Exponentialfunktion Exponentialfunktion Training Training
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Exponentialfunktion Exponentialfunktion Training Training
Mathematik Lerneinheit 5 Exponentialfunktion Training Logarithmen Leitideen Leitideen Wachstum, Wachstum, Systemdenken Modellbildung und Simulation Theorie, Übungen, Übungen, Partnerinterviews, dynamische Experimentiervorlagen, Experimentiervorlagen, Lernkontrollen „Die Mathematiker sind eine Art Franzosen: Franzosen: Redet man mit ihnen, so übersetzen sie es in ihre Sprache, und dann ist es etwas ganz anderes.“ (Johann Wolfgang Goethe) Benno Frei ©2012/13 Inhaltsverzeichnis 1 Einführung ........................................................................................................................................... 1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 Was ist ein Logarithmus ................................................................................................................... 1 Von der Notwendigkeit, die Exponentialfunktion zu begreifen! ............................................... 3 Mathematische Modellbildung dynamischer Systeme ................................................................ 7 Finanzmathematik für Fortgeschrittene ....................................................................................... 16 Repetition Potenzen ........................................................................................................................ 19 2 Definition des Logarithmus ............................................................................................................ 23 2.1 Logarithmus = Exponent ................................................................................................................ 23 2.2 Rechengesetze für Logarithmen .................................................................................................... 40 3 Gleichungen ....................................................................................................................................... 57 3.1 Exponentialgleichungen ................................................................................................................. 57 3.2 Logarithmengleichungen ............................................................................................................... 60 3.3 Übungen Gleichungen .................................................................................................................... 62 4 Funktionen ......................................................................................................................................... 77 4.1 Die Exponentialfunktion ................................................................................................................ 78 4.2 Modellbildung mit der Exponentialfunktion .............................................................................. 80 5 Leitidee Wachstum............................................................................................................................ 87 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 Einführendes Beispiel ..................................................................................................................... 87 Exponentielles Wachstum und exponentieller Zerfall .............................................................. 91 Musterbeispiele ................................................................................................................................ 98 Wachstumsmodelle ....................................................................................................................... 106 Anwendungen Wachstum........................................................................................................... 110 6 Modellbildung und Simulation ................................................................................................... 116 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 Modellbildungsprozess ................................................................................................................ 116 Simulation mit graphischen Modellbildungsprogrammen ..................................................... 117 Das Modellbildungsprogramm DynaSim .................................................................................. 120 Anwendung Systeme mit Zu- und Abflüsse ............................................................................. 126 Anwendungen Bewegung ............................................................................................................ 132 7 Leitidee Systemdenken .................................................................................................................. 137 7.1 7.2 7.3 7.4 Beispiel Lotka-Volterra-Systeme ................................................................................................. 137 System und Modell........................................................................................................................ 142 System Typologie in den Sozialwissenschaften ........................................................................ 145 Komplexe Systeme ........................................................................................................................ 151 „Die Mathematiker sind eine Art Franzosen: Redet man mit ihnen, so übersetzen sie es in ihre Sprache, und dann ist es etwas ganz anderes.“ (Johann Wolfgang Goethe) DialogMathe © Mathematik Lerneinheit 5: Skript Exponentialfunktion, Training Logarithmen, Leitidee Wachstum 20123, Theorie, Übungen, Partnerinterviews, Lernkontrollen, dynamische Experimentiervorlagen von Benno Frei © Elch hoch Elch Wurzelelch Logarithmus Elch Vorwort Mathematik ist in unserem Leben allgegenwärtig, wird aber in ihrer Vielfalt kaum wahrgenommen. Sie kann Prozesse in der Natur und Gesellschaft erklären. Das vorliegende Skript enthält 7 Kapitel jedoch sind für die Maturaprüfung nur die ersten 5 Kapitel relevant. In Kapitel 1 wird dir der Logarithmus und die Exponentialfunktion kurz vorgestellt. Insbesondere wird aufgezeigt welche Rolle die Exponentialfunktion beim Wachstum hat. Die Exponentialfunktion kommt in der Wirtschaft sehr häufig zur Anwendung. Für deine Zukunft ist das Verständnis der Modelle, die auf der Exponentialfunktion beruhen, ganz entscheidend. In Kapitel 2 lernst du eine neue Struktur kennen, den Logarithmus, eine Operation dritter Stufe! Da du den Logarithmus unbedingt beherrschen musst, werden wir diese Struktur trainieren. Logaritmieren ist die Umkehrung des Potenzierens, d.h. das Beherrschen der Potenzgesetze ist Pflicht!. Wenn du Fehler machst, so analysiere diese in deinem „Sündenbüchlein“. Deine Entdeckungen halte in einem Ideenbüchlein fest! In Kapitel 3 lernst du Strategien kennen, um Exponential- und Logarithmengleichungen zu lösen und in Kapitel 4 studieren wir die Exponentialfunktion und die Lograrithmusfunktion als dessen Umkehrung. Schliesslich werden wir die erworbenen Kenntnisse im Kapitel 5 in vielen praxisnahen Problemstellungen anwenden. Kapitel 6 gibt dir eine Einführung in die Modellbildung und Simulation. In Kapitel 7 lernst du das Systemdenken kennen. April 2013, B. Frei Was ist ein Logarithmus DialogMathe 1 Einführung 1.1 Was ist ein Logarithmus Schon das Wort klingt aussergewöhnlich. Und viele von euch halten das, was sich hinter dem Wort verbirgt, für aussergewöhnlich schwierig. Auch eure Eltern und Geschwister verbinden oft ungute Gefühle mit dem Logarithmus. Dabei ist doch das Wort Logarithmus lediglich eine andere Bezeichnung für Exponent. Logarithmen und die damit eng zusammenhängenden Exponentialgleichungen spielen, um einmal die ewige Schülerfrage „Wozu brauchen wir das?“ zu beantworten, nicht nur in Naturwissenschaft und Technik, sondern auch in Ökologie, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und in jeder Art von Statistik eine wichtige Rolle. Ohne den Logarithmus könnten Physiker die Flugbahn einer Trägerrakete oder Chemiker die Halbwertszeit von radioaktiven Stoffen nicht berechnen. Um die Entwicklung der Bevölkerung eines Landes oder der ganzen Erde vorausberechnen zu können, brauchen die Zukunftsforscher Logarithmen und Exponentialfunktionen. Die Aussagen von Wahl- und Meinungsforschern sind nur möglich unter Verwendung von Logarithmen und Exponentialgleichungen. Und das Fernsehsender ihren Werbekunden gegenüber behaupten können, 60% aller Zuschauer hätten eine bestimmte Sendung gesehen, obwohl sie nur 2000 Fernsehzuschauer befragt haben, wäre ohne Verwendung von Logarithmen und Exponentialgleichungen nicht möglich. Selbst Forstwirte können die Entwicklung ihres Waldes nur mithilfe von Logarithmen und Exponentialgleichungen vorausberechnen. Und schliesslich bedienen sich auch die Mediziner zum Verständnis der Ausbreitung von Krankheitskeimen und ansteckenden Krankheiten des Logarithmus und der Exponentialfunktion. 1.1.1 Übersicht: Rechenarten Potenzieren ist keine Grundrechenart wie Addieren und Mukltiplizieren. Beim Potenzieren gibt es zwei Umkehrungen: Radizieren und Logarithmieren. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 1 Einführung DialogMathe Verschiedene Stufen Stufe Rechenart Umkehrung I Addieren a+b = c Multiplizieren a⋅b = c Subtrahieren a = c −b ; b = c −a Dividieren c c a= ; b= b a Radizieren II III Potenzieren b = ax a= x b Logarithmieren x = log a ( b ) 1.1.2 Beispiel Umkehrung des Potenzierens Erste Umkehrung Radizieren: Fragestellung x2 = 16 → x=? Gesucht ist die Basis x, welche mit dem Exponenten 2 als Potenz den Wert 16 hat. Oder: Wir suchen eine Zahl x, die mit sich selbst multipliziert 16 ergibt. Strategie: Wenn es uns gelingt die Zahl 16 als Potenz mit dem Exponenten 2 darzustellen, dann können wir x direkt ablesen: x 2 = 42 → x=4 Da auch 16 = ( −4 ) ist haben wir eine zweite Lösung: x = −4 2 Radizieren x = ± 16 = ±4 Allgemein: x 2 = a → x2 = a → x = a → x=± a Wenn a eine Quadratzahl ist, können wir die Gleichung im Kopf lösen. Zweite Umkehrung Logarithmieren: Fragestellung 2x = 16 → x=? Gesucht ist der Exponent x, der mit der Basis 2 als Potenz den Wert 16 hat. Strategie: Wenn es uns gelingt die Zahl 16 als Potenz mit der Basis 2 darzustellen, dann können wir x direkt ablesen: 2x = 24 → x=4 Logarithmieren x = log2 ( 16 ) = log2 ( 24 ) = 4 (x ist der Logarithmus zur Basis 2 von 16) Allgemein: 2 x = a → x = log2 ( a ) . Wenn a eine Potenz mit der Basis 2 ist, können wir die Gleichung im Kopf lösen. 2 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF DialogMathe Von der Notwendigkeit, die Exponentialfunktion zu begreifen! 1.2 Von der Notwendigkeit, die Exponentialfunktion zu begreifen! „Ohne eine Vorstellung von exponentiellem Wachstum und Zerfall kann kein Verständnis für ökologische und ökonomische Zusammenhänge zustande kommen.“ (Heinrich Winter, Professor für Didaktik der Mathematik) „Die grösste Schwäche von uns Menschen ist unsere Unfähigkeit, die Exponentialfunktion wirklich zu verstehen.“ (Albert Bartlett, Physiker) Steckt hinter exponentiellen Funktionen etwa mehr als abstraktes Schulwissen? Tatsächlich bestimmen sie unser Leben in nahezu allen existenziellen Bereichen. Exponentielle Funktionen fungieren letzten Endes als Motor von Wirtschaftswunder, Crashs und Kriege. Die jüngste Finanzkriese lässt sich unmöglich ohne exponentielle Funktionen verstehen. Die Zusammenhänge von Mathematik und Gesellschaft können sowohl dem Experten als auch dem interessierten Laien anschauliche Erklärungsmodelle zu folgenden Fragen liefern. Wie werden wir in Zukunft leben? Warum wird die Weltwirtschaft kollabieren? Wirtschaftswachstum Seit mehr als einem Jahrhundert unterliegen viele Bereiche des globalen Systems einem raschen Wachstum. Diese Zunahme folgt einem Muster, das Mathematiker als exponentielles Wachstum bezeichnen. Ein solches Wachstum kommt extrem häufig vor und führt uns in die Irre, weil sich die meisten Menschen Wachstum als linearen Prozess vorstellen. Exponentielles Wachstum zeigt überraschende Merkmale, durch die man es nur sehr schwer in den Griff bekommt. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 3 Einführung DialogMathe 1.2.1 Das Märchen vom Reiskorn und dem Schachbrett Im alten Persien erzählten sich die Menschen einst dieses Märchen: Es war einmal ein kluger Höfling, der seinem König ein kostbares Schachbrett schenkte. Der König war über den Zeitvertreib sehr dankbar, weil er sich mit seinen Ministern bei Hofe oft ein wenig langweilte. So sprach er zu seinem Höfling: "Sage mir, wie ich dich zum Dank für dieses wunderschöne Geschenk belohnen kann. Ich werde dir jeden Wunsch erfüllen." Nachdenklich rieb der Höfling seine Nase. Nachdem er eine Weile nachgedacht hatte, sagte er: "Nichts weiter will ich, edler Gebieter, als dass Ihr das Schachbrett mit Reis auffüllen möget. Legt ein Reiskorn auf das erste Feld, und dann auf jedes weitere Feld stets die doppelte Anzahl an Körnern. Also zwei Reiskörner auf das zweite Feld, vier Reiskörner auf das dritte, acht auf das vierte und so fort." Der König war erstaunt. "Es ehrt dich, lieber Höfling, dass du einen so bescheidenen Wunsch äusserst", sprach er. "Er möge dir auf der Stelle erfüllt werden." Der Höfling lächelte, eine Spur zu breit vielleicht, und verneigte sich tief vor seinem Herrscher. Sofort traten Diener mit einem Sack Reis herbei und schickten sich an, die Felder auf dem Schachbrett nach den Wünschen des Höflings zu füllen. Bald stellten sie fest, dass ein Sack Reis gar nicht ausreichen würde, und liessen noch mehr Säcke aus dem Getreidespeicher holen. 64 Felder hatte das Schachspiel. Schon das zehnte Feld musste für den Höfling mit 512 Körnern gefüllt werden. Beim 21. Feld waren es schon über eine Million Körner. Und beim 64. Feld stellten die Diener fest, dass es im ganzen Reich des Königs nicht genug Reiskörner gab, um es aufzufüllen. Mit seinem Wunsch wurde der Höfling zum reichsten Mann im ganzen Land, und der König wünschte, er hätte ihm nie etwas geschuldet. Auf allen Feldern eines Schachbretts zusammen wären es 264 − 1 oder 18‘446‘744‘073‘709‘551‘615 Weizenkörner. Exponentielles Wachstum, bei dem eine solche Verdopplung auf die andere folgt, überrascht immer wieder, weil es sehr rasch zu solch hohen Zahlen führt. 4 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF DialogMathe Von der Notwendigkeit, die Exponentialfunktion zu begreifen! 1.2.2 Im Spannungsfeld: Wachstum und Beständigkeit. Die Weltbevölkerung umfasste im Jahr 1959 drei Milliarden Menschen. Heute liegt sie bei mehr als sieben Milliarden, ist also innerhalb von rund zwei Generationen um vier Milliarden angewachsen. Zwei unverträgliche Prinzipien verschärfen die dadurch entstehende globale Situation: Wachstum als Interesse der Wirtschaft und Beständigkeit als Lebensbedingung der Natur. Unsere moderne Zivilisation mit der physischen Begrenztheit der Erde in Einklang zu bringen – dies ist eine gesellschaftspolitische Herausforderung, die es zu meistern gilt. Wachstum ist der Treibstoff unserer Wirtschaft. Löhne, Renten, Investitionen, Staatsausgaben – alles hängt von unserer Fähigkeit ab, immer mehr zu produzieren und zu konsumieren. Unsere Wirtschaftpolitik braucht exponentielles Wachstum um zu funktionieren. Doch was tun, wenn Wachstum teuer wird und Ressourcen zur Neige gehen? Ist eine Abkopplung vom permanenten Wachstum wirtschaftlich möglich und politisch durchsetzbar? Gibt es ein Wachstum ohne Ende? Wachstum muss irgendwann zwangsläufig aufhören. Aber wann wird das sein? Welche Kräfte werden es aufhalten? Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 5 Einführung DialogMathe In welchem Zustand werden sich die Menschheit und das globale Ökosystem nach Beendigung des Wachstums befinden? Um diese Fragen beantworten zu können, musst du die Struktur des Systems verstehen, das die menschliche Bevölkerung und die Wirtschaft ständig nach Wachstum streben lässt. Schweizer Börse (Psychologie: Gleichgewicht zwischen Angst und Gier!) Das schnelle Anwachsen des Index wird immer wieder durch abrupte Abstürze korrigiert. 6 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Mathematische Modellbildung dynamischer Systeme DialogMathe Treibhauseffekt: Gelingt es uns nicht den CO2 -Ausstoss nachhaltig zu reduzieren, wird die mittlere Temperatur der Erde weiter ansteigen. Dies hat zur Folge, dass wir unsere Lebensgrundlagen zerstören. Solche existentiellen Problemstellungen können heute durch mathematische Modelle simuliert werden. 1.3 Mathematische Modellbildung dynamischer Systeme Mathematische Modellbildung ist „die Kunst, Mathematik auf Probleme anderer Wissensbereiche anzuwenden und zu deren Lösung bzw. Verständnis beizutragen“, Joachim Engel Anwendungsorientierte Mathematik. In den Natur-, Sozial, Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften werden mathematische Modelle für Naturphänomene bzw. für ökonomische, soziale oder für technische Prozesse formuliert, um eine vorgegebene Fragestellung zu beantworten. Jedes Modelliervorhaben braucht eine Leitfrage oder ein Ziel. Dies ist wichtig, da die Art und die Komplexität eines Modells von dieser Zielvorgabe abhängen. Zur Modellbildung gehört auch die Entscheidung, welche Prozesse und Einflüsse im Modell berücksichtigt bzw. welche vernachlässigt werden. Prinzipiell sollte ein Modell so einfach wie möglich und so detailliert wie nötig sein. Es gibt niemals das richtige Modell - ein Modell ist immer nur eine vereinfachende Beschreibung der Realität, und Beschreibungsmöglichkeiten gibt es viele! Problemstellungen der heutigen Zeit sind vernetzt und interdisziplinär. Feedback und Verzögerungen führen dazu, dass einfache UrsachenWirkungsbeziehungen nicht mehr zielführend sind. Eine Ursache kann mehrere Wirkungen haben und mehrere Ursachen können auf dieselbe Grösse wirken. Wirkungen können auch auf Ursachen zurückwirken. Kann die Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 7 Einführung DialogMathe mathematische Modellbildung auch komplexe Systeme beschreiben? Die Antwort lieferte der Computerpionier Jay W. Forrester vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den 60-er Jahren, der eine neuartige Methode der computergestützten Simulation entwickelte, die Systemdynamik. Die Weiterentwicklung der Systemdynamik ist heute eine Methode, komplexe Systeme in der Technik, Natur- Sozial- und Wirtschaftswissenschaften zu analysieren, zu verstehen und zu steuern. Im Zentrum der Systemdynamik stehen die Überführung disziplinspezifischem Wissen in quantitative Modelle und die praktische Umsetzung mit Hilfe von Simulationswerkzeugen, die es möglich machen Prozesse virtuell ablaufen zu lassen. Simulationen lassen sich heute mit graphischen Modellbildungsprogrammen wie Stella, Vensim oder Berkeley Madonna einfach durchführen. Dabei wird ein Modell graphisch, ein sogenanntes Flussmodell, mit wenigen Werkzeugen am Computerbildschirm entwickelt. 1.3.1 Grenzen des Wachstums 1972 beschrieb der Club of Rome in seinem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ die Gefahren eines ungebremsten Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums. Die Studie warnte vor sich erschöpfenden Vorräten und explodierenden Preisen für Rohstoffe und Energie. Jay W. Forrester, der „Vater der Systemdynamik“, hatte den jungen Dennis Meadows als Projektleiter für die Studie vorgeschlagen. Meadows und sein Team erstellten 8 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Mathematische Modellbildung dynamischer Systeme DialogMathe mit Hilfe der Systemdynamik drei Szenarien: Zwei sagten ein Überschreiten der Wachstumsgrenzen und den darauf folgenden Zusammenbruch des globalen Wirtschaftssystems in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts voraus. Das dritte Szenario ergab eine stabile Welt mit nachhaltiger Wirtschaft. Den Voraussagen von „Die Grenzen des Wachstums“ liegt ein mathematisches Modell namens World3 zu Grunde, welches das Weltgeschehen mit Hilfe von 12 Zuständen und 21 Ventilen (Änderungsraten) in 150 Gleichungen abbildet. Es berücksichtigte die Wechselwirkungen zwischen Bevölkerungsdichte, Nahrungsmittelressourcen, Energie, Material und Kapital, Umweltzerstörung und Landnutzung. World3 ist ein sehr stark vereinfachtes Modell und enthält willkürlich gewählte Zahlenwerte und ungerechtfertigte Annahmen, so dass es als Prognoseinstrument unbrauchbar ist. Flussdiagram von World3 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 9 Einführung DialogMathe Gleichwohl hat das Buch wesentlich dazu beigetragen, dass die Begrenztheit der irdischen Ressourcen und das Konzept der Nachhaltigkeit ins öffentliche Bewusstsein gedrungen sind. Meadows Metapher vom Lilienteich machte die Dynamik exponentiellen Wachstums allgemeinverständlich. „In einem Gartenteich wächst eine Lilie, die jeden Tag auf die doppelte Grösse wächst. Innerhalb von dreissig Tagen kann die Lilie den ganzen Teich bedecken und alles andere Leben in dem Wasser ersticken. Aber ehe sie nicht mindestens die Hälfte der Wasseroberfläche einnimmt, erscheint ihr Wachstum nicht beängstigend; es gibt ja noch genügend Platz, und niemand denkt daran, sie zurückzuschneiden, auch nicht am 29. Tag; noch ist ja die Hälfte des Teiches frei. Aber schon am nächsten Tag ist kein Wasser mehr zu sehen.“ Die Aufgestellten Thesen wurden in Folgestudien 1992 „Die neuen Grenzen des Wachstums“ und 2004 „30 Jahre-Update“ überprüft, verfeinert und weiterentwickelt. 