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QUARTERLY BY LEONTEQ 2 15 DAS MAGAZIN FÜR ANLAGEN, TRENDS UND TECHNOLOGIEN BUSINESS TRAVEL 48 STUNDEN IN MONACO ZUKUNFT PHARMAINDUSTRIE MIT PRÄCHTIGEN AUSSICHTEN GROSSES INTERVIEW DIETRICH MATESCHITZ MASSGESCHNEIDERT WIE MONTBLANC IM UHRENGESCHÄFT FÜR FURORE SORGEN WILL PACKT DIE STIERE BEI DEN HÖRNERN THEMEN-SCHWERPUNKT ROHÖL 2 EDITORIAL Liebe Kunden Im zweiten Quarterly nach dem Relaunch freuen wir uns, Ihnen erneut einen interessanten Unternehmer zu präsentieren: Dietrich Mateschitz oder auch bekannt als Gründer der erfolgreichen Softdrinkfirma Red Bull. Mateschitz ist es gelungen mit geschickten Marketing-Ideen Red Bull innerhalb weniger Jahre zur Weltmarke zu positionieren. Dass er trotz des mittlerweile allseits bekannten Spruchs «Red Bull verleiht Flügel» bodenständig geblieben ist, zeigt seine Einstellung zum Thema Luxus. Ein weiterer ehrgeiziger Unternehmer im Interview ist Jérôme Lambert, CEO von Montblanc. Er möchte nun auch im Uhrengeschäft für Furore sorgen. Apropos Flügel: wir konnten mit Alexander Lehmann einen ehemaligen Windsurf-Profi gewinnen, um über die immer beliebtere Funsportart «Kitesurfen» zu berichten. Galt das Kitesurfen vor wenigen Jahren als äusserst gefährliche Sportart für Freaks, bieten nun deutlich ausgereiftere Systeme tausenden von Sportlern weltweit eine wesentlich höhere Sicherheit bei gleichem Fun-Effekt. Herzlichen Dank für die zahlreichen positiven Feedbacks zu unserem Magazin. Der Weg vom Wasser zum Öl ist manchmal kürzer als man denkt, womit wir schon beim Schwerpunktthema «Rohöl» sind. Der Ölpreis ist in den vergangenen Monaten enorm gesunken. Während die USA Förderkapazitäten allmählich zurückfahren, konnte sich die OPEC (noch) nicht zu einer Drosselung durchringen. Der starke Preisverfall beim Rohöl trifft Öl- und Gasaktien hart. Hier könnte ein erster Megadeal Vorbote einer weiteren Konsolidierung sein. Zuletzt gehen wir auf die Bedeutung der Fracking-Fördermethode ein. Fracking liess die Produktion in einigen Ländern regelrecht explodieren. Beim Thema «Zukunft» befassen wir uns in dieser Ausgabe mit der Pharmabranche. Insbesondere in Asien wird der steigende Wohlstand zu mehr Ausgaben für die Gesundheit und gleichzeitig höheren Umsätzen bei Pharmakonzernen führen. Ihnen wünsche ich anregende Einblicke beim Lesen der neuen Ausgabe. Jan Schoch CEO | Leonteq Securities AG INHALT 3 Inhalt STANDORT AUF EINEN BLICK Der Die besten Tipps für ein Wochenende in Monaco. Ölmarkt. Seite 4 NEWS Neues aus dem Hause Leonteq. Seite 6 PORTRÄT Fast & furios: Dieter Mateschitz. Seite 8 SPORT Schnell zu lernen und hoher Adrenalin-Faktor garantiert: Kitesurfen. Seite 14 SPEZIAL: ROHÖL INTERVIEW Der «Oberbulle» Dieter Mateschitz im seltenen Interview. 8 38 KAPRIOLEN BEIM SCHWARZEN GOLD Der Rohstoff Öl hat sich enorm verbilligt. Seite 18 KRÄFTIG ABGESCHMIERT Der starke Preisverfall trifft den Öl- und Gassektor hart. 18 Seite 24 EIN LAND IM ÖLRAUSCH Die USA sind zurück. Seite 28 34 ZUKUNFT Pharma – ein grenzenloser und wachsender Markt. Seite 30 MASSGESCHNEIDERT Montblanc – Die ehrgeizigen Ziele des Traditionshauses. MASSGESCHNEIDERT Montblanc – das Hamburger Traditionshaus will mehr. Seite 34 STANDORT Monaco hat mehr zu bieten als sein Casino. Seite 38 SPITZMARKE ERDÖL Alles auf Schwarz. GIMMICKS Alle Mann an den Grill! Seite 42 Impressum Herausgeberin Leonteq Securities AG Brandschenkestrasse 90, Postfach 1686 8027 Zürich, Schweiz Erscheinung: 3x im Jahr Druckauflage: 3‘000 DE / 2‘000 EN Konzeption + Realisation Leonteq & Axel Springer Schweiz AG Corporate Media, www.axelspringer.ch Chefredaktion Manuel Dürr manuel.duerr@leonteq.com Übersetzung Amelia Sassano Marketing Director Sandra Frank Dudler sandra.frank@leonteq.com Autoren Wolfgang Hagl Christian Ingerl Alexander Lehmann Oliver Klaffke Hubert Patterer Mark C. Schneider Christoph Wöhrle Bildnachweise Titel: Getty Images / Gerard Rancinan; Inhalt: Getty Images / Mark Thompson; Porträt: Getty Images / Gerard Rancinan (p. 9); Getty Images / Mark Thompson (p. 13); Öl: Royal Dutch Shell (p. 25), BP (p. 25); Montblanc: Simone Scardovelli (p. 36, 37); Illustration: Felice Bruno (p.40). Alle übrigen Bilder iStock. Bestellung Abonnement Leonteq Securities AG sandra.frank@leonteq.com Tel. +41 58 800 1091 Fax +41 58 800 1010 Druck Staffel Medien AG, Zürich www.staffelmedien.ch Eine Wiedergabe – auch auszugsweise – von Artikeln und Bildern ist nur mit Genehmigung von Leonteq Securities AG gestattet. Jegliche Haftung für unverlangte Zusendungen wird abgelehnt. Rechtlicher Hinweis Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und ist kein Research; sie ist weder als Empfehlung zum Kauf bzw. Verkauf von Finanzprodukten noch als Angebot oder Einladung zur Offertenstellung zu verstehen. Die darin enthaltenen Angaben werden ohne jegliche Garantie oder Zusicherung bezüglich Korrektheit, Vollständigkeit oder Verlässlichkeit gemacht. Investoren wird ausdrücklich empfohlen, sich vor einer Investition in Finanzprodukte durch einen Fachmann umfassend und persönlich beraten zu lassen. Diese Publikation kann eine solche Beratung in keinem Fall ersetzen. © Leonteq Securities AG 2015. Alle Rechte vorbehalten. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit wurde diese Publikation auf FSC-zertifiziertem Papier klimaneutral gedruckt und trägt so zu einer weltweiten nachhaltigen Waldbewirtschaftung bei. Es wurde ausschliesslich Ökostrom zur Herstellung dieser Publikation eingesetzt und die Auslieferung erfolgte mit einem Hybridauto. 4 AUF EINEN BLICK Der Ölmarkt Nordamerika Ein grosserTeil des Ölhandels findet ohne Börsenbeteiligung direkt zwischen Lieferant und Abnehmer statt. Die Preise orientieren sich an den Kursen der internationalen Ölbörsen. Der dort festgestellte Marktpreis resultiert aus dem Angebot und der Nachfrage. Rohöl-Reserven in Barrel (Globaler Anteil) Unterschiedliche Variablen wie das Wirtschaftswachstum, begrenzte Vorkommen, Fördermengen und Finanzmarktfaktoren, aber auch Ereignisse wie Naturkatastrophen, Kriege und politische Krisen können den Preis unter Druck bringen. DIESE FAKTOREN BEEINFLUSSEN DEN ROHÖLPREIS Steuern Fördermengen pro Jahr in Barrel (Globaler Anteil) Verbrauch pro Jahr in Barrel (Globaler Anteil) Handelswert der Landesreserven, Durchschnitt Mai 2015, 60 USD pro Barrel Logistik & Infrastruktur Niedrige Lagerbestände, komplexe Transportwege und fehlende Frachtkapazitäten verteuern das Öl. Währungsschwankungen Oft soll eine hohe Besteuerung dazu führen, dass die Wirtschaft von fossilen Brennstoffen unabhängiger wird. 233 Mrd. (14%) 18.7 Mio. (21%) 23.3 Mio. (24%) 13.95 Bill. Veränderungen im Dollarwechselkurs beeinflussen den Preis des Rohstoffes und umgekehrt. Mittel- & Südamerika 330 Mrd. (19%) 7.6 Mio. (9.3%) 7.1 Mio. (7.8%) 19.81 Bill. Politik Globale Nachfrage Wenn aufgrund einer guten Konjunkturlage der Bedarf steigt, die Fördermengen aber nicht zunehmen, steigt der Preis. 159 Liter Warme Winter, Entspannung in Krisengebieten mit Ölförderanlagen und das Abflauen der Konjunktur lassen den Preis fallen. OPEC Die OPEC-Länder kooperieren bei der Festlegung der Fördermengen stark und beeinträchtigen dadurch das Preisspiel der freien Marktkräfte. 1 km 60 km Flugzeug Schiff 1 Barrel (bbl) = QUARTERLY 2 | 15 REICHWEITE VON TREIBSTOFF AUS EIN BARREL ROHÖL = 5 FÖRDERMENGEN UND EINKÜNFTE Europa, Russland & Zentralasien 155 Mrd. (9.1%) 17.2 Mio. (20%) 18.3 Mio. (20%) 9.29 Bill. Afrika 129 Mrd. (7.6%) 8.3 Mio. (9.3%) 3.8 Mio. (4.3%) 7.75 Bill. Naher Osten 811 Mrd. (48%) 19 Mio. (21%) 23 Mio. (24%) 13.95 Bill. Asien-PazifikRaum 43 Mrd. (2.5%) 8.3 Mio. (9.4%) 31 Mio. (34%) 2.56 Bill. Global 1 700 000 000 000 000 Barrel 88 700 000 Barrel 92 100 000 Barrel 13 950 000 000 000 USD 100 km 1 000 km 1 800 km LKW PKW Motorrad 6 NEWS LOKAL Manuel Dürr (Mitte) im Gespräch mit Martin Raab (links) und Daniel Manser (rechts) bei der Preisübergabe in der Kategorie Bestes Edelmetallprodukt SWISS DERIVATIVE AWARDS 2015 5-fach ausgezeichnet Am 26. März 2015 wurde die Preisverleihung der Swiss Derivative Awards im AURA Zürich durchgeführt. Dabei feierte die Veranstaltung bereits das Jubiläum des 10-jährigen Bestehens. Die unabhängige Experten-Jury unter der Leitung von Prof. Dr. Marc Oliver Rieger hat die Leonteq Securities AG zum ersten Mal in der Geschichte der Swiss Derivative Awards mit fünf Preisen ausgezeichnet. Besonders erfreulich ist, dass Leonteq zum fünften Mal in Folge mit dem begehrten Award für «Top Service» prämiert wurde. Leonteq freut sich über die Anerkennung ihrer Arbeit mit diesen Awards und bedankt sich auch an dieser Stelle herzlich bei Ihnen für Ihre Stimme und Unterstützung. QUARTERLY 2 | 15 Auszeichnung Prädikat «Top Service» Dabei werden die Emittenten mit dem besten Anlegerservice prämiert. Kategorie Bester Market Maker Anlageprodukte Mit dem «Market-Making» (dt. Marktpflege) stellt die Emittentin sicher, dass in einem ausgegebenen Produkt jederzeit Geld- und Briefkurs mit ausreichendem Volumen gestellt sind und so die Marktliquidität gewährleistet ist. Leonteq erhält bereits zum vierten Mal in Folge den prestigeträchtigen Award für das beste Market Making im Bereich der Anlageprodukte. Kategorie Bestes Edelmetallprodukt Für den Inverse Barrier Reverse Convertible auf Gold. Es ist das einzige Produkt im Schweizer Markt, mit dem Anleger von seitwärtstendierenden oder sinkenden Goldpreisen profitieren können. Kategorie Bestes Produkt auf alternative Basiswerte Für das Tracker Zertifikat auf Zurich Insurance Dividenden Future 2017. Es ist das erste Produkt im Schweizer Markt, welches Anlegern Zugang zu Aktiendividenden Futures bietet. Special Award für den Public Constructor Die Jury würdigte die Tatsache, dass der Public Constructor die Transparenz hinsichtlich der Preisbildung eines Strukturierten Produktes auf ein neues Niveau hebt. Der Public Constructor ist seit letztem Jahr öffentlich auf der Leonteq Webseite www.leonteq.com abrufbar. 7 GLOBAL INNOVATIVE PLATTFORM für Strukturierte Produkte in Asien-Pazifik Wir haben mit Avaloq, DBS und Numerix eine Absichtserklärung zur Implementierung eines integrierten Multi-Issuer-Systems für den Vertrieb von Anlageprodukten (IPDS) unterzeichnet. Die Kooperation soll das Angebot und den Vertrieb von Strukturierten Anlageprodukten weiterentwickeln. IPDS wird im Rahmen dieser Initiative an die Avaloq Banking Suite angebunden, wobei DBS als Pilotbank fungiert. Der Fokus liegt in der ersten Phase auf der Region Asien-Pazifik. Avaloq, DBS, Leonteq und Numerix sind übereingekommen, IPDS als Plattform für die folgenden Zwecke zu entwickeln: 1. Zugang zu Strukturierten Anlageprodukten von DBS und in Zukunft soll die Plattform auf weitere ausgewählte Emittenten sowie weitere Produkte und Instrumente ausgedehnt werden. 