Restauration eines Porsche Junior 109 - Bienen

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Restauration eines Porsche Junior 109 - Bienen
Restauration eines Porsche Junior 109
Restauration eines Porsche Junior 109
Angefangen hat alles vor ca. 40 Jahren. Da
habe ich im Westerwald bei der Verwandtschaft zum ersten Mal auf einem Trecker gesessen. Ich weiß nicht mehr genau was für
einer es war, nur dass er grün war. Vermutlich
war es ein Deutz, was ja zur Nachbarschaft in
Köln nicht ungewöhnlich war. Angekurbelt
werden musste er, ich saß oben auf dem Bock
und wartete bis nach einigen Umdrehungen
der Motor endlich ansprang. Ordentlich
durchgeschüttelt wurde ich. Das war besser
als Karussell fahren.
wie in den Jahren zuvor den Museumsbauernhof Lehnsahn und da stand er auf der Wiese,
ein Porsche Diesel 133, der mich gleich zum
Probesitzen einlud. Meine Augen müssen derart geleuchtet haben, dass meine Frau nicht
widerstehen konnte und meinte, „dann kauf
dir doch einen“. Die Augen unserer Tochter
begannen auch zugleich zu leuchten und so
blätterten wir gemeinsam noch am selben
Abend die bekannten Traktor Zeitungen
durch und suchten nach was Passendem.
So schnell haben wir dann jedoch nicht zugeschlagen, denn eigentlich hatte ich ja überhaupt keine Ahnung davon, worauf man achten muss beim Kauf eines 50 Jahre alten
Ackergeräts.
In der Zeit danach befanden sich Unmengen
kleiner Traktoren in meinem Besitz, die mir
dabei halfen den Sandkasten von vorne bis
hinten durchzupflügen. Später wurden die
Modelle dann etwas größer und dienten nur
noch Ausstellungszwecken in meinem häuslichen Büro. Zum Einsatz kamen diese Modelle
nie.
Kam Zeit, kam Rat und so wurde ich fündig
und kaufte im September 2010 den Porsche
Diesel Junior 109. Dieser zuletzt gebaute Junior hat stattliche 15PS, 1 PS mehr als sein Vorgänger, der Junior 108.
Dann jedoch kam die Wende – der Urlaub an
der Ostsee im Sommer 2010. Wir besuchten
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Der Aufbau, ein Einzylinder Viertakter, ist
prinzipiell so einfach, dass man mit ein wenig
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technischem Verstand recht schnell begreift
für was die einzelnen Gestänge, Bügel und
Schrauben verbaut wurden. Weiterhin sind die
Maße derart kompakt, dass er gut in einer
Garage Platz findet und dort auch restauriert
werden kann. Ich wollte ihn nämlich eigentlich
haben, um daran zu basteln - einen Ausgleich
zum Job im Büro zu haben.
Ich entschloss mich erst mal alles das in Stand
zu setzen, was mit dem hinteren Teil des Traktors zu tun hat. Räder, Achstrichter, Bremsen,
Getriebe, Sitz und die gesamte Elektrik. Zu
einem späteren Zeitpunkt sollte dann der Motor samt Zylinderkopf wieder auf Vordermann
gebracht werden.
Zerlegen
Der Vorbesitzer meinte jedoch, ich solle ihn
erst mal anmelden und einige Erfahrung damit
sammeln. Das tat ich auch und so konnte ich
kaum mehr Zeit finden, tatsächlich mit dem
Restaurieren zu beginnen. Beides geht nämlich nicht, wenn man es ordentlich machen
will und das sollte man tun. Halbherzige Vorgehensweise führt früher oder später dazu,
dass man manche Dinge mehrfach anfassen
muss und dann kann es teuer werden.
Zu allererst muss man sich darüber Gedanken
machen, wo der Traktor restauriert werden
soll und ob er ggf. während der Arbeit nochmal bewegt werden muss. Ich baute mir zwei
Transportgestelle, die jeweils 800kg aushalten
und somit ohne Probleme den Junior mit seiner knappen Tonne gut hielten.
