Leitlinien zur sozioökonomischen Analyse
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Leitlinien zur sozioökonomischen Analyse
Leitlinien zur sozioökonomischen Analyse – Beschränkungen Mai 2008 Leitlinien zur Durchführung von REACH Deutsche Übersetzung durch die Bundesstelle für Chemikalien März 2010 RECHTLICHER HINWEIS In den vorliegenden Leitlinien zu REACH wird erläutert, welche Verpflichtungen sich im Rahmen von REACH ergeben und wie diese zu erfüllen sind. Anwender werden darauf hingewiesen, dass einzig der Wortlaut der REACH-Verordnung rechtlich bindend ist und die im vorliegenden Dokument enthaltenen Informationen keine Rechtsauskünfte darstellen. Die Europäische Chemikalienagentur übernimmt keinerlei Haftung für den Inhalt des vorliegenden Dokuments. © Europäische Chemikalienagentur (ECHA), 2008 Vervielfältigung nur mit Quellenangabe gestattet. 2 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN VORWORT Dieses Dokument beschreibt die sozioökonomische Analyse unter dem REACH-Beschränkungsverfahren. Es ist Teil einer Reihe von Leitlinien, die Stakeholder bei der Erfüllung ihrer Verpflichtungen gemäß der REACH-Verordnung unterstützen sollen. Diese Dokumente geben ausführliche Anleitung für eine Reihe grundlegender Verfahren im Rahmen von REACH sowie für spezifische wissenschaftliche und/oder technische Verfahren, die von der Industrie oder den Behörden unter REACH anzuwenden sind. Die Leitlinien wurden im Rahmen der von den Diensten der Europäischen Kommission geleiteten REACH-Durchführungsprojekte (RIPs - REACH Implementation Projects) mit Beteiligung von Stakeholdern aus den Mitgliedstaaten, aus Industrie und Nichtregierungsorganisationen erarbeitet und diskutiert. Diese Leitlinien können von der Website der Europäischen Chemikalienagentur abgerufen werden (http://echa.europa.eu/reach_en.asp). Weitere Leitlinien werden auf dieser Website nach ihrer Fertigstellung bzw. Aktualisierung veröffentlicht. Der rechtliche Bezug für dieses Dokument ist die REACH-Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Dezember 20061. VORWORT ZUR DEUTSCHEN ÜBERSETZUNG März 2010 Das vorliegende Dokument ist eine deutsche Übersetzung des Leitfadens „Guidance on SocioEconomic Analysis – Restrictions“ durch die Bundesstelle für Chemikalien. Die Originalfassung in englischer Sprache wurde im Mai 2008 von der Europäischen Chemikalienagentur veröffentlicht. Der Leitfaden richtet sich zunächst an Behörden, die sozioökonomische Analysen als Teil von Beschränkungsvorschlägen erstellen. Er kann aber auch von Unternehmen und interessierten Kreisen herangezogen werden, die vom Beschränkungsverfahren betroffen sind und sich in deutscher Sprache über die sozioökonomische Analyse informieren möchten. Die Übersetzung bleibt nahe am Originaltext und nimmt dafür sprachliche Unebenheiten in Kauf. In Zweifelsfällen gilt der Originaltext der englischen Fassung vom Mai 2008. 1 Berichtigung der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Dezember 2006 zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH), zur Schaffung einer Europäischen Chemikalienagentur, zur Änderung der Richtlinie 1999/45/EG und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 793/93 des Rates, der Verordnung (EG) Nr. 1488/94 der Kommission, der Richtlinie 76/769/EWG des Rates sowie der Richtlinien 91/155/EWG, 93/67/EWG, 93/105/EG und 2000/21/EG der Kommission (ABl. L 396 vom 30.12.2006); geändert durch Verordnung (EG) Nr. 1354/2007 des Rates vom 15. November 2007 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH) aufgrund des Beitritts von Bulgarien und Rumänien (ABl. L 304 vom 22.11.2007, S. 1). 3 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN INHALTSVERZEICHNIS GLOSSAR ....................................................................................................................................................................10 ABKÜRZUNGEN........................................................................................................................................................21 1 EINFÜHRUNG IN DIE LEITLINIEN UND DIE ZIELE DER SEA ....................................................................23 1.1 Für wen sind die Leitlinien bestimmt? ...........................................................................................................24 1.2 Die Ziele der sozioökonomischen Analyse (SEA) .........................................................................................28 1.2.1 Warum ist eine SEA wichtig? .............................................................................................................28 1.2.2 Zweck 1: Begründung, dass gemeinschaftsweite Maßnahmen erforderlich sind ................................31 1.2.3 Zweck 2: Beurteilung, ob die vorgeschlagene Beschränkung die geeignetste gemeinschaftsweite Maßnahme im Vergleich zu anderen RMO ist ....................................................................................31 1.2.4 Zweck 3: Verfeinerung des Beschränkungsvorschlags .......................................................................32 1.2.5 Zweck 4: Beurteilung der vorgeschlagenen Beschränkung.................................................................33 1.3 Fokus dieser Leitlinien ...................................................................................................................................33 1.4 „Schnelleinstieg“ – Wie sollte die sozioökonomische Analyse (SEA) durchgeführt werden?.......................34 1.4.1 Das gesamte SEA-Verfahren...............................................................................................................34 1.4.2 Stufe 1: Festlegung der Ziele der SEA ................................................................................................38 1.4.3 Stufe 2: Festlegung des Untersuchungsumfangs .................................................................................40 1.4.4 Stufe 3: Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen...............................................................44 1.4.5 Stufe 4: Interpretation und Ableitung von Schlussfolgerungen...........................................................48 1.4.6 Stufe 5: Darstellung der Ergebnisse ....................................................................................................51 1.4.7 Was man vermeiden sollte...................................................................................................................52 1.4.8 Übersichts-Ablaufdiagramm ...............................................................................................................53 2 DAS SEA-VERFAHREN – STUFE 2: FESTLEGUNG DES UNTERSUCHUNGSUMFANGS.........................55 2.1 Einführung in die Festlegung des Untersuchungsumfangs.............................................................................55 2.2 Schritt 2.1 – Organisation der Arbeit..............................................................................................................55 2.3 Schritt 2.2 – Festlegung des „Baseline“-Szenarios.........................................................................................57 2.4 Schritt 2.3 – Festlegung des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios...............................................................58 2.5 Schritt 2.4 – Festlegung der Grenzen der SEA ...............................................................................................62 2.5.1 Überblick.............................................................................................................................................62 2.5.2 Relevante Lieferketten ........................................................................................................................62 2.5.3 Zeitraum für die SEA ..........................................................................................................................64 2.5.4 Geografisch erfasster Bereich der SEA ...............................................................................................65 2.6 Beispiel für Stufe 2 .........................................................................................................................................66 3 DAS SEA-VERFAHREN – STUFE 3: IDENTIFZIERUNG UND BEURTEILUNG VON AUSWIRKUNGEN69 3.1 Einführung ......................................................................................................................................................69 3.2 Schritt 3.1 – Wie sind die Hauptauswirkungen zu identifizieren....................................................................70 5 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 3.3 Wichtige Überlegungen bei der Erfassung und Beurteilung der Auswirkungen ............................................71 3.3.1 Überlegungen zur Anwendung eines schrittweisen Verfahrens ..........................................................71 3.3.2 Fokussierung auf die Unterschiede zwischen den Szenarien und nicht auf die absoluten Werte für jedes Szenario...............................................................................................................................................72 3.3.3 Minimierung wesentlicher Unsicherheiten, die bei der Analyse auftreten (falls dies machbar ist).....73 3.3.4 Vermeidung der doppelten Zählung einer Auswirkung entlang der Lieferkette .................................73 3.4 Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt ..................................................................74 3.4.1 Einführung in die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt ..........................74 3.4.2 Veränderungen bei der Herstellung, Einfuhr und Verwendung des Stoffs und der Alternativen in relevanten Lieferketten und erste Identifizierung relevanter Auswirkungen.......................................78 3.4.3 Veränderungen bei Emissionen und Expositionen ..............................................................................83 3.4.4 Veränderungen bei Gesundheits- und Umweltauswirkungen .............................................................86 3.4.5 Monetäre Bewertung der Auswirkungen.............................................................................................92 3.4.6 Berichten der Ergebnisse.....................................................................................................................96 3.5 Wirtschaftliche Auswirkungen .......................................................................................................................96 3.5.1 Unterscheidung zwischen privaten und gesellschaftlichen Kosten .....................................................98 3.5.2 Schritt 3.1 – Identifizierung wirtschaftlicher Auswirkungen ..............................................................99 3.5.3 Schritt 3.2 – Verfahren zur Datenerfassung ........................................................................................100 3.5.4 Schritt 3.3 – Beurteilung der wirtschaftlichen Auswirkungen ............................................................102 3.6 Soziale Auswirkungen ....................................................................................................................................103 3.6.1 Schritt 3.1 – Identifizierung der sozialen Auswirkungen ....................................................................104 3.6.2 Schritt 3.2 – Verfahren zur Datenerfassung ........................................................................................105 3.6.3 Schritt 3.3 – Beurteilung der sozialen Auswirkungen .........................................................................106 3.7 Handel, Wettbewerb und Wirtschaftsentwicklung (weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen) ..........108 3.7.1 Schritt 3.1 – Identifizierung der Auswirkungen auf Handel, Wettbewerb und Wirtschaftsentwicklung108 3.7.2 Schritt 3.2 – Verfahren zur Datenerfassung ........................................................................................108 3.7.3 Schritt 3.3 – Beurteilung der weiter reichenden wirtschaftlichen Auswirkungen ...............................109 3.8 Schritt 3.4 – Gewährleistung der Konsistenz der Analyse..............................................................................110 3.8.1 Wechselkurse ......................................................................................................................................111 3.8.2 Inflation ...............................................................................................................................................111 3.8.3 Diskontierung ......................................................................................................................................112 3.9 Beispiel für die Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen ..............................................................116 4 DAS SEA-VERFAHREN – STUFE 4: INTERPRETATION UND ABLEITUNG VON SCHLUSSFOLGERUNGEN .......................................................................................................................................121 4.1 Einführung ......................................................................................................................................................121 4.2 Schritt 4.1: Vergleich der qualitativen, quantitativen oder monetisierten Auswirkungen ..............................121 4.3 Schritt 4.2: Vergleich der Verteilungswirkungen ...........................................................................................126 4.3.1 Einführung...........................................................................................................................................126 4.3.2 Vorgehen .............................................................................................................................................127 4.3.3 Darstellung der Verteilungsanalyse.....................................................................................................128 4.4 Schritt 4.3: Überlegungen, wie die Unsicherheiten in der Analyse das Ergebnis der SEA verändern können 129 4.4.1 Einführung...........................................................................................................................................129 4.4.2 Vorgehen .............................................................................................................................................130 4.4.3 Darstellung der Unsicherheitsanalyse .................................................................................................135 4.5 Schritt 4.4: Entscheidung, ob eine Schlussfolgerung abgeleitet werden kann................................................137 5 DAS SEA-VERFAHREN – STUFE 5: DARSTELLUNG DER ERGEBNISSE ...................................................139 6 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 5.1 Einführung ......................................................................................................................................................139 5.2 Berichtsformat ................................................................................................................................................140 5.2.1 Informationen zum Ausfüllen der Dokumentvorlage..........................................................................141 5.3 Interne Checkliste – Relevant für Behörden, die eine SEA im Rahmen des Dossiers nach Anhang XV einreichen .......................................................................................................................................................143 ANHANG A KONSULTATIONEN WÄHREND DER ERSTELLUNG DES BESCHRÄNKUNGSVORSCHLAGS147 A.1 Einführung ......................................................................................................................................................148 A.2 Stufen der Erarbeitung eines Konsultationsplans ...........................................................................................149 ANHANG B ABSCHÄTZUNG DER AUSWIRKUNGEN ........................................................................................156 B.1 Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt ..............................................................................157 B.1.1 „Qualitätsbereinigtes Lebensjahr“ (QALY) und Behinderungsbereinigte Lebensjahre (DALY) .......157 B.1.2 Kosten pro Einheit für Mortalität und Morbidität und externe Kosten für verschiedene Schadstoffe 158 B.2 Wirtschaftliche Auswirkungen .......................................................................................................................162 B.3 Soziale Auswirkungen ....................................................................................................................................165 C.4 Handels-, Wettbewerbs- und weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen ..............................................169 ANHANG C METHODEN ZUR MONETÄREN BEWERTUNG .............................................................................178 C.1 Werteübertragung ...........................................................................................................................................179 C.2 Bekundete Präferenz (SP - stated preference) ................................................................................................184 C.3 Offenbarte Präferenz (RP – revealed preference) ...........................................................................................187 C.4 Ressourcenkosten-Methode ............................................................................................................................190 C.5 Methode der vermiedenen Kosten ..................................................................................................................191 ANHANG D DISKONTIERUNG................................................................................................................................193 D.1 Die Gründe für die Diskontierung: „die Zukunft wird geringer bewertet als die Gegenwart“ .......................194 D.2 Auswahl der Diskontrate ................................................................................................................................195 D.3 Ansätze für Diskontierungsraten ....................................................................................................................199 D.4 Andere wichtige Überlegungen ......................................................................................................................203 E.1 Sensitivitätsanalyse.........................................................................................................................................210 E.2 Szenario-Analyse............................................................................................................................................212 E.3 Expertenurteil .................................................................................................................................................214 E.4 Monte-Carlo-Analyse .....................................................................................................................................216 ANHANG F INSTRUMENTE DER SOZIOÖKONOMISCHEN BEWERTUNG .....................................................218 F.1 Kosten-Nutzen-Analyse (KNA) .....................................................................................................................219 7 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN F.2 Multikriterielle Analyse (MKA) .....................................................................................................................220 F.3 Kosten-Wirksamkeitsanalyse (KWA) ............................................................................................................223 F.4 Beurteilung der Einhaltungskosten (Compliance-Kosten)..............................................................................224 F.5 Makroökonomische Modellierung..................................................................................................................225 ANHANG G ERST-CHECKLISTEN – IDENTIFIZIERUNG VON AUSWIRKUNGEN........................................226 TABELLEN Tabelle 1 Vorgeschlagene Maßnahmen unter dem Beschränkungs-Szenario ..........................................................59 Tabelle 2 Welche Lieferketten sind einzubeziehen?.................................................................................................63 Tabelle 3 Kosteninformationen, die für eine typische Beschränkungs-SEA benötigt werden .................................102 Tabelle 4 Zusammenfassung der Kosten und Nutzen einer Beschränkung im Zeitablauf*......................................116 Tabelle 5 Unterer bis oberer Bereich für Kostenschätzungen...................................................................................118 Tabelle 6 Sensitivitätsanalyse: Auswirkungen auf Gesamtkosten durch Variation jedes Kostenelements ..............118 Tabelle 7 Vergleich der Hauptauswirkungen unterschiedlicher RMO unter Verwendung qualitativer, quantitativer und monetisierter Daten................................................................................................................................................122 Tabelle 8 Qualitativer und quantitativer Vergleich der Hauptkosten und -nutzen der vorgeschlagenen Beschränkung125 Tabelle 9 Fragen zur Betrachtung der Verteilungswirkungen der vorgeschlagenen Beschränkung.........................127 Tabelle 10 Qualitativer, quantitiver und monetisierter Vergleich der Verteilungswirkungen * .................................128 Tabelle 11 In der SEA verwendete Annahmen...........................................................................................................136 Tabelle 12 Ergebnisse der Unsicherheitsanalyse ........................................................................................................136 Tabelle 13 Übersicht - Wer kann mit welchen Informationen einen Beitrag leisten .................................................151 Tabelle 14 Referenzwerte für Wirkungen der Chemikalienexposition auf die Mortalität (Preisniveau 2003) ..........159 Tabelle 15 Referenzwerte für Wirkungen der Chemikalienexposition auf einige Endpunkte akuter Wirkungen auf die Morbidität (Preisniveau 2003) ......................................................................................................................................159 Tabelle 16 Durchschnittliche Schäden pro Emission.................................................................................................160 Tabelle 17 Externe Kosten der Stromerzeugung in der EU (in Cent/kWh) ...............................................................161 Tabelle 18 Beispiel für die Bedeutung der Terminierung der Auswirkung ...............................................................196 Tabelle 19 Diskontraten.............................................................................................................................................198 Tabelle 20 Harmonisierte langfristige Zinsraten im Euro-Währungsraum................................................................203 Tabelle 21 Erst-Checkliste – Risiken für die menschliche Gesundheit .....................................................................228 Tabelle 22 Erst-Checkliste - Umweltrisiken..............................................................................................................229 Tabelle 23 Erst-Checkliste – wirtschaftliche Auswirkungen.....................................................................................231 Tabelle 24 Erst-Checkliste – soziale Auswirkungen .................................................................................................232 Tabelle 25 Erst-Checkliste – Wettbewerbs-, Handels- und weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen ...........233 ABBILDUNGEN Abbildung 1 Abbildung 2 Abbildung 3 Abbildung 4 Abbildung 5 Abbildung 6 Abbildung 7 Abbildung 8 Abbildung 9 Abbildung 10 Abbildung 11 Abbildung 12 8 Das Beschränkungsverfahren...............................................................................................................26 Die Hauptzeitachse des Beschränkungsverfahrens (MS erstellt Dossier nach Anhang XV) ...............27 Maßnahmen der Behörden bei der Erstellung eines Beschränkungsvorschlags ..................................30 Einfaches Ablaufdiagramm über den Entwicklungsprozess einer SEA ..............................................36 Vereinfachtes SEA-Verfahren mit Angabe der Leitlinien-Kapitel ......................................................37 Das SEA-Verfahren - Stufe 1 ..............................................................................................................38 SEA-Verfahren – Stufe 2 .....................................................................................................................40 SEA-Verfahren – Stufe 3 .....................................................................................................................44 SEA-Verfahren – Stufe 4 .....................................................................................................................48 SEA-Verfahren – Stufe 5 .....................................................................................................................51 Ablaufdiagramm über das Verfahren zur Durchführung einer Beschränkungs-SEA ..........................54 SEA-Verfahren – Stufe 2 .....................................................................................................................55 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Abbildung 13 Entwicklung des „Baseline-Szenarios“ – Bezug zum Dossier nach Anhang XV................................58 Abbildung 14 Entwicklung des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios – Bezug zum Dossier nach Anhang XV......59 Abbildung 15 Das SEA-Verfahren - Stufe 3 ..............................................................................................................69 Abbildung 16 Wie sind die Hauptauswirkungen zu bestimmen .................................................................................71 Abbildung 17 Schrittweises Vorgehen bei der Analyse der Auswirkungen ...............................................................72 Abbildung 18 Schema für die Beurteilung der Gesundheits- und Umweltauswirkungen ..........................................76 Abbildung 19 Veranschaulichung der Quantifizierung von Gesundheitsauswirkungen für Verbraucherexposition gegenüber einem Karzinogen .......................................................................................................................................91 Abbildung 20 SEA-Verfahren – Stufe 4 .....................................................................................................................121 Abbildung 21 Schrittweises Vorgehen bei der Unsicherheitsanalyse.........................................................................131 Abbildung 22 Verfahren der Unsicherheitsanalyse ....................................................................................................132 Abbildung 23 Verfahren für eine deterministische Unsicherheitsanalyse ..................................................................135 Abbildung 24 SEA-Verfahren - Stufe 5......................................................................................................................139 9 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN GLOSSAR Das nachstehende Glossar beinhaltet alle technischen und sozioökonomischen Fachtermini, die in diesen Leitlinien verwendet werden. Alle kursiv gedruckten Begriffe sind auch in diesem Glossar zu finden. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) verfügt außerdem über ein Glossar mit Begriffen, die für REACH relevant sind. Dieses ist unter folgendem Link zu finden: http://reach.jrc.it/public-2/glossary.htm Agentur Europäische Chemikalienagentur (ECHA), wie durch die REACH-Verordnung errichtet. Akteure in der Lieferkette Alle Hersteller und/oder Importeure (M/I) und/oder nachgeschalteten Anwender (DU) in einer Lieferkette (Art. 3(17)). In den vorliegenden Leitlinien wird der Begriff auch für Händler, Verbraucher und die Lieferkette für Erzeugnisse verwendet. Er kann außerdem die Akteure in den Lieferketten für Alternativstoffe sowie für alternative Verfahren bezeichnen. Siehe auch Lieferkette. Alternative Eine Alternative ist ein möglicher Ersatz für einen Stoff. Die Alternative sollte die Funktion ersetzen können, die der Stoff erfüllt. Die Alternative könnte ein anderer Stoff (oder mehrere Stoffe) oder eine Technologie sein (z. B. ein Prozess, Verfahren, eine Vorrichtung oder Modifikation im Endprodukt) oder eine Kombination von technischen und stofflichen Alternativen. Eine technische Alternative könnte zum Beispiel ein physikalisches Mittel zur Erreichung derselben Funktion, die der Stoff erfüllt, sein oder möglicherweise Veränderungen in Produktion, Prozess oder Produkt, welche die Notwendigkeit für den Stoff gänzlich beseitigen. Anhang XV Anhang XV der REACH-Verordnung legt allgemeine Grundsätze für die Erstellung von Dossiers nach Anhang XV mit Vorschlägen und Begründungen für folgende Punkte fest: (a) harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung von C-M-RStoffen, Stoffen, die eine Sensibilisierung nach Inhalation auslösen können, und anderen Wirkungen (b) Identifizierung von PBT-, vPvB- oder ähnlich besorgniserregenden Stoffen (c) Beschränkungen für die Herstellung, das Inverkehrbringen oder die Verwendung eines Stoffs in der Gemeinschaft. Weitere Details sind zu finden in Guidance on Annex XV for restrictions für Mitgliedstaaten und die Agentur bei der Vorbereitung eines Dossiers nach Anhang XV. 10 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Anhang XVII Anhang XVII von REACH führt alle Stoffe mit eingeschränkter Verwendung und die Bedingungen ihrer Beschränkungen unter REACH auf. Annualisierte Kosten Die Darstellung der annualisierten Kosten (oder entsprechender Jahreskosten) ist ein Verfahren, bei welchem einmalige Kosten (z. B. Kapital, Anlagenstillstandszeit) einer Maßnahme über ihre Lebensdauer hinweg unter Anwendung der relevanten Diskontrate angeglichen werden. Dies wird dargestellt als jährliche Kosten (mit gleichen jährlichen Zahlungen) unter der Annahme, dass es dem Profil einer Annuität folgt. Wenn beispielsweise die Einführung einer Maßnahme € 100k kostet und davon ausgegangen wird, dass die Lebensdauer zehn Jahre und die Diskontrate 4 % beträgt, dann belaufen sich die annualisierten Kosten auf etwa € 12k pro Jahr. Die annualisierten Kosten können berechnet werden als der Annualisierungsfaktor multipliziert mit den einmaligen Kosten. Der Annualisierungsfaktor entspricht r(l+r)n/((l+r)n –1). Im obigen Beispiel heißt das: € 100k * (0,04(1+0,04)10/((1+0,04) 10-1)) = € 12,3k pro Jahr. Ausschuss für sozioökonomische Analyse (SEAC) Der Ausschuss für sozioökonomische Analyse (SEAC) ist ein Ausschuss der Agentur, der verantwortlich ist für die Erarbeitung der Stellungnahmen der Agentur zu Zulassungsanträgen, Beschränkungsvorschlägen und allen anderen Fragen, die sich aus der Wirkung der REACH-Verordnung in Bezug auf die sozioökonomischen Auswirkungen einer möglichen legislativen Maßnahme für Stoffe ergeben. Der SEAC besteht aus mindestens einem, aber nicht mehr als zwei Mitgliedern aus den benannten Personen jedes Mitgliedstaats, die vom Verwaltungsrat für einen verlängerbaren Zeitraum von drei Jahren eingesetzt werden. Die Ausschussmitglieder können von Beratern zu wissenschaftlichen, technischen oder regulatorischen Angelegenheiten begleitet werden. Auswirkungen Alle möglichen Wirkungen – positive oder negative – einschließlich wirtschaftliche, Gesundheits-, Umwelt-, soziale und weiter reichende Auswirkungen auf Handel, Wettbewerb und wirtschaftliche Entwicklung. Barwert Der zukünftige Wert einer Auswirkung, ausgedrückt als Barwert mittels Diskontierung. Bekundete Präferenz (SP – stated preference) Bereitschaft, für etwas zu zahlen, das nicht vermarktet wird, wie sie aus Antworten der Menschen auf Fragen zu Präferenzen für verschiedene Kombinationen von Situationen und kontrollierten Diskussionsgruppen abgeleitet wird. (Siehe Anhang C.2 für weitere Informationen). 11 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Beschränkung Jede Bedingung für oder jedes Verbot im Hinblick auf Herstellung, Verwendung oder Inverkehrbringen eines Stoffs. Die unter REACH begeschränkten Stoffe und die Bedingungen für deren Beschränkungen sind in Anhang XVII der Verordnung enthalten. Das Beschränkungsverfahren ist ein Sicherheitsnetz, um unakzeptable Risiken für die menschliche Gesundheit oder die Umwelt zu behandeln, die sich aus der Herstellung, Verwendung oder dem Inverkehrbringen von Stoffen ergeben und welche gemeinschaftsweit behandelt werden müssen. Beschränkungsvorschlag Siehe Dossier nach Anhang XV BIP-Deflator Ein Index des allgemeinen Preisniveaus in der Gesamtwirtschaft, gemessen durch das Verhältnis des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Nominal- (d. h. Bargeld-) Werten zum BIP bei konstanten Preisen. Diskontierung Ein Verfahren zur Umrechnung von zukünftigen Kosten oder Nutzen, um Werte mit einer Diskontrate darzustellen. Diskontrate Wird zur Umrechnung eines zukünftigen Einkommens- (oder Ausgaben-) Stroms angewendet, um seinen augenblicklichen Wert darzustellen. Sie gibt den jährlichen Prozentsatz an, um welchen der Barwert eines zukünftigen Euro, oder einer anderen Rechnungseinheit, im Zeitablauf voraussichtlich sinken wird. Dossier nach Anhang XV Ein gemäß Anhang XV der REACH-Verordnung erstelltes Dossier. Das Dossier besteht aus zwei Teilen: dem Bericht nach Anhang XV und einem technischen Dossier nach Anhang XV zur Unterstützung des Berichts nach Anhang XV. Ein Beschränkungsdossier nach Anhang XV beinhaltet Vorschläge und Begründungen zu einer Beschränkung der Herstellung, des Inverkehrbringens und der Verwendung eines Stoffs unter REACH. Erwartungswert Der gewichtete Mittelwert aller möglichen Werte einer Variablen, wobei die Gewichtungen die Wahrscheinlichkeiten sind. Erzeugnis Erzeugnis bezeichnet ein Objekt, welches während der Produktion eine spezielle Form, Oberfläche oder Design erhält, welche seine Funktion in höherem Maße bestimmen als seine chemische Zusammensetzung. Existenzwert Der Wert, der dem Fortbestand eines Guts zum Nutzen gegenwärtiger und zukünftiger Generationen von den Menschen zugeordnet wird. Im Fall der letzteren wird er manchmal als Vermächtniswert bezeichnet. 12 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Externalitäten Die nicht marktbezogenen Auswirkungen einer Aktivität, welche nicht von denjenigen getragen werden, welche sie generieren. Finanzielle Auswirkungen Kosten und Nutzen, die identifizierten Akteuren in relevanten Lieferketten entstehen. Finanzielle Kosten werden im Allgemeinen Steuern, Subventionen, Abschreibungen, Kapitalkosten und andere Transferzahlungen sein. NB! Spezifische Begriffe werden in Abschnitt 3.4 über Wirtschaftliche Auswirkungen weiter erläutert. Geeignete Alternative Eine Alternative, die für den Ersatz eines Stoffes technisch und wirtschaftlich machbar ist, wenn der Übergang zu dieser Alternative zu einem reduzierten Gesamtrisiko für die menschliche Gesundheit und die Umwelt führt, wobei Risikomanagementmaßnahmen zu berücksichtigen sind. Sie muss auch für den Übergang verfügbar sein (d. h. ist in ausreichender Qualität und Quantität zugänglich). (Gesamte) Jährliche Kosten Die Summe der annualisierten einmaligen Kosten und der jährlichen Betriebskosten. Bei dem obigen Beispiel einer Maßnahme, deren Einführung € 100k kostet, mit jährlichen Betriebskosten von € 10k über die Lebensdauer hinweg, betragen die jährlichen Gesamtkosten etwa € 22k, was der Summe von annualisierten Kapitalkosten (€ 12k) plus Betriebskosten (€ 10k) entspricht. Gesundheitsauswirkungen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit einschließlich Morbiditäts- und Mortalitätseffekte. Erfasst gesundheitsbezogene Wohlfahrtseffekte, Produktionsausfall durch Krankheit der Beschäftigten und Kosten des Gesundheitswesens. Hedonische Preisfestlegung Ableiten von Werten durch Zerlegung der Marktpreise in ihre einzelnen Bestandteile. Hersteller / Importeur (M/I) Jede natürliche oder juristische Person mit Sitz in der Gemeinschaft, die einen Stoff innerhalb der Gemeinschaft herstellt (Hersteller) oder für den Import verantwortlich ist (Importeur) (Art. 3(9) und (11)). In diesen Leitlinien wird der Begriff auch für die Anbieter von Alternativen verwendet. 13 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Informationen zu Alternativen Ein Dossier nach Anhang XV muss verfügbare Informationen über Alternativen enthalten. Das sind: - Informationen über Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt in Bezug auf Herstellung und Verwendung der Alternativen; - Verfügbarkeit der Alternative, einschließlich Zeitskala; und - die technische und wirtschaftliche Machbarkeit der Verwendung einer Alternative. Anleitung zur Erfassung von Informationen über Alternativen sind zu finden in Guidance on Annex XV for restrictions. Interessierte Partei Jede Organisation, Einzelperson, Behörde oder Firma – außer der Behörde des Mitgliedstaats, die ein Dossier nach Anhang XV erstellt hat – mit einem potenziellen Interesse an der Vorlage von SEA-Informationen über die vorgeschlagene Beschränkung. Komitologie-Verfahren Gemäß Artikel 202 des Vertrags zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft (ECT) ist es die Aufgabe der Kommission, die Gesetzgebung auf Gemeinschaftsebene umzusetzen. In der Praxis legt jedes gesetzgebende Dokument den Bereich der Umsetzungsbefugnisse fest, die der Kommission durch den Rat der Europäischen Union übertragen werden. In diesem Kontext sieht der Vertrag vor, dass die Kommission im Einklang mit dem Verfahren, das als „Komitologie“ bekannt ist, von einem Ausschuss unterstützt wird. Weitere Details sind zu finden unter: http://europa.eu/scadplus/glossary/comitology_en.htm Präziser ausgedrückt, Beschränkungsvorschläge unter REACH werden gemäß dem Regelungsverfahren mit Kontrolle angenommen (siehe nachfolgende Beschreibung). Kosten Die negativen Auswirkungen, direkte und indirekte, die sich aus einigen Maßnahmen ergeben. Schließen sowohl finanzielle als auch nicht-finanzielle Informationen ein. Kosten-Nutzen-Analyse (KNA) Analyse, welche möglichst monetär Kosten und Nutzen einer möglichen Maßnahme quantifiziert, dazu gehören auch solche Posten, für welche der Markt keine zufriedenstellende Messgröße für den ökonomischen Wert2 liefert. (Siehe für weitere Informationen Anhang F.1). 2 Anmerkung des Übersetzers: Formatierung geändert. 14 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Kosten-Wirksamkeitsanalyse (KWA) Wird häufig angewendet, um die geringsten Kostenmittel für die Erreichung festgelegter Ziele oder Vorgaben zu bestimmen (ohne jedoch auf diese Anwendung beschränkt zu sein). Die KWA kann darauf abzielen, die Option mit den geringsten Kosten aus einer Menge von alternativen Optionen zu ermitteln, die alle die Ziele erreichen. In komplizierteren Fällen wird die KWA angewendet, um eine Kombination von Maßnahmen zu ermitteln, welche das festgelegte Ziel erreichen. (Siehe für weitere Informationen Anhang F.3). Lieferkette In diesem Leitfaden ist die Lieferkette das System von Organisationen, Menschen, Aktivitäten, Informationen und Ressourcen, das an der Bewegung eines Stoffes vom Zulieferer zum Kunden beteiligt ist, d. h. von Herstellern/Importeuren (M/I) zu nachgeschalteten Anwendern und Verbrauchern, einschließlich der Verwendung von Erzeugnissen, die den eingeschränkten/alternativen Stoff enthalten. Der Begriff bezeichnet auch Lieferketten für alternative Verfahren. Siehe auch Akteure in der Lieferkette. Marktwert Der Marktwert ist der Preis, zu welchem ein Gut auf einem Wettbewerbsmarkt gehandelt würde. Marktwert und Marktpreis sind unterschiedlich, wenn der Markt verzerrt/unvollkommen ist. Monte-Carlo-Analyse Eine Methode, die die Beurteilung von Folgen gleichzeitiger Unsicherheiten über Schlüsseleingangsgrößen gestattet, wobei die Korrelationen zwischen diesen Eingangsgrößen berücksichtigt werden. Multikriterielle Analyse (MKA) Eine Methode, bei der Kriterien Gewichtungen zugeordnet und anschließend Scoring-Optionen darüber vergeben werden, wie gut sie entsprechend diesen gewichteten Kriterien wirken. Gewichtete Scores werden addiert und können dann zur Bewertung der Optionen genutzt werden. Nachgeschalteter Anwender Jede in der Gemeinschaft ansässige natürliche oder juristische Person, ausgenommen Hersteller oder Importeur, die im Rahmen ihrer industriellen oder gewerblichen Tätigkeit einen Stoff als solchen oder in einer Zubereitung verwendet. Artikel 3(13) der REACH-Verordnung. Nettobarwert (NBW) Der Barwert ist der diskontierte Wert eines Stroms zukünftiger Kosten und/oder Nutzen. Der Nettobarwert (NBW) ist der heutige Wert eines Projekts, einer Investition oder Politik. Er wird berechnet als Summe der diskontierten Ströme von Kosten und Nutzen in Bezug auf die besagte Aktivität. Nutzen Die positiven Auswirkungen, sowohl direkte als auch indirekte, die aus einer bestimmten Maßnahme resultieren. Dies schließt sowohl finanzielle als auch nicht-finanzielle Informationen ein. 15 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Offenbarte Präferenz (RP revealed preference) Der Rückschluss auf die Bereitschaft, für etwas zu zahlen, was nicht vermarktet wird, indem das Konsumentenverhalten auf einem ähnlichen oder verwandten Markt überprüft wird. Persistent, bioakkumulierbar, toxisch (PBT) Die Kriterien für PBT-Stoffe werden in Anhang XIII der REACH-Verordnung definiert. Preiselastizität Ein Maß der Reaktionsfreudigkeit der Nachfrage auf eine Preisänderung. Wenn sich die Nachfrage proportional stärker verändert als sich der Preis verändert hat, ist die Ware „preiselastisch“. Wenn sich die Nachfrage proportional schwächer verändert als der Preis, ist sie „preisunelastisch“. Preisindex Ein Maß des Betrags, um welchen sich Preise im Zeitablauf verändern. Allgemeine Preisindices erfassen einen breiten Bereich von Preisen und schließen den BIP-Deflator und den Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) ein. Spezielle Preisindices beziehen sich auf einzelne Waren oder Warenarten. Reaktion Die Verhaltensreaktion von Akteuren und des Marktes in entsprechenden Lieferketten auf jedes RMO-Szenario. Realpreis Der Nominal- (d. h. Bar-) Preis, inflationiert oder deflationiert durch einen allgemeinen Preisindex, z. B. RPI oder BIPDeflator, bezogen auf ein festgelegtes Basisjahr oder Basisdatum. Realverhältnis Der Wert der Ausgaben bei einem festgelegten allgemeinen Preisniveau (d. h. Barpreis oder Ausgaben dividiert durch einen allgemeinen Preisindex). Regelungsverfahren mit Kontrolle Verfahren zur Annahme der Durchführungsgesetzgebung, das eine Abstimmung durch einen Ausschuss einschließt, der sich aus Vertretern der Mitgliedstaaten zusammensetzt, und welches gemäß Artikel 5a des Beschlusses des Rates 1999/468/EG in der Fassung des Beschlusses des Rates 2006/512/EG eine Rolle für den Rat und das Europäische Parlament vorsieht. Beschränkungsvorschläge unter REACH werden gemäß dem Regelungsverfahren mit Kontrolle angenommen. (Siehe auch: Komitologie-Verfahren) Reine Zeitpräferenz Reine Zeitpräferenz ist die Präferenz für den gegenwärtigen und nicht den zukünftigen Konsum. 16 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Risikomanagementmaßnahme (RMM) und betriebliche Bedingungen (OC – operational conditions) Diese Begriffe werden für konkrete Risikomanagementmaßnahmen und betriebliche Bedingungen verwendet, welche in der Industrie angewendet werden, um die Exposition gegenüber dem besorgniserregenden Stoff zu kontrollieren. Zur RMM gehören z. B. geschlossener Prozess, örtliche Absaugung, Schutzhandschuhe, Abwasseraufbereitung, Abluftfilter. Allgemeiner ausgedrückt, sind Risikomanagementmaßnahmen alle Maßnahmen, Verwendungen von Werkzeugen, Änderungen des Parameterstatus, die während der Herstellung oder Verwendung eines Stoffs (entweder im reinen Zustand oder in einer Zubereitung) eingeführt werden, um die Exposition von Mensch und/oder Umwelt zu verhindern, zu kontrollieren oder zu reduzieren. OC sind z. B. äußere Erscheinung einer Zubereitung, Dauer und Häufigkeit der Verwendung/Exposition, Menge des Stoffs, Raumgröße und Lufterneuerungsrate. Allgemeiner ausgedrückt, sind betriebliche Bedingungen alle Maßnahmen, Verwendungen von Werkzeugen oder Parameterstatus, die während der Herstellung oder Verwendung eines Stoffs (entweder im reinen Zustand oder in einer Zubereitung) vorherrschen, die als Nebeneffekt einen Einfluss auf die Exposition von Mensch und/oder Umwelt haben könnten. Registranten dokumentieren, wenn erforderlich, Risikomanagementmaßnahmen und betriebliche Bedingungen in einem Expositionsszenario (ES) im Rahmen ihres Stoffsicherheitsberichts (CSR). Risikomanagementoption (RMO) Dieser Begriff wird verwendet für jedwede möglichen Veränderungen in der Gesetzgebung oder bei anderen Anforderungen an die Industrie (z. B. in Genehmigungen), um identifizierte Risiken zu kontrollieren. RMO können außerdem die Verwendung wirtschaftlicher Instrumente und freiwillige Verpflichtungen der Industrie einschließen. Schadenskosten Schadenskosten sind die Kosten, die durch Rückwirkungen (Wirkungen) von beispielsweise Umweltauswirkungen (wie Wirkungen, hervorgerufen durch die Emission und Exposition von Schadstoffen) entstehen. Dazu könnten zum Beispiel der Abbau von Land- oder durch den Menschen geschaffener Strukturen und Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen gehören. In der Umweltbilanzierung sind sie Teil der von Wirtschaftssubjekten getragenen Kosten. Sehr persistent und sehr bioakkumulierbar (vPvB) Die Kriterien für vPvB-Stoffe werden in Anhang XIII der REACH-Verordnung definiert. Sensitivitätsanalyse Eine „was geschieht, wenn“-Analyse, um die Sensitivität der Ergebnisse einer Analyse gegenüber Veränderungen der Parameter zu bestimmen. Wenn eine kleine Veränderung eines Parameters zu relativ großen Veränderungen des Ergebnisses führt, werden die Ergebnisse als parametersensitiv bezeichnet. 17 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Soziale Auswirkungen Alle relevanten Auswirkungen, welche Arbeitnehmer, Verbraucher und die breite Öffentlichkeit beeinflussen können und welche nicht unter Gesundheits-, Umwelt- oder wirtschaftlichen Auswirkungen (z. B. Beschäftigung, Arbeitsbedingungen, Arbeitszufriedenheit, Ausbildung der Arbeitnehmer und soziale Sicherheit) erfasst werden. Sozio-ökonomische Analyse (SEA) Ein Verfahren zur Analyse aller relevanten Auswirkungen (d. h. sowohl negative als auch positive Veränderungen) eines Szenarios gegenüber einem anderen. Relevante Auswirkungen beinhalten: Gesundheits-, Umwelt-, wirtschaftliche, soziale und weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen. Eine genauere Definition ist unter dem nachstehenden Link der ECHAWebsite zu finden: http://reach.jrc.it/socio_economic_en.htm Stoff ohne Schwellenwert Ein Stoff, für welchen ein Schwellenwert für Wirkungen (DNEL oder PNEC) gemäß Anhang I der REACH-Verordnung nicht bestimmt werden kann. Stoffsicherheitsbericht (CSR) Der Stoffsicherheitsbericht dokumentiert die Stoffsicherheitsbeurteilung eines Stoffs als solchem, in einer Zubereitung oder in einem Erzeugnis oder einer Gruppe von Stoffen. Anleitung zur Erstellung eines CSR sind in Guidance on the Chemical Safety Report zu finden. Mit anderen Worten, der Stoffsicherheitsbericht (CSR) ist ein Dokument, welches das Verfahren und die Ergebnisse einer Stoffsicherheitsbeurteilung (CSA) detailliert beschreibt. Anhang I der REACH-Verordnung enthält allgemeine Bestimmungen für die Durchführung von CSA und die Erstellung von CSR. Switching-Punkt oder Switching-Wert Der Wert unsicherer Kosten oder Nutzen, bei welchem die beste Vorgehensweise umschlagen würde, z. B. von der Genehmigung eines Projekts zu dessen Nichtgenehmigung oder von der Einbeziehung oder zum Ausschluss bestimmter zusätzlicher Ausgaben, um einen bestimmten Umweltnutzen zu bewahren. Szenario „Beschränkungsvorschlag“ Die wahrscheinlichen Reaktionen und Ergebnisse einer vorgeschlagenen Beschränkung. Wenn eine Risikomanagementoption (RMO), die keine Beschränkung ist, für eine bestimmte Verwendung eines Stoffs als zweckmäßiger betrachtet wird, sollte diese nicht im „Beschränkungsvorschlag“-Szenario erscheinen. Technische Realisierbarkeit/Machbarkeit Bezieht sich auf eine Alternative, zu welcher man übergehen kann, ohne die Funktion, die der Stoff erfüllt, und seine Verwendung im Endprodukt zu gefährden. 18 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Transferzahlung Transferzahlungen oder „Transfers“ bezeichnen den Transfer von Werten zwischen den Bereichen der Gesellschaft. Sie stellen keine Gesamtkosten für die Gesellschaft dar, sondern einfach eine Umverteilung von Werten. Steuern und Subventionen sind Beispiele für Transferzahlungen. Umweltauswirkungen Auswirkungen auf alle Umweltkompartimente. Erfasst alle Gebrauchs- und Nichtgebrauchswerte der betroffenen Umweltkompartimente. Unsicherheit Dies ist ein Zustand, der eine Situation charakterisiert, wenn zugehörige Parameter nicht bekannt, nicht festgelegt oder unsicher sind. Sie hat ihre Ursache in einem Mangel an Informationen, wissenschaftlichen Erkenntnissen oder Unwissen und ist ein Merkmal aller Vorhersagebewertungen. Unsicherheit kann eine signifikante Wirkung auf Art und Umfang der Evidenz haben, die für die Durchführung einer SEA erfasst und bei der Weitergabe des Ergebnisses berücksichtigt werden muss. Verlagerung der Produktion Die Verlagerung der Produktion bezieht sich allgemein auf eine Situation beschrieben, bei der die Produktionsanlage in der EU geschlossen und eine neue Anlage außerhalb der EU eröffnet wird, oder ein Nicht-EU-Zulieferer seine Produktion erhöht, um seine reduzierte/verlagerte Produktion in der EU zu kompensieren. Verteilungswirkungen Diese zeigen, wie ein Vorschlag verschiedene Regionen, Arbeitnehmer, Verbraucher und Industrien entlang der Lieferkette beeinflussen kann. Weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen Auswirkungen, die makroökonomische Folgen haben. Dies können Auswirkungen auf Handel, Wettbewerb, Wirtschaftswachstum, Inflation, Steuern und andere makroökonomische Effekte sein. Wirtschaftliche Auswirkungen Kosten und Nutzen für Hersteller, Importeure, nachgeschaltete Anwender, Händler, Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt. Im Prinzip sollten in einer echten Wirtschaftsanalyse soziale und Umweltauswirkungen mit einbezogen werden. In einem großen Teil der Literatur, z. B. im EU-Leitfaden zur Folgenabschätzung (Europäische Kommission 2005a), wird ein Unterschied zwischen wirtschaftlichen, sozialen und Umweltauswirkungen gemacht, d. h. der Begriff „wirtschaftlich“ wird in einem engeren Sinne interpretiert. Um einen Vergleich mit der EU-Literatur zu erleichtern, werden wir in diesen Leitlinien diese Unterscheidung zwischen den einzelnen Auswirkungskategorien anwenden. Wirtschaftliche Machbarkeit Analyse der wirtschaftlichen Auswirkungen bei Einsatz einer Alternative. Wirtschaftliche Machbarkeit wird in der Regel als eine Situation definiert, in welcher die ökonomischen Nutzen die ökonomischen Kosten übersteigen. 19 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Zuständige Behörde 20 Bezeichnet die von den Mitgliedstaaten eingerichtete Behörde oder die Behörden oder Gremien, um die aus der REACHVerordnung erwachsenden Verpflichtungen zu erfüllen. SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN ABKÜRZUNGEN BIP Bruttoinlandsprodukt CMR Carcinogenic Mutagenic or toxic for Reproduction: karzinogen, mutagen und fortpflanzungsgefährdend CPI Consumer Price Index: Verbraucherpreisindex CSA Chemical Safety Assessment: Stoffsicherheitsbeurteilung CSR Chemical Safety Report: Stoffsicherheitsbericht DNEL Derived No-Effect Level: Grenzwert, unterhalb dessen der Stoff keine Wirkung ausübt DU Downstream User: Nachgeschalteter Anwender EC European Commission: Europäische Kommission ECHA Europäische Chemikalienagentur EU Europäische Union F&E Forschung und Entwicklung HICP Harmonised Index of Consumer Prices: Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI) ILO International Labour Organization: Internationale Arbeitsorganisation KMU Klein- und Mittelbetriebe KNA Kosten-Nutzen-Analyse KWA Kosten-Wirksamkeitsanalyse M/I Manufacturer/Importer: Hersteller/Importeur MKA Multikriterielle Analyse MS Mitgliedstaat PBT Persistent, bioakkumulierbar, toxisch PEC Predicted Environmental Concentration: erwartete Umweltkonzentration PED Price Elasticity of Demand: Preiselastizität der Nachfrage PNEC Predicted No-Effect Concentration: Abgeschätzte Nicht-Effekt-Konzentration RA Risk Assessment: Risikobeurteilung RAC Risk Assessment Committee: Ausschuss für Risikobeurteilung RCR Risk Characterisation Ratio: Risikoverhältnis REACH Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals: Registrie- 21 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN rung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe RMM Risikomanagementmaßnahme RMO Risikomanagementoption RPI Retail Price Index: Einzelhandelspreisindex SEA Socio Economic Analysis: Sozioökonomische Analyse SEAC Socio Economic Analysis Committee: Ausschuss für sozioökonomische Analyse SVHC Substance of very high concern: besonders besorgniserregender Stoff TGD Technical Guidance Document: Technischer Leitfaden TtWA Travel to Work Area: Tagespendelbereich VOI Value of Information: Informationswert vPvB Very Persistent and very Bioacccumulative: Sehr persistent und sehr bioakkumulierbar 22 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 1 EINFÜHRUNG IN DIE LEITLINIEN UND DIE ZIELE DER SEA Das vorliegende Dokument vermittelt fachliche Anleitung, wie eine sozioökonomische Analyse (nachstehend „SEA“ genannt) im Rahmen eines Vorschlags gemäß Artikel 69 der REACHVerordnung die Herstellung, das Inverkehrbringen und/oder die Verwendung eines Stoffs zu beschränken, durchzuführen ist. Anwender dieser Leitlinien sollten mit dem Beschränkungsverfahren und auch mit den Leitlinien zur Erstellung eines Beschränkungsvorschlags (siehe Guidance on Annex XV for restrictions) vertraut sein. Im Kontext von REACH ist die SEA ein Verfahren, das zur Beschreibung und Analyse aller relevanten Auswirkungen (d. h. sowohl positiver als auch negativer Wirkungen) des Verhängens einer Beschränkung im Vergleich zur fortgesetzten Verwendung angewendet wird. Die SEA kann außerdem eine Beurteilung erleichtern, ob die vorgeschlagene gemeinschaftsweite Beschränkung die geeignetste Maßnahme im Vergleich zu anderen Risikomanagementoptionen (RMO) ist. Eine SEA, die in einem Dossier nach Anhang XV enthalten ist, das eine Beschränkung und Beiträge von interessierten Parteien vorschlägt, wird im Entscheidungsfindungsprozess (des SEA-Ausschusses der Agentur und der Europäischen Kommission) verwendet, um die Nutzen und Kosten der vorgeschlagenen Beschränkung zu beurteilen. Anhang XVI der REACH-Verordnung enthält Informationen, auf welche bei der Durchführung einer sozioökonomischen Analyse (SEA) im Rahmen eines Dossiers nach Anhang XV, welches die Einführung einer Beschränkung vorschlägt, zurückgegriffen werden kann. Anhang XVI legt dar, was eine SEA zur Unterstützung eines Beschränkungsvorschlags beinhalten kann: – Folgen … einer vorgeschlagenen Beschränkung für ... die Industrie (z. B. Hersteller und Importeure) – Die Folgen für alle übrigen Akteure der Lieferkette, nachgeschaltete Anwender und mit diesen verbundene Betriebe in Form von wirtschaftlichen Folgen wie Auswirkungen auf Investitionen, Forschung und Entwicklung, Innovationen, einmalige Kosten und Betriebskosten (z. B. Erfüllung von Anforderungen; Übergangsregelungen; Änderungen an laufenden Verfahren, Berichts- und Überwachungssystemen; Einführung neuer Technologien; usw.) unter Berücksichtigung allgemeiner Markt- und Technologieentwicklungen. – Folgen einer ... vorgeschlagenen Beschränkung für die Verbraucher. Beispielsweise Produktpreise, Änderungen der Zusammensetzung oder der Qualität oder der Leistung eines Produkts, Verfügbarkeit der Produkte, Auswahlmöglichkeiten der Verbraucher sowie Folgen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt, soweit sie die Verbraucher betreffen. – Gesellschaftliche Folgen einer … vorgeschlagenen Beschränkung, beispielsweise hinsichtlich der Sicherheit der Arbeitsplätze und der Beschäftigung. – Verfügbarkeit, Eignung und technische Durchführbarkeit bei Ersatzstoffen und/oder –technologien und deren wirtschaftliche Folgen sowie Informationen über die Geschwindigkeit des Technologischen Wandels und das diesbezügliche Potenzial in dem betroffenen Wirtschaftszweig/den betroffenen Wirtschaftszweigen. – Weiter reichende Folgen für Handel, Wettbewerb und wirtschaftliche Entwicklung (insbesondere für KMU und in Bezug auf Drittländer) … einer vorgeschlagenen Beschränkung. Dabei können lokale, regionale, nationale oder internationale Aspekte berücksichtigt werden. 23 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN – … Vorschläge für andere regulatorische oder nichtregulatorische Maßnahmen, mit denen das Ziel der vorgeschlagenen Beschränkung erreicht werden könnte (dabei ist das geltende Recht zu berücksichtigen). Dazu gehört auch eine Beurteilung der Wirksamkeit und der Kosten im Zusammenhang mit alternativen Risikomanagementmaßnahmen. – … der Nutzen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt sowie der gesellschaftliche und wirtschaftliche Nutzen der vorgeschlagenen Beschränkung, beispielsweise in Bezug auf die Gesundheit der Beschäftigten, den Umweltschutz und die Verteilung dieses Nutzens, beispielsweise geografisch oder nach Bevölkerungsgruppen. – Eine SEA kann auch eine andere Frage betreffen, die eine interessierte Partei für relevant hält. Anhang XVI erklärt: „Detailgrad und Umfang der sozioökonomischen Analyse oder der Beiträge dazu liegen jedoch in der Verantwortung des die Zulassung Beantragenden oder, im Falle einer vorgeschlagenen Beschränkung, der interessierten Partei. Die vorgelegten Informationen können sich auf die sozioökonomischen Folgen auf allen Ebenen beziehen.“ In Anhang XV der REACH-Verordnung werden allgemeine Grundsätze für die Erstellung von Dossiers mit Vorschlägen und Begründungen für Beschränkungen der Herstellung, des Inverkehrbringens oder der Verwendung von Stoffen in der Gemeinschaft festgelegt. Die Vereinbarung über vorgeschlagene Beschränkungen durch eine Komitologie-Entscheidung der Kommission, genauer gesagt, das Regelungsverfahren mit Kontrolle (siehe Glossar), führt dazu, dass alle vereinbarten Beschränkungen zu Anhang XVII der Verordnung hinzugefügt werden. Jede spätere Herstellung, Inverkehrbringen oder Verwendung des Stoffs muss den Bedingungen der Beschränkungen entsprechen. Eine detaillierte Beschreibung des Verfahrens wird in Guidance on Annex XV for restrictions gegeben. Es wird davon ausgegangen, dass den Nutzern der vorliegenden SEA-Leitlinien die Guidance on Annex XV for restrictions geläufig sind. Im Beschränkungsverfahren (Titel VIII der REACH-Verordnung) kann ein SEA-Bericht Bestandteil eines Dossiers nach Anhang XV für die Beschränkung eines Stoffs sein. Ein Dossier nach Anhang XV kann von einem Mitgliedstaat oder der Agentur vorgelegt werden, wobei letztere einem Ersuchen der Kommission folgt. Die Agentur unterbreitet Vorschläge für Beschränkungen in Übereinstimmung mit Anhang XV, die auf ihrer Website verfügbar sind, und fordert interessierte Parteien auf, innerhalb von sechs Monaten ab dem Veröffentlichungsdatum Kommentare zu den Dossiers und den vorgeschlagenen Beschränkungen abzugeben und/oder eine SEA oder Informationen, die ein Beitrag zu einer solchen sein können, einzureichen {Artikel 69(6)(b)}. Diese Informationen werden bei der Erarbeitung einer Stellungnahme zu den vorgeschlagenen Beschränkungen von den Ausschüssen der Agentur für Sozioökonomische Analyse (SEAC) und Risikobeurteilung (RAC) berücksichtigt. 1.1 Für wen sind die Leitlinien bestimmt? Diese Leitlinien sind für jeden bestimmt, der die Absicht hat, eine sozioökonomische Analyse durchzuführen, um Informationen zu entwickeln, die den Beschränkungsvorschlag unterstützen, oder um auf die Veröffentlichung eines Beschränkungsvorschlags zu reagieren. Das sind im Einzelnen: 24 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN • Behörden von Mitgliedstaaten (MS) oder Agentur (letztere auf Ersuchen der Kommission); oder • Interessierte Parteien (d. h. nicht die Behörde, die das Dossier nach Anhang XV mit einem Beschränkungsvorschlag eingereicht hat, und nicht die Agentur, die es beurteilt), welche entweder eine SEA oder Informationen als Beitrag zu einer solchen einreichen. Die Leitlinien beabsichtigen, gute Praxis zu beschreiben, und sollten daher auch ein nützliches Referenzdokument für den SEA-Ausschuss der Agentur sein. Dieser Ausschuss ist verantwortlich für die Überprüfung und Abfassung von Stellungnahmen über die vorgeschlagenen Beschränkungen und über die diesbezüglichen sozioökonomischen Folgen auf der Grundlage von Informationen, die in einem Beschränkungsvorschlag und jedweden Beiträgen interessierter Parteien vorgelegt werden. Die Leitlinien können auch die Kommission unterstützen, die gemäß dem Regelungsverfahren mit Kontrolle (siehe Glossar) die endgültige Entscheidung über die Aufnahme einer Beschränkung für einen Stoff in Anhang XVII der REACH-Verordnung trifft. Der größte Teil dieser Leitlinien beschreibt, was aus der Sicht der Behörde des Mitgliedstaats (MS)/der Agentur bei der Erarbeitung des Beschränkungsvorschlags zu tun ist. Wenn eine interessierte Partei eine umfassende SEA vorlegen will, sollte sie mehr oder weniger demselben Verfahren folgen wie die Behörde des Mitgliedstaats (MS)/die Agentur, die den Beschränkungsvorschlag erarbeitet, obgleich die Qualität und Quantität der ihr zugänglichen Informationen ausschlaggebend dafür sein können, wie detailliert ihre SEA sein wird. Wenn eine interessierte Partei nur Informationen zu einem bestimmten Aspekt einer SEA beitragen möchte, sollte sie den Leitlinien folgen, die für diese Aspekte relevant sind. Interessierte Parteien können als Reaktion auf den Beschränkungsvorschlag einen SEA-Bericht oder einen Beitrag zu einer SEA einreichen, die bereits in einem Dossier nach Anhang XV enthalten ist (nicht vertrauliche Teile werden auf der Agentur-Website veröffentlicht, siehe Abbildung 1). Diese Informationen werden vom SEA-Ausschuss der Agentur bei der Erarbeitung der Stellungnahme zu dem Beschränkungsvorschlag berücksichtigt. Abbildung 1 zeigt einen Arbeitsablaufplan, der einen Überblick gibt über die Beschränkungsverfahren und die Verpflichtungen und Möglichkeiten der verschiedenen beteiligten Akteure, einen Beitrag in das Verfahren zu leisten. 25 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Abbildung 1 Das Beschränkungsverfahren Zuständige Behörde des Mitgliedstaats Kommission Ist der Ansicht, dass ein Risiko nicht angemessen kontrolliert wird und auf Gemeinschaftsebene behandelt werden muss {Artikel 69(1)} Ist der Ansicht, dass ein Risiko nicht angemessen kontrolliert wird und auf Gemeinschaftsebene behandelt werden muss {Artikel 69(4)} Kommission ersucht Agentur, ein Dossier nach Anhang XV zu erstellen Information an Agentur Agentur Verzeichnis der Vorhaben Verzeichnis der Vorhaben Entwickelt Dossier nach Anhang XV einschließlich vorgeschlagener Beschränkungen auf Gemeinschaftsebene Kann SEA beinhalten Entwickelt Dossier nach Anhang XV einschließlich vorgeschlagener Beschränkungen auf Gemeinschaftsebene Kann SEA beinhalten Agentur fordert interessierte Parteien auf RA-Ausschuss Agentur SEA-Ausschuss Innerhalb von 6 Monaten ab Veröffentlichungsdatum: - Kommentare zu Dossier nach Anhang XV abzugeben und/oder - SEA-Informationen einzureichen Entwurf SEAStellungnahme {Artikel 71(1)} Endstellungnahme ------------------------------ Entwurf SEAStellungnahme {Artikel 71(1)} Endstellungnahme Agentur fordert interessierte Parteien auf SEA-Ausschuss Website Alle Dossiers nach Anhang XV einschließlich vorgeschlagener Beschränkungen und Veröffentlichungsdaten {Artikel 69(6)} Innerhalb von 60 Tagen ab Veröffentlichungsdatum: - Kommentare über Entwurf SEA-Stellungnahme ab zugeben ------------------------------------Stellungnahmen RA-/SEAAusschuss {Artikel 72(2)} Annahme Stellungnahme SEA {Artikel 71(2)} Kommission Änderung Anhang XVII {Artikel 73} In Abbildung 1 sind die Teile des Beschränkungsverfahrens, die für die vorliegenden Leitlinien relevant sind, durch Fettdruck hervorgehoben. Relevante Artikel des REACH-Verordnungstexts sind angegeben. 26 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Zeitvorgabe für die Vorlage von Informationen Die Zeitskala für die Vorlage von Informationen im Beschränkungsvorschlagsverfahren (d. h. im Rahmen der Vorlage eines Dossiers nach Anhang XV) wird detailliert in Guidance on Annex XV for restrictions (Kapitel 2) dargelegt. Abbildung 2 zeigt eine Zeitachse für das Beschränkungsverfahren, einschließlich der Ecktermine, zu welchen Informationen von der Behörde (oder einer interessierten Partei) vorgelegt und von der Agentur oder der Kommission veröffentlicht werden können. Die verschiedenen Akteure sind auf der linken Seite des Diagramms aufgeführt; die verschiedenen Maßnahmen und die maximale Zeitvorgabe für die Maßnahmen werden von links nach rechts angegeben. Abbildung 2 Anhang XV)3 Die Hauptzeitachse des Beschränkungsverfahrens (MS erstellt Dossier nach Akteure VorPrep. berei-1 work tung1 Erstellung Dossier Prepare Dossier 12 12 Monate months Vorlage Mitgliedstaaten Hauptzeitvorgaben im Beschränkungsverfahren SekreSecre Secretariat tariat 60 days Verzeichnis der Vorhaben Erstellung Entwurf Stellungnahme 12 Monate Abschließen Prüfung Konformität Ausschuss Ausschuss für Sozioökonomische für Risikobeurteilung Analyse Die Agentur The Agency - 6 Monate months Kommentare 60 Tage Kommentare Comments Interessierte Interested Parteien parties Erweiterbar auf bis zu 3 Monate Erstellung Prepare an opinion Stellungnahme 9 Monate months Entwurf Entscheidung 3 Monate Kommission Änderung Anhang 1 XVII KomitologieVerfahren Zeitachse 1 – Gepunktete Linien = keine speziellen Zeitbegrenzungen Der Leser sollte sich in Guidance on Annex XV for restrictions, Kapitel 2, über eine detailliertere Beschreibung der Zeitachsen für das Beschränkungsverfahren informieren. Dieses Diagramm sollte nur als Überblick über die gesamte Zeitvorgabe für Vorlagen verwendet werden. 3 27 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 1.2 Die Ziele der sozioökonomischen Analyse (SEA) 1.2.1 Warum ist eine SEA wichtig? Titel VIII und Anhang XV der REACH-Verordnung legen allgemeine Grundsätze mit Vorschlägen und Begründungen für eine Beschränkung der Herstellung, des Inverkehrbringens und der Verwendung eines Stoffs innerhalb der Gemeinschaft fest. Eine SEA kann genutzt werden, um unterstützende Informationen zu verschiedenen Abschnitten eines Beschränkungsvorschlags, wie unten beschrieben, bereitzustellen (siehe Guidance on Annex XV for restrictions für weitere Hinweise, was in einen Beschränkungsvorschlag aufzunehmen ist). Die Behörden der Mitgliedstaaten und die Agentur, welche Dossiers nach Anhang XV einreichen, wollen sichergehen, dass die Ausschüsse der Agentur für Risikobeurteilung und Sozioökonomische Analyse sowie die Kommission im Anschluss an ihren Vorschlag schnell handeln können. Dies kann am besten geschehen, wenn ein Dossier nach Anhang XV von guter Qualität mit Begründung der vorgeschlagenen Beschränkung und einer klaren Übersicht über Kosten und Nutzen der vorgeschlagenen Beschränkung vorgelegt werden. Die Kommission ist verpflichtet, hohe Standards für die Beurteilung der Folgen ihrer Gesetzgebung anzuwenden4. Die Kommission hat eine kurze Frist von drei Monaten, um nach Erhalt der Stellungnahmen vom SEA- und RA-Ausschuss einen Entwurf zur Änderung von Anhang XVII zu erstellen, und verlässt sich daher bei der Erstellung ihres Beschlussentwurfs auf die Beiträge aus dem Dossier nach Anhang XV, Beiträge interessierter Parteien und die Stellungnahmen der Ausschüsse. Die Begründung für die Beschränkung sollte eine ausreichende Grundlage für die Kommission bilden, dass diese zu der Schlussfolgerung gelangt, dass die in Artikel 68 festgelegten Bedingungen erfüllt sind und die Kommission damit die Grundlage erhält, einen Entwurf zur Änderung von Anhang XVII zu erstellen. Daher sollten Mitgliedstaaten oder die Agentur, die einen Beschränkungsvorschlag erstellen, die Analyse der sozioökonomischen Auswirkungen ernsthaft in Betracht ziehen, um den Beschränkungsvorschlag zu unterstützen, auch wenn dies nicht vorgeschrieben ist. Die SEA erleichtert einen systematischen und umfassenden Vergleich der unterschiedlichen Risikomanagementoptionen (RMO) und/oder der relevanten Kosten/Nutzen der fortgesetzten Verwendung eines Stoffs5 mit den Bedingungen der vorgeschlagenen Beschränkung. Es wäre daher ratsam, die SEA zu einem festen Bestandteil der Erstellung eines Dossiers nach Anhang XV zu machen. Eine SEA kann unterstützende Informationen für folgende Zwecke liefern: • Zweck 1: Begründung, dass gemeinschaftsweite Maßnahmen erforderlich sind; • Zweck 2: Beurteilung, ob die vorgeschlagene Beschränkung die geeignetste gemeinschaftsweite Maßnahme im Vergleich zu anderen RMO ist; • Zweck 3: Verfeinerung des Umfangs der vorgeschlagenen Beschränkung; 4 Siehe auch Artikel 68.1, welcher festlegt: „Bei einer […] Entscheidung [einen Stoff in Anhang XVII aufzunehmen] werden die sozioökonomischen Auswirkungen der Beschränkung einschließlich der Verfügbarkeit von Alternativen berücksichtigt.“ 5 Fortgesetzte Verwendung des Stoffs ohne jegliche Beschränkung 28 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN • Zweck 4: Beurteilung der vorgeschlagenen Beschränkung nach: o den Nettonutzen für die menschliche Gesundheit und Umwelt, und o den Nettokosten für Hersteller, Importeure, nachgeschaltete Anwender, Händler, Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt. Abbildung 3 (Abbildung 1 in Guidance on Annex XV for restrictions) zeigt die Interaktion der SEA mit dem Verfahren der Entwicklung eines Beschränkungsdossiers. 29 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Abbildung 3 Maßnahmen der Behörden bei der Erstellung eines Beschränkungsvorschlags START Auslöser für Überlegungen bezüglich eines Beschränkungsvorschlags (Verdacht oder erste Bedenken) Feststellung/Beschreibung begründeter Bedenken Stoffbewertung Mögliche Terminierung für Meldung des Beschränkungsverfahrens an die Agentur Feststellung der Notwendigkeit einer gemeinschaftsweiten Beschränkung Zweck 1 Beurteilung der Wirksamkeit implementierter Maßnahmen SEA Erstellung und Dokumentation der Begründung für die vorgeschlagene gemeinschaftsweite Beschränkung Zwecke 2, 3 und 4 ABSCHLUSS Risikobeurteilung Informationen über Alternativen Vorlage des Beschränkungsdossiers nach Anhang XV bei der Agentur (In Abbildung 3 repräsentieren gestrichelte Formen oder Linien nicht vorgeschriebene Maßnahmen oder Informationsquellen, die vielleicht nicht immer verfügbar sind.) 30 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 1.2.2 Zweck 1: Begründung, dass gemeinschaftsweite Maßnahmen erforderlich sind Ein Beschränkungsvorschlag muss begründen, warum die bei der Risikobeurteilung identifizierten Risiken auf Gemeinschaftsebene behandelt werden sollten. Er muss zeigen, dass Maßnahmen auf gemeinschaftsweiter Grundlage die geeignetste Option zur Reduzierung der identifizierten Risiken sind (siehe Guidance on Annex XV for restrictions Kapitel 5.3). Es sei angemerkt, dass es in den meisten Fällen nur möglich ist, die Vermarktung und Verwendung einer Ware auf Gemeinschaftsebene zu beschränken, weil der Warenverkehr in der EU frei sein muss. Außerdem kann es teuer werden, ein Gesetz oder andere Maßnahmen zur Kontrolle der identifizierten Risiken, die durch die Herstellung oder Verwendung eines Stoffs verursacht werden, in jedem Mitgliedstaat einzeln einzuführen. Relevante Informationen über die sozioökonomischen Auswirkungen dessen, ob eine Maßnahme auf Gemeinschaftsebene ergriffen wird oder nicht, können zur Unterstützung dieser Begründung genutzt werden. Ein Beispiel für ein sozioökonomisches Argument könnte die Notwendigkeit sein, jegliche Verzerrungen in Handel oder Wettbewerb zu vermeiden, welche in EU-Verordnungen auftreten könnten, die auf nationaler Ebene erlassen werden. Die Verwendung einer SEA zur Unterstützung dieses Teils des Dossiers nach Anhang XV könnte sich auf folgende Aspekte konzentrieren: • In der SEA identifizierte Auswirkungen, die unterstützende Informationen dahingehend liefern würden, ob gemeinschaftsweite Maßnahmen notwendig sind (beispielsweise könnte die SEA Ungleichheiten für wirtschaftliche Akteure in verschiedenen Mitgliedstaaten aufzeigen, wenn eine einzelstaatliche Gesetzgebung eingeführt wird, oder Informationen über das Ausmaß möglicher Handelshindernisse liefern). • Ob identifizierte negative Auswirkungen durch gemeinschaftsweite Maßnahmen abgeschwächt/verschlimmert werden könnten. Beispielsweise könnte die Einführung einer einzelstaatlichen Gesetzgebung in einem Mitgliedstaat (MS) den Wettbewerb gegenüber anderen EU-MS verzerren, was abgeschwächt werden könnte, wenn die Gesetzgebung gemeinschaftsweit eingeführt werden würde. Dies würde eine Gleichbehandlung aller MS bedeuten. • Ob positive Auswirkungen durch gemeinschaftsweite Maßnahmen verbessert/verringert werden könnten. Beispielsweise nutzt eine gemeinschaftsweite Beschränkung, welche Treibhausgasemissionen in einigen MS reduziert, allen EU-Bürgern, unabhängig davon, wo die Emissionen reduziert werden. Andernfalls wäre eine gemeinschaftsweite Beschränkung nicht wirksamer als eine MS-Beschränkung, wenn es geografische Beschränkungen gibt (d. h. Zugänglichkeit zu spezifischen Rohstoffen), welche Herstellung und Produktion in diesem MS begrenzen. In diesem Fall wäre die einzelstaatliche Gesetzgebung gleichermaßen wirksam, ohne dass es gemeinschaftsweiter Maßnahmen bedarf. Da dies jedoch nicht der Hauptzweck der vorliegenden Leitlinien ist, erfolgt dazu keine weitere Beschreibung in diesem Dokument. 1.2.3 Zweck 2: Beurteilung, ob die vorgeschlagene Beschränkung die geeignetste gemeinschaftsweite Maßnahme im Vergleich zu anderen RMO ist Ein Beschränkungsvorschlag muss begründen, warum eine Beschränkung die geeignetste gemeinschaftsweite Risikomanagementoption (RMO) ist. Informationen über mögliche andere gemeinschaftsweite RMO werden in Abschnitt 5.4.4 und Anhang V zu Guidance on Annex XV for restrictions vermittelt. 