Römer Limes Konzept altmühlfranken

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Römer Limes Konzept altmühlfranken
Römer & Limes
in altmühlfranken
Touristisches Entwicklungskonzept
Ein Diskussionspapier
www.altmuehlfranken.de
„Die Urzelle der geschichtlichen
Welt ist das Erlebnis.“
Wilhelm Dilthey (1833 – 1911), deutscher Philosoph
2
Gliederung
1.
Einführung ......................................................................................................................................6
2.
Schutz und Entwicklung – auch eine Aufgabe des Landkreises .....................................................7
2.1
Vorgaben des Managementplans Obergermanisch-Raetischer Limes ..........................................7
2.2
Forschung eröffnet neue Perspektiven ..........................................................................................7
3.
Aktuell existierende Module römischer Kultur in altmühlfranken ...............................................11
3.1
Übersicht vorhandener Module des römischen Erbes in altmühlfranken....................................11
3.2
Bayerisches Limes Informationszentrum ......................................................................................12
3.3
Limes-Routen ...............................................................................................................................12
3.4
Sichtbarmachung des Limes ........................................................................................................15
3.5
Limes als Erlebnis .........................................................................................................................17
4.
Limes-Entwicklungsansätze in altmühlfranken ............................................................................22
4.1
Städtische Strukturen entlang des Limes als Perspektive ............................................................22
4.2
Limeseum in Ruffenhofen.............................................................................................................29
4.3
Nachbau einer römischen Villa in altmühlfranken .......................................................................30
4.4
Römer-Hotel .................................................................................................................................32
4.5
Limes-Erlebnis Park ......................................................................................................................32
4.6
Limes-Jura-Turm...........................................................................................................................33
4.7
Erbe der Kelten in altmühlfranken ..............................................................................................33
4.8
Touristische Angebote .................................................................................................................34
4.9
Touristische Inszenierungen .........................................................................................................38
5.
Kooperation mit benachbarten Regionen/überregionalen Institutionen .....................................40
5.1
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) ......................................................................40
5.2
Benachbarte Landkreise in Bayern ...............................................................................................40
5.3
Verein Deutsche Limes-Straße .....................................................................................................40
5.4
Deutsche Limes-Kommission .......................................................................................................40
5.5
Kooperationsebene Raetischer Limes ..........................................................................................41
5.6
Kooperationsebene Obergermanisch-Raetischer Limes..............................................................41
5.7
Kooperationsebene Römer-Städte ..............................................................................................41
6.
Vermarktung und Vertrieb von Römer- und Limes-Produkten .....................................................43
7.
Übersicht über die neue „RömerLimesWelt altmühlfranken“ ....................................................45
8.
Finanzierungsperspektiven des touristischen Entwicklungskonzeptes .......................................47
9.
Quellenverzeichnis ......................................................................................................................49
3
4
Vorwort
Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wird das
touristische Angebot von den beiden Destinationen
Naturpark Altmühltal und Fränkisches Seenland
vermarktet bzw. vertrieben. Der Landkreis selbst ist
über seine Zukunftsinitiative altmühlfranken vor
allem im Bereich von Produktentwicklung, Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung tätig, um
die touristisch relevanten Alleinstellungsmerkmale
zu optimieren und den beiden Destinationen in
diesem Sinne als wichtiger Dienstleister zur Seite zu
stehen.
Aber unsere Region altmühlfranken wird auch ganz
entscheidend vom rund 2.000 Jahre alten Limes,
der seit 2005 als UNESCO-Welterbe anerkannt
wurde, geprägt. Dieses Bodendenkmal stellt eine
einmalige touristische Attraktion dar, die aber zu
großen Teilen für interessierte Besucher unsichtbar
unter der Erdoberfläche schlummert. Nur wenige
original erhaltene Reste der Grenzbefestigung und
eine größere Zahl von rekonstruierten Teilen der
Befestigungsanlagen liefern uns auch visuelle Reize
und Eindrücke, welches großartige Bauwerk damals
ganz Europa von Nordwesten nach Südosten
durchzog.
Dieses Erbe des römischen altmühlfranken wollen
wir mit seiner Fülle an bedeutenden Zeitzeugen zu
einer Top-Region des international touristisch
vermarkteten Obergermanisch-Raetischen Limes
gestalten. Dazu sind auch visionäre Vorstellungen
notwendig, um ein attraktives Gesamtbild dieser
römischen Epoche unserer Geschichte wieder
lebendig werden zu lassen. Auf diesem Weg setzen
wir auf unsere eigenen kreativen Kräfte, interessierte Investoren und Betreiber denkbarer Großprojekte sowie dem Einfallsreichtum unserer zahlreichen
Akteure. Dabei sind wir uns der fachlichen Beratung von Deutscher Limes-Kommission, Land und
Bezirk sicher, die wir immer dann aktiv mit einbinden wollen, wenn unsere eigenen Kenntnisse und
Kompetenzen dies nicht mehr zulassen. Wir wissen,
welchen Wert dieses römische Erbe für uns in
altmühlfranken – auch abseits des Limes – hat und
welche Rolle die damaligen germanischen Völker in
dieser meist friedlichen Zeit eines regen Handels
und Kulturaustauschs einnahmen. All dies wollen
und können wir erlebbar machen. Nicht über
klassische museale Präsentationen, sondern über
Geschichten hinter diesen Ausgrabungen, entlang
und rund um den Grenzraum, aber auch über
Geschichten rund um die Kelten, die bereits
wichtige und sichtbare Spuren hinterlassen hatten,
auf denen tlw. auch die Römer seinerzeit aufgebaut
hatten.
Dabei werden wir dieses kulturelle Erbe bewusst
nicht immer ganz authentisch, dafür aber immer
spannend erlebbar anbieten. Wir wollen die
Menschen für eine Zeitreise gewinnen und begeistern. Nur so werden wir ihr Interesse wecken, auch
noch mehr über diese Epoche erfahren zu wollen,
und aus dieser Erfahrung heraus dann auch aus
authentischen Quellen zu schöpfen.
Dieses einzigartige Kapital in Wert zu setzen ist
unser Ziel, erlebbare Produkte zu entwickeln, der
Weg und eine dafür leistungsfähige Vermarktungsund Vertriebsstruktur zu definieren oder aufzubauen unsere Strategie.
Franz-Xaver UHL
Landrat
5
1. Einführung
Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen hat als
einer der vier bayerischen Landkreise entlang des
Raetischen Limes nicht nur einen beachtlichen
Streckenabschnitt, er beinhaltet auch besonders
herausragende und teilweise auch touristisch
hochwertige Angebote. Die sich im wesentlichen
auf den Landkreis und einige angrenzende Gebiete
definierende Region altmühlfranken will diesem
schon beachtlichen Potenzial durch ein „Touristisches Entwicklungskonzept Römer und Limes in
altmühlfranken“ weitere Anregungen geben und
dadurch bemerkenswerte Bausteine hinzufügen.
Bewusst wird dieses Entwicklungskonzept als
Diskussionsentwurf vorgelegt, da nur durch eine
breite Diskussion in der Region und auf der Basis
authentischer Quellen auch Ideen entstehen
können, die später umgesetzt und auch gelebt
werden.
Seit der Anerkennung des Obergermanisch-Raetischen Limes im Jahre 2005 als UNESCO-Welterbe
und Teil der ebenfalls schon früher in das Welterbe
einbezogenen römischen Befestigungsanlagen in
Europa (Hadrians Wall in Britannien) wächst das
Interesse am Limes auch aus touristischer Sicht.
Mit dem Antonius-Wall in Schottland und weiteren
bereits bei der Welterbe-Kommission vorliegenden
Anträgen von der Slowakei, von Ungarn, von
Österreich und von Kroatien vervollständigt sich
dann allmählich ein umfassendes Welterbe
„Grenzen des Römischen Reiches“ zwischen der
Nordsee und dem Schwarzen Meer. In weiterer
Vorbereitung befinden sich zudem noch Welterbeanträge für römische Grenzanlagen im Nahen
Osten und Afrika.
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Landkreis
Weißenburg-Gunzenhausen sind sowohl in anderen
bayerischen Landkreisen wie auch in Baden-Württemberg bereits beachtliche Investitionen getätigt
worden und haben örtliche Initiativen überregional
bedeutsame Römer-Erlebnis-Veranstaltungen ins
Leben gerufen.
6
Wenn altmühlfranken den hohen Erwartungen an
das Römer-Thema gerecht werden will und seine
Stellung mit dem „Bayerischen Limes-Informationszentrum“ nutzen und entsprechend ausbauen
möchte, dann kann dies weder über die Ferienregion „Fränkisches Seenland“, noch über den
„Naturpark Altmühltal“ alleine erfolgen. Beide
haben – wie auch der Landkreis selbst – nur einen
eingeschränkten Anteil am Limesverlauf in Bayern.
Im Museumsentwicklungsplan für den Obergermanisch-Raetischen Limes (ORL), der als Bestandteil
des Managementplans für den ORL entstanden ist,
werden für Bayern zwei überregionale Museen
skizziert. Eines davon in Obernburg am Main (Lage
am Obergermanischen Limes) und eines für den
Raetischen Limes in Weißenburg i. Bayern. Ob am
Standort Obernburg tatsächlich ein überregionales
Museum entstehen wird, ist derzeit aber eher
fraglich. Auf dieser Tatsache gründet sich die weit
über die Region hinaus reichende Stellung Weißenburgs (Bayerisches Limes-Informationszentrum) am
Raetischen Limes, soweit der Streckenverlauf
Bayern betrifft.
Dies muss der Ansatzpunkt für einen Ausbau dieser
Stellung des Standorts und der Region altmühlfranken sein und damit müssen auch weitere Anstrengungen bis hin zu notwendigen Investitionen
begründet werden.
Ausgebaut wurden oder werden aber auch noch
überregional bedeutsamen Erlebnisstätten in
Ruffenhofen (Limeseum) oder z.B. in Manching
(Römer-Kelten-Museum) mit seiner Lage im
Hinterland der römischen Grenzbefestigung.
Damit wird aber auch erkennbar, dass nicht alleine
die Aufnahme in den Managementplan Auslöser
von Investitionen sein muss.
2. Schutz und Entwicklung –
auch eine Aufgabe des Landkreises
2.1 Vorgaben des Managementplans
Obergermanisch-Raetischer Limes
Der Obergermanisch-Raetische Limes gilt als
Teilstück des sogenannten transnationalen seriellen
UNESCO-Welterbes „Grenzen des römischen
Reiches“ und unterliegt einem entsprechenden
Überarbeitungsintervall. Fünf Jahre nach Vorlage
des den Nominierungsunterlagen beigefügten
Managementplans wurde dieser nunmehr von
verschiedenen Fachleuten überarbeitet und von
der Deutschen Limes-Kommission 2010 neu
verabschiedet.
Dieser nun bis 2015 gültige Management-Plan
beschreibt alle am größten Bodendenkmal
Deutschlands (550 km Länge) notwendigen Ziele
und Maßnahmen. Dabei spielt der Tourismus eine
tragende Rolle bei der Vermittlung der Inhalte des
Denkmals. Der Management-Plan beschreibt aber
auch eindeutig, dass touristische Belange zugunsten der Erhaltung des Denkmals zurückzustehen
haben.
So wird aber auch festgestellt, dass alle Maßnahmen inhaltlich und äußerlich aufeinander
abgestimmt sein müssen und nach einheitlichen
Standards zu erfolgen haben.
Für die Umsetzung der Ziele des ManagementPlans haben sich eine überwiegende Mehrheit
der Kreise, Städte und Gemeinden entlang des
Obergermanisch-Raetischen Limes im Verein
„Deutsche Limes-Straße e.V.“ zusammengeschlossen. Zu seinem Tätigkeitsfeld im Bereich
des Tourismus zählen insbesondere die Werbung,
allgemeine Informationen, Unterbringung und
Lenkung der Besucher. Diese Aufgaben müssen im
Einvernehmen mit den Tourismus-Destinationen
durchgeführt werden.
Bei der Vermittlung der Ziele des ManagementPlans am Obergermanisch-Raetischen Limes ist
eine dauerhaft gesicherte und qualifizierte
Besucherlenkung wichtig. Dabei spielen die
„Limes-Cicerones“ überregional eine zentrale Rolle.
Im Rahmen der Umsetzung der Ziele des Management-Plans kommt der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises die Realisierung der
erlassenen Rechtsvorschriften zu. Hier stellt
insbesondere die Beachtung der Schutzzone
entlang des Limes eine bedeutende Aufgabe dar.
Aber die Landkreise können – vor allem im Tourismus – auch wichtige Aufgaben der Informationsvermittlung übernehmen, vor allem wenn es um die
Koordinierung von Informations-Maßnahmen und
Einrichtungen als attraktive Erlebnisprodukte am
Limes geht.
2.2 Forschung eröffnet neue Perspektiven
Während die historischen Erkenntnisse zum
Limes in der Regel auf griechische und römische
Geschichtsschreiber zurückgreifen müssen, da
schriftlich überlieferte Quellen der indigenen
Stämme der Germanen nicht vorliegen, musste
sich die Geschichtsschreibung allzu lange mit
diesen einseitigen Betrachtungen begnügen, die
sich zudem noch häufig auch nur der militärisch
interessanten Sichtweisen widmeten, zivilen
Besonderheiten oder Entwicklungen aber kaum
oder weniger Beachtung schenkte.
Erst die Archäologie, vor allem die Funde jüngerer
Zeit haben ein völlig neues Licht auf diese Epoche,
insbesondere aber die Rolle der dabei beteiligten
Völker und Stämme geworfen.
„Barbaricum“ – eine mediterrane
Fehleinschätzung
Der Limes als ein Überwachungs- und Frühwarnsystem der Römer diente nämlich nur teilweise der
Abwehr von Eindringlingen, sondern markierte
zunächst als unübersehbare Schneise mit unterschiedlichen Abgrenzungssystemen die Machtfülle
des Römischen Reiches und hatte daher auch die
Wirkung einer Zollgrenze.
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Seine Übergänge dienten zur Kontrolle der
Handelsflüsse, als Bündelung von Standorten
für Marktplätze und natürlich auch der militärischen Überwachung.
Zahlreiche Funde der Archäologie haben aber
auch mit der Mär aufräumen können, welche die
Kelten einseitig als unzivilisierte Barbaren darstellten, was dann später – vor allem von Caesar - auf
die germanischen Stämme übertragen wurde. Das
so genannte „Barbaricum“ geht faktisch vorwiegend auf die Geschichtsschreibung jener Epoche
zurück. Das hatte seinen Hintergrund auch in der
Tatsache, dass mediterrane Kommentatoren jener
Zeit in der Regel viel stärker an der Darstellung
eigener Aktivitäten, denn an der Kenntnis und der
Vermittlung der Kulturen der „Anderen“ interessiert waren. Tatsächlich lassen die archäologischen
Funde der jüngsten Zeit ganz andere Erkenntnisse
zu.
Alleine der auf die Kelten zurückzuführende
Erfindungsreichtum lässt erahnen, dass dies kaum
eine Epoche gewesen sein kann, der den Inbegriff
des „Barbarischen“ aufgedrückt werden konnte.
Die sich drehende Töpferscheibe, die von Plinius
beschriebene Mähmaschine, die von Caesar
gerühmte Befestigungsbaukunst (murus gallicus),
Brückenbauten, der Bergbau (z.B. der Zinnabbau
in Cornwall, die hallstättischen Salzstollen oder die
Eisenerzgewinnung auf dem Weißenburger Jura)
und weitere darauf hinweisende Funde belegen
diese hohe Fertigungskunst der Kelten. Auch die
Stellung der Frauen bei den Kelten, über die ja
gerade auch Caesar berichtete haben zu damaliger Zeit nicht das Vorurteil relativieren können,
es mit einem ungestümen, unbeugsamen und
kriegerischen Volk zu tun haben. Denn weibliche
Herrschaftsfolge in Fürstenhäusern, wie das
Fürstinnengrab von Reinheim im Bliesgau belegt
– die keltisch-iberischen Kantabrer wurden sogar
nur von Frauen geführt – oder die freie Wahl des
Ehepartners waren zu jener Zeit Vorrechte, von
denen die Frauen der Römer oder Griechen nur
träumen konnten.
Und so haben die Kelten auch schon einen regen
Kulturaustausch mit den mediterranen Völkern
gesucht und gepflegt und sprechen ihre „Oppida“
mit ihrem geordneten Stadtaufbau auch bereits
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eine eher kultivierte Sprache. Auch die Fürstensitze der Kelten lassen ganz andere Erkenntnisse zu,
als dies viele der vereinfachten zeitgenössischen
Darstellungen vermittelt haben. So haben die
Funde am Ipf bei Nördlingen sogar Münzen aus
dem 5. Jahrhundert v.Chr. offenbart die zumindest
vermuten lassen können, dass die Kelten bereits
zu diesem frühen Zeitpunkt Zugang zu einem
Münzsystem hatten, evtl. sogar schon nutzten.
Die frühesten bekannten Silbermünzfunde von
Athen oder Massalia (Marseille) datieren immerhin
auch erst aus der Mitte des 6.Jahrhunderts. Auch
ein bei dem keltischen Fürstensitz Heuneburg und
aus der Mitte des 4. Jahrhunderts stammender
Waagbalken lässt die Vermutung aufkommen,
dass die damaligen Handelsbeziehungen mit den
Kulturen südlich der Alpen viel intensiver waren
und es eher zu vermuten steht, dass die frühkeltischen Gesellschaften bereits an der Schwelle einer
Hochkultur standen und dass dies nicht nur ihrem
Handel mit dem Mittelmeerraum zu verdanken ist..
Denn auch die griechische Kolonie Massalia wurde
erst gebaut – und über sie liefen ja sehr viele der
später aufgebauten Handels- und Kulturbeziehungen – als die Anfänge der hallstättischen Fürstensitztradition bereits entstanden waren. Wir dürfen
also getrost davon ausgehen, dass die Römer
weder in Gallien, noch in Germanien – das sie
rechtsrheinisch und nördlich der Donau definierten
- auf Stämme gestoßen sind, die von der Kultur
unbeleckt waren. Viele der Überlieferungen, die zu
diesem Vorurteil führten, waren auch der Tatsache
geschuldet, dass es für römische Feldherren gut
stand, entsprechend emotional aufgeladene
Berichte nach Rom zu entsenden.
Germanien war kein vorrangiges Expansionsziel
Die Erinnerungsveranstaltungen an die VarusSchlacht im Jahre 2009 haben aber in diesem
Zusammenhang immerhin zweierlei bewirkt.
Es wurde deutlich, dass es zwischen Rhein und
Donau einerseits und Elbe andererseits einen
Interaktionsraum der Römer gab, der nicht nur
der Kriegführung auf germanischem Boden diente,
sondern der auch gezielt zur Gründung von zivilen
Siedlungen genutzt wurde, mit denen eindeutig
auch Handelsbeziehungen verfolgt wurden
(Haltern, Waldgirmes u.a.). Trotz dieser Standorte
und Aktivitäten oder wegen der daraus resul-
tierenden regionalen Kenntnis haben es die Römer
aber vorgezogen, den Raum östlich von Rhein
und Donau – ab Regensburg – nicht dauerhaft zu
besetzen. Dies geschah wohl auch, weil man sich
von den wenig straff organisierten germanischen
Völkern und ihrer Besiedlungsstruktur und -dichte
auch kaum einen nennenswerten Abgabeertrag aus
möglichen Heerzügen und den daraus resultierenden Geländegewinnen erwarten konnte.
Und die Veranstaltungen rund um die 2000jährige
Wiederkehr der Varus-Schlacht haben aber auch in
Erinnerung gerufen, dass die römischen Heere mit
in dieser Zeit etwa 300.000 Mann etwa je zur Hälfte
aus Legionären und Auxiliarsoldaten bestanden
und dass sogar ihre Heerführer oftmals germanischen Ursprungs waren. So standen sich in dieser
für die damalige Zeit zentral bedeutsamen VarusSchlacht immerhin mit Arminius und Varus zwei
romanisierte Führer gegenüber, die beide von
Geburt germanischen Stämmen zugehörig waren,
durch ihre Verdienste und Karriere bei den römischen Legionen aber sogar die römischen Bürgerrechte erhalten hatten.
All dies spricht nicht unbedingt dafür, dass den
Römern im westlichen und Mitteleuropa unzivilisierte Barbaren gegenüberstanden, auch wenn dies
die damalige von Römern und Griechen dominierte
Geschichtsschreibung so dokumentiert hatte. Es ist
also an der Zeit darüber nachzudenken, diese
neueren Erkenntnisse aus der Archäologie auch in
die touristische Präsentierung der Zeugnisse jener
Zeit, hier also dem noch erkennbaren oder nachvollziehbaren Limes-Verlauf zu integrieren und
damit bestimmte, bisher übliche Vermittlungsinhalte neu zu definieren.
Die andere Kultur germanischer Völker
Und es sollte in diesem Zusammenhang auch
differenziert werden, dass den Römern nördlich
ihrer europäischen Grenzbefestigungen kulturell
sehr unterschiedlich entwickelte – wenn auch nicht
straff organisierte -Völker gegenüber standen.
Dies war im Westen die keltisch-sprachige Bevölkerung (Gallier) mit einer standörtlich bedingt sehr
hohen landwirtschaftlichen Produktivität und einer
materiell vielfältigen und raffinierten Kultur.
Östlich davon siedelten die germanisch-sprachigen
Völker mit einer ebenfalls standörtlich bedingt
weniger intensiven Landwirtschaft und damit auch
einer weniger ausgeprägten, dennoch ebenfalls
präsenten materiellen Kultur.
Aber selbst im Vergleich zu den östlich davon bis
nach Eurasien lebenden Skythern, war die von den
germanischen Stämmen betriebene Landwirtschaft
noch relativ intensiv. Die seit dem 8./7.Jahrhundert
v.Chr. im Osten lebenden Skyther galten nach
mehreren griechischen Quellen als „typische
Barbaren“, wurden von dem römischen Geschichtsschreiber Quintus Rufus aber „als der Weisheit
empfänglich“ und von Ilias sogar als die „gerechtesten Erdenbewohner“ eingestuft. Alleine diese
Differenzierung sagt einiges über die Einschätzung
des damals gebräuchlichen und abschätzigen
Begriffs der „Barbaren“ aus. Die Skythen wurden
bereits nach der Zeitenwende von slawisch-sprechenden Völkern verdrängt. Das Volk der Veneter
(daraus entwickelten sich die westslawischen
Wenden) besiedelte den Raum zwischen Ostsee,
Ostalpen und Karpaten. Das nordöstliche Europa
mit seinen Tiefebenen und den östlichen Gebirgszügen war daher eher von Völkern mit einer
bedeutend materiell bescheideneren Waldkultur
besiedelt, die aber deswegen nicht als primitive
Kultur abgetan werden konnte.
