Mein Friedensdienst in Belfast 2013 bis 2014

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Mein Friedensdienst in Belfast 2013 bis 2014
Mein Friedensdienst in Belfast
2013 bis 2014
Zusammengefügte Rundbriefe von Martha Gieselmann,
Wishing Well Family Centre, Belfast
– VORWORT –
Dank
„Ein Traum ist unerlässlich, wenn man die Zukunft gestalten will.“ (Victor Hugo)
Diesen und andere Gedanken gab mir meine Philosophie- und Deutschlehrerin mit auf
den Weg nach Belfast, auf den Weg aus der Geborgenheit und Sicherheit meiner
Schulzeit in ein eigenständiges Leben. Und damit hat sie genau das ausgedrückt, was mich
dazu bewogen hat, diesen Schritt zu gehen und ein Jahr meines Lebens im Ausland zu
verbringen. Ein Traum. Ein Traum von Selbstständigkeit. Ein Traum von
selbstständigem Leben im Ausland. Jetzt bin ich hier angekommen und mir gehen
Gedanken an Menschen durch den Kopf, die mich auf diesem Weg begleitet und geführt
haben.
Zuallererst fällt mir dabei meine Mutter ein, ohne die ich diesen großen Schritt überhaupt
nicht gegangen wäre. Sie hat mir immer wieder Mut gemacht, wenn es kleinere oder
größere Rückschläge gab und mich immer darin bestärkt, dass dieser Freiwilligendienst
das Richtige ist und ich mich durch nichts davon abhalten lassen soll.
Zum anderen möchte ich mich auch bei meinem Vater bedanken, der mit mir vor vielen
Jahren zum ersten Mal nach England in den Urlaub gefahren ist und dort meine
Faszination und Liebe zu den britischen Inseln geweckt hat.
Auch meinem Onkel und meiner Tante bin ich sehr dankbar, dass sie mir von ihrer Zeit
hier in Belfast berichtet und mich dadurch bestärkt haben, dass auch eine Großstadt es
wert sein kann, darin zu leben.
Meinen Großeltern bin ich ebenfalls zu Dank verpflichtet, da sie mich, obwohl ihre Zeit
vielleicht knapp bemessen ist, immer unterstützt haben und stolz auf mich sind, dass ich
den Dienst angetreten habe.
Des Weiteren freue ich mich, dass auch meine Freunde, der Pfadfinderstamm St. Hedwig
und der Rest meiner Familie, insbesondere aber meine Freundin Felicitas, hinter mir
stehen und ich immer auf sie zählen kann, wenn es kleinere oder größere Phasen der
Unsicherheit gab oder gibt.
Ganz besonders möchte ich mich auch bei meinem gesamten Unterstützerkreis dafür
bedanken, dass sowohl die finanziellen als auch die geistigen Mittel stimmen, um einen
Freiwilligendienst im Ausland zu leisten.
Zu guter Letzt möchte ich es aber nicht versäumen, meiner Entsendeorganisation
EIRENE und besonders Ralf Ziegler zu danken, dass sie mir dieses Jahr voller
Erfahrungen und Erlebnisse ermöglichen und mich immer unterstützen, wo immer ich
Hilfe benötige.
– KAPITEL EINS –
Bewerbung und Seminare
Schon vor langer Zeit kam mir die Idee, dass ich das erste Jahr nach Beendigung der
Schulzeit dazu nutzen wollte, Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Ebenfalls klar war
mir, dass es ein englischsprachiges Land sein sollte und dass ich etwas Sinnvolles tun
wollte. Bei der Suche nach einer passenden Entsendeorganisation stieß ich im Sommer
2012 auf EIRENE, die ein Projekt an der Nordküste Nordirlands unterstützen, in dem ich
ursprünglich gerne arbeiten wollte. Im darauf folgenden November besuchte ich ein
Infoseminar von EIRENE, das Voraussetzung für eine Bewerbung ist. Danach begriff ich
immer mehr, dass ein Dienst mit EIRENE in Nordirland genau das war, was ich wollte.
Als Antwort auf meine Bewerbung bekam ich dann Anfang des Jahres 2013 eine Einladung
zu einem Bewerberauswahltreffen in der Geschäftsstelle in Neuwied, zu dem ich mich
gespannt und aufgeregt auf den Weg machte, würde es doch über meine nähere Zukunft
und die meines Freiwilligendienstes entscheiden. Nach intensiven Gesprächen und vielen
Informationen bezüglich des Dienstes fuhr ich nervös und erwartungsvoll wieder nach
Hause, um eine Woche später eine E-Mail zu bekommen, in der Ralf mir mitteilte, dass
ich für einen Dienst in Nordirland ausgewählt worden sei. Zu diesem Zeitpunkt konnte
ich mein Glück noch gar nicht fassen. Leider stand aber noch nicht fest, in welchem
Projekt ich arbeiten würde und es dauerte weitere zwei Monate, bis feststand, dass ich
meinen Dienst im Wishing Well Family Centre im Norden Belfasts leisten würde. Ende
Mai, nach meinen Abiturprüfungen, fuhr ich dann bereits zum ersten Mal nach Belfast,
um das Wishing Well Family Centre zu besuchen, mit meiner Vorgängerin über ihren
eigenen Dienst zu sprechen und mir daraufhin klar zu werden, dass ein Dienst dort mein
fester Wunsch ist. Anfang Juli fand der Ausreisekurs von EIRENE statt, bei dem ich die
anderen Freiwilligen kennen lernte und gemeinsam mit ihnen auf den Dienst vorbereitet
wurde. Dort haben wir Einheiten zu unseren Ängsten und Erwartungen bezüglich unseres
Dienstes, zum Welthandel, zur Gewaltfreiheit und anderen wichtigen Themen gehabt. In
diesen Zeitraum fiel aber auch meine Zeugnisvergabe und der Abiball sowie der Abschied
von meiner Schule, die mir immer sehr wichtig gewesen ist, sodass ich nach der Hälfte
des Seminars einen kurzen Besuch zu Hause machte, bevor ich mich den anderen
Freiwilligen zum zweiten Teil der Vorbereitung auf unseren Dienst anschließen konnte.
Alle EIRENE-Freiwilligen des anglophonen Nordprogramms
(USA, Kanada, Irland, Nordirland)
– KAPITEL ZWEI –
Ausreise heißt Abschied und Anfang
Nach dem Ausreisekurs gab es für mich nicht mehr viel Zeit zu Hause in Paderborn. Ich
begann immer intensiver zu überlegen, welche Dinge es wert seien, mich nach Belfast zu
begleiten. Je nach Tageszeit begann meine Stimmung zu schwanken und immer öfter
hatte ich das Gefühl, dass ich doch eigentlich viel lieber in Deutschland bei meiner
Familie und meinen Freunden bleiben würde. Gleichzeitig wurde ich gespannter und
aufgeregter, wie es in Belfast werden würde. Ob ich mich mit den anderen deutschen
Freiwilligen verstehen würde, die ich ja doch nur kurz kennen gelernt hatte; ob es
besonders mit Alexandra, meiner deutschen Mitbewohnerin und ebenfalls EIRENEFreiwilligen und den anderen im Haus funktionieren würde; ob mir die Arbeit gefallen
würde; ob die Kollegen nett sein und mir am Anfang helfen würden mich einzugewöhnen;
ob ich die englische Sprache verstehen würde, die sich hier in Belfast zum Teil doch zu
einer ganz besonderen und speziellen Form weiterentwickelt hat, die doch etwas Zeit zum
Verstehen benötigt; ob ich gut Abschied von meinem bisherigen Umfeld würde nehmen
können… Mit diesen Gedanken im Kopf verabschiedete ich mich nach und nach von
meinen Freunden und meiner Familie, bis ich plötzlich am 1. August mit meiner Mutter
und meinem Stiefvater in Düsseldorf am Flughafen stand und gar nicht glauben konnte,
dass erst Monate würden vergehen müssen, bis ich die beiden wieder sehen würde. Nach
einem reibungslosen Flug nach Dublin und der anschließenden Busfahrt nach Belfast –
Gott sei Dank mit meinem gesamten Gepäck samt Übergepäck – kam ich dann müde in
144 Ulsterville Avenue an, wo ich von nun an für ein Jahr leben sollte. Der Vermieter
lehrte mich gleich Geduld und dass ich in Nordirland nicht ohne weiteres ein deutsches
Verständnis von Pünktlichkeit erwarten darf – er kam anderthalb Stunden später als
verabredet. Als dann die ersten Formalitäten geklärt waren, konnte ich müde mein neues
Zimmer beziehen.
Mein neues Zuhause in Belfast
– KAPITEL DREI –
Neue Heimat
In den folgenden Tagen begann ich vorsichtig und zunächst zögerlich Belfast zu
erkunden. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass ich von nun an hier leben
würde, nahm ich gewöhnliche Dinge wie den Duft von Herbstblättern, kleine Vorgärten,
weite Aussichten, das Wetter und Wolkenformationen sehr viel deutlicher wahr, als ich
es in Deutschland getan habe. Mit fiel direkt die Freundlichkeit und Höflichkeit der
Nordiren auf, die einem auf nette Weise den Weg erklären und ins Reden kommen. So
kann es etwa leicht passieren, dass man in der Innenstadt auf eine lange Schlange von
Menschen stößt, die scheinbar auf etwas warten und erst nach einigen Augenblicken
merkt, dass es der nächste Bus ist, den sie alle geordnet und der Reihe nach betreten
wollen.
