Erfahrungsbericht Shanghai Tongji(2)

Transcription

Erfahrungsbericht Shanghai Tongji(2)
Erfahrungsbericht über meinen Aufenthalt in Shanghai / China
für ein Studiensemester, Praktikum und das Verfassen meiner Bachelorarbeit
im Zeitraum vom 26. August 2011 bis 30. Juli 2012
China – man kommt wieder, oder eben nicht
Einleitung
Warum sucht man sich China als Land zum Studieren aus? Ich habe es ausgewählt, weil ich bisher
Niemanden gekannt habe, der dort studiert hat und weil ich selber erfahren und erleben wollte, ob
das, was man über dieses riesige Reich und die Menschen dort sagt, auch wirklich stimmt. Und vor
allem, weil die Kultur in China eine ganz andere ist im Vergleich zur westlichen Welt. Ich wollte etwas
Besonderes erleben, und das wurde es dann auch.
Ich war im Zeitraum vom 26. August 2011 bis zum 30. Juli 2012 in Shanghai. Ich habe dort an der
renommierten Tongji Universität den Studiengang Mechatronik belegt. Das Studium fand im Zuge
eines Austauschprogramms dieser Universität und meiner Heimatuniversität statt, mit dem Ziel, am
Ende des Studiums einen doppelten Bachelorabschluss sein Eigen nennen zu können (B.Eng. und
B.Sc.). Im Anschluss an ein theoretisches Studiensemester folgte dann ein dreimonatiges Praktikum
und das Anfertigen der Bachelorarbeit.
Die Tongji Universität ging aus der „Deutschen Medizinschule für Chinesen“ hervor und wurde 1907
von der deutschen Regierung als erstes großes Projekt auswärtiger Kulturpoltik gegründet. Ab 1912
wurde die „Deutsche Ingenieurschule für Chinesen in Shanghai“ angeschlossen. Ab 1927 wurde sie
dann als nationale Tongji Universität bezeichnet. Da zu dieser Zeit schon deutsche Dozenten den
Fachunterricht auf Deutsch hielten, wurden damals schon die Grundlagen für eine deutschchinesische Zusammenarbeit geschaffen, die auch heute noch an der Universität gepflegt wird. Die
Zahl der Aus- und Fortzubildenden liegt bei ca. 54.000. Daraus sollen 22.000 Bachelor, 11.000 Master
und 3.000 Doktoren werden. An der Universität sind zur Zeit (Stand 2011) über 4.800 Dozenten tätig.
Die Universität ist an insgesamt 5 Standorten in Shanghai vertreten. Tongji bedeutet: „Gemeinsam in
einem Boot den Fluss überqueren“.[1]
Das Thema meiner Abschlussarbeit befasste sich mit dem Testen von Prüflingen in einem Testlabor
eines bekannten deutschen Unternehmens, welches elektrische Schalter und Schaltsysteme herstellt.
Erfahrungsbericht Shanghai
Seite 1 von 10
Vorbereitung
Zuallererst ging es zur chinesischen Botschaft in meiner Heimatstadt, um ein Visum für meinen
Aufenthalt in China zu organisieren. Da ich knapp ein ganzes Jahr in China verbringen sollte,
entschied ich mich für das X-Visum, dass sinnvoll für einen Aufenthalt von länger als 180 Tagen
ausgelegt ist. Das Problem, was sich dann aber erst nach dem theoretischen Studiensemester
aufzeigte, war, dass man bei Beginn seines Praktikums im Unternehmen ein anderes Visum
beantragen musste, da das X-Visum offiziell die Arbeitsaufnahme nicht erlaubt. Diese Tatsache ist
aber wiederum von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich.
Der Gesundheitscheck war ein weiterer großer Punkt in der Vorbereitungsphase. Da man länger als
180 Tage in China bleibt, ist es von der chinesischen Regierung vorgeschrieben, sich noch in
Deutschland einem Gesundheitstest zu unterziehen, der folgendes beinhaltet: HIV-Test, Syphilistest,
großes Blutbild, Röntgenbild der Lunge, EKG usw. Für die eigene Sicherheit wird eine Hepatitis A und
B Impfung empfohlen, welche auch meine einzige Impfung für den Aufenthalt war. Weitere
Impfungen, die in China empfohlen werden, kann man auch auf den Seiten des Auswärtigen Amtes
nachlesen.
