Sanja Schlicht - Universität Vechta
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Sanja Schlicht - Universität Vechta
Auslandssemester Porto Alegre/ Rio Grande do Sul/ Brasilien päpstliche päpstliche katholische Universität von Rio Grande do Sul Erfahrungsbericht von Sanja Schlicht Juni 2012 D er M ensch kann nicht zu neuen U fern vordringen, w enn er nicht den M ut aufbringt, die alten zu verlassen. -A ndré G ide- Mein Name ist Sanja Schlicht. Ich bin 24 Jahre alt, studiere im 5. Semester Master Social Work an der Uni Vechta und beschloss im Frühjahr 2010, ein Auslandssemster in Brasilien zu absolvieren. In der zeit von August 2011 bis März 2012 verwirklichte ich diesen Traum und studierte in Porto Alregre, im Süden Brasiliens, an der Päpstlichen katholischen Universität von Rio Grande do Sul. Die ersten Schritte – Voraussetzungen und Vorbereitungen Um an der Päpstlichen katholischen Universität von Rio Grande do Sul (PUCRS) ein Auslandssemster absolvieren zu können, muss man sich dort bewerben. Die Bewerbung muss innerhalb bestimmter Fristen ablaufen und erfolgt durch ein Bewerbungsformular. Diesem wird ein Motivationsschreiben in portugiesischer Sprache, Passblder und eine Kopie des Reisepasses beigelegt. Die PUCRS ist an ausländnischen Studierenden sehr interessiert und versucht, das Bewerbungsverfahren so unkompliziert wie möglich zu gestalten und bereits bei der Bewerbung zu unterstützen. Sprachkenntnisse müssen vorhanden sein, um den Alltag und das Studienleben in Brasilien bewältigen zu können. Die Partneruniversität an sich führt keine Sprachtests durch. Die Sprachkenntnisse sind also nicht an eine Immatrikulation geknüpft. Trotzdessen macht es Sinn, vorher bereits über Basissprachkenntnisse zu verfügen, da die meisten Brasilianer kein gutes bzw. gar kein Englisch sprechen. Die Basissprachkenntnisse kann man gut an der Universität Vechta erlangen; im Sprachenzentrum kann man anhand erlernen der und Selbstlerncomputer zusätzlich Portugiesischkurs bei Ana im brasilianisches portugiesisch Sprachenoptionalbereich Vidal-Schneider belegen. Sie lehrt einen das europäische Portugiesisch. da aber das Vokabular und die Schriftsprache sehr identisch mit dem brasilianischen Portugiesisch sind, ist auch dieser Kurs eine sehr gute Vorbereitung. Die Aussprache und den wirklichen Wortschatz eignet man sich sowieso erst dort an, wenn man im Land lebt. Um in Brasilien für ein Semester studieren zu können benötigt man ein Studentenvisum Studentenvisum. isum Dieses ist eine tatsächliche Herausforderung und schnell lernt man, dass die brasilianische Bürokratie der deutschen in nichts nachsteht. bei der brasiliansichen Botschaft sind diverse Papiere vorzulegen; die Ausstellung des Visums ist an bestimmte Bedingungen geknüpft. Daher ist es ratsam, das Visum früher als geplant zu beantragen, wenn man nicht unbedingt 2 Tage vor dem Abflug noch zur Botschaft fahren möchte, um sein druckfrisches Visum abzuholen. Auch Vor Ort nimmt der bürokratische Hü Hürdenlauf kein Ende. In Brasilien muss man sich innerhalb der ersten 30Tage nach Ankunft bei der Polícia Federal, der Bundespolizei, anmelden. Dafür muss man vorerst ein Formular dort abholen, eine Gebühr (ca. 100 €) bezahlen und einen erneuten Termin verenbaren. Mit Passfotos und sämtlichen Unterlagen kann dann einige Tage später die Anmeldung erfolgen. In den ersten 2 Wochen ist man ständig auszufüllen, von einer dabei, etwas Instituition zur zu beantragen, nächsten