Zu Beginn meines Auslandsjahres musste ich wie alle anderen Freiwilligen jede Menge
Formalitäten und Papierkram erledigen: ich brauchte eine neue Handykarte; ein
Bankkonto bei einer irischen Bank; ich musste Housing Benefit beantragen (eine
staatliche Unterstützung für Menschen, die ihre Mietkosten nicht selbst tragen können);
ich musste eine National Insurance Number und eine Medical Card beantragen; ich habe
an einem Einstufungstest an einem Belfaster College teilgenommen, um einen Platz in
einem entsprechenden Englischkurs zu bekommen; etc. Das hat mich sehr viel Zeit und
Nerven gekostet, aber Dank Alexandra, die ich in der Zeit, die wir hier in Belfast schon
gemeinsam verbracht haben, sehr lieb gewonnen habe, habe ich dabei auch viel Spaß
gehabt.
Nachdem ich das Gröbste erledigt hatte, konnte ich endlich anfangen, mich in Belfast zu
Hause zu fühlen.
Meine neue Familie in Belfast: Johanna, Judith,
Melina, Oliver, Malte, Alexandra, Steffi und ich
– KAPITEL VIER –
Wishing Well Family Centre
Der Grund, warum ich nun in Belfast lebe, ist meine Arbeit im Wishing Well Family
Centre. Das Wishing Well ist ein „cross–community“ (religionsübergreifend für
Protestanten und Katholiken) Familienzentrum, das im Jahre 1989 im Norden von Belfast
gegründet wurde, um vom Konflikt gebeutelten Familien Unterstützung in sozialen,
erzieherischen, ökonomischen und ökologischen Bereichen zukommen zu lassen. Heute
spielt besonders die Kinderbetreuung eine wichtige Rolle im Wishing Well: Kinder ab
dem Alter von 6 Wochen bis 9 Jahren verbringen ihre Zeit in unterschiedlichen
Spielgruppen, angefangen mit den Babies (6 Wochen bis 12 Monate) und Toddlers (12 bis
22 Monate) über die Juniors (22 bis 30 Monate) und Seniors (ab 30 Monate) bis zur
Preschool (3 bis 4 Jahre) und die Out-of-Schools (5 bis 9 Jahre).
Da das neue Schuljahr noch nicht begonnen hatte als ich im August in Belfast ankam,
hatte ich während des Summer Schemes (ein Sommerprogramm für die älteren Kinder)
ein wenig Zeit mich in meinem neuen Umfeld einzuleben. Jeden Tag gab es größere
Aktionen wie einen Kinobesuch, Bowling, Outdoor- und Indoor-Spielplätze, einen Besuch
eines interaktiven Museums oder den Besuch des Belfaster Zoos bei uns im Wishing
Well. Dabei konnte ich mich schon an die Sprache der Kinder und Kollegen und an die
hiesigen Erziehungsmethoden gewöhnen, was mir anfangs doch zum Teil
Schwierigkeiten bereitet hat, da ich von meinem deutschen Umfeld und meiner Erziehung
her das ständige Spielen von Video-Spielen nicht gutheißen kann und will. Diese im
Nachhinein recht stressfreien Wochen hatten ab September dann ein Ende, als alle Kinder
wieder zur Schule zurück oder neu zur Schule kamen und ich mit meinen Kolleginnen
eine völlig neue Gruppe neugieriger und aufgeregter Preschool-Kinder begrüßen konnte.
Damit begann mein normaler Arbeitsalltag.
Ich arbeite vormittags von 9 bis 12 Uhr in der Preschool und nachmittags von 13 bis 17 Uhr
mit den Out-of-Schools. Die Preschool, eine Art Vorschule, besuchen hier im United
Kingdom alle Kinder in ihrem letzten Jahr vor der Primary School, zu der sie ab dem
Alter von 4 oder 5 Jahren gehen. Sie lernen bei uns zur gegebenen Zeit still zu sein, den
richtigen Umgang mit Gleichaltrigen und Erwachsenen, und werden spielerisch an einen
strukturierten und routinierten Alltag gewöhnt. Die Out-of-Schools sind
Grundschulkinder, die ich von der Schule abhole und mit denen ich den Nachmittag über
spiele oder andere Aktivitäten anleite.
In unserer Preschool haben wir in diesem Jahr 16 Kinder, mit denen ich spiele und lache,
denen ich Dinge erkläre und zeige, und die ich leider oft zur Ruhe ermahnen muss. Mit
meinen Kolleginnen bin ich daher damit beschäftigt den Jahresplan zur umfassenden
Erziehung möglichst gut umzusetzen und die Kinder in ihrer individuellen Entwicklung
bestmöglich zu unterstützen. Dabei kann ich den Jahreszeiten entsprechend kreative
Bastelaktionen anleiten, ihnen zeigen, wie man eine Schere richtig benutzt, wie man aus
Knete Bälle oder Pfannkuchen knetet und vieles mehr. Andere Aufgaben sind es dann,
dass ich eine kleine Zwischenmahlzeit, bestehend aus gebuttertem Toast, Obst und Milch
oder Wasser, vorbereite und die Kinder anschließend beim Zähneputzen beaufsichtige,
dass ich den Raum für den nächsten Tag vorbereite und Spielsachen auf den Tischen
auslege und dass ich die Kinder, die zum Mittagessen noch bleiben, beaufsichtige und zum
ordentlichen Essen anhalte.
Nach dem Mittagessen nehme ich die Kinder, die den Nachmittag auch noch bei uns
verbringen, mit in den Out-of-Schools-Raum, wo sie sich ein wenig selbst beschäftigen,
bis ich die Grundschulkinder abgeholt habe. Im Moment kommen Kinder von drei
unterschiedlichen, sowohl katholischen als auch protestantischen, Schulen. Gemeinsam
mit unserem Busfahrer fahre ich meistens um 14 Uhr und 15 Uhr die Schulen ab, wobei es
im Bus meine Aufgabe ist, zu sehen, dass die Kinder angeschnallt sind und sich
einigermaßen ruhig verhalten. Fahren muss ich auf der linken Straßenseite
glücklicherweise nicht. Zurück im Wishing Well helfe ich den Kindern bei den
Hausaufgaben, male oder bastle mit ihnen oder beaufsichtige ihr freies Spielen. Das
bereitet mir meistens Freude, sehe ich doch wie sich meine Stimmung auf die Kinder
überträgt und sie mir immer vertrauter werden.
Das Wishing Well Family Centre in Belfast
Der Raum der Preschool im Wishing Well Family Centre
– KAPITEL FÜNF –
Belfast
Belfast. Ein kurzer Name. Bloß zwei Silben, die aber, wenn man schon einmal etwas von
dieser Stadt gehört hat, eine Flut von Assoziationen hervorrufen können. Belfast ist die
Hauptstadt Nordirlands und gespalten in zwei große Lager, die mehrheitlich
loyalistischen Protestanten und die größtenteils republikanischen Katholiken. Die
Konflikte zwischendiesen beiden großen Parteien dauern seit vielen Jahrhunderten an
und, da die Trennung tief in beiden Kulturen verwurzelt ist, werden sie wohl auch noch
einige Zeit anhalten. Als ich erfuhr, dass ich meinen Friedensdienst in Belfast leisten
würde, wusste ich zunächst nicht viel von dieser außergewöhnlichen Stadt. Obwohl sie
ein Teil Europas ist, scheint mir das Bewusstsein in Deutschland für diese - um nicht zu
sagen vom Bürgerkrieg erfasste - Stadt leider kaum vorhanden zu sein, denn auch in der
Schule habe ich nur wenig über den Nordirlandkonflikt gehört. Mit dem Wort
„Bürgerkrieg“ meine ich nicht unbedingt nur eine bewaffnete Auseinandersetzung,
sondern vielmehr eine unterschwellige Anspannung, die fast überall, oft jedoch
unmerklich, herrscht. So fällt es zum Beispiel einer meiner protestantischen Kolleginnen
auf ihre Art schwer, eine katholische Grundschule für einen Theaterbesuch zu betreten.
Nicht, dass sie diesen Besuch absagen würde – wir sind ja eine cross-communityEinrichtung – und sie betont auch ihre Toleranz der „anderen Seite“, aber allein die
Tatsache, dass sie solche Dinge anspricht und hervorhebt, gibt mir zu denken. Eine andere
Situation, die mich zum Nachdenken gebracht hat, war, als ich aus der Stadt vom
Einkaufen kam, dass eine Parade von vielen protestantischen Gruppen mit Fahnen und
Trommeln auf einer von der Polizei abgesicherten Hauptstraße entlang zog. Und das an
einem ganz normalen Tag. Leider habe ich bisher noch nicht die Möglichkeit gefunden,
mich intensiver mit diesem Thema des Nordirlandkonfliktes zu befassen, weil die
meisten Menschen hier eher ungern darüber sprechen und es für Außenstehende sehr
schwierig ist, diese komplexen Gefüge und Strukturen des Hasses und der
Auseinandersetzungen zu verstehen und nachzuvollziehen. Ein Leben hier in Belfast sehe
ich aber, trotz immer wieder auftretenden offenen Auseinandersetzungen zwischen
beiden Seiten, als eine große Chance, ein ganz spezielles Aufeinandertreffen von
(eigentlich sehr ähnlichen) Kulturen hautnah zu erleben und davon zu lernen.
Belfast bei gutem Wetter: das Europa-Hotel
und das Grand Opera House
Eine protestantische Parade
Ich habe einen Wunsch an dich an jedem Tag:
Möge dein Herz so leicht sein wie ein Lied.
Mögen deine Gedanken so frisch sein
wie irische Kleeblätter.
Möge jeder Tag dir strahlende,
glückliche Stunden bringen,
die das ganze Jahr bei dir bleiben.
(Irischer Segenswunsch)
– KAPITEL SECHS –
Weihnachtszeit in Belfast
Weihnachten in Belfast – feiern die Nordiren dieses besondere Fest genauso wie wir?