31 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Die vorgeschlagene Beschränkung ist mit anderen RMO zu vergleichen, um beurteilen zu können, ob eine Beschränkung die geeignetste gemeinschaftsweite RMO ist (siehe Guidance on Annex XV for restrictions Abschnitt 5.4.5.4), wobei drei Kriterien gemäß Anhang XV (siehe Guidance on Annex XV for restrictions Abschnitt 5.4.5) anzuwenden sind: • Wirksamkeit: die Beschränkung muss auf die Wirkungen oder Expositionen ausgerichtet sein, die zu den ermittelten Risiken führen, und sie muss geeignet sein, diese Risiken innerhalb einer angemessenen Frist und in einer dem Risiko angemessenen Weise auf ein annehmbares Maß zu verringern; • praktische Anwendbarkeit: die Beschränkung muss umsetzbar, durchsetzbar und leicht zu handhaben sein; • Überwachbarkeit: Die Einhaltung der Umsetzung der vorgeschlagenen Beschränkung muss überwacht werden können. Sozioökonomische Auswirkungen sind wichtig, wenn die vorgeschlagene Beschränkung mit anderen gemeinschaftsweiten RMO verglichen wird. Eine SEA kann genutzt werden, um ein systematischeres und umfassenderes Bild der Wirkungen der verschiedenen gemeinschaftsweiten RMO auf die Gesellschaft insgesamt zu vermitteln, indem eine gründlichere Analyse der drei Kriterien (Wirksamkeit, praktische Anwendbarkeit und Überwachbarkeit) ermöglicht wird, wodurch alle relevanten Aspekte einbezogen werden. Daher kann eine SEA zu einer gut entwickelten Begründung beitragen, warum die vorgeschlagene Beschränkung die geeignetste gemeinschaftsweite Maßnahme wäre. 1.2.4 Zweck 3: Verfeinerung des Beschränkungsvorschlags Eine Beschränkung kann jede Bedingung oder jedes Verbot der Herstellung, Verwendung oder des Inverkehrbringens eines Stoffs sein. Der Beschränkungsumfang bestimmt, welche Stoffverwendungen durch die Beschränkung erfasst werden, und das Ausmaß, in welchem diese Verwendungen beschränkt werden. Die Bedingungen der Beschränkung können z. B. beinhalten: • Zeitachse(n), ab wann die Beschränkung gilt; • Konzentrationsgrenzen, oberhalb welcher die Beschränkung gilt; und/oder • Definition der Umstände, unter welchen die Beschränkung nicht gilt (Ausnahmen von der Beschränkung). Umfang und Bedingungen der Beschränkung bestimmen deren Wirksamkeit und Verhältnismäßigkeit bei der Reduzierung der identifizierten Risiken. Im Rahmen der Erarbeitung des Beschränkungsvorschlags kann eine vorgeschlagene Beschränkung verfeinert werden (hinsichtlich Umfang und/oder Bedingungen), indem die drei oben angegebenen Kriterien (Wirksamkeit, praktische Anwendbarkeit, Überwachbarkeit) angewendet werden. Sozioökonomische Folgen sind insbesondere für Überlegungen im Hinblick auf die Verhältnismäßigkeit wichtig und für die Festlegung eines zweckmäßigen Zeitplans, nach welchem die Beschränkung gelten soll. Eine SEA kann auch die Beurteilung der Gesamtwirksamkeit und der praktischen Anwendbarkeit des unterschiedlichen Umfangs der vorgeschlagenen Beschränkung erleichtern. In der Praxis könnten der Vergleich der Beschränkung mit anderen RMO (Zweck 2) und die Verfeinerung des Beschränkungsvorschlags (Zweck 3) häufig in einem Verfahren gleichzeitig erfolgen. 32 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 1.2.5 Zweck 4: Beurteilung der vorgeschlagenen Beschränkung Ein Vergleich von Kosten und Nutzen in Bezug auf die Einführung einer vorgeschlagenen Beschränkung ist der vierte Zweck einer SEA bei der Erarbeitung eines Beschränkungsvorschlags. Diese Beurteilung der vorgeschlagenen Beschränkung sollte sich konzentrieren auf: • den Nettonutzen für die menschliche Gesundheit und Umwelt, und • die Nettokosten für Hersteller, Importeure, nachgeschaltete Anwender, Händler, Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt. Der „Nettonutzen“ sollte die reduzierten Risiken aufgrund der Beschränkung und die möglichen Risiken aufgrund des Übergangs zu Alternativen in Betracht ziehen. Ebenso sollten die „Nettokosten“ sowohl die Kosten für Akteure aufgrund der Beschränkung als auch die möglichen Kosteneinsparungen aufgrund des Übergangs zu Alternativen berücksichtigen. Obgleich diese Beurteilung der vorgeschlagenen Beschränkung kein vorgeschriebener Teil eines Beschränkungsvorschlags ist, liegt es im Interesse der Behörde, in ein Dossier nach Anhang XV eine SEA aufzunehmen, in der Nettonutzen und Nettokosten der vorgeschlagenen Beschränkung verglichen werden. Die SEA unterstützt die Begründung, dass die vorgeschlagene Beschränkung die beste Möglichkeit ist, die identifizierten Risiken zu behandeln, indem ein guter Überblick über ihre sozioökonomischen Folgen für die Gesellschaft insgesamt vermittelt wird. 1.3 Fokus dieser Leitlinien Wie angemerkt, werden die vorliegenden Leitlinien nicht weiter auf Zweck 1 (Begründung, dass gemeinschaftsweite Maßnahmen erforderlich sind) fokussieren. Daher wird in diesen Leitlinien gemäß den oben vorgegebenen Zwecken 2, 3 und 4 behandelt, wie eine SEA verwendet werden kann, um einen oder mehrere RMO/Beschränkungsvorschläge mit einer Situation zu vergleichen, in welcher keine RMO/Beschränkung eingeführt wird (die so genannte Baseline-Situation). Im Prinzip werden unter Zweck 2 die vorgeschlagene Beschränkung und andere RMO mit der Baseline-Situation verglichen, und der Zweck liegt in der Feststellung, ob die vorgeschlagene Beschränkung die beste Situation ist/den höchsten Nettonutzen für die Gesellschaft erbringt. Bei der Verwendung der SEA zum Vergleich von RMO können Überlegungen zur Kostenwirksamkeit einbezogen sein, da verschiedene RMO zu verschiedenen Risiko-Reduktionsstufen führen können. Im Prinzip würden unter Zweck 3 verschiedene Versionen von Beschränkungen mit der BaselineSituation verglichen, und die SEA kann die Feststellung unterstützen, ob die vorgeschlagene Beschränkung für die Gesellschaft den höchsten Nettonutzen erbringen würde und die kosteneffektivste Version wäre. Das Hauptziel unter Zweck 4 wäre die Beurteilung von Nettonutzen und Nettokosten der vorgeschlagenen Beschränkung. Mit anderen Worten, wird der Unterschied zwischen einer RMO/Beschränkung und der BaselineSituation (fortgesetzte Verwendung ohne RMO/Beschränkung) als ∆ (= der Unterschied) bezeichnet, dann • beabsichtigt Zweck 2 die Feststellung, ob ∆ für den Beschränkungsvorschlag höher/effektiver ist als ∆ für alle anderen betrachteten RMO • beabsichtigt Zweck 3 die Optimierung/Maximierung von ∆, wohingegen 33 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN • Zweck 4 die Beurteilung beabsichtigt, ob ∆ positiv ist. Es ist offensichtlich, dass die Verwendung einer SEA unter den Zwecken 2, 3, und 4 nicht linear erfolgen wird, sondern sehr iterativ stattfinden kann, was vom konkreten Fall abhängt. Es kann auch möglich sein, dass einige Beschränkungsvorschläge die SEA nur für einen dieser Zwecke nutzen werden. Es wäre zu kompliziert, in den Leitlinien alle verschiedenen iterativen Verfahren zu beschreiben, die in der Praxis ablaufen könnten. Die Leitlinien fokussieren daher auf die Methodologie zur Feststellung des Unterschieds (d. h. ∆) unter dem Beschränkungsvorschlag im Vergleich zur Baseline-Situation. Daher hätte man bei Anwendung der Leitlinien unter den Zwecken 2 und 3 im Wesentlichen für jede/n der betrachteten RMO/Beschränkungsvorschläge dieselbe Aufgabe durchzuführen, d. h. jede/n von diesen mit der Baseline-Situation zu vergleichen. Dessen ungeachtet wurden, um die Nutzung der Leitlinien unter den Zwecken 2 und 3 darzustellen, einige Erläuterungen und Beispiele aufgenommen, welche zeigen, wie unterschiedliche RMO/unterschiedlicher Umfang eines Beschränkungsvorschlags analysiert und verglichen werden können. 1.4 „Schnelleinstieg“ – Wie sollte die sozioökonomische Analyse (SEA) durchgeführt werden? Dieser Abschnitt enthält einen kurzen Überblick über das Ziel einer SEA und das Verfahren zur Erarbeitung und Dokumentation derselben. Obwohl dieses Dokument dazu bestimmt ist, Leitlinien zu vermitteln (und keine vorgeschriebene Methode), wird dringend empfohlen, dass die Nutzer sich mit dem gesamten Dokument vertraut machen, bevor sie ihre SEA erarbeiten. 1.4.1 Das gesamte SEA-Verfahren Der Hauptzweck eines SEA-Berichts besteht darin, die Entscheidungsgrundlage zu Beschränkungsvorschlägen unter REACH zu unterstützen. Die hauptsächliche Herausforderung besteht darin, dass man bei der Entwicklung einer SEA die zur Verfügung stehenden Informationen nutzen kann, um die Auswirkungen, die unter der vorgeschlagenen Beschränkung eintreten könnten, in einer verhältnismäßigen und robusten Weise zu ermitteln (und wenn möglich zu quantifizieren). Die Hauptschwierigkeit bei der Durchführung einer SEA ist die Definition des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios bzw. der Szenarien, insbesondere in Bezug darauf, wie die wahrscheinliche Reaktion der relevanten Akteure sein wird (d. h. Hersteller, nachgeschaltete Anwender, Verbraucher, Lieferanten von Alternativen etc.), falls die vorgeschlagene Beschränkung eingeführt werden sollte. Ein Szenario setzt sich aus der möglichen Reaktion eines Akteurs in den jeweils relevanten Lieferketten zusammen. Da es mehrere Reaktionen auf eine Beschränkung durch Akteure geben kann, kann es notwendig sein, mehr als über ein mögliches Reaktionsszenario auf eine vorgeschlagene Beschränkung zu verfügen. Eine weitere Herausforderung besteht darin, die richtigen Daten zur Einschätzung der Auswirkungen unter jeder dieser vorhergesehenen Reaktionen zu finden und zu nutzen. Was macht eine „gute“ SEA aus? – Schlüsselmerkmale zur Durchführung einer SEA Im Folgenden werden die Schlüsselmerkmale des in diesen Leitlinien beschriebenen SEAAnsatzes genannt. Die Leitlinien legen ein systematisches Verfahren dar, das den Nutzer dabei unterstützt, eine angemessene und unverzerrte SEA zu erstellen. Die Behörde oder interessierte 34 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Partei kann sich für ein anderes Verfahren entscheiden, falls sie dies wünscht. • Führen Sie die SEA als ein iteratives Verfahren durch. Beginnen Sie mit einer qualitativen Beurteilung auf Grundlage der momentan verfügbaren Daten und versuchen Sie dann in weiteren Iterationen (falls diese als nötig erachtet werden) mehr Einzelheiten zu ermitteln und eine mehr quantitative Beurteilung vorzunehmen, bis alle Schlüsselauswirkungen auf ausreichend robuste Weise erfasst worden sind, um eine Schlussfolgerung ableiten zu können. • Vergleichen Sie die sozioökonomischen Auswirkungen der vorgeschlagenen Beschränkung mit anderen RMO, sofern in einer frühen Phase des Verfahrens relevant (Zweck 2). Verfeinern Sie ggf. die Bedingungen des Beschränkungsvorschlags, um ein besseres Gleichgewicht der sozioökonomischen Auswirkungen zu erhalten (Zweck 3). Es ist wichtig, dass alle möglichen Arten von Reaktionen auf die Realisierung der Beschränkung berücksichtigt werden (obwohl diejenigen, die am wahrscheinlichsten auftreten, offensichtlich die detaillierteste Beurteilung erfordern), und der beste Weg dazu ist wahrscheinlich die Konsultation mit anderen MS-Behörden, allen relevanten Lieferketten (und insbesondere nachgeschaltete Anwender) und eventuell anderen relevanten Parteien. Die Szenarien, die als relevant betrachtet werden, bestimmen den Umfang der SEA in Bezug auf die Arten der einzubeziehenden Auswirkungen und andere Faktoren wie Zeitraum und geografisch erfasstes Gebiet. • Führen Sie die SEA in fünf Stufen durch: • • Stufe 1: Legen Sie die Ziele der SEA fest (warum wird die SEA entwickelt?) • Stufe 2: Legen Sie den Umfang der SEA fest (was ist das Szenario der fortgesetzten Verwendung („Baseline“) und was ist das Szenario „Beschränkungsvorschlag“? Welcher Herstellungsprozess und welche ganzen Lieferketten sind in dem Szenario der „vorgeschlagene“ Beschränkung betroffen, und wie sind sie betroffen?) • Stufe 3: Identifizieren und beurteilen Sie die Auswirkungen (was sind die Auswirkungen des Szenarios der vorgeschlagenen Beschränkung im Vergleich zum Szenario der fortgesetzten Verwendung, d. h. welche Unterschiede gibt es zwischen den beiden Szenarien?) • Stufe 4: Interpretation und Ableitung von Schlussfolgerungen (führen Sie Gesundheits-, Umwelt-, wirtschaftliche, soziale und andere Auswirkungen zusammen, um Nettonutzen und Nettokosten der vorgeschlagenen Beschränkung zu beurteilen) • Stufe 5: Stellen Sie die Ergebnisse dar (erstellen Sie einen Bericht, der die Ergebnisse und die in der Analyse verwendeten Annahmen transparent dokumentiert) Denken Sie daran, auch Unsicherheiten zu berücksichtigen, die während des SEAVerfahrens auftreten könnten: • Berücksichtigen Sie Unsicherheiten während des gesamten SEA-Verfahrens (nicht erst am Ende der Analyse) • Minimieren Sie Unsicherheiten, wo es möglich ist • Beurteilen Sie die Bedeutung der Unsicherheiten für das Ergebnis der SEA. Dies 35 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN kann benutzt werden, um zu entscheiden, mit welcher weiteren Sammlung von Informationen die Unsicherheiten am besten reduziert werden können, und somit zu einem robusten Ergebnis der SEA führen. • Verfolgen/dokumentieren Sie sämtliche Unsicherheiten und Entscheidungen/Annahmen, die während der SEA sowie im Abschlussbericht verwendet wurden. • Sorgen Sie für eine transparente Darstellung und Dokumentation der Hauptentscheidungen, die während der Entwicklung der SEA getroffen wurden, einschließlich „negativer“ Entscheidungen beispielsweise darüber, warum der Umfang auf einen bestimmten geografischen Bereich oder einen bestimmten Teil der Lieferkette beschränkt wurde, warum bestimmte Auswirkungen nicht berücksichtigt wurden • Es gibt keine goldene Regel, wie lang der SEA-Bericht sein sollte, aber die Zusammenfassung der SEA sollte im Allgemeinen nicht mehr als 10 Seiten umfassen. Eine Darstellung des iterativen Charakters der Durchführung einer SEA wird in Abbildung 4 gezeigt. Abbildung 4 Einfaches Ablaufdiagramm über den Entwicklungsprozess einer SEA Stufe 1 – Ziele der SEA Warum wird eine SEA durchgeführt? Stufe 2 – Festlegung des Untersuchungsumfangs der SEA Was wird(werden) die wahrscheinliche(n) Reaktion(en) auf die vorgeschlagene Beschränkung sein? Nein Stufe 5 – Darstellung der Ergebnisse Darstellung der Ergebnisse im Rahmen des Dossiers nach Anhang XV Oder Ausstieg aus dem SEAVerfahren – Es ist trotzdem ratsam, die Ergebnisse im Dossier nach Anhang XV darzustellen Ja Ist der Nachweis (Evidenz) ausreichend, um eine robuste Schlussfolgerung abzuleiten und die SEA zu beenden? Stufe 4 – Interpretation und Ableitung von Schlussfolgerungen Wie sind Gesundheits-, , Umwelt-, wirtschaftliche und soziale Auswirkungen zu vergleichen? 36 Nein Stufe 3 – Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen Beurteilung der Auswirkungen des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios im Vergleich zum „Baseline“-Szenario SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Abbildung 4 zeigt die fünf vorgeschlagenen Stufen und das vorgeschlagene iterative Verfahren, nach welchen eine SEA zunächst auf der Grundlage der aus der Erarbeitung des Dossiers nach Anhang XV verfügbaren Daten durchgeführt wird, und – wenn es als notwendig und verhältnismäßig erachtet wird – weitere qualitative, quantitative und/oder monetisierte Beurteilungen erstellt werden. In Stufe 4 wird die Evidenz bewertet, anhand welcher die Behörde prüfen kann, ob eine robuste Schlussfolgerung abgeleitet werden kann. Die Behörde muss entscheiden, ob es hinsichtlich der vorgeschlagenen Beschränkung möglich ist, eine robuste Schlussfolgerung abzuleiten, wenn der Nettonutzen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt sowie die Nettokosten für Hersteller, Importeure, nachgeschaltete Anwender, Händler, Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt beurteilt werden, oder ob es erforderlich ist, weitere Informationen zu gewinnen (d. h. eine weitere Iteration des SEA-Verfahrens). Das kann die Erfassung weiterer Daten und die Durchführung weiterer Analysen bedeuten, um eine robustere Schlussfolgerung abzuleiten. Im Rahmen von Stufe 5 sollte die Behörde ihre Schlussfolgerungen in den entsprechenden Teilen des Dossiers nach Anhang XV dokumentieren und dieses Dossier der Agentur vorlegen (siehe Guidance on Annex XV for restrictions). Alternativ kann die Behörde entscheiden, aus dem SEA-Verfahren auszusteigen. Es wird empfohlen, dass auch in diesem Fall die Ergebnisse einer jedweden SEA im Format des Dossiers nach Anhang XV berichtet und der Agentur vorgelegt werden, um Doppelarbeit zu vermeiden, falls eine andere Behörde den Stoff untersuchen will (siehe Guidance on Annex XV for restrictions). Die nächsten Abschnitte beschreiben kurz die fünf Stufen (eine detaillierte Anleitung wird in den Kapiteln 2 bis 5 gegeben). In den Leitlinien wird eine einfache Darstellung der fünf Stufen verwendet, um zu zeigen, wohin jedes Kapitel gehört. Dies wird in der nachstehenden Darstellung gezeigt. Dort werden auch die Nummern der Kapitel aufgeführt, in welchen die detaillierte Anleitung zu jeder Stufe dargelegt wird. Abbildung 5 Stufe 1 – Ziele der SEA Vereinfachtes SEA-Verfahren mit Angabe der Leitlinien-Kapitel Stufe 2 – Festlegung des Untersuchungsumfangs der SEA Stufe 3 – Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen Stufe 4 – Interpretation und Ableitung von Schlussfolgerungen (Kapitel 2) (Kapitel 3) (Kapitel 4) (Kapitel 1) Stufe 5 – Darstellung der Ergebnisse (Kapitel 5) 37 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 1.4.2 Stufe 1: Festlegung der Ziele der SEA Abbildung 6 Das SEA-Verfahren - Stufe 1 Stufe 1 – Ziele der SEA (Kapitel 1) Stufe 2 – Festlegung des Untersuchungsumfangs der SEA Stufe 3 – Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen Stufe 4 – Interpretation und Ableitung von Schlussfolgerungen (Kapitel 2) (Kapitel 3) (Kapitel 4) Schritt 1: Festlegung der Ziele der SEA Stufe 5 – Darstellung der Ergebnisse (Kapitel 5) Was bedeutet Stufe 1: Festlegung der Ziele der SEA? Der Zweck von Stufe 1 – „Festlegung der Ziele der SEA“ – ist die Bestimmung des Einstiegspunkts in die SEA. Dies ist der Punkt, an welchem der Nutzer die Frage beantwortet: Warum wird die SEA oder ein Beitrag zu einer solchen entwickelt? In den meisten Fällen wird es für eine Behörde klar sein, warum die SEA erforderlich oder hilfreich ist, aber eine spezifische Festlegung der Ziele zu einem frühen Zeitpunkt im Beschränkungsvorschlagsverfahren (siehe Guidance on Annex XV for restrictions Abschnitt 5.6) wird helfen, den Fokus der SEA festzulegen, da sie, wie in Abschnitt 1.2 dargelegt, einen Beitrag zu verschiedenen Elementen eines Beschränkungsvorschlags leisten könnte. Beiträge von einer interessierten Partei könnten einzelne oder alle Aspekte behandeln. Daher muss die interessierte Partei spezifisch festlegen, was sie mit der Bereitstellung ihres Beitrags erreichen will. Die spezifischen Ziele sollten die Lieferkette, bestimmte Auswirkungen und wie diese die Analyse später beeinflussen, klar definieren. Wie wird Stufe 1 durchgeführt? Die Gründe für die Durchführung einer SEA wurden in Abschnitt 1.2 erläutert. Die Hauptzielstellungen für die Behörde und eine interessierte Partei werden nachstehend dargelegt. MS-Behörde oder die Agentur Wenn die SEA von einer MS-Behörde oder der Agentur im Rahmen der Erarbeitung eines Beschränkungsvorschlags erstellt wird, sind die Hauptziele der SEA folgende: • Beurteilung, ob die vorgeschlagene Beschränkung die geeignetste RMO ist, um die bei der Risikobeurteilung identifizierten Risiken zu beherrschen (Zweck 2) • Verfeinerung des Umfangs der vorgeschlagenen Beschränkung (Zweck 3) • Beurteilung der Nettonutzen der vorgeschlagenen Beschränkung für die menschliche 38 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Gesundheit und die Umwelt sowie der Nettokosten für Hersteller, Importeure, nachgeschaltete Anwender, Händler, Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt (Zweck 4). Interessierte Parteien Eine interessierte Partei kann zu jedem Teil eines vorgelegten Dossiers nach Anhang XV Stellung nehmen. Dies könnte bedeuten, dass eine SEA oder ein Beitrag zu einer solchen vorgelegt wird, unabhängig davon, ob das Dossier nach Anhang XV eine SEA oder SEA-Betrachtungen enthält oder nicht. Das Ziel ist eines oder mehrere der folgenden: • Kommentar zur Begründung, dass die vorgeschlagene Beschränkung die geeignetste RMO ist (Zweck 2) • Kommentar zu Umfang oder Bedingungen der vorgeschlagenen Beschränkung, und ob diese auf der Grundlage sozioökonomischer Überlegungen verändert werden sollten (Zweck 3) • Kommentar zu und/oder Beurteilung der Nettonutzen der vorgeschlagenen Beschränkung für die menschliche Gesundheit und die Umwelt sowie der Nettokosten für Hersteller, Importeure, nachgeschaltete Anwender, Händler, Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt (Zweck 4) Hinweise für interessierte Parteien zum Dossier nach Anhang XV, das keine SEA-Betrachtungen enthält, sind zu finden in Guidance on Annex XV for restrictions. Weitere Details Alle vorgelegten Informationen sind die formale Reaktion von interessierten Parteien auf die Veröffentlichung nicht vertraulicher Teile von Dossiers nach Anhang XV für Beschränkungsvorschläge auf der Website der ECHA {Artikel 69(6)}. Die von einer interessierten Partei vorgelegten Informationen werden von dem SEA-Ausschuss der Agentur berücksichtigt, wenn er seine Stellungnahme erarbeitet und wenn die Kommission ihre Entscheidung trifft. Informationen von interessierten Parteien können Hintergründe und Begründungen vermitteln, dass entschieden wird, die Beschränkung einzuführen, Umfang oder Bedingungen der Beschränkung zu modifizieren, oder dass entschieden wird, die Beschränkung nicht einzuführen. Für interessierte Parteien, die die Absicht haben, einen SEA-Bericht (oder einen Beitrag zu einem solchen) vorzulegen, sind die Überlegungen im Hinblick auf die Art der eingereichten Informationen und den Schwerpunkt der vorgelegten Argumente dieselben wie diejenigen der Behörde. Eine interessierte Partei legt Informationen nur als Reaktion auf die Veröffentlichung eines Dossiers nach Anhang XV (das eine SEA enthält oder auch nicht) vor und ist daher nicht in der Lage, während der Erstellung der Behörden-SEA einen Kommentar zu der Entscheidung abzugeben, ob die Beschränkungen eine geeignete RMO sind, sie kann aber eine SEA durchführen, um die Schlussfolgerung im Dossier nach Anhang XV, dass die vorgeschlagene Beschränkung die geeignetste RMO ist, zu unterstützen oder anzufechten. Die Überlegungen für eine interessierte Partei, die eine SEA durchführt und dokumentiert, sind von der vorgeschlagenen Beschränkung abhängig, auf welche die interessierte Partei reagiert, oder worauf sich die Informationsanfrage seitens der Agentur bezieht. Eine Schlüsselüberlegung für interessierte Parteien ist, dass sie im Allgemeinen nur eine begrenzte Zeit für die Durchführung ihrer Analysen haben. Wie in Artikel 69(6) dargelegt und in Abbildung 2 dargestellt, haben interessierte Parteien ab dem Datum der Veröffentlichung des Dossiers nach Anhang XV auf der Website der Agentur 6 Monate Zeit, um eine Vorlage zu erstellen. Daher werden interessierte Parteien wahrscheinlich Informationen vorlegen, die sich auf bestimmte Aspekte des Beschränkungsvor39 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN schlags beziehen. Interessierte Parteien haben außerdem die Möglichkeit, den Entwurf der Stellungnahme des SEA-Ausschusses innerhalb von 60 Tagen nach seiner Veröffentlichung zu kommentieren. 1.4.3 Stufe 2: Festlegung des Untersuchungsumfangs Abbildung 7 SEA-Verfahren – Stufe 2 Stufe 2 – Festlegung des Untersuchungsumfangs der SEA (Kapitel 2) Schritt 2.1 Organisation der Arbeit Stufe 1 – Ziele der SEA (Kapitel 1) Schritt 2.2 Festlegung des „Baseline“-Szenarios Stufe 3 – Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen Stufe 4 – Interpretation und Ableitung von Schlussfolgerungen (Kapitel 3) (Kapitel 4) Stufe 5 – Darstellung der Ergebnisse (Kapitel 5) Schritt 2.3 Festlegung des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios Schritt 2.4 Festlegung der Grenzen der SEA Was bedeutet Stufe 2: Festlegung des Untersuchungsumfangs? Nachdem die Ziele der SEA festgelegt wurden, ist der nächste Schritt die Feststellung, was im Ergebnis der vorgeschlagenen Beschränkung geschehen wird. Die Informationen über Alternativen, die im Rahmen der Erarbeitung des Beschränkungsvorschlags erfasst wurden, sind eine wertvolle Unterstützung bei der Feststellung dessen, was unter der vorgeschlagenen Beschränkung geschehen könnte. Eine zu beantwortende Schlüsselfrage ist: Wie werden Akteure in den relevanten Lieferketten reagieren, wenn sie unter die vorgeschlagene Beschränkung fallen? Die Festlegung des Untersuchungsumfangs schließt die Ermittlung der möglichen Reaktion(en)6 und erste Überlegungen über die entsprechenden Auswirkungen der vorgeschlagenen Beschränkung mit ein. Erste Rückmeldungen aus Konsultationen mit den Lieferketten werden entscheidend sein für das Verständnis, wie die relevanten Lieferketten auf die vorgeschlagene Beschränkung reagieren werden. Nachdem die wahrscheinlichen Reaktionen identifiziert worden sind, sollte es möglich sein, einige Grenzen der SEA hinsichtlich des erfassten Zeitraums, der geografischen Bereiche und der zu beurteilenden Arten der Auswirkungen festzulegen. Wenn relevante Auswirkungen näher beurteilt werden (in der nächsten Stufe), können weitere Iterationen des SEA-Verfahrens erforderlich sein, um die Grenzen der SEA anzupassen. 6 Reaktionen bedeuten hier die Verhaltensreaktionen der Akteure in der Lieferkette und der Märkte, die mit der Lieferkette verbunden sind. 40 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Die Identifizierung dessen, was höchstwahrscheinlich unter der vorgeschlagenen Beschränkung geschehen wird, ist eine wichtige Stufe im SEA-Verfahren. Wenn es mehr als eine mögliche Reaktion und eine Reihe von möglichen Auswirkungen gibt (beide Fälle sind sehr wahrscheinlich), sollte die Behörde die Wahrscheinlichkeit jeder Reaktion und die Bedeutung der Auswirkungen solcher Reaktionen bei der Festlegung des Umfangs in Betracht ziehen. Es ist wichtig, dass sichergestellt wird, dass alle relevanten Auswirkungen systematisch berücksichtigt und nicht ohne jegliche Betrachtung weggelassen werden. In Fällen, wenn der Umfang nicht deutlich abgegrenzt ist, kann die Durchführung einer SEA weitaus zeitaufwändiger und ressourcenintensiver sein (und könnte die unnötige Erfassung und Analyse von Daten einschließen). Wie wird Stufe 2 durchgeführt? Für die Festlegung des Untersuchungsumfangs werden vier Schritte vorgeschlagen. Die meisten benötigten Informationen, wenn nicht sogar alle, sollten bereits während der Erarbeitung des Dossiers nach Anhang XV erfasst worden sein. • Schritt 2.1: Organisation der Arbeit. Bei der Vorbereitung für die Durchführung einer SEA ist es anfangs möglicherweise nicht klar, wie viel Arbeit zu leisten ist (dies wird von Fall zu Fall unterschiedlich sein). Es ist ratsam, eine erste Auftaktbesprechung oder „Brainstorming“Sitzung mit einem multidisziplinären Team durchzuführen, um die Entscheidung zu erleichtern, was erforderlich ist, um die SEA zu erarbeiten, wie dies mit den verfügbaren Ressourcen erreicht werden kann und wen man während des Verfahrens konsultieren sollte. Die Brainstorming-Sitzung kann auch abwägen, welche Art der Konsultation für die Erarbeitung der SEA hilfreich wäre. Im Allgemeinen sollte eine solche Konsultation so früh wie möglich erfolgen. Anhang A gibt Anleitung zur Erstellung eines Konsultationsplans. • Schritt 2.2: Festlegung des „Baseline“-Szenarios. Dieses Szenario basiert auf der gegenwärtigen und vorhergesagten zukünftigen Verwendung des Stoffs, wenn es keine weiteren RMO gibt. Es ist auch als „Business-as-usual“-Szenario bekannt. • Schritt 2.3: Festlegung des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios: erwartete Reaktionen auf die vorgeschlagene Beschränkung. Dies ist ein Schlüsselelement der SEA. Für den Fall, dass der Beschränkungsvorschlag angenommen wird, wie werden die Lieferketten reagieren? Wird beispielsweise der Stoff verboten, so könnte ein nachgeschalteter Anwender entscheiden, Erzeugnisse zu importieren oder einen anderen Stoff oder ein anderes Verfahren einzusetzen. Potenziell wird es eine Reihe verschiedener Folgen für verschiedene Akteure und Verfahren in Aufwärts- und Abwärtsrichtung in derselben Lieferkette und/oder in anderen Lieferketten geben. Bei der Beantwortung dieser Frage wird die Konsultation mit relevanten Lieferketten allgemein sehr wichtig sein. • Schritt 2.4: Bestimmung des Umfangs der SEA durch Festlegung von Zeiträumen und geografischen Grenzen und die Arten der Auswirkungen, die in der SEA zu erfassen sind. Nach Festlegung des „Baseline“-Szenarios und des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios kann es möglich sein, diese Faktoren (z. B. könnten die Auswirkungen auf Wettbewerbsfähigkeit und Handel relevant sein, je nachdem die Art der Verhaltensreaktionen als die wahrscheinlichsten betrachtet werden) zu bestimmen. Wenn relevante Auswirkungen detaillierter untersucht werden (in der nächsten Stufe), können weitere Iterationen des SEA-Verfahrens erforderlich sein, um die Grenzen der SEA anzupassen. 41 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Was wird in die Beschreibung eines „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios einbezogen? Was ist die wahrscheinliche Verhaltensreaktion? Die Charakterisierung der Verhaltensreaktionen von Akteuren in den relevanten Lieferketten auf eine vorgeschlagene Beschränkung ist ein Schlüsselelement in der SEA. Die folgenden Arten von Verhaltensreaktionen (nicht abschließende Liste) sollten üblicherweise in Betracht gezogen werden, vorzugsweise in Konsultationen mit anderen MS-Behörden und relevanten Lieferketten: • Verwendung einer „geeigneten“ Alternative, welche den Stoff ersetzt, wobei sie noch dieselbe Funktionalität aufweist; • Verwendung einer weniger geeigneten Alternative oder einfach keine weitere Verwendung des Stoffs (dies könnte signifikante Auswirkungen haben, wie beispielsweise eine veränderte Qualität der Waren, für welche der Stoff verwendet wird); • Auslagerung bestimmter Produktionsaktivitäten aus der EU; • Bestimmte Waren oder Dienstleistungen sind nicht mehr verfügbar. Aus Konsultationen und aus verfügbaren Informationen könnte möglicherweise nicht deutlich werden, welche Reaktion unter der vorgeschlagenen Beschränkung die wahrscheinlichere ist. In solchen Fällen sollten alle relevanten Reaktionen in die nächste Stufe der Analyse übertragen werden. In der nächsten Stufe – Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen – kann es möglich sein, die wahrscheinlichste Reaktion zu bestimmen (z. B. kann die Reaktion durch den Umfang zusätzlicher Kosten diktiert werden, mit welchen eine Lieferkette konfrontiert ist). Bei der Identifizierung der möglichen Reaktionen unter dem „Beschränkungsvorschlag“-Szenario könnte es nützlich sein, eine Art „Brainstorming“-Treffen/Workshop/Telefonkonferenz durchzuführen, in welche Schlüsselexperten aus anderen MS-Behörden und andere relevante Stakeholder mit einbezogen werden. Eine solche Veranstaltung könnte zum ersten auf die Bestimmung der möglichen Reaktionen unter der vorgeschlagenen Beschränkung fokussieren, und zum zweiten die Identifizierung der wahrscheinlichen Auswirkungen unter dem „Beschränkungsvorschlag“Szenario erleichtern (die Identifizierung von Auswirkungen wird in der nächsten Stufe beschrieben). Die relevanten Stakeholder könnten Vertreter aus der Lieferkette für den Stoff sein, aber auch jene aus anderen Lieferketten, wenn das „Beschränkungsvorschlag“-Szenario potenziell andere Stoffe oder Technologien einbezieht. Was sind die SEA-Grenzen? Der Umfang dessen, was im Hinblick auf relevante Lieferketten, Zeitraum und geografischen Bereich erfasst werden muss, hängt davon ab, was als wahrscheinliche Reaktion/en unter den RMOSzenarien identifiziert wurde. Relevante Lieferketten – Dies sollte berücksichtigen: • 42 Effekte können sowohl im vorgeschalteten Bereich (Zulieferer) als auch im nachgeschalteten Bereich der Verwendungen, die in den Beschränkungsvorschlag einbezogen sind, auftreten. Die Industrien, die von der vorgeschlagenen Beschränkung direkt betroffen sind, müssen andere Stoffe, Technologien oder Produkte verwenden oder die Produkteigenschaften verändern, was alles Auswirkungen auf verschiedene Lieferketten hat. Es können auch andere SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN verbundene Lieferketten betroffen sein. Ein wichtiges Element der Festlegung der Grenzen ist die Identifizierung, welche Lieferketten betroffen sind. • Mit der Zeichnung eines Verfahrensbaums sowohl für die Baseline-Situation als auch für die Situation der „vorgeschlagenen Beschränkung“ kann die Identifizierung relevanter Lieferketten unterstützt werden. Der Verfahrensbaum sollte alle relevanten Materialflüsse beinhalten, innerhalb welcher der Stoff oder die Alternative verwendet wird. Zeitliche Grenzen der SEA – Dies sollte berücksichtigen: • Der wichtigste Aspekt bei der Bestimmung des Zeitraums ist, dass sichergestellt wird, dass alle relevanten Auswirkungen mit einbezogen werden, unabhängig davon, wann sie zeitlich eintreten könnten. • Für die praktische Organisation der Analyse wäre der erste Schritt die Bestimmung eines typischen Investitionszyklus für die Verwendungen, welche die vorgeschlagene Beschränkung behandelt (z. B. 20 Jahre). Danach gibt es zwei grundlegende methodologische Ansätze zur Durchführung der Analyse: • Wenn es keine größeren Veränderungen in der Zukunft gibt (z. B. der Trend ist linear), und wenn ein repräsentatives Jahr festgelegt werden kann, dann wählen Sie ein repräsentatives Jahr (z. B. 2030) als Grundlage für die Untersuchung aus, da dies die Durchführung vereinfachen wird. • Die Festlegung des „Baseline“-Szenarios oder des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios kann erhebliche Veränderungen der Trends bei der Verwendung des Stoffs mit sich bringen. Dies kann z. B. eintreten aufgrund von Entwicklungen in Technologien/Verfahren, Entwicklungen in anderen relevanten Gesetzgebungen, oder wenn die vorgeschlagene Beschränkung unterschiedliche Zeitabweichungen für unterschiedliche Verwendungen beinhaltet. In solchen Fällen sollte ein kumulativer Zeitraum von beispielsweise 20 Jahren (z. B. 2010-2030) ausgewählt werden. • Der Zeitraum des Investitionszyklus (von z. B. 20 Jahren) wäre die Grenze, innerhalb welcher Auswirkungen ausgelöst werden (z. B. Emission chemischer Stoffe). Die Auswirkungen können sich auf einer (viel) späteren Stufe materialisieren, insbesondere als Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt. Wie in Abschnitt 3.4 dargelegt werden wird, werden diese Auswirkungen häufig qualitativ beschrieben7. • Abschnitt 3.8 gibt weitere Hinweise darüber, wie monetisierte Auswirkungen, welche in verschiedenen Zeitrahmen auftreten, konsistent verglichen werden können. Geografische Grenzen – Dies sollte berücksichtigen: • Es sollten alle Auswirkungen einbezogen werden, unabhängig davon, wo sie eintreten. Es sollte eindeutig erklärt werden, wo Auswirkungen außerhalb der EU eintreten. • Der „relevante Markt“ für jede Verwendung des Stoffs, der zur Beschränkung vorgeschlagen ist (d. h. wird das Produkt nur in einem Mitgliedstaat oder in benachbarten Mitgliedstaaten 7 In Abschnitt 4.1 wird beschrieben, wie verschiedene Arten der Auswirkungen zu vergleichen sind. 43 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN gehandelt, auf EU-Ebene oder global?). Es sei angemerkt, dass es keine im Vorfeld festgelegten Grenzen bei den Arten der zu berücksichtigenden Auswirkungen gibt. Alle Arten von Auswirkungen (menschliche Gesundheit, Umwelt, wirtschaftliche und soziale) sollten berücksichtigt werden. Stufe 3 beinhaltet eine Anleitung, wie potenzielle Auswirkungen innerhalb jeder Art zu identifizieren sind und wie ihre Bedeutung zu beurteilen ist. Bitte beachten Sie, dass die Festlegung der Grenzen einige – zumindest qualitative – Betrachtungen zu den vorhergesehenen Auswirkungen einschließt, da dies implizit Einfluss darauf nehmen wird, was für die Einbeziehung als bedeutsam anzusehen ist und was nicht. Ebenso können die weitere Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen in Stufe 3 die Notwendigkeit hervorrufen, die Grenzen der Analyse zu überdenken, da sich neue wichtige Punkte als signifikant herausstellen können. Die Ergebnisse aus Stufe 2 sind zum ersten die Identifizierung und Beschreibung des „Baseline“Szenarios und des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios. Zum zweiten ist es die Abgrenzung der SEA im Hinblick auf relevante Lieferketten, Auswirkungsarten, Zeiträume und geografische Grenzen. 1.4.4 Stufe 3: Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen Abbildung 8 SEA-Verfahren – Stufe 3 Stufe 3 – Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen (Kapitel 3) Stufe 1 – Ziele der SEA (Kapitel 1) Stufe 2 – Festlegung des Untersuchungsumfangs der SEA (Kapitel 2) Schritt 3.1 Identifizierung der relevanten Auswirkungen Schritt 3.2 Erfassung von Daten Stufe 4 – Interpretation und Ableitung von Schlussfolgerungen (Kapitel 4) Stufe 5 – Darstellung der Ergebnisse (Kapitel 5) Schritt 3.3 Beurteilung der Auswirkungen Schritt 3.4 Gewährleistung der Konsistenz der Analyse Was bedeutet Stufe 3: Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen? Diese Stufe beinhaltet die Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen. Ziel ist die Beantwortung der Frage: Was sind die Auswirkungen im „Beschränkungsvorschlag“-Szenario im Vergleich zum „Baseline“-Szenario? Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, Umwelt, die wirtschaftlichen, sozialen und anderen Auswirkungen werden in Stufe 2 als Unterschied zwischen den beiden Szenarien bestimmt. Wenn es mehr als eine wahrscheinliche Reaktion unter dem „Be- 44 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN schränkungsvorschlag“-Szenario gibt, sollte der Unterschied in der Auswirkung zwischen jeder Reaktion und dem „Baseline“-Szenario identifiziert und analysiert werden. Wie wird Stufe 3 durchgeführt? Stufe 3 beinhaltet vier generische Schritte: • Schritt 3.1: Identifizierung der Auswirkungen. Die potenziellen Auswirkungen der vorgeschlagenen Beschränkung werden über Daten identifiziert, die bereits im Rahmen des Dossiers nach Anhang XV erfasst wurden, sowie durch weitere Daten, die auf Grundlage des in Stufe 2 beschriebenen „Baseline“-Szenarios und „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios erfasst wurden. Dies bringt ggf. Konsultationen mit anderen MS-Behörden, relevanten Lieferketten und anderen relevanten Stakeholdern mit sich. • Schritt 3.2: Erfassung von Daten. Bestimmte Daten zu Emissionen und Expositionen und zu den diesbezüglichen Risiken des Stoffs für die menschliche Gesundheit und die Umwelt werden bereits in der Risikobeurteilung vorhanden sein. Daten über Alternativen werden im Rahmen der Informationen über Alternativen ebenfalls erfasst und analysiert worden sein (Guidance on Annex XV for restrictions Abschnitt 5.5). • Schritt 3.3: Beurteilung der Auswirkungen. Die Beurteilung der Auswirkungen kann auf verschiedenen Ebenen der Quantifizierung oder einfach qualitativ erfolgen. Gemäß dem vorgeschlagenen iterativen Verfahren für die SEA stützt sich die erste Beurteilung auf unmittelbar verfügbare Daten, was wahrscheinlich zu einer Mischung aus quantitativer und qualitativer Beurteilung führen wird. In nachfolgenden Iterationen (wenn diese durchgeführt werden) können mehr Einzelheiten und weitere qualitative, quantitative und monetisierte Informationen hinzugefügt werden. • Schritt 3.4: Sicherung der Konsistenz der Analyse. Bevor eine robuste Schlussfolgerung abgeleitet werden kann, sollte eine Reihe von Kontrollen gemäß guter Praxis zur durchgeführten Analyse vorgenommen werden. Dazu gehören Kontrollen, um sicherzugehen, dass die Ergebnisse den Leser nicht irreführen und dass Auswirkungen nicht über- oder unterbewertet werden, einschließlich der angemessenen Berücksichtigung von Unsicherheiten. Es ist wichtig hervorzuheben, dass die Beurteilung der Auswirkungen auf den Unterschied zwischen dem „Baseline“-Szenario und dem „Beschränkungsvorschlag“-Szenario fokussieren sollte. Was sind zum Beispiel die zusätzlichen Kosten oder Kosteneinsparungen, die mit einem „Beschränkungsvorschlag“-Szenario im Vergleich zum „Baseline“-Szenario verbunden sind? Oder, in welchem Umfang werden die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt in einem „Beschränkungsvorschlag“-Szenario im Vergleich zum „Baseline“-Szenario verändert? Bitte beachten Sie, dass es für Fälle, in welchen es für einige Arten der beurteilten Auswirkungen keine Unterschiede zwischen den Szenarien gibt, trotzdem wichtig sein könnte, dies zu dokumentieren, d. h. zu dokumentieren, dass diese Auswirkungen für die betreffende SEA wahrscheinlich nicht signifikant sind. Wie werden Auswirkungen identifiziert und beurteilt? Konsultationen mit anderen MS-Behörden, relevanten Lieferketten und anderen Organisationen sind wahrscheinlich eine Schlüsselkomponente für die Identifizierung aller relevanten Auswirkungen. Die Leitlinien enthalten einen Vorschlag für einen Konsultationsplan, der in Stufe 2 entwickelt und in dieser Stufe korrigiert wird, um den Bedarf an Daten aufzuzeigen. Außerdem enthalten die Leitlinien mehrere Checklisten (eine nicht abschließende Liste mögli- 45 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN cher Auswirkungen, siehe Anhang G), welche relevant sein können, um zu prüfen und dokumentarisch zu belegen, dass alle relevanten Auswirkungen berücksichtigt worden sind. Informationen über Veränderungen bei Stoffemissionen und -expositionen sowie Informationen über die Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt, die mit dem zur Beschränkung vorgeschlagenen Stoff verbunden sind, sollten in der Risikobeurteilung erarbeitet worden sein. Jegliche Verwendung potenzieller Alternativen sollte bei der Sammlung von Informationen über Alternativen erfasst worden sein (siehe Guidance on Annex XV for restrictions Abschnitt 5.5). Anleitung zur Durchführung einer Risikobeurteilung findet sich sowohl in Guidance on the Chemical Safety Report als auch in Abschnitt 5.2 von Guidance on Annex XV for restrictions. Auswirkungen werden idealerweise mit quantitativen Daten beschrieben, wenn geeignete Datenquellen vorhanden sind und wenn eine solche Analyse verhältnismäßig ist. Bei schwer zu quantifizierenden und monetisierenden Auswirkungen, z. B. Risiken für die Umwelt und die menschliche Gesundheit, enthalten die vorliegenden Leitlinien Vorschläge, wie eine Analyse dieser Elemente so weit wie möglich durchzuführen ist. Es finden sich Literaturhinweise und Links zu möglichen externen Datenquellen und Bewertungen, die verwendet werden können. In vielen Fällen wird die Auswirkung unter Verwendung eines Expertenurteils zu beurteilen sein. Ein Expertenurteil ist so geartet, dass es schwierig ist, eine Anleitung zur Erarbeitung solcher Urteile zu geben. Wichtig ist Transparenz. Wenn Urteile erstellt werden, sollten die Annahmen, die dem Urteil zugrunde liegen, eindeutig beschrieben werden. Die Arten der zu betrachtenden Auswirkungen sind die Folgenden: 46 • Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt: Diese Auswirkungen erfassen alle möglichen Wirkungen, die direkt mit den toxischen, ökotoxischen und physikalisch-chemischen Eigenschaften des Stoffs, der zur Beschränkung vorgeschlagen ist, oder jedes alternativen Stoffs verbunden sind, sowie alle anderen Gesundheits- und Umweltauswirkungen, die in allen betroffenen Lieferketten im Zusammenhang mit der Einführung alternativer Stoffe oder Technologien auftreten. Zu diesen Auswirkungen können daher zum Beispiel Unterschiede bei Emissionen aus der Gewinnung oder Verarbeitung von Rohstoffen oder aus der Entsorgung von Endprodukten gehören. Informationen über Veränderungen in den Emissionen des besagten Stoffs oder der Exposition gegenüber demselben sowie andere diesbezügliche Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt (einschließlich potenzieller Alternativen) sind möglicherweise bereits gewonnen worden (siehe Guidance on Annex XV for restrictions Abschnitt 5.5). Für die Zwecke der SEA könnten mehr Analysen hilfreich sein, welche sowohl auf den Schweregrad der Wirkungen als auch die Exposition fokussieren, z. B. die Abschätzung, wie viele Menschen oder welche Umweltpopulationen exponiert sind, um die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu beschreiben (was geschieht als Folge der Exposition). • Wirtschaftliche Auswirkungen: Diese sind die Nettokosten oder Einsparungen für Hersteller, Importeure, nachgeschaltete Anwender, Händler und Verbraucher in den Lieferketten des Stoffs und der Alternativen. Wirtschaftliche Auswirkungen auf die Gesellschaft von zum Beispiel Gesundheitsdiensten wegen Wirkungen auf die menschliche Gesundheit oder geringerer Ernteerträge wegen Versauerung werden unter „Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt“ erfasst. SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN • Soziale Auswirkungen: Das sind alle relevanten Auswirkungen, welche Arbeitnehmer, Verbraucher und die breite Öffentlichkeit betreffen können und welche nicht unter Gesundheits-, Umwelt- oder wirtschaftlichen Auswirkungen erfasst werden (z. B. Beschäftigung, Arbeitsbedingungen, Arbeitszufriedenheit, Ausbildung der Beschäftigten und soziale Sicherheit). Es sind möglicherweise Auswirkungen auf bestimmte gesellschaftliche Gruppen zu berücksichtigen. • Handel, Wettbewerb und wirtschaftliche Entwicklung (kurz bezeichnet als weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen): Weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen sind Auswirkungen, die makroökonomische Folgen wie z. B. Wirtschaftswachstum, Inflation und Steuern haben. Diese Arten von Wirkungen resultieren aus der Verteilung der wirtschaftlichen Effekte und aus der Funktionsweise der relevanten Märkte. Zum Beispiel könnten zusätzliche Kosten bedeuten, dass bestimmte Betriebe oder Industrien mit Handelsoder Wettbewerbsproblemen konfrontiert sind, die ihre Geschäfte reduzieren. Die Produktion von Alternativen wird wahrscheinlich Geschäftsmöglichkeiten eröffnen, welche ebenfalls in die Analyse der weiter reichenden wirtschaftlichen Auswirkungen mit einbezogen werden müssen, sofern sie nicht bereits früher unter wirtschaftlichen Auswirkungen erfasst worden sind. Die Definition der verschiedenen Auswirkungsarten folgt der Darlegung im Gesetzestext sowie den Standardkategorien, die in den Leitlinien der EU zur Beurteilung von Auswirkungen (erhältlich über: http://ec.europa.eu/governance/impact/) verwendet werden. Gesundheits- und Umweltauswirkungen sowie soziale Auswirkungen können Kosten verursachen, zum Beispiel erhöhte Kosten im Gesundheitswesen. Solche Kosten könnten als Gesundheits- oder Umweltauswirkungen und nicht als wirtschaftliche Auswirkungen mit einbezogen werden. Unter welcher Überschrift auch immer eine signifikante Auswirkung kategorisiert wird, wichtig ist, dass sie in die SEA einbezogen wird, aber nur einmal erscheint, und dass die Dokumentation eindeutig und transparent ist. Gesundheits-, Umwelt- und wirtschaftliche Auswirkungen sind häufig die signifikantesten und sollten daher zuerst beurteilt werden. Die Analyse der sozialen und weiter reichenden wirtschaftlichen Auswirkungen sollte nach der Beurteilung der wirtschaftlichen Auswirkungen erfolgen, da die erfassten Daten zur Wirtschaft, menschlichen Gesundheit und Umwelt den Ausgangspunkt für die weitere Analyse der meisten sozialen und weiter reichenden wirtschaftlichen Auswirkungen bilden. Das Ergebnis von Stufe 3 ist entweder eine qualitative oder quantitative Beschreibung aller Auswirkungen. Es ist wichtig, dass alle identifizierten Auswirkungen mit einbezogen werden. Es sollte keine einseitige Ausrichtung auf Auswirkungen geben, die quantitativ beschrieben werden, nur weil es möglich war, sie zu quantifizieren (weil Auswirkungen, die nicht quantitativ beschrieben werden können, von ebensolcher oder sogar größerer Bedeutung sein können). Es ist wahrscheinlich, dass die Arbeit in dieser Phase die Notwendigkeit auslöst, die Beschreibung der Reaktionen unter dem „Beschränkungsvorschlag“-Szenario sowie die Grenzen der SEA (Stufe 2) konkreter zu gestalten. 47 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 1.4.5 Stufe 4: Interpretation und Ableitung von Schlussfolgerungen Abbildung 9 SEA-Verfahren – Stufe 4 Stufe 4 – Interpretation und Ableitung von Schlussfolgerungen (Kapitel 4) Stufe 1 – Ziele der SEA Stufe 2 – Festlegung des Untersuchungsumfangs der SEA Stufe 3 – Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen (Kapitel 2) (Kapitel 3) (Kapitel 1) Schritt 4.1 Vergleich der qualitativen, quantitativen oder monetisierten Auswirkungen Schritt 4.2 Vergleich der Verteilung der Auswirkungen Stufe 5 – Darstellung der Ergebnisse (Kapitel 5) Schritt 4.3 Durchführung der Unsicherheitsanalyse Schritt 4.4 Feststellung, ob eine Schlussfolgerung abgeleitet werden kann Was bedeutet Stufe 4: Interpretation und Ableiten von Schlussfolgerungen? Stufe 4 fokussiert auf die Interpretation der in Stufen 2 und 3 identifizierten und beurteilten Auswirkungen. Sie behandelt die Zusammenführung der Informationen über die verschiedenen Auswirkungen (z. B. sowohl qualitativ als auch quantitativ und auf verschiedene Rezeptoren, auf Wirtschaft, Umwelt, Gesundheit und Gesellschaft im Allgemeinen) und die Durchführung einer Unsicherheitsanalyse, um die Robustheit der SEA zu überprüfen. Auf Grundlage der Beurteilung und der Unsicherheitsanalyse würde die Behörde die Entscheidung treffen, entweder die SEA abzuschließen oder weitere Analysen durchzuführen, indem man zu Stufe 2 oder 3 zurückkehrt. Diese Stufe beinhaltet außerdem die Durchführung einer Beurteilung von Verteilungswirkungen. Zusammengefasst behandelt Stufe 4: • Wie Nettokosten und Nettonutzen unter dem „Beschränkungsvorschlag“-Szenario verglichen werden sollten (gegenüber dem „Baseline“-Szenario) • Wie Verteilungswirkungen behandelt werden sollten • Wie die Unsicherheitsanalyse der Hauptauswirkungen durchgeführt werden sollte • Wie festgelegt wird, ob die SEA abgeschlossen werden kann oder ob die Notwendigkeit besteht, zu Stufe 2 oder 3 zurückzukehren, um das „Beschränkungsvorschlag“-Szenario zu korrigieren oder mehr Daten zu bestimmten Auswirkungen zu erfassen. Der Vergleich der Auswirkungen ist notwendig, um Schlussfolgerungen über die Nettonutzen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt sowie die Nettokosten für Hersteller, Importeure, nachgeschaltete Anwender, Händler, Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt ziehen zu können. Die einfachste Möglichkeit, Auswirkungen zu vergleichen, ist die transparente Darstellung der nicht aggregierten Ergebnisse. In einigen Fällen wird eine Aggregation der Daten möglich sein. 48 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Wie wird Stufe 4 durchgeführt? Stufe 4 umfasst folgende Schritte: • Schritt 4.1: Vergleich der verschiedenen Auswirkungsarten unter Verwendung eines zweckmäßigen Instruments zur SEA-Beurteilung (z. B. das von einer qualitativen Beurteilung bis hin zu einer vollständig monetisierten Kosten-Nutzen-Analyse reicht). Die Ebene der durchgeführten Quantifizierung sollte der vorliegenden Thematik angemessen sein. Eine Reihe von Risiken und Auswirkungen wird generell nicht quantifiziert (z. B. wenn keine Daten zur Verfügung stehen, oder wenn eine Quantifizierung als unnötig erachtet wird, um den Schweregrad dieser Risiken und Auswirkungen darzustellen) und qualitative Schlussfolgerungen stattdessen benötigt werden. Unabhängig von der Ebene der Quantifizierung ist eine transparente Darstellung aller wichtigen Auswirkungen für die Qualität der SEA entscheidend. • Schritt 4.2: Beurteilung der Verteilung der Auswirkungen. Die Auswirkungen werden verschiedene Akteure in den Lieferketten und andere Industriesektoren betreffen, sowie die geografische Verteilung von Gesundheits- und Umweltauswirkungen. Eine Beschreibung, wer und wie betroffen ist, sollte in die SEA aufgenommen werden. Die Beurteilung der Verteilung der Auswirkungen sollte auch mögliche Unterschiede gesellschafts- und einkommensgruppenübergreifend berücksichtigen. • Schritt 4.3: Durchführung einer Unsicherheitsanalyse, falls erforderlich – z. B. in Form einer Sensitivitätsanalyse der Schlüsselannahmen. Das Ziel der Unsicherheitsanalyse besteht in der Überprüfung, ob verschiedene (begründete) Annahmen oder Schätzungen die Schlussfolgerungen beeinflussen könnten, und wenn dies wahrscheinlich ist, wie signifikant jeder einzelne Unterschied ist. Eine Sensitivitätsanalyse könnte in wirksamer Weise durchgeführt werden, indem „Switching-Werte“ (der Wert, bei welchem die Schlussfolgerung der SEA verändert wird) und die Wahrscheinlichkeit solcher Werte geschätzt werden. Die Ergebnisse der Unsicherheitsanalyse können dazu führen, dass man zu früheren Stufen, wie beispielsweise Datenerfassung, zurückkehren muss. Es ist wichtig, dass Unsicherheiten im gesamten Verlauf einer SEA und bei der Durchführung der verschiedenen Stufen und Schritte derselben identifiziert und beschrieben werden. Damit wird sichergestellt, dass Daten von guter Qualität für die Durchführung der Unsicherheitsanalyse verwendet werden. Im Verlauf der SEA kann die Unsicherheitsanalyse als Instrument verwendet werden, um festzustellen, welcher weitere Informationsgewinn die Unsicherheiten am meisten reduzieren würde, und sie sollte daher angewendet werden, um über die kostengünstigste Iterationsstrategie zu entscheiden, damit man zu einer robusten SEA gelangt. • Schritt 4.4: Entscheidung, ob eine Schlussfolgerung abgeleitet werden kann, oder ob weitere Datenerfassung oder Analyse erforderlich sind. Die vorgeschlagene iterative Methode impliziert, dass eine erste SEA mit unmittelbar zur Verfügung stehenden Daten durchgeführt wird. Durch Vergleich der Auswirkungen muss die Behörde ein Urteil fällen, ob eine weitere Verfeinerung der Analyse notwendig ist. 49 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Daher wird Stufe 4 durch einen der folgenden Schritte abgeschlossen: • Zurückgehen, um weitere Analysen durchzuführen (eine weitere Iteration des SEAVerfahrens); • Abschluss des SEA-Verfahrens und Berichterstattung über die Analyse und der Ergebnisse im Beschränkungsvorschlag; • Ausstieg aus dem SEA-Verfahren. Selbst in diesem Fall wird empfohlen, dass die Ergebnisse der SEA im Dossier nach Anhang XV berichtet werden (weitere Details siehe Abschnitt 5.1.4 in Guidance on Annex XV for restrictions). Wie detailliert sollte die SEA sein? Die SEA sollte so robust sein, wie es erforderlich ist, um die erreichte Schlussfolgerung zu unterstützen. Da die Ausschüsse nur eine kurze Zeit für ihre Meinungsbildung zur Verfügung haben, und ebenso die Kommission für die Erstellung eines Beschlussentwurfs, haben sie nur begrenzte Möglichkeiten, Informationen über Kosten und Nutzen der Beschränkung der Chemikalie zu beschaffen. Ein besseres Verständnis der Folgen der vorgeschlagenen Beschränkung ist wesentlich für den Entscheidungsprozess. Daher wird der Behörde nachdrücklich empfohlen, eine adäquate Beurteilung der sozioökonomischen Auswirkungen und diesbezügliche Informationen in das Dossier nach Anhang XV aufzunehmen. Wie detailliert die SEA sein muss, unterliegt der fallweisen Beurteilung. Im Allgemeinen sollte die Behörde den Aufbau eines Falls anstreben, der so robust wie möglich ist; da begrenzte Ressourcen zur Erarbeitung von SEA verfügbar sind, sollte der Detailgrad dem vorliegenden Problem angemessen sein. Wenn eine qualitative Beurteilung zeigt, dass die Hauptauswirkungen alle positiv, alle negativ oder alle neutral sind, könnte es möglich sein, den Fall auf einer hauptsächlich qualitativen Grundlage zu diskutieren. Ebenso könnte, wenn die SEA beispielsweise zeigt, dass es signifikante Nutzen der Beschränkung gibt, wobei die Kosten niedrig sind, eine Schlussfolgerung auch auf einer eher qualitativen Basis gezogen werden. Je enger das Gleichgewicht zwischen Nutzen und Kosten ist, umso mehr Details (und häufig Quantifizierung) sind erforderlich. 50 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 1.4.6 Stufe 5: Darstellung der Ergebnisse Abbildung 10 SEA-Verfahren – Stufe 5 Stufe 5 – Darstellung der Ergebnisse (Kapitel 5) Stufe 1 – Ziele der SEA (Kapitel 1) Stufe 2 – Festlegung des Untersuchungsumfangs der SEA Stufe 3 – Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen Stufe 4 – Interpretation und Ableitung von Schlussfolgerungen (Kapitel 2) (Kapitel 3) (Kapitel 4) Schritt 5.1 – Erstellung des SEABerichts unter Verwendung der SEA-Dokumentvorlage. Aufzunehmen sind: • Annahmen • Unsicherheiten • Ergebnisse Schritt 5.2 – Verwendung der internen Checkliste zur Überprüfung der Vollständigkeit der SEA Was bedeutet Stufe 5: Darstellung der Ergebnisse? Stufe 5 ist die abschließende Stufe im SEA-Verfahren. In dieser Stufe werden die Hauptbefunde und -ergebnisse der Analyse mit dem in Abbildung 10 dargestellten Verfahren zusammengefasst. Aus Gründen der Transparenz und Zuverlässigkeit der Ergebnisse sollten die verwendeten Hauptannahmen und die involvierten Unsicherheiten zusammen mit den Endergebnissen vorgelegt werden. Es ist wichtig, dass alle Daten systematisch und transparent dargestellt werden, um den Entscheidungsprozess zu unterstützen. Angesichts der Tatsache, dass die Informationen in der SEA, die im Rahmen eines Dossiers nach Anhang XV eingereicht werden, eine wichtige Möglichkeit für die Behörde sind, eine Beschränkung zu begründen8, müssen die Argumente überzeugend, aber auch unverzerrt dargelegt werden. Für eine interessierte Partei, die gemäß Artikel 69(6) während des 6monatigen Konsultationszeitraums Kommentare zu einer SEA oder ihre eigene SEA vorlegt, wird eine transparente und unverzerrte Darstellung die Nutzung der eingereichten Informationen erleichtern. Wenn die Beurteilung ergibt, dass die Nettonutzen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt unter der vorgeschlagenen Beschränkung zu den Nettokosten für Hersteller, Importeure, nachgeschaltete Anwender, Händler, Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt in keinem Verhältnis stehen, dann wird der Behörde empfohlen, diese Schlussfolgerung in den relevanten Teilen des Dossiers nach Anhang XV zu dokumentieren und diese Dokumentation der Agentur und den CA der Mitgliedstaaten vorzulegen. Um Transparenz und Zuverlässigkeit der Ergebnisse zu gewährleisten, sollten die verwendeten Hauptannahmen und die involvierten Unsicherheiten zusammen mit den Endergebnissen dargestellt werden. 8 Da die verfügbare Zeit für die Überarbeitung einer SEA (oder die spätere Aufnahme einer SEA in ein Dossier nach Anhang XV) in späteren Stufen weitaus begrenzter sein wird. 51 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Wie wird Stufe 5 durchgeführt? Das Ergebnis dieser Stufe ist der SEA-Bericht. Dieser kann unter Verwendung einer Dokumentvorlage dargestellt und anhand einer internen Checkliste kontrolliert werden (um zu prüfen, ob die Hauptaspekte des SEA-Berichts aufgenommen wurden). Die Berichterstattung der Ergebnisse der SEA beinhaltet: • Darstellung des „Baseline“-Szenarios, des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios und weitere Beschränkungs- oder RMO-Szenarien, die in der SEA enthalten sind. Dies sollte die verwendeten Hauptannahmen/getroffenen Entscheidungen einschließen, als die Szenarien festgelegt wurden (z. B. warum eine bestimmte RMO nicht weiter beurteilt wurde). Das kann ein Verweis auf einen anderen Teil des Dossiers nach Anhang XV sein, oder wenn weitere Argumente nützlich sind, sollte dies in einen Anhang zum SEA-Hauptbericht aufgenommen werden. • Darstellung aller Schlüsselannahmen/-entscheidungen zu den zeitlichen und geografischen Grenzen der SEA und Auswirkungen, welche in der Beurteilung erfasst werden. Ggf. sollten auch Informationen enthalten sein, warum bestimmte Thematiken nicht erfasst werden. • Die Darstellung aller Schlüsselentscheidungen/-annahmen, die zur Abschätzung und Beschreibung der Auswirkungen verwendet wurden, sollte so erfolgen, dass die SEA transparent ist. Diese könnten in einem Anhang dargestellt werden, um die Lesbarkeit des SEA-Hauptberichts zu erleichtern. • Darstellung aller Schlüsselauswirkungen und der SEA-Ergebnisse. Wenn Auswirkungen mithilfe einer Kosten-Nutzen-Methode oder einer multikriteriellen Methode aggregiert werden, ist es wichtig, dass die einzelnen Auswirkungen dargestellt werden. Es wurde eine Dokumentvorlage entwickelt, um die Darstellung aller Schlüsselelemente der SEA zu erleichtern (siehe Kapitel 5). Anhang G enthält mehrere nicht abschließende Checklisten, die man verwenden könnte, um aufzuzeigen, welche Auswirkungen berücksichtigt und welche nicht einbezogen wurden. • Darstellung der Ergebnisse der Unsicherheitsanalyse: Nach der Durchführung der Sensitivitätsanalyse oder einer alternativen Form der Unsicherheitsanalyse, um die Robustheit der SEA zu überprüfen, sollten die Ergebnisse dieser Analyse ebenfalls dargestellt werden. • Darstellung der Hauptschlussfolgerungen: Die Behörde oder interessierte Partei sollte die Ergebnisse der Analyse zusammenfassen, ihre Schlussfolgerungen darlegen und angemessene Empfehlungen formulieren. Die Konsequenzen der Unsicherheiten für die Schlussfolgerungen sollten eindeutig dargelegt werden. 1.4.7 Was man vermeiden sollte Nach den Empfehlungen in den vorliegenden Leitlinien sollte die Behörde oder interessierte Partei, die eine SEA erstellt, die im folgenden Textkasten dargelegten Sachverhalte berücksichtigen. 52 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Beispiele für Sachverhalte, die die Qualität oder Glaubwürdigkeit einer SEA herabsetzen Grenzbeschränkungen: • • • • Keine Verwendung der realistischsten Verhaltensreaktionen auf eine vorgeschlagene Beschränkung; Mangelnde oder keine Berücksichtigung aller Auswirkungen, die entweder signifikant sind oder von einigen für signifikant gehalten werden; Kein Versuch, geografische und zeitliche Grenzen ordnungsgemäß zu berücksichtigen; Keine Berücksichtigung von zukünftigen Trends und Konsequenzen der bestehenden Verordnungen/Gesetze; Verwendung von qualitativ schlechten Informationen/Daten/Materialien: • • • Verwendung veralteter Informationen; Mangelnde Kenntnis anerkannter Datenquellen; Mangel an Konsultationen, um relevante Daten zu erhalten; Schlecht durchdachte Methodologie: • • • • Keine Dokumentation von Annahmen; Kein Versuch zur Quantifizierung von Wirkungen, wo dies möglich und zweckmäßig ist; Kein Versuch, Auswirkungen qualitativ zu beurteilen, bei welchen eine Quantifizierung nicht möglich ist; Keine oder unzureichende Berücksichtigung von Unsicherheiten in der Analyse; Versäumnis, die logische Grundlage für Schlussfolgerungen ordnungsgemäß zu erklären: • • • • 1.4.8 Mangel an eindeutigen Erläuterungen für die Schlussfolgerungen, die auf der Grundlage der bereitgestellten Informationen abgeleitet wurden; Mangelnde Berücksichtigung von Unsicherheiten bei der Ableitung von Schlussfolgerungen; Mangelnde Berücksichtigung nicht quantifizierter Wirkungen im Entscheidungsprozess; Mangelnde Transparenz bezüglich der Art und Weise der Ableitung der Ergebnisse. Übersichts-Ablaufdiagramm Das Ablaufdiagramm in Abbildung 11 gibt eine Übersicht über alle Stufen und Schritte im Verfahren. 53 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Abbildung 11 Ablaufdiagramm über das Verfahren zur Durchführung einer BeschränkungsSEA Stufe 1 – Ziele der SEA Warum wird eine SEA durchgeführt? (Kapitel 1) Stufe 2 – Festlegung des Untersuchungsumfangs der SEA Was wird (werden) die wahrscheinliche(n) Reaktion(en) auf die vorgeschlagene Beschränkung sein? (Kapitel 2) Schritt 2.1 Organisation der Arbeit Schritt 2.2 Festlegung des „Baseline“-Szenarios Schritt 2.3 Festlegung des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios Schritt 2.4 Festlegung der Grenzen der SEA Stufe 5 – Darstellung der Ergebnisse Darstellung der Ergebnisse im Rahmen des Dossiers nach Anhang XV Ja Ist der Nachweis (Evidenz) ausreichend, um eine robuste Schlussfolgerung abzuleiten und die SEA zu beenden? Nein Schritt 3.1 Identifizierung der relevanten Auswirkungen Schritt 3.3 Beurteilung der Auswirkungen Stufe 4 – Interpretation und Ableitung von Schlussfolgerungen Wie sind Gesundheits-, Umwelt-, wirtschaftliche und soziale Auswirkungen zu vergleichen? (Kapitel 4) Schritt 4.1 Vergleich der qualitativen, quantitativen oder monetisierten Auswirkungen Schritt 4.2 Vergleich der Verteilung der Auswirkungen Schritt 4.3 Durchführung der Unsicherheitsanalyse Schritt 4.4 Feststellung, ob eine Schlussfolgerung abgeleitet werden kann 54 (Kapitel 3) Schritt 3.2 Erfassung von Daten • Annahmen • Unsicherheiten • Ergebnisse Schritt 5.2 – Verwendung der internen Checkliste zur Überprüfung der Vollständigkeit der SEA Beurteilung der Auswirkungen des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios im Vergleich zum „Baseline“Szenario Nein Oder Ausstieg aus dem SEAVerfahren – Es ist trotzdem ratsam, die Ergebnisse im Dossier nach Anhang XV darzustellen 5) des SEASchritt 5.1 –(Kapitel Erstellung Berichts unter Verwendung der SEA-Dokumentvorlage. Aufzunehmen sind: Stufe 3 – Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen Schritt 3.4 Gewährleistung der Konsistenz der Analyse SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 2 DAS SEA-VERFAHREN – STUFE 2: FESTLEGUNG DES UNTERSUCHUNGSUMFANGS 2.1 Einführung in die Festlegung des Untersuchungsumfangs Die Festlegung des Untersuchungsumfangs ist die zweite Stufe in der Erarbeitung einer SEA. Diese wird nachstehend in Abbildung 12 dargestellt. Abbildung 12 SEA-Verfahren – Stufe 2 Stufe 2 – Festlegung des Untersuchungsumfangs der SEA (Kapitel 2) Schritt 2.1 Organisation der Arbeit Stufe 1 – Ziele der SEA (Kapitel 1) Schritt 2.2 Festlegung des „Baseline“-Szenarios Stufe 3 – Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen Stufe 4 – Interpretation und Ableitung von Schlussfolgerungen (Kapitel 3) (Kapitel 4) Stufe 5 – Darstellung der Ergebnisse (Kapitel 5) Schritt 2.3 Festlegung des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios Schritt 2.4 Festlegung der Grenzen der SEA Die Festlegung des Untersuchungsumfangs behandelt, wie das/die für die SEA relevante/n Szenario/Szenarien und Grenzen festgelegt werden sollten. Das Verfahren zur Identifizierung und Beschreibung der Auswirkungen wird im nächsten Kapitel erläutert. Die Festlegung eines Szenarios beinhaltet die Beurteilung des erwarteten Verhaltens der Lieferkette und der potenziellen anderen Akteure sowie der aus der Beschränkung resultierenden Folgen. Wenn beispielsweise der Stoff Beschränkungen unterliegt, könnte ein nachgeschalteter Anwender entscheiden, Erzeugnisse zu importieren oder einen anderen Stoff oder ein anderes Verfahren anzuwenden. Dieser Abschnitt beschreibt detailliert das vorgeschlagene Verfahren für diese Stufe der SEA. Es ist bekannt, dass das gesamte Verfahren der SEA durch Iteration bestimmt sein sollte, und die Behörde sollte diese Stufe mit einem Detailgrad durchführen, der demjenigen der SEAIteration angemessen ist, die durchgeführt wird. Wie bei allen Stufen im SEA-Verfahren sollte die Behörde die in allen Daten und Analysen vorhandenen Unsicherheiten berücksichtigen. Die Konsequenzen der Unsicherheiten sollten bei der Darstellung der Ergebnisse berücksichtigt und bestätigt werden. 2.2 Schritt 2.1 – Organisation der Arbeit Die Erarbeitung einer SEA wird im Allgemeinen Fachkompetenz und Informationsquellen aus der Behörde/Agentur sowie aus Konsultationen mit betroffenen Industrien, anderen Mitgliedstaaten und relevanten Stakeholdern in Anspruch nehmen. Frühzeitige Konsultationen mit den betroffenen Industrien sind für die Erarbeitung eines Beschränkungsvorschlags wichtig. Auf dieser Stufe der SEA 55 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN könnten solche Konsultationen bereits im Rahmen der Erarbeitung des Beschränkungsvorschlags initiiert worden sein (siehe Guidance on Annex XV for restrictions Abschnitt 4.2.2). Einige der Schlüsselelemente, die in die Organisation der Arbeit für die SEA einbezogen werden können, sind: • • Organisation der Arbeit in der Behörde, die die SEA erstellt: • Identifizierung eigener Fachkompetenz (Qualifikationen); • Organisation einer Start-/Auftaktbesprechung oder -einweisung; • Berücksichtigung der Notwendigkeit externer Unterstützung (z. B. aufgrund mangelnder Fachkompetenz oder Ressourcen); • Entwicklung eines Arbeitsplans auf Grundlage der Stufen und Schritte, die in den vorliegenden Leitlinien dargelegt sind; Entwicklung eines Konsultationsplans für Konsultationen mit relevanten Stakeholdern: • Identifizierung der relevanten Lieferkette für die zur Beschränkung vorgeschlagenen Verwendungen sowie individueller Kontakte; • Konsultationen mit Behörden in anderen Mitgliedstaaten und der Agentur; und • Aufbau des Kontakts zu jeder Schlüsselperson und Vereinbarung zur Einbeziehung derselben. Die SEA erfordert Fachkompetenz in einer Vielzahl von Gebieten: Technik (Verwendung des Stoffs und mögliche Alternativen, Risikomanagementmaßnahmen), Beurteilung von Risiken/Auswirkungen, Betriebe (z. B. Produktionskosten), Märkte (z. B. Nachfrage oder Wettbewerb) und Wirtschaft (z. B. Kosten-Nutzen-Analyse). Der größte Teil dieser Fachkompetenz könnte im eigenen Hause oder in angegliederten Organisationen9 zu finden sein. Der Bedarf an externer Fachkompetenz wird von der Komplexität der SEA abhängen. Die Entwicklung eines Arbeitsplans auf der Grundlage der in diesen Leitlinien beschriebenen Stufen und Schritte wird die Identifizierung eines solchen Bedarfs erleichtern. ERFAHRUNGEN AUS FALLSTUDIEN Die Erfahrungen der Beteiligten, die im Rahmen der Erstellung der vorliegenden Leitlinien eine SEA durchgeführt haben, zeigten Folgendes: 1) Die Koordinierung der Arbeit ist eine der wesentlichen Herausforderungen bei der Erarbeitung einer SEA. Der Projektleiter sollte über ein gutes Wissen über das Beschränkungsverfahren, die Erarbeitung eines Beschränkungsdossiers und die in der SEA behandelten Kompetenzfelder verfügen. 2) Es ist wichtig, zu einem frühen Zeitpunkt ein multidisziplinäres Team aufzubauen und eine interne Auftakt- oder Brainstorming-Veranstaltung durchzuführen, damit alle Beteiligten verste- 9 Wie beispielsweise andere staatliche Einrichtungen in dem Mitgliedstaat oder Forschungseinrichtungen 56 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN hen, wie der Umfang der Studie angelegt ist, und dass sie die Aufgabe ebenso verstehen. Quelle: Fallstudie, durchgeführt von RIVM Wenn Konsultationen mit Stakeholdern als nützlich erachtet werden, wäre es sinnvoll, einen Konsultationsplan zu erstellen. In Anhang A findet sich eine Anleitung zur Erstellung eines Konsultationsplans. Der nachstehende Kasten enthält Hinweise zum Kontakt mit relevanten Lieferketten. Kasten 1 Hinweis: Bedeutung der Kontakte zu Lieferketten Wichtige Punkte bei Kontakten zu Lieferketten: 1. Die Kontaktaufnahme zu relevanten Lieferketten ist eine der wenigen Möglichkeiten, um spezifische Informationen über deren mögliche „Verhaltensreaktion“ auf die vorgeschlagene Beschränkung zu erhalten. 2. Die Kontaktaufnahme zu relevanten Lieferketten ist wichtig, da dies die Behörde in die Lage versetzt, die Konsequenzen der vorgeschlagenen Beschränkung für die Akteure in der Lieferkette zu sondieren. 3. Die Sondierung verschiedener Lieferketten im Hinblick auf Informationen über die Verwendung alternative Stoffe/Verfahren ist wichtig, um ein ausgewogenes Bild aus den Konsultationen zu gewinnen. Wenn bei der Festlegung des Untersuchungsumfangs festgestellt wird, dass Informationen und Daten aus relevanten Lieferketten zur Vervollständigung der SEA benötigt werden und noch keine Kontakte zu Lieferketten hergestellt worden sind, dann sollten diese während der Festlegung des Untersuchungsumfangs initiiert werden. Die Exaktheit der SEA ist abhängig von der Plausibilität der möglichen Verhaltensreaktionen. Für alle anderen außer den einfachsten Lieferketten sind Kommunikation und Konsultationen mit relevanten Lieferketten die einzige Möglichkeit, genaue Informationen zu erhalten (in Ermangelung detaillierter Marktanalysen aus anderen Quellen). Wenn durch Geschäftsgeheimnisse oder andere Faktoren Akteure in relevanten Lieferketten an der Bereitstellung von Informationen gehindert werden, muss möglicherweise ein Expertenurteil herangezogen werden (verwendete Unsicherheiten und Annahmen müssen im SEA-Bericht innerhalb des Beschränkungsvorschlags festgehalten werden). Bezüglich der Verwendung von Alternativstoffen/-verfahren könnten die Industrien, die von der Beschränkung direkt betroffen sind (jene, die den Stoff und entsprechende Produkte herstellen und verwenden), möglicherweise keine Informationen über die Verwendung von Alternativen haben. Auch ist deren Motivation begrenzt, Informationen offenzulegen, die zeigen, ob der Ersatz durch eine Alternative machbar ist. Konsultationen mit Zulieferern von Alternativstoffen/-verfahren könnten wichtig sein, um das Problem einer mangelnden Bereitschaft, Informationen über Alternativen zu geben, zu überwinden. 2.3 Schritt 2.2 – Festlegung des „Baseline“-Szenarios Das „Baseline“-Szenario ist die Situation, wie sie sich ohne die vorgeschlagene Beschränkung (oder andere weitere Risikomanagementoptionen (RMO)) darstellt. Das ist nicht unbedingt die aktuelle Situation, da das „Baseline“-Szenario jede relevante bevorstehende Gesetzgebung/Verordnung oder Modifizierung bestehender Gesetze/Verordnungen berücksichtigen sollte, deren Inkrafttreten im Zeitraum der SEA-Erarbeitung zu erwarten ist. Diese Überlegungen sollten auch auf relevante Alternativen (Stoffe oder Verfahren) unter dem „Baseline“-Szenario ausgedehnt werden. Auf Grundlage der Informationen, die aus der Erarbeitung des Beschränkungsvorschlags (Dossier nach Anhang XV) stammen, sollte es möglich sein, das „Baseline“-Szenario festzulegen. Das Verfahren dazu wird in Abbildung 13 gezeigt. 57 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Abbildung 13 Entwicklung des „Baseline-Szenarios“ – Bezug zum Dossier nach Anhang XV Daten/Informationen/Beiträge aus dem Beschränkungsverfahren (Leitlinien über Anhang XV für Beschränkungen) Informationen über das Risiko (Abschnitt 5.2) und Risikobeschreibung (Abschnitt 5.2.4) Beurteilung der Wirksamkeit der implementierten RMM (Abschnitt 5.2.3.1) Abschnitt 5.2 - Informationen über das Risiko Festlegung des Untersuchungsumfangs der SEA Schritt 2.2 Weitere Beschreibung des Baseline-Szenarios Schritt 2.2 – Festlegung des Baseline-Szenarios (Fortgesetzte Verwendung bei Nichtvorhandensein irgendeiner weiteren RMO für diejenigen Verwendungen, die für Beschränkungen vorgeschlagen sind) Die Baseline-Definition sollte folgende Informationen enthalten: • Aktuelle Verwendungen des zur Beschränkung vorgeschlagenen Stoffs; • Aktuell verwendete Mengen und erwartete zukünftige Verwendung bei Nichtvorhandensein der vorgeschlagenen Beschränkung (wenn möglich, sollte dies Mengenangaben für jede Verwendung enthalten, für welche eine Beschränkung vorgeschlagen ist); • Erwartete Änderungen in anderen relevanten Gesetzen/Verordnungen, welche die zur Beschränkung vorgeschlagenen Verwendungen betreffen könnten; • Trends in Herstellung, Import und Verwendung des Stoffs; und • Aktuelle und zukünftige Trends bei Standort und Anzahl der Firmen, die den Stoff verwenden, für dessen Verwendungen eine Beschränkung vorgeschlagen wird. 2.4 Schritt 2.3 – Festlegung des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios Das „Beschränkungsvorschlag“-Szenario erfasst alle Verwendungen, für welche Beschränkungen vorgeschlagen werden. Wenn andere RMO anstelle einer Beschränkung für eine bestimmte Verwendung des Stoffs als geeigneter betrachtet werden, dann sollte diese Verwendung nicht in ein „Beschränkungsvorschlag“-Szenario aufgenommen werden (d. h. Umfang und Bedingungen der Beschränkungen sollten angepasst werden, wie beispielsweise Ausschlüsse und Ausnahmen für eine bestimmte Verwendung). Bei der Beurteilung der vorgeschlagenen Beschränkungen (Guidance on Annex XV for restrictions Abschnitt 5.4.5) besteht das Hauptziel darin, dass für jede Verwendung festgelegt wird, welche Maßnahme vorzuschlagen ist, um die Risiken zu behandeln, die in der Risikobeurteilung identifiziert wurden. Auf Grundlage der Informationen, die aus der Erarbeitung des Beschränkungsvorschlags (Dossier nach Anhang XV) ermittelt wurden, sollte es, wie beim „Baseline“-Szenario, möglich sein, das „Beschränkungsvorschlag“-Szenario festzulegen. Das Verfahren dazu wird in Abbildung 14 gezeigt. 