Europawahl - Drehscheibe
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Europawahl - Drehscheibe
TEIL 01 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● SAMSTAG, 6. / SONNTAG, 7. JUNI 2009 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● KOMMENTAR ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● MEINUNG/ANALYSE P2 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● MITTELBAYERISCHE ZEITUNG ● Europa muss sich ändern S tell’ Dir vor, es ist des Europaparlaments Europawahl und erkennen können. Das keiner geht hin: aber ist nicht der Fall. Was abgedroschen Weil es menschlich ist, klingt, ist fast wahr. Seit dass negativen Eingrif1979 ist die Wahlbeteilifen in den Alltag Beachgung von 62 auf 45,6 Protung geschenkt wird, Pozent gefallen. Dieser sitives aber schnell VON DR. CHRISTIAN Trend dürfte sich fortsetselbstverständlich ist, KUCZNIERZ, MZ zen. Leider. tun sich ErrungenschafAllerdings ist die Euten wie Freizügigkeit, ropäische Union daran aber selber Wegfall der Grenzkontrollen oder Anschuld. Die miesen Umfragewerte gleichung der Handygebühren schwer kommen nicht von ungefähr. Diese damit, Europa zu einem Thema fürs Woche stellte sich heraus, dass die Herz zu machen. meisten Spitzenkandidaten der ParteiEntscheidend dabei ist das bisherien bei der Europawahl so gut wie unge Nicht-Vorhandensein einer politibekannt sind. Die SPD- und Linkeschen Europadebatte. Über Europa Kandidaten Martin Schulz und Lothar wird immer erst gesprochen, wenn es Bisky kannten nur jeweils sechs Proentweder zu spät ist oder die Bürger zent der Befragten, den Grünen Reinbitteschön ihr Kreuz machen sollen. hard Bütikofer nur vier und den CDU- Schlimmer noch: In allen Parteien Spitzenmann Hans-Gert Pöttering – wird schnell über „die in Brüssel und immerhin amtierender Präsident des Straßburg“ geschimpft, wenn dort eiEuropäischen Parlaments – nur zwei ne unbequeme Entscheidung gefällt Prozent. Ausreißer nach oben ist die wird. Dass sie selbst mitgestimmt hatFDP-Frontfrau Silvana Koch-Mehrin, ten, fällt einer Art „EU-Alzheimer“ die 13 Prozent der Befragten kannten. zum Opfer, frei nach dem Motto: „Was Das sind erbärmliche Werte kümmert mich mein Geschwätz von Fragt man die Europaabgeordneten, gestern?“ Das alles macht die EU für warum die Bekanntheits- und Beliebt- viele so attraktiv wie Lebertran: Erträgheitswerte derart im Keller sind, lich nur in homöpathischen Dosen. kommt oft: Die Wahrnehmung sei zu Nimmt man dazu Wahlkampagnen, schlecht, weil die Medien falsch bedie den Charme von Kaffeefahrten ohrichteten. Das aber ist falsch. Sicher: ne gratis Heizdecken versprühen, Die Aufregung über den Krümmungs- kann nur eine sinkende Wahlbeteiligrad der Gurke, das Aus für die gung herauskommen. Schlachtschüssel aufgrund einer HygiAllein: Die EU ist wichtig. Der ene-Richtlinie oder die Abschaffung Großteil der nationalen Gesetze hat ihder Glühbirne bietet sich für eine ren Ursprung in Brüssel. Und daran Schlagzeile besser an, als die Verabwird sich nichts ändern. Im Gegenteil: schiedung einer Umwelt-Richtlinie. Nach Inkrafttreten des Lissabon-VerWarum? Weil die Gurke, die Schlacht- trags wird das Europaparlament noch schüssel und die Glühbirne den Menmehr Einfluss bekommen. Aus Frustschen näher sind. Wenn die EU in den ration oder Gleichgültigkeit nicht zu Alltag der Menschen eingreift, wird wählen ist daher der falsche Weg. Wer Europa konkret. Und hier liegt das die Chance hat, mitzubestimmen, was Problem und die Lösung zugleich. in Europa passiert, sollte diese auch Wer auch immer einen Sessel in wahrnehmen. Die Parteien müssen Straßburg bekommt nach diesem derweil dringend anfangen, den MenSonntag, sollte sich vor Augen führen, schen zu erklären, was sie in Brüssel dass die Menschen wissen wollen, wa- machen. Sonst verliert die EU das, was rum sich etwas ändert. Sie müssen die sie neben der Akzeptanz am drinSinnhaftigkeit der EU und vor allem gendsten benötigt: Ihre Legitimation. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● WEITERE KOMMENTARE Flugzeugunglück: Hat Air France auf Kosten der Sicherheit der Passagiere gespart? ➤ Weltspiegel ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Große Geste: Beim Besuch von Obama in Dresden und Buchenwald gab es viele bewegende Momente. ➤ Politik EUROPAWAHL VON A BIS Z ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● die Iren. Lettland, Zypern, Malta und die Slowakei bitten ihre Bürger am 6. Juni um ihr Kreuzchen. In manchen Mitgliedstaaten dauert die Wahl zwei Tage: Italien und Tschechien stimmen am 6. und 7. Juni ab. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! ➜ Vom 4. bis 7. Juni wählen die Europäer eine neue Volksvertretung. Unsere Korrespondentin Hanna Roth hat dazu Fakten, Anekdoten und Flurfunk zusammengetragen. FRAGE DER WOCHE Trotz herber Kritik vonseiten der Union ist der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer weiter für eine Einführung der Pkw-Maut in Deutschland. Wie stehen Sie zu einer Gebühr für die Benutzung bundesdeutscher Autobahnen? Ich halte das für eine gute Idee, die Autobahnen hätten dringend eine Sanierung nötig und dafür sollten alle aufkommen, die diese auch benutzen. Prinzipiell ein guter Ansatz, aber damit werden wieder die Steuerzahler zur Kasse gebeten, die für Sprit und KfZ-Steuer sowieso schon tief in die Tasche greifen müssen. Eine Pkw-Maut ist keine Lösung, allein die Einführung einer solchen Gebühr würde viel zu viel kosten. Ergebnis von letzter Woche: Die Weichen für die Lockerung des Rauchverbots sind gestellt: CSU und FDP brachten ihren Gesetzentwurf in den Gesundheitsausschuss des Landtags ein. Tritt das Gesetz nach der weiteren parlamentarischen Behandlung in Kraft, darf künftig in Bierzelten, Bierstuben und Nebenräumen größerer Wirtshäuser wieder geraucht werden. Wie beurteilen Sie die Gesetzesänderung? Stimmen Sie ab unter www.mittelbayerische.de Falsch! Passivrauchen ist nun mal schädlich und insofern sollte der Schutz der Nichtraucher an erster Stelle stehen. 58,98% Richtig und gerecht – endlich wurden in der Diskussion auch einmal die Interessen der Raucher gehört. 36,49% Es ist mir egal, Hauptsache die Diskussion hat endlich ein Ende! 4,61% Prinzessinnen zweitrangig? MONARCHIE Dänen sollen über Thronfolgeregelung abstimmen – doch sie interessieren sich nicht dafür. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● VON THOMAS BORCHERT, DPA ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● KOPENHAGEN. Dänemarks Ruf als Land mit richtig guten Chancen für Frauen steht vor einem überraschenden Härtetest: Nach Umfragen gilt in Kopenhagen als immer wahrscheinlicher, dass die Einführung der Gleichberechtigung von Prinzessinnen bei der Thronfolge per Volksabstimmung an diesem Sonntag scheitert. Letzte Umfragen brachten zwar eine klare Mehrheit für den Vorschlag der Regierung. Umgerechnet auf Stimmberechtigte aber betrug sie nur 36 Prozent, und das reicht nicht. Nach den dänischen Regeln müssen mindestens 40 Prozent der stimmberechtigten vier Millionen Bürger der Änderung der Verfassung zustimmen. Massiv von 10 auf 23,6 Prozent gestiegen ist nach neuesten Umfrage des Megafon-Institutes die Zahl derjenigen, die mit Nein oder, als Protest, ungültig stimmen wollen. „Die Wähler stimmen über ganz andere Dinge ab“, seufzte die royalistisch gesonnene Zeitung „Jyllands-Posten“. Gut die Hälfte der Wählerschar will ganz zu Hause bleiben, obwohl man gleichzeitig auch eine Stimme für die Europawahl abgeben könnte. Für viele steht die Frage einer geschlechtsneutralen Thronfolge eigentlich nicht so recht auf der Tagesordnung. Königin Margrethe II. (69) und Prinz Henrik (74) haben mit Kronprinz Frederik (41) und Prinz Joachim (39) nur männliche Thronanwärter in die Welt gesetzt. Als Frederiks erstes Kind kam 2005 mit Prinz Christian ebenfalls wieder ein Junge als royaler Nachwuchs, gefolgt von der inzwischen zwei Jahre alten Prinzessin Isabella. Ein praktisches Problem könnte es also erst in mehreren Jahrzehnten ge- ben, wenn nach dem zu erwartenden König Frederik X. und dessen Sohn König Christian XI. die nächste Generation von Prinzen und Prinzessinnen „dran“ wäre. Dass sie für eine Entscheidung zu den Wahlurnen eilen sollen, die aller Wahrscheinlichkeit nach in 80 Jahren Auswirkungen haben wird, leuchtet vielen Dänen und auch durchaus an Gleichberechtigung interessierten Däninnen nicht so recht ein. So konnten sich Gegner der Monarchie sowie auch Verfechter einer umfassenden Modernisierung von Dänemarks 150 Jahre alter Verfassung überraschend viel Gehör verschaffen. Still dagegen musste, wie immer in politischen Fragen, die Königsfamilie selbst bleiben. Was aber Königin Margrethe II. nicht daran gehindert hat, in einem Interview vor vier Jahren ganz eigene Vorstellungen von einer geschlechtsneutralen Thronfolge kundzutun: „Am besten wäre, wenn immer im Wechsel ein Mann auf eine Frau und umgekehrt auf dem Thron folgen würde.“ ● Z wie Zahltag... ... oder der Tag der Wahrheit: Obwohl nicht in allen Ländern am selben Tag gewählt wird, erreicht die Spannung am 7. Juni ihren Höhepunkt. Denn erst wenn die allerletzte Stimme ausgezählt ist, werden sämtliche Ergebnisse veröffentlicht. Beobachter rechnen damit, dass am Sonntag gegen 22 Uhr erste Resultate vorliegen. Als erstes haben Niederländer und Briten bereits am 4. Juni an die Urnen gerufen, einen Tag darauf wählten ● Karikatur: Mester Juso-Chefin mit viel Realitätssinn PORTRÄT Marietta Eder will ● ihren Verband öffnen und aus den Hinterzimmern herausholen. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● VON GUSTAV NORGALL, MZ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Natürlich beherrscht sie das übliche Vokabular: „Wir Jusos sind ein linker, feministischer, internationaler und sozialistischer Richtungsverband.“ Angesichts der zweifelnden Nachfrage, ob man mit dieser Rhetorik im Jahr 2009 Anhänger findet, muss Marietta Eder schmunzeln und erzählt gleich noch von einem Vorurteil, das ihr entgegenschlägt. „Jusos lachen nicht und diskutierten am liebsten über Kommas in Anträgen.“ Seit April ist die 31-Jährige Vorsitzende der bayerischen Jungsozialisten. Doch die Anhängerin des demokratischen Sozialismus hat sich ihren Realitätssinn erhalten. Sie setzte sich in einer Kampfabstimmung auch durch, weil sie unter anderem dafür plädierte, auf die Bürger mehr zuzugehen, statt sie mit Parolen zu beglücken. „Politik verändert man nicht in Internetforen sondern im realen Leben.