Ei n schräger Vogel
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Ei n schräger Vogel
5 0 / 9 1 8 Andre w Bird tritt a m 22. Okt ober i n der Escher Kult urfabri k auf. (Fot os: Ada m Berr y, Ell en Tunney) KONZE RT i n schr äger Vogel "The Myst eri ous Pr oducti on of Eggs" - so nennt si ch Andr e w Bi r ds akt uel l st es Wer k. Di e woxx hatt e den Ausnah mekünstl er kurz vor sei ne m Konzert i n Bor deaux an der Stri ppe und spr ach mi t i h m über di e myst eri öse Entst ehung sei nes z wei t en Sol o- Al bu ms. __________________ www. andre wbird. net Er s pi el t Gi t arre, Gei ge und Gl ockens pi el - und z war a m li ebst en gl ei c hzei ti g. Außerde m pf eift und si ngt er noc h dabei. Das i st Andre w Bi rd, wi e er all ei ne und barf uß auf der Bühne st eht. Weni ger skuril war der Anf ang von Bi rds Karri ere: Al s Andre w vi er war, sc henkt e i h m sei ne Mutt er eine Gei ge, di e er bi s heut e ni c ht mehr l osgel assen hat. Es f ol gt e ei n kl assi sches St udi u m, bei de m er si ch all erdi ngs ni c ht sehr wohl f ühlt e. "I c h l er nt e di e mei st en kl assisc hen St ücke, i nde m i c h si e nac hs pi elt e, ohne di e Not en z u kennen. Musi k l esen und sc hrei ben, s o wi e i n Orc hest er n mi tz us pi el en mac ht e mi r keinen Spaß. I c h bi n experi menti erfreudi g und li ebe es z u i mprovi si eren. Der Wec hsel z u anderen Genres war f ür mi ch al s o ganz nor mal, da mei n Herz ni e wi rkli c h f ür das Kl assi sche gesc hl agen hat. " Bi rd könnt e heut e j edes Concert o s pi el en, wenn er woll t e. Doc h es geht i h m ni c ht dar u m, den Leut en z u i mponi eren. Sei n Zi el i st noch vi el höher gest eckt: "I c h will vers uc hen, den perf ekt en Pops ong z u sc hrei ben, ohne mi ch dabei z u sehr auf konventi onell e Songstr ukt uren z u ber uf en. " Rock' n' Roll- Sho ws mac hen i h m mehr Spaß al s Auftri tt e i n ei ne m best uhlt en Konzert saal, wi e er sagt: "I c h bevorz uge Spont ani t ät und Chaos. " Nac h sei ne m St udi u m konnt e er di es ausl eben, und z war i n sei ner erst en Band " Andre w Bi rd' s Bo wl of Fi re". I n vi er Jahren nah m di e For mati on drei Al ben auf (" Thrill s" , " Oh The Grandeur", " The S wi mmi ng Hour" ), all esa mt i ns pi ri ert durc h Fol k und Jazz der Z wanzi ger und Drei ßi ger Jahre, ge würzt mi t de m sc h warzen Hu mor ei nes To m Wai ts. I mJahr 2003 sc hl ug er dann den Weg z u m Sol okünstl er ei n. "I c h f ühlt e mi c h gel ang weilt von der tradi ti onell en Bandstr ukt ur, di e aus Gesang, Bass, Gi t arre und Sc hl agzeug best eht, und i c h woll t e mei ne ei genen Bassli nes sc hrei ben", eri nnert si c h der Musi ker. Auc h pri vat ändert e der Künstl er ei ni ges: Nac hde m er si c h von sei ner Band gel öst hatt e, kauft e er si c h ei ne Far m i m Norden von Illi noi s. Dort l ebt e er z usa mmen mi t ei n paar Hühner n während drei Jahren abgesc hott et vo m Rest der Wel t. "I c h rei se st ändi g, sehe vi el e Rest aurant s, Coff eeShops, Cl ubs und Knei pen. Nac h ei ner Weil e sehen di e St