Römer Limes Konzept altmühlfranken
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Römer Limes Konzept altmühlfranken
Römer & Limes in altmühlfranken Touristisches Entwicklungskonzept Ein Diskussionspapier www.altmuehlfranken.de „Die Urzelle der geschichtlichen Welt ist das Erlebnis.“ Wilhelm Dilthey (1833 – 1911), deutscher Philosoph 2 Gliederung 1. Einführung ......................................................................................................................................6 2. Schutz und Entwicklung – auch eine Aufgabe des Landkreises .....................................................7 2.1 Vorgaben des Managementplans Obergermanisch-Raetischer Limes ..........................................7 2.2 Forschung eröffnet neue Perspektiven ..........................................................................................7 3. Aktuell existierende Module römischer Kultur in altmühlfranken ...............................................11 3.1 Übersicht vorhandener Module des römischen Erbes in altmühlfranken....................................11 3.2 Bayerisches Limes Informationszentrum ......................................................................................12 3.3 Limes-Routen ...............................................................................................................................12 3.4 Sichtbarmachung des Limes ........................................................................................................15 3.5 Limes als Erlebnis .........................................................................................................................17 4. Limes-Entwicklungsansätze in altmühlfranken ............................................................................22 4.1 Städtische Strukturen entlang des Limes als Perspektive ............................................................22 4.2 Limeseum in Ruffenhofen.............................................................................................................29 4.3 Nachbau einer römischen Villa in altmühlfranken .......................................................................30 4.4 Römer-Hotel .................................................................................................................................32 4.5 Limes-Erlebnis Park ......................................................................................................................32 4.6 Limes-Jura-Turm...........................................................................................................................33 4.7 Erbe der Kelten in altmühlfranken ..............................................................................................33 4.8 Touristische Angebote .................................................................................................................34 4.9 Touristische Inszenierungen .........................................................................................................38 5. Kooperation mit benachbarten Regionen/überregionalen Institutionen .....................................40 5.1 Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) ......................................................................40 5.2 Benachbarte Landkreise in Bayern ...............................................................................................40 5.3 Verein Deutsche Limes-Straße .....................................................................................................40 5.4 Deutsche Limes-Kommission .......................................................................................................40 5.5 Kooperationsebene Raetischer Limes ..........................................................................................41 5.6 Kooperationsebene Obergermanisch-Raetischer Limes..............................................................41 5.7 Kooperationsebene Römer-Städte ..............................................................................................41 6. Vermarktung und Vertrieb von Römer- und Limes-Produkten .....................................................43 7. Übersicht über die neue „RömerLimesWelt altmühlfranken“ ....................................................45 8. Finanzierungsperspektiven des touristischen Entwicklungskonzeptes .......................................47 9. Quellenverzeichnis ......................................................................................................................49 3 4 Vorwort Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wird das touristische Angebot von den beiden Destinationen Naturpark Altmühltal und Fränkisches Seenland vermarktet bzw. vertrieben. Der Landkreis selbst ist über seine Zukunftsinitiative altmühlfranken vor allem im Bereich von Produktentwicklung, Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung tätig, um die touristisch relevanten Alleinstellungsmerkmale zu optimieren und den beiden Destinationen in diesem Sinne als wichtiger Dienstleister zur Seite zu stehen. Aber unsere Region altmühlfranken wird auch ganz entscheidend vom rund 2.000 Jahre alten Limes, der seit 2005 als UNESCO-Welterbe anerkannt wurde, geprägt. Dieses Bodendenkmal stellt eine einmalige touristische Attraktion dar, die aber zu großen Teilen für interessierte Besucher unsichtbar unter der Erdoberfläche schlummert. Nur wenige original erhaltene Reste der Grenzbefestigung und eine größere Zahl von rekonstruierten Teilen der Befestigungsanlagen liefern uns auch visuelle Reize und Eindrücke, welches großartige Bauwerk damals ganz Europa von Nordwesten nach Südosten durchzog. Dieses Erbe des römischen altmühlfranken wollen wir mit seiner Fülle an bedeutenden Zeitzeugen zu einer Top-Region des international touristisch vermarkteten Obergermanisch-Raetischen Limes gestalten. Dazu sind auch visionäre Vorstellungen notwendig, um ein attraktives Gesamtbild dieser römischen Epoche unserer Geschichte wieder lebendig werden zu lassen. Auf diesem Weg setzen wir auf unsere eigenen kreativen Kräfte, interessierte Investoren und Betreiber denkbarer Großprojekte sowie dem Einfallsreichtum unserer zahlreichen Akteure. Dabei sind wir uns der fachlichen Beratung von Deutscher Limes-Kommission, Land und Bezirk sicher, die wir immer dann aktiv mit einbinden wollen, wenn unsere eigenen Kenntnisse und Kompetenzen dies nicht mehr zulassen. Wir wissen, welchen Wert dieses römische Erbe für uns in altmühlfranken – auch abseits des Limes – hat und welche Rolle die damaligen germanischen Völker in dieser meist friedlichen Zeit eines regen Handels und Kulturaustauschs einnahmen. All dies wollen und können wir erlebbar machen. Nicht über klassische museale Präsentationen, sondern über Geschichten hinter diesen Ausgrabungen, entlang und rund um den Grenzraum, aber auch über Geschichten rund um die Kelten, die bereits wichtige und sichtbare Spuren hinterlassen hatten, auf denen tlw. auch die Römer seinerzeit aufgebaut hatten. Dabei werden wir dieses kulturelle Erbe bewusst nicht immer ganz authentisch, dafür aber immer spannend erlebbar anbieten. Wir wollen die Menschen für eine Zeitreise gewinnen und begeistern. Nur so werden wir ihr Interesse wecken, auch noch mehr über diese Epoche erfahren zu wollen, und aus dieser Erfahrung heraus dann auch aus authentischen Quellen zu schöpfen. Dieses einzigartige Kapital in Wert zu setzen ist unser Ziel, erlebbare Produkte zu entwickeln, der Weg und eine dafür leistungsfähige Vermarktungsund Vertriebsstruktur zu definieren oder aufzubauen unsere Strategie. Franz-Xaver UHL Landrat 5 1. Einführung Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen hat als einer der vier bayerischen Landkreise entlang des Raetischen Limes nicht nur einen beachtlichen Streckenabschnitt, er beinhaltet auch besonders herausragende und teilweise auch touristisch hochwertige Angebote. Die sich im wesentlichen auf den Landkreis und einige angrenzende Gebiete definierende Region altmühlfranken will diesem schon beachtlichen Potenzial durch ein „Touristisches Entwicklungskonzept Römer und Limes in altmühlfranken“ weitere Anregungen geben und dadurch bemerkenswerte Bausteine hinzufügen. Bewusst wird dieses Entwicklungskonzept als Diskussionsentwurf vorgelegt, da nur durch eine breite Diskussion in der Region und auf der Basis authentischer Quellen auch Ideen entstehen können, die später umgesetzt und auch gelebt werden. Seit der Anerkennung des Obergermanisch-Raetischen Limes im Jahre 2005 als UNESCO-Welterbe und Teil der ebenfalls schon früher in das Welterbe einbezogenen römischen Befestigungsanlagen in Europa (Hadrians Wall in Britannien) wächst das Interesse am Limes auch aus touristischer Sicht. Mit dem Antonius-Wall in Schottland und weiteren bereits bei der Welterbe-Kommission vorliegenden Anträgen von der Slowakei, von Ungarn, von Österreich und von Kroatien vervollständigt sich dann allmählich ein umfassendes Welterbe „Grenzen des Römischen Reiches“ zwischen der Nordsee und dem Schwarzen Meer. In weiterer Vorbereitung befinden sich zudem noch Welterbeanträge für römische Grenzanlagen im Nahen Osten und Afrika. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen sind sowohl in anderen bayerischen Landkreisen wie auch in Baden-Württemberg bereits beachtliche Investitionen getätigt worden und haben örtliche Initiativen überregional bedeutsame Römer-Erlebnis-Veranstaltungen ins Leben gerufen. 6 Wenn altmühlfranken den hohen Erwartungen an das Römer-Thema gerecht werden will und seine Stellung mit dem „Bayerischen Limes-Informationszentrum“ nutzen und entsprechend ausbauen möchte, dann kann dies weder über die Ferienregion „Fränkisches Seenland“, noch über den „Naturpark Altmühltal“ alleine erfolgen. Beide haben – wie auch der Landkreis selbst – nur einen eingeschränkten Anteil am Limesverlauf in Bayern. Im Museumsentwicklungsplan für den Obergermanisch-Raetischen Limes (ORL), der als Bestandteil des Managementplans für den ORL entstanden ist, werden für Bayern zwei überregionale Museen skizziert. Eines davon in Obernburg am Main (Lage am Obergermanischen Limes) und eines für den Raetischen Limes in Weißenburg i. Bayern. Ob am Standort Obernburg tatsächlich ein überregionales Museum entstehen wird, ist derzeit aber eher fraglich. Auf dieser Tatsache gründet sich die weit über die Region hinaus reichende Stellung Weißenburgs (Bayerisches Limes-Informationszentrum) am Raetischen Limes, soweit der Streckenverlauf Bayern betrifft. Dies muss der Ansatzpunkt für einen Ausbau dieser Stellung des Standorts und der Region altmühlfranken sein und damit müssen auch weitere Anstrengungen bis hin zu notwendigen Investitionen begründet werden. Ausgebaut wurden oder werden aber auch noch überregional bedeutsamen Erlebnisstätten in Ruffenhofen (Limeseum) oder z.B. in Manching (Römer-Kelten-Museum) mit seiner Lage im Hinterland der römischen Grenzbefestigung. Damit wird aber auch erkennbar, dass nicht alleine die Aufnahme in den Managementplan Auslöser von Investitionen sein muss. 2. Schutz und Entwicklung – auch eine Aufgabe des Landkreises 2.1 Vorgaben des Managementplans Obergermanisch-Raetischer Limes Der Obergermanisch-Raetische Limes gilt als Teilstück des sogenannten transnationalen seriellen UNESCO-Welterbes „Grenzen des römischen Reiches“ und unterliegt einem entsprechenden Überarbeitungsintervall. Fünf Jahre nach Vorlage des den Nominierungsunterlagen beigefügten Managementplans wurde dieser nunmehr von verschiedenen Fachleuten überarbeitet und von der Deutschen Limes-Kommission 2010 neu verabschiedet. Dieser nun bis 2015 gültige Management-Plan beschreibt alle am größten Bodendenkmal Deutschlands (550 km Länge) notwendigen Ziele und Maßnahmen. Dabei spielt der Tourismus eine tragende Rolle bei der Vermittlung der Inhalte des Denkmals. Der Management-Plan beschreibt aber auch eindeutig, dass touristische Belange zugunsten der Erhaltung des Denkmals zurückzustehen haben. So wird aber auch festgestellt, dass alle Maßnahmen inhaltlich und äußerlich aufeinander abgestimmt sein müssen und nach einheitlichen Standards zu erfolgen haben. Für die Umsetzung der Ziele des ManagementPlans haben sich eine überwiegende Mehrheit der Kreise, Städte und Gemeinden entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes im Verein „Deutsche Limes-Straße e.V.“ zusammengeschlossen. Zu seinem Tätigkeitsfeld im Bereich des Tourismus zählen insbesondere die Werbung, allgemeine Informationen, Unterbringung und Lenkung der Besucher. Diese Aufgaben müssen im Einvernehmen mit den Tourismus-Destinationen durchgeführt werden. Bei der Vermittlung der Ziele des ManagementPlans am Obergermanisch-Raetischen Limes ist eine dauerhaft gesicherte und qualifizierte Besucherlenkung wichtig. Dabei spielen die „Limes-Cicerones“ überregional eine zentrale Rolle. Im Rahmen der Umsetzung der Ziele des Management-Plans kommt der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises die Realisierung der erlassenen Rechtsvorschriften zu. Hier stellt insbesondere die Beachtung der Schutzzone entlang des Limes eine bedeutende Aufgabe dar. Aber die Landkreise können – vor allem im Tourismus – auch wichtige Aufgaben der Informationsvermittlung übernehmen, vor allem wenn es um die Koordinierung von Informations-Maßnahmen und Einrichtungen als attraktive Erlebnisprodukte am Limes geht. 2.2 Forschung eröffnet neue Perspektiven Während die historischen Erkenntnisse zum Limes in der Regel auf griechische und römische Geschichtsschreiber zurückgreifen müssen, da schriftlich überlieferte Quellen der indigenen Stämme der Germanen nicht vorliegen, musste sich die Geschichtsschreibung allzu lange mit diesen einseitigen Betrachtungen begnügen, die sich zudem noch häufig auch nur der militärisch interessanten Sichtweisen widmeten, zivilen Besonderheiten oder Entwicklungen aber kaum oder weniger Beachtung schenkte. Erst die Archäologie, vor allem die Funde jüngerer Zeit haben ein völlig neues Licht auf diese Epoche, insbesondere aber die Rolle der dabei beteiligten Völker und Stämme geworfen. „Barbaricum“ – eine mediterrane Fehleinschätzung Der Limes als ein Überwachungs- und Frühwarnsystem der Römer diente nämlich nur teilweise der Abwehr von Eindringlingen, sondern markierte zunächst als unübersehbare Schneise mit unterschiedlichen Abgrenzungssystemen die Machtfülle des Römischen Reiches und hatte daher auch die Wirkung einer Zollgrenze. 7 Seine Übergänge dienten zur Kontrolle der Handelsflüsse, als Bündelung von Standorten für Marktplätze und natürlich auch der militärischen Überwachung. Zahlreiche Funde der Archäologie haben aber auch mit der Mär aufräumen können, welche die Kelten einseitig als unzivilisierte Barbaren darstellten, was dann später – vor allem von Caesar - auf die germanischen Stämme übertragen wurde. Das so genannte „Barbaricum“ geht faktisch vorwiegend auf die Geschichtsschreibung jener Epoche zurück. Das hatte seinen Hintergrund auch in der Tatsache, dass mediterrane Kommentatoren jener Zeit in der Regel viel stärker an der Darstellung eigener Aktivitäten, denn an der Kenntnis und der Vermittlung der Kulturen der „Anderen“ interessiert waren. Tatsächlich lassen die archäologischen Funde der jüngsten Zeit ganz andere Erkenntnisse zu. Alleine der auf die Kelten zurückzuführende Erfindungsreichtum lässt erahnen, dass dies kaum eine Epoche gewesen sein kann, der den Inbegriff des „Barbarischen“ aufgedrückt werden konnte. Die sich drehende Töpferscheibe, die von Plinius beschriebene Mähmaschine, die von Caesar gerühmte Befestigungsbaukunst (murus gallicus), Brückenbauten, der Bergbau (z.B. der Zinnabbau in Cornwall, die hallstättischen Salzstollen oder die Eisenerzgewinnung auf dem Weißenburger Jura) und weitere darauf hinweisende Funde belegen diese hohe Fertigungskunst der Kelten. Auch die Stellung der Frauen bei den Kelten, über die ja gerade auch Caesar berichtete haben zu damaliger Zeit nicht das Vorurteil relativieren können, es mit einem ungestümen, unbeugsamen und kriegerischen Volk zu tun haben. Denn weibliche Herrschaftsfolge in Fürstenhäusern, wie das Fürstinnengrab von Reinheim im Bliesgau belegt – die keltisch-iberischen Kantabrer wurden sogar nur von Frauen geführt – oder die freie Wahl des Ehepartners waren zu jener Zeit Vorrechte, von denen die Frauen der Römer oder Griechen nur träumen konnten. Und so haben die Kelten auch schon einen regen Kulturaustausch mit den mediterranen Völkern gesucht und gepflegt und sprechen ihre „Oppida“ mit ihrem geordneten Stadtaufbau auch bereits 8 eine eher kultivierte Sprache. Auch die Fürstensitze der Kelten lassen ganz andere Erkenntnisse zu, als dies viele der vereinfachten zeitgenössischen Darstellungen vermittelt haben. So haben die Funde am Ipf bei Nördlingen sogar Münzen aus dem 5. Jahrhundert v.Chr. offenbart die zumindest vermuten lassen können, dass die Kelten bereits zu diesem frühen Zeitpunkt Zugang zu einem Münzsystem hatten, evtl. sogar schon nutzten. Die frühesten bekannten Silbermünzfunde von Athen oder Massalia (Marseille) datieren immerhin auch erst aus der Mitte des 6.Jahrhunderts. Auch ein bei dem keltischen Fürstensitz Heuneburg und aus der Mitte des 4. Jahrhunderts stammender Waagbalken lässt die Vermutung aufkommen, dass die damaligen Handelsbeziehungen mit den Kulturen südlich der Alpen viel intensiver waren und es eher zu vermuten steht, dass die frühkeltischen Gesellschaften bereits an der Schwelle einer Hochkultur standen und dass dies nicht nur ihrem Handel mit dem Mittelmeerraum zu verdanken ist.. Denn auch die griechische Kolonie Massalia wurde erst gebaut – und über sie liefen ja sehr viele der später aufgebauten Handels- und Kulturbeziehungen – als die Anfänge der hallstättischen Fürstensitztradition bereits entstanden waren. Wir dürfen also getrost davon ausgehen, dass die Römer weder in Gallien, noch in Germanien – das sie rechtsrheinisch und nördlich der Donau definierten - auf Stämme gestoßen sind, die von der Kultur unbeleckt waren. Viele der Überlieferungen, die zu diesem Vorurteil führten, waren auch der Tatsache geschuldet, dass es für römische Feldherren gut stand, entsprechend emotional aufgeladene Berichte nach Rom zu entsenden. Germanien war kein vorrangiges Expansionsziel Die Erinnerungsveranstaltungen an die VarusSchlacht im Jahre 2009 haben aber in diesem Zusammenhang immerhin zweierlei bewirkt. Es wurde deutlich, dass es zwischen Rhein und Donau einerseits und Elbe andererseits einen Interaktionsraum der Römer gab, der nicht nur der Kriegführung auf germanischem Boden diente, sondern der auch gezielt zur Gründung von zivilen Siedlungen genutzt wurde, mit denen eindeutig auch Handelsbeziehungen verfolgt wurden (Haltern, Waldgirmes u.a.). Trotz dieser Standorte und Aktivitäten oder wegen der daraus resul- tierenden regionalen Kenntnis haben es die Römer aber vorgezogen, den Raum östlich von Rhein und Donau – ab Regensburg – nicht dauerhaft zu besetzen. Dies geschah wohl auch, weil man sich von den wenig straff organisierten germanischen Völkern und ihrer Besiedlungsstruktur und -dichte auch kaum einen nennenswerten Abgabeertrag aus möglichen Heerzügen und den daraus resultierenden Geländegewinnen erwarten konnte. Und die Veranstaltungen rund um die 2000jährige Wiederkehr der Varus-Schlacht haben aber auch in Erinnerung gerufen, dass die römischen Heere mit in dieser Zeit etwa 300.000 Mann etwa je zur Hälfte aus Legionären und Auxiliarsoldaten bestanden und dass sogar ihre Heerführer oftmals germanischen Ursprungs waren. So standen sich in dieser für die damalige Zeit zentral bedeutsamen VarusSchlacht immerhin mit Arminius und Varus zwei romanisierte Führer gegenüber, die beide von Geburt germanischen Stämmen zugehörig waren, durch ihre Verdienste und Karriere bei den