Diese kulturelle Differenzierung über die Entwicklung der landwirtschaftlichen Kulturen, gebunden
an die jeweiligen standörtlichen Boden- und
Klima-Voraussetzungen, machten die römischgriechischen Geschichtsschreiber nicht. Ihnen
entging damit nicht nur diese Differenzierung,
sondern vor allem auch deren beachtlicher Eigenwert. Da es aber gerade im mittleren und östlichen
Europa nördlich der römischen Grenzlinien nur
wenige größere Siedlungen gab, wie z.B. die im
Westen bei den Kelten üblichen „oppida“, können
Funde aus jener Zeit weit weniger systematisch
vorangetrieben werden und sind oft Zufällen
überlassen. Dennoch treten gerade dann aber
auch durchaus beachtliche Funde auf, welche auf
die auch dort vorhandene nicht weniger bemerkenswerte Kultur hinweisen.
All dies macht aber transparent, dass sich die
römisch-griechischen Geschichtsschreiber jener Zeit
– auf die aber häufig zurückgegriffen wird - nur
wenig mit diesen Völkern selbst beschäftigt haben,
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obwohl auch diese über sehr lange Zeiträume
Handel und Kultur mit mediterranen Völkern
unterhielten.
Bedeutender Kulturraum in altmühlfranken
Bei der Bewertung der Forschung und deren vorliegenden Ergebnissen dürfen in altmühlfranken
natürlich auch nicht die Funde bzw. Erkenntnisse
der jüngsten Vergangenheit in Gnotzheim und vor
allem im Raum Theilenhofen unberücksichtigt
bleiben.
Machen diese noch unter der Erde liegenden
archäologischen Schätze doch deutlich, dass
gerade dieser Raum in Raetien entlang der
römischen Außengrenze neben seiner Grenz- und
damit militärischen Bedeutung wohl auch eine sehr
bedeutende kulturelle Rolle gespielt haben muss.
Und die unmittelbare Nähe zu Weißenburg mit
seinen eindrucksvollen Funden und deren Stellung
zu damaliger Zeit offenbaren, dass wir es hier mit
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einem römischen Grenzraum zu tun gehabt haben
müssen, der zu dieser Zeit eine weit über diesen
eigentlichen Raum hinaus ragende Bedeutung
gehabt haben muss.
Daher ist es auch naheliegend, dass sich in unserer
Region nicht nur ein wichtiger Militärstützpunkt,
sondern vor allem ein lebendiges Handels- und
Kulturzentrum befunden haben muss. Es ist daher
auch zu vermuten, dass die Zukunft mit weitergehenden technischen Erkundungsmöglichkeiten
noch mehr Erkenntnisse zu Tage fördern dürfte,
welche diese Annahme bestätigen wird.
Und evtl. wird es ja auch eines Tages – wenn sich
die herausragende Stellung dieses Standorts
bestätigen sollte – eine Möglichkeit geben, diesen
Vermutungen durch sicherlich sehr zeit- und kostenaufwendige Grabungen die eindeutigen Beweise
und sicher noch sehr viel mehr überraschende
Erkenntnisse hinzuzufügen.
3. Aktuell existierende Module
römischer Kultur in altmühlfranken
3.1 Übersicht vorhandener Module des römischen
Erbes in altmühlfranken
Die bisher schon vorhandenen Einrichtungen in der
Region altmühlfranken bzw. im Landkreis, die
unmittelbar dem Römer/Limes-Thema zuzuordnen
sind, werden nachstehend aufgeführt:
· „Grabengeviert“
· Nachgebauter Holzturm
· Römererlebnispfad
¢ Kleinkastell Raitenbuch
¢ Villa Rustica bei Treuchtlingen (Gutshof)
¢ Gunzenhausen
· Kleinkastell
· Holz- und Steinturm
· Archäologisches Museum Gunzenhausen
· Römische Altmühl-Furt
· Kleinkastell Burgstallwald (Schloßbuck)
· Holzpalisaden im Burgstallwald
¢ Villa rustica bei Hüssingen
¢ Eine Vielzahl von Gedenksteinen und -tafeln
zum Limes und zu Römerstraßen, vor allem aus
der Regierungszeit von König Max II von Bayern
aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
¢ Gnotzheim:
· Ehemaliges Kastell Mediana (Steinkastell)
mit Vicus
· Gräberfeld
Zu dieser Aufzählung kommen noch die ungezählten Ausgrabungen und Funde aus den benachbarten – oft unmittelbar angrenzenden – Landschaften
der Landkreise Eichstätt und Ansbach.
¢ Theilenhofen
· Kastell Iciniacum (Holz-Erde Kastell wurde etwa
im 2. Jh. N. Chr. In Stein ausgebaut), mit Vicus
· Kastellbad
· Theater Theilenhofen
· Forum Theilenhofen
· Limesturm bei Rittern
Die Region altmühlfranken muss über den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen die sich nun mit
den Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepten
(ILEK) bietenden Chancen umfassend für eine
weitergehende Inwertsetzung dieses römischen
Erbes nutzen. Damit soll dies aber auch in Verbindung mit dem ja ebenfalls nicht unbedeutenden
Erbe der unterschiedlichen indigenen Völker jener
Epoche besser in touristische Produkte und
Pauschalen integriert und damit vor allem auch
entsprechende Angebote und Dienstleistungen
neu definiert bzw. realisiert werden. Es ist wohl
auch anzunehmen, dass das in 2009 und 2010 zur
Verfügung gestandene Investitionsprogramm des
Bundes für Welterbestätten – wenn nicht in dieser,
dann aber in einer anderen Form – eine Fortführung erfahren wird, da sich die Bundesregierung
international zur Bewahrung und Inwertsetzung
dieses Kulturguts gegenüber der UNESCO verpflichtet hat.
¢ Ellingen
· Numeruskastell Sablonetum und Zivilsiedlung
· Limes-Lehrpfad Ellingen
¢ Weißenburg
· Kastell Biriciana mit rekonstruiertem Nordtor
(ursprünglich Holz, dann Steinkastell und Vicus
· Römische Therme bzw. Kastellbad
· Römermuseum mit Römerschatz
· Bayerisches Limes-Infozentrum in Weißenburg
¢ Numeruskastell Oberhochstatt mit Vicus
¢ Burgsalach
· Kleinkastell Burgus (Vicus vermutet)
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Um hier für evtl. erneut mit kurzen Fristen ausgeschriebene Investitionsprogramme künftig in vollem
Umfange nutzen zu können, sollen dazu auf der
Verwaltungsebene des Landkreises entsprechende
Vorarbeiten im Rahmen dieses „Touristischen
Entwicklungskonzeptes Römer und Limes in
altmühlfranken“ geschaffen werden. Ergänzungen
oder Korrekturen, die sich aus den Diskussionen um
dieses Entwicklungskonzept ergeben, sollen im
Sinne einer inhaltlichen Optimierung Berücksichtigung finden.
3.2 Bayerisches Limes Informationszentrum
Ein Jahr nach der Anerkennung des Limes als
UNESCO Welterbe wurde als bemerkenswerter
kommunaler Beitrag zu diesem auch touristisch
bedeutenden Ereignis durch die Stadt Weißenburg
i. Bay. das „Bayerische Limes-Informationszentrum“
eingerichtet und eröffnet. Es erfüllt die Funktion
eines Limes-Informationszentrums gemäß dem
Museumsentwicklungsplan.
Über unterschiedliche Vermittlungs- und Kommunikationsmethoden werden nicht nur der Verlauf des
Limes vor Ort und Römerbauten aus dem Umfeld
der Stadt Weißenburg vorgestellt, sondern es
werden auch darüber hinaus Eindrücke von
weiteren bedeutenden Fundstätten des römischen
Erbes im Bereich des Landkreises WeißenburgGunzenhausen präsentiert. Im Museums-Entwicklungsplan für den Obergermanisch-Raetischen
Limes, der als Teil des Managementplans für den
Limes entstanden ist, wurde Weißenburg i. Bayern
als einer von zwei überregionalen Museums-Standorten – ein zweiter Standort war bisher im Bereich
des Obergermanischen Limes für Obernburg a.
Main vorgesehen - benannt, an dem ein LimesInformationszentrum vorgehalten werden soll.
Damit hat diese auf Initiative der Stadt Weißenburg
entstandene kommunale Einrichtung auch den
offiziellen Anstrich eines Limes-Informationszentrums für die römischen Grenzanlagen in Bayern
insgesamt erhalten.
Mit dieser Betonung als „Bayerisches Limes-Informationszentrum“ wird aber auch die Erwartung bei
den Besuchern geweckt, den Verlauf des Raetischen Limes in Niederbayern, Oberbayern und
Mittelfranken sowie den Verlauf des bayerischen
Teils des Obergermanischen Limes bei Miltenberg/
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Obernburg (Unterfranken) sowie ggf. auch weitere
Besucher relevante Fundstätten, Ausstellungen
oder Museen im rückwärtigen Bereich des Limes,
also bis hinein nach Schwaben (z.B. Augsburg)
darzustellen.
Auch die von der Stadt Weißenburg mit Unterstützung der Landesstelle für nichtstaatliche Museen
in Bayern, des Landesamts für Denkmalpflege und
dem Bezirk Mittelfranken erfolgte Evaluierung der
aktuellen Präsentation des römischen Weißenburg
durch Hadrian´s Wall Heritage Limited (HWHL) hat
aufgezeigt, dass zu prüfen ist, ob das „Bayerische
Limes-Informationszentrum“ tatsächlich diesem
Anspruch gerecht wird oder ggf. gerecht werden
kann bzw. welche Anstrengungen zu unternehmen
sind, um die damit geweckten Erwartungen auch
umfassend zu erfüllen.
Bislang hat die Stadt Weißenburg diese Aufgabe
aus ihrer historischen Verantwortung als „römisches
Weißenburg“ alleine bewältigt und sie will sich
dieser gesamtgesellschaftlichen Verantwortung
auch künftig in dieser Konstellation stellen.
3.3 Limes-Routen
Mit dem Verein „Deutsche Limesstraße e.V.“ mit
Sitz in Aalen wurde eine Organisation geschaffen,
an der sich 83 Orte, Landkreise und Touristikgemeinschaften beteiligen und deren gemeinsames Ziel es ist, den Limes als herausragendes
Bodendenkmal in das öffentliche Bewusstsein zu
heben. Der Verein „Deutsche Limesstraße e.V.“
ist gleichzeitig auch Träger der beiden Routen
„Deutsche Limes-Straße“ (Straßenroute) und des
„Limes-Radweges“.
3.3.1 Deutsche Limes-Straße
Die „Deutsche Limes-Straße“, getragen vom Verein
„Deutsche Limes-Straße e.V.“ stellt eine touristische Route für Autofahrer dar, die durchgängig
mit den braunen touristischen Hinweisschildern
gekennzeichnet ist. Sie nutzt grob den Limes-Verlauf von Bad Hönningen am Rhein bis Regensburg
a.d. Donau und tangiert auf einer Route von etwa
700 km etwa 60 archäologische Lehrpfade,
touristische Angebote, Denkmale und sonstige
kulturhistorisch interessante Stationen der Geschichte rund um das römische Erbe in RheinlandPfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern.
Die „Deutsche Limes-Straße“ als touristische Route
besteht bereits seit 1995. In Bayern berührt die
„Deutsche Limes-Straße“ die Tourismusdestinationen Spessart-Mainland, Romantisches Franken,
Fränkisches Seenland und den Naturpark Altmühltal (limesstrasse@aalen.de), über welche ggf. auch
Vertrieb und Marketing abgewickelt werden.
3.3.2 Limes-Radweg
Auf rund 800 km Länge erstreckt sich der LimesRadweg von Bad Hönningen in Rheinland-Pfalz bis
nach Regensburg a.d. Donau. Er ist in insgesamt
sechs Abschnitte unterteilt, die eine Länge von
107 bis maximal 165 km umfassen. Die Bayern
betreffenden Abschnitte liegen zwischen Hungen
(Oberhessen) und Miltenberg (Unterfranken) mit
136 km, zwischen Miltenberg und Lorch (BadenWürttemberg) mit rund 165 km, zwischen Lorch
und Weißenburg i. Bayern mit rund 147 km sowie
von Weißenburg i. Bayern bis Regensburg mit rund
128 km.
Der Radweg ist in allen Bundesländern durchgängig mit braunen Tourismus-Hinweisschildern und
dem Logo des Vereins „Deutsche Limes-Straße
e.V.“ gekennzeichnet, der gleichzeitig auch Träger
dieser touristischen Route ist. Der Limes-Radweg
lehnt sich im wesentlichen an den Verlauf des Limes
an. Dabei führt die Route an herausragenden Bestandteilen des Bodendenkmals, rekonstruierten
Kastellen oder anderen Befestigungsanlagen vorbei
und orientiert sich thematisch mit seinem Streckenverlauf an den sichtbaren Teilen des römischen
Erbes (www.limesstrasse.de). Vertriebs- und
Marketingaktivitäten für touristische Produkte
werden derzeit nicht angeboten.
3.3.3. Wanderwege
Im Vergleich zu den Radwegen und der Straßenroute gibt es für Wanderwege entlang des Limes
keine einheitlich aufgebaute Organisationsstruktur.
Daher haben sich in den unterschiedlichen Abschnitten des Limes durch die jeweiligen touristischen Organisationen verschiedene Limes-Wanderwege oder Limes-Wege herausgebildet.
3.3.3.1 Limes-Wanderweg
Im Bereich des Raetischen Limes gibt es auf
baden-württembergischer Seite den Weitwander-
weg HW6 des Schwäbischen Albvereins, der auch
als Limes-Wanderweg gekennzeichnet ist. Er beginnt in Miltenberg am Main und verläuft dann in
Richtung Buchen/Odenwald ein kurzes Stück durch
Bayern, ehe er bei Lorch auf den Raetischen Limes
trifft und über Schwäbisch-Gmünd, Aalen an
Ellwangen vorbei im Raum Wilburgstetten nach
Franken gelangt (www.schwaebischer-albverein.de).
Im bayerischen Teil des Raetischen Limes von der
württembergischen Landesgrenze bis nach Gunzenhausen gibt es einen vom Fränkischen Albverein
(Sitz in Nürnberg) betreuten und von der Region
Hesselberg mit Erlebnisausstattungen versehenen
Limes-Wanderweg, der durchgängig mit einem
schwarzen Wachturm auf weißem Grund gekennzeichnet ist. Ab Gunzenhausen verläuft dann der
Limes-Wanderweg des Naturparks Altmühltal über
115 km bis nach Bad Gögging, der sich entlang der
Linienführung des Limes orientiert und durchgängig mit einem schwarzen Wachturm auf gelbem
Grund gekennzeichnet ist. Diese gelbe Farbe
entspricht dem Farbcode der Marketing-Materialien des Naturparks.
Vom Limeswanderweg des Naturparks befinden
sich im Bereich der Region altmühlfranken die
Wanderabschnitte von Gunzenhausen bis Ellingen
und von Ellingen bis Erkertshofen. Zusätzlich
wurde eine 21 km lange Schleife über Weißenburg
angelegt, die zum Castrum Biriciana, den Thermen,
zum Römer-Museum sowie zum Bayerischen
Limes-Informationszentrum führt (www.naturparkaltmuehltal.de).
Zudem erschließt ein neuer, 11,6 km langer, Rundwanderweg „Limes-Römerbad - Auf den Spuren
der Römer“ den Wanderern die historischen
Gegebenheiten des Limes in den Gemeindefluren
Pfofeld und Theilenhofen. Sehenswert sind hierbei
vor allem das Römerbad bei Theilenhofen und der
teilweise Nachbau eines Limesturms bei Rittern.
Detaillierte Informationen erhalten die Wanderer
auf insgesamt 17 farbigen Informationstafeln,
welche die beiden Gemeinden im Jahre 2008
aufgestellt haben (www.theilenhofen.de). Auf die
seit jüngster Zeit hier durch geophysikalische
Prospektionen entdeckten und als sensationell
bezeichneten Funde geht dieser Rundwanderweg
allerdings noch nicht ein.
13
Ein durchgängig und farblich einheitlich gekennzeichneter Wanderweg mit seinen thematischen
Schlaufen entlang des Limes ist demnach in
altmühlfranken nicht vorhanden. Die zusätzlich
existierenden und den Limes betreffenden
Rundwanderwege auf der örtlichen kommunalen
Ebene mit tlw. an die überregionale Beschilderung angelegte, tlw. aber auch davon abweichende Wege-Kennzeichnungen machen deutlich,
dass hier eine für die Benutzer nachvollziehbare
einheitliche Besucherführung noch fehlt.
3.3.3.2 Premium-Wanderweg Raetischer Limes
Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen hat
2009 im Rahmen des Projektes Beispielregionen
federführend für insgesamt vier Landkreise in
Bayern und einem Landkreis in Baden-Württemberg ein Projekt initiiert, bei dem es um die
Konzipierung und Realisierung eines zertifizierten
Qualitäts-Weitwanderweges „Raetischer Limes“
in mehreren Teilabschnitten geht. Dabei sollen
alle davon betroffenen Landkreise und Tourismusorganisationen eingebunden sein, die im Bereich
des bayerischen sowie des baden-württembergischen Teils des „Raetischen Limes“ liegen.
Es handelt sich dabei um die Landkreise
· Ostalbkreis (Baden-Württemberg)
Es gibt aktuell zwei Zertifizierungssysteme
in Deutschland:
· Premiumwege
des Deutschen Wanderinstituts (DWI)
Im Bereich des Bayerischen Limes befinden
sich derzeit keine ausgezeichneten
Premiumwege des DWI
· Qualitätswege
des Deutschen Wanderverbands (DWV)
Hier werden Qualitätswege, Wanderportale
und Wanderregionen (Bündelung von
Wegesystemen) zertifiziert.
Im Bereich des Naturparks Altmühltal befindet
sich der so zertifizierte „Altmühlpanoramaweg“
von Gunzenhausen nach Kelheim
Die beteiligten Landkreise haben im August 2009
eine gemeinsame Absichtserklärung „Letter of
Intent“ unterzeichnet. Der federführende Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wird dabei
vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft,
Infrastruktur, Verkehr und Technologie, vom
Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft,
Forschung und Kunst sowie dem Bayerischen
Landesamt für Denkmalpflege unterstützt.
Bei diesen zertifizierten Wanderwegen steht für
die Zielgruppe die hohe Qualität des Wandererlebnisses eindeutig im Mittelpunkt. Daher spielen
Streckenführung und Wegebelag eine herausragende Rolle bei der Routenfestlegung. Die zertifizierten Wanderwege haben dabei meistens
einen naturräumlichen (z.B. Rheinsteig, Jurasteig)
oder einen thematischen Bezug (Pfad der Sinne
– Rothaarsteig). Hierzu zählt z.B. ein zertifizierter
Wanderweg, der sich in seiner Linienführung am
Limes oder an Römer/Germanen-Themen
orientiert. Diese inhaltlichen Bezüge tauchen als
Attraktionselemente in der Linienführung konsequent auf, dennoch bleibt die Qualität des
Wandererlebnisses selbst nach wie vor die
Hauptattraktion.
Der Hintergrund für die Neudefinition eines
Premium-Wanderwegs Raetischer Limes liegt
vor allem in der sich zunehmend als Attraktion
Entlang von Teilabschnitten des Raetischen Limes
in Württemberg und Bayern gibt es zwar Abschnitte mit ausgeschilderten Routen entlang
sowie in Bayern um
· Landkreis Kelheim
· Landkreis Eichstätt
· Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen
· Landkreis Ansbach.
14
in Freizeit und Urlaub entwickelnden neuen
Wanderkultur. Die hier entstandene Nachfrage
einer immer jüngeren Klientel korrespondiert
aber mit hohen Ansprüchen an die Qualität
der Wanderrouten und deren Ausstattung. Die
davon tangierten Regionen können aber auch
überdurchschnittlich hohe Tagesausgaben zur
touristischen Wertschöpfung durch diese Zielgruppen erwarten.
des Limes und mit diesem inhaltlichen Bezug, aber
ohne durchgängige und einheitliche Beschilderung.
Sie entsprechen außerdem in weiten Bereichen
nicht diesen erwarteten Qualitäts-Standards der
zertifizierten Wanderwege, ohne die eine ökonomisch interessante Frequentierung nicht erreicht
werden kann. Dies wurde spätestens durch den
Beschluss der Europäischen Wanderverbände mit
Nachdruck dokumentiert, diese Qualitätsnormen
an Wanderwege auch auf der europäischen Ebene
anzuwenden, der im Rahmen einer Tagung und in
Abstimmung mit der Vorsitzenden der Tourismusministerkonferenz der EU anlässlich der ITB in
Berlin 2011 gefasst worden war.
Das hier erkennbare Defizit einer einheitlichen und
durchgängig auch so gekennzeichneten Wanderroute entlang des Raetischen Limes in hoher
Wanderqualität wird aufgegriffen und soll mit
dem geplanten Projekt einer touristisch relevanten
Lösung zugeführt werden. Die dabei entstehende
Route kann sich in einem Streckenbereich zwischen
150 und 200 km erstrecken. Mit dem Vorliegen der
Machbarkeitsuntersuchung ist im Jahr 2011 zu
rechnen.
3.4 Sichtbarmachung des Limes
Das als UNESCO-Welterbe ausgezeichnete
Bodendenkmal Limes verfügt aus der Sicht der
touristischen Attraktion und seiner wahrgenommenen Bedeutung auch für die einheimische Bevölkerung über den entscheidenden Nachteil, dass
große Teile dieses Bodendenkmals nicht sichtbar
bzw. nur in rudimentären Formen heute noch
erkennbar sind.