ädt e all e gl ei c h aus. So merkt e i c h da mal s, dass i c h ei n anderes U mf el d brauc ht e, u m sc hrei ben z u können. " Di e Ruhe half Bi rd, den Mel odi en i n sei ne m Kopf frei en Lauf z u l assen. " Weat her Syst e ms" und " The Myst eri ous Producti on of Eggs" si nd Al ben, di e ohne di ese Erf ahr ung ni e z ust ande geko mmen wären. " Während Bi r d mi t " Bo wl of Fi re" vi el e Genres gl ei c hzei ti g u mf asst e und auc h s onst sehr extroverti ert kl ang, sc hei nt er si c h bei sei nen Sol o- Al ben i n si c h z u kehren. Mi t " Lull ", de m dri tt en Song sei ner erst en Pl att e, l ässt uns der Ei genbr ötl er kurz wi ssen, wi es o i h m i n Illinoi s ni c ht l ang weili g wur de: Bei ng al one can be quit e romanti c, li ke Jacques Coust e au under ne at h t he Atl anti c. A fant asti c v oyage t hrough parts unkno wn, goi ng t o dept hs where t he sun' s never s hone. I fasci nat e myself, when I' m all al one. Doc h ni c ht i mmer si nd Bi rds Text e s o unversc hl üssel t: Si e handel n von el ektrost ati sc he m Regen, von krei di ger Li monade (" Mast erf ade") und von Sc hli ttsc huh l auf enden Wasserkäf er n (" The Nami ng of Thi ngs" ). Obschon di es wi e ei n Ausz ug aus ei ne m Dada- Manif est kli ngt, si nd di e l yri sc hen Unt ermal ungen doc h pers önli c her al s man gl auben könnt e. " Wenn Geschi c ht en ei nes Songs z u vi el Si nn ergeben, gerat en si e sc hnell i n Vergessenhei t. Meine Text e si nd sc hon pers önli c h, aber i c h neh me si e ni c ht z u er nst. Di e Mel odi en ko mmen s o wi es o an erst er St ell e, erst danac h f üge i c h Songt ext e hi nz u und s pi el e dabei mi t den Wört er n. " Bi rd vers uc ht, welc he z u fi nden, di e vo m Kl ang her gut z u m Song passen und di e man ger ne i mmer wi eder si ngt. " Manc he mei ner Li eder handel n auc h von poli ti sc hen The men" sagt er, " aber es s o wi e Bob Dyl an z u mac hen i st sc h wi eri g heut z ut age. Wahrsc hei nli c h würde i ch populi stisc he Prot estli eder sc hrei ben, wenn i c h könnt e". Es f all e i h m j edoc h l ei c ht er, di e ps yc hol ogisc hen As pekt e z u besc hrei ben, di e Ursac hen und Konsequenzen verschi edener s ozi al er Phäno mene. Dabei vers uc ht er, si c h ni c ht auf akt uell e The men z u besc hränken. Auf sei ner von Jay Ryan gest al t et en Ho mepage erkl ärt der sc hräge Vogel, dass er während sei ner Konzert e st ändi g i mprovi si ert und s o mi t sei ne St ücke oft neu ko mponi ert. Di es erf ordert ei ne I ns pi rati on, di e vi el e Künstl er s o s pont an ni c ht aus si ch herauski tzel n können. " Für mi c h i st di es kei n Probl e m, denn di e Musi k i st i mmer i n mei ne m Kopf. Sobal d i c h auf der Bühne di e erst en Loops ei nges pi el t habe, höre i c h di e versc hi edenen Mel odi en, di e dann s pät er das ganze Li ed ergeben. Nac h mei nen Konzert en will i c h das Gef ühl haben, et was Neues ersc haff en z u haben" Bands, di e li ve genau das s pi el en, was si e sc hon i m St udi o ges pi el t haben, fi ndet Bi rd l ang weili g: " Wenn i c h mei ne Songs auf neh me, merke i c h, dass i c h z u vi el e I deen habe und kann mi c h oft ni c ht entsc hei den, wel c he i c h ei ns pi el en s oll. Li ve z u i mprovi si eren i st ei nf ac her, da man f ür den Mo ment s pi el t und das Chaos s oz usagen u mar men kann. Auf der Bühne mac ht das all es Si nn. " Di eses Streben nac h der passenden Mel odi e i m perf ekt en Song brac ht e Andre w Bi rd s ogar daz u, sei ne Auf nah men drei mal ko mpl ett neu z u bearbei t en, bevor das vor f ast vi er Jahren begonnene Werk sei nen Anf order ungen ents prac h: " Di e Li eder wurden drasti sc hen Änder ungen unt erz ogen, von manchen Songs exi sti ert en bi s zu z wanzi g versc hi edene Versi onen. " Z wei Sa mml ungen von Li ve- Versi onen (" Fi ngerli ngs" und " Fi ngerli ngs 2" ) kann man auf Konzert en er wer ben. Wie di ese bei den Pl att en si nd auc h Bi r ds St udi oal ben bei Ri ght eous Babe Records erhäl tli c h, ei ne m I ndependent Label, das von der sel bst ernannt en " kl ei nen Fol ksängeri n" Ani Di Franco i ns Leben ger uf en wurde. " Ani hört e Weat her Syst e ms und nah m mi t mi r Kont akt auf. Si e ni mmt ni c ht ei nf ac h nur Leut e unt er Vertrag, di e wi e si e kli ngen, s onder n gi bt si c h Mühe, neue, i nnovative Künstl er z u fi nden. Ani war mi r ei ne große Hilf e", eri nnert si c h Bi rd. Vori ges Jahr berei st e Bi rd al s Opener f ür Ani Di Franco Europa. " Vi el e j unge Mensc hen, und vor all e m vi el e j unge Frauen ka men z u den Konzert en". Das europäi sc he Publiku m unt ersc hei de si ch ni c ht s o sehr vo m a meri kani schen, denn auc h hi er merke man, dass di e Mensc hen i m Süden akti ver an der Musi k t eil nehmen, und dass das Publi ku mi n nördli c hen Länder n et was z ur ückhal t ender i st. " Di e ganze Tour war ei ne wert voll e Erf ahr ung" res ü mi ert der Musi ker sei n Erl ebni s. Trot z all sei nen bi s heri gen Al ben und den etli c hen Tour neen bli eb di e Auf merksa mkei t der Medi en l ange aus. Erst nac h de m Wec hsel z u Ri ght eous Babe Records und der Ver öff entli chung von " Weat her Syst e ms" begannen si c h J our nali st en f ür i hn und sei ne ei gen willi ge Musi k z u i nt eressi eren. Es f ol gt en Auftri tt e bei Radi o France, BBC, und KCRW's Mor ni ng Beco mes Ecl ecti c. "I c h hatt e bi s j et zt noc h kei ne Zei t, u m di es all es z u vergegen wärti gen, da i c h st ändi g auf Tour bi n. Ehrli c h gesagt denke i c h ni c ht vi el über mei nen Erf ol g nac h. " Di e London Ti mes vergli c h den Ei nzel gänger s ogar mi t den Fab Four, was Bi rd all erdi ngs ni c ht s o ger ne hört. "I c h hört e das Whi t e Al bu m der Beatl es oft al s i c h sec hzehn war, wür de mi c h aber ni c ht al s ei ngefl ei sc ht er Fan bezei chnen. Es i st l ang weili g, Gr uppen mi t den Beatl es z u vergl ei chen, da si e j a f ast j eden beei nfl usst haben. I c h vers uc he ei nf ac h nur gut e Songs mi t i nt eressant en Mel odi en z u sc hrei ben. " Und genau das s oll t e man unbedi ngt li ve gesehen haben. Cl aire Bart hel e my