römischen Legionen aber sogar die römischen Bürgerrechte erhalten hatten. All dies spricht nicht unbedingt dafür, dass den Römern im westlichen und Mitteleuropa unzivilisierte Barbaren gegenüberstanden, auch wenn dies die damalige von Römern und Griechen dominierte Geschichtsschreibung so dokumentiert hatte. Es ist also an der Zeit darüber nachzudenken, diese neueren Erkenntnisse aus der Archäologie auch in die touristische Präsentierung der Zeugnisse jener Zeit, hier also dem noch erkennbaren oder nachvollziehbaren Limes-Verlauf zu integrieren und damit bestimmte, bisher übliche Vermittlungsinhalte neu zu definieren. Die andere Kultur germanischer Völker Und es sollte in diesem Zusammenhang auch differenziert werden, dass den Römern nördlich ihrer europäischen Grenzbefestigungen kulturell sehr unterschiedlich entwickelte – wenn auch nicht straff organisierte -Völker gegenüber standen. Dies war im Westen die keltisch-sprachige Bevölkerung (Gallier) mit einer standörtlich bedingt sehr hohen landwirtschaftlichen Produktivität und einer materiell vielfältigen und raffinierten Kultur. Östlich davon siedelten die germanisch-sprachigen Völker mit einer ebenfalls standörtlich bedingt weniger intensiven Landwirtschaft und damit auch einer weniger ausgeprägten, dennoch ebenfalls präsenten materiellen Kultur. Aber selbst im Vergleich zu den östlich davon bis nach Eurasien lebenden Skythern, war die von den germanischen Stämmen betriebene Landwirtschaft noch relativ intensiv. Die seit dem 8./7.Jahrhundert v.Chr. im Osten lebenden Skyther galten nach mehreren griechischen Quellen als „typische Barbaren“, wurden von dem römischen Geschichtsschreiber Quintus Rufus aber „als der Weisheit empfänglich“ und von Ilias sogar als die „gerechtesten Erdenbewohner“ eingestuft. Alleine diese Differenzierung sagt einiges über die Einschätzung des damals gebräuchlichen und abschätzigen Begriffs der „Barbaren“ aus. Die Skythen wurden bereits nach der Zeitenwende von slawisch-sprechenden Völkern verdrängt. Das Volk der Veneter (daraus entwickelten sich die westslawischen Wenden) besiedelte den Raum zwischen Ostsee, Ostalpen und Karpaten. Das nordöstliche Europa mit seinen Tiefebenen und den östlichen Gebirgszügen war daher eher von Völkern mit einer bedeutend materiell bescheideneren Waldkultur besiedelt, die aber deswegen nicht als primitive Kultur abgetan werden konnte. Diese kulturelle Differenzierung über die Entwicklung der landwirtschaftlichen Kulturen, gebunden an die jeweiligen standörtlichen Boden- und Klima-Voraussetzungen, machten die römischgriechischen Geschichtsschreiber nicht. Ihnen entging damit nicht nur diese Differenzierung, sondern vor allem auch deren beachtlicher Eigenwert. Da es aber gerade im mittleren und östlichen Europa nördlich der römischen Grenzlinien nur wenige größere Siedlungen gab, wie z.B. die im Westen bei den Kelten üblichen „oppida“, können Funde aus jener Zeit weit weniger systematisch vorangetrieben werden und sind oft Zufällen überlassen. Dennoch treten gerade dann aber auch durchaus beachtliche Funde auf, welche auf die auch dort vorhandene nicht weniger bemerkenswerte Kultur hinweisen. All dies macht aber transparent, dass sich die römisch-griechischen Geschichtsschreiber jener Zeit – auf die aber häufig zurückgegriffen wird - nur wenig mit diesen Völkern selbst beschäftigt haben, 9 obwohl auch diese über sehr lange Zeiträume Handel und Kultur mit mediterranen Völkern unterhielten. Bedeutender Kulturraum in altmühlfranken Bei der Bewertung der Forschung und deren vorliegenden Ergebnissen dürfen in altmühlfranken natürlich auch nicht die Funde bzw. Erkenntnisse der jüngsten Vergangenheit in Gnotzheim und vor allem im Raum Theilenhofen unberücksichtigt bleiben. Machen diese noch unter der Erde liegenden archäologischen Schätze doch deutlich, dass gerade dieser Raum in Raetien entlang der römischen Außengrenze neben seiner Grenz- und damit militärischen Bedeutung wohl auch eine sehr bedeutende kulturelle Rolle gespielt haben muss. Und die unmittelbare Nähe zu Weißenburg mit seinen eindrucksvollen Funden und deren Stellung zu damaliger Zeit offenbaren, dass wir es hier mit 10 einem römischen Grenzraum zu tun gehabt haben müssen, der zu dieser Zeit eine weit über diesen eigentlichen Raum hinaus ragende Bedeutung gehabt haben muss. Daher ist es auch naheliegend, dass sich in unserer Region nicht nur ein wichtiger Militärstützpunkt, sondern vor allem ein lebendiges Handels- und Kulturzentrum befunden haben muss. Es ist daher auch zu vermuten, dass die Zukunft mit weitergehenden technischen Erkundungsmöglichkeiten noch mehr Erkenntnisse zu Tage fördern dürfte, welche diese Annahme bestätigen wird. Und evtl. wird es ja auch eines Tages – wenn sich die herausragende Stellung dieses Standorts bestätigen sollte – eine Möglichkeit geben, diesen Vermutungen durch sicherlich sehr zeit- und kostenaufwendige Grabungen die eindeutigen Beweise und sicher noch sehr viel mehr überraschende Erkenntnisse hinzuzufügen. 3. Aktuell existierende Module römischer Kultur in altmühlfranken 3.1 Übersicht vorhandener Module des römischen Erbes in altmühlfranken Die bisher schon vorhandenen Einrichtungen in der Region altmühlfranken bzw. im Landkreis, die unmittelbar dem Römer/Limes-Thema zuzuordnen sind, werden nachstehend aufgeführt: · „Grabengeviert“ · Nachgebauter Holzturm · Römererlebnispfad ¢ Kleinkastell Raitenbuch ¢ Villa Rustica bei Treuchtlingen (Gutshof) ¢ Gunzenhausen · Kleinkastell · Holz- und Steinturm · Archäologisches Museum Gunzenhausen · Römische Altmühl-Furt · Kleinkastell Burgstallwald (Schloßbuck) · Holzpalisaden im Burgstallwald ¢ Villa rustica bei Hüssingen ¢ Eine Vielzahl von Gedenksteinen und -tafeln zum Limes und zu Römerstraßen, vor allem aus der Regierungszeit von König Max II von Bayern aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ¢ Gnotzheim: · Ehemaliges Kastell Mediana (Steinkastell) mit Vicus · Gräberfeld Zu dieser Aufzählung kommen noch die ungezählten Ausgrabungen und Funde aus den benachbarten – oft unmittelbar angrenzenden – Landschaften der Landkreise Eichstätt und Ansbach. ¢ Theilenhofen · Kastell Iciniacum (Holz-Erde Kastell wurde etwa im 2. Jh. N. Chr. In Stein ausgebaut), mit Vicus · Kastellbad · Theater Theilenhofen · Forum Theilenhofen · Limesturm bei Rittern Die Region altmühlfranken muss über den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen die sich nun mit den Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepten (ILEK) bietenden Chancen umfassend für eine weitergehende Inwertsetzung dieses römischen Erbes nutzen. Damit soll dies aber auch in Verbindung mit dem ja ebenfalls nicht unbedeutenden Erbe der unterschiedlichen indigenen Völker jener Epoche besser in touristische Produkte und Pauschalen integriert und damit vor allem auch entsprechende Angebote und Dienstleistungen neu definiert bzw. realisiert werden. Es ist wohl auch anzunehmen, dass das in 2009 und 2010 zur Verfügung gestandene Investitionsprogramm des Bundes für Welterbestätten – wenn nicht in dieser, dann aber in einer anderen Form – eine Fortführung erfahren wird, da sich die Bundesregierung international zur Bewahrung und Inwertsetzung dieses Kulturguts gegenüber der UNESCO verpflichtet hat. ¢ Ellingen · Numeruskastell Sablonetum und Zivilsiedlung · Limes-Lehrpfad Ellingen ¢ Weißenburg · Kastell Biriciana mit rekonstruiertem Nordtor (ursprünglich Holz, dann Steinkastell und Vicus · Römische Therme bzw. Kastellbad · Römermuseum mit Römerschatz · Bayerisches Limes-Infozentrum in Weißenburg ¢ Numeruskastell Oberhochstatt mit Vicus ¢ Burgsalach · Kleinkastell Burgus (Vicus vermutet) 11 Um hier für evtl. erneut mit kurzen Fristen ausgeschriebene Investitionsprogramme künftig in vollem Umfange nutzen zu können, sollen dazu auf der Verwaltungsebene des Landkreises entsprechende Vorarbeiten im Rahmen dieses „Touristischen Entwicklungskonzeptes Römer und Limes in altmühlfranken“ geschaffen werden. Ergänzungen oder Korrekturen, die sich aus den Diskussionen um dieses Entwicklungskonzept ergeben, sollen im Sinne einer inhaltlichen Optimierung Berücksichtigung finden. 3.2 Bayerisches Limes Informationszentrum Ein Jahr nach der Anerkennung des Limes als UNESCO Welterbe wurde als bemerkenswerter kommunaler Beitrag zu diesem auch touristisch bedeutenden Ereignis durch die Stadt Weißenburg i. Bay. das „Bayerische Limes-Informationszentrum“ eingerichtet und eröffnet. Es erfüllt die Funktion eines Limes-Informationszentrums gemäß dem Museumsentwicklungsplan. Über unterschiedliche Vermittlungs- und Kommunikationsmethoden werden nicht nur der Verlauf des Limes vor Ort und Römerbauten aus dem Umfeld der Stadt Weißenburg vorgestellt, sondern es werden auch darüber hinaus Eindrücke von weiteren bedeutenden Fundstätten des römischen Erbes im Bereich des Landkreises WeißenburgGunzenhausen präsentiert. Im Museums-Entwicklungsplan für den Obergermanisch-Raetischen Limes, der als Teil des Managementplans für den Limes entstanden ist, wurde Weißenburg i. Bayern als einer von zwei überregionalen Museums-Standorten – ein zweiter Standort war bisher im Bereich des Obergermanischen Limes für Obernburg a. Main vorgesehen - benannt, an dem ein LimesInformationszentrum vorgehalten werden soll. Damit hat diese auf Initiative der Stadt Weißenburg entstandene kommunale Einrichtung auch den offiziellen Anstrich eines Limes-Informationszentrums für die römischen Grenzanlagen in Bayern insgesamt erhalten. Mit dieser Betonung als „Bayerisches Limes-Informationszentrum“ wird aber auch die Erwartung bei den Besuchern geweckt, den Verlauf des Raetischen Limes in Niederbayern, Oberbayern und Mittelfranken sowie den Verlauf des bayerischen Teils des Obergermanischen Limes bei Miltenberg/ 12 Obernburg (Unterfranken) sowie ggf. auch weitere Besucher relevante Fundstätten, Ausstellungen oder Museen im rückwärtigen Bereich des Limes, also bis hinein nach Schwaben (z.B. Augsburg) darzustellen. Auch die von der Stadt Weißenburg mit Unterstützung der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern, des Landesamts für Denkmalpflege und dem Bezirk Mittelfranken erfolgte Evaluierung der aktuellen Präsentation des römischen Weißenburg durch Hadrian´s Wall Heritage Limited (HWHL) hat aufgezeigt, dass zu prüfen ist, ob das „Bayerische Limes-Informationszentrum“ tatsächlich diesem Anspruch gerecht wird oder ggf. gerecht werden kann bzw. welche Anstrengungen zu unternehmen sind, um die damit geweckten Erwartungen auch umfassend zu erfüllen. Bislang hat die Stadt Weißenburg diese Aufgabe aus ihrer historischen Verantwortung als „römisches Weißenburg“ alleine bewältigt und sie will sich dieser gesamtgesellschaftlichen Verantwortung auch künftig in dieser Konstellation stellen. 3.3 Limes-Routen Mit dem Verein „Deutsche Limesstraße e.V.“ mit Sitz in Aalen wurde eine Organisation geschaffen, an der sich 83 Orte, Landkreise und Touristikgemeinschaften beteiligen und deren gemeinsames Ziel es ist, den Limes als herausragendes Bodendenkmal in das öffentliche Bewusstsein zu heben. Der Verein „Deutsche Limesstraße e.V.“ ist gleichzeitig auch Träger der beiden Routen „Deutsche Limes-Straße“ (Straßenroute) und des „Limes-Radweges“. 3.3.1 Deutsche Limes-Straße Die „Deutsche Limes-Straße“, getragen vom Verein „Deutsche Limes-Straße e.V.“ stellt eine touristische Route für Autofahrer dar, die durchgängig mit den braunen touristischen Hinweisschildern gekennzeichnet ist. Sie nutzt grob den Limes-Verlauf von Bad Hönningen am Rhein bis Regensburg a.d. Donau und tangiert auf einer Route von etwa 700 km etwa 60 archäologische Lehrpfade, touristische Angebote, Denkmale und sonstige kulturhistorisch interessante Stationen der Geschichte rund um das römische Erbe in RheinlandPfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Die „Deutsche Limes-Straße“ als touristische Route besteht bereits seit 1995. In Bayern berührt die „Deutsche Limes-Straße“ die Tourismusdestinationen Spessart-Mainland, Romantisches Franken, Fränkisches Seenland und den Naturpark Altmühltal (limesstrasse@aalen.de), über welche ggf. auch Vertrieb und Marketing abgewickelt werden. 3.3.2 Limes-Radweg Auf rund 800 km Länge erstreckt sich der LimesRadweg von Bad Hönningen in Rheinland-Pfalz bis nach Regensburg a.d. Donau. Er ist in insgesamt sechs Abschnitte unterteilt, die eine Länge von 107 bis maximal 165 km umfassen. Die Bayern betreffenden Abschnitte liegen zwischen Hungen (Oberhessen) und Miltenberg (Unterfranken) mit 136 km, zwischen Miltenberg und Lorch (BadenWürttemberg) mit rund 165 km, zwischen Lorch und Weißenburg i. Bayern mit rund 147 km sowie von Weißenburg i. Bayern bis Regensburg mit rund 128 km. Der Radweg ist in allen Bundesländern durchgängig mit braunen Tourismus-Hinweisschildern und dem Logo des Vereins „Deutsche Limes-Straße e.V.“ gekennzeichnet, der gleichzeitig auch Träger dieser touristischen Route ist. Der Limes-Radweg lehnt sich im wesentlichen an den Verlauf des Limes an. Dabei führt die Route an herausragenden Bestandteilen des Bodendenkmals, rekonstruierten Kastellen oder anderen Befestigungsanlagen vorbei und orientiert sich thematisch mit seinem Streckenverlauf an den sichtbaren Teilen des römischen Erbes (www.limesstrasse.de). Vertriebs- und Marketingaktivitäten für touristische Produkte werden derzeit nicht angeboten. 3.3.3. Wanderwege Im Vergleich zu den Radwegen und der Straßenroute gibt es für Wanderwege entlang des Limes keine einheitlich aufgebaute Organisationsstruktur. Daher haben sich in den unterschiedlichen Abschnitten des Limes durch die jeweiligen touristischen Organisationen verschiedene Limes-Wanderwege oder Limes-Wege herausgebildet. 3.3.3.1 Limes-Wanderweg Im Bereich des Raetischen Limes gibt es auf baden-württembergischer Seite den Weitwander- weg HW6 des Schwäbischen Albvereins, der auch als Limes-Wanderweg gekennzeichnet ist. Er beginnt in Miltenberg am Main und verläuft dann in Richtung Buchen/Odenwald ein kurzes Stück durch Bayern, ehe er bei Lorch auf den Raetischen Limes trifft und über Schwäbisch-Gmünd, Aalen an Ellwangen vorbei im Raum Wilburgstetten nach Franken gelangt (www.schwaebischer-albverein.de). Im bayerischen Teil des Raetischen Limes von der württembergischen Landesgrenze bis nach Gunzenhausen gibt es einen vom Fränkischen Albverein (Sitz in Nürnberg) betreuten und von der Region Hesselberg mit Erlebnisausstattungen versehenen Limes-Wanderweg, der durchgängig mit einem schwarzen Wachturm auf weißem Grund gekennzeichnet ist. Ab Gunzenhausen verläuft dann der Limes-Wanderweg des Naturparks Altmühltal über 115 km bis nach Bad Gögging, der sich entlang der Linienführung des Limes orientiert und durchgängig mit einem schwarzen Wachturm auf gelbem Grund gekennzeichnet ist. Diese gelbe Farbe entspricht dem Farbcode der Marketing-Materialien des Naturparks. Vom Limeswanderweg des Naturparks befinden sich im Bereich der Region altmühlfranken die Wanderabschnitte von Gunzenhausen bis Ellingen und von Ellingen bis Erkertshofen. Zusätzlich wurde eine 21 km lange Schleife über Weißenburg angelegt, die zum Castrum Biriciana, den Thermen, zum Römer-Museum sowie zum Bayerischen Limes-Informationszentrum führt (www.naturparkaltmuehltal.de). Zudem erschließt ein neuer, 11,6 km langer, Rundwanderweg „Limes-Römerbad - Auf den Spuren der Römer“ den Wanderern die historischen Gegebenheiten des Limes in den Gemeindefluren Pfofeld und Theilenhofen. Sehenswert sind hierbei vor allem das Römerbad bei Theilenhofen und der teilweise Nachbau eines Limesturms bei Rittern. Detaillierte Informationen erhalten die Wanderer auf insgesamt 17 farbigen Informationstafeln, welche die beiden Gemeinden im Jahre 2008 aufgestellt haben (www.theilenhofen.de). Auf die seit jüngster Zeit hier durch geophysikalische Prospektionen entdeckten und als sensationell bezeichneten Funde geht dieser Rundwanderweg allerdings noch nicht ein. 13 Ein durchgängig und farblich einheitlich gekennzeichneter Wanderweg mit seinen thematischen Schlaufen entlang des Limes ist demnach in altmühlfranken nicht vorhanden. Die zusätzlich existierenden und den Limes betreffenden Rundwanderwege auf der örtlichen kommunalen Ebene mit tlw. an die überregionale Beschilderung angelegte, tlw. aber auch davon abweichende Wege-Kennzeichnungen machen deutlich, dass hier eine für die Benutzer nachvollziehbare einheitliche Besucherführung noch fehlt. 3.3.3.2 Premium-Wanderweg Raetischer Limes Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen hat 2009 im Rahmen des Projektes Beispielregionen federführend für insgesamt vier Landkreise in Bayern und einem Landkreis in Baden-Württemberg ein Projekt initiiert, bei dem es um die Konzipierung und Realisierung eines zertifizierten Qualitäts-Weitwanderweges „Raetischer Limes“ in mehreren Teilabschnitten geht. Dabei sollen alle davon betroffenen Landkreise und Tourismusorganisationen eingebunden sein, die im Bereich des bayerischen sowie des baden-württembergischen Teils des „Raetischen Limes“ liegen. Es handelt sich dabei um die Landkreise · Ostalbkreis (Baden-Württemberg) Es gibt aktuell zwei Zertifizierungssysteme in Deutschland: · Premiumwege des Deutschen Wanderinstituts (DWI) Im Bereich des Bayerischen Limes befinden sich derzeit keine ausgezeichneten Premiumwege des DWI · Qualitätswege des Deutschen Wanderverbands (DWV) Hier werden Qualitätswege, Wanderportale und Wanderregionen (Bündelung von Wegesystemen) zertifiziert. Im Bereich des Naturparks Altmühltal befindet sich der so zertifizierte „Altmühlpanoramaweg“ von Gunzenhausen nach Kelheim Die beteiligten Landkreise haben im August 2009 eine gemeinsame Absichtserklärung „Letter of Intent“ unterzeichnet. Der federführende Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wird dabei vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege unterstützt. Bei diesen zertifizierten Wanderwegen steht für die Zielgruppe die hohe Qualität des Wandererlebnisses eindeutig im Mittelpunkt. Daher spielen Streckenführung und Wegebelag eine herausragende Rolle bei der Routenfestlegung. Die zertifizierten Wanderwege haben dabei meistens einen naturräumlichen (z.B. Rheinsteig, Jurasteig) oder einen thematischen Bezug (Pfad der Sinne – Rothaarsteig). Hierzu zählt z.B. ein zertifizierter Wanderweg, der sich in seiner Linienführung am Limes oder an Römer/Germanen-Themen orientiert. Diese inhaltlichen Bezüge tauchen als Attraktionselemente in der Linienführung konsequent auf, dennoch bleibt die Qualität des Wandererlebnisses selbst nach wie vor die Hauptattraktion. Der Hintergrund für die Neudefinition eines Premium-Wanderwegs Raetischer Limes liegt vor allem in der sich zunehmend als Attraktion Entlang von Teilabschnitten des Raetischen Limes in Württemberg und Bayern gibt es zwar Abschnitte mit ausgeschilderten Routen entlang sowie in Bayern um · Landkreis Kelheim · Landkreis Eichstätt · Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen · Landkreis Ansbach. 14 in Freizeit und Urlaub entwickelnden neuen Wanderkultur. Die hier entstandene Nachfrage einer immer jüngeren Klientel korrespondiert aber mit hohen Ansprüchen an die Qualität der Wanderrouten und deren Ausstattung. Die davon tangierten Regionen können aber auch überdurchschnittlich hohe Tagesausgaben zur touristischen Wertschöpfung durch diese Zielgruppen erwarten. des Limes und mit diesem inhaltlichen Bezug, aber ohne durchgängige und einheitliche Beschilderung. Sie entsprechen außerdem in weiten Bereichen nicht diesen erwarteten Qualitäts-Standards der zertifizierten Wanderwege, ohne die eine ökonomisch interessante Frequentierung nicht erreicht werden kann. Dies wurde spätestens durch den Beschluss der Europäischen Wanderverbände mit Nachdruck dokumentiert, diese Qualitätsnormen an Wanderwege auch auf der europäischen Ebene anzuwenden, der im Rahmen einer Tagung und in Abstimmung mit der Vorsitzenden der Tourismusministerkonferenz der EU anlässlich der ITB in Berlin 2011 gefasst worden war. Das hier erkennbare Defizit einer einheitlichen und durchgängig auch so gekennzeichneten Wanderroute entlang des Raetischen Limes in hoher Wanderqualität wird aufgegriffen und soll mit dem geplanten Projekt einer touristisch relevanten Lösung zugeführt werden. Die dabei entstehende Route kann sich in einem Streckenbereich zwischen 150 und 200 km erstrecken. Mit dem Vorliegen der Machbarkeitsuntersuchung ist im Jahr 2011 zu rechnen. 