So entschloss ich mich nach fast einem Jahr
dann endlich mit der Restaurierung zu beginnen. Schweren Herzens fuhr ich den Junior
durch den Garten in die Garage am Haus. Dort
ging dann die Arbeit los und lies mich fast den
Spaß am Fahren vergessen.
Teilrestauration
Mit einem Werkstattkran, der bis zu 2to heben kann, wurde der Traktor dann aufgebockt,
nachdem einige Teile bereits demontiert waren.
Wenn man nicht gleich alles zerlegen will, um
eine Komplettrestaurierung durchzuführen,
kann man gut mehrere Gewerke einteilen und
so immer wieder nach überschaubarer Zeit
den Fahrspaß genießen. Genauso habe ich es
gemacht.
Literaturtipp
Für Anfänger gibt es interessante Literatur, die man unbedingt gelesen haben sollte. Fachbücher,
sowie Nachschlagewerke, die einem helfen die Zusammenhänge zu verstehen und auch bei der
Kaufentscheidung unterstützen.
Eines dieser Bücher kommt von unserem Clubmitglied Bernhard Köser und hat den Titel „Porsche
Traktoren restaurieren“.
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gen werden und durch Verkanten oder gar
runterfallen Teile zerstört werden können.
Irgendwann war er soweit zerlegt, dass er
mühelos in der Garage hin- und hergefahren
werden konnte und somit Platz für weitere
Arbeiten hergab.
Hier ist der gereinigte und entlackte Trichter
zu sehen. Das Kugellager wurde bereits wieder
eingesetzt, nachdem es gereinigt wurde. Alle
Kugellager waren noch einwandfrei intakt.
Achstrichter
Entlackt habe ich die Teile mit dem Winkelschleifer und einem Drahtbürstenaufsatz.
Diese gibt es als Teller- oder Topfbürsten.
Beste Ergebnisse habe ich mit den Tellerbürsten erzielt.
Die Achstrichter wurden mit Hilfe des Werkstattkrans vorsichtig demontiert. Dabei muss
unbedingt darauf geachtet werden, dass die
Schrauben gleichmäßig gelöst werden und der
Korpus dabei nicht verkantet. Ansonsten kann
der Trichter schnell abreißen.
Um den Stirnraddeckel zu reinigen, muss das
Stirnrad abgenommen werden, damit die
Radaufhängung herausgenommen werden
kann.
Damit der Trichter wieder innerlich und äußerlich auf Vordermann gebracht werden kann,
muss er komplett zerlegt werden. Dazu baut
man zuerst die Bremstrommel aus nimmt
dann den Stirndeckel ab. Dabei besonders
vorsichtig vorgehen, da die Stirnräder dahinter
während des Abnehmens auseinander gezo-
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Man kann sich vorstellen, dass die Teile ordentlich miteinander verbunden sind, denn sie
sollen ja nicht durchdrehen, so der Traktor
mal Last auf die Achse bekommt. Mit dem hier
abgebildeten Abzieher konnte ich eines der
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Räder lösen, beim Zweiten ist er mir jedoch
abgerissen. Für solche Stirnräder benötigt
man halt richtiges Werkzeug und kein Spielzeug. Um das Ganze noch ein wenig zu vereinfachen, kann man das Stirnrad mit einem
Brenner erhitzen und den Dorn mit Eis Spray
abkühlen. Beim zweiten Rad hat das dann
auch funktioniert.
Entrosten
Na ja, nicht alles muss man selbst machen.
Manchmal ist es einfach besser sich auf Leute
zu verlassen, die von bestimmten Themen
mehr Ahnung und vor allem auch das richtige
Werkzeug haben.
Bremstrommel und alle anderen Teile wurden
gereinigt. Dichtungen wurden erneuert und
die Bremsbeläge zeigten keinerlei
Abnutzungspuren. Vermutlich wurden sie vor
noch nicht allzu langer Zeit mal erneuert.
Zu guter Letzt wurden die Teile wieder
zusammengebaut. Die Stirndeckel wurden mit
Marston Dichtmasse abgedichtet und dann
wieder verschraubt.