58 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Abbildung 14 Entwicklung des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios – Bezug zum Dossier nach Anhang XV Daten/Informationen/Beiträge aus dem Beschränkungsverfahren (Leitlinien über Anhang XV für Beschränkungen) Festlegung des Untersuchungsumfangs der SEA Schritt 2.3 – Festlegung des ‚Beschränkungsvorschlag‘Szenarios Daten/Informationen zur vorgeschlagenen Beschränkung Beurteilung der ‚Ausgangs‘Beschränkung (Abschnitt 5.4.3) Beschreibung des Umfangs und der Bedingungen der vorgeschlagenen Beschränkung Beurteilung der vorgeschlagenen Beschränkung (Abschnitt 5.4.5) (Beschreibung der Verwendungen, die zur Beschränkung vorgeschlagen werden, sowie des Umfangs und der Art der Beschränkung) Abschnitt 5.4 – Verfeinerung und Beurteilung der vorgeschlagenen Beschränkung Informationen über Alternativen (Abschnitt 5.5) Bestimmung der wahrscheinlichen Verhaltensreaktion(en) der Akteure in relevanten Lieferketten auf die vorgeschlagene Beschränkung Die nachstehende Tabelle 1 zeigt ein Beispiel für eine vorgeschlagene Beschränkung, wobei Stoff E zur Beschränkung für zwei Verwendungen „A“ und „B“ vorgeschlagen wird. Es gibt andere Verwendungen von Stoff E, aber es wurden bereits andere RMO für diese anderen Verwendungen identifiziert, die geeigneter als Beschränkungen sind. Tabelle 1 Verwendung Verwendung „A“ Verwendung „B“ Vorgeschlagene Maßnahmen unter dem Beschränkungs-Szenario Unakzeptable Risiken Maßnahme unter dem „Beschränkungsvorschlag“-Szenario Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren Komplettes Verbot der Verwendung von Stoff E in Verwendung „A“. Sollte nicht in Verkehr gebracht werden oder weder allein noch in Zubereitungen in einer Konzentration von > 0,1 % (w/w) verwendet werden Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren Verbot der Herstellung von Produkt „B“ mit Stoff E (aber keine Beschränkungen für importiertes Endprodukt „B“, in welchem Stoff E während der Herstellung außerhalb der EU verwendet wurde). Nachdem das „Beschränkungsvorschlag“-Szenario festgelegt wurde, ist es notwendig, die Verhaltensreaktion der relevanten Akteure zu bestimmen (d. h. vorgeschaltete Zulieferer, Hersteller und nachgeschaltete Anwender)10. 10 Geschäftsgeheimnisse könnten Daten und Informationen begrenzen, welche relevante Akteure zur Verfügung stellen wollen 59 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Wenn aus den verfügbaren Daten oder Konsultationen mit Lieferketten und anderen Fachleuten nicht deutlich wird, welche Reaktionen am wahrscheinlichsten auftreten werden, wird die Behörde ein Expertenurteil zur Vorhersage dieser Reaktionen heranziehen müssen. Wenn es keine eindeutige Schlussfolgerung zu den wahrscheinlichsten Reaktionen gibt und sie zu sehr unterschiedlichen Auswirkungen führen werden, sollte die Behörde separate „Beschränkungsvorschlag“-Reaktionen in die Analyse aufnehmen11. Alle verwendeten Annahmen sollten im Dossier nach Anhang XV zusammen mit den SEA-Ergebnissen berichtet werden. Verhaltensreaktionen – für eine Verwendung Wenn die Behörde eines Mitgliedstaats eine Beschränkung für einen Stoff in einer bestimmten Verwendung vorschlägt, müssen die von dieser Beschränkung Betroffenen ihr Verhalten ändern. Es gibt eine Reihe von allgemeinen Verhaltensreaktionen, die in Betracht gezogen werden müssen. Jedes Unternehmen, das den Stoff verwendet, muss entscheiden, wie es auf die Beschränkung reagiert. Bei der Durchführung der SEA liegt die Herausforderung für die Behörde darin, zu beurteilen, was die wahrscheinlichste Reaktion sein wird. Konsultationen mit der Lieferkette werden für die Beurteilung der wahrscheinlichsten Reaktionen entscheidend sein. Die Industrie muss sich an eine der folgenden grob definierten Verhaltensoptionen anpassen (nicht abschließende Liste): • Verwendung einer Alternative – Dies kann die Verwendung eines anderen Stoffs oder Verfahrens ohne Verluste in Funktionalität und/oder Lebensdauer bedeuten, oder es kann andernfalls die Verwendung eines anderen Stoffs oder Verfahrens mit Verlusten in Funktion und/oder Lebensdauer bedeuten. • Fortgesetzte Verwendung des Stoffs bei Verlagerung der Produktion aus der EU – Sie muss beurteilen, ob die Verlagerung der Produktion aus der EU, um die Herstellung mit dem Stoff fortzusetzen, die beste Investitionsentscheidung ist. • Einstellung der Produktherstellung – Dies muss nicht unbedingt zu einem Verlust für die Gesellschaft führen, wenn stattdessen ein ähnliches Endprodukt importiert wird. Obwohl die einzelnen Industrieunternehmen unterschiedlich reagieren könnten, könnte eine Reaktion wahrscheinlicher als jede andere sein. Wenn Alternativen verfügbar sind, wäre die Verwendung eines Alternativstoffs für die Verwender häufig die Option mit den geringsten Kosten und daher die wahrscheinlichste Reaktion. Wenn es keine geeigneten Alternativen gibt (entweder Stoff oder Verfahren), ist die Vorhersage der wahrscheinlichen Reaktion schwieriger. Neben den Konsultationen mit relevanten Lieferketten sollten bei der Bestimmung der wahrscheinlichen Reaktion die gesammelten Informationen über Verfügbarkeit und Eignung von Alternativen (Guidance on Annex XV for restrictions Abschnitt 5.5) Einblicke in mögliche Reaktionen vermitteln. Die nachstehende Tabelle verwendet hypothetische Zahlen, um mögliche Verhaltensreaktionen für eine bestimmte Verwendung (eine nachgeschaltete Verwendung) darzustellen: 11 Wie in Guidance on Annex XV for restrictions dargelegt, sollte die Behörde andere Risikomanagementoptionen in Betracht ziehen, und wenn eine Beschränkung schließlich vorgeschlagen wird, begründen, dass eine Beschränkung ein optimaler Weg ist, die Risiken zu behandeln. Eine SEA kann diese Begründung unterstützen (siehe Abschnitt 1.2.3 Zweck 2). Als Bestandteil dessen kann z. B. erwogen werden, ob Steueranpassungen die Verhaltensreaktion bezüglich der Verwendung einer Alternative beeinflussen könnten, welche andernfalls wirtschaftlich nicht machbar wäre (in diesem Fall könnte die Steueranpassung verhindern, dass die vorgeschlagenen beschränkten Verwendungen des Stoffs in ein Gebiet außerhalb der EU verlagert werden). 60 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Verhaltensreaktion nachgeschalteter Anwender Anzahl der Firmen (%) Verwendung einer Alternative – kein Verlust bei Funktionalität oder Lebensdauer des Produkts 60-70 % Verwendung einer Alternative – Verlust bei der Lebensdauer des Produkts 20 % Verlagerung der Produktion aus der EU und fortgesetzte Verwendung des Stoffs 10 % Die Kombinationen all dieser Verhaltensreaktionen bilden das „Beschränkungsvorschlag“-Szenario. In der nächsten Stufe (Identifizieren und Beurteilen der Auswirkungen) werden die Hauptauswirkungen dieser Verhaltensreaktion bestimmt und beurteilt. Wenn beispielsweise Fertigprodukt „B“, anstatt es von einem EU-Hersteller zu kaufen, importiert wird, könnte eine Auswirkung davon sein, dass eine Änderung bei den Kosten des Produktes eintritt. In ähnlicher Weise könnte die Verwendung eines Alternativstoffes zu höheren Kosten führen, wenn die Produktion der Alternativ teurer ist. Die Verwendung des Alternativstoffes könnte auch zusätzliche Emissionen hervorrufen, die zu Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen führen. Auswirkungen entlang der Lieferkette Es könnte schwierig sein, die Reaktion auf eine Beschränkung zu beurteilen, da die Reaktion eines Teils der Lieferkette von der Reaktion und Resonanz von anderen Teilen der Lieferkette, sowohl vorgeschalteten als auch nachgeschalteten, abhängen kann (wenn zum Beispiel für Firmen, die ein „Zubereitungs“-Verfahren durchführen, keine geeignete Alternativen zur Verfügung stehen, werden die Konsequenzen für Firmen, die zubereitete Produkte verwenden, von denjenigen abweichen, die sich ergeben, wenn es geeignete Alternativen gibt, um ähnliche Zubereitungen zu produzieren). Es wird vorgeschlagen, die Analyse mit der Industrie zu beginnen, die den zur Beschränkung vorgeschlagenen Stoff verwendet. Ihre bevorzugte Reaktion dürfte sein, einen Alternativstoff mit denselben Eigenschaften verwenden zu wollen. Ob dies möglich ist, könnte von der Reaktion ihres vorgeschalteten Zulieferers abhängen. Wenn dieser eine solche Alternative liefern kann, könnte die Verwendung dieser Alternative die bevorzugte Reaktion aller Teile der Lieferkette sein. Wenn es keine geeigneten Alternativen gibt, die die gewünschte Funktionalität erreichen können, dann könnte es nachgeschaltete Anwender geben, die sich für eine andere Reaktion entscheiden (z. B. Verwendung einer anderen Technologie). Solche Reaktionen von nachgeschalteten Anwendern könnten Rückwirkungen auf vorgeschaltete Zulieferer haben, was beispielsweise bedeuten könnte, dass diese aus dem Geschäft aussteigen, wenn es keine Nachfrage nach dem Stoff mehr gibt. Daher ist die Verfügbarkeit von Alternativen ein Schlüsselfaktor bei der Bestimmung der zu erwartenden Reaktion: Je näher die Alternative der ursprünglichen Verwendung des Stoffs kommt, um so geringer wird die Auswirkung auf die Lieferkette sein; es wird daher weniger schwierig sein, die wahrscheinlichen Reaktionen vorherzusagen und zu beurteilen. In der nächsten Stufe (Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen) werden die Hauptauswirkungen dieser Verhaltensreaktion bestimmt und beurteilt. Beispiel für Verhaltensreaktionen – mehrere Produkte Das obige Beispiel betrachtet Reaktionen für eine bestimmte Verwendung. In vielen Fällen wird ein zur Beschränkung vorgeschlagener Stoff in mehr als einer Verwendung eingesetzt. Daher ist ein entscheidender Teil der Erarbeitung und Verfeinerung eines Beschränkungsvorschlags die Festlegung, welche Verwendungen in den Beschränkungsvorschlag aufgenommen werden sollten (Zweck 3, wie in Abschnitt 1.2.4 beschrieben). Die Verfügbarkeit von Alternativen könnte einer der Parameter sein, welche die Entscheidung beeinflussen, ob eine spezifische Verwendung in den Beschränkungsvorschlag aufzunehmen ist oder nicht. Da es für den Beschränkungsvorschlag viele in Betracht zu ziehende Verwendungen geben könnte, wäre es vielleicht nicht möglich, mehrere Rektionen für jede Verwendung zu analysieren. Stattdessen wird ein Expertenurteil auf Grundlage von Konsultationen mit der Industrie benötigt, um die wahrscheinlichste Reaktion für jede Verwendung zu bestimmen. 61 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Verwendung Wahrscheinlichste Reaktion für diese Verwendung Verwendung A Verwendung eines Alternativstoffs Verwendung B Kein verfügbarer Stoff – Verlust an Funktionalität Verwendung C Verwendung eines alternativen Verfahrens Verwendung D Verlagerung des Herstellungsprozesses, bei dem Verwendung D betroffen ist Verwendungen, für die es keine verfügbaren Alternativen gibt, könnten mehr Analysen erfordern, und es ist wichtig, die Reaktionen im vorgeschalteten Bereich sowie in der gesamten Lieferkette zu beurteilen. 2.5 Schritt 2.4 – Festlegung der Grenzen der SEA 2.5.1 Überblick Der letzte Schritt bei der Festlegung des Untersuchungsumfangs besteht darin, zu verstehen, was in die SEA einbezogen werden muss. Es ist wahrscheinlich, dass die Grenzen, die bestimmen, was in die SEA einbezogen werden sollte, sich im Ergebnis der nächsten Stufen im SEA-Verfahren teilweise verändern werden, wenn die Auswirkungen weiter identifiziert und beurteilt (Stufe 3) und verglichen (Stufe 4 ) werden. Das ist ein weiterer Grund, warum es ratsam ist, die SEA auf iterative Weise durchzuführen (z. B. kann es nach einer näheren Beurteilung der Auswirkungen erforderlich sein, die zeitlichen und geografischen Grenzen der SEA zu aktualisieren). Die Grenzen der SEA werden bestimmt durch: • Die relevanten Lieferketten einschließlich der betroffenen Märkte; • Den Zeitraum für die Analyse; und • Das geografisch erfasste Gebiet der Analyse. Die Identifizierung der Auswirkungen wird im Rahmen von Stufe 3 beschrieben. Es gibt keine Begrenzungen hinsichtlich der zu erfassenden Arten von Auswirkungen. Jeglicher Unterschied – sei dies im Umwelt-, Gesundheits-, wirtschaftlichen oder sozialen Bereich – zwischen dem BaselineSzenario und dem „Beschränkungsvorschlag“-Szenario sollte mit einbezogen werden, wenn er als wichtig erachtet wird. 2.5.2 Relevante Lieferketten Das „Beschränkungsvorschlag“-Szenario wird auf der Grundlage der erwarteten Reaktionen aus der Hauptlieferkette bestimmt. Diese Lieferkette muss auf dem gesamten Weg bis hin zur Lieferung von Konsumgütern oder Dienstleistungen betrachtet werden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Auswirkungen, die aus den Verhaltensreaktionen auf die Beschränkung resultieren, auch andere Lieferketten betreffen (z. B. jene, die mit der Produktion, Zulieferung und Verwendung von Alternativen in Zusammenhang stehen). Daher ist für die Behörde die Über- 62 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN legung entscheidend, welche anderen Lieferketten einzubeziehen sind. Dies wurde in dem Beispiel in Abschnitt 2.4 anschaulich gezeigt. Mögliche weitere Lieferketten, die für verschiedene Arten des „Beschränkungsvorschlag“Szenarios berücksichtigt werden sollten, sind in Tabelle 2 enthalten (Hinweis: dies kann auch Modifizierungen der bestehenden Lieferketten beinhalten, in welchen der Stoff aktuell verwendet wird). Dies sollte jedoch bei der Identifizierung der Auswirkungen neu überlegt werden, da diese Informationen erbringen kann, die darauf schließen lassen, in welchem Umfang weitere Lieferketten berücksichtigt werden sollten. Tabelle 2 Welche Lieferketten sind einzubeziehen? Allgemeine Reaktionen auf eine vorgeschlagene Beschränkung12 Weitere zu berücksichtigende relevante Lieferketten Verwendung einer Alternative (Stoff oder Technologie); Die Lieferkette, die die Alternative(n) liefert. (z. B. wenn die Beschränkung die Herstellung, das Inverkehrbringen oder die Verwendung des Stoffs verbietet) Verstärkter Import von Erzeugnissen aus Ländern außerhalb der EU, wo der Stoff verwendet wird (z. B. wenn es für das Endprodukt keine Beschränkungen gibt); Geringere Qualität des nachgeschalteten Erzeugnisses/der nachgeschalteten Erzeugnisse (z. B. wenn es Beschränkungen für das Inverkehrbringen oder die Verwendung des Stoffs für bestimmte Verwendungen gibt und die Verwendung von Alternativen zu Produkten mit schlechterer Qualität führt); Einige Erzeugnisse sind nicht mehr erhältlich Potenzielle Lieferketten, die Rohstoffe (entweder für den zur Beschränkung vorgeschlagenen Stoff oder die Alternative) liefern, wenn es größere Veränderungen gibt (z. B. Verwendung anderer Rohstoffe) Auch wenn das Hauptaugenmerk auf Auswirkungen innerhalb der EU gerichtet ist (siehe Abschnitt 2.4.4), ist es wichtig, dass signifikante Auswirkungen außerhalb der EU zumindest qualitativ identifiziert werden. Zum Beispiel, ob sie mehr oder weniger von dem Stoff verwenden und die Art und Weise, wie sie die Verwendung kontrollieren. In diesem Fall könnte es weitere Lieferketten geben, wenn die geringere Qualität der nachgeschalteten Erzeugnisse den Verbraucher dieses Erzeugnisses dazu veranlasst, dieses durch ein anderes Erzeugnis zu ersetzen oder zum Verbrauch anderer Produkte überzugehen. Wenn beispielsweise das Erzeugnis weniger energieeffizient ist, muss die Lieferkette, die diese zusätzliche Energie liefert, berücksichtigt werden (das könnte z. B. eine Brennstoff- oder Stromversorgungskette sein). Die Konsequenzen für solche Lieferketten, die weiter nachgeschaltet sind (einschließlich Endnutzer/-verbraucher), sollten einbezogen werden. Wenn ein Erzeugnis nicht mehr erhältlich ist, könnte es durch ein anderes Erzeugnis ersetzt werden, was impliziert, dass die Lieferkette für dieses andere Erzeugnis einbezogen werden sollte. Die relevanten Lieferketten können identifiziert werden, indem Folgendes bestimmt wird: • Die physischen Materialströme zu den zur Beschränkung vorgeschlagenen Verwendungen und • die Wirtschaftsströme durch alle betroffenen Märkte. 12 Das vollständige Szenario wird mit deutlich mehr Einzelheiten festgelegt werden, wozu u. a. auch die vorhergesagten Reaktionen der verschiedenen Akteure in den Lieferketten gehören. 63 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Hinsichtlich der Betrachtung der physischen Materialströme wäre ein Ansatz die Erstellung eines Diagramms/Baums, das/der alle Materialströme in den Lieferketten in den und aus dem Produktionsprozess in Bezug auf jede Verwendung, die von der vorgeschlagenen Beschränkung erfasst wird, darstellt. Dies sollte sowohl für das Baseline- als auch für das „Beschränkungsvorschlag“Szenario erfolgen. Wenn beispielsweise die Verwendung eines Alternativstoffes die Verwendung von anderen Rohstoffen bedeutet, dann muss die Lieferkette berücksichtigt werden, in welcher die Gewinnung und Verarbeitung der anderen Rohstoffe erfolgt. Die Beschreibung der Materialströme ist wichtig, damit die Gesundheits- und Umweltauswirkungen identifiziert werden können. Eine Anleitung zur Identifizierung von Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt ist in Abschnitt 3.4 enthalten. Es könnte Situationen geben, in welchen die Reaktion im „Beschränkungsvorschlag“-Szenario zu einer Preiserhöhung des Produkts führt (z. B. wenn eine alternative teurere Technologie verwendet werden würde). Eine solche Preiserhöhung könnte dazu führen, dass die Verbraucher zu anderen Produkten wechseln. In einer solchen Situation sollten die Lieferketten, die die anderen Produkte liefern, als relevante Lieferketten einbezogen werden. 2.5.3 Zeitraum für die SEA Es gibt mehrere Aspekte für die Bestimmung des geeigneten Zeitraums. Obwohl diese Aspekte nur teilweise einen Bezug zu den Grenzen der Analyse haben, können sie die Art und Weise der Erfassung und Beurteilung von Daten über Auswirkungen beeinflussen und werden daher in diesen Abschnitt einbezogen13. Der wichtigste Aspekt bei der Bestimmung des Zeitraums ist, dass sichergestellt wird, dass alle relevanten Auswirkungen einbezogen werden, unabhängig davon, wann sie zeitlich eintreten. Die Schwierigkeit bei der Bestimmung eines geeigneten Zeitraums ergibt sich aus der Tatsache, dass alle Auswirkungen Ergebnisse potenziell lang andauernder Ursache-Wirkung Beziehungen sind. Das bedeutet, dass es keine Rolle spielt, wie lang ein Zeitraum für die Analyse benötigt wird, Auswirkungen werden wahrscheinlich eintreten, die über den gewählten Zeitraum hinausgehen. Insbesondere Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen könnten lange Zeit später eintreten, nachdem Emissionen stattgefunden haben (bestimmte Stoffe können viele Jahre in der Umwelt verbleiben, oder wenn sich die mit Expositionen verbundenen Effekte innerhalb des Zeitraums nicht manifestieren, wie beispielsweise für Karzinogenität). Häufig können langfristige Auswirkungen nur qualitativ beschrieben werden. Zum Beispiel wird es sehr schwierig sein, die Auswirkungen der Akkumulation persistenter Substanzen zu quantifizieren. Es ist im Allgemeinen nicht schwierig, qualitativ zu beschreiben, wie ein Stoff sich akkumulieren könnte und daher im Zeitablauf zunehmende Wirkungen haben könnte. Der nächste Aspekt, der bei der Bestimmung des geeigneten Zeitraums zu beachten ist, hängt mit der Bestimmung der relevanten Auswirkungen zusammen. Dieser Aspekt der Zeitraumbestimmung behandelt hauptsächlich die Festlegung des Zeitraums für die Ursache (Teil der Ursache-Wirkung Beziehung). Die Ursache repräsentiert die Veränderungen, die unter dem „Beschränkungsvorschlag“-Szenario, zum Beispiel Verwendung eines alternativen Stoffs oder Verfahrens, im Vergleich zum „Baseline“-Szenario (fortgesetzte Verwendung des Stoffs ohne Beschränkung) eingeführt wird. Hinsichtlich der Methodenwahl ist zu entscheiden, ob die Basis für die Beurteilung ein kumulativer Zeitraum von beispielsweise 20 Jahren sein soll oder ob eine Jahresbasis auf der 13 Die Bestimmung des Zeitraums könnte als ein Element gesehen werden, das die Analyse konsistent gestaltet, was ansonsten in Kapitel 3, Abschnitt 3.8 beschrieben wird. 64 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Grundlage eines repräsentativen Jahres, z. B. 2030 (wo alle relevanten Zahlen als entsprechende jährliche Kosten oder jährliche Nutzen ausgedrückt werden) verwendet werden soll. Für die praktische Organisation der Analyse wäre der erste Schritt die Bestimmung eines typischen Investitionszyklus für die Verwendungen, die von der vorgeschlagenen Beschränkung behandelt werden (z. B. 20 Jahre). Danach gibt es zwei methodologische Ansätze für die Durchführung der Analyse: • Wenn es keine größeren Veränderungen in der Zukunft gibt (z. B. der Trend ist linear), und wenn ein repräsentatives Jahr festgelegt werden kann, dann wählen Sie ein repräsentatives Jahr (z. B. 2030) als Grundlage für die Analyse aus, da dies die Durchführung vereinfachen wird. • Die Beschreibung des „Baseline“-Szenarios oder des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios kann signifikante Veränderungen der Trends bei der Verwendung des Stoffs mit sich bringen. Dies kann beispielsweise aufgrund von Entwicklungen in Technologie/Verfahren, Entwicklungen in anderen relevanten Gesetzgebungen eintreten oder wenn die vorgeschlagene Beschränkung unterschiedliche Zeitabweichungen für unterschiedliche Verwendungen beinhaltet. In solchen Fällen sollte ein kumulativer Zeitraum von beispielsweise 20 Jahren (z. B. 2010-2030) ausgewählt werden. Nachdem eine der beiden Methoden zur Zeitraumbestimmung für die Analyse ausgewählt worden ist, ist es wichtig, Auswirkungen zu berücksichtigen, die über den gewählten Zeitraum hinausgehen. Wenn Auswirkungen qualitativ betrachtet werden, sollte die Beschreibung das Ausmaß der zukünftigen Auswirkungen enthalten. Wenn eine Quantifizierung vorgenommen wird, bietet Abschnitt 3.7.3 eine Anleitung, wie zukünftige Auswirkungen konsistent zu berücksichtigen sind. Zuletzt ist ein Aspekt des Zeitraums zu berücksichtigen, welcher die Zeitvorgabe für die Einführung der Beschränkung betrifft. Diese sollte unter der Beschreibung des „Beschränkungsvorschlag“Szenarios festgelegt worden sein (Abschnitt 2.3)14. Je kürzer die „Übergangs“-Zeit ist, die relevante Akteure in der Lieferkette zur Verfügung haben, um so höher sind die potenziellen Kosten der Einhaltung, aber auch der Nutzen frühzeitigen Handelns. 2.5.4 Geografisch erfasster Bereich der SEA Die Behörde sollte bereits versucht haben, die wahrscheinlichen Reaktionen auf die vorgeschlagene Beschränkung zu beschreiben. Solche Reaktionen können Veränderungen verursachen und Auswirkungen haben, die sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU auftreten. Bei der Bestimmung des geografisch erfassten Bereichs und der Beurteilung der Auswirkungen sollte daran gedacht werden, dass die endgültige Komitologie-Entscheidung („Regelungsverfahren mit Kontrolle“, siehe Glossar) darüber, ob eine Beschränkung umzusetzen ist oder nicht, mit hoher Wahrscheinlichkeit hauptsächlich auf Auswirkungen innerhalb der EU fokussieren wird. Folglich wird empfohlen, dass der Schwerpunkt auf die Beschreibung und mögliche Quantifizierung dessen gelegt werden sollte, was innerhalb der EU geschieht. Gleichwohl sollten Reaktio- 14 Unter Zweck 3 (über die Festlegung des Umfangs der vorgeschlagenen Beschränkung, siehe Abschnitt 1.2) ist es wichtig, die Auswirkungen auf die zeitliche Begrenzung unter verschiedenen Bedingungen und/oder Umfängen einer Beschränkung zu berücksichtigen. 65 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN nen/Auswirkungen außerhalb der EU nicht vernachlässigt und signifikante Auswirkungen zumindest qualitativ beschrieben werden. Bei allen Berichten über Auswirkungen sollte eine klare Unterscheidung zwischen Auswirkungen innerhalb und außerhalb der EU-Grenzen getroffen werden. 2.6 Beispiel für Stufe 2 Dieses bearbeitete Beispiel basiert auf einem in Guidance on Annex XV for restrictions verwendeten Beispiel, das einen Stoff mit der Bezeichnung „Stoff E“ verwendet. Weitere Hintergrundinformationen sind in Guidance on Annex XV for restrictions, Beispiel 2 zu finden. Dieses Beispiel15 fokussiert auf eine bestimmte Verwendung (Verwendung „A“). Hintergrundinformationen (wie beschrieben in Guidance on Annex XV for restrictions) Stoff E: „Eine Flüssigkeit/ein Gas wird in der EU mit einem Volumen von ~100.000 Tonnen hergestellt. Stoff E ist bereits mit Arbeitsplatzgrenzwerten reguliert, die bereits in x Mitgliedstaaten in Kraft sind”. „Hinsichtlich der atemwegsreizenden Eigenschaften des Stoffs zeigt der Stoffsicherheitsbericht (CSR), dass die Verwendung von Persönlichen Schutzausrüstungen (PSA) die arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren erfolgreich reduziert. Aber die Behörde hat Gründe, dies anzuzweifeln, sowohl aufgrund von Nachweisen, dass die PSA in der Praxis nicht verwendet wird (mit anderen Worten, das Expositionsszenario wird von den DU nicht ordnungsgemäß angewendet) und wegen einer geringeren Wirksamkeit der PSA als die, in der im CSR ausgegangen wird“. Verwendung „A“: „Die Gebäudeoberflächenreinigung kann nicht durch übliche Schutzregeln am Arbeitsplatz (einschließlich PSA) verringert werden, aufgrund der hohen Reizwirkung des Stoffs und aufgrund der aktuellen Praktiken in der Industrie, insbesondere das Vorhandensein mobiler Arbeitsplätze in vielen Kleinunternehmen. Außerdem weisen statistische Daten von Behörden aus den Mitgliedstaaten darauf hin, dass eine beträchtliche Anzahl von Beschäftigten in der Reinigungsbranche jedes Jahr mit Atemwegsproblemen ins Krankenhaus eingewiesen werden, und es scheint, dass diese Probleme in Verbindung mit der Verwendung von Lösungen des Stoffs E stehen“. STUFE 1: ZIELE DER SEA Ziele der SEA Das Ziel der SEA ist: • Die Bestimmung, ob eine mögliche Beschränkung der Herstellung, des Inverkehrbringens oder der Verwendung von Stoff „E“ im Vergleich zu anderen RMO die geeignetste gemeinschaftsweite Maßnahme ist; • Die Beurteilung des Nettonutzens der vorgeschlagenen Beschränkung für die menschliche Gesundheit und die Umwelt sowie der Nettokosten für Hersteller, Importeure, nachgeschaltete Anwender, Händler, Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt. 15 Für Erklärungszwecke wurden theoretische Zahlen verwendet. Daher können keine Verweise auf Datenquellen angegeben werden. In der Praxis sollten die Behörden Verweise auf alle Datenquellen für alle SEA aufnehmen, welche dem SEA-Ausschuss vorgelegt werden. Daher kann dieses Beispiel die tatsächlichen Probleme, vor welchen man bei einer realen SEA steht, möglicherweise zu stark vereinfachen. 66 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN STUFE 2: FESTLEGUNG DES UNTERSUCHUNGSUMFANGS „Baseline“-Szenario Die Situation, wie sie bei Abwesenheit jedweder weiteren RMO besteht, ist die fortgesetzte Verwendung von Stoff „E“ zur Reinigung von Gebäudeoberflächen (Verwendung „A“) in x Mitgliedstaaten. Von den ~100.000 Tonnen pro Jahr hat die Gebäudeoberflächenindustrie in der Vergangenheit etwa 10.000-44.000 Tonnen von Stoff „E“ jährlich in der gesamten EU verwendet (basierend auf den Umsätzen der letzten zehn Jahre). Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Wohnungen wird eine Zunahme des Bedarfs an Gebäudereinigung um jährlich 1 % erwartet, und daher der Verwendung von Stoff „E“. „Beschränkungsvorschlag“-Szenario Die vorgeschlagene Beschränkung ist das Verbot des Stoffs „E“ für die Verwendung „A“ auf Gemeinschaftsebene mit einem Auslaufen des Stoffs innerhalb von 18 Monaten. Es gibt keine aktuelle Beschränkung für die Herstellung und das Inverkehrbringen von Stoff „E“. Es wird keine Verhaltensänderung seitens der Hersteller von Stoff „E“ erwartet, da keine Beschränkungen für die Herstellung von Stoff „E“ vorgeschlagen wird, obwohl ein signifikanter Teil des Marktes verschwinden kann (dies wird davon abhängen, welchen Prozentanteil Verwendung „A“ – Gebäude reinigen – beim Gesamtumsatz von Stoff „E“ in der EU ausmacht). Er ist gegenwärtig mit 10-44 % hoch und wird möglicherweise steigen, was sie veranlassen könnte, die Produktionshöhen im Kontext eines wahrscheinlichen zukünftigen Bedarfs zu überdenken und folglich zukünftige Investitionen zu beeinflussen. Die vorgeschlagene Beschränkung kann mehrere Verhaltensreaktionen der bestehenden Gebäudereinigungsfirmen hervorrufen: • Eine Alternative (Stoff oder Verfahren) zum Reinigen der Gebäude zu verwenden; • Keine Gebäude mehr zu reinigen. NB! Während der Arbeiten zur Optimierung des Umfangs/der Bedingungen der Beschränkung (siehe Abschnitt 1.2.4 – Zweck 3) kann man auch in Betracht ziehen, ob bei einer möglichen Beschränkung eine Nichteinhaltung denkbar wäre, zum Beispiel, wenn der Stoff für andere Verwendungen verfügbar ist. Für die letztendlich vorgeschlagene Beschränkung muss die Behörde jedoch Anwendbarkeit und Durchsetzbarkeit der vorgeschlagenen Beschränkung darlegen. Mit anderen Worten, die Nichteinhaltung sollte daher kein realistisches Szenario in Bezug auf die letztendlich vorgeschlagene Beschränkung sein. Es gibt keine einfache Methode, die angewendet werden kann, um die wahrscheinlichste Reaktion oder Kombinationen von Reaktionen (eine gemischte Reaktion ist möglich) vorherzusagen. In diesem Beispiel ist die Verwendung eines Alternativstoffes das wahrscheinlichste Ergebnis. In der Realität könnte auch eine Änderung des Verfahrens eintreten, obwohl dies erhebliche Investitionen erfordern könnte, welche in einigen Fällen zu hoch wären, um die Ausgaben zu rechtfertigen. Es könnte ein identifizierter Alternativstoff, eine milde Lösung auf Bleichmittelbasis, zum Abbürsten und zur Strahlreinigung von Gebäuden eingesetzt werden, ohne Stoff „E“ zu verwenden. Die Verwendung dieser Alternative ist im Materialpreis wahrscheinlich weniger teuer als die Verwendung von Stoff „E“, aber nicht so wirksam wie ein Reinigungsprodukt. Es ist davon auszugehen, dass sich die Zeit für die Reinigung von Gebäudeoberflächen (pro Quadratmeter) wahrscheinlich verdoppeln wird, wenn die Alternative verwendet wird. Die bestehenden Sicherheitsanforderungen für die Alternative (das Produkt sollte in einem gut belüfteten Bereich angewendet und nicht verschluckt werden) sind ausreichend, um Gefährdungen für die menschliche Gesundheit vorzubeugen, wobei keine persönlichen Schutzausrüstungen (PSA) benötigt werden. Das steht im Gegensatz zu Stoff „E“, welcher mit mehreren Fällen von Atemwegserkrankungen in der Branche in Zusammenhang stand, als die Beschäftigten keine persönliche Schutzausrüstung trugen. Szenario der verzögerten Beschränkung – Auslaufende Verwendung des Stoffs innerhalb von 6 Jahren (d. h. Zweck 3 – siehe Abschnitt 1.2.4) Hier sind die Bedingungen für die Beschränkung verändert, da es ein vorgeschriebenes Auslaufen des Stoffs „E“ zur Gebäudereinigung (Verwendung „A“) innerhalb von 6 Jahren gibt. Es hat keine Auflagen für die Verwendung des Stoffs in diesen 6 Jahren gegeben, obwohl nach diesem Zeitraum die Verwendung des Stoffs mit einer Konzentration von > 0,1 % (w/w) nicht erlaubt sein wird. Dies gibt der Branche Zeit, eine alternative Reinigungslösung zu entwickeln, welche die arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren reduziert, deren Verwendung aber sowohl technisch als auch wirtschaftlich machbar für sie ist. Wenn diese Alternative nicht verfügbar ist, dann könnte der Alternativstoff eingesetzt werden, der in der vorgeschlagenen Beschränkung verwendet wird, bei welchem davon auszugehen ist, dass sich die Zeit für die Gebäudereinigung im Vergleich zu Stoff „E“ verdoppeln wird. 67 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Szenario der freiwilligen Vereinbarung („RMO 1“) Schrittweises Auslaufen innerhalb von 10 Jahren, Kontrolle und Berichterstattung über Fortschritte bei der Identifizierung von geeigneten Alternativen Eine mögliche alternative Risikomanagementoption (RMO) ist eine freiwillige Maßnahme seitens der Gebäudereinigungsbranche, entweder das Verfahren zu verändern oder die Verwendung des Stoffs einzustellen, um Risiken zu reduzieren. Jede Maßnahme wäre freiwillig und würde nur wirksam sein, wenn sie von den wichtigsten Gebäudereinigungsfirmen in der EU angenommen würde. Die Firmen haben vereinbart, aktiv nach einem Alternativstoff zu suchen, dessen Verwendung sowohl technisch als auch wirtschaftlich machbar ist, mit einer schrittweisen Auslaufphase von 10 Jahren. Dies wird jedoch aufgrund des Mangels an Alternativen, deren Verwendung sowohl technisch als auch wirtschaftlich machbar ist, mehrere Jahre dauern. Die Ergebnisse der Suche nach Alternativen sind zu berichten. Daher werden sich die arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren in den nächsten Jahren wohl nicht verändern. Entwicklung und Umsetzung eines Arbeitsplatzgrenzwertes („RMO 2“) Die letzte betrachtete RMO würde die weitere Verwendung von Stoff „E“ zur Gebäudereinigung gestatten, aber unter Einhaltung eines Arbeitsplatzgrenzwertes. Das könnte den Firmen ermöglichen, die bestehende Infrastruktur weiter zu verwenden, aber es könnte länger dauern, die Gebäude zu reinigen. Es gibt zwei Arten von berücksichtigten Arbeitsplatzgrenzwerten: Unter der Richtlinie zu Chemischen Stoffen legt die Kommission Bindende Emissionsgrenzwerte am Arbeitsplatz (BOELV) und Indikative Emissionsgrenzwerte am Arbeitsplatz (IOELV) fest. Grenzwerte können auch unter der Karzinogen-Richtlinie festgelegt werden. 68 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 3 DAS SEA-VERFAHREN – STUFE 3: IDENTIFZIERUNG UND BEURTEILUNG VON AUSWIRKUNGEN 3.1 Einführung Die Identifizierung und Beurteilung von Auswirkungen ist die dritte Stufe im SEA-Verfahren. Sie wird nachstehend in Abbildung 15 dargestellt. Abbildung 15 Das SEA-Verfahren - Stufe 3 Stufe 3 – Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen (Kapitel 3) Stufe 1 – Ziele der SEA (Kapitel 1) Stufe 2 – Festlegung des Untersuchungsumfangs der SEA (Kapitel 2) Schritt 3.1 Identifizierung der relevanten Auswirkungen Schritt 3.2 Erfassung von Daten Stufe 4 – Interpretation und Ableitung von Schlussfolgerungen (Kapitel 4) Stufe 5 – Darstellung der Ergebnisse (Kapitel 5) Schritt 3.3 Beurteilung der Auswirkungen Schritt 3.4 Gewährleistung der Konsistenz der Analyse Dieses Kapitel gibt eine Anleitung, wie die Hauptauswirkungen zu identifizieren und zu beurteilen sind. Dieses Kapitel wird durch mehrere Anhänge unterstützt. Insbesondere Anhang B enthält eine weitere Anleitung zur Analyse der Auswirkungen (dieser Anhang enthält spezifischere Erläuterungen zur Quantifizierung und Monetisierung von Auswirkungen, welche möglicherweise nicht für alle SEA möglich oder erforderlich sind). Die vier in Abbildung 15 dargestellten Schritte werden auf jede Art von Auswirkungen (wie nachstehend aufgeführt) angewendet. Dieses Kapitel vermittelt Details, wie diese vier Schritte für jede der folgenden Auswirkungsarten durchzuführen sind: • Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt; • Wirtschaftliche Auswirkungen; • Soziale Auswirkungen; und • Weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen. Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, Umwelt und Wirtschaft sind wahrscheinlich die signifikantesten Auswirkungen und bilden daher den Hauptschwerpunkt dieses Kapitels. Die Daten, die für die Analyse der sozialen und weiter reichenden wirtschaftlichen Auswirkungen benötigt werden, basieren auf der Analyse der Gesundheits-, Umwelt- und wirtschaftlichen Auswirkungen, und daher werden diese Auswirkungen nach dem Abschnitt über wirtschaftliche Auswirkungen diskutiert. 69 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Dieser Abschnitt beschreibt detailliert das vorgeschlagene Verfahren für diese Stufe der SEA. Es ist bekannt, dass das gesamte Verfahren der SEA durch Iteration bestimmt sein sollte, und die Behörde sollte diese Stufe mit einem Genauigkeitsgrad durchführen, der demjenigen der SEA-Iteration angemessen ist, die durchgeführt wird. Wie bei allen Stufen des SEA-Verfahrens sollte die Behörde die in den verfügbaren Daten vorhandenen Unsicherheiten berücksichtigen. Die Konsequenzen der Unsicherheiten sollten bei der Darstellung der Beurteilung der Auswirkungen berücksichtigt und bestätigt werden. 3.2 Schritt 3.1 – Wie sind die Hauptauswirkungen zu identifizieren Die nachstehenden Schritte beschreiben ein vorgeschlagenes Verfahren, mit welchem die Hauptunterschiede in den Auswirkungen zwischen den Szenarien identifiziert werden können. Dieses Verfahren wird in Abbildung 16 zusammengefasst. Diese Arbeit sollte natürlich auf den relevanten Lieferketten und anderen Grenzen aufbauen, wie sie in Stufe 2 identifiziert und festgelegt wurden. Schritt 3.1 a Erstellung einer Liste der Auswirkungen Anhang G dieser Leitlinien enthält eine nicht abschließende Checkliste von Fragen, die zur Identifizierung von Auswirkungen führen können. Die durchgeführten Konsultationen können ebenfalls die Identifizierung relevanter Auswirkungen ermöglichen. Die Checklisten können verwendet werden, um das Screening-Verfahren zu unterstützen, d. h. um aufzuzeigen, dass alle Auswirkungen berücksichtigt wurden, und entweder in die nächste Stufe der Analyse übertragen oder nicht weiter betrachtet, aber nicht weggelassen wurden. Die Vorlage der im Rahmen der Dokumentation ausgefüllten Checklisten würde daher die Transparenz der Analyse verbessern, aber ein Schlüsselaspekt ist, dass sichergestellt wird, dass alle getroffenen Entscheidungen und verwendeten Annahmen dokumentiert werden. Die EC Impact Assessment Guidelines – Kapitel 4 (15. Juni 2005) stellen auch ein hilfreiches Verfahren zur Identifizierung von Auswirkungen vor, welches das Screening von Auswirkungen durch die Erstellung von Kausalbegriffsmodellen unterstützen kann (Schritt 3.1.b). Diese Modelle können in Form eines Diagramms oder einer Matrix erstellt werden und sollten in der Lage sein, Auswirkungen und ihre Wechselbeziehungen zu identifizieren. Schritt 3.1 b Screening der Auswirkungen (nur die größeren Auswirkungen berücksichtigen) Eine Anleitung, wie bestimmt wird, ob eine identifizierte Auswirkung ausreichend signifikant ist, um in die nächste Stufe der Analyse übertragen zu werden, wird im Rahmen der Anleitung zu jeder Auswirkungsart gegeben. Alle Auswirkungen, die in der Checkliste als eine „Hauptauswirkung“ betrachtet werden, sollten weiter berücksichtigt werden, aber wenn es nicht möglich ist, zu bestimmen, ob einige der Auswirkungen in der Checkliste weiter berücksichtigt werden sollten, gibt es mehrere Verfahren, die hilfreich sein könnten: 70 • Erfassen von mehr Informationen (durch Sekundärforschung); • Einholen der Meinung von Experten (daran denken, die Meinung der Experten sowie alle Annahmen, die im SEA-Bericht verwendet wurden, zu SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN dokumentieren); dies könnte eine schriftliche Beratung oder eine WorkshopVeranstaltung unter Teilnahme von Experten (oder Industrievertretern und Wirtschaftsverbänden) sein, insbesondere um die Entscheidung zu erleichtern, ob diese Auswirkungen detaillierter analysiert werden sollten. Abbildung 16 Wie sind die Hauptauswirkungen zu bestimmen Schritt 3.1a Step 3.1a Erstellung einer Liste der Create a list of impacts Auswirkungen Schritt 3.1b Step 3.1b Screening derofListe der Screen the list impacts Auswirkungen zur Bestimto determine significant mung der signifikanten impacts Auswirkungen Ausführung dieser Schritte für Carry out these steps for each jede Art der nachstehend aufgetype of impact listed below führten Auswirkungen Die GesundheitsThe main health impacts Hauptauswirkungen The main Die environmental UmweltHauptauswirkungen impacts The main economic Die wirtschaftlichen Hauptauswirkungen impacts Die sozialen HauptThe main social impacts auswirkungen Die weiter reichenden The main wider economic wirtschaftlichen Hauptimpacts auswirkungen Hauptauswirkungen Main impacts 3.3 Wichtige Überlegungen bei der Erfassung und Beurteilung der Auswirkungen Es gibt einige Grundsätze, die die Erfassung und Beurteilung der Auswirkungen effizienter machen: 1. Führen Sie die Analyse der Auswirkungen mit einem schrittweisen Verfahren durch (siehe Abbildung 17); 2. Fokussieren Sie auf die Unterschiede in den Auswirkungen zwischen jedem Szenario; 3. Versuchen Sie, die wesentlichen Unsicherheiten zu reduzieren, die in der Analyse auftreten können, falls dies machbar ist; 4. Vermeiden Sie die doppelte Zählung von Auswirkungen entlang der Lieferkette. 3.3.1 Überlegungen zur Anwendung eines schrittweisen Verfahrens Der Umfang der Ressourcen, der für die Analyse der Auswirkungen verwendet wird, sollte verhältnismäßig dem Umfang der Analyse sein, der erforderlich ist, um eine robuste Schlussfolgerung zu der Frage ableiten zu können, ob eine Beschränkung die zweckmäßigste RMO ist und ob die Nutzen der vorgeschlagenen Beschränkung die Kosten wettmachen. Es wird ein schrittweises Verfahren empfohlen, das mit einer qualitativen Analyse der Auswirkungen beginnt. Das wird nachste- 71 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN hend in Abbildung 17 dargestellt. Wenn SEA-Argumente verwendet werden, um im Rahmen eines Beschränkungsvorschlags unterstützende Informationen zu liefern, muss die Behörde entscheiden, ob der Wert dieser unterstützenden Informationen durch weitere Quantifizierung und Monetisierung der Auswirkungen verbessert werden könnte. Abbildung 17 Schrittweises Vorgehen bei der Analyse der Auswirkungen Komplexität Qualitative Beurteilung Einfach Gering Benötigt für Schlüsselvariablen Deterministische Beurteilung Probabilistische Beurteilung Benötigte Menge an quantitativen Daten Komplex Sehr hoch Es ist wichtig hervorzuheben, dass diese drei Schritte im Rahmen eines iterativen Verfahrens durchgeführt werden können. Die Behörde will möglicherweise als eine erste Iteration eine qualitative SEA erstellen. Die Ergebnisse dieser qualitativen SEA können der Behörde die Entscheidung erleichtern, ob eine robuste Schlussfolgerung abgeleitet werden kann und folglich, ob weitere Iterationen erforderlich sind (d. h. erneute Durchführung des SEA-Verfahrens, aber mit dem Versuch, die Hauptauswirkungen zu quantifizieren). Ein Vorteil dieses iterativen Verfahrens besteht darin, dass Ressourcen nicht unnötigerweise für die Durchführung einer detaillierten Analyse aller Auswirkungen verwendet werden, da die Behörde den Schwerpunkt der detaillierten Analyse auf die Bereiche mit der höchsten Signifikanz oder mit der größten Strittigkeit legen kann. Die Behörde sollte außerdem einen besseren Überblick über die Hauptauswirkungen gewinnen (d. h. eine exaktere Liste der Auswirkungen und/oder eine bessere Abschätzung der Hauptauswirkungen), was die Entwicklung einer robusten Schlussfolgerung erleichtern wird. 3.3.2 Fokussierung auf die Unterschiede zwischen den Szenarien und nicht auf die absoluten Werte für jedes Szenario Die Beurteilung der Auswirkungen kann erfolgen, indem die absoluten Werte für jedes Szenario geschätzt werden oder indem auf die Unterschiede zwischen den Szenarien fokussiert wird. Letzterer Ansatz ist vorzuziehen, da er einen Vergleich der inkrementellen Auswirkungen des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios und des „Baseline“-Szenarios gestattet. Folgende Grundsätze sollten berücksichtigt werden: 72 • Eine Auswirkung sollte in die SEA einbezogen werden, wenn es einen Unterschied zwischen dem „Baseline“-Szenario und dem „Beschränkungsvorschlag“-Szenario gibt. • Beschreibung oder Quantifizierung des Unterschieds. Nur wenn absolute Werte für jedes Szenario unmittelbar verfügbar sind, sollten diese Werte verwendet werden, oder wenn die Kenntnis der Gesamtwerte wichtig für die Beurteilung ist (z. B. Gesamtkosten, die ein bestimmter Akteur in einer Lieferkette trägt, insbesondere wenn diese gegenüber den SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN erzielten Nutzen in verschiedenen Zeitrahmen auftreten, oder wenn die Unterschiede in Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen nur bestimmt werden können, indem die Gesamtauswirkungen für beide Szenarien beurteilt werden und dann die Gesamtwerte verglichen werden, um den Unterschied zu bewerten). Andernfalls ist es normalerweise am einfachsten, die Unterschiede zwischen den Szenarien zu identifizieren und zu beschreiben. Die Beurteilung der Auswirkungen sollte auf den Unterschied zwischen dem „Baseline“-Szenario und dem „Beschränkungsvorschlag“-Szenario fokussieren (z. B. in Bezug auf zusätzliche Kosten). Auswirkungen, bei welchen es keine Unterschiede zwischen den Szenarien gibt, werden die Schlussfolgerung nicht beeinflussen, könnten aber wichtig für die Beurteilung sein, um aufzuzeigen, dass es keine Unterschiede gibt (so wird man alle Auswirkungsarten berücksichtigen müssen, und diese Betrachtungen müssen dokumentiert werden). 3.3.3 Minimierung wesentlicher Unsicherheiten, die bei der Analyse auftreten (falls dies machbar ist) Die SEA basiert wahrscheinlich teilweise auf Annahmen, Projektionen und Vorhersagen über die wahrscheinliche Verhaltensreaktion der Akteure in relevanten Lieferketten, auf deren zukünftigen Verwendung (des Stoffs oder eines Alternativstoffs) und der Signifikanz jeder Auswirkung unter den relevanten Szenarien. Im Verlauf der Analyse sollten die wesentlichen Unsicherheiten deutlicher werden. Je höher die Unsicherheit, umso geringer wird das Vertrauen auf die vorhergesagten Auswirkungen sein. Die Behörde oder interessierte Partei sollte versuchen, diese wesentlichen Unsicherheiten während ihrer Datenerfassung zu minimieren, und sollte die Konsequenzen der Unsicherheiten in ihrer Analyse aufzeigen. Im Rahmen der Analyse sollte sich die Behörde oder interessierte Partei auf die Unsicherheiten konzentrieren, die wahrscheinlich die größten Auswirkungen haben, d. h. auf jene, die die Behörde oder interessierte Partei daran hindern, eine robuste Schlussfolgerung zu entwickeln. Es ist wichtig zu erkennen, dass einige Unsicherheiten nicht eliminiert werden können (z. B. in Ermangelung wissenschaftlicher Erkenntnisse über die Wirkungen eines Stoffs). Diese sind als Restunsicherheiten bekannt. Eine Anleitung zur Analyse von Unsicherheiten wird in Abschnitt 4.4 gegeben. 3.3.4 Vermeidung der doppelten Zählung einer Auswirkung entlang der Lieferkette Es wird erforderlich sein, die wahrscheinliche Reaktion jedes Akteurs entlang der Lieferkette auf die vorgeschlagene Beschränkung zu bestimmen. Dies erfolgt wahrscheinlich am besten durch Konsultationen mit betroffenen Akteuren entlang jeder relevanten Lieferkette (weitere Details siehe vorhergehendes Kapitel). Bei der Bestimmung der realen Kosten der vorgeschlagenen Beschränkung ist es wichtig, dass die doppelte Zählung von Auswirkungen entlang der Lieferkette vermieden wird, um die Auswirkungen nicht übertrieben darzustellen. Wenn ein Hersteller zusätzliche Kosten entlang der Lieferkette weitergeben kann, sollte die Behörde diese Kosten nicht als Kosten für diesen Akteur betrachten. Es gibt einen weiteren Aspekt einer potenziellen doppelten Zählung, der zu berücksichtigen ist. Die Zahlung von Umweltgebühren und -steuern stellt manchmal eine Internalisierung externer Umweltkosten dar. Wenn das der Fall ist, sollten diese Umweltkosten nicht unter Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen erfasst werden. In der Praxis sollte dieser Aspekt so behandelt werden, dass man 73 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN überprüft, ob irgendwelche Umweltkosten bereits unter den wirtschaftlichen Auswirkungen erfasst worden sind. Ein weiteres Beispiel ist, dass die Kosten, die mit der Gesundheit der Arbeitnehmer verbunden sind, nur unter Gesundheits- und Umweltauswirkungen erfasst werden, und nicht zusätzlich unter wirtschaftlichen und/oder sozialen Auswirkungen erscheinen. Im Allgemeinen sollte gewährleistet werden, dass eine gegebene Auswirkung nur unter einer Auswirkungsrubrik gezählt wird. Transparenz bei der Zuordnung und Berechnung der Auswirkungen (d. h. bei der Methodologie, welche Faktoren die Bewertung bilden und welche Variablen angewendet wurden) sollte dem Leser deutlich machen, dass Auswirkungen nicht doppelt gezählt wurden. Dies wird die Glaubwürdigkeit der SEA verbessern. Beispiel – Analyse der Auswirkungen entlang der Lieferkette Wenn die Verwendung einer Alternative einem Hersteller zusätzlich € 10 Mio. pro Jahr kostet, dieser Hersteller aber € 4,5 Mio. pro Jahr an den nachgeschalteten Anwender A und € 4,5 Mio. pro Jahr an den nachgeschalteten Anwender B weitergeben kann, dann beträgt die NettokostenAuswirkung für den Hersteller, der die Alternative verwendet, nur € 1 Mio. Für die nachgeschalteten Anwender A und B sollten diese € 4,5 Mio. pro Jahr nur als zusätzliche Kosten betrachtet werden, wenn sie die Kosten in ihrem Endprodukt nicht durch einen höheren Marktpreis weitergeben können. Daher sind die Kosten für die Verwendung der Alternative für die gesamte Lieferkette noch € 10 Mio., obwohl in diesem Beispiel der größte Teil der Belastung durch zusätzliche Kosten für die Verwendung der Alternative für die nachgeschalteten Anwender A und B entsteht. 3.4 Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt Im Rahmen der Entwicklung der vorliegenden Leitlinien wurde die Notwendigkeit festgestellt, die Methoden weiterzuentwickeln, die zur angemessenen Beschreibung und Beurteilung der Veränderungen für die Gesundheits- und Umweltauswirkungen in einem SEA-Kontext, wie sie durch die Einführung einer Beschränkung verursacht werden, erforderlich sind. Das betrifft insbesondere die Quantifizierung und monetäre Bewertung der Auswirkungen, damit man die Auswirkungen mit anderen Auswirkungen, die im Kontext dieser Leitlinien identifiziert, beurteilt und beschrieben werden, vergleichen kann. 3.4.1 Einführung in die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt Dieser Abschnitt beschreibt, wie die Veränderungen in Herstellung, Import und/oder Verwendung eines (beschränkten) Stoffs Gesundheit und Umwelt beeinflussen könnten. Es ist wichtig, zu verstehen, welche Veränderungen das in den Gesundheits- und Umweltauswirkungen sind, damit Schlussfolgerungen gezogen werden können, welche Nettonutzen die Gesundheits- und Umweltauswirkungen der vorgeschlagenen Beschränkung ergeben, wenn man diese mit den Nettokosten der Beschränkung vergleicht. Dabei sollte man im Auge behalten, dass Gesundheits- und Umweltauswirkungen sowohl vermiedene (d. h. positive) Auswirkungen infolge reduzierter Stoffemissionen/Expositionen (einschließlich des beschränkten Stoffs natürlich) betreffen, als auch 74 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN neue/freigesetzte (d. h. negative) Auswirkungen infolge neuer/erhöhter Emissionen einiger Stoffe unter dem „Beschränkungsvorschlag“-Szenario. Die Grundlage für die Identifizierung und Beurteilung der Gesundheits- und Umweltauswirkungen ist eine gute Kenntnis über die Veränderungen, die eine Beschränkung verursacht: • bei Herstellung, Verwendung oder Inverkehrbringen des beschränkten Stoffs, • bei Herstellung, Verwendung oder Inverkehrbringen alternativer Chemikalien, Verfahren oder Technologien, und/oder • bei jedem anderen betroffenen vorgeschalteten oder nachgeschaltetem Verfahren in Bezug auf den beschränkten Stoff und den alternativen Stoff, Verfahren oder Technologie. Dies sollte bei der Festlegung des Baseline- und des Beschränkungs-Szenarios und der diesbezüglichen Festlegung der Systemgrenzen bereits weitgehend beschrieben worden sein. Wie nachstehend diskutiert, kann die Beurteilung der Gesundheits- und Umweltauswirkungen jedoch zu Iterationen in Bezug auf das Verständnis des Beschränkungs-Szenarios und der ursprünglichen Umfangsfestlegung führen. Hinsichtlich der mit alternativen Stoffen oder Verfahren verbundenen Auswirkungen können Informationen spärlich sein. Das ist insbesondere bei solchen Auswirkungen möglich, die nicht direkt mit dem Stoff/der Alternative verbunden sind (z. B. Veränderungen im Energieverbrauch der vorund nachgeschalteten Akteure der Lieferkette). Anhang XV verlangt, dass die Behörde Informationen dokumentiert, welche ihr über Risiken, Verfügbarkeit und technische/wirtschaftliche Realisierbarkeit von Alternativen zur Verfügung stehen. Es gibt keine Anforderung, die mit alternativen Stoffen oder Verfahren verbundenen Risiken mit demselben Detailgrad zu beurteilen wie die Risiken, die mit dem besorgniserregenden Stoff verbunden sind (siehe Guidance on Annex XV for restrictions). Für die SEA könnte es jedoch hilfreich sein, eine detailliertere Beschreibung der signifikanten Gesundheits- und Umweltauswirkungen in Bezug auf die vorgeschlagene Beschränkung in Betracht zu ziehen, wozu auch die Auswirkungen einer reduzierten/eingestellten Herstellung, Verwendung oder Inverkehrbringen des besorgniserregenden Stoffs sowie die antizipierte Implementierung des identifizierten alternativen Stoffs oder Verfahrens oder andere signifikante Gesundheitsund Umweltauswirkungen gehören. Im Einklang mit den allgemeinen Prinzipien der vorliegenden Leitlinien liegt es grundsätzlich im Ermessen der Behörde, die eine Beschränkung vorschlägt, eine robuste und unverzerrte SEA vorzulegen, die alle relevanten Auswirkungen erfasst (siehe auch Kapitel 2, Festlegung des Untersuchungsumfangs). Bei der Beurteilung der Gesundheits- und Umweltauswirkungen wird ein schrittweises Verfahren empfohlen, wobei die Beurteilung auf solche Gesundheits- und Umweltauswirkungen fokussiert, die als signifikante Ergebnisse der Beschränkung betrachtet werden, mit einem Detail- und Quantifizierungsgrad, der sich durch den Umfang bestimmt, in welchem weitere Informationen zur Entwicklung einer robusten SEA beitragen. Im gesamten Verfahren müssen Beurteilungen vorgenommen werden (ggf. unter Inanspruchnahme der Fachkompetenz anderer), um festzustellen, welche Auswirkungen wahrscheinlich signifikant sein werden und wie diese am besten zu beurteilen sind. Die zwei Hauptprobleme bestehen darin, den Umfang der relevanten Auswirkungen festzustellen (d. h. wie „weit“ man gehen sollte) und das Ausmaß, in welchem Auswirkungen quantifiziert werden sollten (d. h. wie „tief“ man gehen sollte). Bezüglich des Letztgenannten sollte man berücksichtigen, dass das Ergebnis dieses Kapitels mit den Veränderungen der Auswirkungen verglichen werden sollte, die in anderen Teilen dieser Leitlinien identifiziert wurden. 75 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Abbildung 18 und der diesbezügliche nachstehende Text beschreiben die Schritte, die zur Identifizierung, Beurteilung und monetären Bewertung der Auswirkungen durchgeführt werden können. Abbildung 18 Schema für die Beurteilung der Gesundheits- und Umweltauswirkungen Veränderungen bei Herstellung, Einfuhr und Verwendung des Stoffs und der Alternativen in relevanten Lieferketten Schritt 1 Erste Identifizierung relevanter Gesundheits- und Umweltauswirkungen Veränderungen bei Emissionen Schritt 2 Veränderungen bei (direkten oder indirekten) Expositionen Veränderungen bei Gesundheitsauswirkungen Monetäre Bewertung der Auswirkungen Veränderungen bei Umweltauswirkungen Schritt 3 Schritt 4 Monetisierte Auswirkungen Schritt 1. Veränderungen bei der Herstellung, Einfuhr und Verwendung des Stoffs und der Alternativen in relevanten Lieferketten. Erste Identifizierung relevanter Gesundheits- und Umweltauswirkungen. Die Veränderungen bei der Herstellung, Einfuhr und/oder Verwendung eines Stoffs und der Alternativen werden zu Veränderungen bei den Emissionen des beschränkten Stoffs und/oder des alternativen Stoffs/der alternativen Stoffe und bei der Exposition gegenüber diesen führen. Sie können auch zu Veränderungen bei Emissionen/Expositionen verschiedener anderer Stoffe aus anderen Prozessen in den betroffenen Lieferketten führen, d. h. vorgeschaltete oder nachgeschaltete Prozesse, die mit der Herstellung oder Verwendung des beschränkten Stoffs oder der alternativen Stoffe oder Verfahren in Zusammenhang stehen. Dies kann auch externe Auswirkungen oder unbeabsichtigt erzeugte Stoffe einschließen, z. B. Emissionen aus der Energieerzeugung oder Exposition gegenüber physikalischen Faktoren (z. B. Erschütterung, Hitze oder Explosion) sowie Verbrauch/Erzeugung anderer Dinge, wie beispielsweise Abfallerzeugung und Wasserverbrauch. Potenzielle Auswirkungen auf einzelne/alle Umweltkompartimente und die menschliche Gesundheit (wie Auswirkungen auf Beschäftigte, Verbraucher und die allgemeine Bevölkerung, die durch die Umwelt indirekt exponiert sind) sollten berücksichtigt werden. 76 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Das Ziel am Ende dieses Schritts besteht darin, diejenigen wahrscheinlich signifikanten Gesundheits- und Umweltauswirkungen zu identifizieren, die aufgrund der Veränderungen in den relevanten Lieferketten eintreten. Schritt 2. Veränderungen bei Emissionen und Expositionen Auf der Grundlage der ersten Identifizierung der relevanten Lieferketten, Expositionen und Auswirkungen, ist ein nächster Schritt die Zusammenfassung der diesbezüglichen Veränderungen bei Emissionen in quantitativer oder zumindest qualitativer Weise. Schritt 3: Veränderungen bei Gesundheits- und Umweltauswirkungen In Abhängigkeit von den Stoffeigenschaften und der Expositionshöhe kann die Exposition zu einer ungewollten Einwirkung des Stoffs auf die menschliche Gesundheit oder die Umwelt führen. Beispiele für ungewollte Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen sind Hautreizung und Krebs, und für Umweltauswirkungen toxische Auswirkungen auf Populationen und Sekundärfolgen auf der Ebene des Ökosystems, Zerstörung von Lebensräumen und schließlich die Auslöschung von Arten. Bei der Beurteilung der Auswirkungen muss anfangs qualitativ beurteilt werden, wie die Veränderungen bei Emissionen und Expositionen (die aus der Beschränkung resultieren) die Auswirkungen beeinflussen können. Dies kann eine Reihe von anderen Gesundheits- und Umwelteinwirkungen zusätzlich zu den toxischen/ökotoxischen Auswirkungen des Stoffs und der Alternativen einschließen. In einigen Fällen können die identifizierten Veränderungen bei Auswirkungen physisch quantifiziert werden (z. B. durch Abschätzung der reduzierten Anzahl von Fällen von Hautreizung oder Krebs pro Jahr infolge der Beschränkung oder der erwarteten verringerten Auswirkungen in einer Population bestimmter Arten in einem bestimmten örtlichen Umfeld), wohingegen sie in anderen Fällen nur qualitativ oder semi-quantitativ (z. B. Anzahl der Beschäftigten, die einem Karzinogen ausgesetzt sind, oder Prozentsatz der Arten in einem Umweltkompartiment, der wahrscheinlich betroffen sein wird) beschrieben werden können. Soweit die Auswirkungen quantifiziert werden können, ist es möglich, zum nächsten Schritt überzugehen: der monetären Bewertung/Monetisierung der Auswirkungen. Schritt 4: Monetäre Bewertung der Auswirkungen Der abschließende Schritt besteht in einer weiteren Interpretation der Veränderungen bei den Auswirkungen. Dies kann in Form von Schadensindikatoren erfolgen und/oder indem den identifizierten Auswirkungen Geldwerte zugeordnet werden.. Es ist möglich, für eine Reihe von quantifizierten Gesundheitsauswirkungen Geldwerte anzugeben. In einigen Fällen ist es außerdem möglich, Geldwerte für Umweltauswirkungen anzugeben. Durch Anwendung dieser Werte kann man die Gesundheits- und Umweltauswirkungen, die aufgrund einer auferlegten Beschränkung eintreten, monetisieren. Die obige Kurzdarstellung wird als konzeptioneller Rahmen für die Identifizierung, Beurteilung, und, wenn möglich, Quantifizierung, und schlussendlich monetäre Bewertung der Gesundheits- und Umweltauswirkungen verwendet. Abschnitt 3.4.2.2 beschreibt, wie relevante Lieferketten zu identifizieren sind, die von der Beschränkung betroffen sind, und wie eine erste Identifizierung der relevanten Gesundheits- und Umweltauswirkungen erfolgen soll; Abschnitt 3.4.3 behandelt weiter, wie Veränderungen bei Emissionen und Expositionen zu identifizieren sind. Abschnitt 3.4.4 behandelt, wie Auswirkungen zu bestimmen, zu beurteilen und, wenn möglich, zu quantifizieren sind; und Abschnitt 3.4.5 befasst 77 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN sich mit der monetären Bewertung der Auswirkungen. Mögliche Datenquellen sind hervorgehoben und Beispielkästen enthalten. Wie oben angegeben, wird es nicht möglich sein, alle Auswirkungen zu quantifizieren (Schritt 3) oder diesen Werte zuzuordnen (Schritt 4). Das Ziel sollte jedoch zumindest eine qualitative Beschreibung der Hauptveränderungen bei den Gesundheits- und Umweltauswirkungen sein, die infolge einer Beschränkung erwartet werden. Abschließend beschreibt Abschnitt 3.4.6, wie Ergebnisse berichtet werden können. Es können einige Iterationen erforderlich sein, da die Datenerfassung während der gesamten Aufgabe erfolgt. Dies kann zum Beispiel auf neue relevante Emissionen hinweisen, an welche anfangs nicht gedacht wurde, oder es kann sich bei der Quantifizierung von Auswirkungen herausstellen, dass eine Emission, die anfangs als wichtig erachtet wurde, von geringerer Relevanz ist. Daher sollte als Ausgangspunkt der Umfang der Aufgabe so breit wie möglich sein. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass wichtige Aspekte nicht übersehen werden. Der Umfang sollte Veränderungen in der gesamten Lieferkette/den gesamten Lieferketten sowohl des besorgniserregenden Stoffs als auch der Alternative erfassen sowie direkte und indirekte Emissionen/Expositionen und Auswirkungen einschließen. 3.4.2 Veränderungen bei der Herstellung, Einfuhr und Verwendung des Stoffs und der Alternativen in relevanten Lieferketten und erste Identifizierung relevanter Auswirkungen 3.4.2.1 Relevante Lieferketten Die zu berücksichtigenden relevanten Lieferketten sind alle Lieferketten, bei welchen es einen Unterschied zwischen Beschränkungs- und Baseline-Szenario gibt, d. h. „was wird geschehen“, wenn eine Beschränkung durchgeführt wird. Diese sollten bereits bei der Umfangsbestimmung und Festlegung des Baseline- und Beschränkungs-Szenarios weitgehend beschrieben worden sein. An diesem Punkt sollte detaillierter betrachtet werden, was es für Veränderungen bei Emissionen/Expositionen/Auswirkungen in den betroffenen Lieferketten geben wird und ob alle relevanten Lieferketten zu Anfang identifiziert wurden. Mit anderen Worten, die Tätigkeiten können zu Iterationen führen. Das Folgende vermittelt eine Vorstellung von der Art der Fragen/Überlegungen, die auf dieser Stufe der Beurteilung relevant sind. Überlegungen, ob eine umgesetzte Beschränkung mehr oder weniger Emissionen/Expositionen/Auswirkungen verursachen wird: 78 • Vorgeschaltet: Wenn beispielsweise ein anderer Stoff die Funktion/en des beschränkten Stoffs erfüllt, wird dies bei vorgeschalteten Akteuren des beschränkten Stoffs (weniger Emissionen) sowie bei vorgeschalteten Akteuren der Alternative (höhere Emissionen) zu Unterschieden bei Emissionen/Expositionen/Auswirkungen führen? • Herstellung: Es wird natürlich geringere Emissionen/Expositionen/Auswirkungen des beschränkten Stoffs sowie anderer Stoffe geben, die bei dieser Herstellung verwendet/erzeugt werden; und höhere Emissionen eines möglichen alternativen Stoffs sowie anderer Stoffe, die bei dieser Herstellung verwendet/erzeugt werden. SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN • Nachgeschaltet: Wird beispielsweise ein alternativer Stoff/eine alternative Technologie geringere oder höhere Emissionen und/oder eine andere Ressourcenverwendung und/oder eine andere Exposition der Verbraucher/Arbeitnehmer bewirken? • Andere betroffene Lieferketten: Wird beispielsweise in den Verarbeitungsschritten, die zur Entwicklung einer anderen Technologie erforderlich sind, die die Funktion/en des eingeschränkten Stoffs erfüllt, weniger oder mehr Energie benötigt, oder werden andere Emissionen reduziert oder erhöht? • Insgesamt wird es bei dem beschränkten Stoff zu reduzierten Emissionen/Expositionen/Auswirkungen kommen sowie Erhöhungen, die direkt mit der Alternative/den Alternativen zusammenhängen. Aber für Emissionen anderer Stoffe und für andere Auswirkungsarten (z. B. Energieverbrauch) können die Auswirkungen auf allen Stufen der Lieferkette je nach den jeweiligen Umständen potenziell zunehmen oder abnehmen. Wenn die vorgeschlagene Beschränkung zur Verwendung eines Alternativstoffes führen könnte, dann müssten die Lieferketten berücksichtigt werden, die diese Alternative herstellen und verwenden (einschließlich EOL-Stufen – end-of-life). In Abhängigkeit vom Bedarf an Informationen und der Zugänglichkeit derselben betrachtet dieses Verfahren die Rohstoffproduktion, die Produktion der zwei Stoffe, die Verwendung der zwei Stoffe in den gesamten Lieferketten und die finale Entsorgung der Produkte nachgeschalteter Anwender. Wenn das Beschränkungs-Szenario die Verwendung alternativer Technologien einschließt, ist das Verfahren ähnlich. Die Lieferkette für die alternative Technologie sollte mit einbezogen werden. Beispielsweise sollten Überlegungen eingeschlossen sein, ob es Anlagen gibt, welche bei der Herstellung signifikante Emissionen oder andere Auswirkungen verursachen (einschließlich der Rohstoffverwendung für die Anlagen). Der Umfang, in welchem die Analyse verschiedener Lieferketten erfolgen muss, sollte vom gesamten Detailgrad abhängig gemacht werden, der wahrscheinlich realisierbar und der Darstellung der relevanten Auswirkungen der vorgeschlagenen Beschränkung verhältnismäßig ist. 3.4.2.2 Erste Identifizierung der relevanten Gesundheits- und Umweltauswirkungen Die Grundlage für einen Beschränkungsvorschlag steht im Zusammenhang mit den Gesundheitsund/oder Umweltrisiken, die mit dem Stoff verbunden sind. Man sollte bereits einen guten Überblick über die mit dem betreffenden Stoff verbundenen Risiken haben, die aufgrund seiner Eigenschaften und seiner Emissionen/Expositionen entstehen. Wie zu Anfang dieses Abschnitts angemerkt, muss der Beschränkungsvorschlag in jedem Fall auch verfügbare Informationen bezüglich der Risiken/Auswirkungen alternativer Stoffe und Technologien berücksichtigen. In der SEA sollten auch andere relevante Veränderungen der Auswirkungen in relevanten Lieferketten Berücksichtigung finden, welche durch die Einführung eines antizipierten alternativen Stoffs/Technologie im Vergleich zur fortgesetzten Verwendung unter dem Baseline-Szenario verursacht werden. Der Ausgangspunkt bei dieser weiteren Analyse wird häufig die Betrachtung folgender Veränderungen sein: Veränderungen bei Emissionen/Expositionen des eingeschränkten Stoffs und Veränderungen bei Emissionen/Expositionen von Stoffen, welche in engem Zusammenhang mit den Reaktionen stehen, die im „Beschränkungsvorschlag“-Szenario beschrieben werden, einschließlich der vorgesehenen Verwendung von Alternativen sowie der möglichen Veränderungen in den (öko)toxischen Auswirkungen derselben. 79 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Wenn es beispielsweise einen „Drop-in“-Alternativstoff mit ähnlichem Produktions- und Verwendungsmuster gibt, kann ein Vergleich der gefährlichen Eigenschaften der zwei (oder mehr) Stoffe nützliche Informationen liefern, um bestimmen zu können, welche Auswirkungsarten wahrscheinlich relevant sein werden: diejenigen für den Stoff, der durch die Beschränkung behandelt wird, und diejenigen für den alternativen Stoff, der möglicherweise aufgrund der Verwendung dieser Alternative eingeführt wird. In diesem Fall sollten jedoch auch die (öko)toxischen Auswirkungen anderer Stoffe berücksichtigt werden, die bei der Produktion des interessierenden Stoffs verwendet werden, sowie Auswirkungen unerwünschter Nebenprodukte, durch welche relevante Expositionsbedingungen entstehen könnten. In vielen Fällen führt eine Beschränkung wahrscheinlich zu weiter reichenden Veränderungen für die Lieferketten, welche andere Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt haben könnten. Dies sollte in allen Fällen berücksichtigt werden, wenn es sich bei den erwarteten Alternativen um alternative Verfahren oder Technologien handelt. Es sollten die Auswirkungsarten berücksichtigt werden, die in jeder Stufe der Lieferketten auftreten können (von der Rohstoffgewinnung bis zur finalen Entsorgung). Eine nicht abschließende Liste der Arten der Gesundheits- und Umweltauswirkungen, die relevant sein können, wird in Beispiel 1 dargestellt. Beispiel 116 Gesundheits- und Umweltauswirkungen, die relevant sein können (Beispiele) Menschliche Gesundheit • Morbidität o Akute Folgen (z. B. Niesen, Haut- oder Lungenreizung) o Chronische Folgen (z. B. Asthma oder Fortpflanzungsstörungen) • Mortalität (z. B. vorzeitiger Tod durch Krebs) Umwelt • Umweltbeeinträchtigung, d. h. Artenvielfalt und Funktion • Zerstörung von Lebensräumen • Beeinträchtigung der Wasserqualität • Beeinträchtigung der Luftqualität • Beeinträchtigung der Bodenqualität • Andere Auswirkungen, wie o Klimaveränderung (z. B. Treibhausgas-Emissionen) o Wasserverbrauch/-entnahme 16 80 Anmerkung des Übersetzers: Nummerierung korrigiert. SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN o Landschaftsraum/ästhetische Qualität der Umwelt • Belastbarkeit und Anfälligkeit gegenüber Umweltauswirkungen 3.4.2.3 Feststellung der Signifikanz Offensichtlich sind die toxischen und ökotoxischen Auswirkungen des beschränkten Stoffs von entscheidender Bedeutung bei der Bestimmung der Nutzen der vorgeschlagenen Beschränkung, und diese sollten stets berücksichtigt werden. In Bezug auf die anderen Gesundheits- und Umweltauswirkungen muss eine Beurteilung vorgenommen werden, um festzustellen, welche Auswirkungen relevant sind und welche detaillierter untersucht werden sollten. Es ist nicht zweckmäßig, strikte Regeln festzulegen, um zu bestimmen, welche Auswirkungen wahrscheinlich signifikant sind, aber in den nachfolgenden Beispielen werden einige Erläuterungen gegeben: über die Einengung bzw. Erweiterung des Umfangs. Das Verfahren kann iterativ sein und es kann erforderlich sein, andere Thematiken, die ursprünglich nicht identifiziert wurden, zu berücksichtigen, wenn die Auswirkungen weiter charakterisiert worden sind. Beispiel 217 Entscheidung über die Signifikanz der Gesundheits- und Umweltauswirkungen Jeder Beschränkungsvorschlag wird anders sein, und die Veränderungen in den Lieferketten sowie bei den Gesundheits- und Umweltauswirkungen, die für die Bestimmung der Nettonutzen der Beschränkung relevant sind, werden ebenfalls andere sein. Die Identifizierung und das Verständnis der Veränderungen für die Lieferketten bilden den Ausgangspunkt, um zu begreifen, welche Auswirkungen relevant sind und welche nicht. Es kann hilfreich sein, Prozessablaufdiagramme für die Verwendung des Stoffs und der verschiedenen anderen Gesundheits- und Umweltauswirkungen in der gesamten Lieferkette zu erstellen. Die Signifikanz der Auswirkungen wird durch ihre relative Größe im Vergleich zu anderen für die Beschränkung relevanten Auswirkungen bestimmt. Wenn zum Beispiel die Beschränkung zu einer ersten groben Schätzung von zusätzlichen 200 Tonnen an CO2-Emissionen führen würde, kann man die Informationen über den Marktpreis von CO2 verwenden (welcher zum Zeitpunkt der Niederschrift etwa € 20/Tonne CO2 beträgt) und auf die Größenordnung der Reduzierung der Emissionen um 200 Tonnen CO2 schließen, was etwa € 4000 ergibt. Selbst wenn die Schätzung von 200 Tonnen CO2 zu diesem Zeitpunkt der Analyse sehr unsicher ist, kann sie eine Vorstellung darüber vermitteln, ob diese Auswirkung signifikant ist. Schlussendlich liegt die Entscheidung darüber, welche Auswirkungen signifikant sind, bei der Behörde, welche die Beschränkung aufgrund einer Beurteilung vorschlägt. Diese Beurteilungen können aus Informationen und Diskussionen mit anderen Experten gewonnen werden (z. B. über bestimmte Auswirkungen wie Abfallerzeugung oder über bestimmte Sektoren in den Lieferketten). Es wird immer möglich sein, später zu dieser Stufe zurückzukehren, wenn andere Gesundheits- und Umweltauswirkungen nach einer detaillierteren Analyse als relevant identifiziert werden. Das Ziel 17 Sh. Fn. 16. 81 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN sollte in dieser Stufe darin bestehen, eine Einschätzung dessen darzulegen, was wahrscheinlich signifikant ist und was nicht signifikant ist (und warum nicht). Beispiel 318 Stoffspezifische Beispiele für die Identifizierung weiter reichender signifikanter Auswirkungen Es kann möglicherweise weiter reichende Auswirkungen geben, die mit der Verwendung eines Alternativstoffes verbunden sind, selbst wenn es eine „Drop-in“-Alternative ist (d. h. direkter Ersatz eines Stoffs durch einen anderen). Man betrachte beispielsweise ein historisches Beispiel bezüglich des Ersatzes von Tetraethylblei (TEL) als Antiklopfmittel (Verhinderung von unkontrollierten Selbstentzündungen) in Benzinmotoren für Autos, wo Methyl-tert-butylether (MTBE) eine der möglichen Alternativen ist. MTBE ist eine technisch machbare Alternative zu TEL und außerdem reduziert MTBE die Bildung von anderen umweltschädlichen Gasen, Kohlenmonoxid und Stickoxiden. Jedoch bedeutet die sehr umfangreiche und ausgedehnte Verwendung von Benzin, dass MTBE (und faktisch jeder Zusatzstoff) großes Potential hat, in die Umwelt zu gelangen. Wegen möglicher Verschüttungen und Leckagen aus Containern (besonders dort, wo Benzin unterirdisch gelagert wird) besteht die Gefahr, dass es ins Grundwasser gelangt, und obwohl es nicht besonders toxisch ist (im Vergleich zu TEL), ist es nicht sehr biologisch abbaubar und kann in sehr geringen Konzentrationen den Geschmack von Trinkwasser verderben. In einem solchen Fall müsste der Umfang der Analyse die Betrachtung der potenziellen Auswirkungen der Alternativen auf das Grundwasser mit einbeziehen. 