1 Das Anti-Aggressivitäts-Training (AAT)/ Coolness
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1 Das Anti-Aggressivitäts-Training (AAT)/ Coolness
Inhaber: Dr. Stefan Schanzenbächer Hauptstraße 5i - 10317 Berlin - info@konfrontativ.de Das Anti-Aggressivitäts-Training (AAT)/ Coolness-Training (CT)© (Quelle: Caritasverband für Brandenburg e. V.: Anti-Aggressivitäts-Training (AAT)/Coolness-Training (CT)© für Mädchen – Eine Arbeitshilfe. Berlin, 2004. Das Anti-Aggressivitäts-Training/Coolness-Training ist eine konfrontativ gestaltete Maßnahme auf der Basis der kognitiv-emotionalen Verhaltenstherapie, deren zentrales Handlungsprinzip die Sensibilisierung des Täters für die Opfer durch die ”Einmassierung” des Opferleids ins Bewusstsein der Aggressiven ist. Beide Namen sind beim Deutschen Patent- und Markenamt in München unter den Aktenzeichen 399 15 481.7/42 und 399 15 480.9/42 geschützt. Das AAT/CT vermittelt als klar strukturierte soziale Trainingsmethodik handlungs- und erlebnisorientiert Erfahrungen und Einsichten, führt zu Verhaltensänderungen und eröffnet für viele Jugendliche eine echte Chance zur Integration. Faktoren des Curriculums sind unter anderem: • • • • • • • • Das Erzeugen von Mitleid und Schuldgefühlen für die Opfer. Indirekte und symbolische Opferkommunikation, in Einzelfällen auch TäterOpfer-Ausgleich. Konfrontative und provokative Sitzungen mittels des „Heißen Stuhls“ zur Selbsterfahrung der eigenen Reizschwelle. Das Aufdecken und Zerstören von Legendenbildungen und Neutralisierungen. Die „Einmassierung der Realitätsprinzips“, also ein Vorgehen, das ein Leugnen einer Tat und die Übernahme der Verantwortung dafür vermeidet. Das Erstellen einer Kosten-Nutzen-Analyse im Blick auf den Einsatz körperlicher Gewalt im Verhältnis zu eigenen Zielvorstellungen. Das Sprechen über die eigenen Stärken und Schwächen. Die Verdeutlichung der eigenen Rollen in der Herkunftssubkultur und -familie und des Zusammenhangs zur Gewalttat. Das CT ist eine abgeschwächte Form des AAT, orientiert sich am Bereich der sekundären Prävention und setzt auf Freiwilligkeit. Mit der Durchführung des Anti-Aggressivitäts-Trainings verfolgen wir bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgende Ziele: • • • • Sie haben Einfühlungsvermögen entwickelt, zeigen Betroffenheit über die Folgen für das Opfer und sind sensibel für Notsituationen anderer Menschen; sie haben den Spaß an der Gewalt verloren, sich mit der Gewalttat auseinandergesetzt, erkennen ihr Fehlverhalten, übernehmen Eigenverantwortung und sind selbstständiger geworden; sie erkennen eine gewaltträchtigen Situation richtig. Sie sind zu der Einsicht gelangt, dass Aggressivität keine realen Vorteile und keine echte Anerkennung bringt; ihre körperliche Gewalt ist in verbale Konfliktlösungskompetenz umgewandelt und sie verfügen über mehr kommunikative Kompetenzen 1 Inhaber: Dr. Stefan Schanzenbächer Hauptstraße 5i - 10317 Berlin - info@konfrontativ.de • • • sie können künftige Straftaten dadurch vermeiden, dass sie ihre Gewaltmuster verändert und neue Lebensziele auf der Basis neuer, gelernter Verhaltensweisen entwickelt haben. Sie kennen neue Werten und Normen. Ihre bisherigen gesellschaftlichen Benachteiligungen sind aufgehoben; sie ignorieren Frustrationen und Provokationen, halten sie aus und/oder verändern sie konstruktiv. Sie besitzen ein gestärktes Selbstbewusstsein eine verbesserte soziale Handlungskompetenz. Sie haben sich alternative Konfliktlösungstechniken in Gruppen angeeignet; sie sind in den ersten Arbeitsmarkt integriert durch begleitende sozialpädagogische Maßnahmen und die Entwicklung eines Verbundnetzes mit allen kompetenten Partnern vor Ort. (vgl. Caritasverband für Brandenburg e. V.: XENOS – Leben und Arbeiten in Vielfalt. www.boxenstopp.org, 2002). Die nachfolgenden Grafiken illustrieren diese Ausführungen. Sie sind entnommen aus: Schanzenbächer, Stefan: Anti-Aggressivitäts-Training auf dem Prüfstand. Herbolzheim: Centaurus-Verlags GmbH, 2003. 