Den Flug zu buchen war das geringste Problem. Wir Studenten suchten uns das günstigste Angebot
im Internet heraus und fanden auf der Seite von STA Travel ein günstiges Angebot (Studententarif:
437 Euro, Hinflug). Dort konnte man dann auch sofort den Flug als Roundtrip (Hin- und Rückflug)
buchen oder nur als Hinflug. Da ich aber noch nicht genau wusste, wann ich wieder zurückfliegen
würde, entschied ich mich nur für einen Hinflug. Den Rückflug habe ich mir dann zwei Monate vor
Ablauf meines Visums auf den Internetseiten von Emirates gebucht (ca. 650 Euro).
Die Anreise vom Flughafen in Shanghai zu unserem Campusgelände war gut organisiert. Alle
deutschen Studenten, die an diesem Tag ankamen, wurden von chinesischen Kommilitonen in einem
Kleinbus abgeholt und zur Universität gefahren. Die Anfahrt war umsonst, die Fahrtzeit betrug ca.
zwei Stunden und so konnte man sich schon mal einen ersten Eindruck vom Verkehr in China machen,
von dem man in Deutschland nix Gutes gehört hatte (mehr dazu im Kapitel Verkehr). Die Anreise
vom Campusgelände zur 50 Kilometer entfernten Firmenwohnung, in dem ich die zweite Hälfte des
Jahres gelebt habe, fand mit einem Taxi statt, dessen Kosten ich selber tragen musste (ca. 25 Euro).
Erfahrungsbericht Shanghai
Seite 2 von 10
Wohnen
Die Zimmersuche gestaltete sich während meines Studiensemesters zuerst recht einfach. Wir waren
in einem „Hotel“ auf dem Campusgelände untergebracht. Allerding darf man sich bei dieser
Unterkunft nicht an deutschen Standards festhalten. Aufgrund von Schimmel an den Wänden und
teilweise sehr starkem Kakerlakenbefall und den für China untypisch hohen Miet- und Nebenkosten
(ca. 300 Euro/Monat für ca. 15 qm inkl. Nebenkosten) macht der Aufenthalt nicht wirklich Spaß.
Hierbei musste die Miete aber immer drei Monate im Voraus bezahlt werden. Eine weitere
Alternative war das Mieten einer Wohnung in einem neu gebauten Wohnkomplex (2011). Hierbei
bezahlte man rund 400 Euro inkl. Nebenkosten, konnte sich die Wohnung aber mit einer
Kommilitonin/einem Kommilitonen teilen. Das Problem an dieser Sache war, dass man die gesamte
Miete für sechs Monate im Voraus zahlen und das Geld erstmal zur Hand haben musste. Eine weitere
Möglichkeit wäre das Finden einer eigenen Wohnung oder eines Zimmers außerhalb des Campus
gewesen, was aber ohne chinesische Hilfe oder sehr gute Sprachkenntnisse nicht möglich ist. Auch
das Angebot der Universität, es sich in einem kleinen Vier-Mann-Zimmer mit Gemeinschaftsdusche
und ohne Klimaanlage „gemütlich“ zu machen, kam für uns alle nicht in Frage. Aufgrund meines fünf
monatigen Aufenthalts auf dem Campusgelände entschied ich mich schlussendlich doch dafür, im
Hotel zu wohnen, da mir meine Privatsphäre schon sehr wichtig ist. Das Zimmer war ausgestattet mit
Dusche und WC, Doppelbett und Fernseher. Eine Waschmaschine und Trockner gab es auf dem Flur.
Während meines Praktikums hatte ich das Glück, von meinem Arbeitgeber eine Wohnung gestellt zu
bekommen (inklusive aller Nebenkosten), die ich mir mit zwei Arbeitskollegen geteilt habe. Die
Wohnung war ausgestattet mit einem Badezimmer, drei Schlafzimmern, einer Küche, Wohnzimmer,
Wintergarten und Terrasse. Außerdem war eine Waschmaschine vorhanden und sonstige Dinge wie
Staubsauger, Geschirr usw. welche teilweise von den Vormietern gekauft wurden. Hat man nicht das
Glück, kann man sich entweder mit Hilfe von befreundeten Chinesen oder auf Immobilienbörsen im
Internet (englisch) kundig machen, damit man nicht allzu weit von seinem zukünftigen Arbeitgeber
entfernt wohnt.