3.4.2.4 Ergebnisse Die oben beschriebenen Analysen sollten einen Überblick vermitteln, welche Gesundheits- und Umweltauswirkungen für die betreffenden Lieferketten relevant sind und welche von diesen wahrscheinlich die höchste Signifikanz haben. Dies schafft einen Rahmen für detailliertere Analysen. Es kann in dieser Stufe möglich sein, die Entscheidung zu treffen, dass bereits ausreichende Informationen verfügbar sind, um die Auswirkungen der vorgeschlagenen Beschränkung zu analysieren. Wenn beispielsweise die Alternative, die unter dem Beschränkungs-Szenario höchstwahrscheinlich verwendet wird, ein „Drop-in“-Ersatzstoff wäre, kann möglicherweise die Schlussfolgerung abgeleitet werden, dass die für Gesundheit und Umwelt relevanten Veränderungen nicht über diese Lieferkette hinausgehen, und somit der Umfang der Analyse auf diese eingeengt werden kann. In vielen Fällen wird es erforderlich sein, Emissionen, Expositionen und Auswirkungen der Veränderungen für die Lieferketten weiter zu betrachten, da diese die tatsächlichen Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt bestimmen. Dies sollte sicherlich der Fall sein, wenn das gesamte Ausmaß an Gesundheits- und Umweltauswirkungen (toxische, ökotoxische oder andere) wahrscheinlich beträchtlich sein wird. 18 82 Sh. Fn. 16. SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 3.4.3 Veränderungen bei Emissionen und Expositionen 3.4.3.1 Hintergrund Um die Konsequenzen der Veränderungen für die Lieferketten zu bestimmen, die sich aus der Beschränkung ergeben (hinsichtlich der relevanten Gesundheits- und Umweltauswirkungen), ist es erforderlich, einen Überblick über das Ausmaß zu gewinnen, in welchem Mensch und Umwelt den verschiedenen betrachteten Faktoren ausgesetzt sind. In diesem Kontext kann „Exposition“ die direkte oder indirekte Exposition gegenüber Stoffen oder Exposition gegenüber physikalischen Veränderungen (z. B. Temperatur, Lärm, Ressourcenverbrauch, Abfallerzeugung etc.) bedeuten. Dieser Abschnitt vermittelt einen Überblick, wie das Ausmaß solcher potenziellen Veränderungen charakterisiert werden kann. Die relevanten Emissionen/Expositionen sind sämtliche Arten von Emissionen in die Luft, ins Wasser und den Boden, die zu Expositionen und Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit oder die Umwelt führen können. Auch der Ressourcenverbrauch sollte berücksichtigt werden, insbesondere wenn dieser zu Emissionen führt, z. B. als Folge des Bergbaus oder als Emission aus dem Energieverbrauch. Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit können resultieren aus: • Exposition der Beschäftigten (durch Einatmen, Hautkontakt oder Aufnahme am Arbeitsplatz) • Exposition der Verbraucher (durch Einatmen, Hautkontakt oder orale Aufnahme nach der Verwendung von Konsumprodukten) • Exposition des Menschen durch die Umwelt (z. B. durch Einatmen von Umgebungsluft und Konsum von kontaminierten Nahrungsmitteln und Trinkwasser) Der Mensch kann auch physikalischen Auswirkungen ausgesetzt sein, die mit den physikalischchemischen Eigenschaften der Chemikalien (einschließlich Entzündlichkeit, Explosionsfähigkeit oder Explosionsgefährlichkeit etc.) und den Eigenschaften von (alternativen) Verfahren/Technologien (z. B. Gefährdungen durch Unfälle, Erschütterungen, Lärm etc.) verbunden sind. Umweltauswirkungen können sich aus Emissionen in die Umwelt ergeben, die zur Verschmutzung verschiedener Kompartimente (z. B. Luft, Wasser, Boden, Sediment) und schließlich zu Auswirkungen auf lebende Organismen führen können. Umweltauswirkungen können auch aus physikalischen Veränderungen (z. B. Temperatur, Ressourcenverbrauch, Abfallerzeugung) resultieren, wie es bei Auswirkungen auf Lebensräume und Landschafträume der Fall sein kann. 3.4.3.2 Datenerfassung zu Emission und Exposition Eine beträchtliche Datenmenge wird im Rahmen der Erarbeitung des Beschränkungsdossiers erfasst (siehe Guidance on Annex XV for restrictions). Dazu gehören Daten über Emissionen, Expositionen und Auswirkungen des zur Beschränkung vorgeschlagenen Stoffes sowie mögliche alternative Stoffe/Technologien. Diese Daten werden weitgehend im Rahmen der obligatorischen Teile eines Beschränkungsdossiers erfasst und analysiert. Sie sind Schlüsseldaten für die in der SEA durchzuführenden Analysen. Diese Daten können vielleicht jedoch nicht alle relevanten Emissionen und Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt in vollem Umfang reflektieren; daher kann eine weitere 83 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Datenerfassung erwogen werden. Dies ist beispielsweise relevant, wenn die verfügbare Risikobeurteilung keine Zahlen zu exponierten Beschäftigten oder Verbrauchern liefert. Die Beurteilung von Emissionen und Expositionen aus den verschiedenen Lieferketten kann auf Daten über die Verwendung von Materialien und den Einsatz von Energie, Wasser und Rohstoffen basieren. Daten über die eingesetzten Mengen an Material, Energie und Wasser (zum Beispiel) für die Produktion von Alternativen und andere Lieferkettenstufen könnten von Herstellern und anderen in die Lieferketten involvierten Organisationen eingeholt werden. Wenn geeignete Daten nicht direkt verfügbar sind, besteht die Möglichkeit, Informationen aus Literatur oder Datenbanken zu nutzen, wie in Beispiel 4 dargestellt. Beispiel 419 Beispiele für mögliche Datenquellen zu Emissionen und Expositionen Beispiele für die Arten der Datenquellen, die zur Einschätzung von Emissionen und Expositionen für die relevanten Umwelt- und Gesundheits-Endpunkte verwendet werden können, sind nachstehend aufgeführt. In der Praxis werden die Daten, die für die einzelnen Beschränkungsvorschläge benötigt werden, von den spezifischen Stoffen und Technologien abhängen, die für den bestimmten Fall relevant sind. • Emissions- und Expositionseinschätzungen, entwickelt für andere Stoffe unter REACH (sowie andere gesetzgebende Regelwerke in der EU und andernorts). • Dokumente zu Emissionsszenarien, entwickelt von der OECD (www.oecd.org). • Tools und Modelle der US EPA zur Expositionsbeurteilung (www.epa.gov/oppt/exposure/). • Referenzdokumente zu den Besten Verfügbaren Verfahren unter dem IPPC-Regelwerk (eippcb.jrc.es). • Emissionsinventare, wie beispielsweise für Treibhausgas-Emissionen oder Luftemissionen (rod.eionet.europa.eu/index.html). • Emissionsregister für chemische Stoffe, wie beispielsweise das Europäische Emissionsregister (www.eper.ec.europa.eu/eper/). • Statistiken über beispielsweise den spezifischen Energieverbrauch von Brennstoffen und Industrieverfahren (z. B. DUKES im UK). • Beurteilung der Risiken für Gesundheit und Umwelt durch Betriebsunfälle in relevanten Lieferkettenstufen (z. B. unter dem Seveso-II-Regelwerk). • Datenbanken zur Lebenszyklus-Beurteilung können Emissionsdurchschnittsdaten bezüglich der Auswirkungen verschiedener Materialien und Prozesse vermitteln (siehe z. B. als Ausgangspunkt http://lca.jrc.ec.europa.eu/lcainfohub/datasetArea.vm) • Bevölkerungsdaten auf Grundlage von Volkszählungen sowie aggregierte Daten aus Eurostat. (http://epp.eurostat.ec.europa.eu/) 19 84 Sh. Fn. 16. SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN • Informationen über die berufliche Verteilung der Arbeitnehmer aus Industriestatistiken • Umweltdaten über Ökosysteme aus der Europäischen Umweltagentur (http://www.eea.europa.eu/) 3.4.3.3 Charakterisierung der Veränderungen bei Emissionen und Expositionen In dieser Stufe sollte es möglich sein, zumindest eine qualitative Beschreibung des Ausmaßes der Exposition zu geben, die wahrscheinlich in den relevanten Stufen der interessierenden Lieferketten auftreten wird. Diese sollte alle Gesundheits- und Umweltauswirkungen enthalten, die wahrscheinlich signifikant sind. Die im vorhergehenden Abschnitt angegebenen Datenquellen können die Quantifizierung bestimmter Emissionen und Expositionen ermöglichen. In welchem Umfang dies geschieht, sollte vom Gesamtquantifizierungsgrad abhängen, der wahrscheinlich machbar und der Darstellung der Auswirkungen der vorgeschlagenen Beschränkung angemessen ist. Es ist Sache der Behörde, die den Beschränkungsvorschlag erarbeitet, den Umfang zu bestimmen, in welchem Emissionen und Expositionen quantifiziert werden. Eine Darstellung der Ergebnisse dieser Stufe in einem Tabellenformat, das Emissionen/Expositionen für jedes relevante Gesundheits-/Umweltproblem in jeder relevanten Lieferkettenstufe beinhaltet, kann das Verständnis unterstützen. Die Charakterisierung von Emissionen, Expositionen und Auswirkungen in dieser Stufe könnte qualitativ oder quantitativ (oder als eine Mischung aus beidem) erfolgen. Das Verfahren würde mit einer qualitativen Identifizierung beginnen, wo es Unterschiede zwischen dem Ausgangs- (Baseline) und „Beschränkungsvorschlags“-Szenario bei den Emissionen geben könnte. Es könnte möglich sein, die Emissionen zu quantifizieren, und dies sollte, sofern es machbar ist, geschehen, da es ein wichtiger Faktor bei der Bestimmung der Signifikanz der Auswirkungen ist. Wesentliche Aspekte, die für Emissionen und Expositionen zu beachten sind: • Dauer – d. h. wie lange dauern Emission/Exposition an. Dies sollte Überlegungen mit einbeziehen, ob die Exposition ununterbrochen oder sporadisch erfolgt. • Häufigkeit – d. h. wie häufig erfolgen Emission/Exposition. • Exponierte Bevölkerung/Population oder Kompartiment – bei den Menschen kann die exponierte Bevölkerung bestimmte Gruppen einschließen (von welchen einige besonders betrachtet werden müssen, z. B. kleine Kinder oder Kranke), die Anzahl der exponierten Personen kann gezählt werden (NB! Wird normalerweise in Standard-Sicherheits-/Risikobeurteilungen nicht angegeben); für die Umwelt sollte dies Überlegungen beinhalten, welche Umweltkompartimente exponiert sind, wie die Chemikalien räumlich verteilt sind und welche Teile besonders anfällig sind (sensible Arten oder geschützte Lebensräume etc.). • Expositionsmuster: für die menschliche Gesundheit bestimmt dieses die Exposition der einzelnen Personen; analog ist das Ausmaß der Exposition von Umweltorganismen von dem Umweltkompartiment, in welchem sie leben, sowie ihrem Verhalten (z. B. Ernährung) abhängig. 85 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 3.4.4 Veränderungen bei Gesundheits- und Umweltauswirkungen 3.4.4.1 Verhältnis zwischen Emissionen/Expositionen und Auswirkungen Nachdem der Unterschied bei Emissionen und Expositionen identifiziert wurde, sollten die möglichen Auswirkungen, die sich aus Emissionen/Expositionen ergeben, identifiziert werden. Folgendes sollte berücksichtigt werden: • Eine Art der Emission kann zu verschiedenen Arten von Auswirkungen führen (einige chemische Stoffe können beispielsweise Krebs verursachen sowie Auswirkungen auf Wasserorganismen haben; Ammoniak-Emissionen verursachen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit (durch Feinstaubbildung), und tragen zur Eutrophierung und Versauerung bei). • Mehrere Arten der Emissionen können zur selben Art der Auswirkung beitragen (z. B. können verschiedene Stoffe zu denselben toxischen Reaktionen führen). • Auswirkungen können auf verschiedenen Stufen des Weges zwischen Ursachen und Auswirkungen beschrieben und nachfolgend quantifiziert werden (zwischen Emission und Endkonsequenz, in Form von beispielsweise Hautreizung, Krankheit oder sogar Todesfällen). Bezüglich der möglichen Auswirkungen könnte es große Unsicherheiten geben, und dies sollte sich in der Beschreibung niederschlagen. Es ist denkbar, dass eine Beschreibung oder Quantifizierung von Auswirkungen, wie beispielsweise Kontaminierung bestimmter Umweltkompartimente, die beste ist, die man erreichen kann, wenn man in Betracht zieht, dass die Unsicherheiten in Bezug auf die Abschätzung einer Endkonsequenz (z. B. für die menschliche Gesundheit Krankheit oder Tod; für die Umwelt Auslöschung bestimmter Populationen) zu hoch sind. Der Detailgrad kann außerdem davon abhängen, wie weit Auswirkungen tatsächlich quantifiziert werden können. Daher stehen Identifizierung und Beschreibung der Auswirkungen mit den Aktivitäten im Zusammenhang, die in Abschnitt 3.4.4.4 zur Quantifizierung von Auswirkungen dargestellt werden. Beispiele für Auswirkungsarten, deren Betrachtung zweckmäßig ist, werden nachfolgend dargestellt. Beispiel 520 Beispiele für Arten von Auswirkungen, deren Abschätzung möglich ist Menschliche Gesundheit • Morbidität oder Mortalität durch Exposition gegenüber toxischen Stoffen; • Morbidität oder Mortalität aufgrund verschiedener Explosionseigenschaften des Stoffs; • Morbidität durch Exposition gegenüber Lärm, Erschütterung, Strahlung; und • andere Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit (spezifizieren) Umwelt • 20 86 öko-toxische Auswirkungen auf Ökosysteme/Arten/Populationen Sh. Fn. 16. SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN • Eutrophierung oder Versauerung von Wasser oder Boden; • Menge der Abfallerzeugung; und • andere Umweltauswirkungen (z. B. auf Lebensraum, Bestand an natürlichen Ressourcen, Landschaftsraum etc.). Die oben identifizierten potenziellen Auswirkungen müssen im Allgemeinen weiter beurteilt werden, und wenn es möglich, angemessen und verhältnismäßig ist, sollten sie qualitativ, quantitativ oder in einer Mischung aus beidem beschrieben werden. Es ist Sache der Behörde, welche die Beschränkung vorschlägt, zu entscheiden, wie weit die Beurteilung eine Quantifizierung und Monetisierung der Auswirkungen einbeziehen sollte. Das Gesamtziel sollte darin bestehen, einen Überblick (oder eine Vorstellung) über die Signifikanz der Auswirkungen gewonnen zu haben und dieses mitteilen zu können. 3.4.4.2 Daten zur Beurteilung der Auswirkungen Das Verständnis der wahrscheinlichen Auswirkungen jeder Exposition erfordert Fachkompetenz in Toxikologie und Ökotoxikologie und anderen Gesundheits- und Umweltauswirkungen. Wie an anderer Stelle ist es, abhängig vom Fall, wahrscheinlich zweckmäßig, relevante Experten in den betreffenden Gebieten zu konsultieren. Für den Fall, dass mehrere Emissionen identifiziert worden sind, die nicht mit (Öko)Toxizität zusammenhängen, können Methoden zur lebenszyklusbasierten Folgenabschätzung (Life Cycle Impact Assessment (LCIA)) angewendet werden, um eine Vorstellung von den wahrscheinlich resultierenden Auswirkungen zu erhalten, siehe z. B. http://lca.jrc.ec.europa.eu/EPLCA/lcia.htm für Links zu einigen Organisationen, die solche Methoden anbieten. Diese Methoden können auch für die weitere Quantifizierung der Auswirkungen angewendet werden, was in nachfolgenden Abschnitten zu beschreiben sein wird. 3.4.4.3 Qualitative Beurteilung der Auswirkungen Toxische Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit Wenn eine quantitative Messung nicht machbar ist, können qualitative Kriterien zur Beschreibung der Auswirkungen verwendet werden. Die Gesundheits- und physikalischen Auswirkungen können mithilfe von Kriterien der Wirkpotenz (Gefährdung) und Exposition beschrieben werden. Es kann beispielsweise möglich sein, zu einer qualitativen Beschreibung der wahrscheinlichen Auswirkungen zu gelangen, indem die folgenden Kriterien berücksichtigt werden (in der Praxis können andere Kriterien zweckmäßig sein): a) die Wirkpotenz der inhärenten besorgniserregenden Eigenschaften (z. B. Grenzwert, unterhalb dessen der Stoff keine Wirkung ausübt, oder andere Dosiswirkungsindikatoren (d. h. mittlere oder andere prozentuale Wirkungshöhen); die Wirkpotenz könnte deskriptiv angegeben werden (z. B. mild, moderat und schwer); b) Schwere der Wirkung (d. h. Art der Wirkung und ob sie zu Krankheit und/oder Tod führt), zum Beispiel würde Hautreizung als weniger schwer betrachtet werden als Asthma, und beide als weniger schwer als Krebs; 87 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN c) Expositionsmerkmale, einschließlich: welche Bevölkerung ist exponiert (Beschäftigte, Verbraucher, Mensch über Umwelt), in welchem Ausmaß/in welcher Höhe (Konzentration/Dosis), wie oft (Häufigkeit), wie lange (Dauer). Dies könnte auch die Wahrscheinlichkeit der Unwirksamkeit von Risikomanagementmaßnahmen berücksichtigen (unterschiedliche Ausführung, Wahrscheinlichkeit der Nichtanwendung). In Fällen, wenn ein Risikoverhältnis im Rahmen einer Sicherheits-/Risikobeurteilung ermittelt worden ist, kann der Wert als Indikator dafür verwendet werden, ob die Exposition einen Grenzwert, unterhalb dessen der Stoff keine Wirkung ausübt (DNEL), oder eine abgeschätzte Nicht-EffektKonzentration (PNEL) überschreitet. Die Potenz der inhärenten besorgniserregenden Eigenschaften (Kriterium a) wird durch den Grenzwert, unterhalb dessen der Stoff keine Wirkung ausübt, ausgedrückt, der verwendet wird, um das Risikoverhältnis zu berechnen. Das Verhältnis sollte in jedem Fall nicht als einziges Kriterium verwendet werden, da es keine Informationen über den Schweregrad der Wirkungen (welcher beim Vergleich von zwei oder mehr Stoffen wichtig ist) und die exponierte Bevölkerung enthält. Des Weiteren ist die quantitative Interpretation des Risikoverhältnisses nur möglich, wenn die Dosiswirkungskurve definiert ist. Dann können qualitative Schlussfolgerungen hinsichtlich des erwarteten Schweregrads und des Ausmaßes der Auswirkungen gezogen werden. Diese Aufgabe müsste für jede relevante Expositionssituation und jeden Endpunkt wiederholt werden. Es ist vielleicht nicht möglich, Gesundheits- oder Umweltauswirkungen von Stoffen zu quantifizieren. Siehe auch Guidance on the Chemical Safety Report in Bezug auf die Beurteilung toxischer Risiken von Stoffen. Gesundheitsauswirkungen, verursacht durch physikalisch-chemische Eigenschaften und andere physikalische Kräfte Es wird im Allgemeinen nur möglich sein, die Auswirkungen, welche durch die inhärenten physikalisch-chemischen Eigenschaften eines Stoffs und die mit alternativen Technologien verbundenen physikalischen Kräfte verursacht werden, qualitativ zu beschreiben. Die Arten der Auswirkungen, die aus einer auferlegten Beschränkung resultieren können, sollten im möglichen Umfang beschrieben werden, einschließlich der erhöhten/verminderten Wahrscheinlichkeit von beispielsweise Entzündlichkeit/Explosionsfähigkeit oder Explosionsgefährlichkeit, Erschütterungen/Lärm und der zugehörigen Anzahl von Beschäftigten/Verbrauchern, die in bestimmter Weise betroffen sind. Dies kann bereits weitgehend in vorherigen Schritten erfolgt sein. Umweltauswirkungen Ähnliche Kriterien wie für die menschliche Gesundheit können verwendet werden, um die erwarteten Auswirkungen auf die Umwelt zu beschreiben. Im Allgemeinen ist es üblicher, ökotoxikologische und Umweltauswirkungen durch Kriterien der Größe und Signifikanz zu charakterisieren, wobei Größe die Intensität der potenziellen Wirkung ist und Signifikanz die vorhersehbaren Schäden des Rezeptors (Bevölkerung, Gemeinschaft, Ökosystem und natürliche Ressourcen) angibt. Beispiele für Kriterien, die man verwenden kann, sind folgende: 88 • Häufigkeit der Einwirkung; • Dauer (d. h. ist die Einwirkung zeitweilig oder dauerhaft); • Ausmaß, d. h. der Prozentsatz eines Lebensraums, der verloren gehen kann, geografische Expositionsskala; • Sensibilität/Vulnerabilität des betroffenen Rezeptors; SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN • Belastbarkeit des betroffenen Rezeptors; und • Ökologische, wirtschaftliche und kulturelle Relevanz des belasteten Rezeptors. In dieser Stufe ist es vielleicht möglich, die wahrscheinliche Größe und das Ausmaß der erwarteten Umweltauswirkungen zu beschreiben. Dies kann zum Beispiel für jeden relevanten Endpunkt eine Beschreibung der Arten der wahrscheinlich betroffenen Ökosysteme (oder Organismen), der wahrscheinlichen Ausbreitung der Auswirkungen und der Art der Wirkungen auf solche Ökosysteme sein. Um die Darstellung zu unterstützen, kann es zweckmäßig sein, die Größe und Signifikanz der Auswirkungen entsprechend den vorgegebenen Kriterien einzuordnen (z. B. als hoch, mittelmäßig oder gering), wobei vorausgesetzt wird, dass diese Kriterien transparent dargestellt werden und die Entscheidungsprozesse folgen können. 3.4.4.4 Quantitative Beurteilung der Auswirkungen Überblick Es ist wichtig, dass man versucht, die Gesundheits- und Umweltauswirkungen in einem möglichen, praktikablen und verhältnismäßigen Umfang zu quantifizieren. Je mehr Gesundheits- und Umweltauswirkungen quantifiziert werden können, desto solider können die Argumente für den Vorschlag der Beschränkung gestaltet werden. Man sollte nicht vergessen, Unsicherheiten bezüglich der Quantifizierung zu berücksichtigen und zu dokumentieren. Es ist wesentlich, dass in der gesamten Beurteilung den quantitativen Daten nicht einfach deshalb ein größeres Gewicht eingeräumt wird, weil die Quantifizierung für eine bestimmte Auswirkung möglich war. Es kann andere Auswirkungen von signifikant größerer Bedeutung geben, die aus Gründen der Datenverfügbarkeit oder Unsicherheit nicht problemlos quantifiziert werden können. Toxische Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit Um die gesamten Gesundheitsauswirkungen quantitativ zu analysieren, benötigt die Behörde vorausschauende Abschätzungen zur exponierten Bevölkerung (z. B. Anzahl der Personen) und muss die Art der Schwere der gesundheitlichen Beeinträchtigungen berücksichtigen, die wahrscheinlich eintreten werden (z. B. hinsichtlich der Reduzierung der Lebenserwartung oder des Grads der gesundheitlichen Beeinträchtigungen). Solche Daten werden normalerweise im Rahmen von Risiko/Sicherheitsbeurteilungen nicht berichtet. Daher wird dringend empfohlen, solche Daten – im möglichen Umfang – so früh wie möglich zu erfassen und in der Beurteilung, die einem Beschränkungsvorschlag beigefügt wird, zu berichten. Um die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit quantifizieren zu können, wird voraussichtlich eine Reihe von Datenarten benötigt: • Quantitative Abschätzungen des Verhältnisses zwischen der einzelnen Exposition und dem Eintreten einer bestimmten gesundheitlichen Folge (z. B. Hautreizung, Atemwegserkrankungen, Krebs) und Ableitung einer Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Wirkung manifestiert (d. h. Dosiswirkungsbeziehung); 89 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN • Beurteilung der Exposition, einschließlich z. B. Frequenz und Dauer der Exposition, Aufnahmerate des Stoffs über den jeweiligen Weg (z. B. inhalativ, oral, dermal), um die Durchschnittsdosis oder einen Dosisbereich abschätzen zu können; • Eine Messgröße für die realen Auswirkungen der gesundheitlichen Folgen (z. B. Anzahl der verlorenen Lebensjahre durch Krebserkrankungen); • Eine Abschätzung der exponierten Gesamtbevölkerungszahl (und wenn möglich, Verteilung der Expositionen in dieser Bevölkerungszahl). Abbildung 19 erläutert, wie diese Datenarten genutzt werden könnten, um die Risiken zu quantifizieren, die mit Krebserkrankungen durch die Exposition gegenüber einem Karzinogen ohne Schwellenwert verbunden sind, das aus einem Konsumprodukt oder einem anderen Produkt freigesetzt wird, und gegenüber welchem eine bestimmte Bevölkerungszahl exponiert ist. Die Details des Beispiels sind unwichtig (z. B. es ist bekannt, dass Karzinogene für die Verwendung in solchen Konsumprodukten verboten werden sollten), und die Zahl dient nur der Erläuterung eines möglichen Verfahrens zur Quantifizierung der Auswirkungen. 90 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Abbildung 19 Veranschaulichung der Quantifizierung von Gesundheitsauswirkungen für Verbraucherexposition gegenüber einem Karzinogen Toxikologische Versuche bei Nagetieren: lineare Beziehung zwischen Exposition gegenüber dem Stoff und lebenszeitlicher Krebsinzidenz: Expositionsbeurteilung, entwickelt für Verbraucherexposition gegenüber dem Stoff: 1) Frequenz und Dauer der Exposition 2) Aufnahmerate 3) Berechnung der Dosis pro Individuum Beziehung wird als auf den Menschen übertragbar angenommen Geschätzte Dosis für typisches/durchschnittliches Individuum, das gegenüber dem Stoff exponiert ist: 20 ng/kg bw/Tag Wahrscheinlichkeit von Krebs pro Individuum = 0,001 pro ng/kg bw/Tag Lebenszeitliches Krebsrisiko für typischen/durchschnittlichen Arbeitnehmer, der gegenüber dem Stoff exponiert ist: 0,002 (1 von 500 im Lebenszeitablauf für exponierte Bevölkerung) Geschätzte 1 Million Menschen, die in der EU auf diese Weise im Durchschnitt exponiert sind Geschätzte im Durchschnitt 10 verlorene Lebensjahre aufgrund von Krebsinzidenz Geschätzte verlorene Lebensjahre aufgrund dieser Exposition = 20.000 verlorene Lebensjahre Jährlich verlorene Lebensjahre aufgrund dieser Exposition = 2.000 verlorene Lebensjahre pro Jahr Monetäre Bewertung Umweltauswirkungen Umweltauswirkungen könnten Auswirkungen auf Ökosysteme (einschließlich toxikologischer Wirkungen auf Struktur und Funktion des Ökosystems) sowie Auswirkungen wie verminderte Qualität von Boden, Luft und Wasser (z. B. zum Trinken oder bei Erholungsangeboten) sein, welche die Verwendung dieser Ressourcen durch den Menschen beeinflussen. Im Fall der Auswirkungen auf Ökosysteme kann dies die Quantifizierung des Schadens von der Ebene der Bevölkerungszahlen bis zur kompletten Ökosystemebene implizieren. Jedoch ist die Quantifizierung dieser Auswirkungen speziell auf ökologischer Gemeinschafts- und Ökosystemebene auf Grundlage von beobachteten Wirkungen bei einigen Arten eine Herausorderung, die bisher noch durch keine etablierte wissenschaftliche Methode unterstützt wird, jedoch könnten operative Methoden in der Zukunft entwickelt werden. Alternativ kann sich die Beurteilung auf die Auswirkungen für bestimmte Bevölkerungsgruppen oder Arten konzentrieren, basierend auf ihrer Sensibilität oder ihrem wirtschaftlichen oder kulturellen/symbolischen Wert. Die Auswirkungen auf diese Arten können möglicherweise später monetär 91 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN bewertet werden (siehe Abschnitt 3.4.5) und das Ergebnis kann als quantitative oder semiquantitative Beurteilung betrachtet werden, was davon abhängt, inwieweit die Auswirkungen auf diese Arten als repräsentativ für die Gesamtauswirkungen auf die Umwelt betrachtet werden können. Die Machbarkeit einer (semi-)quantitativen Folgenbeurteilung ist normalerweise dann höher, wenn sie auf ein lokales Umfeld angewendet wird, z. B. auf einen spezifischen Industriestandort. Basierend auf den umfangreichen Arbeiten unter dem Übereinkommen über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung der UNECE wendete die Europäische Kommission in ihrer Thematischen Strategie zur Luftverunreinigung die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über Belastungsrichtwerte und kritische Belastungsraten für versauernde und eutrophierende Stoffe sowie die Wirkungen des Ozons auf Ökosysteme an21. Ferner gab es mehrere Aktivitäten mit dem Schwerpunkt, die Auswirkungen von Schwermetallen auf die Umwelt zu identifizieren22. Somit kann ein umfangreiches vorhandenes Wissen über die Auswirkungen der Freisetzungen von Schwermetallen, Ammoniak, flüchtigen organischen Verbindungen, NOx und SO2 in die Umwelt genutzt werden. Andere hilfreiche methodologische Hinweise für die Anwendung der (semi)quantitativen Beurteilung von Umweltauswirkungen sind in der Beurteilung potenzieller zufälliger Freisetzungen gefährlicher Stoffe für Seveso-Richtlinien-Standorte23 (2003/105/EG) zu finden. 3.4.5 Monetäre Bewertung der Auswirkungen 3.4.5.1 Wie ist zu bewerten und was ist zu bewerten Die monetäre Bewertung der Gesundheitsauswirkungen basiert auf der Vorhersage der gesamten Gesundheitsschäden, d. h. Anzahl der Personen, die von einer bestimmten gesundheitlichen Wirkung im Bereich zwischen Morbidität und Mortalität betroffen sein könnten. Soweit eine solche Quantifizierung vorgenommen wurde (siehe vorhergehender Abschnitt), ist es möglich, die Gesundheitsauswirkungen zu aggregieren. Es können zwei mögliche methodologische Ansätze angewendet werden. Eine Möglichkeit besteht in der Anwendung von Gewichtungen, basierend auf behinderungsbereinigten oder qualitätsbereinigten Lebensjahren (DALY oder QALY), um Gesundheitsauswirkungen zu aggregieren. Anhang B1 enthält weitere Informationen, wie dies durchgeführt werden könnte. Mit DALY und QALY ist es möglich, Kosten-Wirksamkeitsanalysen durchzuführen, da der Nutzen in der Einheit „Jahr“ und die Kosten in der Einheit „Euro“ angegeben werden. Eine zweite Methode ist die Anwendung von Abschätzungen der Zahlungsbereitschaft (WTP) von Menschen zur Reduzierung des Sterberisikos oder zur Vermeidung von Krankheiten. Solche Werte wurden sowohl in der EU als auch in anderen Teilen der Welt abgeschätzt. Zum Beispiel betrug die jüngste Schätzung, angewendet auf EU-Ebene für den Wert des Gewinns eines „Lebensjahrs“, 21 Zu Details siehe beispielsweise das Koordinierungszentrum für Wirkungen, verfügbar unter http://www.mnp.nl/cce/ 22 Zu Details siehe beispielsweise die integrierte Beurteilung von Schwermetallfreisetzungen in Europa (ESPREME), verfügbar unter http://espreme.ier.uni-stuttgart.de/ 23 92 Siehe http://ec.europa.eu/environment/seveso/index.htm SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN € 55.800 (nach dem Preisniveau von 2003). Das nachfolgende Beispiel zeigt, wie ein solcher Wert angewendet werden kann. BEISPIEL: Wie ist der Wert eines Lebensjahrs anzuwenden Setzen wir das Beispiel von Abbildung 2 fort; unter Anwendung des Werts eines Lebensjahrs in Anhang B.1.2 ist es möglich, den Nutzen der reduzierten Exposition des karzinogenen Stoffs abzuschätzen, wobei davon ausgegangen wird, dass die Alternativen solche Eigenschaften nicht haben. Da der Nutzen der Nichtverwendung des Stoffs 2000 Lebensjahre pro Jahr bedeuten würde, und da der Wert des Lebensjahrs € 55.800 beträgt, wäre der monetisierte Wert € 111 Millionen pro Jahr. Dies könnte in einer Kosten-Nutzen-Analyse mit den Kosten der Beschränkung verglichen werden. Veränderungen der Kosten im Gesundheitswesen (Krankenhauskosten, Medikamente etc.) und Veränderungen in der Produktion aufgrund von Krankheitsausfällen sind Mittel zur monetären Bewertung der Auswirkungen einer verbesserten Gesundheit. Das war die Grundlage, dass der Wert zur Vermeidung eines „Tags mit geringfügig eingeschränkter Aktivität“ mit € 41/Tag (Preisniveau von 2003) eingeschätzt wurde. Anhang B.1.2 vermittelt mehr Einzelheiten, wobei auch Werte zur Reduzierung der Emissionen der hauptsächlich Luft verschmutzenden Stoffe mit enthalten sind. Solche Werte sind wahrscheinlich hilfreich, wenn verschiedene Arten von Gesundheitsendpunkten monetär bewertet werden. Es ist möglich, die externen Wirkungen von Schadstoffen in der Luft monetär zu bewerten, welche in erster Linie durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe verursacht werden. Beispielsweise hat die Europäische Kommission – im Rahmen ihres Programms „Saubere Luft für Europa“ - für bestimmte Luftschadstoffe den Wert der Auswirkungen für die Freisetzung einer Tonne PM2,5 (Feinstaub mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 µm), NH3, SO2, NOx und VOC in verschiedenen Mitgliedstaaten abgeschätzt. Hinsichtlich der monetären Bewertung der Auswirkungen von Treibhausgasen ist wahrscheinlich der aktuelle oder prognostizierte Marktpreis von CO2 (zum Zeitpunkt der Niederschrift etwa € 20/tCO2) eine hilfreiche Quelle, um die Veränderungen bei den Treibhausgas-Emissionen monetär zu bewerten. Solche Referenzwerte sind auch in anderen Quellen zu finden. Diese sind wahrscheinlich hilfreich bei der Durchführung einer quantitativen Analyse der Luftverunreinigung oder der Externalitäten bei der Energieerzeugung. Zu weiteren Details siehe Anhang B.1.2. Dienstleistungen des Ökosystems tragen zum wirtschaftlichen Wohlstand bei, beispielsweise durch die Erzeugung von Einkommen (z. B. Ernten, Fischfang) oder Wohlbefinden (Erholungswerte und Nichtgebrauchswerte, z. B. Existenzwerte) und durch die Prävention von Schäden, die zu Kosten für die Gesellschaft führen (z. B. Wasserregulierung, Erosionskontrolle etc.). Daher könnten Kosten und Nutzen für Umweltauswirkungen als der Wert der Veränderungen bei den Dienstleistungen, die die natürliche Umwelt für die Gesellschaft erbringt, beschrieben werden. Eine monetäre Bewertung der Auswirkungen sollte durchgeführt werden, wenn es möglich und verhältnismäßig ist. Die monetäre Bewertung erleichtert die Durchführung von Vergleichen zwischen verschiedenen Auswirkungsarten, indem sie eine Größenordnung für die Auswirkungen angibt. Wie bei der Analyse der anderen Auswirkungen bezüglich der Beschränkung der Verwendung von Stoffen ist auch die monetäre Bewertung der Auswirkungen mit Unsicherheiten behaftet. Daher müssen die Annahmen und Quellen der Werte transparent berichtet werden. 93 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Wenn es keine verwendbaren Werte gibt, ist es möglich, eine spezifische Studie zur monetären Bewertung durchzuführen. Es sei angemerkt, dass solche Studien multidisziplinäres Fachwissen erfordern und sehr ressourcenaufwändig sind. Es gibt jedoch viele Verfahren, die zur monetären Bewertung der Umweltdegradation in allgemeinerer Form und zur Reduzierung der Umweltdienstleistungen angewendet werden können. Das nachstehende Beispiel zeigt mehrere Anwendungen solcher Werte. BEISPIEL: Monetäre Bewertung von Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen Einige Beispiele zur Beurteilung von Umweltauswirkungen in Form einer monetären Bewertung finden sich in einer von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebenen Studie, die den Nutzen von REACH für die Umwelt untersucht. Der Nutzen wurde nach drei verschiedenen Ansätzen berechnet: über die Zahlungsbereitschaft (WTP) zur Vermeidung von Umweltschäden, über eine Identifizierung der durch Umweltschäden verursachten Kosten und über eine Abschätzung der aktuellen Kosten, die man vermeiden könnte, wenn die Freisetzung chemischer Stoffe besser kontrolliert werden würde (z. B. weniger teure Trinkwasseraufbereitung). Von diesen drei Ansätzen basierte der Schadensfunktionsansatz auf Fallstudien zu ausgewählten Stoffen (in der EU bereits beschränkt). Obwohl der Wert des Gesamtnutzens von REACH, der in dieser Studie dargestellt wird, aufgrund bestimmter Annahmen und Extrapolationen24 mit Vorsicht behandelt werden sollte, und obwohl andere Ansätze ebenfalls angewendet werden können, können die stoffspezifischen Fallstudien einige Hinweise für eine monetäre Bewertung des Umweltnutzens im Kontext der REACH-SEA geben. Nachstehend werden Auszüge der Fallstudien dargestellt. Die detaillierten Berechnungen sind im oben genannten Bericht zu finden. 1,2,4-Trichlorbenzol im Trinkwasser Es wurde eine EU-weite Risikobeurteilung zu 1,2,4-Trichlorbenzol (1,2,4-TCB) durchgeführt, und insbesondere die Kontaminierung des Trinkwassers berücksichtigt. Es wird geschätzt, dass 1,3 Millionen Menschen durch Konzentrationen im Trinkwasser gefährdet sind, die den WHO-Grenzwert von 20 µg/l übersteigen, und es wird geschätzt, dass dies zu 582 Krebserkrankungen pro Jahr in der EU-25 führt. Die WTP, einen Krebsfall zu vermeiden, beträgt € 400.000 pro Fall mit nicht tödlichem Verlauf und € 1 Million pro Fall mit tödlichem Verlauf. Es war nicht bekannt, ob die durch 1,2,4-TCB verursachten Erkrankungen tödlich oder nicht tödlich waren, was bedeutet, dass die Erkrankungen Kosten im Bereich von € 98 bis € 582 Millionen pro Jahr entsprechen. Folglich wurde geschätzt, dass der monetisierte Nutzen der Nichtverwendung von 1,2,4-TBC in diesem Bereich liegt. Des Weiteren wurden die Kosten für die Reinigung des Trinkwassers auf € 14-89 Millionen pro Jahr geschätzt. Nonylphenol im Klärschlamm Nonylphenol kann sich im Klärschlamm in Konzentrationen ansammeln, die höher sind als der Grenzwert, welcher für den Schutz des Bodenmilieus auf Ackerböden festgelegt ist. Es wird ge- 24 Eine Extrapolation monetisierter Auswirkungen, die für Fallstudien-Stoffe identifiziert wurden, auf andere Chemikalien mit ähnlich beschriebenen Auswirkungspunktwerten führt zu einer sehr groben Schätzung der Kosten der aktuellen Verwendung der Chemikalien; Angabe des potenziellen Nutzens von REACH unter der Annahme, dass REACH funktioniert, indem Freisetzung und Auswirkung auf eine bestimmte Höhe reduziert werden. 94 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN schätzt, dass zwischen 1,1 und 9,1 Millionen Tonnen (Trockengewicht) des Klärschlamms Konzentrationen an Nonylphenol enthalten, die den Grenzwert überschreiten, was ihn zur Verwendung als Dünger auf Ackerböden ungeeignet macht. Daher wird der Schlamm häufig verascht und zusätzlich müssen den Ackerböden andere Düngemittel zugeführt werden. Die Gesamtkosten dafür werden auf € 229-1.829 Millionen pro Jahr geschätzt. Tetrachlorethylen im Grundwasser Tetrachlorethylen (PER) wird als Karzinogen der Kategorie 3 eingestuft, und die Aufnahme von Trinkwasser mit einer Konzentration von 1 µg/l verursacht ein lebenszeitlich zusätzliches Krebsrisiko von 1,5 zu 1 Million. Es wird geschätzt, dass 0,8 % des Trinkwassers mit Konzentrationen kontaminiert sind, die 10 µg/l übersteigen, aber es nicht bekannt, wie hoch der Prozentsatz ist, der 1 µg/l übersteigt. Es wird jedoch geschätzt, dass in der EU-25 3,6 Millionen Menschen gegenüber PER in Konzentrationen oberhalb von 10 µg/l exponiert sind, und unter Annahme einer linearen Dosiswirkungsbeziehung würde dies im Durchschnitt zu 0,8 zusätzlichen Krebsfällen pro Jahr führen. Die Kosten werden auf € 0,3-0,8 Millionen pro Jahr für nicht tödliche (€ 400.000) bzw. tödliche (€ 1 Million) Fälle geschätzt. Polychlorierte Biphenyle (PBC) in Fischen PCB-Konzentrationen sind in der Umwelt immer noch erhöht, und insbesondere in Biota, trotz des Herstellungsverbots vor über 20 Jahren. Die Konzentrationen in Fischen sind so hoch, dass die Anzahl der Krebsfälle auf 194-583 pro Jahr in der EU-25 geschätzt wird. Da keine Informationen verfügbar sind, ob es sich um tödliche oder nicht tödliche Fälle handelt, werden die Kosten in einem Bereich von € 78-583 Millionen pro Jahr angegeben. Die vollständige Studie und die Fallstudien sind verfügbar unter: http://ec.europa.eu/environment/chemicals/reach/background/docs/impact_on_environment_report.pdf. 3.4.5.2 Datenerfassung In vielen Fällen hat die Behörde nicht genügend Informationen über i) die Werte selbst und ii) über die Quantifizierung von Umweltauswirkungen. Ein Mangel an diesen Informationen erschwert die Möglichkeit, die Umweltnutzen der Beschränkungen zu monetisieren. Es gibt jedoch Studien zur monetären Bewertung, die Werte zu den Dienstleistungen des Ökosystems enthalten. Diese können mit einem als „Nutzentransfer“ bezeichneten Verfahren verwendet werden. Bei diesem Verfahren können die Werte eines Umweltguts von einer vorhandenen Studie auf einen ähnlichen Kontext übertragen werden. Somit kann der Wert des Nutzens im Fall der betreffenden Beschränkung abgeleitet werden. Zum Beispiel finden sich im „Environmental Valuation Reference Inventory“ (EVRI) – Datenbank für Studien zur monetären Bewertung, verfügbar über Internet (http://www.evri.ec.gc.ca) – detaillierte Informationen über Studien zur monetären Umweltbewertung, vorwiegend aus Nordamerika, aber auch etwa 460 Studien aus Europa. Auch marktbasierte Methoden, welche die unmittelbaren kommerziellen und finanziellen Gewinne und Verluste beschreiben, wie beispielsweise Produktivitätsausfall (z. B. Pflanzenbau) oder zusätzliche Kosten für Erholung und Freizeit, könnten in diesem Kontext angewendet werden. Anhang B1 gibt weitere Einzelheiten zu Datenquellen. 95 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 3.4.6 Berichten der Ergebnisse Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Beurteilungsergebnisse der Veränderungen bei Gesundheitsund Umweltauswirkungen keine aggregierten Zahlen sind, sondern vielmehr eine Mischung aus qualitativen, semi-quantitativen und quantitativen Informationen über die Auswirkungen der vorgeschlagenen Beschränkung. Es wird daher empfohlen, dass der Bericht über die Beurteilungsergebnisse der Gesundheits- und Umweltauswirkungen immer eine umfassende narrative Beschreibung ALLER vorhergesehenen Veränderungen bei den Auswirkungen beinhaltet und Folgendes behandelt: • Die betroffenen Gesundheits- und Umwelt-Endpunkte, sowohl qualitativ als auch quantitativ; • Die möglichen verwendeten Werte im Zusammenhang mit Umwelt- und GesundheitsEndpunkten und die Abschätzungen der monetisierten Auswirkungen; • Die Signifikanz der Auswirkungen; • Die Sicherheit und das Vertrauen auf die Beschreibung der Auswirkungen; • Alle relevanten Annahmen/Entscheidungen und geschätzten Unsicherheiten in Bezug auf das, was einbezogen wurde, Messungen, Datenquellen etc. Dies sollte zumindest qualitativ beschrieben werden, mit zusätzlichen quantifizierten/monetisierten Informationen, wo sie erstellt wurden und verfügbar sind. 3.5 Wirtschaftliche Auswirkungen Wirtschaftliche Auswirkungen betreffen Kosten oder Kosteneinsparungen beim Vergleich des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios mit dem „Baseline“-Szenario. Wirtschaftliche Auswirkungen umfassen die Nettokosten für Hersteller, Importeure, nachgeschaltete Anwender, Händler, Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt. „Nettokosten“ sollten sowohl die Kosten für die Akteure aufgrund der Beschränkung als auch mögliche Kosteneinsparungen, die sich durch den Übergang zu Alternativen ergeben, berücksichtigen. Zu den ökonomischen Kosten gehören zum Beispiel: 96 • Kosten für neue Anlagen oder Produktionsverfahren, die für die Einhaltung der vorgeschlagenen Beschränkung erforderlich sind, oder Kosten für die Einstellung der Verwendung von Anlagen /Einrichtungen vor dem Ablauf ihrer vorgesehenen Lebensdauer; • Betriebs- und Instandhaltungskosten (Arbeitskosten, Energiekosten etc.); • Kostenunterschiede zwischen verschiedenen Produktionskosten und Einkaufspreise der Stoffe; • Kostenunterschiede aufgrund der Unterschiede unter den zwei Szenarien (beispielsweise aufgrund reduzierter oder verbesserter Effizienz); • Veränderungen bei Transportkosten; und • Entwicklungs-, Überwachungs-, Ausbildungs- und Regulierungskosten. Stoffen aufgrund unterschiedlicher SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN In einem großen Teil der Literatur, z. B. im EU-Leitfaden zur Folgenabschätzung (verfügbar unter: http://ec.europa.eu/governance/impact/), wird ein Unterschied zwischen wirtschaftlichen, sozialen und Umweltauswirkungen gemacht, wobei Gesundheitsauswirkungen normalerweise entweder unter „Umwelt“- oder unter „sozialen“ Auswirkungen erfasst werden. Hier werden Gesundheitsauswirkungen im Rahmen der Gesundheits- und Umweltauswirkungen separat erfasst. Der EULeitfaden zur Folgenabschätzung betrachtet Kosten, die durch Umwelt- oder Gesundheitsauswirkungen entstehen, auch im Rahmen der Umwelt- und Gesundheitskategorie. Das heißt, dass wirtschaftliche Auswirkungen in erster Linie Auswirkungen auf Unternehmen und Verbraucher sind. Die vorliegenden Leitlinien folgen diesem Ansatz. Ökonomische Effizienz und Gerechtigkeit Die ökonomische Analyse macht einen Unterschied zwischen Effizienz und Gerechtigkeit. Effizienz bezieht sich auf die effizienteste Verwendung knapper Ressourcen. Wenn beispielsweise die Verwendung einer potenziellen alternativen Technologie mehr Arbeits- oder Energieaufwand verlangt und daher die Produktionskosten erhöht, wird dies als negative Auswirkung angesehen. Dies liegt darin begründet, dass die Gesamteffizienz der Gesellschaft zur Herstellung derselben Menge an Waren und Dienstleistungen reduziert wird. Wenn andererseits eine bestimmte neue Technologie weniger Arbeitsaufwand erfordert, ist dies ein Nutzen für die Gesellschaft, da Ressourcen für eine alternative Verwendung freigesetzt würden. In diesem Fall steigt die Gesamteffizienz (auch als Produktivität bezeichnet). In Kosten-Nutzen-Analysen wird häufig die umfassende Ausnutzung aller Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapital etc.) angenommen. Wenn also das „Beschränkungsvorschlag“-Szenario zu einem höheren Einsatz von Arbeit und Kapital führt, dann können diese zusätzlichen knappen Ressourcen nicht für alternative Verwendungen eingesetzt werden. In der Ökonomie heißen diese Kosten „Opportunitätskosten“ und bezeichnen die Kosten der Beschränkung für die Gesellschaft. Wenn es viele freie Ressourcen gibt (z. B. hohe Arbeitslosigkeit), wären die Opportunitätskosten niedrig. In einer Situation der Vollbeschäftigung würden die Opportunitätskosten dem Marktsatz der Arbeitskosten entsprechen. Da es schwierig ist, die Wirkungen der Arbeitslosigkeit auf die realen Arbeitskosten zu messen, werden in der ökonomischen Analyse normalerweise marktbasierte Arbeitskosten verwendet. Das Gerechtigkeitsprinzip bezieht sich auf die Verteilungswirkungen eines Szenarios. Wenn beispielsweise bestimmte Gruppen durch zunehmende Arbeitslosigkeit betroffen sind, wird dies als negative Verteilungsauswirkung betrachtet, selbst wenn die Beschäftigung an anderer Stelle (teilweise) ausgeglichen wird. Diese Situation ist jedoch weniger evident, wenn das Gesamtbeschäftigungsniveau in der Gesellschaft steigt, es aber immer noch eine Abnahme der Beschäftigung für bestimmte Sektoren in der Gesellschaft gibt (z. B. ein sinkender Bedarf an bestimmten Arten der Arbeitnehmerqualifikation/-berufe). Diese Thematik wird normalerweise unter der Rubrik „soziale Auswirkungen“ behandelt (siehe Abschnitt 3.6). In allen Fällen ist es wichtig, die Annahmen zu nennen, die für die Beurteilung und die abgeleiteten Schlussfolgerungen verwendet werden. Zusammengefasst können die wirtschaftlichen Auswirkungen auf folgender Grundlage beurteilt werden: • Effizienz: Veränderungen in der Ressourcennutzung (entsprechend den Veränderungen in der Nutzung von Produktionsfaktoren wie Rohstoffe, Energie, Kapital oder Arbeit); • Gerechtigkeit: Verteilung der wirtschaftlichen Auswirkungen auf verschiedene Industrien oder gesellschaftliche Gruppen. 97 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN In diesem Abschnitt wird das Effizienzprinzip erfasst. Die Verteilungsaspekte sollten in die Beurteilung einbezogen werden, wobei eindeutig zu identifizieren ist, wer von den dokumentierten Auswirkungen betroffen sein wird (Abschnitt 4.3). 3.5.1 Unterscheidung zwischen privaten und gesellschaftlichen Kosten Bei jeder Beurteilung von Optionen wird eine wichtige Unterscheidung zwischen Kosten für den privaten Sektor (häufig als „private Kosten“ bezeichnet) und Kosten für die Gesellschaft insgesamt (häufig als „gesellschaftliche Kosten“ bezeichnet) vorgenommen. Für den Vergleich zwischen „Baseline“- und „Beschränkungsvorschlag“-Szenario ist es erforderlich, die Kosten jeder Option für die Gesellschaft insgesamt zu kennen. Einen Teil der Gesamtkosten einer Option bilden die privaten Kosten, aber nur ein Teil dieser Kosten wird in einer ökonomischen Analyse verwendet, welche den gesellschaftlichen Aspekt analysiert. Es gibt auch Situationen, in welchen die gesellschaftlichen Kosten höher als die privaten Kosten sein könnten, was zu einer Aufwärtsanpassung der auf den privaten Kosten basierenden Schätzungen führt. Die Preise begrenzter Ressourcen reflektieren nicht immer die langfristige Knappheit der Ressource. In solchen Situationen sollte der Preis erhöht werden, um zu zeigen, dass die Ressource nicht erneuerbar ist. Im Einzelfall muss beurteilt werden, ob es irgendwelche Veränderungen im Verbrauch von nicht erneuerbaren Ressourcen gibt, die über das hinaus, was der bestehende Marktpreis der Ressource widerspiegelt, zu berücksichtigen sind. Private Kosten sind die Kosten, die den identifizierten Akteuren in relevanten Lieferketten entstehen. Die ökonomische Analyse muss alle Teile der privaten Kosten dieser Firmen herausnehmen, welche eigentlich „Transfers“ aus einem Wirtschaftssektor in einen anderen sind. Der Grund ist, dass solche Kosten keine zusätzlichen Kosten für die Gesellschaft insgesamt sind. Dies sind vor allem Steuern und Subventionen. Transferzahlungen oder „Transfers“ bezeichnen den Transfer von Werten zwischen Sektoren der Gesellschaft. Sie stellen keine Gesamtkosten für die Gesellschaft dar, sondern einfach eine Umverteilung von Werten (ungeachtet der oben beschriebenen Gerechtigkeitsfragen). Signifikante Transferzahlungen sollten bei der Betrachtung der Verteilungswirkungen diskutiert werden (Abschnitt 4.3). Wenn die Kosten der vorgeschlagenen Beschränkung teilweise durch eine Subvention bezahlt werden (oder die Höhe einer Subvention wegen der vorgeschlagenen Beschränkung verändert werden muss), müssen die Kosten dieser Subvention für die Gesellschaft in die Analyse mit einbezogen werden – auch wenn die Subvention keine Kosten für den privaten Sektor darstellt. Wenn die Kosten Steuern enthalten, wäre es gut, diese herauszunehmen. Der Grund ist, dass Steuern einen Transfer von denjenigen, die die Steuern zahlen, an diejenigen, die die Steuern erhalten, darstellen. Steuern überhöhen die Kosten der Maßnahme für die Gesellschaft insgesamt (um den Betrag der gezahlten Steuern). Mehrwertsteuern und Verbrauchsteuern sind Beispiele für Steuern, die relativ einfach aus der Analyse entfernt werden können. Bei Lohnsteuern und indirekten Unternehmenssteuern (wie Sozialversicherungsabgaben) ist dies jedoch nicht so einfach. Bei Steuern gibt es einen wichtigen Sonderfall – wenn eine Steuer erhoben wird, um den Schaden einer Umwelt- oder anderen Externalität abzudecken (z. B. eine Deponiesteuer), ist diese Steuer kein Transfer, sondern eine Widerspiegelung der echten Kosten der Ressource für die Gesellschaft. Solche Steuern sollten einbezogen werden, sollten aber bei der Analyse von Umweltauswirkungen nicht doppelt gezählt werden. Das Problem der Anpassung der privaten Kosten zur Korrektur der Transferzahlungen ist besonders relevant, wenn die Beurteilung der Kosten auf den berichteten Buchhaltungsdaten basiert. Wenn die 98 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Kosten für eine Maßnahme von Anfang an auf der Basis der Schätzungen der Kapitalkosten und Betriebskosten berechnet werden, dann sind keine Transferzahlungen einbezogen und eine Anpassung ist nicht erforderlich. Als allgemeine Richtschnur bei der Durchführung einer ökonomischen Analyse werden folgende Empfehlungen gegeben: 1) keine Kosten verwenden, die Steuern und Subventionen enthalten, und 2) eindeutig angeben, welche Arten von Kosten mit einbezogen wurden (z. B. welche Steuern und Subventionen in den Kosten enthalten sein können). 3.5.2 Schritt 3.1 – Identifizierung wirtschaftlicher Auswirkungen Ein praktischer Weg zur Identifizierung und zum Screening von Auswirkungen ist die Verwendung von Checklisten. Die Checklisten25 in Anhang G enthalten Fragen wie: • Gibt es Veränderungen bei den Investitionskosten? • Gibt es Veränderungen bei den Betriebskosten? • Gibt es voraussichtlich Veränderungen bei den Regulierungskosten? Die Fragen fokussieren auf die möglichen Veränderungen bei diesen Kostenarten in den Sektoren, die von der vorgeschlagenen Beschränkung betroffen sind (z. B. Hersteller, Importeure, nachgeschaltete Anwender, Händler, Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt). Die Checklisten in den vorliegenden Leitlinien enthalten Hinweise bezüglich der Arten von Wirkungen, die berücksichtigt werden könnten. Sie können auch verwendet werden, um die Analyse zu dokumentieren und können in den Bericht über die SEA mit einbezogen werden, um nachzuweisen, dass alle relevanten Auswirkungen berücksichtigt wurden. Wie verhält es sich mit Kosten in anderen Lieferketten? Wenn davon ausgegangen wird, dass ein nachgeschalteter Anwender aufgrund der vorgeschlagenen Beschränkung zu einer alternativen Technologie übergeht, wird der Unterschied bei den Produktionskosten aus der Perspektive des nachgeschalteten Anwenders gemessen. Der Lieferant der alternativen Technologie hat Einnahmen aus dem Verkauf dieser Technologie, wohingegen der vorherige Zulieferer (vor der Einführung der Beschränkung) einen Einnahmeverlust hat. Die Kosten jedes Zulieferers stellen einen wichtigen Verteilungseffekt dar, aber aus der Perspektive der Gesellschaft gibt es keine Nettokosten (unter der Annahme, dass alle anderen Faktoren dieselben bleiben, z. B. Verbraucher zahlen denselben Preis, die Produktqualität ist dieselbe etc.), sondern nur eine Umverteilung der Einnahmen. Die Beschränkung kann jedoch bei bestimmten Firmen in der ursprünglichen Lieferkette26 dazu führen, dass relevante Ressourcen überflüssig geworden sind (z. B. Kapital – wie Anlagen, und Arbeitskräfte – Qualifikation und Erfahrung etc.), und somit ein Teil der ursprünglichen Investitionen 25 Die Checklisten sind weder erschöpfend noch endgültig. Sie sind als Anleitung gedacht, damit gewährleistet ist, dass besonders relevante Auswirkungen und Themenfelder bei der Analyse berücksichtigt werden. Arten von Auswirkungen, die nicht unter die in diesen Checklisten aufgeführten Auswirkungen fallen, aber unter der vorgeschlagenen Beschränkung relevant sind, sollten daher berücksichtigt werden. 26 Anmerkung des Übersetzers: Fehlendes Wort ergänzt. 99 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN nicht rückgewinnbar ist. Dies wird der ursprünglichen Lieferkette Kosten verursachen, selbst wenn die Einnahmen aus der Bereitstellung der Alternative die entgangenen Einnahmen aufgrund der Beschränkung des ursprünglichen Stoffs ausgleichen. Es könnte erforderlich sein, Zulieferer zu konsultieren, um einen Kostenvoranschlag für den Preis der alternativen Technologie zu erhalten. Es ist daher ratsam, sowohl die ökonomischen Nettokosten der vorgeschlagenen Beschränkung für die Gesellschaft als auch die Verteilungswirkungen für verschiedene Akteure in allen relevanten Lieferketten zu berücksichtigen und zu berichten. Es wird bei einer ökonomischen Analyse dieser Art normalerweise angenommen, dass die Veränderungen der Aktivitäten in einem Sektor nicht die Preise in der gesamten Wirtschaft beeinflussen. So wird davon ausgegangen, dass der nachgeschaltete Anwender, der unter dem „Beschränkungsvorschlag“-Szenario einen alternativen Stoff/Technologie einkauft, diese zum „normalen“ Marktpreis kauft. Man kann daher allgemein annehmen, dass die Veränderungen in der fraglichen Lieferkette die Preise beim Materialeinsatz (z. B. Rohstoffe) nicht beeinflussen werden und dass es weder zu Kosten noch zu Einsparungen in anderen Lieferketten kommt27. 3.5.3 Schritt 3.2 – Verfahren zur Datenerfassung Daten zu wirtschaftlichen Auswirkungen können aus einer Vielzahl von Quellen gewonnen werden, aber welche Quelle es auch sei, der Nutzer muss die Validität der Daten kritisch betrachten. Schätzungen, die in der Literatur zu finden sind, können entweder über- oder unterbewertet sein, da sie wahrscheinlich für einen spezifischen Zweck und nicht für einen generischen Kostenindikator abgeleitet wurden. Die Daten haben außerdem eine „Haltbarkeitsdauer“, da Kosten und Preise im Laufe der Zeit erheblich schwanken können. Zum Beispiel könnte der Preis eines Verfahrens fallen, wenn sich die Technologie aus einem Versuchsverfahren zu einem Serienverfahren entwickelt. Daten über wirtschaftliche Auswirkungen können erfasst werden, indem man unterschiedliche Quellen nutzt, wie zum Beispiel: 27 • Konsultationen mit der Industrie, die (Wirtschaftsverbände und einzelne Firmen); den Stoff herstellt oder verwendet • Konsultationen mit der Industrie, die Alternativen zu dem Stoff herstellt oder verwendet (Wirtschaftsverbände und einzelne Firmen); • Berater und andere unabhängige Industriefachleute, die entsprechendes Wissen über die Industrie besitzen; • Veröffentlichungen wie beispielsweise Berichte, Fachzeitschriften, Websites; • Forschungsgruppen; Diese Annahme wird im Einzelfall zu prüfen sein, da in einigen Fällen Veränderungen in der Nachfrage andere Lieferketten beeinflussen können. Wenn zum Beispiel die vorgeschlagene Beschränkung zur Verwendung eines Alternativstoffes führt und der zusätzliche Bedarf an dem alternativen Stoff durch zusätzliche Bereitstellung nicht befriedigt werden kann, können höhere Preise für die Alternative Auswirkungen auf die aktuellen Verwender dieser Alternative haben (z. B. sie können sich den höheren Preis nicht leisten und beenden die Herstellung ihres Produkts). Es ist auch möglich, dass der Preis der Alternative sinkt, da es die zusätzliche Nachfrage den Herstellern ermöglicht, sich die „Economies of Scale“ zunutze zu machen (z. B. Kosteneinsparungen der Massenproduktion, Großeinkauf von Rohstoffen etc.). Jedoch ist in den meisten Kosten-Nutzen-Analysen die Annahme des normalen Marktpreises eine valide Annahme. 100 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN • Vergleichbare Kostenabschätzungen aus Literaturquellen für ähnliche Industrien oder Sektoren; • Expertenschätzungen; • Eurostat oder ähnliche statistischen Dienste; und • Finanzberichterstattung von Firmen. Tabelle 3 führt eine nicht abschließende Liste mit Informationen auf, die für die Analyse der wirtschaftlichen Auswirkungen relevant sein können. Es kann sehr schwierig sein, die in Tabelle 3 identifizierten Informationen ohne effektive Konsultationen mit den relevanten Firmen (oder Wirtschaftsverbänden) zu erfassen. Anhang A gibt Anleitung zu einer Vorgehensweise bei der Durchführung von Konsultationen während der Erstellung des Beschränkungsvorschlags. 101 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Tabelle 3 Kosteninformationen, die für eine typische Beschränkungs-SEA benötigt werden Arten der Informationen, die für eine typische Beschränkungs-SEA zu erfassen sind Über die betroffene Industrie • Ob dies der einzige Stoff ist, den sie herstellen/verkaufen • Anzahl der Firmen entlang der Lieferkette • Gesamtumsatz und Beschäftigung der betroffenen Firmen/Industrien Wirtschaftliche Bedeutung des Stoffs • Anteil des Umsatzes unter der vorgeschlagenen Beschränkung für jede Firma in der Lieferkette • Wertschöpfung durch Endprodukt und bei Zwischenschritten Wirtschaftliche Effekte unter dem „Beschränkungsvorschlag”Szenario • Kostenunterschied für die Verwendung einer potenziellen Alternative (Stoff oder Technologie) im Vergleich des zur Beschränkung vorgeschlagenen Stoffs (Kostenunterschiede für alle betroffenen Industrien) • Kostenunterschied im Fall der Produktionsverlagerung (Kosten der Errichtung von Produktionseinrichtungen, Kosten für Rohstoffe, Transportkosten etc.) • Kostenunterschiede im Fall der Qualitätsänderung des Endprodukts (z. B. Endprodukt weniger energieeffizient) • Verluste im Anlagenwert aufgrund der besten alternativen Verwendung (sofern zutreffend) von Produktionseinrichtungen, die unter der vorgeschlagenen Beschränkung überflüssig werden (ggf. Einbeziehung von Kosten für Behörden) Was sind die Kosten für die Verbraucher 3.5.4 • Veränderungen bei Kosten für Einhaltung (Compliance) und Überwachung • Veränderungen bei Regulierungskosten • Veränderungen in der Lebensdauer des Endprodukts • Veränderungen im Marktpreis • Veränderungen bei den Kosten für den Endproduktverbraucher • Veränderungen bei den jährlichen Kosten für Wartung und Instandhaltung Warum ist die Erfassung dieser Informationen wichtig? • Als Referenzinformationen zwecks Überblick über die Lieferkette (vielleicht nicht immer erforderlich) • Zum Verständnis der Verteilungswirkungen entlang der Lieferkette und für den Endverbraucher, wenn der Stoff nicht mehr verfügbar ist • Zum Verständnis der direkten Kostenfolgen der vorgeschlagenen Beschränkung für relevante Lieferketten • Diese könnten die Bestimmung des Umfangs/Schweregrads der wirtschaftlichen Auswirkungen unterstützen • Umfang der Anwendung • Hilfe bei der Schätzung der Einsparungen, wenn keine RMM eingehalten und durchgesetzt werden müssen • Hilfe bei der Schätzung der zukünftigen Kosten für geplante zukünftige Regulierungs-RMO • Kosten für den Verbraucher des Endprodukts Schritt 3.3 – Beurteilung der wirtschaftlichen Auswirkungen Nachdem die hauptsächlichen wirtschaftlichen Auswirkungen identifiziert worden sind, sollte die Analyse der wirtschaftlichen Auswirkungen mit einer Beurteilung anhand der verfügbaren Informationen (ob qualitativ oder quantitativ) beginnen. Auf der Grundlage der erfassten Daten kann die Analyse quantifiziert und monetisiert werden, falls dies als notwendig erachtet wird (d. h. um eine robuste Schlussfolgerung ableiten zu können). 102 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Eine Disaggregation der Kostendaten in einzelne Kostenkomponenten ist nützlich und sollte soweit wie möglich durchgeführt werden. Die fünf in Anhang B.2 enthaltenen Checklisten28 führen einige der Kostenkomponenten auf, die für die Beurteilung sehr hilfreich sind. Die Checklisten erfassen: Investitionen und irreversible Kosten, Betriebs- und Wartungskosten, Einnahmen, Regulierungskosten sowie Kosten für nachgeschaltete Anwender und Verbraucher. Die Checklisten sind nicht abgeschlossen und andere Komponenten könnten in Einzelfällen wichtig sein29. Nach der Identifizierung der wirtschaftlichen Hauptauswirkungen wird es nur noch notwendig sein, die relevante Auswahl der in diesen Checklisten identifizierten Auswirkungen zu analysieren. Bei der systematischen Vorgehensweise bei der Identifizierung und Beurteilung der wirtschaftlichen Auswirkungen sollte vermieden werden, dass Kosten und Nutzen mehr als einmal gezählt werden. Die Beurteilung der wirtschaftlichen Auswirkungen liefert eine klare Beschreibung über alle Veränderungen bei Kosten oder Einsparungen für die betroffenen Lieferketten und Verbraucher. Die Beurteilung gibt auch einen Hinweis über die Kostenverteilung, d. h. für wen Kosten oder Einsparungen anfallen. Häufig sind bei wirtschaftlichen Auswirkungen die monetisierten Daten entweder verfügbar (durch Konsultationen oder andere Formen der Forschung) oder aus Vertraulichkeitsgründen schwer zu beschaffen (d. h. es kann sehr schwierig sein, Daten über die Rentabilität einer Firma zu erfassen, welche verschiedene Produkte herstellt, sofern ihre Finanzberichterstattung nicht nach jedem Produkt aufgeschlüsselt ist und die Daten öffentlich zugänglich sind). Wenn letzteres der Fall ist, dann ist es wichtig, eine eher qualitativ orientierte Beurteilung durchzuführen, und in einigen Fällen wird dies dem vorliegenden Problem angemessen sein. 3.6 Soziale Auswirkungen Unter sozialen Auswirkungen werden hier alle relevanten Auswirkungen verstanden, welche Einfluss auf Arbeitnehmer, Verbraucher und die breite Öffentlichkeit haben können, und welche nicht unter Gesundheits- und Umweltrisiken und wirtschaftlichen Auswirkungen analysiert werden. Bei den meisten SEA wird es hauptsächlich um die Auswirkungen auf die Beschäftigung gehen, und um alle größeren Auswirkungen, die infolge der Veränderungen in der Beschäftigung eintreten (z. B. Veränderungen in den Arbeitsbedingungen, Arbeitszufriedenheit, Ausbildung der Beschäftigten und soziale Sicherheit), sowie Veränderungen der Lebensqualität (Veränderungen in der Verfügbarkeit und Qualität von Konsumerzeugnissen). Weitere Details zu sozialen Auswirkungen sind in Kapitel 4 des EC-Leitfadens zur Folgenabschätzung zu finden30. 28 Die Checklisten sind weder erschöpfend noch endgültig. Sie sind als Anleitung gedacht, damit gewährleistet ist, dass besonders relevante Auswirkungen und Themenbereiche bei der Analyse berücksichtigt werden. Arten von Auswirkungen, die nicht unter die in diesen Checklisten aufgeführten Auswirkungen fallen, aber unter der vorgeschlagenen Beschränkung relevant sind, sollten daher berücksichtigt werden. 29 Die Checklisten stützen sich auf EC (2006) Economics and Cross-media effects (Ökonomie und medienübergreifende Prozesse); Referenzdokument für IPPC, Juni 2006. Dieses Dokument gibt Anleitung zu verschiedenen Kostenelementen und ihrer Beurteilung, wenn auch im Kontext von IPPC. 30 EC Impact Assessment Guidelines (S.31-32) 15. Juni 2005 103 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 3.6.1 Schritt 3.1 – Identifizierung der sozialen Auswirkungen Wann sollten Beschäftigungseffekte in der SEA berücksichtigt werden? Beschäftigungseffekte sind aus Sicht der Verteilung wichtig. Wenn bestimmte Gruppen von zunehmender Arbeitslosigkeit betroffen sind (wenn beispielsweise einige Geschäftsaktivitäten eingestellt oder in Gebiete außerhalb der EU verlagert werden), könnte dies als negative Verteilungswirkung gesehen werden. Ob das Gesamtbeschäftigungsniveau betroffen ist, ist eine makroökonomische Frage. Hier wird Folgendes vorgeschlagen: • Geringere Beschäftigungseffekte, die durch „marginale“ Veränderungen in den Aktivitäten einer bestimmten Firma entstehen (beispielsweise Verwendung eines Stoffs anstelle eines anderen), sollten nicht einbezogen werden, weil sie in der Analyse der wirtschaftlichen Auswirkungen erfasst werden. • Beschäftigungseffekte, die durch eine bestimmte Aktivität verursacht werden, z. B. Schließung einer Firma oder Produktionsauslagerung aus der EU, sollten beurteilt und als Verteilungswirkung aufgenommen werden. Gibt es weitere relevante soziale Auswirkungen? Wenn es größere Auswirkungen auf die Beschäftigung gibt, welche bestimmte Regionen und bestimmte gesellschaftliche Gruppen betreffen, könnte die Betrachtung dieser Auswirkungen relevant sein31. Eine nicht abschließende Liste von Auswirkungen enthält: Bildungsniveau der Arbeitnehmer, familiäre Unterstützung, Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Korruptionsindex, Löhne und Gehälter, gute Arbeitskriterien der ILO, Qualitätsfaktoren, Lieferantenbewertung, soziale Sicherheit, Teilzeitbeschäftigte, Geschlechtergleichheit, Auszubildende, Streiks und Aussperrungen sowie Qualifikation der Arbeitnehmer. Eine weitere wichtige soziale Auswirkung, die zu betrachten ist, ist die Veränderung des „Wohls“ der Verbraucher. Ökonomen verwenden diesen Begriff, um das Wohlbefinden eines Einzelnen oder der Gesellschaft zu beschreiben; so könnten naturgemäß viele Faktoren das Wohl eines Einzelnen oder der Gesellschaft beeinflussen. Einige Verbraucher vermissen beispielsweise die Zufriedenheit (Ökonomen bevorzugen den Begriff „Nutzen“), die sie aus der Verwendung eines Produkts ableiten, oder eine Veränderung in der Produktqualität (z. B. es ist nicht so langlebig wie das vorherige, oder kann nicht in derselben Weise verwendet werden, wie das vorher der Fall war) kann zu einem Verlust im Verbraucherwohl führen (d. h. im Nutzen eines Einzelnen). Wenn zum Beispiel die Farbe, die zur Renovierung eines Hauses verwendet wird, jetzt weniger langlebig ist, wird der Nutzen, den ein Einzelner von einem gut aussehenden Haus hat, schneller abnehmen, als wenn er das vorhergehende Produkt mit der längeren Lebensdauer verwendet hätte. Anhang C enthält einige weitere Details über einige Nicht-Markt-Bewertungsmethoden (Waren/Dienstleistungen, die keinen Wert auf dem Markt haben), welche bei Wertverlusten/-gewinnen im Nutzen verwendet werden können. Es wird jedoch in den meisten Fällen sehr schwierig und möglicherweise nicht erforderlich sein, über eine qualitative Beurteilung des Verbraucherwohls hinauszugehen. 31 EC Impact Assessment Guidelines (S. 31-32) 15. Juni 2005, Kapitel 4, enthält eine umfassendere Übersicht zu den sozialen Auswirkungen, deren Betrachtung relevant sein kann, um eine robuste Schlussfolgerung ableiten zu können. 104 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 3.6.2 Schritt 3.2 – Verfahren zur Datenerfassung Der Ausgangspunkt ist die Nutzung der bereits bei der Analyse der wirtschaftlichen Auswirkungen erfassten Informationen (wie Beschäftigtenzahl und Betriebsstandorte), um die Auswirkungen auf die Beschäftigung abzuschätzen. Bezüglich der Auswirkungen auf die Beschäftigung sind einige allgemeine zu betrachtende Themenbereiche unter den folgenden Aufzählungspunkten aufgeführt. Sie sind weder erschöpfend noch endgültig und werden aus Sicht der Hersteller/Importeure dargestellt, aber dieselben Überlegungen können auch für nachgeschaltete Anwender angewendet werden: • • Wie viele Hersteller/Importeure des Stoffs gibt es? • Wie viele Menschen beschäftigen sie? • Welches sind die hauptsächlichen Berufe/Qualifikationen, die von diesen Firmen benötigt werden? • Was sind die Alternativen zur Beschäftigung dieser Menschen (d. h. wenn ein alternatives Verfahren angewendet wird, welches eher kapitalintensiv als beschäftigungsintensiv ist)? Frage: Gibt es Veränderungen in den obigen Punkten, die voraussichtlich durch die vorgeschlagene Beschränkung eintreten werden? Die Hauptinformationsquellen, welche eine detaillierte Beurteilung der Industrie/des Sektors ermöglichen, sind wahrscheinlich: • Konsultationen mit der Industrie, welche (Wirtschaftsverbände und einzelne Firmen) den Stoff herstellt oder verwendet • Konsultationen mit der Industrie, welche Alternativen zu dem Stoff herstellt oder verwendet (Wirtschaftsverbände und einzelne Firmen) und • Konsultationen mit relevanten Gewerkschaften; • Relevante Websites und Veröffentlichungen von Unternehmen (z. B. Firmenberichte für Stakeholder) Außerdem könnten für eine allgemeinere (weniger detaillierte) Beurteilung der Beschäftigung, zumeist auf regionaler Ebene (z. B. wo die Hauptunternehmen ansässig sind), verschiedene öffentlich zugängliche Quellen genutzt werden. Das könnten sein: • Volkszählung32/Daten von Statistikinstitutionen – Es wird beispielsweise möglich sein, das Qualifikationsniveau der Arbeitnehmer in dem Gebiet, den Stand der Arbeitslosigkeit, eine allgemein gefasste Klassifizierung der in diesem Gebiet angesiedelten Industriearten etc. zu bestimmen. • Berichte und Websites von lokalen Behörden/regionalen Verwaltungen 32 Amtliche Erhebung der Bevölkerungszahlen, die periodisch durchgeführt wird, mit Angaben zu Alter, Geschlecht, Beschäftigung etc. 105 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN • Statistische Dienste wie Eurostat (das statistische Amt der Europäischen Gemeinschaften) • Veröffentlichte Informationen wie der Bericht zur Beschäftigung in Europa und der vierteljährliche EU-Arbeitsmarktbericht Volkszählungsdaten sind wahrscheinlich eine wesentliche Informationsquelle, wenn nur eine weniger detaillierte Beurteilung notwendig ist oder in Anbetracht des Problemumfangs als relevanter betrachtet wird. Ein potenzielles Problem bei Volkszählungsdaten besteht allgemein darin, dass sie nur periodisch aktualisiert werden und daher die reale sozioökonomische Demografie in einem Gebiet nicht exakt widergeben können, wenn nach der Volkszählung signifikante Veränderungen eingetreten sind. Ungeachtet dessen sind Volkszählungsdaten wahrscheinlich eine der besten Quellen für öffentlich zugängliche Informationen, um die Beurteilung potenzieller sozialer Auswirkungen zu unterstützen. Ein weiteres potenzielles Problem bei Volkszählungsdaten besteht darin, dass die Kategorien und Bezeichnungen der Daten (z. B. Qualifikations- und Berufsgruppen) für jeden Mitgliedstaat unterschiedlich sein können, obwohl es im Allgemeinen möglich sein sollte, die Informationen zuzuordnen und zu vergleichen. Die in Anhang B.3 enthaltene Checkliste33 führt einige der beschäftigungsrelevanten Komponenten auf, die für die Beurteilung sehr nützlich sind. Die Checkliste erfasst diverse Aspekte: Anzahl der Arbeitsplätze, Berufsgruppen, Standort und Arbeitsumfeld. Die Checkliste ist nicht abgeschlossen und andere Komponenten könnten in einigen Fällen wichtig sein34. Nachdem die sozialen Hauptauswirkungen identifiziert worden sind, ist es nur erforderlich, die relevante Auswahl der in dieser Checkliste identifizierten Auswirkungen zu analysieren (sowie alle weiteren identifizierten Auswirkungen, die nicht in der Checkliste enthalten sind). Für andere soziale Auswirkungen, wie beispielsweise das Verbraucherwohl, sind voraussichtlich Konsultationen mit Nichtregierungsorganisationen (NRO), wie Verbrauchergruppen, sowie öffentlich zugängliche Informationen im Internet die Hauptinformationsquellen. Natürlich sind auch Konsultationen mit relevanten Lieferkettenakteuren nützlich, da diese spezielle Teams für die Vermarktung ihres Produkts einsetzen und im Allgemeinen einen ausgezeichneten Überblick über den Bedarf ihrer Kunden haben und daher in der Lage sind, wertvolle Einblicke zum Verbraucherwohl hinsichtlich ihrer Produkte sowie jedweder Veränderungen, die aufgrund der vorgeschlagenen Beschränkung eintreten könnten, zu vermitteln. 3.6.3 Schritt 3.3 – Beurteilung der sozialen Auswirkungen Ein einfaches Verfahren zur Beurteilung von Beschäftigungseffekten wird nachstehend dargestellt. In Anhang B.3 ist ein ausführlicheres Verfahren enthalten (dieses wird nur möglich sein, wenn ausreichende Daten verfügbar sind und wenn eine genauere Analyse für notwendig erachtet wird). 33 Die Checklisten sind weder erschöpfend noch endgültig. Sie sind als Anleitung gedacht, damit gewährleistet ist, dass besonders relevante Auswirkungen und Themenbereiche bei der Analyse berücksichtigt werden. Arten von Auswirkungen, die nicht unter die in diesen Checklisten aufgeführten Auswirkungen fallen, aber unter der vorgeschlagenen Beschränkung relevant sind, sollten daher berücksichtigt werden. 34 EC Impact Assessment Guidelines (S. 31-32) 15. Juni 2005, Kapitel 4, enthält eine umfassendere Übersicht zu den sozialen Auswirkungen, deren Betrachtung relevant sein kann, um eine robuste Schlussfolgerung ableiten zu können. 106 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Aufgabe 1 Veränderungen in der Beschäftigung einschätzen Schätzen Sie die Veränderungen in der Beschäftigung auf Grundlage der besten verfügbaren Informationen sein. Es kann möglich sein, die Veränderung bezüglich der typischen Anzahl von Menschen, die für einen Prozess benötigt werden, mit einer repräsentativen Firma/repräsentativen Firmen einzuschätzen, um anschließend eine Hochrechnung auf das relevante geografische Gebiet vorzunehmen. Bei der Hochrechnung der Ergebnisse sollte eine Form der Sensitivitätsanalyse durchgeführt werden (Die Unsicherheitsanalyse wird im nächsten Kapitel diskutiert). Die Beurteilung sollte alle relevanten Lieferketten erfassen. Aufgabe 2 Die Arten der Arbeitsplätze und des Qualifikationsniveaus in den relevanten Regionen einschätzen Schätzen Sie die Kompetenzen (oder Qualifikationen) der Menschen in der Region ein, in welcher diese Industrien ansässig sind, sowie der Arten der Firmen, die in der lokalen Region ansässig sind. Diese Informationen sollten in Volkszählungsdaten vorhanden sein. Aufgabe 3 Die Auswirkung auf den Standort dieser Arbeitsplätze einschätzen Bestimmen Sie, welche Arten von Arbeitsplätzen in der Region verloren gehen/geschaffen werden können und wie dies mit der Art der in diesen Regionen ansässigen Firmen zusammenhängt, um festzustellen, wie signifikant diese Arbeitsplätze in diesen betroffenen Regionen sind. HINWEISKASTEN – Einige nützliche soziale Indikatoren, die in Volkszählungsdaten zu finden sind • Anzahl der erwerbstätigen Menschen im Verhältnis zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in dem lokalen Gebiet • Verteilung der relevanten Beschäftigungssektoren in der Region, z. B. Produktion, Bau, Transport, Lagerung und Kommunikation • Arten der Berufsgruppen in dem lokalen Gebiet, z. B. Führungskräfte in der Privatwirtschaft und leitende Verwaltungsbedienstete; Anlagen- und Maschinenbediener • Qualifikationen der Menschen in dem lokalen Gebiet, die im erwerbsfähigen Alter sind Die Beurteilung der sozialen Auswirkungen ergibt eine Liste der signifikanten sozialen Auswirkungen. Auswirkungen wie Beschäftigungseffekte sind wahrscheinlich quantifizierbar, wohingegen weiter reichende soziale Auswirkungen qualitativ beschrieben werden. 