2. Web-basierte, multi-User-fähige Lösung, die von Numerix zur Verfügung gestellt wird; diese erlaubt auf der Grundlage von analytischen Daten die Strukturierung und Preisberechnung von Produkten in Echtzeit, bietet eine unmittelbare Preisstellung und ermöglicht einfache Handels- und Buchungsprozesse. 3. Zugang zu spezifischen automatisierten Dienstleistungen auf der integrierten Technologie- und Service-Plattform von Leonteq. 4. Anbindung an die Avaloq Banking Suite und damit vollautomatische Verarbeitung («Straight Through Processing») von Transaktionen in diesen Produkten. Die Kooperation ist eine ideale Ergänzung der Geschäftsstrategien und der jeweiligen Produkt- und Dienstleistungsangebote der vier Partner, sowohl in Asien als auch international. Den vier Partnern wird die Kooperation Ertrags- und Kostensynergien durch das Pooling von Infrastruktur-, IT- und weiteren Supportleistungen ermöglichen. Anleger in Strukturierten Anlageprodukten werden von verbesserter Qualität und Funktionalität profitieren. Jan Schoch, CEO Leonteq: «Die Kooperation zwischen den vier Partnern ist ein signifikanter Schritt hin zur Entwicklung einer hochinnovativen Anlageplattform. Dass wir dabei einen Buy-Side-Ansatz verfolgen, um die Dienstleistungsqualität aus Sicht des Kunden zu verbessern, macht diese Plattform einzigartig. Es ist eine Ehre für Leonteq, mit solch angesehenen Partnern zusammenzuarbeiten und die gemeinsame Expertise für diese Anlagelösung zu nutzen.» 8 DAS PORTRÄT DER ÜBERFLIEGER DIDI MATESCHITZ Der Selfmade-Milliardär Dietrich Mateschitz (70) hat Red Bull mit kreativen Marketing-Ideen zur Weltmarke gemacht. Hier verrät er, warum er Steuern auf Vermögen fair finde, die Politik allein kein Beruf sei und wohin er sich im Ruhestand zurückziehen werde. «Natur und gute Freunde sind für mich echter Luxus» M it einem geschätzten Vermögen von rund 10.8 Milliarden US-Dollar gilt Dietrich «Didi» Mateschitz (70) aus Sankt Marein im Mürztal als reichster Österreicher. Erworben hat es der damalige «Blendax»-Manager mit dem koffeinhaltigen Aufputschgetränk «Red Bull», das 1987 im Markt eingeführt wurde. Dietrich Mateschitz hält 49 Prozent am Unternehmen, die thailändische Unternehmerfamilie Yoovidhya 51 Prozent. Sobald der Kassenstand es zuliess, subventionierte Mateschitz eine Reihe von angesagten Extremsportarten und begründete damit seinen bis heute gültigen Ruf als Marketing-Genie. Momentan läuft allerdings nicht alles nach Plan: Mateschitz’ wichtigster Werbeträger, sein Formel-1-Team, fährt den anderen hinterher. Zudem hat sich nun auch noch Coca-Cola am Energiegetränkehaus und Konkurrenten Monster beteiligt. Mateschitz ist Absolvent der Hochschule für Welthandel in Wien. Seine Leidenschaft gehört den Flugzeugen, für die er in seiner Wahlheimat Salzburg den von Architekt Volkmar Burgstaller geplanten Hangar-7 errichten liess. Mit einer Spende von 70 Millionen Euro unterstützte der Unternehmer Forschungen zur Heilung von Querschnittlähmung. 9 Wir sind völlig transparent Interview: © Kleine Zeitung Graz 10 DAS PORTRÄT Herr Mateschitz, die Marke Red Bull wirbt mit Extremsport und setzt auf die Ausreizung von Gefahr und Risiko. Verstehen Sie Kritiker, die das für ein ethisch fragwürdiges Konzept halten? Jeder Extremsportler, jeder Basejumper, jeder Motocrosser hat diesen Beruf ausgeübt, lange bevor wir ihn begleiten. Und wenn wir Events machen, dann lassen wir uns die nicht selbst einfallen, sondern es kommt meistens der Athlet auf uns zu. Dann versuchen wir das Risiko zu minimieren, machen Tests und bereiten uns monatelang penibel vor. Das Restrisiko bleibt. Es spielt einer Fussball und hat einen Herzinfarkt und fällt tot um. Hat man jemals den Bernie Ecclestone zur Verantwortung gezogen, wenn es in den 70er- oder 80er-Jahren einen tödlichen Unfall gegeben hat? Es ist die Passion der Athleten. Ich wünsche mir Politiker, die einen Beruf haben. Der Stratosflug von Felix Baumgartner hätte mit einer weltweit live übertragenen Tragödie enden können. Nein, hätte er nicht. Wir hatten Sicherheitsmassnahmen implementiert, über die wir öffentlich nicht gesprochen haben. Im schlimmsten Fall wäre Felix vielleicht ohnmächtig geworden, aber trotzdem heil heruntergekommen. In Amerika wurde Ihr Unternehmen verklagt, weil ein Konsument angeblich an den Folgen überhöhten Red-Bull-Konsums verstorben ist. Wie gehen Sie damit um? Das passiert fünf Mal im Jahr und nervt natürlich. Da muss man die amerikanische Justiz kennen, die Anwälte, die ihre Visitenkarten verteilen und sagen: Ich vertrete dich umsonst, dafür kriege ich 30 und mehr Prozent der Einnahmen. Wir haben meterhohe klinische und toxologische Untersuchungen zur Unbedenklichkeit, die Vorwürfe sind absurd. Und wenn die französische Regierung eine Steuer auf Energy-Drinks einführen will, dann tut sie das nicht, weil sie die Gesundheit schützen will, sondern weil sie damit 80 Millionen Euro für die leere Eine Milliarde Euro gibt Red Bull pro Jahr für globales Marketing aus 11 SPRUNG AUS DER STRATOSPHÄRE Felix Baumgartner stieg am 14. Oktober 2012 von der Walker Air Force Base bei Roswell in New Mexico (USA) mit einem Heliumballon in einer Druckkapsel in die Stratosphäre auf, um mit nur einem Schutzanzug und Fallschirm abzuspringen. Nach seinem Sprung erzielte er: - den mit 38´969.4 m bis dahin höchsten Absprung eines Fallschirmspringers, - den mit 36´402.6 m tiefsten freien Fall, - die mit 1357.6 km/h grösste im freien Fall erreichte Geschwindigkeit ohne Stabilisierungsschirm. 12 DAS PORTRÄT Staatskassa lukriert. Das ist Doppelmoral, Lug und Betrug. Coca-Cola hat teilweise dasselbe Problem, bei denen ist es halt der Zucker, bei McDonald’s ein Konsument mit Übergewicht, bei Walmart ein frisch gewischter Fussboden. Solche Beispiele kann man endlos aufzählen. Ich halte es mit Viktor Frankl, der sagt, das ureigenste aller Menschenrechte ist das der Eigenverantwortung. Die braucht aber einen Rahmen. Den setzt bei uns der Staat so eng, dass von der Verantwortung des Einzelnen nichts mehr übrig bleibt. In der Pädagogik ist immer der Lehrer schuld oder das System, aber nie die Eltern oder die Jugendlichen selbst. Alles wird niederreglementiert. Man schreibt vor, dass ein Wegweiser auf einem Berg gelb Wenn ich morgen nicht mehr ins Unternehmen kommen will, wird man das nicht merken. und pulverbeschichtet sein muss und dass Schafe und Kühe auf der Alm Marken haben müssen, mit so und so vielen Farben, dass man schon fast keine Ohren mehr sieht. Ich glaube an Individualismus, nicht an Konformismus. Mich wundert, was die Menschen alles hinnehmen. Dass sie sich gefallen lassen, was die NSA macht, was die Staaten machen, was die EU macht. Irgendwann wird es zum Aufstand kommen. Wollten Sie nie Politiker werden? Nein, ich wäre völlig unbrauchbar. Da geht es um die politische Kultur. Ich finde es nicht richtig, dass es primär um die Machterhaltung der eigenen Partei geht, dass man durch Diffamierung und Diskriminierung der anderen Parteien überzeugen will und nicht durch die eigene Leistung. Das würde ich nie auf mich nehmen. Ich glaube auch nicht, dass es gut ist, dass man hauptberuflich Politiker ist. Was hat man da gelernt? Was ist das für ein Beruf? Fakten aus dem Leben von Dieter Mateschitz 116 Auf diesem Platz rangiert Dieter Mateschitz mit einem geschätzten Vermögen von USD 10.8 Mrd. auf Forbes Milliardärs-Ranking 2015. 5.6 Milliarden Dosen des Energygetränks Red Bull wurden 2014 verkauft, das bedeutet ein Plus von 0.2 Milliarden im Vergleich zu 2013. 1 Sohn (22) aus einer zweijährigen Beziehung; Mateschitz ist ledig. 7 Mateschitz´s grosse Leidenschaft sind Flugzeuge, die er zum Teil im Hangar-7 in Salzburg ausstellt. Ein verantwortungsvoller und zeitraubender. Dass man rhetorisch gut ist? Dass man gut lügen kann? Dass man sich opportun verhalten kann? Das ist ja kein Beruf. Ich wünsche mir Politiker, die einen Beruf haben, Landwirt, Rechtsanwalt, Finanzmann, Wissenschafter, Professor, Unternehmer, Journalist, Kaufmann. Und wenn man in der Politik keinen Erfolg hat, das heisst seine Leistung nicht erbringt, dann geht man zurück in die Kanzlei oder auf den Bauernhof. Dann wäre zumindest einmal die Abhängigkeit von der politischen Partei aufgehoben. Und warum muss man überhaupt einer Partei angehören? Man verliert dadurch die besten Köpfe eines Landes, weil sie genau das nicht möchten. Im Kern ist es ganz einfach, in der Politik wie überall sonst auch: Es geht um Kompetenz und Charakter, um sonst nichts. Sie stellen sich mit Ihrem Produkt dem globalen Wettbewerb. Wie wettbewerbsfähig ist Österreich? Österreich könnte sein Potenzial besser ausschöpfen. Das gilt für Wissenschaft genauso wie für Technik, Forschung und Wirtschaft. Es gäbe in Österreich viele Marken, die das Potenzial hätten, auch international zu reüssieren. Warum das nicht allen gelingt, warum es vielleicht nicht einmal alle versucht haben, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht haben sie von manchem zu wenig, Selbstvertrauen, Freude an der Herausforderung, Mut, und von manchem zu viel, Bequemlichkeit, Zufriedenheit. Aber vielleicht fehlt auch die Möglichkeit, so einen Schritt zu finanzieren. Es gibt Pläne, das Vermögen in Österreich stärker zu besteuern. Würden Sie das als glamourös Betroffener befürworten? Ja, eine Vermögenssteuer finde ich durchaus fair und legitim. Auch wenn man natürlich jetzt schon ein Zigfaches an Steuervolumen bezahlt. Wo zahlt das Unternehmen Red Bull Steuern? Es wird der gesamte Weltumsatz in Österreich versteuert. Es ist relativ bekannt von mir, dass wir völlig transparent sind. Wir haben keine Einkaufsgesellschaft in Hongkong, wir haben die Marke nicht auf den Cayman-Inseln. Wir zahlen, so wie es sich gehört, jeden Cent Steuer ohne irgendwelche Konstrukte. Aber in Ausnahmezeiten, und in denen 13 IN MARIA ALM auf einem Bauernhof am Fusse vom Steinernen Meer lebt Dieter Mateschitz. Seine Mutter (99 Jahre) wohnt bei ihm, in einem Gästehaus neben dem Bauernhof. bewegen wir uns, ist es die Verpflichtung des Einzelnen, sofern er dazu finanziell in der Lage ist, zusätzlich zu kontribuieren. Man könnte die zahlungskräftigen Grossunternehmen freiwillig zu einer solchen Einmalaktion oder meinetwegen über zwei, drei Jahre hindurch auffordern, einen solchen ausserordentlichen Beitrag zu leisten vielleicht käme dabei mehr heraus, als man sich jetzt vorstellen würde. Sie würden das machen? Ja, solange es notwendig ist. Das Problem ist nur, dass es in Summe nicht viel helfen wird. Wenn Sie bei allen Arbeitnehmern fünf Euro im Monat einsparen, ist die Summe eine vielfach höhere, als wenn Sie den sogenannten Millionären Millionen wegnehmen. Was uns betrifft, machen wir ohnehin sehr viel. Und wenn es in Summe über das Machbare hinausgeht, dann müssen wir eben bei