Während es in Deutschland meistens darauf ankommt, Dekoration mit der Einrichtung
und einem einheitlichen Stil abzustimmen, sieht man in Belfast oft Gegenteiliges: Berge
von bunten Christbaumkugeln, Glitzer-Girlanden, Schneemännern, Rentieren,
Weihnachtsmännern und –elfen bestimmen ab Halloween das Stadtbild.
Kaum sind alle Kürbisse, Gespenster und Vogelscheuchen verschwunden, nehmen Santa
und seine Freunde ihren Platz ein. Das heißt auch, dass man selten durch eine Straße geht,
in der es nicht aus Wohnzimmerfenstern oder von der Hausfassade in den buntesten
Farben blitzt und blinkt. Und genauso sieht es im City Centre, der Innenstadt von
Belfast, aus. Abgesehen von weihnachtlichen Schaufenstern blinkt es auch dort aus allen
Winkeln und Gassen. Die größte Attraktion ist aber immer wieder und unbestritten die
beleuchtete City Hall mit ihrem Weihnachtsbaum und dem davor gelegenen „Christmas
Market“, einem den deutschen angelehnten Weihnachtsmarkt. Der Moment, in dem die
Lichter des Baumes offiziell angeschaltet werden, ist ein großes Ereignis, auf das tage- und
wochenlang hin gefiebert wird.
Im Gegensatz zu diesen doch recht friedlichen und - trotz Hektik - manchmal auch
besinnlichen Adventsmomenten, gab es aber auch in diesem Jahr eine weniger ruhige
Seite der Vorweihnachtszeit: verstärkte Bombendrohungen und -anschläge, Schießereien
und Fahrzeugkontrollen brachten Unruhe in die sonst friedliche Zeit. Daran habe ich
wieder gemerkt, dass ich doch nicht mehr im beschaulichen Paderborn, sondern in einer
von tief verwurzeltem Hass geprägten Stadt lebe.
Und auch im Wishing Well Family Centre wurde es recht bald weihnachtlich: Im
Eingangsbereich und den einzelnen Spielgruppen schossen neben lebensgroßen
Weihnachtsmännern, Lebkuchenhäusern und Postkästen für Briefe an den
Weihnachtsmann die buntesten Plastik-Weihnachtsbäume aus dem Boden - wobei ich
hier anmerken möchte, dass diese in Belfast sehr viel verbreiteter sind als ich es von
Deutschland kenne - und gleichzeitig machten sich die Kinder fleißig ans Werk auch die
Wände mit glitzernder Weihnachtsdekoration zu schmücken. So wurden Kränze,
Christbäume, „Christmas Stockings“ (Kinder dort bekommen ihre Geschenke am 25.
Dezember in Socken gesteckt, die sie an ihrem Bett oder über dem Kamin aufgehängt
haben) und Schneeflocken von den Preschools geschnitten und geklebt und mit Glitter
verziert, und auch die After-Schools schnitten jede Menge Schneeflocken und bastelten
Weihnachtskarten. Zusätzlich zu dem normalen Tagesprogramm gab es eine „Magic
Show“ mit einem mehr oder weniger ulkigen Zauberer, ein „Christmas Elf’s Storytelling“
(eine sehr pädagogisch aber trotzdem spannend erzählte Weihnachtsgeschichte) und eine
„Santa Show“ im Wishing Well. Mit den Preschools fuhren wir außerdem noch zu zwei
Grundschulen in der Umgebung, die als Werbung für neue Erstklässler ein kleines
Chorprogramm, eine weitere Magic Show und ein Krippenspiel vorbereitet hatten.
Mit meinen Kolleginnen bin ich am Nikolaustag in einem noblen Restaurant zum
Christmas Dinner eingeladen worden. Im Wishing Well wir haben gewichtelt
(„Wichteln“ heißt hier „Secret Santa“) und am letzten Donnerstag vor Weihnachten gab
es für alle eine kleine Geschenktüte mit Leckereien und ein traditionelles Christmas
Dinner bestehend aus gefülltem Truthahn mit Schinken, Kartoffelbrei, Erbsen,
Karottengemüse und brauner Soße.
Auch außerhalb des Wishing Well Family Centres wurde es für mich natürlich immer
weihnachtlicher. Rechtzeitig Ende November erreichten mich Adventskalender aus
Deutschland und ich plante einen Adventskalender mit Alex, meiner liebsten
Mitbewohnerin. Mit den anderen EIRENE-Freiwilligen trafen wir uns zum
Plätzchenbacken und –verzieren und gingen zu einer Christmas Party bei einem anderen
Freiwilligen. Abschluss dieser Adventszeit in Belfast war das gemeinsame Christmas
Dinner und Wichteln mit allen EIRENE-Freiwilligen. Danach mussten bloß noch die
Koffer gepackt werden, um die Urlaubsreise nach Deutschland anzutreten.
Ein geschmückter Tannenbaum, ein gebasteltes
Lebkuchenhaus und gebastelte Weihnachtsfiguren
im Wishing Well Family Centre
Für Weihnachtskarten gebastelte Geschenke,
Sterne und Tannenbäume
Die beleuchtete City Hall in der Weihnachtszeit
Der geschmückte Weihnachtsbaum vor der City Hall
We Wish You A Merry Christmas
We wish you a merry Christmas
And a happy New Year
Glad tidings we bring
To you and your kin
Glad tidings for Christmas
And a happy New Year
We want some milk and cookies
Please bring it right here
Glad tidings we bring
To you and your kin
Glad tidings for Christmas
And a happy New Year
We won't go until we get some
So bring it out here
Glad tidings we bring
To you and your kin
Glad tidings for Christmas
And a happy New Year
We wish you a Merry Christmas
And a happy New Year
Glad tidings we bring
To you and your kin
Glad tidings for Christmas
And a happy New Year!
– KAPITEL SIEBEN –
Arbeiten im Wishing Well Family Centre
Die Arbeit wird zur Routine. Was mich anfangs noch viel Überlegung und Anspannung
gekostet hat, geht mir nun leicht von der Hand. Ich muss nicht mehr vor jedem Handgriff
fragen, ob es so gewünscht ist oder doch eine andere Weise angemessener erscheint. Ich
merke, wie ich mich in meiner Rolle als Freiwillige im Wishing Well verändere,
selbstbewusster und eigenständiger werde. Und nicht nur mir fällt das auf, auch meine
Kolleginnen übertragen mir wichtigere Aufgaben und Verantwortung. Ich spüre, dass ich
inzwischen eine wirkliche Hilfe und nicht mehr nur ein unbequemes Anhängsel bin. Eine
Aufgabe, die mir persönlich viel Freude bereitet hat, war zum Beispiel die, dass ich an
einem Tag zwei Kolleginnen zum „Resource Centre“, einem Großmarkt für
Bildungseinrichtungen, begleiten durfte. Dort konnte ich im Rahmen unseres Budgets
selbst entscheiden, welche Bastelmaterialien für die Preschool und die Afterschool wir
einkaufen und mitnehmen, denn es gibt dort auch Materialien, für die man nicht bezahlen
muss. Eine andere Situation vor ein paar Tagen zeigte mir auch, dass das Management auf
mich vertraut und ich auch hier wertgeschätzt werde: Ich durfte die Finanzbücher des
vergangenen Jahres in die Stadt zu einem Wirtschaftsprüfer bringen.
Aber auch im normalen und stressigen Alltag habe ich nun mehr Möglichkeiten. Wenn
meine Kolleginnen also gerade beschäftigt sind, kann ich eigenständig zum Beispiel die
Bastelaktivitäten mit den Kindern durchführen. Dabei muss ich mir Notizen dazu
machen, was die Kinder mir zu ihren Bildern erzählen, damit wir nachher ihre Bilder
beschriften und meine Kolleginnen Beobachtungen über das Verhalten und die
Entwicklung der Kinder schreiben können.
Einfach für mich und alle anderen Beteiligten wäre es nun gewesen, wenn alles so
geblieben wäre und sich - bis auf die Kinder natürlich - nichts verändert hätte. Aber wie es
dann manchmal so kommt, passierten einige wichtige und weniger wichtige Dinge, die die
Routine in der Preschool und der Afterschool ganz gehörig aus der Bahn geworfen haben.
Es fing damit an, dass eine meiner Kolleginnen vorzeitig in Mutterschutzurlaub gegangen
ist. An sich ist das nicht weiter schlimm, aber da sie schon die dritte – und noch nicht die
letzte – schwangere Kollegin im Wishing Well war, wurde es mit ihrer Vertretung etwas
kompliziert. Diese vertretende Kollegin hatte schon vorher ab und zu bei uns gearbeitet
und ist glücklicherweise eine sehr nette, die es gut versteht mit den Kindern umzugehen
und ihnen den Weg in die richtige Richtung zu weisen. Sie fiel aber schon nach kurzer
Zeit ebenfalls aus und für die folgenden Wochen bekamen die Kinder wieder eine neue
Bezugsperson vorgesetzt. Diese neue Kollegin wiederum ist zwar auch sehr nett, hat aber,
da sie erst so alt ist wie ich, noch recht wenig Erfahrung in ihrem Beruf, was sich auf den
Alltag in der Preschool nicht gerade förderlich ausgewirkt hat.