107 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 3.7 Handel, Wettbewerb und Wirtschaftsentwicklung (weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen) 3.7.1 Schritt 3.1 – Identifizierung der Auswirkungen auf Handel, Wettbewerb und Wirtschaftsentwicklung Der Ausgangspunkt für die Identifizierung der potenziellen Auswirkungen auf Handel, Wettbewerb und Wirtschaftsentwicklung ist die Abschätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen. Wenn der Unterschied in den Kosten zwischen dem „Baseline“- und dem „Beschränkungsvorschlag“-Szenario äußerst signifikant ist, kann dies zu erheblichen weiter reichenden wirtschaftlichen Effekten führen. Anhang G enthält eine Checkliste35 mit Fragen, um die Identifizierung der weiter reichenden wirtschaftlichen Auswirkungen zu unterstützen. Sie enthält Fragen wie: • Gibt es voraussichtlich Veränderungen für den Wettbewerb innerhalb der EU? (z. B. Veränderungen bei der Anzahl der verfügbaren Produkte für nachgeschaltete Anwender und Verbraucher und Veränderungen bei der Anzahl der Hersteller/Importeure, die diese Produkte bereitstellen) • Gibt es voraussichtlich Veränderungen für die Wettbewerbsfähigkeit außerhalb der EU? (würden beispielsweise die Bedingungen der Beschränkung Herstellern außerhalb der EU einen Vorteil verschaffen?) • Gibt es voraussichtlich Veränderungen für den Handelsströme zwischen EU- und Nicht-EU-Ländern) internationalen Handel? (z. B. Zur Beantwortung dieser Fragen wird es üblicherweise erforderlich sein, Analysen der relevanten Märkte vorzunehmen. Abschnitt 3.7.3 enthält eine Beschreibung zur Art der Analyse, die erforderlich ist, um zu verstehen, ob weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen auf Handel, Wettbewerb und Wirtschaftsentwicklung für die SEA relevant sein könnten. Nur zur allgemeinen Orientierung: Da jede Beschränkung im Einzelfall verschieden sein wird, wird es allgemein von Bedeutung sein, Auswirkungen auf Wettbewerb und Wettbewerbsfähigkeit (eine Hauptauswirkung) weiter zu beurteilen, da jetzt hauptsächlich Stoffe global gehandelt werden. Die weitere Analyse von Auswirkungen, wie beispielsweise Veränderungen in Investitionsströmen und im internationalen Handel, wird nur relevant sein, wenn es wahrscheinlich signifikante Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Hersteller geben wird (z. B. wenn Ansässigkeit in der EU zu einem signifikanten Vorteil/Nachteil wird, welcher aufgrund der Bedingungen der vorgeschlagenen Beschränkung EU-Herstellern einen Vorteil/Nachteil gegenüber Herstellern außerhalb der EU verschafft). 3.7.2 Schritt 3.2 – Verfahren zur Datenerfassung Der Ausgangspunkt für die Erfassung der benötigten Informationen ist die Identifizierung von Informationen, die während der Beurteilung der wirtschaftlichen Auswirkungen nicht erfasst wurden 35 Die Checklisten sind weder erschöpfend noch endgültig. Sie sind als Anleitung gedacht, damit gewährleistet ist, dass besonders relevante Auswirkungen und Themenbereiche bei der Analyse berücksichtigt werden. Arten von Auswirkungen, die nicht unter die in diesen Checklisten aufgeführten Auswirkungen fallen, aber unter der vorgeschlagenen Beschränkung relevant sind, sollten daher berücksichtigt werden. 108 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN und welche relevant sind, um die möglichen Auswirkungen auf Handel, Wettbewerb und weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen zu analysieren. Solche Daten könnten sein: • Wie ist die geografische Ausdehnung des Marktes (z. B. national, EU oder global)? (Es kann nützlich sein, statistische Import- und Exportdaten zu erfassen, um den Standort der Schlüsselmärkte zu bestimmen.) • Wie viele Wettbewerber gibt es (und wo sind sie ansässig)? • Wie preisempfindlich ist die Nachfrage nach dem Produkt? In Fällen, wenn Veränderungen in der Rentabilität von Unternehmen am Markt beschrieben werden können, sollte dies auch berücksichtigt werden. Informationen über diese Aspekte können beispielsweise aus der Lieferkette, Handelsstatistiken, Finanzstatistiken (Rentabilität einzelner Unternehmen oder Industriesektoren) oder Marktberichten bezogen werden. 3.7.3 Schritt 3.3 – Beurteilung der weiter reichenden wirtschaftlichen Auswirkungen Die Mehrheit dieser Auswirkungen wird nur qualitativ analysiert werden und, wo es möglich ist, durch quantitative Daten unterstützt. Ein vorgeschlagenes Verfahren zur Analyse von Handels-, Wettbewerbs- und weiter reichenden wirtschaftlichen Auswirkungen wird nachstehend erläutert: • Aufgabe 1 – Den Markt analysieren, um festzustellen, ob die Möglichkeit besteht, zusätzliche Kosten weiterzugeben; • Aufgabe 2 – Bestimmen, wie gut die Industrie größere Veränderungen in ihrem wirtschaftlichen Umfeld aushalten kann (Belastbarkeit), ggf. mit finanzwirtschaftlichen Kennzahlen. Aufgabe 1 – Analysieren Sie den Markt, um die Weitergabe zusätzlicher Kosten festzustellen Nutzen Sie die Daten, die über die Wettbewerbsebene und die mögliche Preissensibilität der Nachfrage erfasst wurden, um eine sachkundige Beurteilung darüber zu treffen, ob zusätzliche Kosten in irgendeinem Teil der Lieferkette weiter nach unten durchgereicht werden. Es gibt verschiedene etablierte Methoden, die zur Analyse von Märkten entwickelt worden sind. Eine häufig angewendete Methode ist die „Porter‘s Five Forces Theory“ (Fünf-Kräfte-Modell nach Michael Porter). Wettbewerbskräfte bestimmen die Rentabilität der Industrie, weil sie die Preise, die Kosten und die erforderlichen Investitionen der Firmen in einer Industrie beeinflussen. Siehe Anhang B.4 zu weiteren Details über diese Methode. Aufgabe 2 – Bestimmen Sie die Belastbarkeit der Industrie mit Hilfe von finanzwirtschaftlichen Kennzahlen Hinweis zur Vorsicht bei Verwendung von finanzwirtschaftlichen Kennzahlen 1. Es kann schwierig sein, Daten zur Rentabilität zu beschaffen a. Es kann möglich sein, einen Überblick über die Gesamtrentabilität einer Firma zu erhalten, aber nicht unbedingt über das Ergebnis eines einzelnen Produkts in ihrem 109 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Portfolio 2. Es wird erforderlich sein, eine Reihe von Rentabilitätsdaten zu beschaffen (z. B. Daten über einen Zeitraum von mindestens 5 Jahren), da die Rentabilität einiger Industrien unter verschiedenen Marktbedingungen stark variieren kann. a. Eine einjährige Rentabilität kann in den meisten Fällen nicht als repräsentativ für zukünftige Jahre verwendet werden. b. Trends in der Rentabilität, die auf dem Ergebnis vergangener Jahre basieren, müssen nicht unbedingt wirklich repräsentativ für zukünftige Bedingungen sein, mit welchen diese Industrien in der Zukunft konfrontiert sein werden, insbesondere unter den neuen Bedingungen der vorgeschlagenen Beschränkung. 3. Es wird wichtig sein, dass der Analytiker die finanzwirtschaftlichen Kennzahlen problemlos lesen und verstehen kann, damit er in der Lage ist, die darin enthaltene/n „Botschaft/Signale“ zu erkennen. Die Belastbarkeit der Industrie kann am besten mit finanzwirtschaftlichen Kennzahlen einer repräsentativen Firma oder des Industriedurchschnitts berechnet werden (wie an anderer Stelle sollte eine Unsicherheitsanalyse durchgeführt werden). Der Grund dafür ist, dass finanzwirtschaftliche Kennziffern von Firmen oder Industrien einen guten Gesamtüberblick zum Finanzergebnis einer Firma oder Industrie vermitteln können, aber nicht unbedingt über das tatsächliche Ergebnis eines einzelnen Produkts (d. h. eine Firma wird vielleicht nicht das Finanzergebnis für jedes ihrer Produkte berichten, sondern das Ergebnis des gesamten Produktportfolios). Anhang B.4 enthält eine Liste nützlicher finanzwirtschaftlicher Kennzahlen, welche die Liquidität, Solvenz und Rentabilität einer Firma beschreiben, wobei: Bei der Beschreibung der Belastbarkeit eines Sektors die Betrachtung längerfristiger Trends (5-10 Jahre) zweckmäßig ist, damit gewährleistet wird, dass kurzfristige Schwankungen das Bild der langfristigen Belastbarkeit des Sektors nicht verzerren können. Ergebnis der Beurteilung der weiter reichenden wirtschaftlichen Auswirkungen Die Ergebnisse der Beurteilung sind voraussichtlich eine Liste der möglichen Auswirkungen, die qualitativ beschrieben werden. 3.8 Schritt 3.4 – Gewährleistung der Konsistenz der Analyse Dieser Abschnitt enthält Hinweise, wie die Konsistenz der Analyse gewährleistet wird und wie dies auf alle Auswirkungsarten zutrifft (Umwelt-, Gesundheits-, wirtschaftliche, soziale und weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen). Zur Verbesserung der Validität sollte die Behörde, sofern möglich, Daten aus einer Reihe unabhängiger Quellen erfassen. Quelle und Herkunft der Daten sollten aufgezeichnet werden. Dies gestattet die Rückverfolgung und Validierung der Daten zu einem späteren Zeitpunkt, sofern erforderlich. Wenn die Datenquelle ein veröffentlichter Bericht oder eine Datenbank ist, wird normalerweise eine Standardbibliografie ausreichend sein. Wenn die Datenquelle eine verbale oder irgendeine andere Form der nicht-öffentlichen Kommunikation ist, sollte man dies eindeutig erklären und Quelle und Daten aufzeichnen. Es ist außerdem sehr wichtig, dass alle Annahmen, die während der Analyse zugrunde gelegt werden, in transparenter Weise dokumentiert werden. 110 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Es wird empfohlen, dass (wenn möglich) Kosten und Nutzen in ähnlichen Kategorien beschrieben werden. • Monetäre Schätzungen: Diese sollten in einer gemeinsamen Währung (z. B. in Euro (€)) und gemäß dem Preisniveau eines gemeinsamen Jahres angegeben werden (beispielsweise sollten alle Preise in Preisen des Jahres 2008 angegeben werden). • Quantitative Schätzungen: Diese sollten in physikalischen Begriffen ausgedrückt werden, z. B. eingesparte Arbeitsstunden, eingesparte Energie in kWh. • Qualitative Schätzungen: Wenn möglich, sollte deren Beschreibung so weit wie möglich der Beschreibung der quantitativen Schätzungen ähneln, z. B. eine qualitative Beschreibung, wie sich eingesparte Arbeitsstunden und eingesparte Energie verändern könnten. Die Behörde sollte bestrebt sein, die allerneuesten verfügbaren validen Daten zu identifizieren und zu nutzen. Das Jahr, auf welches sich die Kostendaten beziehen, sowie der angewendete Wechselkurs sollten immer angegeben werden. Dies gewährleistet Transparenz und gestattet anderen Nutzern, ggf. die Analyse zu reproduzieren (deren Validität zu bestätigen). Diese Aspekte werden nachstehend diskutiert. 3.8.1 Wechselkurse Wenn Preise in unterschiedlichen Währungen angegeben werden, müssen sie in eine gemeinsame Währung umgerechnet werden, d. h. in Euro. Bei dieser Umrechnung muss die Behörde/interessierte Partei den in der Berechnung angewendeten Wechselkurs sowie Quelle und Datum des Wechselkurses angeben. Eine wichtige Quelle für europäische Preisindices ist Eurostat, obwohl der Marktwechselkurs ebenso ausreichend sein sollte. 3.8.2 Inflation Das allgemeine Preisniveau und die relativen Preise für Waren und Dienstleistungen (z. B. Anlageninvestitionen, Marktpreise für Rohstoffe) in einer Wirtschaft verändern sich im Zeitablauf aufgrund der Inflation. Es wird häufig erforderlich sein, Schätzungen für Kosten und Nutzen zu verwenden, die in Literaturquellen gefunden wurden, welche auf Ergebnissen unterschiedlicher Jahre basieren, und in solchen Fällen wird es nötig sein, die Inflation zu berücksichtigen. Wenn beispielsweise die Kosten für Anlageninvestitionen in Preisen von 2001 angegeben wurden, ist dies wahrscheinlich eine Unterbewertung im Vergleich zu den Kosten nach heutigen Preisen. Es wird erforderlich sein, die Preise an die entsprechenden Preise eines Basisjahrs anzupassen (welches in den meisten Fällen das aktuelle Jahr sein dürfte36). 36 Eine Unterscheidung zwischen Real- und Nominalpreisen wird wahrscheinlich unnötig sein, wenn das Basisjahr das aktuelle Jahr ist. 111 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Feststellung der Preise im Basisjahr Um die Kostendaten an einen entsprechenden Preis in einem ausgewählten Jahr (der Nominalpreis) anzupassen, ist es notwendig, einen Preisanpassungswert anzuwenden, welcher in den folgenden zwei Schritten abgeleitet werden kann: Schritt 1: Preisanpassungswert = entsprechender Preisindex für das „Basisjahr“ der Analyse entsprechender Preisindex für das Jahr, auf das sich die Rohkostenbewertung bezieht Schritt 2: Angepasste Kosten = ursprüngliche Kostenbewertung x Preisanpassungswert Was ist der entsprechende Preisindex? Eine wichtige Quelle für europäische Preisindices ist Eurostat. In der Regel sollte man den Bruttoinlandsprodukt (BIP)-Deflator verwenden, welcher entweder auf der Inflationsrate der gesamten EU oder auf der des Mitgliedstaats, aus welchem die Informationen stammen, basiert. Wenn es gerechtfertigt ist, können andere Deflatoren (z. B. basierend auf Herstellerpreis- oder Verbraucherpreisindices) verwendet werden, aber es sei angemerkt, dass diese Indices eng mit der Gesamtinflationsrate (ausgedrückt durch den BIPDeflator) korrelieren. 3.8.3 Diskontierung Diskontierung ist nur relevant, wenn: • Einige der Auswirkungen monetisiert wurden; und • Die Terminierung von Kosten und Nutzen bekannt ist (innerhalb eines akzeptablen Unsicherheitsgrads) oder in Jahren ausgedrückt werden kann. Einführung Die Entscheidung für oder gegen die Verhängung einer Beschränkung (oder jeder anderen RMO) hat voraussichtlich Konsequenzen (d. h. Kosten und Nutzen) für die Gegenwart und die Zukunft. Die aktuellen und zukünftigen Kosten und Nutzen für die Menschen in der Gesellschaft, die von der Entscheidung betroffen sind, müssen in der SEA berücksichtigt werden (d. h. einschließlich der Auswirkungen, welche nicht unmittelbar durch Märkte bewertet werden, wie Gesundheits- und Umweltauswirkungen). Daher wird ein Mechanismus benötigt, um Kosten und Nutzen zu vergleichen, die zu verschiedenen Zeitpunkten entstehen. In ökonomischen Analysen wird die am häufigsten angewendete Methode zum Vergleich von Kosten und Nutzen im Zeitablauf Diskontierung genannt. Die Diskontierung ermöglicht die Berechnung entsprechender Beträge unter heutigen Bedingungen, d. h. des „Barwerts“, oder zu irgendeinem anderen festgelegten Zeitpunkt. Je später der Zeitpunkt liegt, zu welchem Kosten oder Nutzen entstehen, desto geringer wird der Barwert. Der Umfang der Reduzierung im Barwert hängt von der Diskontrate ab: zukünftige Kosten oder Nutzen, die mit einer höheren Diskontrate geschätzt werden, werden einen geringeren Barwert haben. Dies wird in Anhang D weiter diskutiert. 112 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Der Nettobarwert (NBW) einer Option zum Beispiel ist der heutige Nettowert des Barwerts der Nutzen einer fortgesetzten Verwendung abzüglich des Barwerts der Kosten, d. h. ein positiver Nettobarwert bedeutet, dass die sozioökonomische Nutzen der fortgesetzten Verwendung die Kosten überwiegen (es ist jedoch wichtig anzumerken, dass der Nettobarwert nicht unbedingt das Kriterium ist, mit welchem die endgültige Entscheidung getroffen wird, da einige Auswirkungen nicht monetisiert werden können). Anhang D diskutiert auch die Bedenken hinsichtlich der Diskontierung zukünftiger Gesundheits- und Umweltauswirkungen. Eine Alternative zum Nettobarwert ist, einen repräsentativen Jahreswert für die (oder zur Annualisierung der) Investitionskosten anzugeben und die jährlichen Betriebskosten (und andere wiederkehrende Kosten) zu addieren, um die gesamten annualisierten Kosten zu erhalten. Dieser Ansatz wird häufig für die Umweltpolitik verwendet, weil Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen häufig auf Jahresbasis beurteilt werden (z. B. wie viele Menschen sind jährlich von einem Schadstoff betroffen und welche Effekte treten auf). Der Ansatz des annualisierten Werts involviert etwas weniger Arbeit als der Ansatz des Nettobarwerts und ist zweckmäßig, wenn Kosten und Nutzen im Jahresvergleich wahrscheinlich relativ stabil sind. Er kann besonders hilfreich sein, wenn Optionen miteinander verglichen werden, bei welchen die Auswirkungen über verschiedene Lebensdauern hinweg eintreten. Anhang D beinhaltet weitere Informationen zu den Fragen: • Warum ist Diskontierung wichtig? • Warum ist die Auswahl der Diskontrate wichtig? • Wie wird die Diskontrate unter Anwendung verschiedener Ansätze bestimmt? Methode Die vorgeschlagene Methode zur Diskontierung zukünftiger Kosten und Nutzen wird nachstehend beschrieben. Aufgabe 1 Wenden Sie die Formel zur Diskontierung auf die Berechnung des Barwerts von Kosten und Nutzen an Um den Barwert zukünftiger Kosten oder Nutzen zu diskontieren und zu berechnen, muss Folgendes bekannt sein: • Der Zeitraum der SEA – dieser sollte in Stufe 2 der SEA festgelegt worden sein. Dieser sollte ausreichend lang sein, um mit hinreichender Sicherheit alle signifikanten Kosten und Nutzen zu erfassen; • Die Größenordnung und Terminierung spezifischer Kosten und Nutzen über den Zeitraum; und 113 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN • Die Diskontrate – die Standard-Diskontrate ist auf 4 % festgelegt (wie für den Leitfaden für Folgenabschätzung der Europäischen Kommission37 verwendet). Diese Informationen werden in die nachstehende Annualisierungsgleichung eingegeben. Diese stellt die häufig verwendete Methode zur Diskontierung für einen Zeitraum von bis zu 30 Jahren39 dar. Die Anwendung dieser Methode macht den Vergleich der Szenarien transparenter und gestattet Organisationen, die die SEA überprüfen, sich ihr eigenes Urteil über die Konsequenzen der Anwendung einer alternativen Diskontrate zu bilden. Annualisierte Kosten = Annualisierte Investitionskosten + jährliche Betriebskosten Wobei: Annualisierte Investitionen = Investitionskosten * Diskontrate 1- ((1+Diskontrate)-Lebensdauer der Investitionen) Die Gleichung zur Berechnung des Barwerts (BW) der Kosten ist nachstehend dargestellt: BW C = n Ct t =1 (1 + s ) t ∑ Wobei BWC der Barwert der Kosten ist, t = Jahr (bis Jahr n) s = Diskontrate Ct = Kosten in Jahr t Die Gleichung zur Berechnung des Barwerts der Nutzen ist: BW B n Bt t=1 (1 + s ) t = ∑ Wobei BWB der Barwert der Nutzen ist, t = Jahr (bis Jahr n) 37 Leitfaden: http://ec.europa.eu/governance/impact/docs/key_docs/sec_2005_0791_en.pdf Anhänge zum Leitfaden: http://ec.europa.eu/governance/impact/docs/key_docs/sec_2005_0791_anx_en.pdf 39 Wo erkennbar ist, dass ein längerer Zeitraum benötigt wird, sollte zusätzlich eine degressive Diskontrate im Rahmen der Sensitivitätsanalyse verwendet werden. Dies wird in Anhang D diskutiert. 114 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN s = Diskontrate Bt = Nutzen in Jahr t Der Nettobarwert (NBW) wird berechnet als Differenz aus Nutzen und Kosten: NBW = BWB – BWC Das Verhältnis Nutzen/Kosten wird berechnet als: BWB/ BWC Aufgabe 2 Wenn es gerechtfertigt ist, führen Sie eine Sensitivitätsanalyse zur Diskontrate und zur Terminierung spezifischer Kosten und Nutzen durch In Fällen, wenn Kosten und Nutzen nach einem über 30 Jahre hinausgehenden Zeitraum entstehen und ihre Terminierung sehr unsicher ist (und auch zur Berücksichtigung unterschiedlicher Investitionsperspektiven durch unterschiedliche Diskontraten), ist die Durchführung einer einfachen Unsicherheitsanalyse wie einer Sensitivitäts- oder Szenario-Analyse ratsam, um zu prüfen, wie Unsicherheiten den Barwert der Kosten und Nutzen verändern könnten (dies ist nicht relevant, wenn Kosten und Nutzen in Jahreskategorien bestimmt werden können). Anhang E enthält weitere Details zu diesen zwei Methoden. Wenn Kosten und Nutzen nach einem über 30 Jahre hinausgehenden Zeitraum entstehen, sollte eine Sensitivitätsanalyse vorgelegt werden, die zusätzlich zur StandardDiskontrate von 4 % entweder eine Diskontrate von 1 % oder eine degressive Diskontrate verwendet. So kann man sich ein Urteil über die Auswirkungen der Anwendung unterschiedlicher Diskontraten bilden. Dieses Problem wird in Anhang D weiter diskutiert. Für die Sensitivitätsanalyse könnte es außerdem zweckmäßig sein, eine höhere Diskontrate (z. B. 6-8 %) zu verwenden, um private Opportunitätskosten des Kapitals darzustellen. Dieses Problem wird in Anhang D weiter diskutiert. Tabelle 4 zeigt ein Beispiel, wie eine Zusammenfassung der im Zeitablauf entstehenden Kosten und Nutzen dargestellt werden könnte. Man beachte, dass Kosten und Nutzen nicht monetisiert werden müssen und stattdessen eine qualitative Skala verwendet werden könnte. Der Tabelle sollte eine Beschreibung zur Terminierung von Kosten und Nutzen beigefügt sein, um zu erklären, wie die Ergebnisse abgeleitet wurden. Die Tabelle wird hier gezeigt, da diese Methode nur wirklich relevant ist, wenn es im Zeitablauf signifikante Veränderungen in Kosten und Nutzen gibt (z. B. nicht relevant, wenn Kosten als annualisierte Kosten dargestellt werden). 115 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Tabelle 4 Zusammenfassung der Kosten und Nutzen einer Beschränkung im Zeitablauf* Auswirkung Zeitraum Sofort Kurzfristig Mittelfristig Langfristig Umweltauswirkungen Gesundheitsauswirkungen Wirtschaftliche Auswirkungen Soziale Auswirkungen Weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen Gesamt (Nettoauswirkung) * Schwere der Auswirkungen: entweder monetär, quantitativ oder Verwendung der Skala: hoch (+++ oder ---), mittel (++ oder --), gering (+ oder -) oder nicht zutreffend 3.9 Beispiel für die Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen40 Das folgende Beispiel erläutert, wie mehrere Arten von Auswirkungen zu identifizieren und zu beurteilen sind. Es ist sehr wichtig hervorzuheben, dass dieses Beispiel hypothetischen Charakter trägt und ausschließlich Erläuterungszwecken dient. Obwohl einige Werte referenziert werden, kann das Beispiel nicht zur Darstellung einer tatsächlichen Situation verwendet werden. Wie sind wirtschaftliche Auswirkungen zu beurteilen? Dies ist ein erläuterndes Beispiel, das aus Abschnitt 2.6 weitergeführt wird, in welchem angenommen wird, dass Stoff „E“ zur Gebäudereinigung verwendet wird. Erstens werden die wirtschaftlichen Auswirkungen im Hinblick auf die Veränderungen in den ökonomischen Gesamtkosten beschrieben; zweitens wird die Verteilung der wirtschaftlichen Auswirkungen diskutiert. Ökonomische Gesamtkosten für Industrie und Verbraucher Das „Beschränkungsvorschlag“-Szenario geht davon aus, dass die Reaktion der Industrie darin besteht, einen Alternativstoff zusammen mit Strahlreinigung zu verwenden, um dasselbe Ergebnis zu erzielen. Die Elemente, die als wirtschaftliche Auswirkungen berücksichtigt werden müssen, sind: − Unterschied in den Herstellungskosten zwischen Stoff „E“ und des Alternativstoffs (kann als Preisunterschied zwischen den beiden Stoffen geschätzt werden); − Zusätzliche Ausrüstung zur Durchführung der Strahlreinigung; 40 Für Erklärungszwecke wurden theoretische Zahlen verwendet. Daher können keine Verweise auf Datenquellen angegeben werden. In der Praxis sollten die Behörden Verweise auf alle Datenquellen für alle SEA aufnehmen, welche dem SEA-Ausschuss vorgelegt werden. Daher kann dieses Beispiel die tatsächlichen Probleme, vor welchen man bei einer realen SEA steht, möglicherweise zu stark vereinfachen. 116 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN − Kosten des Wasserverbrauchs für die Strahlreinigung; − Einsparungen bei der Verwendung persönlicher Schutzausrüstungen (die bei Verwendung von „E“ benötigt werden); und − Zusatzkosten für Arbeitsstunden, weil das Reinigungsverfahren etwa 20 % mehr Zeit in Anspruch nimmt. Alle diese wirtschaftlichen Auswirkungen beeinflussen Industrie und Verbraucher in der EU. Alle Kosten werden als gesellschaftliche Kosten angenommen, basierend auf Preisen ausschließlich Steuern. Die Frage ist, ob es weitere Auswirkungen gibt, die zu berücksichtigen sind. Der Zulieferer von Stoff „E“ wird eine Abnahme bei Nachfrage und Umsatz erfahren – aber sollte das mit einbezogen werden? Nur wenn beispielsweise die reduziere Nachfrage die Produktionskosten anderer Stoffe erhöht, die von diesem Chemiebetrieb hergestellt werden. Wenn es solche gemeinsamen Produktionseffekte gibt, dann sollten die zusätzlichen Produktionskosten für die anderen Produkte als wirtschaftliche Auswirkung mit einbezogen werden. Bei diesem Beispiel wird angenommen, dass Konsultationen mit der Industrie ergeben haben, dass der Nachfragewechsel von Stoff „E“ zu dem Alternativstoff keine größeren Auswirkungen auf die Produktionskosten der betroffenen Zulieferer für die Stoffe haben wird. Die Ergebnisse für aufgeführte Auswirkungen sind: − Kosteneinsparungen für den Stoff: € 0,15/m2 Gebäudefläche; − Zusatzkosten für Ausrüstung: € 5000 für eine kleine Reinigungsfirma, die 150.000 m2 pro Jahr reinigt; − Zusatzkosten für Wasser: € 0,10 /m2 Gebäudefläche; − Einsparungen für PSA: € 0,01/m2 Gebäudefläche; und − Zusätzliche Arbeitskosten: € 1,00/m2 Gebäudefläche. Unter der Annahme, dass der Strahlreiniger eine Lebensdauer von 5 Jahren hat, können die annualisierten Kosten mit folgender Formel berechnet werden: Annualisierte Investitionskosten = Investitionskosten * Diskontrate 1- (1+Diskontrate)-Lebensdauer der Investition Annualisierte Investitionskosten = € 5000 * 4 % = € 1123 pro Jahr 1- (1+4 %)-5 Jahre Die zusätzlichen annualisierten Kosten für Ausrüstung pro m2 Gebäudefläche betragen dann: € 1123/150.000 < € 0,01 m2 Die Gesamtauswirkungen auf die Kosten pro m2 Gebäudefläche können geschätzt werden auf: € 0,95 pro m2 Gebäudefläche. Die Kosten bei der Verwendung von Stoff „E“ betragen € 7 pro m2 Gebäudefläche. Die relative Zunahme beträgt somit etwa 14 %. Die gesamte Gebäudefläche, die in der EU pro Jahr gereinigt wird, wird auf 50 Millionen m2 ge- 117 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN schätzt. Die Gesamtzusatzkosten belaufen sich somit auf € 48 Millionen pro Jahr. Diese Schätzungen basieren auf Konsultationen mit den betroffenen Industrien, kombiniert mit Expertenmeinungen von Experten aus unabhängigen Sektoren. Bei einer Reihe von Schätzungen bestehen Unsicherheiten. Tabelle 5 Unterer bis oberer Bereich für Kostenschätzungen Kosten- /Einsparungselemente €/m2 Untere Schätzung Beste Schätzung Obere Schätzung Einsparungen bei Stoffverwendung -0,08 -0,15 -0,20 Ausrüstung 0,01 0,01 0,01 Wasser 0,05 0,10 0,13 Kosten Arbeitskräfte 0,50 1,00 1,50 0 -0,01 -0,01 10 Millionen m2 50 Millionen m2 100 Millionen m2 Einsparungen bei PSA Gereinigte Gesamtfläche Basierend auf den geschätzten Kostenbereichen für die verschiedenen Elemente kann eine Sensitivitätsanalyse durchgeführt werden. Das Ziel besteht in der Schätzung der Auswirkung jedes Parameters auf den Gesamtkostenwert. Die Tabelle zeigt, um wie viel die Kosten unter den alternativen Annahmen bezüglich der Kosten der einzelnen Elemente sinken (-) oder steigen (+) würden. Tabelle 6 Kostenelements Sensitivitätsanalyse: Auswirkungen auf Gesamtkosten durch Variation jedes Kosten-/Einsparungselemente €/m2 Untere Schätzung Beste Schätzung Obere Schätzung Einsparungen bei Stoffverwendung 51 48 45 Ausrüstung 48 48 48 Wasser 45 48 49 Kosten Arbeitskräfte 23 48 73 Einsparungen bei PSA 48 48 48 Gereinigte Gesamtfläche 10 48 95 Die wichtigsten Unsicherheiten bestehen bei den Kosten für Arbeitskräfte und der Gesamtfläche, 118 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN die unter Verwendung des Stoffs gereinigt wird. Wenn eine weitere Datenerfassung vorgeschlagen wird, dann sollten diese Elemente die Zielgruppe sein. Eine konkretere Beurteilung dessen, wie Unsicherheiten das Ergebnis beeinflussen, könnte durch eine einfache Monte-Carlo-Simulation erreicht werden. Diese würde einen Bereich bei der Gesamtkostenschätzung liefern. Eine grobe Approximation für eine solche Analyse würde nahelegen, dass der Bereich in der Nähe des Bereichs liegen würde, der durch das Element verursacht wird, das die größten Auswirkungen hat. Ein Bereich von € 10 Mio. bis € 95 Mio. wäre daher eine solche grobe Schätzung, die auf der Variation bei der geschätzten gereinigten Gesamtfläche basiert. Neben der Betrachtung der Unsicherheiten bei der Schätzung sollte die Verteilung der Kosten beurteilt werden. Die vorgeschlagene Beschränkung könnte die Kosten für Reinigungsfirmen signifikant erhöhen, und angenommen, dass es eine große Zahl kleiner Reinigungsfirmen gibt, könnte eine solche signifikante Erhöhung ihrer Produktionskosten ein potenzielles Problem sein. Angenommen, die Reinigung ist wichtig und die Kosten sind für die Gebäudeeigentümer (in Relation zu allen anderen Betriebs- und Instandhaltungskosten) nur gering, dann ist es wahrscheinlich, dass die Kosten an die Gebäudeeigentümer weitergegeben werden können. Daher werden sie die Kostenbelastungen der vorgeschlagenen Beschränkung für diese bestimmte Verwendung tragen. Verteilungseffekte Aus der Beurteilung der wirtschaftlichen Auswirkungen ergeben sich die Hauptverteilungsprobleme: − Veränderungen im Betriebsergebnis für verschiedene Industrien; und − Veränderungen bei den Kosten für Verbraucher. Die Verteilungswirkungen auf die Industrie umfassen reduzierte Umsatzerlöse für Zulieferer von Stoff E und erhöhte Umsatzerlöse für Zulieferer des alternativen Stoffs. Die Menge beider Stoffe wird auf 5000 Tonnen geschätzt (1 kg pro m2 mal 50 Millionen m2), und mit einem geschätzten Preis von 250 pro Tonne für Stoff E und 100 pro Tonne für die Alternative können die Verteilungswirkungen berechnet werden. Die relevanteste Messgröße ist das Betriebsergebnis (eine Messgröße für die Rentabilität der Produktion). Dieses könnte vielleicht nicht bekannt sein, da es sich beispielsweise um eine vertrauliche Geschäftsinformation handeln könnte. In öffentlich zugänglichen Jahresberichten könnte man einige Hinweise finden. Zur Durchführung einer Beurteilung, wie verschiedene Industrien betroffen sind, könnten die Auswirkungen auf den Umsatz verwendet werden. Bei dem vorliegenden Beispiel belaufen sich die reduzierten Erlöse für den Zulieferer von Stoff E auf € 1,25 Mio., während die gestiegenen Erlöse für den Zulieferer des alternativen Stoffs € 0,5 Mio. betragen. Durch einen Vergleich der Veränderungen bei den Erlösen mit den Gesamterlösen der Zulieferer können die relativen Auswirkungen geschätzt werden. Bei diesem Beispiel haben wir angenommen, dass die Gesamtumsatzerlöse der Zulieferer etwa € 25 Mio. bzw. € 5 Mio. betragen. Daher beträgt die relative Veränderung für den Zulieferer von Stoff E 5 % und für den Zulieferer des Alternativstoffs 10 %. Für die Verbraucher bedeutet die Auswirkung eine Erhöhung der Reinigungsausgaben auf € 48 Mio., basierend auf dem obigen Argument, dass die gestiegenen Kosten in vollem Umfang durchgereicht werden. Es ist ratsam, dass Verteilungswirkungen berichtet werden, so dass sie von den Entscheidungsträgern in Betracht gezogen werden können, die sich ihre Meinung über die vorgeschla- 119 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN gene Beschränkung bilden. Wie sind soziale Auswirkungen zu beurteilen? Die Identifizierung sozialer Auswirkungen beginnt mit einem Blick darauf, wo potenzielle Auswirkungen auf die Beschäftigung eintreten könnten: − Veränderungen im Beschäftigungsniveau bei Stofflieferanten − Veränderungen im Beschäftigungsniveau bei Herstellern von Ausrüstungen − Veränderungen im Beschäftigungsniveau bei den Reinigungsfirmen. Die weitere Beurteilung zeigt, dass es keine Nettoauswirkungen auf die chemische Industrie gibt, weil der Unterschied bei den Kosten zwischen Stoff „E“ und der Alternative auf unterschiedliche Rohstoffe und Energieintensität im Produktionsprozess zurückzuführen ist. Die gestiegene Nachfrage nach Strahlreinigern ist marginal und hat keine Beschäftigungsauswirkungen. Damit bleiben als Auswirkungen auf die betroffene Industrie die potenziellen Hauptauswirkungen auf die Beschäftigung. Wenn die Nachfrage nach Gebäudereinigung als konstant angenommen wird, dann wird die Nachfrage nach Arbeitskräften um etwa 50 % als beste Schätzung steigen. Das sind, grob geschätzt, etwa 4500 Menschen, die zusätzlich beschäftigt werden. Die Entscheidung, wie diese Auswirkungen in die Analyse einbezogen werden sollten, ist nicht leicht. Sie hängt davon ab, ob die zusätzlich beschäftigten Menschen bei irgendetwas anderem beschäftigt würden, wenn die vorgeschlagene Beschränkung nicht eingeführt würde. Es ist die Frage, ob es einen makroökonomischen Effekt in Form erhöhter Ressourcennutzung (von ungelernten Arbeitern) gibt. Wenn das der Fall ist, dann ist der Beschäftigungseffekt positiv und gleicht teilweise den wirtschaftlichen Effekt der gestiegenen Kosten aus. (Idealerweise sollte die oben dargestellte wirtschaftliche Beurteilung Preise für jede Ressourcenart verwenden, welche deren Knappheit widerspiegeln. Wenn es also Arbeitslosigkeit gibt, könnte argumentiert werden, dass der Preis der Beschäftigung von mehr Mitarbeitern null ist.) Angenommen, das Qualifikationsniveau für diese Arbeiten ist relativ niedrig, dann könnte es sein, dass es einen positiven Beschäftigungseffekt gibt. Wenn dies der Fall ist, könnte es weitere positive soziale Auswirkungen geben. Ihre Quantifizierung wird schwierig sein, aber man könnte sie qualitativ beschreiben. Wie sind weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen zu beurteilen? Weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen umfassen mögliche Auswirkungen auf Handel, Wettbewerb und Wirtschaftsentwicklung. Die betroffene Reinigungsindustrie unterliegt keinem internationalen Wettbewerb (gemeint ist, außerhalb der EU), da die Aktivitäten ausschließlich auf Binnenmärkten stattfinden. Die Annahme, dass die potenziellen Zusatzkosten für die Gebäudeeigentümer sehr gering sind, bedeutet, dass das „Beschränkungsvorschlag“-Szenario ihre Geschäfte nicht betrifft. Somit gibt es keine Auswirkungen auf den Handel. Es gibt ebenfalls keine Auswirkungen auf den Wettbewerb. Obwohl die Industrie von KMU beherrscht wird, sind die zusätzlichen Investitionen in Ausrüstungen sehr begrenzt, und es gibt daher kein Hindernis für neue Markteinsteiger oder etwas, das die Marktanteile der kleinsten Firmen verändern wird. In Bezug auf die Wirtschaftsentwicklung können keine Auswirkungen identifiziert werden. Der mögliche Beschäftigungsanstieg wird bereits unter den sozialen Auswirkungen erfasst und es gibt keine weiteren Auswirkungen, die zu berücksichtigen sind. 120 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 4 DAS SEA-VERFAHREN – STUFE 4: INTERPRETATION UND ABLEITUNG VON SCHLUSSFOLGERUNGEN 4.1 Einführung Interpretation und Ableitung von Schlussfolgerungen bilden die vierte Stufe im SEA-Verfahren, wie nachstehend in Abbildung 20 gezeigt wird. Das Hauptziel besteht darin, die qualitativen, quantitativen und monetisierten Kosten und Nutzen jedes RMO-Szenarios im Vergleich zum „Baseline“Szenario darzustellen (d. h. die Unterschiede zwischen den Szenarien darzustellen). Abbildung 20 SEA-Verfahren – Stufe 4 Stufe 4 – Interpretation und Ableitung von Schlussfolgerungen (Kapitel 4) Stufe 1 – Ziele der SEA Stufe 2 – Festlegung des Untersuchungsumfangs der SEA Stufe 3 – Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen (Kapitel 2) (Kapitel 3) (Kapitel 1) Schritt 4.1 Vergleich der qualitativen, quantitativen oder monetisierten Auswirkungen Schritt 4.2 Vergleich der Verteilung der Auswirkungen Stufe 5 – Darstellung der Ergebnisse (Kapitel 5) Schritt 4.3 Durchführung der Unsicherheitsanalyse Schritt 4.4 Feststellung, ob eine Schlussfolgerung abgeleitet werden kann Die Hauptschritte von Stufe 4 werden in Abbildung 20 gezeigt. Jeder Schritt wird in den folgenden Abschnitten detaillierter erläutert. Dieser Abschnitt beschreibt detailliert das vorgeschlagene Verfahren für diese Stufe der SEA. Es ist bekannt, dass das gesamte Verfahren der SEA durch Iteration bestimmt sein sollte, und die Behörde sollte diese Stufe mit einem Detailgrad durchführen, der demjenigen der SEAIteration, die insgesamt durchgeführt wird, angemessen ist. Wie bei allen Stufen des SEA-Verfahrens sollte die Behörde die in Daten und Analyse vorhandenen Unsicherheiten berücksichtigen. Die Konsequenzen der Unsicherheiten sollten bei der Darstellung der Ergebnisse berücksichtigt und bestätigt werden. 4.2 Schritt 4.1: Vergleich der qualitativen, quantitativen oder monetisierten Auswirkungen Es gibt verschiedene SEA-Tools und Vergleichsmethoden, welche angewendet werden können, um die Nettonutzen der vorgeschlagenen Beschränkung für die menschliche Gesundheit und die Umwelt sowie die Nettokosten für Hersteller, Importeure, nachgeschaltete Anwender, Händler, Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt zu beurteilen. 121 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Es ist ratsam, dass die Behörde/interessierte Partei mit der Lektüre des Kapitels 5 des ECLeitfadens zur Folgenabschätzung (2005) – Wie werden die Optionen verglichen? – beginnt. Es werden verschiedene Vergleichsmethoden dargestellt, welche unabhängig von der Art der Analyse, die in der vorhergehenden Stufe durchgeführt wurde (d. h. qualitative oder monetisierte Beurteilung), verwendet werden könnten. Die Behörde könnte beispielsweise den Wunsch haben, die Analyse so zu gestalten, dass die Vorteile und Nachteile des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios aufgezeigt werden. Das ist ein einfacher und effektiver Ansatz, der verwendet werden kann, um die Ableitung einer fundierten Schlussfolgerung zu erleichtern. Außerdem ist es ratsam, dass die Behörde eine klare Unterscheidung trifft, ob die Auswirkungen innerhalb oder außerhalb der EU eintreten, und dass dies im Dossier nach Anhang XV berichtet und eindeutig und transparent dargestellt wird. BEISPIEL (basierend auf dem Beispiel in Abschnitt 2.6) Dies ist ein Beispiel, wie die Hauptauswirkungen unterschiedlicher RMO zu vergleichen sind. Es ist die Fortsetzung des in Abschnitt 2.6 dargestellten Beispiels. Die vorliegenden Leitlinien fokussieren auf die Verwendung der SEA zum Vergleich der BaselineSituation (fortgesetzte Verwendung ohne Beschränkung) mit dem „Beschränkungsvorschlag“Szenario. Wie in der Einleitung beschrieben, kann die SEA auch verwendet werden, um andere Elemente bei der Erarbeitung des Beschränkungsvorschlags zu unterstützen. Dieses Beispiel zeigt einen Vergleich, der alternative RMO beinhaltet. Alle identifizierten Auswirkungen betreffen Firmen, Arbeitnehmer, Allgemeinbevölkerung und Umwelt in der EU. (Daher erfolgt keine spezifische Einteilung der Tabelle nach Spalten „innerhalb der EU“ und „außerhalb der EU“) Tabelle 7 Vergleich der Hauptauswirkungen unterschiedlicher RMO unter Verwendung qualitativer, quantitativer und monetisierter Daten RMO- Szenario “Vorgeschlagene Beschränkung” (Auslaufen innerhalb von 18 Monaten) Vorteile o 5–45 weniger Arbeitnehmer, die an den Folgen einer sehr schweren Atemwegserkrankung sterben. o Zusatzkosten der Gebäudereinigung von etwa 48 Millionen pro Jahr. Das ist ein 14%iger Anstieg der Reinigungskosten. o 50-100 weniger Fälle von schweren Atemwegserkrankungen pro Jahr. o o 400-800 weniger Fälle pro Jahr, bei welchen Arbeitnehmer an einer Form leichter Atemwegserkrankungen leiden. Umweltauswirkungen wurden noch nicht umfassend quantifiziert. Nettoauswirkungen könnten entweder positiv oder negativ sein. o Es wird nicht angenommen, dass die gestiegenen Kosten zu einer reduzierten Nachfrage nach Reinigungsdienstleistungen führen. Sollte das aber der Fall sein, könnte dies zu zeitweiliger Arbeitslosigkeit führen, während die Arbeitnehmer eine andere Arbeit suchen. o Es gibt einige Verteilungswirkungen: o Umweltauswirkungen wurden noch nicht umfassend quantifiziert. Nettoauswirkungen könnten entweder positiv oder negativ sein. o Mögliche soziale Auswirkungen in Form von gestiegener Beschäftigung von geringfügig qualifizierten Arbeitnehmern mit begrenzten alternativen Möglichkeiten. o 122 Nachteile a. Es wird angenommen, dass die gestiegenen Reinigungskosten an die Verbraucher weitergegeben werden. b. Abnahme im jährlichen Be- Maßnahmen werden zum frühest möglichen Zeitpunkt ergriffen und nicht zu ir- SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN gendeinem Zeitpunkt in der Zukunft. Szenario der verzögerten Beschränkung Auslaufende Verwendung des Stoffs innerhalb von 6 Jahren o 5–45 weniger Arbeitnehmer, die an den Folgen einer sehr schweren Atemwegserkrankung sterben. o o triebsergebnis durch Umsatzeinbußen bei Stoff „E“ und Zunahme für Zulieferer des Alternativstoffs. o 50-100 weniger Fälle von schweren Atemwegserkrankungen pro Jahr. Es ist nicht bekannt, ob es Reduzierungen bei den arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren während des Auslaufzeitraums geben wird. o 400-800 weniger Fälle pro Jahr, bei welchen Arbeitnehmer an einer Form leichter Atemwegserkrankungen leiden. Zusatzkosten der Gebäudereinigung von etwa 48 Millionen pro Jahr. Das ist ein Anstieg der Reinigungskosten um 14 %. o Umweltauswirkungen wurden noch nicht umfassend quantifiziert. Nettoauswirkungen könnten entweder positiv oder negativ sein. o Es ist unklar, ob und wie schnell/langsam Reduzierungen arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren innerhalb des 10-JahresZeitraums eintreten werden oder nicht, da die Vereinbarung das Auslaufen an die Verfügbarkeit geeigneter Alternativen bindet. o Geringere Sicherheit des Ergebnisses durch Gefahr von Trittbrettfahrern. o Gibt der Industrie Zeit, ihren Prozess wirtschaftlich umzustellen. o Umweltauswirkungen wurden noch nicht umfassend quantifiziert. Nettoauswirkungen könnten entweder positiv oder negativ sein. Freiwillige Vereinbarung: o Gibt der Industrie Zeit, ihren Prozess wirtschaftlich umzustellen. Schrittweises Auslaufen innerhalb von 10 Jahren, Beobachtung und Berichten der Fortschritte bei der Identifizierung geeigneter Alternativen (RMO 1) o Es wird erwartet, dass die vollen Kosten der RMO auf lange Sicht an den Verbraucher weitergegeben werden können, da die Kosten langsam eingeführt werden können, bevor die Alternative verwendet wird. o Geringere Verwaltungskosten für die Behörden Entwicklung und Einführung eines Arbeitsplatzgrenzwertes (AGW) o Bestehende Firmen müssen möglicherweise keine signifikanten Ressourcen investieren, um den neuen Arbeitsplatzgrenzwert einzuhalten – wird als die Option mit den geringsten Kosten für die bestehenden Firmen erwartet. o Unsicherheit, wie gut die Firmen den neuen AGW einhalten werden, da es keine Kenntnisse über praktikablere RMM gibt (die gegenwärtig bekannten und angewendeten RMM (PSA) wurden in der Praxis nicht ordnungsgemäß umgesetzt) o Eine gewisse Reduzierung arbeitsbedingter Gefahren, welche zu weniger berichteten Vorfällen sowohl leichter als auch schwerer Atemwegserkrankungen führt. o Die Firmen werden mehr Zeit für die Reinigung desselben Gebäudes benötigen (wenn keine zusätzlichen Arbeitskräfte eingesetzt werden). o Die Compliance-Kosten sind noch nicht bekannt (RMO 2) Die Bestimmung des anzuwendenden Quantifizierungsgrads erfolgt am besten durch ein iteratives Verfahren, das mit der qualitativen Beurteilung der Auswirkungen beginnt und mit weiterer Analyse, die in zukünftigen Iterationen durchgeführt wird, falls dies zur angemessenen Unterstützung für die Entscheidungsfindung erforderlich ist. In einigen Fällen wird eine qualitative Analyse ausreichen, um eine robuste Schlussfolgerung abzuleiten, und in solchen Fällen wäre eine weitere Quantifizierung nicht erforderlich. In anderen Fällen erbringt die Quantifizierung einen zusätzlichen Wert für die Entscheidungsfindung. 123 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Wenn die Notwendigkeit der Monetisierung besteht, ist das geeignete Instrument für den Vergleich quantifizierter und monetisierter Auswirkungen die Kosten-Nutzen-Analyse (KNA). Die KostenNutzen-Analyse verwendet monetisierte Werte. Alle Kosten und Nutzen werden in Standardeinheiten umgesetzt (üblicherweise Euro), so dass sie direkt verglichen werden können. In der Realität ist es jedoch unwahrscheinlich, dass alle Auswirkungen monetisiert werden können (z. B. soziale und weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen). Auch könnte es schwierig und manchmal unmöglich sein, Umweltauswirkungen basierend auf dem aktuellen Wissensstand einzuschätzen. Einige Kosten oder Nutzen haben keinen Marktwert, und wenn Versuche gemacht werden, dann besteht möglicherweise ein Mangel an verfügbaren Daten zur monetisierten Bewertung, die für einen Nutzentransfer verwendet werden könnten. Aber in diesem Kontext könnten marktbasierte Methoden angewendet werden, welche die direkten kommerziellen und finanziellen Gewinne und Verluste, wie beispielsweise verlorene Produktivität (z. B. Pflanzenproduktion), Kosten für die Reproduktion von Dienstleistungen (z. B. Wasseraufbereitung) oder zusätzliche Kosten für Erholung und Freizeit beschreiben. Die vorliegenden Leitlinien schlagen einen Ansatz für eine Kosten-Nutzen-Analyse vor, welcher die Einsicht beinhaltet, dass nicht alle Auswirkungen quantifiziert oder monetisiert werden können. Somit wird vorgeschlagen, dass die Analyse eine Quantifizierung und Monetisierung von Auswirkungen im weitest möglichen praktikablen (und angemessenen) Umfang einbeziehen sollte und die monetisierten Ergebnisse mit qualitativen und/oder quantitativen Beschreibungen aller nichtmonetisierten Auswirkungen kombiniert werden sollten. Der iterative Ansatz der SEA bedeutet, dass eine erste „Ausgangs“-SEA durchgeführt werden könnte, welche die unmittelbar verfügbaren Informationen anwendet. Diese bestehen voraussichtlich vorwiegend aus qualitativen Informationen. Es wird daher vorgeschlagen, dass die Behörde wie folgt verfahren sollte: • Zusammenstellung aller verfügbaren Informationen und qualitative Beschreibung aller Auswirkungen • Bearbeitung der nächsten Schritte 4.2 und 4.3 über Verteilungs- und Unsicherheitsanalyse, dann Evaluierung der Ergebnisse und Entscheidung, inwieweit es angemessen wäre, die Analyse im Hinblick auf eine umfangreichere Quantifizierung und Monetisierung durchzuführen. BEISPIEL ZUR BEURTEILUNG VON KOSTEN UND NUTZEN (auf Grundlage des obigen Beispiels) Auf Grundlage der Beurteilung jeder Auswirkungsart kann eine Zusammenfassung der signifikantesten Auswirkungen erstellt werden. Die nachstehende Tabelle zeigt einen Vergleich der Auswirkungen. Sie enthält qualitativ beschriebene Auswirkungen, quantifizierte Auswirkungen und monetisierte Auswirkungen. Bei diesem Beispiel gibt es mehrere Auswirkungen, die unter Anwendung der in Anhang B1.2 gegebenen Werte pro Einheit monetisiert wurden. 124 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Tabelle 8 Auswirkung Umwelt Qualitativer und quantitativer Vergleich der Hauptkosten und -nutzen der vorgeschlagenen Beschränkung Kosten Nutzen Innerhalb der EU Innerhalb der EU Zusätzliche Schadenskosten durch gestiegenen Energieverbrauch (Verwendung von Strahlreinigern) – monetisiert mit € 16 Mio. bis € 45 Mio. pro Jahr Reduzierter Energieverbrauch bei der Herstellung von Stoff E – monetisiert mit € 3 Mio. bis € 7 Mio. pro Jahr Außerhalb der EU Außerhalb der EU Reduzierter Energieverbrauch und damit verbundene Emissionen aufgrund geringerer Rohstoffgewinnung – nicht quantifiziert. Innerhalb der EU - 5–45 weniger Arbeitnehmer, die an den Folgen einer sehr schweren Atemwegserkrankung sterben – monetisiert mit € 5 Mio. bis € 45 Mio. pro Jahr -* 50-100 weniger Fälle von schweren Atemwegserkrankungen pro Jahr– monetisiert mit € 0,1 Mio. bis € 0,3 Mio. pro Jahr. * Menschliche Gesundheit * - * - Innerhalb der EU Wirtschaft Gesellschaft Innerhalb der EU 400-800 weniger Fälle pro Jahr, bei welchen Arbeitnehmer an einer Form leichter Atemwegserkrankungen leiden – monetisiert mit € 0,08 Mio. bis € 0,16 Mio. Maßnahmen werden zum frühestmöglichen Zeitpunkt ergriffen und nicht zu irgendeinem Zeitpunkt in der Zukunft. Innerhalb der EU Zusatzkosten der Gebäudereinigung von etwa 48 Millionen pro Jahr. Das ist ein Anstieg der Reinigungskosten um 14 %. Sensitivitätsanalyse der Kosten gibt einen Bereich von € 10 Mio. bis € 95 Mio. pro Jahr an. Innerhalb der EU Innerhalb der EU Mögliche soziale Auswirkungen in Form von gestiegener Beschäftigung geringfügig qualifizierter Arbeitnehmer mit begrenzten alternativen Möglichkeiten. Weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen -* -* * - es wird nicht davon ausgegangen, dass die vorgeschlagene Beschränkung zu signifikanten Auswirkungen führt (d. h. es werden keine größeren weiter reichenden wirtschaftlichen Auswirkungen erwartet, wenn die vorgeschlagene Beschränkung eingeführt wird) 125 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN In diesem Fall liegen alle Kosten, die monetisiert wurden, in einem Bereich von € 26 Mio. bis € 140 Mio. pro Jahr, und die monetisierten Nutzen liegen im Bereich von € 8 Mio. bis € 52 Mio. pro Jahr. Neben den monetisierten Auswirkungen gibt es Umweltnutzen und mögliche gesellschaftliche Nutzen, die qualitativ beschrieben werden. In Anhang F werden Informationen zur Kosten-Nutzen-Analyse sowie anderen SEA-Tools wie die Kosten-Wirksamkeitsanalyse (KWA) und die multikriterielle Analyse (MKA) vermittelt. Da nicht alle Auswirkungen quantifiziert und monetisiert werden können, hat der oben vorgeschlagene Ansatz für die Kosten-Nutzen-Analyse Ähnlichkeiten mit einer multikriteriellen Analyse. Wenn allen quantitativen und qualitativen Auswirkungen ein Wertungspunkt (Score) zugeordnet wurde und sie alle gewichtet wurden, um eine Gesamtwertung zu erhalten, wäre dies eine formale multikriterielle Analyse. Die Anwendung des multikriteriellen Ansatzes mit einer formalisierteren Punktbewertung und Gewichtung könnte hilfreich sein, wenn eine lange Liste mit nicht monetisierten Auswirkungen vorliegt. Mehr Informationen sind in Anhang F zu finden. 4.3 Schritt 4.2: Vergleich der Verteilungswirkungen 4.3.1 Einführung Neben den Ergebnissen der Haupt-SEA sollte eine sozioökonomische Analyse der Verteilungskosten und –nutzen vorgelegt werden. Es ist wichtig, Kosten und Nutzen wie folgt zu betrachten: • Innerhalb und außerhalb der EU; • Entlang der Lieferkette, die den Stoff aktuell verwendet – z. B. für Hersteller, Zulieferer, Importeure und nachgeschaltete Anwender; • Entlang allen anderen relevanten Lieferketten, z. B. Hersteller/Importeure alternativer Stoffe oder Verfahren; • Für Endverbraucher und Endprodukt/-dienstleistung – z. B. Preis und Qualität; • Für verschiedene sozioökonomische Gruppen entlang der relevanten Lieferketten – z. B. hochqualifizierte Arbeitskräfte, Anlernkräfte, Handarbeiter und ungelernte Arbeitskräfte; und • Für unterschiedliche Mitgliedstaaten oder Regionen.41 Die Analyse der Verteilung der Auswirkungen sollte, sofern relevant, alle Auswirkungsarten erfassen, d. h. nicht nur die Verteilung der Kosten und Einsparungen unter verschiedenen Akteuren, sondern zum Beispiel auch, welche Arten von Arbeitnehmern mehr oder weniger exponiert sind und wie dieses geografisch verteilt ist, oder ob es Veränderungen in exponierten Umweltkompartimenten oder an Orten mit exponiertem Umfeld gibt. 41 Anmerkung des Übersetzers: Wort „und“ nach letztem Aufzählungselement gelöscht. 126 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 4.3.2 Vorgehen Ein Weg zur Betrachtung der Verteilungswirkungen ist die Verwendung einer Checkliste42 mit Fragen, die zu Überlegungen führen sollen, wie verschiedene Abschnitte der Lieferkette, Menschen und Regionen von einem „Beschränkungsvorschlag“-Szenario betroffen wären. Tabelle 9 enthält eine nicht abschließende Liste mit Fragen, die betrachtet werden könnten – sie werden nicht alle für jede SEA relevant sein. Diese Fragen können auf jedes RMO-Szenario angewendet werden. Es sollte keine weitere Datenerfassung und Analyse erforderlich sein, um diese Fragen zu beantworten. Basierend auf der in Stufe 3 durchgeführten Analyse sollte es möglich sein, diese Fragen zumindest qualitativ abzuarbeiten, um die Verteilungswirkungen zu beschreiben. Wenn weitere Analysen nötig sind, sollte dies angemerkt werden, so dass diese Auswirkungen bei weiteren Iterationen im SEA-Verfahren in Stufe 3 detaillierter analysiert werden können. Tabelle 9 schränkung Fragen zur Betrachtung der Verteilungswirkungen der vorgeschlagenen Be- Analysieren Sie die identifizierten Nutzen der Beschränkung, um Folgendes festzustellen : (berücksichtigen Sie alle relevanten Lieferketten) F1. Wer wird höchstwahrscheinlich aus der Beschränkung Nutzen ziehen? F2. Welche spezifischen Sektoren werden höchstwahrscheinlich aus der Beschränkung Nutzen ziehen? F3. Welche Teile der Umwelt, welche geografischen Gebiete werden aus der Beschränkung Nutzen ziehen/höchstwahrscheinlich unter der Beschränkung leiden? F4. Welche Bereiche der Gesellschaft werden höchstwahrscheinlich aus der Beschränkung Nutzen ziehen? Analysieren Sie die identifizierten Kosten der Beschränkung, um Folgendes festzustellen : (berücksichtigen Sie alle relevanten Lieferketten) F5. Wer wird höchstwahrscheinlich unter der Beschränkung leiden? F6. Welche spezifischen Sektoren werden höchstwahrscheinlich unter der Beschränkung leiden? F7. Wie belastbar waren diese Industrien bisher gegenüber erzwungenen Veränderungen? F8. Welche spezifischen Regionen werden höchstwahrscheinlich unter der Beschränkung leiden? F9. Wie abhängig ist die Region von der Beschäftigung durch diese Industrien? F10. Welche Bereiche der Gesellschaft werden höchstwahrscheinlich unter der Beschränkung leiden? 42 Diese Checkliste ist weder erschöpfend noch endgültig. Sie ist als Anleitung gedacht, damit gewährleistet ist, dass besonders relevante Verteilungswirkungen und Verteilungsprobleme bei der Analyse berücksichtigt werden. Arten von Auswirkungen, die nicht unter die in dieser Checkliste aufgeführten Auswirkungen fallen, aber unter der vorgeschlagenen Beschränkung relevant sind, sollten daher berücksichtigt werden. 127 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 4.3.3 Darstellung der Verteilungsanalyse Tabelle 10 zeigt ein Beispiel, wie Verteilungswirkungen dargestellt werden könnten. Man beachte auch hier, dass Kosten und Nutzen nicht monetisiert werden müssen und stattdessen eine qualitative Skala verwendet werden könnte. Der Tabelle müsste eine Beschreibung der Verteilungskosten und –nutzen beigefügt werden, um zu erklären, wie die Ergebnisse abgeleitet wurden. BEISPIEL (weitere Quantifizierung des vorherigen Beispiels) Bei Anwendung des Verfahrens einer Kosten-Nutzen-Analyse werden die monetisierten Auswirkungen in Nettobarwerten oder annualisierten Kosten aggregiert. Dies erfolgt, nachdem zusätzliche Daten erfasst und analysiert worden sind, um quantitative Schätzungen zu erhalten (d. h. durch spätere Iterationen). NBW ist der Barwert aller Nutzen, diskontiert mit der entsprechenden Diskontrate, abzüglich des Barwerts aller Kosten, diskontiert mit derselben Rate. Ein alternatives Verfahren ist, alle einmaligen Nutzen zu annualisieren, sie zu den jährlichen Nutzen hinzu zu addieren und dann die gesamten annualisierten Kosten zu subtrahieren. Gesamtjahreskosten werden berechnet, indem alle Investitionen und anderen Einmalkosten annualisiert werden und diese zu den wiederkehrenden Kosten, wie Betriebskosten, hinzu addiert werden. Welches Verfahren man auswählt, hängt vom Zeitraum ab, über welchen im Rahmen der Festlegung des Untersuchungsumfangs in Stufe 2 entschieden wurde. In den meisten Fällen wird es einfacher sein, mit jährlichen Kosten zu arbeiten. Da es unwahrscheinlich ist, dass alle Auswirkungen monetisiert werden, geht das vorgeschlagene Verfahren davon aus, dass nach der im weitestmöglichen und angemessenen Umfang durchgeführten Monetisierung und Quantifizierung alle nicht-monetisierten Auswirkungen zusammen mit dem NBW oder dem jährlichen Gesamtnettonutzen aufgelistet werden. Für quantifizierte Auswirkungen sollten Kosten und Nutzen von ähnlichen physikalischen Eigenschaften nebeneinander dargestellt werden, und wo es möglich ist, die Kosten vom Nutzen abgezogen werden. Wenn es zum Beispiel Daten für die Anzahl der exponierten Beschäftigten sowohl für das „Baseline“-Szenario als auch für das „Beschränkungsvorschlag“Szenario gibt, und die Nettoanzahl der exponierten Personen geschätzt werden kann, könnte der Gesamtnettoeffekt berechnet werden (dazu wäre erforderlich, dass die möglichen Auswirkungen der Exposition vergleichbar sind). Ein einfaches Tabellenformat ermöglicht, dass alle nicht-monetisierten Auswirkungen neben den monetisierten Kosten und Nutzen dargestellt werden. Die nachstehende Tabelle zeigt Kosten und Nutzen für das „Beschränkungsvorschlag“Szenario. Wenn es mehr als ein solches Szenario gibt, muss für jedes eine solche Tabelle erstellt werden. Tabelle 10 Qualitativer, quantitiver und monetisierter Vergleich der Verteilungswirkungen * Verteilungsanalyse EU-Zulieferer Nicht-EU-Zulieferer Importeure EU-Hersteller Nachgeschaltete Anwender Gruppe 1 – Dienstleistungsanbieter Verwendung A Endverbraucher 128 Nutzen der vorgeschlagenen Beschränkung Kosten der vorgeschlagenen Beschränkung nicht zutreffend nicht zutreffend Gestiegenes Betriebsergebnis für Rohstoffanbieter für den Alternativstoff Gesunkenes Betriebsergebnis für Rohstoffanbieter für Stoff „E“ nicht zutreffend nicht zutreffend Gestiegenes Betriebsergebnis für Hersteller des Alternativstoffs Gesunkenes Betriebsergebnis für Hersteller von Stoff „E“ Keine Effekte, da angenommen wird, dass alle zusätzlichen Kosten an die Verbraucher weitergegeben werden können Zusatzkosten von € 48 Mio. pro Jahr für Gebäudereinigung SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN + (Weniger indirekte Exposition gegenüber Stoff „E“, während die Arbeitnehmer ein Gebäude reinigen) Öffentlichkeit ++ (mögliche Reduzierung der Wartezeiten in Krankenhäusern und auch geringere Kosten im Gesundheitswesen Behörden nicht zutreffend + nicht zutreffend - (Reduzierung bei Überwachungsund Verwaltungskosten für Behörden) (Anstieg bei Durchführungskosten für Behörden) +++ --- (diese Beschränkung erbringt voraussichtlich einen unverhältnismäßigen Nutzen für Mitgliedstaat Y, in welchem mehrere Hersteller den alternativen Reiniger herstellen) (diese Beschränkung wird voraussichtlich Mitgliedstaat X unverhältnismäßig beeinträchtigen, in welchem mehrere Hersteller Stoff „E“ herstellen) Gruppe A – Hochqualifiziert nicht zutreffend nicht zutreffend Gruppe B – Gelernt/angelernt nicht zutreffend nicht zutreffend € 5 Mio. - € 45 Mio. vermiedene Gesundheitskosten pro Jahr nicht zutreffend Spezifische MS-Regionen Sozioökonomische Gruppe1 Gruppe C – Handarbeiter/ungelernt * Schwere der Auswirkungen: entweder monetär oder Anwendung der Skala: hoch (+++ oder ---), mittel (++ oder --), gering (+ oder -) oder nicht zutreffend 1 Klassifizierungen für Berufsgruppen können für jeden Mitgliedstaat variieren, obwohl es möglich sein sollte, die Daten in ähnlicher Weise anzuordnen. Zu Gruppe A gehören: Führungskräfte in der Privatwirtschaft und leitende Verwaltungsbedienstete, akademische Berufe, Techniker und gleichrangige nichttechnische Berufe. Zu Gruppe B gehören: Verwaltungs- und Büroberufe, Handwerksberufe und Dienstleistungsberufe. Zu Gruppe C gehören: Verkaufs- und Kundenservice-Berufe; Anlagen- und Maschinenbediener und Hilfsarbeitskräfte.43 Es sei angemerkt, dass die einzelnen Kosten und Nutzen sowie die Nettoauswirkungen auch in der SEA dokumentiert werden sollten. Nachdem die Auswirkungen aggregiert und zusammengefasst wurden, könnte die Behörde meinen, dass genügend Informationen vorliegen, um eine Schlussfolgerung abzuleiten. 4.4 4.4.1 Schritt 4.3: Überlegungen, wie die Unsicherheiten in der Analyse das Ergebnis der SEA verändern können Einführung Überall in den vorliegenden Leitlinien wird betont, dass in der gesamten SEA Unsicherheiten berücksichtigt und aufgezeichnet werden sollten, sei dies bei der Übersicht über das Reaktionsverhal- 43 Anmerkung des Übersetzers: Fehlerhaftes Aufzählungselement gelöscht. 129 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN ten der Akteure in relevanten Lieferketten oder bei Schätzungen zur Bewertung des Umfangs der Auswirkungen (oder bei jedweden anderen Aspekten). Die Behörde, die eine Beschränkung vorschlägt, sollte in der Lage sein, den Umfang deutlich zu machen, in welchem das Ergebnis der SEA diese potenziellen Unsicherheiten berücksichtigt. Der Zweck der Unsicherheitsanalyse besteht in der Prüfung der gesamten Unsicherheiten in der SEA. Diese Analyse wird zu verschiedenen möglichen Ergebnissen führen: • Rückkehr zu Stufe 2 und Durchführung weiterer Analysen zu spezifischen Verhaltensreaktionen, z. B. ob es möglich ist, die denkbaren Verhaltensreaktionen einzuengen, um eine bessere Schätzung der Auswirkungen der vorgeschlagenen Beschränkung in Stufe 3 zu erhalten • Rückkehr zu Stufe 3 und Durchführung weiterer Analysen zur Beurteilung spezifischer Auswirkungen, um die Variabilität44 oder Unsicherheit in der Schätzung zu reduzieren. • Rückkehr zu Stufe 3 und Durchführung einer weiteren Iteration der Beurteilung der Hauptauswirkungen – Entscheidung, dass eine mehr quantitative oder monetäre Beurteilung erforderlich ist, um eine robuste Schlussfolgerung hinsichtlich der vorgeschlagenen Beschränkung ableiten zu können. • Feststellung, dass die Beurteilung der Nettonutzen für Gesundheit und Umwelt sowie der Nettokosten für Hersteller, Importeure, nachgeschaltete Anwender, Händler, Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt hinsichtlich der vorgeschlagenen Beschränkung robust genug ist, um die SEA abzuschließen. Der nächste Abschnitt beschreibt ein schrittweises Vorgehen bei der Unsicherheitsanalyse. Nach Abschluss der Unsicherheitsanalyse ist der nächste Schritt die Beschreibung und Dokumentation der Unsicherheiten in der Analyse (Abschnitt 4.4.3). 4.4.2 Vorgehen Der Ressourcenumfang, der für die Unsicherheitsanalyse eingesetzt wird, und der Detailgrad, mit welchem diese durchgeführt wird, sollten dem Umfang der SEA angemessen sein. Es wird ein schrittweises Vorgehen vorgeschlagen, beginnend mit einer einfachen qualitativen Beurteilung der Unsicherheiten, die für sich allein genommen ausreichend sind, um zu bestimmen, ob Unsicherheiten das Ergebnis der SEA beeinträchtigen, und folglich, ob weitere Analysen erforderlich sind. Wenn tatsächlich Unsicherheiten auftreten, die für das Ergebnis der SEA entscheidend sind, ist voraussichtlich eine mehr quantitative Beurteilung unter Anwendung eines deterministischen Ansatzes erforderlich und dann, falls erforderlich und machbar, eine probabilistische Beurteilung. Abbildung 21 stellt dieses schrittweise Vorgehen dar und Abbildung 22 erläutert das Verfahren detaillierter. Ein deterministischer Ansatz involviert üblicherweise eine vereinfachte Sensitivitätsoder Szenario-Analyse, wobei untere und obere Schätzungen für die einzelnen Hauptkosten und Hauptnutzen, die in der SEA identifiziert wurden, bestimmt werden. Bei einem probabilistischen Ansatz werden dem Bereich der geschätzten Ergebnisse für jede Auswirkung Wahrscheinlichkeiten zugeordnet (sowie Schlüsseleingangsparameter). Die verschiedenen Vorgehensweisen werden nachstehend der Reihe nach beschrieben. 44 Siehe Anhang E zu Definitionen für Variabilität, Unsicherheit und Risiko. 130 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Anhang E enthält Informationen zu verschiedenen Methoden der Unsicherheitsanalyse sowie zu Methoden, welche die Reduzierung der Variabilität der Auswirkungen unterstützen können (d. h. die Erarbeitung einer enger gefassten Schätzung einer Auswirkung erleichtern). Abbildung 21 Schrittweises Vorgehen bei der Unsicherheitsanalyse Komplexität Qualitative Beurteilung Einfach Gering Benötigt für Schlüsselvariablen Deterministische Beurteilung Probabilistische Beurteilung Benötigte Menge an quantitativen Daten Komplex Sehr hoch 131 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Abbildung 22 Verfahren der Unsicherheitsanalyse Schritt 1 Verstehen der Hauptkomponenten der SEA Schritt 2 Erstellung einer Liste der Unsicherheiten Schritt 3 Ausschluss der Auswirkungen, die einen geringen/keinen Einfluss auf das Ergebnis der SEA haben Schritt 4 Durchführung einer qualitativen Beurteilung der Unsicherheiten Beeinflussen Unsicherheiten das Ergebnis der SEA? Nein Ja Rückkehr zu Stufe 3 (Analyse der Auswirkungen) Ja Müssen weitere Auswirkungen in der SEA berücksichtigt werden? Nein Nein Gibt es Daten, um eine mehr deterministische Beurteilung durchzuführen? Nein Yes Schritt 5 Durchführung einer einfachen Form der Unsicherheitsanalyse (deterministisch) Ja Würde dies die Analyse signifikant verbessern? Beeinflussen Unsicherheiten das Ergebnis der SEA? Nein Nein Ja Gibt es Daten, um die Beurteilung unter Anwendung einer probabilistischen Beurteilung zu verfeinern? Nein Ja Schritt 6 Durchführung einer komplexeren Form der Unsicherheitsanalyse (probabilistisch) 132 Würde dies die Analyse signifikant verbessern? Nein Fortsetzung mit Stufe 5 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Schritt 4.3 a Führen Sie eine einfache Beurteilung der Unsicherheiten durch und entscheiden Sie, ob weitere Analysen erforderlich sind (z. B. eine qualitative Beurteilung) Relevante Unsicherheiten sollten durchgängig in allen relevanten Stufen der Erarbeitung der SEA identifiziert worden sein (und die wesentlichen Unsicherheiten sollten, wo es möglich ist, reduziert worden sein). Der nächste Schritt ist die Bestimmung der Richtung und Größe jeder Unsicherheit. Richtung bezieht sich darauf, ob die Unsicherheit voraussichtlich eine Unter- oder Überschätzung ist. Größe bezieht sich auf den Umfang, in welchem sie das Ergebnis der SEA verändern kann (z. B. ob es wahrscheinlich ist, dass sie einen kleineren, mittleren oder größeren Effekt hat). Es kann ein Rankingsystem wie beispielsweise +++, ++, +, -, -- oder --verwendet werden, um sowohl die Richtung als auch die Größe jeder Unsicherheit darzustellen (z. B. +++ ist eine größere Überschätzung). Schätzungen, die das Ergebnis der SEA voraussichtlich nicht verändern werden (d. h. kleinere Schätzungen) müssen im Allgemeinen nicht weiter berücksichtigt werden. Diese kleineren Schätzungen enthalten wahrscheinlich Restunsicherheiten, die unabhängig vom Grad der durchgeführten Analyse bestehen können. Schritt 4.3 b Führen Sie eine Zwischenform der Unsicherheitsanalyse durch (d. h. eine deterministische Beurteilung) Signifikantere Unsicherheiten können beurteilt werden, indem man entweder eine Sensitivitätsanalyse oder eine Szenario-Analyse durchführt. Unter Nutzung der besten verfügbaren Informationen (z. B. Sekundärforschung und Konsultationen mit relevanten Industrien) werden untere und obere Schätzungen für die einzelnen in der SEA identifizierten Hauptkosten und –nutzen bestimmt. Eine Sensitivitätsanalyse wird durchgeführt, indem jeder Faktor (z. B. quantifizierter Wert einer Auswirkung) jeweils variiert wird und die Auswirkung auf die Gesamtergebnisse aufgezeichnet wird. Bei einer Szenario-Analyse könnten jeweils mehrere Faktoren variiert werden. Wenn es nicht möglich ist, realistische untere und obere Schätzungen festzulegen, ist keine weitere Analyse möglich. Wenn die Nutzen der vorgeschlagenen Beschränkung die Kosten sowohl unter dem unteren als auch dem oberen Schätzungsszenario überwiegen, ist keine weitere Analyse erforderlich. Wenn jedoch das Ergebnis der SEA variiert, dann kann eine komplexere probabilistische Analyse (Schritt 4.3c) erforderlich sein, oder der Bereich der Werte, die die Schlüsselparameter tatsächlich annehmen können, sollte stärker berücksichtigt werden. Abbildung 23 erläutert das Verfahren für eine deterministische Beurteilung. Ebenso kann eine komplexere probabilistische Analyse (Schritt 4.3c) erforderlich sein, wenn es durch die Unsicherheiten schwieriger wird, die sozioökonomischen Auswirkungen der vorgeschlagenen Beschränkung unter Verwendung der unteren und oberen Szenario-Schätzwerte für jede relevante Auswirkung zu bestimmen. 133 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Schritt 4.3 c Führen Sie eine komplexere Form der Unsicherheitsanalyse durch (d. h. eine probabilistische Beurteilung) Ein deterministischer Ansatz erleichtert die Klärung der Gesamtsignifikanz der Unsicherheiten, berücksichtigt aber nicht die Wahrscheinlichkeiten einer bestimmten Schätzung oder eines eintretenden Ergebnisses. Dieses wird durch die Durchführung einer probabilistischen Beurteilung erreicht. Bei einer probabilistischen Beurteilung werden dem Bereich der geschätzten Ergebnisse für jede Auswirkung Wahrscheinlichkeiten zugeordnet. Die Wahrscheinlichkeit der verschiedenen Ergebnisse wird mit der Schätzung für dieses Ergebnis multipliziert, um einen Erwartungswert für die Schätzung zu erhalten. Wenn der Erwartungswert für jede Auswirkung anstelle der unteren/oberen Szenario-Schätzwerte verwendet wird, involviert das die Beurteilung der sozioökonomischen Hauptauswirkungen des Beschränkungsvorschlags. Die Ergebnisse sollten zusammen mit den SEA-Ergebnissen dokumentiert werden, so dass der SEAAusschuss und interessierte Parteien verstehen können, wie Unsicherheiten das SEA-Ergebnis verändern könnten. Wenn es nicht möglich ist, dem Bereich der Schätzungen Wahrscheinlichkeiten zuzuordnen, ist keine weitere Analyse möglich. Im Allgemeinen ist Spezialwissen erforderlich, um eine probabilistische Unsicherheitsanalyse durchzuführen. 134 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Abbildung 23 Verfahren für eine deterministische Unsicherheitsanalyse Bestimmung unterer und oberer Schätzungen für jede der Hauptauswirkungen Beurteilung der Nettokosten und Nettonutzen der vorgeschlagenen Beschränkung sowohl unter dem unteren als auch unter dem oberen Szenario Ist das Ergebnis der Beurteilung der Nettokosten und –nutzen unter den beiden Szenarien ähnlich? Ja Fortsetzung mit Stufe 5 (Darstellung der Ergebnisse) Nein Fortsetzung mit Schritt 4e in Erwägung ziehen, wenn dies die Analyse signifikant verbessert und machbar ist 4.4.3 Darstellung der Unsicherheitsanalyse Die Behörde oder interessierte Partei sollte Folgendes mit einbeziehen: • eine Einschätzung des Gesamtunsicherheitsgrads und des Vertrauens, das man in die Analyse und ihre Befunde setzen kann; • einen Überblick über die wichtigsten Quellen der Unsicherheiten und ihre Auswirkungen auf die Analyse; • einen Überblick über die entscheidenden Annahmen und deren Bedeutung für die Analyse und ihre Befunde; dies sollte Details zu allen Annahmen einbeziehen, welche sich auf die subjektiven Urteile der Analytiker beziehen, welche die Analyse durchführen. • einen Überblick über die unwichtigen Annahmen und warum sie als unwichtig erachtet werden; • einen Überblick über den Umfang, in welchem plausible alternative Annahmen Schlussfolgerungen beeinflussen könnten; und • einen Überblick über die wichtigsten wissenschaftlichen Debatten bezüglich der Beurteilung und eine Vorstellung darüber, was sie im Hinblick auf die Schlussfolgerung verändern könnten. Tabelle 11 gibt ein Beispiel, wie in der SEA verwendete Annahmen dargestellt werden könnten. 135 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Tabelle 11 In der SEA verwendete Annahmen Auswirkung/Variable Standard-Annahmen/-Daten/Schätzungen, die zur Beurteilung der Auswirkung verwendet werden Diskontrate 4% Schattenpreis45 für CO2 Begründung zur Verwendung der Annahme/Daten/Schätzung Diese stimmt mit dem EC-Leitfaden für Folgenabschätzung überein € 20/Tonne Aktueller Marktpreis von CO2 Tabelle 12 gibt ein Beispiel, wie die Befunde der Unsicherheitsanalyse dargestellt werden könnten. Tabelle 12 Ergebnisse der Unsicherheitsanalyse Annahmen/Daten/ Schätzungen Diskontrate StandardAnnahmen/ -Daten/ Schätzungen, die zur Beurteilung der Auswirkung verwendet wurden Grad der Unsicherheit/ alternative Annahme Potenzielle Auswirkung auf das SEAErgebnis - Diese kann zukünftige Nettonutzen von Umwelt- und Gesundheitsnutzen unterschätzen, welche nach einem über 30 Jahre hinausgehenden Zeitraum eintreten könnten. Als Sensitivitätsanalyse könnte eine degressive Diskontrate verwendet werden. 4% Schattenpreis für CO2 € 20/Tonne Zur Sensitivität könnte der UKSchätzwert des Schattenpreises für Kohlenstoff in Preisen von 2008 (£ 26/t) verwendet werden (In diesem Kästchen sollte die Behörde die Wirkungen auf das Ergebnis der SEA unter Verwendung von € 20/Tonne und des UKSchätzwerts von £ 26/t darstellen.) BEISPIEL Das Umsatzvolumen für Stoff „E“ zur Verwendung in der Gebäudereinigungsindustrie (Verwendung „A“) über die letzten zehn Jahre schien einem ziemlich zyklischen Trend zu folgen. Um alle Auswirkungen konsistent auf einer Jahresbasis anzulegen, wird ein repräsentatives Jahresumsatzvolumen benötigt. Der vorgeschlagene Ausgangspunkt bei der Unsicherheitsanalyse ist die Festlegung unterer und oberer Szenarien, um zu prüfen, ob das Ergebnis der SEA beeinflusst werden kann. Das Umsatzvolumen (Tonnen) für Stoff „E“ über die letzten zehn Jahre ist nachstehend angegeben: Jahr 1 10.000 45 Jahr 2 22.000 Jahr 3 25.000 Jahr 4 44.000 Jahr 5 41.000 Jahr 6 24.000 Jahr 7 19.000 Jahr 8 23.000 Jahr 9 33.000 Jahr 10 36.000 Der Schattenpreis für Kohlenstoff erfasst die Schadenskosten der Klimaveränderung, die durch jede zusätzlich emittierte Tonne Treibhausgas verursacht wird. 136 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Unter einem unteren und oberen Szenario wären die zu verwendenden Werte 10.000 und 44.000. Obwohl das ein ziemlich großer Unterschied ist, wird die Verwendung des Mittelwerts (Durchschnitt) 27.700 die zyklische Nachfrage nach Stoff „E“ in der Gebäudereinigungsindustrie vielleicht nicht exakt widerspiegeln. Wenn es wegen der Unsicherheiten bei der Verwendung von unteren und oberen Schätzungen nicht möglich ist, eine robuste Schlussfolgerung im Hinblick auf den Beschränkungsvorschlag zu ziehen, werden weitere Analysen erforderlich sein, um ein genaueres repräsentatives Jahresumsatzvolumen zu schätzen. Es kann zum Beispiel möglich sein, die Analyse mit einem Konfidenzintervall von 10 % um den Mittelwert (25.000-30.000, auf- oder abgerundet auf den nächsten Tausender) zu prüfen, oder die Sensitivitätsanalyse anzuwenden (weitere Informationen gibt Anhang E). Die aktualisierte Schätzung für die Umsatzvolumina einschließlich der Konsequenzen der Unsicherheiten würde dann mit diesem Parameter in die nachfolgende Analyse übertragen, um die daraus resultierenden Konsequenzen für die Gesamtergebnisse zu bestimmen. 4.5 Schritt 4.4: Entscheidung, ob eine Schlussfolgerung abgeleitet werden kann Im Rahmen eines iterativen Verfahrens kann es erforderlich sein, die Ebene der durchgeführten Analyse sowie den Umfang und die Bedingungen der Beschränkung zu verfeinern, bis robuste Schlussfolgerungen über die Konsequenzen der vorgeschlagenen Beschränkung hinsichtlich der Nettonutzen der vorgeschlagenen Beschränkung für Gesundheit und Umwelt sowie der Nettokosten für Hersteller, Importeure, nachgeschaltete Anwender, Händler, Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt gezogen werden können. Am Ende jeder Iteration46 (siehe Abbildung 4) muss die Behörde entscheiden, ob eine Schlussfolgerung erreicht werden kann, oder ob die Notwendigkeit besteht, Umfang und Bedingungen des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios zu verändern, mehr Daten zu erfassen und/oder detailliertere Analysen durchzuführen. Die Unsicherheitsanalyse, die (im vorhergehenden Schritt - 4.3) durchgeführt wurde, sollte die Basis für diese Entscheidung bilden. Der vorgeschlagene iterative Ansatz impliziert, dass eine Ausgangs-SEA (erste Iteration) unter Verwendung unmittelbar verfügbarer Daten (wahrscheinlich vorwiegend qualitativer Natur) durchgeführt wird. Durch Vergleichen der Auswirkungen muss die Behörde beurteilen, ob eine robuste Schlussfolgerung erreichbar ist und folglich, ob die Notwendigkeit einer weiteren Verfeinerung der Analyse besteht. Das bedeutet entweder: 46 • Zurückzugehen, um mehr Analysen durchzuführen (eine weitere Iteration des SEAVerfahrens); oder • Das SEA-Verfahren abzuschließen und Beschränkungsvorschlag zu berichten; oder • Aus dem SEA-Verfahren auszusteigen. NB! Selbst in diesem Fall wird empfohlen, dass die Befunde der SEA im Dossier nach Anhang XV berichtet werden (zu weiteren Details siehe Abschnitt 5.1.4 in Guidance on Annex XV for restrictions) die Analyse und deren Befunde im Anmerkung: In einigen Fällen kann die Notwendigkeit einer Iteration bestehen. 