Begros-Mann für Mondial

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Begros-Mann für Mondial
®
B20095D
24.02.06
W O H N - M A R K T- M A G A Z I N 748
33. Jhg.
Begros-Mann
für Mondial
Meyerhoff:
Küchenoffensive
ZOW:
Schwerer Leichtbau
VKG:
Showdown
Schomberg-Nachfolger Oliver Mühle
24.02.2006
Nr. 748
Stockholm 2006
Anything is possible
Schneegestöber und Stockholmer Möbel-Messe sind
ein Pärchen. Nur hatten die immer zahlreicher einfliegenden Nicht-Wikinger nicht bedacht, dass der
gesamte Stockholmer Bus- und Taxiverkehr zu dem
etwas abseits liegenden Messegelände in Älvsjö diesmal ein zusätzliches Abenteuer bescherte.
Aber glücklich eingetrudelt, eröffnete sich die nordische
Welt der Leuchten, Auslegeware, Stoffe, Heim-, Garten-,
Design- und Büromöbel sowie Objektausstattung – „The
World’s biggest Venue for Nordic Design“.
Verzeichnet wurde ein erneuter Anstieg der Aussteller auf
633 Möbelhansel und 108 Leuchtenfritzen mit 55.000 qm
für 36.442 Besucher aus allen vier Nordregionen.
Das Erfolgsrezept ist für jeden etwas, aufgeteilt in die
Fachhallen, die ja nun auch die Kölner proben – mit dem
gravierenden Unterschied: Es ist einfach locker. Es stellt
sich aber auch die Frage, ob der Zuwachs von Jungdesignern nicht in einem Missverhältnis zur Entwicklung der
Möbelindustrie steht. So standen sich 60 Ausgewählte aus
25 Designschulen in der Greenhouse-Halle die Jeans in
das knappe Hemd: in der
vagen Hoffnung auf Industrie-Kontakte.
Andererseits schmückt
sich gerade Stockholm
mit berühmten Designern
wie Naoto Fukasawa
(Muji-Kette), Jean-Marie
Massaud,
Satendra
Pakhale, Tom Dixon,
Ronan und Erwan BouOutsourcing verteidigt: Gitte Skaarup
roullec, garniert mit
Andersen von Light Years
Designpreisen wie Fornäs
Price, Elmo Price, Swedish Lightning Price, etc. Da kommen so toll hingehauchte Mobile-Regale wie die von dem
Studenten Erik-Helgesen@yahoo.co.uk aus Bergen heraus. Diese Anhäufung von Aktivitäten bilden die Grundlage
für das publizistische und öffentliche „In-aller-Munde“ zu
überschaubaren Kosten.
Lanzenlauf in Schweden
Wurde auf der einen Seite das Revival von Verner Pantons
Leuchten-Phantasien bei VerPan Aps präsentiert, so waren
20 Leuchten-Hämmer von 9 bekannten Möbeldesignern
um Lichtjahre voraus, dank der erst ein Jahr alten Light
Years. Das Outsourcen der Produktion nach Polen und
Asien verteidigt Gitte Skaarup Andersen durch weit geringere Werkzeugkosten, die weit gewagtere Designformen
kostenerschwinglich ermöglichen, anything is possible.
Peter Svensson von der dänischen Renommiermarke Fredericia, sieht den einzigen Vermarktungsweg durch Vertragshändler und eigenen Außendienst. Dank der Architektenlobby seien seit dem Herbst die Geschäfte eindeutig
besser geworden. Morten Elsig von der fantastischen
Montis (NL) bezeichnet dagegen den schwedischen Markt
als kaputt und ohne Transparenz – jeder wolle von jedem
kaufen – jeder direkt und ohne Umsatzbindung – allen voran Top-Projektfirmen wie Input und Lenab.
