„Camp14 - Total Control“ Ein Film von Marc Wiese

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„Camp14 - Total Control“ Ein Film von Marc Wiese
„Camp14 - Total Control“
Ein Film von Marc Wiese
Filmplakat (Pressefoto)
Schulkino - Eine Veranstaltung der WvO, dem Gloria Kino
in Dillenburg und dem Regisseur des Filmes Marc Wiese,
Neuer Termin: am Mittwoch, dem 13.2.13,
Beginn 13:30 Uhr im Gloria Kino,
Bismarckstr. 2, 35683 Dillenburg
Der Film ist eine Pflichtveranstaltung für die Q 4. Der Nachmittagsunterricht
fällt aus. Die Kosten für diese Veranstaltung werden dankenswerterweise von
der Schule übernommen. Freundlicherweise hat sich der Regisseur des Films
Marc Wiese bereit erklärt, sofern er zu diesem neuen Zeitpunkt noch in
Deutschland ist, mit uns über seinen Film zu sprechen und Hintergrundinformationen zu geben.
Jede/r Abiturient/in, egal ob er /sie noch einen PW-Kurs belegt hat oder nicht, sollte über die
abgeschottete Welt nordkoreanischer Arbeitslager Bescheid wissen. Die Fachlehrer für PW
werden anwesend sein und das Thema auch in ihrem Unterricht behandeln. Marc Wiese
bringt mit „Camp 14“ das Ausmaß der dortigen Menschenrechtsverletzungen in unser
Bewusstsein.
Nähere Informationen zu diesem Film: http://www.camp14-film.com/
Fesselnder Dokumentarfilm : Camp 14
Originaltitel: Camp 14 (D, 2012), Regie: Marc Wiese, Länge: 105 Min.
FSK: ab 12 Jahre, Kinostart: 8. November 2012
"Camp 14 - Total Control Zone" von Marc Wiese erzählt von der Gefangenschaft des
politischen Häftlings Shin Dong-Hyuk, der im nordkoreanischen Umerziehungslager Camp
14 geboren, später gefoltert wurde. Nach 23 Jahren gelang ihm durch Zufall die Flucht ...
Shin Dong-Hyuk ist 23, als ihm die Flucht aus Camp 14, einem nordkoreanischen Arbeitslager für politische und kriminelle Häftlinge gelingt. Sein ganzes Leben hat Shin in Gefangenschaft verbracht - er wurde hinter Gittern geboren. Für ihn bestand die ganze Welt bis
zu seiner Flucht nur aus Stacheldraht, harter Arbeit, Hunger, Demütigungen und sogar
Folter. Umso schwieriger ist es für den 23-Jährigen, sich in der für ihn neuen Welt des
demokratischen Südkorea zurechtzufinden. So absurd und wahnsinnig es klingt, Shin sehnt
sich zurück ... zurück ins Lager.
"Camp 14" ist nicht nur das Porträt eines ehemaligen nordkoreanischen Strafgefangenen
und des unmenschlichen diktatorischen Systems Nordkoreas. Der Film ist auch Psychoanalyse eines Menschens, der für den Betrachter unmenschlichste, grausamste Lebensumstände als Normaltät wahrnimmt. Shin Dong-Hyuk ist das tragische Beispiel für eine auf
blinden Gehorsam, Passivität und politische Linientreue getrimmte menschliche Arbeitsmaschine - das perfekte Werkzeug einer Diktatur.
Es ist beklemmend, wenn der Zuschauer Shins Geschichte kennenlernt, seinen Alltag aus
harter Arbeit in der Mine seit seinem sechsten Lebensjahr, täglichen Schlägen durch die
Wachen. Als Teenager verriet Shin Dong-Hyuk für eine große Essensration sogar seinen
eigenen Bruder und seine Mutter an den Lagerkommandanten, weil sie angeblich Fluchtpläne hegten. Shin kam dafür selbst sieben Monate in Untersuchungshaft und wurde gefoltert. Am Tag seiner Entlassung aus der Haft musste er der öffentlichen Hinrichtung seiner
Mutter und seines Bruder beiwohnen.
Doch Shin akzeptierte dieses grausame Schicksal als politisch korrektes Verfahren - haben
seine Familienmitglieder doch den Lagerregeln zuwider gehandelt, ist ihr Tod somit
gerechtfertig. Erst Jahre nach seiner Flucht kann Shin das Ausmaß der Greuel, die seiner
Seele angetan wurden, einordnen. Und doch zieht er das Leben im Lager dem Leben in
Freiheit vor – dort gab es immerhin Regeln und klare Gesetzte - "in Südkorea dreht sich alles
nur ums Geld!" Hierin zeigt sich die ganze Grausamkeit und Unmenschlichkeit des
diktatorischen Regimes Nordkoreas. Und Regisseur Marc Wiese macht dies absolut greifbar.
Unspektakulär und dennoch erstaunlich wirkungsvoll
Dabei ist es erstaunlich, wie unspektakulär und trotzdem wirkungsvoll Wiese seinen Film inszeniert hat: "Camp 14" besteht zu 90 Prozent aus Interviews mit Shin Dong-Hyuk. Zu Wort
kommen außerdem auch ein ehemaliger Kommandant und Folterer aus Camp 22 sowie ein
einstiger Geheimdienstmitarbeiter, der Hunderte von Menschen in die Lager schickte.
Unterbrochen werden die Interviews durch animierte Szenen, die Schlüsselmomente in
Shins Leben wie zum Beispiel seine Flucht illustrieren. Die Aussagen der Protagonisten
fesseln und verstören, zumal keiner der sich hier Äußernden große emotionale Regungen
zeigt. Das Entsetzen über das Erlittene bzw. Verbrochene spiegelt sich nur in ganz kleinen
Nuancen der Gesichter ab. Gebrochene, zerstörte Seelen sind sie allesamt, Opfer wie Täter.
Dass Regisseur Marc Wiese ihnen mit seinem Film eine Bühne gegeben hat, ist in seiner
Bedeutung kaum zu unterschätzen. Die BR-Koproduktion "Camp 14" lässt nicht kalt. Ein
wichtiger Film, nicht nur über die Grausamkeit einer Diktatur, sondern über die menschliche
Natur, die Seele. Absolut sehenswert.
Gregor Wossilus
In: FILM-DIENST online, Heft 23/2012