137 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Hinweis: Grundsatz der Verhältnismäßigkeit Im Allgemeinen sollte die Behörde bestrebt sein, eine Argumentation aufzubauen, die so robust wie möglich ist, aber da die Ressourcen für die SEA-Erarbeitung begrenzt sind, sollten sie dem vorliegenden Problem angemessen sein. Somit sollte der Detailgrad ausreichend sein, um den vorgelegten Vorschlag zu veranschaulichen; es müssen aber keine Informationen enthalten sein, die die Entscheidungsfindung auf der Grundlage des Vorschlags nicht weiter substanziell unterstützen. Bei der Beachtung der Verhältnismäßigkeit bezüglich des Detailgrads sollte die Behörde möglicherweise Folgendes berücksichtigen: 1) Je höher die absolute Höhe der Kosten und Nutzen ist, desto mehr Details und Quantifizierungen sind wahrscheinlich hilfreich. Andererseits jedoch, wenn beispielsweise die Kosten offensichtlich sehr hoch und die Nutzen sehr gering sind, würde dies nahelegen, dass weitere größere Analysen wenig Wert hätten. 2) Je enger das Gleichgewicht zwischen Nutzen und Risiken/Kosten ist, umso mehr Details und Quantifizierungen sind wahrscheinlich erforderlich. 138 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 5 DAS SEA-VERFAHREN – STUFE 5: DARSTELLUNG DER ERGEBNISSE 5.1 Einführung Abbildung 24 SEA-Verfahren - Stufe 5 Stufe 5 – Darstellung der Ergebnisse (Kapitel 5) Stufe 1 – Ziele der SEA (Kapitel 1) Stufe 2 – Festlegung des Untersuchungsumfangs der SEA Stufe 3 – Identifizierung und Beurteilung der Auswirkungen Stufe 4 – Interpretation und Ableitung von Schlussfolgerungen (Kapitel 2) (Kapitel 3) (Kapitel 4) Schritt 5.1 – Erstellung des SEABerichts unter Verwendung der SEA-Dokumentvorlage. Aufzunehmen sind: • Annahmen • Unsicherheiten • Ergebnisse Schritt 5.2 – Verwendung der internen Checkliste zur Überprüfung der Vollständigkeit der SEA Stufe 5 ist die abschließende Stufe im SEA-Verfahren. Ihr Zweck besteht darin, die wichtigsten Befunde der SEA hervorzuheben, welche der SEA-Ausschuss in Betracht ziehen sollte, wenn er seine Stellungnahme erarbeitet, und welche die Kommission in Betracht ziehen sollte, wenn sie eine Entscheidung trifft. Die Ergebnisse der Analyse werden in einem SEA-Bericht im Rahmen des Beschränkungsvorschlags (Dossier nach Anhang XV) zusammengefasst, in welchem auch die wesentlichen Annahmen, die in der SEA verwendet werden, sowie die Ergebnisse der Unsicherheitsanalyse enthalten sind. Die Behörde sollte das Analyseverfahren und die Entscheidungen dokumentieren, die bezüglich jeder in die SEA einbezogenen (und ausgeschlossenen) Auswirkung getroffen wurden. Dieser Abschnitt stellt Tools dar, welche die Behörde bei der Dokumentation und Darstellung der SEA unterstützen können. Die Behörde sollte zunächst den EC-Leitfaden zur Folgenabschätzung (2005), und insbesondere Teil II, Kapitel 9, zur Information heranziehen (Darstellung der Ergebnisse: Der Bericht zur Folgenabschätzung). Das Kapitel vermittelt einige Prinzipien der guten Praxis, welche eingehalten werden sollten. Diese werden nachstehend zusammengefasst: • Erstellen Sie einen zusammenfassenden Bericht – Die Zusammenfassung sollte nicht nur die Hauptergebnisse enthalten, sondern auch Datenquellen, Annahmen und Methodologie, die für die Ergebnisse wichtig sind. • Denken Sie daran, auf Unsicherheiten oder Annahmen im abschließenden SEA-Bericht hinzuweisen. Es wird außerdem erforderlich sein, die Analysemethoden anzugeben, die zur Beurteilung und zum Vergleich der Auswirkungen angewendet wurden, z. B. Kosten-NutzenAnalyse oder multikriterielle Analyse. • Achten Sie auf Verständlichkeit – Idealerweise sollte ein Nichtfachmann in der Lage sein, der Argumentation zu folgen und die positiven und negativen Auswirkungen der vorgeschlagenen Beschränkung, die in der SEA betrachtet werden, zu verstehen. Verwenden Sie 139 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Tabellen und Diagramme zur Zusammenfassung einiger wesentlicher Punkte, um die Klarheit und Lesbarkeit des SEA-Berichts zu verbessern. Beispiele für solche Tabellen sind in Teil III des EC-Leitfadens zur Folgenabschätzung zu finden, und es wurden auch einige Tabellen in Stufe 4 der vorliegenden Leitlinien aufgenommen. 5.2 Berichtsformat Die Behörde und die interessierte Partei können ihre SEA in jeder Form strukturieren, die nach ihrer Meinung ihre Befunde am besten darstellt. Die nachstehende Dokumentvorlage zeigt eine vorgeschlagene Möglichkeit zur Darstellung des SEA-Berichts (im Rahmen des Dossiers nach Anhang XV für die Behörde). Anhang H enthält eine Checkliste, welche interessierte Parteien verwenden können, wenn sie ihre SEA oder einen Beitrag zu einer solchen vorlegen möchten. DOKUMENTVORLAGE BESCHRÄNKUNGS-SEA 1. ZUSAMMENFASSUNG DER SEA 2. ZIELE UND UMFANG DER SEA 2.1. Das Ziel der SEA 2.2. Definition des „Baseline“-Szenarios 2.3. Definition des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios 2.4. Festlegung der zeitlichen und geografischen Grenzen der SEA 3. ANALYSE DER AUSWIRKUNGEN 3.1. Wirtschaftliche Auswirkungen 3.2. Umweltrisiken 3.3. Risiken für die menschliche Gesundheit 140 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 3.4. Soziale Auswirkungen 3.5. Weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen 4. VERGLEICH DER SZENARIEN 4.1. Wesentliche Annahmen, die in der SEA verwendet werden 4.2. Ergebnisse der Unsicherheitsanalyse 4.3. SEA-Ergebnisse 5. SCHLUSSFOLGERUNGEN ANHÄNGE: A.1 LISTE DER DATENQUELLEN A.2 VERFAHREN ZUR DATENERFASSUNG A.3 KONSULTIERTE ORGANISATIONEN 5.2.1 Informationen zum Ausfüllen der Dokumentvorlage Überblick Es wird empfohlen, dass die Behörde ihre SEA unter Anwendung des Verfahrens durchführt, das in den vorliegenden Leitlinien dargestellt wird. Dieses Verfahren wird in Kapitel 1 zusammengefasst und in den Kapiteln 2-4 detailliert erläutert. Für interessierte Parteien, die einen Beitrag für eine SEA vorlegen, wird aus Gründen der Transparenz empfohlen, dass die Reihenfolge der Dokumentvorlage eingehalten wird, selbst wenn die Absicht darin besteht, begrenzte Informationen einzureichen. Anhang H enthält eine Checkliste, welche interessierte Parteien verwenden können, wenn sie ihre SEA oder einen Beitrag zu einer solchen einreichen. 141 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Zusammenfassung der SEA Dieser Abschnitt sollte fertig gestellt werden, sobald die SEA-Ergebnisse und Schlussfolgerungen abgeschlossen sind. Ziele und Umfang der SEA Es wird dringend empfohlen, dass der Nutzer die Kapitel 1-2 liest, um zu verstehen, wie verschiedene Begriffe in den vorliegenden Leitlinien gebraucht werden, und sich insbesondere über die Empfehlungen zur Definition der Ziele der SEA, der Grenzen, des „Baseline“- und des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios zu informieren. Es ist wichtig, dass man in der Lage ist, jedes Szenario festzulegen und die Verhaltensreaktionen der Akteure entlang den relevanten Lieferketten zu verstehen. Es ist jedoch unter Anwendung eines schrittweisen Vorgehens unwahrscheinlich, dass der Nutzer nicht zu früheren Schritten im Verfahren zurückkehren muss. Daher wurde das SEAVerfahren so angelegt, dass der Nutzer ein iteratives Verfahren durchführt, um die SEA zu erarbeiten. Kapitel 1 erläutert den Gedanken eines iterativen Verfahrens. Analyse der Auswirkungen Im Fall der Behörde, die eine Beschränkung vorschlägt, sollte dieser Abschnitt alle Nettonutzen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt sowie die Nettokosten für Hersteller, Importeure, nachgeschaltete Anwender, Händler, Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt, welche aus der vorgeschlagenen Beschränkung resultieren, im Vergleich zum „Baseline“-Szenario darstellen (d. h. die Unterschiede zwischen den beiden Szenarien). Es wird vielleicht nicht möglich oder notwendig sein, alle Auswirkungen zu quantifizieren. Dies kann beispielsweise der Fall sein, weil es an Daten zur Umwandlung von Umweltrisiken in Auswirkungen (welchen dann ein Geldwert zugeordnet werden kann) mangelt, oder es kann der Fall sein, dass bestimmte Auswirkungen so schwer sind, dass eine qualitative Beurteilung ausreichend ist, um eine robuste Schlussfolgerung bezüglich der Vorteile der vorgeschlagenen Beschränkung abzuleiten. Der Nutzer sollte sich in Kapitel 3 der vorliegenden Leitlinien informieren. Es ist erforderlich, das Ausmaß der Auswirkungen zu betrachten, und ebenso werden auch Erklärungen notwendig sein, wie diese Auswirkungen verschiedene Bereiche der Gesellschaft beeinflussen (d. h. die Verteilungswirkungen für die lokale/regionale Wirtschaft wie beispielsweise Beschäftigung). Es wird nicht ausreichen, einfach Tabellen mit Ergebnissen vorzulegen. Der Nutzer sollte sich in Kapitel 4 der vorliegenden Leitlinien informieren. Für interessierte Parteien, die spezifische Informationen und keine vollständige SEA einreichen, wird es vielleicht nicht erforderlich sein, die gesamte Analyse zu wiederholen. Es wird jedoch empfohlen, dass die Auswirkungen dieser „neuen“ Informationen im Kontext dessen berichtet werden, wie das Ergebnis der von der Behörde erstellten SEA durch diese „neuen“ Informationen beeinflusst wird. Anhang H enthält eine Checkliste, die interessierte Parteien verwenden können, wenn sie ihre SEA oder einen Beitrag zu einer solchen einreichen möchten. Vergleich der Szenarien Hier sollte der Nutzer die Befunde der SEA oder eines Beitrags zu einer solchen darstellen. Die in der Analyse angewendete Methodologie, Unsicherheiten, Annahmen und Datenquellen sollten alle 142 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN transparent dargestellt werden. Der Nutzer sollte sich in Kapitel 4 der vorliegenden Leitlinien informieren. Schlussfolgerungen Der Nutzer sollte seine SEA-Befunde im Hinblick auf die vorgeschlagene Beschränkung darstellen. Anhang A Es wird dringend empfohlen, dass der Nutzer in seiner SEA oder in einem Beitrag zu einer solchen Folgendes dokumentiert: • Datenquellen; • Wie die Daten beschafft wurden (z. B. verwendete Fragebögen); • Welche Tools und Methoden verwendet wurden, um Auswirkungen abzuschätzen und die Hauptergebnisse abzuleiten; und • Wer konsultiert wurde. Das verbessert die Transparenz der Ergebnisse und erleichtert die Beurteilung, ob die Daten aus zuverlässigen und aktuellen Quellen beschafft wurden. Dies kann zum Beispiel verwendete Fragebögen und Literaturquellen für die monetären Bewertungen der Auswirkungen einschließen. 5.3 Interne Checkliste – Relevant für Behörden, die eine SEA im Rahmen des Dossiers nach Anhang XV einreichen Dieses Kapitel enthält eine Checkliste zu den Informationen, die in den SEA-Bericht als Bestandteil des Dossiers nach Anhang XV47 aufzunehmen sind (intern zu verwenden). Es ist wichtig anzumerken, dass die Fragen in der Checkliste weder erschöpfend noch endgültig sind und die Checkliste nur als Beispiel dient (obwohl einige als gute Praxis für jeden Bericht erscheinen können, sind sie als Erinnerung beachtenswert). Anhang H enthält eine Checkliste, die interessierte Parteien verwenden können, wenn sie ihre SEA oder einen Beitrag zu einer solchen einreichen möchten. Zusammenfassung der SEA (Dieser Abschnitt des SEA-Berichts sollte zuletzt fertig gestellt werden und im Allgemeinen nicht mehr als 10 Seiten umfassen) 1. Haben Sie den Umfang und die Bedingungen der vorgeschlagenen Beschränkung zusammengefasst? 2. Haben Sie die Hauptauswirkungen zusammengefasst? 47 Die Bearbeitung aller Aspekte in der Checkliste ist keine Garantie, dass eine Beschränkung erfolgreich sein wird. 143 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 3. Haben Sie eine Zusammenfassung der SEA-Ergebnisse dargelegt? 4. Haben Sie Ihre Empfehlung/en dargelegt? Ziele 5. Haben Sie die Ziele der SEA festgelegt? 6. Haben Sie das „Baseline“- und das „Beschränkungsvorschlag“-Szenario beschrieben? 7. Haben Sie zukünftige Trends bei der Verwendung des Stoffs berücksichtigt? 8. Haben Sie festgelegt, für welche Verwendungen Beschränkungen vorgeschlagen werden? 9. Haben Sie den Umfang und die Bedingungen der vorgeschlagenen Beschränkung festgelegt? Analyse der Auswirkungen 10. Haben Sie die wirtschaftlichen Hauptauswirkungen des „Beschränkungsvorschlag“Szenarios gegenüber dem „Baseline“-Szenario analysiert und beschrieben? 11. Haben Sie die Hauptgesundheitsrisiken des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios gegenüber dem „Baseline“-Szenario analysiert und beschrieben? 12. Haben Sie die Hauptumweltrisiken des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios gegenüber dem „Baseline“-Szenario analysiert und beschrieben? 144 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 13. Haben Sie die sozialen Hauptauswirkungen des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios gegenüber dem „Baseline“-Szenario analysiert und beschrieben? 14. Haben sie die weiter reichenden wirtschaftlichen Hauptauswirkungen des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios gegenüber dem „Baseline“-Szenario analysiert und beschrieben? 15. Haben Sie die Konsistenz der Analyse gesichert, z. B. referenzierte Datenquellen und festgelegte Preise in einem gemeinsamen Jahr (Basisjahr)? 16. Haben Sie alle monetisierten Auswirkungen diskontiert? 17. Haben Sie eine Sensitivitätsanalyse zur Diskontrate und zum Zeitpunkt des Eintretens der Auswirkungen im Zeitablauf durchgeführt? (nur relevant für monetisierte Auswirkungen). Vergleich der Szenarien 18. Haben Sie die in der SEA verwendeten Annahmen aufgelistet und eine Begründung für deren Verwendung angegeben? 19. Haben Sie erläutert, welche Konsequenzen die Annahmen für das Ergebnis der SEA haben könnten? 20. Haben Sie die unwichtigen Annahmen aufgelistet und angegeben, warum sie unwichtig sind? 21. Haben Sie die Unsicherheiten in der SEA aufgelistet? 22. Haben Sie die wesentlichen Quellen für Unsicherheiten und deren Auswirkungen auf die SEA diskutiert? 23. Haben Sie den Gesamtunsicherheitsgrad und das Vertrauen, das in die SEA-Befunde gesetzt werden kann, diskutiert? 145 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 24. Haben Sie den Zeitraum der SEA dargelegt und begründet? 25. Haben Sie bestimmt, wann Kosten und Nutzen voraussichtlich entstehen? 26. Haben Sie Auswirkungen entlang aller relevanten Lieferketten dargestellt? 27. Haben Sie Auswirkungen auf die Endverbraucher dargestellt? 28. Haben Sie dargestellt, wie Auswirkungen verschiedene sozioökonomische Gruppen in der Gesellschaft beeinflussen? 29. Haben Sie die geografische Lage der Auswirkungen dargestellt? (z. B. Auswirkungen innerhalb und außerhalb der EU) 30. Haben Sie erklärt, welche Analyse-Tools in der SEA verwendet wurden? Schlussfolgerungen 31. Haben sie klare Argumente zur Unterstützung Ihres Falls vorgelegt? 32. Haben Sie dem SEA-Ausschuss eine Empfehlung übermittelt? Anhang A 33. Haben Sie die in der SEA verwendeten Datenquellen aufgelistet? 34. Haben Sie Datenerfassungsmaterialen aufgenommen? (z. B. verwendete Fragebögen) 35. Haben Sie eine Liste der konsultierten Organisationen aufgenommen? 146 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN ANHANG A KONSULTATIONEN WÄHREND DER ERSTELLUNG DES BESCHRÄNKUNGSVORSCHLAGS KONSULTATIONEN WÄHREND DER ERSTELLUNG DES BESCHRÄNKUNGSVORSCHLAGS 147 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN ANHANG A – Konsultationen während der Erstellung des Beschränkungsvorschlags A.1 Einführung Die Erarbeitung verschiedener Teile eines Dossiers nach Anhang XV (Guidance on Annex XV for restrictions) wird voraussichtlich eine Form der Konsultation oder die Vorbereitung einer solchen einschließen. Man sollte versuchen, den Konsultationsprozess einzubeziehen, um Aspekte zu erfassen, die für die Erfassung von Informationen über Alternativen und die SEA relevant sind. Die Vorteile effektiver Konsultationen können sein: • Gewährung eines besseren Zugangs zu Informationen, welche vielleicht nicht immer öffentlich zugänglich sein werden; • Verbesserung des Überblicks über die Sektoren/Akteure, die von der Beschränkung betroffen sein könnten und wie sie betroffen sein könnten; • Verbesserung der Glaubwürdigkeit der SEA-Befunde durch Konsultationen mit einer großen Anzahl an relevanten Organisationen und Inanspruchnahme umfangreicher Fachkompetenz; • Minimierung des Risikos potenziell konfrontativer Herausforderungen für die SEA-Befunde in einer späteren Stufe; • Verbesserung der Qualität der Analyse; und • Nutzung von Kompetenz und Qualifikationen, die vielleicht im eigenen Haus nicht verfügbar sind. Konsultationen können von einer Bitte um begrenzte und gut spezifizierte Informationen bis zu breiten öffentlichen Konsultationen reichen. Die Ziele der Konsultationen müssen klar sein, und die Konsultation sollte der Thematik angemessen sein. Bei der Durchführung von Konsultationen wird es wichtig sein, dass sichergestellt wird, dass die Verfahren mit den Konsultationsverfahren im Einklang stehen, die in der Behörde bereits bestehen. ERFAHRUNGEN AUS FALLSTUDIEN Die Erfahrungen der Beteiligten, die im Rahmen der Erstellung der vorliegenden Leitlinien eine SEA durchgeführt haben, zeigten Folgendes: 1) Der Mitgliedstaat, der ein Beschränkungsdossier erarbeitet, hat keine rechtlichen Möglichkeiten, SEA-Daten von der Industrie anzufordern. Es ist ein Einverständnis der Industrieführer erforderlich, sich an der Erarbeitung einer SEA zu beteiligen. 2) In einem frühen Stadium der Studie sollten Stakeholder in die Festlegung des Untersuchungsumfangs der Studie und die Datenerfassung einbezogen werden. Ein großer Teil der zur Durchführung der SEA benötigten Daten sind nicht öffentlich zugänglich. Ohne die Beteiligung von Stakeholdern wird es sehr schwierig sein, eine robuste SEA zu erstellen, insbesondere im Hinblick auf die Beurteilung der wirtschaftlichen Auswirkungen. Quelle: RIVM-Fallstudie 148 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN A.2 Stufen der Erarbeitung eines Konsultationsplans Festlegung der Konsultationsziele Der Plan muss sowohl für die Beteiligten, die in die Erstellung der SEA einbezogen sind, als auch für die Stakeholder, die man konsultieren will, die Ziele der Konsultationen deutlich machen. Konsultationen können ein sehr wichtiger Teil des SEA-Verfahrens mit mehreren Zielsetzungen sein. Diese können: • die Identifizierung der wahrscheinlichen Reaktion/en aller durch die vorgeschlagene Beschränkung betroffenen Parteien erleichtern (dies ist Teil der Festlegung des Untersuchungsumfangs). Ist es beispielsweise möglich, dass nachgeschaltete Anwender eine Alternative verwenden? • die Identifizierung der Hauptauswirkungen der vorgeschlagenen Beschränkung erleichtern. Wie würde sich beispielsweise das arbeitsbedingte Risiko verändern, wenn nachgeschaltete Anwender einen Alternativstoff verwenden würden? Welche Umweltfolgen hätte der Wechsel zu dieser Alternative? • Daten oder Informationen über die Veränderungen der Kosten und Nutzen für alle durch die vorgeschlagene Beschränkung betroffenen Parteien liefern. Welche Auswirkungen sind beispielsweise mit einem Anstieg der Nachfrage nach dem alternativen Stoff verbunden, z. B. Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Energieverbrauch, Produktpreis und im Hinblick auf Lieferbeschränkungen für vorhandene Verwender des alternativen Stoffs; • Fachkompetenz in Anspruch nehmen, was die Reduzierung von Unsicherheiten erleichtern kann, die im Verlauf der SEA entstehen können; und • Feedback zur sozioökonomischen Analyse und Empfehlungen geben. Konsultationen können auch zur Beurteilung anderer Risikomanagementoptionen (RMO) beitragen. Die für die Erstellung einer SEA Verantwortlichen sollten jedoch wissen, dass die Industrie oder andere Stakeholder gesetzlich nicht verpflichtet sind, Informationen bereitzustellen. Es ist besonders wichtig, Stakeholdern zu vermitteln, wie Konsultationen in den gesamten SEAEntscheidungsfindungsprozess einzuordnen sind, und wie die Mitwirkung der Stakeholder die Ergebnisse der SEA beeinflussen kann. Manchmal kann es zweckmäßig sein, Stakeholder in die Entscheidung, wie ihre Beiträge/Materialien zu verwenden sind, einzubeziehen, insbesondere wenn es sich um vertrauliche Informationen handelt. Entwicklung eines Konsultationsplans Der Konsultationsplan sollte Maßnahmen einschließen, die gewährleisten, dass Zeit und Ressourcen für die Planung, Übermittlung und Beurteilung der Befunde der Konsultationstätigkeiten verfügbar sind. Man sollte Stakeholdern im Voraus Anfangs- und Endtermine für Konsultationszeiträume übermitteln sowie ausreichend Zeit für die Beschäftigung mit dem Thema einräumen. Die Konsultationen sollten zeitlich so geplant werden, dass gewährleistet ist, dass ihre Befunde als Beitrag zu der SEA verwendet werden können, die als Teil des Restriktionsverfahrens entwickelt wird: im Allgemeinen sollten Konsultationen in dem Verfahren so früh wie möglich stattfinden. Die benötigten 149 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Ressourcen sollten frühzeitig identifiziert werden und idealerweise in das Budget für die gesamte SEA einbezogen werden. Feststellung, wer zu konsultieren ist Behörden sollten bestrebt sein, alle Parteien zu konsultieren, die vom Ergebnis der vorgeschlagenen Beschränkung betroffen oder potenziell betroffen sind. HINWEIS-KASTEN Ziehen Sie folgende Konsultationen in Betracht: • intern mit anderen Regierungsministerien und Vollzugsbehörden • mit anderen Behörden von Mitgliedstaaten • mit Wirtschaftsverbänden / Industriegremien – (denken Sie sorgfältig darüber nach, welche Industrien betroffen sein könnten) • mit Herstellern/Importeuren des Stoffs oder der Alternativen (erwägen Sie die Einbeziehung dieser Hersteller, auch wenn sie der Beschränkung nicht unterliegen) • mit nachgeschalteten Anwendern (erwägen Sie deren Einbeziehung, auch wenn sie der Beschränkung nicht unterliegen, da es je nach dem Ergebnis des Beschränkungsvorschlags indirekte Auswirkungen auf deren Geschäfte geben kann) • mit vorgeschalteten Zulieferern (erwägen Sie wieder deren Einbeziehung, auch wenn sie der Beschränkung nicht unterliegen) • mit miteinander in Beziehung stehenden Lieferketten (die vom Ergebnis des Beschränkungsvorschlags betroffen sein könnten, d. h. berücksichtigen Sie Lieferketten, die mit Ersatzstoffen / Alternativen zu dem Stoff / Einzelhandels- und Verbrauchergremien in Beziehung stehen, selbst wenn sie möglicherweise nicht unmittelbar verfügbar sind) • mit Nichtregierungsorganisationen (NGO) – z. B. Verbraucher- und Umweltorganisationen • mit Gewerkschaften und Gewerkschaftsverbänden Überzeugen Sie sich, dass die Konsultierten repräsentative Auffassungen vertreten, wobei mögliche Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten zu berücksichtigen sind. Es könnte hilfreich sein, eine Matrix zu entwickeln, die zeigt, wer wahrscheinlich mit welchen Arten von Informationen einen Beitrag leisten wird (wie in Tabelle 13 dargestellt). Dies könnte ein nützliches internes Planungsinstrument sein, das mit relevanten Stakeholdern, die über bestimmtes Fachwissen zu verschiedenen Arten von Auswirkungen (z. B. auf Gesundheit, Umwelt und Gesellschaft) verfügen, überprüft wird, ob alle relevanten Auswirkungen identifiziert worden sind. Alle von Stakeholdern ermittelten Informationen sollten die Erarbeitung einer vollständigeren Analyse der Auswirkungen unterstützen. Es ist außerdem eine nützliche interne Überprüfung, um festzustellen, ob genügend Stakeholder für jede Auswirkungsart identifiziert worden sind. Eine Erschwernis für die Konsultationen könnte die Zeit sein, die jeder Stakeholder während des Konsultationszeitraums aufbringen kann; also verlassen Sie sich, wenn möglich, nicht auf einen einzigen Stakeholder, der einen Beitrag leisten soll. Das Niveau der benötigten Konsultationen sollte der Qualität der unmittelbar verfügbaren Informationen angemessen sein. Je höher die Qualität 150 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN der unmittelbar verfügbaren Informationen ist, desto einfacher wird es sein, die Hauptprobleme zu verstehen und die Konsultationen zu nutzen, um Kommentare zu diesen identifizierten Fragen zu erhalten, anstatt in diesen Konsultationen herauszufinden, was die Hauptprobleme sind. Tabelle 13 Übersicht - Wer kann mit welchen Informationen einen Beitrag leisten Identifizierung jeder RMO Stakeholder A Umweltauswirkungen Gesundheitsauswirkungen Stakeholder B Stakeholder C Wirtschaftliche Auswirkungen Handel, Wettbewerb und Entwicklung der Wirtschaft Soziale Auswirkungen Stakeholder D Stakeholder E Stakeholder F Behörde Auswahl geeigneter Konsultationsmethoden Der Behörde wird empfohlen, sicherzustellen, dass die angewendeten Konsultationsmethoden dem Niveau des Fachwissens der involvierten Stakeholder angemessen sind und mit den bestehenden Konsultationsrichtlinien in der Behörde im Einklang stehen. Zweckmäßige Methoden können sein: • Ein Einführungspaket mit Hintergrundinformationen – dieses könnte Informationen beinhalten zu: REACH, dem Beschränkungsverfahren, warum dieser Stoff in Anhang XVII stehen sollte, seine aktuellen Verwendungen und die Gründe für die Konsultation; und/oder • Ein eintägiger Stakeholder-Workshop – eine Einführungsveranstaltung, die ähnliche Informationen wie die oben vorgeschlagenen vermittelt (obwohl es offenbar Probleme geben könnte, weit verstreute Stakeholder zusammenzubringen, wie beispielsweise Vorurteile gegenüber der Situation in einem bestimmten Mitgliedstaat); • Brainstorming-Veranstaltung – Zusammentreffen von Stakeholdern mit dem Ziel, einen Konsens über Schlüsselprobleme zu erreichen, die in der SEA behandelt werden müssen. Zum Beispiel: was sind die wahrscheinlichen Reaktionsszenarien für alle betroffenen Parteien unter jeder RMO und was sind die Hauptauswirkungen unter jeder RMO?; und/oder • Telefonumfragen oder Fragebögen – diese können als Mittel zur kosteneffizienten Informationserfassung bei einer großen Anzahl von Stakeholdern eingesetzt werden. Sie können außerdem eingesetzt werden, um die wahrscheinliche Reaktion unter jeder RMO deutlich zu machen. Die Behörde muss jedoch Sorgfalt walten lassen, um Einseitigkeit und Mehrdeutigkeit bei der Formulierung der Fragen und den möglichen Antworten, die der Befragte auswählen kann, zu vermeiden. In dieser Hinsicht können Fragebögen, die beschreibende Antworten verlangen, effektiver sein als jene, bei welchen Kästchen anzukreuzen sind. 151 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Für Konsultationen mit Gruppen und Einzelpersonen, die in der Vergangenheit aus Gründen wie Sprach- oder Standortbarrieren normalerweise nicht an solchen Aufgaben teilgenommen haben, wäre es ratsam, dass die Behörde Maßnahmen einbezieht, um Teilnahmebarrieren zu beseitigen. Man könnte zum Beispiel Fragebögen in mehreren Sprachen in Erwägung ziehen, die in vielen Mitgliedstaaten gebräuchlich sind (z. B. Englisch, Französisch und Deutsch), oder gleiche Workshops an mehreren Standorten durchführen (oder von Video-/Telekonferenzen Gebrauch machen) und Reisekosten erstatten. Die Zusatzkosten für solche Konsultationen sollten der Ebene der Konsultation, die als notwendig erachtet wird, angemessen sein (d. h. ist der Wert dieser Zusatzkonsultation gerechtfertigt?). ERFAHRUNGEN AUS FALLSTUDIEN Die Erfahrungen der Beteiligten, die im Rahmen der Erstellung der vorliegenden Leitlinien eine SEA durchgeführt haben, zeigten Folgendes: 1) „Es wäre eine Auftaktveranstaltung mit denjenigen Schlüssel-Stakeholdern zu empfehlen, die über Informationen verfügen, welche für eine gute SEA wichtig sind. Es wäre insbesondere wichtig, diejenigen Stakeholder zu einer Auftaktveranstaltung einzuladen, die eine Beschränkung begrüßen würden (z. B. Firmen, die Alternativen herstellen oder alternative Technologien anbieten würden), da diese wahrscheinlich solche Informationen erteilen würden, und in einem Auftakt-Workshop würden andere Parteien diese Art von Informationen einer Begutachtung durch unabhängige Fachkollegen unterziehen.“ 2) Der Mitgliedstaat, der ein Beschränkungsdossier erarbeitet, hat keinen rechtlichen Mechanismus, um SEA-Daten von der Industrie anzufordern. Es ist ein Einverständnis der Industrieführer erforderlich, sich an der Erarbeitung einer SEA zu beteiligen. 3) „In einem frühen Stadium der Studie sollten Stakeholder in die Festlegung des Untersuchungsumfangs der Studie und die Datenerfassung einbezogen werden. Ein großer Teil der Daten, die zur Durchführung der SEA benötigt werden, sind nicht öffentlich zugänglich. Ohne die Beteiligung von Stakeholdern wird es sehr schwierig sein, eine robuste SEA zu erstellen, insbesondere im Hinblick auf die Beurteilung der wirtschaftlichen Auswirkungen.“ Quelle: RIVM-Fallstudie Überlegungen, welche Informationen Stakeholder benötigen könnten Konsultationen sollten auf sachkundigen Kommentaren und Materialien/Informationen basieren. Das bedeutet, dass man Stakeholdern Informationen von guter Qualität zur Verfügung stellt, welche ihnen helfen, zu verstehen, was von ihnen verlangt wird. Die Art der Informationen, die an Stakeholder übermittelt werden, sind von der Zielgruppe abhängig, aber im Allgemeinen sollten Informationen in einem leicht verständlichen Format, lesbar und gut dargestellt vorliegen, und Sie sollten die verwendete Sprache beachten, insbesondere wenn Konsultationen auf Gemeinschaftsebene erfolgen. 152 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Überlegungen, wie Ergebnisse zugeordnet, überprüft und berichtet werden Dokumentieren, Evaluieren und Berichten der Auffassungen, die durch Konsultationsaktivitäten zum Ausdruck gebracht wurden, sind wesentliche Schritte, die verdeutlichen, dass die SEA ein transparentes und robustes Verfahren war. Für Stakeholder sollte es ein Feedback geben, das ihnen zeigt, wie ihre Auffassungen die SEA beeinflusst haben und warum ihre Einbeziehung sich also gelohnt hat. 153 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN CHECKLISTE Die folgende Checkliste kann zur Evaluierung eines Konsultationsplans verwendet werden. CHECKLISTE KONSULTATIONSPLAN Erklären Sie das Konsultationsverfahren Haben Sie den Zweck dieser Konsultationen erklärt? Haben Sie den Konsultationszeitraum und wichtige Ecktermine eindeutig festgelegt? Haben Sie speziell erläutert, wie die Konsultationen die SEA verbessern können? Überlegen Sie, wer konsultiert werden soll und wie man sie einbezieht □ Haben Sie die Schlüsselbereiche, relevante Stakeholder und deren Rolle im Rahmen der SEA identifiziert? □ Haben Sie identifiziert, ob es Stakeholder-Gruppen gibt, zu welchen der Zugang schwierig ist? □ Haben Sie einen Kommunikationsplan erstellt, um zu gewährleisten, dass die Auffassungen dieser Stakeholder Gehör finden? □ Haben Sie die Veranstaltung einer Zusammenkunft/Konferenz zur Diskussion der Ergebnisse in Betracht gezogen? Überlegen Sie, was Stakeholder benötigen könnten □ Haben Sie den Personen, die sich beteiligen, die notwendigen Informationen zur Verfügung gestellt? □ Haben Sie angemessene Informationen zur Verfügung gestellt, um zu gewährleisten, dass sie eine sachkundige Stellungnahme abgeben können? □ Haben Sie Informationen so zur Verfügung gestellt, dass sie leicht verständlich und aussagekräftig sind? □ Haben Sie eine angemessene Möglichkeit geschaffen, damit die Leute Informationen und nicht nur „Einzelteile“ erhalten? Überlegen Sie, wann die Konsultationen durchgeführt werden sollen □ Haben Sie die entsprechenden Genehmigungen von Ihrem Ministerium/Ihrer Behörde erhalten (wie sie in einigen Mitgliedstaaten benötigt werden), um öffentliche Konsultationen durchzuführen? □ Haben Sie überlegt, wann Konsultationen in jeder Stufe des Verfahrens stattfinden? □ Ist es früh genug, die Identifizierung aller Probleme zu unterstützen, oder wollen Sie nur Kommentare zu bereits identifizierten Problemen? □ Ist es früh genug im SEA-Verfahren, damit die Leute den Eindruck haben, dass Sie wirklich an ihren Meinungen interessiert sind? □ Haben Sie berücksichtigt, ob Konsultationen zu geeigneten Zeiten im Jahr stattfinden? Normalerweise sind Dezember und August schlechte Zeiten für Konsultationen. Denken Sie daran, Stakeholdern ein Feedback zu geben □ Haben Sie den Entscheidungsprozess eindeutig erklärt, und wie ihre Informationen für alle Stakeholder verwendet werden? □ Haben Sie geplant, dass ein Feedback übermittelt wird, einschließlich der Gründe, warum bestimmte Positionen nicht einbezogen wurden? 154 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Berücksichtigen Sie die Ressourcen, die benötigt werden, um Konsultationen zu erleichtern □ Gibt es hausintern entsprechende Ressourcen für die Konsultationen? □ Haben Sie die Kosten für die Inanspruchnahme externer Unterstützung bei Konsultationen ermittelt? □ Haben Sie in Betracht gezogen, einige der Konsultationsverantwortlichkeiten mit Konsortialmitgliedern zu teilen? WEITERFÜHRENDE LITERATUR EC Impact Assessment Guidelines (S.9-12) 15. Juni 2005 Communication from the Commission - Towards a reinforced culture of consultation and dialogue General principles and minimum standards for consultation of interested parties by the Commission. COM(2002) 704 Allgemeine Richtlinien für Konsultationspläne: Consultation Guidelines: Public Health Group Victorian Local Governance Association (VLGA) - Local government consultation and Engagement – Principles Consultation Guidelines, Our Scottish Borders South Western Sydney Area Health Service Consultation Guidelines Public Consultation Policy and Guidelines (Queensland Government EPA) 155 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN ANHANG B ABSCHÄTZUNG DER AUSWIRKUNGEN ABSCHÄTZUNG DER AUSWIRKUNGEN 156 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN B.1 Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt B.1.1 „Qualitätsbereinigtes Lebensjahr“ (QALY) und Behinderungsbereinigte Lebensjahre (DALY) Das Folgende beschreibt das Konzept des „Qualitätsbereinigten Lebensjahrs“ (QALY) und der Behinderungsbereinigten Lebensjahre (DALY). Die am häufigsten angewendete Kennzahl ist das „Qualitätsbereinigte Lebensjahr“ (QALY). Andere Kennzahlen, die zunehmend angewendet und empfohlen werden, sind die Behinderungsbereinigten Lebensjahre (DALY) und Healthy Years Equivalents (HYEs - Anzahl der Lebensjahre in völliger Gesundheit). Jedes dieser Konzepte kann angewendet werden, um den Nutzwert eines spezifizierten „Gesundheitsprofils“ (d. h. ein zeitlicher Pfad der Gesundheitsstadien bis zum Tod) hinsichtlich einer gleich wertvollen Länge der Zeit des Lebens bei völliger Gesundheit zu messen. Da solche Maßnahmen in neueren Dokumenten, die für die Weltgesundheitsorganisation erstellt wurden, stärker hervorgehoben werden, werden sie hier kurz dargestellt. Qualitätsbereinigtes Lebensjahr (QALY) Ein qualitätsbereinigtes Lebensjahr (QALY) berücksichtigt sowohl die Lebenszeit als auch die Lebensqualität, die durch Interventionen des Gesundheitswesens generiert werden. Es ist das arithmetische Produkt aus der Lebenserwartung und einem Maß für die Qualität der noch verbleibenden Lebensjahre. Ein QALY gewichtet die Zeit, welche ein Patient in verschiedenen Gesundheitszuständen verbringt. Ein Jahr in vollständiger Gesundheit hat den Wert 1; für ein Jahr mit einer weniger perfekten Gesundheit ist der Wert der Lebenserwartung kleiner als 1. Der Tod entspricht dem Wert 0, aber einige Gesundheitszustände können schlimmer empfunden werden als der Tod und haben negative Punktwerte (Scores). Der Zeitumfang, der in einem Gesundheitszustand verbracht wird, wird durch den Nutzwert gewichtet, der diesem Gesundheitszustand zugeordnet ist. Für ein QALY ist ein Jahr in vollständiger Gesundheit (Nutzwert 1) erforderlich, aber als halbes QALY wird ein Jahr in einem Gesundheitszustand mit dem Wert 0,5 betrachtet. Gegenwärtig gibt es einige Diskussionen im Bereich der Gesundheitsökonomie, ob das QALY wegen seiner begrenzten Anwendbarkeit auf die KNA die geeignete Ergebniseinheit ist oder nicht. Aufgrund dessen gibt es einen wachsenden Forschungsbereich, der Ansätze für die Zuordnung von Geldwerten zu QALY, basierend auf der Schätzung des Werts eines statistischen Lebens (VSL – value of statistical life) und des Werts eines Lebensjahres (VOLY – value of life year), erforscht und entwickelt. Dazu werden folgende Informationen benötigt: • • • der QALY-Wert, der den betreffenden Gesundheitseffekten zugeordnet werden sollte, und die Dauer dieser Gesundheitseffekte; der Geldwert des VSL und die entsprechende Diskontrate als Grundlage für die Berechnung des VOLY; und die Anzahl der QALY in einem statistischen Leben. Zum Beispiel berechnet die UK Health and Safety Executive den Geldwert eines Krankheitsjahres als das Produkt aus der Anzahl der verlorenen QALY und dem Geldwert eines „Jahres in voller Ge157 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN sundheit“. Sie nimmt die Komponente des UK-VSL bezüglich Schmerz, Kummer und Leid (WTP zur Vermeidung des Sterberisikos) und setzt diese dem Wert von einem QALY gleich. Angenommen, die WTP-Komponente des VSL beträgt £ 550.000 und ein Unfall führt zu einem Verlust von 39 Lebensjahren, und dass eine Diskontrate von 4 % angewendet wird, dann beträgt der resultierende VOLY £ 27.150. Behinderungsbereinigte Lebensjahre (DALY) Behinderungsbereinigte Lebensjahre (DALY) wurden als Maß für die Gesundheit einer Gesellschaft (und nicht eines Einzelnen) entwickelt und wurden angewendet, um die Krankheitsbelastungen in verschiedenen Ländern zu messen (OECD, 2002). Sie ähneln den QALY, außer dass sie einen Altersgewichtungsfaktor mit einbeziehen und den Verlust der Langlebigkeit und Gesundheit von einem idealisierten Gesundheitsprofil messen. Der Altersgewichtungsfaktor stellt eine Beurteilung dar, dass die im jungen Erwachsenenalter und im mittleren Alter gelebten Jahre einen größeren Beitrag für die Gesellschaft erbringen als die Jahre im Kindesalter oder im hohen Alter. Mit anderen Worten, der Gesundheit der sehr jungen und der sehr alten Menschen werden geringere Gewichtungen zugeordnet. Die DALY sind die Summe der verlorenen Lebensjahre (YLL – years of life lost) und der mit Behinderungen gelebten Jahre (YLD – life lived with disability) (Driscoll et al, 2004). Es wurde eine Vielzahl von Kennzahlen entwickelt, um den verlorenen Lebensstrom aufgrund des Todeseintritts in verschiedenen Jahrgängen zu messen. Diese Kennzahlen können in vier Familien eingeteilt werden: potenzielle verlorene Lebensjahre, für Zeiträume erwartete verlorene Lebensjahre, für Kohorten erwartete verlorene Lebensjahre, standardmäßig erwartete verlorene Lebensjahre (Driscoll et al, 2004): DALY und QALY vermitteln keine weiteren Informationen über die Größenordnung der Gesundheitsauswirkungen oder die monetäre Bewertung der Auswirkungen. Sie gestatten lediglich, dass verschiedene Gesundheitsauswirkungen (verschiedene Krankheits- und Mortalitätseffekte) aggregiert werden. Es könnte in einigen Fällen nützlich sein, wenn eine Alternative ein anderes Profil bezüglich der von ihr verursachten Gesundheitsauswirkungen gegenüber dem zur Beschränkung vorgeschlagenen Stoff aufweist. B.1.2 Kosten pro Einheit für Mortalität und Morbidität und externe Kosten für verschiedene Schadstoffe Kosten pro Einheit für Mortalität und Morbidität48 Nachstehend werden in Tabelle 14 und Tabelle 15 Schlüsselwerte pro Einheit bei Mortalität und Morbidität angegeben, die auf den neuesten EU-weiten Forschungsprogrammen basieren. Die Werte wurden gemäß dem Preisniveau von 2003 angegeben, so dass sie dem Preisniveau der Analyse angepasst werden können. 48 Wenn Sie die Nutzung der in diesem Abschnitt verwendeten Kosten pro Einheit in Erwägung ziehen, wird empfohlen, zu prüfen, ob diese Werte durch jüngere Studien „ersetzt“ worden sind. 158 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Tabelle 14 Referenzwerte für Wirkungen der Chemikalienexposition auf die Mortalität (Preisniveau 2003) Zentralwert (Mittelwert) Für Sensitivitätsanalyse (Medianwert) Wert des statistischen Lebens € 1.052.000 € 2.258.000 Wert des verlorenen Lebensjahrs € 55.800 € 125.200 Quelle: NewExt (2003, Seite III-34) Tabelle 15 Referenzwerte für Wirkungen der Chemikalienexposition auf einige Endpunkte akuter Wirkungen auf die Morbidität (Preisniveau 2003) Wirkung Krankenhauseinweisungen wegen Atemwegs- und Herzproblemen Sprechstundenbesuche beim Hausarzt Tag mit eingeschränkter Aktivität*) Tag mit geringfügig eingeschränkter Aktivität Anwendung von Atemwegsmedikation Symptomtage Wert49 € 2134/Einweisung € 57/Besuch € 89/Tag € 41/Tag € 1,1/Tag € 41/Tag *) Durchschnittswert für einen arbeitstätigen Erwachsenen Quelle: Ready et al. 2004 nach CAFE (2005) Für chronische Wirkungen auf die Morbidität gibt es eine Reihe von US-Studien; diese beziehen sich jedoch auf die schwerste Form der chronischen Bronchitis. Gestützt auf diese, aber angepasst an den Fall einer „durchschnittlichen Schwere“ durch den von Krupnick und Cropper (1992) geschätzten Skalar, werden die folgenden Werte im Zusammenhang mit Chemikalien abgeleitet: o Schätzung für den unteren Bereich: € 120.000 o Schätzung für den mittleren Bereich: € 190.000 o Schätzung für den oberen Bereich: € 250.000 Die Validität der Verwendung dieser Werte hängt davon ab, ob die durchschnittliche Schwere eines Falls chronischer Bronchitis, die in der Krupnick/Cropper-Studie gefunden wurde, dem nahekommt, wie sie in der epidemiologischen Literatur (oder in Baseline-Raten in Europa) definiert wird. Eine kürzlich durchgeführt Studie von NEEDS enthält eine Analyse, die den mittleren Bereich unterstützt. 49 Die hier angegebenen Werte wurden an das Preisjahr 2003 angepasst, indem die Originaldaten für das Preisjahr 2003 durch einen Faktor von 0,937 dividiert wurden, der aus dem harmonisierten Verbraucherpreisindex für die EU-25 für 2000-2003 abgeleitet wurde. 159 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Externe Kosten für ausgewählte Schadstoffe Eine weitere Art der Emission sind die Nebenprodukte aus Herstellungs- oder Verwendungsaktivitäten entlang der Lieferkette. Das könnten Nebenprodukte bei Verbrennungsaktivitäten oder bei zusätzlicher Abfall- oder Abwassererzeugung sein, und wenn es Unterschiede zwischen dem Baseline-Szenario und dem Beschränkungs-/Nichtverwendungs-Szenario geben würde (zum Beispiel, wenn die Herstellung des besagten Stoffs energieintensiver als die der möglichen Alternative ist). In vielen Fällen sind solche indirekten Emissionen begrenzt und brauchen nicht weiter analysiert zu werden. Hier finden Sie eine Anleitung, wie diese Beurteilung vorgenommen wird. o Identifizieren Sie, welche die wichtigste dieser indirekten Emissionen ist (z. B. Luftemissionen, Treibhausgase, zusätzliche Abwassererzeugung, fester oder gefährlicher Abfall); o Schätzen Sie die Emissionsmenge; o Wenden Sie monetisierte Werte pro Einheit zur Abschätzung der Gesamtkosten an; o Entscheiden Sie, ob die Kosten voraussichtlich die Gesamtergebnisse beeinflussen, und übertragen Sie sie nur in die nächste Stufe der Analyse, wenn das der Fall ist. Man sollte darauf achten, dass eine Doppelzählung dieser Kosten vermieden wird, da einige von ihnen (vollständig oder teilweise) beispielsweise durch Emissionsgebühren internalisiert werden können und in die wirtschaftlichen Auswirkungen als Betriebs- oder Gemeinkosten aufgenommen werden können. Auch potenzielle Veränderungen bei Emissionen oder Abfallerzeugung können unter wirtschaftlichen Rubriken, wie beispielsweise Kosten in Bezug auf Abwasser- und Abfallaufbereitung oder Entsorgungsdienstleistungen, dargestellt werden. Geldwerte pro Einheit für den Schaden aus einigen Umweltemissionen sind auf EU-Ebene entwickelt worden. Nachstehend sind Beispiele für Geldwerte pro Einheit für Luftemissionen sowie der Link angegeben, unter welchem detailliertere Informationen zu finden sind. Tabelle 16 Durchschnittliche Schäden pro Emission Durchschnittliche Schäden pro Tonne Emission für die EU-25 NH3 € 16.000 NOx € 6.600 PM2,5 € 40.000 SO2 € 8.700 VOCs € 1.400 Anmerkung: Werte abgeleitet unter Verwendung des Medianwerts für den Wert des Statistischen Lebens bei PM2,5-Mortalität und des Medianwerts für das Verlorene Lebensjahr für Ozon Quelle: Auszug aus Tabellen 8-12 von AEAT (2005) 160 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Die folgende Tabelle zeigt Schätzungen für externe Kosten der Energieerzeugung in der EU. Die Tabelle gibt Durchschnitte für die EU an (EU-25 außer Zypern, Malta und Luxemburg). Nähere Einzelzeiten, z. B. Daten für jeden Mitgliedstaat und Schlüsselannahmen, sind auf der angegebenen Website zu finden. Tabelle 17 Externe Kosten der Stromerzeugung in der EU (in Cent/kWh) Quelle/Studie Eurocent/kWh ExternE 1,56 CAFE/WHO (gering) 2,12 CAFE/WHO (hoch) 4,44 Anmerkung: Daten in 2000 € basierend auf Emissionen von 2003 Quelle: http://www.methodex.org/European%20electricity%20externalities.xls Für Treibhausgase, vor allem CO2, gibt es keine vereinbarten EU-weit anzuwendenden Geldwerte. Es wäre schwierig, einen Schadenkostenwert für CO2 und andere Treibhausgase zu schätzen. Stattdessen wird vorgeschlagen, eine Kostenschätzung auf der Grundlage der Vermeidungskosten zu verwenden. Regelungen wie der EU-Emissionshandel werden wahrscheinlich die Gesamtemissionen nach oben begrenzen, was bedeutet, dass Maßnahmen, die CO2-Emissionen erhöhen oder senken, keinen Einfluss auf die Gesamtemissionshöhe in der EU haben50. In der SEA wird empfohlen, dass der Referenzwert für den Wert pro Einheit für CO2 der zukünftige Preis im relevanten Analysezeitraum ist. Zum Beispiel betrug der Preis pro Tonne CO2 für den Zeitraum 2008-2012 zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Leitlinien etwa € 20/t CO2. Aber dieser Wert wird sich in Abhängigkeit von den Gesamtobergrenzen nach 2012 für Treibhausgasemissionen in der EU und der Welt bis 2020 verändern. Für die Analyse der Wirkungen, die im ersten Kyoto-Zeitraum 2008-2012 eintreten, wäre der Referenzwert € 20/t CO2. Es wird empfohlen, den Preis für die Sensitivitätsanalyse zu variieren. Für zusätzliche Abwassererzeugung gibt es keine EU-weiten anzuwendenden Kosten pro Einheit. Im Rahmen der Umsetzung der Wasser-Rahmenverordnung werden die meisten Mitgliedstaaten eine ökonomische Analyse erarbeiten und die Vermeidungskosten pro Einheit für die Beseitigung solcher Stoffe abschätzen. Es ist unwahrscheinlich, dass es viele Situationen gibt, in welchen zusätzliches Abwasser in solchen Mengen erzeugt würde, dass dies das Ergebnis der SEA beeinflussen würde. NÜTZLICHE LITERATURHINWEISE - CAFE (2005) Impact assessment of the Thematic Strategy on Air Pollution: http://ec.europa.eu/environment/air/cafe/pdf/annex_sec_2005_1132_en.pdf 50 Es kann argumentiert werden, dass, wenn es eine Obergrenze und eine Handelspolitik bezüglich einer bestimmten Emissionsart gibt, welche speziell gewährleisten, dass eine festgelegte Obergrenze (Ziel) erreicht wird, die Folgen der Veränderungen bei den Emissionen durch den Preis der auftretenden Emissionen gemessen werden sollten. 161 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN - European Commission (2005a), Impact Assessment Guidelines of the European Commission: http://ec.europa.eu/governance/impact/docs_en.htm NewExt (2003) New Elements for the Assessment of External Costs from Energy Technologies: http://www.ier.uni-stuttgart.de/forschung/projektwebsites/newext/newext_final.pdf - B.2 Wirtschaftliche Auswirkungen Diese Checklisten unterstützen die Analyse der wirtschaftlichen Auswirkungen (siehe Abschnitt 3.5.4). Der in den Checklisten gebrauchte Begriff „Veränderung“ kann sich auf Erlöse oder Kosten/Kosteneinsparungen beziehen. Die Checklisten sollten für alle relevanten Lieferketten verwendet werden (d. h. Lieferkette eines Alternativstoffs) und nicht nur für die aktuelle Lieferkette, die den Stoff verwendet, der für Beschränkungen oder eine andere Form der RMO vorgeschlagen ist. Investitionen und irreversible Kosten Was verstehen wir unter Investitionen und irreversiblen Kosten? Investitionskosten beziehen sich auf den Kauf von Kapitalausstattung wie Maschinen und Anlagen. „Irreversible Kosten“ beziehen sich auf Investitionen, die bereits bezahlt sind und durch den Verkauf der Investitionen nicht zurückerlangt werden können. Somit spielen irreversible Kosten für den Entscheidungsfindungsprozess der Firma keine Rolle mehr. Wenn beispielsweise ein unpatentiertes Produkt auf den Markt gebracht wird, sind Forschungs- und Entwicklungskosten irreversible Kosten. Arten der Investitionskosten Veränderung bei Innovations- sowie Forschungs- und Entwicklungskosten Veränderung bei Kosten für Leistungstests Veränderung bei Kosten für Eigentumsrechte Veränderung bei Anlagenkosten Veränderung bei Modifizierungskosten Veränderung bei allgemeinen Standort- und Betriebskosten Veränderung bei Stilllegungskosten Betriebs- und Instandhaltungskosten Was verstehen wir unter Betriebs- und Instandhaltungskosten? Diese Kosten verändern sich oft im direkten Verhältnis zur Produktion, wie zum Beispiel bei der Herstellung eingesetzte Rohstoffe, Komponenten, Arbeitskräfte und Energie (d. h. variable Kosten), 162 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN aber es gibt auch fixe Betriebskosten. Arten der Betriebskosten Energiekosten Veränderung bei Stromkosten Veränderung bei Erdgaskosten Veränderung bei Kosten für Erdölprodukte Veränderung bei Kosten für Kohle oder andere feste Brennstoffe Material- und Dienstleistungskosten: Veränderung bei Transportkosten Veränderung bei Lagerkosten Veränderung bei Vertriebskosten Veränderung bei Verpackungs- und Kennzeichnungskosten Veränderung bei Ersatzteilkosten Veränderung bei Hilfsstoffkosten, z. B. Chemikalien, Wasser Veränderung bei Kosten für Umweltdienstleistungen, z. B. Abfallbehandlungs- und Entsorgungsdienstleistungen Arbeitskosten: Veränderung bei Betriebskosten, Überwachungskosten und Wartungspersonalkosten Veränderung bei Ausbildungskosten für obiges Personal Arten der Wartungskosten Veränderung bei Probenahme-, Prüf- und Überwachungskosten Veränderung bei Versicherungsbeitragskosten Veränderung bei Marketingkosten, Lizenzgebühren und anderen regulatorischen Einhaltungstätigkeiten (Compliance) Veränderung bei Notfallvorsorgekosten Veränderung bei anderen allgemeinen Gemeinkosten (z. B. Verwaltung) Folgekosten (indirekte Kosten): Die Implementierung eines neuen Verfahrens kann zu Veränderungen im Produktionsprozess führen, welche wiederum zu einem Kostenanstieg führen könnten, zum Beispiel: Abnahme der Systemwirksamkeit oder minderwertige Produktqualität. Abgeleitete Kosten sollten beim Berichten der Kosten so weit wie möglich beurteilt und eindeutig identifiziert werden. 163 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Erlöse Was verstehen wir unter Erlösen? „Erlös“ bezieht sich auf den Wert, den man auf dem Markt für die Menge des verkauften Produkts erhält. Erlösquellen: Veränderung beim Umsatz Veränderung bei Produktionseffizienz / Stillstandszeit Veränderung bei Zinsen auf Betriebskapital Veränderung beim Anlagenrestwert Behördenkosten Was verstehen wir unter Behördenkosten? Die Kosten der Regulierung für die zuständige Behörde werden Behördenkosten genannt. Arten der Behördenkosten Veränderung bei administrativen Kosten, z. B. in Verbindung mit der Genehmigung einer Tätigkeit Veränderung bei Inspektions- und Überwachungskosten (z. B. für Importe, Emissionen etc.) Veränderung bei Kosten für wissenschaftliche Modellierung, Stichprobenerhebung und Prüfung Veränderung bei Vollzugskosten Veränderung bei Einkommen, das aus Veränderungen bei Genehmigungs- oder besteuerten Aktivitäten stammt Folgenutzen (indirekte Nutzen) Die Implementierung einer Beschränkung kann zu Veränderungen bei den Anforderungen der Behörde führen, welche wiederum zu geringeren Kosten führen können, z. B. Reduzierung der Arbeitskosten oder Umverteilung von Fachkompetenz. Abgeleitete Nutzen sollten beim Berichten der Ergebnisse so weit wie möglich beurteilt und eindeutig identifiziert werden. Kosten für nachgeschaltete Anwender und Verbraucher Was verstehen wir unter Kosten für nachgeschaltete Anwender und Verbraucher? Verbraucherkosten sind Kosten, die den Verbraucher des Endprodukts betreffen. Einige der oben genannten Kosten sowie die nachstehend aufgeführten Kosten sind für nachgeschaltete Anwender relevant (d. h. Erlöse, vermiedene Kosten und Nutzen). 164 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Arten der Verbraucherkosten Veränderung der Lebensdauer des Endprodukts Veränderung des Marktpreises Veränderung bei jährlichen Wartungs-/Reparaturkosten (d. h. wenn das Produkt nicht so langlebig ist) Veränderung bei der Leistungsfähigkeit des Endprodukts Veränderung bei Verfügbarkeit und Auswahl Arten der Kosten für nachgeschaltete Anwender Veränderung bei der Lebensdauer des Zuliefererprodukts (z. B. von einem Hersteller/Importeur) Veränderung beim Marktpreis des Zuliefererprodukts Veränderung bei der Leistungsfähigkeit des Zuliefererprodukts Veränderung bei Verfügbarkeit und Kosten der Verwendung einer Alternative B.3 Soziale Auswirkungen Diese Checkliste unterstützte die Analyse der sozialen Auswirkungen (siehe Abschnitt 3.6.3). Der in dieser Checkliste gebrauchte Begriff „Veränderung“ kann sich auf eine Zunahme oder eine Abnahme beziehen. Diese Checkliste sollte für alle relevanten Lieferketten (d. h. Lieferkette eines Alternativstoffs) verwendet werden, und nicht nur für die aktuelle Lieferkette, die den Stoff verwendet, der für Beschränkungen oder eine andere Form der RMO vorgeschlagen ist. Beschäftigungsauswirkungen Was verstehen wir unter Beschäftigungsauswirkungen? Beschäftigungsauswirkungen beziehen sich nicht nur auf die Veränderungen im Hinblick auf die Gesamtbeschäftigung, sondern auch auf Veränderungen bei den Arten der Arbeitsplätze und den Standort derselben. Es ist wichtig, dass sowohl die Veränderungen in der Beschäftigung für die Industrien, die den Stoff aktuell verwenden und herstellen, berücksichtigt werden, als auch die Veränderungen in der Beschäftigung aufgrund einer veränderten Nachfrage für ein alternatives Produkt oder Verfahren. Wie realistisch ist es, quantitative Informationen zu erhalten? In den meisten Fällen wird es nicht möglich sein, quantitative Informationen über Beschäftigungsauswirkungen, insbesondere über solche spezifischen Fragen wie verschiedene Berufsgruppen (insbesondere ohne Konsultationen mit Industrievertretern und Wirtschaftsverbänden) zu bekommen, aber eine „gute“ SEA würde zumindest qualitativ betrachten, wie die vorgeschlagene Beschränkung sich beispielsweise auf verschiedene Berufsgruppen auswirkt (z. B. welche Art der Arbeitsplätze und Qualifikationen unter der vorgeschlagenen Beschränkung am meisten betroffenen sein könnten). 165 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Anzahl der Arbeitsplätze Veränderungen in der Arbeit, die von vorgeschalteten Zulieferern benötigt wird (einschließlich vorgeschaltete Zulieferer für eine Alternative) Veränderungen in der Arbeit, die von Herstellern des Stoffs/der Alternative benötigt wird Veränderungen in der Arbeit, die für den Transport des Stoffs/der Alternative benötigt wird Veränderungen in der Arbeit, die für den Vertrieb des Stoffs/der Alternative benötigt wird Veränderungen in der Arbeit, die für die Lagerung des Stoffs/der Alternative benötigt wird Veränderungen in der Arbeit, die von nachgeschalteten Anwendern benötigt wird Berufsgruppen Veränderungen des Bedarfs an ungelernten Arbeitskräften Veränderungen des Bedarfs an Handarbeitern Veränderungen des Bedarfs an Facharbeitern und Spezialisten (besonders relevant für Nischenindustrien) Veränderungen des Bedarfs an Managementpositionen Standort Veränderungen in der Beschäftigung für jeden Mitgliedstaat Veränderungen in der Beschäftigung überall innerhalb der EU Veränderungen in der Beschäftigung überall außerhalb der EU Andere relevante soziale Auswirkungen Arbeitsumfeld Veränderungen bei der Arbeitsplatzqualität Veränderungen bei der verfügbaren Ausbildung Veränderungen bei den Rechten und dem Schutz der Beschäftigten Veränderungen bei der Arbeitsplatzsicherheit Veränderungen bei den Beschäftigungsbedingungen Veränderungen bei der Unterstützung für Familien Arbeitskräfte Veränderungen bei der Anzahl der erwerbstätigen Kinder Veränderungen bei der Anzahl der Zwangsarbeiter Veränderungen bei Durchschnittslöhnen und -gehältern 166 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Veränderungen bei den Kriterien der ILO für gute Arbeit Veränderungen bei Arbeitszeiten /-mustern (z. B. mehr Teilzeit- oder Schichtarbeit) Veränderungen in der Gleichstellung – Geschlecht, Rasse, ethnische Herkunft Verbraucherwohl Veränderungen im Nutzen (Zufriedenheit) – durch Verlust in der Funktionalität des Produkts Veränderungen im Nutzen (Zufriedenheit) – durch Verlust in der Langlebigkeit des Produkts Veränderungen im Nutzen (Zufriedenheit) – durch ein nicht mehr erhältliches Produkt Veränderungen im Nutzen (Zufriedenheit) – aus irgendeinem anderen Grund Nachstehend wird ein detaillierteres Verfahren für die Analyse der Beschäftigung beschrieben. Dieses sollte nur in Betracht gezogen werden, wenn für das in Abschnitt 3.6.3 dargestellte einfache Verfahren weitere Analysen für notwendig erachtet werden. Aufgabe 1 Einschätzung der Veränderungen für die Beschäftigung Schätzen Sie die Veränderungen in der Beschäftigung auf Grundlage der am besten zugänglichen Informationen ein. Es kann möglich sein, die Veränderung bezüglich der typischen Anzahl von Menschen, die für einen Prozess benötigt werden, einzuschätzen, indem man eine repräsentative Firma/Firmen zugrunde legt und anschließend eine Hochrechnung auf das relevante geografische Gebiet vornimmt. Bei der Hochrechnung der Ergebnisse sollte eine Form der Sensitivitätsanalyse durchgeführt werden (Methoden für Unsicherheitsanalysen werden in Anhang E diskutiert). Aufgabe 2 Einschätzung von Leckage-Wirkungen Die Veränderungen in den Arbeitsplätzen, die außerhalb des geografischen Bereichs der SEA eintreten, sollten von den Veränderungen in der Beschäftigung ausgenommen werden. Der geografische Bereich der SEA sollte in Stufe 2 (Festlegung des Untersuchungsumfangs der SEA) festgelegt worden sein. Aufgabe 3 Einschätzung der Verlagerungswirkungen Die Veränderungen in der Beschäftigung sollten die Umverteilung oder den Ersatz von Arbeitsplätzen überall innerhalb des geografischen Bereichs der SEA berücksichtigen. Das kann eine Hilfe sein, um festzustellen, welche Arten von Arbeitsplätzen verloren gehen/geschaffen werden können. Zu berücksichtigen sind die für diese Arbeitsplätze erforderlichen Qualifikationen, um festzustellen, ob diese Qualifikationen andernorts in der lokalen Region gefragt sind. HINWEIS-KASTEN Wenn Industrien verkleinert oder verlagert werden, berücksichtigen Sie Folgendes: • Werden die Industrien einige der Arbeitnehmer mitnehmen, d. h. hochqualifizierte Spezialisten, seit langem beschäftigte Mitarbeiter, die über große Erfahrung verfügen und gut ausgebildet sind • Umverteilung – Können Arbeitnehmer in dem lokalen Bezirk problemlos Arbeit finden (berücksichtigen Sie die Arten der verfügbaren Arbeitsplätze und die Qualifikationen dieser Arbeitskräf- 167 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN te) • Ersatz von Arbeitsplätzen – z. B. Wechsel von Arbeitsplätzen in der Produktion zu Arbeitsplätzen in Vertrieb, Lager und Dienstleistungen. Wenn die Nachfrage nach einem alternativen Produkt steigt, berücksichtigen Sie Folgendes: • • • Aufgabe 4 Wird die Nachfrage zu mehr Arbeit oder zu mehr Kapitalinvestition führen Umverteilung von Ressourcen – werden die jetzigen Arbeitnehmer Arbeitszeiten/-praktiken verändern, um der zusätzlichen Nachfrage zu entsprechen (z. B. längere Schichten anstatt zusätzliche Arbeitskräfte) Umverteilung innerhalb der lokalen Wirtschaft – werden Arbeitslose diese Arbeiten annehmen oder werden Menschen, die bereits in diesem Gebiet beschäftigt sind, diese annehmen (dies ist ein Transfer von Arbeit und sollte nicht als zusätzlicher gesellschaftlicher Nutzen betrachtet werden); Hinweis – Berücksichtigen Sie das Qualifikationsniveau der arbeitslosen Menschen in dem Gebiet, und ob dieses für die geschaffenen Arbeitsplätze ausreichend ist. Einschätzung der Arten der Arbeitsplätze und des Qualifikationsniveaus in der lokalen Region Schätzen Sie die Kompetenzen (oder Qualifikationen) der Menschen in der Region, in der diese Industrien ansässig sind, und die Art der Firmen, die in der lokalen Region ansässig sind, ein. Diese Informationen sollten in Volkszählungsdaten verfügbar sein. HINWEIS-KASTEN Verwenden Sie den Travel-to-Work Area (TTWA - Tagespendelbereich) zur Bestimmung der lokalen Region Der TTWA repräsentiert das Gebiet, in welchem die Mehrheit der Menschen, die am Standort eines Herstellers arbeiten könnten, auch wohnen würde. Die grundlegenden Kriterien für den TTWA sind, dass von der erwerbstätigen Bevölkerung in dem Gebiet mindestens 75 % tatsächlich in diesem Gebiet arbeiten. Wenn beispielsweise 75 % der erwerbstätigen Bevölkerung im Umkreis von 20 km des Standorts arbeiten, kann dies als der TTWA verwendet werden. Um Daten mit Volkszählungsdaten zu erfassen und zu analysieren, kann der TTWA approximiert werden, indem zum Beispiel „Super Output Area boundaries“51 verwendet werden. Aufgabe 5 Einschätzung der Wirkungen auf das Gebiet dieser Arbeitsplätze Stellen Sie fest, welche Arten von Arbeitsplätzen in der Region verloren gehen/geschaffen werden können und wie dies mit der Art der in diesen Regionen ansässigen Firmen zusammenhängt, um zu bestimmen, wie signifikant diese Arbeitsplätze in diesen betroffenen Regionen sind. HINWEIS-KASTEN Einige nützliche soziale Indikatoren, die in Volkszählungsdaten zu finden sind • Anzahl der erwerbstätigen Menschen im Verhältnis zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in dem lokalen Gebiet • Verteilung der relevanten Beschäftigungssektoren in der Region, z. B. Produktion, Bau, 51 Super Output Areas sind eine geografische Hierarchie, die von der UK-Regierung verwendet wird, um Statistiken über kleine Gebiete in England und Wales zu berichten. Es gibt drei Ebenen der Super Output Areas: untere, mittlere und obere. Üblicherweise wird die mittlere Ebene verwendet, d. h. Gebiete mit einer Mindestbevölkerungszahl von 5.000 Menschen und einer Durchschnittsbevölkerung von 7.200 Menschen. 168 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Transport, Lagerung und Kommunikation • Arten der Berufsgruppen in dem lokalen Gebiet, z. B. Führungskräfte in der Privatwirtschaft und leitende Verwaltungsbedienstete; Anlagen- und Maschinenbediener • Qualifikationen der Menschen in dem lokalen Gebiet, die im erwerbsfähigen Alter sind Aufgabe 6 Einschätzung anderer relevanter sozialer Auswirkungen Stellen Sie fest, welche Auswirkungen Veränderungen in der Nettobeschäftigung auf andere soziale Auswirkungen wie Arbeitsplatzsicherheit und Arbeitszeiten haben. In den meisten Fällen wird es nur möglich sein, diese Auswirkungen qualitativ zu bestimmen. C.4 Handels-, Wettbewerbs- und weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen Dieser Abschnitt unterstützt die Analyse in Abschnitt 3.7.3 Insbesondere: Aufgabe 1 – Den Markt analysieren, um festzustellen, ob die Möglichkeit besteht, zusätzliche Kosten weiterzugeben Umfang des Marktes Ein guter Ausgangspunkt ist es, wenn man die Größe des Marktes feststellen kann. Die in Stufe 2 vorgenommene Analyse bei der Identifizierung der relevanten Märkte und der geografischen Grenzen sollte eine gute Grundlage sein, um den Umfang des Marktes zu bestimmen (und weitere Informationen können im Rahmen der Datenerfassung für wirtschaftliche Auswirkungen verfügbar werden). Die Größe des Marktes kann allgemein definiert werden als: • „Lokaler“ Markt – Markt, in welchem Waren und Dienstleistungen in Verbrauchernähe benötigt werden. Dieser kann auf eine Region oder Regionen in einem einzelnen Mitgliedstaat begrenzt sein. • „Regionaler“ Markt – Dieser ist im Allgemeinen auf einige benachbarte Mitgliedstaaten begrenzt. • „EU-Markt“ – Markt, in welchem das Produkt innerhalb der EU, aber nicht global, gehandelt wird. • „Globaler“ Markt – Markt, in welchem Firmen mit Wettbewerbern aus aller Welt konkurrieren. HINWEIS-KASTEN Informationen, die hilfreich sein könnten, um die Bestimmung der Größe des Marktes zu erleichtern • Der Standort der Hersteller (und ihre relative Größe) • Wo die Hauptzulieferer ansässig sind 169 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN • Daten zum Import-/Exporthandel, um die Materialströme und die Größe des Marktes festzustellen • Umsatzdaten zur Erkennung des Wertes des Marktes, und wo die hauptsächlichen nachgeschalteten Anwender und Verbraucher ansässig sind • Physikalische Merkmale des Produkts – ist der Stoff problemlos zu transportieren und ist dies über große Entfernungen möglich Preiselastizität Es kann eine Option geben, alle Zusatzkosten der Beschränkungen (z. B. Zusatzkosten für die Alternative) an nachgeschaltete Anwender und an die Endproduktverbraucher weiterzugeben. Der Begriff „Preiselastizität“ wird verwendet, um zu beschreiben, wie empfindlich nachgeschaltete Anwender und Endproduktverbraucher auf Veränderungen im Herstellerpreis reagieren. Bei einigen Produkten wie Kraftstoff und Pharmazeutika (nicht erfasst im Aufgabenbereich von REACH) dürften nachgeschaltete Anwender und Verbraucher über Preiserhöhungen nicht glücklich sein, aber eine Erhöhung hat keine signifikante Auswirkung auf die Nachfrage, somit werden die Preise für diese Produkte als „unelastisch“ beschrieben. Wenn unelastische Preise ein Merkmal dieses Industriesektors sind, kann es relativ einfach sein, die Kosten an nachgeschaltete Anwender und Endproduktverbraucher weiterzugeben. Preisveränderungen bei anderen Produkten können weitaus größere Auswirkungen auf die Nachfrage haben, und nachgeschaltete Anwender und Endproduktverbraucher können sehr empfindlich auf Preisveränderungen reagieren. Die Preise für diese Produkte werden als „elastisch“ beschrieben. Wenn der Preis elastisch ist, ist es schwierig, Kosten an nachgeschaltete Anwender und Endproduktverbraucher weiterzugeben, folglich müssen möglicherweise die Hersteller/Importeure die Hauptlast steigender Kosten tragen. Es wird wichtig sein, die Elastizität des Produkts entlang der gesamten Lieferkette zu berücksichtigen, sowie die Auswirkungen, welche dieses auf die langfristige Lebensfähigkeit der Industrie haben könnte. Einige Thematiken, die die Elastizität des Preises für ein Erzeugnis beeinflussen könnten, sind: das Wettbewerbsniveau in dem Sektor, die Macht der nachgeschalteten Anwender und Käufer, die Macht der Zulieferer (vorgeschaltet) und die Unkompliziertheit, mit welcher nachgeschaltete Anwender und Endproduktverbraucher zu einem alternativen Produkt wechseln können. HINWEIS-KASTEN Informationen zur Beurteilung der Preiselastizität Es ist ratsam, einen Ökonomen zu konsultieren, weil die Bestimmung der Preiselastizität sehr kompliziert sein kann. Die hauptsächlichen Überlegungen bezüglich der Informationen werden nachstehend erläutert. Es ist eine ziemlich umfassende (obwohl nicht erschöpfende) Liste an Informationen, welche möglicherweise nicht für alle Arten von Beschränkungen relevant sind. 1. Informationen über die Verhandlungsmacht der nachgeschalteten Anwender und Endproduktverbraucher, um die Preise zu diktieren, die ein Hersteller berechnen kann. Versuchen Sie, Informationen über die Konkurrenz in dem Sektor zu finden; Ökonomen versuchen üblicherweise, das Konzentrationsverhältnis (CR – concentration ratio) (oder den Herfindahl-Hirschmann-Index, welcher schwerer zu finden ist) zu nutzen. Das CR gibt den Prozentsatz des Marktanteils an, der von den vier größten Firmen gehalten wird (obwohl es vielleicht schwierig sein kann, Daten für die größten 8, 25 und 50 Firmen in einer Industrie zu finden). Volkszählungen und andere Formen der statistischen Berichterstattung nennen häufig das CR für größere Standardindustrieklassifizierungen (SICs - Standard Industrial Classifications). 2. 170 Informationen über die Verhandlungsmacht der Zulieferer, einen hohen Preis für Rohstoffe zu berechnen, die von SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN den Herstellern benötigt werden. Das wird die Betriebskosten der Hersteller beeinflussen. Diese Kosten können entweder vom Hersteller absorbiert werden oder im Marktpreis an nachgeschaltete Anwender weitergegeben werden. 3. Informationen über die Bedrohung durch neue Konkurrenten Die Bedrohung durch neue Konkurrenten könnte die Preise reduzieren. Wenn Hersteller (oder die Industrie allgemein) große Gewinne machen, würde dies neue Firmen ermutigen, „in den Markt einzutreten“ und zu versuchen, einen Anteil an den Gewinnen zu erhalten. Verschiedene Faktoren würden die Entscheidung eines möglichen neuen Konkurrenten beeinflussen, und im Allgemeinen kann ein großer Teil dieser Informationen durch Sekundärforschung und den Einsatz von Sektoren-/Industrieexperten beschafft werden. 