Von St. Petersburg nach Moskau – Goritsy, Jaroslawl, Uglitsch

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Von St. Petersburg nach Moskau – Goritsy, Jaroslawl, Uglitsch
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8. August 2014
Liebe Kreuzfahrtfreunde,
wir sind weiter unterwegs, auf den Flüssen, Kanälen und Seen zwischen St. Petersburg und Moskau.
Inzwischen haben wir etwa die Hälfte der Strecke hinter uns. Natur pur, mit ein paar Dörfchen an
den Ufern, kleine Wohnhäuser, Kirchen und Kirchlein. Manches zerfallen, was renoviert ist, erstaunlich bunt. Die Menschen scheinen kräftige Farben zu lieben. Die Zwiebeltürme der Kirchen strahlen
in knallendem himmelblau, manchmal in meergrün, oft verziert mit
Blattgold; die Dächer der
Kirchen sind oft mit intensiv-farbigen Ziegeln gedeckt, in schönsten Mustern. Aber auch bei den
Wohnhäusern
geht
es
bunt zu – manchmal die
Farben der Fassaden bei
den älteren Holzbauten etwas verblichener, dafür die Dächer von vielen Neubauten grell-rot, tief-grün oder intensiv-blau. Farbtupfer in weiten Wäldern, vielfältig grün, dazwischen herausblitzend die weißen Stämme der Birken.
Am Vormittag durchqueren wir den Weißen See. An der Strecke, am Ausgang des Sees, liegt auf
einer kleinen Insel die Ruine eines Klosters. Der Rest des Klosters wie ein hier gelegenes Dorf versanken beim Bau eines Kraftwerks im See. Ab hier geht es wieder auf den Fluss, jetzt auf die
Scheksna.
Angekommen in Goritsy, am Ufer ein kleines Dorf, in der Nähe zeigen sich die nächsten Zwiebeltürme. Wir sind nur wenige Stunden da, laut Plan drei Stunden und 15 Minuten. Das Schiff ist etwas
früher da als geplant. Der Ausflug zum Kloster im naheliegenden Städtchen Kyrilov ist erst eine
Stunde nach Schiffsankunft angesetzt. Dort soll eines der bedeutendsten Klöster Russlands, das Kyrill-Beloserskij-Kloster besichtigt werden. Eine Stunde dazwischen – Zeitverschwendung. Wir verzichten auf das Mittagessen und stürmen vom Schiff, sobald es freigegeben ist.
An der Anlegestelle erwarten und zunächst einmal viele Verkaufsstände, mit den üblichen TouristenSouvenirs, dazu ein wenig
anspruchsvoller
etwas
Leinen-Kleidung und ein
paar Antiquitäten. Dazwischen einige kleine Stände
mit Bechern voller Heidelbeeren, Walderdbeeren,
Stachelbeeren, Johannisbeeren, Marmelade, sehr
süß aussehendes Gebäck,
verschiedene Piroggen, Fische und selbst eingelegte
Gewürzgurken.
Lecker
und preiswert. Einmal ein
anderes Mittagessen.
Gleich dahinter das „ganz
normale“ Dorf, mit den relativ kleinen, meist mit
Holzschnitzwerk reich verzierten Holzhäusern, daneben
Gemüsegärten,
© FT – Freizeit und Touristik GmbH, Nachtigallenweg 20, D-53501 Grafschaft
Telefon 02641-205071, Email jans@ft-kreuzfahrten.de, Internet www.ft-kreuzfahrten.de
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Blumenbeete und bunten Wiesen. Idylle pur – wenn man nicht wüsste, dass das Leben hier sehr
einfach ist, fließendes Wasser aus dem Brunnen kommt und im Winter vier bis sechs Monate lang
alles verschneit und zugefroren ist, wäre es traumhaft. An der Straße ein sehr altes, sehr schön
verziertes Häuschen. Am Tor steht in verschiedenen Sprachen,
nicht richtig, aber erkennbar: Herzlich willkommen, bitte eintreten. Gut – wir nehmen die Einladung an. Ein älterer Herr lässt
uns herein. In buntem Sprachen-Mischmasch und mit Händen
und Füßen bekommen wir mit, dass er hier mit seiner Frau
wohnt.