3.4 Sichtbarmachung des Limes Das als UNESCO-Welterbe ausgezeichnete Bodendenkmal Limes verfügt aus der Sicht der touristischen Attraktion und seiner wahrgenommenen Bedeutung auch für die einheimische Bevölkerung über den entscheidenden Nachteil, dass große Teile dieses Bodendenkmals nicht sichtbar bzw. nur in rudimentären Formen heute noch erkennbar sind. Dies hat bereits in der Vergangenheit dazu geführt, dass nicht nur über entsprechende Beschilderungen und Informationstafeln sondern auch über durchgeführte Veranstaltungen bzw. den Bau von Museen und Informationszentren dieses Thema visualisiert und in das öffentliche Interesse gehoben werden musste. Überall dort, wo der Limes als eine deutlich erkennbare Linie oder mit eindeutig wahrnehmbaren Relikten seiner baulichen Bestandteile in Erscheinung tritt, kann auch von einem deutlich sichtbareren Interesse der Bevölkerung oder der Gäste ausgegangen werden. Aus diesem Grunde werden zahlreiche Bemühungen unternommen, um diesen „ungeschliffenen Diamanten“ einerseits zu polieren und andererseits transparent zu machen, damit er eine andere Wertschätzung erhält und damit auch zu einer höheren Wertschöpfung beitragen kann. 3.4.1 Beschilderung des Limes Ein zentrales Problem stellt beim Limes die durchgängige und einheitliche Beschilderung dar. Darauf hat in eindringlicher Weise auch der Deutsche Wanderverband – eine der beiden Organisationen, welche Premium-Wanderwege zertifizieren - in einer Resolution vom 23.11.2010 aufmerksam gemacht- Diese Resolution des Wander-Dachverbands ist speziell für die den Limes tangierenden Organisationen von allen betroffenen Wanderverbänden vor Ort mit gezeichnet worden. Für altmühlfranken war dies jedoch nur der Fränkische Albverein. Der Wortlaut der Resolution lautet: „Die Markierung und Pflege des Limeswegs soll mit einem (möglichst) einheitlichen Markierungssymbol in der Zuständigkeit der Wandervereine verbleiben. Die Trasse des Limes-Wanderwegs soll wie schon bisher klar erkennbar, deutlich und soweit als möglich authentisch verlaufen und damit denkmalpflegerischen Ansprüchen genüge tun.“ Die entstandene Verwirrung wird aber auch mit dieser Resolution selbst ersichtlich, weil man einmal vom Limesweg und im nächsten Satz vom LimesWanderweg spricht. Wer sich schon nicht auf eine einheitliche Wegebezeichnung einigen kann, wird es schwer haben sich für eine einheitliche Beschilderung einzusetzen. Ganz offenkundig hat die bisherige Aufgabenverteilung am Limes zwischen den Wandervereinen einerseits und der eher zurückhaltenden Kooperationsfunktion des Vereins Limes-Straße e.V. nicht zu den gewünschten einvernehmlichen Abstimmungen geführt. Dies offenbart auch die Tatsache, dass die derzeit laufenden Bemühungen um die Ausweisung von Qualitäts-Wanderwegen am Obergermanischen Limes einerseits und am Raetischen Limes andererseits vom Verein Deutsche Limes-Straße 15 nur auf Umwegen wahrgenommen wurden und es dazu auch bereits Konflikte mit den Wanderverbänden im Bereich des Obergermanischen Limes – z.B. im Westerwald – gibt. Zusätzlich zu diesen Abstimmungsdefiziten mit den Wanderverbänden kommt hinzu, dass es speziell in Bayern, trotz einer öffentlichen Förderung für die Aufstellung von Informationstafeln, Stelen und anderen touristisch relevanten Einrichtungen über das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, Probleme gibt, deren dafür erlassene Vorgaben ganz oder zumindest nicht umfassend anzuwenden. Denn nur, wenn über die finanzielle Förderung auf einheitliche Standards Wert gelegt und dies konsequent zur verbindlichen Fördervoraussetzung erhoben wird, können diese auch entsprechend umgesetzt werden. So werden allein im Bereich des Raetischen Limes derzeit mehrere unterschiedliche Kennzeichnungssysteme genutzt, um die Limes-Wanderwege zu markieren. Eine solche Vorgabe muss aber schon im Limes-Entwicklungsplan Bayern eindeutig definiert werden, der sich ohnehin gerade in einer Überarbeitung befindet, weshalb dies einen geeigneten Zeitpunkt für eine entsprechende Modifizierung darstellt. Hinweise auf solche Standards bietet außerdem auch schon das Welterbe-Manual. In den dort skizzierten Thesen „Was es heißt, eine Welterbestätte zu sein“ lautet es: „Welterbestätten sind per se Bildungsstätten und fordern eine beherzte Wahrnehmung des mit dem Kulturerbe verbundenen Bildungsauftrages, der auch als Teil der geforderten Zugänglichkeit gesehen werden kann. Daraus resultieren behutsame touristische Erschließungen ebenso wie die Bereitstellung pädagogischer Zugänge, die keinesfalls nur für Kinder und Jugendliche zu öffnen sind, sondern für Menschen jeden Alters im Sinne lebensbegleitenden Lernens. Welterbestätten eignen sich dafür ganz besonders.… An einer Welterbestätte treffen wir Menschen aller Bildungs- und Altersstufen, Menschen die dort leben und Menschen, die dort zu Gast sind. Sie erwarten Informationen – auch darüber, worin die Welterbeidee besteht und wie die Umsetzung 16 vor Ort konkret aussieht. Diese Thesen sind eine Art Ermunterung an Welterbestätten, von sich aus tätig zu werden, „von unten“ initiativ zu werden, die eigenen Stärken zu erproben, Nischen zu finden, sich aktiv zu ihrem noblen Status zu bekennen. Vor allem wäre es empfehlenswert, nationale Interessensgemeinschaften auf fachlicher Ebene anzustreben.“ 3.4.2 Linienhafte Transparenz des Limes Um den Limes als Bodendenkmal besser auch visuell für Besucherinnen und Besucher transparent zu machen, müssen über die Beschilderung der Wege hinaus Lösungen gesucht und gefunden werden, die zu einem höheren Erlebnisgrad am Limes führen und die es erlauben, den ursprünglichen Verlauf des Limes oder seiner Einrichtungen, die sich entlang oder im Umgriff des Limes-Verlaufs gruppiert haben, auch visuell nachvollziehen zu können. Denn dies stellt das größte reklamierte Defizit durch Wanderer entlang des Limes dar. Auch hierzu gibt es bereits eine Reihe von Beispielen, die sich nicht nur im Nachbau oder der Sichtbarmachung von Kastellen, Wachtürmen oder dem Limes-Verlauf selbst erschöpfen, sondern die auch über eine gezielte Ausschilderung den Versuch unternehmen, den Limes-Verlauf wieder optisch so zu kennzeichnen, dass dieser auch über größere Entfernungen sichtbar werden kann.. Hierzu gibt es in der Region altmühlfranken eine erfreuliche Initiative durch die Firma Hofmann aus Pfofeld, die bereits aus eigenem Antrieb entsprechende Stelen konzipiert hat und an etlichen Stellen auch Musterstelen aufstellen konnte. In Abstimmung mit dem bayerischen Limes-Koordinator wurde ein entsprechendes Konzept für Stelen erstellt und dieses dann als Geschmacksmuster zum Schutz beim Deutschen Patent- und Markenamt angemeldet. Der Markenschutz für diese Stelen liegt mittlerweile vor. Die Firma ging bei dieser Vorgehensweise von einem damit erreichten Standard der Visualisierung des gesamten Limes-Verlaufs aus. Unabhängig davon sind jedoch an anderen Abschnitten des Limes – auch in Bayern – bereits Stelen oder Informationstafeln in einer anderen Gestaltungsform entwickelt worden. Teilweise waren diese aber schon errichtet worden, bevor der Limes als Welterbestätte anerkannt wurde. Sie sind daher auch nicht in dem Design entwickelt worden, das dazu von der Limes-Kommission zwischenzeitlich als verbindlich empfohlen und zur Verfügung gestellt wurde. So wurden z.B. in der Region Hesselberg 11 von insgesamt 30 Stelen bereits aufgestellt, die nun ein völlig anderes Erscheinungsbild und andere grafischinhaltliche Aufmachungen zeigen, als die jetzt im Raum Theilenhofen, Pfofeld und Gunzenhausen bereits stationierten insgesamt 12 Stelen. Hier zeichnet sich eine nicht durchgängig nachvollziehbare Praxis von Einzelfallentscheidungen ab, die nur mit Schwierigkeiten zu einer einheitlichen Beschilderung und Kenntlichmachung des Welterbes, bzw. der dort entlang geleiteten Wege führen. Für eine attraktive touristische Inwertsetzung des Limes stellt dies ein Defizit dar, das die Qualität der vorhandenen Angebote erheblich beeinträchtigt. 3.5 Limes als Erlebnis Der Limes stellt – nicht erst seit dem Zeitpunkt der Anerkennung als UNESCO-Welterbe – ein hochwertiges touristisches Potenzial dar, das allerdings nur durch entsprechende Inszenierungen und Erlebnisangebote auch umfassend in diesem Sinne vermittelt werden kann. Dies machen bereits realisierte touristische Inwertsetzungen, wie die durch Kaiser Wilhelm II bereits 1897 veranlasste komplette Rekonstruktion des Kastellplatzes Saalburg bei Bad Homburg vor der Höhe im Taunus, deutlich. 3.5.1 Erlebnispädagogische Angebote Die besondere Schwierigkeit beim Bodendenkmal Limes liegt auch nach seiner Anerkennung als UNESCO-Welterbe in der Tatsache begründet, dass viele der authentischen Überreste dieser faszinierenden Geschichtsepoche nicht oder kaum sichtbar sind. Dies gilt für alle anderen Welterbestätten in dieser Form nicht. Umso mehr kommt allen Inszenierungen bzw. Erlebnisangeboten eine besondere Bedeutung zu, weil oftmals nur über sie die Menschen mit diesem größten Bodendenkmal Europas auch einen emotionalen Bezug aufnehmen und daraus ein entsprechendes Erlebnis ableiten können. Und selbst im Rahmen der Förderpolitik wirkt sich dies aus. So wurden im Zuge der jüngsten Konjunkturförderprogramme durch die Bundesregierung auch erstmals UNESCO-Welterbestätten in einem beachtlichem Umfang bedacht. Aber nur ein verschwindend geringer Anteil davon kam der Bodendenkmalpflege – und hier vorrangig dem Limes – zugute. Dies macht deutlich, dass diese Aspekte – weitgehend nicht sichtbares Denkmal – selbst bei Fachleuten zu einer geringeren Wertschätzung gegenüber visuell eindrucksvoll erlebbaren Denkmälern z.B. aus dem Bereich der Baukultur führen. Und dies verdeutlicht auch hier, wie wichtig künftig visuell erlebbare und vor allem animative Elemente der Bodendenkmalpflege sind, welche für interessierte Teile der Gesellschaft attraktiv inszeniert und aufbereitet werden müssen. Nun ist es aber nicht so, dass es entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes gar keine Erlebnisangebote, auch erlebnispädagogischer Art gibt. So hat unter anderem der Tourismusverband Franken – um dies nur an einem Beispiel zu verdeutlichen – in Zusammenarbeit mit den Tourismusverbänden Ostbayern und MünchenOberbayern dazu bereits eine „Zeitreise zu den Römern“ aufgelegt, in der die Faszination der Thematik Römer und Limes dargestellt und die unterschiedlichen Etappen einer solchen Zeitreise sichtbar gemacht werden. Mit den Links zu den entsprechenden Tourismusverbänden und den dort angebotenen Erlebnissen rund um Römer und Limes sind Voraussetzungen geschaffen worden, um auch erlebnispädagogischen Angeboten Rechnung tragen zu können. In ähnlicher Weise wird dies aktuell durch ein LEADER-Projekt im Bereich der LAG Altmühl-Jura aufgegriffen und umgesetzt. Dies sind erste, hoffnungsvolle Ansätze, die aber bislang meist nur vom Tourismus aufgegriffen worden sind. Aber gerade deshalb sollte die Bodendenkmalpflege für diese engagierten Initiativen dankbar sein. Es zeigt sich aber in der Praxis, dass es dabei noch sehr viele Parallelangebote mit oftmals bescheidener Außenwirkung gibt und dass Abstimmungen 17 zwischen den unterschiedlichen Angebotsträgern nur eingeschränkt stattgefunden haben. Hier setzt für die Region altmühlfranken nunmehr das touristische Entwicklungskonzept an, mit dem auch in diesem Bereich der Versuch unternommen werden soll, die vorhandenen Angebote und Produkte besser zu bündeln und dann vor allem auch umfassender sichtbar zu machen. Freilich kann dieser Anspruch dann nur im teilregionalen Bereich des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen aufgegriffen werden. Gleichwohl werden die Nachbarregionen informiert und eingeladen, sich an diesem Prozess aktiv zu beteiligen. 3.5.2 Gästeführungen/Erlebnisführungen Im Bereich der Gäste- und Erlebnisführungen gibt es unterschiedliche Strukturen bzw. Angebote, auf die im Bedarfsfall zurückgegriffen werden kann. Unabhängig von den jeweiligen organisatorischen Strukturen der Anbieter dieser Dienstleistungen können entsprechende Angebote oder Produkte in jedem Fall auch über die zuständigen TourismusDestinationen hinterfragt und gebucht werden. 3.5.2.1 Limes Cicerones Die Limes Cicerones sind eine Organisation, die entlang des gesamten Limes tätig ist und die für Reisegruppen, Individualgäste, Schulen oder Vereine geführte Erlebnisse entlang des UNESCOWelterbes anbietet. Ihre Aufgabe wird auch entsprechend im Managementplan gewürdigt und hervorgehoben. Dabei unterscheiden sich die Angebote der Limes Cicerones von anderen Anbietern vor allem dadurch, dass sie nach Möglichkeit auch in authentischer Form mit von römischer Kleidung ausgestatteten Führern auftreten. Dies erhöht das ohnehin starke inhalt-liche Erlebnis mit einer solchen visuellen Präsen-tation noch einmal. Allerdings wird dieses Angebot leider nicht konsequent überall unterbreitet. Die Limes Cicerones sind durch die Organisation – in Bayern Limes Cicerones Bayern e.V. mit Sitz in Pleinfeld – in der Lage, ausgebildete Gästeführer anzubieten, die sich auch kontinuierlich einer fachlichen Weiterbildung unterziehen und die sehr individuell jeweils für einen Teilabschnitt des Limes verantwortlich sind und damit eine hohe regionale 18 Kompetenz neben ihrer Fach- und Sachkompetenz verfügen. Sie sind im Bereich der Region altmühlfranken bis hin zur Landesgrenze nach BadenWürttemberg tätig. Allerdings leiden ihre Aktivitäten hier darunter, dass die Zahl ihrer Aktiven geringer geworden ist und damit ihr Engagement eingeschränkt werden muss. 3.5.2.2 Zertifizierte Gästeführer Im Bereich des Bundesverbandes der Gästeführer Deutschlands (BVGD) sind die zertifizierten Gästeführer – ohne thematische Bündelung wie bei den Cicerones - in Deutschland organisiert. Der BVGD stellt deren berufsorganisatorische Interessensvertretung auf nationaler und europäischer Ebene dar und ist auch für die berufliche Anerkennung der Gästeführer Ansprechpartner. Mit Dr. Ute Jäger – Kreisheimatpflegerin des Landkreises WeißenburgGunzenhausen – hat die aktuelle Bundesvorsitzende des BVGD in der Region altmühlfranken ihren Sitz. Der BVGD stellt mit seinem Aufgabenbereich die einmalige Grundlage dafür dar, dass die über ihn vermittelten Gästeführer nicht nur über eine ausgezeichnete Ausbildung verfügen, sondern sich auch den Modifizierungen aus rechtlichen Rahmenbedingungen oder neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen ständig unterziehen müssen. Auch die Einbindung in die Föderation Europäischer Gästeführer (FEG) sowie in den Weltverband der Gästeführer (WFTGA) bietet eine gute Voraussetzung, um über die vom BVGD angebotenen und zertifizierten Gästeführer ein hohes Maß an Fach- wie auch an Kommunikationskompetenz zur Verfügung zu stellen. Spätestens seit der neuen europäischen Dienstleistungsnorm DIN EN 15565 wurden die Anforderungen an die Ausbildungs-Dienstleistungen und an Qualifikations-Programme neu definiert. Im Hinblick auf die weitere auch internationale Vermarktung der Angebote rund um Römer und Limes macht es Sinn, gerade bei entsprechenden Erlebnisangeboten auf solche Gästeführer zurückzugreifen, welche über diese neue Dienstleistungsnorm EN 15565 ausgebildet und zertifiziert sind. Zumindest darf man davon ausgehen, dass dieser Standard von international tätigen Reiseveranstaltern künftig erwartet wird. 3.5.2.3 Gästeführungen im Bereich des Naturpark Altmühltal Im Naturpark Altmühltal gibt es schon seit sehr langer Zeit ein Ausbildungsangebot für NaturparkGästeführer. Diese wurden und werden auch im Hinblick auf das Angebot des Limes gesondert geschult. Eine weitergehende Kooperation mit dem BVGD und den Anforderungen der Dienstleistungsnorm EN 15565 stellt sicherlich eine sinnvolle Aufgabe und Herausforderung auch für die vom Naturpark ausgebildeten Gästeführer dar. Die Stadt Weißenburg bediente sich bei der Optimierung dieser Angebote der Fachleute vom britischen Hadrians Wall, die auch schon beim UNESCO-Antrag für das Welterbe Limes beratend tätig waren. Das Ergebnis dieser Untersuchung wurde im Mai 2011 vorgestellt. Sie macht deutlich, dass die römische Geschichte Weißenburgs zwingend auch in einer wesentlich animativeren Form präsentiert und inszeniert werden sollte, um das notwendige Besucherinteresse für dessen Werte umfassend zu generieren. 3.5.3 Römer im Weißenburger Land Mit dem Römer-Museum, dem Bayerischen Limes-Informationszentrum, dem Kastell Biriciana mit dem sehr eindrucksvoll rekonstruierten Nordtor sowie der 3.000 qm großen Römischen Thermenanlage bietet Weißenburg Erlebnisangebote rund um Limes und Römer in einer besonderen Fülle und Qualität. Dazu wurden von der Tourist-Information Weißenburg gemeinsam mit dem Bayerischen Limes-Informationszentrum eine Reihe von Erlebnis- und Entdeckungsangeboten erarbeitet, welche die besondere Bedeutung Weißenburgs für diese Thematik unterstreichen. 3.5.4 Therme Mogetissa in Weißenburg Nachdem bereits vor rund 2.000 Jahren die Römer am heutigen Standort von Weißenburg ein Bad betrieben haben, dessen Größe und Ausstattung zu den bedeutendsten römischen Bädern südlich des Limes gerechnet wird, lag es nahe das Erbe der römischen Badekultur hier auch wieder aufleben zu lassen. Mit nicht unerheblichen Mitteln will die Stadt Weißenburg nunmehr diese Angebote im baulichen Bereich so optimieren (Empfangsgebäude an den Thermen), dass sie auch den gewachsenen Anforderungen Rechnung tragen können. Im Verbund mit dem in Ruffenhofen entstehenden „Limeseum“ sowie dem ebenfalls im Entstehen befindlichen römischen Erlebniseinrichtungen in Burgsalach sowie den Bemühungen im Raum Gunzenhausen um eine Optimierung der dortigen Römer- und Limesangebote kann es kaum eine andere Region in Bayern mit einer solchen Fülle von qualitativ hochwertigen Angeboten rund um diese Thematik aufnehmen. Gleichwohl bieten gerade die neu entstehenden Angebote und touristischen Produkte rund um Weißenburg aber auch eine anspruchsvolle Herausforderung, um das eigene Angebot entsprechend zu modifizieren. Im Verbund mit diesen neuen Produkten kann dann auch ein umfassendes Gesamterlebnis entstehen und an Gäste vermittelt werden,. das zu diesem Alleinstellungswert einer „RömerLimesWelt altmühlfranken“ führen wird. So ist Mogetissa der namentlich erste bekannte Bürger des römischen Weißenburg und war damit Namenspate für die Mogetissa-Therme, die mit römischen Stilelementen an diese Tradition einfühlsam anknüpft. Die Mogetissa-Therme will daher auch ganz bewusst eine erlebbare römische Badekultur nachempfinden. Angesichts der Tatsache, dass mit der Entwicklung eines Qualitäts-Wanderwegs „Raetischer Limes“ in naher Zukunft ein touristisches Top-Produkt im Wandererlebnisbereich entsteht, bietet die Mogetissa-Therme dazu eine geradezu ideale Ergänzung. Denn im hochwertigen Premium-Wandersegment stellen im Rahmen von Tagesetappen ergänzende Wellness- und Gesundheitsangebote eine wichtige und stark nachgefragte Abwechslung dar. Die Mogetissa-Therme bietet mit ihrem Thema dazu eine ausgezeichnete inhaltliche Verbindung zu dem Qualitäts-Wanderweg „Raetischer Limes“, zumal gerade an diesen hochwertigen Wanderwegen von der davon angesprochenen Zielgruppe solche hochwertigen Angebote auch vorausgesetzt werden. Zu prüfen wäre in diesem Zusammenhang, welche auch für anspruchsvolle Wanderer geeigneten Hotels hier als Partner langfristig zu gewinnen sind. Auch die Idee eines Römer-Hotels wäre daher gerade im Bereich von Weißenburg ein innovativer Ansatz. 