4. Die Bedrohung durch Alternativen Die Bedrohung durch Alternativen könnte die Preise reduzieren, je nachdem, wie real diese Bedrohung ist. Eine reale Bedrohung wird wahrscheinlich den Preis elastisch machen, wohingegen der Preis bei einer geringen Bedrohung durch eine Alternative wahrscheinlich unelastisch ist. Einige der Informationen können von Sektoren-/Industrieexperten oder durch Konsultationen mit nachgeschalteten Anwendern beschafft werden. Wettbewerbsrivalitäten In einem Sektor, in welchem es wenig oder keine Differenzierung zwischen den Produkten gibt, die von einer großen Zahl von Herstellern geliefert werden, ist der Wettbewerb hart. Dies könnte bei solchen Industrien wie bei Metall-, Bulk-Chemikalien- und Zementindustrie der Fall sein, wo einzelne Hersteller wenig Flexibilität bei der Festlegung und Erhöhung von Preisen haben. Wo die Bedrohung durch den Wettbewerb hoch ist, sind die Möglichkeiten für Hersteller begrenzt, Zusatzkosten einer Beschränkung an nachgeschaltete Anwender und Endproduktverbraucher weiterzugeben (dies ist besonders relevant, wenn es eine reale Bedrohung durch Importe von außerhalb der EU gibt und/oder wenn es eine reale Bedrohung gibt, dass nachgeschaltete Anwender eine Alternative verwenden wollen). Wenn andererseits der Sektor durch mehr Spezialerzeugnisse charakterisiert ist, und wenn die Möglichkeit besteht, die Produkte eines Herstellers von denen der Konkurrenz abzugrenzen, dann kann es mehr Flexibilität bei den Preisen geben. In diesen Fällen gibt es mehr Möglichkeiten für den Akteur, die Kosten an den Verbraucher weiterzugeben. Da eine Beschränkung eine gemeinschaftsweite Maßnahme ist, sollte dies kein signifikantes Problem im Hinblick auf den Wettbewerb innerhalb der EU sein (das heißt nicht, dass eine Beschränkung keine unverhältnismäßigen Auswirkungen auf einen bestimmten Mitgliedstaat haben würde). Es kann jedoch ein wichtiges Thema sein, wenn es einen beträchtlichen Umfang an EU-externem Wettbewerb gibt. In einer Situation, wenn die Risiken (z. B. Risiken für die menschliche Gesundheit) nur mit der Herstellung eines Produkts zusammenhängen, wird ein Hersteller außerhalb der EU, der nicht den Bedingungen der Beschränkung unterliegt (d. h. es gibt kein Verbot für den Import von Fertigprodukten), wahrscheinlich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber EU-Herstellern gewinnen, die dasselbe Produkt unter Verwendung einer Alternative (d. h. eines teureren alternativen Stoffs oder Verfahrens) herstellen. HINWEIS-KASTEN Informationen, die hilfreich sein könnten, um die Wettbewerbsfähigkeit zu beurteilen Wettbewerbsfähigkeit ist ein Vergleichskonzept für die Fähigkeit und Leistung einer Firma, eines Teilsektors oder Bezirks, Waren und/oder Dienstleistungen in einem bestimmten Markt zu verkaufen und zu liefern. Informationen, deren Erfassung relevant sein kann, sind nachstehend aufgeführt. Im Allgemeinen können einige dieser Informationen aus Sekundärforschung beschafft werden, obwohl man die Mehrheit dieser Informationen nur von Herstellern und Wirt- 171 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN schaftsverbänden bekommen kann. • Anzahl der Wettbewerber im Markt • Marktanteil der Wettbewerber • Wachstumsrate in der Industrie • Ausstiegsbarrieren – d. h. Kosten, um die Industrie zu verlassen • Produktvielfalt der Wettbewerber – ist dies der einzige Stoff, den sie herstellen/verkaufen? • Produktdifferenzierung • Herstellungskosten pro Einheit (alternativ die Kosten des Mehrwerts) • Höhe der Werbungsausgaben Belastbarkeit der Industrie „Belastbarkeit“ beschreibt die Fähigkeit der Lieferketten, alle mit einer vorgeschlagenen Beschränkung verbundenen gestiegenen Kosten zu absorbieren, wobei gewährleistet ist, dass sie kurz-, mittel- und langfristig lebensfähig bleiben. Um diese Lebensfähigkeit zu sichern, werden Hersteller und nachgeschaltete Anwender in der Lage sein müssen, permanent ausreichende finanzielle Erträge zu erwirtschaften, damit Investitionen beispielsweise in die Prozessentwicklung, Produktentwicklung oder Sicherheits- und Umweltverbesserungen getätigt werden können. Alle mit einer vorgeschlagenen Beschränkung verbundenen gestiegenen Kosten (z. B. könnten dies für nachgeschaltete Anwender die Kosten für die Verwendung einer Alternative sein oder die Kosten für die Verwendung des modifizierten Produkts des Herstellers oder die Importkosten – wenn dies unter dem Umfang und den Bedingungen der Beschränkung gilt) werden entweder entlang der Lieferkette absorbiert werden müssen (d. h. durch den Hersteller oder nachgeschaltete Anwender) oder werden an den Verbraucher weitergegeben. HINWEIS-KASTEN Informationen, die zur Beurteilung der Belastbarkeit hilfreich sein könnten Es kann möglich sein, Informationen, wie sie nachstehend aufgeführt sind, zu spezifischen Firmen über Kreditauskünfte und Finanzberichterstattungen an Aktionäre zu erfassen. • Umlaufvermögen und kurzfristige Verbindlichkeiten • Eigenkapital und Gesamtverbindlichkeiten • Betriebsergebnis und finanzielle Kosten • Bruttogewinn und -umsatz • Reingewinn nach Steuern • Aktienkapital, Reserven und langfristige Kredite Wenn diese Informationen nicht verfügbar sind (vielleicht aus Gründen der Vertraulichkeit oder weil diese Informationen nicht offengelegt zu werden brauchen), kann es möglich sein, dieselben Quellen zu nutzen, um einen Industriedurchschnitt für Rentabilität, Liquidität und Solvenz zu finden. Andernfalls ziehen Sie die Sekundärforschung in Betracht, um zu recherchieren, wie volatil der Markt sein kann und welches Ergebnis die Industrie bei geringer oder großer Nachfrage nach diesen Produkten erzielt hat. 172 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Die Hauptquellen für Handels-, Wettbewerbs- und weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen werden voraussichtlich folgende sein: • Statistische Dienste, insbesondere Eurostat • Mitgliedstaatspezifische Handelsdaten, z. B. uktradeinfo (Teil von HM Revenue & Customs) • Finanzberichterstattung an Aktionäre und Kreditauskünfte über Firmen • Veröffentlichte Informationen, d. h. Websites, Fachzeitschriften und Berichte • Konsultationen mit der Industrie, die den Stoff herstellt oder verwendet (Wirtschaftsverbände und einzelne Firmen) • Konsultationen mit der Industrie, die Alternativen zu dem Stoff herstellt oder verwendet (Wirtschaftsverbände und einzelne Firmen) • Forschungsgruppen • Expertenbewertungen Aufgabe 1 – Analysieren Sie den Markt unter Anwendung der „Fünf-Kräfte-Theorie“ von Porter Der Zweck der Analyse der Marktlage, bei welcher man beispielsweise die Theorie von Porter verwendet, besteht darin, einen Überblick zu gewinnen, wie die vorgeschlagene Beschränkung Wettbewerb und Wettbewerbsfähigkeit beeinflussen wird. Sie wird insbesondere eine Hilfe sein, um festzustellen: − Ob zusätzliche Kosten an nachgeschaltete Anwender und Verbraucher weitergegeben werden können. Nach Porters Auffassung werden die Regeln des Wettbewerbs durch fünf Kräfte verkörpert, welche die Struktur und Intensität des Wettbewerbs bestimmen: 1. Rivalität zwischen bestehenden Firmen 2. die Verhandlungsmacht der Zulieferer (vorgeschaltete Zulieferkette) 3. die Verhandlungsmacht der Käufer (nachgeschaltete Anwender und Endproduktverbraucher) 4. die Bedrohung durch alternative Produkte oder Dienstleistungen 5. die Bedrohung durch neue Konkurrenten Die Stärke dieser fünf Kräfte ist von Industrie zu Industrie verschieden und kann sich verändern, wenn sich eine Industrie im Zeitablauf entwickelt. In den meisten Fällen wird die Durchführung eines Fünf-Kräfte-Tests die Kompetenz von Fachleuten erfordern, obwohl sie keine Fähigkeiten zur ökonomischen Modellierung verlangt. Rivalität zwischen bestehenden Firmen Eine starke Rivalität in einem Sektor (d. h. zwischen konkurrierenden Herstellern oder Wettbewerb in jedem Markt nachgeschalteter Anwender) wird voraussichtlich zu einem starken Wettbewerb 173 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN beim Preis führen und kann möglicherweise Gewinnmargen beschränken und folglich auch die Fähigkeit des Sektors, die Kosten der vorgeschlagenen Beschränkung zu absorbieren oder weiterzugeben. Die Konzentration oder Anzahl der Akteure im Markt kann den Grad der Rivalität in dem Sektor angeben (das Konzentrationsverhältnis (CR) kann einen Hinweis auf die Konzentration in dem Sektor geben). Wenn eine Überkapazität besteht, dann werden die Möglichkeiten für den Gewinn von Marktanteilen begrenzt sein (dies kann manchmal in Sektoren der Fall sein, wo Produkte nach einer Standardspezifikation verkauft werden, wie z. B. Zement). Auch wenn es hohe Barrieren für den Ausstieg gibt (d. h. hohe Stilllegungskosten), werden diese Faktoren wahrscheinlich zu einer starken Rivalität innerhalb des Sektors führen. Verhandlungsmacht der Zulieferer (vorgeschaltete Lieferkette) Wenn es eine große Zahl von Herstellern/Importeuren in einem Sektor oder eine kleine Zahl nachgeschalteter Anwender und Endproduktverbraucher gibt, dann wird es wahrscheinlich einen scharfen Preiswettbewerb geben. Vorgeschaltete Zulieferer könnten auch in einer starken Position sein, wenn die Hersteller/Importeure durch hohe Umstellungskosten (d. h. Umrüstung oder gestiegene Transportkosten) eingeschränkt sind und sie die vorgeschalteten Zulieferer nicht problemlos wechseln können. Ein guter Hinweis dafür ist die Größe des Marktes, d. h. ein internationaler Markt würde implizieren, dass die Umstellungskosten niedrig sind. Wenn ein Sektor nur ein kleiner Absatzmarkt für einen vorgeschalteten Zulieferer ist, dann ist der Zulieferer wieder in einer starken Position und kann die Preise diktieren und die Möglichkeiten des Herstellers, geringere Kosten auszuhandeln, einschränken. Verhandlungsmacht der Käufer (nachgeschaltete Anwender und Endproduktverbraucher) Wenn ein Sektor durch eine kleine Zahl von Käufern (nachgeschaltete Anwender und Endproduktverbraucher) gekennzeichnet ist, die einen signifikanten Marktanteil am Umsatz haben, dann ist der Käufer wahrscheinlich in einer starken Position und kann mehr Einfluss auf den Preis ausüben. Die Möglichkeiten für die in dem Sektor vorhandenen Hersteller, die Kosten der Beschränkung weiterzugeben, können daher eingeschränkt sein. Wenn jedoch das Produkt einen kleinen Teil der Kosten des Käufers ausmacht, kann es mehr Flexibilität bei der Weitergabe der Kosten geben. Der Käufer kann auch den Marktpreis beeinflussen, wenn die Kosten der Umstellung auf eine Alternative (d. h. Verfahren/Stoff) gering sind. Ähnlich kann ein konkurrierender Hersteller, der eine teurere Alternative (d. h. Verfahren/Stoff) verwendet, nicht unbedingt einen höheren Preis berechnen, weil die signifikante Macht der Käufer den Hersteller zwingt, die höheren Kosten der Alternative aufzufangen. Bedrohung durch alternative Produkte oder Dienstleistungen Wenn der Käufer die Option hat, zu einem alternativen Produkt zu wechseln, kann dies eine Bedrohung für den Sektor darstellen (zum Beispiel werden Aluminium und Kunststoffe zunehmend als Grundstoff in der Automobilherstellung, als Ersatz für Stahl, eingesetzt), dann sind die Möglichkeiten der Weitergabe gestiegener Kosten an den Käufer begrenzt. Der Käufer wird anfangs ungern die Umstellung vornehmen wegen der Investitionskosten, die er für die Änderung seines Prozesses tätigen müsste, um der Umstellung zu entsprechen, aber wenn die Kosten der Beschränkungen steigen und sich diese Kosten in Produktpreiserhöhungen niederschlagen, kann die Bedrohung durch Käufer, die auf Ersatzprodukte umstellen, zu einer größeren Thematik werden. Im Kontext der Beschränkungen kann dieses Thema weniger bedeutsam sein (verglichen mit einer Zulassung unter REACH), weil es aus Sicht der Gesellschaft eine Verschiebung im „Marktanteil“ von einer Industrie zu einer anderen ist (z. B. von Stahl zu Nichteisenmetallen und Chemikalien). 174 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Es wird jedoch zu einem wichtigen Thema, wenn es zu solchen Veränderungen führt, dass Beschäftigung und Erlöse an außerhalb der EU ansässige Wettbewerber gehen. Bedrohung durch neue Konkurrenten Hochprofitable Märkte haben die Tendenz, neue Konkurrenten anzuziehen. Diese Bedrohung könnte eingeschränkt werden, wenn es hohe Eintrittsbarrieren gibt (neue Ausrüstungen, Zugriff auf Distributionskanäle, kundenseitige Umstellungskosten, gesetzliche Zulassungen etc.). Eine wichtige Überlegung für Beschränkungsvorschläge betrifft die gestiegenen Kosten (z. B. durch Verwendung eines alternativen Produkts, Veränderungen im Prozess), welche Nicht-EU-Firmen im Markt konkurrenzfähiger machen könnten und EU-Industrien veranlassen könnten, eine Auslagerung aus der EU in Erwägung zu ziehen. Dieser Abschnitt unterstützt die Analyse in Abschnitt 3.7.3 Insbesondere: Aufgabe 2 – Bestimmen Sie die Belastbarkeit der Industrie mit Hilfe von finanzwirtschaftlichen Kennzahlen Aufgabe 2 - Bestimmen Sie die Belastbarkeit der Industrie mit Hilfe von finanzwirtschaftlicher Kennzahlen Damit eine Firma wirtschaftlich lebensfähig ist, muss sie in der Lage sein, sich unter wechselnden wirtschaftlichen Bedingungen und Schwankungen innerhalb dieser Industrie anzupassen und zu wachsen. Die Analyse der Lebensfähigkeit einer Industrie mit finanzwirtschaftlichen Kennzahlen wird die Feststellung erleichtern, ob zusätzliche Kosten für die Industrie jegliches weitere Wachstum der Industrie begrenzen oder sogar Teile der Industrie aus dem Geschäft drängen. Um wirtschaftlich lebensfähig zu sein, muss eine Firma Folgendes aufrechterhalten: • ausreichende Liquidität; • ausreichende Solvenz; und • ausreichende Rentabilität Die Liquidität ist ein kurzfristiges Maß für die Gesundheit einer Firma und beschreibt die Fähigkeit der Firma, ihre kurzfristigen Verbindlichkeiten zu bezahlen. Dieser Anhang enthält eine Methode zur Berechnung der „Liquidität dritten Grades“ und „der Liquidität zweiten Grades“, welche routinemäßig zur Beschreibung der Liquidität verwendet werden. Die Solvenz einer Firma beschreibt die Fähigkeit einer Firma, ihre Verpflichtungen längerfristig zu erfüllen. Solvenz ist vorhanden, wenn die Vermögenswerte der Firma ihre externe Verschuldung (Verbindlichkeiten) übersteigen. Daher hat die Firma eine gute finanzielle Basis oder Stabilität und als solche ist die Solvenz ein gutes Maß für das Gesamtwohlergehen der Firma. Wenn die externen Schulden größer sind als die Vermögenswerte, besteht ein Zustand der Insolvenz. Berechnungen für das „Verhältnis Verschuldung/Vermögen“ und „Zinsdeckung“, welche routinemäßig zur Beschreibung der Solvenz verwendet werden, sind in diesem Anhang enthalten. 175 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Rentabilität: Für Firmen mit höheren Gewinnmargen und Gesamtgewinnen wird es einfacher sein, einen Anstieg der Produktionskosten zu absorbieren (dies ist meistens eine Verteilungswirkung für die Gesellschaft). Ein Unternehmen, das sowohl solvent als auch liquide ist, muss nicht unbedingt rentabel sein. Eine einfache Definition des Gewinns lautet Erlöse nach Abzug der Kosten. Noch wichtiger ist, dass der Gewinn auch den Ertrag des investierten Kapitals angeben kann, d. h. er entschädigt den Kapitaleigentümer für den Kapitalverlust aus irgendeiner anderen potenziellen Verwendung. Dies ist normalerweise eine gute Basis für Investoren, um zu bestimmen, ob der Ertrag ihrer Investitionen einen adäquaten Ertrag in Bezug auf das Solvenzrisiko der Firma sowie alternative Investitionen an anderer Stelle, einschließlich risikofreier Investitionen, erbringt. Es gibt verschiedene Messzahlen für die Rentabilität. Finanzwirtschaftliche Kennzahlen für „Bruttogewinnspanne“, „Nettogewinnspanne“ und „Kapitalrendite“ werden in diesem Anhang diskutiert. Dieser Abschnitt enthält verschiedene finanzwirtschaftliche Kennzahlen für jeden dieser Schlüsselindikatoren. Liquidität Liquidität dritten Grades = Umlaufvermögen Kurzfristige Verbindlichkeiten Dies wird als der Haupttest für die Liquidität betrachtet. Es gibt keinen genauen Wert für dieses Verhältnis, welches als Richtwert für die Gesundheit einer Firma verwendet werden kann, da er von der Industrie und besonderen Umständen abhängig ist. Allgemein werden Zahlen von etwa 1,5 empfohlen, obwohl der Trend wichtiger ist. Ein Wert bei oder unter 1,0 signalisiert Probleme (kann kurzfristige Schulden nicht bezahlen) und Werte über 2,0 können bedeuten, dass zu viel Geld im Umlaufvermögen gebunden ist. Liquidität zweiten Grades = Umlaufvermögen - Vorräte Kurzfristige Verbindlichkeiten Bei der Berechnung der Liquidität zweiten Grades werden Vorräte abgezogen, weil es aufgrund verschiedener Faktoren wie Wetter oder Gesetzgebung schwierig sein kann, Vorräte in Bargeld zu konvertieren. Wirtschaftsprüfer empfehlen, dass die Liquidität zweiten Grades etwa 1 betragen sollte, d. h. dass etwa € 1 der liquiden Mittel auf jeden € 1 der kurzfristigen Verbindlichkeiten entfällt. Solvenz Verhältnis Verschuldung/Vermögen = Gesamtverbindlichkeiten der Firma Gesamtvermögen der Firma Das Verhältnis Verschuldung/Vermögen ist eine übliche Messgröße für die Firmensolvenz. Allgemein werden geringere Werte für das Verhältnis Verschuldung/Vermögen gegenüber höheren Werten bevorzugt. Geringere Werte sind ein Anzeichen für eine bessere Chance, die Solvenz der Firma aufrechtzuerhalten, sollte diese mit einer Periode ungünstiger Wirtschaftsverhältnisse konfrontiert werden. Geringe Werte für das Verhältnis Verschuldung/Vermögen können auch ein Anzeichen dafür sein, dass die Firma nicht gewillt ist, Fremdkapital zu nutzen, um aus profitablen Investitionsmöglichkeiten Nutzen zu ziehen. Werte unter 1 weisen darauf hin, dass die Firma solvent ist. 176 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Rentabilität Es gibt verschiedene Messgrößen für die Rentabilität. Dieser Abschnitt fokussiert auf Brutto- und Nettogewinnspannen sowie Kapitalrendite (ROCE – return on capital employed52): Bruttogewinnspanne = Bruttogewinn Umsatz X 100 Die Bruttogewinnspanne ist der Prozentsatz der Umsatzerlöse, bevor andere Ausgaben berücksichtigt werden. Nettogewinnspanne = Netto (Betriebs) gewinn Umsatz X 100 Die Nettogewinnspanne wird allgemein als signifikanter betrachtet, weil im Gegensatz zur Bruttogewinnspanne fixe Gemeinkosten berücksichtigt werden. Kapitalrendite (ROCE) = Gewinn vor Steuern und Zinsen Eingesetztes Kapital X 100 Die ROCE ist der Prozentsatz des Ergebnisses, den die Firma mit ihrem langfristigen Kapital, das im Unternehmen eingesetzt wird, erwirtschaften kann. Sie wird manchmal auch als Messgröße für die Effizienz verwendet. Die ROCE einer Firma ermöglicht Investoren, die finanzielle Wirksamkeit der Unternehmensmaßnahmen zu beurteilen, und kann möglicherweise für Wachstumsprognosen verwendet werden. Eine hohe ROCE gibt an, dass ein signifikanter Teil des Gewinns zum Nutzen der Aktionäre wieder in das Unternehmen investiert werden kann. Das erneut investierte Kapital wird wieder mit einer höheren Rendite genutzt werden, was dazu beiträgt, ein höheres Wachstum der Erträge pro Aktie zu erwirtschaften. Eine hohe ROCE ist daher ein Anzeichen für ein erfolgreiches Firmenwachstum. Wenn die ROCE geringer ist als die Rate einer risikofreien Investition, wie beispielsweise ein Festgeldkonto, dann würde die Firma besser daran tun, zu schließen, ihre Vermögenswerte zu verkaufen und das Geld auf dieses Festgeldkonto zu legen. Investoren können die ROCE zum Vergleich für andere potenzielle Investitionen verwenden, um festzustellen, wer wahrscheinlich die beste Rendite erwirtschaftet. Konsistenz ist ein Schlüsselfaktor der Leistung. Plötzliche Veränderungen in der ROCE könnten auf einen Verlust der Wettbewerbsfähigkeit im Markt hinweisen oder dass mehr Vermögenswerte als Bargeld gehalten werden. Es gibt keine festen Bezugsmarken, weil die ROCE in Zeiten der Rezession niedrig sein kann, aber als Faustregel kann gelten, dass die ROCE mindestens doppelt so hoch wie der aktuelle Zinssatz sein sollte. Eine ROCE, die darunter liegt, lässt vermuten, dass die Firma ihre Kapitalressourcen schlecht nutzt. 52 Anmerkung des Übersetzers: Bezeichnung korrigiert. 177 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN ANHANG C METHODEN ZUR MONETÄREN BEWERTUNG METHODEN ZUR MONETÄREN BEWERTUNG 178 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Einführung Dieser Anhang beschreibt alternative Methoden zur monetären Bewertung für die Abschätzung der Geldwerte der Gesundheits- und Umweltauswirkungen. In den Anhängen des Leitfadens zur Folgenabschätzung der Kommission (Kapitel 11) finden sich Informationen zu einer Reihe von Methoden zur monetären Bewertung. Dieser Anhang vermittelt einige Details über die Mehrzahl dieser Methoden einschließlich ihrer möglichen Verwendung in einer SEA. Der Anhang ist nur als Einführung zu den verschiedenen verfügbaren Methoden gedacht. Es sollten detailliertere Informationen und Expertenkompetenz herangezogen werden, bevor die monetäre Bewertung der Auswirkungen vorgenommen wird. Die in diesem Anhang beschriebenen Methoden zur monetären Bewertung stellen verschiedene alternative Ansätze dar, um Geldwerte für Auswirkungen oder Veränderungen zu ermitteln, wenn es keinen Marktpreis gibt, den man anwenden kann. Die Methoden zur monetären Bewertung werden daher in erster Linie für Gesundheits- und Umweltauswirkungen relevant sein. Sie könnten allerdings auch in Situationen relevant sein, wenn ein Beschränkungsvorschlag zu einer Qualitätsänderung bei einer Ware oder Dienstleistung führt. Traditionell wurden im Chemikalien-Risikomanagement häufig Werteübertragungen angewendet, um Auswirkungen wie Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen monetär zu bewerten. Die übrigen Methoden, die in diesem Anhang dargestellt werden, wurden normalerweise nicht verwendet, teilweise weil es schwieriger ist, sie auf das Chemikalien-Risikomanagement anzuwenden, aber auch weil sie den Einsatz umfangreicher Ressourcen für die Erfassung von Daten erforderlich machen. Die Behörde sollte dies in Betracht ziehen, wenn sie ihre Ressourcen und ihr Budget plant. Man sollte außerdem bedenken, dass Methoden zur monetären Bewertung, wie beispielsweise vermiedene Kosten und in einigen Fällen Ressourcenkosten, keine monetäre Bewertung der Auswirkungen als solche liefern und daher mit Vorsicht angewendet werden sollten, wobei verdeutlicht werden sollte, warum sie angewendet werden. Wo kann ich mehr Informationen über Methoden zur monetären Bewertung finden? Es gibt zahlreiche Veröffentlichungen über Verfahren zur monetären Bewertung in der Wirtschaftsliteratur. Einige neuere Veröffentlichungen sind: C.1 o Freeman, A. Myrick; “The Measurements of Environmental and Resource Values: Theory and Methods”, Resource for the Future Press, 2003 o Carson Richard: “Contingent Valuation: A Comprehensive Bibliography and History”, Edward Elgar Pub, 2008. Werteübertragung Was für eine Methode ist das? Werte- oder Nutzenübertragung ist das Verfahren, Informationen über Geldwerte (welche Nutzen oder Kosten sein können) aus einem Kontext (dem „Studienort“) zu nehmen und auf einen anderen Kontext (den „Politikort“) anzuwenden. Aufgrund von Beschränkungen in Zeit und Ressourcen ist es unwahrscheinlich, dass bei der Erarbeitung der SEA neue Studien zur monetären Bewertung durchgeführt werden können. Daher können Schätzwerte aus vorherigen Studien mit ähnlichen Merkmalen übertragen werden. Der Kontext, 179 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN in welchem die ursprüngliche Studie zur monetären Bewertung durchgeführt wurde, wird häufig als „Studienort“ bezeichnet, und der Standort, wo die neue Wertabschätzung benötigt wird, wird als „Politikort“ bezeichnet. Die Werteübertragung kann über verschiedene Standorte hinweg (räumliche Werteübertragung) oder an einem spezifischen Standort im Zeitablauf (temporale Werteübertragung) angewendet werden. Die Hauptannahme bei Werteübertragungen ist, dass Abschätzungen des Werts einer Auswirkung an einem Standort einen angemessenen Näherungswert für einen anderen Standort mit ähnlichen Bedingungen ergeben können. Wie wird diese Methode angewendet? Übliche Schritte bei der Werteübertragung sind folgende: • Bestimmung der Art des benötigten Werts (z. B. Kosten, die mit einer bestimmten Gesundheitsauswirkung verbunden sind) • Durchführung einer Literaturrecherche zur Ermittlung relevanter Studien zur monetären Bewertung • Beurteilung der Werte des Studienorts für die Übertragung auf den fraglichen Standort • Beurteilung der Qualität, Konsistenz und Robustheit der Daten des Studienorts • Auswahl und Zusammenfassung der verfügbaren Daten des Studienorts • Übertragung der Werte vom Studienort auf den fraglichen Politikort, anzupassen wie erforderlich (z. B. für Kaufkraft) • Festlegung, wie die Auswirkungen in Bezug auf den fraglichen Standort zu aggregieren sind, z. B. betroffene Haushalte, Einflussgebiet usw. Der Schlüsselschritt ist die Übertragung vom Studienort auf den Politikort. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese Übertragung vorzunehmen, welche von den Unterschieden in den Merkmalen des Studienorts und des Politikorts abhängig sind. Folgende Übertragungsarten können angewendet werden: 180 • Einzelwert-Übertragung (d. h. die in der Originalstudie erhobene Zahlungsbereitschaft zum Schutz eines Naturstandorts, geschätzt mit € 100/Person, wird unabhängig von der Größe oder den Qualitäten des Standorts verwendet) • Marginalpunktwert-Übertragung (es wird der Wert von € 10/ha/Person verwendet, wobei die Größe des Gebiets berücksichtig wird) • Nutzenfunktion-Übertragung (die Übertragung schließt mehrere Merkmale ein, Größe des Gebiets, Anzahl der Arten, Einkommen der befragten Bevölkerung etc.) • Meta-Wert-Analyse (es wird eine Reihe von Studien verwendet, um einen Wert abzuschätzen, der für die Nutzenübertragung verwendet werden soll) SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Welche Schwierigkeiten können bei der Anwendung dieser Methode entstehen? • Die Qualität und/oder Verfügbarkeit vorhandener Studien ist oft unzureichend. Eine Werteübertragung ist nur so zuverlässig wie die Originalstudie; • Die erwartete Veränderung neuer Projekte oder Politiken liegt außerhalb des vorherigen Erfahrungsbereichs; • Probleme entstehen beim Konvertieren einer diskreten Veränderung (d. h. in der Umweltqualität) in Marginalwerte, um die neue Politik zu bewerten; • Probleme entstehen beim Versuch der Bewertung eines Gewinns (d. h. in der Umweltqualität), wenn die monetäre Bewertung sich auf einen Verlust (in der Umweltqualität) bezieht; • Unterschiede im Studienort/in den Studienorten und dem Politikort können im Übertragungsmodell oder –verfahren nicht berücksichtigt werden oder werden nicht berücksichtigt. Wann könnte diese Methode angewendet werden? (im Rahmen des SEA-Verfahrens) Es ist nicht machbar, in einer üblichen SEA alle Auswirkungen unter Verwendung der normalerweise verfügbaren Daten abzuschätzen. Werteübertragungsmethoden können besonders hilfreich für eine SEA sein, wenn vielleicht eine „provisorische“ Angabe der Auswirkungen ausreichend ist, um zu einem Urteil zu gelangen. Sie sind auch besonders relevant, wenn zeitliche und finanzielle Beschränkungen die Anwendung anderer Methoden zur monetären Bewertung ausschließen. Kapitel 4 zur Folgenabschätzung enthält eine Tabelle mit Nutzenübertragungswerten, die im Rahmen einer EU-Initiative entwickelt worden sind. Diese erfassen einige Gesundheits- und Umweltauswirkungen und wurden durch einen Meta-Analyse-Ansatz entwickelt und unter den Mitgliedstaaten abgestimmt. Beispiel für die Anwendung dieser Methode Es gibt einige Datenbanken mit Studien zur monetären Bewertung, und es ist zu erwarten, dass in Zukunft weitere Datenbanken verfügbar werden. Gegenwärtig ist die EVRI database ein Beispiel für eine Datenbank mit Studien zur monetären Bewertung. EVRI enthält etwa 1500 bis 2000 Studien zur monetären Bewertung und regelmäßig kommen neue Studien hinzu. Während die Nutzung von Studien zur monetären Bewertung für eine SEA wahrscheinlich nur in einer begrenzten Anzahl von Fällen relevant ist, zeigt das nachstehende Beispiel, wie man Nutzenstudien verwenden kann, um einen Überblick über die wahrscheinliche Größenordnung bestimmter Auswirkungen zu erhalten. Die monetäre Bewertung von Erholungsnutzen ist besonders gut erfasst, da diese Art des Nutzenwerts Gegenstand vieler Studien war. Eine dieser Studien, auf die man in der EVRI-Datenbank zugreifen kann, ist eine Studie, die verfügbare Werte für Erholungsnutzen53 zusammenfasst, wobei 53 Rosenberger Randall S.; Loomis, John B. 2001. Benefit transfer of outdoor recreation use values: A technical document supporting the Forest Service Strategic Plan. Gen. Tech. Rep. RMRS-GTR-72. Fort Collins, CO: U.S. Department of Agriculture. 181 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Werte aus einer Reihe von Primärstudien herangezogen werden. Sie ist daher eine Meta-Studie und bildet die Grundlage für die Anwendung einer Meta-Wert-Nutzenübertragung. Die Meta-Analyse bildet wahrscheinlich eine robustere Grundlage für die Nutzenübertragung als die Übertragung aus Studien, die einzelne Orte erfassen. Diese Studie fasst den Wert verschiedener Erholungsaktivitäten zusammen. Sie enthält beispielsweise den Wert, der dem Schwimmen und Angeln zugeordnet wird. Es wird ein monetärer Wohlfühlwert in $ pro Aktivitätstag pro Person angegeben. Der Mittelwert für Schwimmen beträgt $ 21 pro Tag pro Person, während der Mittelwert für Angeln $ 36 pro Tag pro Person ist. Die Unsicherheit wird durch den Bruttobereich der Werte angegeben; für Angeln liegt der Bereich zwischen $ 2 bis $ 210 pro Person. (Dies kennzeichnet die inhärenten Unsicherheiten eines solchen Ansatzes, und die Unsicherheitsanalyse – siehe Anhang F – ist wahrscheinlich ein grundlegender Bestandteil einer SEA, die Werteübertragungsmethoden verwendet. Wo es möglich ist, könnte ein plausiblerer Bereich verwendet werden, d. h. gewichteter Durchschnitt oder Konfidenzintervall um einen Mittelwert). Bevor solche Werte angewendet werden, müssen die oben aufgeführten Fragen bezüglich der Überlegung, ob die Nutzenwerte für die Übertragung geeignet sind, behandelt werden. In diesem Fall stammen die meisten Daten aus nordamerikanischen Studien. Man muss berücksichtigen, ob dies die Eignung für die Verwendung in der EU beeinträchtigt. Das betrifft zwei Aspekte: i) gibt es Unterschiede im Einkommensniveau und ii) gibt es Unterschiede in den Präferenzen für Erholungsaktivitäten. In diesem Beispiel können die Unterschiede im Einkommensniveau durch den Unterschied im BIP/Kopf in der EU und den USA gemessen werden. Die BIP-Werte müssen auf der Kaufkraftparität (KKP)54 basieren. Das bedeutet, dass Unterschiede im Preisniveau berücksichtigt werden (wenn das Nominaleinkommen/Kopf in Land A doppelt so hoch ist wie das in Land B, aber alle Preise für Waren und Dienstleistungen in Land A auch doppelt so hoch sind, dann ist das KKP-angepasste Einkommen/Kopf dasselbe). Wenn weiter davon ausgegangen wird, dass kein Grund für die Annahme besteht, dass es bestimmte Unterschiede bei den Präferenzen für diese Erholungsaktivitäten gibt, können die Werte verwendet werden. Die Umrechnung der obigen Ergebnisse zur Zahlungsbereitschaft von $-Werten für 1996 in €Preise für 2007 umfasst folgende Schritte: • Umrechnung von $ in € auf Grundlage des Wechselkurses von 1996; • Anpassung der Werte durch die Differenz im Haushaltseinkommen in 1996; • Anpassung des Werts von 1996 an das Preisniveau von 2007 unter Anwendung der EUInflationsraten für den Zeitraum 1996 bis 2007. Die Umrechnung der Schätzungen von einer Währung in eine andere und von Preisen im Jahr der Studie auf die gegenwärtigen Preise wird in Abschnitt 4.8. beschrieben. In diesem Beispiel gibt es ein paar Komplikationen. Im Jahr 1996 war der Euro als echte Währung noch nicht etabliert, existierte aber in Form des ECU. Sein Wert ist mit dem des Euro vergleichbar und daher wird er ver- 54 Diese Anpassung ist unter Verwendung der OECD-KKP zu finden: http://www.oecd.org/department/0,3355,en_2649_34357_1_1_1_1_1,00.html 182 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN wendet. Auf Basis der Eurostat-Datenbank wird der Wechselkurs mit 0,79 € pro $ geschätzt (durchschnittlicher Wechselkurs für das letzte Quartal 1996). Eine Anpassung bezüglich der Auswirkungen des unterschiedlichen Wohlstandsniveaus wird durch die Tatsache erschwert, dass die EU im Jahr 1996 nur die EU-15 war. Das BIP-Niveau in den neuen Mitgliedstaaten ist relativ niedrig, erfährt aber ein hohes jährliches Wachstum. Es stellt sich somit die Frage, wie dies zu berücksichtigen ist. Der Wert des BIP/Kopf für 1996 zeigt einen Unterschied von 70 bis 80 % zwischen den USA und der EU, während die Zahlen der letzten Jahre mit etwa 50 % rückläufig sind. Hier basiert die Anpassung auf Daten von 2007. BIP pro Kopf (KKP) Schätzungen 2007 Europäische Union 28213 Vereinigte Staaten 43444 Verhältnis 1,54 Basierend auf Eurostat-Daten beträgt die EU-Inflation (EU-27) von 1996 bis 2007 etwa 40 %. Alle drei Schritte bei der Anpassung der Abschätzung der ursprünglichen Zahlungsbereitschaft sind nachstehend erläutert. Ursprüngliche Abschätzung Währung angepasst Angepasst für EU-Einkommen und Preisniveau Angepasster endgültiger Wert $ in Preisen von 1996 € in Preisen von 1996 € in Preisen von 1996 € in Preisen von 2007 Schwimmen 21 17 11 15 Angeln 36 28 18 25 Wie man erkennen kann, ist diese Umrechnung nicht einfach und es wird daher empfohlen, im Fall einer solchen Art der Nutzenübertragung einen Wirtschaftsfachmann zu konsultieren. Wenn in einer SEA zu erwarten wäre, dass eine Reihe von Naturstandorten in der EU betroffen ist, könnten Erholungswerte verwendet werden, um Abschätzungen der Größenordnung möglicher Verluste (oder Gewinne) zu entwickeln, deren Eintritt man erwarten würde. Die Werte könnten verwendet werden durch eine Beurteilung, wie viele Menschen gegenwärtig Erholungsaktivitäten unternehmen und ob diese Aktivitäten aufgrund der Kontaminierung (oder Verbesserung) der Standorte verhindert werden würden. Wenn insgesamt 500.000 Personentage des Angelns betroffen wären, würde der potenzielle Verlust € 14 Millionen pro Jahr mit einem Bereich von € 1 Millionen bis € 82 Millionen betragen. Wenn die Zahl der betroffenen Menschen nicht bekannt wäre, könnte eine Sensitivitätsanalyse durchgeführt werden, die einem Ansatz folgt, den wir den „Rückrechnungs“-Ansatz genannt haben (zur Beschreibung des „Rückrechnungs“-Ansatzes siehe Abschnitt 4.4 und 4.5 der Hauptleitlinien). Wenn der Unterschied in den ökonomischen Gesamtkosten zwischen den zwei SEA-Szenarien mit € 100 Millionen pro Jahr geschätzt werden würde, könnte die Rückrechnung zeigen, dass wenn 183 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN mehr als 3,7 Millionen Angel-Erholungstage potenziell betroffen wären, der Verlust die ökonomischen Kosten übersteigen würde (€ 100 Millionen dividiert durch € 27/Angeltag entspricht 3,7 Millionen Tage). Wenn weitere Informationen angeben würden, dass die gesamten Angelaktivitäten in den potenziell betroffenen Gebieten nur 100.000 Angel-Erholungstage wären, könnte geschlussfolgert werden, dass dieser Verlust die ökonomischen Kosten wahrscheinlich nicht übersteigen würde. In den meisten Fällen wären andere Arten der Umweltauswirkungen zu betrachten, was diese Art der Analyse komplizierter macht. Wo kann ich mehr Informationen über diese Methode finden? EC Impact Assessment Guidelines Annexes (siehe Kapitel 11) 15. Juni 2005 UK Treasury Greenbook (Chapter 5) Das Environmental Valuation Reference Inventory ist eine Suchdatenbank für Studien zur monetären Bewertung über Umweltnutzen (und menschliche Gesundheit) und ist als Instrument zur Erleichterung der Nutzenübertragung gedacht. http://www.evri.ca/ Technical guidance document on the use of socio-economic analysis in chemical risk management decision making (OECD 2002) Central Queensland University: A Systematic Database for Benefit Transfer of NRM Values in Queensland Cost-Benefit Analysis and the Environment Recent Developments (Chapter 17) -OECD 2006 C.2 Bekundete Präferenz (SP - stated preference) Was für eine Methode ist das? Der Grundgedanke bei einer Bekundeten Präferenz (SP)-Methode für die Abschätzung von Auswirkungen, welchen üblicherweise durch den Markt kein Wert zugeordnet wird (Nicht-MarktPreise), ist die Quantifizierung der Bereitschaft einer Person, finanzielle Kosten zu tragen, um eine potenzielle (nicht-finanzielle) Verbesserung zu erreichen oder einen potenziellen Schaden zu vermeiden. SP-Ansätze basieren auf hypothetischen Märkten und beruhen darauf, dass man Menschen unter Verwendung von Fragebögen hypothetische Fragen stellt. Diese Fragen können den ökonomischen Wert feststellen, den die Menschen bestimmten Waren und Dienstleistungen beimessen. Bei jeder Studie, die unter Verwendung von Fragebögen durchgeführt wird, ist die Zuverlässigkeit der monetären Bewertungen nur so gut wie die eigentlichen Fragen und die verwendeten Formulierungen (d. h. jede Einseitigkeit in den Formulierungen oder bei verfügbaren Optionen wird die Brauchbarkeit der Ergebnisse beeinträchtigen). In der Kategorie der SP-Methoden gibt es zwei alternative Gruppen von Methoden: die kontingente Bewertungsmethode (CVM – contingent valuation method) und die Entscheidungsmodellierung (CM - choice modelling). Kontingente Bewertungsmethode (CVM) Bei der Verwendung der CVM konstruiert der Untersuchende ein Szenario oder einen hypothetischen Markt, der dann einer Zufallsauswahl der Bevölkerung vorgelegt wird, um ihre Zahlungsbereitschaft (WTP – willingness to pay) in Bezug auf eine Verbesserung oder ihre Akzeptanzbereit- 184 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN schaft (WTA – willingness to accept) in Bezug auf eine monetäre Kompensation für eine Qualitätsverminderung (z. B. hinsichtlich der Umweltqualität) abzuschätzen. Basierend auf den Antworten der Erhebung schätzen die Untersuchenden Werte wie die mittlere oder mediane WTP für eine Verbesserung oder die WTA in Bezug auf eine Kompensation für eine Qualitätsverminderung. Entscheidungsmodellierung (CM) Bei der Anwendung der CM werden Waren hinsichtlich ihrer Merkmale (Qualität, Preis etc.) und der Höhe/Umfang/Niveau, die diese Merkmale aufweisen, beschrieben. Man legt den Probanden verschiedene alternative Beschreibungen einer Ware vor, differenziert nach Merkmalen und Höhe/Umfang/Niveau dieser Merkmale, und sie werden gebeten, ihre bevorzugte Alternative in Bezug auf eine Menge von Merkmalen zu klassifizieren, zu bewerten oder auszuwählen. Die WTP kann aus den Entscheidungen der Probanden indirekt entnommen werden, solange der Preis eines der Merkmale ist, wobei der Vorteil darin besteht, dass eine explizite Erhebung der WTP selbst vermieden wird. Wie wird diese Methode angewendet? Für die Anwendung von SP-Methoden wird die Anleitung durch Experten empfohlen. Für eine erfolgreiche SP-Studie sind folgende Schritte erforderlich (Pearce et al., 2002): • Ausgangsuntersuchung – Welche Frage ist zu beantworten? Welches Objekt oder welche Auswirkung ist zu bewerten? • Auswahl der Erhebungsmethode und der Methode zur monetären Bewertung – Ist die Erhebungsmethode eine persönliche Befragung? Mail? Internet? Wird es eine CM oder CV sein? Auswahl der Bevölkerung und Stichprobe – Was ist die Zielbevölkerung und welche Art der Stichprobe sollte ausgewählt werden? Fragebogengestaltung – Zahlungsvehikel (Steuer, Preis, Spende etc.)? Erhebungsformat? Form der Frage? (Vermeidung von Fragen, die die Probanden in eine bestimmte Richtung lenken.) Test des Fragebogens – Fokus-Gruppen, Piloterhebungen und Umgestaltung. Durchführung der Haupterhebung – Umgestaltung des Fragebogens und Durchführung der Haupterhebung. Ökonometrische Analyse – Aufbau einer Ergebnis-Datenbank und Weiterleitung an Ökonometrie-Fachleute. Validitäts- und Reliabilitätsprüfung – Genügen die Ergebnisse Validitäts- und Reliabilitätsprüfungen? • • • • • • • Aggregation und Berichterstattung – Aggregation aus den Stichprobenergebnissen für die Zielbevölkerung. Wann könnte diese Methode angewendet werden? (im Rahmen des SEA-Verfahrens) Es wird allgemein nicht erwartet, dass eine SEA Arbeiten zur monetären Primärbewertung einschließen würde. Wenn jedoch die Werte, um die es geht, ausreichend hoch sind, könnte entschieden werden, dass eine monetäre Primärbewertung durchzuführen ist. Studien zur monetären Bewertung könnten für verschiedene Auswirkungsarten relevant sein. Methoden zur monetären Bewertung werden häufig in Bezug auf Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen erwogen. Sie könnten auch angewendet werden, um zu beurteilen, ob ein Beschränkungs-/„Nichtverwendungs“-Szenario zu einer veränderten Qualität eines Endprodukts führt. Die Entscheidungsmodellierungsmethode 185 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN (CM) war ursprünglich dazu bestimmt, einen Überblick über die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher im Hinblick auf Veränderungen der Qualität und anderer Merkmale von Konsumgütern zu gewinnen. Wenn ein Fragebogen so angelegt wird, dass verschiedene Qualitäten des Endprodukts erfasst werden, könnte die Zahlungsbereitschaft bezüglich einer Veränderung dieser Qualitäten aufgrund der Beschränkung/des Verbots des Stoffs abgeschätzt werden. Eine Studie zur monetären Bewertung könnte auch so angelegt sein, dass speziell die Zahlungsbereitschaft für die Veränderung in den Risiken zwischen den zwei Szenarien analysiert wird. Dies könnte die Analyse der Zahlungsbereitschaft für die Reduzierung des/der zu analysierenden Risikos/Risiken ermöglichen, auch wenn nur eine qualitative Risikobeschreibung verfügbar ist. Die Durchführung einer Studie zur monetären Primärbewertung würde die Einbeziehung von Experten erforderlich machen. Es gibt Organisationen, die auf die Gestaltung von (unverzerrten) Fragebögen, die Auswahl repräsentativer Stichproben und die Durchführung von Erhebungen spezialisiert sind. Welche Schwierigkeiten können bei der Anwendung dieser Methode auftreten? • Probanden geben vielleicht keine echte Antwort, weil sie nicht an das Szenario glauben • Erhaltene Ergebnisse basieren nicht auf tatsächlichem Verhalten und können daher Faktoren auslassen, die in den Märkten vorhanden sind • Es ist möglich, dass Probanden dem angebotenen Vorschlag zustimmen, ohne die Größenordnung des Vorschlags oder andere Überlegungen angemessen zu berücksichtigen • Verzerrungen durch soziale Erwünschtheit treten auf, wenn Probanden Antworten auf eine solche Weise geben, um sich selbst in einem günstigen Licht hinsichtlich gesellschaftlicher Normen darzustellen • Eine statistische Datenanalyse kann sehr kompliziert sein und erfordert Expertenunterstützung und spezielle Software • Das Zahlungsvehikel und die Formulierung der Fragen können die Ergebnisse in hohem Maße beeinflussen • Die Methode kann sehr teuer und zeitaufwändig sein Wo kann ich mehr Informationen über diese Methode finden? Ecosystem Valuation, Methods chapter 6: Contingent Valuation DTLR: Economic Valuation with Stated Preference Techniques Summary Guide NOAA Coastal Services Center - Environmental Valuation: Principles, Techniques, and Applications: DEWR - The Economic Value of Biodiversity: a scoping paper Technical guidance document on the use of socio-economic analysis in chemical risk management decision making (OECD 2002): 186 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Cost-Benefit Analysis and the Environment Recent Developments (Chapter 8-9) - OECD 2006 C.3 Offenbarte Präferenz (RP – revealed preference) Was für eine Methode ist das? Offenbarte Präferenzen (RP) werden durch tatsächliche Entscheidungen sichtbar gemacht, die Individuen auf dem Markt treffen, und weisen die Gemeinsamkeit auf, dass Marktinformationen und – verhalten verwendet werden, um Rückschlüsse auf den Geldwert einer damit verbundenen NichtMarkt-Auswirkung zu ziehen. Nachstehend werden drei Ansätze unter dieser Überschrift vorgestellt. Die hedonische Preisbestimmungsmethode bei der Umweltbewertung verwendet Surrogatmärkte, um Werte für die Umweltqualität zu ermitteln. Der Immobilienmarkt ist der am häufigsten verwendete Surrogatmarkt, der bei der hedonischen Preisbestimmung von Umweltwerten eingesetzt wird. Immobilienpreise werden durch verschiedene Schadstoffe wie Luft und Lärm beeinflusst und dies ist eine direkte Auswirkung auf ihren Wert. Durch den Vergleich von Immobilien mit ansonsten ähnlichen Eigenschaften und Korrektur aller Nicht-Umweltfaktoren können Informationen über den Wohnungsmarkt verwendet werden, um die Zahlungsbereitschaft der Menschen für Umweltqualität abzuschätzen. Unter der Reisekostenmethode kann eine Nachfragekurve bezüglich eines nicht handelbaren Erholungs-/Touristen-Guts, das von den Bedingungen seiner Umwelt abhängig ist, aus einem geschätzten Verhältnis zwischen Besucherraten und den Reisekosten zu einem Ort abgeleitet werden. Mit anderen Worten, wenn man untersucht, wie viele Menschen bereit sind zu zahlen, um an diesen Ort zu gelangen, hat man die Möglichkeit, den Wert abzuleiten, den sie durch ihre Anwesenheit an diesem Ort genießen. Abwehrverhalten- und Defensivkosten-Ansätze ähneln den beiden vorangegangenen, unterscheiden sich aber insofern, als dass sie auf das Einzelverhalten zur Vermeidung negativer, nicht greifbarer Auswirkungen Bezug nehmen. Die Menschen könnten Waren wie Schutzhelme zur Reduzierung des Unfallrisikos und Doppelverglasung zur Reduzierung des Verkehrslärms kaufen, was wiederum ihre monetäre Bewertung dieser negativen Auswirkungen sichtbar macht. Der Ansatz der vermiedenen Kosten wird in Abschnitt B.5 erläutert. Wann könnte diese Methode angewendet werden (im Rahmen des SEA-Verfahrens) Methoden auf Basis offenbarter Präferenzen sind wahrscheinlich in einem SEA-Kontext weniger nützlich. Hinsichtlich der Präferenzen zur Vermeidung der Exposition gegenüber Chemikalien am Arbeitsplatz oder bei der Verwendung durch den Verbraucher kann es Beispiele geben, die man verwenden könnte, um zu beurteilen, welche Entscheidungen einer gefährdeten Bevölkerung man erwarten würde, um die Risiken zu vermeiden oder zu reduzieren, sowie die Bereitschaft, dafür zu bezahlen. Um eine Studie über offenbarte Präferenzen durchzuführen, müsste man eine Situation identifizieren, in welcher Arbeitskräfte oder Verbraucher die Wahl zwischen verschiedenen Expositionshöhen einer Chemikalie/n haben und wo die Entscheidungen eine finanzielle Auswirkung, wie beispielsweise auf Gehälter oder Produktpreise, haben. Wie bei den Bekundeten PräferenzMethoden wäre Expertenunterstützung erforderlich. 187 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN (Nutzenübertragungswerte basieren häufig auf Offenbarte Präferenz-Studien.) Welche Schwierigkeiten können bei der Anwendung dieser Methode auftreten? • Koeffizienten bei Merkmalen in Modellen, die aus Entscheidungen in realen Situationen geschätzt werden, liefern nur begrenzte Vorhersagen über die Auswirkung veränderter Politiken • Eine statistische Datenanalyse kann sehr kompliziert sein und erfordert Expertenunterstützung • Kollinearität unter mehreren Merkmalen ist eine Gemeinsamkeit von RP-Daten, was die Abgrenzung der Wirkungen von Merkmalen erschwert und zu implausiblen Ergebnissen führt. • RP-Methoden sind relativ schwer anzuwenden und zu interpretieren und erfordern einen hohen Grad an statistischem Fachwissen. • Die Methode erfordert einen großen Umfang an Erfassung und Manipulation der Daten und kann daher je nach Datenverfügbarkeit kostspielig sein. • Probleme bei der hedonischen Preisbestimmung sind55 - Der Umfang der messbaren Auswirkungen ist auf Dinge begrenzt, die auf die involvierten Surrogatmärkte bezogen sind - Die Methode berücksichtigt nur wahrgenommene Auswirkungen, somit bleiben Auswirkungen, von welchen die Individuen keine Kenntnis haben, unberücksichtigt • Probleme der TCM (Reisekostenmethode) sind - Die Reise selbst kann einen Wert haben - Es könnten dieselben Kosten anfallen, um an mehr als einen Ort zu gelangen - Einige der Kosten sind immateriell (z. B. Opportunitätskosten der Zeit) • Beim Abwehrverhalten besteht das Problem, dass die Marktwaren mehr Nutzen haben als nur die Reduzierung der immateriellen negativen Auswirkung, die gemessen wird Wo kann ich mehr Informationen über diese Methode finden? Energy, Transport And Environment Center For Economic Studies: the development and application of economic valuation techniques and their use in environmental policy – a survey NOAA Coastal Services Center - Environmental Valuation: Principles, Techniques, and Applications: DEWR - The Economic Value of Biodiversity: a scoping paper 55 Anmerkung des Übersetzers: Aufzählungseinzug korrigiert. 188 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Technical guidance document on the use of socio-economic analysis in chemical risk management decision making (OECD 2002): Cost-Benefit Analysis and the Environment Recent Developments (Chapter 7) -OECD 2006 189 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN C.4 Ressourcenkosten-Methode Was für eine Methode ist das? Die Ressourcenkosten-Methode kann verwendet werden, um monetäre Bewertungen von Gesundheitseffekten, wie beispielsweise Krankheiten, vorzunehmen. Die Ressourcenkosten einer Krankheit bestehen aus zwei Komponenten. Die erste umfasst die tatsächlichen Kosten der Krankheit, welche am einfachsten zu messen sind. Die Abschätzung dieser Kosten basiert entweder auf den tatsächlichen Ausgaben, die mit der Behandlung verschiedener Krankheiten verbunden sind, oder auf der erwarteten Häufigkeit der Nutzung bestimmter Dienstleistungen für verschiedene Krankheiten zusammen mit den Kosten für diese Dienstleistungen. Das Schlüsselproblem bei der Beurteilung der direkten Kosten ist die Möglichkeit, Daten über die tatsächlichen Kosten zu erfassen, die mit einem bestimmten Gesundheits-Endpunkt verbunden sind, da die im Gesundheitswesen übliche Buchführungspraxis im Allgemeinen nicht mit dieser Absicht entwickelt wurde. Die zweite Komponente der Ressourcenkosten ist die der verlorenen Einkünfte und/oder Zeit, häufig als indirekte Produktivitätskosten bezeichnet. Die Kosten für verlorene Einkünfte werden üblicherweise mit dem nachsteuerlichen Lohnsatz (für die verlorene Arbeitszeit) bewertet, und die verlorene Zeit zu Hause mit den Opportunitätskosten für Freizeit (für verlorene Freizeit). Ein wesentlicher Nachteil der Einbeziehung dieser indirekten Kosten besteht jedoch darin, dass diese Methode, obwohl gut eingeführt, nicht unbedingt eine zuverlässige Schätzung in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit liefert (OECD, 2002). Gesamtressourcenkosten werden dann geschätzt als die Summe aus: 1. den tatsächlichen Ausgaben (z. B. Medikamente, Arzt- und Krankenhausrechnungen) pro Tag, d. h. direkte Kosten; und 2. dem Wert der verlorenen Einkünfte und Freizeit pro Tag, d. h. indirekte Kosten; und diese werden dann multipliziert mit der Anzahl der Krankheitstage und der Anzahl der Krankheitsfälle für die Krankheit. Es muss eingeräumt werden, dass die Ressourcenkosten-Methode, weil sie nur auf die materielleren Kosten, die vermieden werden, fokussiert, nicht unbedingt die volle WTP eines Einzelnen zur Vermeidung einer Krankheit reflektiert (Freeman, 1993, in OECD, 2002). Sorgfalt ist geboten, wenn WTP-Werte die Kosten enthalten, die den Einzelnen für die Behandlung einer Krankheit entstehen, um eine doppelte Zählung zu vermeiden. Wann könnte diese Methode angewendet werden? (im Rahmen des SEA-Verfahrens) Der Ressourcenkosten-Ansatz ist ähnlich geartet wie für jede Kostenbewertung und könnte für die Verwendung in einem SEA-Kontext relevant sein. Wenn Gesundheitsauswirkungen identifiziert sind und die Anwendung der Nutzenübertragung nicht geeignet ist, wäre eine Schätzung der Ressourcenkosten bezüglich der Gesundheitsauswirkungen sinnvoll. 190 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Welche Schwierigkeiten können bei der Anwendung dieser Methode auftreten? • Die Methode ist auf spezifische Situationen begrenzt, welche Gesundheitsauswirkungen involvieren, und daher wird sie nur beschränkt geeignet sein • Die Methode reflektiert nicht unbedingt die volle WTP eines Einzelnen zur Vermeidung einer Krankheit, da sie nur auf Ressourcenkosten fokussiert, z. B. Verluste im Nutzwert im Zusammenhang mit dem Schmerz, den ein Einzelner erleidet • Daten über tatsächliche Kosten für eine spezielle Analyse zu beschaffen, kann in Anbetracht der im Gesundheitswesen allgemein üblichen Buchführungspraxis schwierig sein Wo kann ich mehr Informationen über diese Methode finden? Technical guidance document on the use of socio-economic analysis in chemical risk management decision making (OECD 2002) Cost-Benefit Analysis and the Environment Recent Developments (Chapter 14) -OECD 2006 C.5 Methode der vermiedenen Kosten Was für eine Methode ist das? Diese Methode beurteilt die Kosten von Maßnahmen, die mit dem Zweck der Prävention, Vermeidung oder Reduzierung von Schäden eingeführt wurden, welche beispielsweise durch die Verwendung eines Stoffs mit Wirkungen ohne Schwellenwert verursacht werden. Anstatt eine feste Größe für Geldwerte basierend auf der Zahlungsbereitschaft der Menschen für ein Produkt oder eine Dienstleistung zu bestimmen, geht die Methode davon aus, dass die Kosten zur Vermeidung von Schäden an Ökosystemen oder deren Dienstleistungen nützliche Schätzungen ihrer entsprechenden Werte ermöglichen. Dies basiert auf der Annahme, dass wenn Menschen Kosten auf sich nehmen, um Schäden zu vermeiden, die beispielsweise durch verlorene Ökosystem-Dienstleistungen verursacht werden, diese Dienstleistungen zumindest das wert sein müssen, was die Menschen zur Vermeidung des Schadens bezahlen würden. Wie wird diese Methode angewendet? Der Anfangsschritt für den Ansatz der „vermiedenen Kosten“ beinhaltet die Beurteilung der Umwelt- oder anderen Dienstleistungen, die erbracht werden. Dies besteht aus der Spezifizierung der relevanten Dienstleistungen einschließlich der Beschreibung, wie, für wen und auf welcher Ebene sie erbracht werden. Der zweite Schritt ist die Abschätzung der potenziellen Schäden, die entweder jährlich oder über einen diskreten Zeitraum eintreten könnten. Schlussendlich wird der Geldwert des potenziellen Schadens oder der Betrag, den die Menschen zur Vermeidung eines solchen Schadens bezahlen, berechnet. Welche Schwierigkeiten können bei der Anwendung dieser Methode auftreten? • Angefallene Kosten sind normalerweise keine exakte Größe für die abgeleiteten Nutzen, was einer der Hauptannahmen dieser Methode widerspricht. Diese Methode sollte daher als letztes Mittel angewendet werden, da soziale Präferenzen für Ökosystem-Dienstleistungen oder das 191 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Verhalten Einzelner bei Nichtvorhandensein solcher Dienstleistungen nicht berücksichtigt werden. • • Die Methoden können inkonsistent sein, weil einige Umweltmaßnahmen und -verordnungen ausschließlich auf Nutzen-Kosten-Vergleichen basieren, insbesondere auf nationaler Ebene. Daher können die Kosten einer Schutzmaßnahme die Nutzen für die Gesellschaft entweder über- oder unterschreiten. Diese Methoden sollten nur angewendet werden, nachdem die Gesellschaft ihre Zahlungsbereitschaft für die Investition in bestimmter Weise demonstriert hat (z. B. genehmigte Ausgaben für die Investition). Andernfalls gibt es keinen Anhaltspunkt, dass der Wert der Ware oder Dienstleistung, die von der ökologischen Ressource für die betroffene Gemeinschaft erbracht wird, größer ist als die geschätzten Kosten der Investition. Wann könnte diese Methode angewendet werden? (im Rahmen des SEA-Verfahrens) Die Methode der „vermiedenen Kosten“ könnte angewendet werden, um Auswirkungen zu beurteilen, wenn ein EU-weites Ziel besagt, dass die Erhöhung oder Reduzierung der Emissionen eines Stoffs durch Veränderungen in anderen Sektoren ausgeglichen werden müssten. Die Methode der „vermiedenen Kosten“ wird bezüglich der Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen vorgeschlagen, wo es fast unmöglich ist, eine zweckdienliche Schadensabschätzung abzuleiten; siehe Abschnitt 4.4.3 der Leitlinien. Vermeidungskosten könnten auch verwendet werden, um die Auswirkungen der Verwendung von Gefahrstoffen auf die Kosten der Abwasseraufbereitung zu betrachten. Die Einleitung von Chemikalien in die Kanalisation könnte erforderlich machen, dass Wasseraufbereitungsanlagen das Aufbereitungsniveau erhöhen, da sie bestimmte Grenzwerte einhalten müssen. In diesem Fall wird kein Umweltschaden verursacht, weil der Stoff entfernt wird, aber es entstehen erhöhte Aufbereitungskosten und potenziell höhere Kosten für Schlammbeseitigung aufgrund einer hohen Konzentration von Gefahrstoffen. Wo kann ich mehr Informationen über diese Methode finden? Ecosystem Valuation, Methods, Section 5: Damage Cost Avoided, Replacement Cost, and Substitute Cost Methods 192 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN ANHANG D DISKONTIERUNG DISKONTIERUNG 193 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN DISKONTIERUNG – ANHANG D Dieser Anhang ist als unterstützende Anleitung zu Abschnitt 3.8.3 bestimmt, wie die Diskontierung von Kosten und Nutzen in einer SEA durchzuführen ist. Dieser Abschnitt enthält Informationen über: • Die Gründe für die Diskontierung • Auswahl der Diskontrate • Ansätze für Diskontierungsraten • Andere wichtige Überlegungen; o Marktraten vs. soziale Zeitpräferenzrate o Umwelt- und Gesundheitsfragen o Intergenerationelle Fragen o Monetäre Bewertung von Gesundheit und Umwelt künftiger Generationen D.1 Die Gründe für die Diskontierung: „die Zukunft wird geringer bewertet als die Gegenwart“ Die zwei hauptsächlichen, nicht ausschließlichen Gründe, warum die große Mehrheit der Ökonomen argumentiert, dass Kosten und Nutzen im Zeitablauf diskontiert werden sollten, sind: • Ein Zeitpräferenz-Grund, welcher zwei Komponenten haben könnte: • Menschen sind „ungeduldig“. Obwohl es den meisten Menschen wahrscheinlich (beinahe) gleichgültig ist, ob sie ein Geschenk in einem Zeitraum von einem Jahr oder einem Jahr und einem Tag erhalten, wird es den Menschen im Allgemeinen eindeutig lieber sein, ihr Geschenk eher heute als morgen zu erhalten, selbst wenn beide Geschenke gleichermaßen garantiert sind. Ökonomen nennen das „Reine Zeitpräferenz“. Einige Ökonomen haben argumentiert, dass die Gesellschaft als Ganzes diese Ungeduld, wie sie Einzelne haben, nicht hat oder nicht haben sollte. • Menschen sind „sterblich“. Menschen sind vielleicht nicht mehr da, um vom zukünftigen Konsum zu profitieren, und legen somit mehr Wert auf Konsum in der Gegenwart (das heißt nicht, dass sie die Zukunft außer Acht lassen, da viele Menschen zum Beispiel Renten beziehen und künftigen Verwandten ein Erbe hinterlassen). Eine Regierung jedoch muss künftige Generationen sowie menschliche, Umwelt- und gesellschaftliche Katastrophen in Betracht ziehen. Dies wird später detaillierter diskutiert. • Kapital ist „produktiv“. Produktives Kapital impliziert, dass der gegenwärtige Konsum im Vergleich zum zukünftigen Konsum teurer ist. Wenn man sein Geld spart/investiert, erhält man eine positive Rendite (Zinsen), die es gestattet, in der Zukunft mehr zu konsumieren. Diese Prämie dafür, dass man nicht in der Gegenwart konsumiert, ist ein Konzept, das auch als „marginale Produktivität des Kapitals“ bezeichnet wird. Ein Einzelner kann „Zinsen“ auf das auf einem Sparkonto eingezahlte Geld erhalten. Diese Zinsen sind die „marginale Produktivität des Kapitals“ des Sparkontos. 194 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Ebenso ist bei Investitionen einer Firma in die Aktualisierung ihrer vorhandenen Maschinen der Wert des zusätzlichen Ertrags die „marginale Produktivität des Kapitals“ für diese speziellen Investitionen. Wenn wir diese Analogie fortsetzen, können neue Investitionen in, sagen wir, öffentliche Bildung zu einer besser ausgebildeten Gesellschaft und Arbeitnehmerschaft führen. Hier könnte die „marginale Produktivität des Kapitals“ eine produktivere Arbeitnehmerschaft oder Einsparungen sein, da weniger Schulungsmaßnahmen notwendig würden. Wenn wir davon ausgehen, dass der Konsum weiter wächst (wie historische Trends im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts zeigen), impliziert ein abnehmender marginaler Nutzen des Konsums, dass zusätzlicher Konsum in der Zukunft weniger wertvoll ist als der Konsum in der Gegenwart. Häufig wird das Risiko als dritter Grund für die Diskontierung genannt. Es betrifft die Unsicherheit, die mit spezifischen Kosten und Nutzen (die einer spezifischen Partei entstehen) verbunden ist, was häufig durch einen Aufschlag auf den Zinssatz reflektiert wird, der für die Erlangung der finanziellen Mittel benötigt wird, um Kosten und Nutzen zu verschiedenen Zeitpunkten zu übernehmen. Die Diskontierung geht implizit davon aus, dass ein solcher Zinsaufschlag möglich ist. Bei der Evaluierung von Investitionsprojekten wird üblicherweise ein solcher Risikoanstieg verwendet. Für eine SEA wird jedoch empfohlen, solche Kosten als separaten Posten zu buchen, und nicht über die Diskontrate, da letztere den allgemeinen Preis für das Warten reflektiert und das Risiko nur auf die spezifischen Kosten oder Nutzen bezogen ist. Wie oben festgestellt, bestehen die Konsequenzen der Diskontierung darin, dass Auswirkungen, die zu einem späteren Zeitpunkt in der Zukunft eintreten, einen geringeren Barwert haben als Auswirkungen, die auf kurze Sicht eintreten. Es ist daher argumentiert worden, dass die Diskontierung nicht für bestimmte Umwelt-, Gesundheits- und intergenerationelle Auswirkungen angewendet werden sollte. Viele dieser dargelegten Argumente sind im wesentlichen moralischer Natur; ist zum Beispiel ein Todesfall über 5 Jahre eine weniger gravierende Sache als einer über 2 Jahre? Sollte man von allen derartigen Vergleichen durch ökonomische Bewertung absehen? Diese Überlegungen sind begründet und verdienen daher eine gesonderte Berücksichtigung bei Bewertungs- und Berichterstattungsaktivitäten. Es ist jedoch auch zutreffend, dass in der Praxis bei alltäglichen Entscheidungen Menschen, Firmen und Regierungen solche Kompromisse machen. Anstatt dies für eine Beschränkungsentscheidung implizit zu tun, empfehlen wir, dies explizit zu tun, um Einsichten zu den (möglichen) Konsequenzen und Kompromissen zu gewinnen, die mit der vorliegenden Entscheidung verbunden sind. D.2 Auswahl der Diskontrate Die Auswahl der Diskontrate kann den Vergleich zwischen verschiedenen Auswirkungen im Rahmen der SEA verändern. Wenn zum Beispiel die Nutzen einer vorgeschlagenen Beschränkung hauptsächlich in der Zukunft entstehen, würde die bloße Verwendung einer hohen Diskontrate den Barwert dieser Nutzen reduzieren. Dies ist von besonderer Bedeutung, wenn der betrachtete Zeitraum sehr lang sein muss; eine relativ hohe Diskontrate ergibt effektiv ein Gewicht von praktisch null für Auswirkungen in der ferneren Zukunft. Tabelle 18 zeigt den Nutzen eines vermiedenen Krankheitstags unter Anwendung einer hypothetischen Schätzung von € 200. Die Tabelle zeigt, wie sich der Diskontfaktor in Abhängigkeit von der Diskontrate und Terminierung der Auswirkung verändert. Sie zeigt, dass bei Anwendung einer 4 %Diskontrate die geschätzten Einsparungen für einen vermiedenen Krankheitstag im 10. Jahr mit € 135,11 bewertet werden, während die Einsparungen im 100. Jahr nur € 3,96 betragen (alle anderen Dinge sind gleich). Das sind nur € 0,59 im 100. Jahr, wenn eine 6 %-Diskontrate angewendet wird. 195 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Tabelle 18 Beispiel für die Bedeutung der Terminierung der Auswirkung Jahr 10 20 30 50 100 Diskontfaktor unter Anwendung einer 4 %-Diskontrate 0,6756 0,4564 0,3083 0,1407 0,0198 Nutzen eines vermiedenen Krankheitstags (€ 200) € 135,11 € 91,28 € 61,66 € 28,14 € 3,96 Diskontfaktor unter Anwendung einer 6 % Diskontrate 0,5584 0,3118 0,1741 0,0543 0,0029 Nutzen eines vermiedenen Krankheitstags (€ 200) € 111,68 € 62,36 € 34,82 € 10,86 € 0,59 Leider gibt es keinen Konsens über einen einheitlich anwendbaren Standardwert für die Diskontrate. Teilweise reflektiert dies Heterogenität: unterschiedliche Gruppen und unterschiedliche Gesellschaften haben möglicherweise unterschiedliche Zeitpräferenzen; außerdem kann die geeignete Diskontrate vom Umfang und der Laufzeit der spezifischen Bewertungsaufgabe abhängig sein. Wenn beispielsweise ein Stoff PBT- oder vPvB-Eigenschaften hat und seine Herstellung nach der vorgeschlagenen Beschränkung eingestellt wird, kann es aus der Produktion resultierende Umweltauswirkungen geben, die noch nach über 30 Jahren nachwirken. Daher kann aus Gründen der Sensitivität die Anwendung degressiver Diskontraten zusätzlich zur 4 %-Diskontrate zweckmäßig sein. Darüber hinaus ist es für manche Problemstellungen von Bedeutung, ob die tatsächliche Präferenz der involvierten Wirtschaftssubjekte, wie sie durch das Marktverhalten ausgedrückt wird, als Orientierungspunkt oder als ethisches Prinzip angesehen wird; bei anderen Problemstellungen ist diese Bedeutung nicht gegeben. Wenn beispielsweise einer der Gründe für den Vorschlag einer Beschränkung (d. h. vollständiges Verbot) darin besteht, den Existenzwert eines bestimmten Ökosystems zu sichern, welches durch die Herstellung des Stoffs nachteilig beeinflusst wird, kann es wieder zweckmäßig sein, degressive Diskontraten anzuwenden, wenn der Existenzwert eine hochsignifikante Auswirkung darstellt. Die Festlegung der Diskontrate, besonders über einen langen Zeitraum, trägt zur Komplexität der Auswahl der Diskontrate bei, und da es keinen umfassenden Konsens unter den Ökonomen gibt, wird dringend empfohlen, eine Sensitivitätsanalyse durchzuführen, um einige unterschiedliche Diskontraten zu vergleichen. Dem Nutzer wird empfohlen, eine Sensitivitätsanalyse zu den Effekten alternativer Diskontraten durchzuführen. Es ist unwahrscheinlich, dass ein Konsens über die Diskontierung unter den Experten erreicht wird, da der Kompromiss zwischen dem Wohl gegenwärtiger und zukünftiger Generationen ein politischer ist. Durch die Analyse der Effekte alternativer Diskontraten wird deren Anwendung in sehr transparenter Weise dargestellt, was jedem Leser der SEA gestattet, sich ein eigenes Urteil über den Kompromiss zu bilden. Nachdem die Argumente dargelegt wurden, warum diskontiert werden sollte, beinhaltet die folgende Liste alternative Wege zur Bestimmung der Diskontrate: • Soziale Zeitpräferenz, basierend auf „tatsächlich beobachtetem Verhalten“, kombiniert üblicherweise das Argument der „Ungeduld“ der Menschen, die den Konsum in der Gegenwart dem Konsum in der Zukunft vorziehen, eine reine Zeitpräferenz, die üblicherweise mit etwa 1,5 % geschätzt wird, mit dem Effekt der Aussicht auf höheren zukünftigen Konsum aufgrund des Wirtschaftswachstums (etwa 2-3 %). Dies ergibt eine Gesamt-Zeitpräferenz und somit eine Diskontrate, die üblicherweise im Bereich von 3 % bis 5 % liegt. 196 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN • Intergenerationelle Gerechtigkeit ist ein weiteres Argument, auf welchem die Zeitpräferenzrate basieren könnte. Das Argument der intergenerationellen Gerechtigkeit legt nahe, dass die Möglichkeiten für den Konsum im Zeitablauf die gleichen sein sollten. Die Grundlage für diese Rate wäre daher die erwartete Realwachstumsrate pro Kopf in der Wirtschaft. Die Realwachstumsrate pro Kopf ist über einen langen Zeitraum schwer vorherzusagen und wies historisch und regional große Schwankungen auf. Gegenwärtig liegt die Prognose der Realwachstumsrate für die EU für 2007 bei etwa 2 % und das Realwachstum in den letzten Jahren lag im Bereich von 1-3 %. • Zuletzt könnte die Diskontrate auf der Kapitalrendite basieren. Das ist das Argument der Opportunitätskosten, dass das Geld, welches für Investitionen in Risikoreduzierungen verwendet wird, alternativ die Durchschnittsrendite für private Investitionen erzielt haben könnte. Eine Diskontrate, die auf dieser Art Argument basiert, würde sich in der Größenordnung von 5 %-8 % bewegen. Hier ist es für die Auswahl der Diskontrate wichtig, für welches Wirtschaftssubjekt speziell die Kosten und Nutzen im Laufe der Zeit entstehen. Für Verbraucher kann dies der relevante Marktzinssatz sein; für die Industrie kann dies die (erforderliche) Anlagenrendite sein. Dieser Ansatz wird unter Beschränkungen nicht als geeignet betrachtet und wird daher in den vorliegenden Leitlinien nicht weiter betrachtet. Einige mögliche Diskontraten werden in Tabelle 19 gezeigt. Wenn die Auswirkungen wahrscheinlich über einen langen Zeitraum eintreten, wird empfohlen, in die Sensitivitätsanalyse einen Diskontratenplan einzubeziehen, der nach 30 Jahren eine sinkende Rate berücksichtigt. 197 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Tabelle 19 Diskontraten Diskontrate (%) Kommentare EU-Ebene Leitfaden zur Folgenabschätzung der EUKommission 4% Basierend auf der durchschnittlichen Realverzinsung auf längerfristige Staatsschulden in der EU über einen Zeitraum seit den 1980er Jahren. Hat den Zweck, die soziale Zeitpräferenz zu reflektieren. Gestattet die Festsetzung der Diskontrate in verschiedenen Höhen, falls zweckdienlich. Finanzielle Diskontrate 6% Für Projekte, die aus EU-Strukturfonds finanziert werden. Diese Rate kann für neue Mitgliedstaaten oder Kandidaten auf 8 % steigen, wenn sie Schwierigkeiten hätten, eine Finanzierung zu einer niedrigeren Rate zu erhalten. Dänemark – Umweltministerium 3% Basiert auf der sozialen Zeitpräferenzrate56 Dänemark – Finanzministerium 6% Reflektiert die Opportunitätskosten von anderen Projekten vor Steuern und Abschreibungen (OCC-Ansatz). Angesichts der zwei Raten wird normalerweise eine Sensitivitätsanalyse durchgeführt, um die Auswirkungen unter Anwendung beider Diskontraten zu betrachten. Frankeich 4% Für Kosten und Nutzen, die innerhalb von 30 Jahren entstehen; nach 30 Jahren fällt die Rate auf 2 %. Deutschland 3% Zeitraum: 20-40. Nach 40 Jahren wird die Anwendung einer degressiven Diskontrate empfohlen. Irland 5% Wird als „Test-Diskontrate“ bezeichnet, welche in allen KNA und KWA für Projekte des öffentlichen Sektors angewendet wird. Kann angepasst werden, wenn es in Irland signifikante Veränderungen in den Realzinssätzen und der Rate der Anlagenrendite gibt. Slowakische Republik 5% Das Umweltministerium der Slowakischen Republik wendet eine 5 %Diskontrate für die Evaluierung von Umweltauswirkungen an, wie dies auch für andere Auswirkungen in der Gesellschaft der Fall ist. 30 Jahre werden als der maximale Horizont festgelegt, für welchen wirtschaftliche Nutzen und Kosten berücksichtigt werden, wobei es keine speziellen Diskontraten für Projekte oder Politiken mit sehr langfristigen Auswirkungen gibt. Spanien 5% Für Wasserinfrastruktur-Projekte wird allerdings eine Diskontrate von 4 % angewendet. Schweden 4% Einige EU-MS UK 3,5 % Basiert auf der sozialen Zeitpräferenzrate über einen Zeitraum von 30 Jahren. Danach eine degressive Diskontrate; 3 % für 31-75 Jahre, 2,5 % für 76125 Jahre, 2 % für 126-200 Jahre, 1, 5% für 201-300 Jahre und 1 % für 301+ Jahre. Quelle: Basiert auf Informationen in Hepburn (2006) 56 Samfundsøkonomisk vurdering af miljøprojekter, Miljø-og Energiministeriet, 2000. 198 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN D.3 Ansätze für Diskontierungsraten Einführung Die Hauptargumente für die Diskontierung sind entweder das Zeitpräferenz-Argument für den Konsum in der Gegenwart und nicht in der Zukunft oder die Opportunitätskosten des Kapitals aus privaten Investitionen. Theoretisch kann demonstriert werden, dass in einer Wirtschaft ohne Risiken, Steuern oder andere „verzerrende“ Faktoren die beiden Raten zu einer Gleichgewichtsrate konvergieren würden und dass diese Gleichgewichtsrate dann die soziale Diskontrate wäre. In der realen Weltwirtschaft könnten diese beiden aus mehreren Gründen differieren, und auch Argumente über spezifische Eigenschaften von Gesundheits- und Umweltauswirkungen könnten zu Abweichungen von einer der beiden Theorie-basierten Diskontraten führen. Im Leitlinientext wurde ein praktischer Ansatz für die Anwendung der Diskontrate vorgeschlagen, welcher durch die EC für die Folgenabschätzungen und Durchführung einer Sensitivitätsanalyse empfohlen wird. In Fällen, wenn die Entscheidung durch die Wahl der Diskontrate nicht beeinflusst wird, besteht keine Notwendigkeit, auf die Diskontierungsfrage zu fokussieren. In anderen Fällen, wenn die Terminierung von Kosten und Nutzen impliziert, dass die Diskontierung einen Einfluss auf die Rangliste alternativer Ergebnisse hat, könnte es relevant sein, die Diskontierungsfrage weiter zu untersuchen. Dieser Anhang enthält weitere Hinweise, wie eine detailliertere Analyse durchzuführen ist. Er beinhaltet keine detaillierte theoretische Behandlung aller Aspekte57. Ansätze für Diskontierungsraten Es gibt zwei konkurrierende Theorien für die Bestimmung der Diskontrate, welche nachstehend zusammengefasst werden: • Verbraucherzinssatz (CRI) oder soziale Zeitpräferenzrate (STPR) • Opportunitätskosten des Kapitals (OCC) – wird in den vorliegenden Leitlinien nicht weiter diskutiert. Verbraucherzinssatz (CRI)/soziale Zeitpräferenzrate (STPR) Wie früher erwähnt, Menschen sind ungeduldig. Die Rate, zu welcher ein Einzelner bereit ist, auf gegenwärtigen Konsum zugunsten zukünftigen Konsums zu verzichten, ist als der CRI bekannt. Er reflektiert das Einkommen, das ein Verbraucher in der Zukunft benötigen würde, um den Verzicht auf eine Einheit des heutigen Einkommens zu kompensieren. Der Begriff CRI wird manchmal zur Bezeichnung der individuellen Zeitpräferenzrate verwendet, während die soziale Zeitpräferenzrate STPR genannt wird. Sie basieren beide auf denselben theoretischen Argumenten. Die soziale Rate ist eine Aggregation auf die individuellen Raten. Die relevante soziale Diskontrate, die in der SEA zu verwenden ist, ist die soziale Rate, und wir verwenden den Begriff STPR zur Beschreibung der Zeitpräferenz-basierten Rate. Die STPR kann in zwei Komponenten aufgeschlüsselt werden, wie in Gleichung 1 gezeigt. 57 Für eine umfassende Behandlung der Probleme der Diskontierung wird der Leser verwiesen auf: Groom et al. (2005) und Hepburn (2006) 199 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 200 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN s = δ + µg Gleichung 1 s = soziale Zeitpräferenzrate δ = Nutzen-Diskontrate µ = Einkommenselastizität des marginalen Nutzens g = langfristige durchschnittliche Wachstumsrate des Pro-Kopf-Konsums = auch die des Einkommens (BIP) Die Variable δ ist die Rate für die Diskontierung des zukünftigen Nutzens. Zum Beispiel würde die Festlegung δ=0 bedeuten, dass der heutige Nutzen genauso bewertet wird wie der Nutzen in der fernen Zukunft. Einige Ökonomen würden basierend auf ethischen Gründen dafür plädieren, dass der Nutzen nicht fallen sollte, nur weil er in der Zukunft eintritt. Einige Forscher haben δ, die Nutzen-Diskontrate, weiter in zwei Komponenten zerlegt: das Element der reinen Zeitpräferenzrate und das Element der „Veränderungen in den Lebenschancen“58. Es gibt empirische Evidenz zur Bestimmung dieser Elemente. Oxera (2002) enthält eine Übersicht der Literatur, welche später genutzt wurde, um die Grundlage für den Leitfaden des UK-Schatzamts zu Diskontraten zu schaffen, siehe nachstehendes Beispiel. Beispiel 2 Anwendungsbeispiel für STPR Unter Verwendung des UK Treasury Greenbook haben sie ihre STPR von 3,5 % wie folgt berechnet: δ – Die Evidenz lässt darauf schließen, dass diese zwei Komponenten (Katastrophenrisiko und reine Zeitpräferenz) auf einen Wert für δ von etwa 1,5 Prozent pro Jahr für die nahe Zukunft hinweisen. µ – Die verfügbare Evidenz lässt darauf schließen, dass die Elastizität des marginalen Nutzwerts des Konsums (µ) etwa 1 beträgt. Dies impliziert, dass eine marginale Steigerung im Konsum für eine Generation, die den doppelten Konsum der gegenwärtigen Generation hat, den Nutzen um die Hälfte reduziert. g- Maddison (2001) zeigt ein Pro-Kopf-Wachstum im UK von 2,1 Prozent über den Zeitraum 1950 bis 1998. Nach Erhebung der Evidenz schlägt das Papier des Schatzamts Trend Growth: Recent Developments and Prospects auch eine Zahl von 2,1 Prozent für das Ergebniswachstum als angemessen vor. Daher wird für das jährliche Wachstum von g ein Wert von 2 Prozent pro Jahr verwendet. Die berechnete STPR: Unter Verwendung der STPR-Gleichung mit g=2 Prozent, δ = 1,5 Prozent, µ = 1, beträgt die STPR, die als die reale Diskontrate zu verwenden ist, somit 0,015 + 1*0,02 = 3,5 Prozent Quelle: HM Treasury (2003) Green Book, Appraisal and Evaluation in Central Government 58 Siehe Oxera (2002). Im UK Treasury Green Book (Referenzleitfaden für die ökonomische Bewertung öffentlicher Projekte), wird der zweite Begriff “Katastrophenrisiko” genannt (da die Betrachtung aus Sicht der Gesellschaft erfolgt), siehe auch Beispiel 2. Man beachte, dass auch die Begründung durch einen Optionswert des Wartens möglich ist (d. h. in der Zukunft sind bessere Informationen/Technologien verfügbar, die gegenwärtig gänzlich unvorhersehbar sind) 201 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Ansatz zur Festlegung der STPR-basierten Diskontrate Der ideale Ansatz zur Festlegung der Diskontrate ist die Abschätzung der STPR. Dies kann in drei Stufen erfolgen: 1. Entwicklung mehrerer Szenarien für die Werte δ, µ und g 2. Zuordnung einer Wahrscheinlichkeit (erwartetes Ergebnis) zu diesen Szenarien 3. Mit Gleichung 159 - Bestimmung der erwarteten (oder durchschnittlichen) Diskontrate auf der Basis der Szenarien In der Praxis ist es jedoch extrem schwierig, die Werte für δ und µ zu bestimmen (und weniger schwierig für g), da diese sozialen Präferenzvariablen keine individuellen Präferenzen sind. Die Verwendung der Offenbarten Präferenz auf individueller Ebene zur Bestimmung der sozialen Präferenz müsste sehr gut begründet werden. Wenn die Frage der Diskontierung für das Ergebnis der SEA wesentlich ist und der Nutzer die Festlegung der Diskontrate weiter betrachten möchte, wird als Ausgangspunkt die Überprüfung der aktuellsten Literatur empfohlen. Diese könnte mehr empirische Daten zu δ und µ liefern. Die erwartete Wachstumsrate könnte weiter untersucht werden, indem das Wachstum des Pro-Kopf-Verbrauchs in der EU analysiert wird. Obwohl der historische Trend einen Einblick vermitteln würde, ist die anzuwendende Variable die erwartete/prognostizierte Wachstumsrate. Es wird ein hochentwickeltes makroökonomisches Modell erforderlich sein, um neue Prognosen vorzunehmen, und daher ist es unwahrscheinlich, dass man dies im Rahmen einer SEA durchführt. Sollte dies dennoch erforderlich sein, sollten Fachinstitutionen, die makroökonomische Modelle erarbeiten, in welchen die EU erfasst ist, mit der Ausführung solcher Arbeiten beauftragt werden. Für eine tiefgründigere theoretische Analyse wird der Nutzer auf Groom et al. (2005) und Hepburn (2006) verwiesen. Proxy-Variablen - Marktzinssätze Risikofreie Marktzinssätze werden manchmal als Näherungswerte für die soziale Zeitpräferenzrate verwendet. Dies wird im folgenden Abschnitt diskutiert. Tabelle 20 beinhaltet reale langfristige Zinsraten aus EU-Mitgliedstaaten. 59 Anmerkung des Übersetzers: Verweis korrigiert. 202 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Tabelle 20 Harmonisierte langfristige Zinsraten60 im Euro-Währungsraum Länder Jan. 07 Feb. 07 Mär. 07 Apr. 07 Belgien 4,06 4,11 4,01 4,22 Deutschland 4,02 4,05 3,94 4,15 Irland 4,04 4,07 3,97 4,19 Griechenland 4,28 4,3 4,2 4,4 Spanien 4,07 4,1 4,01 4,21 Frankreich 4,07 4,1 4 4,21 Italien 4,26 4,28 4,18 4,37 Luxemburg 4,17 4,19 4,12 4,33 Niederlande 4,05 4,07 3,98 4,19 Österreich 4,05 4,09 3,98 4,19 Portugal 4,18 4,19 4,1 4,3 Slowenien 4,23 4,34 4,34 4,41 Finnland 4,05 4,08 3,98 4,2 Quelle: EZB und Europäische Kommission. Siehe: http://www.ecb.int/stats/money/long/html/index.en.html#fn1 D.4 Andere wichtige Überlegungen Marktzinsrate vs. STPR Die STPR soll Ausdruck der Rate sein, mit welcher die Gesellschaft die Zukunft diskontiert, wohingegen die risikofreie Marktrate die Rate ausdrücken könnte, mit welcher Einzelne die Zukunft diskontieren. Hepburn (2006) argumentiert, dass es mindestens vier Gründe gibt, die STRP anstelle der risikofreien Marktzinsrate zu verwenden: • Marktunzulänglichkeiten – Der Marktpreis reflektiert möglicherweise nicht wirklich die sozialen Opportunitätskosten der Ressource. Der Marktpreis kann zu suboptimalen Ressourcenzuweisungen aufgrund verschiedener Verzerrungen führen, wie zum Beispiel asymmetrische Informationen, Besteuerung, Marktmacht und Externalitäten. Viele Waren berücksichtigen beispielsweise in ihren Preisen keine Umwelt-„Externalitäten“, welche durch ihre Verwendung und Herstellung verursacht werden. • Übergreifende Verantwortung – Marktraten zeigen nur die Präferenzen der heutigen Generation. Obwohl die Verbraucher dem heutigen Konsum mehr Gewicht beimessen als dem zukünftigen, hat der Staat im Prinzip eine Verantwortung sowohl für die heutigen als auch für die künftigen Generationen. • Doppelrolle – Aufgrund asymmetrischer Informationen ist es ungewiss, ob die heutigen Generationen sich mehr um künftige Generationen sorgen als ihre täglichen Aktivitäten auf den gegenwärtigen Märkten dies erkennen lassen. 