Arbeitsstelle
Während meines Praktikums fand die Hauptunterstützung durch meine chinesische Betreuerin in
regelmäßiger Kontaktaufnahme vor Ort statt. Weiterhin konnte ich auf das Wissen aller Mitarbeiter
im Unternehmen und auch auf das deutscher Kollegen zurückgreifen. Die Betreuung und die
Kommunikation im Unternehmen waren sehr gut.
Erfahrungsbericht Shanghai
Seite 3 von 10
Ich habe während meiner Arbeit sehr viele positive Erfahrungen sammeln können, was den Arbeitsund Erfahrungsaustausch angeht. Auch der interkulturelle Aspekt war hier sehr ausschlaggebend. Ich
hatte mich mit einigen Kollegen über unsere unterschiedlichen Kulturen austauschen können, was
mir einen sehr tiefen Einblick in die chinesische Denkweise gegeben hat. Das einzige Problem, was
sich manchmal auftat, waren die Sprachprobleme und die dadurch entstandenen Missverständnisse.
Aber mit viel Geduld war auch das kein Problem.
Mein Verantwortungsbereich beschränkte sich auf das Testlabor im Unternehmen, in dem Prüflinge
auf ihre Lebensdauer hin untersucht werden mit Hinblick auf Einhalten von Standards und unter
Berücksichtigung von Kundenwünschen. Auch die Unterstützung von Kollegen, das Instandsetzen von
Testgeräten und das Programmieren von Software waren meine Aufgaben.
Die Auslastung war im Allgemeinen nicht zu hoch, ich hatte während der Arbeitszeit von 40 Stunden
die Woche genug Zeit, um meine Bachelorarbeit schreiben zu können und gleichzeitig die nötigen
Aufgaben im Labor erledigen zu können.
Erfahrungen während der Forschungsprozesse
Die Arbeitsbedingungen im Unternehmen waren sehr gut, die Räume waren klimatisiert, die
Räumlichkeiten größtenteils sauber und die Arbeitsgeräte und Maschinen haben funktioniert.
Durch meine Betreuerin bekam ich eine gute Einführung in das Themengebiet, wurde mit viel
Literatur versorgt und konnte mich so sehr gut einarbeiten. Die Durchführung der Testabläufe und
Auswertungen erfolgte dann nach vorgegebenen Mustern der verwendeten Standards. Da das
Thema sehr einleuchtend war und man sich ausrechnen konnte, wie lange man für die einzelnen
Tests insgesamt braucht und dann auch noch ein Zeitfenster für etwaige Komplikationen wie
Maschinenausfall mit einberechnet hatte, entstand eine gute Planung für das Projekt. Die Zeitdauer
wurde genau eingehalten und das Projekt zufriedenstellend zu Ende geführt.
Durch die Zusammenarbeit mit den deutschen Kollegen konnten in diese Richtung Kontakte geknüpft
werden. Da wir insgesamt über 50 Studenten aus Deutschland waren, hat man so auch wieder
Kontakte über die Kommilitonen zu anderen Firmen gehabt.
Wenn man für einen Zeitraum von einem Jahr in China ist, ist es ratsam und vor allem auch hilfreich,
sich zumindest ein paar grundlegende Sprachkenntnisse anzueignen. Sei es das nötige Vokabular, um
sich beim Essen gehen zu verständigen, man mit dem Taxi fährt oder nur mal um die Ecke einkaufen
möchte. Die Menschen treten einem wesentlich offener und freundlicher entgegen, wenn man auch
Erfahrungsbericht Shanghai
Seite 4 von 10
nur ein paar Worte spricht. Ich hatte bereits in Deutschland für drei Semester Chinesisch gelernt und
habe hier in China einen weiteren Kurs an der Uni belegt und mir auch eine Sprachpartnerin zugelegt.
Wir haben uns dann im Austausch deutsch und chinesisch beigebracht. Aber selbst diese
Sprachkenntnisse sind meines Erachtens nur für das Nötigste ausreichend.