Das Entlacken und Entrosten des hier abgebildeten Gehäuses beansprucht, bei manuellem
Entlacken extrem die Nerven der Nachbarn
und erhebliche Zeit, die man dafür aufwenden
muss. Am Ende stellt man dann fest, dass die
Qualität nicht das ist, was man sich vorstellt,
man kommt nämlich nicht in alle Ecken hinein,
so dass immer wieder Rostecken und Lackreste übrig bleiben.
Ich hatte mich dazu entschlossen die Teile
einzeln zu lackieren und dann wieder
zusammenzubauen.
Also entweder jemanden Fragen, der Sandstrahlen kann oder die Teile in einen Fachbetrieb bringen. Ich habe so folgende Teile bearbeiten lassen: Felgen, Kotflügel, Motorhaube,
Batterie- und Tankkasten, sowie das abgebildete Armaturengehäuse. Habe dafür ca. 150 €
bezahlt. Schleifscheiben und die Zeit wären
erheblich teurer geworden.
Im Porsche Werk wurden die die Traktoren
damals erst zusammengebaut und dann im
Ganzen lackiert.
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Lackieren
Beim Lackieren scheiden sich die Geister. Für
die einen gibt es nur das Original, welches
damals auch auf die Traktoren gesprüht wurde, nämlich Kunstharzlack und es gibt die Anderen, die auf 2K Lack schwören. Eins haben
beide gemeinsam und das ist die Farbtonwahl,
die natürlich immer original sein muss. Somit
sehen beide nachher auch gleich aus.
Zuerst wurde die Grundierung in einigen
Schichten aufgetragen und danach kam die
Farbe drauf.
Unterschiede gibt es in der Verarbeitung.
Während man für die Verarbeitung von 2K
Lacken „profihafte“ Geräte und Umgebungen
benötigt, lässt sich der Kunstharzlack auch von
nicht ganz so erfahrenen Bastlern verarbeiten.
Alle Teile, die nicht lackiert werden sollten
wurden vorher ordentlich abgeklebt und so
konnte nach kurzer Zeit auch wieder mit dem
Zusammenbau begonnen werden.
Ich hatte mich entschlossen die Teile, die ich
selbst lackieren wollte mit Kunstharzlack zu
lackieren und die Teile, die später auffallen,
wie Motorhaube und Kotflügel ordentlich
lackieren zu lassen. Der Lackierer hat dafür 2K
verwendet.
Originalfarbtöne
Verarbeitet habe ich die Farbe mit einer herkömmlichen Sprühpistole aus dem Baumarkt.
Kostenpunkt ca. 80€. Mit dem Ergebnis bin ich
recht zufrieden.
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RAL 3002
Karminrot
RAL 1014
Elfenbein
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chern für die Schrauben besser hält und somit
die Farbe nicht so schnell abplatzt.
Reifen
Wie man auf dem Foto erkennt, hatte der
Schlepper gelbe Felgen. Nicht etwa, weil es
sich um ein Exportmodell handelte, die nämlich häufig mit gelben Felgen ausgeliefert
wurden, sondern weil der Bauer damals keine
andere Farbe zur Hand hatte, nachdem die
Originalfarbe arg in Mitleidenschaft gezogen
war.
Zum Schluss habe ich dann noch in die Tasche
gegriffen und für vorne neue Reifen, sowie für
alle Räder neue Schläuche investiert.
Als ich mit den Felgen wieder zum Reifenhändler fuhr, damit dieser wieder alles zusammenbaut, konnte er angesichts der schön
lackierten Teile nur noch einen Fluch aussprechen, den ich hier nicht zitieren möchte und er
machte sich dann ganz vorsichtig an die Arbeit.
Die Reifen habe ich vom Reifenfachhändler
abziehen lassen, da ich sie wiederverwenden
wollte. Die Schläuche darin zeigten erhebliche
Gebrauchsspuren und waren im Laufe der Zeit
unzählige Male geflickt worden.
Das Getriebe
Tja, neugierig wie ich war, musste ich natürlich
auch einen Blick ins Getriebe werfen. Bei meinen Ausfahrten konnte ich kein „Knirschen im
Getriebe“ feststellen und so bekam ich auch
keine böse Überraschung.