19 Ohnehin bemüht sich altmühlfranken um Investoren und Betreiber speziell für touristische Immobilienprojekte, wird dies auf der Expo Real in München präsentieren und dabei auch den Aspekt Römer-Limes als Themenbezug mit vorstellen. 3.5.5 Erlebniseinrichtungen am Burgus bei Burgsalach Im Rahmen eines Bundeswettbewerbs im Zuge der Konjunkturförderprogramme für die nationalen UNESCO-Welterbestätten hat auch die Gemeinde Burgsalach einen Zuschlag erhalten und führt dieses Projekt zur Etablierung eines römischen Erlebnis-Angebots sowie eines römischen Erlebnispfades durch. Da der Landkreis als Antragsteller innerhalb der Rahmenbedingungen des Programms nicht auftreten konnte, unterstützt er die Gemeinde Burgsalach als Projektträger durch seine Zukunftsinitiative altmühlfranken. Derzeit werden Überlegungen angestellt, wie pädagogische Erlebnisprogramme mit römischem Lagerleben als Angebote durchgeführt werden können und welche eventuell notwendigen Ergänzungen am Gesamtkonzept noch erforderlich sind, um hier nicht nur einen von hoher Erlebnisqualität geprägten, sondern auch betriebswirtschaftlich erfolgreichen Ablauf dauerhaft gewährleisten zu können. Sobald dieses Projekt fertiggestellt ist und das damit verbundene Angebot am Markt erfolgreich positioniert werden konnte, müssen darüber hinaus weitergehende Gespräche durch die Zukunftsinitiative altmühlfranken gesucht werden, um dieses Produkt auch mit den anderen Limes- und Römer-Angeboten in altmühlfranken sinnvoll zu einem Gesamterlebnis zu verknüpfen. 3.5.6 Leben an der Grenze – Themen in Gunzenhausen Die Stadt Gunzenhausen möchte in Ergänzung zu ihrem archäologischen Museum, in dem zu einem Großteil die römische Vergangenheit der Stadt sowie der Region in musealer Form dargestellt wird, das Thema „Leben am Limes“ in anschaulicher und erlebbarer Art und Weise präsentieren. Hierfür ist ein museumspädagogisches Konzept vorgesehen, dessen Hauptbestandteil eine audio- 20 visuelle Präsentation des Themas mit moderner 3D-Technik werden soll. Die dabei bisher angedachten Inhalte einer solchen Präsentation sind: · grenzübergreifender Handel zwischen Römern und Germanen · Integrationsfragen im Umgang mit anderen Völkern, unter anderem im Hinblick auf kulturelle, religiöse und politische Aspekte · Alltag der Bevölkerung auf beiden Seiten des Limes sowie · Bedeutung der Altmühl-Furt in Gunzenhausen. Das Konzept soll dabei folgende Punkte enthalten: · Festlegung der darzustellenden Inhalte in Abstimmung mit Fachleuten · Art und Weise der Darstellung · Kostenplan. Im Rahmen dieser neuen Präsentation „Leben am Limes“, soll auch das Konzept für das bestehende „Archäologische Museum“ an seiner jetzigen Stelle an moderne museumspädagogische Aspekte angepasst werden. Dieses Projekt korrespondiert sehr gut mit dem Ansatz des touristischen Entwicklungskonzeptes für altmühlfranken, das Thema Limes stärker auch als touristisch buchbares Modul aufzubauen. Die Stadt bereitet derzeit die Grundlagen für die Durchführung des Konzeptes vor, damit auch eine Vorstellung über die finanzielle Dimension entsteht, mit denen dieses Projekt realisiert werden soll. Danach soll gemeinsam nach Wegen gesucht werden, wie diese Konzeption umgesetzt und wie es vor allem auch in die anderen Aktivitäten am und um den Limes eingepasst werden kann, die derzeit in altmühlfranken vorgenommen werden und die auch über die Grenzen des Landkreises hinaus Bedeutung haben. 21 4. Limes-Entwicklungsansätze in altmühlfranken Die jüngsten Aufsehen erregenden Funde in altmühlfranken (Theilenhofen, aber auch Funden in Gnotzheim) oder die sich zunehmend verdichtenden Belege für die Bedeutung dieses Raumes schon zu keltischer Zeit machen neben der Anerkennung des Bodendenkmals als UNESCO-Welterbe deutlich, dass und in welchem Umfang sich hier weitreichende touristische Perspektiven bieten, dieser Region mit der Themenkonstellation Römer/ Limes und Germanen eine auch im nationalen Vergleich eine Alleinstellung zu sichern, die bisher so nicht positioniert wurde. Allerdings setzt dies auch voraus, dass die sich aus dieser Entwicklung bietenden Chancen in diesem Umfang gesehen und die dazu notwendigen Konsequenzen zeitnah getroffen werden. Es muss aber auch deutlich sein, dass die sich hier vorgestellten Umsetzungsschritte nur dann in hoher Qualität realisiert werden und damit auch nachfragegerechte Angebote auslösen können, wenn sich alle davon betroffenen Institutionen auch über eine mittel- bis langfristige gemeinsame Gesamtfinanzierung verständigen. Dabei müssen neben allen sich dafür anbietenden öffentlichen Fördermöglichkeiten auf der EU-, Bundes- oder Landesebene auch Mittel von Stiftungen und privaten Geldgebern mit einkalkuliert bzw. akquiriert werden. Vor allem wird es von zentraler Bedeutung sein, dass der Landkreis ab 2013 erstmals auch an den EU-Programmen der ländlichen Entwicklung aktiv teilnehmen kann. Dieses „Touristische Entwicklungskonzept Römer und Limes in altmühlfranken“ wird dabei einen wesentlichen Teil des noch zu erstellenden Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) dafür einnehmen. Der Region bietet aber mit diesen Ansätzen ein so hochattraktives Thema und eine so starke Alleinstellung, wie dies für kaum eine andere Region am Limes – evtl. mit Ausnahme des 22 Hochtaunus in Hessen mit der rekonstruierten Saalburg – gesagt werden kann. Alle nachfolgend aufgeführten Entwicklungschancen für die dort beispielhaft genannten Standorte stehen aber zunächst unter dem Vorbehalt noch ausstehender Abstimmung mit weiteren Akteuren, demokratisch legitimierten kommunalen Gremien sowie den Dienststellen der Ländlichen Entwicklung und der Denkmalpflege. Sie können daher zunächst nur als erste Ideen im Rahmen dieser Konzeption angesehen werden. Die Denkmalpflege ist vor allem dort mit einzubinden, wo deren Belange unmittelbar betroffen sind. 4.1 Städtische Strukturen entlang des Limes als Perspektive Neue Funde – neue Perspektiven Im Rahmen einer geophysikalischen Untersuchung am Kastellstandort Theilenhofen durch das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege wurden Überreste monumentaler Bauten lokalisiert, deren Ausgrabung bzw. Öffnung aber nach den denkmalpflegerischen Vorgaben zum Welterbe nicht ohne weiteres zulässig ist und aus Kostengründen eher eine Vision darstellt. Es scheint sich zumindest um ein Forum, eine Basilika und ein halbkreisförmiges „gallo-römisches“ Theater zu handeln. Aber auch im Raum Gnotzheim haben Mitarbeiter der Universität Kiel bereits ein Gebäude mit beachtlichen Ausmaßen und entsprechenden Raumteilungen aufgespürt. Parallel wertet das Institut für klassische Archäologie der Universität Erlangen oberirdische Funde dieser Region aus, um das Bild der Geschehnisse dieser Epoche noch besser abzurunden. Durch Maßnahmen der Bodenordnung sollen nun zunächst die Oberflächeneingriffe durch den Ackerbau im Bereich der Fundstelle langfristig ausgeschlossen werden. Beide Entdeckungen liegen in der Nähe der bereits bekannten und teilweise wieder sichtbar gemachten Kastellen Iciniacum bei Theilenhofen sowie Mediana bei Gnotzheim. Dies bestätigt nur die schon längere Zeit vorhandene Erkenntnis, dass der Limes bei weitem nicht nur eine militärisch befestigte und abgeschottete Grenze markierte. Seine ohnehin nur eine kurze Zeitspanne der Anwesenheit der Römer in Mitteleuropa markierende Existenz hatte ganz offensichtlich noch andere, aber sehr viel bedeutsamere Entwicklungen ausgelöst. Dies wird letztlich auch durch die schon lange bekannten Funde in Weißenburg bestätigt, welche mit ihrem Kastell, den Thermen und dem „vicus“ deutlich machen, dass hier in unmittelbarerer Nachbarschaft verschiedene bedeutende städtische Siedlungen mit einem weitreichenden Handels- und Kulturleben vorhanden waren. Ja es darf sogar angenommen werden, dass sich in diesem Abschnitt des Raetischen Limes überregional bedeutende urbane Siedlungsstrukturen befunden haben müssen, deren Monumentalarchitektur vermutlich als eine eindeutige Machtdemonstration zu verstehen ist. Dabei stellt sich aber die Frage, an wen diese Machtsignale gerichtet waren. Bisher wurde immer angenommen, nördlich des Limesverlaufs habe es hier keine oder nur dünn besiedelte Räume indigener Stämme gegeben. Natürlich wissen wir längst, dass diese Vermutung nicht unbedingt aufrecht zu erhalten ist. Es war bisher nur immer wesentlich schwieriger nach den Funden und Überresten dieser Stämme zu suchen, als dies bei den stärker befestigten Siedlungen und Militäreinrichtungen der Römer der Fall war. Der Phantasie steht hier also noch ein weitgehend freier Raum zur Verfügung, um sich vorzustellen was die Römer mit diesen Bauten hier bezweckt haben mögen. Und genau dies stellt aber auch die Herausforderung für touristische Produkte dar, die auf dieser hypothetischen Basis entwickelt werden können und damit ein vehementes Interesse für diese Thematik wecken, ohne dass dabei Inszenierungen entstehen die gar keinen Bezug zu authentischen Quellen haben. Limes – eine Handelsgrenze Schon vor Jahren wurde weitab vom Limes im hessischen Waldgirmes eine städtische Siedlung mit bemerkenswerten Einzelfunden lokalisiert und dort teilweise auch geöffnet. Dort – im Vorland des Limes und damit in unmittelbarem Kontakt zu indigenen germanischen Stämmen - wurde intensiver Handel betrieben, es fand ein kultureller Austausch statt und der gesamte Raum um den Limes bzw. solche Siedlungen stellten zu jener Zeit einen kulturellen Kristallisationspunkt in Mitteleuropa dar, weil hier die Nachfrage nach großen Mengen an Waren entstanden sind und davon auch zumindest Teile der indigenen Bevölkerung bzw. der germanischen Stämme profitierten. So dürften die Führer bzw. die Eliten dieser Stämme über sehr kontinuierliche und weitreichende Handels- wie auch bis hin zu persönlichen Beziehungen zu den römischen Besatzungstruppen aufgebaut haben. Diese Grenze am Limes zog also wohl mehr Handeltreibende und an kulturellem Austausch interessierte Menschen an, als dass sie fortdauernd das Ziel feindlicher Angriffe bzw. Ausgangsort nach Norden ausgerichteter römischer Ausfälle war. Neben den Militäranlagen entlang der Grenze mit ihrem jeweils dazugehörigen „Vicus“ waren die Städte auf der Provinzseite sowie die – in der Zahl deutlich geringeren - dem Limes nahe gelegenen lockeren Siedlungsstrukturen der Germanen die zentralen Orte, zu denen sich in dieser Epoche Händler, Handwerker oder auch andere kreative Zeitgenossen hingezogen fühlten. Belege für diesen intensiven Austausch finden sich in Veränderungen der traditionell materiellen Kultur sowie der damit zusammenhängenden Lebensart. Denn es gab sowohl in den urbanisierten Provinzen auf römischer Seite wie auf der Seite der germanischen 23 24 Stämme keineswegs isolierte Gemeinschaften. Aus Grabfunden wissen wir zwischenzeitlich, dass sowohl mit den Kelten wie auch mit den germanischen Stämmen ein schon über mehrere hundert Jahre dauernder Handels- und Güteraustausch mit den mediterranen Kulturen stattfand, die also schon weit vor der Besetzung Galliens und weiter Teile Germaniens durch die Römer einen erheblichen Kultureinfluss ausgeübt haben. Höhepunkt der Entwicklung weit überschritten hatten. Für beide Standorte sind z.B. Rückstände der Eisenverarbeitung nachgewiesen, die auf Eisenerzvorkommen zurückgehen, welche schon die Kelten in diesem Raum erschlossen hatten. Es scheinen in diesem Fall wohl auch diese Eisenvorkommen gewesen sein, welche der Festlegung der römischen Grenzlinie diesen Verlauf vorgegeben haben. Blick über den Limes hinaus Es ist aber auch nicht verwunderlich, dass mit den nachgewiesenen Handelsbeziehungen in den mediterranen Raum Einflüsse auf Haustypen, Keramik, Fibeln, Bestattungsgebräuchen und rituellen Aktivitäten stattfanden. Gleichzeitig erfolgte aber auch eine bewusste Weiterentwicklung der traditionell kulturellen Riten, die auch als effiziente Form des Widerstands gegen Fremdeinflüsse gewertet werden können. Erst seit der Zeit, in der wir über archäologische Funde all dieses Wissen mühsam rekonstruieren können, erfahren die oftmals einseitigen schriftlichen Quellen der Römer und Griechen eine umfassende Ergänzung und häufig auch eine Korrektur. Denn die schriftlichen Quellen über diese Zeitspanne verdanken wir vorwiegend der „Berichterstattung“ aus Feldzügen und damit aus oftmals einseitig militärischer Sichtweise und auch nur durch Dritte, nie durch authentische Quellen der indigenen Stämme und Völker der Germanen selbst. Die Bedeutung des notwendigen Handels entlang des Limes wird an Bedarfsrechnungen für Militärlager und den dazu gehörigen Zivilsiedlungen deutlich, die am Bespiel der Kastelle Eining, Alkofen, Regensburg, Pfatter, Straubing, Steinkirchen, Künzing und Passau mit insgesamt 5.100 Soldaten errechnet wurden. Dazu kommen nochmals das Doppelte dieser stationierten Soldaten an Zivilbevölkerung. Dies macht alleine für die genannten Standorte einen jährlichen Getreidebedarf von etwa 5.000 Tonnen erforderlich. Daraus lässt sich alleine für diese ostraetischen Standorte nur für das Getreide eine Zulieferung von etwa 200 Gutshöfen ableiten, wenn man die damaligen kärglichen Ertrags-Situationen zugrunde legt. Diese Berechnung lässt aber vermuten, welche eine ökonomische Bedeutung die römischen Kastelle und ihre Zivilsiedlungen zu damaliger Zeit besessen haben. Und dies macht auch transparent, welche Anziehungskraft der Grenzbereich auf für die germanischen Völker gehabt haben muss. Und je mehr sich diese neuen Quellen aus Funden und Grabungen zu nachvollziehbaren neuen Bildern zusammensetzen je deutlich wird auch, dass z.B. die Römer die Stadtkultur in der mitteleuropäischen Provinz nicht neu einführten, sondern teilweise auf der städtischen Tradition der späteiszeitlichen Oppida und damit der Kelten aufbauten. Freilich waren zu jener Zeit einige dieser früheren Siedlungen nur noch rudimentär vorhanden. Auch das römische Augusta Vindelicum (Augsburg) – die spätere Hauptstadt der Provinz Raetia – hat z.B. seinen Ursprung wohl in einem Stützpunkt der Zeitenwende und auch die Oppida von Kelheim und Manching, die zu ihrer keltischen Blütezeit mehrere tausend Menschen in ihren Mauern beherbergten, wurden von der römischen Besatzungsmacht übernommen und weiter ausgebaut, wenngleich sie zu diesem Zeitpunkt bereits ihren Dynamische Grenzregionen – kultureller Austausch Um die ökonomische Entwicklung der Grenzregion am Limes aus heutiger Sicht richtig einordnen zu können, sind aber auch kulturvergleichende Studien in ähnlich gelagerten Regionen von großem Interesse. Diese haben aber mittlerweile auch transparent gemacht, dass sich solche Grenzregionen überall meist sehr dynamisch entwickeln konnten, da im Wettbewerb um Macht und Status konkurrierende Gruppen und Einzelpersonen bewusst ihre materielle Kultur veränderten, um sich deutlicher absetzen zu können. In diese Kategorie fallen vor allem die Übernahme von Architekturaspekten, Bestattungssitten oder die Formensprache von Keramik oder Schmuckgegenständen. Aber auch die multi-ethnische Verschmelzung der in diesem Grenzraum anwesenden Gruppen, indigene Stämme aus dem freien Germanien, romanisierte Germanen der Provinz bzw. die aus einer Vielzahl unterschiedlicher Stammesgruppen zusammengesetzten Auxilartruppen des Römischen Heeres und schließlich die in der Regel aus Römern zusammengesetzten Eliten und Heerführer, zählten zu diesen neueren Erkenntnissen. Der Limes-Grenzraum war – beiderseits der markierten Zone – von einer außergewöhnlichen kosmopolitischen Gesellschaft geprägt, in der es weder eine „rein römische Kultur“, noch eine angepasste „provinzial-römische Gesellschaft“ gab. Diese Entwicklung haben weder die historischen Quellen, noch die frühen archäologischen Forschungen belegen können. Diese waren nämlich von einem hohen Grad der Standardisierung der provinzial-römischen Gesellschaft und von der längst überholten Vorstellung der indigenen germanischen Stämme als plumpe „Barbaren“ ausgegangen. Die aktualisierten archäologischen Forschungen der jüngsten Zeit konnten schließlich belegen, dass kaum eine Siedlung oder ein Begräbnisort Ähnlichkeit mit einem anderen aufzuweisen hat und somit eine ganz erhebliche Vielfalt an siedlungs- und stammesgeschichtlichen Entwicklungen stattfand. Im Lichte dieser veränderten Kenntnisse über die damaligen Lebensformen beiderseits des Limes müssen auch die neu entdeckten Monumentalbauten bei Theilenhofen eingeschätzt werden, die ja noch durch weitere Funde zivil genutzter Gebäude bei Gnotzheim ergänzt werden. Und im Kontext mit den Römischen Thermen in Weißenburg darf davon ausgegangen werden, dass dort auf heute bebautem und daher leider nicht mehr archäologisch zugänglichem Gebiet weitere vergleichbare Bauten wie in Theilenhofen zu vermuten sind. All dies spricht für ein blühendes Handelsleben und einen regen Kulturaustausch in diesem Raum. Und nicht umsonst ist ja gerade die Epoche des Limes als eine weitgehend befriedete in die römische Geschichte der Region eingegangen. Es muss nach allem, was wir mittlerweile heute über diese Zeit wissen davon ausgegangen werden, dass der zivilgesellschaftlichen Realität dieser Epoche entsprechend mehr Rechnung getragen werden muss, als wir dies bisher aus der oftmals rein militärischen Sichtweise gewohnt waren. Und da sich andere Regionen bereits deutlich mit Kastellen, Wachtürmen und dem Limes selbst im Rahmen des UNESCO-Welterbes profilieren, hat es altmühlfranken in der Hand, in der Darstellung eines weitgehend friedlichen Zusammenlebens dieser mitunter multiethnischen Gesellschaft entlang des Limes eine neue touristische Alleinstellung zu finden. Auch wenn es nicht einfach ist, diese zivilen Entwicklungen allein über die archäologischen Funde eindeutig zu rekonstruieren, so bietet sich damit aber für den Gesamtraum eine hochinteressante touristische Perspektive mit einer Fülle von attraktiven Präsentationsbeispielen. In dieser Fülle könnte daraus ein einzigartiges Gesamtangebot „RömerLimesWelt altmühlfranken“ entstehen, 4.1.1. Entwicklungs-Chancen für Weißenburg Die Wahrnehmung der umfassenden Aufgaben eines „Bayerischen Limes-Informationszentrums“ durch die Stadt Weißenburg wird sicher im Rahmen der Aufarbeitung der Hinweise des britischen Evaluierungsteams vom Hadrian´s Wall Berücksichtigung finden. Diese haben u.a. auf eine stärkere Vernetzung der vielen herausragenden Einzelaspekte entlang des Raetischen Limes über das LimesInformationszentrum hingewiesen und dessen koordinierende Funktion bewusst gemacht. Die Hinweise des britischen Expertenteams auf eine stärkere Trennung zwischen Limes-Informationszentrum und Römermuseum einerseits sowie städtischer Tourist-Information andererseits sind als Herausforderungen für eine klarere touristische Profilierung des römischen und des mittelalterlichen Weißenburg zu sehen. Die Hinweise der Briten haben aber auch deutlich gemacht, dass Weißenburg gerade in der parallel vorgenommenen Präsentation beider Aspekte einen unschätzbaren Standort- und Alleinstellungsvorteil besitzt, der entsprechend sensibel miteinander verknüpft und ausgebaut werden sollte. Die weiteren Entwicklungen in Weißenburg stehen in einem engen Zusammenhang mit der von der Stadt selbst beschlossenen Optimierung an den Römischen Thermen und im Museums-Bereich. 