Panthera onca
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Panthera onca
Factsheet Jaguar (Panthera onca) Jaguar (Panthera onca), Y. J. Rey-Millet / WWF-Canon Ordnung Raubtiere Carnivora Familie Echte Katzen Felidae Unterfamilie Grosskatzen Pantherinae Art Jaguar Panthera onca Factsheet Jaguar (Panthera onca) Jaguar Systematik Der Jaguar (Panthera onca) gehört zur Ordnung der Carnivora (Raubtiere) und dort in die Familie der Felidae (echte Katzen) mit der Unterfamilie Pantherinae (Grosskatzen). Merkmale Nach dem Tiger und dem Löwen ist der Jaguar die drittgrösste Raubkatze der Welt und die grösste Katze Nord- und Südamerikas. Der Jaguar erreicht Körperlängen zwischen 110 und 185 Zentimetern und eine Schulterhöhe von 68 bis 75 Zentimetern, sein kräftigen Schwanz wird bis zu 75 Zentimeter lang. Die weiblichen Tiere sind insgesamt kleiner und leichter als die gleichaltrigen Männchen, dadurch schwankt das Körpergewicht des Jaguars zwischen 55 und 115 Kilogramm. Die Fellgrundfarbe ist ein kräftiges Gelbbraun, welche aber bei einigen Individuen auch eher weiss bis schwarz sein kann. Auch bei anderen Katzenarten, zum Beispiel beim Leoparden oder beim Serval, treten komplett schwarze Individuen auf. Für die Farbvariation dieser so genannten schwarzen Panther ist ein einzelnes, rezessiv vererbtes Gen verantwortlich, das besonders häufig bei Populationen in feuchten Waldhabitaten vorkommt. Die im Regenwald lebenden Jaguare sind ausserdem auch kleiner und generell dunkler gefärbt als ihre Artgenossen in offenen Savannen oder Feuchtgebieten. Bei allen nicht schwarz gefärbten Individuen des Jaguars ist die Brust heller gefärbt und weist bis zum Bauch unregelmässige schwarze Flecken auf. Der Rücken des Jaguars ist mit dunklen Rosetten gezeichnet welche im hinteren Schwanzteil in eine schwarze Ringelung übergehen. Das Innere der Rosetten ist heller gefärbt und weist noch einen kleinen, dunklen Tupfer in der Mitte auf. Diese Rosetten-Flecken sind auch viel grösser als die des in Asien, ganz im Osten Europas und Afrika heimischen Leoparden. Markant für den Jaguar sind auch der schwarze Kinnfleck und die schwarze Umrahmung an der Hinterseite der Ohrmuscheln. Sozialverhalten und Fortpflanzung Der Jaguar ist ein Einzelgänger und vorrangig im Schutz der Dunkelheit aktiv. Die Hauptaktivitätszeiten liegen in der Morgen- und Abenddämmerung. Nur zur Paarungszeit kommen Männchen und Weibchen zusammen. Diese ist ausser in den nördlichsten Verbreitungsgebieten, wo sie sich auf die Zeit von Ende November bis Ende Januar beschränkt, an keinen bestimmten Zeitraum gebunden. Nach einer Tragzeit von etwa hundert Tagen wirft das Weibchen 2 ein bis vier Junge. Meist werden die Jungen zur Regenzeit geboren, wenn ausreichend Beutetiere zur Verfügung stehen, so beispielsweise in Venezuela von Januar bis April. Die Jungen wiegen bei der Geburt 700 bis 900 Gramm, sind blind und besitzen schon ein wolliges, deutlich geflecktes Fell.. Die Aufzucht der Jungen wird vor allem von der Mutter, aber auch vom Vater wahrgenommen. Mit eineinhalb bis zwei Jahren sind die jungen Jaguare unabhängig und begeben sich auf die Suche nach einem eigenen Revier. Im Alter von zwei bis drei Jahren (Weibchen) bzw. drei bis vier Jahren (Männchen) werden sie geschlechtsreif. In der Wildnis kann der Jaguar bis zu 12 Jahre, in Gefangenschaft auch bis zu 20 Jahre alt werden. Jaguar (Panthera onca), Michel Gunthen / WWF-Canon Geographische Verbreitung Der Jaguar ist in ganz Süd- und Mittelamerika, von Mexiko