Etwas für`s Gemüt und erst noch Swiss Montage

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Etwas für`s Gemüt und erst noch Swiss Montage
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US-Cars
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Dodge Polara 500 Convertible
Etwas für`s Gemüt und erst noch Swiss Montage
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wischen 1948 und 1975 hat
die AMAG in Schinznach rund
35 000 Autos aus dem Chrysler-Konzern importiert und mehrheitlich in der Schweiz montiert,
darunter auch dieses - aus heutiger Sicht - ziemlich durchgeknallte Dodge Polara 500 Cabriolet.
gend an die Kunden weitergeben
musste; das Polara 500 Cabriolet
Swiss Made wurde seinerzeit für
32 000 Franken angeboten. Ein
vergleichbares Mercury Monterey
Cabrio war bereits für Fr. 30 730 zu
haben, hatte aber nicht den Stempel Montage Swiss.
Im 1962er Jahr fanden via die
AMAG in Schinznach-Bad 1939
Modelle aus dem Chrysler-Konzern (damals Chrysler, Dodge, Imperial, Plymouth) den Weg auf die
Schweizer Strassen, das viertbeste
Jahr für die Chrysler-Montage in
der Schweiz. Für die in Schinznach
montierten Modelle gab es Zollerleichterungen, die man nicht zwin-
Wir fliegen auf den Mond
Wir sind im Jahr 1962; die erste
Antibaby-Pille ist seit einem Jahr
im Handel und seit August 1961
steht auch die Berliner Mauer.
John F. Kennedy, der 35. Präsident
der Vereinigten Staaten ist dabei,
die Herzen der westlichen Welt
zu erobern. In seinem Land ist er
eher umstritten, gewinnt aber
Instrumente.
den Nervenkrieg während der
Kuba-Krise, und verspricht: „Wir
fliegen auf den Mond”.
In diesem Umfeld - die Beatles
starten gerade ihre Karriere in Liverpool - wird der Polara 500 als
Spitzenmodell von Dodge aufgelegt, die Konkurrenz von General
Motors hatte dem Chevrolet Impala gerade die rekordverdächtigen Flügel gestutzt. Auch Dodge
nahm die etwas zurückhaltender
modellierten Heckflügel weiter
zurück, pflegte aber en Detail,
wie die restlichen grossen Zwei,
weiterhin dieses ziemlich überbordende Design mit den Ornamenten,
Chromapplikationen,
Automatiktastatur.
farblichen Kontrasten und den
Bedienungsgadgets, wie den
Knopfdruckwähltasten für die Getriebeautomatik.
Der Polara ist ein Auto, das von
Chrom geradezu trieft, jeder der
fünf einzeln abgesetzten Buchstaben auf Motorhaube und Kofferdeckel scheint aus dem vollen
Gefräst, die Heckleuchtenträger
sehen wie Flakabschussrohre aus,
der Kühlergrill macht auf Haifischmaul, während sich die darin integrierten Scheinwerfer harmlos
wie Seerosen präsentieren.
Der Tacho des vom US-Car Center
in Sirnach zur Verfügung gestell-
Die ganze Pracht; ja so war`s in den 60ern.
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Haifischmaul mit
zwei Seerosen.
Dodge Polara Convertible 1962: Aktueller Wert ca. 55 000 Franken.
ten Exemplars hat erst 56 000
Kilometer auf dem Zähler, wurde
kürzlich in der Schweiz restauriert,
und zeigt sich in einem beinahe
perfekten Zustand. Das elektrische Verdeck ist neu, Servobremsen, Servolenkung und elektrische Fensterheber hatten damals
längst nicht alle Amerikaner, und
vordere Einzelsitze sowieso nicht.
Spaltmasse wie das Gebiss von
Pipi Langstrumpf. Funktionsschliff
wie die Heureka von Jean Tinguely, der seine Skulptur für die 1964
in Lausanne durchgeführte Landesausstellung schuf.
Die motorische Grundversorgung
stellt ein 5,9 Liter grosser V8 mit
309 SAE-PS sicher, er wird von ei-
Swiss Montage.
nem einzigen Fallstrom Vierfachvergaser gefüttert, und von insgesamt 16 Litern Wasser gekühlt.
Das tönt ziemlich imposant, am
Gaspedal fühlt es sich aber eher
wie ein verknoteter Gartenschlauch an. Und das ist gut so,
denn die Strassenlage erinnert an
eine Hängematte. „Schnell fahren
heisst wenig lenken” verriet einst
Walter Röhrl, im Polara muss man
am Lenkrad Wege wie beim Teigrühren machen, an schnell fahren
darf man gar nicht denken, zumal
die Einzelsitze der Querbeschleunigung keinen Widerstand entgegensetzen.
Summa Summarum mündet der
Polara 1962-Cocktail heutzutage
geht noch zum Lektor!
in ein vorzügliches Oldtimermenü.
Zuspruch statt Neid
Offen gleitet man fast schwerelos
dahin und erntet vom Strassenrand einige Fragezeichen, vorwiegend aber Zuspruch statt Neid.
Das farbenfrohe offene Auto bietet, was ein Oldtimerauto bieten
muss. Attraktive Ornamente, frivoles Styling und für die Passagiere eine gute Portion Luftigkeit, so
dass man auf allen Sitzplätzen die
Einmaligkeit ohne Reue geniessen
und auskosten kann. Der Polara
500, seinerzeit auch als profane Limousine erhältlich, kann dank der
grosszügig bemessenen Substanz
noch jahrzehntelang seine zweite
Mehr Zierelemente geht kaum.
Daseinsberechtigung
erfüllen.
Statt des damaligen Neupreises
von 32 000, verlangt Surber im
thurgauischen Sirnach nun runde
55 000 Franken. Die Exklusivität
des Polara 500 Cabriolets und die
steigende Nachfrage nach perfekten Amerikanern rechtfertigt
dieses Pricing, aber auf etwas Verhandlungsspielraum würden wir
spekulieren.
Text und Fotos: Jürg Wick
US-CAR-CENTER
Lenzbühl- Gloten
8370 Sirnach/TG
071 966 52 70
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Rücklichter wie Flackrohre.