zu Formulare rennen und irgendjemanden zu finden, der einem hilft, die Formulare auszufüllen und Bestätigungen zu schreiben, die man dann wiederum für einen anderen Antrag benötigt. Diese bürokratischen Wege lassen sich leichter mit einem Brasilianer oder einem anderen Einheimischen bewältigen. Denn - wie so oft in Brasilien - nehmen die Dinge nicht den direkten Weg zum Ziel. Als ahnungsloser Neuling ohne gute Sprachkenntnisse ist man hier schnell am Ende seiner Nerven, Kräfte und Möglichkeiten! Die Deutschen haben scheinbar die Bürokratie erfunden und die Brasilianer haben sie perfektioniert. Land der Gaúchos – Rio Grande do Sul Rio Grande do Sul ist der südlichste Bundesstaat Brasiliens. Er grenzt im Süden an Uruguay, im Westen an Argentinien, im Osten an den Atlantik und im Norden an den brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina. In Rio Grande do Sul leben über 10 Millionen Gaúchos. Der Ausdruck Gaúcho in Brasilien bezeichnet die Einwohner von Rio Grande do Sul, der Terra dos Machos, dem „Land der Männer“. Der Gaúcho treibt eigentlich Rinderherden über die Pampa (Weideland). Er ist ein rauer und zäher Mann. Die Gaúchos leben hier im Süden Brasiliens ihre eigene Kultur, die stark beeinflusst ist durch die hispanische Lebensart der Nachbarländer Argentinien und Uruguay, und Markenzeichen Äußerlich sind der Typisch das Region. sind ein flacher Hut, die weiten Hosen, die in Fußknöchelhöhe festgebunden werden, das große Messer im Breiten Ledergürtel und die Lederstiefel. Die kulturellen Traditionen der Gaúchos lassen sich heute leider kaum mehr in der Stadt beobachten, nur sehr selten bekommt man einen traditionell gekleideten Gaúcho zu Gesicht (siehe Foto). Jedoch werden die Traditionen in Vereinigungen und Gesellschaften gepflegt. Diese bieten auch regelmäßige Shows und Veranstaltungen – mit Musik und Tänzen – an. Es gibt auch typische Restaurants und Kneipen, in den traditionell gekleidete Gaúchos anzutreffen sind, typisches Essen und Getränke serviert werden. Es wird Livemusik gespielt und traditionell dazu getanzt – Sehr lohnenswert!!!! Die Gaúchos sind ein Volk mit besonders viel Stolz und Tradition, was sich auch deutlich in ihrem Wunsch nach einem eigenen Staat äußert. dies beobachten zu können, ist besonders spannend. (Traditionelle Gaúchos im Zentrum) Porto Alegre (port. Fröhlicher (Gaúcho mit Bundesstaatflagge) Hafen) ist die Hauptstadt des Bundesstaates Rio Grande do Sul, ein grosser Flusshafen und liegt 100 km entfernt vom Antlantik. Mit ca. 1,4 Millionen Einwohnern ist sie die größte Stadt Südbrasiliens. Sie hat eine Fläche von 497 km² (Hamburg = 755km²) und eine Bevölkerungsdichte von 2.900 Einwohner pro km² (Hamburg = 2.382 Ew./km²) und ist in 81 Stadtviertel gegliedert. Die gesamte Metropolregion jedoch umfasst mehr als 30 Städte und zählt knapp vier Millionen Einwohner. Durch ihre Lage im äußersten Süden des Landes ist Porto Alegre weiter von den brasilianischen Großstädten wie Rio de Janeiro (Distanz 1558 km), São Paulo (1109 km) und der Hauptstadt Brasília (2027 km) entfernt, als beispielsweise von Montevideo (890 km), der Hauptstadt Uruguays oder Buenos Aires (1063 km), der Hauptstadt Argentiniens. Porto Alegre ist eine sehr große und vor allem reich bevölkerte Stadt. Es ist immer laut und es sind immer wahnsinnig viele Menschen unterwegs. Die Busse sind fast immer überfüllt und auf den ersten Eindruck wirkt alles, als gäbe es so gar keine Struktur. Das ist nicht der