“ Die Niederbayerin studierte in Bamberg politische Wissenschaften. 1998 machte sie bei der Juso-Hochschulgruppe mit, seit 2001 ist sie SPDMitglied. Die Gründe für ihr Engage- ● ● ● ● ● ● ● ● ● PROTEST GEGEN NPD ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ➤ Die Jusos wollen Flagge zeigen. Zusammen mit verschiedenen anderen Jugendorganisationen demonstrieren die Jungsozialisten heute ab 11 Uhr in Straubing gegen den „Bayerntag“ der rechtsextremen NPD. ➤ Juso-Chefin Marietta Eder hofft auf viele solcher gesellschaftlichen Bündnisse gegen rechts. Es sei wichtig, klar zu zeigen, dass man in Straubing keine Neonazis haben wolle. Die NPD trifft sich jedes Jahr in einer anderen Stadt zum „Bayerntag“– heuer in Straubing. REGENSBURG. Marietta Eder Foto: altrofoto.de ment: Sie will die Gesellschaft mitgestalten und das können man effektiv nur als Parteimitglied. Sie verweist auf die Agenda 2010 von Gerhard Schröder. Das Mitgliederbegehren gegen diese Politik sei von bayerischen Jusos initiiert worden. „Wir haben die Agenda verändert“, urteilt sie ein wenig stolz. Im Bundestagswahlprogramm 2009 sei von diesem Neoliberalismus nur mehr wenig zu finden. Warum ging sie nicht gleich zu den Linken? „Solidarität endet nicht an der Stadtmauer“, wehrt sie ab. Die Linke sei ihr zu engstirnig, zum Beispiel in der Europapolitik. Allerdings mahnt sie dazu, in Bündnisdebatten offen zu sein. „Wenn wir über Ampeln und große Koalitionen sprechen, müssen wir auch über ein Linksbündnis reden können.“ Der ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● SPD rät sie zu Selbstbewusstsein: „Wir müssen klare Kante zeigen.“ Dazu gehöre das Bekenntnis zu einer integrierten Gesamtschule und die Absage an eine Ökonomisierung der Bildung. Gerne abschaffen würde sie das Ehegattensplitting, einführen würde sie eine Vermögensteuer. Lust auf Politik machen – das ist das Ziel von Marietta Eder. 7100 Mitglieder zählen die bayerischen Jusos – Tendenz steigend. Sie will raus aus den Hinterzimmern, den Verband öffnen. Als Wahlkampfmanagerin von Florian Pronold, dem designierten Landesvorsitzenden der bayerischen SPD, hat Eder bereits Erfahrung gesammelt. Wird sie irgendwann für sich selbst Wahlkampf machen? Da lacht sie wieder – und sagt nicht voreilig nein. SEITE 36 MONTAG, 16. SEPTEMBER 2013 REGENSBURG RE_REP_S MITTELBAYERISCHE ZEITUNG Verkehr: Was hat Vorfahrt? KOMMUNIKATION Der Papst tut es, Angela Merkel auch: Beide nutzen die Platt- form Twitter, um Botschaften in höchstens 140 Zeichen zu verschicken. Diese Länge ist heute Vorgabe für die Antworten unserer Politiker. ZIELE Die Mittelbayerische Zeitung hat Direktkandidaten im Bundeswahl- kreis 220 Regensburg gefragt: Wie würden Sie die Weichen in der Verkehrspolitik stellen? CSU Philipp Graf von und zu Lerchenfeld ..... ..... ..... „Wir müssen mehr Mittel für den Ausbau der Infrastruktur in der Region bei den Verhandlungen für den neuen Bundesverkehrswegeplan bekommen.“ ..... SPD Karl Söllner ..... ..... ..... „Neue Antriebe, die nicht auf Öl basieren. Fahrgeschwindigkeiten senken, Schienenverkehr ausbauen, bessere Abstimmung der Verkehrsträger.“ ..... Grüne Florian Eckert ..... ..... ..... „Wir brauchen in Deutschland eine Verkehrspolitik, die sparsamere Autos und Elektroantriebe fördert und Vorfahrt gibt für Fußgänger, Fahrrad, Bus und Bahn.“ ..... Freie Wähler Sebastian Hopfensperger ..... ..... ..... „Sanierung beschädigter Autobahnen, Verlagerung des Schwerlastverkehrs auf die Schiene, Attraktivität der Bahn fördern, ÖPNV ausbauen.“ ..... FDP Horst Meierhofer ..... ..... ..... Mit welchem Mix organisiert man Mobilität für die Menschen? Wir fragten Bundestags-Direktkandidaten, was für sie in der Verkehrspolitik Vorfahrt hat. Foto: dpa, Hubert Lankes Die Linke ÖDP Wolfgang Wittich Claudia Wiest ● ..... ..... ..... „Ziel ist ein Moratorium beim Straßenbau. Bestandserhaltung und Entschärfung von Unfallschwerpunkten müssen Vorrang vor Neu- und Ausbauprojekten haben.“ ..... ..... ..... ..... „Wir brauchen eine intelligente Vernetzung der Mobilität: Fußgänger, Rad, Bus, Bahn und Auto. Ich will Vorrang der Schiene bei Gütern, Sozialtarife und Mobilität für alle.“ ..... Piraten Alternative für Deutschland Jan Kastner Verena Brüdigam ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● BUNDESTAGSWAHL ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● BEI UNS IM NETZ ➲ Wahlen 2013 ● ..... ..... ..... ..... ..... „Der Individualverkehr ist ein Luxus, den wir uns in Deutschland nicht mehr leisten sollten. Deswegen: Ausbau eines flächendeckenden ÖPNV.“ ..... „Es muss auf alle Fälle deutlich mehr Geld in die Verkehrsinfrastruktur fließen, damit Deutschland wirtschaftlich konkurrenzfähig bleibt.“ ..... ● ● ● ➤ Am 22. September wählen 61,8 Millionen Wahlberechtigte den Bundestag. ➤ In den vergangenen 64 Jahren waren im Bundestag meist nur wenige Parteien vertreten. Gelangten in den ersten Deutschen Bundestag noch elf Parteien, wurde 1953 die bundesweite 5-ProzentSperrklausel eingeführt. Es kamen also nur Parteien in den Bundestag, die mindestens fünf Prozent der Zweitstimmen oder drei Direktmandate erreichten. ● ..... ..... „Wir brauchen in Deutschland Investition in Erhalt und Ausbau von Straße und Schiene und keine ideologischen Vorbehalte gegen individuelle Mobilität.“ Alle Informationen zur Landtagswahl in Bayern und zur Bundestagswahl finden Sie unter ➤ www.mittelbayerische.de/wahlen ● ● ● POLITIK MITTELBAYERISCHE ZEITUNG MITTWOCH, 27. MAI 2009 P5 Hier schlägt das Herz Europas: Straßburg ist einer der beiden Tagungsorte des Europaparlamentes. TEIL 01 Foto: dpa Die Positionen zu Europa Am 7. Juni entscheiden die Wähler. Doch für welche Europa-Politik stehen die fünf großen deutschen Parteien? Hanna Roth, unsere Korrespondentin in Brüssel, hat die einzelnen Wahlprogramme durchforstet und ausgewertet. WAHL Europa allgemein EUROPA WAHL 2009 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● DIE LINKE ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Europäische Agrarpolitik ● ● ● ● ● ● ● ● Die Aufsichtsregeln für alle Finanzdienstleister sollen verschärft werden und Manager vermehrt zur Verantwortung gezogen werden. Die CSU will keine gemeinsamen Euro-Anleihen. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Die Partei lehnt den Reformvertrag von Lissabon ab. Dafür soll in der EU ein europäisches Sozialmodell vertraglich verankert werden. „Demokratische Teilhabe“ und „weltweiter Frieden“ sind die beiden weiteren wichtigen Schlagworte. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Strikte Kontrolle ist gefragt. „Wir wollen, dass die Finanzmärkte durch Kapitalverkehrskontrollen, durch eine Steuer auf Finanztransaktionen sowie durch die Vereinbarung von Wechselkurszielzonen reguliert wird.“ Hedgefonds und Private Equity Fonds sollen verboten werden. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Agrarbeihilfen sollen für nachhaltige Landnutzungskonzepte und existenzsichernde Arbeitsplätze fließen. Exportsubventionen will Die Linke abschaffen. Auch Gentechnik wird abgelehnt. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Die EU soll mehr Finanzmittel für den Klima- und Regenwaldschutz bereitstellen. Anstelle des Emissionshandels fordert die Partei „radikale ordnungspolitische Eingriffe in die Energiewirtschaft“. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Erst soll der Vertrag von Lissabon ratifiziert werden. Kroatien würde man auch so aufnehmen. Ebenso Island, Norwegen und die Schweiz, falls diese Länder in die EU wollten. Eine Entscheidung über die Aufnahme der Türkei vertagen die Liberalen auf die übernächste Legislaturperiode. ● ● ● ● Bis 2050 soll Europa seinen CO2-Ausstoß um bis zu 95 Prozent reduzieren und komplett auf erneuerbare Energien umsteigen. „Atomkraft ist kein Beitrag zum Klimaschutz, sondern eine Hochrisikotechnologie.“ ● ● Die Erweiterung sehen die Sozialdemokraten als „Paradebeispiel für die Gestaltungskraft vorausschauender Friedenspolitik“. Am Ziel des EU-Beitritts der Türkei hält die SPD fest, ebenfalls an der Beitrittsperspektive des westlichen Balkans. Mehr Markt und Eigenverantwortung wollen die Liberalen. Die EU müsse sich in der Welt für verbindliche Klimaziele einsetzen und ihr Emissionshandelssystem mit denen der Nachbarkontinente vernetzen. ● ● Die Partei will eine Phase der Konsolidierung und Vertiefung. Ein Erweiterungstempo wie in den letzten Jahren wird abgelehnt. Für die Türkei will die Partei keine Vollmitgliedschaft, sondern eine privilegierte Partnerschaft. Das EU-Klimapaket soll zügig umgesetzt werden. Darüber hinaus soll eine Klimaschutzrichtlinie Maßnahmen für bisher noch nicht erfasste Bereiche wie Landwirtschaft, Bau und Verkehr formulieren. Kernkraft lehnt die Partei ab. Die Partei fordert den „Ausstieg aus der alten Subventionslogik“. Die derzeitige EU-Agrarpolitik fördere eine industrialisierte Landwirtschaft. Ökobauern sollen deshalb weiter Geld erhalten. Landwirte müssten zudem das Recht haben, ihre Erzeugungsmenge flexibel dem Bedarf anzupassen. ● ● EU-Erweiterung Die CSU plädiert für einen integrierten Ansatz aus Energiesparen, dem Ausbau erneuerbarer Energien und dem Einsatz kohlenstoffarmer Energieerzeugung. Brüssel soll nicht darüber entscheiden dürfen, ob grüne Gentechnik in den Ländern zum Einsatz kommt. Ein stufenweiser Umbau der EU-Finanzierung auf nationale Ko-Finanzierung. Die Liberalen wollen auch die Direktzahlungen ab 2014 schrittweise reduzieren sowie das Ende der Milchquote zum März 2015. Finanzmärkte sollen konsequent reguliert werden. Die Partei fordert zudem eine europäische Finanzmarktaufsicht sowie klare Haftungsregeln für Manager. Steueroasen sollen ausgetrocknet werden. ● ● Strukturschwache ländliche Gebiete sollen, im Gegensatz zur Landwirtschaft, stärker gefördert werden. Mit Blick auf die Lebensmittelknappheit in Entwicklungsländern setzt die Partei auf Marktöffnung und den weiteren Abbau von AgrarSubventionen. Die Partei fordert eine einheitliche EU-weite Bankenaufsicht, die bei der EZB angesiedelt ist. Die EU soll die Funktionsfähigkeit des Marktes durch ein Mindestmaß an Gesetzen sicherstellen. ● ● Klima- und Umweltpolitik Die Partei verspricht, für „eine preisstabilisierende Milchmengensteuerung“ einzutreten. Kontrollen der Landwirte sollen gebündelt, bürokratische Auflagen vereinfacht werden. Eine europäische Agentur soll Ratingagenturen registrieren und kontrollieren. Schädliche Leerverkäufe, bei denen auf fallende Aktienkurse spekuliert wird, will die Partei verbieten. Steueroasen sollen trockengelegt werden, Manager persönlich haftbar gemacht werden. Sie wollen einen Grünen New Deal für Europa. Dabei soll soziale Gerechtigkeit mit ökologischer Verantwortung verbunden werden. Wirtschaftliche Dynamik müsse durch Investitionen in den Klimaschutz entstehen. GRÜNE ● ● Die Liberalen haben die Vision eines „Europas der Bürger“. Die Forderung: Über Bürger- und Freiheitsrechte, über Datenschutz und Migration, über Justizfragen und Grundrechteschutz soll das Europaparlament mitentscheiden. FDP ● ● Die Partei setzt sich für eine „europäische Sozialunion ein, die den gleichen Rang wie die Wirtschafts- und Währungsunion haben muss“. In ganz Europa soll deshalb gelten: „gleiche Lohn- und Arbeitsbedingungen für gleiche Arbeit am gleichen Ort.