anderen Dingen einsparen, sei es im Sport, in der Wissenschaft, im sozialen Bereich oder sonst wo. Aber eines möchte ich schon noch anführen: Ich halte die Summe des Steueraufkommens in Österreich, als einem der höchstbesteuerten Länder, für durchaus ausreichend. Der Schlüssel ist eher die richtige Aufteilung. Aber noch einmal: Eine Vermögenssteuer erachte ich als durchaus legitim. Wie viel Steuern zahlt der Konzern? Das weiss ich jetzt nicht genau. Wenn Sie Mehrwertsteuer, Körperschaftssteuer, Lohnsteuer, Kommunalsteuer, dazu die Mehrfachsteuern und so fort zusammenzählen, dann sind das ein paar Hundert Millionen im Jahr. Die Schweiz wäre schonender. Ich hab’ einmal im Spass gesagt, wenn ich in die Schweiz ginge, könnte ich mir alle drei Monate eine Riesenvilla am Luganer See kaufen und verschenken, das Ganze viermal im Jahr, und es käme mir immer noch billiger als in Österreich. Wie definieren Sie Luxus? Die Intensität einer unversehrten Natur, ein kleiner Kreis an Freunden mit einer Affinität zum Humor und in der Art zu denken. Eine erfüllende Arbeit. Familie. Zeit, die Souveränität über sie und gelegentlich gut essen gehen. Auch ein ansehnliches Paar Ski und ein gescheites Bike für die Berge gehören dazu. Sie sind jetzt siebzig Jahre alt. Was haben Sie noch vor mit sich? Ich erinnere mich immer selber daran, dass es Zeit wäre, in Pension zu gehen. Mein Umfeld versichert mir, dass das keine besonders gute Idee wäre. Ich habe meine Arbeitszeit auf eine Drei-TageWoche reduziert, was mir zur Hälfte auch gelingt einzuhalten. Meinem vierköpfigen Konzernvorstand sage ich, ihr müsst euch langsam angewöhnen, Entscheidungen irgendwann ohne mich zu treffen, weil ich dann nur noch Holzknecht sein werde • 14 SPORT KITESURFEN ÜBER DEN WELLEN Schnell zu lernen und hoher Adrenalin-Faktor. Hier erklärt die Wassersport-Legende Alexander Lehmann, was Kitesurfen so faszinierend macht. QUARTERLY 2 | 15 15 W enige Momente vorher war der Strand noch von Sonnenschein verwöhnt. Doch schlagartig verdunkelt sich der Himmel über dem Meer. Das dumpfe Grollen aus der Ferne lässt nicht nur die Seemöwen verstummen. Die leichte Seebrise aus nordwestlicher Richtung entwickelt sich binnen Minuten zu einem ernst zu nehmenden Sturm. Ich schmecke das Salz auf meinen Lippen, während aufgewirbelter Sand über die Dünen jagt und erste Sonnenschirme mit sich reisst. Fluchtartig verlassen Badegäste den Strand, raffen hastig ihre Handtücher und Picknickutensilien zusammen, während ich mich in aller Ruhe und mit zunehmender Vorfreude in meinen Neoprenanzug zwänge. Ich schultere meinen Kite und greife das Board, wohlwissend, dass mir eine actiongeladene Session in den Fluten der Ostsee bevorsteht. Adrenalin pur Lautlos über das Wasser jagen, angetrieben vom Wind zu meterhohen Sprüngen abheben und Wellen surfen, ohne dafür nur einen Schlag paddeln zu müssen: Kitesurfen garantiert Adrenalin pur und gehört zu den Wassersportarten mit dem grössten Actionfaktor. Hier wird die menschliche Faszination für das Überlisten der Schwerkraft mit Leichtigkeit Realität. Von der Kraft eines Lenkdrachens angetrieben, eröffnet das Kitesurfen eine neue Dimension für Funsportler. Scheinbar schwerelos katapultieren sie sich in Höhen von bis zu 20 Metern und profitieren dann von der Tragfähigkeit ihrer Drachen. Flugzeiten von über zehn Sekunden sind keine Seltenheit. Ob auf Flachwasser cruisen oder in Wellen surfen, die Facetten sind so vielseitig wie in kaum einer anderen Wassersportart. Von aussen betrachtet ist es ein wahrhaft artistisch anmutendes Spektakel – und dennoch leicht zu erlernen. Ob jung oder alt, Freizeitsportler oder Sportfanatiker, Lernfortschritte stellen sich deutlich schneller ein als etwa beim Windsurfen oder Wellenreiten, denn der Kraftaufwand fällt entscheidend geringer aus. Dennoch ist Kitesurfen eine Sportart, die nahezu alle Muskelpartien des Körpers beansprucht und den Fitness-Aspekt in vollem Umfang erfüllt. DIE AUSRÜSTUNG Nichts kaufen ohne vorausgegangenen Kurs. Finger weg von Profi-Equipment, wenn man noch Anfänger ist. Rookies brauchen ein Kite, das sehr stabil schwebt, sich möglichst neutral bis gutmütig verhält. Richtig wichtig ist das Safety-System: Es muss in der ersten Stufe eine rasche Zugminimierung bieten und in der zweiten Stufe eine komplette Trennung vom Kite mittels Schnelltrennmöglichkeit an der Safetyleash. 16 SPORT TRICKS GEHÖREN DAZU Abfolge des bei Kitern beliebten Back Roll An oder aus – im Wasser liegen oder über selbiges gleiten: Beim Kitesurfen gibt es keinen Kompromiss. Und genau dieser Umstand trägt dem raschen Erfolg der Sportart Rechnung. Während man sich beim Windsurfen nicht selten über Jahre quälen muss, ehe man sich in den Fussschlaufen stehend und im Trapez eingehakt gleitend über das Wasser bewegt, hat man beim Kitesurfen bereits nach wenigen Stunden erste Erfolgserlebnisse. Denn im Gegensatz zum Windsurfen, der Mutter aller Funsportarten, trägt einen das Board aufgrund mangelnden Volumens nicht und so fährt man, den Kite in die richtige Richtung gelenkt, sofort von 0 auf 100 in den Gleitzustand. Und dieses besondere Gefühl ist es, was die Faszination aller Funsportarten ausmacht. Ob Snowboarden im Tiefschnee, Windsurfen, Wellenreiten, Wakeboarden oder eben Kitesurfen: das Gefühl des schwerelosen Gleitens ist es, was die Menschen elektrisiert und nicht mehr loslässt. Und beim Kitesurfen hat man dieses Gefühl bereits nach kurzer Zeit. Oder man liegt nur im Wasser. Gewaltiges Interesse Galt Kitesurfen noch vor wenigen Jahren als äusserst gefährlicher Sport, gehören die Zeiten von unausgereiften Systemen, Material aus der Bastlerwerkstatt und «learning by doing» längst der Vergangenheit an. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, als um die Jahrtausendwende vereinzelt verwegene Gestalten auf dem Wasser zu sehen waren, die sich von riesigen Lenkdrachen auf einem Windsurf- oder Wellenreitboard ziehen liessen. Damals wurden sie als Freaks bezeichnet, denn kaum jemand konnte mit diesem merkwürdigen Treiben so richtig etwas anfangen. Heute gelten die damaligen Freaks, wie Flash Austin oder Robby Naish, als Synonyme für die Geburt einer Sportart, die heute Tausende Wassersportler weltweit in ihren Bann zieht. Von jungen Wilden bis hin zu sportlichen Senioren hat das Kitesurfen mittlerweile Liebhaber in allen Altersgruppen und gesellschaftlichen Schichten gewonnen. Einer der Gründe für diese rasante Entwicklung ist sicherlich, dass der Ursprung des Kitesurfens die Faszinationen verschiedenster Sportarten vereint. Elemente vom Windsurfen, Wellenreiten, Paragliding, Wakeboarden und Skaten dienen auch heute noch als Inspiration. Die Zugangsbarrieren sind relativ gering und auch der Materialaufwand ist verglichen mit dem Windsurfen überschaubar. Ein Schirm hat zusammengepackt gerade mal die Masse eines Rucksacks und eine komplette Ausrüstung lässt sich problemlos in einem Sportwagen transportieren. Hinzu kommt die nahezu grenzenlose Freiheit bei der Wahl des Spots. Natürlich gelten aber auch für Kitesurfer Regeln: Badezonen, Schifffahrtsstrassen oder Naturschutzgebiete sowie ausgewiesene Verbotszonen müssen gemieden werden. Darüber hinaus kann aber im Grunde jede «Pfütze», die mit Wind versorgt wird, zum Kitespot werden. Demnach ist der Sport nicht nur an der Küste erlebbar. QUARTERLY 2 | 15 Beim Kiten gilt das Entweder-Oder-Spiel: Entweder Du liegst im Wasser oder Du gleitest. Vor zehn Jahren war Kitesurfen noch relativ eingleisig gestrickt und von etablierten Funsportlern auch gerne belächelt. Auf einem Board stehend wurden die Akteure von ihren Drachen gezogen und hoben zwischendurch für Sprünge von der Wasseroberfläche ab. Viel mehr war Kitesurfen zu diesem Zeitpunkt nicht. Aufgrund der schnellen Weiterentwicklung, bei der noch lange kein Ende in Sicht ist, existieren heute diverse Spielarten auf dem Wasser. Durch innovative Beeinflussung von bereits bestehenden Boardsportarten wie dem Wakeboarden, entstanden binnen weniger Jahre manigfaltige Ausprägungen. Unter dem Überbegriff Freestyle entwickelten sich die Disziplinen Oldschool, Newschool und Wakestyle und abseits von hohen Sprüngen traten die Disziplinen Kiterace, Speed und Wave auf die Bildfläche. Ob Kiten auf Hindernissen wie Slidern und Kickern (bekannt aus dem Wake- und Snowboarden), Wavekiten mit oder ohne Schlaufen, oder das relativ neue Wakeskaten, bei dem der Fahrer auf einem Skateboard ähnlichen Brett steht, den Ideen sind keine Grenzen gesetzt. 17 Der bereits seit zehn Jahren an der Nordseeküste von St. Peter-Ording stattfindende Kitesurf World Cup ist mit einer viertel Million Besucher die grösste und zugleich reichweitenstärkste Kite-Veranstaltung der Welt geworden und verdeutlicht das mittlerweile gewaltige Interesse am Kitesport. Jedes Jahr sind steigende Aktivenzahlen zu verbuchen. Höhenflug mit Suchtgefahr! Wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, den wird der Ruf des Windes nicht mehr loslassen – Suchtgefahr garantiert. Diese Sucht packte bereits vor Jahren auch den Self-Made-Milliardär Richard Branson, der Ende 2014 kurzerhand die internationale Kitesurforganisation PKRA (The Professional Kiteboard Riders Association) kaufte, um unter neuem Namen «Virgin Kitesurf World Championships» die Sportart auf das nächste Level zu heben. Auch Richard Branson sagt man nach, dass er an windigen Tagen unruhig wird und ihn eine unsichtbare Macht aufs Wasser zieht. Vor allem dann, wenn der Himmel dunkel wird, aus einer leichten Brise ein handfester Sturm wird und die fliegende Gischt das Meersalz auf den Lippen hinterlässt. Kaum jemand kennt die Funsport-Szene so gut wie der ehemalige Windsurf-Profi Alexander Lehmann (42). Er ist Gründer des Kitemagazins «Kitlife» und einer der Urväter des Ocean Jumps, der jedes Jahr während der Kieler Woche viele tausend Fans anlockt. 1 2 4 7 5 6 DIE BESTEN KITE-SPOTS DER WELT 8 9 Rookie Stehreviere bieten Anfängern die besten Bedingungen. Im knietiefen Wasser ist es einfacher, den Widerstand im Kitesegel aufzubauen. Top-Reviere: Fehmarn 1 , Westrügener Bodden 2 und Mauritius 3 . 3 Semi Am besten eignet sich ein möglichst vielseitiger Mix aus Flachwasser und kleineren Wellen zum Springen. Top-Reviere: Deutsche Nordseeküste 4 (St. Peter Ording), Holländische Küste 5 und die Nordküste Brasiliens 6 (z.B. Fortaleza). DIE BESTEN KITE-SPOTS DER WELT Für Anfänger, Fortgeschrittene und Könner Pro Geübte Kiter suchen viel Wind für einen hohen Druck im Segel und Wellen für die Akrobatik. Top-Reviere: Der Norden Dänemarks 7 (Hanstholm, Klitmøller), Bretagne 8 , Mauritius 9 (one eye). 18 ÖL SPITZMARKE ROHÖL KAMPFZONE ROHÖL QUARTERLY 2 | 15 19 DIE NACHFRAGE STAGNIERT, NEUE MACHTVERHÄLTNISSE ENTSTEHEN WER WIRKLICH DAS AUF UND AB DES ÖLPREISES BESTIMMT. DER KRIMI RUND UMS SCHWARZE GOLD IN 3 KAPITELN. 