Verkehr
Wenn man die Eindrücke, die man während des Jahres erlebt hat, wiedergeben möchte, weiß man
gar nicht, wo man anfangen soll. Es sind wahnsinnig viele. Der Verkehr ist sicher einer davon, auf den
ich jetzt eingehen möchte. Es hat den Anschein, dass es hier in China keine Verkehrsregeln gibt und
jeder so fährt, wie es ihm gerade gefällt und das die anderen Verkehrsteilnehmer aber auch nicht
stört. Nach einem Jahr muss ich sagen: Ja, das stimmt. Im Grunde gilt die Regel, der schnellere
und/oder stärkere gewinnt. Verkehrszeichen und Fußgängerüberwege sind nur Dekoration und
Ampeln werden nur bedingt beachtet. Mit der Zeit hat man aber ein Gefühl für den Verkehr und
„mischt“ ordentlich mit. Allerdings sollte man nicht selbst mit dem PKW fahren, da das
Verkehrsverhalten doch sehr unterschiedlich ist und man im Falle eines Unfalles auch noch selber
zahlen muss. Also lieber auf die öffentlichen Verkehrsmittel oder das Fahrrad umsteigen.
Menschen
Ein weiterer Punkt sind die chinesischen Mitbewohner an sich. Es sind einfach so unglaublich viele.
Die Rücksichtslosigkeit anderen gegenüber ist eine Sache, die mir sehr aufgestoßen ist. Da es so viele
sind, kann man nur sein Gesicht waren, in dem man in allen möglichen alltäglichen Dingen immer der
erste ist. Sei es beim Aus-/Einsteigen in den Aufzug oder die U-Bahn, sei es im Straßenverkehr oder
beim Einkaufen. Es wird rücksichtslos gedrängelt und geschubst. Das erstaunliche dabei ist die
Gelassenheit der Chinesen. Sie lassen das einfach so über sich ergehen, was ein weiterer Punkt ist.
Auf der einen Seite sind sie rücksichtslos, auf der anderen Seite ruhig und gelassen. Aber nur so kann
das funktionieren. Würden sich die Menschen darüber aufregen oder sogar aggressiv reagieren, wäre
das miteinander leben zum Scheitern verurteilt. Gelassenheit ist eine Lebensgewohnheit, die man
sich hier sehr schnell zulegen sollte.
Universität
Die Studienbedingungen an der Tongji Universität fand ich ehrlich gesagt bezogen auf deutsche
Verhältnisse ganz in Ordnung. Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Der fachliche Anspruch ist bei
weitem nicht so hoch wie an deutschen Universitäten, aber darauf hatte man uns in Deutschland
Erfahrungsbericht Shanghai
Seite 5 von 10
bereits vorbereitet. Da ich in Deutschland schon Mechatronik studiert habe, wurde ich auch an der
chinesischen Uni für dieses Fach eingeschrieben.
Die Kurse waren im Folgenden:
-
Advanced Manufacturing Technology
Hydraulic Transmission
Elementary Chinese (chinesischer Sprachkurs)
Control Design and Practice for Manufacturing Systems
Finite Element Method
Mechatronics Project Design
E-Commerce
Entrepreneurship
Die Unterrichtssprache war bis auf Entrepreneurship (deutsch) auf englisch, bzw. auf englisch mit
teilweise sehr starkem chinesischen Akzent, an den man sich eine zeitlang gewöhnen musste.
Die Betreuung an der Uni fand durch die Damen des International Office statt und fachspezifisch
durch unsere Professoren der Fakultät. Weiterhin konnten wir uns auch an den Dekan der Tongji
Universität und einen Professor (Mechatronik) an einer deutschen Partnerhochschule wenden.
Was während der gesamten Studienzeit ein großes Problem für uns war, war der Mangel an
Informationen, den man uns gegeben hat. Seien es allgemeine oder fachspezifische Informationen
über das Studium oder am Ende dann für die Bachelorarbeit. Alle Informationen, wenn sie denn
ankamen, waren sehr dürftig, nicht ausreichend und manche Anfragen wurden erst mehrere Wochen
später beantwortet. Hatte man Informationen bekommen, so waren diese teilweise in sich
widersprüchlich und nicht logisch.
Stadtprofil
Die Hafenstadt Shanghai ist mit seinen ca. 23 Mio. Menschen (gesamtes Verwaltungsgebiet,
Volkszählung 2010) die bedeutendste Industriestadt der Volksrepublik Chinas und auch eine der
größten Städte des Landes. Das Verwaltungsgebiet umfasst derzeit eine Fläche von 6340,5 km². Der
Hafen von Shanghai ist mit 31,74 Millionen TEU pro Jahr der größte Containerhafen der Welt (2011).