bis nach Argentinien verbreitet: Argentinien, Belize, Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ecuador, Französisch-Guyana, Guatemala, Guyana, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nicaragua, Panama, Paraguay, Peru, Suriname und Venezuela. Der Regenwald im Amazonasbecken gilt heute als Verbreitungsschwerpunkt für den Jaguar. In historischer Zeit war der Jaguar auch im Südwesten der USA und im nördlichen Mexiko verbreitet, wurde hier aber durch zunehmende menschliche Besiedlung immer seltener und starb schliesslich etwa Mitte des 20. Jahrhunderts dort aus. Lebensraum Jaguare bevorzugen dichte Wälder und Sumpfgebiete mit ausreichend Deckung. Sie sind ausgezeichnete Schwimmer und können auch im Wasser Nahrung wie Fische und Kaimane erbeuten. Sie sind aber auch an viele weitere Lebensräume wie offene Gras- und Buschlandlandschaften oder Schilfdickichte angepasst. Generell bevorzugen sie das Flachland, wurden aber auch schon in Höhen von bis zu 3‘800 Metern (Costa Rica) gesichtet. In den Anden besiedeln sie keine Lebensräume oberhalb von 2‘700 Metern. Factsheet Jaguar (Panthera onca) Nahrung Jaguare sind Anschleichjäger, die sich langsam an die Beute vom Boden her anschleichen. Nach einem kurzen Spurt wird die Beute mit einem Prankenschlag erschlagen und zu Boden gerissen. Jaguare sind die einzigen Grosskatzen, die ihre Beute töten, indem sie ihre Eckzähne in deren Schädel schlagen. Nach Vermutungen von Wissenschaftlern hat sich beim Jaguar der besonders kräftige Schädel entwickelt, damit gut geschützte Reptilien wie Schildkröten geöffnet werden können. Der Speisezettel des Jaguars umfasst über 85 Arten. Er reisst vorwiegend grosse Tiere. Je nach Jahresperiode (trocken oder überflutet) erlegt er Kaimane, Faultiere oder Affen, bzw. Pekaris (Nabelschweine), Hirsche oder auch Tapire, Wasserschweine und Gürteltiere. Aber auch Vögel, Frösche, Fische und kleine Nagetiere runden das Nahrungsspektrum ab. Die erlegte Beute wird an einem geschützten Ort gefressen und die Reste werden vergraben. Es kommt auch immer wieder vor, dass Jaguare Vieh reissen. bensraums des Jaguars befindet sich im Amazonasgebiet. In drei peruanischen Amazonasgebieten wurden zwischen 2005 und 2010 sechs Fotofallen aufgestellt. Die dort anhand der Fotofallenaufnahmen geschätzte Jaguardichte von ungefähr 4.4 bis 5.1 Individuen pro 100 Quadratkilometer zeigt, dass der Amazonas der zentrale Lebensraum dieser Grosskatze ist. Im Durchschnitt wird gemäss der Weltnaturschutzunion IUCN für die meisten JaguarLebensräume angenommen, dass eine Jaguar-Dichte von 1-2 Individuen pro 100 Quadratkilometer besteht. Im brasilianischen Amazonasgebiet wurden ebenfalls mit Fotofallen Zählungen vorgenommen, die Anzahl Individuen dort wird auf weniger als 10‘000 geschätzt. Aufgrund der verborgenen Lebensweise der Jaguare können jedoch keine genauen Bestandsangaben der noch verbliebenen Individuen gemacht werden. Trotzdem wird der Jaguar von IUCN in der Roten Liste immer noch mit „potentiell gefährdet“ gelistet, obwohl er gemäss Experten den Status „gefährdet“ erhalten sollte. Im Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) wird die Art im Anhang I gelistet. Somit ist jeder internationale kommerzielle Handel mit Jaguarprodukten verboten. In der europäischen Artenschutzverordnung (EGVerordnung 338/97) wird die Art im Anhang A aufgelistet und besitzt somit auch in der Europäischen Union höchsten Schutzstatus. Bedrohung Die grössten Bedrohungen für den Jaguar sind der