20 ÖL Fördern, aufbereiten, liefern: Produktionsprozess der Ölindustrie Kapriolen beim schwarzen Gold Öl hat sich enorm verbilligt. Während die USA Förderkapazitäten allmählich zurückfahren, konnte sich die OPEC (noch) nicht zu einer Drosselung durchringen. Die geopolitische Grosswetterlage spielt hier eine zentrale Rolle. D er Mensch des 21. Jahrhunderts kommt am Erdöl noch längst nicht vorbei. Trotz aller Bemühungen, den Anteil an regenerativen Energieträgern auszubauen, ist und bleibt das überwiegend aus Kohlenwasserstoffen bestehende zähflüssige Gemisch der mit Abstand wichtigste Rohstoff. Pro Tag verbrauchte die Welt laut Zahlen der U.S. Energy Information Administration (EIA) im vergangenen Jahr mehr als 92 Millionen Barrel Öl. Knapp die Hälfte dieser Menge entfiel auf die 34 Mitglieder Pro Tag werden weltweit der Organisation für wirtschaftmehr als 92 Millionen liche Zusammenarbeit und EntBarrel Öl verbraucht. wicklung. In ihren Projektionen geht die US-Regierungsbehörde davon aus, dass der Bedarf der OECD-Länder langfristig stagniert. Dagegen rechnen die Experten vor allem in Asien mit einem rasant steigenden Energieverbrauch. Bis 2040 soll sich der Ölkonsum in der Region gegenüber dem Niveau von 2010 auf 43.2 Millionen Barrel pro Tag mehr als verdoppeln. Der QUARTERLY 2 | 15 immense Energiehunger der Schwellenländer könnte den globalen Verbrauch laut EIA in den kommenden 25 Jahren auf gut 119 Millionen Barrel pro Tag erhöhen. Vor diesem Hintergrund wirkt die jüngste Entwicklung an den Warenterminmärkten geradezu grotesk. Hier stehen zwei Futures im Mittelpunkt des Interesses. Neben der US-Gattung Western Texas Intermediate (WTI) handelt es sich dabei um die Nordseesorte Brent. Bis Mitte 2014 bewegten sich beide Kontrakte auf einem relativ hohen Niveau. Doch dann setzte eine scharfe Korrektur ein. Brent und WTI verbilligten sich innert sieben Monaten um nahezu 60 Prozent. Erst Anfang 2015 konnte sich das schwarze Gold etwas stabilisieren. Eine gewisse Rolle dürfte bei dem Abverkauf der erstarkte US-Dollar gespielt haben. Beispielsweise wertete der Greenback in Relation zum Euro innert zwölf Monaten um mehr als ein Viertel auf. Seit jeher zeigt die US-Valuta eine gegenläufige Korrelation gegenüber den Rohstoffpreisen. 21 Globaler Ölverbrauch: Stetiges Wachstum in Mio. Barrel/Tag e=erwartet; Quelle: EIA. Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen. Von Knappheit keine Spur Dreh- und Angelpunkt der Korrektur war jedoch die Angebotsseite. Laut EIA übertraf die weltweite Produktion den Verbrauch 2014 täglich um 400‘000 Barrel. Damit verzeichnete der globale Markt das dritte Jahr infolge einen Überschuss. Vor allem die USA erleben eine regelrechte Ölschwemme. Seit Jahren forcieren die Staaten die so genannte Fracking-Technologie. Bei dieser Fördermethode wird mit bestimmten Chemikalien versetztes Wasser unter hohem Druck durch dichte Gesteinsmassen gepresst und Öl und Gas gewonnen – mehr dazu ab Seite 28. Gleichwohl lässt der enorme Preisverfall den USEnergiesektor nicht kalt. Zumal das Fracking eine relativ teure Fördermethode ist. Die EIA rechnet bereits mit einer Verlangsamung des Wachstums. Dafür sprechen auch die gedrosselten Förderaktivitäten, im Fachjargon Rig Counts. Laut Daten von Baker Hughes nahm die Zahl der aktiven Ölbohrungen in den USA im ersten Quartal 2015 um mehr als 40 Prozent ab. Bereits per Ende Februar hatte der Informationsdienstleister erstmal seit knapp vier Jahren weniger als 1‘000 horizontale Entnahmestellen gezählt. Die Fracking-Technik kommt insbesondere bei der Förderung von Schiefergas zum Einsatz. «Die Rig Counts sind ein guter Frühindikator für die Ölproduktion», meint David Martin, Rohstoffanalyst bei J.P. Morgan. Er verweist zudem auf die Kapazitätsanpassungen bei den Energieunternehmen. In der Tat setzten zahlreiche Multis den Rotstift an. Beispiel Exxon Mobil: Vor dem Hintergrund des massiven Preisverfalls kündigte der US-Grosskonzern eine Reduzierung der Ausrüstungsinvestitionen für 2015 um rund 12 Prozent auf 34 Milliarden US-Dollar an. OPEC mit hohen Einbussen Laut David Martin fallen die Kapazitätsanpassungen insgesamt etwas aggressiver aus als ursprünglich erwartet. Allerdings hätten sie im ersten Quartal 120 100 80 60 40 20 0 2010 2011 2012 OECD 2013 Nicht - OECD noch nichts an der massiven Überversorgung ändern können. «Es wird dauern, bis sich die Kürzungen im Markt auswirken», erklärt der Experte. Das gilt umso mehr, da die Organisation für erdölexportierende Länder (OPEC) vorerst still hielt. Bei einem mit Spannung erwarteten Treffen im November vergangenen Jahres machte das Kartell keine Abstriche am Produktionsziel von 30 Millionen Barrel pro Tag. Dem steht laut EIA ein Bedarf an OPEC-Öl von 29 Millionen Fässern gegenüber. Offenbar setzt die Organisation auf ihre relativ tiefen Produktionskosten und einen Verdrängungswettbewerb. Dafür ist das von Saudi-Arabien dominierte Kartell wohl zu hohen Einbussen bereit. Jedenfalls hat die EIA errechnet, dass die Nettoeinnahmen der OPEC-Länder (ohne Iran) aus Ölexporten 2014 mit 730 Milliarden US-Dollar um nahezu 100 Milliarden unter dem Vorjahreswert lagen. 2015 müssen die Mitgliedsländer noch stärkere Einbussen fürchten. Derweil 2014e 2015e 22 ÖL OPEC-Ölexporteinnahmen: Herbe Einbussen in Mrd. US-Dollar (nominal), ohne Iran e=erwartet; Quelle: EIA. Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen. 1‘000 890 824 900 800 730 700 600 515 500 380 400 300 200 100 0 2012 2013 2014e 2015e 2016e OECD-Einnahmen aus Ölexporten trägt der Verzicht auf eine Drosselung der Produktion zum enormen globalen Lageraufbau bei. Laut EIA verfügten die OECD-Staaten per Ende März über Vorräte, die ihren Bedarf für 62 Tage deckten. Zwölf Monate zuvor war die In den USA dehnten Reichweite noch fünf Tage kürzer. sich die Lagerbestände In den USA dehnten sich die Lagerbestände innert eines halben um 30 Prozent aus. Jahres um knapp 30 Prozent auf 467 Millionen Barrel aus. Besonderheiten des Terminmarktes Abzulesen ist die Ölschwemme auch an der Terminkurve. Insbesondere WTI zeigt ein steiles Contango. Das heisst, länger laufende Futures notieren wesentlich höher, als demnächst fällige. Konkret kostete der im August zur Lieferung anstehende Kontrakt Anfang Juli 57 US-Dollar. Wer sich dieselbe Menge des Rohstoffs per August 2016 sichern wollte, musste 60.5 US-Dollar zahlen – ein Aufschlag von 6.1 Prozent. Vor der Preiskorrektur sah das noch ganz anders aus. Sowohl WTI als auch Brent hielten sich hartnäckig in der Backwardation. Von dieser Konstellation sprechen Experten, sobald sich die Terminkurve nach unten neigt. Dann sind später auslaufende Futures günstiger zu haben als ihre früher fälligen Pendants. Zu einer Backwardation QUARTERLY 2 | 15 kommt es insbesondere dann, wenn die Marktteilnehmer mit einer Verknappung rechnen. Sie sind dann bereit, für die kurzfristige Verfügbarkeit der jeweiligen Ware einen Aufschlag zu bezahlen. Für latente Versorgungsängste sorgte bis weit in das vergangene Jahr hinein die instabile Lage in mehreren Förderländern. Neben dem Atomkonflikt des Westens mit dem Iran galten die teils desolate Situation im Irak, in Syrien und Libyen sowie der Ukraine-Konflikt als zentrale Belastungsfaktoren. Zwar scheint der Markt die geopolitische Risikoprämie nun mehr oder minder ausser Acht zu lassen. Allerdings könnte dieser seit jeher wichtige Preisparameter jederzeit wieder an Bedeutung gewinnen. Zumal die skizzierten Krisenherde – abgesehen von der möglichen Einigung mit dem Iran – nur teilweise an Brisanz eingebüsst haben. Ungeachtet dessen hängen die weiteren Aussichten stark von der Relation aus Angebot und Nachfrage ab. Kurzfristig kann auf Produktionsseite mit einem allmählich nachlassenden Boom gerechnet werden. Was den Bedarf anbelangt, ist die konjunkturelle Entwicklung entscheidend. Sollten nach den USA weitere grosse Volkswirtschaften ihre Schlagzahl erhöhen, dürfte dies zu einem Anstieg des Ölbedarfs führen. Noch geben sich die Auguren allerdings vorsichtig: Sowohl die EIA als auch die Internationale Energieagentur 23 Ölpreis (WTI): Scharfe Korrektur in US-Dollar/Barrel; Quelle: Thomson Reuters. Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen. 140 140 120 100 80 60 44.6 40 03/05 03/06 03/07 03/08 03/09 03/10 WTI taxieren das globale Nachfragewachstum im laufenden Jahr auf knapp ein Prozent. Experten rechnen mit Preiserholung Das Gros der Analysten rechnet daher auch nur mit einer langsamen Preiserholung. Ende März befragte die Nachrichtenagentur Reuters 34 Researchhäuser nach ihrer Prognose. Demnach sehen die Experten den Preis für ein Barrel der Sorte Brent 2016 im Schnitt bei 70 US-Dollar. Damit würde sich die Nordseegattung gegenüber dem aktuellen Niveau um etwa 13 Prozent verteuern. Derweil liegt der erwartete WTI-Mittelkurs für das kommende Jahr bei 65.50 US-Dollar. Daraus errechnet sich ein Aufwärtspotenzial von 14.9 Prozent. Behalten die Analysten Recht, müssen Verbraucher an der Tankstelle, im Reisebüro sowie dem Detailhandel mittelfristig wieder mit steigenden Kosten rechnen. 03/11 03/12 03/13 03/14 03/15 24 ÖL Kräftig abgeschmiert Der starke Preisverfall trifft den Öl- und Gassektor hart. Europas Branchenvertreter sparen. Ein erster Megadeal könnte Vorbote weiterer Konsolidierungen sein. A m 21. Juni stand an der Schweizer Börse ein kleines Jubiläum auf der Agenda. Zu diesem Termin jährte sich die Aufnahme von Transocean in den SMI® zum fünften Mal. Genau zwei Monate und einen Tag, nachdem die Aktien des weltweit grössten Betreibers von Bohrinseln und -schiffen erstmals an der SIX Swiss Exchange gehandelt wurden, zogen sie am 21. Juni 2010 in den heimischen Leitindex ein. Weder für das Unternehmen selbst noch seine Anteilseigner besteht knapp fünf Jahre später Grund zur Freude. Gegenüber dem SIX-Premierenkurs von 95.02 Franken büsste die Aktie bis heute mehr als vier Fünftel ein. Schwere Krise Schon der Start stand unter keinem guten Stern. Wenige Stunden nachdem der Valor am Schweizer Aktienmarkt debütierte, geriet die von Transocean betriebene Bohrinsel Deepwater Horizon in Brand und löste im Golf von Mexiko eine verheerende Katastrophe aus. Als das Debakel juristisch noch nicht vollständig aufgearbeitet war, stand der Konzern vor weiteren grossen Herausforderungen. Zum einen liess im Zuge des US-Fracking-Booms (siehe Seite 28ff.) das Interesse an Bohrungen auf hoher See nach. Zum anderen machte dem Unternehmen der starke Preisverfall am Ölmarkt zu schaffen. Transocean reagierte mit einem bilanziellen Kehraus und verbuchte wegen hoher Abschreibungen für 2014 einen Nettoverlust von knapp zwei Milliarden US-Dollar. Kurz bevor die in Zug ansässige Gesell- QUARTERLY 2 | 15 schaft ihre Zahlen präsentierte, musste CEO Steve Newman seinen Hut nehmen. Das