Dies hat bereits in der Vergangenheit dazu geführt,
dass nicht nur über entsprechende Beschilderungen und Informationstafeln sondern auch über
durchgeführte Veranstaltungen bzw. den Bau von
Museen und Informationszentren dieses Thema
visualisiert und in das öffentliche Interesse gehoben
werden musste. Überall dort, wo der Limes als eine
deutlich erkennbare Linie oder mit eindeutig
wahrnehmbaren Relikten seiner baulichen Bestandteile in Erscheinung tritt, kann auch von einem
deutlich sichtbareren Interesse der Bevölkerung
oder der Gäste ausgegangen werden. Aus diesem
Grunde werden zahlreiche Bemühungen unternommen, um diesen „ungeschliffenen Diamanten“
einerseits zu polieren und andererseits transparent
zu machen, damit er eine andere Wertschätzung
erhält und damit auch zu einer höheren Wertschöpfung beitragen kann.
3.4.1 Beschilderung des Limes
Ein zentrales Problem stellt beim Limes die durchgängige und einheitliche Beschilderung dar. Darauf
hat in eindringlicher Weise auch der Deutsche
Wanderverband – eine der beiden Organisationen,
welche Premium-Wanderwege zertifizieren - in
einer Resolution vom 23.11.2010 aufmerksam
gemacht- Diese Resolution des Wander-Dachverbands ist speziell für die den Limes tangierenden
Organisationen von allen betroffenen Wanderverbänden vor Ort mit gezeichnet worden. Für
altmühlfranken war dies jedoch nur der Fränkische
Albverein.
Der Wortlaut der Resolution lautet:
„Die Markierung und Pflege des Limeswegs soll mit
einem (möglichst) einheitlichen Markierungssymbol
in der Zuständigkeit der Wandervereine verbleiben.
Die Trasse des Limes-Wanderwegs soll wie schon
bisher klar erkennbar, deutlich und soweit als
möglich authentisch verlaufen und damit denkmalpflegerischen Ansprüchen genüge tun.“
Die entstandene Verwirrung wird aber auch mit
dieser Resolution selbst ersichtlich, weil man einmal
vom Limesweg und im nächsten Satz vom LimesWanderweg spricht. Wer sich schon nicht auf eine
einheitliche Wegebezeichnung einigen kann, wird
es schwer haben sich für eine einheitliche Beschilderung einzusetzen.
Ganz offenkundig hat die bisherige Aufgabenverteilung am Limes zwischen den Wandervereinen
einerseits und der eher zurückhaltenden Kooperationsfunktion des Vereins Limes-Straße e.V. nicht zu
den gewünschten einvernehmlichen Abstimmungen geführt.
Dies offenbart auch die Tatsache, dass die derzeit
laufenden Bemühungen um die Ausweisung von
Qualitäts-Wanderwegen am Obergermanischen
Limes einerseits und am Raetischen Limes
andererseits vom Verein Deutsche Limes-Straße
15
nur auf Umwegen wahrgenommen wurden und es
dazu auch bereits Konflikte mit den Wanderverbänden im Bereich des Obergermanischen Limes
– z.B. im Westerwald – gibt.
Zusätzlich zu diesen Abstimmungsdefiziten mit
den Wanderverbänden kommt hinzu, dass es
speziell in Bayern, trotz einer öffentlichen Förderung für die Aufstellung von Informationstafeln,
Stelen und anderen touristisch relevanten Einrichtungen über das Bayerische Landesamt für
Denkmalpflege, Probleme gibt, deren dafür
erlassene Vorgaben ganz oder zumindest nicht
umfassend anzuwenden. Denn nur, wenn über
die finanzielle Förderung auf einheitliche Standards Wert gelegt und dies konsequent zur
verbindlichen Fördervoraussetzung erhoben
wird, können diese auch entsprechend umgesetzt
werden. So werden allein im Bereich des Raetischen Limes derzeit mehrere unterschiedliche
Kennzeichnungssysteme genutzt, um die
Limes-Wanderwege zu markieren. Eine solche
Vorgabe muss aber schon im Limes-Entwicklungsplan Bayern eindeutig definiert werden,
der sich ohnehin gerade in einer Überarbeitung
befindet, weshalb dies einen geeigneten Zeitpunkt für eine entsprechende Modifizierung
darstellt.
Hinweise auf solche Standards bietet außerdem
auch schon das Welterbe-Manual. In den dort
skizzierten Thesen „Was es heißt, eine Welterbestätte zu sein“ lautet es:
„Welterbestätten sind per se Bildungsstätten und
fordern eine beherzte Wahrnehmung des mit
dem Kulturerbe verbundenen Bildungsauftrages,
der auch als Teil der geforderten Zugänglichkeit
gesehen werden kann. Daraus resultieren
behutsame touristische Erschließungen ebenso
wie die Bereitstellung pädagogischer Zugänge,
die keinesfalls nur für Kinder und Jugendliche zu
öffnen sind, sondern für Menschen jeden Alters
im Sinne lebensbegleitenden Lernens. Welterbestätten eignen sich dafür ganz besonders.…
An einer Welterbestätte treffen wir Menschen
aller Bildungs- und Altersstufen, Menschen die
dort leben und Menschen, die dort zu Gast sind.
Sie erwarten Informationen – auch darüber, worin
die Welterbeidee besteht und wie die Umsetzung
16
vor Ort konkret aussieht. Diese Thesen sind eine
Art Ermunterung an Welterbestätten, von sich aus
tätig zu werden, „von unten“ initiativ zu werden,
die eigenen Stärken zu erproben, Nischen zu
finden, sich aktiv zu ihrem noblen Status zu
bekennen. Vor allem wäre es empfehlenswert,
nationale Interessensgemeinschaften auf fachlicher Ebene anzustreben.“
3.4.2 Linienhafte Transparenz des Limes
Um den Limes als Bodendenkmal besser auch
visuell für Besucherinnen und Besucher transparent zu machen, müssen über die Beschilderung
der Wege hinaus Lösungen gesucht und gefunden werden, die zu einem höheren Erlebnisgrad
am Limes führen und die es erlauben, den
ursprünglichen Verlauf des Limes oder seiner
Einrichtungen, die sich entlang oder im Umgriff
des Limes-Verlaufs gruppiert haben, auch visuell
nachvollziehen zu können. Denn dies stellt das
größte reklamierte Defizit durch Wanderer
entlang des Limes dar.
Auch hierzu gibt es bereits eine Reihe von Beispielen, die sich nicht nur im Nachbau oder der
Sichtbarmachung von Kastellen, Wachtürmen
oder dem Limes-Verlauf selbst erschöpfen,
sondern die auch über eine gezielte Ausschilderung den Versuch unternehmen, den Limes-Verlauf wieder optisch so zu kennzeichnen, dass
dieser auch über größere Entfernungen sichtbar
werden kann..
Hierzu gibt es in der Region altmühlfranken eine
erfreuliche Initiative durch die Firma Hofmann
aus Pfofeld, die bereits aus eigenem Antrieb
entsprechende Stelen konzipiert hat und an
etlichen Stellen auch Musterstelen aufstellen
konnte. In Abstimmung mit dem bayerischen
Limes-Koordinator wurde ein entsprechendes
Konzept für Stelen erstellt und dieses dann als
Geschmacksmuster zum Schutz beim Deutschen
Patent- und Markenamt angemeldet. Der
Markenschutz für diese Stelen liegt mittlerweile
vor. Die Firma ging bei dieser Vorgehensweise
von einem damit erreichten Standard der Visualisierung des gesamten Limes-Verlaufs aus.
Unabhängig davon sind jedoch an anderen
Abschnitten des Limes – auch in Bayern – bereits
Stelen oder Informationstafeln in einer anderen
Gestaltungsform entwickelt worden.
Teilweise waren diese aber schon errichtet worden,
bevor der Limes als Welterbestätte anerkannt
wurde. Sie sind daher auch nicht in dem Design
entwickelt worden, das dazu von der Limes-Kommission zwischenzeitlich als verbindlich empfohlen
und zur Verfügung gestellt wurde. So wurden
z.B. in der Region Hesselberg 11 von insgesamt
30 Stelen bereits aufgestellt, die nun ein völlig
anderes Erscheinungsbild und andere grafischinhaltliche Aufmachungen zeigen, als die jetzt im
Raum Theilenhofen, Pfofeld und Gunzenhausen
bereits stationierten insgesamt 12 Stelen.
Hier zeichnet sich eine nicht durchgängig nachvollziehbare Praxis von Einzelfallentscheidungen ab,
die nur mit Schwierigkeiten zu einer einheitlichen
Beschilderung und Kenntlichmachung des Welterbes, bzw. der dort entlang geleiteten Wege führen.
Für eine attraktive touristische Inwertsetzung des
Limes stellt dies ein Defizit dar, das die Qualität der
vorhandenen Angebote erheblich beeinträchtigt.
3.5 Limes als Erlebnis
Der Limes stellt – nicht erst seit dem Zeitpunkt der
Anerkennung als UNESCO-Welterbe – ein hochwertiges touristisches Potenzial dar, das allerdings
nur durch entsprechende Inszenierungen und
Erlebnisangebote auch umfassend in diesem Sinne
vermittelt werden kann.
Dies machen bereits realisierte touristische Inwertsetzungen, wie die durch Kaiser Wilhelm II bereits
1897 veranlasste komplette Rekonstruktion des
Kastellplatzes Saalburg bei Bad Homburg vor der
Höhe im Taunus, deutlich.
3.5.1 Erlebnispädagogische Angebote
Die besondere Schwierigkeit beim Bodendenkmal
Limes liegt auch nach seiner Anerkennung als
UNESCO-Welterbe in der Tatsache begründet,
dass viele der authentischen Überreste dieser
faszinierenden Geschichtsepoche nicht oder kaum
sichtbar sind. Dies gilt für alle anderen Welterbestätten in dieser Form nicht. Umso mehr kommt
allen Inszenierungen bzw. Erlebnisangeboten eine
besondere Bedeutung zu, weil oftmals nur über sie
die Menschen mit diesem größten Bodendenkmal
Europas auch einen emotionalen Bezug aufnehmen
und daraus ein entsprechendes Erlebnis ableiten
können.
Und selbst im Rahmen der Förderpolitik wirkt sich
dies aus. So wurden im Zuge der jüngsten Konjunkturförderprogramme durch die Bundesregierung
auch erstmals UNESCO-Welterbestätten in einem
beachtlichem Umfang bedacht. Aber nur ein
verschwindend geringer Anteil davon kam der
Bodendenkmalpflege – und hier vorrangig dem
Limes – zugute. Dies macht deutlich, dass diese
Aspekte – weitgehend nicht sichtbares Denkmal
– selbst bei Fachleuten zu einer geringeren Wertschätzung gegenüber visuell eindrucksvoll erlebbaren Denkmälern z.B. aus dem Bereich der
Baukultur führen. Und dies verdeutlicht auch hier,
wie wichtig künftig visuell erlebbare und vor allem
animative Elemente der Bodendenkmalpflege sind,
welche für interessierte Teile der Gesellschaft
attraktiv inszeniert und aufbereitet werden müssen.
Nun ist es aber nicht so, dass es entlang des
Obergermanisch-Raetischen Limes gar keine
Erlebnisangebote, auch erlebnispädagogischer
Art gibt. So hat unter anderem der Tourismusverband Franken – um dies nur an einem Beispiel zu
verdeutlichen – in Zusammenarbeit mit den
Tourismusverbänden Ostbayern und MünchenOberbayern dazu bereits eine „Zeitreise zu den
Römern“ aufgelegt, in der die Faszination der
Thematik Römer und Limes dargestellt und die
unterschiedlichen Etappen einer solchen Zeitreise
sichtbar gemacht werden. Mit den Links zu den
entsprechenden Tourismusverbänden und den dort
angebotenen Erlebnissen rund um Römer und
Limes sind Voraussetzungen geschaffen worden,
um auch erlebnispädagogischen Angeboten
Rechnung tragen zu können. In ähnlicher Weise
wird dies aktuell durch ein LEADER-Projekt im
Bereich der LAG Altmühl-Jura aufgegriffen und
umgesetzt. Dies sind erste, hoffnungsvolle Ansätze,
die aber bislang meist nur vom Tourismus aufgegriffen worden sind. Aber gerade deshalb sollte die
Bodendenkmalpflege für diese engagierten
Initiativen dankbar sein.
Es zeigt sich aber in der Praxis, dass es dabei noch
sehr viele Parallelangebote mit oftmals bescheidener Außenwirkung gibt und dass Abstimmungen
17
zwischen den unterschiedlichen Angebotsträgern
nur eingeschränkt stattgefunden haben. Hier
setzt für die Region altmühlfranken nunmehr
das touristische Entwicklungskonzept an, mit dem
auch in diesem Bereich der Versuch unternommen
werden soll, die vorhandenen Angebote und
Produkte besser zu bündeln und dann vor allem
auch umfassender sichtbar zu machen. Freilich
kann dieser Anspruch dann nur im teilregionalen
Bereich des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen aufgegriffen werden. Gleichwohl werden
die Nachbarregionen informiert und eingeladen,
sich an diesem Prozess aktiv zu beteiligen.
3.5.2 Gästeführungen/Erlebnisführungen
Im Bereich der Gäste- und Erlebnisführungen gibt
es unterschiedliche Strukturen bzw. Angebote, auf
die im Bedarfsfall zurückgegriffen werden kann.
Unabhängig von den jeweiligen organisatorischen
Strukturen der Anbieter dieser Dienstleistungen
können entsprechende Angebote oder Produkte
in jedem Fall auch über die zuständigen TourismusDestinationen hinterfragt und gebucht werden.
3.5.2.1 Limes Cicerones
Die Limes Cicerones sind eine Organisation, die
entlang des gesamten Limes tätig ist und die für
Reisegruppen, Individualgäste, Schulen oder
Vereine geführte Erlebnisse entlang des UNESCOWelterbes anbietet. Ihre Aufgabe wird auch
entsprechend im Managementplan gewürdigt
und hervorgehoben.
Dabei unterscheiden sich die Angebote der Limes
Cicerones von anderen Anbietern vor allem
dadurch, dass sie nach Möglichkeit auch in authentischer Form mit von römischer Kleidung ausgestatteten Führern auftreten. Dies erhöht das
ohnehin starke inhalt-liche Erlebnis mit einer
solchen visuellen Präsen-tation noch einmal.
Allerdings wird dieses Angebot leider nicht
konsequent überall unterbreitet.
Die Limes Cicerones sind durch die Organisation –
in Bayern Limes Cicerones Bayern e.V. mit Sitz in
Pleinfeld – in der Lage, ausgebildete Gästeführer
anzubieten, die sich auch kontinuierlich einer
fachlichen Weiterbildung unterziehen und die sehr
individuell jeweils für einen Teilabschnitt des Limes
verantwortlich sind und damit eine hohe regionale
18
Kompetenz neben ihrer Fach- und Sachkompetenz
verfügen. Sie sind im Bereich der Region altmühlfranken bis hin zur Landesgrenze nach BadenWürttemberg tätig. Allerdings leiden ihre
Aktivitäten hier darunter, dass die Zahl ihrer
Aktiven geringer geworden ist und damit ihr
Engagement eingeschränkt werden muss.
3.5.2.2 Zertifizierte Gästeführer
Im Bereich des Bundesverbandes der Gästeführer
Deutschlands (BVGD) sind die zertifizierten Gästeführer – ohne thematische Bündelung wie bei den
Cicerones - in Deutschland organisiert. Der BVGD
stellt deren berufsorganisatorische Interessensvertretung auf nationaler und europäischer Ebene dar
und ist auch für die berufliche Anerkennung der
Gästeführer Ansprechpartner. Mit Dr. Ute Jäger –
Kreisheimatpflegerin des Landkreises WeißenburgGunzenhausen – hat die aktuelle Bundesvorsitzende des BVGD in der Region altmühlfranken ihren
Sitz.
Der BVGD stellt mit seinem Aufgabenbereich die
einmalige Grundlage dafür dar, dass die über ihn
vermittelten Gästeführer nicht nur über eine ausgezeichnete Ausbildung verfügen, sondern sich
auch den Modifizierungen aus rechtlichen Rahmenbedingungen oder neueren wissenschaftlichen
Erkenntnissen ständig unterziehen müssen. Auch
die Einbindung in die Föderation Europäischer
Gästeführer (FEG) sowie in den Weltverband der
Gästeführer (WFTGA) bietet eine gute Voraussetzung, um über die vom BVGD angebotenen und
zertifizierten Gästeführer ein hohes Maß an
Fach- wie auch an Kommunikationskompetenz
zur Verfügung zu stellen.
Spätestens seit der neuen europäischen Dienstleistungsnorm DIN EN 15565 wurden die Anforderungen an die Ausbildungs-Dienstleistungen und an
Qualifikations-Programme neu definiert. Im Hinblick
auf die weitere auch internationale Vermarktung
der Angebote rund um Römer und Limes macht es
Sinn, gerade bei entsprechenden Erlebnisangeboten auf solche Gästeführer zurückzugreifen, welche
über diese neue Dienstleistungsnorm EN 15565
ausgebildet und zertifiziert sind. Zumindest darf
man davon ausgehen, dass dieser Standard von
international tätigen Reiseveranstaltern künftig
erwartet wird.
3.5.2.3 Gästeführungen im Bereich des
Naturpark Altmühltal
Im Naturpark Altmühltal gibt es schon seit sehr
langer Zeit ein Ausbildungsangebot für NaturparkGästeführer. Diese wurden und werden auch im
Hinblick auf das Angebot des Limes gesondert
geschult. Eine weitergehende Kooperation mit
dem BVGD und den Anforderungen der Dienstleistungsnorm EN 15565 stellt sicherlich eine sinnvolle
Aufgabe und Herausforderung auch für die vom
Naturpark ausgebildeten Gästeführer dar.
Die Stadt Weißenburg bediente sich bei der
Optimierung dieser Angebote der Fachleute vom
britischen Hadrians Wall, die auch schon beim
UNESCO-Antrag für das Welterbe Limes beratend
tätig waren. Das Ergebnis dieser Untersuchung
wurde im Mai 2011 vorgestellt. Sie macht deutlich,
dass die römische Geschichte Weißenburgs
zwingend auch in einer wesentlich animativeren
Form präsentiert und inszeniert werden sollte, um
das notwendige Besucherinteresse für dessen
Werte umfassend zu generieren.
3.5.3 Römer im Weißenburger Land
Mit dem Römer-Museum, dem Bayerischen
Limes-Informationszentrum, dem Kastell Biriciana
mit dem sehr eindrucksvoll rekonstruierten Nordtor
sowie der 3.000 qm großen Römischen Thermenanlage bietet Weißenburg Erlebnisangebote rund
um Limes und Römer in einer besonderen Fülle und
Qualität. Dazu wurden von der Tourist-Information
Weißenburg gemeinsam mit dem Bayerischen
Limes-Informationszentrum eine Reihe von Erlebnis- und Entdeckungsangeboten erarbeitet, welche
die besondere Bedeutung Weißenburgs für diese
Thematik unterstreichen.
3.5.4 Therme Mogetissa in Weißenburg
Nachdem bereits vor rund 2.000 Jahren die Römer
am heutigen Standort von Weißenburg ein Bad
betrieben haben, dessen Größe und Ausstattung
zu den bedeutendsten römischen Bädern südlich
des Limes gerechnet wird, lag es nahe das Erbe der
römischen Badekultur hier auch wieder aufleben zu
lassen.
Mit nicht unerheblichen Mitteln will die Stadt
Weißenburg nunmehr diese Angebote im baulichen Bereich so optimieren (Empfangsgebäude
an den Thermen), dass sie auch den gewachsenen
Anforderungen Rechnung tragen können. Im
Verbund mit dem in Ruffenhofen entstehenden
„Limeseum“ sowie dem ebenfalls im Entstehen
befindlichen römischen Erlebniseinrichtungen
in Burgsalach sowie den Bemühungen im Raum
Gunzenhausen um eine Optimierung der
dortigen Römer- und Limesangebote kann es
kaum eine andere Region in Bayern mit einer
solchen Fülle von qualitativ hochwertigen Angeboten rund um diese Thematik aufnehmen.
Gleichwohl bieten gerade die neu entstehenden
Angebote und touristischen Produkte rund um
Weißenburg aber auch eine anspruchsvolle
Herausforderung, um das eigene Angebot entsprechend zu modifizieren. Im Verbund mit diesen
neuen Produkten kann dann auch ein umfassendes
Gesamterlebnis entstehen und an Gäste vermittelt
werden,. das zu diesem Alleinstellungswert einer
„RömerLimesWelt altmühlfranken“ führen wird.
So ist Mogetissa der namentlich erste bekannte
Bürger des römischen Weißenburg und war damit
Namenspate für die Mogetissa-Therme, die mit
römischen Stilelementen an diese Tradition einfühlsam anknüpft. Die Mogetissa-Therme will daher
auch ganz bewusst eine erlebbare römische
Badekultur nachempfinden.
Angesichts der Tatsache, dass mit der Entwicklung
eines Qualitäts-Wanderwegs „Raetischer Limes“
in naher Zukunft ein touristisches Top-Produkt
im Wandererlebnisbereich entsteht, bietet die
Mogetissa-Therme dazu eine geradezu ideale
Ergänzung. Denn im hochwertigen Premium-Wandersegment stellen im Rahmen von Tagesetappen
ergänzende Wellness- und Gesundheitsangebote
eine wichtige und stark nachgefragte Abwechslung
dar. Die Mogetissa-Therme bietet mit ihrem Thema
dazu eine ausgezeichnete inhaltliche Verbindung zu
dem Qualitäts-Wanderweg „Raetischer Limes“,
zumal gerade an diesen hochwertigen Wanderwegen von der davon angesprochenen Zielgruppe
solche hochwertigen Angebote auch vorausgesetzt
werden. Zu prüfen wäre in diesem Zusammenhang,
welche auch für anspruchsvolle Wanderer geeigneten Hotels hier als Partner langfristig zu gewinnen
sind. Auch die Idee eines Römer-Hotels wäre daher
gerade im Bereich von Weißenburg ein innovativer
Ansatz.