Lackiert habe ich die Felgen selbst, genauso
wie weiter oben beschrieben. Eine andere
mittlerweile auch bewährte Methode die Felgen in Farbe zu bringen ist die Kunststoffbeschichtung. Diese hat gegenüber der Lackierung den Vorteil, dass sie an den Aufnahmelö© Stefan Lindner
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Zur Inspektion habe ich das Getriebe vorsichtig durchgedreht und habe mir die Zahnräder
genauestens angeschaut. Für mich sah das
alles hervorragend aus und so wurde der Deckel wieder zugemacht.
besten Tage gesehen hatte. Die Metallhalterung war mehrfach gerissen und nach dem
Abbau habe ich mich gefreut, dass ich bei der
Fahrt nicht bereits verloren gegangen war.
Zusammenbau Teil 1
Das ist der Moment auf den man lange wartet.
So langsam fügen sich die Teile alle wieder
zusammen.
Irgendwann waren dann auch die Räder wieder dran und man konnte so halbwegs erahnen, dass es sich um einen Traktor handelte.
Den Motorblock hatte ich zu diesem Zeitpunkt
noch nicht angefasst. Eins nach dem anderen.
Schließlich sollte er erst mal wieder fahren.
Auch hierbei half mir mein Werkstattkran
wieder hervorragend aus und hob den Achsschenkel genau auf die Höhe, die ich brauchte,
um ihn wieder am Gehäuse anbringen zu können.
Anpassen der Blechteile
Bevor die Blechteile alle lackiert wurden,
musste die Haube noch angepasst werden.
Diese war über die Jahre vorne an der Halterung weggerostet und damit sie nicht abfiel,
wurde einfach ein Blech drüber gebrutzelt.
Gebrutzelt deshalb, da man das Blech eigent-
Hier auf dem Bild ist schön die neue Sitzhalterung zu sehen. Die Alte wurde wohl schon vor
langer Zeit durch einen Sitz der Firma Fritzmeier ersetzt, der jedoch auch schon seine
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lich nicht mehr erkennen konnte, sondern nur
noch ein Gebirge aus Metall.
Die Kotflügel wurden auch vor dem Lackieren
montiert, da wir noch einige Löcher bohren
mussten, durch die später die Kabel für die
Beleuchtung und die Steckdose geführt werden sollten. Die sollen ja schließlich gerade
sitzen und nicht etwa nach oben oder unten
leuchten.
Auf dem Foto ist schön zu erkennen, wie das
Blech vorne ausgebessert und dann mit den
anderen Teilen zusammen angepasst wurde.
Danach ging es wieder zurück zum Lackierer.
Zusammenbau Teil 2
Einige Tage später konnte ich die Teile endlich
abholen. Wow, was für ein Erlebnis. Ich habe
dann auch sofort mit dem Zusammenbau begonnen. Was montiert ist, da fällt man nicht
mehr drüber und zerstört es nicht gleich wieder, wenn es irgendwo in der Garage rumliegt.
Das Scharnier wurde vor Ort noch mit der
Haube verschweißt.
Hier sind schön die überarbeiteten Blechteile
zu sehen.
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Zuerst wurden das Armaturenbrett und der
Kasten für Tank und Batterie eingebaut.
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Die Überrollbügel habe ich auch in Elfenbein
lackiert. Finde es sieht ganz gut aus. Hatte
auch überlegt sie ganz weg zu lassen, jedoch
geben sie Personen, die auf dem Kotflügel
sitzen guten Halt.
Danach die Kotflügel und die neuen Sitzbügel.
Den Ölbadluftfilter habe ich schwarz lackiert.
Mir war einfach danach, auch wenn man früher im Werk einfach alles mit roter Farbe lackiert hat.
Ja, und hier war er dann fast fertig. Fehlte nur
noch die gesamte Elektrik.
Die Elektrik
Bei der Elektrik war mir von vorne herein klar,
dass die komplett erneuert werden muss. Also
damit meine ich alle Kabel. Die Instrumente
wurden größtenteils wieder verwendet.
Hier ist schön die neue Sitzschale zu erkennen,
Oben in Elfenbein und in Karminrot lackiert.