strauchelnde SMI®-Mitglied ist ein Extrembeispiel. Und doch zeigt sich an Transocean anschaulich, welch tiefe Spuren der gesunkene Ölpreis in dem Sektor hinterlässt. Das gilt nicht nur für spezialisierte Dienstleister, sondern auch für breit aufgestellte Branchenvertreter. Solche Konzerne geben im STOXX® Europe 600 Oil & Gas den Ton an. Praktisch zeitgleich mit der Rohstoffnotierung drehte der europäische Sektorindex Mitte 2014 nach unten und gab innert eines knappen halben Jahres um knapp ein Drittel nach. Mittlerweile hat die Benchmark einen grossen Teil der Verluste aufgeholt. Dabei half den Aktien unter anderem die Stabilisierung beim Ölpreis. Möglicherweise griff so mancher Investor auch wegen der teils hohen Dividendenrenditen zu. Dividenden haben Priorität Nach Ansicht der Analysten von Kepler Cheuvreux hat die Verteidigung der Ausschüttungen für Europas integrierte Öl- und Gaskonzerne eine hohe Priorität. Neben starken Bilanzen würden selektive Anlageverkäufe, sinkende Investitionen und operative Verbesserungen den Unternehmen die dazu erforderliche Flexibilität geben. «Wir glauben, dass der Sektor gegenwärtig in einer deutlich besseren Verfassung als 2008 ist, als drei Unternehmen ihre Dividenden kürzten», schreiben die Experten in einer Ende Januar veröffentlichten Studie. In der Tat scheint den Managern dieses Thema heilig zu sein. Mit Royal Dutch Shell, BP und Total erhöhten die 25 UNTERNEHMEN Royal Dutch Shell HAUPTSITZ Den Haag, Niederlande MITARBEITER 2015 KGV 94´000 14.0 ANALYSTENEINSCHÄTZUNG 13 Kaufen | 15 Halten | 2 Verkaufen MARKTKAPITALISIERUNG CHF 169 Mrd. UNTERNEHMEN BP HAUPTSITZ London, Vereinigtes Königreich MITARBEITER 2015 KGV 84´500 16.0 ANALYSTENEINSCHÄTZUNG 7 Kaufen | 20 Halten | 7 Verkaufen MARKTKAPITALISIERUNG CHF 131 Mrd. 26 ÖL Europas grösste Öl- und Gaskonzerne*: Royal Dutch Shell an der Spitze *Basis: STOXX® Europe 600 Oil & Gas Index; Stand: 02.07.2015. Quelle: Thomson Reuters. Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen. Unternehmen Land Börsenwert (in Mrd. CHF) Royal Dutch Shell NL 169 BP GB 113 Total FR 110 ENI IT 62 BG Group GB 53 Statoil NO 52 Repsol ES 23 Vestas Wind DK 11 Galp Energia PRT 9 OMV AT 8 drei gemessen am Börsenwert grössten Ölkonzerne des alten Kontinents ihre Dividende für 2014. Lediglich ENI tanzte aus der Reihe. Der italienische Multi kündigte Mitte März eine Kürzung der Ausschüttung an und setzte den Rückkauf eigener Aktien aus. Gleichzeitig strich er die für den Zeitraum 2015 bis 2018 geplanten Investitionen um 17 Prozent auf rund 48 Milliarden Euro zusammen. Dem nicht genug: Weitere 8 Milliarden Euro soll der Verkauf von Anlagen einbringen. Wie stark der Rotstift angesetzt werden muss, hängt auch vom jeweiligen CashBreak-Even-Ölpreis ab. Dabei handelt es sich um die Notierung, ab welcher die Förderung des schwarzen Goldes für ein Unternehmen einen positiven Belastet Royal Cashflow abwirft. Kepler Cheuvreux taxiert die Schwelle für den europäischen Sektor Dutch Shell die im laufenden Jahr auf durchschnittlich 110 BG-Akquisition? US-Dollar je Barrel. 2016 könnte der BreakEven unter die 100-Dollar-Marke sinken. Während ENI einen überdurchschnittlichen Wert zeigt, würde Royal Dutch Shell 2015 ein Ölpreis von 96 US-Dollar reichen, um die liquiden Mittel zu erhöhen. Zwar notierte der Rohstoff im ersten Quartal weit unter diesem Betrag. Die Ratingagentur Moody’s hielt den europäischen Branchenkrösus Anfang QUARTERLY 2 | 15 März neben der globalen Nummer eins Exxon Mobil dennoch für am besten positioniert, um mit den widrigen Verhältnissen klar zu kommen. Beide Unternehmen hätten eine Phase mit geringeren Investitionen erreicht. Nun ständen wichtige Projekte kurz vor dem Abschluss und könnten über die kommenden beiden Jahre die Produktion aufnehmen. Ein wahrer Megadeal Am 8. April setzte Royal Dutch Shell selbst ein dickes Fragezeichen hinter diesen «Ritterschlag» und kündigte den Kauf des britischen Gasproduzenten BG an. Mit einem Volumen von umgerechnet rund 61 Milliarden Franken handelt es sich dabei um die grösste Übernahme in der Energiebranche seit mehr als einem Jahrzehnt. Erteilen die Wettbewerbsbehörden ihren Segen, würde ein wahrer Branchengigant entstehen. Shell könnte seine Öl- und Gasreserven um 25 Prozent erhöhen und damit den Abstand auf Exxon Mobil verkürzen. Dafür greift das Management tief in die Tasche. Die Offerte bedeutet einen Aufschlag von mehr als die Hälfte auf den durchschnittlichen BG-Aktienkurs während der drei Monate vor Ankündigung der Transaktion. «Wir haben eine Reihe von Möglichkeiten geprüft, BG stand aber immer ganz oben auf unserer Liste», kommentierte Shell-Chef Ben van Beurden den Vorstoss. Der Konzern erhält durch die Akquisition Zugriff auf Grossprojekte in Brasilien, Ostafrika, Australien, Kasachstan und Ägypten. Dadurch würde das Unternehmen zum weltweit führenden Anbieter von Flüssiggas. Dieser Energieträger spielt in Europa eine wichtige Rolle, da er helfen könnte, die Abhängigkeit vom Erdgas-Lieferanten Russland zu reduzieren. Während die Geschäfte mit Moskau über ein riesiges Pipelinenetz vonstattengehen, kann Flüssiggas mit Schiffen, auf der Schiene oder per LW transportiert werden. Dennoch stiess die Übernahme an der Börse auf ein geteiltes Echo. «Der Deal dürfte ausgezeichnet zu Shell passen», schrieb das Brokerhaus Jefferies in einem Kommentar. Nach Ansicht von Kepler Cheuvreux zahlt der britisch-niederländische Konzern einen hohen Preis. «Die BG-Akquisition belastet die Fähigkeit von Royal Dutch Shell, freie Cashflows zu generieren und die Erträge für die Aktionäre mittelfristig deutlich zu erhöhen», befürchten die Experten des Finanzdienstleisters. 27 Historische Parallelen Ungeachtet dessen wirft die Transaktion die Frage auf, ob der Sektor vor einer neuen Konsolidierungswelle steht. Schliesslich weckt der jüngste Megadeal Erinnerungen an die Zeit um die Jahrtausendwende. Damals kostete ein Barrel der Ölsorte Western Texas Intermediate teilweise weniger als 11 US-Dollar. Die Branche reagierte mit zahlreichen Fusionen und Übernahmen. BP schloss sich 1998 mit dem amerikanischen Traditionsunternehmen Amoco zusammen. 2000 griff der britische Multi noch einmal in den USA zu und kaufte Arco. Mittlerweile hat BP den Tankstellenbetreiber wieder abgestossen. Auch die heutige Vormachtstellung von Exxon geht auf die damalige Zeit zurück. Ende November 1999 schloss sich der US-Multi mit Mobil Oil zusammen. Hier schliesst sich der Kreis zu Transocean. 2001 fusionierte das in den 1920er-Jahren entstandene Unternehmen mit der R&B Falcon Corporation und stieg zum weltgrössten Anbieter von Offshore-Bohrinseln auf. Dennoch notiert der Titel heute tiefer, als Anfang des Jahrtausends. Was zeigt, dass Fusionen und Übernahmen keine Garantie für zukünftige Erfolge sind – seien sie auch noch so spektakulär. Der Sektor muss einen immer grösseren Aufwand betreiben, um die rund um den Globus noch bestehenden Ölvorkommen zu erschliessen. Insofern dürfte er trotz aller Bemühungen, an Grösse zu gewinnen und die Kosten zu senken, auch in Zukunft von zwei wesentlichen Treibern abhängig sein. Neben der stark an die konjunkturelle Grosswetterlage gekoppelten Energienachfrage handelt es sich dabei um den Preis des wichtigsten Rohstoffs der Welt. Diesbezüglich machten die vergangenen Monate deutlich, wie schnell ein Wirtschaftszweig buchstäblich abschmieren kann. Cash-Break-Even-Ölpreis 2015: Grosse Unterschiede in US-Dollar je Barrel; Quelle: Kepler Cheuvreux. Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen. Repsol 191 ENI 116 Sektor 110 BP 104 Statoil 100 BG 100 Royal Dutch Shell 96 OMV 92 Total 0 77 20 40 60 80 100 Aktueller Ölpreis (Brent) 120 140 160 180 200 28 ÖL Ein Land im Öl-Rausch Die USA sind zurück in der Riege der Öl-Supermächte. Die umstrittene Fördermethode Fracking liess die Produktion in einigen Landesteilen regelrecht explodieren. ie TV-Serie «Dallas» brachte Anfang der 1980er-Jahre ein Bild des US-Ölbooms nach Europa. Bereits im Vorspann des Strassenfegers stellten die hochmoderne Skyline der texanischen Metropole, Bohrtürme und Pumpen einen Zusammenhang zwischen dem Energieträger und dem Wohlstand der Region her. Allerdings hatte der Sektor zu der Zeit, als der rücksichtslose Magnat J.R. Ewing im Fernsehen sein Unwesen trieb, seine Blütezeit bereits hinter sich. Nach fünf Jahrzehnten ungebremsten Wachstums erreichte die Ölförderung in den USA 1970 mit 9.6 Millionen Barrel pro Tag ihren Höhepunkt. Anschliessend versiegten die Quellen nach nach. 2008 pumpten die UnternehDie USA sind Saudi und men nur noch fünf Millionen Fässer pro Arabien dicht auf Tag an die Erdoberfläche. den Fersen. Es sollte kein Jahrzehnt vergehen bis die USA wieder zur Riege der Öl-Supermächte zählen. Die U.S. Energy Information Administration (EIA) geht davon aus, dass die Förderung im laufenden Jahr rund neun Millionen Fässer pro Tag erreicht. 2016 könnte der Sektor noch einmal um rund 100‘000 Einheiten wachsen. Damit würden die Amerikaner um weniger als eine halbe Million Barrel vom aktuellen Niveau Saudi-Arabiens, dem grössten Produzenten der Organisation erdölexportierender D QUARTERLY 2 | 15 Länder (OPEC), getrennt sein. Umstrittener Cocktail Der neue Rausch ist fest mit einem Begriff verbunden: Fracking. Diese Technologie macht es möglich, Öl und Gas auch aus Vorkommen zu gewinnen, wo der Rohstoff nach einer Bohrung nicht mehr oder minder von selbst sprudelt. Vielmehr wird der Energieträger bei diesem Verfahren aus Gesteinsmassen gewonnen. Dabei unterscheidet der Fachjargon zwischen konventionellem und unkonventionellem Fracking. Erstgenannte Methode ist relativ unproblematisch und auch in Europa gängig. Sie kommt meist bei Sandstein zum Einsatz. Hier sind die Poren recht gross und zudem miteinander verbunden. Dadurch ist die Rohstoffgewinnung verhältnismässig einfach möglich. Problematischer wird es, sobald das Erdgas in dichten Tongesteinen lagert. Hierbei handelt es sich um das Ergebnis von über Jahrmillionen laufenden Ablagerungsprozessen von ursprünglich feinen Mineralkomponenten. Ein Zusammenspiel aus fehlendem Sauerstoff, hohem Druck und steigenden Temperaturen lässt Erdöl und später auch -gas entstehen. Im Laufe der Zeit entweichen die gebildeten Kohlenwasserstoffe grösstenteils in herkömmliche Lagerstätten. Das unkonventionelle Fracking zielt auf die im Muttergestein verbleibende Menge, das so genannte Schiefergas und -öl, ab. Um 29 an solche Quelle heranzukommen, reicht weder eine einfache Bohrung noch die Sprengung des Materials. Vielmehr muss über ein hydraulisches Verfahren die Durchlässigkeit des Gesteins erhöht werden. Dazu wird der Schiefer durch das Einpressen einer Flüssigkeit unter hohem Druck aufgebrochen. Bei dieser Praxis entstehen Risse. Um diese offen zu halten, kann das eingesetzte