Schwere Geburt: Kriegers hoeffner.de-Filiale
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Nr. 957 vom 07.11.2014 41. Jhg. B20095D Fleiner Familie Benz handelt Kurt Krieger Opti Wohnwelt Übernahme in Hessen Schwere Geburt: Kriegers hoeffner.de-Filiale Personalien zu Kabs, IMS, Häcker, Kraft, Rück, Rotpunkt u.v.m. Nr. 957 vom 07.11.14 9 Orgatec 2014 „Deutschland ist wichtigster Markt“: Katarzyna Bukowiecka (Profim) 2016 wieder auf die Orgatec? Stephan Derr (Steelcase) Zu viel Unzufriedenheit in deutschen Büros: Gale Moutrey (Steelcase) „12 Prozent plus“: Herwig Zaglauer, Milan Nagy (RIM/SBS) Kugelschreiber-Mimik für Conwork: Jörg Bernauer (Klöber) „300 deutsche Händler“: René Sitter, Lena Grahn (SBS) Fast 90 Prozent Export: Gintaras Zdanys (Narbutas) Hotspots in Köln Gesehen, beschrieben und bewertet von Wulf Rabe Brunner: „Alle gegen alle“ „Mit einer Produktvielfalt wie noch nie“ war die Rheinauer Stuhl-Größe Brunner nach Köln gereist. Sie tat das ganz im Gegensatz zum allgemeinen Trend der Orgatec, auf investitionsreiche Neuheiten zu verzichten, da nicht das tollste, sondern meist das billigste Produkt den Zuschlag in den Ausschreibungen erhält. Wie bei den meisten Anbietern sollen auch hier Polsterelemente die Umsatzlücken ausfüllen. Oft von Zulieferern ohne ausreichendes eigenes Knowhow dazugekauft, stammt Brunners modulares Loungesystem banc komplett aus der „Junge Leute wollen das Einzelbüro“: Bernd Menke (Assmann) Die Erfolgsbrüder der Stuhlszene: Dr. Philip Brunner, Dr. Marc Brunner eigenen Fertigung, versichert Technikchef Michael Hauser. Wie das? Brunner legt ähnlich wie Vitra bewusst keinen Wert mehr auf eine große Fertigungstiefe im eigenen Haus, sondern verlässt sich auf „ausgesuchte deutsche und italienische Zulieferer“. So erschien die optisch witzige Stehhilfe der Designer osko + deichmann nicht neu, sondern nur netzbezogen. Eigentlich ein Jammer, dass für den überall einziehenden Stehsitz-Tisch nach wie vor keine optimale Stehhilfe entwickelt wurde – von dem sich genital anpassenden Sattelstuhl der finnischen Salli Systems mal abgesehen. Auch Wilkhahns endlich serienreifer „Stand-Up“ wackelte etwas ungelenk vor sich hin. Wie stark sich neue Kunststoff-Techniken entwickelt haben, beweist hingegen Ray, ein Freischwinger in klassischen Look, der mit einer Innenschale in polygonaler Lamellenform – ein Weich-hart-Sitzgefühl vermittelnd – früher tech- >> 10 >> Nr. 957 vom 07.11.14 nisch gar nicht machbar gewesen wäre. Stark auf den deutschsprachigen Raum orientiert, sieht sich Dr. Marc Brunner „im Kampf aller gegen alle“. Besonders die Beteiligung von polnischen Unternehmen an Ausschreibungen werde immer stärker, sodass Brunner auf mehr Auslandsaktivitäten setzt. England entwickle sich zurzeit am besten. Assmann: Nicht mehr als 2.000 Euro Bernd Menke, Geschäftsführer Vertrieb von Deutschlands erfolgreichstem Büro-Kastenmöbler Assmann aus Melle, sieht nicht die polnische oder tschechische Gefahr. „Das Produkt ist zwar einfach, aber das zu liefernde Leistungspaket ist zu komplex und die Ansprüche des deutschen Marktes zu groß.“ Auch die Behauptung, 30 Prozent der Büroprodukte, speziell Stauraummöbel, seien vom Markt verschwunden, findet Menke absurd und hält den stark gestiegenen Bedarf im Bildungsbereich dagegen. Und überhaupt, wo lässt sich das vielgepriesene Open-Space-Büro im öffentlichen Bereich einsetzen? Selbst das Fraunhofer Institut geht davon ab, und die jungen Leute wollen wieder den Einzelarbeitsplatz mit Wohlfühlatmosphäre. Doch Assmann, der mit seinen 83 Mio Euro Umsatz zu 50 Prozent die öffentliche Hand und zu 50 Prozent die Industrie bedient und dies nur durch höchste Produktivität und Preiskompetenz schafft, kennt seine Kunden bestens: Ganze 2.000 Euro darf ein Sachbearbeiter-Platz kosten. Nur für schick und schön im Empfangsbereich wird mehr gezahlt. Flötotto: „Die Story glaubt uns keiner“ „Das kann kein anderer“, schmunzelt Elmar H. Flötotto, nämlich Märkte mit einem Produkt erschließen, welches deutlich über dem Markt-Preis liegt. Seinerzeit wurden aus Friedrichsdorf über 25 Millionen Pagholz-Schulstühle geliefert – bis 1996. 