So wie es sich gehört.
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eingebeult, die Gläser gerissen oder die Halterungen festgerostet. Nach langem Suchen
habe ich dann einen Anbieter gefunden, bei
dem das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmte.
Außer den Lampen wurden der Glühüberwacher und der Warnblinkschalter noch ausgetauscht.
Bei den Leuchten habe ich es mir auch einfach
gemacht und alle neu gekauft. Irgendwo war
bei den Alten immer etwas defekt. Entweder
Die erste Ausfahrt nach der Restauration
Irgendwann ging es dann wieder raus
aus der Garage und rein ins Vergnügen.
Tolle Ausfahrten, die Teilnahme am
Karnevalsumzug und viele Neugierige
Blicke waren die Highlights.
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Ein ölspuckender Zylinderkopf
Ca. ein Jahr später, nachdem die ersten tollen
Ausfahrten gemacht waren, ging es wieder in
die Garage. Nun sollte der Rest unter die Lupe
genommen werden.
Von Anfang an spuckte der Junior Öl am Zylinderkopf. Genau sehen wo es herkam, konnte
man nicht. Also runter damit und alles auf
Vordermann bringen.
Am Gewinde der Lichtmaschine ist eine Nut
gefräst, die mittels eines Dorns die Überwurfscheibe hält. Dieser Dorn wurde vorsichtig
entfernt und danach ließ sich die Scheibe auch
entfernen und das Lüfterrad abnehmen.
Zerlegen Teil 2
Zuerst ging alles ganz einfach, beim Zerlegen.
Vorsichtig wurden alle Blechteile des Gebläses
und den Ölbadluftfilter abgebaut.
Lichtmaschine ausbauen
Hier auf dem Bild kann man schön sehen, wie
das Öl unten rechts am Motorblock runterlief.
Das wurde selbstverständlich nach jeder Fahrt
abgewischt.
Die zuvor beschriebene Nut muss entweder
nach rechts oben oder links unten zeigen.
Steht die Welle richtig, lässt sich die Lichtmaschine ohne „Gewalt“ aus der Halterung ziehen. Vorausgesetzt, dass man zuvor die Sicherungsschraube auf der linken Seite gelöst hat.
Vorsichtig beim Hantieren, nicht am Reglerblock der Lichtmaschine festhalten, der könnte schnell abreißen.
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Ist der Deckel der Kipphebelschale gelöst,
kann man sich daran machen die Sicherungsmuttern der Stehbolzen zu lösen.
Anlasser ausbauen
Beim Anlasser Ausbau handelt es sich um eine
eher leichte Übung. Einfach die beiden Muttern auf den Stehbolzen lösen und den Anlasse abnehmen.
Diese löst man immer über Kreuz, damit sich
der Kopf nicht verkantet oder gar reißt.
Vorsichtig, der fällt so runter, wenn man ihn
nicht festhält.
Um die versenkten Muttern neben dem Kipphebel zu lösen, braucht man eine besonders
kurze Nuss. Die hatte ich natürlich auch nicht
und so habe ich kurzerhand eine abgesägt und
zusätzlich oben angeschliffen.
Zylinder ausbauen
Hier auf dem Foto kann man schön sehen, wie
sich eine Ölspur zwischen Zylinderkopf und
Zylindertrichter zieht.
Damit kam ich am Kipphebel vorbei, ohne
diesen zu beschädigen und konnte die Muttern problemlos lösen.
Nach weiterem Ausbau kam auch ein Grund
dafür zum Vorschein. Das ausgefräste Teil am
Zylinderkopf, der auf den Trichter aufgesteckt
wird, ist ca. 3 mm zu breit. Wer auch immer
daran früher rumgebastelt hat. Später bei der
Überholung des Kopfes kam dann noch ein
Riss im Zylinderkopf zu Vorschein, der wohl
auch dazu beigetragen hat.
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Kolben ausbauen
Bevor man an den Kolben rankommt, muss
zuerst der Zylindertopf abgenommen werden.
Dabei sollte man diesen vorsichtig ein Stück
hochziehen und dann einen Lappen darum
legen. Sollten nämlich die Kolbenringe defekt
sein, fallen diese dann nicht direkt in den Motor.