Viel Platz ist nicht. Ein kleines Vorzimmer, gerade Platz für ein
Tischchen, ein kleines Wohnzimmer mit Tisch und Sofa, ein kleines Schlafzimmer, gerade Platz für ein für zwei Personen doch
recht schmales Bett, eine kleine Küche, in der der gemauerte
Kachelofen, auf dem noch Wäsche zum Trocknen hängt, den
meisten Platz einnimmt, auf dem Kachelofen oben drauf das zweite Bett, für kalte Winter, in der Ecke
ein Mini-Waschbecken mit Wasserspender oben drauf. Das Wasser wird, so bekommen wir mit, kanisterweise im Kloster geholt oder an einem Brunnen. Das ganze Häuschen ist gut gefüllt, mit Holzschnitzereien, Bildern und Bildchen an den Wänden, geschmückten Nischen, dazwischen immer mal
wieder Kleidungsstücke. Buntes Leben, Alltag.
Schnell zurück zur Anlegestelle, es soll zum Kloster gehen, dem ältesten und größten von ganz Russland, eine Gründung des heiligen Kyrill. Nicht wie zunächst vermutet ist es die nahegelegene Klosteranlage, sondern es geht zum nächsten Ort.
Eine sehr mächtige, großflächige Klosteranlage aus dem 14. Jahrhundert, direkt am Ufer, mit festungsähnlichen Mauern und
Wehrtürmen. In der Anlage gleich 12 Kirchen, reich geschmückt.
Wir besichtigen Kirchen, haben in einer der Kirchen ein kleines
Konzert mit gregorianischen Chorälen, besichtigen schließlich ein
kleines Museum mit Klöppelarbeiten. Dieses Kloster besticht allein schon durch seine Ausmaße. Ein Spaziergang außen um die
Mauern herum scheint nicht enden zu wollen. Zum Ufer hin ist
der Grünstreifen zwischen Klostermauern und Wasser beliebtes
Freizeitziel, zum Baden,
Fischen oder einfach erholsam in der Sonne liegen. Zum Dorf hin einige
Wohngebäude, viele Ruinen, ein kleines traditionelles Gebäude als Souvenir-Shop – aber das Interessanteste: Ein großer
Kachelofen mit herrlich
bunten, vielfältigen, eindrucksvollen Kacheln mit
Motiven vom Leben auf
dem Land, phantasievoll
ausgeschmückt, mitten im
Raum.
Weiter auf dem Fluss.
Links und rechts endlose
Wälder, dazwischen kleine
Siedlungen,
manchmal
das Zwiebeltürmchen einer Kirche. Immer wieder
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große Sägewerke mit Bergen von Baumstämmen, meist Birken.
Dazwischen die eine oder andere Industrieruine, bizarr, ob Ziegel- oder Betonbau, Kunstwerke der Industrialisierung im Übergang zur Naturlandschaft. Auf dem Fluss und am Fluss oft Fischer. Das Wetter ist schön. Den Fluss säumen oft Sandbänke,
fast wie am Meer. An beiden Ufern Sonnenhungrige und Badende, dazwischen das Schiff mit uns in Aussichtslage.
Über Nacht geht es durch den Rybinsker Stausee, entstanden in
stalinistischer Zeit; in diesem See verschwanden etwa 700 Dörfer, viele Kirchen und Klöster. In der Morgendämmerung geht es
stromabwärts durch die Wolga, durch die Flusslandschaft, in die
Stadt Jaroslawl. Ein nicht gerade begeisternder Anleger, der eher den Eindruck einer Industrieruine vermittelt.
Ein kurzer Fußweg zur Stadt, am Weg gleich die ersten beiden
Kirchen. Überhaupt – russische Städte vermitteln irgendwie den
Eindruck, als würden sich hier mehr Kirchen als in Rom versammeln. Eine der beiden Kirchen, die neuere, verschlossen, die ältere geöffnet. Gut so – endlich einmal Fresken und Ikonen, die
noch nicht durch Restaurationsarbeiten grell-bunt geworden
sind, sondern den Charme der Vergangenheit ausstrahlen. Biblische Geschichten in leicht verblichenen Bildern erzählt. Eindrucksvoll, ob die Schrecken der Hölle oder die Freuden des Himmels. Wir schauen und schauen, würden gerne ein paar Fotos
machen, aber das Hinweisschild verweist deutlich darauf, dass
das verboten ist. Am Ausgang zünden wir ein paar Kerzen an,
werfen etwas Geld in den Spendentopf – und plötzlich steuert
die ältere Dame, die in der Kirche Aufsicht führt, auf uns zu und
meint, wir dürften doch ein paar Aufnahmen machen. Schön.
