VAnessA Gefühl für den richtigen MoMent

Transcription

VAnessA Gefühl für den richtigen MoMent
Porträt
Porträt
Vanessa
Paradis’
Gefühl für den
Richtigen Moment
Ja, es war der richtige
Moment, als sie mit 15
„Joe Le Taxi“ trällerte, der
perfekte Moment als sie
Johnny Depp traf, der
richtige Moment, als sie
Mutter wurde. Seit über
20 Jahren steht sie im
Rampenlicht. Und das
sehr erfolgreich, weil sie
intuitiv immer den richtigen Moment erwischt.
Text: Anna Muhr
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2007 erschien das
Album „Divinidylle“,
dessen Cover ein
Porträt von Vanessa
im Stil ihres Lieblingsmalers Gustav Klimt
ziert, gemalt von
Johnny Depp. Fans
und Kritiker sind sich
einig: Das Album ist
das musikalische
Highlight ihrer
Karriere.
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it dem Begriff Kinderstar verbinden wir eigentlich nicht viel
Positives. Kein Wunder, denn bei
diesem Stichwort fallen uns zu
allererst die unglücklichen Biografien vieler Berühmtheiten ein, die schon in jungen
Jahren im Mittelpunkt des Medieninteresses
standen. Und wir denken natürlich sofort an
Hollywood, schließlich werden die Stars dort
gemacht. Aber auch das gute, alte Europa
hat hin und wieder seine Kinderstars. Und
Vanessa Paradis war in den 80er Jahren definitiv einer davon. Von krankhaftem Erfolgsdruck durch die Eltern oder andere Erwachsene kann in ihrem Fall aber keine Rede sein.
„Ich war nie ein Opfer. Glaubt bloß nicht an
das Märchen von dem kleinen Mädchen, das
man zwingt, irgendwelche Dinge zu tun“,
sagt sie. Das Mädchen mit der Zahnlücke
wusste nämlich
schon früh selbst
ganz genau, was
es wollte und
vor allem wohin.
Ins Rampenlicht.
Und obwohl sie
dort auch schon
in sehr jungen
Jahren
ankam,
weigerte Vanessa sich im Laufe
ihrer
Karriere
doch
vehement
dagegen,
den
gleichen dramatischen Weg vom
schnellen Aufstieg
und langen Fall zu nehmen, den viele ihrer jungen Kollegen aus der Traumfabrik gingen. Die
zierliche Französin war eben immer schon ein
bisschen anders.
Wie alles Begann
Aber alles der Reihe nach. Mit acht Jahren
steht Vanessa zum ersten Mal vor der Kamera. Über einen Onkel mit Kontakten zum
Fernsehen erbettelt sie sich einen Auftritt in
einer Talent-Show. Kurz darauf tritt sie mit
dem Lied „La Magie Des Surprises Parties“
beim Vorentscheid für den Eurovision Song
Contest für Kinder an – und scheitert. Sicher
ein Rückschlag für die kleine Vanessa, aber
keiner, der sie davon abhält, ihre Ambitionen weiter zu verfolgen. Und
schließlich gelingt der Durchbruch.
„Joe Le Taxi“
Im Jahr 1987 – Vanessa ist gerade 15 Jahre alt – erscheint ihre erste
Single „Joe Le Taxi“. Der Pop-Song wird schnell zum Superhit und
schafft es in mehreren Ländern in die Top 10 der Charts. Im Musikvideo
verzückt Vanessa als unbeholfenes Girlie im rosa Sweatshirt. Dazu die
kindliche Stimme und das Lächeln mit der süßen Zahnlücke. Ein Spiel
mit dem Lolita-Image, keine Frage. Das Lied jedenfalls macht Vanessa
Paradis über Nacht zum Star. Und bald reißen sich die ganz Großen um
sie. Renommierte Musik-Produzenten arbeiten an ihrem ersten Longplayer „M&J“ und der egozentrische Chansonnier Serge Gainsbourg
schreibt für sie die Texte einer weiteren Platte. Auch vor die Kamera zieht
es die ehrgeizige Französin. Im Jahr 1989 gibt sie ihr Leinwanddebüt in
dem Film „Weiße Hochzeit“ und kassiert dafür mal eben den „César“
als beste Nachwuchsdarstellerin.
Stehaufmännchen
Aber Vanessa Paradis (sie heißt übrigens wirklich so) muss auch erfahren,
dass es nicht immer nur wie im Paradies zugeht, wenn man berühmt ist.
Die Franzosen werden ihrer bald überdrüssig. Seit dem großen Durchbruch neiden ihr viele den Ruhm, den sie schon in jungen Jahren hat.
Vanessa wird auf der Straße beschimpft und bespuckt und immer wieder
stehen feindliche Parolen an den Mauern ihres Elternhauses. Ob das der
Grund für die Neuorientierung ist, ist nicht bekannt. Fest steht: Anfang
der 90er Jahre verlässt Vanessa ihre Heimat und geht in die USA. Dort
trifft sie auf keinen Geringeren als den Rock’n’Roll-Beau Lenny Kravitz,
der für kurze Zeit ihr Liebhaber und Mentor wird. Musikalisch trägt
die Liaison sehr erfolgreiche Früchte: Im Jahr 1992 erscheint das von
Kravitz produzierte Album „Vanessa Paradis“, auf dem die Französin
erstmals nur Englisch (und ganz ohne Akzent) singt. Der Song „Be My
Baby“ wird überall auf der Welt zum Kulthit. Die kleine Französin hat es
also wieder mal geschafft.