2012 veröffentlichte der Club of Rome den Report „2052“, die Welt in 40 Jahren. So weiter machen wie bisher geht nicht, unbegrenztes Wachstum zerstört begrenzte Systeme, dies die Kernaussage des Berichts von Jorgen Randers, ein norwegischer Zukunftsforscher. Der Bericht prognostiziert, dass das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) langsamer steigt als erwartet. Um das Jahr 2050 wird es nur 2,2 mal grösser sein als heute. Die Weltbevölkerung wird kurz nach 2040 bei 8,1 Milliarden ihren Höchststand erreicht haben und dann zurückgehen. Beispiel Energiekonsum, Energiewende: Die weltweite Zunahme des Energieverbrauchs beträgt etwa 2% pro Jahr. Dies entspricht einer Verdoppelungsperiode von ca. 36 Jahren. Ein exponentielles Wachstum mag sich über mehrere Verdopplungsperioden hinweg nicht stark bemerkbar machen. Schwierigkeiten im System (begrenzte Ressourcen, Umweltschäden, usw.) werden oft erst innerhalb der letzten Verdopplungsperiode deutlich spürbar und können sich dann so verstärken, dass es für eine Lösung dieser Schwierigkeiten ohne rechtzeitige Planung oft zu spät ist. 10 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Mathematische Modellbildung dynamischer Systeme DialogMathe Entwicklung des Energieverbrauchs in der Schweiz (Quelle: BFS, Schweizer Gesamtenergiestatistik) 1.3.2 Modell aus der Finanzmathematik: Die 72er Regel Die 72er Regel, tatsächlich nur eine Abschätzung, gibt an, nach wie vielen Jahren sich eine Kapitalanlage verdoppelt. Dazu teilt man 72 durch den Zinsfuss (Prozentzahl p des jährlichen Zinssatzes) des angelegten Betrages, daher auch der Name dieser Regel. Die Formel für die Abschätzung der Verdopplungszeit T (in Jahren) lautet dann: T ≈ 72 . p Bei der prozentualen Verzinsung eines Kapitals ( K 0 = Anfangskapital, K n =Kapital nach n Jahren), handelt es sich um exponentielles Wachstum. p = Zinsfuss = Prozentzahl des jährlichen Zinssatzes n p Kn = K 0 ⋅ 1 + (diskrete Verzinsung n ∈ N0 ) 100 p ⋅t K ( t ) = K o ⋅ e 100 (kontinuierliche Verzinsung t ∈ R ) p p Näherung: ln 1 + ≈ 100 100 n= ln [ 2 ] p ln 1 + 100 ≈ Näherung ln [ 2 ] 100 ⋅ ln [ 2 ] 69,3 = = p p p 100 In der Finanzwelt wird 69,3 durch 72 ersetzt (72 hat viele Teiler). Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 11 Einführung DialogMathe Überprüfung des Modells (72er-Regel) für ein Sparkonto In untenstehender Tabelle ist die Entwicklung des Zinssatzes auf einem Sparkonto einer Schweizer Bank dargestellt. Welches Kapital steht uns am Ende des Jahres 2012 zur Verfügung, wenn wir am Anfang des Jahres 1991 ein Startkapital von 100 Franken eingezahlt hätten. Bestimme den mittleren Zinssatz für die Jahre 1991 bis 2012. Jahr 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Zinssatz 5.0 5.1 4.4 3.4 3.1 2.4 1.8 1.4 1.2 1.4 1.5 Jahr Zinssatz 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 1.2 0.6 0.5 0.5 0.5 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.2 Im Jahr 1991 betrug der Zinssatz auf einer Schweizer Bank 5%. Wenn wir anfangs des Jahres 100 Franken angelegt hätten, so sollte sich das Kapital nach 72 5 = 14, 4 , also nach ca. 15 Jahren auf 200 Franken verdoppelt haben. Tatsächlich hätten wir aber 2005 nur 139 Franken auf unserem Konto gehabt und nach 22 Jahren im Jahr 2012 erst 142,8 Franken. Das Modell kann für unseren Fall nicht angewendet werden, da der Zinssatz nicht konstant ist. Die nebenstehende Graphik zeigt den Verlauf des Kapitals von 1991 bis 2012. Auch das Modell mit einem mittleren Zinssatz von 2,2% für die 15 Jahre von 1991 bis 2005 beschreibt den tatsächlichen Verlauf des Kapitals nicht korrekt. Ohne die Kenntnis der Änderungsrate kann der Verlauf des Kapitals nicht korrekt beschrieben werden, insbesondere ist K(t) keine Exponentialfunktion, da p nicht konstant ist. 12 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Mathematische Modellbildung dynamischer Systeme DialogMathe 1.3.3 Anwendung Kapitalwachstum Gleichungen, bei denen die Unbekannte im Exponenten ist, kommen in der Praxis häufig vor, z.B. bei Wachstumsprozessen. Wir wollen als Beispiel das Wachstum eines Kapitals auf einem Konto einer Bank analysieren. Fragestellung In welcher Zeit wächst ein Rappen beim Zinssatz 4% zu einem Franken an? K 0 = Anfangskapital (1 Rappen = 0,01 Fr. ) K n = Kapital nach n Jahren mit Zinssatz p = 0,04 ( K n = 1 Fr. ) Manchmal wird präzise zwischen Zinsfuss und Zinssatz unterschieden. Der Zinsfuss ist dann die Zahl vor dem %-Zeichen, bei einem Zinssatz von 4 % ist also der Zinsfuss p = 4, dagegen ist der Zinssatz p = 4 % = 4 100 = 0,04. Analyse: Wachstum des Kapitals (exponentielles Wachstum ! ) Kapital nach dem 1. Jahr: K1 = K 0 + p ⋅ K 0 = K 0 ⋅ ( 1 + p ) Anfangskapital wird mit dem Faktor 1 + p multipliziert. Kapital nach dem 2. Jahr: K 2 = K1 + p ⋅ K1 = K1 ⋅ ( 1 + p ) = K 0 ⋅ ( 1 + p ) 2 Kapital nach dem 3. Jahr: K 3 = K 2 + p ⋅ K 2 = K 2 ⋅ ( 1 + p ) = K 0 ⋅ ( 1 + p ) 3 usw. allgemein für das Kapital nach n Jahren : Kn = K0 ⋅ ( 1 + p ) n 1 + p heisst Wachstumsfaktor. Wir erhalten das Kapital K n indem wir den Wachstumsfaktor mit n potenzieren und mit dem Anfangskapital K 0 multiplizieren. Dieses Verhalten des Kapitals nennen wir exponentielles Wachstum. Sind alle Grössen ausser n bekannt, so muss die Gleichung nach n aufgelöst werden! Kn = K 0 ⋅ ( 1 + p ) n ; n=? Schwierigkeit : Unbekannte im Exponent! Strategie: Gleichung logarithmieren! Kn = K0 ⋅ ( 1 + p ) n Kn n = (1 + p ) K0 / : K0 / logarithmieren , [ log( ) = Logarithmus zur Basis 10 ] K n log n = log ( 1 + p ) K 0 Der Exponent n kann nun als Faktor vor dem Logarithmus geschrieben werden, so dass nach n aufgelöst werden kann. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 13 Einführung DialogMathe K log n = n ⋅ log [ 1 + p ] K0 / : log [ 1 + p ] K 1 log n log 2 K0 = 0,01 = log [ 100 ] = = 117,4 Jahre n= log [ 1 + p ] log [ 1 + 0,04 ] log [ 1,04 ] 0,01703 Lösung mit dem Rechner Der Rechner verwendet den ln( ) = Logarithmus zur Basis e (Eulersche Zahl). Bei der allgemeinen Lösung verlangt der Rechner, dass die Zahl innnerhalb K des Logarithmuses positiv sein muss: Kn > 0 . 0 Betrachten wir die Gleichung vor dem logarithmieren: Kn n = (1+ p ) . K0 ( 1 + p )n ist für alle n positiv, wenn 1 + p > 0 ist. Funktional Wir betrachten den Term ( 1 + p ) für p = 0,04 und alle möglichen n ∈ R . n Somit erhalten wir die Funktion f ( x ) = 1,04 x , die uns der Rechner graphisch darstellen kann. Der Graph zeigt uns, dass die Funktionswerte immer positiv sind! Der Funktionsgraph verläuft für negative x-Werte (zweiter Quadrant) zwischen 0 und 1 für positive x-Werte (erster Quadrant) zwischen 1 und unendlich. Der Graph verläuft immer steiler. Für x = 0 erhalten wir den Funktionswert 1. 14 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Mathematische Modellbildung dynamischer Systeme DialogMathe Für die Lösung der Exponentialgleichung ( 1,04 )x = 100 erhalten wir x = 117,4168. Für den Logarithmus zur Basis 1,04 von 100 erhalten wir ebenfalls 117,4168. Merke Einen Logarithmus berechnen, heisst einen Exponenten bestimmen. Übung Wie lange dauert es, bis sich ein Kapital bei einem Zinssatz von 4% verdoppelt? 1.3.4 Partnerinterview Bakterien in einem Jogurt Partnerinterview Bakterien in einem Jogurt Verdoppelung von Bakterien Zeit: 10 Minuten Löse das folgende Problem mit deinem Rechner: In einem Jogurt befinden sich 1000 Bakterien. Die Bakterien können sich bei Zimmertemperatur pro Stunde verdoppeln. Wenn sich 1‘000‘000 Bakterien im Jogurt befinden bricht es. Nach wie vielen Stunden ist dies der Fall? Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 15 Einführung DialogMathe 1.4 Finanzmathematik für Fortgeschrittene 1.4.1 Das Black-Scholes-Modell Es handelt sich um ein finanzmathematisches Modell zur Bewertung von Finanzoptionen, das von Fischer Black und Myron Samuel Scholes 1973 (nach zweimaliger Ablehnung durch renommierte Zeitschriften) veröffentlicht wurde und als ein Meilenstein der Finanzwirtschaft gilt. Erst mehr als zwei Jahrzehnte später (1997) hat die Formel die ihr gebührende weltweite Anerkennung bekommen: den „Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften“ Die Black-Scholes-Differentialgleichung kann durch geeignete Substitutionen auf die Gestalt einer Wärmeleitungsgleichung transformiert werden. Es ergeben sich als explizite Lösungen die Werte von Call und Put: C ( S,t ) = S ⋅ Φ ( d1 ) − K ⋅ e −r ⋅( T − t ) ⋅ Φ ( d2 ) P ( S,t ) = K ⋅ e −r ⋅( T − t ) ⋅ Φ ( −d2 ) − S ⋅ Φ ( −d1 ) S ln + ( r + 21 ⋅ σ2 ) ⋅ ( T − t ) K wobei d1 = , d2 = d1 − σ ⋅ σ⋅ T −t Φ( x) = T − t und x 1 − 1 ⋅ z2 ⋅ ∫ e 2 dz die Verteilungsfunktion der Standardnormal2π −∞ verteilung bezeichnet. Der Wert einer Option ist also durch 5 Parameter bestimmt: S: aktueller Aktienkurs r: mit der Restlaufzeit der Option kongruenter Zinssatz σ : Die zukünftige Volatilität des Basiswertes. Diese ist bei Vertragsabschluss die einzige unbekannte Grösse und damit letztlich Gegenstand der Preisfindung zwischen den Vertragsparteien. Im Black-Scholes-Modell wird die Volatilität σ als konstant angenommen, was jedoch nicht zutrifft. T – t: Restlaufzeit der Option mit Gesamtlaufzeit T zum Zeitpunkt t K: Basispreis, als Vertragsbestandteil festgelegt Anwendungsgebiete für das Black-Scholes-Modell Zahlreiche Händler und Investoren von heute benutzen täglich das bewährte Black-Scholes-Modell, um Aktienoptionen weltweit zu bewerten. Es existieren 16 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Finanzmathematik für Fortgeschrittene DialogMathe inzwischen auch Methoden zur Bewertung von Anleihen, Futures, Devisen und Gold. Auf seiner Basis sind zahlreiche neue Klassen von Finanzinstrumente ins Leben gerufen und etabliert worden. Aber auch Bürgschaften und Versicherungsverträge werden nach dem Black-Scholes- Modell bewertet. Das Modell gilt ebenfalls als Fundament von modernen Methoden für effizientes Risikomanagement, ohne das die Verluste schwer unter einem gewünschten Niveau zu halten wären. Mit Hilfe von Abwandlungen des Black-Scholes-Modells werden auch zahlreiche ökonomische Probleme analysiert. Viele der neuesten Einsatzgebiete der Black-Scholes-Formel verdanken es dem dritten im Bunde, dem Amerikaner Robert Merton, der u. a. Hedge Fonds betreut. 1.4.2 Finanzkrisen, Krise der Finanzmathematik? Wenn zwei Nobelpreisträger und ein ehemaliger Vizepräsident der amerikanischen Notenbank einen Hedgefonds managen, kann eigentlich nicht viel schief gehen … glaubte man zumindest bis zum September 1998. Dann bewies die Beinahepleite des „Long Term Capital Management (LTCM)“-Fonds, dass auch geballter ökonomischer Sachverstand nicht vor dem Bankrott schützt. Die Schieflage von LTCM sandte Schockwellen durch das weltweite Finanzsystem, die nur durch eine konzertierte Aktion der US-Notenbank und mehrer internationaler Grossbanken eingedämmt werden konnten. Die entscheidende Lehre aus dem LTCM-Debakel dürfte darin bestehen, dass auch das ausgeklügeltste und komplexeste theoretische Modell niemals in der Lage sein wird, das Verhalten der Welt im Allgemeinen und das der Finanzmärkte im Besonderen adäquat zu beschreiben. Insofern können Unternehmen nur davor gewarnt werden, ihre Entscheidungen ausschliesslich auf derartige Modelle zu stützen und die Irrationalität menschlichen Verhaltens auszublenden. In turbulenten Zeiten wie der unsrigen sind die Nobelpreisträger des Jahres 1997 (Merton und Scholes) offensichtlich schlechtere Ratgeber als die Nobelpreisträger des Jahres 2002 (Kahneman und Tversky), die das Bild vom „homo oeconomicus“ als rationalem Entscheider gehörig relativiert haben. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 17 Einführung 1.4.3 DialogMathe Nachdenken statt Intuition Die Verhaltensökonomie ist ein Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaft. Sie beschäftigt sich mit menschlichem Verhalten in wirtschaftlichen Situationen. Dabei werden Konstellationen untersucht, in denen Menschen im Widerspruch zur Modell-Annahme des Homo oeconomicus, also des rationalen Nutzenmaximierers, agieren. Das Spezialfeld verhaltensorientierte Finanzierungslehre beschäftigt sich mit irrationalem Verhalten auf Finanzund Kapitalmärkten. Ob die moderne Verhaltensökonomie die Finanzkrisen hätte verhindern können, bleibt ungeklärt. Nobelpreisträger Daniel Kahneman glaubt aber, dass zukünftige Krisen vermeidbar sind - mit Nachdenken statt Intuition. Beispiel: Ein Ball und ein Schläger kosten zusammen 12 Franken. Der Schläger kostet 10 Franken mehr als der Ball. Was kostet der Ball? Zwei Franken wirst du wahrscheinlich sofort sagen. Jedenfalls tun das regelmässig 80 Prozent der Befragten. Doch richtig ist natürlich ein Franken. "Viele Menschen vertrauen ihren Intuitionen allzu sehr", schreibt Kahneman. Der Bereich des Hirns, der für das langsame Denken zuständig ist, schaffe es dann nicht, den spontanen ersten Antwort-Impuls zu kontrollieren. Dabei hätten einige wenige Sekunden mentaler Arbeit ausgereicht, tadelt Kahneman. Doch das sei nun einmal auch sehr anstrengend. 18 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Repetition Potenzen DialogMathe 1.5 Repetition Potenzen Grundlage für das Logarithmieren sind die Potenzgesetze. Daher repetieren wir in diesem Kapitel die Potenzgesetze (potenzieren und radizieren). 1.5.1 Potenzgesetze Multiplizieren von Potenzen Gleiche Basen: am ⋅ an = am + n Gleiche Exponenten: an ⋅ bn = ( a ⋅ b ) n Dividieren von Potenzen Gleiche Basen: am = am − n an an a Gleiche Exponenten: n = b b n Potenzieren von Potenzen ( am ) = ( an ) = am ⋅ n n Spezialfälle m a0 = 1 ; a1 = a Negative Exponenten a −n = Beachte a b 1 an −2 b = a 2 2a −2 = 2 ⋅ ; 1 2 = 2 2 a a Eine Summe als Basis: ( a + b ) = a2 + 2ab + b2 Binom 2 ( a + b )3 Pascalsches Dreieck 1 + 1 a b a − 1 2 −1 −2 b+a = ab a−2 = 2 −1 −2 = ab und a+b 2 2 4 = = a−2 ( a − 2 )2 Merke Nie in eine Summe hineinpotenzieren, gleichnamig machen, dann Potenzgesetzte benützen! Es gibt keine Potenzgesetze für Strichoperationen (Addition und Subtraktion). Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 19 Einführung DialogMathe 1.5.2 Schnellübung Potenzen Repetitionstest, Potenzen, Zeit: 15 Minuten 1 a3 ⋅ a 3 = 26 2 a7 ⋅ a−4 = 3 4a4 + 3a4 = 27 5 ⋅ b ⋅ b3 ⋅ b−7 − 2 = 28 3n 2n − 2 a :a = 4 4a4 ⋅ 3a4 = 5 a6 : a 4 = 6 ( a3 ) 7 ( ab )4 4 = a2b3 = ( − a4 ) 9 ( − a )4 5 29 ((a ) ) 30 ( −2a )3 = 31 ( − a−3 ) 32 b3 −2 −2 3 ( −b )−3 8 = 5 = 51 1 : x −4 = 6a 6 : 3a9 = −2 = = 52 510 ⋅ 25 −5 = 53 x1−a : xa −1 = 54 ( −2x )2 = 55 (( −a) ) 4 5 56 x7 : x0 = 57 ( a − b )5 = = ( b − a )4 = 33 ( − a2 ) + ( −a )2 = 58 am +n : am −n = 34 ( −1)10 ⋅ ( −1)19 = 59 ( − a )0 = 10 2a2 3 3 = b 11 an + an = 35 ( 2a )2 = 4a2 2 36 ( 2a2 ⋅ 3b3 ) = 60 4n +1 61 ( a0 ) 12 an ⋅ an = 62 a5 ⋅ 5a −5 = 13 an − an = 37 a−1 + a−1 − 2 = 38 3x 3x a ⋅a ⋅a = 63 ( − a4 ) 14 an : an = 39 a5 : a− 4 = 64 a−2x + 3 : a−2x + 3 = 15 ( −a )3 ⋅ − a3 = ( ) 40 ( 3a3b4 ) 16 ( −a )3 + − a3 = ( ) 41 3a3 + 2a 2 = 17 ( a6 : a3 ) = 2 18 2 ⋅ ( −a )3 + 3a3 = 19 ( a3 ) n +1 = 20 − a2 5 = 21 2a2b3 2 = ( 22 ( −2a2b−3 ) 4 = −7 5 = = 65 ( a + b )0 = 66 ax + y ⋅ a− x − y = 67 ( ab )5 : a5b3 = ( ) 43 3 a3b2 2 = ( ) 68 4x 0 ⋅ 2x ⋅ 3x 4 = 44 ( x − y )4 : ( y − x )2 = 69 ( 2−1 + 3−1 ) = ( −a )2 ⋅ ( −a−2 ) = ( ax ) −y = 70 −1 46 ( 6ab )2 : 3b = 71 47 ( −1)− 8 + ( −1) − 7 = 72 − a−10 0 = ( ) 23 4 a4 ⋅ 3a−3 = 48 24 ( − a )7 : a7 = 49 25 a3 + a3 2 = 50 20 = = 42 36 4 : 66 = 45 ) 2 22n a3 ⋅ a 4 ⋅ b0 ⋅ a1 = ( 5a5 y3 ) = ( −a−4 ) : ( −a )−4 = 73 ( −a0 ) 74 4a 2 + 2a 4 − 4a 2 = 75 ( an −1 ) = −2 ( − a −n ) = 0 5 = n +1 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Repetition Potenzen DialogMathe 1.5.3 Wurzeln Definition Die n – te Wurzel aus einer positiven Zahl a ist diejenige positive Zahl x, deren n – te Potenz gleich a ist. n a = x , x ≥ 0 , Wurzelexponent n ∈ N , Radikand (Basis) a > 0 Wir können auch sagen n a ist die nicht – negative Lösung der Gleichung xn = a . n 1 a = an n a kann als Potenz dargestellt werden: Zusammenhang Radizieren und Potenzieren Radizieren Potenzieren a⋅b = n a ⋅n b n Radizieren von Produkten: Faktor unter die Wurzel bringen: n Radizieren von Quotienten: n Radizieren von Potenzen: Kürzen und Erweitern: Radizieren von Wurzeln: n a⋅ n b = a = b n a n b am = am = n m x ⋅n n an ⋅ b 1 a ⋅ b n = ( an ⋅ b ) n 1 1 1 (n a ) m m 1 1 ( am ) n = a n ax⋅m n m 1 a n = an b 1 bn m an =a x⋅m x⋅n 1 a = n ⋅m a Vertauschen der Wurzelexponenten: 1 1 (a ⋅b)n = an ⋅bn 1 1 n am = a m ⋅n a = Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF m n a 1 1 1 n am 1 m = an 21 Einführung DialogMathe 1.5.4 Schnellübung Wurzeln Repetitionstest, Wurzeln, Zeit: 15 Minuten 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 1 x5 19. 1 ⋅ x4 = 2 1 a 54 2 = 1 1 1 x2 + 1 x2 = 4 2 1 1 1 x2 ⋅ 1 x2 = 4 2 3 1 x12 ⋅ x 81 ( 23 ⋅ x6 ⋅ y0 ) 1 x 2 = 1 0 4 x− 4 4 x − 1 4 = Schreibe als Wurzel: 4 b3 = x6 ⋅ 5 x4 = 5 (4 x ) 4 3 x = : 4 22. 5 24. 5 3 25. 9 x6 ⋅ 4 x12 26. n x 2n = 27. 2n 28. x −1 1 y⋅ 4 −5 y5 ⋅ 4 3 ⋅ x 9 ⋅ x3 ⋅ 3 x⋅ x = x5 = = xn = ax 2 −1 = 29. ( 3a )2 + ( 4a )2 = 30. x6 + x ⋅ 3 x6 = 31. 4x + 3 32. a2 + 2ab + b2 = 34. 17. x = x 3 x 4 ⋅ y ⋅ 4 y3 = 4 0 −1 x 3 ⋅ x 3 = 23. 33. 16. 2 5 x 2 ⋅ x 35 = 21. 7 x 8 ⋅ 4 x −3 = x8 = 3 x : = 14. 22 1 3 = 1 x3 = x⋅3 x 18. −2 22 ⋅ a 53 ⋅ a 31 2 = 13. 15. 20. 1 y3 : y4 = 4 9x = 16 + 1 = 9 Mache den Nenner wurzelfrei 1 = 2+ 3 ) y7 ⋅ 4 y 3 ⋅ y − 6 = 35. ( x2 36. Vereinfache so weit wie möglich (Nenner wurzelfrei) a−b = a− b 2 3 x = 6 x10 ⋅ 3 4 x2 2 = Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Logarithmus = Exponent DialogMathe 2 Definition des Logarithmus Die Exponentialgleichung a x = b mit a,b ∈ R + und a ≠ 1 besitzt stets genau eine Lösung x. Die Zahl x nennen wir den Logarithmus von b zur Basis a. Beispiel 2x = 64 → x=6 ( weil 64 = 26 ) x = 6 ist der Logaritmus zur Basis 2 von 64 [ x = log 2 ( 64 ) = 6 ]. Im folgenden definieren wir den Logarithmus als Lösung einer Exponentialgleichung. 2.1 Logarithmus = Exponent Definition Der Logarithmus einer Zahl b zur Basis a ist derjenige Exponent, mit dem wir a potenzieren müssen, um b zu erhalten. ax = b ⇔ x = log a ( b ) ; a,b ∈ R + und a ≠ 1 Merke Einen Logarithmus zu berechnen heisst , den Exponenten einer Potenz zu bestimmen. log a ( b ) Folgerung: a Beispiele =b „Logarithmieren und potenzieren heben sich auf“ 1) Berechne log 4 ( 16 ) Strategie: Übergang zur Exponentialgleichung: x = log 4 ( 16 ) ⇒ 4x = 16 Wir suchen eine Zahl x mit der wir die Basis 4 potenzieren müssen, so dass wir 16 erhalten. Da wir 16 = 4 2 als Potenz zur Basis 4 schreiben können folgt mit 4 x = 16 = 42 durch den Vergleich der Exponenten: x = 2 und somit log 4 ( 16 ) = 2 . Also können wir sagen: log 4 ( 16 ) = 2 , denn 42 = 16 . 2) log 3 ( 81) = 4 , denn 3 4 = 81 ( ) 3) log 2 1 = −2 , denn 2 −2 = 1 4 4 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 23 Definition des Logarithmus DialogMathe 4) log 10 ( 100 ) = 2 , denn 102 = 100 5) log 10 ( 110 ) = ? x = log 10 ( 110 ) ⇒ 10x = 110 . Diese Gleichung lässt sich nicht mehr im Kopf berechnen. Einsatz Rechner Der Logarithmus lässt sich von Hand nur für spezielle Zahlen bestimmen, im allgemeinen müssen wir die Berechnung von Logarithmen dem Rechner überlassen, so wie wir das bei den trigonometrischen Funktionen tun müssen. Beispiel: log 10 ( 110 ) = ? Rechner : log 10 ( 110 ) = 2,04139 Der Logarithmus von 110 zur Basis 10 ist 2,04139, weil 10 2,04139 = 110 ist. log 10 ( 110 ) = 2,04139 ist also der Exponent mit dem die Basis 10 potenziert werden muss, damit wir 110 erhalten. 2.1.1 Verschiedene Logarithmen (Basen) Als Basis können alle positiven reellen Zahlen ausser 1 verwendet werden. Die wichtigsten Basen sind die folgenden. 10 – er Logarithmus Basis a = 10 10 – er Logarithmus (Dekadischer Logarithmus): log(x) [ log10 (x) = log(x) ; log ohne Angabe der Basis bedeutet Basis 10] Beispiele log(1) = 0 , denn 100 = 1 log(10) = 1 , denn 101 = 10 log(100) = 2 , denn 102 = 100 1 ) = −1 , denn 10−1 = 1 log(10 10 1 ) = −2 , denn 10 −2 = 1 log(100 100 24 usw. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Logarithmus = Exponent DialogMathe 2 – er Logarithmus Basis a = 2 2 – er Logarithmus (Binärlogarithmus): lb(x) [ log2 ( x ) = lb(x) ] Beispiele lb(2) = 1 , denn 21 = 2 lb(16) = 4 , denn 24 = 16 lb(1024) = 10 , denn 210 = 1024 natürliche Logarithmus Basis a = e = 2,71828...... Logarithmus naturalis: ln(x) [ loge ( x ) = ln(x) ] Der natürliche Logarithmus hat eine besondere Bedeutung in den Anwendungen der Naturwissenschaften und der Technik. Basiszahl ist die Eulersche Zahl e = 2,71828...... Beispiel: ln(10) = ? Mit dem Rechner ln(10) = 2,30259 , denn e 2,30259 = 10 Eulersche Zahl Die Eulersche Zahl kann als Grenzwert dargestellt werden. ( ) k lim 1 + 1 = e k k →∞ e ≈ 2,71828183… Rechner Viele Rechner können nur mit dem 10er und dem natürlichen Logarithmus rechnen. Um beliebige Logarithmen zu berechnen, muss jeweils ein Basiswechsel gemacht werden (siehe Kap. 2.2.8). Unser TI-Nspire kann beliebige Logarithmen berechnen. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 25 Definition des Logarithmus DialogMathe 2.1.2 Übungsaufgaben zur Definition des Logarithmus 1) Schreibe die Lösung x der folgenden Gleichungen als Logarithmus. 