Frac-Fluid neben Wasser Stützmittel und chemische Begleitstoffe enthalten. Dieser Cocktail steht im Mittelpunkt der in Europa heftig geführten Debatte um die Gefahren das Frackings. Kritiker befürchten die Verunreinigung von Boden und Grundwasser sowie das Entstehen gefährlicher Abfälle. Mit diesen Argumenten konnten beispielsweise die Grünen zusammen mit mehreren Organisationen im vergangenen Jahr bei der Bevölkerung punkten. Sie reichten eine Initiative zum Verbot der Förderung von Erdöl und -gas aus nicht-konventionellen Lagerstätten im Kanton Bern mit 17‘900 Unterschriften bei der Staatskanzlei ein. Ungeachtet der Proteste sind die in Westeuropa erschliessbaren Schieferöl-Reserven relativ unbedeutend. Jedenfalls taucht die Regio in nicht unter den zehn Ländern mit dem weltweit grössten Potenzial auf (siehe Grafik unten) Fracking-Zentrum Texas Dem Boom in den USA kann die diesseits des Atlantiks geführte Debatte ohnehin keinen Abbruch tun. In mehreren Landesteilen laufen die Pumpen auf Hochtouren. Zu einem wahren Öl-Zentrum hat sich die Eagle-Ford-Schieferformation entwickelt. Gerade einmal fünf Jahre ist es her, dass der Süden Texas damit anfing, horizontale Bohrungen vorzunehmen. Ende 2007 erreichte die Produktion durch dieses für das Fracking typische Verfahren gerade einmal knapp 60‘000 Barrel pro Tag. Im April 2015 lag die tägliche Förderung laut EIA bei mehr als 1.7 Millionen Fässern Rohöl. Damit steuerte Eagle Ford nicht nur mehr als zehn Prozent zur US-Gesamtproduktion bei. Die Region bewegte sich zudem auf Augenhöhe mit Angola – das afrikanische Land zählt zu den zwölf OPEC-Mitgliedern. Trotz der scharfen Preis-Korrektur beim schwarzen Gold lohnt sich die Produktion in der Gegend noch. Laut einer Ende November 2014 von J.P. Morgan Asset Management publizierten Studie liegt der Break-Even-Ölpreis für Eagle Ford bei etwas mehr als 40 US-Dollar je Barrel. In anderen US-Regionen dürften die Manager der erfolgsverwöhnten Branche stärker ins Schwitzen kommen. Beispielsweise taxieren die Analysten die Gewinnschwelle in Bakken auf mehr als 60 US-Dollar. Stimmt diese Einschätzung, würde in der drittgrössten Fracking-Region der USA bereits seit Ende 2014 kein Geld mehr verdient. So überrascht nicht, dass der Energiesektor quer durch die Staaten auf die Kostenbremse tritt. Mit etwas Verzögerung dürfte dies auch zu einer Abnahme der Produktionsmenge führen. Allerdings können die Preise für das schwarze Gold schnell auch wieder in die andere Richtung gehen. Eine neuerliche Abwärtsspirale muss die US-Ölindustrie deshalb kaum fürchten. US-Produktion von Schieferöl: Wichtige Abbau-Regionen in Mio. Barrel/Tag; Quelle: EIA. Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen. 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0 01/07 01/08 01/09 Eagle Ford (TX) Bonespring (TX & NM Permian) 01/10 01/11 01/12 Bakken (MT & ND) Wolfcamp (TX & NM Permian) 01/13 01/14 01/15 Spraberry (TX & NM Permian) Niobrara-Codell (CO, WY) Globale Schiefergas-Reserven: China an der Spitze Anteil an den technisch erschliessbaren Reserven; Quelle: EIA. Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen. 4% 8% Kanada 9% Russland USA 7% Mexiko 10% 15% Algerien China 3% Brasilien 11% Argentinien 6% 5% Australien Südafrika 30 ZUKUNFT PHARMA EIN GRENZENLOSER MARKT Immer mehr Menschen auf der Welt können sich Medikamente leisten. Vor allem in Asien wird der steigende Wohlstand zu mehr Ausgaben für die Gesundheit führen. Davon profitiert die Pharmaindustrie – deren Aussichten sind prächtig. A uf 21 Milliarden US-Dollar wird der neuste Deal in der Pharmabranche geschätzt. Der amerikanische Pharmakonzeren Abbvie will den Hersteller von Krebsmedikamenten Pharmacyclics übernehmen. Der US-GenerikaHersteller Mylan will die irische Perrigo für 29 Milliarden US-Dollar kaufen. Die deutsche Merck KGaA möchte sich den Laborausstatter Sigma-Aldrich für 17 Milliarden US-Dollar einverleiben, dessen Aktienkurs in die Höhe schoss, als das Angebot bekannt wurde. Die Übernahmen und Fusionen zeigen, dass sich die Pharmabranche neu aufstellt, um den Herausforderungen eines wachsenden Marktes begegnen zu können, der im Umbruch ist. Knapp gescheitert ist im letzten Jahr die Fusion von Pfizer und Astra-Zeneca, die einen Wert von 117 Milliarden US-Dollar hatte. «Der Trend zu weiteren M&As QUARTERLY 2 | 15 wird auch in Zukunft anhalten», sagte Peter Abdill, Managing Director bei der Ratingagentur Moody’s, in einer Telefonkonferenz über die Aussichten der Pharmaindustrie Ende April in New York. Die Moody’s Analysten malten die Zukunft in rosigen Farben. Die Credit Suisse hat die Kursziele von Pharmafirmen jüngst nach oben gesetzt, wie etwa von Bristol-Meyers, Pfizer, Eli Lilly oder Merck & Co. Das PEG-Ratio der Branche, eine Kennzahl für die Aussichten in der Zukunft, ist besser als etwa das der Biotech-Branche, die lange Zeit als lukrative Investitionsmöglichkeit galt. Kein Wunder, denn die Gesundheit ist das kostbarste Gut, für das immer mehr Menschen in der Lage sind, immer mehr auszugeben. Die Weltbevölkerung wächst, der Wohlstand nimmt zu und mit ihm der westliche Lebensstil, der eine ganze Reihe von meist 31 Todesursachen im Jahr 2010 Infektionskrankheiten wurden zurückgedrängt, dafür sterben mehr Menschen an Altersgebrechen und Zivilisationskrankheiten. Tuberkulose 1.19 Mio. Meningitis Geschlechtskrankheiten (ohne Aids) Andere Infektionen von Mutter und Neugeborenem HIV / Aids 1.46 Mio. 422‘900 118‘300 Syphilis 113‘300 721‘200 Hepatitis Aids und Tuberkulose Masern 58‘100 Durchfall-/Atemwegserkrankungen, Meningitis u.a. Infektionskrankheiten 1.44 Mio. NeugeborenenErkrankungen 81‘400 Rota-Virus Chronische Bronchitis und Lungenemphysem Schwangerschaftskomplikationen 2.9 Mio. 254‘700 Alle Todesfälle im Jahr 2010 weltweit Lungenentzündung 827‘300 Magengeschwüre Blinddarm 246‘300 34‘800 Muskel-/ Skeletterkrankungen Chronische Atemwegserkrankungen 1.03 Mio. Verkehrsunfälle 1.33 Mio. 1.11 Mio. Neurologische Störungen 345‘700 Leberzirrhose Krankheiten des Verdauungssystems (ausser Zirrhose) 18‘200 Asthma 3.78 Mio. 52.77 MIO 153‘500 Multiple Sklerose 26‘400 684‘100 Tetanus 507‘900 Tollwut 1.32 Mio. Unterernährung 61‘300 2.81 Mio. Influenza Tropenkrankheiten und Malaria 2.23 Mio. Keuchhusten Erkrankungen der unteren Atemwege Malaria 1.16 Mio. 859‘700 5.28 Mio. 250‘900 Komplikationen bei Frühgeborenen 2.66 Mio. 125‘400 Durchfallerkrankungen Cholera 307‘700 Fussgänger 1.27 Mio. 461‘000 Parkinson 111‘100 Radfahrer Alzheimer / andere Demenzerkrankungen Epilepsie 177‘600 Herzmuskelerkrankungen 485‘700 Naturkatastrophen / Krieg 83‘300 Tötungen / Selbsttötungen Stürze 1.34 Mio. 213‘700 Rheumatische Herzerkrankungen 540‘500 Ertrinken Selbstverletzungen 345‘100 Gewalt zwischen Menschen Diabetes, Harnwegs-/ Hormonerkrankungen 403‘900 349‘100 883‘700 Unfälle (ohne Verkehrsunfälle) 456‘300 2.73 Mio. 2.12 Mio. Schusswaffen 196‘200 Bluthochddruck Stichwaffen Herz- / Kreislauf-Erkrankungen 873‘200 Psychische Erkrankungen 15.62 Mio. 231‘900 Kontakt mit Tieren 126‘700 Harnwegserkrankungen 267‘100 1.52 Mio. 1.28 Mio. 735‘600 Drogen 77‘600 Alkohol Gebärmutterhalskrebs 111‘100 225‘400 Schlaganfall 5.87 Mio. Herzinfarkt 7.03 Mio. 754‘900 Krebs 256‘000 Leberkrebs 752‘100 Brustkrebs 438‘700 Quelle: www.zeit.de/2013 Magenkrebs 7.98 Mio. Prostatakrebs Darmkrebs 714‘600 Verbrennungen Vergiftungen 180‘400 Lungenkrebs Diabetes melitus Chronische Nierenerkrankungen 64‘300 337‘600 32 ZUKUNFT Längeres Leben In 178 von 187 Ländern stieg in den vergangenen Jahrzehnten die Lebenserwartung eines Neugeborenen. Impfungen schützen vor Infektionen und Hilfsprogramme lassen Kranke länger leben. Wir werden nicht nur älter, sondern verbringen auch mehr Jahre bei guter Gesundheit. Neue Gefahren Wenn das Risiko zu einer Erkrankung führt, müssen die Betroffenen mitunter jahrelang mit einer Behinderung leben. Ein Mass dafür sind die DALY, die «disability-adjusted life years». Ein höherer Wert bedeutet mehr kranke Jahre und weniger Lebensqualität. Die fünf grössten Gesundheitsrisiken 1. Bluthochdruck 2. Rauchen 73 weltweit 3. Alkoholmissbrauch 4. Umweltverschmutzung 68 68 63 62 5. Vitaminarme Ernährung Diese fünf Krankheiten reduzieren die gesunde Lebenszeit 1. Herzinfarkt 2. Infektionen der unteren Atemwege 58 3. Schlaganfall 58 4. Durchfallerkrankungen 5. Aids 54 1990 2010 Lebenserwartung (bei der Geburt in Jahren) Lebensjahre in guter Gesundheit (Erwartung bei der Geburt) chronischen Krankheiten nach sich zieht. Vor hundert Jahren starben die meisten Menschen in der Schweiz an der Grippe, an Tuberkulose und an Infektionen von Magen und Darm. Heute stirbt man an Zivilisationskrankheiten: das Herz-Kreislauf-System macht schlapp, die Folgen von Diabetes und Fettleibigkeit machen den Leuten zu schaffen und weil die Gesellschaft immer älter wird, nimmt die Zahl der Krebsfälle zu. Das kostet. Pro Jahr werden weltweit mehr als 980 Milliarden US-Dollar für Medikamente bezahlt. Innerhalb von zehn Jahren haben sich diese Ausgaben verdoppelt. Im Jahr 2018 erwartet das Beratungsunternehmen Deloitte einen Pharmaumsatz von 1610 Milliarden US-Dollar weltweit. «Besonders in der Onkologie Mehr Wohlstand in China wird die Umsätze explodieren lassen. QUARTERLY 2 | 15 Quelle: www.zeit.de/2013 und bei der Behandlung von Herz-/KreislaufErkrankungen wird es ein starkes Wachstum geben» schreibt Deloitte im Branchenreport «2015 Global Life Science Outlook». Während die Weltwirtschaft um knapp 1.5 Prozent jährlich wächst, legt die Pharmabranche wahrscheinlich ein Umsatzwachstum von 6.9 Prozent hin. Das ist deutlich mehr als das Wachstum für Gesundheitsausgaben insgesamt, die um 5.2 Prozent pro Jahr zunehmen. Vor allem der steigende Wohlstand in den Schwellen- und Entwicklungsländern treibt die Nachfrage. Schon heute entfallen etwa 20% des Umsatzes der Pharmabranche auf die BRIC-Staaten. Welches Potenzial sich aus der Kombination von steigendem Wohlstand und einer grossen Bevölkerungszahl ergibt, lässt sich erahnen, wenn man die Pro-KopfAusgaben für Medikamente in den verschiedenen 33 Ländern betrachtet. In den USA, dem grössten Pharmamarkt der Welt, liegen die Ausgaben für Medikamente bei 1020 US-Dollar, in Japan, auf Platz zwei, bei 1245 Dollar und in Deutschland bei 520 US-Dollar pro Einwohner. In China, im Moment die Nummer drei auf dem weltweiten Pharmamarkt, werden nur 29 US-Dollar pro Einwohner für Medikamente ausgegeben. Mehr Wohlstand in China wird die Umsätze explodieren lassen. Dort wächst der Markt um jährlich 20 Prozent – fast 40 Prozent des Gesamtwachstums im Medikamentenmarkt geht auf die gesteigerte Nachfrage im Reich der Mitte zurück. Alle Pharmakonzerne investieren dort, um im Markt der Zukunft präsent zu sein. Novartis investiert eine Milliarde Dollar in ein neues Forschungszentrum, das das