Lebensraumverlust, die Lebensraumzerstückelung und die Jagd auf den Jaguar selber, aber auch auf seine Beutetiere. Bestandsgrösse und Gefährdungsstatus Lebensraumzerstörung Der Mensch dringt immer tiefer in den Lebensraum des Jaguars ein und gefährdet ihn durch die Zerstörung und Zerstückelung seines Lebensraumes. Schätzungen gehen davon aus, dass der Jaguar seit Beginn des 20. Jahrhunderts bereits die Hälfte seines Lebensraumes in Mittel- und Südamerika verloren hat. Gründe sind die Waldabholzung und Waldumwandlung für Plantagen und Viehweiden. Dazu kommt der Bau von Strassen, Dämmen oder Minen. In Lateinamerika sind die Abholzungsraten nach wie vor hoch: Obwohl im Amazonasgebiet mittlerweile beträchtliche Flächen Wald geschützt sind oder nur nachhaltig genutzt werden dürfen, sind die langfristigen Prognosen schlecht. Gemäss Vorhersagen werden bis 2050 bis zu 40% des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes zerstört sein (Red List assessment oft he jaguar in Brazilian Amazonia, 2012). Der natürliche Lebensraum des Jaguars hat sich in den letzten Jahrzehnten um mehr als 50 Prozent verkleinert. Aus vielen Gebieten ist er bereits völlig verschwunden. Über zwei Drittel des aktuellen Le- Jagd und weitere Bedrohungen Die kommerzielle Jagd auf den Jaguar für den Handel mit Trophäen wie seinem schön gefleckten Fell Jaguar (Panthera onca), Anthony B. Rath / WWF-Canon 3 Factsheet Jaguar (Panthera onca) hat seit Mitte der 1970iger Jahre stark abgenommen. Grund dafür waren einerseits Kampagnen und andererseits die gesetzliche Unterschutzstellung in Brasilien 1967und Peru sowie die Aufnahme in das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES und damit vermehrte Kontrollen. Jedoch fallen auch heute noch noch Jaguare den Wilderern zum Opfer, da mit ihren Fellen hohe Gewinne auf dem Schwarzmarkt erzielt werden können. Vor allem in Peru, wo der Jaguar zwar durch das Gesetzt geschützt ist, ist die Rechtsdurchsetzung dennoch schwach und Jaguarfelle wie auch andere Jaguar-Körperteile sind auf lokalen Märkten zu finden. Durch die wachsende Viehzucht kommt es in der Nähe von Siedlungen zu Konflikten mit dem Jaguar, da dieser mitunter auch Haus- und Nutztiere erbeutet. In vielen Regionen wird er daher bejagt. In manchen Gemeinden gibt es sogar auf Jaguare spezialisierte Jäger, welche von den Ranchern angeheuert werden können. Die Behörden bekommen davon meist gar nichts mit. Neben direkten Konflikten mit den Menschen gehen die Jaguarbestände auch aufgrund des Beutetiermangels zurück, welche von den Siedlern ebenfalls gejagt werden. Die Zerschneidung ihrer Lebensräume wirkt sich negativ auf die Jaguarbestände aus. In kleinen Populationen gibt es nur wenige fortpflanzungsfähige Tiere, was zu einer geringen Durchmischung der Gene führt. Die durch die Lebensraumzerschneidung immer kleiner werdenden, isolierten Bestände leiden dann verstärkt unter Krankheiten und werden so zusätzlich geschwächt. verkündet von der brasilianischen Regierung am 5. Juni 2006, ist ein wichtiger Lückenschluss in einer Reihe von Schutzgebieten, die als Bollwerk gegen die heranrückende Entwaldung fungieren sollen. Der WWF unterstützt den Schutz dieses Nationalparks, indem die Parkverwaltung durch Aus- und Weiterbildungsmassnahmen sowie durch die Ausstattung der Mitarbeiter mit Booten und Funkgeräten gestärkt wird. WWF-Engagement Der Schutz des Lebensraumes hat für alle bedrohten Tier- und Pflanzenarten des Amazonas absolute Priorität. Daher hat sich der WWF zum Ziel gesetzt, bis