Die Stadt selbst bietet uns eine bunte Mischung von Häusern aus
unterschiedlichsten Zeiträumen, mehr oder weniger renoviert,
dazwischen immer wieder Kirchen, wie immer intensiv-farbig
und gold-glänzend. Besonders prächtig, außen mit den grünen
Kuppeln und den beiden
weißen Türmen, innen
der herrlichen Bemalung, die Elias-Kirche.
Die Kathedrale mitten in
der Stadt, weit strahlend
mit ihren goldenen Kuppeln, ist nur vier Jahre
alt – aber die originalgetreue Rekonstruktion einer Kirche aus dem Jahre
1642, die 1937 in sowjetischer Zeit abgerissen wurde. Die kleine Fußgängerzone lädt ein,
gemütlich einen Kaffee zu trinken. Überraschend, dass es kaum
Schaufenster gibt; kleine Türen, mit nicht zwingend großer Beschriftung über der Tür, können sich als Zugang für große Kaufhäuser, Supermärkte oder Schuhgeschäfte entpuppen. Insgesamt erleben wir einfach für ein paar Stunden das „ganz normale
Leben“ einer russischen Großstadt.
Mit der Ivan Bunin geht es eine Wegstrecke auf dem Fluss zurück,
flussaufwärts, vorbei an kleinen Dörfern und erleuchteten Kirchen
im Abendlicht, in Richtung Uglitsch.
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Wieder geht es auf der Wolga durch weite Waldlandschaften, und
in der Morgensonne erreichen wir Uglitsch. Unser Schiff läuft direkt
auf die Landzunge zu, auf der der Kreml von Uglitsch liegt, die
Festungsmauern der Burg zwar verschwunden, aber eingebettet
in uralten Baumbestand Kirchen, das Fürstenhaus, Wohngebäude.
Wir wollen die Zeit nutzen, gehen direkt vom Schiff. Am Ufer ist
bereits ein kleiner Markt aufgebaut, vor allem mit russischem
Kunsthandwerk, von Ikonen bis zu Küchenschürzen. Dazwischen
ein paar Stände mit Honigprodukten, oder mehr gewöhnungsbedürftig geräucherten und anschließend getrockneten Fischen – ein
Stand, an dem sich kaum Touristen einfinden.
Wir entschließen uns, zunächst den Kreml anzusehen. Die Demetrios-Kirche, die sogenannte Blutskirche mit ihrer weiss-roten Fassade und den hellblauen Kuppeln, erbaut
1692 von Zar Peter I. steht
zum Gedenken an dem
Platz, an dem 1581 der
achtjährige Zarewitsch Dimitrij ermordet wurde –
im Innern der Kirche sind
wieder herrliche Fresken
und die Ikonenwand zu
bestaunen. An den weiteren Gebäuden schlendern
wir vorbei und gehen lieber in die Ortschaft, ein
kleines Dorf, stöbern doch
etwas in ein paar kleinen
Lädchen, entdecken überraschenderweise
einen
Antiquitätenhändler mit allerhand alten Alltagsgegenständen.
Mitten im Ort, alles überragend, wieder eine große Anlage mit
mehreren Kirchen und einigen Wohngebäuden. Die Hauptkirche in
Renovierung, die Zwiebeltürme noch eingerüstet, aber bereits in
intensivstem Blau strahlend, drinnen alles noch baustellenartig
durcheinander. In der kleinen Kirche nebenan gerade eine Segnungszeremonie. Die Wohnhäuser in der Anlage und in den angrenzenden kleinen Straßen zum Teil einfach und fast zerfallen,
zum Teil bestens gerichtet und geschmückt, darunter viele schöne
alte Holzhäuser. Sobald man aus dem kleinen Zentrum heraus ist,
überall Gemüse- und Obstgärten um die Häuser. Selbstversorgung
spielt anscheinend noch eine große Rolle.
Von Uglitsch aus geht es weiter, nach Moskau, leider schon der
letzten Station unserer Reise. Zunächst wieder durch weite Wälder
mit kleinen Ortschaften, einige Schleusen passiert. Im Uglitscher
Stausee vorbei am Glockenturm der Kaljazin-Kathedrale, der als
Zeugnis dessen, was hier einmal war, aus dem Wasser ragt, weit
unter uns der Marktplatz der früheren Stadt.
So viel für jetzt und beste Grüße
Lydia Häufele-Jans und Bernd Jans
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