“ SPD ● ● Finanz- und Wirtschaftsbereich Bürger sollen bei wichtigen Fragen, z.B. ob ein Land der EU beitreten darf, per Volksabstimmung mitentscheiden. Bundesund Landtag sollen bei allen EU-Gesetzesvorhaben zwingend angehört werden. CSU ● ● PROGRAMME ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Die Partei bekennt sich zum Fortgang des Erweiterungsprozesses. Die EU-Kriterien müssen aber eingehalten werden. Für den westlichen Balkan soll die EU Verantwortung übernehmen. Die Türkei wollen die Grünen auf dem Weg in die EU unterstützen. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Lothar Bisky und Co. fordern eine solidarische Erweiterung: Bedürftige Länder sollen mehr Fördergelder bekommen, dafür müsse der EU-Haushalt aufgestockt werden. Eine Position zur Türkei findet sich nicht im Programm. TEIL 02 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● FREITAG, 15. MAI 2009 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● EUROPA Journ_FR ● ● ● ● 15. MAI EREIGNISSE 2008 Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn billigt das Modell der großen Koalition für den Börsengang. Danach wird eine Tochter für die Verkehrs- und Logistiksparten ausgegliedert, an der sich Investoren beteiligen können. 2007 Die Nachrichtenagentur Reuters und der US-Informationsdienstleister Thomson schließen sich zu Thomson-Reuters zusammen. 2004 Die Ukraine gewinnt zum ersten Mal den Eurovision Song Contest. Siegerin in Istanbul ist Ruslana mit ihrem Song „Wild Dances“. Der deutsche Max Mutzke erreicht mit „Can’t Wait Until Tonight“ den achten Platz. 1997 Mit großer Mehrheit beschließt der Bundestag das Gesetz über die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe. 1989 Nach dreißig Jahren findet erstmals wieder ein Gipfeltreffen zwischen der Sowjetunion und China statt. Der sowjetische Parteichef Michail Gorbatschow trifft in Peking ein. 1957 Großbritannien zündet in der Nähe der Weihnachtsinsel (Kiritimati) im Pazifik seine erste Wasserstoffbombe. 1948 Arabische Staaten greifen das am Tag zuvor gegründete Israel an. 1928 In Australien beginnt der „Royal Flying Doctor Service“, ein Rettungsdienst für das unwegsame Binnenland, mit seinem ersten Rettungsflug. 1879 Das Reichsnahrungsmittelgesetz tritt in Kraft. Es ermächtigt die Polizei, bei Händlern Nahrungsmittelproben zu nehmen, um die Waren auf ihre Unbedenklichkeit hin zu prüfen. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! GEBURTSTAGE Ulrich Beck (65), deutscher Soziologe („Risikogesellschaft“) Trini Lopez (72), amerikanischer Musiker („If I Had A Hammer“) !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! TODESTAGE Ernst Mosch, deutscher Musiker, (1925-1999) Edward Hopper, amerikanischer Maler („Nachtschwärmer“), (1882-1967) MITTELBAYERISCHE ZEITUNG Schluss mit Vorurteilen über Europa EU Viele Klischees über die Vorurteil Nummer 3: Die EU macht alles gleich Gemeinschaft halten sich hartnäckig. MZ-Korrespondentin Hanna Roth räumt mit den gängigsten auf. Vom vorgeschriebenen Krümmungsgrad der Gurke bis zur Supervorschrift für Traktorsitze: Brüsseler Bürokraten ersinnen eine lästige Vorschrift nach der anderen – lautet ein Mythos, der sich besonders hartnäckig am Leben hält. Dabei zeigen beide Beispiele, dass die EU damit lediglich die Wünsche von Handel und Industrie umgesetzt hat. Als Brüssel die Gurke vergangenes Jahr im Zuge von Bürokratiesparmaßnahmen in Freiheit entließ, jammerte der Handel, dass nun Durcheinander in den Gemüsekisten herrschen werde. Ausgerechnet die nationalen Regierungen, die der EU gerne Gleichmacherei vorwerfen, bremsen nun die Bemühungen Brüssels. Die Kommission will nämlich noch weitere unnötige Standards für Obst und Gemüse abschaffen. EUROPA WAHL 2009 Die EU ist zu teuer, zu bürokratisch, macht alles gleich – und Deutschland ist Zahlmeister: Stimmt das wirklich? Hier die Antworten auf die gängigsten Vorurteile. BRÜSSEL. Vorurteil Nummer 1: Die EU ist ein bürokratischer Moloch Dazu sei vorweg geschickt: Ja, es stimmt, die EU ist bürokratisch. Dennoch sollte man die Kirche im Dorf lassen. Denn schließlich verteilt Brüssel Gelder, wie Agrar- oder Regionalsubventionen. Da es sich um Gemeinschaftsgeld handelt, agiert die Behörde nicht anders, als nationale Stellen das tun: Anträge und Formulare garantieren, dass die Fördertöpfe solide verantwortet werden. Auch ein Blick auf die Brüsseler Beamtenschar widerlegt das Vorurteil. Insgesamt rund 30 000 sind in Kommission, Parlament, Rat, Gerichtshof und Zentralbank beschäftigt. Rechnet man das hoch auf die Anzahl aller EU-Bürger, arbeiten bei der EU weniger Menschen als in einer Verwaltung einer mittelgroßen Stadt. Am Frankfurter Flughafen sind doppelt so viele Arbeitnehmer angestellt. Vorurteil Nummer 2: Die EU ist zu teuer Sieht man sich die Riesensummen an, die einzelne Staaten derzeit in Finanzinstitute und Konjunkturpakete pumpen, erscheint der EU-Haushalt gera- Vorurteil Nummer 4: Deutschland ist der Zahlmeister der EU „Zu viel Bürokratie!“ lautet ein beliebter Vorwurf an Brüssel. dezu lächerlich klein. Lediglich rund 130 Milliarden Euro hat die Gemeinschaft für 2009 zur Verfügung. Rechnet man das auf die EU-Bevölkerung um, zahlt jeder Bürger ungefähr 235 Euro in die Brüsseler Kasse ein. Zum Vergleich: Deutschland wird in diesem Jahr mit rund 288 Milliarden Euro mehr als doppelt so viel Geld ausgeben. Der größte Teil aus dem EU-Haushalt, nämlich 59 Milliarden Euro bzw. 43 Prozent, fließen in die Landwirt- Foto: dpa schaft. Strukturschwache Regionen bekommen in diesem Jahr ungefähr gleich viel. Die Verwaltungskosten, das heißt Beamtengehälter, GebäudeOrganisation und so weiter machen nur ungefähr acht Milliarden Euro aus. Der Parlamentshaushalt schlägt mit rund einer Milliarde Euro zu Buche. Die Verteilung der Gelder mag angezweifelt werden, die Gesamtsumme ist jedoch erträglich. Schließlich erhalten alle Einzahler einen großen Teil des Geldes wieder zurück. Hierbei dürfte es sich um einen der beliebtesten EU-Mythen handeln. Es stimmt zwar, dass die Bundesrepublik größter Nettozahler ist – sie überweist jährlich zirka 22 Milliarden Euro in die EU-Kasse und bekommt rund 15 Milliarden über die Fördertöpfe wieder heraus. Dennoch zahlen andere Länder hochgerechnet auf ihre Einwohner mehr. Während Deutschland mit seinen 82 Millionen Bürgern rund 74 Euro netto pro Kopf für die EU berappt, zahlt Luxemburg pro Bürger 185 Euro, die Niederlande 162 Euro und Schweden 86 Euro. Gerne wird beim Schimpfen über die EU auch vergessen, dass Deutschland wie kein anderes Land von der EU-Handelszone, dem Binnenmarkt, profitiert. Bereits ein Jahr nach der Ost-Erweiterung 2004 betrug das Volumen für Exporte innerhalb Europas 68 Milliarden Euro. 1994 waren es 17 Milliarden Euro. FERNSEH-PROGRAMM VON FREITAG ARD ZDF BR RTL SAT.1 PRO 7 9.00 Tagesschau 9.05 Der Papst in Israel. Live 10.00 Tagesschau (VPS 11.00) 10.03 60 x Deutschland – Die Jahresschau (VPS 11.10) 10.15 Brisant (VPS 11.25) 10.30 Genug ist nicht genug. TV-Drama, D 2009 12.00 Tagesschau 12.15 ARD-Buffet. Zuschauerfragen: Gehölzrückschnitt von Frühjahrsblühern 13.00 Mittagsmagazin 14.00 I Tagesschau 14.10 I Rote Rosen 15.00 I Tagesschau 15.10 I Sturm der Liebe Telenovela 16.00 J I Tagesschau 16.10 I Eisbär, Affe & Co. Zoogeschichten aus Stuttgart 17.00 J I Tagesschau 17.15 I Brisant 17.54 I Die Parteien zur Europawahl 18.00 I Verbotene Liebe 18.25 I Marienhof 18.50 I Eine für alle – Frauen können’s besser 19.20 I Das Quiz 19.55 I Börse im Ersten 5.30 Morgenmagazin 9.00 Tagesschau 9.05 Volle Kanne – Service täglich. Gericht stärkt Verbraucherrechte bei Kreditkartenstreit / Tomatencarpaccio. Zu Gast: Ulrike Kriener (Schauspielerin) 10.30 Alisa – Folge deinem Herzen 11.15 girl friends – Freundschaft mit Herz 12.00 Tagesschau 12.15 drehscheibe Deutschland 13.00 Mittagsmagazin 14.00 I heute – in Deutschland 14.15 I Die Küchenschlacht 15.00 I heute – Sport 15.15 I Tierisch Kölsch 16.00 heute – in Europa 16.15 J I Alisa – Folge deinem Herzen 17.00 J heute – Wetter 17.15 hallo deutschland 17.45 J I Leute heute Magazin 18.00 J I SOKO Kitzbühel Abgedreht 19.00 J I heute 19.20 J I Wetter 19.25 I Die Rettungsflieger Rabenväter. Arztserie 6.30 Religionen der Welt 7.00 Les Années Lycée 7.15 Tele-Gym 7.30 Panoramabilder / Bergwetter 9.00 Der Papst im Heiligen Land (VPS 8.59). Live 10.05 Nashorn, Zebra & Co. 10.55 Rote Rosen 11.45 laVita 12.30 Planet Wissen 13.30 Dahoam is Dahoam 14.00 Familienzeit 15.00 on3südwild. Live aus Fürth 16.00 Rundschau 16.10 Wir in Bayern (VPS 16.05) 17.00 J Schlemmerreise Alpen 17.35 Abendschau Regionalzeit 18.00 Abendschau 18.45 J Rundschau 19.00 J Unser Land U.a.: Bauernprotest gegen Dumping-Milchpreise 19.45 J Chiemgauer Volkstheater Der Bauerndiplomat Lustspiel. Aufz. 21.15 J Der Kaiser von Schexing Familienserie 21.45 Rundschau 22.00Kanal fatal Die schrille Sketchshow 22.30Bayerischer Kabarettpreis 2009 U.a.: SenkrechtstarterPreis: Philipp Weber / Musikpreis: Rainald Grebe / Hauptpreis: Alfred Dorfer 0.00 Unter 4 Augen Mit Miroslav Nemec 0.30 Rundschau 7.30 Alles was zählt 8.00 Unter uns 8.30 Gute Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 Punkt 9 9.30 Mitten im Leben! 10.30 Mein Baby 11.00 Die Kinderärzte 11.30 Unsere erste gemeinsame Wohnung 12.00 Punkt 12 14.00 Die Oliver Geissen Show. Flatrate Partys – Ich trinke bis zum Umfallen! 