Hinzu kam noch, dass wir im März eine offizielle Inspektion hatten. Wäre die personelle
Situation wie üblich gewesen, wäre dies nur ein wenig mehr Arbeitsaufwand für alle
gewesen. So allerdings lag die ganze Verantwortung auf meiner verbleibenden
ursprünglichen Kollegin, die das komplette Aufräumen, Umgestalten und in Stand setzten
von sieben Räumen und drei Abstellkammern in kürzester Zeit organisieren musste. Ich
habe ihr selbstverständlich dabei geholfen und drei Räume sowie viele Beschilderungen
und Bilder aufgeräumt, geputzt, ausgestattet bzw. erneuert und auch einige Arbeiten am
Computer übernommen. Trotzdem waren wir erst Mitte März mit dem Gröbsten fertig,
was nicht nur uns, sondern auch das Management ziemlich nervös gemacht hat, wussten
wir doch nicht, wann genau im März die Inspektion stattfinden würde. Sie verlief dann
doch besser als ich zu hoffen gewagt hatte und zum Dank bekamen alle Kolleginnen einen
Tag frei.
Ein Bild, dass ich mit den Afterschools nach Figuren aus dem
Film „Frozen“ und Spongebob gemalt habe
Ein Ausschnitt aus dem Wandbild, das ich
gemalt habe
Freddys Bus, mit dem ich die Kinder von der Schule abhole
– KAPITEL ACHT –
Zwischenseminar in Castlerock
Das obligatorische Zwischenseminar fand für alle Nordirland- und Irland-Freiwilligen in
Castlerock an der nordirischen Küste statt. Das Hauptanliegen dabei war nicht nur eine
gemeinsame Reflexion unseres Dienstes, sondern auch ein wenig Abstand zum Alltag zu
gewinnen, um anschließend mit neuem Elan an die Arbeit im Projekt gehen zu können.
In Castlerock hatten wir ein ganzes Hostel für eine Woche zu unserer Verfügung. Das
Haus ist wunderbar am Strand und inmitten von wilder und typisch irischer Natur
gelegen, man muss nur aus der Tür heraustreten und einige Meter laufen und man ist
direkt am Wasser. Schon das allein war Grund genug für eine gute Stimmung. Aber auch
das ausgewogene Programm und das Beisammensein mit netten Menschen trugen dazu
bei, dass ich am Ende der Woche eher ungern ins graue und verregnete Belfast
zurückkehren mochte.
Ralf, unser Referent von EIRENE, hatte das Programm in einer Weise aufgebaut, dass
sich Spaß mit Denkarbeit abwechselte, wobei trotz allem genügend Zeit für Gespräche
und Strandspaziergänge blieb.
So machten wir zum Beispiel kleine Wanderungen in der Umgebung und genossen dabei
ausgiebig die Weite und die Natur, wohnen viele von uns doch in der Stadt, wo es zwar
Parks, nicht aber unberührte Natur gibt. Wir sprachen in der ganzen Gruppe über unsere
derzeitige allgemeine Situation und stellten alle unsere Projekte noch einmal vor, jetzt vor
allem mit unseren sowohl positiven als auch negativen Erfahrungen. Darüber hinaus
führten wir Einzelgespräche mit Ralf, um Dinge zu erzählen, für die bisher kein Raum
gewesen war und um persönliche Probleme in angemessenem Rahmen auszusprechen,
nach passenden Lösungen zu suchen und allgemein Unterstützung zu erfahren. Eine
Kollegin einer Mitfreiwilligen kam vorbei, um uns aus ihrer Sicht - die ich persönlich
erstaunlich sachlich und weniger vom gegenseitigen Hass der gegenseitigen Positionen
beeinflusst war - über den Nordirlandkonflikt zu erzählen. Besonders diese Einheit war
mir wichtig, da ich bis zu diesem Zeitpunkt zwar einige Dinge über den Konflikt wusste,
sie aber als Einzelteile in meinem Kopf herumschwirrten und ich sie nicht einmal
ansatzweise zusammen bringen konnte. Das fällt mir wegen der Vielschichtigkeit der
Auseinandersetzungen zwar immer noch schwer, aber langsam setzen sich die Teile zu
einem Ganzen zusammen.
An einem Abend schauten wir alle gemeinsam im Dorfpub vorbei, sonst spielten wir
abends meistens das Spiel „Werwolf“, so auch an jenem Abend, als in ganz Castlerock
wegen des starken Windes der Strom ausfiel und wir das Haus ab dem romantischen
„Candlelight-Dinner“ mit Kerzen beleuchten mussten. Ein besonderer Punkt war für die
meisten das „Blowcarting“ am Strand, bei dem wir auf segelgesteuerten Carts (Fahrzeuge
mit drei Rädern, auf denen man halb sitzt, halb liegt) über den Sand gedüst sind. Mein
persönliches Highlight allerdings war das Baden im Meer an einem Morgen im
November.
Eine besondere Freude bereitete Ralf uns allen noch mit richtigem Körnerbrot aus dem
örtlichen Lidl. Wir aßen riesige Mengen davon, weil für viele von uns der Lidl recht
schlecht zu erreichen ist und wir uns, wenn wir das Toastbrot nicht mehr sehen können,
das Brot selbst backen müssen.
Nach dieser schönen Zeit, die mir sicherlich noch lange in guter Erinnerung bleiben wird,
fiel mir die Ankunft in Belfast schon etwas schwer und ich dachte anfangs voller
Wehmut an die Tage in Castlerock, aber der Alltag holte mich schnell wieder ein und ich
konnte mich bald wieder an den kleinen Freuden bei der Arbeit und danach erfreuen.
Ralf hat gesagt, dass wir, wenn wir die Schafe selbst fangen, doch nicht ganz
vegetarisch leben müssen bei den Seminaren. 
Auch im November kann Baden im Meer Spaß machen. 
– KAPITEL NEUN –
Belfast II
Obwohl Belfast sehr vom immer noch unterschwellig herrschenden Konflikt geprägt ist,
ist die Stadt kulturell doch sehr vielfältig. Und das liegt bestimmt nicht nur daran, dass in
den letzten Jahren viele Ausländer, besonders Polen, Spanier, Asiaten und Afrikaner den
Weg in ein Land gefunden haben, das Bedürftigen großzügige Unterstützung zukommen
lässt. Auch die eigentliche (nord)irische Kultur hat einiges Spannendes zu bieten.
Zwei sehr polarisierende Feste sind dabei der katholische St. Patrick’s Day, an dem der
irische Nationalheilige St. Patrick gefeiert wird, und das Fest zum 12. Juli, an dem die
protestantische Bevölkerung Nordirlands den Jahrestag des „Battle of the Boyne“, den
Sieg des protestantischen Königs William the Orange über den katholischen James II.,
feiert. Beide Veranstaltungen haben ihren Charme und ihre ganz eigene Atmosphäre und
werden vom jeweils anderen Teil der Bevölkerung weitestgehend vermieden.
Der „St. Paddy’s Day“, wie der St. Patrick’s Day auch genannt wird, wird jedes Jahr am
17. März feucht fröhlich gefeiert. Selbst in Belfast sieht man im City Centre viele feiernde
und gut gelaunte Menschen, obwohl es kein Vergleich zu den Feierlichkeiten in Dublin
ist. In diesem Jahr fand die kleine Parade und ein anschließendes Konzert allerdings schon
am Sonntag, einem Tag zuvor, statt. Trotz aller Ausgelassenheit und Freude empfand ich
eine leichte Anspannung, besonders als ich mit grünen Kleeblättern im Haar später nach
Hause lief, wusste ich doch nicht genau, wie die Menschen auf diese offensichtliche
Bekundung zum St. Patrick’s Day reagieren würden. Ganz anders dann war die
Stimmung am nächsten Tag in Dublin, wo ich mit zwei Freundinnen für die „richtigen“
Paraden und Feierlichkeiten am 17. März hinfuhr. Dort war die Stimmung schon früh
morgens ausgelassen und deutlich gelöster als in Belfast. Auch die Parade war natürlich
größer und aufwändiger und sogar das Fernsehen und Radio mischten sich unter die
Leute, um von der tollen Stimmung zu berichten. Nach der langen und spannenden
Parade gesellten wir uns zu der feiernden Menschenmasse und besuchten unter anderem
auch die bekannte „Temple Bar“ im Herzen des Temple Bar Bezirks in der Innenstadt
Dublins. Insgesamt war es ein einmaliges Erlebnis, dieses traditionelle Fest einmal
hautnah in Dublin erlebt zu haben. Das werde ich bestimmt so schnell nicht vergessen!
Dagegen gibt es für das Fest des 12. Juli -soweit ich weiß- kein Pendant in der Republik
Irland. Schon Wochen zuvor begannen Gruppen des einzelnen Communities
(Wohnbezirke) mit dem Bauen ihrer Bonfire (Freudenfeuer, ähnlich unseren
Osterfeuern). Es entwickelten sich regelrechte Wettstreite um das höchste und größte
(was leider letztlich nicht mehr ganz ungefährlich ist, besonders, wenn man schon etwas
angetrunken bis an die Spitze klettern will), sodass über die gesamte Stadt verteilt riesige
Bonfire emporschossen. Dass selbst das Bauen dieser Feuer ein wichtiger Bestandteil der
Feierlichkeiten ist, wurde mir besonders in einem Gespräch mit einem meiner kleinen
Jungen bewusst, der mir voller Stolz erzählte, dass sein Papa auch an einem Bonfire baut
und dass sein Onkel Autoreifen dafür besorgt (was natürlich nicht ganz legal ist).