Fall; Porto Alegre verfügt beispielsweise über ein sehr gut ausgebautes Busstreckennetz. Busstreckennetz Man kommt, auch wenn es mit umsteigen verbunden ist, an jeden wichtigen Ort dieser großen Stadt – allerdings ohne Fahrpläne. Besonders die Strecken zu den beiden Universitäten der Stadt und deren Campus, die in der ganzen Stadt verteilt liegen, sind sehr gut ausgebaut. Die Busse tragen den Namen des Stadtviertels, in dem sie enden. Sie pendeln den ganzen Tag zwischen dem Stadtzentrum und dem jeweiligen Stadtviertel. Eine Haltestelle wird von sehr vielen verschiedene Busse angefahren, d.h. Man legt sich auf die Lauer und versucht, die in Leuchtbuchstaben geschriebenen Namen der heranrasenden Busse zu entziffern. Schnell streckt man die Hand raus, um deutlich zu machen, dass man mitfahren möchte. Die Busse sind meist total überfüllt (siehe Foto). Am besten drängelt man sich sofort in Türnähe, um an der gewünschten Haltestelle auch aussteigen zu können und nicht noch erst dabei ist sich durch die Menschen zu drängeln, Tür während schon schließt. Die die wieder Halte- stellen haben nur selten Namen; aber sie werden sowieso nicht durchgesagt. also Achtung und rechtzeitig den Knopf drücken, um zu signalisieren, dass man aussteigen will. Ziemlich schnell weiß man, welche Busse wohin fahren, welche wichtigen Orte und Stadtviertel sie passieren. Ist man unsicher, kann man getrost den motorista (Fahrer) fragen, er – wie auch jeder andere Brasilianer - hilft sehr gern. Im Bus spricht man dann lieber nochmal genauer mit dem cobrador (Kassierer im Bus, an einem Drehkreuz sitzend), er kann ganz genau sagen, wo und wann auszusteigen ist. Hat man aber erstmal im Bus gefragt, kümmert sich nicht mehr nur der cobrador um einen, sondern der gesamte Bus – alle wollen helfen, erklären oder gar begleiten. (Zentrumsnähe in Porto Alegre) Porto Alegre bietet ein besonders vielfältiges KulturKultur- und Freizeitangebot. Freizeitangebot Tanz, Theater, Ausstellungen, Museen, Konzerte, Shows und vieles mehr sind meist sehr kostengünstig oder gar gratis und konzentrieren sich in Zentrumsnähe, z.B. an der Usina do Gasômetro (siehe Foto). Die Usina do Gasômetro diente früher der Stromgewinnung und ist heute ein Kulturzentrum. Hier finden fast täglich Veranstaltungen, Konzerte, Ausstellungen oder Theater statt. Die Usina do Gasômetro liegt direkt am Guaíba. Er ist etwa 50 km lang und hat eine Gesamtgröße von 496 km². Die Brasilianer streiten sich unaufhörlich darüber, ob es ein rio (Fluss) oder ein lago (See) ist. Doch niemand streitet sich darum, dass dieser Ort – die Usina do Gasômetro am Ufer des Guaíbas – einer der traditionellsten und schönsten Orte der gesamten Stadt ist. An der kleinen Uferpromenade vor der Usina do Gasômetro sind kleine Stände, an denen man warmes Popcorn, heiße Maiskolben mit Butter, ein kaltes Bier oder gar eine eisgekühlte Kokosnuss kaufen kann. Am Ufer sitzen täglich viele Menschen, die den wunderschönen Sonnenuntergang an diesem traditionellen Ort mit Freunden genießen. Auch am Wochenende trifft man hier hunderte Menschen, die hier Sonne und Freizeit genießen. Die Usina do Gasômetro ist also ein absolutes Muss! (Sonnenuntergang an der Usina do Gasômetro) Das Ufer des Guaíba ist einer der wohl schönsten Orte in Porto Alegre, aber auch hier lässt sich die Armut des Landes beobachten. So kehren am Ende des Tages die Obdachlosen in Gruppen an den Fluss, um sich und ihre Kleidung dort zu waschen. Das Baden im