2007 übernahm Elmar Flötotto die alten Markenrechte und begann mit Designer Konstantin Grcic die heutigen Schulstuhl-Anforderungen zu untersuchen: 360° Sitzfläche, allseits abgerundet, schmale Rückenlehne, spezielle Oberfläche und 100% nachhaltig – daraus wurde der 2012 vorgestellte Pro – jetzt in Köln mit Napoleonische Strategie: unzähligen Gestellen und Größen und Elmar H. Flötotto Farben und überschwemmt von Anfragen und Aufträgen – meist von Architekten aus ganz Skandinavien, Hongkong, Singapur, den Emiraten, Australien. Über 25.000 Stück wurden schon ausgeliefert. „Die Story glaubt uns keiner“ sagt der Senior, während Sohn Frederik sich um das wachsende Tagesgeschäft kümmert. Dauphin: Außendienst klingelt Sturm Dauphin leistet sich dagegen ein Luxus-Problem. Für die Töchter Bosse, Züco, Dauphin Home und Tio sind jeweils eigene Außendienstler unterwegs, sodass der Kunde teilweise mit vier DauphinMitarbeitern für dasselbe Projekt verhandeln muss. Unter der MesseHeadline „Solutions by Dauphin“ scheint man über eine neue Struktur nachzudenken, auch wenn ein Außendienstler wie Raimund Girth – 27 Jahre in Österreich unterwegs – ganz andere Sorgen hat: Bei Profim kostet laut Liste ein vollausgestatteter Drehstuhl ganze 250 Euro. Nur für die 3F-Armlehne (hoch, seitlich nach vorn und hinten verstellbar) verlangt Profim ganze 37 Euro, während dieselbe Armlehne bei Dauphin mit 110 Euro in der Liste steht. Nicht ganz einfach, hier klarzukommen, im Kampf der österreichischen Drehstuhlkollegen um Aufsteiger Hali und Absteiger Bene nochmal mehr. Vitra: „Kein Kapitalinvest mehr“ „Jo“ Josef Kaiser, frisch inthronisierter Vordenker für Vitra Office, analysiert am klarsten die Misere der Branche, die im laufenden Jahr, wenn’s gut geht, vielleicht 1-3 Prozent Plus erwirtschaften wird. „Möbel sind kein Kapitalinvest mehr. Jede Firma will ihr ureigenes Büro. Das darf auch nicht die nächsten zehn Jahre gleich aussehen. Verlangt wird weit mehr Dienstleistung, und unser Bestreben ist es, den Kunden möglichst lange zu begleiten.“ So spricht der Mann, der sechs Jahre lang den USA-Markt für Vitra aufgebaut hat und zuletzt auch eine Woche im Silicon Valley die Bedürfnisse der jungen Leute mit Designer Konstantin Grcic recherchiert hat. Herausgekommen ist die „Hackart“-Studie einer palettenweise gelagerten Workstation, schnell aufstellbar, schnell höhenverstellbar und schwer gewöhnungsbedürftig im Outfit, nur Vitra leistet sich diese Vordenkerrolle. Optisch ein Augenschmaus dagegen ist die Prouvé Raw-Kollektion des Altmeisters Jean Prouvé – Traum-Entwürfe aus den 40ern, den heutigen Bedürfnissen des Kunden angepasst und zeitlich begrenzt als Edition aufgelegt. Die Vermarktung der 2013 übernommenen Artek wird in Zukunft Marianne Goebl leiten, während Mirkku Kullberg, die Artek seit 2005 etwas glücklos lenkte, sich an Vitra Home versuchen darf. SBS: 420.000 Stühle Als die drei skandinavischen Sitzmarken RH, RBM und HÅG 2007 unter einem Dach vereint wurden, erwartete man geballte Exportanstrengungen. Håg blieb aber bei der deutschen Skandinavian Business Seating Dependence unter Brian Boyd, jetzt GF der Klöber GmbH, die einzige Marke. Erst seit Anfang 2014 werden RHs MereoDrehstuhlfamilie und seit der Orgatec die Noor-Stühle von RMB den rund 300 Händlern angeboten. „Wenn es um den billigsten geht, würden wir in Deutschland keinen Stuhl verkaufen“, sagt der neue Geschäftsführer René Sitter. „Uns geht immer die Qualität vor