25 Hier werden erste Meilensteine ab 2012 sichtbar sein. Im Hinblick auf die überregionale, ja internationale Bedeutung derzeit noch nicht präsentierter Exponate des gefundenen römischen Schatzes wäre beim weiteren Ausbau des Römermuseums auch ein stärkeres Engagement des Freistaats hilfreich, um einen massiven Entwicklungsschub zu initiieren. Mit dem erkennbar über den kommunalen Horizont weit hinaus reichenden Engagement der Stadt Weißenburg für die Bewahrung des römischen Erbes, mit dem neuen Engagement des Landkreises für eine bessere und umfassend abgestimmte Präsentation und Inwertsetzung römischer Fundstätten und Erlebnisangebote in der Region altmühlfranken sollten auch Voraussetzungen vorliegen, dass gerade beim Römermuseum als einem Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung hier künftig eine stärkere Unterstützung im Zuge des weiteren Ausbaus durch den Freistaat Bayern gewährleistet wird. Die Hinweise der britischen Experten sollten aber auch genutzt werden, um weitere Optimierungen dieses touristischen Potenzials anzustreben und über erste Projektansätze auch für evtl. kurzfristig zur Verfügung stehende Förderprogramme einsetzen zu können. Im Hinblick auf die Umsetzungsperspektiven an anderen Standorten der Region (Ruffenhofen, Burgsalch) macht es Sinn, solche Überlegungen frühzeitig auch zusätzlich in entsprechende überregionale Konzeptansätze einzubringen. Bei einer für die Region altmühlfranken denkbaren Themenkonzentration auf die gesellschaftlichen Auswirkungen des Limes-Grenzraums könnte das Leitthema für szenische Darstellungen, Inszenierungen bzw. Animationen in Weißenburg – auch in Abgrenzung zu anderen Orten der Region - in der Themenkonstellation „Kultur und Leben zwischen Kastell und Vicus“ liegen. Mit Thermen, Kastell, Vicus und Römermuseum bieten sich hier Weißenburg Optionen, die kaum an einem anderen Standort entlang des Raetischen Limes so nachvollzogen werden können. Vor allem im Bereich des Kastells könnten auf diese Weise moderne Formen thematischer Inszenierungen über 3D-Animation oder szenische Aufführungen zu Erlebnishöhepunkten führen und die baulichen Relikte mit spannendem und nachvollziehbarem Leben 26 erfüllen. Solche Ansätze werden bereits in Carnuntum – nahe Wien – realisiert (www.carnuntum.co.at) und wurden von der britischen Expertengruppe nunmehr ebenfalls vorgeschlagen. Ggf. wäre auf der Grundlage dieser Ideen auch eine bayerische Landesausstellung zum Thema „Römer in Bayern“ zu initiieren, wofür evtl. auch ehemalige Gewerbebauten zur Verfügung stehen könnten. Immerhin ist dieses Thema mittlerweile so attraktiv, dass in 2011 dazu eine Landesausstellung in Niederösterreich (Carnuntum) durchgeführt wird und für 2013 eine Landesausstellung in Niedersachsen (Harz) – allerdings nur zur Römer-Thematik – geplant ist. Die bisher einzige zu dieser Thematik durchgeführte Landesausstellung fand 2000 im Rosenheimer Lokschuppen als Bayerische Landesausstellung unter dem Motto „Römer zwischen Alpen und Nordmeer“ statt. Mit einem sich davon abhebendem Thema „Römer und Germanen am Raetischen Limes“ könnte ein ausschließlich bayerischer Bezug hergestellt und die thematischen Inszenierungen stärker regionalisiert werden. In Weißenburg kann unter Berücksichtigung all dieser Aspekte daher auch der Spagat gelingen, die Gäste und Besucher auch auf die die anderen – zivilen bzw. gesellschaftlichen, aber deswegen nicht weniger spannenden – Themen rund um den Limes aufmerksam zu machen und dazu Erlebnisangebote zu unterbreiten, bzw. auf Angebote benachbarter Standorte hinzuweisen. Mit dem Limes-Informationszentrum wird Weißenburg ohnehin die erste inhaltliche Anlaufstelle für den Limes-Tourismus in altmühlfranken bleiben. Allerdings haben die britischen Experten auch darauf hingewiesen, dass Weißenburg neben den Römer/Limes-Themen auch das mittlelalterliche Erbe stärker in das städtische Tourismus-Marketing einbinden sollte, um aus diesen beiden Facetten eine starken Alleinstellungswert aufzubauen. Der Hinweis auf eine stärkere Vernetzung dieser beiden touristisch relevanten Themen in der Stadt durch gezielte Routenführungen und aktive Besucherlenkung weist in diese Richtung. Eine Verstärkung des touristischen Entwicklungsansatzes ist auch geeignet die wirtschaftliche Grundlage für ein ohnehin gewünschtes größeres Hotelangebot in Weißenburg zu bilden. 4.1.2. Entwicklungs-Chancen für Gunzenhausen Der „Multi-Ethnische Grenzraum Limes“ könnte eine ideale Ergänzung zu den bisherigen Planungen für Gunzenhausen in einem regionsübergreifenden Kontext darstellen und damit zu einem neuen Profil beitragen. Damit kann das für das Archäologische Museum bereits aufgegriffene und geplante Thema „Leben an der Grenze“ aufgegriffen, weiter entwickelt und sehr praxisnah präsentiert bzw. umgesetzt werden. Im Rahmen von audiovisuellen Präsentationen und 3D-Technik bestehen auch hier vielfältige Perspektiven, um den kosmopolitischen Alltag an der einer lebendig-quirligen Limes-Grenze spannend nachvollziehbar zu gestalten. Die Vielfalt der aus unterschiedlichen europäischen Stämmen zusammengesetzten Söldner-Truppen haben mit den ebenfalls anwesenden Angehörigen der indigenen Stämme der Germanen und den meist nur wenigen Römern in den Führungskräften der Truppen ein höchst buntes Leben in den Orten entlang der Grenze ermöglicht bzw. geschaffen. Die dadurch hier konzentrierte Konsumnachfrage war letztlich auch Anlass, dass sich der Grenzraum höchst anziehend auf fahrendes Handelsvolk ausgewirkt hat. In diesem Zusammenhang kann dann auch eine stärker erlebbare Präsentation der „Furt am Limes“ in Gunzenhausen als besondere Attraktion eingebunden werden. Dies alles in einem Komplex „Multi-Ethnischer Grenzraum Limes“ darzustellen ist nicht nur touristisch spannend, sondern birgt sogar eine Reihe von interessanten Anknüpfungsperspektiven für die Situation im heutigen Mitteleuropa. Analog zur bestehenden Präsentation des MainLimes wäre es auch denkbar, dass für diesen Aspekt „Multi-ethnisches Leben und Kultur an der Grenze“ im Rahmen einer Internet-Präsentation für den Gesamtbereich des Raetischen Limes ein weiteres Modul aufgebaut wird, um dieses weitgehend noch wenig in Szene gesetzte Thema einem interessierten Publikum zugänglich zu machen, über entsprechende Inszenierungen anzubieten und damit konkret zu einem Besuch in der Region zu motivieren. Der bestehende Limes-Wanderweg – bzw. ein evtl. noch weiter entwickelter Premium-Wanderweg – ist auch darauf zu prüfen, wie von dort attraktive Verbindungen zu anderen touristischen Routen der Destination gefunden oder aufgebaut werden können (z.B. zum nahe gelegenen Fränk. Seenland). Das Thema Römer und Limes könnte ggf. auch Leitmotiv für eine von der Stadt Gunzenhausen in der Vergangenheit bereits angestrebte kleine Landesgartenschau werden. In der Kombination mit Altmühl-Furt, den Altmühlsee, der beabsichtigten Hochwasserfreilegung der Altstadt sowie dem Aufbau einer stadträumlich wirksamen Verbindung zwischen Altstadt und Altmühlsee liegt hier ein weit über den Tourismus hinaus reichendes Entwicklungspotential. In Gunzenhausen sind auch Standorte verfügbar, die sich für die Etablierung eines Hotels mit Römerbezug eignen würden, aber ggf. auch für den Nachbau einer römischen Villa denkbar wären. Auch darüber lassen sich dann weitere Vernetzungen zum Thema „Leben an der Grenze“ oder „Multi-ethnischer Grenzraum“ bilden. Inwieweit der Sanierungsbedarf der Stadthalle sowie der anstehende Bauabschnitt des Parkhotels hier einen darauf ausgerichteten Synergieansatz bieten könnte, sollte einmal umfassend geprüft werden. 4.1.3. Entwicklungs-Chancen für Burgsalach Die geplanten römischen Erlebniseinrichtungen in Burgsalach bieten interessante Perspektiven, um Leben zur Römer-Zeit hautnah und mit ErlebnisCharakter zu erfahren. Der derzeit entstehende römische Erlebnispfad (Fertigstellung bis Frühsommer 2012) wird mit einer Fülle attraktiver Animationen und spielerischen Elementen ausgestattet, um Phantasien anzuregen und sich in bestimmte Alltagssituationen dieser Epoche versetzen zu können. Dazu werden die dort vermittelten Inhalte auch in einer sprachlichen Version erfolgen, die zwar auf authentischen Inhalten aufbauen, dennoch für Laien und vor allem jüngere Besucher spannend präsentiert werden und animierend wirken sollen. Der mit zahlreichen Stationen ausgestattete Pfad soll künftig ein wichtiger Anziehungspunkt für denkbare touristische Angebote und Produkte am Limes in altmühlfranken werden. Er wird zu diesem Zweck individuell attraktiv erlebbar sein, aber über buchbare und 27 angebotene Führungen zusätzliche Attraktionsgewinne vermitteln können. Der ursprünglich vorgesehene römische Erlebniszeltplatz in Burgsalach wird im Hinblick auf sein Betreiberkonzept nochmals modifiziert. Die für Erlebnisangebote zur Verfügung stehenden römischen Gerätschaften inkl. eines kompletten römischen Zeltlagers werden künftig von professionellen Freizeitbetrieben und zertifizierten Gästeführern genutzt und im Rahmen entsprechend ausgeschriebener Programme angeboten. Die dazu notwendigen technischen und inhaltlichen Voraussetzungen werden derzeit abgestimmt werden, damit ab Sommer 2012 auch tatsächlich eine Nutzung realisiert werden kann. Unter dem Motto „Vom römischen Reich zu den römischen Verträgen“ kann hier für Zielgruppen (Jugendliche, Klassen, Jugendgruppen) ein animatives Programm aufgebaut und angeboten werden, das sogar den europäischen Bogen aufgreift und die Wurzeln der europäischen Bewegung mit dieser Epoche in Verbindung bringt. Die Übertragung der Erlebnisangebote rund um römisches Lagerleben auf privatwirtschaftlich aufgebauten Unternehmensangeboten können zwar keine engen Festlegungen von Themenschwerpunkten vornehmen, dennoch müssen inhaltliche Vorgaben im Rahmen einer gezielten Ausschreibung erfolgen, damit eine Zielsetzung und Qualitätsstandards gewährleistet werden können, die sich in Anlehnung an authentische Vorgaben orientieren. Damit soll schließlich auch erreicht werden, dass die Themen an allen Standorten auch in einem inhaltlichen Kontext stehen und ein breit abgerundetes Bild dieser Epoche geboten werden kann. Eine Erweiterung der Planungen in Burgsalach bieten die Reste des Burgus als Kleinkastell aus der Spätlimeszeit. Sie stellen für den gesamten Raetischen Limes eine architektonische Besonderheit dar. Die dokumentierten Fundamente lassen erkennen, dass dieser Haustyp in vergleichbarer Form nur noch im römischen Einflussbereich von Nordafrika anzutreffen war. Seine besondere Architektur lässt daher auch vermuten, dass dieser Standort als Herberge für durchreisende Soldaten, Söldner oder zivile Handelsreisende genutzt 28 wurde. Dies wird auch durch die angrenzende Römerstraße von Pfünz nach Weißenburg unterstrichen. Wenn auch nicht am Burgus selbst, so stellt es eine interessante Perspektive dar, wenn in adäquater Nähe eine „Römer-Herberge“ – mit Übernahme der vorgefundenen architektonischen Stilelemente am Burgus - errichtet würde. Dies könnte in ein römisches Jugendgästehaus sein, das Jugendgruppen eine Fülle von römischen Erlebnisangeboten unterbreiten kann. Dazu stehen dann auch die im Rahmen dieses Projektes erworbenen römischen Gerätschaften zur Verfügung. Auf sie hätten aber auch unter dieser Konstellation ortsansässige Erlebnis- und Eventagenturen Zugriff wie zertifizierte Gästeführer. Natürlich wäre es denkbar, dass sich der Standort eines römischen Jugendgästehauseses auch in einer anderen Gemeinde auf dem Jura, aber auf jeden Fall mit räumlichem Bezug zum Limes etabliert. Zu diesem denkbaren Angebot kommen in Burgsalach ergänzend noch die geplanten Erweiterungen des Brothofs Strauß hinzu, der ohnehin schon bisher mit römischem Stockbrotbacken hochattraktive Angebote für Kinder und Jugendliche bietet. Im Rahmen von angedachten Erweiterungen könnte hier eine Erlebnisbackstube entstehen, in der auch unter schlechteren Witterungsbedingungen dieses Angebot vorgehalten werden könnte. 4.1.4. Entwicklungs-Chancen für Theilenhofen/Pfofeld Die einzigartigen Bodenfunde von Theilenhofen bieten – solange sie nicht geöffnet werden können – eine Reihe von Spekulationen, auch wenn diesen durch die ja relativ eindeutigen Untersuchungsergebnisse deutliche Grenzen gesetzt sind. Bereits jetzt ist die Errichtung eines InformationsZentrums im alten Feuerwehrhaus direkt an der Bundesstraße geplant, in dem das „Dorf am Limes“ mit allen aktuell bekannten Fundhinweisen und sonstigen Attraktionen vorgestellt werden soll. Im Rahmen eines interaktiv bespielbaren „Forum Iciniacum“ könnten hier bewusst Fantasien angeregt werden, welche die Funde von Theilenhofen als Grundlage haben, die aber mit den anderen Standorten einen weiten inhaltlichen Bogen schließen können. Die jüngsten Funde von Theilenhofen ermöglichen neue regionale Erkenntnisse aus der der Archäologie und bieten die Chance, hier ein Gesamtbild virtuell entstehen zu lassen, das dem Zivilleben an der römischen Außen- und Handelsgrenze möglichst nahe kommen kann. Mit der Einbindung aller dezentralen Entwicklungsansätze und –standorte sowie unter Hinzuziehung von Ruffenhofen kann damit auf engstem Raum eine Gesamtschau auf das Leben, den Handel und die Kultur der Limes-Region jener Epoche entstehen, für die es entlang des Welterbes derzeit nur wenige adäquate Vergleiche auf so engem Raum gibt. Schließlich wird hier auch noch zu prüfen sein, in welcher Form eine derartige Präsentation ggf. erfolgen kann. Ein hohes Maß an qualitativ ansprechender Visualisierung wird sich sicher nur im Rahmen eines „Forums“ als reales BegegnungsGebäude umsetzen lassen. Über dieses „Forum“, seine Architektur, seinen Standort und seine touristische Funktion könnte daher ein Wettbewerb ausgeschrieben werden. Voraussetzung dafür ist die Vorlage eines konkreteren Umsetzungs-Konzeptes mit der Darstellung erwarteter Inhalte, der Trägerschaft und der Finanzierung. Es ist aber auch denkbar, eine in seiner Größe reduzierte Nachbildung des „Forum“ für die ohnehin geplante Neugestaltung der Dorfmitte zu nutzen, um hier einen Begegnungsraum zu schaffen, dem ja unter anderem ein solches Forum auch früher diente. Eine weitere oder optionale Vision kann auch darin bestehen, an einem dafür geeigneten Standort ein „Gallo-römisches Freilichttheater“ neu entstehen zu lassen, das nicht nur Inszenierungen der RömerEpoche offensteht, sondern als eine breit zu bespielende Kulturbühne zu nutzen wäre. Eine kulturtouristische Attraktion wäre dies dann allemal. Dabei sollte aber auch die Überlegung ernsthaft geprüft werden, den Standort Theilenhofen unter diesen Rahmenbedingungen auch für eine neu zu inszenierende und regelmäßig angebotene Römer/ Limes/Germanen-Aufführung zu nutzen. Die perspektivischen Ansätze einer solchen Überlegung sollten allerdings breit diskutiert und abgewogen werden, damit das in ihnen steckende realistische Umsetzungspotenzial auf seinen kulturtouristischen und ökonomischen Hintergrund geprüft und die Kreativität lokaler Akteure dabei mit eingebunden werden kann. Ähnliche Überlegungen werden auch im südluxemburgischen Dalheim angestellt, wo ebenfalls eine prächtig ausgestattete urbane Siedlung entlang der römischen Straße von Metz nach Trier entdeckt und dabei auch ein römisch-gallisches Theater vorgefunden wurde. Die 1999 begonnenen Ausgrabungen haben ein Theaterrund freigelegt, das damals bis zu 3.000 Personen aufnehmen konnte. Nunmehr werden dort auch Überlegungen angestellt, wie diese Ausgrabung oder ein funktionaler Neubau für Kulturangebote genutzt werden kann (www.dalheim-online.net). Im Hinblick auf die Vielzahl römischer Erlebnispunkte in altmühlfranken stellt daher die „Reaktivierung“ einer historischen Kulturbühne durchaus eine ernst zu nehmende Option im Kontext auch der anderen hier beschriebenen Zukunftsvisionen dar. Für die Umsetzung könnte eine Perspektive auch darin bestehen, dass ein solches Amphi-Theater nicht in Theilenhofen, sondern in Pfofeld – also in räumlicher Nähe – wieder aufgebaut wird, um den dortigen Freilichtaufführungen an der alten Kapellenruine auch eine dauerhafte und dann multifunktional genutzte Tribüne zu verleihen, die dann natürlich auch als Bauwerk einen touristischen Anziehungspunkt darstellen wird. Und es bietet sich hier ein weiterer Synergieeffekt mit der bestehenden Theatergruppe aus dem Raum Pfofeld/ Theilenhofen an. 4.2 Limeseum in Ruffenhofen Im Bereich der Gemeinden Weiltingen, Wittelshofen und Gerolfingen im Kreis Ansbach befindet sich ein 3,7 ha großes Kastell auf dem ehemaligen „Burgfeld“, das zu römischer Zeit vermutlich Garnisonsstandort einer 500 Personen starken Einheit mit römischen Soldaten war. Das aus Stein errichtete Militärlager in Ruffenhofen stammt wahrscheinlich aus dem 2.Jahrhundert n. Chr.. Nach den Ausgrabungen im Jahre 1892 fand 2005 erneut eine wissenschaftliche Grabung durch den Zweckverband Römerkastell Ruffenhofen statt. 29 Die römischen Anlagen befinden sich südöstlich von Ruffenhofen auf einem Höhenrücken oberhalb der Wörnitz-Niederung und bieten von dort einen guten Ausblick auf dem Limesverlauf. Durch den Ankauf des Kommunalen Zweckverbands mit über 40 ha landwirtschaftlich genutzter Flächen konnte das Gelände im Sommer 2003 als „Römerpark Ruffenhofen“ für Besucher erschlossen werden. Die Visualisierung des Kastellumfangs wurde durch eine entsprechende Bepflanzung vorgenommen. Im Rahmen des Konjunkturförder-Programm des Bundes zugunsten der Welterbestätten in Deutschland wurde auch das Projekt eines „Limeseum Ruffenhofen“ angemeldet und hat den Finanzierungszuschlag des Bundes dafür erhalten. Im Rahmen eines Wettbewerbs wurden dazu entsprechende Ausschreibungen vorgenommen. Dabei erhielt das Ingenieurbüro Duschl aus Rosenheim den Zuschlag, um ein Museums- und Ausstellungsgebäude im Römerpark Ruffenhofen zu errichten. Geplant sind im Rahmen eines architektonisch spektakulären Rundbaus Flächen für Dauer- und Sonderausstellungen, für ergänzende Museumsräume und das Management. In die Projektplanung fallen auch die Gestaltung des näheren Umfelds des Neubaus mit Vorplatz, Stellplatzflächen und Infrastruktureinrichtungen. Mit dem Limeseum in Ruffenhofen entsteht im unmittelbaren Umfeld der Region altmühlfranken eine weitere hochwertige Attraktion zum Thema „Römer und Limes“, die in erster Linie als eine Ergänzung des vorhandenen Angebots in diesem Gesamtraum gesehen werden sollte und nicht zu sehr als eine Konkurrenz zu den bestehenden Einrichtungen, wie dies in der Vergangenheit teilweise diskutiert wurde. Der Schwerpunkt dieser Einrichtung wird im Bereich eines archäologischen Informationszentrums zum Limes zu suchen sein und bietet daher eine inhaltliche Ergänzung der bestehenden Einrichtungen an. Erfreulicherweise hat es zu solchen Kooperationsansätzen mittlerweile auch einvernehmliche Gespräche zwischen Vertretern aus dem Raum Ruffenhofen und Weißenburg gegeben, die das Ziel verfolgt haben, künftig die Besonderheiten im Raum Weißenburg und Ruffenhofen auch gemeinsam zu vermarkten und im Sinne eines Gesamtangebots 30 des Raetischen Limes ggf. in ein umfassendes Marketingkonzept einzubinden. Diese Kooperation darf sich aber nicht nur auf die Einrichtungen in Ruffenhofen und Weißenburg beschränken, sondern muss alle im Raum bestehenden Erlebniseinrichtungen mit einbinden, die eine Attraktivität auf Besucher ausüben oder noch ausüben könnten. 