19
Ohnehin bemüht sich altmühlfranken um Investoren und Betreiber speziell für touristische Immobilienprojekte, wird dies auf der Expo Real in
München präsentieren und dabei auch den Aspekt
Römer-Limes als Themenbezug mit vorstellen.
3.5.5 Erlebniseinrichtungen am Burgus
bei Burgsalach
Im Rahmen eines Bundeswettbewerbs im Zuge
der Konjunkturförderprogramme für die nationalen
UNESCO-Welterbestätten hat auch die Gemeinde
Burgsalach einen Zuschlag erhalten und führt
dieses Projekt zur Etablierung eines römischen
Erlebnis-Angebots sowie eines römischen Erlebnispfades durch. Da der Landkreis als Antragsteller
innerhalb der Rahmenbedingungen des Programms
nicht auftreten konnte, unterstützt er die Gemeinde
Burgsalach als Projektträger durch seine Zukunftsinitiative altmühlfranken.
Derzeit werden Überlegungen angestellt, wie pädagogische Erlebnisprogramme mit römischem
Lagerleben als Angebote durchgeführt werden
können und welche eventuell notwendigen
Ergänzungen am Gesamtkonzept noch erforderlich
sind, um hier nicht nur einen von hoher Erlebnisqualität geprägten, sondern auch betriebswirtschaftlich erfolgreichen Ablauf dauerhaft gewährleisten zu können. Sobald dieses Projekt fertiggestellt ist und das damit verbundene Angebot am
Markt erfolgreich positioniert werden konnte,
müssen darüber hinaus weitergehende Gespräche
durch die Zukunftsinitiative altmühlfranken gesucht
werden, um dieses Produkt auch mit den anderen
Limes- und Römer-Angeboten in altmühlfranken
sinnvoll zu einem Gesamterlebnis zu verknüpfen.
3.5.6 Leben an der Grenze –
Themen in Gunzenhausen
Die Stadt Gunzenhausen möchte in Ergänzung zu
ihrem archäologischen Museum, in dem zu einem
Großteil die römische Vergangenheit der Stadt
sowie der Region in musealer Form dargestellt
wird, das Thema „Leben am Limes“ in anschaulicher und erlebbarer Art und Weise präsentieren.
Hierfür ist ein museumspädagogisches Konzept
vorgesehen, dessen Hauptbestandteil eine audio-
20
visuelle Präsentation des Themas mit moderner
3D-Technik werden soll.
Die dabei bisher angedachten Inhalte einer solchen
Präsentation sind:
· grenzübergreifender Handel zwischen
Römern und Germanen
· Integrationsfragen im Umgang mit anderen
Völkern, unter anderem im Hinblick auf
kulturelle, religiöse und politische Aspekte
· Alltag der Bevölkerung auf beiden Seiten des
Limes sowie
· Bedeutung der Altmühl-Furt in Gunzenhausen.
Das Konzept soll dabei folgende Punkte
enthalten:
· Festlegung der darzustellenden Inhalte in
Abstimmung mit Fachleuten
· Art und Weise der Darstellung
· Kostenplan.
Im Rahmen dieser neuen Präsentation „Leben am
Limes“, soll auch das Konzept für das bestehende
„Archäologische Museum“ an seiner jetzigen Stelle
an moderne museumspädagogische Aspekte
angepasst werden.
Dieses Projekt korrespondiert sehr gut mit dem
Ansatz des touristischen Entwicklungskonzeptes für
altmühlfranken, das Thema Limes stärker auch als
touristisch buchbares Modul aufzubauen. Die Stadt
bereitet derzeit die Grundlagen für die Durchführung des Konzeptes vor, damit auch eine Vorstellung über die finanzielle Dimension entsteht, mit
denen dieses Projekt realisiert werden soll. Danach
soll gemeinsam nach Wegen gesucht werden, wie
diese Konzeption umgesetzt und wie es vor allem
auch in die anderen Aktivitäten am und um den
Limes eingepasst werden kann, die derzeit in
altmühlfranken vorgenommen werden und die
auch über die Grenzen des Landkreises hinaus
Bedeutung haben.
21
4. Limes-Entwicklungsansätze
in altmühlfranken
Die jüngsten Aufsehen erregenden Funde in
altmühlfranken (Theilenhofen, aber auch Funden
in Gnotzheim) oder die sich zunehmend verdichtenden Belege für die Bedeutung dieses Raumes
schon zu keltischer Zeit machen neben der Anerkennung des Bodendenkmals als UNESCO-Welterbe deutlich, dass und in welchem Umfang sich hier
weitreichende touristische Perspektiven bieten,
dieser Region mit der Themenkonstellation Römer/
Limes und Germanen eine auch im nationalen
Vergleich eine Alleinstellung zu sichern, die bisher
so nicht positioniert wurde. Allerdings setzt dies
auch voraus, dass die sich aus dieser Entwicklung
bietenden Chancen in diesem Umfang gesehen
und die dazu notwendigen Konsequenzen zeitnah
getroffen werden.
Es muss aber auch deutlich sein, dass die sich hier
vorgestellten Umsetzungsschritte nur dann in hoher
Qualität realisiert werden und damit auch nachfragegerechte Angebote auslösen können, wenn sich
alle davon betroffenen Institutionen auch über eine
mittel- bis langfristige gemeinsame Gesamtfinanzierung verständigen.
Dabei müssen neben allen sich dafür anbietenden
öffentlichen Fördermöglichkeiten auf der EU-,
Bundes- oder Landesebene auch Mittel von
Stiftungen und privaten Geldgebern mit einkalkuliert bzw. akquiriert werden. Vor allem wird es von
zentraler Bedeutung sein, dass der Landkreis ab
2013 erstmals auch an den EU-Programmen der
ländlichen Entwicklung aktiv teilnehmen kann.
Dieses „Touristische Entwicklungskonzept Römer
und Limes in altmühlfranken“ wird dabei einen
wesentlichen Teil des noch zu erstellenden Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) dafür einnehmen.
Der Region bietet aber mit diesen Ansätzen ein
so hochattraktives Thema und eine so starke
Alleinstellung, wie dies für kaum eine andere
Region am Limes – evtl. mit Ausnahme des
22
Hochtaunus in Hessen mit der rekonstruierten
Saalburg – gesagt werden kann.
Alle nachfolgend aufgeführten Entwicklungschancen für die dort beispielhaft genannten Standorte
stehen aber zunächst unter dem Vorbehalt noch
ausstehender Abstimmung mit weiteren Akteuren,
demokratisch legitimierten kommunalen Gremien
sowie den Dienststellen der Ländlichen Entwicklung
und der Denkmalpflege. Sie können daher zunächst
nur als erste Ideen im Rahmen dieser Konzeption
angesehen werden. Die Denkmalpflege ist vor
allem dort mit einzubinden, wo deren Belange
unmittelbar betroffen sind.
4.1 Städtische Strukturen entlang des Limes
als Perspektive
Neue Funde – neue Perspektiven
Im Rahmen einer geophysikalischen Untersuchung
am Kastellstandort Theilenhofen durch das Institut
für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel und
das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege
wurden Überreste monumentaler Bauten lokalisiert,
deren Ausgrabung bzw. Öffnung aber nach den
denkmalpflegerischen Vorgaben zum Welterbe
nicht ohne weiteres zulässig ist und aus Kostengründen eher eine Vision darstellt. Es scheint sich
zumindest um ein Forum, eine Basilika und ein
halbkreisförmiges „gallo-römisches“ Theater zu
handeln.
Aber auch im Raum Gnotzheim haben Mitarbeiter
der Universität Kiel bereits ein Gebäude mit
beachtlichen Ausmaßen und entsprechenden
Raumteilungen aufgespürt. Parallel wertet das
Institut für klassische Archäologie der Universität
Erlangen oberirdische Funde dieser Region aus,
um das Bild der Geschehnisse dieser Epoche
noch besser abzurunden. Durch Maßnahmen der
Bodenordnung sollen nun zunächst die Oberflächeneingriffe durch den Ackerbau im Bereich der
Fundstelle langfristig ausgeschlossen werden.
Beide Entdeckungen liegen in der Nähe der bereits
bekannten und teilweise wieder sichtbar gemachten Kastellen Iciniacum bei Theilenhofen sowie
Mediana bei Gnotzheim. Dies bestätigt nur die
schon längere Zeit vorhandene Erkenntnis, dass der
Limes bei weitem nicht nur eine militärisch befestigte und abgeschottete Grenze markierte. Seine
ohnehin nur eine kurze Zeitspanne der Anwesenheit der Römer in Mitteleuropa markierende
Existenz hatte ganz offensichtlich noch andere,
aber sehr viel bedeutsamere Entwicklungen
ausgelöst.
Dies wird letztlich auch durch die schon lange
bekannten Funde in Weißenburg bestätigt, welche
mit ihrem Kastell, den Thermen und dem „vicus“
deutlich machen, dass hier in unmittelbarerer
Nachbarschaft verschiedene bedeutende städtische Siedlungen mit einem weitreichenden
Handels- und Kulturleben vorhanden waren.
Ja es darf sogar angenommen werden, dass sich
in diesem Abschnitt des Raetischen Limes überregional bedeutende urbane Siedlungsstrukturen
befunden haben müssen, deren Monumentalarchitektur vermutlich als eine eindeutige Machtdemonstration zu verstehen ist. Dabei stellt sich aber
die Frage, an wen diese Machtsignale gerichtet
waren. Bisher wurde immer angenommen, nördlich
des Limesverlaufs habe es hier keine oder nur dünn
besiedelte Räume indigener Stämme gegeben.
Natürlich wissen wir längst, dass diese Vermutung
nicht unbedingt aufrecht zu erhalten ist. Es war
bisher nur immer wesentlich schwieriger nach den
Funden und Überresten dieser Stämme zu suchen,
als dies bei den stärker befestigten Siedlungen und
Militäreinrichtungen der Römer der Fall war. Der
Phantasie steht hier also noch ein weitgehend freier
Raum zur Verfügung, um sich vorzustellen was die
Römer mit diesen Bauten hier bezweckt haben
mögen. Und genau dies stellt aber auch die
Herausforderung für touristische Produkte dar, die
auf dieser hypothetischen Basis entwickelt werden
können und damit ein vehementes Interesse für
diese Thematik wecken, ohne dass dabei Inszenierungen entstehen die gar keinen Bezug zu authentischen Quellen haben.
Limes – eine Handelsgrenze
Schon vor Jahren wurde weitab vom Limes im
hessischen Waldgirmes eine städtische Siedlung
mit bemerkenswerten Einzelfunden lokalisiert und
dort teilweise auch geöffnet. Dort – im Vorland
des Limes und damit in unmittelbarem Kontakt
zu indigenen germanischen Stämmen - wurde
intensiver Handel betrieben, es fand ein kultureller
Austausch statt und der gesamte Raum um den
Limes bzw. solche Siedlungen stellten zu jener Zeit
einen kulturellen Kristallisationspunkt in Mitteleuropa dar, weil hier die Nachfrage nach großen
Mengen an Waren entstanden sind und davon auch
zumindest Teile der indigenen Bevölkerung bzw.
der germanischen Stämme profitierten. So dürften
die Führer bzw. die Eliten dieser Stämme über sehr
kontinuierliche und weitreichende Handels- wie
auch bis hin zu persönlichen Beziehungen zu den
römischen Besatzungstruppen aufgebaut haben.
Diese Grenze am Limes zog also wohl mehr
Handeltreibende und an kulturellem Austausch
interessierte Menschen an, als dass sie fortdauernd
das Ziel feindlicher Angriffe bzw. Ausgangsort nach
Norden ausgerichteter römischer Ausfälle war.
Neben den Militäranlagen entlang der Grenze mit
ihrem jeweils dazugehörigen „Vicus“ waren die
Städte auf der Provinzseite sowie die – in der Zahl
deutlich geringeren - dem Limes nahe gelegenen
lockeren Siedlungsstrukturen der Germanen die
zentralen Orte, zu denen sich in dieser Epoche
Händler, Handwerker oder auch andere kreative
Zeitgenossen hingezogen fühlten. Belege für
diesen intensiven Austausch finden sich in Veränderungen der traditionell materiellen Kultur sowie
der damit zusammenhängenden Lebensart. Denn
es gab sowohl in den urbanisierten Provinzen auf
römischer Seite wie auf der Seite der germanischen
23
24
Stämme keineswegs isolierte Gemeinschaften.
Aus Grabfunden wissen wir zwischenzeitlich, dass
sowohl mit den Kelten wie auch mit den germanischen Stämmen ein schon über mehrere hundert
Jahre dauernder Handels- und Güteraustausch mit
den mediterranen Kulturen stattfand, die also schon
weit vor der Besetzung Galliens und weiter Teile
Germaniens durch die Römer einen erheblichen
Kultureinfluss ausgeübt haben.
Höhepunkt der Entwicklung weit überschritten
hatten. Für beide Standorte sind z.B. Rückstände
der Eisenverarbeitung nachgewiesen, die auf
Eisenerzvorkommen zurückgehen, welche schon
die Kelten in diesem Raum erschlossen hatten. Es
scheinen in diesem Fall wohl auch diese Eisenvorkommen gewesen sein, welche der Festlegung der
römischen Grenzlinie diesen Verlauf vorgegeben
haben.
Blick über den Limes hinaus
Es ist aber auch nicht verwunderlich, dass mit
den nachgewiesenen Handelsbeziehungen in
den mediterranen Raum Einflüsse auf Haustypen,
Keramik, Fibeln, Bestattungsgebräuchen und
rituellen Aktivitäten stattfanden. Gleichzeitig
erfolgte aber auch eine bewusste Weiterentwicklung der traditionell kulturellen Riten, die auch als
effiziente Form des Widerstands gegen Fremdeinflüsse gewertet werden können. Erst seit der Zeit,
in der wir über archäologische Funde all dieses
Wissen mühsam rekonstruieren können, erfahren
die oftmals einseitigen schriftlichen Quellen der
Römer und Griechen eine umfassende Ergänzung
und häufig auch eine Korrektur. Denn die schriftlichen Quellen über diese Zeitspanne verdanken wir
vorwiegend der „Berichterstattung“ aus Feldzügen
und damit aus oftmals einseitig militärischer Sichtweise und auch nur durch Dritte, nie durch authentische Quellen der indigenen Stämme und Völker
der Germanen selbst.
Die Bedeutung des notwendigen Handels entlang
des Limes wird an Bedarfsrechnungen für Militärlager und den dazu gehörigen Zivilsiedlungen deutlich, die am Bespiel der Kastelle Eining, Alkofen,
Regensburg, Pfatter, Straubing, Steinkirchen,
Künzing und Passau mit insgesamt 5.100 Soldaten
errechnet wurden. Dazu kommen nochmals das
Doppelte dieser stationierten Soldaten an Zivilbevölkerung. Dies macht alleine für die genannten
Standorte einen jährlichen Getreidebedarf von
etwa 5.000 Tonnen erforderlich. Daraus lässt sich
alleine für diese ostraetischen Standorte nur für das
Getreide eine Zulieferung von etwa 200 Gutshöfen
ableiten, wenn man die damaligen kärglichen
Ertrags-Situationen zugrunde legt. Diese Berechnung lässt aber vermuten, welche eine ökonomische Bedeutung die römischen Kastelle und ihre
Zivilsiedlungen zu damaliger Zeit besessen haben.
Und dies macht auch transparent, welche Anziehungskraft der Grenzbereich auf für die germanischen Völker gehabt haben muss.
Und je mehr sich diese neuen Quellen aus Funden
und Grabungen zu nachvollziehbaren neuen Bildern
zusammensetzen je deutlich wird auch, dass z.B.
die Römer die Stadtkultur in der mitteleuropäischen
Provinz nicht neu einführten, sondern teilweise
auf der städtischen Tradition der späteiszeitlichen
Oppida und damit der Kelten aufbauten. Freilich
waren zu jener Zeit einige dieser früheren Siedlungen nur noch rudimentär vorhanden. Auch das
römische Augusta Vindelicum (Augsburg) – die
spätere Hauptstadt der Provinz Raetia – hat z.B.
seinen Ursprung wohl in einem Stützpunkt der
Zeitenwende und auch die Oppida von Kelheim
und Manching, die zu ihrer keltischen Blütezeit
mehrere tausend Menschen in ihren Mauern
beherbergten, wurden von der römischen Besatzungsmacht übernommen und weiter ausgebaut,
wenngleich sie zu diesem Zeitpunkt bereits ihren
Dynamische Grenzregionen – kultureller
Austausch
Um die ökonomische Entwicklung der Grenzregion
am Limes aus heutiger Sicht richtig einordnen zu
können, sind aber auch kulturvergleichende
Studien in ähnlich gelagerten Regionen von
großem Interesse. Diese haben aber mittlerweile
auch transparent gemacht, dass sich solche
Grenzregionen überall meist sehr dynamisch
entwickeln konnten, da im Wettbewerb um Macht
und Status konkurrierende Gruppen und Einzelpersonen bewusst ihre materielle Kultur veränderten,
um sich deutlicher absetzen zu können. In diese
Kategorie fallen vor allem die Übernahme von
Architekturaspekten, Bestattungssitten oder die
Formensprache von Keramik oder Schmuckgegenständen.
Aber auch die multi-ethnische Verschmelzung
der in diesem Grenzraum anwesenden Gruppen,
indigene Stämme aus dem freien Germanien,
romanisierte Germanen der Provinz bzw. die aus
einer Vielzahl unterschiedlicher Stammesgruppen
zusammengesetzten Auxilartruppen des Römischen
Heeres und schließlich die in der Regel aus Römern
zusammengesetzten Eliten und Heerführer, zählten
zu diesen neueren Erkenntnissen.
Der Limes-Grenzraum war – beiderseits der markierten Zone – von einer außergewöhnlichen
kosmopolitischen Gesellschaft geprägt, in der
es weder eine „rein römische Kultur“, noch eine
angepasste „provinzial-römische Gesellschaft“ gab.
Diese Entwicklung haben weder die historischen
Quellen, noch die frühen archäologischen Forschungen belegen können. Diese waren nämlich
von einem hohen Grad der Standardisierung der
provinzial-römischen Gesellschaft und von der
längst überholten Vorstellung der indigenen
germanischen Stämme als plumpe „Barbaren“
ausgegangen. Die aktualisierten archäologischen
Forschungen der jüngsten Zeit konnten schließlich
belegen, dass kaum eine Siedlung oder ein Begräbnisort Ähnlichkeit mit einem anderen aufzuweisen hat und somit eine ganz erhebliche Vielfalt
an siedlungs- und stammesgeschichtlichen Entwicklungen stattfand.
Im Lichte dieser veränderten Kenntnisse über die
damaligen Lebensformen beiderseits des Limes
müssen auch die neu entdeckten Monumentalbauten bei Theilenhofen eingeschätzt werden, die ja
noch durch weitere Funde zivil genutzter Gebäude
bei Gnotzheim ergänzt werden. Und im Kontext mit
den Römischen Thermen in Weißenburg darf davon
ausgegangen werden, dass dort auf heute bebautem und daher leider nicht mehr archäologisch
zugänglichem Gebiet weitere vergleichbare Bauten
wie in Theilenhofen zu vermuten sind. All dies
spricht für ein blühendes Handelsleben und einen
regen Kulturaustausch in diesem Raum. Und nicht
umsonst ist ja gerade die Epoche des Limes als
eine weitgehend befriedete in die römische
Geschichte der Region eingegangen.
Es muss nach allem, was wir mittlerweile heute über
diese Zeit wissen davon ausgegangen werden, dass
der zivilgesellschaftlichen Realität dieser Epoche
entsprechend mehr Rechnung getragen werden
muss, als wir dies bisher aus der oftmals rein
militärischen Sichtweise gewohnt waren. Und
da sich andere Regionen bereits deutlich mit
Kastellen, Wachtürmen und dem Limes selbst im
Rahmen des UNESCO-Welterbes profilieren, hat
es altmühlfranken in der Hand, in der Darstellung
eines weitgehend friedlichen Zusammenlebens
dieser mitunter multiethnischen Gesellschaft
entlang des Limes eine neue touristische Alleinstellung zu finden. Auch wenn es nicht einfach ist,
diese zivilen Entwicklungen allein über die archäologischen Funde eindeutig zu rekonstruieren, so
bietet sich damit aber für den Gesamtraum eine
hochinteressante touristische Perspektive mit
einer Fülle von attraktiven Präsentationsbeispielen.
In dieser Fülle könnte daraus ein einzigartiges
Gesamtangebot „RömerLimesWelt altmühlfranken“ entstehen,
4.1.1. Entwicklungs-Chancen für Weißenburg
Die Wahrnehmung der umfassenden Aufgaben
eines „Bayerischen Limes-Informationszentrums“
durch die Stadt Weißenburg wird sicher im Rahmen
der Aufarbeitung der Hinweise des britischen
Evaluierungsteams vom Hadrian´s Wall Berücksichtigung finden. Diese haben u.a. auf eine stärkere
Vernetzung der vielen herausragenden Einzelaspekte entlang des Raetischen Limes über das LimesInformationszentrum hingewiesen und dessen
koordinierende Funktion bewusst gemacht.
Die Hinweise des britischen Expertenteams auf
eine stärkere Trennung zwischen Limes-Informationszentrum und Römermuseum einerseits sowie
städtischer Tourist-Information andererseits sind
als Herausforderungen für eine klarere touristische
Profilierung des römischen und des mittelalterlichen Weißenburg zu sehen. Die Hinweise der
Briten haben aber auch deutlich gemacht, dass
Weißenburg gerade in der parallel vorgenommenen Präsentation beider Aspekte einen unschätzbaren Standort- und Alleinstellungsvorteil besitzt,
der entsprechend sensibel miteinander verknüpft
und ausgebaut werden sollte.
Die weiteren Entwicklungen in Weißenburg stehen
in einem engen Zusammenhang mit der von der
Stadt selbst beschlossenen Optimierung an den
Römischen Thermen und im Museums-Bereich.