Abgebrannt wurden die Bonfire dann in der Nacht des 11. Juli, was aufgrund der
aufgeheizten Stimmung einen großen Polizeieinsatz hervorrief. Polizisten standen mit
Schusswesten, Schutzschilden und Maschinengewehren an Hausecken und Kreuzungen,
was aber für Belfaster im Prinzip kein großartiger Grund zur Beunruhigung ist, wie mir
die Reaktion eines Taxifahrers zeigte. Um in dieser Nacht einen Überblick über Belfast zu
haben, stiegen wir Eirenies auf den Cave Hill hinauf, einen Berg am Rande der Stadt. Ab
neun Uhr und dann noch einmal ab 12 Uhr erwachten immer wieder kleinere und größere
Bonfire und verwandelten den Himmel über Belfast in ein orange-rotes Schattenspiel. Der
eigentliche 12. Juli fiel in diesem Jahr leider etwas ins Wasser, sodass die vielen Bands in
der unglaublich langen Parade durchnässt und verfroren durch die menschenbepackten
Straßenzüge marschieren mussten. Die Stimmung war aber nicht schlecht, im Gegenteil:
auch hier waren die Menschen stolz auf das Fest, das fröhliche Beisammensein und die
Teilnahme an der Parade.
Ich werde auf jeden Fall beide Tage in Erinnerung behalten als einen wichtigen
kulturellen Teil meines Jahres in Belfast.
St. Patrick’s Day in Dublin
Eine protestantische Band der Parade am 12. Juli
– KAPITEL ZEHN –
Urlaub auf der „Grünen Insel“
Meine freien Tage während des Jahres habe ich nicht nur genutzt, um Belfast kennen zu
lernen oder um zu faulenzen (obwohl auch das durchaus vorgekommen sein mag). Meine
freien Tage wollte ich so gut wie möglich ausfüllen, um möglichst viel Neues zu sehen
und zu erleben. Und das hat mir nicht nur notwendigen Abstand zur Arbeit gewährt,
sondern auch meine Augen für die unendliche Schönheit der „Grünen Insel“ geöffnet.
Mein erster größerer Urlaub führte mich allerdings nicht durch eine wunderbare saftiggrüne Wiesenlandschaft, sondern nach Hause ins kalte Deutschland. Da alle meine
deutschen Mitfreiwilligen über Weihnachten ihre Familien besuchen wollten, flog auch
ich kurz vor Weihnachten voller Vorfreude nach Hause und verbrachte dort einige schöne
Tage bei meiner Mama. Und obwohl ich mich in Belfast immer sehr wohlgefühlt habe,
fiel es mir letztlich doch sehr schwer wieder zurück zu fliegen. Das lag bestimmt daran,
dass ich bei der Arbeit einen Konflikt zu klären hatte, aber auch die Aussicht auf dunkle
Regentage, an denen man im Dunkeln morgens aus dem Haus geht und abends im
Dunkeln heim kommt, und die erdrückende Stimmung, die damit einhergeht, trugen
nicht gerade dazu bei, dass ich mich auf meine Rückkehr nach Belfast freute. Letztlich
gelang mir die Wiedereingewöhnung aber schneller als gedacht und ich konnte voller
Tatendrang in ein zweites Halbjahr starten.
Der nächste Urlaub war wohl einer der schönsten, die ich in diesem Jahr erlebt habe. Über
Ostern reiste ich mit meiner Freundin und Lieblingsmitbewohnerin Alex auf die Insel
Inishmore, die größte bewohnte Insel der Aran Islands an der Westküste der Republik
Irland. Dort verbrachten wir ein paar wunderbare gemeinsame Tage, an denen wir die
Insel, die nur 14 Kilometer in der Länge und drei Kilometer in der Breite misst, zu Fuß
und mit dem Fahrrad erkundeten. Wir trafen dort neben unzähligen Touristen auch
Seerobben, die sich im seichten Küstenwasser sonnten, die inzwischen zum gewohnten
Anblick gewordenen
Schafe, aber auch Kühe, Esel und Ziegen, sowie einige
Einheimische, die den meist englischsprachigen Touristen nicht immer nur skeptisch und
ablehnend gegenüberstanden (die Aran Islands gehören zu den Gaeltacht-Gebieten, in
denen das irische Gälisch immer noch Amtsspracht ist), sondern teils auch offen und
hilfsbereit über ihre Insel erzählten. Ein heimlicher Höhepunkt dieser Osterreise war für
uns beide wohl die Osternachtsmesse, die wir besuchten: Wir hatten uns zwar schon
gedacht, dass große Teile dieser Messe auf Gälisch gehalten würden, aber dass es uns
gänzlich unmöglich war auch nur den kleinsten Teil dessen zu verstehen, was um uns
herum geschah, hatte ich doch nicht erwartet. Der Ablauf des Gottesdienstes war zwar
dem deutschen sehr ähnlich, aber mir fiel auf, dass besonders viel und besonders schön
gesungen wurde, und dass nicht nur von einer kleinen Chorgruppe, sondern von der
gesamten Gemeinde. Und gesungenes Gälisch klingt wirklich sehr schön, sodass mich die
Gänsehaut gar nicht mehr loslassen wollte. Nach diesem intensiven Erlebnis schlugen wir
uns die seit Beginn der Fastenzeit gähnend leeren Mägen mit Schokoladeneiern und Chips
voll und konnten es nicht fassen, dass wir den gesamten nächsten Tag im Bus würden
sitzen müssen, bis wir wieder zu Hause in Belfast wären.
Direkt am nächsten Tag erwartete mich schon mein nächster Urlaub: eine ganze freie
Woche, die ich mit meiner Mama und meinem Stiefvater in Belfast verbringen konnte.
Nach einem freudigen Wiedersehen war es mir ein großes Bedürfnis ihnen „mein“
Belfast, die Stadt, wie ich sie tagtäglich erlebt habe, zu zeigen. Es machte mir eine große
Freude mit ihnen durch den Botanic Garden zu wandeln; auf einer Stadtführung noch
einmal einen groben Überblick über die gesamte Stadt zu bekommen; das recht neu
eröffnete Titanic Museum zu besuchen (die RMS Titanic ist nämlich 1912 in Belfast von
der „Harland and Wolff“-Werft für die Reederei „White Star Line“ fertig gestellt
worden!); am Strand entlang bis in einen Nachbarort von Belfast zu laufen; eine Bustour
entlang der nordirischen Küste bis zum Giant’s Causeway, dem atemberaubenden
Weltnaturerbe bestehend aus unzähligen sechseckigen Basaltsäulen, die in die Luft ragen,
zu machen; durch Belfast zu bummeln und ihnen natürlich das Wishing Well und einige
meiner Kollegen vorzustellen. Ich glaube, auch die beiden hatten ihren Spaß, auch wenn
das Wetter auf der Insel nicht immer zum besten Urlaubswetter zu werden scheint. Es hat
aber nur dreimal geregnet.
Meine weiteren Urlaube verbrachte ich mit den anderen EIRENE-Freiwilligen. Ich kürze
den Bericht hier etwas ab, weil ich einerseits viel zu viel zu erzählen hätte, denn eine Reise
bringt ja bekanntermaßen zahlreiche neue Erlebnisse und Begebenheiten, von denen man
berichten kann, mit sich und andererseits möchte ich niemandem die Vorfreude auf eine
ganz eigene Reise auf die grüne Insel nehmen. Gemeinsam mit den anderen Freiwilligen
also fuhr ich mit einer Fähre nach Schottland, wo wir uns über ein verlängertes
Wochenende Glasgow und Edinburgh anschauten. Unsere geplante Wandertour am Loch
Lomond fiel leider ins Wasser, aber auch im Regen kann man der wilden romantischen
Natur Schottlands durchaus etwas abgewinnen.
Eine Woche verbrachten wir gemeinsam in Athenry in der Nähe von Glasgow, von wo
aus wir uns einer eintägigen Bustour durch den Burren, eine Karstlandschaft, die sowohl
von Mystik als auch von Tier- und Pflanzenreichtum schier zu sprudeln scheint,
anschlossen. Ein besonderer Höhepunkt dieses Tages und der gesamten Woche waren für
uns alle die Cliffs of Moher. Mit acht Kilometern Länge und einer Höhe von über 200
Metern zählen diese Steilklippen nicht ohne Grund zu den spektakulärsten Orten in
Irland.
An einem anderen Wochenende fuhren wir in die Wicklow Mountains südlich von
Dublin, um dort für einen Tag wandern zu gehen. Obwohl wir an diesem Tag wohl mehr
Zeit im Bus als in den Bergen verbracht haben, können wir alle sagen, dass es sich gelohnt
hat von Belfast aus dorthin zu fahren. Die Landschaft in den Wicklow Mountains ähnelt
zwar oft dem Schwarzwald in Deutschland, sodass sich einige Freundinnen doch auf eine
Art nach Hause versetzt fühlten, aber die Ausblicke und Seen zeigten uns doch oft genug,
dass wir uns in Irland befanden.
Am Wochenende vor meiner letzten Arbeitswoche fuhr ich mit zwei Freundinnen ins
County Donegal, das im Norden der Republik Irland liegt. Dort übernachteten wir in
einem alten Eisenbahnwagon, der zu einem Hostel umgebaut worden war und wanderten
vom kleinen Örtchen Dunfanaghy ins gut zehn Kilometer entfernte Falcarragh, von wo
aus ich den Bus nach Belfast nahm, um die letzte Woche zu arbeiten.
Meine letzte Reise innerhalb Irlands führte mich an meinem letzten Wochenende nach
Dublin, wo ich mit ein paar Freunden als Freiwillige beim Longitude Festival aushalf.
Nicht nur das wahnsinnig gute irische Frühstück, das wir bekamen, und die vielfältige
Musik, sondern besonders die letzte Zeit, die ich mit meinen Freunden in Irland
verbringen durfte, bleiben mir in guter Erinnerung.