1a) 1b) 1c) 1d) 5 x = 10 ax = b px = a b ( 21 ) x =g ux = v − 3 1e) 2) Welche Exponentialgleichung hat die Lösung x? 2a) x = loga ( k ) 2b) x = log3 ( 5 ) 2c) x = logb a1 2d) 2e) 2f) 2g) ( ) x = log 2 ( 10 ) x = ln ( 3 ) x = log ( a ) x = lb ( 100 ) x = ln ( 10 ) 2h) 3) Berechne die folgenden Logarithmen (Schreibe um in die Exponentialgleichung und löse diese) 3a) 3b) 3c) 3d) 3e) 26 log3 ( 9 ) = log5 ( 5 ) = ( ) log4 41 = log7 ( 1) = 4 log 4 ( 2 ) 3f) log ( 1000 ) = 3g) lb ( 32 ) = 3h) ln ( e )= Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Logarithmus = Exponent DialogMathe Spezialfälle Die folgenden vier Spezialfälle helfen uns schnell und einfach mit den Logarithmen im Kopf zu rechnen. 1. aloga ( b ) = b 2. loga ( 1) = 0 3. loga ( a ) = 1 4. loga ( a x ) = x Merke: Strategie zur Berechnung von speziellen Logarithmen Bei der Schnellübung 2.1.4 kannst du bei den Berechnungen der Logarithmen oftmals die Spezialfälle 1 bis 4 verwenden. Hin und wieder lassen sich sogar mehrere Spezialfälle auf eine Aufgabe anwenden. Falls es dir nicht gelingt einen Spezialfall zu erkennen, so schreibe den Logarithmus um in die Exponentialgleichung und versuche diese zu lösen. Beispiele von Übung 3 log3 ( 9 ) = log3 ( 32 ) = 2 Spezialfall 4 (Logarithmus und Potenz haben gleiche Basis) 9 als Potenz zur Basis 3 schreiben. Der Logarithmus ist dann der Exponent! Alternativ: Exponentialgleichung log3 ( 9 ) = x ⇔ 3 x = 9 = 32 → x=2 → x =1 log5 ( 5 ) = 1 Spezialfall 3 (Basis und Numerus sind gleich) oder log5 ( 51 ) = 1 Spezialfall 4 (Logarithmus und Potenz haben gleiche Basis) Alternativ: Exponentialgleichung log5 ( 5 ) = x Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF ⇔ 5 x = 5 = 51 27 Definition des Logarithmus DialogMathe ( ) log4 41 = log4 ( 4−1 ) = −1 Spezialfall 4 ( ) Alternativ: Exponentialgleichung log4 41 = x ⇔ 4 x = 41 = 4−1 → x = −1 log7 ( 1) = 0 Spezialfall 2 oder log7 ( 70 ) = 0 Spezialfall 4 Alternativ: Exponentialgleichung log7 ( 1 ) = x ⇔ 7 x = 1 = 70 → x=0 4 log 4 ( 2 ) = 2 Spezialfall 1 (Potenz und Logarithmus haben gleiche Basis) 1 Oder log 4 ( 2 ) = log 4 4 2 = 1 2 → 1 4 log 4 ( 2 ) = 4 2 = 2 log ( 1000 ) = log ( 103 ) = 3 Spezialfall 4 Alternativ: Exponentialgleichung log ( 1000 ) = x ⇔ 10 x = 1000 = 103 → x = 3 lb ( 32 ) = log2 ( 2 5 ) = 5 Spezialfall 4 Alternativ: Exponentialgleichung log2 ( 32 ) = x ln ( ⇔ 2 x = 32 = 2 5 ) = loge e 2 = 21 1 e → x=5 Spezialfall 4 Alternativ: Exponentialgleichung ln ( 28 e )=x ⇔ ex = 1 e = e 2 → x = 21 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Logarithmus = Exponent DialogMathe 2.1.3 Partnerinterview Grundbeziehungen Partnerinterview Logarithmen Vier wichtige Grundbeziehungen Zeit: 20 Minuten Erkläre die folgenden Gleichungen. Mache dir klar, dass diese Beziehung direkt aus der Definition ax = b ⇔ x = log a ( b ) folgt. Analysiere die Gleichungen und mache Beispiele! loga ( b ) =b Spezialfall 1 : a Spezialfall 2 : loga ( 1 ) = 0 Spezialfall 3 : loga ( a ) = 1 Spezialfall 4 : loga ( a x ) = x Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 29 Definition des Logarithmus DialogMathe 2.1.4 Schnellübungen Logarithmen Repetitionstest 1 Logarithmen Zeit: 15 Minuten Schreibe die Lösung x der Gleichung als Logarithmus 1 ax = b Welche Exponentialgleichung hat die Lösung x? x = logb ( a ) 6 Berechne x 11 log6 ( x ) = 1 x= 2 3 4 2) = a x 12 13 x = logc b1 x = log 9 5 loga ( x ) = 0 x= ( ) 8 ex = π ( x = log5 ( 6 ) 7 3 x = 30 log3 ( x ) = −3 x= ( 15 ) 14 1 logx = −4 25 x= 5 ( 0,5 ) x = p Berechne 16 log3 ( 9 ) = 10 x = ln ( e2 ) 15 x= 28 2 log4 ( 9 ) = 17 log3 ( 312 ) = 29 log ( 0,01) = 18 log 1 ( 125 ) = 30 log3 31 log 5 19 7 log7 ( 5 ) = ( ) ( 2 ) 33 = (8) = 20 log16 21 = 32 log ( 10 ' 000 ) = 21 log5 ( 1) = 33 log9 ( 3 ) = 22 loga2 ( a8 ) = 34 log 1 ( a ) = 23 log ( 10100 ) = 35 log 1 ( 1 ) = 24 log2 36 25 log ( 1) = 1 loga a b = 2 log1 ( a ) = (4 2) = 37 logx ( 9 ) = 1 a a a ( 15 ) = 26 log5 27 ln ( e ) = 30 ( ) 38 log2 81 = 39 ln ( 1) = Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Logarithmus = Exponent DialogMathe 40 41 log2 ( ln ( e 3 42 46 ) 25 = 47 )= 4 45 a log2 ( 1) log a ( 1) ( ) 48 ( 25 ) = loga ( log 2 49 log27 ( 3 ) = 44 log2 ( 16 ) = ln 12 = e 1 ⋅ ln e2 43 6 50 = ) a5 = (8) = log81 ( 9 ) = 51 = 4 16 log4 ( 3 )= Berechne x 52 log5 ( x ) = 0 x= 53 logx ( 16 ) = 2 x= 54 logx 21 = 21 ( ) x= 55 logx ( 8 ) = − 3 x= 56 log4 ( x ) = 21 x= 57 logx ( 2 ) = − 21 x= 58 log 59 5log( x ) = 1 x= 60 logx ( an ) = 2n x= x ( 31 ) = −2 x= Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 31 Definition des Logarithmus DialogMathe Lösungen Repetitionstest 1 Aufgabe 1 bis 5: Schreibe die Lösung x der Gleichung als Logarithmus 1 ax = b x = loga ( b ) Aufgabe 6 bis 10: Welche Exponentialgleichung hat die Lösung x? x = logb ( a ) 6 2 3 = 30 x = log3 ( 30 ) 7 ex = π x = ln ( π ) 8 ( 9 3 4 5 x 17 log3 ( 312 ) = 12 18 log1 ( 125 ) = log 1 / a0 = x cx = 1 b x = log 5 ( = 15 5 ) x 5 (( ( 15 ) x = ln ( e2 ) log3 ( x ) = −3 x= 1 27 14 1 −4 1 logx = − 4 / x = 25 25 15 ) / 3 −3 = x x 4 = 25 = ( 5 ) logx ( 9 ) = 1 / x1 = 9 4 x= 5 x=9 Spezialfall 4¨ 3 x = 9 = 32 Spezialfall 4 1 5 61 = x 13 9 zur Basis 3 schreiben! −3 ) = −3 ( 51 ) Exponentialgleichung: x 3 x = 312 Exponentialgleichung: 125 zur Basis 51 schreiben! ( ) = 125 = 53 = 51 Spezialfall 4 −3 7 7 ( ) = 5 Spezialfall 1 Logarithmieren als Umkehrung des Potenzierens (gleiche Basen 7) 1 −1 1 zur Basis 16 schreiben! Spezialfall 4 log16 ( 21 ) = log16 ( 16 ) 4 = − 2 4 log 5 ) ( 1 4 Exponentialgleichung: 16 x = 21 = ( 16 ) = ( 16 )− 4 log5 ( 1) = 0 Spezialfall 2: Logarithmus von 1 ist immer 0! 1 21 12 x=6 loga ( x ) = 0 e x = e2 Exponentialgleichung: 20 / x =1 ( ) 10 Berechne 16 log3 ( 9 ) = log3 ( 32 ) = 2 19 log6 ( x ) = 1 6 x = logc b1 (a) ( 0,5 ) x = p x = log0,5 ( p ) 5 x = log5 ( 6 ) 5x = 2) = a 2 11 bx = a x x = log Berechne x 1 Exponentialgleichung: 5 x = 1 = 50 22 loga2 ( a8 ) = loga2 ((a ) ) = 4 2 4 Exponentialgleichung: 23 24 log ( 10100 ) = 100 x ( 4 2 ) = log2 24 = 41 Spezialfall 4 = a2x = a8 ⇒ 2x = 8 ⇒ x = 4 Spezialfall 4 1 log2 ( a2 ) a 8 zur Basis a 2 schreiben! Exponentialgleichung: Wurzel als Potenz schreiben! 10 x = 10100 Spezialfall 4 1 25 Exponentialgleichung: 2 x = 4 2 = 2 4 log ( 1) = 0 Spezialfall 2: Logarithmus von 1 ist immer 0! Exponentialgleichung: 10 x = 1 = 100 32 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Logarithmus = Exponent DialogMathe 26 log5 ( 15 ) = log 5− 21 = − 1 2 5 1 −1 5 x = 1 = ( 5 ) = 5 2 5 Exponentialgleichung: 27 1 1 ln ( e ) = ln e 2 = 2 2 log4 ( 9 ) ( ) 1 = 42 log4 ( 9 ) 29 log ( 0,01) = log ( 10 =5 Spezialfall 4 −1 2 Spezialfall 4 1 ex = e = e2 ( = 4 log4 ( 9 ) 2 zur Basis 4 schreiben! −2 −1 e als Potenz schreiben! Exponentialgleichung: 28 1 zur Basis 5 schreiben! 5 ) 1 2 1 = ( 9 )2 = 3 Spezialfall 1 Reihenfolge des Potenzierens vertauschen ) = −2 0,01 als Zehnerpotenz schreiben! Spezialfall 4 Exponentialgleichung: 10 x = 0,01 = 10−2 30 log3 ( ) 3 3 33 = log3 3 2 = 2 33 in eine Potenz umschreiben! Spezialfall 4 3 Exponentialgleichung: 3 x = 31 log 2 ( 8 ) = log 2 (( 2 ) Exponentialgleichung: 32 )=6 2 x 8 zur Basis = 8 = 23 = log ( 10 ' 000 ) = log ( 104 ) = 4 1 1 log9 ( 3 ) = log9 9 2 = 2 log1 ( a ) = log1 3 zur Basis 9 schreiben! Spezialfall 4 ( 32 ) 2x = 1 ⇒ a a −1 log 1 ( 1) = 0 a Exponentialgleichung: 36 1 1 loga ab = b 37 log 1 ( a2 ) = log 1 38 40 (( 1 a ( a1 ) x −2 log2 ( 6 ⇒ x= 1 2 ( ) x −1 = 1= ( a1 ) 0 Exponentialgleichung: Spezialfall 4 1 a x = ab ( ) Exponentialgleichung: a1 1 zur Basis 2 schreiben! 8 2x = 81 = 13 = 2− 3 2 x ( ) = a2 = a1 −2 Spezialfall 4 Spezialfall 2: Logarithmus von 1 ist immer 0! ) 5 5 25 = log2 2 6 = 6 Exponentialgleichung: 41 ( a1 ) ) ) = −2 a a log2 ( 81 ) = log2 ( 2− 3 ) = −3 ln ( 1) = 0 = 32x a zur Basis a1 schreiben! Spezialfall 4 Exponentialgleichung: 39 x = a = a1 Spezialfall 2: Logarithmus von 1 ist immer 0! Exponentialgleichung: 35 ⇒ ( ( ) ) = −1 1 a 6 10'000 als Zehnerpotenz schreiben! Spezialfall 4 Exponentialgleichung: 9x = 31 34 2 2 schreiben! Spezialfall 4 10 x = 10 ' 000 = 10 4 Exponentialgleichung: 33 6 33 = 3 2 Wurzel als Potenz schreiben! Spezialfall 4 2x = 6 5 25 = 26 ln ( e3 ) = 3 ; ln ( e3 ) = loge ( e3 ) = 3 Spezialfall 4 Exponentialgleichung: e x = e3 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 33 Definition des Logarithmus 42 43 ( ( 25 ) = e ln( 25 ) 1 ⋅ ln e2 ) DialogMathe 1 2 1 = ( 25 ) 2 = 5 Potenzgesetze! Spezialfall 1 1 1 log27 ( 3 ) = log27 27 3 = 3 zur Basis 27 schreiben! 3 Spezialfall 4 Exponentialgleichung: 27 x = 3 = ( 33 ) 3 = ( 27 ) 3 1 44 45 4 log2 ( 1) 4 log2 ( 1) a log a ( 1) a log a ( 1) Exponent berechnen : log2 ( 1) = 0 = 40 = 1 = ( 22 ) ( log2 ( 1) 47 log 2 4 ) 5 a5 = loga a4 ( 8 ) = log 2 (( 5 = 4 )=6 6 ( 3 1 e2 Spezialfall 4 Exponentialgleichung: ax = 4 = e−2 5 a5 = a 4 Spezialfall 4 2 ) = 8 = 23 = ( 2 ) x 1 1 log81 ( 9 ) = log81 81 2 = 2 log4 ( Exponentialgleichung: ex = Spezialfall 4 6 Spezialfall 4 81x = ( 92 ) = 92x = 91 ⇒ 2x = 1 ⇒ x = x Exponentialgleichung: 51 Spezialfall 4 2 x = 16 = 2 4 2) Exponentialgleichung: 50 Spezialfall 1 16 zur Basis 2 schreiben! ( ) ( = 12 = 1 = a0 = 1 Exponent berechnen, Spezialfall 2 Exponentialgleichung: ln 12 = ln ( e−2 ) = −2 e loga ) 2 Spezialfall 2 oder = 1 Spezialfall 1 oder log2 ( 16 ) = log2 ( 24 ) = 4 49 log2 ( 1) = 2 46 48 1 1 2 ) = ( 42 ) log4 ( 3 ) = 4log4 ( 3 ) 2 = ( 3 ) 2 = 3 Spezialfall 1 16 zur Basis 4 schreiben! Reihenfolge des Potenzierens vertauschen 16 Wechsle jeweils von der Logarithmengleichung zur Exponentialgleichung! Berechne x log5 ( x ) = 0 52 50 = x x =1 x= 53 logx ( 16 ) = 2 x = 16 54 logx 21 = 21 x2 = 55 logx ( 8 ) = − 3 56 log4 ( x ) = 21 logx ( 2 ) = − 21 57 ( ) ( 31 ) = −2 58 log 59 5log( x ) = 1 60 34 x logx ( an ) = 2n 2 1 2 1 2 ( ) x −3 = 8 = 23 = 21 −3 1 42 = x −1 x 2 ( =2= x) −2 16 = 4 1 42 ( ) = 41 −1 2 1 1 x = = 2 4 1 x= 2 x=2 1 x= 4 1 1 = x=3 x 3 Exponent muss 0 sein: log ( x ) = 0 ; 100 = x ; x =1 x 2n = an = ; x2 = a x= a Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Logarithmus = Exponent DialogMathe Partnerinterview Logarithmen Fehleranalysen und Ideensammlung Zeit: 20 Minuten Analysiere deine Fehler in der vorangegangenen Schnellübung! Erstelle eine Ideensammlung! Mache analoge Beispiele! Beispiel Analoges Beispiel Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 35 Definition des Logarithmus DialogMathe Repetitionstest 2 Logarithmen Zeit: 15 Minuten Zeit: 20 Minuten Aufgabe 1 bis 3: Schreibe die Lösung x der Gleichung als Logarithmus 1 x= px = a 2 3 ex = 3 x= 5 x = 10 x= Aufgabe 4 bis 11: Gebe die Exponentialgleichung der Lösung x an und berechne dann x! 4 x = log ( 10 ) ⇔ 5 6 x = log3 ( 1) ⇔ 7 8 x = ln ( e5 ) ⇔ 9 10 x = log4 ( 2 ) 11 ⇔ x= x= x= x= Aufgabe 12 bis 15: Entscheide, ob die folgenden Aussagen richtig oder falsch sind! 12 Der Logarithmus ist ein Exponent 13 b = loga ( c ) bedeutet in Worten: „Der Logarithmus zur Basis a von c ist 14 die reelle Zahl c, mit der ich b potenzieren muss, um a zu erhalten. Es gilt : log ( −10 ) = − log ( 10 ) 15 Es gilt : loga ( an ) = n und deshalb auch loga ( a ) = 1 und loga ( 1) = 0 Aufgabe 16 bis 29: Berechne 16 log4 ( 16 ) = 25 25 log ( 100 ) = log3 ( 18 log 1 ( 51 ) = 24 log9 ( 33 ) = 19 5 log5 ( 7 ) = 25 log 20 log4 21 = 26 1 log ( 1000 )= 21 ln ( 1) = 27 log 1 ( 8−3 ) = 28 loga ( an − 2 ) = 29 log1 ( 2 ) = 5 ( ) ( )= 22 ln 23 log ( 10 ) = 36 5 e 2 2 richtig falsch richtig falsch = 17 3 )= log5 ( 2 ) 24 richtig falsch richtig falsch (4) = 8 2 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Logarithmus = Exponent DialogMathe Aufgabe 30 bis 45: Berechne 30 loga ( 1) = 31 log2n ( 4n2 ) = 32 log 33 log 34 5log( 1) = 35 log5 36 eln( 5 ) = 37 log2 (( 2 10 ) 10 ( )= ) 23 = ( 15 ) = ( 6 ) 25 = 38 3log9 ( 3 ) = 39 101 + log( 3 ) = 40 ln ( e ⋅ 5 e 41 23 − log2 ( 3 ) = 42 log 8 ( 41 ) = 43 1 = log5 25 44 ln ( 1) = 45 ( )= ( ) 3 ) log ( 81) = 9 Aufgabe 46 bis 60: Berechne x log8 ( x ) = 0 46 x= 47 log5 ( x2 ) = 2 x= 48 log3 ( x ) = −2 x= 49 log7 ( x ) = 1 2 x= 50 logx ( 5 ) = 1 2 x= 51 log (x) = 4 x= 52 log7 ( x ) = 1 x= 53 logx 21 = −1 ( ) x= 54 logx ( 8 ) = − 3 x= 55 log4 ( x ) = 21 x= 56 logx ( 2 ) = − 21 x= 57 log 58 5log( x ) = 5 x= 59 logx ( 43 ) = 6 x= 60 loga 1x = −5 (a ) x= a x ( 51 ) = −2 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF x= 37 Definition des Logarithmus DialogMathe Lösungen Repetitionstest 2 Aufgabe 1 bis 3: Schreibe die Lösung x der Gleichung als Logarithmus 1 x = log p ( a ) px = a 2 3 ex = 3 x = ln ( 3 ) 5 x = 10 x = log 5 ( 10 ) Aufgabe 4 bis 11: Gebe die Exponentialgleichung der Lösung x an und berechne dann x! 4 x = log ( 10 ) ⇔ 10 x = 10 5 6 x = log 3 ( 1) ⇔ 3x = 1 7 8 x = ln ( e5 ) ⇔ e x = e5 10 x = log 4 ( 2 ) ⇔ 4x = 2 x =1 x=0 9 x=5 1 x= 2 11 Aufgabe 12 bis 15: Entscheide, ob die folgenden Aussagen richtig oder falsch sind! 12 Der Logarithmus ist ein Exponent 13 b = loga ( c ) bedeutet in Worten: „Der Logarithmus zur Basis a von c ist 14 die reelle Zahl c, mit der ich b potenzieren muss, um a zu erhalten. Es gilt : log ( −10 ) = − log ( 10 ) 15 Es gilt : loga ( an ) = n und deshalb auch loga ( a ) = 1 und loga ( 1) = 0 Aufgabe 16 bis 29: Berechne 16 log4 ( 16 ) = log4 ( 42 ) = 2 17 log3 ( 18 log1 ( 51 ) = 1 19 5 3 ) = log3 ( 3 1 2 ) = 21 5 log5 ( 7 ) =7 24 25 log5 ( 2 ) ( = 5 log5 ( 2 ) ) 2 log ( 100 ) = log ( 102 ) = 2 24 1 log9 ( 33 ) = log9 9 2 log 2 ( 4 ) = log ( ) = log ( 9 ) = 32 (( 2) ) = 4 3 9 −1 log4 21 = log4 4 2 = − 21 26 1 log ( 1000 ) = log ( 10−3 ) = −3 21 ln ( 1) = 0 27 log 1 ( 8 −3 ) = log 1 8 22 23 38 ln ( 5 ) 2 e2 = ln e5 = 52 1 log ( 10 ) = log 102 = 21 8 (( ) ) = 3 1 3 8 28 loga ( an − 2 ) = n − 2 29 log 1 ( 2 ) = log 1 2 2 3 2 4 2 20 ( ) richtig falsch richtig falsch = 22 = 4 25 25 richtig falsch richtig falsch (( ) 1 −1 2 ) = −1 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Logarithmus = Exponent DialogMathe Aufgabe 30 bis 45: Berechne 30 loga ( 1) = 0 ( 31 log2n ( 4n2 ) = log2n ( 2n ) 32 log 33 log 34 5log( 1) = 50 = 1 (( 2 10 ) 23 )=2 ) = log ( 10 ) = 5 ) = log ( ( 2 ) ) = 3 10 ( 2 5 3 2 38 3log9 ( 3 ) = 9log9 ( 3 ) 39 101 + log( 3 ) = 10 ⋅ 10 log( 3 ) = 10 ⋅ 3 = 30 40 ln ( e ⋅ 5 e 41 23 − log2 ( 3 ) = 42 log 8 ( 41 ) = − 32 ( )2 = ( 3 )2 = 1 1 3 ) = ln e5 = 56 6 23 8 = 2 log2 ( 3 ) 3 8x = 41 → 23x = 2−2 → 3x = −2 → x = − 32 35 36 37 log5 ( 15 ) = log 5 5 − 21 = − 1 2 eln( 5 ) = 5 log2 ( 6 ) 25 = log2 5 26 =5 6 ( ) 43 1 = log 5 −2 = −2 log5 25 ) 5( 44 45 ln ( 1) = 0 ( ( ) log ( 81) = ( 9log ( 81) ) 4 = ( 81) 4 = 3 2 log 9 3 ) log ( 81) = ( 3 ) ( ) = ( 3 ) = 3 1 3 9 9 9 Aufgabe 46 bis 60: Berechne x log8 ( x ) = 0 46 80 = x log5 ( x 2 ) = 2 52 = x 2 x=5 48 log3 ( x ) = −2 3 −2 = x x=1 9 49 log7 ( x ) = 1 2 72 = x 50 logx ( 5 ) = 1 2 x2 = 5 1 x= 1 ( ) log 52 log7 ( x ) = 1 71= 53 logx 21 = −1 ( ) x −1 = 54 logx ( 8 ) = − 3 x −3 = 8 55 log4 ( x ) = 21 42 = x x=2 56 logx ( 2 ) = − 21 −1 2 x= 1 4 ( 51 ) = −2 57 log 58 5log( x ) = 5 59 logx ( 43 ) = 6 60 loga 1x = −5 x (a ) a 4 =x x = a2 x = 49 x x=2 1 2 x=1 2 1 x ( x =2 ) −2 7 x = 25 51 (x) = 4 = 51 x=5 log ( x ) = 1 x = 10 x 6 = 43 = 26 x=2 a −5 = 1 a5 2 x =1 47 a 1 9 = 1 ax Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF x=5 39 Definition des Logarithmus DialogMathe 2.2 Rechengesetze für Logarithmen 2.2.1 Logarithmus eines Produkts Satz Ein Produkt wird logarithmiert, indem wir die Logarithmen der Faktoren log ( u ⋅ v ) = log ( u ) + log ( v ) addieren. Beweis Ist loga ( u ) = x und loga ( v ) = y → ax = u und a y = v → u ⋅ v = ax ⋅ ay = a x + y Somit ist loga ( u ⋅ v ) = x + y = loga ( u ) + loga ( v ) Beispiele 1) log ( 2 z ) = log ( 2 ) + log ( z ) 2) log ( p qr ) = log ( p ) + log ( q ) + log ( r ) 3) log ( ab − a c ) = log ( a ⋅ [ b − c ] ) = log ( a ) + log ( b − c ) 4) log ( x 2 − y 2 ) = log ( [ x + y ] ⋅ [ x − y ] ) = log ( x + y ) + log ( x − y ) 2.2.2 Logarithmus eines Quotienten Satz Ein Quotient (Bruch) wird logarithmiert, indem wir vom Logarithmus des Zählers den Logarithmus des Nenners subtrahieren. u log = log ( u ) − log ( v ) v Beweis Ist loga ( u ) = x und loga ( v ) = y → ax = u und a y = v → u ax = = ax − y v ay u Somit ist loga = x − y = loga ( u ) − loga ( v ) v Spezialfall 1 log = − log ( v ) v Beispiele 1) 2) ( ) log ( 41 ) = log ( 1) − log ( 4 ) = − log ( 4 ) log 78 = log ( 7 ) − log ( 8 ) =0 40 3) a−b log = log ( a − b ) − log ( x + y ) x+y 4) x2 − y2 log 2 = log ( x 2 − y 2 ) − log ( x 2 + y 2 ) 2 x +y Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Rechengesetze für Logarithmen DialogMathe = log ( [ x + y ] ⋅ [ x − y ] ) − log ( x 2 + y2 ) = log ( x + y ) + log ( x − y ) − log ( x 2 + y 2 ) 2.2.3 Partnerinterview Rechengesetze Partnerinterview Logarithmen Rechengesetze Zeit: 20 Minuten MERKE: Der Logarithmus aus einer Summe oder einer Differenz kann nicht „gezogen“ werden!!! Diskutiere und mache dir folgendes klar! • Ist im Logarithmus eine Summe oder eine Differenz vorhanden, so müssen wir faktorisieren (d.h. in ein Produkt verwandeln), bevor wir den Logarithmus ziehen können! • Die Strichoperationen (1. Stufe) blockieren den Logarithmus (Operation 3. Stufe). • Für den Logarithmus gibt es nur Rechengesetze für die Operationen 2. Stufe (Multiplikation, siehe Kap. 2.2.1 und Division, siehe Kap. 2.2.2) und 3. Stufe (Potenzieren, siehe Kap. 2.2.5) Logarithmengesetz: log ( u ⋅ v ) = log ( u ) + log ( v ) Analysiere die folgenden Gleichungen (Wo liegt der Fehler?): log ( u + v ) = log ( u ) + log ( v ) log ( u + v ) = log ( u ) ⋅ log ( v ) log ( u ⋅ v ) = log ( u ) ⋅ log ( v ) Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 41 Definition des Logarithmus DialogMathe u log = log ( u ) − log ( v ) v Logarithmengesetz: Analysiere die folgenden Gleichungen (Wo liegt der Fehler?): log ( u − v ) = log ( u ) − log ( v ) log ( u − v ) = log ( u ) log ( v ) log ( u ) u log = v log ( v ) Analogien: • Logarithmus: log ( u + v ) ≠ log ( u ) + log ( v ) • Wurzelziehen: a2 + b 2 ≠ a2 + b2 = a + b , denn ( a + b ) = a2 + 2ab + b2 (Binom mit Doppelprodukt !!!) 2 • Potenzieren einer Summe: Falsch: ( a + b ) −1 Richtig: ( a + b ) • −1 ≠ a−1 + b−1 = = 1 1 a+b + = a b ab 1 a+b Kürzen eines Bruches: „Über Summen kürzen nur die Dummen!“ Richtig oder falsch? log ( x + 5 ) = log ( x ) + log ( 5 ) log ( 5 ⋅ x ) = log ( 5 ) + log ( x ) log ( x + x ) = log ( 2 ) + log ( x ) log ( 5 ⋅ x ) = 5 ⋅ log ( x ) log ( x + x ) = 2 ⋅ log ( x ) 42 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF DialogMathe 2.2.4 Rechengesetze für Logarithmen Übungsaufgaben Rechengesetze Übung 1: Zerlege die Terme mit Hilfe der Logarithmengesetze. a) log ( 5xy ) = b) log ( 4a2 − 9b2 ) = c) log ( ap + bp + aq + bq ) = 1 d) log = x−y ab − ac e) log = ab + ac abc f) log = de 17xy g) log = 5z h) log ( x 2 + y 2 ) = 5[ a + b ] i) log = 3c [ x − y ] 1 − a2 k) log 2 = 2 a −b Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 43 Definition des Logarithmus DialogMathe Übung 2: Gegeben ist log ( a ) = 1,5 und log ( b ) = 0,5 a) Berechne (ohne Rechner) das Produkt a ⋅ b . b) Berechne (ohne Rechner) den Quotienten a . b Übung 3: Fass zu einem einzigen Logarithmus zusammen! a) log ( a ) + log ( b ) = b) log ( a ) − log ( b ) = c) log ( x ) + log ( y ) − [ log ( u ) + log ( v ) ] = d) − log ( c ) = e) − log ( a ) − log ( b ) − log ( c ) = 1 f) − log = x a+b g) − log = x+y a b c a⋅x h) log + log + log − log = b c d d⋅y 44 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Rechengesetze für Logarithmen DialogMathe 2.2.5 Logarithmus einer Potenz Satz Eine Potenz wird logarithmiert, indem wir den Logarithmus der Basis mit dem Exponenten multiplizieren. log ( bn ) = n ⋅ log ( b ) Beweis Ist loga ( b ) = x → ax = b → bn = ( ax ) = an ⋅ x n Somit ist loga ( bn ) = loga ( an ⋅ x ) = n ⋅ x = n ⋅ loga ( b ) Der Exponent n kann eine beliebige reelle Zahl sein, z.B. ein Bruch n = uv . Dann gilt nach obigem Rechengesetz: loga ( Beispiele ( ) ) u b u = loga b v = u v ⋅ loga ( b ) v ( ) 1) log a5 = 5 ⋅ log ( a ) ( 2) log ( x + y ) 3) log ( 3 3 ) = 3 ⋅ log ( x + y ) ) x 4n = 4n ⋅ log ( x ) 3 ( a + b )3 4) log 2 x − y2 = 3 ⋅ log ( a + b ) − log ( x + y ) − log ( x − y ) Richtig oder falsch? log ( 5 + 2x ) = log ( 5 ) + x ⋅ log ( 2 ) log ( 5 ⋅ 2x ) = log ( 5 ) + x ⋅ log ( 2 ) log ( 5 ⋅ x ) = 5 ⋅ log ( x ) log ( 5 ⋅ x ) = log ( 5 ) + log ( x ) log ( x5 ) = 5 ⋅ log ( x ) Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 45 Definition des Logarithmus DialogMathe 2.2.6 Partnerinterview Rechengesetze Partnerinterview Logarithmen Rechengesetze Zeit: 15 Minuten MERKE: Struktur der Logarithmengesetze log ( u ⋅ v ) = log ( u ) + log ( v ) Operation 2. Stufe → Operation 1. Stufe Logarithmus eines Produktes = Summe der Logarithmen der Faktoren u log = log ( u ) − log ( v ) v Operation 2. Stufe → Operation 1. Stufe Logarithmus eines Quotienten = Differenz der Logarithmen (Zähler minus Nenner) log ( bn ) = n ⋅ log ( b ) Operation 3. Stufe → Operation 2. Stufe Logarithmus einer Potenz = Produkt Exponent mal Logarithmus der Basis Notiere jeweils deine eigenen Fehler und analysiere sie! 46 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Rechengesetze für Logarithmen DialogMathe 2.2.7 Übungsaufgaben Rechengesetze Übung 1: Zerlege die Terme mit Hilfe der Logarithmengesetze. ( ) a) log c 6 = ( b) log ( x − y ) 9 ( )= ) c) log a−3 = 1 d) log = x2 e) log ( y )= 1 f) log 4 a = g) log ( a3 b5 ) = 5x 2c 5 h) log = 3 7a i) log ( j) log ( ab 5 a c )= )= Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 47 Definition des Logarithmus DialogMathe Übung 2: Fasse zu einem einzigen Logarithmus zusammen a) a ⋅ log ( x ) − b ⋅ log ( y ) = b) 3 ⋅ log ( a ) + 2 ⋅ log ( b ) − 4 ⋅ log ( c ) = c) 2 ⋅ log ( x ) + 3 ⋅ log ( y ) − 5 ⋅ [ log ( z ) + log ( u ) + log ( v ) ] = d) 21 ⋅ log ( b ) = e) m n ⋅ log ( c ) = f) 41 ⋅ log ( x2 ) − 21 ⋅ log ( y ) + 34 ⋅ log ( z ) = g) 31 ⋅ [ log ( b ) + 2 ⋅ log ( c ) ] − 21 ⋅ [ 5 ⋅ log ( d ) + log ( e ) ] = + log a 32 − log c = ( ) h) log a 2 i) 1 ⋅ log a2⋅n − ( n + 2 ) ⋅ log ( a ) = 2 j) 2 ⋅ log ( x ) − log ( c ) − 3 ⋅ log ( y ) = log ( b ) + m n 48 1 ( ) Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Rechengesetze für Logarithmen DialogMathe Übung 3: Zerlege die Terme mit Hilfe der Logarithmengesetze. ( a) log 7 ⋅ [ a + b ] 2 [ a − c ]4 ) = a2 − ( b + c )2 b) log 2ab c) ( log a ⋅ b2 ⋅ d) log ( 4 4 c3 = )= a ⋅ a2 ⋅ 3 a −2 xy x e) log 2 ⋅ y z )= = 1 1 f) log − log = x y 3b3 z −3 g) log 17cy 2 h) b3 ⋅ x 31 log 2 c ⋅ y = = Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 49 Definition des Logarithmus DialogMathe Übung 4: Fasse zu einem einzigen Logarithmus zusammen und vereinfache. Beachte: Eine beliebige Zahl z kann immer in einen Logarithmus verpackt werden. z = loga ( az ) Beispiel 3 = log ( 103 ) oder 7 = log5 ( 57 ) a) 2 + log ( x ) − log ( x 2 ) = b) lb ( x 2 − 1) − lb ( x − 1) − 1 = c) ln ( 5 ) + ln ( x + 1) − 5 = d) − log ( 7 ) − log ( 25 ) + log ( 91) − log ( 52 ) = e) ln ( 3 ) + ln ( 32 ) + ln ( 33 ) + ……… + ln ( 3100 ) = 50 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Rechengesetze für Logarithmen DialogMathe 2.2.8 Basiswechsel Umrechnen zwischen Logarithmen mit verschiedenen Basen. Wir logarithmieren die Gleichung a x = b mit log c ax = b / log c log c ( ax ) = log c ( b ) x ⋅ log c ( a ) = log c ( b ) → x = log c ( b ) log c ( a ) Aus ax = b ⇔ x = log a ( b ) folgt dann: log a ( b ) = log c ( b ) log c ( a ) Basiswechsel a (alte Basis) → c (neue Basis) Schritte für Basiswechsel Wir schreiben den Logarithmus von b zur neuen Basis c. Dann dividieren wir durch den Logarithmus von der alten Basis a zur neuen Basis c. Beispiele log 4 ( 5 ) = ? Um diesen Wert mit dem Rechner zu bestimmen, müssen wir zuerst die Basis wechseln, denn der Rechner kann nur Zehner – oder natürliche Logarithmen berechnen. log 4 ( 5 ) = log 8 ( 10 ) = log ( 5 ) = 1,16096 log ( 4 ) log 5 ( 10 ) log 5 ( 8 ) Übungsaufgaben Berechne: log 5 ( 27 ) = lb ( 50 ) = Schreibe den Logarithmus mit der neuen Basis c. c = 3 ; log 9 ( 10 ) = c = 5 ; ln ( 15 ) = Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 51 Definition des Logarithmus DialogMathe 2.2.9 Repetitionstest Vereinfache so weit wie möglich! (Zeit 15 Minuten) 1. log ( a2 + a ) − log ( a + 1) = 2. 