25
Hier werden erste Meilensteine ab 2012 sichtbar
sein. Im Hinblick auf die überregionale, ja internationale Bedeutung derzeit noch nicht präsentierter Exponate des gefundenen römischen Schatzes
wäre beim weiteren Ausbau des Römermuseums
auch ein stärkeres Engagement des Freistaats
hilfreich, um einen massiven Entwicklungsschub
zu initiieren. Mit dem erkennbar über den kommunalen Horizont weit hinaus reichenden Engagement
der Stadt Weißenburg für die Bewahrung des
römischen Erbes, mit dem neuen Engagement
des Landkreises für eine bessere und umfassend
abgestimmte Präsentation und Inwertsetzung
römischer Fundstätten und Erlebnisangebote in der
Region altmühlfranken sollten auch Voraussetzungen vorliegen, dass gerade beim Römermuseum
als einem Zweigmuseum der Archäologischen
Staatssammlung hier künftig eine stärkere Unterstützung im Zuge des weiteren Ausbaus durch den
Freistaat Bayern gewährleistet wird.
Die Hinweise der britischen Experten sollten aber
auch genutzt werden, um weitere Optimierungen
dieses touristischen Potenzials anzustreben und
über erste Projektansätze auch für evtl. kurzfristig
zur Verfügung stehende Förderprogramme einsetzen zu können. Im Hinblick auf die Umsetzungsperspektiven an anderen Standorten der Region
(Ruffenhofen, Burgsalch) macht es Sinn, solche
Überlegungen frühzeitig auch zusätzlich in entsprechende überregionale Konzeptansätze einzubringen.
Bei einer für die Region altmühlfranken denkbaren
Themenkonzentration auf die gesellschaftlichen
Auswirkungen des Limes-Grenzraums könnte das
Leitthema für szenische Darstellungen, Inszenierungen bzw. Animationen in Weißenburg – auch in
Abgrenzung zu anderen Orten der Region - in der
Themenkonstellation „Kultur und Leben zwischen
Kastell und Vicus“ liegen. Mit Thermen, Kastell,
Vicus und Römermuseum bieten sich hier Weißenburg Optionen, die kaum an einem anderen
Standort entlang des Raetischen Limes so nachvollzogen werden können. Vor allem im Bereich des
Kastells könnten auf diese Weise moderne Formen
thematischer Inszenierungen über 3D-Animation
oder szenische Aufführungen zu Erlebnishöhepunkten führen und die baulichen Relikte mit
spannendem und nachvollziehbarem Leben
26
erfüllen. Solche Ansätze werden bereits in Carnuntum – nahe Wien – realisiert (www.carnuntum.co.at)
und wurden von der britischen Expertengruppe
nunmehr ebenfalls vorgeschlagen. Ggf. wäre auf
der Grundlage dieser Ideen auch eine bayerische
Landesausstellung zum Thema „Römer in Bayern“
zu initiieren, wofür evtl. auch ehemalige Gewerbebauten zur Verfügung stehen könnten.
Immerhin ist dieses Thema mittlerweile so attraktiv,
dass in 2011 dazu eine Landesausstellung in
Niederösterreich (Carnuntum) durchgeführt wird
und für 2013 eine Landesausstellung in Niedersachsen (Harz) – allerdings nur zur Römer-Thematik –
geplant ist. Die bisher einzige zu dieser Thematik
durchgeführte Landesausstellung fand 2000 im
Rosenheimer Lokschuppen als Bayerische Landesausstellung unter dem Motto „Römer zwischen
Alpen und Nordmeer“ statt. Mit einem sich davon
abhebendem Thema „Römer und Germanen am
Raetischen Limes“ könnte ein ausschließlich
bayerischer Bezug hergestellt und die thematischen
Inszenierungen stärker regionalisiert werden.
In Weißenburg kann unter Berücksichtigung all
dieser Aspekte daher auch der Spagat gelingen,
die Gäste und Besucher auch auf die die anderen
– zivilen bzw. gesellschaftlichen, aber deswegen
nicht weniger spannenden – Themen rund um den
Limes aufmerksam zu machen und dazu Erlebnisangebote zu unterbreiten, bzw. auf Angebote
benachbarter Standorte hinzuweisen. Mit dem
Limes-Informationszentrum wird Weißenburg
ohnehin die erste inhaltliche Anlaufstelle für
den Limes-Tourismus in altmühlfranken bleiben.
Allerdings haben die britischen Experten auch
darauf hingewiesen, dass Weißenburg neben den
Römer/Limes-Themen auch das mittlelalterliche
Erbe stärker in das städtische Tourismus-Marketing
einbinden sollte, um aus diesen beiden Facetten
eine starken Alleinstellungswert aufzubauen. Der
Hinweis auf eine stärkere Vernetzung dieser beiden
touristisch relevanten Themen in der Stadt durch
gezielte Routenführungen und aktive Besucherlenkung weist in diese Richtung. Eine Verstärkung des
touristischen Entwicklungsansatzes ist auch geeignet die wirtschaftliche Grundlage für ein ohnehin gewünschtes größeres Hotelangebot in
Weißenburg zu bilden.
4.1.2. Entwicklungs-Chancen für Gunzenhausen
Der „Multi-Ethnische Grenzraum Limes“ könnte
eine ideale Ergänzung zu den bisherigen Planungen für Gunzenhausen in einem regionsübergreifenden Kontext darstellen und damit zu einem
neuen Profil beitragen. Damit kann das für das
Archäologische Museum bereits aufgegriffene und
geplante Thema „Leben an der Grenze“ aufgegriffen, weiter entwickelt und sehr praxisnah präsentiert bzw. umgesetzt werden.
Im Rahmen von audiovisuellen Präsentationen und
3D-Technik bestehen auch hier vielfältige Perspektiven, um den kosmopolitischen Alltag an der einer
lebendig-quirligen Limes-Grenze spannend
nachvollziehbar zu gestalten. Die Vielfalt der aus
unterschiedlichen europäischen Stämmen zusammengesetzten Söldner-Truppen haben mit den
ebenfalls anwesenden Angehörigen der indigenen
Stämme der Germanen und den meist nur wenigen
Römern in den Führungskräften der Truppen ein
höchst buntes Leben in den Orten entlang der
Grenze ermöglicht bzw. geschaffen. Die dadurch
hier konzentrierte Konsumnachfrage war letztlich
auch Anlass, dass sich der Grenzraum höchst
anziehend auf fahrendes Handelsvolk ausgewirkt
hat. In diesem Zusammenhang kann dann auch
eine stärker erlebbare Präsentation der „Furt am
Limes“ in Gunzenhausen als besondere Attraktion
eingebunden werden. Dies alles in einem Komplex
„Multi-Ethnischer Grenzraum Limes“ darzustellen
ist nicht nur touristisch spannend, sondern birgt
sogar eine Reihe von interessanten Anknüpfungsperspektiven für die Situation im heutigen Mitteleuropa.
Analog zur bestehenden Präsentation des MainLimes wäre es auch denkbar, dass für diesen Aspekt
„Multi-ethnisches Leben und Kultur an der Grenze“
im Rahmen einer Internet-Präsentation für den
Gesamtbereich des Raetischen Limes ein weiteres
Modul aufgebaut wird, um dieses weitgehend noch
wenig in Szene gesetzte Thema einem interessierten Publikum zugänglich zu machen, über entsprechende Inszenierungen anzubieten und damit
konkret zu einem Besuch in der Region zu motivieren.
Der bestehende Limes-Wanderweg – bzw. ein evtl.
noch weiter entwickelter Premium-Wanderweg –
ist auch darauf zu prüfen, wie von dort attraktive
Verbindungen zu anderen touristischen Routen der
Destination gefunden oder aufgebaut werden
können (z.B. zum nahe gelegenen Fränk. Seenland).
Das Thema Römer und Limes könnte ggf. auch
Leitmotiv für eine von der Stadt Gunzenhausen in
der Vergangenheit bereits angestrebte kleine
Landesgartenschau werden. In der Kombination
mit Altmühl-Furt, den Altmühlsee, der beabsichtigten Hochwasserfreilegung der Altstadt sowie dem
Aufbau einer stadträumlich wirksamen Verbindung
zwischen Altstadt und Altmühlsee liegt hier ein weit
über den Tourismus hinaus reichendes Entwicklungspotential.
In Gunzenhausen sind auch Standorte verfügbar,
die sich für die Etablierung eines Hotels mit
Römerbezug eignen würden, aber ggf. auch für
den Nachbau einer römischen Villa denkbar wären.
Auch darüber lassen sich dann weitere Vernetzungen zum Thema „Leben an der Grenze“ oder
„Multi-ethnischer Grenzraum“ bilden. Inwieweit
der Sanierungsbedarf der Stadthalle sowie der
anstehende Bauabschnitt des Parkhotels hier
einen darauf ausgerichteten Synergieansatz bieten
könnte, sollte einmal umfassend geprüft werden.
4.1.3. Entwicklungs-Chancen für Burgsalach
Die geplanten römischen Erlebniseinrichtungen in
Burgsalach bieten interessante Perspektiven, um
Leben zur Römer-Zeit hautnah und mit ErlebnisCharakter zu erfahren.
Der derzeit entstehende römische Erlebnispfad
(Fertigstellung bis Frühsommer 2012) wird mit
einer Fülle attraktiver Animationen und spielerischen Elementen ausgestattet, um Phantasien
anzuregen und sich in bestimmte Alltagssituationen
dieser Epoche versetzen zu können. Dazu werden
die dort vermittelten Inhalte auch in einer sprachlichen Version erfolgen, die zwar auf authentischen
Inhalten aufbauen, dennoch für Laien und vor allem
jüngere Besucher spannend präsentiert werden
und animierend wirken sollen. Der mit zahlreichen
Stationen ausgestattete Pfad soll künftig ein
wichtiger Anziehungspunkt für denkbare touristische Angebote und Produkte am Limes in altmühlfranken werden. Er wird zu diesem Zweck individuell attraktiv erlebbar sein, aber über buchbare und
27
angebotene Führungen zusätzliche Attraktionsgewinne vermitteln können.
Der ursprünglich vorgesehene römische Erlebniszeltplatz in Burgsalach wird im Hinblick auf sein
Betreiberkonzept nochmals modifiziert. Die für
Erlebnisangebote zur Verfügung stehenden
römischen Gerätschaften inkl. eines kompletten
römischen Zeltlagers werden künftig von professionellen Freizeitbetrieben und zertifizierten Gästeführern genutzt und im Rahmen entsprechend
ausgeschriebener Programme angeboten. Die dazu
notwendigen technischen und inhaltlichen Voraussetzungen werden derzeit abgestimmt werden,
damit ab Sommer 2012 auch tatsächlich eine
Nutzung realisiert werden kann.
Unter dem Motto „Vom römischen Reich zu den
römischen Verträgen“ kann hier für Zielgruppen
(Jugendliche, Klassen, Jugendgruppen) ein
animatives Programm aufgebaut und angeboten
werden, das sogar den europäischen Bogen
aufgreift und die Wurzeln der europäischen Bewegung mit dieser Epoche in Verbindung bringt.
Die Übertragung der Erlebnisangebote rund um
römisches Lagerleben auf privatwirtschaftlich
aufgebauten Unternehmensangeboten können
zwar keine engen Festlegungen von Themenschwerpunkten vornehmen, dennoch müssen
inhaltliche Vorgaben im Rahmen einer gezielten
Ausschreibung erfolgen, damit eine Zielsetzung
und Qualitätsstandards gewährleistet werden
können, die sich in Anlehnung an authentische
Vorgaben orientieren. Damit soll schließlich auch
erreicht werden, dass die Themen an allen Standorten auch in einem inhaltlichen Kontext stehen und
ein breit abgerundetes Bild dieser Epoche geboten
werden kann.
Eine Erweiterung der Planungen in Burgsalach
bieten die Reste des Burgus als Kleinkastell aus
der Spätlimeszeit. Sie stellen für den gesamten
Raetischen Limes eine architektonische Besonderheit dar. Die dokumentierten Fundamente lassen
erkennen, dass dieser Haustyp in vergleichbarer
Form nur noch im römischen Einflussbereich von
Nordafrika anzutreffen war. Seine besondere
Architektur lässt daher auch vermuten, dass dieser
Standort als Herberge für durchreisende Soldaten,
Söldner oder zivile Handelsreisende genutzt
28
wurde. Dies wird auch durch die angrenzende
Römerstraße von Pfünz nach Weißenburg unterstrichen.
Wenn auch nicht am Burgus selbst, so stellt es eine
interessante Perspektive dar, wenn in adäquater
Nähe eine „Römer-Herberge“ – mit Übernahme
der vorgefundenen architektonischen Stilelemente
am Burgus - errichtet würde. Dies könnte in ein
römisches Jugendgästehaus sein, das Jugendgruppen eine Fülle von römischen Erlebnisangeboten unterbreiten kann. Dazu stehen dann auch die
im Rahmen dieses Projektes erworbenen römischen
Gerätschaften zur Verfügung. Auf sie hätten aber
auch unter dieser Konstellation ortsansässige
Erlebnis- und Eventagenturen Zugriff wie zertifizierte Gästeführer. Natürlich wäre es denkbar, dass sich
der Standort eines römischen Jugendgästehauseses auch in einer anderen Gemeinde auf dem Jura,
aber auf jeden Fall mit räumlichem Bezug zum
Limes etabliert.
Zu diesem denkbaren Angebot kommen in Burgsalach ergänzend noch die geplanten Erweiterungen des Brothofs Strauß hinzu, der ohnehin schon
bisher mit römischem Stockbrotbacken hochattraktive Angebote für Kinder und Jugendliche bietet.
Im Rahmen von angedachten Erweiterungen
könnte hier eine Erlebnisbackstube entstehen, in
der auch unter schlechteren Witterungsbedingungen dieses Angebot vorgehalten werden könnte.
4.1.4. Entwicklungs-Chancen für
Theilenhofen/Pfofeld
Die einzigartigen Bodenfunde von Theilenhofen
bieten – solange sie nicht geöffnet werden können
– eine Reihe von Spekulationen, auch wenn diesen
durch die ja relativ eindeutigen Untersuchungsergebnisse deutliche Grenzen gesetzt sind.
Bereits jetzt ist die Errichtung eines InformationsZentrums im alten Feuerwehrhaus direkt an der
Bundesstraße geplant, in dem das „Dorf am Limes“
mit allen aktuell bekannten Fundhinweisen und
sonstigen Attraktionen vorgestellt werden soll.
Im Rahmen eines interaktiv bespielbaren „Forum
Iciniacum“ könnten hier bewusst Fantasien angeregt werden, welche die Funde von Theilenhofen
als Grundlage haben, die aber mit den anderen
Standorten einen weiten inhaltlichen Bogen
schließen können. Die jüngsten Funde von Theilenhofen ermöglichen neue regionale Erkenntnisse aus
der der Archäologie und bieten die Chance, hier
ein Gesamtbild virtuell entstehen zu lassen, das
dem Zivilleben an der römischen Außen- und
Handelsgrenze möglichst nahe kommen kann.
Mit der Einbindung aller dezentralen Entwicklungsansätze und –standorte sowie unter Hinzuziehung
von Ruffenhofen kann damit auf engstem Raum
eine Gesamtschau auf das Leben, den Handel und
die Kultur der Limes-Region jener Epoche entstehen, für die es entlang des Welterbes derzeit nur
wenige adäquate Vergleiche auf so engem Raum
gibt.
Schließlich wird hier auch noch zu prüfen sein, in
welcher Form eine derartige Präsentation ggf.
erfolgen kann. Ein hohes Maß an qualitativ ansprechender Visualisierung wird sich sicher nur im
Rahmen eines „Forums“ als reales BegegnungsGebäude umsetzen lassen. Über dieses „Forum“,
seine Architektur, seinen Standort und seine
touristische Funktion könnte daher ein Wettbewerb
ausgeschrieben werden. Voraussetzung dafür ist
die Vorlage eines konkreteren Umsetzungs-Konzeptes mit der Darstellung erwarteter Inhalte, der
Trägerschaft und der Finanzierung. Es ist aber auch
denkbar, eine in seiner Größe reduzierte Nachbildung des „Forum“ für die ohnehin geplante
Neugestaltung der Dorfmitte zu nutzen, um hier
einen Begegnungsraum zu schaffen, dem ja unter
anderem ein solches Forum auch früher diente.
Eine weitere oder optionale Vision kann auch darin
bestehen, an einem dafür geeigneten Standort ein
„Gallo-römisches Freilichttheater“ neu entstehen zu
lassen, das nicht nur Inszenierungen der RömerEpoche offensteht, sondern als eine breit zu bespielende Kulturbühne zu nutzen wäre. Eine kulturtouristische Attraktion wäre dies dann allemal.
Dabei sollte aber auch die Überlegung ernsthaft
geprüft werden, den Standort Theilenhofen unter
diesen Rahmenbedingungen auch für eine neu zu
inszenierende und regelmäßig angebotene Römer/
Limes/Germanen-Aufführung zu nutzen. Die perspektivischen Ansätze einer solchen Überlegung
sollten allerdings breit diskutiert und abgewogen
werden, damit das in ihnen steckende realistische
Umsetzungspotenzial auf seinen kulturtouristischen
und ökonomischen Hintergrund geprüft und die
Kreativität lokaler Akteure dabei mit eingebunden
werden kann.
Ähnliche Überlegungen werden auch im südluxemburgischen Dalheim angestellt, wo ebenfalls eine
prächtig ausgestattete urbane Siedlung entlang
der römischen Straße von Metz nach Trier entdeckt
und dabei auch ein römisch-gallisches Theater
vorgefunden wurde. Die 1999 begonnenen
Ausgrabungen haben ein Theaterrund freigelegt,
das damals bis zu 3.000 Personen aufnehmen
konnte. Nunmehr werden dort auch Überlegungen
angestellt, wie diese Ausgrabung oder ein funktionaler Neubau für Kulturangebote genutzt werden
kann (www.dalheim-online.net).
Im Hinblick auf die Vielzahl römischer Erlebnispunkte in altmühlfranken stellt daher die „Reaktivierung“ einer historischen Kulturbühne durchaus
eine ernst zu nehmende Option im Kontext auch
der anderen hier beschriebenen Zukunftsvisionen
dar.
Für die Umsetzung könnte eine Perspektive auch
darin bestehen, dass ein solches Amphi-Theater
nicht in Theilenhofen, sondern in Pfofeld – also in
räumlicher Nähe – wieder aufgebaut wird, um den
dortigen Freilichtaufführungen an der alten
Kapellenruine auch eine dauerhafte und dann
multifunktional genutzte Tribüne zu verleihen, die
dann natürlich auch als Bauwerk einen touristischen
Anziehungspunkt darstellen wird. Und es bietet sich
hier ein weiterer Synergieeffekt mit der bestehenden Theatergruppe aus dem Raum Pfofeld/
Theilenhofen an.
4.2 Limeseum in Ruffenhofen
Im Bereich der Gemeinden Weiltingen, Wittelshofen und Gerolfingen im Kreis Ansbach befindet
sich ein 3,7 ha großes Kastell auf dem ehemaligen
„Burgfeld“, das zu römischer Zeit vermutlich
Garnisonsstandort einer 500 Personen starken
Einheit mit römischen Soldaten war. Das aus
Stein errichtete Militärlager in Ruffenhofen stammt
wahrscheinlich aus dem 2.Jahrhundert n. Chr..
Nach den Ausgrabungen im Jahre 1892 fand 2005
erneut eine wissenschaftliche Grabung durch den
Zweckverband Römerkastell Ruffenhofen statt.
29
Die römischen Anlagen befinden sich südöstlich
von Ruffenhofen auf einem Höhenrücken oberhalb
der Wörnitz-Niederung und bieten von dort einen
guten Ausblick auf dem Limesverlauf. Durch den
Ankauf des Kommunalen Zweckverbands mit über
40 ha landwirtschaftlich genutzter Flächen konnte
das Gelände im Sommer 2003 als „Römerpark
Ruffenhofen“ für Besucher erschlossen werden.
Die Visualisierung des Kastellumfangs wurde durch
eine entsprechende Bepflanzung vorgenommen.
Im Rahmen des Konjunkturförder-Programm des
Bundes zugunsten der Welterbestätten in Deutschland wurde auch das Projekt eines „Limeseum
Ruffenhofen“ angemeldet und hat den Finanzierungszuschlag des Bundes dafür erhalten. Im
Rahmen eines Wettbewerbs wurden dazu entsprechende Ausschreibungen vorgenommen. Dabei
erhielt das Ingenieurbüro Duschl aus Rosenheim
den Zuschlag, um ein Museums- und Ausstellungsgebäude im Römerpark Ruffenhofen zu errichten.
Geplant sind im Rahmen eines architektonisch
spektakulären Rundbaus Flächen für Dauer- und
Sonderausstellungen, für ergänzende Museumsräume und das Management. In die Projektplanung
fallen auch die Gestaltung des näheren Umfelds
des Neubaus mit Vorplatz, Stellplatzflächen und
Infrastruktureinrichtungen.
Mit dem Limeseum in Ruffenhofen entsteht im
unmittelbaren Umfeld der Region altmühlfranken
eine weitere hochwertige Attraktion zum Thema
„Römer und Limes“, die in erster Linie als eine
Ergänzung des vorhandenen Angebots in diesem
Gesamtraum gesehen werden sollte und nicht zu
sehr als eine Konkurrenz zu den bestehenden
Einrichtungen, wie dies in der Vergangenheit
teilweise diskutiert wurde. Der Schwerpunkt dieser
Einrichtung wird im Bereich eines archäologischen
Informationszentrums zum Limes zu suchen sein
und bietet daher eine inhaltliche Ergänzung der
bestehenden Einrichtungen an.
Erfreulicherweise hat es zu solchen Kooperationsansätzen mittlerweile auch einvernehmliche Gespräche zwischen Vertretern aus dem Raum Ruffenhofen
und Weißenburg gegeben, die das Ziel verfolgt
haben, künftig die Besonderheiten im Raum
Weißenburg und Ruffenhofen auch gemeinsam zu
vermarkten und im Sinne eines Gesamtangebots
30
des Raetischen Limes ggf. in ein umfassendes
Marketingkonzept einzubinden. Diese Kooperation
darf sich aber nicht nur auf die Einrichtungen in
Ruffenhofen und Weißenburg beschränken, sondern muss alle im Raum bestehenden Erlebniseinrichtungen mit einbinden, die eine Attraktivität auf
Besucher ausüben oder noch ausüben könnten.
