 14. Woche ablief, da eine Antikörperbildung etwa zwei bis drei Wochen nach Infektion zu erwarten ist (12). Umgruppierungen, die oft erst bei Umstallung in die Mast vorgenommen werden, dürften die Verbreitung des Erregers in der Herde zu diesem Zeitpunkt begünstigen. Mit Ausnahme eines Betriebes war diese Zunahme seropositiver Tiere in allen Beständen zu verzeichnen und nahm bis zum Mastende auch noch zu. Der abweichende Verlauf in dem einzelnen Betrieb ist gekennzeichnet durch eine relativ geringe Zahl an Serokonvergenten am Mastende (36%), jedoch war eine zunehmende Zahl an fraglichen Reaktionen feststellbar. Diese Befunde können auf eine antibiotische Behandlung (Tylosin) zurückgeführt werden, die dort regelmäßig nach dem Absetzen über 10 Wochen stattfand, während in den übrigen Herden gar nicht oder nur kurzzeitig mit Antibiotika behandelt wurde. Die Langzeitbehandlung verhindert eine frühzeitige Infektion mit L. intracellularis und damit auch die Ausbildung von Antikörpern (7). In anderen Studien wird einerseits der Verlauf aus den eigenen Untersuchungen bestätigt, andererseits aber auch von einem früheren oder späteren Anstieg der Serokonversionen zwischen siebter und 12. bzw. 15. und 19. Lebenswoche berichtet (6, 10, 13, 14, 19, 25). In Freilandhaltung zeigten deutlich weniger Tiere eine Antikörperbildung als bei Stallhaltung. Der Zeitpunkt der Infektion dürfte eng mit dem Erregerdruck im Betrieb zusammenhängen, der im geschlossenen System stärker ist als bei getrennter Aufzucht und Mast. Die Erstellung eines serologischen Herdenprofils ist hilfreich bei derAbschätzung des möglichen Infektionszeitpunktes und damit für die Terminierung einer Medikation oder Impfung. Während die Vakzination drei bis vier Wochen vor dem ersten Erregerkontakt stattfinden sollte, ist die Medikation vor Auftreten einer klinischen Erkrankung, aber möglichst nach erstem Erregerkontakt einzusetzen, damit die Tiere trotz Behandlung eine Immunität ausbilden können (36). Die vorliegenden bakteriologischen Untersuchungen zeigen, dass Lawsonia intracellularis (33,7%) in Beständen mit Durchfallproblematik wesentlich häufiger vorkommt als B. hyodysenteriae (21,1%) oder Salmonellen (17,3%). Nur im Absetzbereich dominieren Infektionen mit hämolysierenden E. coli. Eine untergeordnete Rolle spielt im Untersuchungsgut B. pilosicoli (2,5%). Die Prävalenz der Brachyspiren wird jedoch eventuell unterschätzt, da die Einsendung von Proben nicht immer unter ausreichenden anaeroben Bedingungen geschieht und eine Untersuchung falsch negativ verläuft, da die Brachyspiren kulturell nicht mehr angezüchtet werden können (35). Bezüglich L. intracellularis ist eine leichte Zunahme im Zusammenhang mit Durchfallgeschehen im Vergleich zu früheren eigenen Untersuchungen zu verzeichnen (35, 38). Andere aktuelle Untersuchungen in Deutschland weisen ähnliche Prävalenzen für Betriebe mit Durchfall auf (bezogen auf Betriebe: L. intracellularis 30,0%, B. hyodysenteriae 27,1% [15], bezogen auf Kotproben: L. intracellularis 28,7%, B. hyodysenteriae 11,5%, B. pilosicoli 2,1% [18]). Mischinfektionen mit L. intracellularis und B. hyodysenteriae (3,5% der Betriebe) oder Salmonellen (5,6% der Betriebe) kamen bei der eigenen Untersuchung unerwartet selten vor. Der hohe Anteil an Sauen, bei denen L. intracellularis gefunden wurde, ist dadurch zu erklären, dass hier überwiegend Proben von Fällen mit typischer PHE-Symptomatik zur gezielten Diagnostik eingesandt wurden. Die