1 2 log 2 + log ( x + y ) + log [ x − y ] = 2 x y − ( ) + log ( a ) = 3. log 4. 2 ⋅ log ( a − b ) − log ( a2 − 2ab + b2 ) = 5. 1 ⋅ log a6 2 6. a 2 ⋅ log + 2 − 2 ⋅ log ( a ) = 10 52 3 a⋅ a ( ) 4 3 − 4 ⋅ log ( a ) + log ( a2 ) = Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Rechengesetze für Logarithmen DialogMathe Knacknuss 1 Berechne! log ( 101 ) + log ( 102 ) + log ( 103 ) + log ( 104 ) + ⋯⋯⋯ + log ( 10199 ) + log ( 10200 ) = Knacknuss 2 Bestimme x ! 2 x + 2 x +1 = 96 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 53 Definition des Logarithmus DialogMathe 2.2.10 Lösungen Übungsaufgaben Kapitel 2 Lösungen Übungsaufgaben Rechengesetze Kap. 2.2.4 Übung 1: Zerlege die Terme mit Hilfe der Logarithmengesetze. a) log ( 5xy ) = log ( 5 ) + log ( x ) + log ( y ) b) log ( 4a2 − 9b2 ) = log ( [ 2a + 3b ] ⋅ [ 2a − 3b ] ) = log ( 2a + 3b ) + log ( 2a − 3b ) c) log ( ap + bp + aq + bq ) = log ( p ⋅ [ a + b ] + q ⋅ [ a + b ] ) = log ( [ a + b ] ⋅ [ p + q ] ) = log ( a + b ) + log ( p + q ) 1 d) log = − log ( x − y ) x − y ab − ac a [b − c ] e) log = log = log ( b − c ) − log ( b + c ) ab + ac a [b + c ] abc f) log = log ( a ) + log ( b ) + log ( c ) − log ( d ) − log ( e ) de 17xy g) log = log ( 17 ) + log ( x ) + log ( y ) − log ( 5 ) − log ( z ) 5z h) log ( x 2 + y 2 ) = kann nicht zerlegt werden! 5[ a + b ] i) log = log ( 5 ) + log ( a + b ) − log ( 3 ) − log ( c ) − log ( x − y ) 3c [ x − y ] 1 − a2 k) log 2 = log ( 1 + a ) + log ( 1 − a ) − log ( a + b ) − log ( a − b ) 2 a −b Übung 3: Fasse zu einem einzigen Logarithmus zusammen! a) log ( a ) + log ( b ) = log ( a ⋅ b ) a b) log ( a ) − log ( b ) = log b x⋅y c) log ( x ) + log ( y ) − [ log ( u ) + log ( v ) ] = log u ⋅v 1 d) − log ( c ) = log c 1 e) − log ( a ) − log ( b ) − log ( c ) = log a ⋅ b ⋅ c 1 f) − log = log ( x ) x a+b x+y g) − log = log a + b x + y a b c a⋅x h) log + log + log − log b c d d⋅y y a ⋅b ⋅c ⋅d⋅y = log = log x b ⋅c ⋅d⋅a ⋅x 54 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Rechengesetze für Logarithmen DialogMathe Lösungen Übungsaufgaben Rechengesetze Kap. 2.2.7 Übung 1: Zerlege die Terme mit Hilfe der Logarithmengesetze. ( ) a) log c 6 = 6 ⋅ log ( c ) ( b) log ( x − y ) 9 ( 1 d) log = ( −2 ) ⋅ log ( x ) x2 ) = 9 ⋅ log ( x − y ) e) log ( ) c) log a −3 = ( −3 ) ⋅ log ( a ) y ) = 21 ⋅ log ( y ) 1 f) log 4 = − 41 ⋅ log ( a ) a g) log ( a3 b5 ) = 3 ⋅ log ( a ) + 5 ⋅ log ( b ) 5x 2c 5 h) log = log ( 5 ) + 2log ( x ) + 5 log ( c ) − log ( 7 ) − 3 log ( a ) 3 7a i) log ( j) log ( ab 5 a c ) = 21 ⋅ log ( a ) + 21 ⋅ log ( b ) ) = 51 ⋅ log ( a ) − 51 ⋅ log ( c ) Übung 2: Fasse zu einem einzigen Logarithmus zusammen a) a ⋅ log ( x ) − b ⋅ log ( y ) = log xa yb a3 b 2 b) 3 ⋅ log ( a ) + 2 ⋅ log ( b ) − 4 ⋅ log ( c ) = log 4 c c) x2 y3 2 ⋅ log ( x ) + 3 ⋅ log ( y ) − 5 ⋅ [ log ( z ) + log ( u ) + log ( v ) ] = log 5 5 5 z u v d) 21 ⋅ log ( b ) = log ( e) m n ⋅ log ( c ) = log ( b n ) cm ) f) 41 ⋅ log ( x 2 ) − 21 ⋅ log ( y ) + 34 ⋅ log ( z ) = log x ⋅ 4 z3 y g) 31 ⋅ [ log ( b ) + 2 ⋅ log ( c ) ] − 21 ⋅ [ 5 ⋅ log ( d ) + log ( e ) ] = log + log a 32 log a 2 i) n 1 ⋅ log a 2⋅n − ( n + 2 ) ⋅ log ( a ) = log a = log a −2 n+2 2 a j) 2 ⋅ log ( x ) − log ( c ) − 3 ⋅ log ( y ) = log b ⋅ log ( b ) + m n ( b ⋅ 3 c2 d5 ⋅ e 2 − log c = log a ( ) c h) 1 3 ) Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF ( ) x2 n 3 c⋅ y m 55 Definition des Logarithmus DialogMathe Übung 3: Zerlege die Terme mit Hilfe der Logarithmengesetze. ( a) log 7 ⋅ [ a + b ] 2 [ a − c ]4 ) = log ( 7 ) + 2 ⋅ log ( a + b ) + 4 ⋅ log ( a − c ) a2 − ( b + c ) 2 b) log 2ab = log ( a + b + c ) + log ( a − b − c ) − log ( 2 ) − log ( a ) − log ( b ) c) ( 4 log a ⋅ b2 ⋅ c 3 d) log ( 4 ) = log ( a ) + 2 ⋅ log ( b ) + 34 ⋅ log ( c ) a ⋅ a2 ⋅ 3 a xy e) log 2 z x ⋅ y −2 31 ⋅ log ( a ) ) = 24 y2 = log 3 2 x2 ⋅ z 5 5 3 = ⋅ log ( y ) − ⋅ log ( x ) − 2 ⋅ log ( z ) 2 2 1 1 f) log − log = − log ( x ) + log ( y ) = log ( y ) − log ( x ) x y 173 c 3 y 6 g) log 3 9 3 3 b z = 3 ⋅ log ( 17 ) + 3log ( c ) + 6 ⋅ log ( y ) − 3 log ( 3 ) − 9log ( b ) − 3 ⋅ log ( z ) b3 ⋅ x 31 h) log 2 c ⋅ y = 3 ⋅ log ( b ) + 1 ⋅ log ( x ) − 2 ⋅ log ( c ) − 1 ⋅ log ( y ) 3 2 Übung 4: Fasse zu einem einzigen Logarithmus zusammen und vereinfache. a) 2 + log ( x ) − log ( x 2 ) = log ( 102 ) + log ( x ) − log ( x 2 ) 102 ⋅ x 100 = log = log x 2 x b) lb ( x 2 − 1) − lb ( x − 1) − 1 = lb ( x 2 − 1) − lb ( x − 1) − lb ( 2 ) x2 − 1 x + 1 = lb = lb 2 2 ⋅ ( x − 1) c) 5 ⋅ ( x + 1) ln ( 5 ) + ln ( x + 1) − 5 = ln ( 5 ) + ln ( x + 1) − ln ( e5 ) = ln e5 91 = log 1 d) − log ( 7 ) − log ( 25 ) + log ( 91) − log ( 52 ) = log 100 7 ⋅ 25 ⋅ 52 e) ln ( 3 ) + ln ( 32 ) + ln ( 33 ) + ……… + ln ( 3100 ) = 101 ⋅ 50 ⋅ ln ( 3 ) = 5547,99 56 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Exponentialgleichungen DialogMathe 3 Gleichungen Für Exponential- und Logarithmengleichungen lässt sich kein allgemeines Lösungsverfahren angeben. Je nach Aufgabe formen wir um und hoffen durch Logarithmieren oder Potenzieren unter Verwendung der Logarithmusdefinition und der Potenz- und Logarithmengesetze ans Ziel zu gelangen. In Beispielen wollen wir einige Ideen entwickeln. 3.1 Exponentialgleichungen In den folgenden drei Beispielen erhältst du drei mögliche Lösungsstrategien, die du auf andere Beispiele anwenden kannst. Vergleiche die Beispiele. Worin unterscheiden sie sich? Woran erkennst du an den Gleichungen, welche Strategie dich ans Ziel führt? Mache eine Gegenüberstellung. Oftmals gibt es Exponentialgleichungen, die sich nicht nur mit einer Strategie auflösen lassen. Dann musst du die Strategien kombinieren! 3.1.1 Strategie Exponentenvergleich Eine Exponentialgleichung kann bisweilen gelöst werden, indem sie auf die T x T x Form a 1 ( ) = a 2 ( ) gebracht wird, woraus dann folgt: T1 ( x ) = T2 ( x ) . ( T1 ( x ) und T2 ( x ) stehen für Terme in x) Merke T x T x Analyse der Form: a 1 ( ) = a 2 ( ) . Auf beiden Seiten der Gleichung darf nur eine Potenz stehen. Die beiden Potenzen müssen die gleiche Basis haben und die Exponenten dürfen beliebige Terme in x sein. Beispiel 4 x + 1 ⋅ 83 − x = ( 21 ) 4x (alle Faktoren z.B. als Potenz zur Basis 2 schreiben) 2 2 ⋅( x +1) ⋅ 23 ⋅( 3 − x ) = 14x 2 2 2x + 2 + 9 − 3x = 2 − 4x 2 − x +11 = 2 − 4x (Exponentenvergleich) − x + 11 = − 4x (es entsteht eine einfache lineareGleichung!) 3x = − 11 x = − 11 3 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 57 Gleichungen DialogMathe 3.1.2 Strategie Logarithmieren Damit wir logarithmieren können, muss auf beiden Seiten der Gleichung ein Produkt stehen. Beachte eine Summe blockiert den Logarithmus! Strategie: Beide Seiten der Gleichung faktorisieren (in ein Produkt umwandeln). Beispiel 2 ⋅ 3 x = 5 ⋅ 7 2 − x Rechts und links der Gleichung steht ein Produkt. Wir logarithmieren die Gleichung beidseitig. Dabei spielt die Basis des Logarithmus keine Rolle. Am besten wir verwenden log oder ln, da diese von allen Rechnern berechnet werden können. 2 ⋅ 3 x = 5 ⋅ 7 2− x / log() log ( 2 ⋅ 3 x ) = log ( 5 ⋅ 7 2 − x ) / Vereinfachen mit Hilfe der Logarithmengesetze! log ( 2 ) + x ⋅ log ( 3 ) = log ( 5 ) + ( 2 − x ) ⋅ log ( 7 ) / alle Terme mit x auf eine Seite x ⋅ log ( 3 ) + x ⋅ log ( 7 ) = log ( 5 ) + 2 ⋅ log ( 7 ) − log ( 2 ) 5 ⋅ 49 x ⋅ [ log ( 3 ) + log ( 7 ) ] = log 2 x= / : [ log ( 3 ) + log ( 7 ) ] = log ( 21) log ( 122,5 ) = 1,579 log ( 21) Beispiel 5 3x +1 − 5 3x −1 = 48 Auf der linken Seite der Gleichung steht eine Differenz. Faktorisieren: 24 ⋅ 5 3x −1 = 48 5 3x −1 = 2 5 3x +1 − 5 3x −1 = 5 3x −1 ⋅ 52 − 1 = 24 ⋅ 5 3x −1 / : 24 / log log ( 5 3x −1 ) = log ( 2 ) ( 3x − 1) ⋅ log ( 5 ) = log ( 2 ) / : log ( 5 ) 3x − 1 = x= 58 log ( 2 ) log ( 5 ) / +1/ : 3 1 log ( 2 ) ⋅ + 1 = 0,4769 3 log ( 5 ) Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Exponentialgleichungen DialogMathe 3.1.3 Strategie Substitution Spezielle Gleichungen, die durch substituieren auf eine quadratische Gleichung führen. Beispiel 4 x + 3 ⋅ 2 x = 88 Speziell: 4 x = ( 22 ) = ( 2x ) x 2 Substitution: u = 2 x Umschreiben: 4 x + 3 ⋅ 2 x = 88 → u2 + 3u = 88 (quadratische Gleichung) → u2 + 3u − 88 = 0 (Auflösungsformel oder faktorisieren) u1,2 = −3 ± 3 2 + 4 ⋅ 88 −3 ± 19 = 2 2 ; u1 = 8 ; u2 = −11 Rücksubstitution u = 2 x = 8 = 23 → x=3 u = 2 x = −11 (2 x kann nicht negativ sein) 3.1.4 Partnerinterview Exponentialgleichungen Partnerinterview Logarithmen Exponentialgleichungen Zeit: 15 Minuten Diskutiere die drei Exponentialgleichungen! Welche Lösungsstrategie verwendest du? Warum? Worin unterscheiden sich die Gleichungen? a) 2 x −3 + 2 x +1 = 17 b) 2 x + 6 = 4 x c) 2 3x − 4 ⋅ 4 2x −3 = 8 x + 2 Löse die Exponentialgleichungen ohne Rechner nach x auf. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 59 Gleichungen DialogMathe 3.2 Logarithmengleichungen 3.2.1 Strategie Numerusvergleich (in einen log verpacken) Eine Logarithmengleichung kann bisweilen gelöst werden, indem wir die Gleichung mit Hilfe der Logarithmengesetze auf die Form loga [ T1 ( x ) ] = loga [ T2 ( x ) ] bringen, woraus dann folgt: T1 ( x ) = T2 ( x ) . ( T1 ( x ) und T2 ( x ) stehen für Terme in x) Beispiel log5 ( x + 3 ) + log5 ( x − 1) = 1 Rechte und linke Seite der Gleichung in einen Logarithmus verpacken. Die Zahl 1 auf der rechten Seite als Logarithmus schreiben: 1 = log5 ( 5 ) . log5 ( [ x + 3 ] ⋅ [ x − 1] ) = log5 ( 5 ) / Numerusvergleich Wir erhalten eine Gleichung ohne Logarithmen. [ x + 3 ] ⋅ [ x − 1] = 5 x2 + 2x − 3 = 5 x2 + 2x − 8 = 0 x1,2 = −2 ± (Auflösungsformel oder faktorisieren) 22 + 32 −2 ± 6 ; x1 = 2 ; x 2 = − 4 = 2 2 Nach dem auflösen einer Lograrthmengleichung müssen die erhaltenen Lösungen in die ursprüngliche Gleichung eingesetzt werden. Merke: Nach dem Auflösen müssen wir immer die Probe machen! Probe: x1 = 2 : log5 ( 5 ) + log5 ( 1) = 1 → 1 = 1 (wahre Aussage) x 2 = −4 : log5 ( −1) + log5 ( −5 ) = 1 (Linke Seite ist nicht definiert) x 2 = −4 ist keine Lösung L ={ 2 } Beachte: Eine beliebige Zahl z kann immer in einen Logarithmus verpackt werden. z = loga ( az ) Beispiel 3 = log ( 103 ) oder 7 = log5 ( 57 ) (Siehe Übung 4 Seite 38) 60 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Logarithmengleichungen DialogMathe 3.2.2 Strategie Substitution Spezielle Gleichungen, die durch substituieren auf eine quadratische Gleichung führen. Beispiel log 2 ( x ) + 2 ⋅ log ( x ) = 15 Beachte: log 2 ( x ) = [ log ( x ) ] = log ( x ) ⋅ log ( x ) 2 Substitution: u = log ( x ) Umschreiben: log 2 ( x ) + 2 ⋅ log ( x ) = 15 → u2 + 2u = 15 (quadratische Gleichung) → u2 + 2u − 15 = 0 (Auflösungsformel oder faktorisieren) Faktorisieren (Vieta): u2 + 2u − 15 = ( u + 5 ) ⋅ ( u − 3 ) = 0 Auflösungsformel für quadratische Gleichung: u1,2 = −2 ± 22 + 4 ⋅ 15 −2 ± 8 = 2 2 ; u1 = 3 ; u2 = −5 Rücksubstitution u1 = log ( x ) = 3 u2 = log ( x ) = −5 → → x1 = 103 x 2 = 10 − 5 Probe: x1 = 103 : log 2 ( 103 ) + 2 ⋅ log ( 103 ) = 32 + 2 ⋅ 3 = 15 x 2 = 10 −5 : log 2 ( 10−5 ) + 2 ⋅ log ( 10−5 ) = ( −5 ) + 2 ⋅ ( −5 ) = 25 − 10 = 15 2 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 61 Gleichungen DialogMathe 3.3 Übungen Gleichungen 3.3.1 Aufgaben Exponential – und Logarithmengleichungen Aufgabe 1 Bestimme die Lösungen x der Gleichung: log6 ( x 2 + 71 )=2 Auflösung – Strategie: Aufgabe 2 3x − 5 Bestimme die Lösungen x der Gleichung: log = 0 4 − 2x Auflösung – Strategie: 62 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Übungen Gleichungen DialogMathe Aufgabe 3 Bestimme die Lösungen x der Gleichung: log ( x 2 − 1) − log ( x + 1) = 3 ⋅ log ( x − 1) − 2 Lösungsvarianten: 1) Auf beiden Seiten in einen Logarithmus verpacken! 2) Logarithmen zerlegen (einfacher!) Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 63 Gleichungen DialogMathe Aufgabe 4 Bestimme die Lösungen x der Gleichung: Aufgabe 5 Bestimme die Lösungen x der Gleichung: 3 ⋅ 4 x + 5 = 6 ⋅ 4 x − 19 64 log 2 ( x ) − 2 ⋅ log ( x ) = 9 − log ( x 2 ) Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Übungen Gleichungen DialogMathe Aufgabe 6 Bestimme die Lösungen x der Gleichung: 9 x +0,5 − 9 x = 9 x −0,5 + 135 Aufgabe 7 Bestimme die Lösungen x der Gleichung: 16 x + 16 = 10 ⋅ 4 x Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 65 Gleichungen DialogMathe Aufgabe 8 Bestimme die Lösungen x der Gleichung: 5 2x −1 + 5 x + 2 = 750 Aufgabe 9 Bestimme die Lösungen x der Gleichung: 8 66 2 − 3x = 32 3x −1 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Übungen Gleichungen DialogMathe Aufgabe 10 Bestimme die Lösungen x der Gleichung: 2 ⋅ log(x) − Aufgabe 11 Bestimme die Lösungen x der Gleichung: x+2 2 ⋅ log = log(7) − 1 + log ( x + 2 ) 10 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 1 + 1 = 0 log(x) 67 Gleichungen DialogMathe Aufgabe 12 log ( 5x − 5 ) + log ( 3x + 3 ) − log ( x 2 − 1) = log ( 3x − 2 ) + log ( 3x ) Aufgabe 13 ( 2x + 1) ⋅ log ( 3 ) = log ( 32x − 3 + 80 ) 68 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Übungen Gleichungen DialogMathe 3.3.2 Lösungsstrategien Übungsaufgaben x = loga ( b ) : x = Logaritmus ; a = Basis ; b = Numerus Aufgabe 1 log6 ( )=2 x 2 + 71 Lösungsstrategie: Numerusvergleich 1. Schritt: Auf der rechten Seite die Zahl 2 in einen Logarithmus verpacken. 2 = log6 ( 62 ) log6 ( ) = log ( 6 ) x 2 + 71 6 2 2. Schritt: Logarithmus kann weggelassen werden. x 2 + 71 = 36 Gleichung quadrieren! x 2 + 71 = 1296 Probe: x1 = 35 : log6 → ( x2 = −35 : log6 x 2 = 1225 352 + 71 ( → ) = log ( 6 x1,2 = ± 35 1296 ) = log6 ( 36 ) = log6 ( 62 ) = 2 ) ( −35 )2 + 71 = log6 ( 1296 ) = log6 ( 36 ) = log6 ( 62 ) = 2 Lösung: x1,2 = ± 35 oder L = { −35; 35 } Aufgabe 2 3x − 5 log = 0 4 − 2x Lösungsstrategie: Numerusvergleich 1. Schritt: Auf der rechten Seite die Zahl 0 in einen Logarithmus verpacken. 0 = log ( 1) 3x − 5 log = log ( 1) 4 − 2x 2. Schritt: Logarithmus kann weggelassen werden. 3x − 5 = 1 4 − 2x 3x − 5 = 4 − 2x → 5x = 9 → x = 95 Probe: 3⋅9 −5 27 − 5 2 5 log = log 5 = log 5 2 4 − 2⋅9 4 − 18 5 5 5 Lösung: x = 95 oder L = = log ( 1) = 0 { 95 } Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 69 Gleichungen Aufgabe 3 DialogMathe log ( x 2 − 1) − log ( x + 1) = 3 ⋅ log ( x − 1) − 2 Lösungsstrategie: Numerusvergleich 1. Schritt: Beide Seiten der Gleichung in einen Logarithmus verpacken. log ( x 2 − 1) − log ( x + 1) = log ( [ x − 1] ) 3 − log ( 102 ) [ x − 1] 3 x2 − 1 log = log x +1 100 2. Schritt: Logarithmus kann weggelassen werden. x2 − 1 [ x − 1] = x +1 100 ( x + 1) ⋅ ( x − 1) [ x − 1] 3 = 100 x +1 3 [ x − 1] 3 100 ⋅ ( x − 1) = / ⋅100 − [ x − 1] / 100 ⋅ ( x − 1) − [ x − 1] = 0 3 / ( x − 1) ausklammern 3 Lösungsstrategie: Linke Seite der Gleichung faktorisieren und dann die einzelnen Linearfaktoren Null setzen. ( x − 1) ⋅ 100 − ( x − 1)2 = 0 / eckige Klammer (Binom A 2 − B2 ) faktorisieren ( x − 1 ) ⋅ 10 2 − ( x − 1 )2 = ( x − 1) ⋅ [ 10 + ( x − 1 ) ] ⋅ [ 10 − ( x − 1 ) ] = ( x − 1) ⋅ [ x + 9 ] ⋅ [ 11 − x ] ( x − 1) ⋅ [ x + 9 ] ⋅ [ 11 − x ] = 0 x −1= 0 Linearfaktoren Null setzen! x+9=0 Probe: → x2 = − 9 → ; 11 − x = 0 → x1 = 1 x 3 = 11 log ( 0 ) − log ( 2 ) = 3 ⋅ log ( 0 ) − 2 : log ( 0 ) ist nicht definiert! x1 = 1: x1 = 1 ist keine Lösung! x2 = − 9 : log ( 80 ) − log ( −8 ) = 3 ⋅ log ( −10 ) − 2 : log aus negativen Zahlen sind nicht definiert! x 2 = − 9 ist keine Lösung! 120 x3 = 11: log ( 120 ) − log ( 12 ) = 3 ⋅ log ( 10 ) − 2 → log =3−2 12 → log ( 10 ) = 1 ; x 3 = 11 ist eine Lösung Lösung: x = 11 oder L = { 11 } Bemerkung zur Lösung der Gleichung: ( x − 1) = [ x − 1] 3 100 Da x = 1 keine Lösung ist kann die Gleichung durch (x-1) dividiert werden! ( x − 1) = 70 [ x − 1] 3 100 100 = ( x − 1) 2 x − 1 = ±10 → / : ( x − 1) x ≠ 1 / ⋅100 / x1 = 11 ; x 2 = −9 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Übungen Gleichungen DialogMathe Lösungsvariante: Logarithmen zerlegen log ( x 2 − 1) − log ( x + 1) = 3 ⋅ log ( x − 1) − 2 log ( x − 1) + log ( x + 1) − log ( x + 1) = 3 ⋅ log ( x − 1) − 2 2 = 2 ⋅ log ( x − 1) log ( x − 1) = 1 = log10 x − 1 = 10 Aufgabe 4 → x = 11 log 2 ( x ) − 2 ⋅ log ( x ) = 9 − log ( x 2 ) Lösungsstrategie: Substitution u = log ( x ) log ( x 2 ) = 2 ⋅ log ( x ) log 2 ( x ) − 2 ⋅ log ( x ) = 9 − 2 ⋅ log ( x ) u2 − 2 ⋅ u = 9 − 2 ⋅ u u2 = 9 / +2u / Wurzel ziehen u = ±3 u1 = log ( x ) = 3 u2 = log ( x ) = − 3 Aufgabe 5 → x1 = 103 → x 2 = 10 −3 Eine Probe ist nicht nötig! 3 ⋅ 4 x + 5 = 6 ⋅ 4 x − 19 Lösungsstrategie: Exponentenvergleich. Umformen, so dass auf beiden Seiten der Gleichung eine Potenz mit der gleichen Basis entsteht. Exponenten gleich setzen! 3 ⋅ 4 x + 5 = 6 ⋅ 4 x − 19 24 = 3 ⋅ 4 x 8 = 4x 23 = 2 2x 3 = 2x / −3 ⋅ 4 x / +19 /:3 / gemeinsame Basis 2 / Exponentenvergleich /:2 x = 1,5 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 71 Gleichungen Aufgabe 6 DialogMathe 9 x +0,5 − 9 x = 9 x −0,5 + 135 Lösungsstrategie: Exponentenvergleich. Umformen, so dass auf beiden Seiten der Gleichung eine Potenz mit der gleichen Basis entsteht. Exponenten gleich setzen! 9 x + 0,5 − 9 x = 9 x −0,5 + 135 9 x + 0,5 − 9 x − 9 x −0,5 = 135 9 x −0,5 ⋅ ( 91 − 90,5 − 90 ) = 135 / −9 x −0,5 / 9 x −0,5 ausklammern 9 x −0,5 ⋅ ( 9 − 3 − 1) = 135 9 x −0,5 ⋅ 5 = 135 /:5 9 x −0,5 = 27 / gemeinsame Basis 3 2⋅ x − 0,5 ) = 33 3 ( / Exponentenvergleich 2 ⋅ ( x − 0,5 ) = 3 Aufgabe 7 → 2x − 1 = 3 → 2x = 4 → x=2 16 x + 16 = 10 ⋅ 4 x Lösungsstrategie: Substitution u = 4 x 16 x = ( 42 ) = ( 4 x ) = u2 x 2 16 x + 16 = 10 ⋅ 4 x 4 2x − 10 ⋅ 4 x + 16 = 0 u 2 − 10 ⋅ u + 16 = 0 Quadratische Gleichung (Auflösungsformel oder faktorisieren) (u − 2) ⋅ (u − 8) = 0 u1 = 2 = 4 x (Exponentenvergleich) → u2 = 8 = 4 x (Exponentenvergleich) → Aufgabe 8 2 = 2 2x → 2x = 1 → x1 = 21 2 3 = 2 2x → 2x = 3 x 2 = 32 → 5 2x −1 + 5 x + 2 = 750 Umformen mit Potenzgesetzen: 5 2x −1 = 5 2x ⋅ 5−1 = = 51 ⋅ 5 2x 5 x + 2 = 5 x ⋅ 52 = 25 ⋅ 5 x 1 ⋅ 5 2x + 25 ⋅ 5 x = 750 5 72 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Übungen Gleichungen DialogMathe Lösungsstrategie: Substitution: u = 5 x 1 ⋅ 5 2x + 25 ⋅ 5 x = 750 5 1 ⋅ u2 + 25 ⋅ u = 750 5 u 2 + 125 ⋅ u = 3750 / ⋅5 / −3750 u 2 + 125 ⋅ u − 3750 = 0 Quadratische Gleichung (Auflösungsformel oder faktorisieren) ( u + 150 ) ⋅ ( u − 25 ) = 0 u1 = 25 = 5 x → 52 = 5x → x = 2 u2 = −150 = 5 x → keine Lösung Aufgabe 9 8 2 − 3x = 32 3x −1 Lösungsstrategie: Exponentenvergleich. Umformen, so dass auf beiden Seiten der Gleichung eine Potenz mit der gleichen Basis entsteht. Exponenten gleich setzen! 8 2 − 3x = 32 3x −1 2 3⋅ 2 − 3x = 2 5⋅ 3⋅ 2 − 3x = 5 ⋅ / gemeinsame Basis 2 3x −1 3x − 1 9 ⋅ ( 2 − 3x ) = 25 ⋅ ( 3x − 1) / Exponentenvergleich / quadrieren / ausmultiplizieren 18 − 27x = 75x − 25 43 = 102x 43 x= = 0,4216 102 Probe: 3⋅ 43 43 43 43 = 5⋅ 3⋅ −1 → 3⋅ 2 − = 5⋅ −1 102 102 34 34 68 − 43 43 − 34 25 9 3⋅ = 5⋅ → 3⋅ = 5⋅ 34 34 34 34 1 1 1 1 3⋅5⋅ = 5⋅3⋅ → 15 ⋅ = 15 ⋅ 34 34 34 34 2−3⋅ → → Lösung: x= 43 = 0,4216 102 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 73 Gleichungen DialogMathe Aufgabe 10 2 ⋅ log(x) − 1 + 1 = 0 log(x) Lösungsstrategie: Substitution: u = log(x) 1 + 1 = 0 u 2u − → → 2u2 + u − 1 = 0 2u2 − 1 + u = 0 Quadratische Gleichung (Auflösungsformel oder faktorisieren) −1 ± 1 + 8 −1 ± 9 −1 ± 3 = = 4 4 4 u1,2 = Aufgabe 11 u1 = −1 + 3 2 1 = = 4 4 2 u2 = −1 − 3 −4 = = −1 4 4 ; log(x) = u = 1 2 → 1 x1 = 10 2 ; log(x) = u = −1 → 1 x 2 = 10−1 = 10 x+2 2 ⋅ log = log(7) − 1 + log ( x + 2 ) 10 Lösungsstrategie: Numerusvergleich 1. Schritt: Beide Seiten der Gleichung in einen Logarithmus verpacken. x + 2 2 log 10 = log(7) − log(10) + log ( x + 2 ) ( x + 2 )2 log 10 7( x + 2 ) = log 10 2. Schritt: Logarithmus kann weggelassen werden. ( x + 2 )2 10 = 7( x + 2) 10 x2 + 4x + 4 = 7x + 14 x2 − 3x − 10 = 0 Quadratische Gleichung (Auflösungsformel oder faktorisieren) x1,2 = 74 3 ± 9 + 40 3 ± 49 3 ± 7 = = 2 2 2 x1 = 3 + 7 10 = =5 2 2 x2 = 3 − 7 −4 = = −2 keine Lösung 2 2 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Übungen Gleichungen DialogMathe Aufgabe 12 log ( 5x − 5 ) + log ( 3x + 3 ) − log ( x 2 − 1) = log ( 3x − 2 ) + log ( 3x ) Lösungsstrategie: Numerusvergleich 1. Schritt: Beide Seiten der Gleichung in einen Logarithmus verpacken. 