60 für Zwecke der Konvergenzbeurteilung (Prozentsätze pro Jahr; Periodendurchschnitte; Sekundärmarktrendite von Staatsanleihen mit Laufzeiten von etwa zehn Jahren) 203 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN • Isolation – Basierend auf Argumenten von Sen (1982) können Einzelne unter einer kollektiven Vereinbarung eine höhere Bereitschaft für Investitionen in die Zukunft zeigen, obwohl sie zu Investitionen nicht bereit sind, sofern sie isoliert handeln. Es kann jedoch argumentiert werden, dass die niedrigste risikofreie Marktrate, d. h. diejenige auf dem Markt für langfristige Staatsanleihen (welche durch die Inflation korrigiert werden), dem ersten und vierten der obigen Kriterien in zufriedenstellender Weise entspricht. Der Markt für solche Anleihen ist tief und liquide und die Emittenten dieses Papers, die Regierungen, haben unbedeutende Ausfallrisiken und viele Käufer haben langfristige Perspektiven. Zum Beispiel werden jene, die kurz vor der Pensionierung stehen, den größten Teil ihrer Rentenversicherung in Staatsanleihen umwandeln, um den Wert ihres Pensionsfonds zu schützen, während jene, die den Wunsch haben, ihr Portfolio zu diversifizieren, auch einen Teil der Vermögenswerte als Staatsanleihen haben können, weil die mit diesen Anleihen verbundenen Risiken gering sind. Die anderen Argumente scheinen auch zu ignorieren, dass die heutige Generation Präferenzen für die nächste Generation hat, da die Menschen das Wohlergehen ihrer Kinder und deren zukünftiger Nachkommen sehr wohl sichern und berücksichtigen. Es wichtig, zu erkennen, dass die Diskontierung auf lange Sicht versucht, intergenerationelle Wirkungen zu berücksichtigen, dass sie dies aber unvermeidlich nur über die Präferenzen der heutigen Generation tun kann. Umwelt- und Gesundheitsfragen Aus Konsistenzgründen sollten alle Auswirkungen, die monetisiert werden können, diskontiert werden, unabhängig davon, ob es sich um gesundheitliche, finanzielle oder Umweltauswirkungen handelt. So argumentieren beispielsweise Sunstein und Rowell (2005), dass, obwohl das menschliche Leben nicht in derselben Weise wie Kapital investiert werden kann, die Ressourcen, die zur Rettung von Leben (oder zur Reduzierung von Risiken) eingesetzt werden, in der Tat auf vielfältige Weise investiert werden können. Daher gibt es keinen Grund, solche Auswirkungen nicht zu diskontieren. Einige Ökonomen, wie z. B. Revesz (1999), haben allerdings argumentiert, dass Umweltund Gesundheitsauswirkungen mit einer geringeren Rate diskontiert werden sollten als wirtschaftliche Auswirkungen, weil sie anders sind. Häufig betreffen die verwendeten Argumente eigentlich die monetäre Bewertung von Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen und nicht unbedingt die Diskontrate. Es wurde zum Beispiel häufig argumentiert, dass Umweltgüter Luxusgüter sind, was impliziert, dass mit steigendem Einkommen der Menschen der Wunsch nach Umweltschutz/-erhaltung wächst. Eine Anpassung der Diskontrate, um den erwarteten Einkommenszuwachs zu reflektieren, ist daher nicht die geeignete Antwort. Stattdessen sollten monetäre Bewertungen über den Lebensdauerzeitraum angepasst werden, um ihren Wert im Zeitablauf bei steigendem Einkommen (d. h. zunehmende WTP für Umweltschutz/erhaltung) zu reflektieren. Daher ist es nicht zweckmäßig, niedrigere Diskontraten anzuwenden, um Unsicherheiten und differierende intergenerationelle monetäre Bewertungen dieser Auswirkungen zu kompensieren. Ein einfaches Beispiel: wenn ein neues Anlagenteil vorgeschlagen wird, um die Höhe der Emissionsexposition zu reduzieren, würde dies zu Verbesserungen der Gesundheit der Beschäftigten führen, die mit dieser Chemikalie arbeiten. Wenn die Nutzen über die Lebensdauerzeit der Anlage auf der Summe der jährlich diskontierten Nutzen basieren (auf der Grundlage der Verwendung des NBW-Ansatzes), und von einem Einkommensanstieg der Gesellschaft auszugehen ist, bewerten künftige Generationen diese Nutzen vielleicht höher als die heutige Generation. Um diesem Sachverhalt Rechnung zu tragen, sollte der Ansatz nicht darin bestehen, die Diskontrate zu reduzieren, sondern darin, zukünftige Generationen mit einzubeziehen, indem die monetäre Bewertung dieser Nutzen in der Zukunft erhöht wird. 204 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 205 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Intergenerationelle Fragen Der Gedanke des „produktiven“ Kapitals passt gut in den Kontext intergenerationeller Fragen. Ohne Anwendung der Diskontierung würde ein heute gerettetes Leben genauso bewertet wie ein in 2050 gerettetes Leben. Eine Diskontierung würde jedoch in Betracht ziehen, dass die heutige Investition heute € X einsparen würde und verwendet würde, um bis 2050 weitere Leben zu retten. Es sollte jedoch ein Ausgleich oder ein Kompromiss herbeigeführt werden, da Nutzen, die in der Zukunft eintreten, wegen unserer Ungeduld nicht über Gebühr bestraft werden sollten. Wenn Auswirkungen behandelt werden, die über einen langen Zeitraum auftreten (besonders relevant für PBT- und vPvB-Stoffe), ist die Festlegung der Diskontrate sehr schwierig. Die Hauptgründe sind, dass wir die Präferenzen zukünftiger Generationen nicht kennen und die Raten für Einkommens- und Wirtschaftswachstum ungewiss sind. Dies hat dazu geführt, dass der Gedanke degressiver Diskontraten an Bedeutung gewonnen hat (Groom et al. 2005). So war beispielsweise die Unsicherheit der wirtschaftlichen Bedingungen die Grundlage für die britische Regierung, degressive Diskontraten in das HM Treasury Green Book einzubeziehen, welches der behördliche Leitfaden für die Bewertung von Regierungsprojekten und -politik ist. Die Einbeziehung degressiver sozialer Raten im Zeitablauf könnte Folgendes ermöglichen: • Veränderungen in zukünftigen Präferenzen – Die Präferenzen von Einzelnen und Gesellschaften verändern sich wahrscheinlich im Verlauf ihres Lebens, und ihre Einstellung gegenüber künftigen Generationen und möglichen menschlichen Katastrophen kann sich verändern. • Ungewissheit über zukünftige wirtschaftliche Bedingungen – Es ist sehr schwierig und ebenso kontrovers, die Zukunft vorherzusagen, insbesondere über einen längeren Zeitraum als 30 Jahre. Ein Modell zum optimalen Wirtschaftswachstum kann adaptiert werden, um einen „Umsichtigkeits“-Effekt einzuführen, was verschiedene Annahmen für die Zukunft erfordert. Eine umsichtige Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der die Einzelnen sparen und Vorsichtsmaßnamen treffen, weil die Zukunft unsicher ist. Gollier (2002) argumentiert, dass sich eine umsichtige Gesellschaft mehr um die Zukunft sorgen sollte, wenn sie unsicherer ist, und dies wird erreicht durch die Reduzierung der Diskontrate, so dass sich mehr Investitionen (in die Zukunft) lohnen. Die Anwendung eines Modells zum optimalen Wachstum sowie die Entwicklung der erforderlichen Annahmen für das Modell würde wahrscheinlich den Rahmen der meisten SEA sprengen; eine Form der Sensitivitätsanalyse unter Anwendung verschiedener degressiver Diskontraten erscheint zweckmäßiger. • Intergenerationelle Gerechtigkeit – Die Anwendung einer degressiven Diskontrate führt wahrscheinlich zu höheren Werten für Auswirkungen, die für zukünftige Generationen eintreten, als die Anwendung einer einheitlichen Diskontrate über den gesamten Zeitraum (wenn die degressive Rate unterhalb der einheitlichen konstanten Rate festgelegt wird), Die Anwendung degressiver Diskontraten ist in der Praxis jedoch problematisch, da es keine allgemein anerkannte Regel für folgende Punkte gibt: • Zu welchem Zeitpunkt ist es zweckmäßig, mit der Anwendung degressiver Diskontraten zu beginnen. Wie in Tabelle 19 gezeigt, haben einige Mitgliedstaaten entschieden, degressive Diskontraten für Auswirkungen anzuwenden, die nach 30-40 Jahren eintreten. • Die Geschwindigkeit (in Zeitangaben), mit welcher die Raten fallen. Wie erneut Tabelle 19 zu entnehmen ist, variiert die Degressionsrate, die verschiedene Mitgliedstaaten anwenden. 206 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Alles in allem gibt es keinen definitiven Ansatz für die Behandlung intergenerationeller Effekte im Rahmen der SEA. Der eindeutigste Weg, um Auswirkungen für zukünftige Generationen tatsächlich zu verstehen, ist die Darstellung der Ströme der undiskontierten Kosten oder Nutzen auf Jahresbasis und die Durchführung einer Sensitivitätsanalyse sowohl unter Anwendung der StandardDiskontrate von 4 % als auch einer sinkenden Diskontrate. Monetäre Bewertungen von Gesundheit und Umwelt künftiger Generationen Eine Lösung für einige der Bedenken hinsichtlich der Anwendung positiver Diskontraten für langfristige Gesundheits- und Umweltauswirkungen liegen in der Art und Weise, wie diese Auswirkungen bewertet oder monetisiert werden. Monetäre Bewertungen von Gesundheits- oder Umweltauswirkungen müssen auf den Präferenzen der heutigen Generation basieren. Es ist jedoch möglich, eine Korrektur der möglichen Veränderungen in diesen Bewertungen im Zeitablauf vorzunehmen. Basierend auf der Annahme, dass Gesundheits- und Umweltqualität so genannte „Luxus“-Güter sind, deren marginaler Nutzwert mit dem Einkommen steigt, sollten die monetären Bewertungen erhöht werden, wenn ein Einkommensanstieg zu erwarten ist. Um dies umzusetzen, ist die Unterstützung von Spezialisten erforderlich. LITERATURHINWEISE European Commission (2005) Annexes to Impact Assessment Guidelines with 15 March 2006 update of Annex 10. Assessing administrative costs imposed by legislation Gollier, C(2002) Discounting an uncertain future, Journal of Public Economics, Bd. 85, S. 149-166. Groom et al (2005) Declining Discount Rates: The Long and the Short of it, Environmental & Resource Economics (2005) 32: 445-493 Hepburn (2006) Use of Discount Rates in the Estimation of the Costs on Inaction with Respect to Selected Environmental Concerns, ENV/EPOC/WPNEC(2006)13 HM Treasury (2003) Green Book, Appraisal and Evaluation in Central Government Nordhaus, W (1997) Discounting in economics and climate change: An editorial comment Climatic Change, Bd. 37, S. 315-328. OECD (2002) Technical Guidance Document on the use of Socio-Economic Analysis in Chemical Risk Management Decision Making Oxera (2002) A social time preference rate for long term discounting. Philibert (2003) Discounting the future, International Energy Agency, Energy and Environmental Division Sen, A. K (1982) Approaches to the choice of discount rate for social benefit-cost analysis, in: Lind, R. C. (Hrsg.) Discounting for Time and Risk in Energy Policy. Washington, DC: Resources for the Future, S. 325-353 207 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN ANHANG E METHODEN DER UNSICHERHEITSANALYSE METHODEN DER UNSICHERHEITSANALYSE 208 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Einführung Dieser Abschnitt enthält einen Überblick über die verschiedenen Methoden der Unsicherheitsanalyse. Er unterstützt Abschnitt 4.4, dessen Ziel darin besteht, zu bestimmen, ob Unsicherheiten in der Abschätzung der Auswirkungen die gesamten Schlussfolgerungen über Nettokosten und -nutzen unter dem „Beschränkungsvorschlag“-Szenario beeinflussen könnten. Genauer gesagt, können die in diesem Anhang behandelten Methoden angewendet werden, um entweder die Variabilität der Schätzungen zu reduzieren oder die Überprüfung zu erleichtern, ob Unsicherheiten die in der SEA abgeleiteten Schlussfolgerungen beeinflussen. Die einzigen Mittel, Unsicherheiten wirklich zu reduzieren, sind bessere Daten, ein besserer Überblick und Wissen über die Unsicherheiten und weitere Analysen. In den meisten Fällen werden jedoch immer Restunsicherheiten bestehen bleiben. Dieser Anhang ist nur als Einführung in die verschiedenen verfügbaren Methoden gedacht. Bevor diese Methoden angewendet werden, sollten detailliertere Informationen und Fachkompetenz herangezogen werden. Die folgenden Methoden werden in diesem Abschnitt erfasst: • Sensitivitätsanalyse – zur Überprüfung, ob Unsicherheiten die abgeleiteten Schlussfolgerungen beeinflussen; • Szenario-Analyse – zur Überprüfung, ob Unsicherheiten die abgeleiteten Schlussfolgerungen beeinflussen; • Expertenurteil – zur Reduzierung der Variabilität einer Schätzung; und • Monte-Carlo-Simulationen – zur Reduzierung der Variabilität einer Schätzung. Es gibt weitere, weniger häufig angewendete Methoden, wie z. B. Risiko-Risiko-Analyse, DelphiMethoden und Portfolio-Analyse, welche angewendet werden können, um die Reduzierung der Variabilität von Schätzungen zu unterstützen, aber in den vorliegenden Leitlinien nicht weiter diskutiert werden61. Definition von Risiko, Unsicherheit und Variabilität Risiko: Risiko ist die Kombination aus der Wahrscheinlichkeit einer Folge und ihrem Ausmaß. Daher berücksichtigt das Risiko die Frequenz der Wahrscheinlichkeit des Eintretens bestimmter Zustände oder Ereignisse (häufig als „Gefährdungen“ bezeichnet) und das Ausmaß der wahrscheinlichen Folgen. Unsicherheit: Unsicherheit liegt vor, wenn ein Mangel an Wissen über die Ergebnisse besteht. Unsicherheit kann aus ungenauem Wissen über das Risiko resultieren, d. h. wenn die Wahrscheinlichkeiten und das Ausmaß entweder der Gefährdungen und/oder der mit ihnen verbundenen Folgen ungewiss sind. Selbst wenn genaue Kenntnisse zu diesen Komponenten vorliegen, gibt es immer noch Unsicherheiten, weil die Ergebnisse probabilistisch62 bestimmt werden. 61 Für weitere Anleitung zu diesen Methoden wird verwiesen auf: Technical guidance document on the use of socioeconomic analysis in chemical risk management decision making (OECD 2002) 62 Der Begriff „aleatorische Unsicherheit“ wird manchmal verwendet, wenn Wahrscheinlichkeiten und von diesen abhängige Folgen genau bekannt sind. „Epistemische Unsicherheit“ wird verwendet, um Situationen zu beschreiben, in welchen Wahrscheinlichkeiten und Folgen nicht genau bekannt sind. 209 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Weitere Informationen sind zu finden unter: http://www.ukcip.org.uk/images/stories/Pub_pdfs/Risk.pdf Variabilität: Die Größe (Skala) des Bereichs der Schätzungen für ein bestimmtes Risiko oder eine bestimmte Auswirkung aufgrund von Unsicherheiten. Methoden wie beispielsweise die MonteCarlo-Analyse können angewendet werden, um die Variabilität der Schätzungen zu reduzieren (vorausgesetzt, es gibt genügend Daten für die Durchführung einer Monte-Carlo-Simulation). E.1 Sensitivitätsanalyse Was ist eine Sensitivitätsanalyse? Wird nur der wahrscheinlichste Wert (Schätzung oder Durchschnitt) jeder Auswirkung im Rahmen einer SEA angewendet, liefert dies keine Angabe zum Grad der Unsicherheit der Analyse und hat folglich Konsequenzen für jedwede Entscheidungen, die auf den Schlussfolgerungen basieren. Es wird stattdessen empfohlen, dass Informationen über den Bereich der plausiblen Ergebnisse entwickelt werden, die mit einer gegebenen Option verbunden sind. Diese Art von Informationen wird durch die Anwendung der Sensitivitätsanalyse entwickelt, welche ein Oberbegriff für Methoden ist, die die Identifizierung von Schlüsselannahmen (oder Variablen) involvieren, bei welchen Unsicherheiten in Bezug auf ihre Werte die abgeleiteten Schlussfolgerungen über Kosten und Nutzen signifikant beeinflussen könnten. Eine Sensitivitätsanalyse wird daher angewendet, um die Variablen zu identifizieren, die am meisten zu Unsicherheiten in den Vorhersagen beitragen. Wie wird diese Methode angewendet? Die Grundprinzipien der Sensitivitätsanalyse (ob in Bezug auf Industrieabschätzungen, Expertenurteile oder Modelle) sind: • • • • 210 Fokussieren auf Schlüsselvariablen: Häufig ist eine umfassende Sensitivitätsanalyse nicht machbar (aufgrund von Zeit- oder Datenbeschränkungen) und der Analytiker muss die Analyse auf diejenigen Annahmen beschränken, die als Schlüsselannahmen angesehen werden. Identifizieren eines plausiblen Bereichs für die Schlüsselvariablen: Der Analytiker sollte bei der Bestimmung dessen, was als ein plausibler Wertebereich für die Schlüsselvariablen angesehen wird, Umsicht walten lassen, und die Begründung für den zugewiesenen Bereich und den Grad der Sicherheit, der mit diesem Bereich verbunden ist, dokumentieren. Bestimmung der Auswirkungen auf die gesamten Schlussfolgerungen unter Anwendung der Bereiche für jede dieser Variablen: Dies kann einen Überblick darüber vermitteln, wie sensibel die Gesamtergebnisse gegenüber Unterschieden in jeder der Schlüsselvariablen sind. Identifizierung von Switching-Punkten, Break-Even-Werten oder Schwellenwerten: SwitchingPunkte, Break-Even-Werte oder Schwellenwerte sind diejenigen Werte, bei welchen sich die Ergebnisse der SEA je nach Auswahl des Szenarios verändern würden (z. B. Nutzen minus Kosten eines Beschränkungs-Szenarios werden von positiven zu negativen Nutzen, oder die Nettonutzen des einen Szenarios werden größer/geringer als die eines anderen); sie können häufig einen Hinweis auf die Robustheit der Auswahl des einen Szenarios gegenüber einem anderen geben; SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN • • Die Identifizierung von Switching-Punkten ähnelt dem in Kapitel 4 vorgestellten Gedanken der „Rückrechnung“ für Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen. Wenn es keine monetären Abschätzungen für Auswirkungen beispielsweise für die Nutzenseite gibt, kann eine Rückrechnung als Art der Sensitivitätsanalyse angewendet werden, um zu prüfen, wie der Nutzen in physikalischen Einheiten aussehen müsste, damit er die Kosten übersteigt. Eindeutige Darstellung der Ergebnisse: Die Ergebnisse der Sensitivitätsanalyse sollten eindeutig und mit einem Begleittext zur Beschreibung dargestellt werden. Die Ergebnisse könnten wie folgt dargestellt werden: (a) in Form von Schlussfolgerungen unter den grundlegenden Annahmen; (b) in Form einer Beschreibung der Parameter, die für Sensitivitätsüberprüfungen variiert wurden, und der Auswirkungen auf die Schlussfolgerungen. Welche Schwierigkeiten können bei der Anwendung dieser Methode auftreten? • • Im Allgemeinen ist das ein recht einfaches Verfahren, obwohl es je nach der Anzahl der gleichzeitig betrachteten Variablen komplizierter werden könnte. Die Hauptschwierigkeit besteht darin, dass unter Verwendung der verfügbaren Daten ein plausibler Bereich identifiziert werden kann. Dies ist ein Bereich möglicher Werte, die sich ergeben könnten; z. B.: es besteht die Möglichkeit, dass ein Hersteller zwischen 5 und 10 % der zusätzlichen Kosten, die unter einem Szenario anfallen, an nachgeschaltete Anwender durch höhere Preise weitergibt. Wann könnte diese Methode angewendet werden? (im Rahmen des SEA-Verfahrens) • • Festlegung des Untersuchungsumfangs: Diese Methode kann besonders zweckmäßig sein, wenn man versucht, festzustellen, ob eine Auswirkung eine wichtige Auswirkung ist, welche weiter analysiert werden sollte. Analyse der Auswirkungen: Für die Abschätzung der Hauptauswirkungen könnte eine Sensitivitätsanalyse durchgeführt werden, um die Switching-Punkte zu bestimmen. Was kann mit dieser Methode erreicht werden? • • • Identifizierung von Switching-Punkten oder Schwellenwerten, um zu sehen, ob eine Auswirkung das SEA-Ergebnis verändern könnte Beurteilung, ob eine detailliertere Analyse erforderlich ist: die Sensitivitätsanalyse kann auch als Screening-Instrument dienen, um zu bestimmen, ob eine extensivere Analyse notwendig ist. Idealerweise sollte das Endergebnis einer Unsicherheitsanalyse ein probabilistischer Bereich sein, der an ein Konfidenzintervall erinnert. 211 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Wo kann ich mehr Informationen über diese Methode finden? EC Impact Assessment Guidelines Annexes (Kapitel 13) 15. Juni 2005 UK Treasury Greenbook (Kapitel 5) Technical guidance document on the use of socio-economic analysis in chemical risk management decision making (OECD 2002) E.2 Szenario-Analyse Was ist eine Szenario-Analyse? Für die meisten durch Unsicherheiten gekennzeichneten Entscheidungen wird es mehr als eine unsichere Variable geben, die die Wahl der Optionen beeinflusst. Anstelle der separaten Überprüfung der Unsicherheiten, die mit jeder dieser Variablen verbunden sind (z. B. durch Sensitivitätsanalyse) kann ein umfassenderes Bild der Konsequenzen der kombinierten Unsicherheiten, die eine bestimmte Entscheidung beeinflussen, durch die gleichzeitige Variation der wichtigsten unsicheren Variablen gewonnen werden. Dieser Ansatz wird häufig als Szenario-Analyse oder „Was-wärewenn“-Analyse bezeichnet. Die Szenario-Analyse ist eine der zweckmäßigeren und einfacheren Methoden zur Beurteilung der Bedeutung einer Unsicherheit, die einer Entscheidung anhaftet, die auf einer SEA basiert. Sie kann eingesetzt werden, um einen Überblick darüber zu gewinnen, was geschehen könnte, ohne Wahrscheinlichkeiten spezifizieren zu müssen; sie kann schnell angewendet werden und die Datenerfordernisse sind nicht so signifikant wie bei den mehr probabilistischen Ansätzen. Szenarien können eingesetzt werden, um sowohl qualitative als auch quantitative Arten der Unsicherheiten darzustellen. Eine Szenario-Analyse wird häufig als Ausgangspunkt für die Anwendung vieler der ausgereifteren Unsicherheitsanalyse-Methoden genutzt – wie z. B. die Delphi-Methode oder Monte-CarloAnalyse –, wenn mehrere Szenarien zu berücksichtigen sind. Die Szenario-Analyse involviert die Bestimmung eines Bereichs der möglichen Ergebnisse, basierend auf den Unsicherheiten, die den Schlüsselvariablen anhaften. Werte für UnsicherheitsEingangsgrößen werden ausgewählt (z. B. bester und schlimmster Fall), welche zu den spezifizierten Ergebnissen führen. Diese werden dann deterministisch modelliert (d. h. ohne der Wahrscheinlichkeit dieser Eingangsgrößen Wahrscheinlichkeiten zuzuordnen), um den Bereich der wahrscheinlichen Ergebnisse anzugeben. Wie wird diese Methode angewendet? Arten der Szenarien, die zweckmäßig sein können, sind folgende: schlimmster Fall; bester Fall; Business-as-usual; beste Schätzung; Trendanalyse; untere, mittlere und obere; verschiedene Zeiträume in der Zukunft; verschiedene Skalen der Effekte etc. • • 212 Fokus auf Schlüsselvariablen: Oft ist eine umfassende Szenario-Analyse nicht machbar (aufgrund von Zeit- oder Datenbeschränkungen) und der Analytiker muss die Analyse auf solche Annahmen beschränken, die Schlüsselannahmen sind. Identifizierung der geschätzten Kosten und Nutzen der Szenarien durch Variieren der Schlüsselvariablen: Der Nutzer sollte geeignete Werte für jede Schlüsselvariable unter jedem betrachteten Szenario identifizieren und dann die gesamten Kosten und Nutzen (sowie jedwede rele- SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN vanten Zwischenergebnisse) jedes Szenarios bestimmen. • Eindeutige Darstellung der Ergebnisse: Die Ergebnisse der Szenario-Analyse sollten eindeutig und mit einem Begleittext zur Beschreibung dargestellt werden. Welche Schwierigkeiten können bei der Anwendung dieser Methode auftreten? Im Allgemeinen ist dies ein recht einfaches Verfahren, obwohl es je nach der Anzahl der gleichzeitig betrachteten Variablen komplizierter werden kann. Umsicht ist geboten, damit exzessive Szenario-Prüfungen vermieden werden, da dies zusätzliche Unsicherheiten einbringen kann (wenn beispielsweise keine Schlussfolgerung gezogen wird, welches als das Szenario/die Szenarien mit der höchsten Eintrittswahrscheinlichkeit betrachtet wird). Es gibt andere Probleme, die mit SzenarioAnalysen verbunden sind: • • Aufrechterhaltung der Konsistenz bei der Spezifizierung der Szenarien; und Verhindern, dass der Schwerpunkt auf Durchschnittswerte gelegt wird, um zu gewährleisten, dass ein ausreichend weit gefasster Bereich betrachtet wird. Wann könnte diese Methode angewendet werden? (im Rahmen des SEA-Verfahrens) • • Festlegung des Untersuchungsumfangs: Diese Methode kann besonders zweckmäßig sein, wenn man versucht, festzustellen, ob eine Auswirkung eine wichtige Auswirkung ist, welche weiter analysiert werden sollte. Analyse der Auswirkungen (Stufe 4) unter Anwendung eines deterministischen Ansatzes: Für Abschätzungen der Hauptauswirkungen könnten untere und obere Szenarien analysiert werden (d. h. Auswahl von Werten der Eingangsgrößen, die dazu tendieren, ein niedriges Ergebnis für das eine Szenario und ein hohes Ergebnis für ein anderen Szenario zu liefern), um zu bestimmen, ob das SEA-Ergebnis anders wäre, wenn unterschiedliche plausible Annahmen für Eingangswerte verwendet werden. Was kann mit der Anwendung dieser Methode erreicht werden? Untere und obere Szenarien können eingesetzt werden, um zu bestimmen, ob die SEA-Ergebnisse anders wären, wenn verschiedene Eingangsgrößen innerhalb eines plausiblen Bereichs variiert werden. Wenn die Ergebnisse der SEA unter jedem Szenario anders wären, kann eine weitere Unsicherheitsanalyse gerechtfertigt sein, um zu bestimmen, welches Szenario am wahrscheinlichsten eintritt. Wenn das SEA-Ergebnis unter allen Szenarien gleich ist, ist die Schlussfolgerung begründet, dass die betrachteten Unsicherheiten das Ergebnis der SEA nicht verändern werden (was folglich den Grad der Sicherheit bei den Endergebnissen erhöht). 213 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Wo kann ich mehr Informationen über diese Methode finden? UK Treasury Greenbook (Kapitel 5) Technical guidance document on the use of socio-economic analysis in chemical risk management decision making (OECD 2002) E.3 Expertenurteil Was ist ein Expertenurteil? Da die möglichen Folgen einer Beschränkung sehr ungewiss sein können, ist es wahrscheinlich, dass eine Expertenmeinung benötigt wird, sowohl um zu bestimmen, welche Auswirkungen eintreten könnten, als auch um zu beurteilen, wie wahrscheinlich es ist, dass diese Auswirkungen so eintreten, wie sie abgeschätzt wurden. Solche Experten könnten zum Beispiel Fachleute für bestimmte Chemikalien, Produkte oder Sektoren, Wirtschaftsanalytiker oder Marktanalytiker sein. Wann ist die Anwendung dieser Methode zweckmäßig? Experten können eingesetzt werden, um Daten in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit zukünftiger Ereignisse oder Szenarien, Bereiche oder Wahrscheinlichkeitsverteilungen für Modellparameter, potenzielle Auswirkungen und mehr qualitative Ansichten zur relativen Signifikanz solcher Auswirkungen zu entwickeln. Expertenurteile können auch für das Verständnis und die Überbrückung gegensätzlicher Auffassungen über die Interpretation von Modellen oder anderen Ergebnissen wichtig sein. Welche Schwierigkeiten können bei der Anwendung dieser Methode auftreten? • • • Zeitbeschränkungen: Es wird wichtig sein, Experten so früh wie möglich im Verfahren zu kontaktieren, um zu gewährleisten, dass sie dann verfügbar sind, wenn Sie die Notwendigkeit ihrer Dienste einplanen. Denken Sie darüber nach, Experten in wichtige Stufen der Erarbeitung der SEA einzubeziehen, wie beispielsweise Brainstorming-Treffen/Workshops. Budgetbeschränkungen: Überlegen Sie, welche Rolle Experten in der SEA spielen können. Versuchen Sie, deren verfügbare Zeit in den Bereichen, wo ihre Kompetenz am meisten benötigt wird, bestmöglich zu nutzen. Experten sind möglicherweise nicht unabhängig, sondern vertreten bestimmte Interessen. Wann könnte diese Methode angewendet werden? (im Rahmen des SEA-Verfahrens) Für ein Expertenurteil müssen unbedingt die besten Experten zur Beratung und Mitwirkung an einer SEA herangezogen werden. Diese Experten können hausinterne Fachleute sein oder Fachleute, die von außen hereingeholt werden. Wenn Sie beabsichtigen, die SEA intern unter Mitwirkung von Experten durchzuführen, denken Sie 214 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN darüber nach, sie in Folgendes einzubeziehen: • • • • • Brainstorming-Sitzungen oder Workshops Während der Festlegung des Untersuchungsumfangs, bei der Bestimmung der Hauptauswirkungen und der wahrscheinlichen Reaktionen der Industrie und anderer durch jede RMO betroffenen Organisationen. Überprüfung/Mitwirkung bei wichtigen analytischen Abschnitten des SEA-Berichts Datenerfassung und -analyse – dies ist wahrscheinlich das Gebiet, in welchem die Mitwirkung von Experten am meisten benötigt wird. Konsultationsprozess Was kann mit der Anwendung dieser Methode erreicht werden? Experten verfügen – per definitionem – über ein besseres Wissen auf einem speziellen Fachgebiet als andere. Die Nutzung dieses Wissens sollte dazu beitragen, Wissensunsicherheiten zu minimieren, indem realistischere Einschätzungen der erwarteten Verhaltensänderungen, Werte für Schlüsselparameter in der Analyse und verschiedene andere Faktoren verfügbar gemacht werden. Die Verwendung von Expertenurteilen kann somit die Zeit, die für die Datenerfassung und –analyse benötigt wird, erheblich reduzieren. Welche Hilfe sollte ich erhalten, um diese Methode anzuwenden? Es wird wichtig sein, zu einem frühen Zeitpunkt im Verfahren festzustellen, welche Qualifikationen zur Durchführung der SEA benötigt werden, und dann zu überprüfen, in welchem Umfang interne oder externe Kompetenz benötigt wird. Überprüfen Sie, ob Sie über ausreichende Kompetenz in folgenden Bereichen verfügen: • • • Die involvierten Märkte für die Chemikalien und zugehörigen Produkte und Dienstleistungen, einschließlich historische und wahrscheinliche zukünftige Verhaltensänderungen im Fall der Nichtverfügbarkeit der Stoffe. Stakeholder-Einbeziehung – eine wichtige Informationsquelle für Beschränkungen werden die Kostendaten sein, die man direkt von der Industrie erhält. Daher sind effektive Konsultationen und Einbeziehung entscheidend für die Qualität der verfügbaren Daten, um eine fundierte Entscheidung zu treffen und Unsicherheiten zu reduzieren. Folgenabschätzung – diejenigen, die mit der Nutzung des EC-Leitfadens zur Folgenabschätzung vertraut sind, sollten für die Durchführung einer SEA gut aufgestellt sein. Es wäre ratsam, ein Team zur Verfügung zu haben, das Auswirkungen auf die Umwelt und menschliche Gesundheit sowie soziale und wirtschaftliche Auswirkungen (einschließlich weiter reichender wirtschaftlicher Auswirkungen wie Handel, Wettbewerb, Lebensfähigkeit und Rentabilität) beurteilen kann. 215 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN E.4 Monte-Carlo-Analyse Was ist eine Monte-Carlo-Analyse? Die Monte-Carlo-Analyse ist ein weiterer Schritt in der Analyse von Unsicherheiten als die vorher genannten Methoden. Sie ist ein probabilistisches Instrument, das besonders zweckmäßig ist, weil es die Unsicherheiten von Eingangsparametern durch die Anwendung von WahrscheinlichkeitsdichteFunktionen (PDF) explizit charakterisiert. Eine PDF liefert eine Angabe des Bereichs der wahrscheinlichen Werte für einen bestimmten Parameter und die Wahrscheinlichkeiten verschiedener Werte in diesem Bereich (z. B. Gleich-, Normal-, Dreieckserteilung). Daher muss eine bestimmte Art von Informationen über die Unsicherheiten der Eingangsdaten verfügbar sein, um dieses Instrument einzusetzen. Dies kann die Bestimmung der wahrscheinlichen „Form“ der PDF (wie z. B. „normale“ oder schiefe Verteilung) einschließen, sowie eine Angabe der Mittelwerte und der damit verbundenen Varianz oder des Bereichs möglicher Werte. Wie wird diese Methode angewendet? • • • • 216 Erfassung von Stichprobenwerten von jedem Eingangswert und Kombination derselben, um zahlreiche mögliche Ausgangswerte und die Eintrittswahrscheinlichkeiten dieser Werte zu generieren (dies könnte beispielsweise die Schätzung des Werts für die mittlere und Standardabweichung für einen bestimmten Parameter sein). Parameter oder Modellwahrscheinlichkeitsverteilungen können empirisch abgeleitet werden (zum Beispiel aus Populationsdaten oder indirekt aus der Regression anderer statistischer Modelle) oder durch die Verwendung geeigneter Annahmen auf der Grundlage verfügbarer Daten oder Expertenurteile. Dokumentation aller Annahmen und Modellspezifikationen: Die Qualität der Gesamtanalyse ist nur so gut wie die Qualität ihrer Komponenten; daher sollten alle Annahmen oder Modellspezifikationen begründet und gut dokumentiert werden. Durchführung der Simulation: Software für Monte-Carlo-Simulationen, mit vielen verfügbaren Zusätzen zur Tabellenkalkulation, ist heutzutage allgemein erhältlich. Es ist jedoch wichtig, dass man weiß, dass solche Analysen Kenntnisse über die Form der Wahrscheinlichkeitsverteilungsfunktionen für die unsicheren Eingangsvariablen sowie über den Grad der Wechselbeziehungen zwischen Eingangsvariablen (welche problemlos in die Analyse einbezogen werden können) erfordern. Die Analyse selbst wird in einem automatischen Prozess generiert, wobei verschiedene Werte für jeden interessierenden Parameter entsprechend ihrer Wahrscheinlichkeit in der PDF ausgewählt werden; die Gesamtergebnisse werden unter Verwendung ausgewählter Werte berechnet und der Prozess wird wiederholt – häufig erfolgen mehrere tausende Iterationen. Die Anzahl der Iterationen, die erforderlich ist, um zu sichern, dass jede PDF adäquat geprüft wird, ist eine wichtige Überlegung (manchmal 10.000 oder mehr). Dokumentation der Ergebnisse: Nach ausreichenden Iterationen ist das Ergebnis einer MonteCarlo-Analyse eine Wahrscheinlichkeitsverteilung des Endausgangswerts/der Endausgangswerte. Der Analytiker kann daher beispielsweise den Konfidenzgrad (z. B. als Konfidenzintervalle) bestimmen, dass die Ergebnisse in einen bestimmten Bereich fallen, wie z. B. unterhalb eines Switching-Punkts für die Endergebnisse, oder den wahrscheinlichsten Wert des Endergebnisses. SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Wann ist die Anwendung dieser Methode zweckmäßig? Wenn es zahlreiche Unsicherheiten gibt, die die Beurteilung beeinflussen, kann es wichtig sein, über eine Szenario-Analyse hinauszugehen und die probabilistischen Verteilungen der möglichen Werte zu betrachten. Wenn das der Fall ist, kann eine Monte-Carlo-Analyse nützlich sein. Welche Schwierigkeiten können bei der Anwendung dieser Methode auftreten? • • • Beschaffung einer signifikanten Datenmenge über die Unsicherheiten Geeignete Computer-Software wird benötigt. Software für Monte-Carlo-Simulationen mit vielen verfügbaren Zusätzen zur Tabellenkalkulation ist heutzutage allgemein erhältlich. Es ist jedoch wichtig, dass man weiß, dass solche Analysen Kenntnisse über die Form der Wahrscheinlichkeitsverteilungsfunktionen für die unsicheren Eingangsvariablen sowie über den Grad der Wechselbeziehungen zwischen Eingangsvariablen (welche problemlos in die Analyse einbezogen werden können) erfordern. Gute Kenntnisse zur Statistik und zu den Ausgaben des Programms, d. h. Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen (PDF), sind erforderlich, um die Ergebnisse zu verstehen und aussagekräftig darzustellen. Wann könnte diese Methode angewendet werden? (im Rahmen des SEA-Verfahrens) Angesichts des Kompetenzniveaus und der Daten, die für die Anwendung dieser Methode benötigt werden, sollte sie nur angewendet werden, wenn die Ergebnisse einer Sensitivitäts- oder SzenarioAnalyse zeigen, dass weitere Analysen zu den Unsicherheiten und ihren möglichen Einfluss auf die SEA erforderlich sind. Wenn die SEA in einem iterativen Verfahren durchgeführt wird (d. h. beginnend mit einer einfachen qualitativen Beurteilung auf einer niedrigen Ebene, welche zu einer umfassenderen Beurteilung aufgebaut wird), dann sollte eine Monte-Carlo-Analyse nur durchgeführt werden, wenn eine Beurteilung auf einer hohen Ebene (umfassend quantitativ) erforderlich ist. Was kann mit dieser Methode erreicht werden? Der Hauptnutzen der Anwendung einer Monte-Carlo-Analyse besteht darin, dass die Ergebnisse als PDF dargestellt werden. Daher ist es möglich, die Ergebnisse verschiedenartig darzustellen - z. B. die „beste“ (mediane) Schätzung der Kosten ist € 6,5 Mio., aber es besteht eine Chance von 10 %, dass die Kosten € 8,5 Mio. übersteigen werden. Wo kann ich mehr Informationen über diese Methode finden? UK Treasury Greenbook (Kapitel 5) Technical guidance document on the use of socio-economic analysis in chemical risk management decision making (OECD 2002) 217 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN ANHANG F INSTRUMENTE DER SOZIOÖKONOMISCHEN BEWERTUNG INSTRUMENTE DER SOZIOÖKONOMISCHEN BEWERTUNG 218 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Einführung Dieser Anhang enthält weitere Details zu den wichtigsten Instrumenten der sozioökonomischen Bewertung, die voraussichtlich bei der Durchführung einer SEA verwendet werden. Die Instrumente der sozioökonomischen Bewertung können verwendet werden, um Risiken/Kosten und Nutzen (Nachteile und Vorteile) zusammenzuführen, damit eine Gesamtschlussfolgerung abgeleitet werden kann. Die in diesem Abschnitt behandelten Instrumente sind: F.1 • Kosten-Nutzen-Analyse • Multikriterielle Analyse • Kosten-Wirksamkeitsanalyse • Befolgungskosten-Analyse (Compliance-Kostenanalyse) • Makroökonomische Modellierung Kosten-Nutzen-Analyse (KNA) Was ist eine Kosten-Nutzen-Analyse? Eine KNA schafft einen Rahmen für den Vergleich der Kosten und Nutzen jeder Risikomanagementoption (RMO). Die Art der Analyse kann von einer hauptsächlich qualitativen Analyse bis zu einer vollständig quantitativen (und monetisierten) Analyse reichen. Traditionell wurde die KNA angewendet, um zu bestimmen, ob eine Investition aus der Perspektive der ökonomischen Effizienz lohnend ist. Das bedeutet normalerweise, dass der Schwerpunkt darauf liegt, für so viele Auswirkungen einer vorgeschlagenen Maßnahme wie möglich einen Geldwert festzulegen, und gestattet einen transparenteren Vergleich der Konsequenzen von mehr als einer Maßnahme. Die zugrunde liegenden Prinzipien können jedoch allgemeiner angewendet werden, indem alle Wirkungen einer Maßnahme nach ökonomischen Opportunitätskosten bewertet werden. Man kann so die Kompromisse bestimmen, zu welchen die Gesellschaft bei der Zuweisung von Ressourcen für konkurrierende Bedarfe bereit wäre. Folglich kann eine robuste KNA angeben, ob eine bestimmte Maßnahme in dem Sinne „begründet“ ist oder nicht, dass die Nutzen für die Gesellschaft die Kosten für die Gesellschaft aufwiegen. Wie wird diese Methode angewendet? Folgende Schritte müssen ausgeführt werden, um eine vollständige KNA durchzuführen (Moons, 2003): 1. Definition des Projekts/der Politik und der relevanten interessierenden Bevölkerung 2. Identifizierung der relevanten Auswirkungen 3. Quantifizierung der relevanten Kosten und Nutzen 4. Bewertung der relevanten Kosten und Nutzen in Geldwerten 219 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN 5. Aggregation der Nutzen und Kosten im Zeitablauf durch Diskontierung 6. Vergleich der gesamten diskontierten Nutzen mit den gesamten diskontierten Kosten, um einen Nettobarwert (NBW) zu erhalten 7. Durchführung der Unsicherheitsanalyse zu wichtigen Parametern wie Diskontrate, Investitionslebensdauer sowie Kosten- und Nutzenabschätzungen. Diese Schritte ähneln dem Aufbau des SEA-Leitlinien-Dokuments. Eine Anleitung zu den obigen Schritten ist in Kapiteln 2 bzw. 6 zu finden. Wann ist die Anwendung dieser Methode zweckmäßig? Die KNA ist der Ansatz, der die vorliegenden Leitlinien untermauert. In Übereinstimmung mit anderen Leitlinien-Dokumenten geht sie von einem pragmatischen Ansatz aus, bei welchem die KNA als das Ziel verstanden wird, wobei jedoch bekannt ist, dass viele wichtige Auswirkungen häufig nicht quantifiziert werden können. Sie müssen zusammen mit den quantifizierten Auswirkungen in gleicher Weise dargestellt werden. Wenn Schlussfolgerungen gezogen und alle Auswirkungen betrachtet werden, ist entweder eine implizite oder eine explizite Gewichtung erforderlich. Aus dieser Sicht wird die KNA zu einer Analyse, die der im nächsten Abschnitt beschriebenen multikriteriellen Analyse recht ähnlich ist. Welche Schwierigkeiten können bei der Anwendung dieser Methode auftreten? Die Hauptleitlinien behandeln die verschiedenen Schwierigkeiten, wie Quantifizierung von Auswirkungen, Monetisierung von Auswirkungen, Diskontierung und Unsicherheiten. Wo kann ich mehr Informationen über diese Methode finden? EC Impact Assessment Guidelines Annexes (Kapitel 13) 15. Juni 2005 Technical guidance document on the use of socio-economic analysis in chemical risk management decision making (OECD 2002) DTLR: Economic Valuation with Stated Preference Techniques Summary Guide Energy, Transport And Environment Center For Economic Studies: the development and application of economic valuation techniques and their use in environmental policy – a survey Cost-Benefit Analysis and the Environment Recent Developments -OECD 2006 F.2 Multikriterielle Analyse (MKA) Was ist eine multikriterielle Analyse? Eine MKA beschreibt den strukturierten Ansatz, der verwendet wird, um Gesamtpräferenzen unter alternativen Optionen zu bestimmen, wobei die Optionen verschiedene Auswirkungsarten aufweisen und/oder verschiedene Ziele realisieren. 220 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN In der MKA werden erwünschte Ziele spezifiziert und entsprechende Merkmale oder Indikatoren identifiziert. Die reale Messung der Indikatoren basiert häufig auf der quantitativen Analyse (durch Scoring, Ranking und Gewichtung) eines großen Bereichs qualitativer und quantitativer Auswirkungskategorien und Kriterien. Dies muss nicht in Geldwerten erfolgen. Es können verschiedene Umwelt- und soziale Indikatoren neben ökonomischen Kosten und Nutzen entwickelt werden, und die MKA liefert Methoden zum Vergleich und Ranking verschiedener Ergebnisse, auch wenn eine Vielzahl von Indikatoren verwendet wird. Ausdrückliche Beachtung wird der Tatsache eingeräumt, dass eine Vielzahl sowohl monetärer als auch nicht-monetärer Ziele politische Entscheidungen beeinflussen kann. Die Schlüsselmerkmale der multikriteriellen Analyse sind die Identifizierung von Kriterien, um ein Mittel zur Messung des Grads, in welchem die verschiedenen Ziele realisiert werden, zu erhalten, und die relative Gewichtung der Ziele, welche deren Werturteile direkt in die Bewertung der Optionen einbezieht. Dies steht im Gegensatz zur ökonomischen Analyse (insbesondere zu den Effizienzbasierten Ansätzen der KNA und KWA), deren Ziel in der Bestimmung einer objektiven Messgröße für den Nettowert (oder sozialen Wert) einer vorgeschlagenen Option besteht. Wie wird diese Methode angewendet? Schritt 1– Identifizierung von Kriterien, nach welchen die Auswirkungen beurteilt werden Die Kriterien und Teilkriterien sind die Messgrößen der Ergebnisse, nach welchen die Auswirkungen beurteilt werden. Ein großer Anteil des „Mehrwerts“ durch einen formalen MKA-Prozess resultiert aus der Erstellung einer gut begründeten Menge von Kriterien, nach welchen die Auswirkungen zu beurteilen sind. Ein für das Ministerium für Verkehr (DTLR 2000) entwickeltes MKA-Handbuch argumentiert, dass die Perspektive/n von Interessengruppen wichtig sein kann/können. Eine Möglichkeit, diese einzubinden, besteht darin, die betroffenen Parteien in einige oder alle Stufen der MKA direkt einzubeziehen. Ein zweiter Ansatz ist die Überprüfung von politischen Erklärungen und sekundären Informationsquellen aus den verschiedenen Interessengruppen und deren Analyse, um Kriterien abzuleiten, die ihre Belange reflektieren. Eine dritte Möglichkeit ist, falls im Entscheidungsfindungsteam geeignete Fachkompetenz vorhanden ist, eines oder mehrere seiner Mitglieder aufzufordern, die Positionen der wichtigsten Interessengruppen im Rollenspiel zu vertreten, um zu gewährleisten, dass diese Perspektive nicht übersehen wird, wenn die Kriterien abgeleitet werden. Schritt 2 – Einordnung der Kriterien Es kann hilfreich sein, Kriterien nach den Hauptarten der Auswirkungen einzuordnen: allgemein wirtschaftliche, Umwelt-, Gesundheits-, soziale und makroökonomische Auswirkungen für eine SEA. Dies ist besonders zweckmäßig, wenn die entstehende Entscheidungsstruktur eine relativ große Zahl von Kriterien beinhaltet (sagen wir, acht oder mehr), und wenn jedem Kriterium eine Gewichtung zugeordnet wird. Schritt 3 – Bewertung der Kriterien Bevor die Auswahl der Kriterien abgeschlossen wird, muss die vorläufige Menge nach einer Reihe von Qualitäten beurteilt werden: • Vollständigkeit – Wurden alle wichtigen Kriterien einbezogen? 221 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN • Redundanz und doppelte Zählung – Entfernung aller nicht erforderlichen Kriterien und Vermeidung ähnlicher Kriterien. • Operationalität – Es ist wichtig, dass jede Option nach jedem Kriterium beurteilt werden kann. Die Beurteilung kann objektiv sein im Hinblick auf einen gemeinsam angewendeten und verstandenen Umfang der Messung, wie Risiken oder Kosten für die menschliche Gesundheit. Es besteht auch die Möglichkeit, die subjektive Beurteilung eines Experten wiederzugeben. • Wechselseitige Unabhängigkeit der Präferenzen – Es sollte möglich sein, Auswirkungen Punktwerte (Scores) zuzuordnen, ohne die Punktwerte zu kennen, die für andere Auswirkungen vergeben werden. • Größe – Eine zu große Anzahl von Kriterien führt zu zusätzlichem Analyseaufwand bei der Beurteilung der Eingangsdaten und kann das Kommunizieren der Analyse erschweren. Schritt 4 – Festlegung eines Punktbewertungssystems (Scoring-Systems) Festlegung eines Scoring-Systems, wobei qualitativen, quantitativen und monetären Auswirkungen nach den Kriterien Punktwerte zugeordnet werden können. Häufig wird die Punktbewertung mit einer Skala von 0-1 vereinfacht. Ein Schlüsselaspekt ist jedoch, dass das Scoring-System transparent ist und konsistent auf alle Szenarien angewendet wird. Die Darstellung transparenter, unverzerrter und gut begründeter Kriterien ermöglicht es dem SEA-Ausschuss und den interessierten Parteien, die Begründung der SEA-Ergebnisse eindeutig zu interpretierten und erleichtert die Entscheidung, ob die sozioökonomischen Nutzen die Kosten überwiegen. Schritt 5 – Gewichtung der Kriterien und Vergleich der Szenarien Es ist optional, jede Auswirkung zu gewichten. Dies involviert häufig eine subjektive Sicht und wird folglich als Nachteil der MKA angesehen. Wenn ein Gewichtungssystem angewendet wird, sollten Rechtfertigung und Begründung eindeutig dargestellt werden. Wenn allen Kosten und Nutzen Punktwerte (Scores) zugeordnet wurden (und ggf. die Gewichtung angewendet wurde), dann ist die Summe der Teilnutzwerte (Gesamtnutzwert) für die Kosten von der Summe der Teilnutzwerte für die Nutzen abzuziehen. Ein positiver Gesamtnutzwert würde angeben, dass die sozioökonomischen Nutzen die sozioökonomischen Kosten überwiegen. Wann ist die Anwendung dieser Methode zweckmäßig? Die MKA ist ein Instrument der Entscheidungsanalyse, das besonders zweckmäßig für Fälle ist, in welchen signifikanten Umwelt- und sozialen Auswirkungen keine robusten Geldwerte zugeordnet werden können. Die meisten SEA werden eine Kombination von Auswirkungen beinhalten, die in qualitativen, quantitativen oder monetären Werten gemessen werden. Es könnte daher argumentiert werden, dass die MKA auf jede sozioökonomische Analyse angewendet werden könnte, obwohl sie durch Wertungs- (Scoring) und Gewichtungskriterien nicht formalisiert ist, wie oben beschrieben. Welche Schwierigkeiten können bei der Anwendung dieser Methode auftreten? Ähnlich wie bei der KNA ist die Beurteilung verschiedener Auswirkungen mit Schwierigkeiten behaftet. Die spezifischen Probleme bei der MKA sind die Auswahl der Punktwerte (Scores) für jede 222 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Auswirkung und die Auswahl der Gewichtung für jedes Kriterium. Die Punktwertung für Auswirkungen, die qualitativ beschrieben werden, ist subjektiv und ebenso die Auswahl der Gewichtungen. Wenn eine formale MKA angewendet wird, ist es wichtig, alle Annahmen aufzulisten, so dass Punktwertung und Gewichtung transparent dargestellt werden. Wo kann ich mehr Informationen über diese Methode finden? EC Impact Assessment Guidelines Annexes (Kapitel 13) 15. Juni 2005 Technical guidance document on the use of socio-economic analysis in chemical risk management decision making (OECD 2002) DTLR (2002) multi-criteria analysis manual The encyclopaedia of earth: Multi-criteria analysis in environmental decision-making UNFCC brief summary of MCA F.3 Kosten-Wirksamkeitsanalyse (KWA) Was ist eine Kosten-Wirksamkeitsanalyse? Die KWA wird häufig angewendet, um die geringsten Kostenmittel zur Erreichung vorgegebener Ziele zu bestimmen, wobei diese Ziele durch staatliche Vorgaben oder die Gesetzgebung definiert werden. Eine KWA wird häufig definiert als die Feststellung der minimalen Kosten zur Realisierung eines bestimmten physikalischen Ergebnisses. Das Ziel der KWA kann darin bestehen, die kostengünstigste63 Option unter einer Menge alternativer Optionen, welche alle das Ziel erreichen, zu identifizieren. In schwierigeren Fällen wird die KWA angewendet, um Kombinationen von Maßnahmen zu identifizieren, die das bestimmte Ziel erreichen werden. Im Vergleich zur KNA besteht der Vorteil der KWA darin, dass keine Notwendigkeit zur Monetisierung des Nutzens der Zielrealisierung besteht, ist aber benachteiligt, wenn eine bestimmte Höhe der Reduzierung nicht definiert worden ist/werden kann. Wann ist die Anwendung dieser Methode zweckmäßig? Im Rahmen eines Dossiers nach Anhang XV ist es erforderlich, zu bestimmen, ob eine Beschränkung die geeignetste Risikomanagementoption (RMO) ist. Dies erfordert den Vergleich einer Beschränkung (einer RMO) mit anderen RMO, was beispielsweise ein Cap-and-Trade-System oder die Abhängigkeit von BAT-Anforderungen einbeziehen könnte. Hier kann die Anwendung der KWA zweckmäßig sein, um RMO zu vergleichen, die dieselbe Höhe der Risikoreduzierung erreichen. Ebenso ist die KWA ein sehr nützliches Instrument, wenn versucht wird, die geeigneten Bedingungen der Beschränkung zu bestimmen. 63 Anmerkung des Übersetzers: Fehlendes Wort ergänzt. 223 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Welche Schwierigkeiten können bei der Anwendung dieser Methode auftreten? • • • • Wenn die Kostenschätzungen nicht die vollen sozialen Kosten der Maßnahme reflektieren (d. h. sie sind finanzielle Kosten und keine ökonomischen Kosten), dann ist es vielleicht nicht möglich, die RMO auf gleicher Grundlage zu vergleichen; Wenn die vorgeschlagene Maßnahme kein kontinuierliches Wirksamkeitsniveau pro Ausgabeneinheit erreichen würde (d. h. es gibt eine beschränkte Zahl von Einzelpersonen, die von der vorgeschlagenen Maßnahme profitieren können), dann wird ein Vergleich dieser Maßnahme mit anderen auf gleicher Grundlage schwierig; Wenn unterschiedliche Maßnahmen zu variierenden Höhen der Risikoreduzierung führen, wobei einige Maßnahmen die Ziele erfüllen und andere hinter diesen zurückbleiben, aber dies bei signifikant geringeren Kosten, können Konflikte zwischen einem unbedingten Festhalten an den Zielen und der Suche nach einer wirtschaftlich effizienten Lösung entstehen; und Wenn die vorgeschlagene Maßnahme mehr als eine Zielsetzung verfolgt, beispielsweise Realisierung von Gesundheitsnutzen zusätzlich zur Rettung von Leben, oder Umweltnutzen, die über mehr als einen Umwelt-Endpunkt hinausgehen, dann können die Maßnahmen in ihrer Kostenwirksamkeit hinsichtlich der verschiedenen Ziele unterschiedlich sein. Es gibt eine grundlegende Annahme, dass die Nutzen zur Erreichung eines Ziels die Kosten überwiegen. Diese Annahme führt zu einer der Schlüsselbegrenzungen hinsichtlich der Verwendung der KWA für Regulierungsanalysen: sie behandelt nicht explizit die Frage, ob die Nutzen der Regulierung die Kosten überwiegen. Andere Probleme gab es im Bereich des Gesundheitswesens durch das Scheitern der KWA, einen allgemeinen oder standardisierten Ansatz einzuführen, der einen Vergleich der Ergebnisse verschiedener Studien gestatten würde. Insbesondere betonte ein Ausschuss zur KostenWirksamkeitsanalyse die Bedeutung der Einführung einer gesellschaftlichen Perspektive bei der Durchführung solcher Analysen, um sicherzustellen, dass Schätzungen die vollen Ressourcenkosten der Einführung einer vorgegebenen Option reflektieren (Russell et al., 1996). Wo kann ich mehr Informationen über diese Methode finden? EC Impact Assessment Guidelines Annexes (Kapitel 13) 15. Juni 2005 Technical guidance document on the use of socio-economic analysis in chemical risk management decision making (OECD 2002) Global Environment Facility (GEF) Guidance on CEA in GEF projects F.4 Beurteilung der Befolgungskosten (Compliance-Kosten) Was ist eine Beurteilung der Befolgungskosten? Die meisten SEA beginnen mit der Beurteilung der Befolgungskosten. Im Wesentlichen fokussiert diese Art der Analyse auf die direkten Kosten, die mit der Einführung einer bestimmten Maßnahme verbunden sind, obwohl sie auch jegliche Kosteneinsparungen aufgrund von Prozessveränderungen etc. identifizieren sollte. Solche Beurteilungen werden mindestens die Kapital- und (einmaligen und wiederkehrenden) Betriebskosten identifizieren, die für die Sektoren anfallen würden, die von der Maßnahme direkt betroffen sind. Sie können außerdem die indirekten Kosten für andere Sektoren 224 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN überprüfen, in welchen mit signifikanten Auswirkungen zu rechnen ist (z. B. Kosten für nachgeschaltete Anwender aufgrund der Notwendigkeit, Prozess- oder andere Veränderungen vorzunehmen). Sie können auch Kosten identifizieren, die nicht problemlos zu quantifizieren sind, wie beispielsweise Kosten in Bezug auf Veränderungen in Produktqualität oder Produktleistung (weitere Hinweise sind in Kapitel 3 zu finden). Diese Analysen tendieren zur Fokussierung auf die finanziellen und nicht die ökonomischen Kosten. Ziel der finanziellen Analyse ist die Feststellung der Auswirkungen, die eine vorgeschlagene Regulierung auf eine Firma oder einen Sektor und deren Cash-Flow haben wird. Finanzielle Analysen können der Ausgangspunkt für eine Kosten-Wirksamkeitsanalyse (KWA) oder eine KostenNutzen-Analyse (KNA) sein, insbesondere wenn Befolgungskosten als Proxy-Variablen für ökonomische Kosten verwendet werden. Sie unterscheidet sich jedoch von der formalen KWA und KNA, da diese auf die mit einer Maßnahme verbundenen ökonomischen oder Ressourcenkosten und nicht einfach auf finanzielle Kosten fokussieren. Folglich werden finanzielle Analysen die Gesundheits-, Umwelt- und anderen sozialen Kosten und Nutzen ignorieren, die aus einer Maßnahme entstehen würden, und werden daher keinen Vergleich der vollen ökonomischen Kosten und Nutzen der Einführung verschiedener Maßnahmen liefern. Wo kann ich mehr Informationen über diese Methode finden? Technical guidance document on the use of socio-economic analysis in chemical risk management decision making (OECD 2002) F.5 Makroökonomische Modellierung Was ist makroökonomische Modellierung? Makroökonomische Modelle sind mathematische Modelle, deren Ziel die Beschreibung der Interaktionen in der Ökonomie ist. Sie gestatten eine konsistente Erfassung aller ökonomischen Effekte, einschließlich aller Feedback-Reaktionen, auf verschiedenen Märkten. Es gibt unterschiedliche Arten von Modellen, die geeignet sind, unterschiedliche Arten von Fragen zu beantworten. In Bezug auf die SEA ist die Anwendung der makroökonomischen Modellierung wahrscheinlich weniger relevant. Nur wenn es wirtschaftliche Auswirkungen gibt, die Wirtschaftssektoren signifikant beeinflussen, könnte die Anwendung der makroökonomischen Modellierung zweckmäßig sein. Die Anwendung eines makroökonomischen Ansatzes erfordert die Verwendung eines geeigneten Modells, und da es sehr ressourcenaufwändig ist, makroökonomische Modelle zu entwickeln, müsste ihre Anwendung in einer SEA auf vorhandenen Modellen basieren. Es wäre daher Expertenberatung zur Auswahl des anzuwendenden Modells erforderlich, und ebenso Expertenmitwirkung bei der Durchführung der Analyse. Der EU-Folgen-Leitfaden enthält mehr Details über die verschiedenen Arten makroökonomischer Modelle und führt einige der häufiger verwendeten Modelle auf, welche durch EU-Finanzierung entwickelt wurden und daher typischerweise die gesamte EU erfassen. Wo kann ich mehr Informationen über diese Methode finden? EC Impact Assessment Guidelines Annexes (Kapitel 7) 15. Juni 2005 Technical guidance document on the use of socio-economic analysis in chemical risk management decision making (OECD 2002) 225 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN ANHANG G ERST-CHECKLISTEN – IDENTIFIZIERUNG VON AUSWIRKUNGEN CHECKLISTEN – IDENTIFIZIERUNG VON AUSWIRKUNGEN 226 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN ANHANG G CHECKLISTEN – IDENTIFIZIERUNG VON AUSWIRKUNGEN Dieser Anhang enthält fünf Checklisten, um die Feststellung der Hauptauswirkungen des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios im Vergleich zum „Baseline“-Szenario in der Stufe der Beurteilung der Auswirkungen zu unterstützen (eine umfassendere Checkliste wird später im SEAVerfahren verwendet). Die Checklisten sind bestimmt für: • Risiken für die menschliche Gesundheit; • Umweltrisiken; • Wirtschaftliche Auswirkungen; • Soziale Auswirkungen; und • Weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen. Die Checklisten sollen als ein internes Entscheidungsfindungsinstrument verwendet werden, um den Prozess der Bestimmung der Hauptauswirkungen zu erleichtern, und stellen keine umfassende Liste der Auswirkungen dar. Sie erfassen nur einige der Auswirkungen, die im EC-Leitfaden zur Folgenabschätzung (2005) identifiziert werden. Es wird daher empfohlen, den Leitfaden zur Folgenabschätzung für weitere Informationen heranzuziehen. Dieser ist verfügbar unter: http://ec.europa.eu/governance/impact/docs/key_docs/sec_2005_0791_anx_en.pdf Ausgefüllte Checklisten können mit der SEA eingereicht werden, um die Transparenz der Analyse zu verbessern. WIE SIND DIE CHECKLISTEN ZU VERWENDEN Wenn die Risikobeurteilung (Guidance on the Chemical Safety Report) besagt, dass Risiken für einen bestimmten Endpunkt nicht signifikant (oder möglicherweise nicht relevant) sind, sollte die Antwort in der Checkliste NEIN lauten. Auswirkungen, die nicht signifikant sind, sollten im SEABericht angegeben werden, aber es besteht keine Notwendigkeit, diese weiter zu analysieren, da es unwahrscheinlich ist, dass sie das Ergebnis der SEA verändern. Es sollten jedoch Risiken berücksichtigt werden, bei welchen keine Bedenken in der Risikobeurteilung (unter dem BaselineSzenario) festgestellt wurden, wo aber die vorgeschlagene Beschränkung neue Risiken mit sich bringt. Wenn ein Risiko identifiziert wurde, dann könnte die Antwort in der Checkliste Ja oder nicht bekannt lauten. Es ist notwendig, dass man versucht festzulegen, ob das bedeutet: • Ja – eine signifikante Auswirkung (Hauptauswirkung) – Diese Auswirkung muss im SEAVerfahren weiter analysiert werden; oder • Nicht bekannt – Mit den Informationen, die auf dieser Stufe des SEA-Verfahrens verfügbar sind, ist es vielleicht nicht möglich, zu bestimmen, ob eine Auswirkung eine signifikante (Haupt-) Auswirkung ist. In diesem Fall sind mehr Informationen erforderlich, um die Relevanz des Risikos zu bestimmen. Es kann hilfreich sein, die Checklisten während eines Workshops oder Treffens zum Brainstorming auszufüllen, zu welchem interne/externe Experten und relevante Stakeholder eingeladen werden. Beim Ausfüllen der Checklisten kann es zweckmäßig sein, Informationsquellen wie den EC- 227 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Leitfaden zur Folgenabschätzung heranzuziehen. Insbesondere die Seiten 29-32 des EC-Leitfadens zur Folgenabschätzung enthalten Fragen, die dem Leser als Anleitung dienen können, um zu gewährleisten, dass Auswirkungen und Thematiken mit einer bestimmten Relevanz in Stufe 3 (Identifizierung und Bewertung der Auswirkungen) betrachtet werden. Man beachte jedoch, dass diese Fragen (wie auch die Fragen in den Checklisten des vorliegenden Anhangs) weder erschöpfend noch endgültig sind. Sie sind als Hilfestellung gedacht, um dem Leser die Betrachtung eines weiter gefassten Bereichs potenzieller Auswirkungen unter der vorgeschlagenen Beschränkung zu erleichtern, welche andernfalls vielleicht am Anfang des SEA-Verfahrens ignoriert worden wären. Die Absicht besteht darin, die Behörde bei der Betrachtung eines weit gefassten Bereichs potenzieller Auswirkungen zu unterstützen, so dass die Analyse sich nicht unmittelbar auf einige Kernauswirkungen konzentriert, die bereits während der Erarbeitung des Beschränkungsvorschlags identifiziert wurden. Somit sollte diese Aufgabe zu einem umfassenderen Bild der potenziellen Auswirkungen unter der vorgeschlagenen Beschränkung führen. Tabelle 21 Erst-Checkliste – Risiken für die menschliche Gesundheit Potenzielle Auswirkungen – Veränderungen zwischen dem “Beschränkungsvorschlag”und dem “Baseline”-Szenario Gibt es Risikoveränderungen hinsichtlich der Gesundheit der Beschäftigten, die mit der Verwendung des Stoffs verbunden sind? (z. B. Veränderungen bei der Anzahl der exponierten Personen, Art der Exposition, Schwere der Expositionen etc.) Gibt es Risikoveränderungen hinsichtlich der Gesundheit der Verbraucher, die mit der Verwendung dieses Stoffs verbunden sind? Gibt es Risikoveränderungen hinsichtlich der Gesundheit und Sicherheit der Öffentlichkeit? Gibt es Risikoveränderungen hinsichtlich der Gesundheit der Beschäftigten, die mit der Verwendung bekannter Ersatzstoffe verbunden sind? Gibt es Risikoveränderungen hinsichtlich der Gesundheit der Verbraucher, die mit bekannten Ersatzstoffen verbunden sind? Wenn es Veränderungen im angewendeten Verfahren gibt, hätten diese Veränderungen Auswirkungen auf Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten? Wenn es Veränderungen im angewendeten Verfahren gibt, hätten diese Veränderungen Auswirkungen auf Gesund- 228 Wahrscheinlich eine signifikante Auswirkung, die weitere Beurteilungen erfordert? Ja/Nein/nicht bekannt Wenn ‘Nein’, begründen Sie, warum die Auswirkung ausgeschlossen wird (z. B. nicht relevant unter dieser Beschränkung) SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Potenzielle Auswirkungen – Veränderungen zwischen dem “Beschränkungsvorschlag”und dem “Baseline”-Szenario Wahrscheinlich eine signifikante Auswirkung, die weitere Beurteilungen erfordert? Ja/Nein/nicht bekannt Wenn ‘Nein’, begründen Sie, warum die Auswirkung ausgeschlossen wird (z. B. nicht relevant unter dieser Beschränkung) heit und Sicherheit der Verbraucher? Gibt es signifikante Veränderungen bei Emissionen in die Luft, ins Wasser, in den Boden und/oder signifikante Veränderungen bei der Rohstoffverwendung, welche potenzielle Folgen für die menschliche Gesundheit haben könnten? Gibt es andere Risiken/Auswirkungen, die berücksichtigt werden müssen? Tabelle 22 Erst-Checkliste - Umweltrisiken Potenzielle Auswirkungen – Veränderungen zwischen dem “Beschränkungsvorschlag”und dem “Baseline”-Szenario Wahrscheinlich eine signifikante Auswirkung, die weitere Beurteilungen erfordert? Ja/Nein/nicht bekannt Wenn ‘Nein’, begründen Sie, warum die Auswirkung ausgeschlossen wird (z. B. nicht relevant unter dieser Beschränkung) Gibt es Risikoveränderungen hinsichtlich der Luftqualität? (z. B. Wirkungen von Emissionen auf Versauerung, Eutrophierung, photochemische oder gefährliche Luftschadstoffe, welche die menschliche Gesundheit beeinträchtigen könnten, Kulturpflanzen oder Gebäude schädigen oder zu einer Verschlechterung der Umwelt führen könnten? (verunreinigte Böden oder Flüsse etc.) Gibt es Risikoveränderungen hinsichtlich der Wasserqualität und/oder der Quantität des Wassers und des Trinkwassers? Gibt es Risikoveränderungen hinsichtlich der Bodenqualität und/oder der Quantität des verfügbaren Bodens und des nutzbaren Bodens? Gibt es Risikoveränderungen hinsichtlich der Emission von ozonschädigenden Stoffen (CFC, HCFC etc.) und Treibhausgasen (z. B. Kohlendioxid, Methan etc.) in die Atmosphäre? Gibt es Veränderungen im Bedarf an/der Verwendung von erneuerbaren Ressourcen (Fisch, Süßwasser) oder Veränderungen in der Rate des Bedarfs an/der Verwendung von nicht erneuerbaren Ressourcen (Grundwasser, Mineralien etc.)? Gibt es Veränderungen hinsichtlich der Artenvielfalt (z. B. Anzahl der Arten und Varietäten/Rassen), Flora, Fauna 229 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Potenzielle Auswirkungen – Veränderungen zwischen dem “Beschränkungsvorschlag”und dem “Baseline”-Szenario und/oder Landschaftsräume (z. B. der landschaftliche Wert eines geschützten Landschaftsraums)? Gibt es Risikoveränderungen hinsichtlich der Flächennutzung, welche die Umwelt beeinflussen können? (z. B. Beeinflussung des Gleichgewichts zwischen urbaner und ländlicher Flächennutzung, Reduzierung von “grüneWiese“-Standorten etc.) Gibt es Veränderungen hinsichtlich der Abfallerzeugung (fester, kommunaler, landwirtschaftlicher, Industrie-, Abraum-, radioaktiver oder toxischer Abfall) oder hinsichtlich der Art der Behandlung, der Entsorgung, des Recyclings? Gibt es Risikoveränderungen hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit der Verhütung von Bränden, Explosionen, Ausfällen, Unfällen und zufälligen Emissionen? Irgendwelche Risikoveränderungen hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit von Naturkatastrophen? Gibt es Veränderungen hinsichtlich der Mobilität (Transportmodi) und der Energienutzung? (z. B. gibt es Veränderungen bei Energieverbrauch und Wärmeerzeugung, Transportbedarf und Veränderungen bei Fahrzeugemissionen) Gibt es Veränderungen hinsichtlich der Umweltfolgen durch Aktivitäten der Firmen? (z. B. verändert dies die Nutzung natürlicher Ressourcen, die pro Ausbringungseinheit benötigt werden, und wird der Prozess mehr oder weniger energieintensiv werden? Wird dies das Betriebsverhalten der Firmen zu mehr oder weniger Verschmutzung verändern?) Gibt es Risikoveränderungen hinsichtlich der Tier- und Pflanzengesundheit, Lebensmittel- und Futtersicherheit? Gibt es Veränderungen bei Umweltrisiken, die mit Ersatzstoffen verbunden sind? Gibt es Veränderungen im angewendeten Verfahren, die eine Auswirkung auf die Umwelt haben können? (z. B. das alternative Verfahren verwendet eine andere Menge an natürlichen Ressourcen oder Energie) Gibt es signifikante Veränderungen hinsichtlich der Emissionen in die Luft, ins Wasser und den Boden oder bei der Rohstoffverwendung, welche potenzielle Folgen für die Umwelt haben könnten? (z. B. Veränderungen bei Rohstoffen, welche von außerhalb der EU importiert werden müssen, was zu zusätzlichen Emissionen durch den Transport führt) Gibt es andere Risiken/Auswirkungen, die berücksichtigt werden müssen? 230 Wahrscheinlich eine signifikante Auswirkung, die weitere Beurteilungen erfordert? Ja/Nein/nicht bekannt Wenn ‘Nein’, begründen Sie, warum die Auswirkung ausgeschlossen wird (z. B. nicht relevant unter dieser Beschränkung) SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Tabelle 23 Erst-Checkliste – wirtschaftliche Auswirkungen Potenzielle Auswirkungen – Veränderungen zwischen dem “Beschränkungsvorschlag”und dem “Baseline”-Szenario Wahrscheinlich eine signifikante Auswirkung, die weitere Beurteilungen erfordert? Ja/Nein/nicht bekannt Wenn ‘Nein’, begründen Sie, warum die Auswirkung ausgeschlossen wird (z. B. nicht relevant unter dieser Beschränkung) Gibt es Veränderungen bei den Betriebskosten? Gibt es Veränderungen bei den Investitionskosten? Z. B. Kosten zur Vermeidung von Risiken für die menschliche Gesundheit, wie Abfall- und Abwasseraufbereitung. Gibt es möglicherweise Veränderungen bei der Rentabilität? Z. B. Kosten für die Verwendung eines alternativen Stoffs können nicht entlang der Lieferkette weitergegeben werden. Gibt es möglicherweise Veränderungen bei Absatz und Umsatz? Z. B. ein Verlust an Funktionalität führt zur Reduzierung der Nachfrage Gibt es möglicherweise Veränderungen bei Verwaltungskosten? Gibt es möglicherweise Veränderungen bei Innovation und Forschung? Gibt es möglicherweise Veränderungen beim Marktpreis? Gibt es möglicherweise Veränderungen bei der Qualität des Endprodukts? Gibt es möglicherweise Veränderungen bei der Beschäftigung? Gibt es möglicherweise Veränderungen bei Überwachung, Befolgung (Compliance) und Durchsetzung? Gibt es möglicherweise Veränderungen beim Absatz- und Produktionstrend? Gibt es möglicherweise Veränderungen bei den Kosten, die mit Ersatzstoffen verbunden sind? Gibt es möglicherweise Veränderungen bei Leistung und Produktqualität, die mit Ersatzstoffen verbunden sind? Gibt es möglicherweise Veränderungen im angewendeten Verfahren, die eine Auswirkung auf die ökonomischen Kosten haben können? Gibt es möglicherweise Veränderungen bei Emissionen in die Luft, ins Wasser, den Boden und/oder Veränderungen bei der Rohstoffverwendung, welche potenzielle ökonomische Kosten verursachen könnten? Gibt es andere Risiken/Auswirkungen, die berücksichtigt werden müssen? 231 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Tabelle 24 Erst-Checkliste – soziale Auswirkungen Potenzielle Auswirkungen – Veränderungen zwischen dem “Beschränkungsvorschlag”und dem “Baseline”-Szenario Gibt es möglicherweise Veränderungen bei der Beschäftigung auf EU-Ebene? Gibt es möglicherweise Veränderungen bei der Beschäftigung auf MS-Ebene? Gibt es möglicherweise Veränderungen bei der Beschäftigung außerhalb der EU? Gibt es möglicherweise Veränderungen in der Art der Berufe? Gibt es möglicherweise Veränderungen im Arbeitsumfeld? (z. B. Arbeitszeiten, Arbeitszufriedenheit, verfügbares Training etc.) Gibt es möglicherweise Veränderungen bei der Beschäftigung für andere Sektoren in der Kommune? d. h. örtliche Restaurants, Läden und andere Service-Branchen. Gibt es andere Risiken/Auswirkungen, die berücksichtigt werden müssen? 232 Wahrscheinlich eine signifikante Auswirkung, die weitere Beurteilungen erfordert? Ja/Nein/nicht bekannt Wenn ‘Nein’, begründen Sie, warum die Auswirkung ausgeschlossen wird (z. B. nicht relevant unter dieser Beschränkung) SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Tabelle 25 Auswirkungen Erst-Checkliste – Wettbewerbs-, Handels- und weiter reichende wirtschaftliche Potenzielle Auswirkungen – Veränderungen zwischen dem “Beschränkungsvorschlag”und dem “Baseline”-Szenario Wahrscheinlich eine signifikante Auswirkung, die weitere Beurteilungen erfordert? Ja/Nein/nicht bekannt Wenn ‘Nein’, begründen Sie, warum die Auswirkung ausgeschlossen wird (z. B. nicht relevant unter dieser Beschränkung) Gibt es möglicherweise Veränderungen beim Wettbewerb innerhalb der EU? (z. B. Veränderungen bei der Anzahl der Produkte, die nachgeschalteten Anwendern und Verbrauchern zur Verfügung stehen) Gibt es möglicherweise Veränderungen bei der Wettbewerbsfähigkeit außerhalb der EU? (z. B.: würden die Bedingungen der Beschränkung Herstellern außerhalb der EU einen Vorteil verschaffen?) Gibt es möglicherweise Veränderungen beim internationalen Handel? (z. B. Handelsströme zwischen EU- und NichtEU-Ländern) Gibt es möglicherweise Veränderungen bei den Investitionsströmen? (z. B.: Firmen entscheiden, sich außerhalb der EU niederzulassen) Gibt es möglicherweise Veränderungen bei EU- und MSFinanzen? (z. B. Veränderungen im Einkommen durch Körperschaftssteuern) Gibt es möglicherweise Veränderungen für den Arbeitsmarkt? (z. B. Nachfrage nach Fachqualifikationen, Arbeitsplatzabwanderung nach außerhalb der EU) Gibt es andere Risiken/Auswirkungen, die berücksichtigt werden müssen? 233 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN ANHANG H: ARTEN DER INFORMATIONEN, DIE EINE INTERESSIERTE PARTEI DEM SEA-AUSSCHUSS IN BEZUG AUF EINE EINGEREICHTE SEA UNTERBREITEN KÖNNTE ARTEN DER SEA-INFORMATIONEN, DIE EINE INTERESSIERTE PARTEI DEM SEA-AUSSCHUSS IN BEZUG AUF EIN EINGEREICHTES DOSSIER NACH ANHANG XV UNTERBREITEN KÖNNTE 234 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Einführung Die folgende Checkliste wurde für interessierte Parteien erstellt, die Kommentare oder sozioökonomische Analysen in Bezug auf ein Dossier nach Anhang XV, das dem SEA-Ausschuss vorgelegt wurde, unterbreiten möchten. Eine interessierte Partei kann beispielsweise den Wunsch haben, Kosteninformationen über die Verwendung einer Alternative zu übermitteln, welche sie geheim halten möchte. Interessierte Parteien sollten in ihren Vorlagen diejenigen Informationen eindeutig angeben, die geheim bleiben sollen, sowie die Gründe für die Nichtoffenlegung von Informationen, die in diesem Format eingereicht werden. Die Agentur kann unter speziellen Umständen Zugang zu Dokumenten gewähren (siehe Abschnitt 5.4 in Guidance on authorisation application, welcher spezifische Informationen enthält, die auch unter dem Beschränkungsverfahren relevant sind). Daher behält sich die Agentur das Recht vor, zu entscheiden, dass der Zugang zu Ihren Kommentaren gewährt werden kann, wenn keine eindeutigen Gründe für die Nichtoffenlegung der Informationen angegeben werden. Interessierte Parteien, die verlangt haben, dass Informationen geheim bleiben, können noch entscheiden, dass Folgendes verfügbar gemacht werden kann: • Bestimmte Teile des Dokuments für jeden, der Zugang zu diesem verlangt, oder • Bestimmte oder alle Teile des Dokuments für eine beschränkte Anzahl von Akteuren, die Zugang zu diesem verlangen. In Kapitel 5 ist eine separate Checkliste für diejenigen enthalten, die ein Dossier nach Anhang XV erstellen. Diese Checkliste ist als interner Prüftest gedacht und es ist nicht erforderlich, sie in die Vorlage eines Dossiers nach Anhang XV aufzunehmen.64 Angesichts der begrenzten Zeit (und/oder der begrenzten Ressourcen), die interessierten Parteien für Kommentare über eingereichte Dossiers nach Anhang XV zur Verfügung steht, ist in den meisten Fällen die Durchführung einer kompletten SEA und die anschließende Erstellung eines Berichts wahrscheinlich nicht machbar. Eine interessierte Partei wird vielleicht nur genügend Zeit haben, um Teilinformationen vorzulegen, wobei vorwiegend hauseigene Kompetenz genutzt wird. Die Vorlage dieser Informationen unter Verwendung der Checkliste, zusammen mit allen Kommentaren, sollte den SEA-Ausschuss unterstützen, alle ihm vorgelegten Informationen problemlos zu identifizieren und zu systematisieren, ohne dass für die interessierte Partei die Notwendigkeit besteht, einen detaillierten Bericht zu erstellen. 64 Anmerkung des Übersetzers: Fehlerhafter Verweis gelöscht. 235 SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – BESCHRÄNKUNGEN Checkliste - Vorlagen interessierter Parteien für den SEA-Ausschuss Informationen über das „Baseline“-Szenario Informationen über eine Risikomanagementoption (die keine Beschränkung ist) Informationen über Veränderungen hinsichtlich der Verwendungen und/oder Bedingungen des „Beschränkungsvorschlag“-Szenarios Informationen über Umweltrisiken/-auswirkungen Informationen über Risiken/Auswirkungen für/auf die menschliche Gesundheit Informationen über wirtschaftliche Auswirkungen Informationen über soziale Auswirkungen Informationen über Wettbewerb, Handel und andere weiter reichende wirtschaftliche Auswirkungen Informationen über Unsicherheiten und Annahmen, die in der vorgelegten SEA verwendet werden Informationen über Verteilungswirkungen, z. B. für eine bestimmte Region/Industrie Informationen über Empfehlungen für die vorgeschlagene Beschränkung Alle sonstigen SEA-Informationen, deren Betrachtung für den SEA-Ausschuss relevant ist 236