sehr weite Verbreitung von Lawsonia intracellularis in Deutschland sowohl in klinisch unauffälligen Herden als auch in Beständen mit Durchfall- und Kümmererproblematik macht eine intensive Diagnostik zum Ausschluss anderer Durchfallerreger notwendig. Zusätzlich zum Nachweis von L. intracellularis sollten jeweils histopathologische Untersuchungen vorgenommen werden, um die Auswirkungen der Infektion auf dem Darm einschätzen zu können. Zur Überprüfung der wirtschaftlichen Relevanz sollten gerade in subklinisch infizierten Betrieben Leistungsparameter wie tägliche Zunahmen und Futterverwertung sorgfältig kontrolliert werden. Nur so ermöglicht die Diagnostik die Einleitung einer gezielten und kostengünstigen sowie ökonomisch sinnvollen Therapie oder Impfung. Die Therapie stellt eine wirksame Maßnahme bei aktuellen Infektionen dar, verhindert jedoch dabei die Ausbildung eines Antikörperschutzes bei noch nicht infizierten Tieren, die sich trotz Behandlung später infizieren können. Die Impfung muss rechtzeitig eingesetzt werden, um eine ausreichende Antikörperbildung vor einer Infektion zu gewährleisten. Insbesondere bei der Verbringung von Jungsauen in infizierte Sauenbestände sollte auf einen ausreichenden Immunschutz geachtet werden. 237 SCHWEIN Epidemiologische Untersuchungen zum Vorkommen von Lawsonia-intracellularis-Infektionen in Schweinebeständen M. Wendt, R. Schulze Johann, J. Verspohl SCHWEIN 238 Epidemiologische Untersuchungen zum Vorkommen von Lawsonia-intracellularis-Infektionen in Schweinebeständen M. Wendt, R. Schulze Johann, J. Verspohl Fazit für die Praxis Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass Infektionen mit Lawsonia intracellularis in ganz Deutschland weit verbreitet sind und in Betrieben mit Durchfallproblematik größere Bedeutung haben als B. hyodysenteriae, B. pilosicoli und Salmonellen. Da aber die Infektion oft auch subklinisch oder nur in Verbindung mit verminderten Gewichtszunahmen verläuft, müssen in Problembeständen eine gezielte Diagnostik einschließlich Erregernachweis zum Ausschluss anderer Durchfallerreger sowie histopathologische Untersuchungen durchgeführt werden. Mischinfektionen mit anderen darmpathogenen Erregern scheinen jedoch bei Durchfallerkrankungen nur selten vorzuliegen. Die Erstellung eines Seroprofils in der Herde ist hilfreich zur Feststellung des Infektionszeitpunktes und damit zur Festlegung von Behandlungs- und Impfmaßnahmen. Danksagung Dr. Steven McOrist, QAF Meat Industries, Corowa, Australien, sei an dieser Stelle herzlich gedankt für die Bereitstellung von Lawsonia-Antigen und dem monoklonalen Antikörper für die Immunfluoreszenz-Untersuchungen. Frau Petra Röhrig und den weiteren beteiligten Kolleginnen aus dem Labor der Klinik für kleine Klauentiere sei herzlich für die technische Assistenz gedankt. Literatur 1. Bane D, Norby B, Gardener I, Roof M, Bush E, Gebhart CJ. The epidemiology of porcine proliferative enteropathy. In: Proc 15th Int PigVet Soc Congr, Birmingham 1998; 107. 2. Biester HE, Schwarte LH. Intestinal adenoma in swine. Am J Path 1931; 7: 175–85. 3. Bisping W, Amtsberg G, Hrsg. Farbatlas zur Diagnose bakterieller Infektionserreger der Tiere. Berlin, Hamburg: Parey 1988. 4. Bonitz A. Untersuchungen zur Diagnostik und Prävalenz von Infektionen durch Lawsonia intracellularis bei Schweinen unterschiedlicher Altersgruppen. Diss med vet, Tierärztl Hochsch Hannover 2001. 5. 