5 ⋅ ( x − 1 ) ⋅ 3 ⋅ ( x + 1) log ( x 2 − 1) = log 32x − 2 ⋅ 3 x log ( 15 ) = log 32x − 2 ⋅ 3 x 2. Schritt: Logarithmus kann weggelassen werden. 15 = 3 2x − 2 ⋅ 3 x Exponentialgleichung 32x − 2 ⋅ 3 x − 15 = 0 Lösungsstrategie: Substitution u = 3 x → u2 − 2 ⋅ u − 15 = 0 (u − 5) ⋅ (u + 3) = 0 Quadratische Gleichung (Auflösungsformel oder faktorisieren) u = 5 = 3x → x= u = −3 = 3x Aufgabe 13 log ( 5 ) = 1,465 log ( 3 ) → 3x > 0 keine Lösung ( 2x + 1) ⋅ log ( 3 ) = log ( 32x − 3 + 80 ) Lösungsstrategie: Numerusvergleich 1. Schritt: Beide Seiten der Gleichung in einen Logarithmus verpacken. ( log 32x +1 ) ( = log 32x − 3 + 80 ) 2. Schritt: Logarithmus kann weggelassen werden. 32x +1 = 32x − 3 + 80 Exponentialgleichung Lösungsstrategie: linke Seite der Gleichung faktorisieren, Exponentenvergleich 32x +1 − 32x −3 = 80 32x −3 ⋅ 34 − 1 = 80 / 80 80 32x −3 = 1 = 30 → 2x − 3 = 0 → x = 1,5 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 75 Gleichungen DialogMathe 3.3.3 Lösungen mit Rechner Aufgaben 1 bis 4 Aufgaben 5 bis 9 Aufgaben 10 bis 13 76 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Übungen Gleichungen DialogMathe 4 Funktionen Die Exponentialfunktionen z. B. f ( x ) = 2 x sind wichtige Zuordnungen, die in der Natur, der Technik oder auch in unserem Alltag immer wieder in Erscheinung treten. Etwa bei folgenden Fragestellungen: • Wie lange stand ein Bierglas an der Theke, bevor es serviert wurde? • Wann und warum bricht Milch, wenn wir sie ungekühlt stehen lassen? • Wie stark wächst die Erdbevölkerung und wie stark die Menge der zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel? • Wie würde sich die Vogelgrippe ausbreiten, wenn sie auf den Menschen übertragen wird? • Wie kann ich durch eine Rente meine Altervorsorge sichern? • Wie lässt sich die Luftqualität im Schulzimmer, im Kino optimieren? Da diese Funktionen häufig die zeitliche Entwicklung eines Systems beschreiben (Wachstum oder Zerfall), wird die unabhängige Variable x durch t ersetzt: aus f ( x ) = 2 x wird dann f ( t ) = 2 t . Erinnere dich an das Sparkonto, dessen Kapital sich durch Zinsen und Zinseszinsen vergrössert, wobei wir für die Zeitvariable n (Anzahl Jahre) gewählt haben Kn = K 0 ⋅ ( 1 + p ) (siehe Seite 3). n In diesem Kapitel versuchen wir die Exponentialfunktion und dessen Eigenschaften zu verstehen. Die Entwicklung eines Systems kann in Zeitschritten ∆t berechnet werden. Wir können zwei Arten von Systemen unterscheiden: diskrete und kontinuierliche Systeme. Ein diskretes System haben wir schon kennen gelernt, nämlich das Sparkonto. Das Kapital wächst jeweils am Ende einer Zeitperiode (1Jahr). Würde die Zeitperiode für die Verzinsung beim Sparkonto verkleinert z.B. jede Sekunde, so bekämen wir ein kontinuierliches System (Grenzwert: Zeitperiode wird beliebig klein, d.h. sie strebt gegen Null). Beim Übergang von einem diskreten zu einem kontinuierlichen System ( ) k entsteht der Grenzwert lim 1 + 1 = e ≈ 2,71828183… (Eulersche Zahl) k k →∞ Die „natürliche“ Exponentialfunktion f ( x ) = e x spielt in der Natur und der Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 77 Funktionen DialogMathe Technik eine wichtige Rolle, da es sich dort häufig um kontinuierliche Systeme handelt. Als Umkehrfunktion Umkehrfunktion einer Exponentialfunktion erhalten wir die Logarithmusfunktion: z.B. f ( x ) = e x → f −1 ( x ) = ln ( x ) 4.1 Die Exponentialfunktion 4.1.1 Definition der Exponentialfunktion Lassen wir für den Exponenten n in einer Potenz qn mit positiver Basis B q beliebige reelle Werte zu, so gelangen wir zur Exponentialfunktion f ( x ) = qx . Definition Exponentialfunktion Funktionen vom Typ f ( x ) = y = qx mit positiver Basis q > 0 ,(q ≠ 1) heissen Exponentialfunktionen. Merke: f: R → R+ x ֏ y = qx Der Wertebereich von f ( x ) = qx ist R+ , d.h. nur die positiven reellen Zahlen sind möglich. 4.1.2 Die allgemeine Exponentialfunktion Grundfunktion ion mit Funktionstransformationen Basis e (Eulersche Zahl) : f ( x ) = e x → y = a ⋅ eb ⋅ x + c + d Beliebige Basis ( q ∈ R+ ): f ( x ) = qx → y = a ⋅ qb ⋅ x + c + d Dynamisches misches Arbeitsblatt Leitidee Wachstum GeoGebra Datei: a_b_c_d_exp_Funktion Zeit: 10 Minuten Überlege dir die Effekte der vier Parameter a, b, c und d. Funktionstransformation 78 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Die Exponentialfunktion DialogMathe 4.1.3 Logarithmusfunktion als Umkehrfunktion der Exponentialfunktion f ( x ) = ex → f ( x ) = ln ( x ) → y = a ⋅ ln ( b ⋅ x + c ) + d Wie erhältst du den Funktionsgraph y = ln ( x ) aus y = ex ? f ( x ) = qx → f ( x ) = log q ( x ) → y = a ⋅ log q ( b ⋅ x + c ) + d Dynamisches misches Arbeitsblatt Leitidee Wachstum GeoGebra Datei: a_b_c_d_log_Funktion Zeit: 10 Minuten Funktionstransformationen en Überlege dir die Effekte der vier Parameter a, b, c und un d. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, entialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 79 Funktionen DialogMathe 4.2 Modellbildung mit der Exponentialfunktion 4.2.1 Ansatz für die Exponentialfunktion Die allgemeine Exponentialfunktion enthält vier Parameter a, b, c, d und den Wachstumsfaktor q: y = a ⋅ q b⋅ x + c + d Um Wachstumsvorgänge in der Natur, der Technik oder der Wirtschaft zu modellieren genügt häufig ein vereinfachter Ansatz mit zwei Parametern. y = A ⋅ B x (Ansatz mit zwei Parameter A und B) oder y = A ⋅ e λ⋅ x (Ansatz mit zwei Parameter A und λ ) Beispiel Gegeben: Zwei Punkte P1 ( 2 | 40 ) ; P2 ( 5 | 320 ) Gesucht: Exponentialfunktion, dessen Graph durch die beiden Punkte geht. Ansatz: y = A ⋅Bx Satz von Anan liefert das folgende Gleichungssystem: P1 ( 2 | 40 ) → 40 = A ⋅ B2 P2 ( 5 | 320 ) → 320 = A ⋅ B5 Wie lässt sich dieses Gleichungssystem am besten auflösen! 40 = A ⋅ B2 320 = A ⋅ B5 Gleichung 2 durch Gleichung 1 dividieren ergibt: 320 A ⋅ B5 =8= = B3 40 A ⋅ B2 A= Ansatz: 40 40 = = 10 B 2 22 → B=38=2 Exponentialfunktion: y = 10 ⋅ 2 x y = A ⋅ e λ⋅ x Satz von Anan liefert das folgende Gleichungssystem: 40 = A ⋅ e2⋅λ 320 = A ⋅ e5 ⋅λ Gleichung 2 durch Gleichung 1 dividieren ergibt: 320 A ⋅ e5⋅λ =8= = e3⋅λ 40 A ⋅ e2⋅λ A= 40 40 = 2 = 10 2⋅λ e 2 → λ= ln ( 8 ) = ln ( 2 ) 3 Exponentialfunktion: y = 10 ⋅ eln( 2 ) ⋅ x Beachte: y = 10 ⋅ eln( 2 ) ⋅ x = 10 ⋅ eln( 2 ) = 10 ⋅ 2x x 80 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Modellbildung mit der Exponentialfunktion DialogMathe 4.2.2 Partnerinterview Eigenschaften der Exponentialfunktion Partnerinterview Exponentialfunktion Eigenschaften der Exponentialfunktion Zeit: 30 Minuten Auftrag 1 Zeichne die Graphen der Exponentialfunktionen y = q x für q = 2, 3 und 10: y = 2 x , y = 3 x und y = 10 x Wie verlagert sich der Funktionsgraph, wenn du q vergrösserst? Welche Eigenschaft ist allen Graphen gemeinsam? Welcher Graph ergibt sich für q = 1: y = 1x y 10 5 1 -4 -3 -2 -1 O 1 2 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 3 4x 81 Funktionen DialogMathe Auftrag 2 ( ) Zeichne die Graphen der beiden Exponentialfunktionen y = 2 x und y = 21 x . Welcher Zusammenhang besteht zwischen den beiden Graphen? ( ) Interpretiere die folgende Gleichung y = 21 x = 2− x y 10 5 1 -4 82 -3 -2 -1 O 1 2 3 4x Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Modellbildung mit der Exponentialfunktion DialogMathe Auftrag 3 Wir multiplizieren die Exponentialfunktion y = q x mit einem Faktor a ∈ R : y = a ⋅ qx Welchen Effekt hat dies auf den Funktionsgraphen? Zeichne ein Beispiel: y = 2 x und y = 5 ⋅ 2 x Spezialfall : a = −1. y 10 5 1 -4 -3 -2 -1 O 1 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 2 3 4x 83 Funktionen DialogMathe Auftrag 4 Wir betrachten Exponentialfunktionen vom Typ y = q b⋅ x , b ∈ R . Welchen Effekt hat b auf den Funktionsgraphen? 1 Zeichne Beispiele: y = 3 x , y = 3 2 ⋅x und y = 3 2⋅ x 1 Interpretiere die folgenden Gleichungen y = 3 2 ⋅x =( 3 ) x , y = 3 2⋅ x = 9 x Spezialfall : b = −1 (siehe Auftrag 2). y 10 5 1 -4 84 -3 -2 -1 O 1 2 3 4x Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Modellbildung mit der Exponentialfunktion DialogMathe 4.2.3 Beispiel Bakterienwachstum Wachstum von Bakterien: Bakterien vermehren sich durch Teilung. Nach einer gewissen Zeit können sie sich teilen, d.h. die Bakterienzahl verdoppelt sich. Situation 1: Wir starten mit einem Bakterium, das sich jeweils nach einer Stunde teilt. Dieses Wachstum kann durch folgende Funktion beschrieben werden: f ( t ) = 2 t (t in Stunden). Wie viele Bakterien gibt es nach t = 10h? Situation 2: Wir starten mit 10 Bakterien und einer Teilungszeit von 1h. Ermittle die Wachstumsfunktion! Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 85 Funktionen DialogMathe Situation 3: Wir starten mit 10 Bakterien und einer Teilungszeit von 20min. Ermittle die Wachstumsfunktion! Situation 4: Wir starten mit 10 Bakterien und einer Teilungszeit von 5h. Ermittle die Wachstumsfunktion! 86 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Einführendes Beispiel DialogMathe 5 Leitidee Wachstum 5.1 Einführendes Beispiel 5.1.1 Lineares Wachstum einer Sonnenblume Wir pflanzen eine h0 = 50cm hohe Sonnen- blume. Diese wächst pro Woche um ∆h = 10cm . Anzahl Wochen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Höhe am Anfang der Woche in cm 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 Rekursiv festgelegter Wachstumsprozess: Höhenzuwachs in cm 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 Höhe am Ende der Woche in cm 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 170 h ( n ) = h ( n − 1) + ∆h (n = Anzahl Wochen [ n = 1, 2, 3, . . . . ] , h = Höhe der Sonnenblume in cm) h ( 1) = h ( 0 ) + 10 = 50 + 10 = 60 h ( 2 ) = h ( 1) + 10 = 60 + 10 = 70 h ( 3 ) = h ( 2 ) + 10 = 70 + 10 = 80 usw. Bei der rekursiven Berechnungsart bekommen wir diskrete Werte für die Höhe der Sonnenblume jeweils am Ende der Woche, d.h., wir können uns vorstellen, dass wir die Höhe jeweils am Ende einer Woche messen. Über die Höhe der Sonnenblume während der Woche haben wir keine Information. Zur Berechnung von h ( n ) muss h ( n − 1) bekannt sein. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 87 Leitidee Wachstum DialogMathe Funktional festgelegter Wachstumsprozess: wobei a = Ansatz: h ( t ) = a ⋅ t + b ∆h = konstant die Änderungsrate der Höhe („Steigung“) ∆t und b = h0 die Anfangshöhe ist. [a = 10cm pro Woche und b = 50cm] Höhe der Sonnenblume als Funktion der Zeit: h ( t ) = 10 ⋅ t + 50 [ t in Wochen, h in cm] Mit dieser Funktionsgleichung können wir die Höhe der Sonnenblume zu einem beliebigen Zeitpunkt berechnen, z.B. h ( 12 ) = 10 ⋅ 12 + 50 = 170 oder h ( 5,5 ) = 10 ⋅ 5,5 + 50 = 105 5.1.2 Exponentielles Wachstum einer Sonnenblume Wir pflanzen eine h0 = 50cm hohe Sonnenblume. Die Höhe der Sonnenblume nimmt jede Woche um 20% zu: ∆h = 0,2 ⋅ h Anzahl Wochen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 88 Höhe am Anfang der Woche in cm 50 60 72 86,4 103,68 124,416 149,299 179,159 214,991 257,989 309,587 371,504 Höhenzuwachs in cm 10 12 14,4 17,28 20,736 24,883 29,860 35,832 42,998 51,598 61,917 74,301 Höhe am Ende der Woche in cm 60 72 86,4 103,68 124,416 149,299 179,159 214,991 257,989 309,587 371,504 445,805 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Einführendes Beispiel DialogMathe Rekursiv festgelegter Wachstumsprozess: h ( n ) = h ( n − 1) + 0,2 ⋅ h ( n − 1) = 1,2 ⋅ h ( n − 1) (n = Anzahl Wochen [ n = 1, 2, 3, . . . . ] , h = Höhe der Sonnenblume in cm) h ( 1) = 1,2 ⋅ h ( 0 ) = 1,2 ⋅ 50 = 60 h ( 2 ) = 1,2 ⋅ h ( 1) = 1,2 ⋅ 60 = 72 h ( 3 ) = 1,2 ⋅ h ( 2 ) = 1,2 ⋅ 72 = 86, 4 usw. Auch hier muss zur Berechnung von h ( n ) h ( n − 1) bekannt sein. Funktional festgelegter Wachstumsprozess: Ansatz: h ( t ) = b ⋅ a t , derungsrate wobei a der Wachstumsfaktor, der sich aus der Än- ∆h = 0,2 ⋅ h ergibt und b = h0 die Anfangshöhe ist. ∆t Höhe der Sonnenblume als Funktion der Zeit: h ( t ) = 50 ⋅ 1,2t [ t in Wochen, h in cm] Mit dieser Funktionsgleichung können wir die Höhe der Sonnenblume zu einem beliebigen Zeitpunkt berechnen, z.B. h ( 12 ) = 50 ⋅ 1,212 = 445,81 Alternativ kann auch folgender Ansatz verwendet werden: h ( t ) = b ⋅ ec ⋅ t [ e = Euler‘sche Zahl] Bestimme die Zahlen b und c für das obige Beispiel! Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 89 Leitidee Wachstum DialogMathe 5.1.3 Graphische Darstellung der Wachstumsprozesse Beschreibt ibt das Modell des linearen Wachstums oder das Modell des exponentiellen Wachstums die Höhe der Sonnenblume richtig? Bei beiden Modellen Modelle wird die Höhe bei zunehmender Zeit immer grösser. Entspricht dies der Wirklichkeit? Dynamisches misches Arbeitsblatt Leitidee Leit Wachstum GeoGebra Datei: Sonnenblume Zeit: 10 Minuten G = Grenze (maximale Höhe, die die Sonnenblume erreichen kann) Beschränktes Wachstum Beschreibe be das Verhalten des beschränkten Wachstums! Wachstums Interpretiere den Graph (Verlauf, (V Änderungsrate). Logistisches Wachstum Beschreibe be das Verhalten des logistischen Wachstums! Wachstums Interpretiere den Graph (Verlauf, Änderungsrate). 90 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Exponentielles Wachstum und exponentieller Zerfall DialogMathe 5.2 Exponentielles Wachstum und exponentieller Zerfall Alle Vorgänge, bei denen eine Grösse pro Zeiteinheit um einen konstanten Faktor zu- oder abnimmt (wo also das Wachstum bzw. die Abnahme proporpropo tional zur vorhandenen Grösse ist), können durch eine Exponentialfunktion beschrieben werden. Das bekannteste Beispiel ist wohl die Formel für die Berechnung eines Kapitals Ka mit Zinseszinsen: ( p K t = K 0 ⋅ 1 + 100 ) t (t : Anzahl Jahre, K 0 : Anfangskapital, K t : Kapital nach t Jahren) p Wie man sieht, beträgt der Wachstumsfaktor hier q = 1 + 100 , bei einem Zinssatz von 5% also 1,05. Dynamisches misches Arbeitsblatt Leitidee Wachstum GeoGebra Datei: Zinseszins Zeit: 10 Minuten Gegeben: Anfangskapital K 0 , Zinssatz p, Endkapital K t nach t Jahren. Fragestellung: Wie gross ist t? Wie lange dauert es bis das Anfangskapital auf das Endkapital angewachsen ist? Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, entialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 91 Leitidee Wachstum DialogMathe 5.2.1 Diskrete und kontinuierliche Systeme Ist das Wachstum eines Systems proportional zum Bestand, so spielt das Zeitintervall ∆t nach dem wir jeweils den neuen Bestand berechnen eine Rolle. Beispiel: p = 0,5 Anfangswert: y 0 Änderungsrate: ∆y p = ⋅y ∆t n n : Anzahl Rechenschritte ∆t n : Zeitschritt pro Rechenschritt n =1 → ∆t y1 = y0 + p ⋅ y0 = ( 1 + p ) ⋅ y0 n=2 → ∆t 2 ( p2 ) ⋅ y0 2 y 2 = y1 + p2 ⋅ y1 = ( 1 + p2 ) ⋅ y1 = ( 1 + p2 ) ⋅ y 0 y1 = y 0 + p2 ⋅ y 0 = 1 + n=3 → ∆t 3 ( p3 ) ⋅ y0 2 y 2 = y1 + 3p ⋅ y1 = ( 1 + p3 ) ⋅ y1 = ( 1 + p3 ) ⋅ y 0 3 y3 = y 2 + p3 ⋅ y 2 = ( 1 + 3p ) ⋅ y 2 = ( 1 + p3 ) ⋅ y 0 y1 = y0 + 3 ⋅ y 0 = 1 + p → Allgemein n ( ∆t n ( ( ) n ⋅ y0 ( ∆nt → 0 ) n→∞ Kontinuierliches System ) yn = yn −1 + pn ⋅ yn −1 = 1 + np ⋅ yn −1 = 1 + pn ) p n lim yn = lim 1 + n ⋅ y 0 n →∞ n →∞ n = y 0 ⋅ lim 1 + np = y 0 ⋅ ep n →∞ ( 92 ) Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Exponentielles Wachstum und exponentieller Zerfall DialogMathe Beispiel Bakterienwachstum Bakterien vermehren sich durch Teilung. Wir betrachten einen Bakterienstamm, der zum Zeitpunkt t = 0 aus einem Bakterium besteht ( y 0 = 1 ) und sich pro Stunde ( ∆t = 1h ) verdoppeln kann. Wie gross ist p? Berechne die untenstehende Tabelle mit Hilfe des Rechners. n Anzahl Rechenschritte ( yn = 1 + pn ) n ⋅ y0 = ( 1 + n1 ) n 1 2 3 4 5 100 100‘000 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 93 Leitidee Wachstum DialogMathe Beispiel Kapitalwachstum Jährliche Verzinsung eines Kapitals: Kn = K 0 ⋅ ( 1 + p ) n Anzahl Jahre: n Zinssatz pro Jahr : p t Kapital in Funktion der Zeit: K ( t ) = K 0 ⋅ ( 1 + p ) 1 Jahr Verzinsung nach einem Bruchteil eines Jahres: ∆t = 1 m Jahr (pro Monat: m = 12) Zinssatz pro 1 m Jahr: ( K ( t ) = K0 ⋅ 1 + p m m⋅ t p 1 Jahr m ) p m =k , K ( t ) = K0 ⋅ ( 1 + p ⋅k ⋅ t 1 1 Jahr k Substitution: ) p⋅t k = K 0 ⋅ ( 1 + k1 ) 1 Jahr Kontinuierliches System ∆t → 0 ⇒ m = p⋅k ( p = konstant ) ⇒ m→∞ k→∞ k lim ( 1 + k1 ) = ? k →∞ lim ( 1 + k →∞ ) 1 k k = 2,71828182… e = 2,71828182… (Euler ' sche Zahl) Die Euler‘sche Zahl ist irrational (analog π ). p⋅ t p⋅ t k K ( t ) = K 0 ⋅ ( 1 + k1 ) 1 Jahr = K 0 ⋅ e1 Jahr 94 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Exponentielles Wachstum und exponentieller Zerfall DialogMathe Beispiel Du legst ein Kapital von 1000.- Franken auf ein Sparkonto, dass zu 2% verzinst wird. Wie viel Geld bekommst du von der Bank nach 10 Jahren? a) Berechne das Kapital nach 10 Jahren bei diskreter Verzinsung jeweils am Jahresende. t K ( t ) = K 0 ⋅ ( 1 + p ) 1 Jahr = 1000 ⋅ ( 1 + 0,02 ) 10 = 1' 219,00 b) Berechne das Kapital nach 10 Jahren bei kontinuierlicher Verzinsung. p⋅t K ( t ) = K 0 ⋅ e1 Jahr = 1000 ⋅ e0,02⋅10 = 1' 221, 40 Erstaunliches Resultat: Durch die kontinuierliche Verzinsung (z.B. jede Sekunde) erhalten wir nur 2,4 Franken mehr! Analyse der Abweichung: t p⋅ t t K ( t ) = K 0 ⋅ ( 1 + p ) 1 Jahr = K 0 ⋅ e1 Jahr = K 0 ⋅ ( ep )1 Jahr 1 + p = ep ??? e0,02 = 1,0202 Merke Identische Beschreibung von kontinuierlichen Systemen durch die Exponentialfunktion mit beliebiger Basis. K ( t ) = K 0 ⋅ ( 1 + p ) = K 0 ⋅ eλ⋅ t = K 0 ⋅ ( eλ ) t 1 + p = q = eλ → t λ = ln ( 1 + p ) = ln ( q ) Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 95 Leitidee Wachstum DialogMathe 5.2.2 Darstellungsformen Die Exponentialfunktion kann dargestellt werden mit beliebiger Basis oder mit der Basis e. In der zweiten Form ist sie einfacher zu logarithmieren, da ln(e) = 1. Wir werden im Folgenden beide Formen nebeneinander verwenden. Eine Funktion, die exponentielles Wachstum beschreibt, ist immer nach dem gleichen Schema aufgebaut: Exponentielles Wachstum Exponentielles Wachstum speziell: e – Funktion f(t) = k ⋅ q t f(t) = k ⋅ e λ⋅t f(t): Wert nach der Zeit t k: Anfangswert q: Wachstumsfaktor bei Wachstum ist q > 1 λ (sprich: Lambda): Wachs- tumskonstante Exponentieller Zerfall Exponentieller Zerfall bei Abnahme ist q < 1, z.B. q = 21 bei Abnahme schreibt man f(t) = k ⋅ ( 21 ) = k ⋅ 2 − t f(t) = k ⋅ e −λ⋅t t λ : Zerfallskonstante Wenn wir die beiden Formen vergleichen, sehen wir, dass q = eλ , d.h. λ = ln ( q ) . ) ( ln q t ln q ⋅t f ( t ) = k ⋅ qt = k ⋅ e ( ) = k ⋅ e ( ) = k ⋅ e λ⋅ t Merke Beide Ansätze enthalten zwei Unbekannte. Wir brauchen also zwei Punkte um die Funktionsgleichung oder den Graph der Funktion zu bestimmen. (Satz von Anan!) Siehe auch Kap. 4.2.1. 96 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Exponentielles Wachstum und exponentieller Zerfall DialogMathe 5.2.3 Übersicht Exponentialfunktion und Wachstum Übersicht: Exponentialfunktion t y t = y ⋅ q ( ) Ansatz: 0 oder y ( t ) = y0 ⋅ e λ⋅t Änderungsrate Rekursiv ∆y = λ⋅y ∆t y t = q ⋅ y t −1 Exponentielles Wachstum Zunahme Abnahme q>1 q<1 λ = ln ( q ) > 0 λ = ln ( q) < 0 Mögliche Problemstellungen y(t) Bestand zum Zeitpunkt t multiplizieren Gegeben Gegeben Gegeben y0 Bestand q Wachstumsfaktor t Zeit am Anfang (t = 0) Gegeben dividieren Gegeben Gegeben Gegeben Gegeben radizieren Gegeben Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Gegeben Gegeben Gegeben logarithmieren 97 Leitidee Wachstum DialogMathe 5.3 Musterbeispiele 5.3.1 Beispiel 1: Insektenpopulation Eine Insektenart vermehrt sich in einem Biotop exponentiell. Auszählungen ergaben folgendes Resultat: Nach 8 Wochen zählte man 1718 Insekten, nach 15 Wochen 2759 Insekten. a) Wie viel Insekten wurden zu Beginn ins Biotop gegeben? b) Wie viel Prozent nimmt die Insektenzahl pro Woche zu? c) Wie viel Insekten würde man nach 30 Wochen zählen? d) Nach wie vielen Wochen haben sich die Insekten verfünffacht? Ansatz Anzahl Insekten als Funktion der Zeit N ( t ) = b ⋅ a t Gegeben: N ( 8 ) = 1718 und N ( 15 ) = 2759 . Aus diesen beiden Zuordnungen können wir a und b bestimmen: b ⋅ a8 = 1718 b ⋅ a15 = 2759 Wir dividieren die Gleichung 2 durch die Gleichung 1: a7 = 2759 1718 → a= 7 2759 = 1,07 ; 1718 b= b ⋅ a15 2759 = b ⋅ a8 1718 1718 1718 = = 999,89 ≈ 1000 a8 1,078 Daraus ergibt sich die Insektenzahl in Funktion der Zeit: N ( t ) = 1000 ⋅ 1,07 t Aus dieser Funktion lassen sich die oben gestellten Fragen beantworten. a) Wie viel Insekten wurden zu Beginn ins Biotop gegeben? N ( 0 ) = 1000 ⋅ 1,070 = 1000 Insekten ( = b ) b) Wie viel Prozent nimmt die Insektenzahl pro Woche zu? p Wachstumsfaktor a = 1,07 = 1 + 100 → p 100 = 0,07 → p = 7% c) Wie viel Insekten würde man nach 30 Wochen zählen? N ( 30 ) = 1000 ⋅ 1,0730 = 7612,26 ≈ 7612 Insekten d) Nach wie vielen Wochen haben sich die Insekten verfünffacht? b ⋅ at = 5b → at = 5 → 1,07t = 5 t ⋅ log ( 1,07 ) = log ( 5 ) 98 → t= → log ( 1,07t ) = log ( 5 ) log ( 5 ) = 23,79 ≈ 24 Wochen log ( 1,07 ) Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Musterbeispiele DialogMathe 5.3.2 Beispiel 2: Baumbestand In einem Land werden jährlich die Bäume gezählt. Der Bestand von Apfelbäumen und Birnbäumen für das Jahr 2000 und die mittlere jährliche prozentuale Veränderung sind in untenstehender Tabelle aufgeführt. Baumstatistik Bestand im Jahr 2000 in Mio. 9,245 14,874 Apfelbäume Birnbäume Mittlere jährliche prozentuale Veränderung Zunahme 5% Abnahme 3% Bestimme die Wachstumsfunktionen für den Bestand von Apfelbäumen A(t) und von Birnbäumen B(t). Apfelbäume: A ( t ) = 9, 245 ⋅ 1,05 t 5 (Wachstumsfaktor a = 1 + 100 = 1,05 ) Birnbäume: B ( t ) = 14,874 ⋅ 0,97 t 3 (Wachstumsfaktor a = 1 − 100 = 0,97 ) a) Wie viele Millionen Apfelbäume gibt es im Jahr 2012 in diesem Land? A ( 12 ) = 9,245 ⋅ 1,05 12 = 16,603 Mio b) Nach wie vielen Jahren hat sich der Bestand der Birnbäume halbiert? 