15.00 Mitten im Leben! 16.00 I Mitten im Leben! 17.00 I 112 – Sie retten dein Leben 17.30 I Unter uns 18.00 I Explosiv – Das Magazin 18.30 I Exclusiv 18.45 I RTL aktuell 19.05 I Alles was zählt 19.40 I Gute Zeiten, schlechte Zeiten Daily Soap 20.15 Wer wird Millionär? Moderation: Günther Jauch 21.15 I Die ultimative Chart Show – Die Lieblingshits der Frauen Gäste: Mirja und Sky du Mont, Andrea Kiewel, Thomas M. Stein / Showacts: Ronan Keating, Silbermond, Snow Patrol 0.00 I Nachtjournal Mod.: Christof Lang 0.27 I Wetter 0.35 I Frei Schnauze XXL Mit Johanna Klum, Hennes Bender, Tetje Mierendorf, Oliver Welke 5.30 Frühstücksfernsehen. Alexander Walzer. Live 10.00 Pures Leben – Mitten in Deutschland 11.00 Richterin Barbara Salesch 12.00 Richter Alexander Hold 13.00 Britt. Gefühlschaos – heute will ich endlich Klarheit! 14.00 Zwei bei Kallwass. Beziehungskonflikte im Gespräch 15.00 Richterin Barbara Salesch 16.00 Richter Alexander Hold 17.00 Niedrig und Kuhnt Heiß begehrt – kalt erwischt 17.30 Niedrig und Kuhnt Oder Regionalprogr. 18.00 Das Sat.1-Magazin 18.30 Anna und die Liebe 19.00 Lenßen & Partner 19.30 K 11 – Kommissare im Einsatz 20.00Nachrichten 20.15 Die beste Idee Deutschlands Show 21.45 Einfach Bach! 22.15 Die dreisten Drei – Die Comedy WG (15/15) Vorerst l etzte Folge der Comedyshow 22.45 Mensch Markus (12/12) Vorerst letzte Folge der Sketch-Comedy 23.15 Two Funny – Die Sketch Comedy 23.45 Hausmeister Krause – Ordnung muss sein Comedyserie 0.15 Die witzigsten Werbespots der Welt 6.50 Do It Yourself – S.O.S. 7.20 Do It Yourself – S.O.S. 7.50 Alle hassen Chris 8.15 Malcolm mittendrin 8.40 Malcolm mittendrin 9.10 Scrubs – Die Anfänger 10.05 Mein erster Freund, Mutter und ich. TV-Komödie, D 2003 12.00 SAM 14.00 We Are Family! So lebt Deutschland 15.00 U20 – Deutschland, deine Teenies 16.00 Deine Chance! 3 Bewerber – 1 Job 17.00 taff Styling-Vorbild Tochter. Live 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons Der Tortenmann schlägt zurück 18.40 Die Simpsons Die erste Liebe 19.10 Galileo Cyber-Mobbing. Wissensmagazin 20.15 ★ J Die purpurnen Flüsse 2 – Die Engel der Apokalypse Thriller, /GB/I 2004 Mit Jean Reno, Benoît Magimel, Christopher Lee, Camille Natta, Augustin Legrand, Gabrielle Lazure u.a. Regie: Olivier Dahan 22.15 Galileo Mystery Schönheit. Magazin 23.10 Focus TV Moderation: Christiane Gerboth 0.10 ★ Narc Thriller, USA/CDN 2002. Mit Ray Liotta, Jason Patric, Chi McBride u.a. Regie: Joe Carnahan 2.10 CineTipp ORF 2 VOX KABEL 1 RTL 2 13.15 Frisch gekocht mit Andi und Alex 13.40 Julia 14.25 Alisa 15.10 Sturm der Liebe 16.00 Barbara-Karlich-Show 17.05 Heute in Österreich 17.40 Frühlingszeit 18.30 Konkret: Das Servicemagazin 18.51 Infos und Tipps 19.00 Bundesland heute 19.20 Dancing Stars 19.30 ZiB 19.49 Wetter 19.55 Sport 20.05 Seitenblicke 20.15 Ein Fall für zwei 21.15 Am Schauplatz 22.00 ZiB 2 22.30 Angsthasen. TV-Tragikomödie, D 2007 0.05 ★ Singin’ in the Rain – Du sollst mein Glücksstern sein. Musikkomödie, USA 1952 8.15 Die Nanny 8.45 Die Nanny 9.10 O.C., California 10.10 Gilmore Girls 11.10 Die Nanny 11.40 Die Nanny 12.10 McLeods Töchter 14.05 O.C., California 15.00 Gilmore Girls 16.00 Menschen, Tiere & Doktoren 17.00 Menschen, Tiere & Doktoren 18.00 Wissenshunger 18.30 Kochchampion 19.00 Das perfekte Dinner 19.50 Unter Volldampf 20.15 Unser Traum vom Haus (1/14) 21.15 Ab ins Beet! Die Garten-Soap (1/14) 22.15 Spiegel TV Thema 0.15 vox nachrichten 0.35 NZZ Format 11.15 King of Queens 11.40 King of Queens 12.10 Two And A Half Men 12.40 Two And A Half Men 13.10 What’s Up, Dad? 13.35 What’s Up, Dad? 14.05 Eine schrecklich nette Familie 14.35 Eine schrecklich nette Familie 15.05 King of Queens 15.30 King of Queens 16.00 News 16.10 Two And A Half Men 17.00 Abenteuer Leben – Täglich Wissen 18.30 Das Fast-Food-Duell 19.10 Achtung Kontrolle! 20.15 Ghost Whisperer 21.10 Cold Case 22.10 Medium 0.05 ★ Die nackte Wahrheit. Erotikfilm, USA 1998 1.20 nightquiz 11.00 Big Brother 12.00 One Piece 12.30 Detektiv Conan 12.55 Storm Hawks 13.25 Pokémon 13.50 Pokémon 14.15 Pokémon 14.45 Digimon 15.10 Yu-Gi-Oh! 15.30 My Pokito 15.40 Naruto Shippuden 16.05 Hinterm Sofa an der Front 17.00 Still Standing 18.00 Immer wieder Jim 19.00 Big Brother 20.00 News 20.15 ★ Die Maske 2 – Die nächste Generation. Fantasyfilm, USA 2005. 21:10 RTL II Kino-Tipp 22.05 ★ Underworld. Fantasyfilm, USA 2003 0.20 ★ Underworld. Fantasyfilm, USA 2003 2.35 News 21.45 20.00 J I Tagesschau 20.15 J I Licht über dem Wasser TV-Liebesfilm, D 2009. Mit Gesine Cukrowski, Filip Peeters u.a. Regie: Olaf Kreinsen 21.43 I Die Parteien zur Europawahl 21.45 J TatortInvestigativ TV-Krimi, D 2007 Mit Robert Atzorn u.a. Regie: Claudia Garde 23.15 I Tagesthemen 23.32 J I Pfarrer Braun Der siebte Tempel TV-Krimi, D 2003 Mit Ottfried Fischer Regie: Martin Gies 1.00 I Nachtmagazin 1.20 J 60 x Deutschland 1.35 ★ Ignition – Tödliche Zündung Thriller, CDN/USA 2001 20.15 20.15 J Der Kriminalist Zerschlagene Träume Krimiserie Mit Christian Berkel 21.15 J I SOKO Leipzig Das Netz. Krimiserie Mit Andreas SchmidtSchaller, Marco Girnth 22.00 J I heute-journal 22.30 I aspekte Wir sind sechzig! – Die Bundesrepublik feiert Geburtstag – aspekte geht auf Zeitreise 23.00 I Lanz kocht Zu Gast: Lea Linster, Cornelia Poletto, Kolja Kleeberg, Alfons Schuhbeck, Alexander Herrmann 0.00 I heute nacht 0.15 Bayerischer Fernsehpreis 2009 – Der Blaue Panther Gala 2.15 I heute ★ TIPP DES TAGES ★ Das Boot – Director’s Cut 3Sat I 22.25 Uhr Frankreich 1941: Der deutsche Kapitän Hellriegel (Jürgen Prochnow, l., mit Klaus Wennemann) und seine Mannschaft stechen mit der U 96 in See. Bald ist der erste feindliche Zerstörer in Sicht. KINDERKANAL 13.50 Mimis Plan 14.10 Schloss Einstein – Seelitz 15.00 Elephant Princess 16.00 Tigerenten Club Xtra 16.30 Tupu 16.55 Horseland 17.15 Jibber Jabber 17.35 Jacob 2/2 18.00 Kikoriki 18.15 Clifford 18.40 Benjamin: bärenstark! 18.50 Sandmann 3 SAT 17.15 Zapp 17.45 schweizweit 18.00 ARD-exclusiv 18.30 nano 19.00 Bayerischer Fernsehpreis 2009 – Der Blaue Panther. Live 21.30 3satBörse 22.00 ZiB 2 22.25 ★ Das Boot – Director’s Cut. Kriegsdrama, D 1981-1996 1.40 10vor10 (VPS 21.50) WDR 10.00 Lokalzeit 10.30 Akt. Stunde 11.10 Leopard, Seebär & Co. 12.00 Monitor 12.30 Hier u. Heute 12.45 Aktuell 13.00 In aller Freundschaft 13.45 60 x Deutschland 14.00 Lokalzeit NRW 15.00 Planet Wissen 16.05 daheim & unterwegs 16.55 Aktuell 17.05 daheim & unterwegs 18.05 Hier u. Heute 18.20 Servicezeit: Essen & Trinken 18.50 Akt. Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 Tagesschau 20.15 Als Arbeiterjungs Profifußballer wurden 21.00 Der Trödel-King 21.45 Kölner Treff. Live 23.15 ★ Mach’s noch einmal, Sam. Komödie, USA 1971 0.35 Erlebnisreisen-Tipp 1.00 Domian. Live RADIOPROGRAMM BAYERN 2 7.05 radioWelt 8.30 kulturWelt 9.05 radioWissen 10.05 Notizbuch. Was ist der Gesellschaft das freiwillige Bürgerengagement eigentlich wert? 12.05 Tagesgespräch 13.05 radioWelt 14.05 radioSpitzen. Aufn. 15.05 Schalom 15.20 Sozusagen! 15.30 Nahaufnahme 16.05 Eins zu Eins 17.05 radioWelt 18.05 IQ – Wissenschaft und Forschung 18.30 radioMikro 19.05 Zündfunk 20.00 Nachrichten 20.30 „Klinik“ 22.30 Nahaufnahme 23.05 nacht mix 0.05 Nachtsession BAYERN 4 12.05 Music-Hall 13.05 Cantabile 15.05 Pour le Piano – Tastenspiele 16.05 Leporello 19.05 Kammermusik 20.05 7. musica viva Veranstaltung. Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Leitung: Kristjan Järvi, Solist: Jan Vogler, Violoncello. Live 22.05 Orgelmusik. Bernhard Buttmann 23.05 Jazztime. Jazz auf Reisen. Aktueller deutscher Jazz. Mit lyrischem Zauber. Die Band des Gitarristen Max Frankl. Aufnahme 0.05 ARD-Nachtkonzert Das komplette TV-Programm finden Sie am Dienstag in unserer rtv-Beilage Sonderzeichen: I Stereo C Dolby v Hörfilm J für Gehörlose E Breitbild ★ Spielfilm G Zweikanal ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● BILDER Eindrücke vom Weltkulturerbetag in Regensburg unter ➥ WWW.MITTELBAYERISCHE.DE ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● GEBURTSTAG Donald Duck, der be- ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● TEIL 01 MONTAG, 8. JUNI 2009 Stromsparen im Haus ist oft ganz leicht Es geht ohne großen Aufwand oder teure Anschaffungen: Ob in der Küche, bei der Beleuchtung, beim Gebrauch von Elektrogeräten – mit Kleinigkeiten kann man Energie ➤ VERBRAUCHERSEITE sparen. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● KULTUR Welterbetag wurde zu Geschenk für Bürger ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● KULT „Gothic-Szene“ zeigte Humor vor dem Dom Schwarze Samtröcke bei den Damen, ein langer Leder-Mantel bei den Herren, Nietenarmbäder und Schminke um die Augen: Rund 200 heftig bestaunte „Gothics“ trafen ➤ LOKALES sich in Regensburg. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● INHALT WELTSPIEGEL WIRTSCHAFT KULTUR TV/VERBRAUCHER LOKALES BUNTES MITTEN IN BAYERN ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● TEIL 01 TEIL 01 TEIL 04 TEIL 04 TEIL 03 TEIL 01 TEIL 04 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● IN EIGENER SACHE Gibt es ein Thema, das Sie besonders bewegt? 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JAHRGANG / NR. 129 / 1,10 EURO Die Christsozialen holen in Bayern 48,1 Prozent. Die SPD rutscht auf neue Tiefmarken. Die CSU hat sich bei der Europawahl vom Tief des vergangenen Jahres erholt und nähert sich wieder der Fünfzig-Prozent-Marke. Laut einer Hochrechnung des Bayerischen Fernsehens überwinden die Christsozialen ohne Probleme die bundesweite Fünf-Prozent-Hürde und liegen in Bayern bei 48,1 Prozent. Das sind hohe Verluste im Vergleich zur Europawahl 2004 (57,4 Prozent), aber ein deutlich besseres Ergebnis als beim Landtagswahlfiasko 2008 (43,4 Prozent). „Ich darf heute vermelden: Die Christlich Soziale Union ist wieder da“, sagte CSU-Chef Horst Seehofer. Bundesweit musste die Union von Kanzlerin Angela Merkel deutliche Verluste hinnehmen, bleibt aber mit Abstand stärkste Kraft. CDU und CSU erreichten zusammen 38,1 Prozent (2004: 44,5 Prozent). CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla sprach von einem Vertrauensbeweis: „Es gibt eine klare bürgerliche Mehrheit von Union und FDP.