Auf den Aran Islands
An den Ciffs of Moher in Irland
In den Wicklow Mountains bei Dublin
In Glasgow in Schottland
– KAPITEL ELF –
Mein Jahr im Wishing Well Family Centre
Mein Jahr im Wishing Well Family Centre im Norden von Belfast ist nun beendet. Ich
werde nun nicht mehr morgens früh in die Stadt laufen, um den Bus in den Norden zu
nehmen. Ich werde nicht mehr bekannte Gesichter auf dem Weg wahrnehmen, werde
nicht mehr den netten Herrn in der Bedford Street grüßen, der morgens, wenn ich zur
Arbeit ging, schon seine erste Zigarettenpause machte. Ich werde nicht mehr mit dem
netten Busfahrer plaudern. Ich werde der hektischen Dame nicht mehr sagen müssen, dass
sie ihren Bus um eine Minute verpasst hat. Ich werde nicht mehr die vielen Schüler sehen,
die mit mir im Bus fahren und die mir, obwohl ich noch nie ein Wort mit ihnen
gewechselt habe, ans Herz gewachsen sind. Ich werde nicht mehr neben der Frau sitzen,
die gerne ihre Haarfarbe wechselt und mir immer ein Lächeln schenkt. Ich werde nicht
mehr im Bus einschlafen und nie mehr fast die Bushaltestelle verpassen. Ich werde
morgens im Wishing Well nicht mehr um die Ecke schauen, um zu gucken, ob Tracey in
ihrem Büro sitzt. Ich werde meine Kolleginnen nicht mehr mit einem freundlichen „Good
morning!“ begrüßen und mit ihnen einen kleinen Plausch über das Wetter halten. Ich
werde nicht mehr überlegen müssen, ob wir noch genug Butter und Milch im
Kühlschrank und Toast in der Küche haben und gegebenenfalls mitnehmen. Ich werde
nicht mehr meine Kinder einsammeln müssen, um gemeinsam mit ihnen in unsere
Räume zu gehen. Ich werde nicht mehr die Lichter anschalten, Fenster und Türen öffnen
müssen. Ich werde nicht mehr nett mit den Eltern plaudern und auf meine Kolleginnen
warten müssen, die sich mal wieder verquatscht haben. Ich werde nicht mehr gerufen
werden, um mit dem Bus Kinder von zu Hause abzuholen. Ich werde nicht mehr
kontrollieren, ob noch genug Papiertücher und Toilettenpapier da ist. Ich werde kein
Papier mehr für die Kinder zurechtschneiden müssen. Ich werde den kleinen Künstlern
keine Schürzen mehr umbinden, um ihre ausladenden Kunstwerke von ihren kleinen
Uniformen fern zu halten. Ich werde die Kinder nicht mehr zur Ruhe und gesittetem
Spielen ermahnen müssen. Ich werde ihnen kein Toast mehr schmieren und Obst
schneiden. Ich werde meinen Kolleginnen keinen Tee mehr kochen müssen (yeah!) und
anschließend alles wegspülen. Ich werde meinen kleinen Kindern nicht mehr zeigen
müssen, wie man sich die Zähne „properly“ putzt (Das können sie nämlich jetzt!). Ich
werde in meiner Mittagspause nicht mehr vor Kälte schlotternd am Küchentisch schlafen,
um unsanft durch lautes Klopfen an der Tür oder durch eine unsensible Kollegin geweckt
zu werden. Ich werde die Kinder nach meiner Pause nicht mehr zurück ins andere
Gebäude bringen und erst im Gehen wieder richtig wach werden. Ich werde nicht mehr
fegen, aufräumen, Farben nachfüllen, Pinsel auswaschen, Spielzeuge rauslegen und
Namensschilder auslegen. Ich werde die kleinen Kinder nicht mehr ermahnen, ihren
Lunch zu essen (Brote und Äpfel zuerst, dann die Schokolade) und davon überzeugen,
nicht alles über den Boden zu verteilen. Ich werde ihnen nicht mehr „Frozen“ (meinen
nicht ganz heimlichen Lieblingsfilm) im Fernsehen anschalten. Ich werde keine Bus-runs
mehr haben und meine lieben, nicht mehr ganz so kleinen, Kinderlein von ihren Schulen
abholen.
Ich werde nicht mehr mit Freddy über mein Wochenende und vergangene rauschende
Partynächte plaudern. Ich werde nicht mehr von Freddy aufgezogen und mit den Worten
„Do you want me to wait on you?“ aus dem Bus gelassen werden. Ich werde nicht mehr
dem kleinen Jungen auf dem Schulhof bei seinen ersten Gehversuchen beobachten. Ich
werde nicht mehr mit dem ein oder anderen Erwachsenen sprechen, der das Wishing
Well von seinen eigenen Kindern her kennt und mich um meine Arbeit nicht gerade
beneidet. Ich werde nicht mehr mit den Lehrern sprechen und die Kinder in ihren Schulen
suchen müssen. Ich werde nicht mehr mit den Kindern durch den Regen laufen und über
die „drops of happiness“ einer kleinen Freundin fachsimpeln. Ich werde nicht mehr fast
täglich einen wunderbaren Regenbogen am sonnigen, wolkenverhangenen Himmel
beobachten können. Ich werde die Kinder nicht mehr mit meinem Namenskürzel in eine
Liste eintragen. Ich werde ihnen nicht mehr bei den Hausaufgaben helfen und verhindern,
dass sie trödelnd den gesamten Nachmittag damit zubringen. Ich werde ihnen nicht mehr
beim Wii spielen zusehen. Ich werde kein Memory, „Feuer, Wasser, Luft“, „Simon says“
oder „Mensch-ärgere-dich-nicht“ mehr mit ihnen spielen können. Ich werde keine
Bastelaktionen mehr machen können. Ich werde keine Fensterdekoration mehr mit
meinen Kindern kreieren. Ich werde keine ganze Wand mit Bildern aus meiner Fantasie
bemalen. Ich werde nicht mehr im Büro sitzen und mich mit Muriel über den Konflikt,
ihre Enkel, ihren Hund Buddy, die Kinder oder andere interessante Themen unterhalten.
Ich werde ihnen kein Toast mehr machen und nachher alle Krümel beseitigen. Ich werde
auch nachmittags keinen Tee mehr kochen (yeah!). Ich werde nicht mehr versuchen,
meine Kollegin davon zu überzeugen, dass die Kinder am liebsten draußen spielen
würden. Ich werde gewisse Damen nicht mehr auffordern müssen rechtzeitig zur Toilette
zu gehen. Ich werde nicht mehr meinen Bus verpassen und eine halbe Stunde warten
müssen. Ich werde nicht mehr darüber nachdenken, was ich im Tesco einkaufen muss. Ich
werde nicht mehr voller Verlangen ins Schreibwarengeschäft schauen. Ich werde mich
vorm Bus nicht mehr in die lange Schlange der Wartenden einreihen und gelassen und
völlig entspannt auf den Bus warten, auch wenn er zu spät ist (obwohl das hierzulande, in
Deutschland, bestimmt auch seinen Reiz hätte). Ich werde nicht mehr eingequetscht nach
Hause fahren und völlig erledigt zu Hause ankommen. Ich werde nicht mehr mein
Abend- und Mittagessen für den nächsten Tag kochen und in meine geliebte Lunchbox
füllen. Ich werde dabei nicht mehr die Ereignisse des Tages mit Alex besprechen und
Pläne für die nächsten Abende und Wochenenden schmieden. Ich werde nicht mehr
verspätet den Tatort gucken und den Tag gemütlich ausklingen lassen.
Mein Jahr im Wishing Well ist mit seinen Höhen und Tiefen einzigartig und
unbeschreiblich schön gewesen. Ich habe eine Menge von meinen Kolleginnen, meinen
Kindern und auch mir selbst gelernt und diese Erfahrungen möchte ich um nichts in der
Welt missen. Ich habe meine Probleme mit meiner Kollegin direkt angesprochen und
dadurch nicht nur Respekt geerntet, sondern auch die Stimmung zwischen mir und
meinen Kolleginnen entscheidend gebessert. Ich habe an der ergreifenden GraduationZeremonie meiner kleinen Preschools teilgenommen, die nun zur Schule gehen werden.
Ich habe in den letzten Wochen montags eher gehen dürfen, um in Alex‘ Projekt
HAPANI („Horn of Africa People’s Aid Northern Ireland“) zu arbeiten.
Ich habe Tage voller Langeweile durchgestanden. Ich habe die Kinder auf Trips in Parks,
auf Spielplätze, zum Bowlen, ins W5, auf einen Bauernhof und ins Kino begleitet. Ich
habe sie vor Schlangen und Spinnen beschützt als der Zoo zu uns kam und vor den großen
unheimlichen Männern von der Polizei und Feuerwehr, die uns über ihre Arbeit berichtet
haben. Ich habe alle albernen und langatmigen Magic-Shows und sogar meine lackierten
Fingernägel beim „Pampering-Day“ überlebt. Ich habe einen Tag an einem Training fürs
Kinderschminken teilgenommen. Ich bin mit dem angepassten Lied „For she’s a jolly good
fellow“, guten Wünschen und einem wunderschönen silbernen Taschenspiegel von allen
verabschiedet worden. Und ich habe das ganze Wishing Well lieb gewonnen.
Eins ist sicher: Ich werde das Wishing Well, meine Kolleginnen, Freddy und besonders
„me wee children, them cheeky rascals“ vermissen und noch oft an sie denken.
Die Küche im Wishing Well
Fotos aller Eirene-Freiwilligen im
Wishing Well
Eine „Fruit Pizza“, mein Abschiedsgeschenk an die
Afterschools
– KAPITEL ZWÖLF –
Mein Friedensdienst in Belfast
Mein Jahr des Friedensdienstes in Belfast ist nun um und ich kann noch gar nicht glauben,
dass es nun vorbei sein soll und für mich ein neuer Lebensabschnitt beginnen wird. Ich
habe im letzten Jahr so viel Neues gesehen und erlebt, Freunde gefunden und einfach
Freude am Leben gehabt, bin gewachsen und habe mich verändert, dass ich mein Glück
dort gewesen sein zu dürfen nicht fassen kann. Dieses Jahr in Belfast hat mich sehr
geprägt und wirkt noch immer auf mich.
