DerErsteArbeitstag 02-2009
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DerErsteArbeitstag 02-2009
Job&Karriere Zumindest in den ersten Tagen. Weitgehende Veränderungen in den Arbeitsabläufen sollten, soweit möglich, auf die Zeit danach verschoben werden, empfiehlt Loren B. Belker, Autor des Bestsellers „The First-Time Manager“. Rapide Veränderungen rütteln am Status quo – und das verunsichert die Mitarbeiter. Ein weiterer typischer Anfängerfehler, besonders von unerfahrenen Führungskräften: Der Neue beschäftigt sich in den ersten Wochen überwiegend mit Dingen, nicht mit den Menschen. George W. Bush und sein Nachfolger Barack Obama im Oval Office Der erste tag im neuen Job anfängerfehler oder perfekter Auftritt? so verhalten sie sich richtig text – Eske Wright F ür einen kurzen Moment am 20. Januar werden der neue US-Präsident Barack Obama und rund 20 000 Deutsche eines gemeinsam haben: ihren ersten Arbeitstag. Obama konnte es offenbar nicht erwarten, endlich anzufangen. Bereits im November bat er den Kongress, ein Konjunkturpaket zu erarbeiten, das er bei Amtsantritt nur unterschreiben muss. Das nennt man Einsatz! Als Vorbild für „normale“ Führungskräfte, die einen neuen Arbeitsplatz einnehmen, ist Obama aber ungeeignet. „Gerade am Anfang sollte man als Führungskraft mit Fingerspitzengefühl vorgehen“, sagt Andreas Kömmling von AbsolutelyCoaching. „Der Neue bringt Veränderung mit sich, und das rüttelt an 124 maxim FEBRUAR 2 0 0 9 den Strukturen der bestehenden Organisation.“ Ihre zukünftigen Mitarbeiter fragen sich, ob sie mit Ihnen gut zusammenarbeiten werden. Ihre neuen Kollegen sehen Sie als potenzielle Konkurrenz für Beförderungen und Ihr Chef als Risiko – er hat Sie schließlich in die Firma geholt. Nur zu leicht neigt man deswegen dazu, „Everybody’s Darling“ werden zu wollen. Davor warnt Kömmling jedoch: „Natürlich müssen Sie sich erst in die Unternehmenskultur einfinden. Sie sollten sich aber beim neuen Job auch von Anfang an als Führungskraft positionieren.“ Die wichtigste Entscheidung, die Sie treffen müssen: Lassen Sie alles so, wie es ist. Manager beim Jobwechsel Bestens vorbereitet – trotzdem Unsicher Nur acht Prozent der Manager befürchten, laut einer Umfrage des Führungskräfte-Portals Placement24, den Herausforderungen eines neuen Jobs nicht gewachsen zu sein. Jedoch sorgen sich 37 Prozent, sie könnten nach dem Wechsel schneller gekündigt werden. 14 Prozent haben Angst, dies könnte während der Probezeit geschehen. FOTOS ERIC DRAPER/WHITE HOUSE/HAND OUT/CORBIS, IMAGO, BRIDGEMANART.COM, DPA/ULLSTEIN „Sie sollten sich im neuen Job schon vom ersten Tag an als Führungskraft positionieren“ Persönliche Gespräche mit jedem Mitarbeiter sind die wichtigste vertrauensbildende Maßnahme. Sie müssen nicht gleich am ersten Tag stattfinden. Vor allem in größeren Firmen sollten Sie sich Zeit lassen, um erst einmal die Strukturen kennenzulernen und Ihren Kollegen Gelegenheit zu geben, sich an Sie zu gewöhnen. Doch sobald Sie mit den Gesprächen beginnen, müssen diese alle möglichst zeitnah hintereinander durchgeführt werden. Nur so verhindert man, dass die Mitarbeiter vom Zeitpunkt des Gesprächs auf ihre Wichtig- bzw. Unwichtigkeit im Unternehmen schließen. Schaffen Sie eine Atmosphäre, in der Ihre Teammitglieder das Gefühl haben, offen sprechen zu können. Zeigen Sie echtes Interesse an ihrem Input: „Was meinen Sie, wie wir es besser machen könnten?