4.3 Nachbau einer römischen Villa in altmühlfranken Zur Erweiterung des touristischen Angebots der Gesamtthematik „Römer und Limes in altmühlfranken“ erscheint es auch sinnvoll, den Nachbau einer römischen Villa als eine dafür wichtige Positionierung einzuplanen. Auch im Bereich der Region altmühlfranken gibt es eine Vielzahl von Fundstätten von ehemaligen Villen (villae rusticae), die dafür auch einen entsprechenden standörtlichen Ansatz bieten (z.B. neben vielen anderen Treuchtlingen bzw. Hüssingen). Unabhängig davon könnte aber durchaus auch der Nachbau einer römischen Villa an einem Standort realisiert werden, der nicht unbedingt einen Bezug zu einem historischen Vorbild besitzt. Wichtiger erscheint hierbei, dass das frühere kulturelle Leben sowie der kulturelle Austausch in der Region rund um die römischen Grenzbefestigungen damit stärker in den Fokus der interessierten Gäste gerückt werden kann. Dabei sollte der Standort auch unter dem Aspekt gesucht werden, einen räumlichen Bezug zu den anderen visualisierten oder noch zu visualisierenden römischen Einrichtungen herzustellen. Orte, von denen in der römischen Epoche eingeführte Neuerungen am schnellsten eine Verbreitung und Nachahmung gefunden haben, waren eindeutig die Militärstützpunkte und vor allem auch deren ausgegliederte städtischen Zentren. Solche Veränderungen konnten z.B. auch an Bauwerken festgemacht werden und dabei stellte der Bautyp der römischen „Villa“ des späten 1. und 2. Jahrhunderts einen immer häufiger anzutreffenden Import eines fremden Baustils im Bereich des Limes-Verlaufs dar. Dabei muss die „Villa“ sowohl im Hinblick auf ihre bauliche Erscheinung, wie auch auf ihre Funktion als herausragendes Beispiel eingeführter bzw. übernommener Neuerungen durch römische Einflüsse gesehen werden. Solche „Villae“ konnten verschiedene Gebäudekomplexe umfassen, worunter das aus Stein errichtete Wohngebäude mitunter sogar luxuriösen Charakter annahm, aber um Gebäude mit handwerklicher, landwirtschaftlicher Ausrichtung, oftmals auch unterschiedlich temperierte Bäder und Tempel ergänzt wurde. Insbesondere bei Badeanlagen wurden oft auch wertvolle Mosaik-Fußböden gefunden. Wesentliche Merkmale eines als „Villa“ bezeichneten Gebäudekomplexes war aber immer ihr Standort in einem ländlichen Raum, der integrale Bestandteil der Landwirtschaft und die Tatsache nur eines Wohnhauses, also keine Ansammlung von Wohngebäuden. Im Gegensatz zur damaligen traditionellen Bauweise in Holz mit Lehmverputz und Stroheindeckung wurden zumindest die Wohngebäude und das Bad der „Villae“ gesamt oder teilweise aus Stein errichtet. Neben diesem „Idealtyp“ der aus Rom importierten und dabei Wohlstand und Image repräsentierenden Form der „Villa“ – häufig daher auch von Teilen der Elite der provinzialrömischen Stämme angewandt – war aber die Mehrzahl der dokumentierten „Villae“ eher von bescheidenem Charakter und entsprach daher nur über die Funktionalität der Gebäude dem ursprünglichen römischen Vorbild. Dies erklärt auch die Tatsache, dass die meisten dieser „Villae“, welche im Bereich des Limesverlaufs gebaut wurden, nur durch deren Handel mit den Römern und dem damit erklärbaren Wohlstand zu verstehen waren. Römer selbst oder Angehörige der Auxiliar-Truppen konnten nur in wenigen Fällen als Bauherren solcher „Villae“ nachgewiesen werden, wenn sie nach Ausscheiden aus dem Dienst entsprechend ausgezahlt wurden und sich vor Ort niederließen. Ein solches Beispiel wurde für die Provinz Raetia in Oberndorf am Lech sehr gut erhalten dokumentiert. Gerade dieses Gebäude symbolisiert einerseits die Übernahme gewisser Baustrukturen der Römer – vor allem die Funktionalität – macht aber auch mit dem starken Festhalten an eisenzeitlichen Traditionen die stärkere Zurückhaltung der ländlich geprägten indigenen Stämme auf Übernahme römischer Lebensformen erkennbar. An weit über tausend dokumentierten „Villae“ wird diese Vielfalt in der baulichen Kulturintegration deutlich. Dies war damit aber auch Ausdruck einer kulturell und sprachlich nicht homogenen Bevölkerung, die damals meist in kleineren Siedlungen lebte und anders als in den wenigen Städten – den Oppida – kaum den Zugang zu Interaktionen mit Stämmen und Völkern des übrigen Europas, insbesondere aus dem mediterranen Raum hatte. Erst die römische Besatzung Galliens und von Teilen Germaniens hat mit dem Limes diese multikulturelle Entwicklung entlang der römischen Grenzen auch dort ermöglicht, welche dann aber auch relativ intensiv genutzt wurde. Im Naturpark Altmühltal wurde bereits eine solche Villa rustica als römischer Gutshof auf privater Initiative nachgebaut (www.romervilla-moeckenlohe.de). Dort wird vorwiegend bäuerliches Leben präsentiert und einmal jährlich zu einem römischen Erntedankfest eingeladen. Neben einem römischen bäuerlichen Museum mit römischem Haustierpark, kann römischer Alltag aber nur zeitlich eingeschränkt erlebbar nachvollzogen werden. Als Vorbild eines evtl. denkbaren Nachbaus einer römischen „Villa“ mit erlebbarer Kulturvielfalt jener Epoche kann dafür aber der Archäologiepark Villa Borg im Saarland (www.villa-borg.de) dienen. Die Ausgrabungen der dortigen Villa stammen aus dem Jahre 1987 und bereits 1994 wurde der Beschluss gefasst, die Überreste einer der größten römischen Villenanlagen im Saar-Mosel-Raum gemäß den Grabungsergebnissen und dem heutigen Stand der Villenforschung wieder auferstehen zu lassen. So wurde dort in den Jahren danach das durch Besucher nutzbare Villenbad, eine Taverne mit angebotener römischer Küche, ein Herrenhaus mit musealer Einrichtung, ein gestalteter Innenhof, ein Wohn- und Wirtschaftstrakt sowie Gartenanlagen neu aufgebaut. Ein Museums-Shop und die Verwaltung ergänzen das dortige Angebot. Ohne einen konkreten Standort heute bereits benennen zu können, stellt der Nachbau einer römischen Villa im Raum altmühlfranken eine durchaus realistische Option dar, um den touristischen Erlebniswert des Angebots „Römer und Limes“ entsprechend zu erhöhen und damit zu einer deutlich höheren Wertschöpfung in der Region beizutragen. 31 Neben der Konzipierung einer Projektskizze mit ersten konkreten technischen und finanziellen Details wird es in naher Zukunft auch darum gehen, einen geeigneten Standort dafür zu finden und Unternehmen der Region für eine Realisierung des Projektes aktiv zu gewinnen. Durch die Zukunftsinitiative altmühlfranken werden derzeit erste Gespräche geführt, um das Interesse potenzieller Unternehmen für ein derartiges Vorhaben zu ermitteln. 4.4 Römer-Hotel Das Interesse am Thema Römer und Limes steigt seit der Anerkennung als Welterbe durch die UNESCO. Dabei fokussiert sich die touristische Nachfrage vor allem auf solche Standorte oder Regionen, in denen die römische Epoche besonders eindrucksvoll präsentiert ist. altmühlfranken will sich mit seinen hervorragenden Voraussetzungen zu einer Top-Region des international vermarkteten UNESCO-Welterbes Obergermanisch-Raetischer Limes profilieren. Zu diesem Image passt eine darauf abgestimmte hochwertige Übernachtungs-einrichtung im höheren Preis-Segment für diese Zielgruppe. Denkbar wäre es, dass ein solches „Römer-Hotel“ mit Wellness oder Tagung einen weiteren – dazu passenden – Schwerpunkt setzen könnte. Im Rahmen der erlebbaren Dichte an Zeugen jener Epoche wäre dies eine logische Konsequenz und die zu erwartende weitere Anerkennung von Limesabschnitten als UNESCO-Welterbe eröffnet zusätzliche Perspektiven eines immer mehr international nachgefragten Tourismuspotenzials mit dem Limes. Auch wenn dies aus heutiger Sicht eher noch eine Vision darstellt und dazu auch erst private Investoren bzw. Betreiber gefunden werden müssen, erscheint es wichtig bereits heute auf diese denkbaren Entwicklungsansätze hinzuarbeiten. Bei dem im Jahre 2011 erstmals vorgenommenen Messeauftritt von altmühlfranken auf der Expo Real in München als international bedeutende Immobilienmesse kann diese Option bereits als denkbarer Ansatz präsentiert werden, zumal es dafür durchaus geeignete Standorte gibt. Ein vergleichbarer Ansatz wurde mit dem KeltenHotel in Sünna (www.keltenhotel.de) oder – aller- 32 dings mit Abstrichen – im Aalener RömerHotel (www.aalener-römerhotel.de) realisiert. Standorte für eine solche touristische Dienstleistungseinrichtung wären sicher mehrere denkbar, sowohl in Weißenburg wie auch in Gunzenhausen (siehe 4.1.2) 4.5 Limes-Erlebnis Park Für den Standort Ellingen war über einen längeren Zeitraum die Entwicklung eines Limes-Park als Erlebnis- und Freizeiteinrichtung Gegenstand einer kontroversen Diskussion im politischen Raum. Eine derartige Einrichtung – so wie sie damals geplant war – würde das touristische Gesamtangebot „Römer und Limes in altmühlfranken“ ohne Zweifel hervorragend ergänzen. Voraussetzung sind aber neben einer authentischen Inszenierung ein entsprechend erschlossenes Gelände mit geeigneten Zu- und Abfahrten, dem erforderlichen Parkraum sowie einem dazu passenden Übernachtungsambiente (siehe Römer-Hotel unter Ziff. 4.5). Diese Voraussetzungen sowie ein Investitions- und Betreiberkonzept müssen seriös abgedeckt sein, wenn eine derartige Planung Realität werden soll. Im Falle Ellingen war dies nicht für alle Bereiche gewährleistet, so dass dieses Vorhaben gescheitert ist. Unbestritten bleibt aber, dass derartige professionelle Inszenierungen in besonderer Weise geeignet sind, um das Interesse am Thema „Römer und Limes“ wachzuhalten und es zu einem bedeutenden Wertschöpfungsträger zu entwickeln. Dies muss nicht unbedingt bedeuten, dass mit einer derartigen Einrichtung Abstriche an einer weitgehend authentischen Informationsvermittlung vorgenommen werden. Aber die Attraktivität von umfassenden Erlebnisangeboten, die einen emotionalen Zugang zu dieser Zeitepoche ermöglichen, sind vor allem für die Begeisterung jüngerer Menschen an den Geschehnissen dieser Zeit von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Dies haben die britischen Experten für den Standort Weißenburg ja in besonders drastischer Weise dargestellt. Daher sollte sich die Region für derartige Angebote – so sie sich nochmals ergeben – durchaus offen und konstruktiv zeigen, denn mit einem so betriebenen Limes-Park können viele der rundum gelegenen Ausgrabungen und Funde mit einem virtuellen Leben unterlegt werden können. Die Fühlungsnähe zwischen Original und Inszenierung macht letztere weniger anfällig für Kommerzialisierung und kurzfristiges Gewinnstreben. Gleichwohl wird man darauf zu achten haben, dass nur solche Vorhaben in der Region ernsthaft aufgegriffen werden, die sich auch an unseren Qualitäts-Standards orientieren. 4.6 Limes-Jura-Turm Im Raum altmühlfranken kreuzen sich zwei hochinteressante touristische Linien oder Korridore, von denen einer bereits heute den Status eines UNESCO-Welterbes besitzt, während der andere sich derzeit noch in einem Vorbereitungsverfahren befindet, um zu einem europäischen Zertifizierungsprojekt zu gelangen. Es geht dabei um die Schnittstelle zwischen dem UNESCO-Welterbe der römischen Grenzanlagen in Europa und zum anderen um den Europäischen Jura, der im Französischen Jura beginnt, über den Schweizer Jura, die Schwäbische Alb, das Ries, die Frankenalb sich bis hin zum Fichtelgebirge erstreckt. Im Bereich des Juras sind – beginnend von der Schweiz bis nach Baden-Württemberg und dem bayerischen Ries – bereits etliche Abschnitte als Europäischer Geopark anerkannt. Eine entsprechende Prüfung für eine Anerkennung als Europäischer Geopark für den Bereich des Naturparks Altmühltal wird derzeit u.a. durch die Zukunftsinitiative altmühlfranken auch mit unterstützt und vorbereitet. Damit würde sich die Linie des Europäischen Jura vervollständigen, wenn auch noch Bereiche der Fränkischen Schweiz bis hin zum Fichtelgebirge in eine solche Gesamtkonzeption eingebunden werden. Unabhängig vom Zeitpunkt der Realisierung dieser noch nicht beantragten Anerkennung als Geopark und der Erweiterung in Richtung eines umfassenden europäischen Projektes zeichnet es sich jedoch ab, dass gerade im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen bzw. in der Region altmühlfranken sich diese beiden europäischen Linien von überregionaler touristischer Attraktion schneiden werden: der Limes auf der einen Seite und der Europäische Jura auf der anderen Seite. Es stellt daher eine Herausforderung dar, an einem attraktiv gestalteten Standort, an dem sich diese beiden Linien überschneiden einen hochwertigen Attraktionspunkt zu erschaffen. Dafür bieten sich sehr viele denkbare Standortalternativen an. Die Prüfung dieser Standorte muss in naher Zukunft beginnen, um nach einer positiven Entscheidung für das in Vorbereitung befindliche Anerkennungsverfahren für einen Geopark Naturpark Altmühltal auch hier Fakten zu schaffen Denn die sichtbare Verknüpfung beider europäischer Linien mit hochwertiger touristischer Attraktion bietet Chancen für einen besonderen touristischen Höhepunkt in der Region. Die Zukunftsinitiative altmühlfranken koordiniert die Bemühungen um die Ausweisung eines Europäischen Geoparks im Bereich der Frankenalb (Naturpark Altmühltal) einerseits und stellt Vorprüfungen an, wo sich ggf. ein solcher Attraktionspunkt ideal anbietet, an dem sich diese beiden touristisch bedeutenden europäischen Linien kreuzen. 4.7 Erbe der Kelten in altmühlfranken Im Raum Treuchtlingen/Pappenheim und anderen Orten in altmühlfranken sind zahlreiche bodenkundliche Relikte der Anwesenheit der Kelten in der Region altmühlfranken sichtbar, die im Rahmen eines touristischen Gesamtentwicklungskonzeptes eine entsprechende Würdigung finden müssen. Aber auch der schon in der späten Hallstattzeit im 6. Jahrhundert v.Chr. besiedelte „Gelbe Berg“ bei Dittenheim oder die zahlreichen Belege für Eisenerzgewinnung in der Zeit der Kelten (Thalmässing u.a.) machen deutlich, welche Bedeutung dieser Raum bereits in dieser vorrömischen Epoche gehabt hatte. Ergänzt wird dies durch den Ipf bei Bopfingen im Nördlinger Ries, über dessen Bedeutung aber noch keine endgültige Klarheit gewonnen werden konnte. Die Wissenschaft war sich lange nicht einig, ob diese Siedlungsfundstätte eher den bäuerlichen „Herrenhöfen“ dieser große Teile Bayerns zuzuordnenden Kulturzone oder den Fürstensitzen Südwestdeutschlands zugrechnet werden soll. Mittlerweile wird der Ipf aber doch eher den keltischen Fürstensitzen zugeordnet, was die Bedeutung dieser Anlage für die Großregion nur nochmals 33 unterstreicht. Die hier erfolgten Funde griechischer Weinamphoren und Münzen machen unzweifelhaft deutlich, dass hier der Sitz einer Elitegesellschaft jener Zeit bestanden haben muss, die bereits umfangreiche Kultur- und Handelsbeziehungen zum Mittelmeerraum, aber auch nach Norden unterhielten. Abgerundet werden die überregional bedeutsamen Zeugen der Kelten-Epoche dann schließlich noch von Manching, als eine der bedeutenden „oppida“, wie der in der La-Tène-Zeit neu entstandene Siedlungstyp von Caesar definiert wurde. Die Wissenschaft sieht in den „oppida“ mittlerweile die ersten städtischen Siedlungshierarchien in Mitteleuropa. Auch sie belegen, den Kulturstatus der Kelten zu jener Zeit, in der ja die Bevölkerung fast ausschließlich in sehr lockeren Strukturen von Stammesgemeinschaften lebte. Mit einer Fläche von rund 380 ha (im benachbarten Kelheim sogar 600 ha) müssen hier mehrere tausend Menschen dauerhaft gewohnt und handwerklichen Tätigkeiten nachgegangen sein. Die Entstehung dieser „oppida“ als Handwerksund Handelszentren unterstreicht aber auch deren weitreichende zivile Bedeutung. Militärische Funktionen – so die bisherigen Annahmen – hatten diese „oppida“ eher weniger. All diese Erkenntnisse lassen es als sinnvoll erscheinen, im Kontext mit dem römischen Erbe der Region auch die Bedeutung der Kelten prominent zu präsentieren und die Bezüge zwischen diesen unterschiedlichen, sich aber einander bedingenden Epochen stärker in das Bewusstsein zu heben. 34 rekonstruierten Erlebnisdorf „Alcmona“ als archäopädagogisches Zentrum schon gemacht wurden (www.alcmona.de). Aber auch das frühgeschichtliche Keltendorf Landesdorf bei Thalmässing, der Treuchtlinger Keltenverein „Cernunnos Celtoi“ und die wertvollen Arbeiten des Treuchtlinger Heimatforschers Arthur Rosenbauer stellen Grundlagen dar, damit in altmühlfranken ein interaktives Erlebniszentrum der keltischen Kultur als Ergänzung zu den römischen Funden und Präsentationen entstehen kann. Der Verein „Cernunnos Celtoi“ strebt ohnehin den Nachbau einer Keltensiedlung an, wofür derzeit ein Flächennutzungsplan-Änderungsverfahren läuft. 4.8 Touristische Angebote Das weitgehende Fehlen erlebbarer authentischer Überreste der römischen Zeitepoche macht es notwendig, das Interesse der Gäste über andere Erlebniseindrücke dauerhaft zu wecken. Dies muss unter anderem über die Qualität angebotener Führungen, über hochattraktive Routenverläufe sowie über eine sensible Visualisierung des eigentlichen Limes-Verlaufs erfolgen. 4.8.1. Bayerisches Limes-Informationszentrum Um den Anforderungen aus dem Museums-Entwicklungsplan Bayern, als Teil des Managementplans für den Obergermanisch-Raetischen Limes umfassend Rechnung tragen zu können, sollten künftig überregionale Kommunikationsthemen für den Limes von Informationsangeboten mit eher regionaler Bedeutung nachvollziehbar getrennt werden. Damit könnten die Erlebnisziele am Limes in Bayern auch besser verlinkt werden. Hier stellen die verschiedenen Fundorte in altmühlfranken ein erstes und deutlich abzusicherndes Netzwerk dar. Es bietet sich aber auch an, dieses keltische Erbe der Region an zentraler Stelle – der Raum zwischen Treuchtlingen und Pappenheim bietet sich dafür an – entsprechend durch animative Inszenierungen herausragend zu präsentieren und mit regionalen Originalfundorten zu vernetzen. Hierzu bietet sich z.B. eine Kooperation mit dem Römer-Kelten-Museum in Manching an. Im Hinblick auf Limes-Informationszentrum, Römermuseum, Therme und Reichsstadtmuseum in Weißenburg hat bereits die Expertenkommission vom Hadrian´s Wall darauf hingewiesen, dass im Interesse der eindeutigen touristischen Profilierung auch nachvollziehbarer zwischen städtischer Tourismus-Information einerseits und Information über das römische Erbe andererseits unterschieden werden soll, um die jeweils unterschiedlichen Zielgruppen und Themen besser bedienen zu können. Aufgebaut werden kann dabei auf den Erfahrungen, welche am Standort Dietfurt mit einem Unabhängig davon wird derzeit auf der Ebene der für den Limes auf Länderebene tätigen Fachleute darüber nachgedacht, Anforderungen und Standards für Limes-Informationszentren auf Landesebene zu definieren, um einen möglichst vergleichbaren und hohen Qualitätsstandard dieser Informations- und Tourismuseinrichtungen dauerhaft gewährleisten zu können. Diese neuen Standards sollen in Rahmen eines Kolloquiums diskutiert werden und wertvolle Hinweise liefern, wie diesen Ansprüchen in Zukunft umfassend Rechnung getragen werden kann. Daraus werden sich sicher auch Anregungen für eine Optimierung des bestehenden Informationsangebots des Limes-Informationszentrums in Weißenburg ergeben, wie dies ja auch bereits von den britischen Experten angesprochen worden war. 4.8.2. Routenqualität am Limes Es liegt im Interesse der Besucher und Gäste, dass ein einheitlicher Wegekennzeichnungs-Standard für Wanderwege in Abstimmung mit der Deutschen Limes-Kommission und den örtlichen Wanderverbänden erfolgt und danach für alle Limes-Abschnitte des UNESCO-Welterbes Obergermanisch-Raetischer Limes“ verbindlich vorgesehen wird. Damit werden weder die Planungshoheit der Kommunen, noch werden dadurch touristische Strategien auf Landesebene in Frage gestellt und es werden auch den Wanderverbänden keine unerfüllbaren Vorgaben bei ihrer verdienstvollen Arbeit der Routenauswahl, der Kennzeichnung vor Ort und der Unterhaltung der Wanderwegeinfrastruktur gemacht. Bei einem Ländergrenzen überschreitenden Attraktionsangebot wie dem Limes sind solche verbindlichen Vereinbarungen aber notwendig, um aus Sicht der Gäste – vor allem auch eines künftig sicher auch internationalen Publikums – einen Besucherlenkungs-Standard zu gewährleisten, der den Gästen auch konsequent immer wieder die Grundphilosophie des Welterbes aufzeigt, über konsequent und durchgängig angewandtes Design kommuniziert und eine optimale sowie informative Besucherführung gewährleistet Daher wird es für notwendig gehalten, dass eine hierzu vorgenommene Initiative des Landrats von Weißenburg-Gunzenhausen auf Vereinheitlichung dieser Standards – inhaltlich ohnehin festgelegt durch die Deutsche Limes-Kommission – über eine konsequent angewandte Förderpolitik durch den Freistaat Bayern im Sinne der angestrebten und erwünschten Qualität unterstützt und dauerhaft gewährleistet wird. Dies muss dann aber auch bedeuten, dass bereits bestehende Kennzeichnungen entlang des Limes – dazu gibt es auch im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Beispiele – sich diesen neuen Standards öffnen und ihre bisherige Kennzeichnung entsprechend in einem angemessenen Übergangszeitraum modifizieren. Diese Vereinheitlichung der Wegekennzeichnung am Limes darf aber nicht nur den Limeswanderweg betreffen, der sich bisher meist am Limesverlauf orientiert, sondern vor allem auch die zahlreichen Limes-Nebenrouten, die häufig aus kommunalem Interesse umgesetzt und deswegen oftmals auch eigenständig gekennzeichnet worden sind. Vergleichbare Änderungen der Standards sind beim Limes-Radweg und der Deutschen LimesStraße nicht notwendig, weil dort derartige Defizite nicht bestehen. 