Immer wenn ich in Belfast unterwegs gewesen bin, habe ich gedacht, wie glücklich ich
mich schätzen darf, einen Freiwilligendienst in dieser Stadt zu leisten. Es war ganz
eindeutig das Beste, was mir nach meiner Schulzeit passieren konnte. Ich möchte nicht
eine einzige Stunde davon missen müssen.
Dieses Jahr in Belfast umfasst so viel, dass ich gar nicht weiß, wo ich beginnen soll.
Zusammen mit den anderen Eirenies habe ich so viel Zeit verbracht und Spaß gehabt.
Viele schöne Abende zu Hause und in Pubs. Das eine oder andere ausgiebige Frühstück.
Eine lustige Stadtrundfahrt. Zwei haushoch verlorene Abende beim Pub-Quiz (das ist
wirklich schwieriger als man denkt!). Batiken mit erstaunlichen Ergebnissen.
Wanderungen auf den Cave Hill in Belfast. Fahrten an den Helen’s Bay Beach. Schöne
Momente in Botanic Garden um die Ecke. Die eine oder andere feucht-fröhliche Party.
Geburtstagsfeiern. Die Engagement Party (Verlobungfeier) einer Kollegin. Hallowe’en
mal ein bisschen anders als in Deutschland. Pancake Tuesday. Eine Karnevalsparty in
einem Land, in dem Karneval eigentlich nicht gefeiert wird und völlig unbekannt ist. Der
Besuch des Musicals „“Fiddler on the Roof” im Grand Opera House in Belfast (ich freue
mich immer, wenn ich Musik höre, die mich an die schönen Zeiten im Schulchor
erinnert!). Besuche der Projekte der anderen Eirenies zu besonderen Anlässen: ein
Charity-Abend des WAVE-Trauma-Centres mit dem Motto “WAVE’s Got Talent” und
die selbstinszenierte Theateraufführung im Forthspring Youth Centre. Das Mela-Festival.
Zahlreiche Besuche des St. George’s Market, des größten und schönsten Indoor-Marktes
im Königreich. …
Ich wusste nicht genau, wo ich anfangen soll, aber wo ich aufhören soll, weiß ich erst
recht nicht.
Und nicht nur diese Aspekte des Jahres sind mir wichtig und wertvoll. Auch der
Friedensdienst von EIRENE als solcher war immer ein Teil meines Lebens dort, auch
wenn ich nicht immer in meiner alltäglichen Arbeit sehen konnte, was mein Tun dort
konkret mit Friedensarbeit zu tun haben könnte. Im Laufe der Zeit habe ich aber gemerkt,
dass nicht nur politische Arbeit an der Konfliktlösung und die Aufarbeitung des Konflikts
im Friedensprozess in Nordirland und speziell Belfast eine Rolle spielen, sondern auch
kleinere Dinge im Hintergrund wichtig sind.
Dass kleine Kinder früh lernen müssen, dass Waffen keine Spielzeuge, sondern gefährlich
sind, dass man Auseinandersetzungen mit Worten und nicht nur durch handgreifliche
oder sogar gewalttätige Taten lösen kann, dass das Leben jedem Menschen etwas zu bieten
hat und vor allem, dass Menschen anderer Konfessionen oder politischer Ansichten auch
nur Menschen sind und vielleicht sogar gute Freunde sein können.
Friedensdienst heißt für mich aber auch, dass zwei meiner Kollegen, die das gesamte Jahr
über nicht ein Wort miteinander gewechselt und viel Schlechtes übereinander gesagt
haben, an meinem vorletzten Tag ein kurzes Gespräch mit mir und über mich führten.
Eine der beiden stellte anschließend fest, dass ich somit an dieser Stelle auf jeden Fall
einen kleinen „Friedensdienst“ geleistet hätte.
Oft genug habe ich mich als einfache deutsche Freiwillige gefühlt, aber im Nachhinein
betrachtet sehe ich den Sinn der Friedensarbeit EIRENEs in Belfast, insbesondere im
Wishing Well. Deshalb bin ich umso trauriger, dass es durch äußere Umstände bedingt
keine weiteren Freiwilligen im Wishing Well mehr geben wird und die Kooperation mit
EIRENE vorerst beendet worden ist. Ich glaube, in den letzten 20 Jahren, in denen dort
Freiwillige aus Deutschland gearbeitet haben, konnten beide Seiten viel voneinander
lernen und für die eigene Zukunft mitnehmen. Ich wünsche mir daher, dass der Kontakt
bestehen bleibt, bis vielleicht die Zeit kommt, in der wieder Freiwillige dort Erfahrungen
sammeln und ihr „bisschen Deutschland“ weitergeben können.
Die City Hall in Belfast
Ein Blick ins City Centre von Belfast
Die Ulsterville Avenue, „meine Straße“
Die Ulsterville Avenue nach einem kleinen Regenguss
– KAPITEL DREIZEHN –
Belfast III
In der letzten Woche vor meiner Abreise nach Deutschland tat ich etwas, was ich das
ganze Jahr über nicht geschafft hatte: eine Black Taxi Tour durch Belfast. Zusammen mit
einer Freundin ging ich in die Stadt zur Zentrale eines Taxiunternehmens. Dort wurden
wir sehr freundlich von dem Taxifahrer begrüßt, der mit uns die Tour machen sollte. Er
nannte sich Jimmy, obwohl wir beide uns nicht sicher waren, ob das wirklich sein Name
war. Schnell wurde uns klar, dass es sich bei Jimmy um einen waschechten Republikaner
mit zweifelhafter Vergangenheit handelte, was uns schon den einen oder anderen
Moment des Schauderns und der Gänsehaut bescherte. Er fuhr mit uns entlang der Falls
und Shankhill Road Murals, Gedenktafeln und Denkmäler ab, die mit dem Konflikt in
Zusammenhang stehen. Dabei erzählte er eine Anekdote nach der anderen, erzählte viele
Details und ordnete einige Ereignisse in den geschichtlichen Zusammenhang ein, um uns
die Thematik näher zu bringen. Er wirkte trotz der recht einseitigen Erzählweise (was er
offen zugab) sehr authentisch, denn er schien alle Menschen, von denen er sprach, selbst
gekannt zu haben. An vielen Stellen wirkte er selbst betroffen und den Tränen nahe,
besonders als er uns eine Gedenktafel für seinen besten Freund Finbarr McKenna zeigte,
der bei einem misslungenen Anschlag ums Leben gekommen war.
Besonders interessant war es für uns, als wir vor dem Büro der Sinn Féin, der stärksten
republikanischen Partei in Nordirland, Alex Maskey trafen, einen Politiker und den
ersten republikanischen Bürgermeister von Belfast. Auch ein ehemaliger Gefängnisinsasse
der H-Blocks (Gefängnis in der Nähe von Belfast, in dem während des Konflikts
Gefangene beider Seiten einsaßen), der am Hungerstreik von 1981 beteiligt gewesen war,
lief uns dort über den Weg.
Ganz besonders angespannt wurde die Stimmung im Taxi nicht nur, als wir ins
loyalistische Terrain vordrangen, wo Jimmy plötzlich die Fenster des Taxis schloss und
nur noch leise sprach, sondern besonders, als meine Freundin nichtsahnend nach den „on
the runs“ (Verurteilten auf der Flucht) fragte, die einige Monate zuvor in der Presse heiß
diskutiert worden waren. An dieser Stelle zeigte sich uns, dass Jimmy wohl kein
unbeschriebenes Blatt im Nordirlandkonflikt war und selbst in die eine oder andere
Aktion der republikanischen Seite verstrickt war. Wirklich ein bisschen unheimlich.
Und unsere interessierten Nachfragen schienen ihm aber zu gefallen, denn er erzählte und
erklärte drei Stunden lang, viel länger als die Tour ursprünglich dauern sollte.
Jimmy gab uns so viel Stoff zum Nachdenken und wir waren dankbar für seine offenen
Worte zu einem Konflikt, der in Nordirland jeden auf seine Weise betrifft, den Alltag
bestimmt und der sich aus der nordirischen Gesellschaft immer noch nicht wegdenken
lässt.
(Zu diesem und den anderen Kapiteln, in denen ich etwas zum Nordirlandkonflikt geschrieben habe,
möchte ich anmerken, dass ich weit davon entfernt bin eine Expertin dieses Themas zu sein und ich
mir nicht anmaßen möchte politisch korrekte Zusammenhänge zu schildern. Das, was ich
geschrieben habe, wurde mir von den unterschiedlichsten Menschen erzählt, unterliegt daher einer
gewissen Subjektivität und kann deshalb nicht ausschließlich als allgemeingültige und „richtige“
Aussagen gewertet werden. Ich möchte außerdem nicht den Eindruck erwecken Partei für eine Seite
zu ergreifen, da es mir nicht zusteht über irgendjemanden in diesem Land zu urteilen. Alle
Menschen in Nordirland haben ihre persönliche Geschichte im Zusammenhang mit dem Konflikt,
fast alle Familien haben Opfer zu beklagen und ich glaube nicht nur mir als Außenstehender fällt es
manchmal schwer das Ausmaß des Konflikts zu begreifen. Ich bedauere es, dass Kinder in diesem
spannungsgeladenen Teil Europas und der Welt aufwachsen müssen, aber ich bewundere die
Nordiren auch teils für ihren Umgang mit dieser festgefahrenen Situation, ganz besonders
diejenigen, die sich für eine Verständigung zwischen den Gesellschaftsgruppen, die trotz ihrer
Unterschiede doch auch viele Gemeinsamkeiten haben, vermitteln und den Friedensprozess in Gang
halten. Für dieses Land wünsche ich mir, dass trotz aller aktuell aufkommenden Konflikte und
Kriege auf der Welt auch diesem uns so nahen Land ein wenig mehr Aufmerksamkeit geschenkt
wird und dass sich Loyalisten und Republikaner, wenn sie auch keine besten Freunde werden,
trotzdem einander annähern und eine friedliche Lösung für die Auseinandersetzungen finden
werden.)