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Aufl., 51 S., Waldkirchen: Verlag Südoest 2005, ISBN 3–7690–0638–0, € 4,90. Auf diese kleine Schrift soll aufmerksam gemacht werden. Sie gibt in übersichtlicher Weise für Wiederkäuer und Schwein die aktuellen DLG-Futterwerttabellen wieder. Alle, die in der Bestandsberatung tätig sind, sei diese preiswerte Zusammenstellung empfohlen, die bei Beurteilung der Futterrationen vor Ort wertvolle Dienste leisten kann. Hartwig Bostedt, Gießen Aktuelle Arbeiten zur artgemäßen Tierhaltung 2005 KTBL-Schrift 441, 285 S., Darmstadt: KTBLVerlag 2005, ISBN 3–7843–2189–5, € 20,00. Wieder sind aktuelle Beiträge erschienen, die auf der 37. Internationalen Arbeitstagung für angewandte Ethologie bei Nutztieren vorgetragen wurden. Schirmherr war die Fachgruppe „Verhaltensforschung“ innerhalb der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft. Abgehandelt werden in diesem Band „Kognition und Befindlichkeiten“ sowie aktuelle Erkenntnisse zur Ethologie bei Schwein, Rind, Heimtieren und Geflügel. Auch Probleme in der extensiven Tierhaltung finden ebenso wie die Verwertbarkeit von Verhaltenstests wissenschaftliche Beachtung. Zusammenfassungen der Posterbeiträge runden den Band ab. Es ist schwer, irgendeinen der interessanten Beiträge besonders herauszuheben. Jedes Referat und jedes Poster, das für diese renommierte Tagung ausgewählt wurde, hat hohe Bedeutung und bringt beachtenswerte Denkansätze und Resultate. Insofern sei auf diesen Kongressband nicht nur aufmerksam gemacht, sondern dessen Erwerb für ein Nachstudium wirklich empfohlen. Die Ethologie als Wissenschaft hat sich in diesem Band von bester Seite dargestellt. Den Autoren, besonders aber dem Vorsitzenden der Fachgruppe, Herrn Prof. Dr. Dr. H. H. Sambraus, ist zu gratulieren zur Herausgabe dieser nunmehr 41. KTBL-Schrift mit aktuellenArbeiten zur artgemäßen Haltung. Hartwig Bostedt, Gießen Land in Gefahr: Zukunftsstrategien für den ländlichen Raum J. Riegler, H. W. Popp, H. Kroll-Schlüter u. a., 224 S., s/w Abb. Graz: Leopold Stocker 2005, ISBN, 3–7020–1111–0, € 15,80. Das „ökosoziale Forum“, beheimatet in Niederalteich/Österreich, besteht nunmehr über 10 Jahre. Es hat sich, neben ei- ner Reihe anderer Aufgaben, besonders der Probleme angenommen und in das Zentrum ihres Wirkens gestellt, die in unmittelbarer Nähe zum Naturhaushalt stehen, aber auch mit jenen, die zusammenhängen mit dem Erhalt der vielfältigen Landwirtschaftsformen und damit auch der bäuerlichen Kulturen. Die Beiträge stammen unter anderem von Franz Fischler, Josef Riegler, Herman Kroll-Schlüter, um nur einige zu nennen. Natürlich beziehen sie sich mehr auf die österreichische Landwirtschaft in ihrer Stellung innerhalb der Europäischen Union. Aber in Deutschland und in anderen Ländern gibt es ähnlich gelagerte landwirtschaftliche Strukturen, auf die Gleiches zutrifft. Insofern kommt dem Buch eine gewisse Globalität zu. In den einzelnen Abhandlungen werden Zukunftsstrategien entwickelt, die sicher ihre Kritik und Gegendarstellung erfahren werden. Wenn aber niemand ökosoziale Positionen aufbaut, bestünde viel eher die Gefahr des ökonomisch bestimmten Gleichmaßes und der Vernachlässigung bestimmter gewachsener Strukturen. Insofern hat dieses Buch mit seinen Beiträgen einen tiefen Sinn und sollte zu Überlegungen und Diskussionen anregen. Hartwig Bostedt, Gießen 239 SCHWEIN Epidemiologische Untersuchungen zum Vorkommen von Lawsonia-intracellularis-Infektionen in Schweinebeständen M. Wendt, R. Schulze Johann, J. Verspohl