“ Die Sozialdemokraten mit ihrem Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier fuhren mit 21,0 Prozent ihr bisher schlechtestes Ergebnis bei einer bundesweiten Wahl seit 1949 ein und lagen damit noch unter dem Negativrekord von 21,5 Prozent 2004. Knapp vier Monate vor der Bundestagswahl beträgt der Abstand zwischen Union und SPD damit 17 Prozentpunkte. „Wir wussten um die Mobilisierungsprobleme“, sagte SPDChef Franz Müntefering in Berlin. Es sei nicht gelungen, diese aufzulösen. Die Grünen konnten ihr bestes Ergebnis auf Bundesebene mit 12,1 Prozent (2004: 11,9 Prozent) übertreffen. „Wir haben Platz drei gemacht, den wollen wir auch bei der Bundestagswahl machen“, sagte Grünen-Spitzenkandidat Reinhard Bütikofer. Die FDP erzielte mit 10,6 Prozent (6,1 Prozent) ein Rekordergebnis. „Keine Partei hat so zugelegt wie wir“, rief FDP-Chef Guido Westerwelle den Anhängern in der Berliner FDP-Zentrale zu. Die Lin- MÜNCHEN. Gleich mehrfach beschenkt wurden die Regensburger am Wochenende: Während die Rotarier eine Welterbeskulptur spendierten, war fast überall freier Eintritt – sogar beim Schifferfahren. ➤ LOKALES ● ● EUROPAWAHL LOKALES ● ● Europawahl: Die CSU kann wieder lachen TIPPS FÜR DEN ALLTAG ● ● ZEITUNG FÜR REGENSBURG – GEGR. 1945 Eine Initiative der Mittelbayerischen Zeitung ● ● TENNIS Der Schweizer liebteste Pechvogel der Welt, wird 75 Jahre alt. ➤ BUNTES ● ● Erleichterung bei der CSU nach dem erfolgreichen Sprung ins Europaparlament: Horst Seehofer umarmt Generalsekretär Alexander Dobrindt (l.) und den Spitzenkandidaten Markus Ferber. Fotos: dpa/ddp EUROPAWAHLEN 2009 Ergebnis in Deutschland Stimmenanteil in Prozent (Gewinne/Verluste) 31% (-5,5%) CDU CSU 7,1% (-0,9%) SPD 12,1% (+0,2%) CDU CSU 8 (9) GRÜNE 13 (13) 34 (40) FDP 12 (7) Ratlos nach dem SPD-Desaster: Franz Müntefering DIE LINKE 9 (7) 10,6% (+4,5%) FDP LINKE SPD 23 (23) 21% (-0,5%) GRÜNE Sitze für Deutschland im Europaparlament 7,5% (+1,4%) SONSTIGE 10,7% (+0,8%) 99 Sitze von 736 Wahlbeteiligung: 42,5% (2004: 43,0%) MZ-Infografik ARD Hochrechnung 22.00 Uhr ke konnte sich mit 7,5 Prozent (6,1 Prozent) etwas verbessern. In Bayern rutschte die SPD sogar auf 12,9 Prozent ab, das schlechteste Ergebnis seit 1945. Der scheidende SPD-Landesvorsitzende Ludwig Stiegler kommentierte das Ergebnis als „Schlag in die Magengrube“. Die Freien Wähler mit ihrer Spitzenkandidatin Gabriele Pauli scheiterten bei ihrer ersten Europa-Kandidatur an der bundesweiten Fünf-Prozent-Hürde. Damit in Klammern Sitze 2004 wird ein Antreten bei der Bundestagswahl zunehmend unwahrscheinlich. Die FDP legte im Freistaat deutlich zu und erzielt mit 9,0 Prozent ihr bestes Ergebnis bei einer Europawahl in Bayern (2004: 4,2 Prozent). „Das ist die Bestätigung, dass die Liberalen einen festen Platz in Bayern gefunden haben“, sagte die FDP-Kandidatin Nadja Hirsch. Die Grünen können mit 11,5 Prozent rechnen und verlieren damit leicht im Vergleich zu 2004, als die Feiern den FDP-Sieg: Guido Westerwelle und Silvana Koch-Mehrin Partei mit 11,7 Prozent ihr Spitzenergebnis in Bayern erreichte. Die Beteiligung an der Europawahl fiel auf einen historischen Tiefstand. Nach einer Hochrechnung gingen EU-weit nur noch 43,0 Prozent aller Wahlberechtigten an die Urnen. Vor fünf Jahren waren es 45,47 Prozent gewesen. In Deutschland interessierten sich noch weniger Bürger für Europa: Nur 42,5 Prozent gingen zur Wahl. (dpa/ddp) ➤ SONDERSEITEN Fusion rückt näher Erste Leichen geborgen Die Handelskonzerne Arcandor und Metro wollen die Warenhausketten Karstadt und Kaufhof zusammenlegen. Bei einem Krisentreffen gestern wurde beschlossen, in konkrete Gespräche über die Bildung einer Deutschen Warenhaus AG einzutreten, wie der Kaufhof-Mutterkonzern Metro mitteilte. Der KarstadtMutter Arcandor droht die Insolvenz. SÃO PAULO. UNTERNEHMEN Karstadt soll mit Kaufhof zusammengehen DÜSSELDORF. Es sei ein Verhandlungs-Fahrplan vereinbart worden, teilte Metro weiter mit. Zunächst solle geprüft werden, welche Häuser und Standorte eine wirtschaftliche Perspektive hätten. Für betroffene Mitarbeiter solle eine Transfergesellschaft gegründet werden. Karstadt und Kaufhof haben zusammen mehr als 50 000 Beschäftigte. (dpa) ➤ WIRTSCHAFT KATASTROPHE Luftwaffe findet Absturz-Opfer im Atlantik Die brasilianische Marine findet immer mehr Leichen des Unglücksfluges AF 447. Gestern bargen die Einsatzteams weitere vier tote Passagiere aus dem Meer. Zudem wurden mehrere Leichen auf hoher See treibend gesichtet, die jetzt so schnell wir möglich geborgen werden sollten, sagte ein Luftwaffensprecher in der Einsatzzentrale in Recife. Damit sind mittlerweile sechs der 228 Flugzeuginsassen des Airbus tot aus dem Wasser geborgen worden. An Bord der Maschine befanden sich auch 28 Deutsche. Am Samstag hatte die Marine zwei tote männliche Passagiere gefunden. Über den Zustand der Leichen wollte der Sprecher keine Angaben machen. Das sei nicht im öffentlichen ➤ WELTSPIEGEL Interesse. (dpa) TEIL 01 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● MONTAG, 8. JUNI 2009 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● EUROPAWAHL P2 KOMMENTAR ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Europa? Na und! E s wäre so wichtig und ein bisschen die Lingewesen, der Euroke. Die FDP hatte sich päischen Union eiinsgeheim wohl sogar nen großen Vertrauensnoch mehr erhofft. Zubeweis entgegenzubrindem ist deren Ergebnis gen und das EU-Parlanoch ein reiner Vertraument auf seinem Weg zu ensvorschuss, verspricht mehr Einfluss in einem sie doch, durch eine reVON MANFRED SAUERER, MZ demokratischen Europa formierte Steuerpolitik beeindruckend zu legitifür Arbeit und Wohlmieren. Gerade jetzt wäre es wichtig stand in Deutschland zu sorgen. gewesen, da weltweit die FinanzmärkDas wirtschaftliche Modell der Lite schwächeln, die Volkswirtschaften beralen für Europa – mehr Markt und einbrechen, kriegerische Auseinander- Eigenverantwortung in einem „Eurosetzungen zunehmen und das Erdklipa der Bürger“ – sieht dagegen neben ma sich dramatisch verändert. Wer dem „New Deal“ der Bündnisgrünen hat die besten Antworten darauf? Es fast ein wenig blass aus. Doch ob letzkönnte die EU sein, aber ihre Bürger tere mit ihrer Forderung nach Investivergessen, deren Architektur zu stärtionen in eine ökologische Wirtschaft ken – auch die Deutschen. richtig verstanden wurden, bleibt ofGestern gingen 42,5 Prozent der fen. Immerhin konnten sie ihr respekDeutschen zur Europawahl – eine betables Ergebnis von 2004 erneut ein schämend niedrige Zahl vor dem Hinwenig steigern. tergrund, dass dieses Staatenbündnis Die SPD rutscht dagegen langsam auf dem alten Kontinent Frieden, ins Bodenlose. Die blamablen 21,5 ProWohlstand und Freiheit für eine halbe zent vor fünf Jahren wurden noch der Milliarde Menschen garantiert. Weltdamals laufenden Diskussion um die weit ist dies ohne Beispiel. Aber man Schrödersche Reformagenda zugestraft Europa lieber ab, weil man es schrieben. Dass es nun noch einmal nicht schätzt, wenn Richtlinien und schlechter wurde, machte die Sozis in Verordnungen sich in den persönliBerlin und München gestern sprachchen Alltag mischen. Und oft schüren und ratlos. Mit dem Thema soziale Gedann genau jene Volksvertreter kräftig rechtigkeit allein ist halt nichts zu gedie Brüssel-Verdrossenheit, deren Parwinnen. Die SPD muss den Wählern teifreunde zuvor an diesen Entscheischon noch genauer erklären, was sie dungen beteiligt waren. anders machen will als etwa die Linke, Das schadet einer gedeihlichen Ent- die ebenfalls die Gerechtigkeitskarte wicklung der EU und nutzt offensicht- spielt. Dass die Linke nicht deutlich lich den Absendern der Kritik. So hat mehr von der aktuellen Krisensituatider Slogan von Parteichef Horst Seeho- on profitiert, verwundert ohnehin. fer, wonach lediglich CSU-Wähler Seltsam unschlüssig wirkt derzeit dem Freistaat eine eigene Stimme in auch die CDU. Dass die Merkel-Partei Europa geben, durchaus gezogen. Die zusammen mit der CSU die 44,5 ProBayern sehen sich von Brüssel in ihzent von 2004 nicht würde wiederhorem Selbstverständnis durchaus ein len können, war zwar zu erwarten. gestört und haben daher dem Selbstbe- Doch die Verluste sind enorm. Was wusstsein der Christsozialen wieder macht die Christdemokraten derzeit auf die Sprünge geholfen. „Die CSU ist überhaupt attraktiv? Nur bei den über wieder da“, kommentierte ein erleich60-Jährigen legten sie noch zu. terter Seehofer die knapp 50 Prozent Die deutschen Bürger wissen derfür seine Partei. Der Fingerzeig für die zeit nicht, ob ihre politischen Vertreter Bundestagswahl im September beim Kampf gegen die Krise mehr richsteht für die CSU aber darin: Weiter tig oder mehr falsch machen. Das letzfleißig arbeiten, denn das verlorene te Vertrauen fehlt, und das bekamen Vertrauen in vielen Wählerschichten nun auch viele zu spüren, die auf einer ist längst noch nicht komplett zurück- ganz anderen, nämlich der europäigewonnen! schen Bühne agieren. Gerecht ist das Grund zum Jubeln hatten gestern nicht, aber dem Wähler ist es egal. ansonsten nur die FDP, die Grünen Wenn er überhaupt wählt. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● WEITERE KOMMENTARE Biennale in Venedig: Bei der Wahl der Gewinner des Goldenen Löwen hatte die ➤ Kultur Jury eine glückliche Hand. Organspende: Warum vererben wir unsere Organe nach dem Tod nicht ➤ Bayern einfach weiter? ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● PRESSESTIMMEN ZUR EUROPAWAHL „Europa bewegt die Bürger nicht. Anders ist die im Vergleich zum Jahr 2004 nochmals niedrigere Wahlbeteiligung nicht zu erklären. Trotz wachsender Bedeutung des EU-Parlaments stoßen die Europawahlen bei zu vielen Menschen immer noch auf Desinteresse. Stark verbreitet ist der Irrglaube, dass in Brüssel und Straßburg keine wesentlichen Entscheidungen fallen. Mit einem müde dahin plätschernden Wahlkampf haben die Parteien wenig getan, um dieses Missverständnis aus der Welt zu räumen.“ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● „In Zeiten der Krise richtet sich das Interesse der Menschen ins eigene Land; europäische Freunde sind im Kampf um Jobs mehr denn je Wettbewerber. In unsicherer Zeit aber, das lehren alle Wahlen, neigen die Bürger zu bewährten Kräften. So darf sich die Kanzlerin trotz deutlicher Verluste gerade für die CDU als Gewinnerin mangels Gegenwehr fühlen. Denn die Sozialdemokraten haben trotz des Wechsels von Beck zu Müntefering offenbar keine Strategie gefunden.“ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● „Würde man die EU-Wahl als Test für die Bundestagswahl sehen, dann ist das Resultat ganz bitter, ja katastrophal für die SPD und ihr Führungsduo Steinmeier und Müntefering. Der Abwärtstrend der Genossen hält unvermindert an.“ „Bayerns CSU spürt schon wieder Rückenwind. Nach dem Absturz bei der Landtagswahl hat die Partei völlig überraschend die magische 50-Prozent-Marke wieder fest im Blick. Das Phänomen CSU bleibt lebendig.“ ● MITTELBAYERISCHE ZEITUNG ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● BEI UNS IM NETZ ➲ Diskutieren Sie mit! ➲ Lesen Sie mehr. Angeblich plant El Kaida zur Bundestagswahl einen Anschlag auf Deutsche. Wie sicher fühlen Sie sich vor möglichen Terrorakten? ➤ www.mittelbayerische.de/forum Warum man vor dem Wandern die Nackenmuskulatur dehnen sollte, erfahren Sie bei uns im Netz unter: ➤ www.mittelbayerische.de/gesundheit ● ● ● Keiner war je größer: Die rund 94 Zentimeter langen Wahlzettel bei den Europawahlen gestern waren die längsten Wahlzettel überhaupt, die bei bundesweiten Wahlen in der Nachkriegszeit zum Einsatz kommen. Foto: dpa Bundespolitik gab Ausschlag UMFRAGE Die Europawahl ist dennoch keine Testwahl für September, sagt die Forschungsgruppe Wahlen. Für die Gewinne und Verluste der Parteien sind zunächst die besondere Ausgangslage der Parteien 2004 sowie die aktuelle innenpolitische Situation verantwortlich – so sieht es die Forschungsgruppe Wahlen in einer ersten Analyse. Die geringe Wahlbeteiligung spielt dabei ebenfalls eine wichtige Rolle, Europapolitik oder europäische Themen hatten hingegen nur eine geringe Bedeutung. Für 57 Prozent der Befragten stand bei ihrer Entscheidung die Bundespolitik, und nur für 36 Prozent das Geschehen in Straßburg und Brüssel im Vordergrund. Als Testwahl für die Entscheidung im Bund im September ist sie jedoch nicht geeignet – schon allein deshalb, weil im September bei der Bundestagswahl rund doppelt so viele Wähler an der Wahl teilnehmen werden wie jetzt. Bei niedriger Wahlbeteiligung gelingt es der Union traditionell besser ihre Wählerschaft zu mobilisieren als der SPD. Auch der Anteil der Splitterparteien wird bei der Bundestagwahl wesentlich niedriger sein. Für die erneut geringe Wahlbeteiligung ist weniger Verdruss oder EuroMANNHEIM. paskepsis verantwortlich, sondern vielmehr Desinteresse und die als gering wahrgenommene Bedeutung der europäischen Parlamentsebene. Während sich ganz allgemein 45 Prozent der Befragten stark für Politik interessieren, sind es mit Blick auf Europa 30 Prozent. 85 Prozent der Deutschen halten Entscheidungen des Bundestages, aber nur 56 Prozent die des Europaparlamentes für wichtig. Zwar bezeichnen 75 Prozent die Europäische Einigung als gute Sache (schlecht: 20 Prozent). Damit, wie in der EU Politik gemacht wird, sind aber nur 31 Prozent zufrieden (unzufrieden: 59 Prozent). Die EU-Mitgliedschaft oder die Reichweite supranationaler Politik bewerten die Deutschen nüchtern-pragmatisch; an der Erweiterung der Gemeinschaft oder ihren Institutionen gibt es Kritik: In der Mitgliedschaft sehen 48 Prozent für unser Land gleichermaßen Vor- und Nachteile (eher Vorteile: 26 Prozent; eher Nachteile: 22 Prozent). 39 Prozent bezeichnen den Einfluss aus Brüssel und Straßburg als gerade richtig (zu viel: 35 Prozent; zu wenig: 15 Prozent). Allerdings stimmen 63 Prozent der Aussage zu, dass in den letzten Jahren zu viele Länder in die EU aufgenommen wurden; für 68 Prozent sind die EU-Institutionen zu abgehoben und bürgerfern. Mit 48 Prozent erzielt die Union bei Wählern ab 60 Jahren ihr bestes Ergebnis, allerdings schneidet sie in allen anderen Altersgruppen deutlich unterdurchschnittlich ab, bei den 30- bis 44Jährigen sind es 34 Prozent, bei den 45bis 59-Jährigen 33 Prozent und bei den unter 30-Jährigen nur noch 29 Prozent. Die SPD kommt ebenfalls bei den Wählern ab 60 Jahren auf ihr bestes Ergebnis (25 Prozent), zu den anderen Altersgruppen ist der Abstand aber nicht ganz so groß, am schlechtesten schneidet sie bei den 30- bis 44-Jährigen mit 17 Prozent ab. Die Grünen werden in allen Altersgruppen bis 59 Jahren jeweils drittstärkste Kraft, bei den Wählern ab 60 Jahren erzielen sie aber nur fünf Prozent. Die FDP wird in allen Altersgruppen zweistellig mit Ausnahme der Wähler ab 60 Jahren, bei denen sie neun Prozent erreicht. Auch in allen Bildungsgruppen wird die Union stärkste Partei. Dabei erzielt sie, wie auch die SPD, ihr bestes Ergebnis bei den Wählern mit Hauptschulabschluss (Union: 45 Prozent, SPD: 28 Prozent). Umgekehrt schneiden die Grünen und auch die FDP bei Wählern mit höherem Bildungsabschluss am besten ab (Grüne: 23 Prozent, FDP: 13 Prozent). !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! ➜ Die Forschungsgruppe Wahlen befragte 1333 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten in der Woche vor der Wahl sowie auf 19 888 Wähler am Wahltag. Pauli will eigene Partei gründen PARTEIEN Die Spitzenkandida- tin der Freien Wähler will mit neuen Ideen bei der Bundestagswahl antreten. Die zu den Freien Wählern übergetretene ehemalige Fürther CSU-Landrätin Gabriele Pauli will mit einer eigenen Partei zur Bundestagswahl antreten. Dies kündigte sie in einem Interview nach der Europawahl an. Nach den Pfingstferien will die Politikerin, die für die Freien Wähler (FW) im Landtag sitzt und bei der Europawahl gestern als deren Spitzenkandidatin antrat, demnach die Leitgedanken des Parteiprogramms formulieren. Sie sollen sich vom „gewohnten Strickmuster linker oder rechter Positionen“ unterscheiden. Geprägt werden solle die Partei im Wesentlichen durch ihre Person, wobei Pauli betonte: „Ich bleibe mir treu.“ NÜRNBERG/BERLIN. Allerdings will sie nicht den Freien Wählern den Rücken kehren. Die schnelle Umwandlung der FW in eine Partei sei nur schwer möglich. „Diejenigen Freien Wähler, die nicht mitziehen wollen, müssen nicht mitziehen; und diejenigen, die diesen politischen Weg weitergehen wollen, können in die neue Partei eintreten. Da bin auch ich dabei.“ Ihren Sitz für die FW im Landtag will Pauli behalten. Im Landkreis Fürth schlug der „Pauli-Effekt“ bei der Europawahl voll durch: Mit 18,2 Prozent der Stimmen wurden die FW zur zweitstärksten Partei hinter der CSU (34,5 Prozent). Feierlaune kam bei den FW gestern aber nicht auf. Rund sieben Prozent erzielten sie zwar bayernweit, aber auf Bundesebene lagen sie unter der notwendigen Fünf-Prozent-Hürde – und dies bedeutet einen recht deutlichen Rückschlag für die bundespolitischen Ambitionen der eher in den Kommunen verankerten Vereinigung. Gabriele Pauli ● ● ● ● ● Foto: dpa AIWANGER: „ES WIRD ENG“ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ➤ Die Freien Wähler (FW) in Bayern sehen sich trotz des verpassten Einzugs in das Europaparlament nicht als Verlierer. „Ich kann mit dem Ergebnis sehr gut leben“, sagte der Landesvorsitzende Hubert Aiwanger. ➤ Mit Blick auf die Bundestagswahl sagte Aiwanger: „Mit einem Ergebnis von um die zwei Prozent wird es natürlich sehr eng werden.“ (dpa) EUROPAWAHL MITTELBAYERISCHE ZEITUNG P3 Die Botschaft der CSU lautet: Wir sind wieder da WAHLPARTY Mit fast 50 Pro- zent sind Parteichef Horst Seehofer und seine Anhänger sehr zufrieden. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● VON KATIA MEYER-TIEN, MZ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Der rote Teppich, der zur Wahlparty der CSU führt, ist blau, und Alexander Dobrindt braucht fast 15 Minuten, bis er sich die zehn Meter durch die Journalisten und Fernsehkameras zum Eingang gekämpft hat: Es ist zehn vor sechs, alle warten auf die ersten Hochrechnungen. „Schaun mer mal“, sagt der CSU-Generalsekretär immer wieder, er sieht müde aus. Drinnen sammeln sich langsam kleine Grüppchen vor den Fernsehern, einige Partygäste halten kleine Teller vom Buffet in der Hand, es gibt bayerische Kartoffelsuppe, Jungschweinebraten, Leberkäse und Wurstsalat. Keinen Sekt. Gedämpfte Erwartung. „Es kommt alles auf die Wahlbeteiligung an“, sagt einer. „Ich hab gehört, die soll nicht schlecht sein“, antwortet ein anderer. Die Blicke wandern zum Fernseher. MÜNCHEN. Jubel nach der ersten Prognose „In 15 Sekunden haben wir die erste Prognose“, heißt es dort, es wird still im Saal. „Gleich wissen wir‘s“, raunt einer seinem Nachbarn zu. Zehn Sekunden. Eine Fernsehkamera schwenkt über die Menge. Fünf Sekunden. Auch wer sich jetzt noch unterhält, hat ein Auge auf den Bildschirm. Dann, endlich: 49,5 Prozent für die CSU in Bayern. Wer eben noch scheinbare Gelassenheit zur Schau getragen hat, reißt die Arme hoch. Jubel, Klatschen, fünf, zehn Sekunden lang, die Ergebnisse der anderen Parteien gehen im kollektiven Jubel unter. Dann die erste Prognose für Gesamtdeutschland: 31 Prozent für die CDU, 7,5 für die CSU. Die Gesichter erschlaffen in entspanntem Grinsen. Fast das Ergebnis von 2004. Kein Wahldebakel. Der CSU-Spitzenkandidat Markus Ferber erscheint jetzt in der Menge, es regnet Glückwünsche von allen Seiten, und auch Alexander Dobrindt grinst jetzt, als er auf die Bühne klettert: „Die CSU ist wieder da“, ruft er, MONTAG, 8. JUNI 2009 TEIL 01 SPD im Fahrstuhl nach unten EUROPAWAHL Fassungslosigkeit bei Stiegler nach dem Absturz der Genossen „wir haben ein großes Stück an Vertrauen zurückbekommen!“, und alle Anspannung der vergangenen Wochen scheint von ihm abzufallen, als er schließlich jubelt: „Die CSU ist die tollste Partei Deutschlands!“, und dann bedankt er sich noch bei Ministerpräsident Horst Seehofer. Es ist 18 Uhr 25, als der schließlich erscheint, und als er auf der Bühne steht, da tauchen plötzlich Fähnchen auf, blau-weiß für Bayern, blau-gold für Europa. Hurra-Rufe, als auch er verkündet, dass die CSU wieder da sei. Als er dann dem Generalsekretär zum Wahlergebnis und zum Geburtstag gratuliert, stimmt jemand hinten links im Saal ein Geburtstagslied an. Versteinerte Mienen, Fassungslosigkeit und am Ende auch ein Rest Galgenhumor – die bayerische SPD muss am Sonntagabend bei ihrer Party zur Europawahl das schlechteste Ergebnis im Freistaat seit 1945 „feiern“. „Wir sehen jetzt, dass der Fahrstuhl noch ein paar Etagen kennt“, kommentiert der scheidende Landeschef Ludwig Stiegler. Dass es noch weiter hinunter gehen könnte als auf die 15,3 Prozent vor fünf Jahren, damit hatte keiner bei den leidgeprüften bayerischen Sozialdemokraten gerechnet. Nun liegen sie laut Hochrechnung bei 12,6 Prozent und müssen sich Fragen gefallen lassen, ob sie künftig Splitterpartei sein werden. MÜNCHEN. Zwei wichtige Ziele erreicht Seehofer grinst und singt mit „Zum Geburtstag viel Glück“, bevor er fortfährt: „Ich habe mir drei Ziele gesetzt, und davon haben wir jetzt zwei erreicht“, ruft er, „Erstens: Unser Bürgerpräsident Horst Köhler ist wiedergewählt worden, zweitens: Ein gutes Abschneiden bei der Europawahl – das Ziel haben wir heute erreicht, meine Damen und Herren!