Für ausländische Anbieter ist die Eroberung Schwedens
ein Lanzenlauf, umsomehr verblüffte die Vielzahl der
Fremdlinge wie eben Montis, Magis, Paari, Paustian,
Wilkhahn, Dauphin, Casala, Sedus, letztere mit Gesika
im Gepäck und einem erst vor einer Woche aufgetriebenen
schwedischen Agenten. Neuer Mann auch für Deutschland:
Ab April übernimmt Udo Heep
(kommt von Martin Stoll) den Vertrieb von Sedus/Gesika. Da ist Vitra
mit bekannten Stützpunkthändlern
einige Tagesritte weiter, doch Walter
P. Haberthür macht sich nichts vor
– ohne die Steh-Sitz-Tische bleibt
Vitra bei vielen Projekten gleich
draußen. Wie wichtig aber die Weilheimer selbst eine Stockholmer
Messe einstufen, beweist die Weltpremiere von Mario und Claudio Auf der Suche nach Transparenz:
Morten Elsig von Montis
Bellinis brandneuem HeadLineDrehstuhl, deren herausragendes Merkmal die in die Doppel-S-Rückenlehne integrierte Kopfstütze ist. Fahrer des
Toyota Hilux, Bj. 1982 werden sofort wissen, dass ohne
Zweifel die Rücklehne von diesem berühmten Pickup Vorbild für Bellini war.
Die schwedischen Drehstuhl-Kollegen Rhform und Kinnarps begnügten sich heuer mit neuen Deko-Stoffen und
Wildlederapplikationen, teilweise nur mit 30.000 Martindale. Im Prinzip produktmäßig nix Neues präsentierte
Marktmacher Kinnarps Interior den gesamten Blumenstrauß der dazugekauften Töchter
wie Skandiform, Klaessons, Materia, Abstracta, S-Line Office, Lucia
etc. Schwedenboss Torbjörn Zinn
verrät auch, warum: Seit Jahren
stagniere der Preis des Büromöbels
in einem schwindenden Markt – nur
durch das Komplett-Service-Angebot à la Bene könne man den Kunden näher an sich binden, was letztlich 2005 auch die 10% Zuwachs Märkte eingekauft:
erkläre – bei 2-3% Branchendurch- Torbjörn Zinn von Kinnarps
schnitt. 50 eigene Inlandsdealer
sowie 50% Export platzieren die Schweden auf Platz 4 der
europäischen Rankingliste – Zinn gibt auch offen zu, viele
Märkte habe man sich regelrecht erkauft.
Martela, der finnische Gegenpart feierte versteckt hinter
riesigen Fransenvorhängen das erste Plus von 1 Mio Euro
bei 102 Mio Umsatz seit 6 Jahren – um so unbegreiflicher
war die Show von Klostermobiliar über anti-asthmatische
Trennwänden bis hin zu Akkustik absorbierenden und
gleichzeitig Schatten werfenden Schirmchen über den
Schreibtischen. Außer Abstracta und Vig schert sich niemand im Norden um die Erfüllung der EU-Akkustik-Normen. Was soll’s, wenn selbst ein Edsbyverken seine
Trendcollection in weiß, beige, braun, grau und schwarz in
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Nüchterne Zahlen: Schweden verzeichnete seit 1995
einen kontinuerlichen Anstieg in Produktion, Verbrauch,
wie Import, seit 2002 etwas abschwächend. Vergleichsweise gering fielen die Exportzahlen aus.
Der Möbelumsatz stieg 2005 um 9,8% bei einem Preisverfall von 1,6%, der Einzelhandel verzeichnete ein Plus
von 4,5%. Der Export stieg mit 8%, der Import mit 5%.
Schweden 2005
Produktion: 20,5 Mrd Kronen; Export: 12,6 Mrd Kronen;
Import: 11,1 Mrd Kronen; Verbrauch: 19,0 Mrd Kronen
Export 2005
1. Norwegen: 29%; 2. Dänemark: 11%; 3. Finnland: 8 %;
4. Deutschland: 8 %; 5 Großbritannien; 6. USA
Kommentar: Das ölgeschmierte Norwegen steckt z.Zt. in
einem Investionsboom. Die öffentliche Hand baut Schulen, Krankenhäuser und Verwaltungsgebäude ohne Ende,
somit ist der 13%ige Export-Zuwachs der Büromöbel
erklärbar – mit fast 5 % ist der schwedische Export auf
seine blendend dastehenden Nachbarn fixiert.
einer absoluten Sau-Qualität zeigen darf, wird klar, weshalb nordische Büromöbel weit weniger kosten als z.B.
solche aus Estland.