Guaíba ist strengstens verboten, da Industrieabwässer, Pestizide und Haushaltsabwässer das Wasser stark verunreinigen. Für die Obdachlosen ist es hier jedoch häufig die einzige Möglichkeit, ein Bad zu nehmen. Während man also eine eisgekühlte Kokosnuss in der Abendsonne genießt, nehmen die Obdachlosen unter lebensgefährlichen Bedingungen ein Bad. Für die Brasilianer sind diese und tausend andere ähnliche Situationen ein normales, so alltägliches Bild, über das sie kaum noch nachdenken. Für mich, die Armut in solchen Ausmaß nicht kennt, war es nur sehr schwer zu verarbeiten. Drogenabhängige, Obdachlose und Straßenkinder, die betteln, auf der Straße ihr Lager aufschlagen und im Müll nach Essbarem suchen, gehören leider zum alltäglichen Bild der Stadt. (Blick vom Morro da Cruz -Armutsviertel- auf die Stadt) Die Partneruniversität – päpstliche katholische Universität von Rio Grande do Sul Ich habe mein Auslandssemester an der Pontifícia Universidade Católica do Rio Grande do Sul (PUCRS), (PUCRS) der päpstlichen katholischen Universität von Rio Grande do Sul, an der Fakultät für Soziale absolviert. Die PUCRS ist eine brasilianische Universität päpstlichen Rechts. Sie ist die größte Privatuniversität Brasiliens. An ihr studieren über 30.000 Studenten an insgesamt 22 Fakultäten. Das Studienangebot lässt keine Wünsche offen – von A wie Agrarwissenschaft bis Z wie Zahnmedizin kann hier alles studiert werden. Der Campus ist sehr weitläufig, verkehrstechnisch perfekt angebunden und verfügt über viele gepflegte Grünanlagen, einen 24-stündigen Sicherheitsdienst, ein Krankenhaus, eine Post, mehrere Bankfilialen, einen riesen Sportpark, Apotheken, Buchläden, eine Mensa, ein Technikmuseum, unzählige Buffet- oder Kilorestaurants und Imbisse. Jede Fakultät hat ein eigenes Gebäude; so studiert man Soziale Arbeit im Gebäude 15 (im Zentrum des Campus). In jedem Gebäude gibt es einen eigenen Copyshop, einen PC-Raum, eine eigene Lanchonete (Cafetaria/Imbiss) und natürlich die Büros, Seminarräume und Sekretariate. Die PUCRS ist eine äußerst gut organisierte Universität, die sich sehr um ihre (zahlenden) Studenten bemüht. Ich als Austauschstudentin war von der monatlichen Studiengebühr befreit, anders als meine Kommilitonen. Die monatliche Gebühr ist abhängig vom gewählten Studiengang, ist aber ungefähr vergleichbar mit unseren Studiengebühren, nur werden die brasilianischen Studenten nicht halbjährlich, sondern monatlich zur Kasse gebeten. Das Campusleben funktioniert sehr gut; niemals hatte ich das Gefühl, dass ich mit ca. 30.000 Studenten am Campus studiere. Alles ist gut organisiert und verläuft sich - dank der Größe. Die Fakultät Soziale Arbeit ist überaus interessiert an Austauschstudenten und bemüht sich sehr, sie auch in allem zu unterstützen. Ich konnte immer die Erfahrung machen, dass einem alle Möglichkeiten geboten werden sollen, auch persönliche Interessen wurden immer berücksichtigt. leider funktioniert nicht immer alles auf Anhieb. Ich musste lernen, in Brasilien zu sein, d.h. alles dauert erstmal länger und nimmt häufig seltsame Umwege. Doch letztendlich ist immer alles gut. So besagt es auch das brasilianische Sprichwort: „am Ende ist alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht zu Ende“ Ende“. Ich wurde an der PUCRS überaus gut und vor allem sehr persönlich und intensiv betreut. Mit meiner Betreuungsprofessorin und den sehr hilfsbereiten Mitarbeitern des Büros der Sozialen Arbeit an meiner Seite konnte