“, und wieder leuchten die Fahnen, als Seehofer als nächste Etappe die Bundestagswahl am 27. September ausgibt, das Ergebnis sei noch keine Vorentscheidung. „Ich habe mit dem Ergebnis nicht gerechnet“, sagt Seehofer. Noch einmal brandet da Jubel auf. „Ich bin glücklich, dass uns die bayerische Bevölkerung in diesem Maße wieder mit Vertrauen ausgestattet hat, darauf lässt sich aufbauen in den kommenden Wochen“, sagt er. Ausschlaggebend seien eine große Geschlossenheit, ein klarer Kurs und die inhaltliche und personelle Erneuerung nach der Landtagswahl gewesen, meint er. „Ich verstehe es einfach nicht“ Totenstill ist es, als die erste Prognose über die Leinwand flimmert. Die Kameras sind auf die Funktionäre gerichtet, die versuchen, nicht mit der Wimper zu zucken und die Pleite einzuräumen. „Ich habe mir alles vorgestellt, nur nicht einen Rückwärtsgang“, erklärt Stiegler und Spitzenkandidat Wolfgang Kreissl-Dörfler sagt nur: „Ich verstehe es einfach nicht.“ Strauß-Tochter Monika Hohlmeier (CSU) zieht auf Platz 6 für Oberfranken in das Europaparlament ein. Minister Guttenberg herzt sie. Foto: ddp SO WÄHLTE BAYERN vorläufiges amtl. Endergebnis 48,1% (57,4%) CSU 12,9% (15,3%) SPD 11,5% (11,7%) GRÜNE LINKE Gewinne / Verluste Vergleich zur Europawahl 2004 9,0% (4,2%) FDP FREIE WÄHLER Guttenberg in vieler Munde Auch den Namen von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hört man an diesem Abend immer wieder, wenn man die CSU-Anhänger nach den Gründen für das gute CSU-Ergebnis fragt. „Gott mit Dir, Du Land der Bayern“, ruft er dann, „und jetzt feiern wir für den einen Abend!“ Feiern tut auch der Oberpfälzer Landtagsabgeordnete Markus Sackmann. Mit einem Glas Weißwein in Europawahl 2009 Stimmenanteil in Prozent 6,7% (–) 2,3% (0,9%) SONSTIGE -9,3% -2,4% -0,2% +4,8% +1,4% CSU 9,5% Wahlbeteiligung: 42,4 % (2004: 39,7 %) SPD GRÜNE FDP in Klammern: Ergebnis 2004 der Hand steht er in der Menge: „Dass es so positiv ausgeht, das hätte ich nicht erwartet“, sagt er, und dass die Oberpfälzer Kandidaten unglaublich viel gekämpft hätten. Jeden Tag seien sie unterwegs gewesen, zusammen mit dem klaren Bekenntnis der CSU zur sozialen Marktwirtschaft und den LINKE MZ-Infografik wirtschaftspolitischen Kurskorrekturen der vergangenen Wochen sei das entscheidend für das Ergebnis gewesen. Albert Deß ist nicht auf der Party, aber der Kelheimer Europaabgeordnete Manfred Weber lässt sich blicken: „Es hätte niemand geglaubt“, sagt er glücklich, „aber wir sind wieder da!“ Ein Trostpreis für die Oberpfalz Landes-Vize Adelheid Rupp verlangt: „Wir müssen schonungslos mit uns selber ins Gericht gehen.“ An den Themen habe es nicht gelegen. Die SPDWähler hätten sich nicht mobilisieren lassen, lautet die einhellige Einschätzung. Zudem habe die SPD an Freie Wähler und an die Linke abgeben müssen. „Ich glaube, die können noch dreimal die Landesbank ruinieren und werden immer noch gewählt“, sagt Kreissl-Dörfler mit Blick auf die CSU, die sich gegenüber der Landtagswahl wieder verbesserte. Für den Herbst gibt er sich aber kämpferisch: „Wir werden immer noch gewählt – wir werden einen super Bundestagswahlkampf hinlegen.“ Trotz des schlechten Ergebnisses schickt die bayerische SPD wegen der guten Platzierung auf der Bundesliste nun drei statt zwei Abgeordnete ins EU-Parlament – ein „Trostpreis“, sagt Stiegler. Neben Kreissl-Dörfler ziehen Kerstin Westphal aus Franken und Ismail Ertug aus der Oberpfalz ein. (dpa) Weber und Deß bestätigt – Neuling Ertug kommt für die SPD ..... ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ..... ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ..... ● VON FRITZ WINTER, MZ ..... ..... Europaparlament mit drei Abgeordneten vertreten. ..... ERGEBNISSE Ostbayern ist im ALBERT DEß, CSU ..... Vertriebsberater einer Krankenkasse hatte auf dem sicheren Platz 20 der SPD-Bundesliste kandidiert und tritt in der Oberpfalz die Nachfolge von Gerhard Schmid an, der bis 2004, zuletzt als Vizepräsident, im Europaparlament saß. 2004 war der Oberpfälzer Europakandidat Michael Zirpel auf Listenplatz 27 gescheitert. Manfred Weber sprach nach dem Wahlergebnis von einem „Super-Tag“: „Europa braucht die Sozialdemokratie. Ich bin bereit, Verantwortung zu tragen.“ ISMAIL ERTUG, SPD ..... „Die CSU ist wieder da. Wir sind glaubwürdige Vertreter unserer Heimat“, sagte er. Im Vergleich mit dem Ergebnis der Landtagswahlen habe man einen großen Sieg eingefahren. Das stärke der Bayern-Gruppe im Europäischen Parlament den Rücken. Albert Deß forderte, den Bürgern die Europapolitik künftig noch näher zu bringen. „Europa darf nicht immer nur auf Negatives reduziert werden“, „Die CSU ist wieder da. Wir sind glaubwürdige Vertreter unserer Heimat.“ MANFRED WEBER, CSU ..... „Wir müssen den Bürgern die Europapolitik künftig noch näherbringen.“ ..... kampf gab es bei der CSU in Niederbayern und der Oberpfalz gestern Abend fröhliche Gesichter. Weil ihre Partei bundesweit gesehen die FünfProzent-Hürde locker übersprang, sind Albert Deß (62) aus Röckersbühl (Landkreis Neumarkt) und Manfred Weber (37) aus Wildenberg (Landkreis Kelheim) wieder im Europaparlament vertreten. Weber, Europaabgeordneter seit 2004, Bezirksvorsitzender der Niederbayern-CSU und innenpolitischer Sprecher der EVP-Fraktion, hatte auf Platz 3 der CSU-Liste kandidiert. Der Landwirt Albert Deß, der von 1990 bis 2004 dem Deutschen Bundestag angehörte und ebenfalls seit 2004 in Brüssel sitzt, war auf Platz 5 nominiert. Insgesamt entsendet die CSU acht (bislang neun) Europaabgeordnete. In große Fußstapfen tritt Ismail Ertug (34) aus Amberg. Der strategische ..... REGENSBURG. Nach einem Zitter-Wahl- ..... sagte er. Es werde sehr viel gute Arbeit geleistet. Die Freien Wähler, an die er Stimmen verlor, kritisierte er. „Ohne sie hätten wir jetzt zwei CSU-Europaabgeordnete mehr in Brüssel.“ Ismail Ertug bedauerte, dass es der SPD nicht gelungen sei, das eigene Klientel an die Wahlurnen zu bringen. Europa brauche aber die Sozialdemokratie. „Es kann nicht sein, dass die Marktradikalen die Gewinner sind“, sagte er. In Brüssel wolle er die Oberpfalz als Region mitten in Europa in den Köpfen verankern. „Ich bin bereit, die Verantwortung zu übernehmen.“ Die CSU-Bezirksvorsitzende Emilia Müller zeigte sich hochzufrieden mit dem Abschneiden ihrer Partei. „Wir haben für dieses Ergebnis gekämpft und offensichtlich auf die richtigen Themen gesetzt“, sagte sie. Den Menschen sei bewusst geworden, dass das Europäische Parlament gleich bedeutend sei mit den Parlamenten der 27 Mitgliedsstaaten. Für die Oberpfalz bedeute dies, dass man die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ausbauen, aber auch mit starker Stimme für die Interessen der Landwirte eintreten könne. Der SPD-Bezirksvorsitzende Franz Schindler nannte das schlechte Abschneiden der Sozialdemokraten „eine Schande für die 107 Jahre alte SPD in Bayern“. Ihm fehle jegliche Erklärung, vor allem weil die Kandidaten mit aller Kraft gekämpft hätten. „Das Ergebnis scheint ganz oben in Berlin zu verantworten zu sein“, sagte er. Diejenigen, die früher SPD gewählt hätten, seien offenbar gar nicht mehr zur Wahl gegangen. TEIL 01 MONTAG, 8. JUNI 2009 FDP sieht Bestätigung für Wandel PARTEIEN Die FDP fühlt sich als Gewinner der Wahl – und hat mit Nadja Hirsch ein neues bayerisches Gesicht in Straßburg. Die FDP setzt ihren Aufschwung unvermindert fort. Bei der Europawahl kamen die Liberalen nach Hochrechnungen mit starken Gewinnen auf 10,9 Prozent. „Keine Partei hat so zugelegt wie wir“, rief Parteichef Guido Westerwelle gestern Abend den begeisterten Anhängern in der Berliner FDP-Zentrale zu. Die Partei habe ihr bestes Ergebnis bei einer Europawahl erreicht, betonte er. Zufriedenheit auch bei den bayerischen Liberalen: Sie sehen sich nach den Hochrechnungen als großer Gewinner bei der Europawahl. Die bayerische FDP liegt bei 8,2 Prozent. Generalsekretärin Miriam Gruß zeigte sich gestern nach Bekanntgabe der ersten Prognosen „sehr glücklich, sehr zufrieden“. Gruß wertete das Abschneiden ihrer Partei auch als „Signal für eine schwarz-gelbe Mehrheit bei der Bundestagswahl“. Der stellvertretende FDP-Landesvorsitzende Martin Zeil sprach von einer „Bestätigung unserer Regierungsarbeit in Bayern“. MÜNCHEN. Jung, aber nicht unerfahren Mit dem guten Ergebnis dürfte auch die Münchner FDP-Politikerin Nadja Hirsch den Sprung ins Europaparlament geschafft haben. Die 30-Jährige sieht im Ergebnis der FDP einen Beleg für einen Wandel in Bayern. „Es ist eine Bestätigung dafür, dass sich die Zeiten in Bayern geändert haben“, sagte sie gestern. Hirsch ist mit ihren 30 Jahren eine der jüngsten Kandidaten im Wahlkampf gewesen. Als unerfahren möchte sie nicht dargestellt werden, schließlich sei sie bereits seit sieben Jahren im Münchner Stadtrat, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung sagte. „Ich widerspreche damit dem Spruch: Hast du einen Opa, schick ihn nach Europa.“ Durch ihre Arbeit im Kommunalparlament habe sie bereits täglich Kontakt mit europäischer Politik gehabt. Zudem promoviert die Psychologin Hirsch derzeit über die europäische Metropolregion München – jetzt wahrscheinlich unter erschwerten Bedingungen. Schließlich gilt es nun, sich mit den neuen Aufgaben in Straßburg und Brüssel auseinanderzusetzen. Hirsch sagte, sie würde den Schwerpunkt ihrer Arbeit im Europaparlament gerne in den Bereich Bürgerrechte oder aber in das Themenfeld „Bildung, Forschung, Innovation“ legen. Letzteres böte sich aufgrund der Abstimmungsmöglichkeit mit den bayerischen FDP-Ministern Martin Zeil (Wirtschaft) und Wolfgang Heubisch (Wissenschaft) gut an, glaubt Hirsch. Kommunen sollen stark bleiben In Straßburg will sich die Münchnerin für mehr Transparenz, gegen Eingriffe in den Datenschutz und für mehr Gestaltungsmöglichkeiten der Kommunen einsetzen. „Das kommunale Selbstverwaltungsrecht muss unangetastet bleiben“, sagte Hirsch. Den Vorwurf, dass die Liberalen für die Ideologie stehen, die die Krise mitherbeigeführt hat, kennt Hirsch, lehnt ihn aber ab. „Liberalismus bedeutet für mich ein Bekenntnis für den freien Markt mit klaren Regeln.