4.3 Nachbau einer römischen Villa
in altmühlfranken
Zur Erweiterung des touristischen Angebots der
Gesamtthematik „Römer und Limes in altmühlfranken“ erscheint es auch sinnvoll, den Nachbau einer
römischen Villa als eine dafür wichtige Positionierung einzuplanen. Auch im Bereich der Region
altmühlfranken gibt es eine Vielzahl von Fundstätten von ehemaligen Villen (villae rusticae), die dafür
auch einen entsprechenden standörtlichen Ansatz
bieten (z.B. neben vielen anderen Treuchtlingen
bzw. Hüssingen). Unabhängig davon könnte aber
durchaus auch der Nachbau einer römischen Villa
an einem Standort realisiert werden, der nicht
unbedingt einen Bezug zu einem historischen
Vorbild besitzt. Wichtiger erscheint hierbei, dass
das frühere kulturelle Leben sowie der kulturelle
Austausch in der Region rund um die römischen
Grenzbefestigungen damit stärker in den Fokus der
interessierten Gäste gerückt werden kann. Dabei
sollte der Standort auch unter dem Aspekt gesucht
werden, einen räumlichen Bezug zu den anderen
visualisierten oder noch zu visualisierenden
römischen Einrichtungen herzustellen.
Orte, von denen in der römischen Epoche eingeführte Neuerungen am schnellsten eine Verbreitung
und Nachahmung gefunden haben, waren eindeutig die Militärstützpunkte und vor allem auch deren
ausgegliederte städtischen Zentren. Solche Veränderungen konnten z.B. auch an Bauwerken
festgemacht werden und dabei stellte der Bautyp
der römischen „Villa“ des späten 1. und 2. Jahrhunderts einen immer häufiger anzutreffenden Import
eines fremden Baustils im Bereich des Limes-Verlaufs dar.
Dabei muss die „Villa“ sowohl im Hinblick auf ihre
bauliche Erscheinung, wie auch auf ihre Funktion
als herausragendes Beispiel eingeführter bzw.
übernommener Neuerungen durch römische Einflüsse gesehen werden. Solche „Villae“ konnten
verschiedene Gebäudekomplexe umfassen, worunter das aus Stein errichtete Wohngebäude
mitunter sogar luxuriösen Charakter annahm, aber
um Gebäude mit handwerklicher, landwirtschaftlicher Ausrichtung, oftmals auch unterschiedlich
temperierte Bäder und Tempel ergänzt wurde.
Insbesondere bei Badeanlagen wurden oft auch
wertvolle Mosaik-Fußböden gefunden. Wesentliche
Merkmale eines als „Villa“ bezeichneten Gebäudekomplexes war aber immer ihr Standort in einem
ländlichen Raum, der integrale Bestandteil der
Landwirtschaft und die Tatsache nur eines Wohnhauses, also keine Ansammlung von Wohngebäuden. Im Gegensatz zur damaligen traditionellen
Bauweise in Holz mit Lehmverputz und Stroheindeckung wurden zumindest die Wohngebäude und
das Bad der „Villae“ gesamt oder teilweise aus
Stein errichtet.
Neben diesem „Idealtyp“ der aus Rom importierten und dabei Wohlstand und Image repräsentierenden Form der „Villa“ – häufig daher auch von
Teilen der Elite der provinzialrömischen Stämme
angewandt – war aber die Mehrzahl der dokumentierten „Villae“ eher von bescheidenem Charakter
und entsprach daher nur über die Funktionalität der
Gebäude dem ursprünglichen römischen Vorbild.
Dies erklärt auch die Tatsache, dass die meisten
dieser „Villae“, welche im Bereich des Limesverlaufs gebaut wurden, nur durch deren Handel mit
den Römern und dem damit erklärbaren Wohlstand
zu verstehen waren. Römer selbst oder Angehörige
der Auxiliar-Truppen konnten nur in wenigen Fällen
als Bauherren solcher „Villae“ nachgewiesen
werden, wenn sie nach Ausscheiden aus dem
Dienst entsprechend ausgezahlt wurden und
sich vor Ort niederließen.
Ein solches Beispiel wurde für die Provinz Raetia
in Oberndorf am Lech sehr gut erhalten dokumentiert. Gerade dieses Gebäude symbolisiert einerseits die Übernahme gewisser Baustrukturen der
Römer – vor allem die Funktionalität – macht aber
auch mit dem starken Festhalten an eisenzeitlichen
Traditionen die stärkere Zurückhaltung der ländlich
geprägten indigenen Stämme auf Übernahme
römischer Lebensformen erkennbar. An weit über
tausend dokumentierten „Villae“ wird diese Vielfalt
in der baulichen Kulturintegration deutlich. Dies
war damit aber auch Ausdruck einer kulturell und
sprachlich nicht homogenen Bevölkerung, die
damals meist in kleineren Siedlungen lebte und
anders als in den wenigen Städten – den Oppida
– kaum den Zugang zu Interaktionen mit Stämmen
und Völkern des übrigen Europas, insbesondere
aus dem mediterranen Raum hatte. Erst die römische Besatzung Galliens und von Teilen Germaniens hat mit dem Limes diese multikulturelle
Entwicklung entlang der römischen Grenzen auch
dort ermöglicht, welche dann aber auch relativ
intensiv genutzt wurde.
Im Naturpark Altmühltal wurde bereits eine solche
Villa rustica als römischer Gutshof auf privater
Initiative nachgebaut (www.romervilla-moeckenlohe.de). Dort wird vorwiegend bäuerliches Leben
präsentiert und einmal jährlich zu einem römischen
Erntedankfest eingeladen. Neben einem römischen
bäuerlichen Museum mit römischem Haustierpark,
kann römischer Alltag aber nur zeitlich eingeschränkt erlebbar nachvollzogen werden.
Als Vorbild eines evtl. denkbaren Nachbaus einer
römischen „Villa“ mit erlebbarer Kulturvielfalt jener
Epoche kann dafür aber der Archäologiepark Villa
Borg im Saarland (www.villa-borg.de) dienen. Die
Ausgrabungen der dortigen Villa stammen aus dem
Jahre 1987 und bereits 1994 wurde der Beschluss
gefasst, die Überreste einer der größten römischen
Villenanlagen im Saar-Mosel-Raum gemäß den
Grabungsergebnissen und dem heutigen Stand
der Villenforschung wieder auferstehen zu lassen.
So wurde dort in den Jahren danach das durch
Besucher nutzbare Villenbad, eine Taverne mit
angebotener römischer Küche, ein Herrenhaus mit
musealer Einrichtung, ein gestalteter Innenhof, ein
Wohn- und Wirtschaftstrakt sowie Gartenanlagen
neu aufgebaut. Ein Museums-Shop und die
Verwaltung ergänzen das dortige Angebot.
Ohne einen konkreten Standort heute bereits
benennen zu können, stellt der Nachbau einer
römischen Villa im Raum altmühlfranken eine
durchaus realistische Option dar, um den touristischen Erlebniswert des Angebots „Römer und
Limes“ entsprechend zu erhöhen und damit zu
einer deutlich höheren Wertschöpfung in der
Region beizutragen.
31
Neben der Konzipierung einer Projektskizze mit
ersten konkreten technischen und finanziellen
Details wird es in naher Zukunft auch darum gehen,
einen geeigneten Standort dafür zu finden und
Unternehmen der Region für eine Realisierung des
Projektes aktiv zu gewinnen. Durch die Zukunftsinitiative altmühlfranken werden derzeit erste
Gespräche geführt, um das Interesse potenzieller
Unternehmen für ein derartiges Vorhaben zu
ermitteln.
4.4 Römer-Hotel
Das Interesse am Thema Römer und Limes steigt
seit der Anerkennung als Welterbe durch die
UNESCO. Dabei fokussiert sich die touristische
Nachfrage vor allem auf solche Standorte oder
Regionen, in denen die römische Epoche besonders eindrucksvoll präsentiert ist. altmühlfranken
will sich mit seinen hervorragenden Voraussetzungen zu einer Top-Region des international
vermarkteten UNESCO-Welterbes Obergermanisch-Raetischer Limes profilieren.
Zu diesem Image passt eine darauf abgestimmte
hochwertige Übernachtungs-einrichtung im
höheren Preis-Segment für diese Zielgruppe.
Denkbar wäre es, dass ein solches „Römer-Hotel“
mit Wellness oder Tagung einen weiteren – dazu
passenden – Schwerpunkt setzen könnte.
Im Rahmen der erlebbaren Dichte an Zeugen jener
Epoche wäre dies eine logische Konsequenz und
die zu erwartende weitere Anerkennung von
Limesabschnitten als UNESCO-Welterbe eröffnet
zusätzliche Perspektiven eines immer mehr international nachgefragten Tourismuspotenzials mit dem
Limes. Auch wenn dies aus heutiger Sicht eher
noch eine Vision darstellt und dazu auch erst
private Investoren bzw. Betreiber gefunden werden
müssen, erscheint es wichtig bereits heute auf
diese denkbaren Entwicklungsansätze hinzuarbeiten. Bei dem im Jahre 2011 erstmals vorgenommenen Messeauftritt von altmühlfranken auf der Expo
Real in München als international bedeutende
Immobilienmesse kann diese Option bereits als
denkbarer Ansatz präsentiert werden, zumal es
dafür durchaus geeignete Standorte gibt.
Ein vergleichbarer Ansatz wurde mit dem KeltenHotel in Sünna (www.keltenhotel.de) oder – aller-
32
dings mit Abstrichen – im Aalener RömerHotel
(www.aalener-römerhotel.de) realisiert.
Standorte für eine solche touristische Dienstleistungseinrichtung wären sicher mehrere denkbar,
sowohl in Weißenburg wie auch in Gunzenhausen
(siehe 4.1.2)
4.5 Limes-Erlebnis Park
Für den Standort Ellingen war über einen längeren
Zeitraum die Entwicklung eines Limes-Park als Erlebnis- und Freizeiteinrichtung Gegenstand einer
kontroversen Diskussion im politischen Raum.
Eine derartige Einrichtung – so wie sie damals
geplant war – würde das touristische Gesamtangebot „Römer und Limes in altmühlfranken“ ohne
Zweifel hervorragend ergänzen. Voraussetzung sind
aber neben einer authentischen Inszenierung ein
entsprechend erschlossenes Gelände mit geeigneten Zu- und Abfahrten, dem erforderlichen Parkraum sowie einem dazu passenden Übernachtungsambiente (siehe Römer-Hotel unter Ziff. 4.5).
Diese Voraussetzungen sowie ein Investitions- und
Betreiberkonzept müssen seriös abgedeckt sein,
wenn eine derartige Planung Realität werden soll.
Im Falle Ellingen war dies nicht für alle Bereiche
gewährleistet, so dass dieses Vorhaben gescheitert
ist.
Unbestritten bleibt aber, dass derartige professionelle Inszenierungen in besonderer Weise geeignet
sind, um das Interesse am Thema „Römer und
Limes“ wachzuhalten und es zu einem bedeutenden Wertschöpfungsträger zu entwickeln. Dies
muss nicht unbedingt bedeuten, dass mit einer derartigen Einrichtung Abstriche an einer weitgehend
authentischen Informationsvermittlung vorgenommen werden. Aber die Attraktivität von umfassenden Erlebnisangeboten, die einen emotionalen
Zugang zu dieser Zeitepoche ermöglichen, sind
vor allem für die Begeisterung jüngerer Menschen
an den Geschehnissen dieser Zeit von nicht zu
unterschätzender Bedeutung. Dies haben die
britischen Experten für den Standort Weißenburg
ja in besonders drastischer Weise dargestellt.
Daher sollte sich die Region für derartige Angebote
– so sie sich nochmals ergeben – durchaus offen
und konstruktiv zeigen, denn mit einem so betriebenen Limes-Park können viele der rundum
gelegenen Ausgrabungen und Funde mit einem
virtuellen Leben unterlegt werden können. Die
Fühlungsnähe zwischen Original und Inszenierung
macht letztere weniger anfällig für Kommerzialisierung und kurzfristiges Gewinnstreben. Gleichwohl
wird man darauf zu achten haben, dass nur solche
Vorhaben in der Region ernsthaft aufgegriffen
werden, die sich auch an unseren Qualitäts-Standards orientieren.
4.6 Limes-Jura-Turm
Im Raum altmühlfranken kreuzen sich zwei hochinteressante touristische Linien oder Korridore,
von denen einer bereits heute den Status eines
UNESCO-Welterbes besitzt, während der andere
sich derzeit noch in einem Vorbereitungsverfahren
befindet, um zu einem europäischen Zertifizierungsprojekt zu gelangen.
Es geht dabei um die Schnittstelle zwischen dem
UNESCO-Welterbe der römischen Grenzanlagen
in Europa und zum anderen um den Europäischen
Jura, der im Französischen Jura beginnt, über den
Schweizer Jura, die Schwäbische Alb, das Ries,
die Frankenalb sich bis hin zum Fichtelgebirge
erstreckt.
Im Bereich des Juras sind – beginnend von der
Schweiz bis nach Baden-Württemberg und dem
bayerischen Ries – bereits etliche Abschnitte als
Europäischer Geopark anerkannt. Eine entsprechende Prüfung für eine Anerkennung als Europäischer Geopark für den Bereich des Naturparks
Altmühltal wird derzeit u.a. durch die Zukunftsinitiative altmühlfranken auch mit unterstützt
und vorbereitet. Damit würde sich die Linie des
Europäischen Jura vervollständigen, wenn auch
noch Bereiche der Fränkischen Schweiz bis hin zum
Fichtelgebirge in eine solche Gesamtkonzeption
eingebunden werden.
Unabhängig vom Zeitpunkt der Realisierung dieser
noch nicht beantragten Anerkennung als Geopark
und der Erweiterung in Richtung eines umfassenden europäischen Projektes zeichnet es sich jedoch
ab, dass gerade im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen bzw. in der Region altmühlfranken sich
diese beiden europäischen Linien von überregionaler touristischer Attraktion schneiden werden: der
Limes auf der einen Seite und der Europäische Jura
auf der anderen Seite.
Es stellt daher eine Herausforderung dar, an einem
attraktiv gestalteten Standort, an dem sich diese
beiden Linien überschneiden einen hochwertigen
Attraktionspunkt zu erschaffen. Dafür bieten sich
sehr viele denkbare Standortalternativen an. Die
Prüfung dieser Standorte muss in naher Zukunft
beginnen, um nach einer positiven Entscheidung
für das in Vorbereitung befindliche Anerkennungsverfahren für einen Geopark Naturpark Altmühltal
auch hier Fakten zu schaffen Denn die sichtbare
Verknüpfung beider europäischer Linien mit
hochwertiger touristischer Attraktion bietet
Chancen für einen besonderen touristischen
Höhepunkt in der Region.
Die Zukunftsinitiative altmühlfranken koordiniert
die Bemühungen um die Ausweisung eines Europäischen Geoparks im Bereich der Frankenalb
(Naturpark Altmühltal) einerseits und stellt Vorprüfungen an, wo sich ggf. ein solcher Attraktionspunkt ideal anbietet, an dem sich diese beiden
touristisch bedeutenden europäischen Linien
kreuzen.
4.7 Erbe der Kelten in altmühlfranken
Im Raum Treuchtlingen/Pappenheim und anderen
Orten in altmühlfranken sind zahlreiche bodenkundliche Relikte der Anwesenheit der Kelten in
der Region altmühlfranken sichtbar, die im Rahmen
eines touristischen Gesamtentwicklungskonzeptes
eine entsprechende Würdigung finden müssen.
Aber auch der schon in der späten Hallstattzeit im
6. Jahrhundert v.Chr. besiedelte „Gelbe Berg“
bei Dittenheim oder die zahlreichen Belege für
Eisenerzgewinnung in der Zeit der Kelten (Thalmässing u.a.) machen deutlich, welche Bedeutung
dieser Raum bereits in dieser vorrömischen Epoche
gehabt hatte.
Ergänzt wird dies durch den Ipf bei Bopfingen im
Nördlinger Ries, über dessen Bedeutung aber
noch keine endgültige Klarheit gewonnen werden
konnte. Die Wissenschaft war sich lange nicht einig,
ob diese Siedlungsfundstätte eher den bäuerlichen
„Herrenhöfen“ dieser große Teile Bayerns zuzuordnenden Kulturzone oder den Fürstensitzen Südwestdeutschlands zugrechnet werden soll. Mittlerweile wird der Ipf aber doch eher den keltischen
Fürstensitzen zugeordnet, was die Bedeutung
dieser Anlage für die Großregion nur nochmals
33
unterstreicht. Die hier erfolgten Funde griechischer
Weinamphoren und Münzen machen unzweifelhaft
deutlich, dass hier der Sitz einer Elitegesellschaft
jener Zeit bestanden haben muss, die bereits
umfangreiche Kultur- und Handelsbeziehungen
zum Mittelmeerraum, aber auch nach Norden
unterhielten.
Abgerundet werden die überregional bedeutsamen
Zeugen der Kelten-Epoche dann schließlich noch
von Manching, als eine der bedeutenden „oppida“, wie der in der La-Tène-Zeit neu entstandene
Siedlungstyp von Caesar definiert wurde. Die
Wissenschaft sieht in den „oppida“ mittlerweile die
ersten städtischen Siedlungshierarchien in Mitteleuropa. Auch sie belegen, den Kulturstatus der
Kelten zu jener Zeit, in der ja die Bevölkerung fast
ausschließlich in sehr lockeren Strukturen von
Stammesgemeinschaften lebte.
Mit einer Fläche von rund 380 ha (im benachbarten Kelheim sogar 600 ha) müssen hier mehrere
tausend Menschen dauerhaft gewohnt und
handwerklichen Tätigkeiten nachgegangen sein.
Die Entstehung dieser „oppida“ als Handwerksund Handelszentren unterstreicht aber auch deren
weitreichende zivile Bedeutung. Militärische
Funktionen – so die bisherigen Annahmen –
hatten diese „oppida“ eher weniger.
All diese Erkenntnisse lassen es als sinnvoll erscheinen, im Kontext mit dem römischen Erbe der
Region auch die Bedeutung der Kelten prominent
zu präsentieren und die Bezüge zwischen diesen
unterschiedlichen, sich aber einander bedingenden
Epochen stärker in das Bewusstsein zu heben.
34
rekonstruierten Erlebnisdorf „Alcmona“ als archäopädagogisches Zentrum schon gemacht wurden
(www.alcmona.de). Aber auch das frühgeschichtliche Keltendorf Landesdorf bei Thalmässing, der
Treuchtlinger Keltenverein „Cernunnos Celtoi“ und
die wertvollen Arbeiten des Treuchtlinger Heimatforschers Arthur Rosenbauer stellen Grundlagen
dar, damit in altmühlfranken ein interaktives Erlebniszentrum der keltischen Kultur als Ergänzung
zu den römischen Funden und Präsentationen
entstehen kann. Der Verein „Cernunnos Celtoi“
strebt ohnehin den Nachbau einer Keltensiedlung
an, wofür derzeit ein Flächennutzungsplan-Änderungsverfahren läuft.
4.8 Touristische Angebote
Das weitgehende Fehlen erlebbarer authentischer
Überreste der römischen Zeitepoche macht es
notwendig, das Interesse der Gäste über andere
Erlebniseindrücke dauerhaft zu wecken. Dies muss
unter anderem über die Qualität angebotener
Führungen, über hochattraktive Routenverläufe
sowie über eine sensible Visualisierung des
eigentlichen Limes-Verlaufs erfolgen.
4.8.1. Bayerisches Limes-Informationszentrum
Um den Anforderungen aus dem Museums-Entwicklungsplan Bayern, als Teil des Managementplans für den Obergermanisch-Raetischen Limes
umfassend Rechnung tragen zu können, sollten
künftig überregionale Kommunikationsthemen für
den Limes von Informationsangeboten mit eher
regionaler Bedeutung nachvollziehbar getrennt
werden. Damit könnten die Erlebnisziele am Limes
in Bayern auch besser verlinkt werden.
Hier stellen die verschiedenen Fundorte in altmühlfranken ein erstes und deutlich abzusicherndes
Netzwerk dar. Es bietet sich aber auch an, dieses
keltische Erbe der Region an zentraler Stelle – der
Raum zwischen Treuchtlingen und Pappenheim
bietet sich dafür an – entsprechend durch animative
Inszenierungen herausragend zu präsentieren und
mit regionalen Originalfundorten zu vernetzen.
Hierzu bietet sich z.B. eine Kooperation mit dem
Römer-Kelten-Museum in Manching an.
Im Hinblick auf Limes-Informationszentrum, Römermuseum, Therme und Reichsstadtmuseum in
Weißenburg hat bereits die Expertenkommission
vom Hadrian´s Wall darauf hingewiesen, dass im
Interesse der eindeutigen touristischen Profilierung
auch nachvollziehbarer zwischen städtischer
Tourismus-Information einerseits und Information
über das römische Erbe andererseits unterschieden
werden soll, um die jeweils unterschiedlichen
Zielgruppen und Themen besser bedienen zu
können.
Aufgebaut werden kann dabei auf den Erfahrungen, welche am Standort Dietfurt mit einem
Unabhängig davon wird derzeit auf der Ebene der
für den Limes auf Länderebene tätigen Fachleute
darüber nachgedacht, Anforderungen und Standards für Limes-Informationszentren auf Landesebene zu definieren, um einen möglichst vergleichbaren und hohen Qualitätsstandard dieser
Informations- und Tourismuseinrichtungen dauerhaft gewährleisten zu können. Diese neuen
Standards sollen in Rahmen eines Kolloquiums
diskutiert werden und wertvolle Hinweise liefern,
wie diesen Ansprüchen in Zukunft umfassend
Rechnung getragen werden kann. Daraus werden
sich sicher auch Anregungen für eine Optimierung
des bestehenden Informationsangebots des
Limes-Informationszentrums in Weißenburg
ergeben, wie dies ja auch bereits von den britischen Experten angesprochen worden war.