Shanghai ist weiterhin ein bedeutendes Kultur- und Bildungszentrum mit zahlreichen Universitäten,
Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Theatern und Museen. Das gesamte Verwaltungsgebiet ist
mehr als doppelt so groß wie das Saarland und hat eine Ausdehnung von ungefähr 120 km in NordSüd-Richtung und 100 km in Ost-West-Richtung. Der größte Fluss in Shanghai ist der Huangpu mit
einer Gesamtlänge von 113 Kilometern und einer Breite von 300 bis 700 Metern (360 Meter
Erfahrungsbericht Shanghai
Seite 6 von 10
durchschnittlich) breit. Dieser teilt Shanghai in die zwei Hälften, Puxi und Pudong. Der größte See ist
der Dianshan mit 62 km² Fläche.
Für die öffentlichen Verkehrsmittel ist das Kaufen einer „Metrocard“ sehr sinnvoll. Das sind
Plastikkarten, die man am Schalter mit Geld aufladen kann und die dann für sämtliche Verkehrsmittel
wie Metro, Bus, Schiff, Taxi und auch Schiff benutzt werden können. Das günstigste und am meisten
benutzte Verkehrsmittel in Shanghai ist die Metro. Derzeit (2011) sind 11 Linien für den Transport
der vielen Menschen zuständig. Bis zum Jahre 2020 sollen insgesamt 20 Metrolinien Shanghai
durchziehen. Das gesamte Streckennetz ist dabei jetzt schon so gut ausgebaut, dass man nahezu
überall in der Stadt bequem hinfahren kann. Über längere Strecken empfehle ich das auch, da zu
bestimmten Zeiten in Shanghai auf den Straßen einfach nichts mehr vorwärts geht. Man bezahlt für
die Metro für eine einfache Strecke zwischen 3 und 7 RMB (1 RMB sind ca. 12 Cent, Stand 07/2012).
Hier hängt es auch sehr von der Tageszeit und den Ferien ab, ob man noch eine Privatsphäre von
einem Meter um sich herum hat oder ob man so dicht gedrängt steht, dass ein Umfallen beim
plötzlichen Bremsen des Zugführers absolut unmöglich ist. Ein weiteres günstiges Verkehrsmittel ist
der öffentliche Bus. Leider ist es hierbei für sprachunkundige nicht so einfach auszumachen, welche
Haltestellen als nächstes angefahren werden. Aber wenn man dies (mit chinesischer Hilfe)
herausgefunden hat, fährt man für 2 RMB günstig aber meist dichtgepackt mit den anderen
Fahrgästen von A nach B. Mein Favorit, vor allem, wenn man mit mehreren unterwegs ist und man
außerhalb der Rushhour fährt, ist das Taxi. Man startet mit ca. 14 RMB und wenn der Taxifahrer weiß,
wo der Zielort des Fahrgastes liegt, dann kommt man schnell an sein Ziel. Hierbei ist es wichtig, dass
man auf jeden Fall die Adresse in chinesischen Schriftzeichen dabei hat, da die Taxifahrer nahezu kein
Englisch sprechen. Auch sollte man darauf achten, dass man nicht übers Ohr gehauen wird, das
versuchen sie sehr gerne, vor allem mit „Frischlingen“, die gerade erst in der Stadt angekommen sind.
Meist außerhalb der Stadtmitte und gegen Abend wird man von privaten Fahrzeugen aus
angesprochen, ob man mitfahren will. Diese sogenannten schwarzen Taxen sind offiziell illegal und
auch nur zu empfehlen, wenn man dringend ein Taxi benötigt und vorher weiß, wie viel man bis zu
seinem Ziel zahlen muss, da auch hier der Preis sehr schnell nach oben gehen kann.
Weitere Möglichkeiten, um sich in Shanghai fortzubewegen sind Motorrad und Tuk-Tuk, was ich nur
für kurze Strecken empfehle, da diese sehr unsicher sind, da das Tuk-Tuk schon in enger Kurvenlage
umkippen kann und auf den Motorädern keine Helme vorhanden sind. Des Weiteren ist das Angebot
der beiden meist illegal.