der Quantität“. Immerhin verkaufen die Norweger nach eigenen Angaben gut 420.000 Stühle im Wert von 125 Mio Euro und dies verstärkt auch in Shanghai, Hongkong und Australien, dank des neuen Investors, der ganz nebenbei auch die deutsche Stabilus besitzt. Profim: Zielmarkt Nummer eins Stolze Zahlen auch bei dem polnischen Office-Spezialisten Profim: 100.000 Einheiten im Monat, 70 Mio Euro Umsatz, 8 Prozent Zuwachs und 1.500 Mitarbeiter. Billig ist bei den östlichen Freunden nur der Lohn, der Rest ist große Sahne. Mit gleich neun brandneuen Modellserien, aus den Federn der Design-Größen ITO und Paul Brooks, zeigte Profim das geballteste Neuheiten-Angebot in Köln – u.a. mit Wyspa die witzigste Interpretation eines Akustik-Sofas und mit Pelikan das Laptop-schluckende Fauteuil. Deutschland ist Zielmarkt Nummer eins, sagt Marketingchefin Katarzyna Bukowiecka. Schneeweiss AG: Alternativkonzept Ein Messestand aus 330 Wassertanks? Drinnen: Produkte von Hiller, Braun Lockenhaus und Rosconi. 2010 zusammengefasst zur Schneeweiß AG Interior mit Sitz im Schloss zu Schmieheim mit rund 50 Mio Euro Umsatz und 250 Mitarbeitern. Schneeweiß bietet vieles: von unzähligen Stühlen und Tischen aller Materialien, über Polstermöbel, Kleider- und Garderobenständer, Kleiderhaken bis hin zu Feuerlösch- und Verbands-Kästen – oft entwickelt für spezielle ArchitekturProjekte. Das sei „ein starker Trend”, sagt Marketingleiterin Judith Seemann und stellt als Beispiel den filigranen Lilith-Stuhl vor, der von Gregor Eichinger speziell für Gaststätten im 4. Wiener Bezirk entwickelt wurde, zwecks Schutz vor Handtaschen-Dieben. Daneben steht der Klapp-Stehtisch Stair, der dank seiner einzigartigen Technik nie wackelt, sondern auf jedem schiefen oder unebenen Untergrund fest steht. Vieles mehr steht zwischen den Wassertanks, eine Unzahl von Nr. 957 vom 07.11.14 Möbel-Kleinoden, zu 76 Prozent aus eigener Fertigung. Die Schneeweiss AG wird man sich merken müssen, als höchst alternatives Konzept im Überangebot. Haworth: Auf Reisen mit Poltrona Frau „Wir glauben nicht, dass Büromöbel ein Unternehmen verändern können“, sagt Henning Figge, GF Haworth Deutschland, „aber Räume können es.“ Ein optimaler Arbeitsplatz werde getragen von der Atmosphäre, die den Raum schafft. Bei Haworth nennen sie das jetzt: „The Craft of Spacemaking“. Im Glauben an „more motivation has a positive impact to peoples working“ haben die Amerikaner „im größten Invest der Familiengeschichte“, so Matthew Haworth, Poltrona Frau, Cappellini und Cassina übernommen, und die spanische Designerin Patricia Urquiola eben mit Cappellini als Zulieferer mit der Entwicklung von BüroPolsternestern Openest beauftragt. Schaut man sich Jasper „The craft of spacemaking“: Henning Figge, Matthew Haworth und Patricia Urquiola Morrisons neue Hotel-Polstergruppe Orla an, weiß man nicht genau, wohin die Reise geht. Humanscale: Genau das Richtige Lang belächelt wurde früher ja der Humanscale-Bürostuhl von Niels Diffrient, der ohne eigenen Kraftspeicher auf jeden Körperdruck reagiert. Heute ist das aktueller denn je. Und Humanscale hat sich zu einem rund 300-Mio-Euro-Unternehmen entwickelt. Und dies trotz einer sich auferlegten Produktkonsequenz – jeweils nur ein Modell, aber genau das richtige zu entwickeln. Ob eine auf Kör- perwärme reagierende Büro-Leuchte, ob Bildschirm-Halter oder einem Sitz-Pilz bis hin zum neuen Quickstand, der im Handumdrehen jeden Tisch zum Stehsitz verwandelt – genau das Richtige? Es kommt jedenfalls nicht von ungefähr, dass Detlef Schiller, ehemals Dauphin und Klöber, die Vermarktung in den deutschsprachigen Ländern übertragen wurde. „120 Neukontakte allein in den ersten drei Messetagen“ hat der Nürnberger ausgemacht. Fazit Gute Ideen, aufstrebende Marken und erfolgreiche Luxus-Objektanbieter wie Walter Knoll hin oder her – die tollen Zeiten sind nach der Orgatec 2014 wohl mal wieder vorbei. Hat man die Produktentwicklungen der letzten drei Jahrzehnte vor Augen, muss man unweigerlich fragen, ob die Branche mit den jeweiligen Produkten, ob überfrachteten Sitzmaschinen, bombastischen Verkettungs-Tischen oder Schrank-Trümmern nicht oft den Veränderungen der Arbeitswelt hinterhergelaufen ist. Heute, nach dem dramatischen Schrumpfen der Fläche des mittlerweile unpersonalisierten Arbeitsplatzes, wundert die von Steelcase initiierte Studie nicht. 