Mitte 2016 den grössten Teil der Biodiversität im brasilianischen Amazonasbecken durch ein umfassendes Schutzgebietsnetzwerk zu sichern. Um dies zu erreichen, arbeitet der WWF schon seit langem auf den verschiedensten Ebenen für die Rettung des Amazonas-Regenwaldes. Aufgrund einer Initiative des WWF und internationaler Geldgeber gab die brasilianische Regierung 1998 das Versprechen, bis 2016 60 Millionen Hektar des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes (eine Fläche so gross wie Spanien und 15% der heutigen Waldfläche) durch ein umfassendes Netzwerk von Schutzgebieten zu sichern, und rief in der Folge eines der weltweit ambitioniertesten Naturschutz-Programme ins Leben – das „Amazon Region Protected Areas Programme“ (ARPA). Dieses weltgrösste Tropenschutzgebietsprogramm läuft seit 2002 und seine Umsetzung wird vom WWF massgeblich mit gestaltet. Einen wichtigen Teil des ARPA-Programmes stellt das Schutzgebietsmosaik „Juruena-Apui“ dar. Der neue Nationalpark „Juruena“ (1,9 Millionen Hektar), 4 Jaguar (Panthera onca), Michel Gunthen / WWF-Canon Im Jahr 2011 wurde das Schutzgebietsmosaik Amazonia Merdional geschaffen und offiziell anerkannt, bestehend aus 40 Schutzgebieten einschliesslich mehrerer Nationalparks (darunter das „JuruenaApui-Mosaik“). Insgesamt sind hier sieben Millionen Hektar Amazonas-Regenwald unter Schutz gestellt. Das Ziel des WWF zusammen mit den Parkverwaltungen, weiteren Behörden und lokalen Organisationen ist es, bis Mitte 2016 dieses Schutzgebietsmosaik vor Entwaldung und illegalen Aktivitäten zu schützen. In direkter Nachbarschaft zu den Schutzgebieten arbeitet der WWF eng mit der lokalen Bevölkerung zusammen. Es werden neue Einkommensquellen und Forst-Managementpläne entwickelt und der Ökotourismus gefördert. Brasilien hat 2014 zugesagt, nach einer Übergangszeit für die mehr als 90 ARPA-Schutzgebiete im Amazonas zu übernehmen. Seit 2009 unterstützt der WWF zusammen mit der Partnerorganisation Fundacion Vida Silvestre Argen- Factsheet Jaguar (Panthera onca) Dem WWF und seinen Partnern ist es nach mehreren Jahren gelungen, Ecuador, Kolumbien und Peru dazu zu bringen, ein Programm zum Schutz ihrer gemeinsamen Grenzregion ins Leben zu rufen. Zusammen mit dem angrenzenden La Paya Nationalpark in Kolumbien und dem CuyabenoReservat in Ecuador sind diese Schutzzonen Teil eines 1,6 Millionen Hektar grossen, länderübergreifenden trinationalen Schutzgebietes entlang des PutumayoFlusses. Das Regenwaldschutzprojekt am Putumayo wird vom WWF mitfinanziert. © 1986 Panda Symbol WWF ® «WWF» ist eine vom WWF eingetragene Marke tina (FVSA) die Erforschung der Lebensweise des Jaguar und das Monitoring mit Hilfe von GPSHalsbändern.Ausserdem werden so genannte grüne Korridore eingerichtet, damit die Jaguare zwischen den verbleibenden Lebensräumen wandern können. So kann der genetische Austausch unter den Tieren erhalten bleiben. Um zu verhindern, dass der Jaguar Vieh reisst und deshalb getötet wird, werden Barrieren errichtet, um das Vieh zu schützen. Der WWF unterstützt ebenfalls das Projekt Areas Amazonia in Peru bei der Zählung der Jaguare im peruanischen Amazonasgebiet mit Kamerafallen. Peru hat Ende 2012 drei neue Schutzzonen ausgewiesen, davon einen Nationalpark (Güeppi Sekine Park) sowie zwei indigene Gemeinde-Reservate mit einer Gesamtgrösse von rund 600‘000 Hektar. WWF Schweiz Hohlstrasse 110 Postfach 8010 Zürich Tel.: +41 (0) 44 297 21 21 Fax: +41 (0) 44 297 21 00 E-Mail: service@wwf.ch www.wwf.ch Spenden: PC 80-470-3 5