Um den Kolben abnehmen zu können, müssen
zuerst die Seegeringe auf beiden Seiten des
Bolzens gelöst werden. Auch hier wieder aufpassen, dass sie nicht runterfallen.
Jetzt sollte man mit einem Bolzenausdrückgerät den Bolzen vorsichtig rausdrücken. So was
hatte ich natürlich nicht und so habe ich mir
mit einer breiten Stecknuss und einem Verlängerungsstift (wie auf dem Foto auf der vorigen Seite) ausgeholfen. Damit und einem
Hammer konnte ich den Bolzen ganz vorsichtig herausschlagen. Danach konnte man den
Kolben vorsichtig abheben.
Den Topf vorsichtig nach oben ziehen und
schon kommt der Kolben zum Vorschein.
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Stehbolzen ausbauen
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Ich wollte ja alles richtig schön lackieren,
wenn schon mal alles ab ist und so machte ich
mich auch daran die Stehbolzen herauszudrehen, damit ich zum Entlacken besser an die
Gehäusestellen kommen konnte. Heute würde
ich vielleicht eher drauf verzichten, aber was
man einmal angefangen hat, muss man auch
zu Ende bringen.
•
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Auf jeden Fall immer wieder Rostlöser
draufsprühen.
Versuchen mit der Zange links-rechts
zu drehen (Achtung so weit wie möglich unten anpacken. Der Bolzen verdreht sich sonst).
Leichte Schläge mit dem Hammer auf
die Schraube geben.
Das Gehäuse erwärmen (aber Vorsicht! Nicht das was in Brand gerät,
denn das muss richtig warm werden)
Zusätzlich Eisspray auf die Schraube
geben.
Bei mir hatte nichts geholfen. Irgendwann war
der Bolzen abgebrochen und es half nur noch
ausbohren und versuchen mit dem Schraubenausdreher den Schraubenrest herauszubekommen.
Es kam, wie es kommen musste, drei Bolzen
gingen raus und der Vierte brach ab.
Nach einigen Versuchen musste ich feststellen, dass auch das nicht ging und so beschloss
ich auch den Rest auszubohren und das Ganze
soweit wieder in Schuss zu bringen, wie es
ging..
Auf dem Bild hier ist schön zu sehen, wie verschnörkelt er schon aussah. Das Loch zum
Motor war übrigens bei der Arbeit abgedeckt,
damit nicht noch was reinfällt und wenn es
nur Metallspäne sind.
Ich hatte viele gute Ratschläge erhalten, wie
man es machen kann, hier nur einige davon,
die vielleicht mal jemandem Helfen:
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tel auf Silikonbasis kann ohne Papierdichtungen verwendet werden.
Ein Blick in den Motor
Leider kam es ja noch dicker. Da ich ja beim
Ausdrehen des Stehbolzens die Einspritzpumpe nicht abreißen wollte, hatte ich diese vorsichtshalber abgebaut. Dummerweise hatte
ich jedoch nicht daran gedacht, dass sich damit der Reglerblock hinter der Pumpe weiter
als gewohnt drehen lässt und dieser im Motorraum einen Bolzen zum Lösen bringen
konnte. Es machte Krach, Bumm, Schepper
und Irgendetwas war heruntergefallen. Da auf
dem Boden nichts zu sehen war, blieb mir
nichts anderes übrig, als im Motor zu suchen.
Nachdem das Öl abgelassen und die die
Schrauben gelöst waren, konnte der Stirndeckel des Motors vorsichtig abgezogen werden.
Man lernt halt nie aus.
Da lag er der Bolzen!
Entlacken und Lackieren Teil 2
Nachdem der Deckel wieder angezogen war,
wurde das Gehäuse mittels Winkelschleifer
und Drahtteller Aufsatz entlackt und wie bereits der Rest des Gehäuses mit Kunstharzlack
lackiert.
Ein Gutes hatte das Ganze. Nun wusste ich,
dass nichts defekt und verschlammt war.
Es gibt da natürlich auch einige Öffnungen am
Motorblock in die keine Farbe einlaufen sollte.