ich nahezu all meine Wünsche und Interessen umsetzen, so z.B. ein Praktikum in einer Gesundheits- station in einer Favela (Armutsviertel) absolvieren, eigentlich nur für studenten vorgesehen welches Bachelorist. Ich konnte das Zentralgefängnis des Bundesstaates besuchen, dieses interessierte mich besonders wegen meines Studienschwerpunkts; zudem besuchte ich einen Portugiesischsprachkurs für Ausländer, der eigentlich ebenfalls nur für Bachelorstudenten gedacht ist. So wie alle Brasilianer sind auch die Professoren sehr herzlich und möchten gern zum eigenen Wohlbefinden beitragen. So wurde ich von Professoren zu Weihnachten eingeladen sowie zu Wochenendunternehmungen mit deren Familien; sie besuchten mich, als ich krank war. Das Hierarchiegefälle zwischen Professoren und Studenten ist keineswegs spürbar. Alles läuft eher auf einer kooperativen Ebene ab, bei der es wichtig ist, dass alle Parteien zufrieden sind. Die faszienerende Welt – Freizeit & Reisen Mitte Dezember war meine brasilianische Vorlesungszeit beendet. Ich begann das Reisen. Reisen Aufgrund guter Planung, Rechereche und deutlichem Komfortverzicht war eine lange und weite Resie durch das Land möglich – 7 Wochen, 9 Städte, 7 Bundesstaaten. Wir sind zu zweit und zeitweise zu dritt gereist. Das war sehr gut, da der Sicherheitsstandard in Brasilien in der Regel eher niedrig ist und gerade hellhäutige, europäisch wirkende Touristen schnell als mögliche Opfer ins Visir geraten. Ausgangspunkt unserer Reiseroute war Porto Alegre (grüner Pfeil), d.h. der Süden. Über den Südwesten ging es quer rüber in den Südosten und anschließend nordwärts die Atlantikküste entlang bis in Bundesstaat Rio Grande do Norte (roter Pfeil), der sich im Nordosten des Landes befindet. In Brasilien gibt es ein sehr gut ausgebautes Buslangstreckennetz. Brasilien verfügt über kein flächendeckendes Zugnetz und Flüge sind, wenn man nicht mal eine promoção, ein Sonderangebot, erwischt, sehr teuer. Daher reisen viele Brasilianer und auch Backpacker mit dem Bus durchs Land. Es gibt verschiedenste Anbieter, die jedoch meist ähnliche Preise haben. Die Langstreckenbusse sind überwiegend in einem sehr guten Zustand (mit Toilette, Wasser und Klimaanlage). Das Reisen mit dem Bus in Brasilien gleicht einer ewig andauernden Geduldsprobe. das Land ist 24 mal so groß wie Deutschland, es müssen lange Strecken zurückgelegt werden --- und das dauert! Dafür ist das Reisen auf diese Art sehr günstig. der Nachtbus von Curitiba nach Rio de Janeiro (gelber Pfeil) kostet nur 130 R$ (ca. 55 €) und braucht für diese Strecke von ca. 900 km rund 13 Stunden. Hostels gibt es in Brasilien, jedoch noch nicht flächendeckend. Gerade in den Großstädten und Touristenmagneten, wie z. B. Rio de Janeiro oder Salvador, gibt es Hostels wie Sand am Meer und in allen Preisklassen. In kleineren oder einfach weniger touristischen Gegenden kann es schon schwerer sein, ein günstiges oder überhaupt gar ein Hostel zu finden, so z. B. in kleinen Strandorten im Süden und Südosten sowie auf kleineren Inseln Brasiliens. In diesen Gegenden findet man Pousadas, kleine Hotels mit meist wenig Komfort, die aber oft teurer sind als ein übliches Hostel. Die Gegend um die Atlantikküste im Süden Brasiliens ist für die meisten kein Touristisches Highlight (außer Florianópolis im Bundesstaat Santa Catharina). Hier sind also viele Enheimische oder andere Südamerikaner (z. B. aus Argentinien oder Urugauy), die ihre Sommerferien dort