87 Prozent aller deutschen Büroarbeiter sind laut Gale Moutrey unmotiviert, 40 Prozent können sich schlecht konzentrieren, 41 Prozent finden, dass ihr Unternehmen kein guter Platz zum Arbeiten ist, 44 Prozent können nicht ungestört im Team arbeiten und arbeiten wohl deshalb zu 54 Prozent in Einzelbüros. Die 500. Variante eines Drehstuhles nach EN 3035 zu entwickeln, ist da vergebene Liebesmühe, da Rabatte von 70 Prozent und mehr gegeben werden müssen, unabhängig von der fraglichen Aktualität einer solchen Schutznorm. Auch von den Mottos des Branchenverbands BSO der vergangenen Kölner Veranstaltungen von Akustik bis Licht ist außer filzbehangenen Karnickel-Ställen (Akustik-Sofas) nicht viel geblieben. Laut ist jetzt das Geschrei nach mehr Wohnlichkeit im Büro. Arbeiten, als wäre man zu Hause? Den Komplettanbietern bläst der Druck der Einkäufer entgegen, sich individuell bei den einzelnen (kleineren) Herstellern direkt zu bedienen. Wie prophezeite Kinnarps-Boss Per Arne Andersson schon im Frühjahr: „Vielleicht verkaufen wir in Zukunft nur noch Service.“ Bene an Ahrend? Zum Orgatec-Messegerücht ... Auf der Orgatec wurde nicht nur mal mehr, mal weniger erhellend über die Zukunft der Branche philosophiert, es wurde auch getratscht – und über die Zukunft von so manchem Dickschiff gerätselt. Mittendrin wie immer: die österreichische Bene AG aus Waidhofen. Der österreichische Marktführer steckt nach wie vor tief in der Krise. Eine Einigung mit den finanzierenden Banken ist zwar da, doch von Ruhe kann rund um Bene nicht halbwegs die Rede sein. Auf der Orgatec machte nun im kleinen Kreis das Gerücht die Runde, dass in Waidhofen die Entschuldung per Planinsolvenzverfahren vorbereitet werde. Als Investor für die dann per Insolvenz entschuldete Bene AG stehe aber schon der niederländische Officespezialist Ahrend bereit. Ist da was dran? Zwei Fragen an die Bene-Zentrale, die dann von Kommunikationschefin Belinda Ableitinger beantwortet wurden. INSIDE: Wir haben gehört, dass bei der Bene AG angeblich Vorbereitungen für ein Planinsolvenzverfahren laufen. Ist das korrekt? Belinda Ableitinger: Diese Information entbehrt jeglicher Grundlage. Wir sind durch die Restrukturierungsvereinbarung mit unseren finanzierenden Banken bis Frühjahr 2016 ausfinanziert und haben somit ausreichend Spielraum, um ohne Zeitdruck an einer langfristigen, nachhaltigen Neugestaltung der Finanzstruktur der Bene-Gruppe zu arbeiten. INSIDE: Ist es zutreffend, dass mit der niederländischen AhrendGruppe bereits ein Investor für Bene gefunden worden ist? Belinda Ableitinger: Fakt ist, dass wir – um für unser geplantes Wachstum und weitere Großaufträge gut gerüstet zu sein – unsere Finanzierungsstruktur weiter optimieren. Daher hat der Vorstand begonnen, Gespräche mit potenziellen Investoren, die mittelfristig an einem Investment in Bene interessiert sind, zu führen. Diesen Prozess haben wir im April 2014 gestartet und sind nun dabei, in Ruhe und ohne jeglichen Zeitdruck ein entsprechendes Konzept auszuarbeiten. Sobald dieser Prozess abgeschlossen ist, werden wir unserer Informationspflicht als börsennotiertes Unternehmen selbstverständlich nachkommen und die Öffentlichkeit bzw. den Finanzmarkt unverzüglich davon in Kenntnis setzen. 11