4.8.2. Routenqualität am Limes
Es liegt im Interesse der Besucher und Gäste, dass
ein einheitlicher Wegekennzeichnungs-Standard für
Wanderwege in Abstimmung mit der Deutschen
Limes-Kommission und den örtlichen Wanderverbänden erfolgt und danach für alle Limes-Abschnitte des UNESCO-Welterbes Obergermanisch-Raetischer Limes“ verbindlich vorgesehen wird. Damit
werden weder die Planungshoheit der Kommunen,
noch werden dadurch touristische Strategien auf
Landesebene in Frage gestellt und es werden auch
den Wanderverbänden keine unerfüllbaren Vorgaben bei ihrer verdienstvollen Arbeit der Routenauswahl, der Kennzeichnung vor Ort und der
Unterhaltung der Wanderwegeinfrastruktur
gemacht.
Bei einem Ländergrenzen überschreitenden Attraktionsangebot wie dem Limes sind solche verbindlichen Vereinbarungen aber notwendig, um aus
Sicht der Gäste – vor allem auch eines künftig
sicher auch internationalen Publikums – einen
Besucherlenkungs-Standard zu gewährleisten, der
den Gästen auch konsequent immer wieder die
Grundphilosophie des Welterbes aufzeigt, über
konsequent und durchgängig angewandtes Design
kommuniziert und eine optimale sowie informative
Besucherführung gewährleistet
Daher wird es für notwendig gehalten, dass eine
hierzu vorgenommene Initiative des Landrats von
Weißenburg-Gunzenhausen auf Vereinheitlichung
dieser Standards – inhaltlich ohnehin festgelegt
durch die Deutsche Limes-Kommission – über eine
konsequent angewandte Förderpolitik durch den
Freistaat Bayern im Sinne der angestrebten und
erwünschten Qualität unterstützt und dauerhaft
gewährleistet wird.
Dies muss dann aber auch bedeuten, dass bereits
bestehende Kennzeichnungen entlang des Limes
– dazu gibt es auch im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Beispiele – sich diesen neuen Standards
öffnen und ihre bisherige Kennzeichnung entsprechend in einem angemessenen Übergangszeitraum
modifizieren. Diese Vereinheitlichung der Wegekennzeichnung am Limes darf aber nicht nur den
Limeswanderweg betreffen, der sich bisher meist
am Limesverlauf orientiert, sondern vor allem auch
die zahlreichen Limes-Nebenrouten, die häufig aus
kommunalem Interesse umgesetzt und deswegen
oftmals auch eigenständig gekennzeichnet worden
sind.
Vergleichbare Änderungen der Standards sind
beim Limes-Radweg und der Deutschen LimesStraße nicht notwendig, weil dort derartige Defizite
nicht bestehen.
4.8.3. Realisierung Qualitäts-Wanderweg
Raetischer Limes
Im Rahmen der 2010 durch eine gemeinsame
Vereinbarung der fünf Landkreise beauftragte
Machbarkeitsstudie sollen entlang des „Raetischen
Limes“ alle touristisch relevanten Attraktionen und
Sehenswürdigkeiten aufgenommen werden:
· Römische Fundstätten
· Limes-Fragmente und Reste römischer Kastelle
· Keltische, germanische und alemannische
Fundstätten
· Museen bzw. Informationseinrichtungen zu den
Themen
· Kulturhistorische oder landschaftlich
bedeutsame Erscheinungen
· Touristische Dienstleister mit dieser
Thematik sowie
· die gastronomische bzw.
Übernachtungs-Infrastruktur.
Auf diese Weise sollen im Bereich des „Raetischen
Limes“ alle inhaltlich bedeutsamen Parameter
erfasst werden, um sie im Hinblick auf ihre wandertouristische Bedeutung zu bewerten.
35
Dies ermöglicht unter Berücksichtigung eines
Suchkorridors von maximal einer halben Tageswanderetappe beiderseits des eigentlichen
Limes-Verlaufs eine Aufnahme vielfältiger
Attraktionspunkte sowie deren Verbindung über
eine den Anforderungen einer der beiden Zertifizierungssysteme entsprechenden Routenführung.
Damit können Abschnitte der bestehenden
Limes-Wanderrouten mit berücksichtigt werden,
sofern sie die entsprechenden Voraussetzungen
erfüllen. Die Untersuchung wird auf bayerischer
Seite auch durch das Bayerische Landesamt für
Denkmalpflege kofinanziert.
Die Ergebnisse werden in einer digitalisierten
Gesamtkarte erfasst. Dabei wird auch vorgestellt,
wie die Umsetzungs- und Datenhaltungskonzepte
aufgebaut werden, welche eine Bearbeitung der
Zertifizierungsvorgaben von der kartografischen
Wegekonzeption bis zur Präsentation im Internet
ermöglichen. Dies soll auch das künftige Wegemanagement und Wegemonitoring erleichtern. Die
Erfahrungen bereits zertifizierter Weitwanderwege
machen deutlich, dass gerade Wegemanagement
und Wegemonitoring eine große Bedeutung
besitzen und dass diese Arbeiten später umso
einfacher zu gestalten sind, je mehr hier im Vorfeld
bereits eine gute Grundlagenarbeit geleistet
wurde. Um all diese Aufgaben auch im Hinblick auf
die dem Ausbau folgenden Unterhaltungsschritte
umfassend abzustimmen und die Linienführung
auch unter den vorhandenen Organisationsstrukturen der Wanderverbände abstimmen zu können,
werden im Rahmen dieses Projektes neben der
Limes-Kommission und dem Verein Deutsche-Limes
Straße e. V. auch die örtlichen Organisationen
eingebunden, also der Schwäbische und der
Fränkische Albverein sowie der Naturpark Altmühltal.
Die Machbarkeitsuntersuchung soll außerdem die
touristischen Perspektiven und Chancen für die
Gesamtregion aufzeigen und auch die Gesamtkosten für die Erarbeitung eines Qualitätswanderweges mit verschiedenen Optionen transparent
machen. Die Machbarkeitsuntersuchung wird
schließlich auch einen Vorschlag beinhalten,
welches der beiden Zertifizierungssysteme sich für
den Weitwanderweg „Raetischer Limes“ am besten
eignet. Dabei wird aber auch zu berücksichtigen
36
sein, dass ein ähnliches Projekt am Obergermanischen Limes derzeit vorbereitet wird. Es macht
Sinn, bei der Wahl des Zertifizierungssystems hier
eine Abstimmung herbeizuführen. Dort wurde sich
bereits für das Zertifizierungssystem des Deutschen
Wanderverbands (DWV) entschieden, weswegen
auch für den Raetischen Limes dieser Standard
zugrunde gelegt werden sollte.
Schließlich wird die Machbarkeitsuntersuchung
auch Hinweise auf eine einheitliche Beschilderung
entlang des Raetischen Limes inkl. evtl. einzurichtenden Schleifen/Extratouren bzw. Ergänzungsrouten umfassen. Das Ergebnis dieser Untersuchung und die darin enthaltenen Umsetzungsvorschlägen werden für Spätsommer 2011 erwartet.
4.8.4. Visualisierter Limes-Verlauf
Um den Limes über eine umfassend nachvollziehbare Visualisierung dauerhaft für Besucher und
Gäste transparent zu machen, ist eine von der
Deutschen Limes-Kommission empfohlene und
dann in allen den Limes tangierenden Bundesländern umzusetzende Form zu vereinbaren.
Die Kompetenz zur konsequent einheitlichen
Vorgehensweise bei der Förderung, Unterstützung
und vor allem Finanzierung von derartigen Stelen
und den dazugehörigen Informationstafeln liegt
beim Bayerischen Landesamt für Denkmalschutz.
Es wird davon ausgegangen, dass über diese
Dienststelle eine einheitliche Vorgehensweise zur
Unterstützung und Förderung des Aufbaus von
Informationstafeln entlang des Limes – analog
den vorliegenden Empfehlungen der Deutschen
Limes-Kommission – gewährleistet wird, um auch
hier eine für die Besucher und Gäste erkennbare
durchgängige Linie und ein einheitliches Gestaltungsdesign verbindlich zu verankern.
Dieser Anspruch gilt in gleicher Weise auch für die
zwischenzeitlich an einigen Wachturmstandorten
aufgestellten Stelen im Landkreis WeißenburgGunzenhausen und sollte seine Fortführung auch
in den Nachbarkreisen erfahren. Immerhin liegt für
das Stelen-System, das im Landkreis WeißenburgGunzenhausen entwickelt und an einigen Standorten auch bereits aufgestellt worden ist, ein
patentrechtlicher Schutz durch das Markenamt
in München vor.
An allen klassifizierten Straßen, welche den Limes
queren, ist in geeigneter Weise auf diesen ehemaligen Grenzverlauf aufmerksam zu machen. Dabei
empfiehlt es sich, dass dies in einer visualisierten
Form mit einem Design vorgenommen wird, was
ebenfalls entlang des gesamten Limes einheitlich
verwendet wird und damit den Wiedererkennungswert deutlich erhöht. Da es hier bereits individuell
vorgenommene Lösungen auf privater Initiative
gibt, ist hier die Einhaltung eines einheitlichen
Designs notwendig, dessen Umsetzung über die
Deutsche Limes-Kommission gewährleistet werden
muss.
Es besteht Verständnis dafür, dass neben den
einheitlich gestalteten Informationstafeln entlang
des gesamten Limes, auch die dort vermittelten
Inhalte wissenschaftlichen Anforderungen genügen
müssen. Gleichzeitig wird aber im Sinne einer
allgemeinverständlichen Lesbarkeit der Texte
ebenfalls erwartet, dass diese grundsätzlich eine
sprachliche Überarbeitung mit dieser Zielsetzung
erfahren. Nur wenn die Inhalte der Informationstafeln auch spannend getextet und animativ
gestaltet sind, werden sie auch wahrgenommen
und interessiert gelesen. Dies muss das vorrangige
Interesse bei der Aufstellung von Informationstafeln
am Limes wie auch an anderen römischen Fundstellen in altmühlfranken sein.
Zu diesem Zweck wird sich der Landkreis gemeinsam mit den Kommunen künftig an der Finanzierung dieser Schilder beteiligen. Damit sollen die
Qualität der einheitlichen Beschilderung, die
Auswahl der Informationstafel-Standorte, aber
auch das sog. Wording im Sinne einer spannenden
Inhaltsvermittlung dauerhaft gewährleistet werden.
Die endgültige Abstimmung über so gestaltete
Texte erfolgt dann mit dem BLfD, bzw. dessen
Vertretern.
Die einzig wirksame Steuerungsmöglichkeit liegt in
der gebündelten Bereitstellung von Fördermitteln
bei der Finanzierung dieser Kennzeichnungen. Hier
müssen die entsprechenden Richtlinien so modifiziert werden, dass eine konsequente Handhabung
und Umsetzung eindeutig definierter und verbindlich vorgeschriebener Kommunikationsstandards
ermöglicht werden kann. Eine solch verbindliche
Handhabung muss daher zeitnah für alle betroffe-
nen Bundesländer gleichermaßen empfohlen und
danach auf Landesebene konsequent umgesetzt
werden.
Künftig sollte es aber auch eine Aufgabe der LimesInformationszentren in allen Bundesländern sein,
dass einheitliche Beschilderungen und Kennzeichnungen des Limes-Verlaufs Kontinuierlich geprüft
werden, da dies wesentliche Aspekte eines
Limes-Informationssystems sind. Wo dies dann
nicht oder nicht mehr der Fall ist, sollte über sie
dann auch Initiative ergriffen werden, diese Standards wieder einzuhalten und entsprechende
Beratungen anzubieten.
4.8.5. Bündelung der Angebote der
Gästebegleiter
Die Aufgabe von Informations- und Wissensvermittlung liegt laut Managementplan bei den
Limes-Informationszentren, dem Verein Deutsche
Limes-Straße und bei den Limes-Cicerones. Allerdings kann durch diese Festlegung kein Informations- und Vermittlungs-Monopol abgeleitet
werden, denn auch die Destinationen, die Kreise
und Kommunen sowie die touristischen Dienstleister übernehmen diese Aufgaben in gleicher Weise.
Es wäre sinnvoll und zeitnah anzustreben, wenn
hohe Vermittlungsstandards analog den neuen
EU-Normen von allen am Limes eingesetzten
Gästeführern gewährleistet werden könnten.
Diese Koordinierungsaufgabe kann aber nur über
die Deutsche Limes-Kommission aufgegriffen und
ggf. im Einvernehmen mit dem Verein Deutsche
Limes-Straße gelöst werden.
Für die Region altmühlfranken und die davon
betroffenen Destinationen Fränkisches Seenland
sowie Naturpark Altmühltal wird dazu vom Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen eine Initiative
ergriffen, um wenigstens hier solche Standards
einheitlich gewährleisten zu können. Aber auch
diese Initiative ist vom Entgegenkommen der
einzubindenden Gästeführer abhängig, da hier
verbindliche Lösungen nicht vorgeschrieben
werden können.
Es zeichnet sich aber ab, dass in altmühlfranken
zahlreiche engagierte Akteure vorhanden sind, mit
denen ganzjährig hochwertige Angebote und
37
Produkte entwickelt und später dann auch vermarktet und vertrieben werden können. Die Zukunftsinitiative altmühlfranken wird diese Akteure
bündeln und ihnen auf dem Weg zu buchbaren
Produkten die notwendige Hilfestellung anbieten.
4.9 Touristische Inszenierungen
4.9.1. Römer-Gastronomie
Abgesehen von wenigen Ausnahmen spielt das
kulinarische Angebot der Zeitepoche der Römer
bislang nur eine untergeordnete Rolle. Im Hinblick
auf das zunehmende Interesse auch und gerade
internationaler Zielgruppen für das Römer- und
Limesthema seit Anerkennung als Welterbe durch
die UNESCO wird diese Frage aber eine immer
größere Bedeutung einnehmen. Neben den
unterschiedlichen anderen Angeboten bieten
nunmehr erste Gastronomen auch entsprechende
„lukullische“ Gerichte an, die z.B. mit Mulsum,
einem bei den antiken Römern als appetitanregendes, verdauungsförderndes, nahrhaftes und
lebensverlängerndes Getränk galt, einen ersten
Anfang gemacht haben. So wird Mulsum z.B. bei
Führungen durch die Römerstadt Weißenburg im
Museumscafe angeboten.
Aber auch Würste waren zur römischen Zeit eine
besondere, wenn auch nicht alltägliche Spezialität.
Mit gekochter Getreidegrütze oder Gries, gewürzt
mit Majoran und grob gehacktem Fleisch wurde
diese Masse in eine Wursthaut (Intestinum) gefüllt
und gekocht. Diese Römer-Bratwurst als besondere
Spezialität bietet eine Metzgerei in Gunzenhausen
nach römischem Originalrezept wieder an, während
in einem Gunzenhausener Bistro eine GetreideBratwurst nach römischer Rezeptur hergestellt wird.
Und als Beilage dazu wurde bereits ein „Römerbrot“ von einer Vollwert-Backstube auf dem Jura
kreiert, so dass sich bereits jetzt einige Aspekte
eines „Lukullischen Römererlebnis“ darstellen
lassen, die aber noch erheblich und kreativ weiter
entwickelt werden können.
Die Zukunftsinitiative altmühlfranken möchte aber
gerne über diese Aspekte hinaus gastronomische
Betriebe der Region dazu motivieren, verstärkt
auch einige ausgewählte römische Spezialitäten als
Gerichte dauerhaft anzubieten und dies über eine
gesonderte Karte zu kommunizieren.
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Dabei wird darüber nachgedacht und es werden
dazu Gespräche geführt, um hier ggf. auch
italienische Restaurants der Region für einen
solchen Ansatz als zusätzliches Angebot zu interessieren. Um die Akzeptanz dieser kulinarischen
Produkte sowohl bei den Gästen, wie auch bei den
Betrieben bzw. deren Küchenchefs zu erhöhen,
sollten hier zwar authentische Gerichte mit römischer Geschichte zur Anwendung kommen, die
aber an die heutigern Ernährungsgewohnheiten
angepasst sind.
Als Ergebnis wäre es denkbar, dass eine Limesoder Römer-Gastronomie in altmühlfranken entsteht, die entlang des Limesverlaufs den Besuchern
und Gästen eine attraktive Ergänzung zu den
anderen hochwertigen touristischen Erlebnissen
bieten kann.
4.9.2 Touristische Visualisierung
der Limes-Ortschaften
Den durchreisenden Gästen bleibt oftmals verborgen, dass sie sich gerade in Kommunen befinden
bzw. diese durchfahren, die auch vom Welterbe
Limes tangiert werden. Um das touristische Potenzial des Limes künftig noch besser zu nutzen, sollen
daher – nach dem Vorbild einiger Nationalparke
und Biosphärenreservate – die jeweiligen Orte
entsprechend gekennzeichnet werden. Dies erfolgt durch ein Zusatzschild unter dem jeweiligen
amtlichen Ortsschild, z.B. mit „UNESCO-Welterbe
Limes“. Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen
wird eine entsprechende Initiative in die Wege
leiten und seine Nachbarkreise motivieren, in
gleicher Weise aktiv zu werden.
4.9.3 Besondere Erlebnisangebote/-tage
Zunehmend werden rund um den Limes auch
Erlebnisangebote entwickelt, die nicht spontan
buchbar sind, sondern in ein gesondertes Rahmenprogramm eingepasst werden. Dazu zählt unter
anderem der Aktionstag „Am Limes grenzenlos“,
der am 5. Juni – dem national begangenen
UNESCO-Welterbetag – alle 2 Jahre durchgeführt
und angeboten wird. Bislang war hier das LimesInformationszentrum Baden-Württemberg federführend tätig, das dankenswerterweise auch
bayerischen Destinationen und Kommunen die
Möglichkeit geboten hat, in das Gesamtprogramm
„Am Limes grenzenlos“ aufgenommen zu werden.
Für das Programm des Jahres 2011 haben sich mit
Burgsalach, Weißenburg, Theilenhofen, Gunzenhausen und Ruffenhofen immerhin bereits einige
Orte engagiert. Aber eine überregionale Koordinierung oder professionelle Pressearbeit hierzu hat nur
sehr eingeschränkt stattgefunden.
Die Zukunftsinitiative altmühlfranken sieht es daher
als eine Herausforderung an, dass im Rahmen
dieser Aktionsebene des Gesamtangebots des
Limes-Informationszentrums Baden-Württemberg
auch für den Bereich des Raetischen Limes künftig
Produkte eigenständig entwickelt werden, die den
gesamten Verlauf des Raetischen Limes in Bayern
abdecken und mit attraktiven Angeboten abbilden.
Es werden daher jetzt die Voraussetzungen dafür
geschaffen, dass bei nachfolgenden Aktionen wie
„Am Limes grenzenlos“ auch ein entsprechendes
Programm am Raetischen Limes in Bayern entsteht,
für das die Zukunftsinitiative vor allem die Schwerpunkte in altmühlfranken konzipieren und beisteuern sowie eine darauf ausgerichtete professionelle
Öffentlichkeitsarbeit anbieten möchte.
In Verbindung mit Gruppen, die in der Region
bzw. am bayerischen Teil des Raetischen Limes
römische Erlebnisinszenierungen anbieten, werden
weitere feste Termine organisiert, über die Römer-/
Limes-Themen zusätzlich als touristische Attraktionen aufgebaut werden. Über diesen Ansatz sollen
künftig Jahresprogramme erstellt werden, die
regional, national und international vermarktet
werden können. Die hierfür notwendigen Strukturen müssen entweder definiert oder auch neu
gegründet werden.
Es wird aber auch notwendig sein, die bisherigen
Programme und Angebote darauf zu prüfen, in
welcher Veranstaltungsdramaturgie sie eingepasst
werden können. Ein Überangebot an Römer/
Limes-Themen wäre ebenso falsch wie eine
Vernachlässigung dieser touristischen Alleinstellung. Daher soll auch bereits für 2012 geprüft
werden, ob es evtl. Sinn macht jährlich eine
zentrale Veranstaltung auf der Ebene altmühlfranken auszuwählen, deren Standort wechselt und
über welche auch die Fülle der Kreativität verschiedener Veranstalter besser genutzt werden kann.
Denn eines haben die Aktivitäten der vergangenen
Jahre auch gezeigt. Die Attraktivität und der Erfolg
von solchen Veranstaltungen hängen stärker vom
persönlichen Engagement einiger kreativer Akteure
ab, als von großen Namen, wuchtigen Bauten oder
staatlicher Unterstützung. Wesentlich wird es sein,
dass diese Aktiven stärker, früher und kontinuierlicher in Veranstaltungsplanungen integriert werden.
Daher wird die Zukunftsinitiative altmühlfranken
künftig auch zu einem regelmäßigen „RömerLimes-Dialog“ einladen, über den die Kommunen,
der Bezirk, die beiden Tourismus-Destinationen, die
Limes-Cicerones, das Bayerische Limes-Informationszentrum und die vielen auf der örtlichen Ebene
vorhandenen Kulturvereinigungen einbezogen
werden, um ein jährlich wechselndes, spannendes
und informationsträchtiges Programm mit eindeutigen räumlichen Schwerpunkten zu organisieren und
aufzubauen.
Wichtig erscheint dabei, dass bei entsprechenden
Inhalten dies in Abstimmung mit dem Bayerischen
Landesamt für Denkmalpflege erfolgt, das Bodendenkmal entsprechend seiner Schutzzonen ausreichend gewürdigt bzw. berücksichtigt, aber
dennoch ein für die Besucher spannendes Erlebnis
geboten wird. Auf diese Weise soll dann auch eine
hohe Sensibilisierung bei den Besuchern für die
Gesamtthematik erreicht werden.
Wegen dieser Zielsetzung steht bei solchen
Angeboten auch der Erlebniswert vor der authentischen Darstellung bestimmter Abläufe. Dennoch
soll auch dabei immer versucht werden, authentische Elemente zu integrieren, was aus unterschiedlichen Gründen aber nicht bei allen Projekten
umfassend zu gewährleisten ist.
39
5. Kooperation mit benachbarten
Regionen/überregionalen Institutionen
Die Zukunftsinitiative altmühlfranken ist sich ihrer
Verantwortung bewusst, die unterschiedlichen
Angebote und Produkte des römischen Erbes in
diesem Raum auch entsprechend touristisch
aufzubereiten und einer Vermarktungsplattform
zuzuführen. Dies bedeutet vor allem auch, wichtige
Kooperationsansätze zu initiieren, zu verwirklichen
und Partner mit entsprechender Zielsetzung für
Kooperationsvorhaben zu gewinnen.