0,97 t = 0,5 → log ( 0,97 t ) = log ( 0,5 ) / log t ⋅ log ( 0,97 ) = log ( 0,5 ) → t= log ( 0,5 ) = 22,76 Jahre log ( 0,97 ) c) Nach wie vielen Jahren gibt es in diesem Land gleich viele Apfelbäume wie Birnbäume? A ( t ) = B( t ) 9,245 ⋅ 1,05 t = 14,874 ⋅ 0,97 t → t 1,05 14,874 0,97 = 9,245 → 14,874 log 9,245 = 6 Jahre t= 1,05 log 0,97 d) Im Jahr 1990 gab es in diesem Land 5,635 Mio. Kirschbäume. 10 Jahre später zählte man 6,869 Mio. Kirschbäume. Berechne die mittlere jährliche prozentuale Zunahme. K ( t ) = 5,635 ⋅ q t ; K ( 10 ) = 6,869 5,635 ⋅ q 10 = 6,869 q 10 = 6,869 5,635 → q = 10 6,869 = 1,02 → p = 2% 5,635 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 99 Leitidee Wachstum DialogMathe 5.3.3 Beispiel 3: radioaktiver Zerfall Bei radioaktiven Zerfallsprozessen gibt man meist die Halbwertszeit T1 an 2 die Zeit, nach der nur mehr die Hälfte der ursprünglichen Menge übrig ist. a) Die Halbwertszeit von radioaktivem Jod beträgt 8 Tage. Gib die Zerfallsfunktion an! ( N0 : Anfangsmenge, N(t): Menge nach t Tagen) Wie viel Jod ist nach 10 Tagen noch vorhanden? Ansatz: N(t) = N0 ⋅ q t Bestimmung des Wachstumsfaktors q Ansatz: N(t) = N0 ⋅ e −λ⋅t Bestimmung der Zerfallskonstante λ N(8) = N0 = N0 ⋅ q8 2 N(8) = q= 1 = 0,917 2 λ= 8 N0 = N0 ⋅ e−λ⋅8 2 ln(2) = 0,0866 8 N(t) = N0 ⋅ 0,917 t N(t) = N0 ⋅ e −0,0866⋅t N(10) = N0 ⋅ 0,917 10 = 0,42 ⋅ N0 N(10) = N0 ⋅ e −0,0866⋅10 = 0,42 ⋅ N0 ⇒ 42% der ursprünglichen Menge N0 ⇒ 42% der ursprünglichen Menge N0 b) Wie viel Prozent der vorhandenen Menge zerfallen pro Tag? Nach 1 Tag ist die Restmenge q = 0,917 = 91,7% N(1) = N0·e-0,0866 = N0·0,917 ⇒ die Abnahme beträgt 8,3% ⇒ es sind 8,3% zerfallen. c) Wann ist nur mehr 1% der ursprünglichen Menge vorhanden? 0,01 ⋅ N0 = N0 ⋅ 0,917 t 0,01 ⋅ N0 = N0 ⋅ e − 0,0866t e − 0,0866t = 0,01 ln(0,01) t= ≈ 53,2 −0,0866 0,917 = 0,01 t t= ln(0,01) ≈ 53,2 ln(0,917) ⇒ nach 53,2 Tagen Anmerkung: Aus der Gleichung 100 −λ⋅T1 N0 2 erhält man die Beziehung λ ⋅ T = ln(2) = N0 ⋅ e 1 2 2 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Musterbeispiele DialogMathe 5.3.4 Dynamisches Arbeitsblatt radioaktiver Zerfall Beim radioaktiven Zerfall nimmt die Masse m einer radioaktiven Substanz exponentiell mit der Zeit ab. Wismut hat eine Zerfallsrate von 13% pro Tag. Im Zeitpunkt t = 0 sind m0 = 10g radioaktives Wismut vorhanden a) Bestimme die Funktion m(t). b) Skizziere den Graph. c) Bestimme die Halbwertszeit von Wismut. (Halbwertszeit: Zeit, nach welcher nur noch die Hälfte der ursprünglichen Masse vorhanden ist.) Lösung • Bestimme die Funktion m(t). m ( t ) = m0 ⋅ qt = 10 ⋅ 0,87 t Anfangsmasse: m0 = 10 ; Wachstumsfaktor: q = 1 − • 13 = 0,87 100 Skizziere den Graph. Beachte: Die Halbwertszeit ist unabhängig vom Anfangswert m0 . • Halbwertszeit von Wismut m( T ) = m0 = m0 ⋅ 0,87 T 2 ( 1 log = log 0,87 T 2 ) → 1 = 0,87 T / log 2 1 log 2 = 4,98 Tage T= log ( 0,87 ) → Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 101 Leitidee Wachstum DialogMathe 5.3.5 Lösungen mit dem Rechner Beispiel 1: Insektenpopulation Berechnungen Ansatz: n ( t ) = b ⋅ a t Berechnung der Parameter a und b durch ein Gleichungssystem. Definition der Funktion n(t) Funktionsaufruf: z.B. n(0) oder n(30) Graphische Darstellungen 102 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Musterbeispiele DialogMathe Beispiel 2: Baumbestand Berechnungen Graphische Darstellungen Nach wie vielen Jahren gibt es in diesem Land gleich viele Apfelbäume a(x) wie Birnbäume b(x)? Schnittpunkt der beiden Graphen ( 6 | 12,39 ) : Nach 6 Jahren hat es 12,39 Mio. Apfelbäume und 12,39 Mio. Birnenbäume. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 103 Leitidee Wachstum DialogMathe 5.3.6 Beispiel 4: Grenzen des Wachstums Thomas R. Malthus, ein englischer Philosoph vermutete, dass die Nahrungsmittelerzeugung dem rasanten Bevölkerungswachstum im Zuge der industriellen Revolution nicht würde folgen können, und prognostizierte permanente Hungersnöte. Zur Begründung seiner Thesen entwickelte er einfache Modelle für das Wachstum von Populationen: die Bevölkerung wachse exponentiell, die zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel jedoch nur linear. Im Jahre 1798 veröffentlichte er sein "Essay on the Principles of Population". Mit seiner Wachstumsfunktion B ( t ) = B0 ⋅ q t versuchte Malthus, das Bevölkerungswachstum in den USA zu beschreiben. a) Mit den Zahlen aus den Volkszählungen in den USA errechnete Malthus den Wachstumsfaktor q = 1,03 , wobei er die Zahlen von 1780 und 1790 benutzte. 1790 wurden in den USA 3,9 Mio. Einwohner gezählt. Wie viele Einwohner hatten die USA 1780? B = B0 ⋅ q t → 3,9 = B0 ⋅ 1,03 10 → B0 = 3,9 = 2,902 ; 1,03 10 B ( 1780 ) = 2,9Mio b) In wie vielen Jahren würde sich die Bevölkerung der USA verdoppeln, wenn das Modell von Malthus zutrifft? B = 2B0 = B0 ⋅ q t → qt = 2 → t= log(2) log(2) = = 23, 45 Jahre log ( q ) log ( 1,03 ) c) Wie viele Einwohner ergibt das Modell für die USA im Jahre 2000? B ( 2000 ) = B ( 1790 ) ⋅ 1,03 210 = 3,9 ⋅ 1,03 210 = 1935,9Mio d) Malthus hat folgendes Modell für die Grenzen des Wachstums gerechnet: Betrachtet wird eine Bevölkerung, die zu Beginn eines bestimmten Jahres aus 5 Millionen Personen besteht und jährlich um 3% wächst. Zum gleichen Zeitpunkt wären Nahrungsmittel für 10 Millionen Personen verfügbar, wobei die Produktion der Nahrungsmittel für jährlich 100’000 Personen gesteigert werden könnte. 104 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Musterbeispiele DialogMathe d1) Gib die Gleichungen für das Wachstum der Bevölkerung sowie der Nahrungsmittelprod Nahrungsmittelproduktion an. Bevölkerungswachstum: B ( t ) = 5 ⋅ 1,03 t Nahrungsmittelwachstu N ( t ) = 0,1 ⋅ t + 10 Nahrungsmittelwachstum: d2) In welchem Jahr übersteigt die Anzahl der Personen rsonen die zur VerVe fügung stehenden Nahrungsmittel? B ( t ) = N ( t ) ; Rechner (graphisch Intersection oder solve) t = 33 Jahre e) Bestimme die Wachstumsfunktion Wachstumsfunktion für die Bevölkerung in den USA, wenn aus Volkszählungen folgende Zahlen bekannt sind: Im m Jahr 1800: 5,3 Mio. Einwohner; im im Jahr 2000: 281,4 Mio. Einwohner Vergleiche dein erhaltener Wachstumsfaktor mit dem Modell von Malthus! Ansatz: B = B0 ⋅ q t → 281,4 = 5,3 ⋅ q 200 → q = 200 281,4 = 1,02 5,3 Mittleres Bevölkerungswachstum Bevölkerungs von 1800 bis 2000: 2%. Modell von Malthus rechnete mit 3% (1780 bis 1790), zu grosse Wachstumsrate! Dynamisches misches Arbeitsblatt Leitidee Wachstum GeoGebra Datei: Grenzen des Wachstums Zeit: 10 Minuten Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, entialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 105 Leitidee Wachstum DialogMathe 5.4 Wachstumsmodelle 5.4.1 Lineares Wachstum Anfangswert : y ( 0 ) = y 0 Konstante Änderungsrate: ∆y =m ∆t → ∆y = m ⋅ ∆t Bestand: y ( t ) = m ⋅ t + y 0 m > 0 Bestand nimmt zu. m < 0 Bestand nimmt ab. Dynamisches misches Arbeitsblatt Leitidee Wachstum GeoGebra Datei: lineares Wachstum Bewegung Zeit: 10 Minuten Bewegung mit konstanter Geschwindigkeit. Geschwindigkeit = Änderungsrate Änderungsrate des Weges (Steigung) = konstant Weg – Zeit – Gesetz : s ( t ) = v ⋅ t + s0 (linear) v= ∆s ∆t → ∆s = v ⋅ ∆t (in gleichen Zeitabschnitten gleiche Wegänderung) Beachte: Die Anfangsposition s 0 beeinflusst die Änderungsrate srate v nicht. 106 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Wachstumsmodelle DialogMathe 5.4.2 Exponentielles Wachstum Anfangswert : y ( 0 ) = y 0 Änderungsrate proportional zum Bestand: ∆y =k⋅y ∆t → ∆y = k ⋅ y ⋅ ∆t Bestand: y ( t ) = y 0 ⋅ ek ⋅t k > 0 : exponentielles exponent Wachstum k < 0 : exponentieller Zerfall Dynamisches misches Arbeitsblatt Leitidee Wachstum GeoGebra Datei: exponentielles Wachstum Bewegung Zeit: 10 Minuten Bewegung mit einer Geschwindigkeit proportional zum Weg. Geschwindigkeit gkeit = Änderungsrate des Weges (Steigung) = k ⋅ s Weg – Zeit – Gesetz : s ( t ) = s0 ⋅ ek ⋅ t (exponentiell) v= ∆s = k⋅s ∆t → ∆s = k ⋅ s ⋅ ∆t (Wegänderung ist vom Weg abhängig) Die Steigungsdreiecke werden immer steiler! Beachte: Die Anfangsposition s 0 beeinflusst die Änderungsrate v. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, entialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 107 Leitidee Wachstum DialogMathe 5.4.3 Begrenztes Wachstum Anfangswert : y ( 0 ) = y 0 Änderungsrate proportional zur Differenz Grenze - Bestand: ∆y = k ⋅(G − y) ∆t Derr Bestand y besitzt eine Grenze, Grenz , d.h. eine maximale Grösse, die sie nicht übersteigen kann. Die Differenz G − y bezeichnen wir mit Sättigungsmanko. Bestand: y ( t ) = G − ( G − y 0 ) ⋅ e−k ⋅t k > 0 : Bestand nimmt zu. k < 0 : Bestand tand nimmt ab. Dynamisches misches Arbeitsblatt Leitidee Wachstum GeoGebra Datei: beschränktes Wachstum Bewegung Zeit: 10 Minuten Bei dieser Bewegung ist der Weg beschränkt. Die Änderungsrate ist proportiproport onal zur Differenz ( G − s ) . Zu Beginn der Bewegung ist die Geschwindigkeit (Änderungsrate) am grössten und nimmt dann ab bis der Weg die Grenze G erreicht hat ( s = G → v = 0 ). Die Steigungsdreiecke werden immer flacher. 108 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Wachstumsmodelle DialogMathe 5.4.4 Logistisches Wachstum Anfangswert : y ( 0 ) = y 0 Änderungsrate proportional zum Bestand und zur Differenz Grenze - Bestand: Bestand: y ( t ) = ∆y = k ⋅ y ⋅ ( G − y ) (Änderungsrate quadratisch!!) ∆t y0 ⋅ G y 0 + ( G − y 0 ) ⋅ e−G⋅k ⋅ t k > 0 : Bestand nimmt zu. k < 0 : Bestand nimmt ab. Dynamisches misches Arbeitsblatt Leitidee Wachstum GeoGebra Datei: logistisches Wachstum Bewegung Zeit: 10 Minuten Exponentielles und beschränktes Wachstum kombiniert. Steigungsdreiecke am Anfang der Bewegung flach, flach, in der Mitte am steilsten, gegen Ende wieder flach. Typische S – Kurve! Erkläre diesen Verlauf mit Hilfe der Änderungsrate. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, entialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 109 Leitidee Wachstum DialogMathe 5.5 Anwendungen Wachstum 5.5.1 Physik: Bewegungen Wie werden in einem Geschwindigkeits-Zeit-Diagramm die folgenden Bewegungen dargestellt? Wie sehen jeweils die Weg-Zeit-Diagramme aus? a) Eine Bewegung mit konstanter Geschwindigkeit b) Eine gleichmässig beschleunigte Bewegung c) Eine gleichmässig verzögerte Bewegung 110 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Anwendungen Wachstum DialogMathe 5.5.2 Wirtschaft: Sparen (lineares und exponentielles Wachstum) Lineares Wachstum: In eine Spardose, die anfangs leer war, wird monatlich ein Betrag von 100 Franken eingeworfen. Stelle den Geldinhalt der Spardose in Abhängigkeit von der Zeit graphisch dar. Exponentielles Wachstum: Du hast zu deiner Geburt 1000 Franken geschenkt bekommen. Deine Eltern haben das Geld auf einem Sparbuch mit 4 % Zinsen (pro Jahr) angelegt. Wie viel Geld hast du an deinem 18. Geburtstag auf dem Sparbuch? Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 111 Leitidee Wachstum DialogMathe 5.5.3 Biologie: Bakterienkultur (exponentielles Wachstum) Eine Bakterienkultur wächst pro Stunde um 15%. Stelle B(t) (die Anzahl der Bakterien nach t Stunden) als Exponentialfunktion dar, wenn zur Zeit t = 0 B0 = 100 Bakterien vorhanden sind. Wann wird die kritische Zahl von 1’000'000 Bakterien erreicht? 112 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Anwendungen Wachstum DialogMathe 5.5.4 Chemie: Radioaktivität (exponentieller Zerfall) Bei radioaktiven Zerfallsprozessen gibt man meist die Halbwertszeit T12 an die Zeit, nach der nur mehr die Hälfte der ursprünglichen Menge übrig ist. Die Halbwertszeit von radioaktivem Jod beträgt 8 Tage. Gib die Zerfallsfunktion an! ( N0 : Anfangsmenge, N(t): Menge nach t Tagen) Wie viel Jod ist nach 10 Tagen noch vorhanden? Wie viel Prozent der vorhandenen Menge zerfallen pro Tag? Wann ist nur mehr 1% der ursprünglichen Menge vorhanden? Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 113 Leitidee Wachstum DialogMathe 5.5.5 Geographie: Zunahme der Bevölkerung Im Jahr 1985 lebten auf der Erde ungefähr 4,9 Milliarden Menschen. Die Wachstumsrate beträgt 1,8% jährlich. Die Grösse der gesamten Erdoberfläche (also einschliesslich Meere, Wüsten, Polarregionen und Gebirge) beträgt 150 Milliarden m2 . In welchem Jahr wird - gleiche Wachstumsrate vorausgesetzt für jeden Menschen weniger als 1m2 zur Verfügung stehen? 114 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Anwendungen Wachstum DialogMathe 5.5.6 Umwelt: Kohlendioxidkonzentration Die Weltorganisation für Meteorologie schätzt, dass sich in unserer Atmosphäre die CO2-Konzentration jährlich um 0,4 % erhöht. Um wie viel ist die CO2 -Konzentration nach 10 Jahren höher als heute, wenn sich die Zuwachsrate nicht ändert? Seit einiger Zeit wird der Treibhauseffekt analysiert, als dessen Hauptursache der Anstieg des CO2 -Gehaltes in der Luft gilt. Wissenschaftler prognostizieren, dass es zu einer Klimakatastrophe kommt, wenn sich der CO2 -Gehalt von 1960 verdoppelt haben wird. Die Messwerte in der Einheit parts per million (ppm) lauten dazu: Jahr CO2 – Anteil in ppm 1960 316 1964 319 1968 322 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 1972 327 1976 331 1980 337 115 Modellbildung und Simulation DialogMathe 6 Modellbildung und Simulation Unser tägliches Leben und die Entwicklung unserer Welt werden bestimmt durch komplexe, miteinander verkoppelte dynamische Systeme: Menschen, Tiere, Pflanzen, Wälder, Technik, Wirtschaft, Finanzen, Betriebe, Städte, Staaten. Obwohl oft beständig in ihrer äusseren Gestalt, werden sie von meist unsichtbaren Prozessen laufend verändert und verändern dabei ihre Umwelt. Kenntnis über die mögliche Dynamik ist in vielen Bereichen lebenswichtig. Die dynamischen Prozesse müssen mit den Mitteln der Systemanalyse erschlossen werden: mit der mathematischen Modellbildung und der Computersimulation. 6.1 Modellbildungsprozess Modellbildung Modelle sind Abbildungen von Ausschnitten aus unserer Wirklichkeit und eignen sich unser Denken und Handeln zu reflektieren. 116 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Simulation mit graphischen Modellbildungsprogrammen DialogMathe 6.2 Simulation mit graphischen Modellbildungsprogrammen Wesentlich bei der Modellierung und Simulation von Wachstumsprozessen ist die Unterscheidung von Bestandsgrössen und Änderungsraten. Bestandsgrösse Eine Bestandsgrösse ist eine Grösse, die zu Beginn der Simulation einen bestimmten Anfangswert besitzen muss und die im Laufe der Simulation durch Einwirkungen (Zuflüsse/Abflüsse) ihren Wert additiv ändert. Ein Synonym für die Bestandsgrösse ist die Zustandsgrösse. Änderungsrate Eine Änderungsrate kann mehrere Eingänge besitzen, aus denen der Wert der Änderungsrate berechnet werden kann. Die Änderungsrate beinhaltet (mathematisch gesehen) die Änderungsgeschwindigkeit der zugeordneten Zustandsgrösse. Eine Änderungsrate besitzt keinen vorzugebenden Anfangswert. Der Wert wird für jeden Rechenschritt der Simulation aus den einwirkenden Systemelementen neu berechnet. 6.2.1 Grundschema der numerischen Simulation Das Grundschema der numerischen Simulation eines dynamischen Systems sieht folgendermassen aus: 1. Es ist eine Simulationsschrittweite dt sowie Anfangs- und Endzeitpunkt der Simulation festzulegen. Bei zeitlich "diskreten" Systemen ist die Schrittweite dt bereits vom Sachkontext her vorgegeben. (Rechenverfahren: Euler- Cauchy) Bei "kontinuierlichen" Systemen ist eine "ausreichend kleine" Schrittweite zu wählen. (Rechenverfahren: Runge-Kutta) 2. Für den Anfangszeitpunkt t 0 müssen die Bestandsgrössen bereits bestimmte Startwerte (Anfangswerte) besitzen. Für jede Bestandsgrösse muss in einem Simulationsmodell ein numerischer Startwert festgelegt werden. 3. Aus diesen Anfangswerten werden die im Zeitintervall [ t 0 , t1 ] (mit t1 = t 0 + dt ) gültigen Flussgrössen, sowie allfällige Hilfsgrössen errechnet. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 117 Modellbildung und Simulation DialogMathe 4. Aus den für das Zeitintervall [ t 0 , t1 ] vorliegenden Flüssen, den Hilfsgrössen und den Beständen zum Zeitpunkt t 0 werden die neuen Bestände zum Zeitpunkt ( t1 ) ermittelt. 5. Solange der Endzeitpunkt der Simulation noch nicht erreicht ist, wird der Zeitpunkt ( t1 ) als neuer "Anfangszeitpunkt" t1 für den nächsten Simulationsschritt festgelegt und die Rechenschritte 3. und 4. wiederholt. 6. Die Simulationsgleichungen sind im wesentlichen Beschreibungen (Berechnungsvorschriften), wie die neuen Bestandsgrössen, Flussgrössen und Hilfsgrössen aus den bereits gegebenen Grössen errechnet werden. t 0 : Ausgangszeitpunkt, dt : Dauer des Zeitschritts, t1 : Endzeitpunkt des Simulationsschritts: t1 = t 0 + dt , [ t 0 , t1 ] : Zeitintervall zwischen den Zeitpunkten t 0 und t1 mit Dauer dt . Wir benützen folgende Notationsweise: Bei zeitpunktbezogenen Grössen wird der Zeitpunkt als Index in Klammer an die betreffende Grösse angefügt: Bestand ( t 0 ): Bestand zum "alten" Zeitpunkt t 0 Bestand ( t1 ): Bestand zum "neuen" Zeitpunkt t1 usw. Bei zeitraumbezogenen Grössen wird das Zeitintervall als Index in Klammer an die betreffende Grösse angefügt: Fluss [ t 0 , t1 ] : Veränderung pro Zeiteinheit im Zeitintervall [ t 0 , t1 ] . 118 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Simulation mit graphischen Modellbildungsprogrammen DialogMathe Die Rechenvorschrift zur Berechnung neuer Bestandsgrössen nennen wir "Zustandsgleichungen". Zustandsgleichungen sind durchwegs folgend aufgebaut: Bestand ( t1 ) = Bestand ( t 0 ) + dt ⋅ ( Zuflüsse [ t 0 ,t1 ] − Abflüsse [ t 0 , t1 ] ) bzw. wenn wir die Zuflüsse und Abflüsse im Intervall [ t 0 , t1 ] zur "Änderungsrate [ t 0 , t1 ] " saldieren: Bestand ( t1 ) = Bestand ( t0 ) + dt ⋅ Änderungsrate [ t0 , t1 ] Dabei sind mit "Zuflüsse", "Abflüsse" bzw. " Änderungsrate" die jeweiligen Flussgrössen, gemessen in der Einheit "Bestandsänderung pro Zeiteinheit", gemeint. Wir können uns vereinfacht die Berechnung des neuen Bestandes Bestand ( t1 ) folgend vorstellen: Bestand_neu = Bestand_alt + Veränderungen Im Gegensatz zu den Bestandsgrössen gibt es bei den Gleichungen (Rechenvorschriften) für Flussgrössen und Hilfsgrössen keinerlei standardisierte Struktur. Fluss- und Hilfsgrössen können irgendwie rechnerisch definiert sein. 6.2.2 Beispiele für Bestandsgrössen und Änderungsraten Zustandsgrössen Bestandsgrösse Änderungsraten Zuflüsse Abflüsse Benzin im Autotank Tanken an der Tankstelle Benzinverbrauch, Verdunstung Wasser in einer Badewanne Wasserzufluss Wasserabfluss Bevölkerung eines Ortes Geburten, Zuwanderung Sterbefälle, Abwanderung Kontostand Zubuchungen, Zins Abbuchungen Staatsvermögen Staatseinnahmen Staatsausgaben Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 119 Modellbildung und Simulation DialogMathe 6.3 Das Modellbildungsprogramm DynaSim Ein DynaSim - Modell wird in zwei Schritten erstellt. Zuerst wird ein qualitatives Modell erstellt. Es setzt sich aus den folgenden vier Arten von Objekten zusammen: Werkzeug Bedeutung Zustandsgrössen definieren einen Zustand des Systems, welcher sich im Laufe der Zeit durch Zuflüsse oder Abflüsse ändert. Ventile (= Zuflüsse und Abflüsse) werden auch als Änderungsraten bezeichnet, sie geben an, um wie viel sich die Zustandsgrösse pro gewählter Zeiteinheit verändert. Parameter, exogene Grössen, Zwischengrössen. Parameter sind Grössen, die über die Beobachtungszeit konstant bleiben. Exogene Grössen sind Veränderliche, die ein System beeinflussen, auf die das System aber selber keinen Einfluss nehmen kann. Dazu gehören insbesondere auch die Tabellenfunktionen. Zwischengrössen sind Grössen, die sich zwar im Laufe der Zeit verändern, die sich aber ständig aus den Zustandsgrössen berechnen lassen. Wirkungspfeile zeigen Wirkungen von Objekten aufeinander an. Dabei bedeutet ein Pfeil von Objekt A auf B „A wirkt auf B“. Im zweiten Schritt wird das Modell durch Zuweisung von Werten und Formeln zu einem quantitativen Modell erweitert: • Startwerte für Zustandsgrössen • Formeln für Ventile und Zwischengrössen • Tabellenfunktionen bzw. Konstanten für exogene Grössen und Parameter Im Hintergrund, also für den Benutzer unsichtbar, werden dadurch die für die Berechnung der Simulationen notwendigen Modellgleichungen erzeugt. 120 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Das Modellbildungsprogramm DynaSim DialogMathe 6.3.1 Verzinsung eines Kapitals Wir legen ein Kapital von Fr. 1000.- zu einem Zinssatz von 4 % am Anfang des Jahres 2000 bei einer Bank an. Wie entwickelt sich das Kapital in den kommenden 20 Jahren, wenn wir den erhaltenen Zins jeweils stehen lassen? Es handelt sich hier um ein diskretes System (Euler-Cauchy Rechenverfahren). Der Zins wird nicht kontinuierlich auf das Konto fliessen, sondern jeweils am Ende einer Zeitperiode (z.B. ein Jahr) zum Kapital dazu addiert. Flussdiagramm Das Kapital ist die Bestandsgrösse mit dem Anfangswert Fr. 1000.Der Zins ist die Änderungsrate des Kapitals: Zins = In der 1. Zeitperiode beträgt der Zins Fr. 40.