verbringen. Viele Brasilianer kennen meist jemanden, der jemanden kennt, dessen Bruder ein kleines Häuschen in Strandnähe besitzt – Hostels lassen sich daher in dieser Gegend nur selten antreffen. Da Brasilien ein so großes und vor allem vielfältiges Land ist, machte das Reisen besonders viel Spaß. Innerhalb eines Landes konnte ich so unterschiedliche Gegenen, Kulturen, Landschaften und Menschen kennenlernen. Jedes neue Reiseziel war eine ganz andere Welt. Der Süden Süden, en der sich vom Rest Brasiliens erheblich unterschiedet und als einzige Region über vier ausgeprägte Jahreszeiten verfügt: Hier lassen sich statt Regenwäldern und Steppen dicht bewaldete Bergregionen, fruchtbares Ackerland und Weinanbaugebiete finden. Der Südosten kann als internationales Drehkreuz gesehen werden - mit seiner Stadt der Superlative, Sao Paulo, und dem Mega-Magnet Brasiliens, Rio de Janeiro. Der Nordosten, Nordosten der auch das „Armenhaus Brasiliens“ genannt wird, mit seinem tropischfeuchten Klima und seiner afrikanischen Prägung. Hier, an der insgesamt 3000 km langen Küste des Nordostens, befinden sich die palmengesäumten, endlosen Sandstrände mit warmem, klarem Wasser. Diese Strände zählen zu den schönsten des ganzen Landes. So unterschiedlich geprägt die regionen doch sind, eines hat ganz Brasilien gemeinsam: das brasilianische Volk und die unvergleichliche Lebensfreude! Die Brasilianer sind so herzlich, hilfsbereit, gutmütig, großzügig, aufgeschlossen, interessiert und lebensfroh. Immer und überall ist die Lebensfreude und die Bescheidenheit der Brasilianer spürbar. Sie klagen nicht, sehen immer das positive, sind optimistisch und versprühen so viel frohsinn. Täglich bekommt man das wohl schönste Lächeln geschenkt – sei es im Bus, an der Kasse im tante-Emma-Laden um die Ecke oder einfach auf der Straße. Die Brasilianer versuchen aus jedem Tag ein Fest zu machen. So unbefriedigend die eigene Lebensituation sein kann, die Lebenslust, den Optimismus und den Frohsinn lässt sich so schnell kein Brasilianer nehmen. Dieses tiefliegende Glücksgefühl, in Kombination mit fast täglichem Sonnenschein, ist so sehr ansteckend und lässt die Welt in einem ganz andern Glanz erstrahlen. Alles andere kann so unwichtig und klein erscheinen; so kann das lächeln eines Kindes oder das freundliche „Oi, tudo bem?“ (Hallo, alles klar) vom Kassierer schnell vielmehr wert sein als etwas anders. Brasilien ist ein wunderschönes Land, welches ich lieben gelernt habe. hier habe ich meine zweite Heimat gefunden!! Auch jetzt noch, nachdem ich schon wieder fast 3 Monate in Deutschland bin, kann ich sagen, dass meine Heimat zwar in Deutschland ist, aber mein Herz in Brasilien! Ein guter Begleiter - Literaturtipp Ein sehr guter Begleiter ist der „Fettnäpfchenführer Brasilien. Lebenskunst zwischen Karneval und Copacabana“ von Nina Büttner, Emel Mangel und Henrike Moll (11,95 €). Verpackt in einer tollen Geschichte über Linda, eine Deutsche, die für ein Praktikum nach Rio de Janeiro geht und in sämtliche Fettnäpfchen tappt, vermitteln die Autoren viele hilfreiche und ausführliche Informationen über Brasilien. Ein tolles Buch mit vielen hilfreichen Hintergrundinformationen über Politik, Land und Leute, die man benötigt, um Situationen besser verstehen und einschätzen zu können. Nicht zuletzt ist es eine tolle Lektüre für die Zeit nach dem Auslandsaufenthalt – in Erinnerungen schwelgend - selbst dann noch Informationen zu lesen, die nachträglich Aufschluss bieten.