Einige Murals (Wandbilder) auf der Falls Road (oben)
Das bekannte Mural von Bobby Sands, Mitglied der IRA
und Hungerstreikender (unten)
– KAPITEL VIERZEHN –
Rückkehr nach Deutschland
Ein trauriges Kapitel. Ein Kapitel, das ich so schnell wie möglich hinter mich bringen
möchte. Der Abschied aus Belfast, vom Wishing Well und von meinen Freunden ist mir
sehr schwer gefallen. Ich habe mich das ganze Jahr über dort so wohl gefühlt, dass ich am
liebsten dort bleiben wollte und ganz gewiss nicht über meine Zukunft, ein Studium,
einen erneuten Ortswechsel und all dies nachdenken wollte.
Aber am 21. Juli war es dann so weit und ich stieg morgens in Belfast in den Bus, der mich
nach Dublin zum Flughafen bringen sollte. Dort hatte ich noch viel Zeit bis zum Abflug,
las noch einmal in einer englischsprachigen Zeitschrift, freute mich, dass man mich für
eine Muttersprachlerin und ganz bestimmt keine Deutsche hielt, und bekam am Gate fast
einen Anfall, als ich mit geballter Ladung Deutsch konfrontiert wurde. Eine SeniorenReisegruppe machte sich wohl nach ein paar Tagen auf der Insel auch wieder auf die
Rückreise und plapperte in einem fort in einer engstirnigen und für mich unverständlich
festgefahren deutschen, allem Fremden und Neuen gegenüber ablehnenden Weise über
Irland, dass ich vor lauter Scham meinen Personalausweis versteckte, damit etwaige
irische Fluggäste mich nicht mit diesen Leuten gleichsetzten sollten. In Deutschland
wurde ich dann von meiner Mama, meinem Stiefvater und meinem Onkel am Flughafen
begrüßt und gemeinsam fuhren wir zurück nach Paderborn. In den nächsten Tagen und
Wochen versuchte ich dort wieder anzukommen, aber das fällt mir auch heute noch
manchmal schwer. Ich vermisse Belfast einfach zu sehr.
Im August fand aber glücklicherweise noch das Rückkehrerseminar von EIRENE in
Neuwied statt, sodass ich die anderen Eirenies noch einmal wiedersah.
Bei diesem Seminar lag der Schwerpunkt natürlich auf der Reflexion unseres Dienstes
und auf dem Erfahrungsaustausch, aber auch Themen wie Nachhaltigkeit,
Diskriminierung, Stipendien und mögliches weiteres Engagement bei EIRENE wurden
angesprochen. Besonders wichtig waren mir die Einheiten, in denen wir über unsere
Rückkehr vom Dienst und die Berichterstattung sprachen, denn ich merkte, dass es den
anderen ähnlich ging und wir ähnlich über Fragen wie „Wie erzähle ich meinen
Bekannten von meinem Jahr im Ausland?“ dachten. Zum guten Abschluss des Jahres trug
auch Ralf bei, der mit uns allen Einzelgespräche führte und uns auf seine ganz besondere
Art aus dem Dienst bei EIRENE entließ.
Jetzt liegt es an mir, wie ich die gesammelten Erfahrungen in mein weiteres Leben
einbinden und mit den Erinnerungen an das soweit beste Jahr meines Lebens in einen
neuen Lebensabschnitt in Bonn starten werde. Eins ist aber sicher: Belfast hat mich
geprägt, meine Augen für Vieles geöffnet und mir die Kraft und den Mut gegeben, aus
meinem Leben genau das zu machen, was mir gut tut und was mich glücklich macht.
– NACHWORT –
Dank II
„Ein Traum ist unerlässlich, wenn man die Zukunft gestalten will.“ (Victor Hugo)
Mit diesen Worten begann vor einem Jahr mein erster Rundbrief. Und wenn ich auch
nicht mit diesen Worten schließe, so möchte ich sie doch noch einmal aufgreifen und auf
diesen Gedanken eingehen. Rückblickend kommt mir mein Jahr in Belfast wirklich wie
ein Traum vor, aus dem ich nur langsam wieder erwache. Die große Seifenblase, der
geschützte Raum, in dem ich wachsen und reifen konnte, ist geplatzt und hat mich mehr
oder weniger unsanft in die Realität in Deutschland zurück geworfen. Was mir aber
bleibt, sind Erinnerungen an ein wundervolles Jahr. Und dafür möchte ich Danke sagen.
Danke, liebe Mama, dass du immer für mich da warst (und immer noch bist) und mich
besonders in den Zeiten, in denen es mir nicht so gut ging, unterstützt hast.
Danke, Eirenies, dass wir so ein fantastisches und wundervolles Jahr zusammen in Belfast
verlebt, gelacht, geweint und gesungen, unser Leben in vollen Zügen genossen haben. Ich
werde euch nie vergessen!
Danke, meine liebe Alex, dass du mit mir gewohnt hast (ohne dich wäre das zweite halbe
Jahr in 144 nicht halb so unterhaltsam gewesen), dass du mich zum Lachen bringst, dass
du zuhörst, dass wir so viel gemeinsam erlebt haben, dass du mir „Wild Child“ gezeigt
und oft genug wieder mit mir angeschaut hast. Einfach, dass du bist, wer du bist.
Danke, EIRENE und besonders Ralf, dass ihr mir dieses Jahr und den Friedensdienst im
Wishing Well ermöglicht und mich sehr persönlich begleitet habt.
Danke, Wishing Well Family Centre, liebe Kolleginnen, Kinder und Freddy, dass ich
über das Jahr diejenige geworden bin, die ich nun bin. Danke, für unzählige schöne
Momente, besonders mit den Kindern, die mir sehr ans Herz gewachsen sind und die jetzt
in die große weite Welt außerhalb des Wishing Well gehen werden. Ich denke an euch
und wünsche euch alles Gute für die Zukunft!
Danke an meinen Unterstützerkreis und alle, die mir über das Jahr zur Seite gestanden
haben. Ohne euch wäre mein Dienst in Belfast so nicht möglich gewesen. Das werde ich
euch nie vergessen!
Gesegnet deine Wünsche und deine Sehnsucht
und alles, was in dir lebendig ist.
Gesegnet die Tage und die Jahre,
in denen deine Träume zu leben du nicht vergisst.
Gesegnet die Zeiten deiner Trauer,
dass du ihnen nicht entfliehst.
Gesegnet, wenn du sie durchgestanden
und wieder neue Wege vor dir siehst.
Gesegnet jeder Augenblick,
der dich zur Freude und zum Glücklichsein verführt.
Gesegnet jeder Mensch,
der mit Zärtlichkeit und Liebe dein Herz berührt.
(Irischer Segenswunsch)
Meine Entsendeorganisation EIRENE
„Eirene“ ist griechisch und heißt Frieden.
EIRENE, internationaler christlicher Friedensdienst, gehört zu den sieben in Deutschland
staatlich anerkannten Personaldiensten in der Entwicklungszusammenarbeit. Außerdem
ist EIRENE anerkannt, Freiwilligendienste im Rahmen der Förderprogramme IJFD
(Internationaler Jugendfreiwilligendienst) und „weltwärts“ (Förderprogramm des BMZ)
durchzuführen.
Bereits seit 1957 unterstützt EIRENE im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit
Projekte in Afrika und Lateinamerika durch finanzielle Hilfen und durch Fachkräfte
(Südprogramm).
In der Entsendung von Freiwilligen kann EIRENE auf mehr als 30 Jahre Erfahrung
zurückgreifen. Bis dato haben über 2500 Menschen mit EIRENE in den verschiedenen
Teilen der Welt einen Freiwilligendienst geleistet. Jährlich arbeiten ca. 100 Freiwillige in
sozialen und ökologischen Projekten mit EIRENE im Ausland. Die Freiwilligen lernen
dabei unterschiedliche Lebensrealitäten aus dem Blickwinkel von Armut, Ungerechtigkeit
und Ausbeutung innerhalb unserer globalisierten Welt kennen. Über eine besondere
Auswahl der Partnerorganisationen in den Einsatzländern, die sich an der Basis für soziale
und ökologische Belange, die Einhaltung der Menschenrechte und für gewaltfreie
Konfliktlösungen einsetzen, möchte EIRENE Menschen ermöglichen, eine Sensibilität
für andere Gesellschaften zu entwickeln.
Um einen Freiwilligendienst im Ausland zu absolvieren, ist eine pädagogische und
organisatorische Begleitung sehr wichtig. Für die Vorbereitung, Begleitung, für
Versicherungsfragen, Zwischenseminare und Auswertungstreffen ist EIRENE
verantwortlich.
Das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) wird
EIRENE seit 1993 jährlich neu zuerkannt und belegt, dass die Organisation
verantwortungsvoll mit den Spendengeldern umgeht (weitere Informationen unter
www.dzi.de). Das Qualitätssiegel der Agentur „Qualität in Freiwilligendiensten“ Quifd
hat EIRENE seit 2005. Dies wird im Abstand von zwei Jahren überprüft.