- : ∆K . ∆t ∆K = 40 ; ∆t = 1 (DynaSim verwendet für die Zeitdifferenz ∆t die Schreibweise dt.) Der Zins lässt sich also durch ein Verhältnis aus zwei Differenzen ∆K K1 − K 0 (Differenzenquotient) darstellen. = ∆t t1 − t 0 K 0 = 1000 Kapital am Anfang des Jahres t 0 = 2000 K1 = 1040 Kapital am Anfang des Jahres t1 = 2001 Der Zinssatz ist eine exogenen Grössen (eine Grösse die von aussen auf das System einwirkt aber vom System nicht beeinflusst wird). Das oben dargestellte Flussdiagramm erzeugt die nebenstehenden Gleichungen. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 121 Modellbildung und Simulation DialogMathe Die Simulation berechnet die Zahlenwerte für die ersten 20 Jahre in einer Tabelle: Diese sind auch als Zeitdiagramm darstellbar (Exponentielles Wachstum). 122 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Das Modellbildungsprogramm DynaSim DialogMathe 6.3.2 Beispiel Kontostand Ein Kapital von Fr. 100'000.- wird am Anfang des Jahres auf ein Konto einer Bank (Zinssatz 3,5%) eingezahlt. Mit Hilfe einer Simulation sollen nun die folgenden drei Varianten berechnet und verglichen werden: Wie gross ist das Kapital K15 nach 15 Jahren, wenn am Ende des Jahres jeweils folgende Beträge abgehoben werden. a) Fr. 2000.b) Fr. 3'500.c) Fr. 6000.Vergleiche jeweils K15 mit dem Anfangskapital und kommentiere kurz die drei Varianten. Erkläre das unterschiedliche Verhalten! Flussdiagramm Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 123 Modellbildung und Simulation DialogMathe Tabelle und Diagramm Ergebnis der Simulation 124 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Das Modellbildungsprogramm DynaSim DialogMathe 6.3.3 Darstellungsformen von dynamischen Systemen Dynamische Systeme werden durch Zustandsgrössen und deren Änderungsraten beschrieben (1). Die Vernetzung von Ursache und Wirkung wird mit Hilfe von Diagrammen analysiert (2). Graphische Modellbildungsprogramme benutzen Flussdiagramme (3, Ventil = Änderungsrate, Rechteck = Zustand) um Differenzialgleichungen numerisch zu lösen (4). Als Resultate werden Wertetabellen (7) oder Zeitdiagramme (8) ausgegeben. Die analytische Lösung von Differenzialgleichungen liefert eine Zeitfunktion (5), die mit Hilfe von Anfangsbedingungen (6) die Entwicklung von dynamischen Systemen beschreibt. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 125 Modellbildung und Simulation DialogMathe 6.4 Anwendung Systeme mit Zu- und Abflüsse 6.4.1 Verabreichung von Schmerzmitteln Problem Damit ein Patient keine Schmerzen hat, sollte er eine gleich bleibende Menge eines Medikaments im Blut haben. Ein Medikament kann auf verschiedene Arten verabreicht werden. Spritze, Pille, Infusion usw. Wir untersuchen die Tropfinfusion. Einem Patient wird durch eine Tropfinfusion ein Medikament verabreicht. Dabei gelangt je Minute eine gleich bleibende Menge von a = 5mg des Medikaments ins Blut. Das dort angereicherte Medikament wird über die Nieren wieder ausgeschieden. Die Ausscheidungsrate je Minute beträgt b = 5% der jeweils im Blut vorhandenen Menge des Medikaments. Bestand y(t): Im Körper vorhandene Menge des Medikaments Änderungsrate ∆y : Änderung des Bestandes y(t) pro Zeiteinheit. ∆t Zufluss: ∆y = 5 (konstant) ∆t Abfluss: ∆y = − 0,05 ⋅ y (Proportional zum Bestand y) ∆t Totale Änderungsrate: 126 ∆y = 5 − 0,05 ⋅ y ∆t Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Anwendung Systeme mit Zu- und Abflüsse DialogMathe Aus der Änderungsrate können wir den Bestand y(t) berechnen. ∆y = 5 − 0,05 ⋅ y ∆t → ∆y = 0,05 ⋅ ( 100 − y ) ∆t ( y ( t ) = 100 ⋅ 1 − e− 0,05⋅ t ) Die Änderungsrate ist maximal, wenn y = 0 ist. Die Änderungsrate ist Null, wenn y = 100 ist, d.h. y = 100 ist der maximale Bestand. Dieses Modell heisst beschränktes Wachstum. Mit ihm lassen sich folgende Fragen aus der Praxis beantworten: a) Wie viel mg des Medikaments befinden sich nach einer halben Stunde nach Anlegen des „Tropfes“ im Blut, wenn vorher nichts vorhanden war (y(0) = 0). ( ) y ( 30 ) = 100 ⋅ 1 − e− 0,05 ⋅30 = 77,7 mg b) Welche Menge des Medikaments ist langfristig im Blut vorhanden? ymax = 100mg (Zufluss = Abfluss) Damit ein Medikament wirkt, muss eine gewisse Konzentration vorhanden sein (therapeutischer Konzentrationsbereich). Ist die Konzentration tiefer, wirkt das Medikament nicht, ist sie höher, so schadet sie dem Patienten! Die Grafik zeigt, wie von einer nicht wirksamen Konzentration durch Vergrössern des Zuflusses eine wirksame Konzentration erreicht wird. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 127 Modellbildung und Simulation DialogMathe Das Modell sagt uns, dass es nach Änderung des Zuflusses noch 25 Minuten dauert, bis die Wirkung eintritt. Dies ist eine wichtige Information. Patienten, die über Schmerzen klagen, müssen nach der Änderung des Zuflusses etwas Geduld haben, denn wenn wir den Zufluss weiter vergrössern, wird die Konzentration zu hoch und dem Patienten wird schlecht. Wie verhält sich der Bestand y, wenn der Zufluss gestoppt wird. Bestand (t = 0): y ( 0 ) = 100 Abfluss: ∆y = − 0,05 ⋅ y (Proportional zum Bestand y) ∆t y ( t ) = 100 ⋅ e − 0,05 ⋅ t (exponentielle Abnahme oder exponentieller „Zerfall“ ) Setzen wir die beiden Funktionsgraphen zusammen, so ergibt sich folgendes Bild: Dieses Verhalten zeigen in der Praxis sehr viele Systeme! Unter anderem das folgende Beispiel, wo die CO2 - Konzentration in einem Schulzimmer gemessen wurde. 128 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Anwendung Systeme mit ZuZu und Abflüsse DialogMathe 6.4.2 Luftqualität im Schulzimmer Wenn wir atmen produzieren wir Kohlendioxid ( CO2 ), d.h. in einem SchulSchu zimmer sind die Schüler Quellen für CO2 (ca. 25 Liter pro Stunde). Sie bestimmen den Zufluss. Der Abfluss wird durch den Luftaustausch erreicht. Die CO 2 - Konzentration onzentration wird in ppm gemessen (parts per million). Frischluft hat ca. 350 ppm CO2 . Für die Kohlendioxidkonzentration existieren GrenzGren werte. In einem Schulzimmer dürfen 1500 ppm nicht überschritten werden. Für die Suva va gilt der d MAK-Wert Wert (Maximale Arbeitsplatz Konzentration) von 5000 ppm. Bei 20'000 ppm (2 Volumenprozent oder 36 g pro m3 ) spüren wir Beschwerden (Kopfweh, Übelkeit, Konzentrationsmangel, Konzentrationsmangel, Müdigkeit). Müdigkeit 100'000 ppm sind lebensgefährlich! Die CO2 - Konzentration onzentration bildet einen Indikator für die Raumluftqualität. Interpretiere die gemessene CO2 - Konzentration (Physikzimmer der Fachhochschule für Technik in St. Gallen). Gallen) 4000 CO2-Konzentration Konzentration im Physikzimmer R42: 11.2.99 CO2 - Konz. in ppm 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 Modell Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, entialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 129 Modellbildung und Simulation 6.4.3 DialogMathe Newton‘sches Abkühlungsgesetz Lassen wir eine Tasse heissen Kaffee stehen, kühlt sich dieser bis auf die Umgebungstemperatur ab. Die Abkühlung erfolgt umso schneller, je grösser die Temperaturdifferenz zwischen der Kaffeetemperatur und der Umgebungstemperatur ist. Ausserdem beeinflussen die Wärmeleitfähigkeit der Tasse und das Verhältnis von Volumen und Oberfläche den Abkühlprozess. Diese komplexen Prozesse können mit Hilfe eines Abkühlungsfaktors k berücksichtigt werden. So erhalten wir ein einfaches Modell: Die Temperaturänderungsrate ist proportional zur Temperaturdifferenz ∆T = − k ⋅ ( T − TU ) (Kaffeetemperatur T, Umgebungstemperatur TU , An∆t fangstemperatur T0 ). Durch welche Funktion T(t) wird die Temperaturabnahme beschrieben? Mit unserem Rechner kann diese Problemstellung gelöst werden. Wir müssen die Gleichung mit der Änderungsrate und die Anfangsbedingung eingeben. ( x = Zeit t) T(t) = ( T0 − TU ) ⋅ e − k⋅t + TU Flussdiagramm des Abkühlvorgangs Abkühlkurve Interpretiere den Verlauf des Abkühlvorgangs. Benutze dazu die Änderungsrate. Beachte: Die Temperatur beschreit den Wärmezustand des Kaffees. Dieser wird geändert, wenn Wärme Q abfliesst! 130 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Anwendung Systeme mit Zu- und Abflüsse DialogMathe 6.4.4 Strukturgleichheit: Analogie Elektrizitätslehre/Wärmelehre Aufladen eines Kondensators Erwärmen einer Betonwand Die Flussdiagramme im Modellbildungsprogramm sind identisch (R = Widerstand, C = Kapazität) Aufladen des Kondensators Ursache: Spannung U0 (Spannungsquelle) Erwärmen der Betonwand Ursache: Temperaturdifferenz T0 (Wärmequelle) Zustand Q: gespeicherte Ladung Zustand Q: gespeicherte Wärme ɺ (el. Strom) Änderungsrate_Q : Q ɺ (Wärmestrom) Änderungsrate_Q : Q U0 = UR + UC T0 = TR + TC Spannungsabfall Widerstand Temperaturabfall Wärmeübergang ɺ UR = R ⋅ I = R ⋅ Q ɺ TR = R ⋅ Q Änderung der Spannung im Änderung der Temperatur der Beton- Kondensator wand UC = 1 ⋅ Q TC = 1 ⋅ Q C C ɺ + 1 ⋅Q U0 = R ⋅ Q C ɺ = 1 ⋅[ U ⋅C − Q ] Q 0 RC Elektrische Daten : U0 = 200V R = 100 Ω , C = 100mF ɺ + 1 ⋅Q T0 = R ⋅ Q C 1 ɺ = ⋅ [ T0 ⋅ C − Q ] Q RC Wärmetechnische Daten: T0 = 80K , α = 20Wm−2K −1 , A = 10m2 , m = 4 ' 000kg , c = 840 Jkg−1K −1 Maximales Q, das der Speicher aufnehmen kann. Qmax = U0 ⋅ C = 200V ⋅ 0,1F = 20C Qmax = T0 ⋅ C = 80K ⋅ 4000kg ⋅ 840Jkg−1K −1 = 268,8MJ Zeit T, welche nötig ist um die Speicher zu füllen. T = 5 τ = 5RC T = 5 ⋅ 100 ⋅ 0,1 = 50s T = 5 τ = 5RC , R = T = 5⋅ 1 α⋅A , C = mc 4000 ⋅ 840 = 84 ' 000s 20 ⋅ 10 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 131 Modellbildung und Simulation DialogMathe 6.5 Anwendungen Bewegung 6.5.1 Rückkopplung Weg mit Änderungsrate der Geschwindigkeit Eine Kugel (Masse m ) bewegt sich an einer Feder (Federkonstante D ). Die Kugel wird aus der Ruhelage (Weg = 0) 0,4m nach rechts ausgelenkt und dann aus der Ruhelage (v = 0) losgelassen. v a= Fres m Weg = 0,4 v =0 Fres = −D ⋅ Weg Federschwingung: Freie ungedämpfte Schwingung z.B. Federpendel Bewegungsgleichung: Fres = m ⋅ a = − D ⋅ y y Änderungsrate der Geschwindigkeit mit a = vɺ = ɺɺ m ⋅ ɺɺ y +D⋅ y = 0 → ɺɺ y=− D ⋅y m y ist Die Änderungsrate der Geschwindigkeit vɺ = ɺɺ rückgekoppelt mit dem Weg y . Modellansatz: y ( t ) = A ⋅ sin ( ω0 ⋅ t + ϕ0 ) ⇒ ω02 = D ; ω0 = 2π ⋅ f0 Kreisfrequenz m M : Masse des Federpendels, D: Federkonstante 132 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Anwendungen Bewegung DialogMathe Messung einer Federschwingung mit Bewegungssensor Interaktive Kurvenanpassung (Schwingungsdiagramm) 6.5.2 Rückkopplung Geschwindigkeit mit Änderungsrate der Geschwindigkeit Der Motor eines Bootes liefert eine konstante Antriebskraft FM . Der Fahrtwiderstand R des Bootes mit der Masse m ist proportional zur Geschwindigkeit: R = b ⋅ v . Das Boot fährt aus der Ruhe [v(0) = 0] auf einem langen, geraden und ruhigen See an. v a= Fres m Weg = 0 v=0 R = b⋅v Fres = FM − R Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 133 Modellbildung und Simulation 6.5.3 DialogMathe Strukturgleichheit: Analogien Mechanik/Elektrotechnik Anfahrendes Boot Stromkreis einschalten m Wir betrachten ein Motorboot mit Wir betrachten einen Stromkreis mit der Masse m, wobei der Motor eine der Spannungsquelle U0 , dem konstante Antriebskraft FM liefert. Widerstand R und der Spule L. Der Fahrtwiderstand FR des Bootes Zum Zeitpunkt t = 0 wird der ist proportional zur Geschwindig- Schalter S geschlossen. keit. Kirchoff’sches Maschengesetz 2. Newtonsches Axiom, Differential- Differentialgleichung für den Strom I gleichung für die Geschwindigkeit v. ( FR = − β ⋅ v ) m ⋅ vɺ = FM − β ⋅ v → vɺ + U0 − L ⋅ ɺI = R ⋅ I β F ⋅v = M m m Form der Differentialgleichungen yɺ = k ⋅ ( G − y ) . ( y entspricht v bzw. I ) β FM m β FM ⋅ − v = ⋅ −v vɺ = ⋅ m m β m β k G ɺI = R ⋅ U0 − I L R k G Maximale Geschwindigkeit v max , die das Boot erreicht? F vɺ = 0 → v max = M β Maximaler Strom Imax , der in der Schaltung fliesst? U0 ɺI = 0 → I max = R Zeit t nach der v max erreicht wird: Zeit t nach der Imax erreicht wird: τ= 1 m 5m = ; t = 5τ = k β β Skizziere v (t) ! 134 R U → ɺI + ⋅ I = 0 L L τ= 1 L = k R ; t = 5τ = 5L R Skizziere I (t) ! Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Anwendungen Bewegung DialogMathe Schwingende Masse an einer Feder LC Schwingkreis Die Masse m kann sich an einer hori- Die elektrische Schaltung besteht aus zontalen Feder (Federkonstante D) einem Kondensator mit der Kapazi- reibungsfrei bewegen. Sie wird aus tät C und einer Spule mit der Induk- ihrer Ruhelage (y = 0) ausgelenkt tivität L. Zum Zeitpunkt t = 0 wird (y = A) und dann losgelassen. der Schalter S geschlossen, wobei der Newtonsche Bewegungsgleichung Kondensator vollständig geladen ist Fres = m ⋅ a [Q(0) = Q0] Differentialgleichung für den Weg Kirchoff’sches Maschengesetz y(t) Fres = −D ⋅ y → m ⋅ ɺɺ y = −D⋅ y UL = UC → Q − L ⋅ ɺI = C Differentialgleichung für die Ladung Q(t) im Kondensator. y + ω2 ⋅ y = 0 Form der Differentialgleichungen: ɺɺ m ⋅ ɺɺ y +D⋅y = 0 ɺɺ y + D ⋅y = 0 m ⇒ ω2 = D m y(t) und v(t). Frequenz f, mit der die Masse schwingt. D 1 D = 2πf → f = ⋅ m 2π m ɺ Geschwindigkeit : v(t) = y (Steigung) ω= ɺɺ + 1 ⋅ Q = 0 L⋅Q C 1 ɺɺ + Q ⋅Q = 0 LC ⇒ ω2 = 1 LC Q(t) und I(t). Frequenz f, mit der die Ladung schwingt. 1 1 1 ω= = 2πf → f = ⋅ 2 π LC LC ɺ Strom: I(t) = Q (Steigung) y v Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 135 Modellbildung und Simulation 6.5.4 DialogMathe Chaotische Systeme Beispiel: Logistisches Wachstum ∆y Änderungsrate: = k ⋅ y ⋅ ( G − y ) = −k ⋅ y 2 + G ⋅ k ⋅ y (Parabel) ∆t Bestand: S-Kurve (chaotisches Verhalten, bedingt durch Numerik!) 136 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Beispiel Lotka-Volterra-Systeme DialogMathe 7 Leitidee Systemdenken Das Systemdenken vernetzt strukturelles und funktionales Denken. In einem System existieren Strukturen die durch Zusammenhänge miteinander wechselwirken. Dadurch entstehen funktionale Zusammenhänge. Systemisches Denken und Handeln heisst in einem System optimale Strukturen zu schaffen, die optimal miteinander wechselwirken. Dazu müssen die Strukturen und dessen funktionale Zusammenhänge in einem System analysiert werden. Systemdynamik Systemdynamik ist eine Methode, komplexe Systeme in der Technik, NaturSozial- und Wirtschaftswissenschaften zu analysieren, zu verstehen und zu steuern. Feedback und Verzögerungen führen dazu, dass einfache UrsachenWirkungsbeziehungen nicht mehr zielführend sind. Systemdynamik geht davon aus, dass alle Prozesse in der beobachtbaren Welt die Folge von Erzeugung, Speicherung und des Fliessens realer oder gedachter Grössen sind. Systemdynamik analysiert und beschreibt die zeitliche Entwicklung von so unterschiedlichen Grössen wie Geld, Ozon, Motivation, Adrenalin und Drehimpuls. Im Zentrum der Systemdynamik steht die Modellbildung: • Disziplinspezifisches Wissen wird in quantitative Modelle überführt. • Simulationswerkzeuge unterstützen die praktische Umsetzung und erlauben, Prozesse virtuell ablaufen zu lassen. 7.1 Beispiel Lotka-Volterra-Systeme In den seit 1845 über mehr als neun Jahrzehnte geführten Aufzeichnungen der Hudson-Bay-Company (Kanada) über den Eingang von Fellen von Luchsen und Schneehasen finden sich starke und regelmässige Schwankungen mit einer Periode von etwa 9,6 Jahren. Auf ähnliche periodische Schwankungen von Fischbeständen in der Adria hingewiesen, formulierte Vito Volterra 1931 ein mathematisches Modell, das die Dynamik von Räuber-Beute-Systemen beschreibt. Unabhängig von ihm entwickelte Alfred Lotka den gleichen Ansatz. Ihre Arbeit ist unter dem Begriff „Lotka- Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 137 Leitidee Systemdenken DialogMathe Volterra-Systeme“ bekannt geworden. Betrachten wir die Populationen von Räuber und Beute jeweils getrennt, so gilt für jede das lineare Wachstums- bzw. Zerfallsmodell. Die Veränderung der Population ist dann proportional zu ihrer jeweiligen Grösse und der spezifischen Netto-Wachstumsrate. Unbegrenzte Weidekapazität vorausgesetzt, vermehrt sich der Beutebestand ohne Räuber exponentiell mit der Wachstumsrate a, während der Räuberbestand ohne Beute durch Verhungern ebenfalls exponentiell mit der Schwundrate d abnimmt. Die Differentialgleichungen für die Veränderungsraten der Beutepopulation B und der Räuberpopulation R lauten: ∆B = a⋅B ∆t ; ∆R = −d⋅R ∆t Die besonderen dynamischen Eigenschaften eines Räuber-Beute-Systems beruhen nun darauf, dass die beiden Populationen nichtlinear miteinander verkoppelt sind. Die Verluste der Beutepopulation durch Gefressenwerden und die entsprechenden Gewinne der Räuberpopulation durch das Fressen werden nämlich von der Häufigkeit der Begegnungen zwischen Räuber und Beute abhängen, und damit von dem Produkt beider Populationen B ⋅ R : Die Chance, dass Räuber und Beute aufeinander treffen, nimmt mit der Grösse beider Bestände zu. Bei einem Teil dieser Begegnungen wird Beute von Räubern gefressen. Entsprechen verringert sich der Beutebestand (Faktor b), während der Bestand der Räuber durch den Energiegewinn zunimmt (Faktor c). Die Differentialgleichungen des Lotka-Volterra-Systems lauten daher: ∆B = a ⋅B − b⋅B ⋅R ∆t ∆R = c ⋅B ⋅R −d⋅R ∆t Dieses einfache Grundmodell lässt sich durch Hinzufügen weiterer Glieder ausbauen, mit denen die Wirkung von begrenzter Weidekapazität, von Konkurrenz unter den Räubern, von Beuteüberangebot, von Zeitverzögerungen und Zufallseffekten berücksichtigt werden können. 138 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Beispiel Lotka-Volterra-Systeme DialogMathe Die nichtlineare Kopplung zwischen Populationen führt zu Erscheinungen, wie sie an linearen Systemen nicht beobachtet werden können. Seine Erkenntnisse über das Verhalten eines Räuber-Beute-Systems in der einfachen Formulierung hat Volterra in drei Gesetzen zusammengefasst. Gesetz des periodischen Zyklus Die Fluktuationen zweier Arten, deren eine sich auch Kosten der anderen ernährt, sind periodisch, und die Periode hängt nur von den Koeffizienten des Wachstums und der Abnahme (a und d) und den Anfangsbedingungen ( B0 , R0 ) ab. Gesetz der Erhaltung der Mittelwerte Die Mittelwerte der Individuenzahlen der beiden Arten sind konstant, unabhängig von den Anfangszahlen der Individuen der Arten, wenn nur die Koeffizienten des Wachstums und der Abnahme sowie die Bedingungen der Verluste der Beute und die Gewinne der Räuber (also die vier Grössen a, d, b, c) konstant bleiben. Gesetz der Störung der Mittelwerte Werden Individuen der beiden Arten gleichmässig und proportional zu ihren Gesamtzahlen vertilgt, so erhält man eine Vermehrung des Mittelwerts der verzehrten Art, dagegen eine Verminderung des Mittelwerts der fressenden Art. Umgekehrt lässt vermehrter Schutz der verzehrenden Art beide Arten zunehmen. Weiterentwicklung des Modells • Räuber Beute System mit begrenzter Weidekapazität • Räuber mit zwei Beuten • Beute mit zwei Räubern May Modell B0 = 2000, R 0 = 50, a = 0.6, b = 1000, c = 50, d = 100, e = 0.1, f = 0.02 ∆B B c ⋅B ⋅R = a ⋅ B ⋅ 1 − − ∆t b B+d ∆R R = e ⋅ R ⋅ 1 − ∆t f ⋅ B Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 139 Leitidee Systemdenken 7.1.1 140 DialogMathe Beispiel: Räuber Beute Modell Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Beispiel Lotka-Volterra-Systeme DialogMathe 7.1.2 Mechanische Systeme Mit der Gleichung Fres = m ⋅ a können wir Bewegungen berechnen. Sind alle Kräfte, die einwirken bekannt und kennen wir ferner die Masse des Körpers und seine Geschwindigkeit und Lage zu einem bestimmten Zeitpunkt, so können wir die Bewegung für jeden zukünftigen Zeitpunkt berechnen. Das physikalische Verhalten kann also vorhergesagt werden. Laplace’scher Dämon Der französische Mathematiker Pierre Simon de Laplace (1749 –1827) schrieb: „Ein Geist, der alle Kräfte der Natur kennen würde und für einen Augenblick die Lage und die Geschwindigkeit aller Teilchen, aus denen die Natur besteht, erfassen könnte und der genügend gross wäre, alle diese Daten einer Rechnung zugrunde zu legen, könnte die Bewegung der grössten Körper des Weltalls und der kleinsten Atome vorhersagen. Für ihn würde nichts unbestimmt sein und die Zukunft und die Vergangenheit würden offen vor ihm liegen“. Dieser Geist wird heute Laplacescher Dämon genannt. Der gegenwärtige Zustand des Weltalls wäre demnach nur ein Ergebnis eines früheren Zustandes und die Ursache eines künftigen Zustandes. Die Welt gleicht einem ablaufenden Uhrwerk, dessen Gang durch Kraftgesetze und durch die Grundgesetze der Mechanik festgelegt wird. Diese Überlegungen sind allerdings durch die Erkenntnisse der Quantentheorie und der Theorie über chaotische Systeme modifiziert worden. Dynamische Systeme z.B. Zirkulationssysteme der Atmosphäre reagieren auf kleinste Störungen mitunter völlig unvorhersehbar, weil sich diese Störungen durch Rückkopplungsmechanismen zu beherrschenden Faktoren aufschaukeln. Das ist ein charakteristisches Merkmal chaotischen Verhaltens: Wenn die Anfangsbedingungen nicht in Form von exakten Werten angegeben werden können, lässt sich der Zustand des Systems für einen späteren Zeitpunkt nicht vorhersagen – auch nur geringfügig verschiedene Werte können völlig andere Ergebnisse bewirken. Mathematisch führen die Rückkopplungen auf eine neue Sprache, mit der sich die möglichen Entwicklungsmuster eines Systems für verschiedene Parameter beschreiben lassen: die Sprache der fraktalen Geometrie. Mit Hilfe von Simulationsprogrammen können dynamische Systeme analysiert werden. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 141 Leitidee Systemdenken DialogMathe 7.2 System und Modell „Unsere Welt ist ein vernetztes System.“ (F. Vester) Die komplexen Strukturen in allen Bereichen der Gesellschaft, Wissenschaft und Technik sowie die schnelle Zunahme und der rasche Wandel des Wissens erfordern in zunehmendem Masse übergreifendes Denken in Zusammenhängen, d.h. dass die klassische Trennung von Ursache und Wirkung als globales Ordnungsprinzip der logischen Erfassung und Strukturierung unserer Welt aufgegeben wird. Auf der Ebene systemischer Betrachtungsweise sind Rückwirkungen von den Wirkungen auf die Ursachen typisch und lassen daher nur mehr eine lokale Unterscheidung zwischen Ursache und Wirkung zu. Da verschiedenste Bereiche von ähnlichen dynamischen Strukturen bzw. Entwicklungsmustern geprägt sind, werden auch die Grenzen von Fächern und Wissenschaftsdisziplinen aufgelockert. In der Schule muss auf die entsprechenden Sachsituationen eingegangen werden. Die mathematischen Darstellungsmittel sind nur die Werkzeuge, um das System zu untersuchen. 7.2.1 Die Kunst, vernetzt zu denken von Frederic Vester Ideen und Werkzeuge für einen neuen Umgang mit Komplexität. Strukturelle Arbeitslosigkeit, alarmierende Umweltveränderungen, wiederkehrende Anzeichen eines Börsencrashs, Finanz-und Wirtschaftskrise, die Verstrickung in kriegerische Auseinandersetzungen: angesichts einer immer komplexeren Welt wird die Unzulänglichkeit herkömmlicher Denkweisen immer deutlicher. Für sich perfekt geplant, können die Folgen jedes Eingriffs in vielschichtige Gefüge fatale Konsequenzen haben: Rückkopplungen, Zeitverzögerungen, Spätfolgen. Über zwanzigjährige Erfahrung mit solchen Fragen ist hier zusammengefasst zu einem Praxisbuch für Politiker, Manager und alle anderen, die in solchen Zusammenhängen denken müssen und wollen. Für die Taschenbuchausgabe durchgehend aktualisiert und erweitert um ein Kapitel zur Gentechnologie. 142 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF System und Modell DialogMathe 7.2.2 Entwicklung systemischen Denkens von Günther Ossimitz „Im meinem Buch sind die Ergebnisse langjähriger Forschungsarbeit zum Erlernen systemischen Denkens in einer auch für Laien verständlichen Form zusammengefasst. Die Grundbotschaft lautet: Systemisches Denken kann auch in der Schule gelernt werden - wenn man entsprechende systemische Darstellungsmittel einsetzt! Es würde mich freuen, wenn dieses Buch dazu anregen würde, im eigenen Leben oder in der schulischen Ausbildung der Entwicklung systemischen Denkens breiteren Raum zu geben.“ In den beiden ersten Kapiteln gibt der Autor eine leicht verständliche Einführung über verschiedene "Wege zum systemischen Denken und Handeln". Er bespricht die biokybernetische Systemauffassung von Frederic Vester genauso wie die kognitionspsychologische Forschung zum "Komplexen Problemlösen" (Dietrich Dörner) oder das Verständnis von systemischem Denken in Peter Senge's Bestseller "Die fünfte Disziplin". Der Ansatz "Vernetztes Denken im Management" der St. Gallener Wirtschaftsprofessoren Gomez und Probst wird genauso behandelt wie Ansätze zu systemischem Denken im Rahmen von systemdynamischer Modellierung. 7.2.3 Das Metanoia-Prinzip: Einführung in systemisches Denken und Handeln Die Systemwissenschaftler Ossimitz und Lapp bieten mit ihrem Buch „Das Metanoia-Prinzip“ eine auch für interessierte Laien verständliche, aber dennoch wissenschaftlich orientierte Einführung in systemgerechtes Denken und Handeln. Das Wissen, die Prinzipien und die Beispiele, die in diesem Buch präsentiert werden, liegen oft quer zu unseren üblichen Denkmustern. Die Autoren betonen, dass Systeme, Systemdenken und systemgerechtes Handeln einfach anders – bisweilen sogar total anders sind als unser herkömmliches Denken. Das „Metanoia-Prinzip“ Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 143 Leitidee Systemdenken DialogMathe steht genau dafür, dass der Umgang mit Systemen eine fundamental neue Art des Denkens und Handelns braucht. Die ersten vier Kapitel des Buches beschäftigen sich mit vier grundlegenden Dimensionen im Umgang mit Systemen: Vernetztes Denken, zeitliche Dynamiken verstehen · Denken in Modellen · Systemgerechtes Handeln. 7.2.4 Heuristische Strategien Die Heuristik befasst sich mit Strategien und Methoden zur Klärung der folgenden Fragen. Fragestellung Wie kann ich etwas wissen und in Erfahrung bringen? Wie finde ich am geschicktesten die Lösung zu meinem Problem? Wie lässt sich das System planvoll analysieren und ordnen? Arbeitsmethoden Dazu werden verschiedene Arbeitsmethoden verwendet. Induktion Probiere systematisch, versuche zu verallgemeinern Variation Variiere das Gegebene, variiere den Allgemeinheitsgrad Interpretation Übersetze in einen anderen Kontext, verfertige ein Modell, suche Analogien Reduktion Unterscheide Fälle, argumentiere durch Widerspruch Experimente Mit Hilfe von Experimenten können wir die Natur befragen. Welche Schlüsse ziehe ich aus den beobachteten Zusammenhängen? Welche könnte die geschickteste Strategie sein, das beobachtete Phänomen bestmöglich zu verstehen? Mathematik Die Mathematik liefert Darstellungsmittel zur Beschreibung und Analyse von komplexen Systemen. 144 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF System Typologie in den Sozialwissenschaften DialogMathe 7.3 System Typologie in den Sozialwissenschaften 7.3.1 Peter Senge: Die fünfte Disziplin Die Zukunft der Arbeit wird anders aussehen. Die Lösung heisst: die lernende Organisation. Was lernende Organisationen von herkömmlichen Organisationen unterscheidet, ist die Beherrschung von fünf Disziplinen: Personal Mastery, Denkmodelle, Gemeinsame Visionen, Teamlernen und Systemdenken. Peter Senges Bestseller verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse, spirituelle Weisheit, Psychologie, neueste Führungstheorien und die praktischen Erfahrungen von Spitzenunternehmen, die seine Methoden anwenden. 7.3.2 Systemische Zusammenhänge im Unternehmen für ein allseitiges win-win Ein bahnbrechendes Buch, intelligent, kraftvoll und visionär. Peter Senge vom MIT schafft Überblick im grossen Sammelsurium systemischer Denkansätze. Er entwickelt eine eigene "Grammatik" zur grafischen Darstellung systemischer Zusammenhänge. Wie unser Handeln unsere Wirklichkeit erzeugt ... und wie wir sie verändern können. Wir lernen von frühester Kindheit an, Probleme in ihre Einzelteile zu zerlegen und die Welt zu fragmentieren. Wir verlieren dabei die innere Verbindung zu einem umfassenderen Ganzen. „Die Fähigkeit, schneller zu lernen als die Konkurrenz, ist vielleicht der einzig wirklich dauerhafte Wettbewerbsvorteil.“ Das Lernpotential auf allen Ebenen einer Organisation muss erschlossen werden – das führt zur lernenden Organisation. Wir alle lernen leidenschaftlich gern. Echte Teamarbeit ist ein Beispiel für eine lernende Organisation. Senge analysiert Situationen aus dem Unternehmensalltag. Diese werden unter systemischen Gesichtspunkten dargestellt und es werden Handlungsmöglichkeiten beschrieben, um scheinbaren Sachzwängen und Begrenzungen zu entkommen. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 145 Leitidee Systemdenken 7.3.3 DialogMathe Die Disziplinen der lernenden Organisation Personal Mastery – die Disziplin der Selbstführung und Persönlichkeitsentwicklung Die Fähigkeit, seine wahren Ziele konsequent zu verwirklichen – an das Leben heranzugehen, wie ein Künstler an ein Kunstwerk. Wichtig auch die Verbindung zwischen individuellem Lernen und dem Lernen von Organisationen. Mentale Modelle Tief verwurzelte Annahmen, Verallgemeinerungen, wie wir die Welt wahrnehmen und handeln. Institutionelles Lernen wird nur möglich, wenn mentale Modelle an die Oberfläche geholt, einer kritischen Betrachtung unterzogen und geändert werden können. Eine gemeinsame Vision entwickeln Eine echte Vision – ein Gefühl von gemeinsamer Bestimmung – lässt Menschen über sich hinauswachsen. Was oft fehlt, ist das Wissen, wie man eine individuelle Vision in eine kollektive umsetzt – um Zukunftsbilder freizulegen, die echtes Engagement fördern. Team-Lernen Teams sind die elementare Lerneinheit in heutigen Organisationen. TeamLernen beginnt mit dem „Dialog“, der Fähigkeit der Teammitglieder, eigene Annahmen „aufzuheben“ und sich auf „gemeinsames Denken“ einzulassen. Dies ist nicht möglich, wenn Abwehrstrukturen unerkannt bleiben – sie machen das Lernen unmöglich. Systemdenken Ein konzeptuelles Rahmenwerk, Set von Informationen und Instrumenten, um übergreifende Muster klarer zu erkennen und besser verändern zu können. 146 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF System Typologie in den Sozialwissenschaften DialogMathe Probleme sind oft Systeme, die zu Interventionen verleiten, mit denen auffällige Symptome und nicht die eigentlichen Ursachen bekämpft werden – was das Problem auf lange Sicht oft noch verschlimmert. Systemdenken ist die integrative Disziplin, die alle anderen miteinander verknüpft. Aber auch sie braucht die anderen Disziplinen, um ihr Potential zu entfalten – systemisches Denken allein reicht nicht aus. Der subtilste Aspekt der lernenden Organisation wird durch Systemdenken deutlich: Die Menschen entdecken, dass sie ihre Realität selbst erschaffen – und sie daher auch verändern können. Diese Disziplinen ähneln mehr künstlerischen Disziplinen als traditionellen Managementdisziplinen. Sie sind nicht durch Nachahmung auszuüben – sie handeln davon, wie wir denken, was wir wirklich erreichen wollen und wie wir mit anderen interagieren und mit ihnen gemeinsam lernen. 7.3.4 Die Systemarchetypen Für Netzwerkarbeit scheint vor allem Senges Beschreibung der Systemarchetypen von Bedeutung: Eine Beschreibung von mindestens problematischen, häufig hinderlichen oder sogar selbstzerstörerischen Mechanismen, die in Unternehmen wirken und oft alle Beteiligten hilflos lassen. Sie sind nicht grundsätzlich neu, einiges ist der klassischen Regelungstechnik entnommen. Bestechend ist die Klarheit und Einfachheit, mit der sie beschrieben sind, und den unmittelbaren Bezug zum Unternehmensalltag. Die folgenden zehn Systemarchetypen sind die am besten dokumentierten Strukturen. Bevor eine bestimmte schwierige Situation mithilfe dieser Analysetechnik bearbeitet werden kann, muss das entsprechend wirksame Muster identifiziert werden. Möglicherweise bestehen noch weitere subtile Verknüpfungen in der zu analysierenden Situation. Dies ist systemtheoretisch immer möglich. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 147 Leitidee Systemdenken DialogMathe Systemarchetyp ist ein vom US-Amerikaner Peter M. Senge kreierter Begriff zur systemischen Beschreibung und Darstellung von Strukturen häufig beobachtbarer Verhaltensmuster von Menschen. Als derart veranschaulichte Muster sollen sie die jeweils zugrunde liegende Dynamik allgemein verständlich und über den Lerneffekt mögliche Folgen bestimmter Handlungen vorhersagbar machen. Insbesondere soll die Eigendynamik der Verhaltensmuster nachvollziehbar werden, um unerwünschte, bzw. unbeabsichtigte Auswirkungen des eigenen Handelns vermeiden zu können. 7.3.5 Zeitliche Dynamiken in sozialen Systemen Das „streitende Ehepaar“ (nach P. Watzlawick) Sie: „Ich nörgle, weil du dauernd in die Kneipe gehst!“ Er: „Ich gehe in die Kneipe, weil du dauernd nörgelst!“ Systemischer Prozess: Eskalierende Rückkoppelung! 148 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF System Typologie in den Sozialwissenschaften DialogMathe Analyse des Systems: Beide Partner sehen das Verhalten des Anderen als das „Problem“ und ihr eigenes Verhalten als „die Lösung“. Systemdynamisch ergibt sich ein eskalierender Kreislauf. Konflikttheoretisch: Aporie (Systemische Konflikte nach G. Schwarz: „Konfliktmanagement“, zwei einander entgegengesetzte Positionen) • beide sind wahr bzw. berechtigt • beide sind voneinander abhängig Lösung durch (scheinbar) paradoxes Verhalten: ER: geht nicht mehr in die Kneipe, obwohl sie meckert. SIE: meckert nicht mehr, obwohl er noch in die Kneipe geht. Aporien sind logisch unmöglich - und trotzdem real. Aporien kann man nicht lösen, man muss sie „leben“! Beispiele: Streik, Konflikt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Freiheit und Ordnung, Wettrüsten. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 149 Leitidee Systemdenken 7.3.6 DialogMathe Systemarchetyp: Abrutschende Ziele (Erodierende/Abdriftende Ziele) (original: Eroding Goals) Struktur Hier sind zwei balancierende Kreisläufe über einen Soll-Ist-Vergleich miteinander gekoppelt; der eine ist handlungsgeregelt, der andere erwartungsgeregelt. Verglichen werden also Handlungsergebnisse und Zielsetzungen. Dynamik Ein angestrebtes Ziel (= Erwartung) führt zunächst zu entsprechenden Handlungen. Gleichzeitig besteht ein latenter Druck, das Ziel zu erreichen. Führen die Handlungen nicht in angemessener Zeit zum Erfolg, erhöht sich der Druck. Nun können äussere oder innere Umstände dazu führen, das Ziel entweder zu senken oder um zu definieren, was in der Praxis aufs Gleiche hinausläuft; das Ziel rutscht ab. Solange die Möglichkeit besteht, werden lieber Zielmarken gesenkt als Anstrengungen gesteigert, das Ziel doch noch zu erreichen. Beispiele 1) Um ein giftiges, aber mit hohem Kapitalaufwand hergestelltes Produkt rentabel auf den Markt zu bringen, werden die Grenzwerte gesenkt, ab denen es als unbedenklich gilt (Alternative: auf Giftstoffe verzichten). 2) Um schuldenabhängige Kriterien zu erfüllen, definiert ein Staat seine Schulden um, indem er den bedenklichen Teil davon aus der Berechnung auslagert. Lösung Es kann gute Gründe für das Absenken von Zielen geben, etwa wenn sie aus Erfahrungsmangel unrealistisch waren. Wird ein Ziel aber bewusst gesenkt oder umdefiniert, obwohl es erreichbar wäre, müssen die Strukturen kritisiert werden, die den Druck in diese Richtung erzeugt haben. 150 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Komplexe Systeme DialogMathe 7.4 Komplexe Systeme Im Zeitalter der Globalisierung werden die Lebensbedingungen der Menschen immer komplexer und unübersichtlicher. Täglich erleben wir die labilen Gleichgewichte in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Einige Länder fürchten den Verlust gewohnter Besitzstände und den Absturz ins Chaos. Andere sehen die Chancen kreativer Innovation und den Aufbruch zu neuen Märkten. Chaos, Ordnung und Selbstorganisation entstehen nach den Gesetzen komplexer dynamischer Systeme – in der Natur und der Gesellschaft. Komplexe dynamische Systeme werden bereits erfolgreich in Technik- und Naturwissenschaft untersucht – von atomaren und molekularen Systemen in Physik und Chemie über zelluläre Organismen und ökologische Systeme der Biologie bis zu neuronalen Netzen der Gehirnforschung und den Computernetzen im Internet. Mittlerweile werden auch Anwendungen in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften diskutiert. Was können wir aus Chaos, der Entstehung von Ordnung und Selbstorganisation in der Natur lernen? Welche Konsequenzen lassen sich für das Komplexitätsmanagement in Unternehmen, Firmen, und Verwaltungen ziehen? Welche Perspektiven ergeben sich für Länder, Kulturen und Religionen in Asien und Europa? In der Diversität moderner Welt bietet die Komplexitätsforschung Integration oder- mit den Worten von Leibniz- „Einheit in der Vielheit“. 7.4.1 Komplexität und Selbstorganisation in der Natur Nichtlineare Dynamik führt jedoch nicht nur zu Chaos, sondern ermöglicht auch Selbstorganisation von Ordnung in komplexen Systemen. Dabei kommt es zu charakteristischen Rückkopplungen von Systemelementen, bei denen Wirkungen von Ursachen selber wieder zu Ursachen werden, um ihre Ursachen zu beeinflussen. So entstehen makroskopische Strukturen, die nicht durch die Systemelemente vorgegeben sind, aber durch ihre Wechselwirkung bei geeigneten Anfangs- und Nebenbedingungen (d.h. Einstellung von Kontrollparametern) möglich werden. Man spricht dann auch von Emergenz Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 151 Leitidee Systemdenken DialogMathe von Ordnung. Der menschliche Organismus ist ein komplexes zelluläres System, in dem beständig labile Gleichgewichte durch Stoffwechselreaktionen aufrecht erhalten werden müssen. Das Netzwerk der Stoffwechselreaktionen einer einzigen Leberzelle zeigt, wie ausbalanciert die lokalen Gleichgewichte sein müssen, um die globalen Lebensfunktionen zu garantieren. Die dabei auftretenden Rückkopplungsschleifen von Zirkelkausalitäten entsprechen genau den gekoppelten nichtlinearen Gleichungen komplexer dynamischer Systeme. Gesundheit als medizinischer Ordnungsparameter des Organismus beschreibt eine Balance zwischen Ordnung und Chaos. Starre Regulation würde verhindern, auf Störungen flexibel zu reagieren. So funktioniert unser Herz nicht wie eine ideale Pendeluhr. Seine nichtlineare Dynamik ist ein gut untersuchtes Anwendungsgebiet komplexer Systeme in der Medizin. Dazu wird das Herz als ein komplexes zelluläres Organ aufgefasst. Elektrische Wechselwirkungen der Zellen lösen Aktionspotentiale aus, die zu oszillierenden Kontraktionen (Herzschlag) als makroskopischen Mustern (,Ordnungsparametern’) führen. Ein Elektrodiagramm ist eine Zeitreihe mit charakteristischen Mustern für die Herzschläge. Um diese Dynamik zu studieren, müssen geeignete Kontrollparameter verändert werden. Dabei kann die Herzdynamik einen periodenverdoppelnden Kaskadenverlauf beginnen, der schliesslich im Chaos als Zustand des Herzkammerflimmerns mündet. In der Sprache der Mathematik wäre Herzkammerflimmern wieder ein Beispiel für die Emergenz eines Makrozustands nichtlinearer Dynamik. Es gibt also unerwünschte und unkontrollierbare Emergenz. Sie lässt sich nur vermeiden, indem wir die kritischen Kontrollparameter, unter denen sie eintritt, kennen und vermeiden. Eine der aufregendsten fachübergreifenden Anwendungen komplexer Systeme ist das menschliche Gehirn. Dazu wird das Gehirn als ein komplexes System von Nervenzellen (Neuronen) aufgefasst, die über Synapsen elektrisch oder neurochemisch wechselwirken und sich zu Aktivitätsmustern verschalten können. Die Dynamik von Gehirnzuständen lässt sich dann durch 152 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF Komplexe Systeme DialogMathe Gleichungen von (makroskopischen) Ordnungsparametern modellieren, die solchen neuronalen Verschaltungsmustern entsprechen. Der Mensch ist als komplexer Organismus mit vielen rückgekoppelten lokalen Gleichgewichten aufzufassen und nicht als auseinander- und zusammensetzbare Maschine nach dem Vorbild linearer Kausalität. In der Medizin wurde daher bereits der Begriff der dynamischen Krankheiten eingeführt. Bei Patienten mit dynamischer Systemerkrankung ist der Körper nicht mehr in der Lage, physiologische Gleichgewichte selbstständig auszubalancieren und weitvernetzte Koordinationen zu übernehmen. Auf der Makroebene sind neben dem Herzschlag die lebenserhaltenden Rhythmen der Atemfrequenz, der regelmässigen Verdauung oder der Hormonzyklen zu erwähnen. 7.4.2 Literatur Um die in komplexen Systemen ablaufenden dynamischen Prozesse verstehen zu können, müssen sie mit den Mitteln der Systemanalyse, der mathematischen Modellbildung und der Computersimulation erschlossen werden. In den drei Bänden des 'Systemzoos' werden etwa hundert Simulationsmodelle aus allen Lebensbereichen vollständig dokumentiert. Sie sind ausgeprüft und lauffähig und können mit frei verfügbarer Simulationssoftware betrieben werden. H. Bossel: Systemzoo 1 - Elementarsysteme, Technik und Physik. Der 'Systemzoo 1' enthält Modelle elementarer Systeme und komplexerer Systeme aus Technik und Physik, darunter: exponentielles und logistisches Wachstum, Schwingungen, Verzögerungen, Speicher-, Ansteckungs-, Übergangs- und Überlastungsphänomene, komplexe Systeme mit Grenzzyklen, mehrfachen Gleichgewichtspunkten und chaotischen Attraktoren, sowie Anwendungen aus Regeltechnik, Flugdynamik, Aerodynamik und Wärmeübergang. Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF 153 Leitidee Systemdenken DialogMathe H. Bossel: Systemzoo 2 - Klima, Ökosysteme und Ressourcen. Der 'Systemzoo 2' enthält Simulationsmodelle des Wasser- und KohlenstoffHaushalts, der Photoproduktion der Pflanzen, des Waldwachstums und des Wasser-, Energie- und Nährstoffhaushalts in der Landwirtschaft sowie der Interaktion von Pflanzen, Tieren und Menschen mit anderen Organismen und Ressourcen durch Konkurrenz um Nahrung und Nährstoffe und durch Nutzung erneuerbarer und Ausbeutung nicht erneuerbarer Ressourcen. H. Bossel: Systemzoo 3 - Wirtschaft, Gesellschaft und Entwicklung. Der 'Systemzoo 3' enthält Modelle aus Wirtschaft, Gesellschaft und globaler Entwicklung: Produktion, Lagerhaltung, Verkauf und Konsum, Konkurrenz, Lebensplanung, Arbeitslosigkeit, Ökosteuer, Eskalation, Abhängigkeit, Aggression, Bevölkerungsentwicklung, kommunale Entwicklung, Schuldenkrise, Globalisierung, sowie die Weltmodelle des Club of Rome von Forrester und Meadows und Beispiele der nichtnumerischen Wissensverarbeitung für Folgenabschätzungen und zur Simulation von Entscheidungsvorgängen. H. Bossel: Systemzoo – 100 Simulationsmodelle aus Systemdynamik, Technik, Physik, Ökologie, Land- und Forstwirtschaft, Ressourcendynamik, Wirtschaft, Gesellschaft und Entwicklung. CD-Rom, co.Tec, Rosenheim, 2005. 154 Lerneinheit 5 | Logarithmen, Exponentialfunktion, Wachstum | 2012/13 | © BF