Das Klima in Shanghai liegt an der Grenze zu kühl-feuchtem Seeklima und suptropisch-warmem
Monsumklima. Im Winter ist es feuchtkalt und im Sommer schwülheiß. Die anderen beiden
Erfahrungsbericht Shanghai
Seite 7 von 10
Jahreszeiten fallen nur sehr kurz aus. Im Winter liegen die Temperaturen zwischen 3,4 – 5,6 °C, im
Sommer zwischen 23,1 – 27,2°C und einer Luftfeuchtigkeit von 100% (Tagestemperaturen teilweise
bis 40°C). Weiterhin gibt es im Sommer zahlreiche Taifune, die die Stadt heimsuchen. Sowohl im
Sommer als auch im Winter ist es ratsam, eine Klimaanlage im Zimmer zu haben und für
kälteempfindliche Menschen empfehle ich, immer etwas zum Überziehen dabei zu haben wenn man
unterwegs ist, da im Sommer der Unterschied zwischen Außentemperatur und der Temperatur in
den öffentlichen Verkehrsmitteln (vor allem Metros) bis zu 20°C betragen kann.
Leben in China
Um Kontakte zu knüpfen ist Shanghai wie jede große Stadt ein sehr guter Ausgangspunkt. Wenn man
auch nur ein bisschen auf die Menschen zugehen kann, ist es sehr einfach, schon zu Beginn, erst mit
den Kommilitonen und dann später auch im Beruf, Kontakte zu knüpfen. Für die Kontakte mit
chinesischen Studenten empfehlen sich Tandemsprachkurse oder gemeinsame Abende beim Karaoke
singen, welche bei ihnen sehr beliebt sind. Ansonsten gibt es natürlich noch das Nachtleben in
Shanghai. Während des Studiums gibt es auch immer wieder die Möglichkeit, sich mit (deutschen)
Firmenvertretern zu unterhalten und Informationen auszutauschen. Während des Praktikums bzw.
der Bachelorarbeit sucht man dann im Unternehmen nach Kontakten.
Da es an jeder Ecke in Shanghai Geldautomaten (sogenannte ATM‘s) gibt und wenn man sich vor
Antritt der Reise mit einer Kreditkarte ausgestattet hat, ist die Versorgung mit weiteren finanziellen
Mitteln auf diesem Wege kein Problem. Man sollte darauf achten, dass man eine Kreditkarte wählt,
mit der man weltweit an Geldautomaten kostenlos abheben kann (z.B. DKB). Wie teuer ist eigentlich
so ein Aufenthalt in China? Um Euch mal eine Vorstellung zu geben, meine Ausgaben lagen
insgesamt bei ca. 1000 Euro pro Monat, das beinhaltet auf meinen gesamten Zeitraum gesehen alle
Ausgaben, die ich gehabt habe, inklusive Miete und Reisen. Hierbei zähle ich mich zum Durchschnitt
aller deutschen Studenten, die mit mir zur gleichen Zeit in Shanghai waren. Wenn man sehr sparsam
ist oder im Luxus lebt, dann sieht das natürlich anders aus. Aber wenn man in normalen
Verhältnissen lebt und sich ab und zu mal was gönnen möchte, dann ist das ein guter Richtwert. Man
kann ungefähr damit rechnen, dass man 2000 bis 2500 RMB monatlich zum Leben benötigt, bei
normaler Lebensweise (Lebensmittel, Verkehrsmittel, Handykarte usw.). Das heißt, wenn es um die
Gehaltsverhandlungen im Unternehmen geht und Ihr nur mit diesem Geld auskommen wollt, ohne
Unterstützung der Eltern zum Beispiel, dann sollte für Euch dieses Gehalt übrig bleiben.
Zum Thema Essen in China könnte man ganze Bücher schreiben, deswegen hier nur ein kurzer
Ausschnitt. Es gibt hier in China wirklich (fast) alles was das Herz begehrt und vor allem auch sehr
Erfahrungsbericht Shanghai
Seite 8 von 10
günstig, vor allem das chinesische Essen. Es gibt nahezu von allen Nationen Restaurants in der Stadt.
Da man aber schon mal nach China gereist ist, ist natürlich das chinesische Essen am
interessantesten. Hier heißt es einfach, mutig sein und ausprobieren. Sei es ein Hühnerfuß, der in der
Suppe schwimmt oder Meeresfrüchte in einem für uns sehr heruntergekommenen Restaurant. Am
besten lässt man sich am Anfang von chinesischen Kommilitonen in die chinesische Küche einführen.
Später probiert man dann auf eigene Faust, was einem gefällt und was nicht.