4.8.3. Realisierung Qualitäts-Wanderweg Raetischer Limes Im Rahmen der 2010 durch eine gemeinsame Vereinbarung der fünf Landkreise beauftragte Machbarkeitsstudie sollen entlang des „Raetischen Limes“ alle touristisch relevanten Attraktionen und Sehenswürdigkeiten aufgenommen werden: · Römische Fundstätten · Limes-Fragmente und Reste römischer Kastelle · Keltische, germanische und alemannische Fundstätten · Museen bzw. Informationseinrichtungen zu den Themen · Kulturhistorische oder landschaftlich bedeutsame Erscheinungen · Touristische Dienstleister mit dieser Thematik sowie · die gastronomische bzw. Übernachtungs-Infrastruktur. Auf diese Weise sollen im Bereich des „Raetischen Limes“ alle inhaltlich bedeutsamen Parameter erfasst werden, um sie im Hinblick auf ihre wandertouristische Bedeutung zu bewerten. 35 Dies ermöglicht unter Berücksichtigung eines Suchkorridors von maximal einer halben Tageswanderetappe beiderseits des eigentlichen Limes-Verlaufs eine Aufnahme vielfältiger Attraktionspunkte sowie deren Verbindung über eine den Anforderungen einer der beiden Zertifizierungssysteme entsprechenden Routenführung. Damit können Abschnitte der bestehenden Limes-Wanderrouten mit berücksichtigt werden, sofern sie die entsprechenden Voraussetzungen erfüllen. Die Untersuchung wird auf bayerischer Seite auch durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege kofinanziert. Die Ergebnisse werden in einer digitalisierten Gesamtkarte erfasst. Dabei wird auch vorgestellt, wie die Umsetzungs- und Datenhaltungskonzepte aufgebaut werden, welche eine Bearbeitung der Zertifizierungsvorgaben von der kartografischen Wegekonzeption bis zur Präsentation im Internet ermöglichen. Dies soll auch das künftige Wegemanagement und Wegemonitoring erleichtern. Die Erfahrungen bereits zertifizierter Weitwanderwege machen deutlich, dass gerade Wegemanagement und Wegemonitoring eine große Bedeutung besitzen und dass diese Arbeiten später umso einfacher zu gestalten sind, je mehr hier im Vorfeld bereits eine gute Grundlagenarbeit geleistet wurde. Um all diese Aufgaben auch im Hinblick auf die dem Ausbau folgenden Unterhaltungsschritte umfassend abzustimmen und die Linienführung auch unter den vorhandenen Organisationsstrukturen der Wanderverbände abstimmen zu können, werden im Rahmen dieses Projektes neben der Limes-Kommission und dem Verein Deutsche-Limes Straße e. V. auch die örtlichen Organisationen eingebunden, also der Schwäbische und der Fränkische Albverein sowie der Naturpark Altmühltal. Die Machbarkeitsuntersuchung soll außerdem die touristischen Perspektiven und Chancen für die Gesamtregion aufzeigen und auch die Gesamtkosten für die Erarbeitung eines Qualitätswanderweges mit verschiedenen Optionen transparent machen. Die Machbarkeitsuntersuchung wird schließlich auch einen Vorschlag beinhalten, welches der beiden Zertifizierungssysteme sich für den Weitwanderweg „Raetischer Limes“ am besten eignet. Dabei wird aber auch zu berücksichtigen 36 sein, dass ein ähnliches Projekt am Obergermanischen Limes derzeit vorbereitet wird. Es macht Sinn, bei der Wahl des Zertifizierungssystems hier eine Abstimmung herbeizuführen. Dort wurde sich bereits für das Zertifizierungssystem des Deutschen Wanderverbands (DWV) entschieden, weswegen auch für den Raetischen Limes dieser Standard zugrunde gelegt werden sollte. Schließlich wird die Machbarkeitsuntersuchung auch Hinweise auf eine einheitliche Beschilderung entlang des Raetischen Limes inkl. evtl. einzurichtenden Schleifen/Extratouren bzw. Ergänzungsrouten umfassen. Das Ergebnis dieser Untersuchung und die darin enthaltenen Umsetzungsvorschlägen werden für Spätsommer 2011 erwartet. 4.8.4. Visualisierter Limes-Verlauf Um den Limes über eine umfassend nachvollziehbare Visualisierung dauerhaft für Besucher und Gäste transparent zu machen, ist eine von der Deutschen Limes-Kommission empfohlene und dann in allen den Limes tangierenden Bundesländern umzusetzende Form zu vereinbaren. Die Kompetenz zur konsequent einheitlichen Vorgehensweise bei der Förderung, Unterstützung und vor allem Finanzierung von derartigen Stelen und den dazugehörigen Informationstafeln liegt beim Bayerischen Landesamt für Denkmalschutz. Es wird davon ausgegangen, dass über diese Dienststelle eine einheitliche Vorgehensweise zur Unterstützung und Förderung des Aufbaus von Informationstafeln entlang des Limes – analog den vorliegenden Empfehlungen der Deutschen Limes-Kommission – gewährleistet wird, um auch hier eine für die Besucher und Gäste erkennbare durchgängige Linie und ein einheitliches Gestaltungsdesign verbindlich zu verankern. Dieser Anspruch gilt in gleicher Weise auch für die zwischenzeitlich an einigen Wachturmstandorten aufgestellten Stelen im Landkreis WeißenburgGunzenhausen und sollte seine Fortführung auch in den Nachbarkreisen erfahren. Immerhin liegt für das Stelen-System, das im Landkreis WeißenburgGunzenhausen entwickelt und an einigen Standorten auch bereits aufgestellt worden ist, ein patentrechtlicher Schutz durch das Markenamt in München vor. An allen klassifizierten Straßen, welche den Limes queren, ist in geeigneter Weise auf diesen ehemaligen Grenzverlauf aufmerksam zu machen. Dabei empfiehlt es sich, dass dies in einer visualisierten Form mit einem Design vorgenommen wird, was ebenfalls entlang des gesamten Limes einheitlich verwendet wird und damit den Wiedererkennungswert deutlich erhöht. Da es hier bereits individuell vorgenommene Lösungen auf privater Initiative gibt, ist hier die Einhaltung eines einheitlichen Designs notwendig, dessen Umsetzung über die Deutsche Limes-Kommission gewährleistet werden muss. Es besteht Verständnis dafür, dass neben den einheitlich gestalteten Informationstafeln entlang des gesamten Limes, auch die dort vermittelten Inhalte wissenschaftlichen Anforderungen genügen müssen. Gleichzeitig wird aber im Sinne einer allgemeinverständlichen Lesbarkeit der Texte ebenfalls erwartet, dass diese grundsätzlich eine sprachliche Überarbeitung mit dieser Zielsetzung erfahren. Nur wenn die Inhalte der Informationstafeln auch spannend getextet und animativ gestaltet sind, werden sie auch wahrgenommen und interessiert gelesen. Dies muss das vorrangige Interesse bei der Aufstellung von Informationstafeln am Limes wie auch an anderen römischen Fundstellen in altmühlfranken sein. Zu diesem Zweck wird sich der Landkreis gemeinsam mit den Kommunen künftig an der Finanzierung dieser Schilder beteiligen. Damit sollen die Qualität der einheitlichen Beschilderung, die Auswahl der Informationstafel-Standorte, aber auch das sog. Wording im Sinne einer spannenden Inhaltsvermittlung dauerhaft gewährleistet werden. Die endgültige Abstimmung über so gestaltete Texte erfolgt dann mit dem BLfD, bzw. dessen Vertretern. Die einzig wirksame Steuerungsmöglichkeit liegt in der gebündelten Bereitstellung von Fördermitteln bei der Finanzierung dieser Kennzeichnungen. Hier müssen die entsprechenden Richtlinien so modifiziert werden, dass eine konsequente Handhabung und Umsetzung eindeutig definierter und verbindlich vorgeschriebener Kommunikationsstandards ermöglicht werden kann. Eine solch verbindliche Handhabung muss daher zeitnah für alle betroffe- nen Bundesländer gleichermaßen empfohlen und danach auf Landesebene konsequent umgesetzt werden. Künftig sollte es aber auch eine Aufgabe der LimesInformationszentren in allen Bundesländern sein, dass einheitliche Beschilderungen und Kennzeichnungen des Limes-Verlaufs Kontinuierlich geprüft werden, da dies wesentliche Aspekte eines Limes-Informationssystems sind. Wo dies dann nicht oder nicht mehr der Fall ist, sollte über sie dann auch Initiative ergriffen werden, diese Standards wieder einzuhalten und entsprechende Beratungen anzubieten. 4.8.5. Bündelung der Angebote der Gästebegleiter Die Aufgabe von Informations- und Wissensvermittlung liegt laut Managementplan bei den Limes-Informationszentren, dem Verein Deutsche Limes-Straße und bei den Limes-Cicerones. Allerdings kann durch diese Festlegung kein Informations- und Vermittlungs-Monopol abgeleitet werden, denn auch die Destinationen, die Kreise und Kommunen sowie die touristischen Dienstleister übernehmen diese Aufgaben in gleicher Weise. Es wäre sinnvoll und zeitnah anzustreben, wenn hohe Vermittlungsstandards analog den neuen EU-Normen von allen am Limes eingesetzten Gästeführern gewährleistet werden könnten. Diese Koordinierungsaufgabe kann aber nur über die Deutsche Limes-Kommission aufgegriffen und ggf. im Einvernehmen mit dem Verein Deutsche Limes-Straße gelöst werden. Für die Region altmühlfranken und die davon betroffenen Destinationen Fränkisches Seenland sowie Naturpark Altmühltal wird dazu vom Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen eine Initiative ergriffen, um wenigstens hier solche Standards einheitlich gewährleisten zu können. Aber auch diese Initiative ist vom Entgegenkommen der einzubindenden Gästeführer abhängig, da hier verbindliche Lösungen nicht vorgeschrieben werden können. Es zeichnet sich aber ab, dass in altmühlfranken zahlreiche engagierte Akteure vorhanden sind, mit denen ganzjährig hochwertige Angebote und 37 Produkte entwickelt und später dann auch vermarktet und vertrieben werden können. Die Zukunftsinitiative altmühlfranken wird diese Akteure bündeln und ihnen auf dem Weg zu buchbaren Produkten die notwendige Hilfestellung anbieten. 4.9 Touristische Inszenierungen 4.9.1. Römer-Gastronomie Abgesehen von wenigen Ausnahmen spielt das kulinarische Angebot der Zeitepoche der Römer bislang nur eine untergeordnete Rolle. Im Hinblick auf das zunehmende Interesse auch und gerade internationaler Zielgruppen für das Römer- und Limesthema seit Anerkennung als Welterbe durch die UNESCO wird diese Frage aber eine immer größere Bedeutung einnehmen. Neben den unterschiedlichen anderen Angeboten bieten nunmehr erste Gastronomen auch entsprechende „lukullische“ Gerichte an, die z.B. mit Mulsum, einem bei den antiken Römern als appetitanregendes, verdauungsförderndes, nahrhaftes und lebensverlängerndes Getränk galt, einen ersten Anfang gemacht haben. So wird Mulsum z.B. bei Führungen durch die Römerstadt Weißenburg im Museumscafe angeboten. Aber auch Würste waren zur römischen Zeit eine besondere, wenn auch nicht alltägliche Spezialität. Mit gekochter Getreidegrütze oder Gries, gewürzt mit Majoran und grob gehacktem Fleisch wurde diese Masse in eine Wursthaut (Intestinum) gefüllt und gekocht. Diese Römer-Bratwurst als besondere Spezialität bietet eine Metzgerei in Gunzenhausen nach römischem Originalrezept wieder an, während in einem Gunzenhausener Bistro eine GetreideBratwurst nach römischer Rezeptur hergestellt wird. Und als Beilage dazu wurde bereits ein „Römerbrot“ von einer Vollwert-Backstube auf dem Jura kreiert, so dass sich bereits jetzt einige Aspekte eines „Lukullischen Römererlebnis“ darstellen lassen, die aber noch erheblich und kreativ weiter entwickelt werden können. Die Zukunftsinitiative altmühlfranken möchte aber gerne über diese Aspekte hinaus gastronomische Betriebe der Region dazu motivieren, verstärkt auch einige ausgewählte römische Spezialitäten als Gerichte dauerhaft anzubieten und dies über eine gesonderte Karte zu kommunizieren. 38 Dabei wird darüber nachgedacht und es werden dazu Gespräche geführt, um hier ggf. auch italienische Restaurants der Region für einen solchen Ansatz als zusätzliches Angebot zu interessieren. Um die Akzeptanz dieser kulinarischen Produkte sowohl bei den Gästen, wie auch bei den Betrieben bzw. deren Küchenchefs zu erhöhen, sollten hier zwar authentische Gerichte mit römischer Geschichte zur Anwendung kommen, die aber an die heutigern Ernährungsgewohnheiten angepasst sind. Als Ergebnis wäre es denkbar, dass eine Limesoder Römer-Gastronomie in altmühlfranken entsteht, die entlang des Limesverlaufs den Besuchern und Gästen eine attraktive Ergänzung zu den anderen hochwertigen touristischen Erlebnissen bieten kann. 4.9.2 Touristische Visualisierung der Limes-Ortschaften Den durchreisenden Gästen bleibt oftmals verborgen, dass sie sich gerade in Kommunen befinden bzw. diese durchfahren, die auch vom Welterbe Limes tangiert werden. Um das touristische Potenzial des Limes künftig noch besser zu nutzen, sollen daher – nach dem Vorbild einiger Nationalparke und Biosphärenreservate – die jeweiligen Orte entsprechend gekennzeichnet werden. Dies erfolgt durch ein Zusatzschild unter dem jeweiligen amtlichen Ortsschild, z.B. mit „UNESCO-Welterbe Limes“. Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wird eine entsprechende Initiative in die Wege leiten und seine Nachbarkreise motivieren, in gleicher Weise aktiv zu werden. 4.9.3 Besondere Erlebnisangebote/-tage Zunehmend werden rund um den Limes auch Erlebnisangebote entwickelt, die nicht spontan buchbar sind, sondern in ein gesondertes Rahmenprogramm eingepasst werden. Dazu zählt unter anderem der Aktionstag „Am Limes grenzenlos“, der am 5. Juni – dem national begangenen UNESCO-Welterbetag – alle 2 Jahre durchgeführt und angeboten wird. Bislang war hier das LimesInformationszentrum Baden-Württemberg federführend tätig, das dankenswerterweise auch bayerischen Destinationen und Kommunen die Möglichkeit geboten hat, in das Gesamtprogramm „Am Limes grenzenlos“ aufgenommen zu werden. Für das Programm des Jahres 2011 haben sich mit Burgsalach, Weißenburg, Theilenhofen, Gunzenhausen und Ruffenhofen immerhin bereits einige Orte engagiert. Aber eine überregionale Koordinierung oder professionelle Pressearbeit hierzu hat nur sehr eingeschränkt stattgefunden. Die Zukunftsinitiative altmühlfranken sieht es daher als eine Herausforderung an, dass im Rahmen dieser Aktionsebene des Gesamtangebots des Limes-Informationszentrums Baden-Württemberg auch für den Bereich des Raetischen Limes künftig Produkte eigenständig entwickelt werden, die den gesamten Verlauf des Raetischen Limes in Bayern abdecken und mit attraktiven Angeboten abbilden. Es werden daher jetzt die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass bei nachfolgenden Aktionen wie „Am Limes grenzenlos“ auch ein entsprechendes Programm am Raetischen Limes in Bayern entsteht, für das die Zukunftsinitiative vor allem die Schwerpunkte in altmühlfranken konzipieren und beisteuern sowie eine darauf ausgerichtete professionelle Öffentlichkeitsarbeit anbieten möchte. In Verbindung mit Gruppen, die in der Region bzw. am bayerischen Teil des Raetischen Limes römische Erlebnisinszenierungen anbieten, werden weitere feste Termine organisiert, über die Römer-/ Limes-Themen zusätzlich als touristische Attraktionen aufgebaut werden. Über diesen Ansatz sollen künftig Jahresprogramme erstellt werden, die regional, national und international vermarktet werden können. Die hierfür notwendigen Strukturen müssen entweder definiert oder auch neu gegründet werden. Es wird aber auch notwendig sein, die bisherigen Programme und Angebote darauf zu prüfen, in welcher Veranstaltungsdramaturgie sie eingepasst werden können. Ein Überangebot an Römer/ Limes-Themen wäre ebenso falsch wie eine Vernachlässigung dieser touristischen Alleinstellung. Daher soll auch bereits für 2012 geprüft werden, ob es evtl. Sinn macht jährlich eine zentrale Veranstaltung auf der Ebene altmühlfranken auszuwählen, deren Standort wechselt und über welche auch die Fülle der Kreativität verschiedener Veranstalter besser genutzt werden kann. Denn eines haben die Aktivitäten der vergangenen Jahre auch gezeigt. Die Attraktivität und der Erfolg von solchen Veranstaltungen hängen stärker vom persönlichen Engagement einiger kreativer Akteure ab, als von großen Namen, wuchtigen Bauten oder staatlicher Unterstützung. Wesentlich wird es sein, dass diese Aktiven stärker, früher und kontinuierlicher in Veranstaltungsplanungen integriert werden. Daher wird die Zukunftsinitiative altmühlfranken künftig auch zu einem regelmäßigen „RömerLimes-Dialog“ einladen, über den die Kommunen, der Bezirk, die beiden Tourismus-Destinationen, die Limes-Cicerones, das Bayerische Limes-Informationszentrum und die vielen auf der örtlichen Ebene vorhandenen Kulturvereinigungen einbezogen werden, um ein jährlich wechselndes, spannendes und informationsträchtiges Programm mit eindeutigen räumlichen Schwerpunkten zu organisieren und aufzubauen. Wichtig erscheint dabei, dass bei entsprechenden Inhalten dies in Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege erfolgt, das Bodendenkmal entsprechend seiner Schutzzonen ausreichend gewürdigt bzw. berücksichtigt, aber dennoch ein für die Besucher spannendes Erlebnis geboten wird. Auf diese Weise soll dann auch eine hohe Sensibilisierung bei den Besuchern für die Gesamtthematik erreicht werden. Wegen dieser Zielsetzung steht bei solchen Angeboten auch der Erlebniswert vor der authentischen Darstellung bestimmter Abläufe. Dennoch soll auch dabei immer versucht werden, authentische Elemente zu integrieren, was aus unterschiedlichen Gründen aber nicht bei allen Projekten umfassend zu gewährleisten ist. 39 5. Kooperation mit benachbarten Regionen/überregionalen Institutionen Die Zukunftsinitiative altmühlfranken ist sich ihrer Verantwortung bewusst, die unterschiedlichen Angebote und Produkte des römischen Erbes in diesem Raum auch entsprechend touristisch aufzubereiten und einer Vermarktungsplattform zuzuführen. Dies bedeutet vor allem auch, wichtige Kooperationsansätze zu initiieren, zu verwirklichen und Partner mit entsprechender Zielsetzung für Kooperationsvorhaben zu gewinnen. 5.1 Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) Alle Maßnahmen, welche den Limes als Bodendenkmal betreffen, aber auch zahlreiche andere Aktivitäten sind mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege abzustimmen, soweit der Schutzbereich des Limes betroffen ist. Dies gilt aber auch für die einheitliche Kennzeichnung und Gestaltung von Informationstafeln oder Informationsschilder. Hier ist zwar tlw. auch die Deutsche Limes-Kommission (Ziff. 5.4.) zuständig, aber der regelmäßige Dialog erfolgt über die Vertreter des BLfD. In der Vergangenheit hat es dazu unregelmäßige Kontakte mit dem Limeskoordinator oder dem Limesbeauftragten des Bezirks Mittelfranken gegeben. Diese Kontakte sollen – angesichts der Fülle der geplanten Aktivitäten – auf eine regelmäßige Grundlage gestellt werden. 