“ (dpa/ddp/kc) Nadja Hirsch EUROPAWAHL P4 Foto: altrofoto.de MITTELBAYERISCHE ZEITUNG Blankes Entsetzen und Schadenfreude in der Hauptstadt REAKTIONEN Je nach Wahler- gebnis wird in Berlin die Europawahl als Testfall für die Bundestagswahl im Herbst gesehen – oder eben nicht. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● VON REINHARD ZWEIGLER, MZ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Mit schweigendem Entsetzen wurden gestern Abend im Berliner Willy-Brandt-Haus die ersten Schätzungen des Wahlausgangs aufgenommen. In der mit einigen hundert Menschen dicht gefüllten Parteizentrale war das schwache Abschneiden der SPD nicht erwartet worden. Es gab viele regungslose Gesichter. Mit 25 plus X war allgemein schon gerechnet worden. Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier hatte sich für die Rettung von Opel stark gemacht. Und der Europaspitzenkandidat Martin Schulz hatte einen engagierten Wahlkampf hingelegt. Doch das alles half nichts. Die Partei konnte sich nicht aus dem Tal, in das sie bei der vorangegangenen Wahl vor fünf Jahren noch unter Kanzler Gerhard Schröder gerutscht war, befreien. Ganz anders zur gleichen Zeit die Stimmung im KonradAdenauer-Haus. Das eigene Ergebnis der CDU wurde noch verhalten beklatscht. Kräftiger Jubel brandete erst auf, als das CSU-Ergebnis verkündet wurde. Und noch mehr stieg die Stimmung bei der Nachricht, dass die SPD rund 17 Prozent hinter den beiden christlichen Schwesterparteien liegt. BERLIN. „Wir sind die klaren Sieger“ Unions-Fraktionschef Volker Kauder war aus der kleinen Runde der CDUSpitze, die in den Räumen der Parteivorsitzenden Angela Merkel die Hochrechnungen verfolgte, als einer der ersten nach unten gekommen. Mit zufriedenem Gesicht verkündete er: „Wir sind die klaren Sieger. Der Versuch, mit Steuergeldern Wahlsiege zu erkaufen, ist nicht aufgegangen“, sagte der CDU-Mann mit etwas schadenfrohem Blick auf den Noch-Koalitionspartner SPD. Und zur meist gestellten Frage des gestrigen Europawahlabends – „War das eine Vorentscheidung für die Bundestagswahl im Herbst?“ – befand Kauder, es gebe „tatsächlich eine respektable Mehrheit“ für SchwarzGelb und damit für eine zweite Amtszeit von Bundeskanzlerin Merkel. Nur zwei Kilometer Luftlinie weiter im SPD-Hauptquartier in BerlinKreuzberg sah dies der Parteivorsitzen- de Franz Müntefering ganz anders. Er war bereits zwölf Minuten nach den ersten Zahlen zusammen mit dem Spitzenkandidaten Martin Schulz vor das Mikrophon getreten. Erst jetzt entlud sich der aufgestaute Beifall im Saal. Die SPD klatschte sich wohl selber Mut zu. Müntefering sprach von einem „ganz schwierigen Abend“. Man habe um die „Mobilisierungsprobleme“ gewusst, dennoch sei das Ergebnis „enttäuschend“. Ein Signal für den Wahlausgang im Herbst sah Müntefering jedoch nicht. Noch wären 112 Tage Zeit bis zur Bundestagswahl. Dann sei mit einer doppelt so hohen Wahlbeteiligung zu rechnen, meinte er. Und mit Blick auf die anderen Parteien, sagte er süffisant, die CDU habe mit einem Minus von fast sechs Prozent mehr verloren als die SPD. Er sei außerdem froh, dass „nichts nach links verloren“ worden sei. Aufmunterndes von Müntefering Auf die spätere Frage, ob das Ergebnis nicht auch eine Schlappe für den Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier gewesen sei, stellte sich der SPD-Chef demonstrativ vor den Außenminister. „Nicht für Herrn Steinmeier, sondern wir alle miteinander haben es nicht geschafft, den Menschen hinreichend deutlich zu machen, wie wichtig Europa ist, und dass sie zur Wahl gehen müssen. Das wird etwas sein, was im Bundestagswahlkampf wohl eher und besser zu erreichen ist.“ Nach Münteferings aufmunternden Worten leerte sich das WillyBrandt-Haus ziemlich schnell. Zur gleichen Zeit zitierte FDP-Chef Guido Westerwelle im Konrad-Dehler-Haus Friedrich Schillers „Freude schöner Götterfunken“. Keine Partei habe so zugelegt wie die FDP, jubelte er über das „beste Ergebnis bei einer Europawahl“. Die anderen Parteien feierten es schon als Sieg, wenn sie weniger verloren hätten, als erwartet. Nach ersten Wahlanalysen haben die Liberalen vor allem von Enttäuschten der Union profitiert. Die bürgerliche Mehrheit im Herbst sei möglich. Aber überschwänglich feierte Westerwelle ein mögliches Schwarz-Gelb im Herbst gestern Abend nicht. Die FDP-Spitzenkandidatin Silvana Koch-Mehrin machte eine spitze Bemerkung an die Adresse der Union, die mit dem Konterfei der Kanzlerin auf Plakaten um Stimmen geworben hatte. Die SPD hatte mit Steinmeier plakatiert, obwohl weder er noch Merkel für das Europaparlament kandidierten. Ernüchtert nach der Wahl: Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering (links) und der SPD-Spitzenkandidat für die Europawahl Martin Schulz Foto: dpa ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● SCHWIERIGE ZEITEN FÜR DIE SPD ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ➤ Mit dem Rücken zur Wand standen die Sozialdemokraten häufig in den vergangen Jahren. Schon bei der Bundestagswahl 2005 büßte sie 4,3 Punkte ein und kam nur noch auf 34,2 Prozent. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● sen-Wahl im Jahr zuvor hatten die Sozialdemokraten noch um 7,6 Punkte zugelegt – ihr höchster Zugewinn seit der Bundestagswahl. ➤ Auch vom CSU-Debakel bei der bayerischen Landtagswahl 2008 konnte die SPD nicht profitieren. Im Gegenteil: Sie sank von 19,6 auf 18,6 Prozent. Ein Lichtblick war die Wahl 2006 in RheinlandPfalz, wo 45,6 Prozent für die absolute Mehrheit im Landtag reichten. (dpa) ➤ Bei sieben von elf Landtagswahlen hat die SPD seitdem Stimmen verloren. Besonders bitter fiel die Niederlage bei der vorgezogenen Hessen-Wahl im Januar 2009 aus. Die SPD sackte um 13 Punkte auf 23,7 Prozent ab. Bei der Hes● ● ● ● Mit stolz geschwellter Brust verwies der Grünen-Spitzenkandidat Reinhard Bütikofer auf die Zuwächse seiner Partei. Die Grünen kamen noch vor der FDP auf den dritten Platz. Der von den Grünen vorgeschlagene New Deal, ein neuer Gesellschaftsvertrag für neue Jobs durch neue, umweltfreundliche Technologien, sei von den Wählern angenommen worden. „Europa wird grüner“, jubelte auch Parteichefin Claudia Roth. Dass die Linke ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ebenfalls ein gutes Ergebnis eingefahren hätte, darauf pochte Parteichef und Europa-Spitzenkandidat Lothar Bisky. Seine Partei, die in Karlsruhe gegen den EU-Reformvertrag klagt, stehe für ein sozialeres Europa und Abrüstung. Aber eigentlich hatte man sich auf der Wahlparty der Linken ein zweistelliges Ergebnis gewünscht. Als eine Art Krisenprofiteur hat die Lafontaine-Partei bei der gestrigen Europawahl nicht gewirkt. In Brüssel ist nach der Wahl auch vor der Wahl FOLGEN Europas Bürger ha- ben ihre Stimme abgegeben. Jetzt werden die wichtigsten Posten verteilt. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● VON HANNA ROTH, MZ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Während die Wahlhelfer noch die Stimmen auszählen, beginnt für das Europaparlament schon eine neue Ära. Die kommenden Wochen werden zur organisatorischen sowie personellen Herausforderung. Denn die Volksvertretung braucht einen neuen Präsidenten. Auch was die Themen der kommenden Legislaturperiode betrifft, können die 736 Abgeordneten die Hände nicht einfach in den Schoß legen. Wichtige Dossiers müssen zu Ende gebracht werden. Ganze fünf Wochen haben die frisch gewählten Abgeordneten Zeit, um sich mit den Gepflogenheiten Europas vertraut zu machen. Denn schon BRÜSSEL. am 13. Juli geht es zur ersten Plenarsitzung nach Straßburg. Davor startet an beiden Parlamentssitzen die große Organisationsmaschine. Jeder Volksvertreter braucht ein Büro, zudem muss er sich Mitarbeiter besorgen. Dann geht es für die Politiker natürlich als Erstes darum, sich in Fraktionen zusammenzufinden. Das ist auf den ersten Blick gar nicht so einfach, denn die Parteienvielfalt Europas ist groß. Wer passt zu wem? Inhalte müssen auf Gemeinsamkeiten abgeklopft werden. So haben beispielsweise CDU-Europaparlamentarier schon vor der Wahl angekündigt, die Kandidaten für die künftige Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP) genau unter die Lupe zu nehmen. Denn britische Tories sowie die tschechische ODS haben ihren Rückzug angekündigt. In die EVPFraktion wollen aber alle Abgeordneten der italienischen Popolo della Liberta. Dass sich in der vom italienischen Ministerpräsidenten Silvio Ber- lusconi neu gegründeten Partei auch Neofaschisten tummeln, bereitet CDU und CSU Unbehagen. Die erste Plenarwoche im Juli widmet sich den Personalfragen. Feierlich eröffnet wird die Legislaturperiode normalerweise vom ältesten Parlamentarier. Doch da dieses Mal der Chef der französischen Rechtsradikalen, Jean-Marie Le Pen (80) an der Reihe gewesen wäre, hat das Haus extra seine Geschäftsordnung geändert. Nun wird nicht der älteste Abgeordnete, sondern der bisherige Parlamentspräsident, der deutsche CDU-Politiker Hans-Gert Pöttering, die erste Sitzung leiten. Für seinen Job muss in dieser Woche ein Nachfolger gefunden werden. Als heiße Kandidaten gelten der rechtsliberale polnische Ex-Ministerpräsident Jerzy Buzek und der vatikantreue Italiener Mario Mauro. Gewinnt Buzek, steht erstmals ein Osteuropäer an der Spitze des Parlamentes. Die beiden größten Fraktionen – die europäi- schen Sozialisten (SPE) und die EVP haben bereits vereinbart, sich in der kommenden Legislaturperiode die Parlamentspräsidentschaft wieder zu teilen. Deshalb bewirbt sich auch der SPD-Spitzenkandidat, Martin Schulz, um eine der beiden zweieinhalbjährigen Amtszeiten. Nach der Wahl des Parlamentschefs werden die Abgeordneten darüber entscheiden, ob José Manuel Barroso, Kommissionspräsident bleiben darf. Vorraussetzung ist natürlich, dass er Mitte Juni von den Staats- und Regierungschefs beim EUGipfel offiziell zum Kandidaten gekürt wird. Sind die Posten und Ausschüsse besetzt, geht es an die inhaltliche Arbeit. Wichtige Themen sind die Energiesicherheit sowie das Verhältnis zu Russland. Natürlich wird auch der mögliche EU-Beitritt der Türkei und der Balkanländer das Parlament beschäftigten. Sollte der Vertrag von Lissabon in Kraft treten, muss das Plenum künftige Erweiterungsrunden absegnen.