2 Inhaber: Dr. Stefan Schanzenbächer Hauptstraße 5i - 10317 Berlin - info@konfrontativ.de Das Grundgerüst der theoretisch-definitorischen Aggressivitäts-Trainings (Schanzenbächer 2003: 51): Gestaltung des Anti- Theoretisch definitorische Gestaltung des AAT Psychologische und sozialpsychologische Theorien ¾ Das psychoanalytische Delinquenzverständnis unter dem Aspekt der Aggression (Adler/Freud/Redl/ Wineman) ¾ Die Frustrations/AggressionsHypothese (F-A-H) (Dollard et al.) ¾ Die Lerntheorie (Pawlow/Skinner/ Bandura) Soziologischorientierte ätiologische Theorien ¾ Die Anomietheorie (Merton) ¾ Die Subkulturtheorie (Cohen/Miller/ Wolfgang /Ferracuti) Der Labeling Approach ¾ Mikrosoziologische Theorien (Lemert, Becker) ¾ Makrosoziologische Theorien (Sack) ¾ Die Theorien des differentiellen Lernens (Sutherland/Sykes/ Matza) ¾ Die Kontrolltheorie (Hirschi) ¾ Die Theorie der moralischen Entwicklung und der Rechtssozialisation (Kohlberg) 3 Inhaber: Dr. Stefan Schanzenbächer Hauptstraße 5i - 10317 Berlin - info@konfrontativ.de Gestaltungsmerkmale, Methodiken und Techniken des Anti-AggressivitätsTrainings (vgl. Schanzenbächer 2003: 62) Geschlechtsrollenseminar: Gemeindenahe Therapie für Sexualstraftäter in JVA Glen Mills Schools: Integration von prosozialer Klientel und Belohnungssystem Spezielles Soziales Training: Delikt- und defizitorientiert, antagonistisch Kellys Kognitive Psychologie: Aggressive als Wissenschafter mit falschen Hypothesen AntiAggressivitätsTrainings Konfrontative Therapie: Den Widerstand des Klienten überwinden (Corsini) Rational-Emotive Therapie (RET): Fehlwahrnehmungen & dysfuntionale Verhaltensmuster Provokative Therapie: Lachen ist die beste Medizin (Farelly) Gestalttherapie: Fokussierung der Gedanken auf dem „Heißen Stuhl“ (Perls). 4 Inhaber: Dr. Stefan Schanzenbächer Hauptstraße 5i - 10317 Berlin - info@konfrontativ.de Entwicklung des Anti-Aggressivitäts-Trainings (Schanzenbächer 2003: 65) Jugendanstalt Hameln (stationär) Zeitachse 1981 Jugendanstalt Hameln (ambulant) Projekte außerhalb von Hameln Vorentwicklungen: „Mutterkonzept“ Geschlechtsrollenkurse Entwicklung des Urkonzeptes (Heilemann) Herbst Arbeitsgruppe 1986 (Heilemann, Weidner) 1987 AAT-Erprobungsphase (Weidner, Fischwasservon Proeck) 1989 Sporttherapeutische Akzentuierung des AAT (Weidner, Wolters) 1991 1992 AAT im „klassischen“ Stil (Weidner) 1995 Weiterentwicklung des AAT (Heilemann, Fischwasser-von Proeck ab Sept. 2000 LoGo AAT.pro Jugendstrafvollzug JGG-Bereich Bewährungshilfe Soziales Training Jugendgerichtshilfe Umfeld von Täter-OpferAusgleich Jugendarbeit Jugendsozialarbeit Streetwork Hortarbeit Ambulante und stationäre Jugendhilfe Schulischer Bereich (vgl. Kilb & Weidner 2000b: 380) 5 Inhaber: Dr. Stefan Schanzenbächer Hauptstraße 5i - 10317 Berlin - info@konfrontativ.de Die curricularen Faktoren des Anti-Aggressivitäts-Trainings (Weidner 1995: vgl. 146 f., zitiert bei Schanzenbächer 2003: 70) Faktoren 1. Aggressivitätsauslöser (Bandura) Lerninhalte Was sind provozierende Situationen? Wann ist für den Teilnehmer Gewalt ‘zwingend notwendig’? Lernziele Infragestellen ‘zwingender Notwendigkeiten’. Frühzeitiges Erkennen gewaltaffiner Entwicklungen. Rückzug bzw. Schlichtung als Alternative (Toch). Widerlegung der Hypothese ‘Härte Das Ideal des Teilnehmers ist hart, 2. Selbstbild macht unangreifbar’ (Kelly). unbeugsam, ‘cool’ und gnadenlos. zwischen Dissonanzausgleich durch veränderte Das reale Selbst ist dagegen leicht Ideal- und Rollenerwartungen: Kränkbare Perkränkbar, wenig selbstbewusst und Realselbst sönlichkeitsanteile respektieren als ‘Versager’ abgestempelt. (Joffe/ (Festinger). Sandler) Das Wecken von Schuld und Auseinandersetzung mit der real 3. NeutraliSchamgefühl. Übernahme der Verbegangenen Tat. Analyse vorgesierungsantwortung für die Taten. schobener Rechtfertigungen techniken (Legendenbildung). Konfrontation der Die Veränderung des Selbstbilds: (Sykes/ Vom souveränen Kämpfer zum Neutralisierung. Einmassierung des Matza) entschuldigenden Versager Realitätsprinzips (Folgen für das (Sykes/Matza). Opfer, Redl/Wineman). 