5.2 Benachbarte Landkreise in Bayern Die Bündelung der unterschiedlichen touristischen Zielsetzungen, die sich entlang des Raetischen Limes in den bayerischen Landkreisen entwickelt haben, bedarf zwingend einer lenkenden Koordinierung. Die Thematik der Beschilderung und der linienhaften Transparenz am Limes wurde bereits in Kapitel 3.4. dargelegt. Nur in enger Kooperation und langfristiger Abstimmung mit den benachbarten Landkreisen kann die Region altmühlfranken über eine Initiative des Landrats des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen auch hier den entsprechenden Einfluss geltend machen, um das hoch- 40 wertige touristische Angebot des Raetischen Limes auch über die Kreisgrenzen hinaus als einheitlich wahrgenommenes touristisches Alleinstellungsmerkmal vermitteln zu können. Um diese Koordination der touristischen Anliegen am Raetischen Limes sicherzustellen, wird daher ein regelmäßiger Austausch der bayerischen Limes-Landkreise – über die Destinationen hinweg – als ein denkbarer erster Ansatz angestrebt. 5.3 Verein Deutsche Limes-Straße Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ist Mitglied im Verein „Deutsche Limes-Straße e.V.“. Er erhofft von dieser Mitgliedschaft aber auch eine Unterstützung in seinen Bemühungen, das Bodendenkmal Limes im Landkreis entsprechend touristisch aufzuwerten und in Szene zu setzen. Die aufgezeigten Defizite der einheitlichen Kennzeichnung des Limes entlang seiner bisher ausgewiesenen wandertouristischen Angebote auf Haupt- und Nebenrouten sollte daher auch eine Aufgabe sein, die vom Verein Deutsche Limes-Straße aufgegriffen wird, wenngleich hier auch andere Organisationen in der Verantwortung stehen. Es wäre aber verdienstvoll, wenn der Verein seiner Gesamtverantwortung für das Bodendenkmal und Welterbe auch in diesem Bereich Rechnung tragen könnte. 5.4 Deutsche Limes-Kommission Die Deutsche Limes-Kommission wird von Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen mit seiner Region altmühlfranken als wichtiges Instrument und als eine Plattform gesehen, um den unterschiedlichen Angeboten rund um den Limes ein einheitliches Design und eine einheitliche Kommunikationsstruktur zu geben. Nur über die Fachkompetenz der Deutschen Limes-Kommission wird es möglich sein, die unterschiedlichen Bestrebungen in den Ländern, Landkreisen und Kommunen entlang des 550 km langen Limes so zu bündeln und einheitlich darzustellen, dass sich daraus auch ein touristisch wertvolles Produkt ergibt, dessen künftige Vermark- tung auch zu einer entsprechenden Wertschöpfung in den tangierten Regionen führen kann. 5.5 Kooperationsebene Raetischer Limes Auf der Ebene des Raetischen Limes, der neben den bayerischen Landkreisen auch den badenwürttembergischen Landkreis Ostalbkreis umfasst, ist eine stärkere interkommunale Kooperation auf der Kreisebene notwendig. Es hat sich gezeigt, dass bei der Realisierung von unterschiedlichen Projekten mit touristischer Relevanz nicht immer die Vorgaben der Deutschen Limes-Kommission oder des Managementplans für den Obergermanisch-Raetischen Limes aufgegriffen werden. Um hier auch auf der Ebene Raetischer Limes eine einheitliche Realisierung der national und international angestrebten Standards zu erhalten und zu erreichen, wird hier ein regelmäßiger Informationsaustausch zwischen den beteiligten Landkreisen notwendig sein. Der Landrat des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen hat dazu eine Initiative ergriffen. Obergermanisch-Raetischer Limes sind, die im Interesse der Nutzer bzw. Gäste einer einvernehmlichen Regelung bedürfen. Auch hierzu hat der Landrat des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen eine Initiative ergriffen. 5.7 Kooperationsebene Römer-Städte Zahlreiche Städte profilieren sich bereits heute mit dem Römerthema. Dabei handelt es sich nicht nur um Städte, die sich entlang des Verlaufs des Limes befinden, sondern die durchaus auch weitab von ihm eine Bedeutung in der römischen Epoche hatten. Beispiele dafür sind Manching in der näheren Umgebung, Augsburg, Kempten, Ladenburg/Baden, der jüngst entdeckte Standort Waldgirmes oder auch Trier mit den entsprechenden Anlagen und Einrichtungen, die alle zwar in 5.6 Kooperationsebene ObergermanischRaetischer Limes Im Bereich des gesamten Obergermanisch-Raetischen Limes sind einheitliche Kommunikationsstrukturen notwendig, damit das Gesamterlebnis des Limes in Deutschland und darüber hinaus in Europa auch für die internationalen Gäste gewährleistet werden kann und hier kein Kommunikations-Wirrwarr entsteht. Die augenblicklichen Bemühungen im Bereich des Raetischen Limes um die Etablierung eines Qualitäts-Wanderweges sind dafür ein beredtes Beispiel. Da auch im nördlichen Bereich des Obergermanisch-Raetischen Limes derartige Überlegungen angelaufen sind, macht es Sinn dass die hierzu erforderlichen Abstimmungen von der Deutschen Limes-Kommission koordiniert und vorgenommen werden. Dies macht deutlich, wie wichtig auch die touristische Kooperationsebene auf der Plattform 41 den römischen Provinzen lagen, nicht aber unmittelbar im Grenzbereich der römischen Befestigungsanlagen gelegen waren. Die zunehmende Bedeutung des Limes aus touristischer Sicht, insbesondere aber aus internationaler touristischer Sicht macht es notwendig, dass auch für Städte mit einem Römerbezug auch ein entsprechendes touristisches Vertriebs- und Vermarktungsangebot geschaffen wird, welches die Angebote und Produkte rund um den Limes ideal ergänzen würde. Daher bietet es sich an, dass die Leistungsträger in diesen Römerstädten sich zu einer entsprechenden Kooperation bereitfinden, um ihr Angebot besser zu bündeln, entsprechende buchbare Produkte zu entwickeln, die dann auch zu einem attraktiven Römer-/Limes-Produktangebot im überregionalen Bereich führen können. 42 Auf dem Bereich von altmühlfranken bezogen bedeutet dies, dass entweder von hier ein entsprechender Impuls für die Bündelung der Vermarktungs- und Vertriebsangebote von Römerstädten entstehen kann oder dass zumindest von hier aus die Initiative eingeleitet wird, sich mit interessierten Kommunen oder Leistungsträgern dafür an einen Tisch zu setzen, um wettbewerbsfähige Angebote als Ergänzung der touristischen Produkte rund um den Limes zu entwickeln. Dies ist vor allem deshalb von besonderer Bedeutung, da diese notwendige Bündelung nicht durch die verschiedenen Tourismus-Destinationen auf der nationalen Ebene erfolgen kann und es auch auf der Ebene der Institutionen des ObergermanischRaetischen Limes dazu keine adäquaten Vermarktungs- und Vertriebsstrukturen gibt. 6. Vermarktung und Vertrieb von Römer- und Limes-Produkten 6.1. Limes als Tourismus-Destination Für Werbung, Besucherlenkung und „Unterbringung“ wird der Verein „Deutsche Limes-Straße e.V.“ im Managementplan für den Obergermanisch-Raetischen Limes als zuständiger Partner benannt. Von den Tourismusdestinationen und deren Aufgaben ist dort nicht die Rede und dies, obwohl Marketing und Vertrieb von touristischen Produkten als deren Kernkompetenzen anzusehen sind. Nun gibt es ganz erhebliche Unterschiede zwischen „Werbung und Unterbringung“ einerseits als Aufgabe im Gegensatz zu „Marketing und Vertrieb“ andererseits mit allen reiserechtlichen Konsequenzen. Es scheint, dass solche Formulierungen ohnehin nur Eingang im Managementplan gefunden haben, weil es aktuell an einem für den Limes durchgängigen Marketing und Vertrieb fehlt und das UNESCO-Welterbe Obergermanisch-Raetischer Limes bei den davon tangierten Tourismusdestinationen offensichtlich nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat. Dies kann sich ändern, seit durch die UNESCO-Anerkennung das touristische Interesse – auch gerade ausländischer Gruppen – am Limes und den Römer-Themen gestiegen ist. Es ist aber parallel zu einer stärkeren Integrierung buchbarer Limes-Produkte in die Angebotspalette der Destinationen auch ernsthaft zu prüfen, ob sich nicht die Etablierung einer eigenständigen Destination für das Welterbe Limes und die damit in Verbindung stehenden Stätten des römischen Erbes anbietet. Dann könnte sich der Limes als touristisch attraktives Produkt sehr viel besser im Rahmen des Deutschland-Tourismus bei in- und ausländischen Gästen profilieren. Mit einer solchen Prüfung wäre auch die Frage verbunden, wo eine solche Destination sinnvoll angesiedelt werden kann und welche bestehende Einrichtung diese Aufgabe übernimmt bzw. ob dazu eine Struktur neu begründet werden müsste. 6.2. Römer-Limes-Printartikel Dem Thema Römer und Limes fehlen in altmühlfranken und entlang des gesamten Raetischen Limes derzeit noch die emotional aufgeladenen Erlebnisse, die hautnahe Begegnung mit Römeroder Germanen-Leben am Limes bzw. Events mit Erlebnis-Charakter. Mit dem römischen Erlebnispfad in Burgsalach wird dazu ein erstes Produkt zur Verfügung stehen, das vor allem für Gruppen attraktive Angebote bieten wird. Um interessierte Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen behutsam, aber höchst spannend auf eine Zeitreise mitnehmen zu können, ist daher als Animation und Einführung eine illustrierte Reihe von Erlebnisbroschüren geplant, die auf authentischer Grundlage der Region aufbauen, aber mit belebten Leitfiguren dieser Epoche im Stile von Comics spannende Lektüre anbieten. In dieser Reihe sollen die bedeutendsten Funde der Römerzeit im Bereich von altmühlfranken abgebildet werden. Das Projekt wird mit einem privaten Partner durchgeführt. 6.3. Römer-Limes-Messepräsentationen Erstmals hat sich die Region altmühlfranken anlässlich der Internationalen Grünen Woche Berlin 2011 mit dem Thema „Römer und Limes“ in der bayerischen Gemeinschaftshalle präsentiert. Nicht nur wegen dieses vielfach gelobten Auftritts, sondern wegen der gestiegenen Nachfrage nach erlebbaren Römer-Limes-Events und wegen der besseren Inwertsetzung dieses Kulturerbes, sind weitere Messepräsentationen zu diesem Thema geplant. Dies gilt umso mehr, als das dazu erforderliche Messe-Equipment bereits vorhanden ist und sich bewährt hat. So sind Römer-Limes-Messepräsentationen für die Consumenta in Nürnberg 2011, für die Messe 43 altmühlfranken 2012 in Weißenburg und 2013 in Gunzenhausen fest eingeplant, weitere MesseStandorte werden noch geprüft. Diese Messepräsentationen bieten weiteren Akteuren und Unternehmen interessante Plattformen für ihre jeweiligen Angebote. In diesem Sinne sollen die Messepräsentationen von altmühlfranken auch für Unternehmen des weiteren Verlaufs des Raetischen Limes geöffnet werden, um dieses Thema auf die Wahrnehmungsebene der Gäste zu heben. Diese werden nämlich kaum Verständnis dafür aufbringen, wenn attraktive Produkte aus Kinding oder Ruffenhofen nicht mit präsentiert und angeboten werden. 6.4. Freizeitunternehmen mit Römer-Limes-Bezug In altmühlfranken treten einige Unternehmen bzw. 44 Unternehmer auf, welche das Römer- oder Limes-Thema zu ihrem Kerngeschäft zählen. Diesen Unternehmen soll mit den vielfältigen Aktiviäten und geplanten Maßnahmen keine Konkurrenz erwachsen. Sie sollen vielmehr aktiv in diese Projekte mit einbezogen werden, sofern sie dafür Interesse zeigen und dem keine anderen Hindernisse im Wege stehen. Um sich aus diesen Kooperationen ergebenden Fragen eine Dialog-Plattform zu bieten, werden diese Unternehmen bzw. Unternehmer auch zu dem geplanten Römer-Limes-Dialog eingeladen. Diese Unternehmen sollen auch verstärkt dazu animiert werden, mit den touristischen Dienstleistern gemeinsam buchbare Produkte zu entwickeln, welche auch von diesen dann am Markt als Römeroder Limes-Pauschalen angeboten werden können. 7. Übersicht über die neue „RömerLimesWelt altmühlfranken“ Alle vorgeschlagenen oder angedachten Maßnahmen im Überblick: ¢ Leben zwischen Kastell und „vicus“ Optimierung der Angebote in Weißenburg als virtuell erlebbarer Kastell- und Vicus-Standort mit römischer Therme ¢ Archäologisches Kastell-Erlebnis Ruffenhofen Einbindung des Limeseum in Ruffenhofen (archäologisches Informationszentrum) in das Gesamtmarketingkonzept ¢ Die Römer in Bayern Vorschlag für eine Landesausstellung mit räumlichem Schwerpunkt in Weißenburg oder im Raum altmühlfranken ¢ Kultur und Kulinarik in Raetien Nachbau einer römischen Villa „Raetia“ an einem auszuwählenden Standort ¢ Multi-Ethnischer Grenzraum Limes Ausbau des Archäologischen Museums in Gunzenhausen zu einem animativ erlebbaren Raum für die Thematik „Multi-Ethnischer Grenzraum Limes“ mit Verlinkung zu Erlebnisräumen im städtischen Umfeld ¢ Vom Römischen Reich zu den römischen Verträgen Weiterentwicklung der römischen Erlebniseinrichtungen in Burgsalach zu einem europäischen Jugenderlebnis-Zentrum mit einem römischen „Jugendgästehaus“ ¢ Forum Iciniacum Nutzung eines in der Dimension reduzierten Nachbaus des „Forums“ für Kulturzwecke oder als Begegnungsstätte in Theilenhofen im Zuge der Neugestaltung eines Dorfplatzes ¢ Gallo-römisches-Theater Theilenhofen Nachbau einer „Gallo-römischen Freilichtbühne“ (Kulturerlebnis-Bühne) im Raum Theilenhofen/Pfofeld ¢ Schlafen wie die Römer Bau eines Römer-Hotels an einem geeigneten Standort, evtl. in Verbindung mit Wellness- oder Tagungs-Angeboten ¢ Römerleben hautnah Akquistion für einen Limes-Park in der Region altmühlfranken ¢ Archäologie trifft Geologie Bau eines Limes-Jura-Turm oder einer anderen thematischen Inszenierung an einem noch auszuwählenden Standort ¢ Grenzgänge und Grenzsichten Entwicklung von Jahres-Erlebnisangeboten am Limes (Wandern, Radfahren, Entdecken, Feiern) ¢ Sichtbarer Limes Visualisierung des Limes-Verlaufs ¢ Limes-Wandern auf höchstem Niveau Ausweisung, Kennzeichnung und Vermarktung eines Qualitätswegs „Raetischer Limes“ 45 ¢ Genuss der Antike Römer-Gastronomie als Aufbau einer spezialisierten Kulinarik-Gruppe ¢ Römisches altmühlfranken in Berlin und Nürnberg Messepräsentationen zum Römer-Limes-Thema auf der IGW Berlin, der Consumenta Nürnberg und der Messe altmühlfranken in Weißenburg und Gunzenhausen ¢ Asterix von altmühlfranken Konzipierung einer Comic-Reihe zu römischen Erlebnishöhepunkten in altmühlfranken über eine erlebbare Leitfigur 46 ¢ Keltisches Erbe – ein Baustein Europas Aufbau einer Erlebniswelt und eines Netzwerks keltischer Kulturzeugnisse im Raum Treuchtlingen ¢ Römische Erlebniswelt altmühlfranken Aufbau eines Gesamtangebotes aus buchbaren Produkten aller Standorte (RömerErlebnis-Service) ¢ Römer-Limes-Dialog Einrichtung einer regelmäßigen Dialogrunde in altmühlfranken zur Abstimmung, Koordinierung, Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen. 8. Finanzierungsperspektiven des touristischen Entwicklungskonzeptes Die für die genannten Standorte ggf. anfallenden Kosten hängen von den tatsächlich geplanten Maßnahmen ab und können daher erst konkretisiert werden, wenn es konkretere Planungen und Projektträger gibt. Thematische Position Sichtbarer Limes Bau eines Römer-Hotels Nachbau einer römischen Villa als Privatprojekt (Kosten für eine Grobkonzeption) Limes-Jura-Turm Unterhaltung des römischen Erlebnispfads am Standort Burgsalach Bau eines römischen Jugendgästehauses auf dem Jura (Kosten für Grobkonzeption) Ausbau des Römermuseums in Weißenburg Für die nachfolgenden Positionen können aber schon einmal als ein sehr grober Kostenrahmen als ein erster Anhalt für die finanzielle Dimension dieser Themen und Ideen dargestellt werden. Einmalige Investitionen EUR Jährliche Betriebskosten EUR 60.000 5.000 Privatinvestition 25.000 ca. 1,5 Millionen 10.000 Bereits abgedeckt 5.000 ca. 35.000 Abhängig von Inhalten Entwicklung eines Erlebnis-Konzepts am Standort Gunzenhausen (nur konzeptionelle Inhalte) ca. 25.000 Entwicklungsperspektiven am Standort Theilenhofen/Pfofeld (Machbarkeitsstudie Theater) ca. 15.000 Durchführung von Erlebnistagen mindestens 10.000 Limes-Erlebnis-Park Römer-Gastronomie (nur Hilfestellung beim Marketing) Privatinvestitionen Umsetzung Qualitäts-Wanderweg 10.000 15.000 Messebeteiligungen 50.000 10.000 Comic-Reihe (Initiierung, Durchführung über privaten Unternehmer) 25.000 20.000 Machbarkeitsstudie für eine Landesausstellung „Römer in Bayern“ 15.000 Präsentation des keltischen Erbes 25.000 15.000 47 Diese Übersicht ist sicher nicht vollständig, sie soll aber die Dimension der evtl. entstehenden Kosten transparent machen, ohne dass es bereits konkrete Überlegungen für Projektträger gibt. Für die Finanzierung dieser grob geschätzten Kosten stehen eine Reihe von Programmen und Fonds zur Verfügung, die nach endgültiger Festlegung als „Tourismus-Entwicklungskonzept“ noch konkretisiert werden müssen. die ab 2013 neu aufgestellt werden. Hier wird der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen über die Zukunftsinitiative altmühlfranken erstmals einen Antrag auf Einbeziehung in die europäischen Programme zur Entwicklung des ländlichen Raums (beispielweise ELER, LEADER etc) stellen. Dabei werden die Römer-Limes-Themen einen inhaltlichen Schwerpunkt der gewünschten touristischen Förderprojekte darstellen. Es ist außerdem absehbar, dass sicher nicht alle Vorschläge, die im Rahmen dieses „Touristischen Entwicklungskonzeptes“ gemacht wurden, in absehbarer Zeit oder ggf. auch überhaupt umgesetzt werden können. Der damit aber auch ausgelöste Ideenwettbewerb unter den Kommunen stellt in diesem Zusammenhang aber durchaus auch eine gewünschte Fokussierung auf angestrebte Ziele dar. Aber auch über eine Reihe von Stiftungen bieten sich Möglichkeiten einer finanziellen Unterstützung für diese Vorhaben an. Neben der Privatisierung einiger der Vorhaben finden sich Fördermöglichkeiten über die derzeit laufenden ILEK-Prozesse, über die künftigen Förderbereiche zum ländlichen Raum der EU, 48 Und schließlich darf auch nicht vergessen werden, dass es wohl wieder zu national aufgelegten Förderprogrammen – bisher meist KonjunkturFörderprogramme – zur Unterstützung der deutschen Welterbestätten kommen kann. Für diese und ähnlich gelagerte Fälle mit oft sehr kurzfristigen Ausschreibungsbedingungen möchte der Land-kreis umfassend gewappnet sein, um im Bedarfsfall entsprechende Projektskizzen umsetzungsreif in solche Verfahren einbringen zu können. 9. Quellenverzeichnis Becker, Heinrich (2001): From magnetic prospection to virtual archaeology; Monuments and Sites; 6. Klee, Margot (2006): Grenzen des Imperiums. Leben am römischen Limes, Stuttgart Bleckmann, Bruno (2009): Die Germanen, München Kuckenburg, Martin (2010): Das Zeitalter der Keltenfürsten, Stuttgart Bonk, Sigmund; Schmid, Peter (2009): Bayern unter den Römern, Regensburg Mischka, Carsten; Obmann, Jürgen; Henrich, Peter (2010): Geophysikalische Prospektionen am Limes in Bayern; in: Der Limes 4/2010, Heft 1, Bad Homburg v.d.H. C. Julius Caesar: Der gallische Krieg, in: Schönberger, Otto (2003), Darmstadt Deutsche Limes-Kommission (2010): Management-Plan 2010 bis 2015, Sonderband 1, Bad Homburg v.d.H. Fischer, Thomas (2001): Die römischen Provinzen, Stuttgart Fischer, Thomas; Riedmeier-Fischer (2008): Der römische Limes in Bayern, Hrsg.: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Regensburg Geuernich, Dieter (1997): Die Geschichte der Alemannen, Stuttgart/ Berlin/Köln Grönke, Eveline (1997): Das römische Alenkastell Biricianae in Weißenburg; Mainz Haunschild, Hellmut ( 1979): Geologische Karte von Bayern, München Pausch, Mathias, Hrsg. (2009) Römisches Ruffenhofen, Augsburg Schallmayer, Egon (2006): Der Limes. Geschichte einer Grenze, München Tacitus: Griechische und lateinische Quellen zur Frühgeschichte Mitteleuropas; in: Herrmann, Joachim (2005), Düsseldorf Thiel, Andreas, Hrsg. (2008): Der Limes als UNESCO-Welterbe, Band 1, Stuttgart Wells, Peter S. (2005): Die Schlacht im Teutoburger Wald, Düsseldorf/ Zürich Wells, Peter S. (2007): Die Barbaren sprechen, Darmstadt Zimmer, Stefan (2009): Die Kelten, Stuttgart Heather, Peter (2009): Invasion der Barbaren, Stuttgart Heather, Peter (2007): Der Untergang des Römischen Weltreichs, Stuttgart 49 50 51 Zukunftsinitiative altmühlfranken Jahnstraße 31 91781 Weißenburg i. Bay. Tel.: 09141/902192 Fax: 09141/9027190 info@altmuehlfranken.de www.altmuehlfranken.de Januar bis Juli 2011 Dieter Popp und Irene Wiedemann Weißenburg, 10. Juli 2011