“ „Je mehr Sie fragen, desto mehr erfahren Sie über die Erwartungen der Mitarbeiter“, rät Helmut Hofbauer, Coach und Co-Autor des Buches „Einstieg in die Führungsrolle“. Achten Sie dabei auch auf die Zwischentöne. Solche Gespräche sind eine gute Gelegenheit, „Anführer“ in einem Team zu entdecken. Für Ihre eigenen Pläne und Ideen lassen Sie sich besser noch etwas Zeit. Je länger Sie im Unternehmen sind, desto eher werden Ihre Mitarbeiter glauben, die Vorschläge stammten auch aus ihrer Zuarbeit. Das schweißt zusammen. Ähnlich subtil sollten Sie mit Ihrer Autorität umgehen. Die muss man, so Berater Loren Belker, genau dosieren. Belker: „Stellen Sie sich Ihre Autorität als Ware im Lagerhaus vor. Je weniger Sie auf einmal verbrauchen, desto mehr haben Sie übrig, wenn’s darauf ankommt.“ Eine neue Führungskraft, die nach links und rechts Befehle austeilt, stempeln Mitarbeiter schnell als machtgeil ab. Die Autorität verpufft, nutzt sich ab. Als ein „Wechselspiel“ beschreibt Executive Coach Andreas Kömmling die Situation. „Ich tue mir einen Gefallen, wenn ich am Anfang mit etwas Charme und Einfühlungsvermögen glänze. Gleichzeitig muss ich von der ersten Minute an deutlich machen, dass ich der Vorgesetzte bin, und meine Führungs- und Gestaltungskraft unterstreichen, ohne dabei arrogant oder abgehoben zu wirken.“ Lange Reden, nichts zu tun und die falschen schuhe Berühmte Chefs und Ihr erster Tag William Henry Harrison Position: Präsident der USA. Problem: Die Antrittsrede. Zwei Stunden lang quatscht Harrison am 4. März 1841 sein Personal zu. Im Freien. Bei einem Schneesturm! Ohne Mantel! Damit verantwortet er die längste Antrittsrede eines US-Präsidenten überhaupt. Einen Monat später stirbt Harrison – an einer Lungenentzündung. Weiterer Rekord: Kein anderer US- Präsident war kürzer im Amt. Uli HoeneSS Position: Manager. Problem: Nichts zu tun. Mit 27 Jahren kann der 35-malige Nationalspieler einfach nicht mehr. Chronische Knieprobleme beenden seine Kicker-Karriere, aber einen neuen Job hat er ja bereits: Manager des FC Bayern München. Bewaffnet mit Schreibblock und, entgegen seiner Gewohnheit, im Sakko erscheint Hoeneß am 1. Mai 1979 zur Arbeit auf der Geschäftsstelle und entdeckt, dass es dort für ihn absolut nichts zu erledigen gibt. Hoeneß: „Ich habe zwei Stunden herumtelefoniert und bin dann wieder heimgefahren.“ Joschka Fischer Position: Umweltminister. Problem: Garderobe. Am 12. Dezember 1985 übernimmt Joschka Fischer als erster Grüner ein Ministeramt (Umweltminister in Hessen). Zur Vereidigung schreitet Fischer in Jeans und weißen Turnschuhen. Dafür wird er von höchster Ebene scharf kritisiert. Bundeskanzler Helmut Kohl tobt in der Bild am Sonntag: „Die Aufmachung des Herrn Fischer ist allein schon eine Unverfrorenheit.“ Fischer hat andere Sorgen. Er fürchtet sich davor, er könnte sich beim Amtseid versprechen. Diesen Fehler macht er nicht. Regeln für Die ersten arbeitstage Fragen Sie nach Innerhalb der ersten Wochen erwartet man, dass Sie nicht immer genau wissen, wie es läuft. Fragen bringt sogar Pluspunkte: Menschen lieben es, Ratschläge zu geben – so fühlen sie sich wichtiger. Kein Kumpel sein Freundlichkeit bedeutet nicht, dass man ein Kumpel sein muss. Persönliche Beziehungen müssen wohlüberlegt sein – immerhin werden Sie nicht immer nur höflich darum bitten, dass etwas erledigt wird. Wir-Gefühl zeigen Achten Sie darauf, wie Sie Sätze formulieren. „Wie habt ihr das bisher getan?“ zeigt, dass Sie Außenseiter bleiben wollen. Mit einem „wir“ gehören Sie dazu. Lernen Sie zu delegieren Wer neu in eine ManagerPosition aufsteigt, neigt dazu, Aufgaben zu übernehmen, die er früher hatte. Machen Sie sich schnell klar, wer im Team dafür verantwortlich ist. Vorsicht vor anderen Neuen Wer mit Ihnen anfängt, scheint ein natürlicher Verbündeter zu sein, aber er wird Ihnen bei der Eingliederung nicht helfen. Abends einen trinken gehen? Lassen Sie sich wenigstens zwei Wochen Zeit, bevor Sie mit Kollegen ausgehen. Ihre beruflichen Qualifikationen sollten erst für sich sprechen, bevor Sie zu viel Privates zeigen.