Der Sinn eines Auslandsaufenthaltes liegt für mich darin, das Land zu entdecken. Und da Shanghai
nicht China ist, da es schon sehr westlich angehaucht ist, sollte man unbedingt während seines
Aufenthaltes reisen. Egal ob mit dem Zug, Schiff, Reisebus oder Flugzeug, man sollte sich schon sehr
früh nach Ankunft über mögliche Reiseziele informieren. Und hierbei muss man nicht nur in China
bleiben. Auch die umliegenden Länder sind praktisch nur einen Katzensprung entfernt. Hier sind
folgende Länder empfehlenswert: Vietnam, Kambodscha, Laos, Thailand, Philippinen oder auch
Japan (teuer). Man sollte meiner Meinung nach während seines Aufenthalts auf jeden Fall auf der
Großen Mauer gewesen sein, alles andere bleibt jedem selbst überlassen. In China ist Folgendes
sehenswert: Mongolei, Peking, Guilin, Harbin, Chengdu, Sichuan und andere. Natürlich ist auch
Shanghai an sich sehr sehenswert und verfügt über schöne Ecken, die auch innerhalb eines Jahres
nicht alle von mir besichtigt werden konnten.
Fazit
Alles in Allem war die Zeit in Shanghai/China ein sehr schönes Erlebnis, welches ich sehr vermissen
werde. Es war eine Erfahrung fürs Leben und ich bin froh, dass ich es gemacht habe und würde es
jederzeit wieder tun. Ich werde egal ob privat oder beruflich auf jeden Fall nochmal nach China
reisen und empfehle jedem, der diese Chance hat, sie auch zu nutzen. Denn der Aufenthalt hier ist
nicht einfach nur mal eben ein Flug nach China, sondern die Zeit hier prägt einen für das ganze Leben.
Was ich in China gelernt und erfahren habe werde ich sowohl beruflich als auch privat umsetzen
können. Man hat nicht nur etwas über eine fremde Kultur, sondern auch etwas über sich selbst
gelernt.
Mein Ziel ist es, später im Unternehmen auch die Möglichkeit zu haben, nach China oder in andere
Länder zu reisen, um dort die Menschen mit technischer Unterstützung und Wissen weiter voran zu
bringen.
Erfahrungsbericht Shanghai
Seite 9 von 10
Egal wie viele Probleme man während seines Aufenthaltes hat, durch Kommunikationsprobleme
oder Bürokratie, ich würde es das nächste Mal genauso angehen. Man sollte sich nicht zu sehr auf
seinen Aufenthalt vorbereiten, sondern vielmehr überraschen lassen, was einen hier erwartet.
„China – ich komme wieder“
Tipps für künftige Stipendiaten
Nützliche Links
http://www.auswaertiges-amt.de
Infos zu China im Auswärtigen Amt
http://smartshanghai.com/
sehr gut Infos rund um Shanghai
http://www.travelchinaguide.com/
alles was mit Reisen in China zu tun hat
http://www.joern-in-shanghai.de
Blog über meinen Aufenthalt
www.china-botschaft.de/
die chinesische Botschaft in Deutschland
Quellen
[1]
http://de.wikipedia.org/wiki/Tongji-Universität
[2]
http://de.wikipedia.org/wiki/Shanghai
Sonstige Informationen
Jeder von uns ist schon einmal von einem Chinesen reingelegt worden, in dem er zu viel bei der
Taxifahrt oder einen „Ausländerbonus“ bezahlen musste. Es gehört einfach zum guten Ton eines
Chinesen, einen Ausländer „reinzulegen“. Alles in allem wird man während seines Aufenthalts auf
jeden Fall mehr bezahlen, als man eigentlich wollte. Manchen passiert es öfter, manchen weniger,
aber es ist allen schon passiert, also nicht darüber ärgern.
Kümmert Euch rechtzeitig um einen Praktikumsplatz, am besten schon von Deutschland aus, dann
habt Ihr hier nicht so viele organisatorische Probleme und bekommt auch gewöhnlich mehr Geld.
Macht Euch unbedingt vorher klar, dass Euer Aufenthalt hier sehr schnell sehr teuer werden kann,
obwohl Shanghai auf den ersten Blick billiger ist als Deutschland. Natürlich könnt Ihr sehr sparsam
leben und keine Reisen unternehmen, aber das ist meiner Meinung nicht der Sinn eines
Auslandsaufenthaltes.
Erfahrungsbericht Shanghai
Seite 10 von 10