„Problem is the price“, diagnostiziert Anders Englund,
Design-Manager von Offect und somit im prominenten
Reigen der Design-Companies wie Bla Station, Källemo,
Swedese, Gärsnäs, und versucht den Scandinavian Style
zu analysieren: Smart und Simplicity – nur, dass seit Jahren keine tatsächlichen Innovationen mehr entstanden
sind, so dass Volvo und Ericsson einen Einkaufsstop ausriefen, da sich das gegebene Bürogemöbel nicht den veränderten
Arbeitsabläufen angepasst hätte –
siehe Schallwände oben. Laut
Englund fehlten die Visionen mangels neuer Materialien. Nur neue
Technologien ermöglichen neue Formen und somit taufrisches Design
(Englund: „Science to make it even
cheaper“). Offect, die innovativste
Design-Schmiede Schwedens, würIrokese aus Schweden: Offects
de dank neuer Materialien in 6 JahDesigner Anders Englund
ren den Markt revolutionieren. Aber
eigentlich muss man gar nicht so weit reiten, denn keine
der wie üblich zahlreichen Stuhlcreationen hatten Schreibflächen, die nur halbwegs abklappten, geschweige denn
mit Anti-Panik-Funktion ausgerüstet waren – ein sicheres
Zeichen, dass die Macht der Architektenschaft doch nachlässt.
Die Finnland-Fraktion mit Mobel, Lepo, Avarte, Marimekko, Inno, Kirsi etc. war stark vertreten – herübergetrieben
von der in die Bedeutungslosigkeit versunkenen Habitare.
Tausende von Möbel-Finnen schwankten auf ihren Fährdampfern gen Stockholm, um in einem Rausch von Farben
und Fröhlichkeit aufzuwachen – letztendlich der beste
Grund für „The World’s biggest Meeting Place for Nordic
Wulf Rabe
Design“.
10
VKG
Letzte Ausfahrt
Amtsgericht
Das lange Siechtum des Kücheneinkaufsverbandes
VKG endet, wie zuletzt nicht anders zu erwarten, beim
Amtsgericht. Damit ist der Kampf der Ex-VKG-Kontrahenten um die Verteilung der Restbestände des einstigen Vorzeigeverbandes offiziell eröffnet.
Am 21. Februar stellte Heinrich Becker, Geschäftsführer
des Kücheneinkaufsverbandes VKG Vereinigte Küchenfachhandel GmbH & Co. KG, Pforzheim, beim örtlichen
Gericht Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens – für
insgesamt 6 Gesellschaften der Gruppe. Außen vor sind die
4 Auslandstöchter sowie die Home in Style-Gesellschaft.
Becker sah sich zu diesem Schritt genötigt, nachdem
Anfang Februar Schecks für die Lieferanten geplatzt
waren. Und der Bankenpool – Sparkasse PforzheimCalw, Volksbank Stuttgart, Deutsche Bank – nach
einem abschließenden Gespräch in der vergangenen
Woche nicht bereit war, „auf den im Vorfeld mehrfach signalisierten Vergleich einzugehen”, so Becker in einem Lieferantenbrief vom 21.2. Es wäre ein einvernehmliches
Votum der Geldinstitute „vonnöten gewesen, aber eine
Bank”, bedauert Becker,
„hat nicht mitgezogen.”
Die Rede ist von der
Deutschen Bank. Über
den Antrag, den Becker
unterlagenlos einreich– die Blitzinformation per
te, will das Gericht Ende
SMS zu jeder Zeit an jeder
dieser Woche bis Anfang
Stelle. Ein kostenloser Service für Abonnenten im
der kommenden (24.Rahmen des INSIDE INFO
27.2.)
entscheiden,
PAKETS. Wenn Sie noch nicht
„sobald ich (H.B.) die
dabei sind: Faxen Sie uns
Dokumente beigebracht
Ihre Handy-Nr. unter Angabe
Ihres Namens/ Firma und –
habe”.
HOT SHOT
Fahnder gesucht
Und die dürften den vorläufigen Verwalter, wenn
er denn bestellt ist, vor
eine nicht beneidenswerte Aufgabe stellen. Er
wird sich zunächst vor
allem als Fahnder betätigen müssen. Denn neben Bankverbindlichkeiten – die Rede ist von
angeblich 30 Mio Euro –
gilt es, der Frage nachzugehen, warum das vor
drei Jahren eingerichtete
Treuhandkonto, über das
die VKGler ihre Lieferanten-Rechnungen bezahlen, und auf dem rund 3
Mio Euro liegen sollten,
falls zur Hand – Kunden-Nr.
an: 089 / 34 21 24
VKG-Pleite: 6 GmbHs betroffen, Gericht entscheidet bis
Fr. 24.2. über Antrag. Auch
Großhändler Rudolph insolvent. Mehr unter www.inside
Hot Shot v. 22.2.06