drittgrösste des Konzerns sein wird. Bayer lässt sich ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Peking 110 Millionen Euro kosten. In den letzten Jahren mussten die grossen Pharmafirmen massive Umsatzeinbussen bei ihren «Cash Cows» hinnehmen, weil nach und nach der Patentschutz auf ihre grossen Umsatzbringer auslief. Billige Nachahmerpräparate drängen auf den Markt. Allein in den letzten fünf Jahren ist den forschenden Pharmafirmen dadurch Umsatz in Höhe von 120 Milliarden Franken verloren gegangen, wie die Beratungsfirma IMS Health berechnet hat. Der Blockbuster Diovan spülte der Novartis jedes Jahr fast sechs Milliarden US-Dollar in die Kasse, bevor der Patentschutz auslief. Jetzt kommt eine Verschnaufpause. «Wir schätzen, dass 2015/16 nur bei wenigen Wirkstoffen der Patentschutz ausläuft», meinte Moody’s Mann Peter Abdill bei der Telefonkonferenz. Nachschub auf dem Markt zu bringen ist schwierig geworden, denn die Bedingungen für die Zulassung steigen. Ein neues Medikament von der Idee bis in die Regale der Apotheke zu bringen, schlägt mit etwa 1.5 Milliarden US-Dollar zu Buche und dauert acht bis zwölf Jahre. Kein Wunder, dass die Innovationsgeschwindigkeit in der Pharmaindustrie deutlich abgenommen hat. In den letzten fünf Jahren des ersten Jahrzehnts dieses Jahrhunderts wurden in den USA 23 neue Wirkstoffe auf den Markt gebracht, in der gleichen Zeitspanne in der zweiten Hälfte der 90er Jahren waren es fast 50. «Wir glauben, dass wir in den nächsten Jahren einige Durchbrüche in der Krebsbehandlung sehen werden,» meint Jerome Brimeyer, Equity Sector Strategist bei der UBS in New York. «Sie werden sich in einigen umsatzstarken Medikamenten niederschlagen, die zum Teil Potenzial für Verkäufe von einer Milliarde oder mehr Dollar haben.» Trotzdem geht der Trend weg von den Blockbustern, SELTENE KRANKHEITEN SELTEN, GENETISCH VERURSACHT UND 30 MILLIONEN MENSCHEN BETROFFEN. Weltweit gibt es nach Schätzungen von Experten zwischen 7´000 und 8´000 verschiedene seltene Krankheiten. Dabei handelt es sich um Erkrankungen, die nur bei maximal fünf Personen pro 100´000 Einwohnern auftreten. Etwa sechs bis acht Prozent der Bevölkerung sind betroffen und in Europa wahrscheinlich mehr als 30 Millionen Menschen an einer der seltenen Krankheiten erkrankt. Die meisten sind genetisch bedingt und treten schon im Baby- oder Kindesalter auf. Sie können Störungen des Stoffwechsels von Blut- und Immunsystem auslösen oder für Gewebeerkrankungen verantwortlich sein. Zu den bekanntesten gehört etwa die Progerie – das schnelle Altern und die Vergreisung von Kindern. Bei Morbus Morquio sorgt eine Störung des Stoffwechsels für Skelettveränderungen – die Betroffenen sind kleinwüchsig. In der Schweiz gibt es 1´000 Menschen, die an ihr leiden. Weil viele Ärzte den seltenen Krankheiten nur ausnahmsweise begegnen, werden sie oft erst nach langer Zeit, vielen Fehldiagnosen und einer Odyssee durch Arztpraxen richtig erkannt. Mehr Infos unter: www.orpha.net hin zu Medikamenten gegen seltene Krankheiten. Gegen die häufigsten sind in den letzten Jahrzehnten eine ganze Reihe von Präparaten auf den Markt gekommen. Als Alternative haben Pharmafirmen nun die «Seltenen Krankheiten» entdeckt. In der Vergangenheit hat es sich nicht gelohnt, Forschungsgeld zu investieren, um Behandlungen zu finden, mit denen man Patienten helfen kann, die an einem Barrett-Ösophagus oder an der Paget-Krankheit leiden. Nun ist das Spektrum der Dutzende von seltenen Krankheiten in den Fokus der Pharmabranche gerückt. Allein in Schweiz leiden etwa 400’000 Menschen an einer von ihnen. Weltweit schaffen sie einen Markt, der noch gänzlich unerschlossen ist. Anfang Mai gab der US-Pharmakonzern Alexion bekannt, dass er das Pharmaunternehmen Synagena übernehmen möchte. Etwa 8.4 Milliarden US-Dollar wird der Deal wert sein. Die Begründung für das M&A-Geschäft: Alexion, Marktführer bei der Behandlung von seltenen Krankheiten, will seine Kompetenz auf diesem Feld weiter stärken. 34 MASSGESCHNEIDERT PREMIUM-BRAND Wir brauchen Neuerungen QUARTERLY 2 | 15 35 Das Hamburger Traditionshaus Montblanc ist berühmt für seine Schreibgeräte. Doch mit ihrer Herstellung fühlt sich das Tochterunternehmen des Richemont-Konzerns nicht ausgelastet. 36 MASSGESCHNEIDERT 100 JAHRE HANDWERKSKUNST. Wenn Kreationen Gestalt annehmen. Herr Lambert, viele Jahre lang kannte man Ihre Firma nur als Hersteller klassischer Schreibgeräte. Wofür steht Montblanc heute? Sie verkaufen inzwischen Parfüm, Lederwaren und eben Armbanduhren. Jedes unserer Produkte braucht drei Elemente: Qualität, Wert und technische Leistung. Das ist eigentlich ganz einfach und verbindet unsere Palette. Jedes unserer Produkte braucht drei Elemente: Qualität, Wert und technische Leistung. Karriere haben Sie als Uhrenmanager gemacht, waren Chef von A. Lange & Söhne und Jaeger-LeCoultre. Rührt daher Ihre Vorliebe für Uhren? Uhren passen gut, weil sie wie Schreibgeräte extreme feinmechanische Fertigkeit erfordern. Teilweise sind sogar die Maschinen und Werkzeuge gleich. Schreibgeräte wie Uhren polieren wir zum Beispiel auf eine ganz ähnliche Art und Weise. Das ist die technische Seite. Inwieweit überschneiden sich die Kundengruppen? Wer feine Schreibgeräte schätzt, interessiert sich in der Regel auch für Uhren. Beides sehen wir als hochwertige Lebensbegleiter, sie teilen die gleichen inneren Werte. Ihre Uhrenmodelle stellen Sie in der Schweiz in zwei verschiedenen Manufakturen mit unterschiedlicher Tradition und Wertschöpfung her – in Villeret die teuren Werke und in Le Locle die günstigeren Modelle. Wieso machen Sie das? Wissen Sie, wir vollziehen nach, was traditionsreiche Marken wie Audemars Piguet, Patek Philippe oder Vacheron Constantin vor langer Zeit vorgemacht haben. Bei Montblanc schreiben wir aktuell diese Geschichte. QUARTERLY 2 | 15 Klingt gut, aber was meinen Sie damit genau? Diese Hersteller sind ebenfalls aus verschieden geprägten Manufakturen entstanden. Mit der Zeit sind sie zu einem Unternehmen zusammengewachsen. Genau das passiert gerade bei uns. Ich kenne das aus eigener Anschauung von Jaeger-LeCoultre. Die Gehäuseproduktion lag ursprünglich bei Jaeger in Frankreich, der Rest kam aus der Schweiz. Die Uhren wurden jahrzehntelang – bis in die 1970erJahre – unter beiden Namen verkauft: Jaeger und LeCoultre. Was unterscheidet denn die beiden Fertigungen voneinander? Bei Minerva in Villeret behandeln wir die Uhren auf eine ganz besondere Weise. Das ist so, wie Gemüse zu kochen, das noch aus der Zeit vor der Agroindustrie stammt. Ein Uhrmacher stellt eine Uhr her, es gibt keine moderne Arbeitsteilung. Im Schnitt braucht er dafür ein Jahr. Zum Vergleich: Selbst bei Jaeger-LeCoultre entstehen Uhren in neun Werkstätten mit 150 Mitarbeitern. Wie steigern Sie so die Verkaufszahlen der in Villeret gebauten Uhren? Gute Frage, das ist schlicht nicht möglich. Wir können nur 30 bis 40 Uhren mit «Grand Complication» pro Jahr fertigen und dazu noch 100 bis 150 Werke. Und dann aus! Warum diese Spreizung zwischen hochpreisigen Uhren aus Villeret, wie die limitierte «Homage to Nicolas Rieussec» für 26’900 Euro, und vergleichsweise günstigen Einstiegsuhren aus Le Locle, die 37 bei 1’290 Euro starten? Die Spitze der Feinuhrmacherei verschafft uns Glaubwürdigkeit. Vergessen Sie nicht, dass es einen Wissenstransfer gibt: Die Fachleute in Villeret unterstützen ihre Kollegen in Le Locle mit Expertise; was wir dort entwickeln, nutzen beide Manufakturen – die Entwicklung habe ich zusammengelegt. Das ist wie bei den Füllern hier in Hamburg: Wir fertigen den «Monte Celio» für 2.4 Millionen Euro als Einzelstück, bieten aber auch Modelle für 365 Euro an. Und beide werden mit den gleichen Fertigkeiten von Hand bearbeitet. Haben wir einen Wendepunkt erreicht? Über Jahre wurden mechanische Uhren immer teurer, jetzt führt der Schweizer Franken zu einer Zwangspreiserhöhung – und die Branche spricht über günstigere Modelle. Jemand wie der verstorbene Günter Blümlein, der Anfang der 1990er-Jahre Marken wie IWC und Jaeger-LeCoultre wiederbelebt hat, weckte neues Interesse für die Feinuhrmacherei, besonders mit der ersten «Grand Complication» von IWC, die einen ewigen Kalender anzeigte und dennoch vergleichsweise günstig zu haben war. Danach ist ein richtiger Markt entstanden, die Preise der Manufakturenmodelle kannten nur eine Richtung: nach oben. Die Anbieter darunter hatten keine Möglichkeit, technisch mitzuhalten. Was hat das mit Ihnen zu tun? Wir haben die Möglichkeiten, Komplikationen anzubieten – und können das zu vernünftigen Preisen machen. Sich zu erneuern ist Ihnen wichtig. Als frisch inthronisierter Montblanc-Chef haben Sie der Mannschaft gleich eine ganze Reihe neuer Modelle innerhalb eines halben Jahres abverlangt. Warum der Ehrgeiz? Weil wir ein unglaubliches Privileg haben. Einen Traum in ein Luxusgut zu verwandeln, das hat etwas von Faust oder Prometheus! Aber wie viele können das heute noch? Solche Handwerkskunst wird immer seltener. Das verpflichtet uns, immer wieder den Zauber der ersten Begegnung mit einem neuen Produkt möglich zu machen. In der Technik brauchen wir dazu Neuerungen. Apropos: Wenden sich Jüngere angesichts der «Apple-Watch» von mechanischen Uhren ab? Das ist eine Schlüsselfrage für unsere Branche, die schwer zu beantworten ist. Für mich war es wichtig, Einen Traum in ein Luxusgut zu verwandeln, das hat etwas von Faust oder Prometheus! Jérôme Lambert JÉRÔME LAMBERT will nun auch im Uhrengeschäft für Furore sorgen dass Montblanc eine Antwort findet. Das haben wir mit dem «E-Strap» getan, es bietet die Funktionalität einer Smartwatch, wird aber einfach mit dem Armband einer beliebigen Uhr verbunden. Die «Apple-Watch» ist eine Chance, weil Menschen sie kaufen werden, die sonst gar keine Uhr hätten. Vielleicht ist sie eine wirkungsvolle Rekrutierungsmaschine für unsere Industrie. Das Gute ist doch: Apple bringt die Uhr zurück ans Armband. Wann bietet Montblanc eine «Smartwatch» an? Ich schaue immer, wer sich auf einem Feld engagiert. Und mit Apple gibt es bei der Smartwatch einen Riesen. Das ist ein Kampf, den man nicht gewinnen kann. Für mich ist es deshalb unvorstellbar, in diese Schlacht zu ziehen. Und Sie dürfen nicht vergessen, dass wir lebenslange Begleiter herstellen wollen – das ist eine Smartwatch aber zwangsläufig nicht, schon aus technischen Gründen. Deshalb bieten wir einen «E-Strap» an, den ich austauschen kann, und keine Uhr. Welches Modell gibt es noch nicht, das Sie unbedingt bringen wollen? Das darf ich nicht verraten. Aber ich habe einige im Kopf, lassen Sie sich überraschen. Wir haben einiges vor. Gestern hatten wir einen halben Tag lang einen Kreativ-Workshop zu einem Produkt, das wir 2016 bringen. Das ist das Schöne in unserer Branche: Wir stellen Dinge her, die es seit 100 Jahren gibt, und trotzdem ist der Kreativität keine Grenze gesetzt. 