Diese wurden selbstverständlich vor dem Lackieren ordentlich abgedichtet.
Die Ränder wurden von alten Kleberesten
befreit und der Deckel wurde mit Marston HD
SIL wieder abgedichtet. Dieses Dichtungsmit-
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Ein neuer Stehbolzen
Gut es waren insgesamt vier neue Stehbolzen,
die ich eingebaut habe, da alle 4 eine Macke
weg hatten. Nicht ganz so schwierig gestaltete
sich der Einbau des abgerissenen Bolzens.
Diesen hatte ich ordentlich ausgebohrt und
mit einem M12 Gewindeschneider nachgeschnitten. So passte er schon mal wieder in
das Gewinde rein. Da dieses jedoch nicht
mehr die Festigkeit hatte, wie es ursprünglich
mal war, wurde der Bolzen kurzerhand mit JB
Weld Flüssigmetall eingeklebt. Ich habe mir
nämlich vorgenommen diesen nie wieder herauszunehmen.
Da der Kolben bereits ein Austauschkolben
war und diese immer ein wenig größer sind als
das Original, konnte ich keinen neuen mehr
einbauen und den Zylindertopf nachfräsen
lassen. Dieser wäre dann zu dünn geworden.
Macht aber nichts, ich finde er fährt auch so
ganz gut, auch wenn er vielleicht ein wenig
Leistungsverlust hat.
Kolben und Zylinder einbauen
Wie bereits zuvor beschrieben, hatte der Zylinderkopf einen Riss, der beim Überholen
zum Vorschein kam. Erst beim Sandstrahlen
konnte man diesen Riss erkennen, der haardünn und mit Schmutz bedeckt war. Der Kopf
wurde kurzerhand ausgetauscht, komplett
überholt und mit neuen Dichtungen versehen
wieder an mich übergeben. Ich habe ihn dann
mit Schleifpaste auf den Zylindertopf „eingeschliffen und anschließend wieder montiert.
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Die Montage von Kolben, Zylindertopf und
Zylinderkopf war gar nicht so schwierig. Man
muss beim Anziehen der Schrauben jedoch
mit dem Drehmomentschlüssel auf die richtige Kraft achten, damit man nichts abreißt und
sich aber auch nichts löst.
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Einspritzpumpe montieren
Die Einspritzpumpe hat mir dann doch noch
ein paar Sorgen bereitet. Der Einbau war zwar
recht einfach, jedoch ist bei der Einstellung
genauestens darauf zu achten, wie dieses zu
machen ist. Wer so wie ich da keine Ahnung
von hat, der kann da schnell etwas kaputt
machen. Nach einigen Versuchen musste ich
feststellen, dass ich professionelle Hilfe benötige, die ich dann auch erhalten habe.
Alleine hätte ich das nicht hinbekommen. Hier
gibt es auch einige gute Bücher, die beschreiben, wie es geht, aber wenn das Verständnis
für die Funktionsweise fehlt, kann es eben
schwierig sein.
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Fertig, fürs Erste
Im Grunde sind jetzt nur noch die Lenkung und die Radaufhängung zu überholen. Dazu hatte ich jedoch keine Lust mehr, wollte halt mal wieder fahren.
Ich hoffe, dass ich mit meinem Bericht dem einen oder anderen einige Tipps habe geben können.
Ebenso soll der Bericht denjenigen ermutigen, der überlegt so etwas auch mal zu machen. So schwer
ist es nicht, jedoch sollte man ein wenig handwerkliches Geschick, Zeit und Ruhe mitbringen.
Ebenso kann es hilfreich sein, wenn
man Hilfe durch erfahrene Leute im
Club oder bei Freunden und Bekannten hat.
Denn bevor man alles kaputt repariert,
sollte man lieber mal fragen.
Ich bin heute stolz darauf, das meiste
selbst gemacht zu haben, auch wenn
es nicht immer ganz perfekt ist – es ist
aber halt selbstgemacht.
In diesem Sinne, immer einen Tropfen Diesel im Tank, euer
Stefan Lindner
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>> Über Anregungen und Feedback freue ich mich gerne. <<
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