Die Kamera liebt sie
Aber nicht nur mit ihrer Musik macht Vanessa in den Neunzigern von
sich reden. Im Gegenteil: Musikalisch ist nach einer Welt-Tournee erstmal eine Pause angesagt.
Dafür werden die Auftritte vor der Kamera zahlreicher. Im Drama
„Elisa“ spielt sie 1995 an der Seite von Gérard Depardieu. Und der ist
von seiner jungen Kollegin begeistert: „Ich war überrascht darüber,
welche Power sie an den Tag legte. Sie hat alles, was eine gute Schauspielerin braucht“, sagt er über sie. Es folgen „Der Hexenclub von
Bayonne“ und „Einer von beiden“ und die „Frau auf der Brücke“.
Johnny Depp liebt sie
Und schließlich kommt es Ende der Neunziger in New York zu
einer Begegnung, die Vanessas Leben nachhaltig beeinflussen
wird. Auf einer Party begegnet sie dem Schauspieler Johnny
Depp, im dunklen Treppenhaus. „Er löste etwas in mir aus,
sogar im Dunkeln. Ich war überrollt von seiner Präsenz“, 4
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erinnert sie sich heute an das erste
Zusammentreffen.
Kurze Zeit später sind die beiden ein Paar und 1999 kommt
Tochter Lily-Rose zur Welt. Ihr ist
das Lied „La Ballade de Lily-Rose“
auf Vanessas Album „Bliss“ (2001) gewidmet. Drei Jahre später wird Söhnchen
John Christopher, genannt Jack, geboren. Und
für Vanessa folgt zum ersten Mal seit dem Beginn ihrer Karriere der Rückzug ins Privatleben.
„Kinder zu haben bedeutet, einen Teil von sich
selbst zu verlieren. Aber man bekommt im
Gegenzug etwas ganz Wichtiges zurück: die
vollkommene Liebe“, sagt sie über ihre Rolle
als Mutter.
Bis dato ist übrigens nicht bekannt,
ob Johnny und Vanessa verheiratet sind. Fest steht: Sie sind seit
mehr als zehn Jahren ein absolutes
Vorzeige-Pärchen. Oder eben nicht,
denn über ihr Privatleben dringt
kaum etwas nach außen und aus den
Schlagzeilen halten sich die beiden
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Seit kurzem ist Vanessa
offiziell das Gesicht für
die neue LippenstiftKreation „Rouge Coco“
von Chanel. Dem Traditionshaus ist Vanessa
keineswegs unbekannt.
Schon in den frühen
Neunzigern modelte sie
für den Duft „Coco“.
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Gemeinsam mit den
Kindern pendeln sie
zwischen Südfrankreich
und L.A. und – so viel ist
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immerhin
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gen Jahren gehört ihnen eine kleine
Insel nahe den Bahamas. „Das ist nur
ein Flecken Erde mit einer kleinen Hütte
darauf. Dort reduziert sich alles aufs Wesentliche: Wasser, Bäume, Himmel“, erzählt
Vanessa. Klingt wie die absolute Idylle. Und
ein bisschen etwas davon findet sich wohl
auch in Vanessas Musik. Zumindest auf ihrem Comeback-Album, das sie nach sechs
Jahren Pause im Jahr 2007 aufnimmt. Es
trägt den Titel „Divinidylle“ und das Cover
ziert ein Porträt von Vanessa im Stil ihres
Lieblingsmalers Gustav Klimt, gemalt von
Johnny Depp. Fans und Kritiker sind sich
einig: Das Album ist das musikalische Highlight ihrer Karriere.
The Show goes on
Für Vanessa ist das aber kein Grund, wieder untätig zu werden. Sie geht auf Tournee,
dreht den Film „La Clef“ und im Jahr 2009
erscheint ihr erstes „Best Of“-Album. Nach
zwei Jahrzehnten auf der Bühne kann sich
das durchaus hören lassen. Und auch für
2010 hat sich die Schöne einiges vorgenommen: Vanessa leiht ihr Gesicht, wie schon
einmal, dem Traditionshaus Chanel. In den
frühen Neunzigern modelte sie für den Duft
„Coco“. In der Kampagne schaukelte sie damals als buntes „Paradi(e)s-Vögelchen“ im
Käfig hin und her. Diesmal gibt sie sich erwachsener und agiert als Testimonial für den
neuen „Rouge Coco“ Lipstick. Der attraktiven 37-Jährigen mit der charmanten Lücke
zwischen den Vorderzähnen sieht man ihr
Alter nicht an. Schon gar nicht auf den Fotos von Fotograf und Regisseur Jean-Baptiste
Mondino.
Aber die Werbekampagne wird 2010 nicht
die einzige Gelegenheit sein, um Vanessa
Paradis zu bewundern. Im Laufe des Jahres
soll nämlich auch der Film „Heartbreaker“
in die Kinos kommen. Vanessa spielt darin
eine Frau, die einem professionellen Herzensbrecher den Kopf verdreht. Besonders schwer
dürfte ihr diese Rolle nicht gefallen sein. g