38 STANDORT 48 HOURS IN MONACO Monaco hat mehr zu bieten als sein Casino. Es ist ein erfolgreicher Finanzplatz mit einem reichen Freizeitangebot und einem der schönsten Yachthäfen der Welt. W Alejandro Pou Cuturi (CEO) Christophe Spanier (CFO) Leonteq Securities S.A.M. Monaco wurde 2009 gegründet. Sie sitzt im Fürstentum in einem Gebäude mit der EFG Bank. Zu den Aufgaben der zwölf Mitarbeiter gehört es, den Vertrieb von Cross-Asset-Derivaten im Offshore-Bereich weiterzuentwickeln. Die Kapitallage ist gut, die Reserven im Fürstentum sind hoch, das Fremdkapital gering. Der Standort ist sehr erfolgreich. Geführt wird er von den beiden, Alejandro Pou Cuturi (CEO) und Head of Sale Christophe Spanier (CFO). QUARTERLY 2 | 15 er Monaco sagt, der sagt Geld. Monaco ist ein wichtiger Finanzplatz in Europa. Momentan leben 38’000 Einwohner im Fürstentum, die Bevölkerung wächst langsam, aber beständig. Symbol hierfür sind acht Hochhäuser, an denen im Zentrum von Monaco derzeit gebaut wird. Ein Projekt der Zukunft: Die Landfläche vergrössern, dem Meer Lebensraum abtrotzen. Auf Pfählen soll Monaco in den nächsten Jahren ins Mittelmeer hinein wachsen. «Die Gehaltsstruktur in Monaco ist ähnlich wie in Frankreich, aber die Konditionen sind dennoch besser, weil die Sozialabgaben hier wesentlich niedriger sind», sagt CFO und Head of Sales von Leonteq Monaco Christophe Spanier. Der 35-jährige Manager, gebürtiger Deutscher, hat den exklusiven Standort mit aufgebaut. Er arbeitet seit 2008 bei Leonteq, wie Alejandro Pou Cuturi, CEO von Leonteq Monaco. Kunden sind vor allem Privatbanken, Portfoliomanager, Vermögensverwalter und Family Offices. Leonteq Monaco ist auch für Lateinamerika sowie die italienische und französische Schweiz zuständig. Für Christophe Spanier, der in Bamberg, Oxford, Madrid und Paris studiert hat, ist sein Arbeitsplatz und dessen Lage ein Privileg: «Die Lebensqualität hier sucht ihresgleichen.» Für Touristen ist Monaco daher ebenfalls ein grossartiger Spot. Und muss nicht einmal teuer sein: «Ich gehe jeden Tag für 20 Euro gut Mittagessen. Für Schweizer sind die Preise hier sogar günstig.» Teuer seien allerdings die Mieten oder der Immobilienerwerb, wohnen hier doch Millionäre wie der Tennisspieler Novak Djokovic oder Rennfahrer-Legende David Coulthard. Neben Orten, die einfach jeder besucht, wie etwa das berühmte Casino, gibt es einige schöne Ecken, die nicht im Reiseführer stehen. So empfiehlt der 41-jährige Alejandro Pou Cuturi, der an der Ecole Nationale Supérieure des Arts et Métiers (Paris) und ESSEC (Paris) studiert hat, etwa den historischen Grand Prix: Zwei Wochen vor dem Formel 1-Rennen gehen alle zwei Jahre immer die Oldtimer an den Start. Der Eintritt ist mit 20 bis 40 Euro günstig und man sieht Nobelkarossen aus alten Zeiten. Zwei weitere Highlights: Das Tennis-Turnier im April und die YachtShow Ende September. Christophe Spanier geniesst es besonders, auf dem Strandweg zwischen dem Strand von Marquet und dem Strand La Mala entlang zu joggen. 45 Minuten hin und zurück, um den Kopf freizubekommen. Gut Fisch essen, lässt es sich in dieser Ecke auch: Im Restaurant la Pinède. Dort trinkt man Cocktails, geniesst den Sonnenuntergang, um dann zu dinieren. Monaco ist auch das richtige Ziel für das Reisen mit Kindern. Die Infrastruktur von Spielplätzen, Kinderbetreuung und Freizeitangeboten ist riesig. Am Ende verzaubert Monaco also nicht nur die Schwerreichen. Das Kleinod ist ein Reiseziel für jedermann geworden. 39 MONACO AUF EINEN BLICK AmtsspracheFranzösisch Staatsform Erbmonarchie Regierungssystem konstitutionelle Monarchie Staatsoberhaupt Fürst Albert II. Fläche 2.03 km² Einwohnerzahl 36´950 davon 78 % ausländisch Bevölkerungsdichte 18´229 Einwohner pro km² Währung Euro Unabhängigkeit 25. Februar 1489 (von Frankreich) Nationalfeiertag 19. November Telefonvorwahl +377 40 STANDORT Tipps für Monaco BARS DISCO KONZERTE AUSSTELLUNGEN OUTDOOR Die Bar Sass Café ist dafür berühmt, dass immer etwas geboten wird – die Bar ist stets gut besucht, auch von den Monegassen. Samstags wird Live-Musik gespielt. Ein idealer Spot für ein paar Drinks, bevor man in einen Club geht. Das Twiga hat noch nicht so viel Tradition, da es letztes Jahr von Flavio Briatore eröffnet wurde. Hier sieht man gerne mal Prominente und Jetsetter. Man kann das Lokal auch per Boot ansteuern, es verfügt über einen eigenen Steg. Mitten im Sporting MonteCarlo Komplex wartet das Jimmy’z Sporting MonteCarlo. Der Laden ist einer der berühmtesten Nachtclubs der Welt. Die Lage am Meer und das moderne Design sorgen für die optischen Reize. An den Turntables stehen regelmässig DJ-Grössen wie Bob Sinclar, oder David Morales. Das Zelo’s ist ein Nachtclub mit schönem Meerblick, exklusiv und stilsicher. Der Club La Rascasse gefällt vor allem jungen Gästen mit kleinem Budget. Ein Konzert für Liebhaber des Schmusebarden Enrique Iglesias steigt im Rahmen des Monte-Carlo Sporting Summer Festival am 16. August 2015. Der Superstar tritt im Salle des Etoiles bei einer Latin Night auf. Wer mehr auf härtere Rhythmen abfährt, geht zum Konzert der 1970 gegründeten deutschen Elektropop-Pioniere von Kraftwerk (Kulthit: «Autobahn»). Sie treten am 11. November im Sporting Monte-Carlo auf. Das Musée du Vieux Monaco in der Altstadt ist mittwochs bis freitags Juni bis Ende Oktober von 11 bis 16 Uhr kostenlos geöffnet. Zu sehen gibt es Gegenstände des traditionellen monegassischen Kulturgutes, Keramiken, Gemälde, Möbel und Kostüme. Autonarren können auf der Terrasse von Fontvieille die bemerkenswerte OldtimerSammlung von Prinz Rainier III. von Monaco bestaunen. Sie umfasst rund 100 Fahrzeuge verschiedenen Alters. Wer etwas mehr will, als sich die Beine vertreten, der sollte unbedingt das mittelalterliche Roquebrune-sur-Argens in der französischen Nachbarschaft besuchen. Das Dorf ist durch seine Hanglage und den Blick auf Monaco der richtige Tipp für eine Flucht aus dem Trubel des Fürstentums. Schöne Spaziergänge kann man auch in der Gegend von Menton mit seinen Zitronenund Orangenplantagen unternehmen. QUARTERLY 2 | 15 41 ESSEN ERHOLUNG TIPPS TRANSPORT SHOPPING Das klassische französische Restaurant Les Privés im Casino von Monte-Carlo bietet einen beeindruckenden Blick auf Mittelmeer und Cap Martin, ohne die Spielräume verlassen zu müssen. Das Vistamar hat einen Michelin-Stern, es bietet ein originelles, von Küchenchef Joël Garault zelebriertes Feinschmeckerkonzept. Die grossen Fleischkenner dinieren im BeefBar in Fontvieille, wo es unter anderem feinstes Kobe-Rind zu essen gibt. Die Thermes Marins Monte-Carlo sind der richtige Ort für eine anregende Spa-Entspannung oder eine Fitness-Einheit. Ein professionelles Team, die richtige Ausstattung und ein reiches Angebot an Anwendungen kommen hier zusammen. Die Programme sind für eine nachhaltige Entspannung ausgelegt. Wer diese Entspannung eher in der freien Natur sucht, für den sind die Japanese Gardens an der Avenue Princesse Grace angelegt worden. April bis September ist die beste Reisezeit, im Herbst regnet es dagegen oft. Das übliche Trinkgeld in Monaco beträgt 10 bis 15 Prozent des Rechnungsbetrages. In den grösseren Restaurants steht das Trinkgeld oft mit auf der Rechnung. Im Casino gilt ein Mindestalter von 21 Jahren. Die Spielbank ist übrigens auch für Kunstkenner ein Muss: Ihre Fresken und Skulpturen sind einzigartig. In ganz Monaco empfiehlt sich elegante Kleidung. Monaco ist gut erreichbar. Es gibt sechs Buslinien, die von der Compagnie des Autobus de Monaco (CAM) betrieben werden. Weitere Buslinien verbinden die Stadt mit Nizza (inkl. Flughafen) und Menton. Zusätzlich bietet Monacos unterirdischer Bahnhof SNCF Reiseverbindungen in alle Himmelsrichtungen. Eine Fähre verbindet die Häfen Port Hercules und Fontvieille. Sehr beliebt ist der Hubschrauber von Monaco zum Nizza Flughafen (EUR 125 pro Person). Zum Einkaufen begibt man sich am besten auf die Uferstrassen. Hier gibt es Boutiquen von Modelabels wie Dior, Chanel, Cartier oder Hermes, dazu viele Souvenirläden. Zusätzlich gibt es in Monaco Outlet-Center, wo die Markenkleidung der vorherigen Saison günstig verkauft wird. Eine grosse Mall ist das Le Metropole Shopping Center. Ein weiteres Shopping Center ist das The Pavillions Monte-Carlo in unmittelbarer Nähe des Casinos. 42 GIMMICKS PIMP MY GRILL AB DIE POST Alle Mann an den Grill! Geschmack ist alles. AROMA HOCH 2 Eine Box voller Rauch: Die zweiteilige Edelstahlbox aus Räucherschale und Deckel verleiht Lebensmitteln einen aromatischen Rauchgeschmack. Je länger die Box auf dem Grill verbleibt, desto intensiver ist die Rauchnote. Ca. CHF 25. FRISCH GEPRESST Mit der Burger Presse wird die Zubereitung der perfekten Fleischscheiben zum Kinderspiel. Je nach Hunger und persönlicher Vorliebe kann die Grösse variiert werden. Ca. CHF 25. www.williams-sonoma.com.au Geschmacksinfusion: Die Marinade kann mit der Nadel direkt in das Fleisch gespritzt werden: und sorgt somit für intensiveres Aroma und kürzere Marinierzeit. Ca. CHF 18. www.roesle.de SMART GRILLEN Damit bereitet man perfekt gegrilltes Fleisch aus dem Handgelenk zu. Einfach die Messsonde ins Grillgut stecken, das iGrill 2 per Bluetooth mit dem Smartphone verbinden und schon kann die Kerntemperatur bequem auf dem Display abgelesen werden. Ca. CHF 120. www.smartdevices.com FRÜHLINGSPUTZ Mit dem Grillbot gehört das lästige Schrubben des Grillrostes der Vergangenheit an. Der Reinigungsroboter befreit den Rost vollautomatisch und zuverlässig von Angebranntem und Speiseresten. Ca. CHF 140. www.grillbots.com INTERN 43 UPGRADE TO LEONTEQ Leonteq Securities (ehemalige EFG Financial Products) wurde Ende 2007 gegründet mit dem anfänglichen Geschäftszweck der Emission und dem Vertrieb von Strukturierten Produkten. Mittlerweile wird die Plattform auch externen Partnern im Rahmen der Partnership-Strategie angeboten. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, durch Transparenz und ein differenzierendes Serviceangebot den Markt für Strukturierte Produkte entscheidend mitzuprägen. Als unabhängiger Outsourcing Partner für Anlageproduktedienstleistungen sind wir einzigartig in der Branche und für die weitere Entwicklung des Marktes gut gerüstet. Leonteq Securities verfügt über eines der erfahrensten Expertenteams, das sich über alle Bereiche des Unternehmens hinweg auf den Kundenservice fokussiert, unterstützt durch eine hochmoderne, integrierte IT Infrastruktur. Mit unserer modernen und integrierten Plattform, die auf Flexibilität, Innovation, Kundenservice und Transparenz ausgerichtet ist, nehmen wir in der Schweiz eine führende Position ein. International sind wir tätig mit Schwerpunkt Europa und Asien. HABEN WIR IHR INTERESSE GEWECKT? 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