4. OpferÄngste, Behinderungen, Schmerzen, Opfereinfühlungsvermögen. kommunikation Trauer von Gewaltopfern: Film- und Mitgefühl statt Verharmlosung, (Rössner/ Tonbandinterviews mit Gewaltopfern. Hass und Härte. Betroffenheit über Kuhn) Entschuldigungsbrief. mögliche und reale Opferfolgen wecken. Die Kosten Nutzen-Analyse: Jede 5. AggressiGewalttätige Unterwerfung zur weitere Körperverletzung nach der vität als Vorteil Erhöhung des Selbstwertgefühls, (Bandura) ‘Tankstelle’ des Selbstbewusstseins. vorzeitigen Entlassung kann erneute Haftzeit kosten. Respekt. Trotz Provokation gelassen bleiben. Das Aufstellen einer Hierarchie 6. Provoirritierender Situationen von leichten Das ‘Austesten’ der eigenen Grenzen kationstests Belästigungen bis zu aggressivitäts- im kontrollierten Umfeld. Die größte (Farrelly/ Niederlage des Provokateurs ist das auslösenden Provokationen. Matthews) Ignorieren der Provokation. 7. Subkultur Welche Rolle in der GleichaltrigenAnalyse von Gruppenstrukturen. (Polsky) Gruppe verlangt welches Verhalten? Steigerung der Antizipationsfähigkeit Das Infragestellen der ‘negativen, bei Gruppenzwängen. Erkenntaggressiven Führungsrolle’. nisgewinn: Der Durchsetzungsstarke kann sich auch pro-soziales Verhalten leisten. (Vorrath/Bendtro). Feedback an die Trainer bezüglich 8. InstituDas Durchleuchten der justiziellen der Gefahr der Identitätszerstörung tionelle Gewalt Wege aggressiver Insassen. Sub(Goffman). Beschwerdestrategien (Waldmann) jektiv empfundene Erniedrigungen gegen Ungerechtigkeiten statt Beund Angriffe auf die Identität der drohung bzw. Sachbeschädigung. Trainingsteilnehmer. 6 Inhaber: Dr. Stefan Schanzenbächer Hauptstraße 5i - 10317 Berlin - info@konfrontativ.de Das Curriculum des Anti-Aggressivitäts-Trainings (Weidner 1995: vgl. 141 f., zitiert bei Schanzenbächer 2003: 72) Dauer: 6 Monate 1. Monat Die einzelnen Phasen mit den curricularen Faktoren Integrationsphase F Aufnahmegespräch o Erwartungen der Trainer o Veränderungsbereitschaft F Aggressivitätsauslöser Flankierende Maßnahmen Rennrad FitnessTraining Musik Kochen 2. Monat 4. Monat 5. Monat 6. Monat Konfrontationsphase F Selbstbild zwischen Ideal- und Realselbst F Neutralisierungstechniken F Opferkommunikation F Provokationstests Grillen Asiatische Bewegungskünste Kochen Gewaltverringerungsphase F Aggressivität als Vorteil F Subkultur F institutionelle Gewalt Nachbetreuung F Tutorenarbeit 7 Inhaber: Dr. Stefan Schanzenbächer Hauptstraße 5i - 10317 Berlin - info@konfrontativ.de Grobstruktur des Sitzungscurriculums eines Anti-Aggressivitäts-Trainings im Land Brandenburg (Schanzenbächer 2003: 74) Sitzung Curriculum 1 Einführung 2– 4 Kennen lernen 5 – 11 Neutralisierungstechniken Aggressivität als Vorteil Selbstbild zwischen Ideal- und Realselbst 12 Provokationstests 13 – 19 außer 15 Opferkommunikation 15 Aggressivitätsauslöser Subkultur Institutionelle Gewalt 20 Nachbesprechung Methodische Umsetzung Kursbegleitende Angebote Gruppengespräch: - Bedingungen - Regeln und Absprachen Vertrag Evaluation (Pretest) Gruppengespräch: Teilnahme - Motivation Lebensgeschichte Interviews Vorbereitung mit der Gruppe „Heißer Stuhl“ - Sitzungen Ausklang in der Gruppe Hausaufgabe: Opferbriefe „Heißer Stuhl“ - Sitzungen Ausklang in der Gruppe Gruppengespräch: Besprechen der Opferbriefe Rollenspiele: Opferbefragung Besuch einer Kriminalpolizistin „Heißer Stuhl“ - Sitzungen Ausklang in der Gruppe Täter-Opfer-Gespräch Rollenspiele mit Videoreflexion (alternative Konfliktlösungsmöglichkei ten) Gruppengespräch Gruppengespräch Urkunden Tutorenwahl Evaluation (Posttest) Erlebnisorientierte Elemente: - Fahrt mit Mokicks und Motorroller - Kartracing - Gemeinsames Essen - AIKIDOO - Abschlussfest (Grillen) Begleitende Themen: - Rechtsextremismus - Alkoholmissbrauch - persönliches Zielnetz Unterstützende Übungen: - Vertrauensstärkung - Motivation - „Warm-up“ - Entspannung Spiel „Tabu“ 8