5.1 Bayerisches Landesamt für
Denkmalpflege (BLfD)
Alle Maßnahmen, welche den Limes als Bodendenkmal betreffen, aber auch zahlreiche andere
Aktivitäten sind mit dem Bayerischen Landesamt für
Denkmalpflege abzustimmen, soweit der Schutzbereich des Limes betroffen ist. Dies gilt aber auch für
die einheitliche Kennzeichnung und Gestaltung von
Informationstafeln oder Informationsschilder. Hier
ist zwar tlw. auch die Deutsche Limes-Kommission
(Ziff. 5.4.) zuständig, aber der regelmäßige Dialog
erfolgt über die Vertreter des BLfD.
In der Vergangenheit hat es dazu unregelmäßige
Kontakte mit dem Limeskoordinator oder dem
Limesbeauftragten des Bezirks Mittelfranken
gegeben. Diese Kontakte sollen – angesichts der
Fülle der geplanten Aktivitäten – auf eine regelmäßige Grundlage gestellt werden.
5.2 Benachbarte Landkreise in Bayern
Die Bündelung der unterschiedlichen touristischen
Zielsetzungen, die sich entlang des Raetischen
Limes in den bayerischen Landkreisen entwickelt
haben, bedarf zwingend einer lenkenden Koordinierung. Die Thematik der Beschilderung und der
linienhaften Transparenz am Limes wurde bereits in
Kapitel 3.4. dargelegt. Nur in enger Kooperation
und langfristiger Abstimmung mit den benachbarten Landkreisen kann die Region altmühlfranken
über eine Initiative des Landrats des Landkreises
Weißenburg-Gunzenhausen auch hier den entsprechenden Einfluss geltend machen, um das hoch-
40
wertige touristische Angebot des Raetischen Limes
auch über die Kreisgrenzen hinaus als einheitlich
wahrgenommenes touristisches Alleinstellungsmerkmal vermitteln zu können.
Um diese Koordination der touristischen Anliegen
am Raetischen Limes sicherzustellen, wird daher
ein regelmäßiger Austausch der bayerischen
Limes-Landkreise – über die Destinationen hinweg
– als ein denkbarer erster Ansatz angestrebt.
5.3 Verein Deutsche Limes-Straße
Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ist
Mitglied im Verein „Deutsche Limes-Straße e.V.“.
Er erhofft von dieser Mitgliedschaft aber auch eine
Unterstützung in seinen Bemühungen, das Bodendenkmal Limes im Landkreis entsprechend touristisch aufzuwerten und in Szene zu setzen. Die
aufgezeigten Defizite der einheitlichen Kennzeichnung des Limes entlang seiner bisher ausgewiesenen wandertouristischen Angebote auf Haupt- und
Nebenrouten sollte daher auch eine Aufgabe sein,
die vom Verein Deutsche Limes-Straße aufgegriffen
wird, wenngleich hier auch andere Organisationen
in der Verantwortung stehen. Es wäre aber verdienstvoll, wenn der Verein seiner Gesamtverantwortung für das Bodendenkmal und Welterbe auch
in diesem Bereich Rechnung tragen könnte.
5.4 Deutsche Limes-Kommission
Die Deutsche Limes-Kommission wird von Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen mit seiner Region
altmühlfranken als wichtiges Instrument und als
eine Plattform gesehen, um den unterschiedlichen
Angeboten rund um den Limes ein einheitliches
Design und eine einheitliche Kommunikationsstruktur zu geben. Nur über die Fachkompetenz der
Deutschen Limes-Kommission wird es möglich
sein, die unterschiedlichen Bestrebungen in den
Ländern, Landkreisen und Kommunen entlang des
550 km langen Limes so zu bündeln und einheitlich
darzustellen, dass sich daraus auch ein touristisch
wertvolles Produkt ergibt, dessen künftige Vermark-
tung auch zu einer entsprechenden Wertschöpfung
in den tangierten Regionen führen kann.
5.5 Kooperationsebene Raetischer Limes
Auf der Ebene des Raetischen Limes, der neben
den bayerischen Landkreisen auch den badenwürttembergischen Landkreis Ostalbkreis umfasst,
ist eine stärkere interkommunale Kooperation auf
der Kreisebene notwendig. Es hat sich gezeigt,
dass bei der Realisierung von unterschiedlichen
Projekten mit touristischer Relevanz nicht immer
die Vorgaben der Deutschen Limes-Kommission
oder des Managementplans für den Obergermanisch-Raetischen Limes aufgegriffen werden. Um
hier auch auf der Ebene Raetischer Limes eine
einheitliche Realisierung der national und international angestrebten Standards zu erhalten und
zu erreichen, wird hier ein regelmäßiger Informationsaustausch zwischen den beteiligten
Landkreisen notwendig sein. Der Landrat des
Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen hat
dazu eine Initiative ergriffen.
Obergermanisch-Raetischer Limes sind, die im
Interesse der Nutzer bzw. Gäste einer einvernehmlichen Regelung bedürfen. Auch hierzu hat der
Landrat des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen eine Initiative ergriffen.
5.7 Kooperationsebene Römer-Städte
Zahlreiche Städte profilieren sich bereits heute mit
dem Römerthema. Dabei handelt es sich nicht nur
um Städte, die sich entlang des Verlaufs des Limes
befinden, sondern die durchaus auch weitab von
ihm eine Bedeutung in der römischen Epoche
hatten. Beispiele dafür sind Manching in der
näheren Umgebung, Augsburg, Kempten, Ladenburg/Baden, der jüngst entdeckte Standort
Waldgirmes oder auch Trier mit den entsprechenden Anlagen und Einrichtungen, die alle zwar in
5.6 Kooperationsebene ObergermanischRaetischer Limes
Im Bereich des gesamten Obergermanisch-Raetischen Limes sind einheitliche Kommunikationsstrukturen notwendig, damit das Gesamterlebnis des
Limes in Deutschland und darüber hinaus in Europa
auch für die internationalen Gäste gewährleistet
werden kann und hier kein Kommunikations-Wirrwarr entsteht.
Die augenblicklichen Bemühungen im Bereich des
Raetischen Limes um die Etablierung eines Qualitäts-Wanderweges sind dafür ein beredtes Beispiel.
Da auch im nördlichen Bereich des Obergermanisch-Raetischen Limes derartige Überlegungen
angelaufen sind, macht es Sinn dass die hierzu
erforderlichen Abstimmungen von der Deutschen
Limes-Kommission koordiniert und vorgenommen
werden. Dies macht deutlich, wie wichtig auch die
touristische Kooperationsebene auf der Plattform
41
den römischen Provinzen lagen, nicht aber unmittelbar im Grenzbereich der römischen Befestigungsanlagen gelegen waren.
Die zunehmende Bedeutung des Limes aus touristischer Sicht, insbesondere aber aus internationaler touristischer Sicht macht es notwendig, dass
auch für Städte mit einem Römerbezug auch ein
entsprechendes touristisches Vertriebs- und Vermarktungsangebot geschaffen wird, welches die
Angebote und Produkte rund um den Limes ideal
ergänzen würde. Daher bietet es sich an, dass die
Leistungsträger in diesen Römerstädten sich zu
einer entsprechenden Kooperation bereitfinden,
um ihr Angebot besser zu bündeln, entsprechende
buchbare Produkte zu entwickeln, die dann auch zu
einem attraktiven Römer-/Limes-Produktangebot im
überregionalen Bereich führen können.
42
Auf dem Bereich von altmühlfranken bezogen
bedeutet dies, dass entweder von hier ein entsprechender Impuls für die Bündelung der Vermarktungs- und Vertriebsangebote von Römerstädten
entstehen kann oder dass zumindest von hier aus
die Initiative eingeleitet wird, sich mit interessierten
Kommunen oder Leistungsträgern dafür an einen
Tisch zu setzen, um wettbewerbsfähige Angebote
als Ergänzung der touristischen Produkte rund um
den Limes zu entwickeln.
Dies ist vor allem deshalb von besonderer Bedeutung, da diese notwendige Bündelung nicht durch
die verschiedenen Tourismus-Destinationen auf der
nationalen Ebene erfolgen kann und es auch auf
der Ebene der Institutionen des ObergermanischRaetischen Limes dazu keine adäquaten Vermarktungs- und Vertriebsstrukturen gibt.
6. Vermarktung und Vertrieb von
Römer- und Limes-Produkten
6.1. Limes als Tourismus-Destination
Für Werbung, Besucherlenkung und „Unterbringung“ wird der Verein „Deutsche Limes-Straße
e.V.“ im Managementplan für den Obergermanisch-Raetischen Limes als zuständiger Partner
benannt. Von den Tourismusdestinationen und
deren Aufgaben ist dort nicht die Rede und dies,
obwohl Marketing und Vertrieb von touristischen
Produkten als deren Kernkompetenzen anzusehen
sind.
Nun gibt es ganz erhebliche Unterschiede zwischen
„Werbung und Unterbringung“ einerseits als
Aufgabe im Gegensatz zu „Marketing und Vertrieb“ andererseits mit allen reiserechtlichen
Konsequenzen.
Es scheint, dass solche Formulierungen ohnehin
nur Eingang im Managementplan gefunden haben,
weil es aktuell an einem für den Limes durchgängigen Marketing und Vertrieb fehlt und das
UNESCO-Welterbe Obergermanisch-Raetischer
Limes bei den davon tangierten Tourismusdestinationen offensichtlich nur eine untergeordnete Rolle
gespielt hat. Dies kann sich ändern, seit durch die
UNESCO-Anerkennung das touristische Interesse
– auch gerade ausländischer Gruppen – am Limes
und den Römer-Themen gestiegen ist.
Es ist aber parallel zu einer stärkeren Integrierung
buchbarer Limes-Produkte in die Angebotspalette
der Destinationen auch ernsthaft zu prüfen, ob sich
nicht die Etablierung einer eigenständigen Destination für das Welterbe Limes und die damit in
Verbindung stehenden Stätten des römischen
Erbes anbietet. Dann könnte sich der Limes als
touristisch attraktives Produkt sehr viel besser im
Rahmen des Deutschland-Tourismus bei in- und
ausländischen Gästen profilieren.
Mit einer solchen Prüfung wäre auch die Frage
verbunden, wo eine solche Destination sinnvoll
angesiedelt werden kann und welche bestehende
Einrichtung diese Aufgabe übernimmt bzw. ob
dazu eine Struktur neu begründet werden müsste.
6.2. Römer-Limes-Printartikel
Dem Thema Römer und Limes fehlen in altmühlfranken und entlang des gesamten Raetischen
Limes derzeit noch die emotional aufgeladenen
Erlebnisse, die hautnahe Begegnung mit Römeroder Germanen-Leben am Limes bzw. Events mit
Erlebnis-Charakter. Mit dem römischen Erlebnispfad in Burgsalach wird dazu ein erstes Produkt zur
Verfügung stehen, das vor allem für Gruppen
attraktive Angebote bieten wird.
Um interessierte Jugendliche und Erwachsene
gleichermaßen behutsam, aber höchst spannend
auf eine Zeitreise mitnehmen zu können, ist daher
als Animation und Einführung eine illustrierte Reihe
von Erlebnisbroschüren geplant, die auf authentischer Grundlage der Region aufbauen, aber mit
belebten Leitfiguren dieser Epoche im Stile von
Comics spannende Lektüre anbieten. In dieser
Reihe sollen die bedeutendsten Funde der Römerzeit im Bereich von altmühlfranken abgebildet
werden. Das Projekt wird mit einem privaten
Partner durchgeführt.
6.3. Römer-Limes-Messepräsentationen
Erstmals hat sich die Region altmühlfranken
anlässlich der Internationalen Grünen Woche Berlin
2011 mit dem Thema „Römer und Limes“ in der
bayerischen Gemeinschaftshalle präsentiert. Nicht
nur wegen dieses vielfach gelobten Auftritts,
sondern wegen der gestiegenen Nachfrage nach
erlebbaren Römer-Limes-Events und wegen der
besseren Inwertsetzung dieses Kulturerbes, sind
weitere Messepräsentationen zu diesem Thema
geplant. Dies gilt umso mehr, als das dazu erforderliche Messe-Equipment bereits vorhanden ist und
sich bewährt hat.
So sind Römer-Limes-Messepräsentationen für die
Consumenta in Nürnberg 2011, für die Messe
43
altmühlfranken 2012 in Weißenburg und 2013 in
Gunzenhausen fest eingeplant, weitere MesseStandorte werden noch geprüft.
Diese Messepräsentationen bieten weiteren
Akteuren und Unternehmen interessante Plattformen für ihre jeweiligen Angebote. In diesem Sinne
sollen die Messepräsentationen von altmühlfranken auch für Unternehmen des weiteren Verlaufs
des Raetischen Limes geöffnet werden, um dieses
Thema auf die Wahrnehmungsebene der Gäste zu
heben. Diese werden nämlich kaum Verständnis
dafür aufbringen, wenn attraktive Produkte aus
Kinding oder Ruffenhofen nicht mit präsentiert und
angeboten werden.
6.4. Freizeitunternehmen mit Römer-Limes-Bezug
In altmühlfranken treten einige Unternehmen bzw.
44
Unternehmer auf, welche das Römer- oder
Limes-Thema zu ihrem Kerngeschäft zählen.
Diesen Unternehmen soll mit den vielfältigen
Aktiviäten und geplanten Maßnahmen keine
Konkurrenz erwachsen. Sie sollen vielmehr aktiv in
diese Projekte mit einbezogen werden, sofern sie
dafür Interesse zeigen und dem keine anderen
Hindernisse im Wege stehen.
Um sich aus diesen Kooperationen ergebenden
Fragen eine Dialog-Plattform zu bieten, werden
diese Unternehmen bzw. Unternehmer auch zu
dem geplanten Römer-Limes-Dialog eingeladen.
Diese Unternehmen sollen auch verstärkt dazu
animiert werden, mit den touristischen Dienstleistern gemeinsam buchbare Produkte zu entwickeln,
welche auch von diesen dann am Markt als Römeroder Limes-Pauschalen angeboten werden können.
7. Übersicht über die neue
„RömerLimesWelt altmühlfranken“
Alle vorgeschlagenen oder angedachten
Maßnahmen im Überblick:
¢ Leben zwischen Kastell und „vicus“
Optimierung der Angebote in Weißenburg als
virtuell erlebbarer Kastell- und Vicus-Standort
mit römischer Therme
¢ Archäologisches Kastell-Erlebnis Ruffenhofen
Einbindung des Limeseum in Ruffenhofen
(archäologisches Informationszentrum) in das
Gesamtmarketingkonzept
¢ Die Römer in Bayern
Vorschlag für eine Landesausstellung mit
räumlichem Schwerpunkt in Weißenburg oder im
Raum altmühlfranken
¢ Kultur und Kulinarik in Raetien
Nachbau einer römischen Villa „Raetia“ an
einem auszuwählenden Standort
¢ Multi-Ethnischer Grenzraum Limes
Ausbau des Archäologischen Museums in
Gunzenhausen zu einem animativ erlebbaren
Raum für die Thematik „Multi-Ethnischer
Grenzraum Limes“ mit Verlinkung zu Erlebnisräumen im städtischen Umfeld
¢ Vom Römischen Reich zu den
römischen Verträgen
Weiterentwicklung der römischen Erlebniseinrichtungen in Burgsalach zu einem europäischen
Jugenderlebnis-Zentrum mit einem römischen
„Jugendgästehaus“
¢ Forum Iciniacum
Nutzung eines in der Dimension reduzierten
Nachbaus des „Forums“ für Kulturzwecke oder
als Begegnungsstätte in Theilenhofen im Zuge
der Neugestaltung eines Dorfplatzes
¢ Gallo-römisches-Theater Theilenhofen
Nachbau einer „Gallo-römischen Freilichtbühne“ (Kulturerlebnis-Bühne) im Raum Theilenhofen/Pfofeld
¢ Schlafen wie die Römer
Bau eines Römer-Hotels an einem geeigneten
Standort, evtl. in Verbindung mit Wellness- oder
Tagungs-Angeboten
¢ Römerleben hautnah
Akquistion für einen Limes-Park in der Region
altmühlfranken
¢ Archäologie trifft Geologie
Bau eines Limes-Jura-Turm oder einer anderen
thematischen Inszenierung an einem noch auszuwählenden Standort
¢ Grenzgänge und Grenzsichten
Entwicklung von Jahres-Erlebnisangeboten am
Limes (Wandern, Radfahren, Entdecken, Feiern)
¢ Sichtbarer Limes
Visualisierung des Limes-Verlaufs
¢ Limes-Wandern auf höchstem Niveau
Ausweisung, Kennzeichnung und Vermarktung
eines Qualitätswegs „Raetischer Limes“
45
¢ Genuss der Antike
Römer-Gastronomie als Aufbau einer spezialisierten Kulinarik-Gruppe
¢ Römisches altmühlfranken in Berlin und
Nürnberg
Messepräsentationen zum Römer-Limes-Thema
auf der IGW Berlin, der Consumenta Nürnberg
und der Messe altmühlfranken in Weißenburg
und Gunzenhausen
¢ Asterix von altmühlfranken
Konzipierung einer Comic-Reihe zu römischen
Erlebnishöhepunkten in altmühlfranken über
eine erlebbare Leitfigur
46
¢ Keltisches Erbe – ein Baustein Europas
Aufbau einer Erlebniswelt und eines Netzwerks
keltischer Kulturzeugnisse im Raum Treuchtlingen
¢ Römische Erlebniswelt altmühlfranken
Aufbau eines Gesamtangebotes aus buchbaren
Produkten aller Standorte (RömerErlebnis-Service)
¢ Römer-Limes-Dialog
Einrichtung einer regelmäßigen Dialogrunde in
altmühlfranken zur Abstimmung, Koordinierung,
Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen.
8. Finanzierungsperspektiven des
touristischen Entwicklungskonzeptes
Die für die genannten Standorte ggf. anfallenden
Kosten hängen von den tatsächlich geplanten
Maßnahmen ab und können daher erst konkretisiert
werden, wenn es konkretere Planungen und
Projektträger gibt.
Thematische Position
Sichtbarer Limes
Bau eines Römer-Hotels
Nachbau einer römischen Villa als Privatprojekt
(Kosten für eine Grobkonzeption)
Limes-Jura-Turm
Unterhaltung des römischen Erlebnispfads am
Standort Burgsalach
Bau eines römischen Jugendgästehauses auf dem
Jura (Kosten für Grobkonzeption)
Ausbau des Römermuseums in Weißenburg
Für die nachfolgenden Positionen können aber
schon einmal als ein sehr grober Kostenrahmen
als ein erster Anhalt für die finanzielle Dimension
dieser Themen und Ideen dargestellt werden.
Einmalige Investitionen
EUR
Jährliche Betriebskosten
EUR
60.000
5.000
Privatinvestition
25.000
ca. 1,5 Millionen
10.000
Bereits abgedeckt
5.000
ca. 35.000
Abhängig von Inhalten
Entwicklung eines Erlebnis-Konzepts am Standort
Gunzenhausen (nur konzeptionelle Inhalte)
ca. 25.000
Entwicklungsperspektiven am Standort Theilenhofen/Pfofeld (Machbarkeitsstudie Theater)
ca. 15.000
Durchführung von Erlebnistagen
mindestens 10.000
Limes-Erlebnis-Park
Römer-Gastronomie
(nur Hilfestellung beim Marketing)
Privatinvestitionen
Umsetzung Qualitäts-Wanderweg
10.000
15.000
Messebeteiligungen
50.000
10.000
Comic-Reihe (Initiierung, Durchführung über
privaten Unternehmer)
25.000
20.000
Machbarkeitsstudie für eine Landesausstellung
„Römer in Bayern“
15.000
Präsentation des keltischen Erbes
25.000
15.000
47
Diese Übersicht ist sicher nicht vollständig, sie soll
aber die Dimension der evtl. entstehenden Kosten
transparent machen, ohne dass es bereits konkrete
Überlegungen für Projektträger gibt. Für die
Finanzierung dieser grob geschätzten Kosten
stehen eine Reihe von Programmen und Fonds zur
Verfügung, die nach endgültiger Festlegung als
„Tourismus-Entwicklungskonzept“ noch konkretisiert werden müssen.
die ab 2013 neu aufgestellt werden. Hier wird der
Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen über die
Zukunftsinitiative altmühlfranken erstmals einen
Antrag auf Einbeziehung in die europäischen
Programme zur Entwicklung des ländlichen Raums
(beispielweise ELER, LEADER etc) stellen. Dabei
werden die Römer-Limes-Themen einen inhaltlichen Schwerpunkt der gewünschten touristischen
Förderprojekte darstellen.
Es ist außerdem absehbar, dass sicher nicht alle
Vorschläge, die im Rahmen dieses „Touristischen
Entwicklungskonzeptes“ gemacht wurden, in
absehbarer Zeit oder ggf. auch überhaupt umgesetzt werden können. Der damit aber auch ausgelöste Ideenwettbewerb unter den Kommunen stellt
in diesem Zusammenhang aber durchaus auch eine
gewünschte Fokussierung auf angestrebte Ziele
dar.
Aber auch über eine Reihe von Stiftungen bieten
sich Möglichkeiten einer finanziellen Unterstützung
für diese Vorhaben an.
Neben der Privatisierung einiger der Vorhaben
finden sich Fördermöglichkeiten über die derzeit
laufenden ILEK-Prozesse, über die künftigen
Förderbereiche zum ländlichen Raum der EU,
48
Und schließlich darf auch nicht vergessen werden,
dass es wohl wieder zu national aufgelegten
Förderprogrammen – bisher meist KonjunkturFörderprogramme – zur Unterstützung der deutschen Welterbestätten kommen kann. Für diese
und ähnlich gelagerte Fälle mit oft sehr kurzfristigen Ausschreibungsbedingungen möchte der
Land-kreis umfassend gewappnet sein, um im
Bedarfsfall entsprechende Projektskizzen umsetzungsreif in solche Verfahren einbringen zu können.
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49
50
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Zukunftsinitiative altmühlfranken
Jahnstraße 31
91781 Weißenburg i. Bay.
Tel.: 09141/902192
Fax: 09141/9027190
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Januar bis Juli 2011
Dieter Popp und Irene Wiedemann
Weißenburg, 10. Juli 2011