Online Customer Profiles
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Universität Freiburg Arbeit im Rahmen des Seminars “Online Customer Relationship Management” Sommersemester 2005 Online Customer Profiles Name: Olivia Blum Adresse: Seefeldstrasse 9, 6006 Luzern Eingereicht bei: Prof. Dr. Andreas Meier Datum des Vortrages: 25. Mai 2005 Arbeit Online Customer Profiles im Seminar Online Customer Relationship Management Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ...................................................................... 1 2 Das Konzept des eCRM ............................................... 2 3 Warum ein Customer Profile? ....................................... 3 4 Der Personalisierungskreislauf ..................................... 4 5 Customer Profiles ......................................................... 6 5.1 Zwei Arten der Datenerhebung ................................... 6 5.2 Unsicherheitsquelle Anwender .................................... 9 6 Nachfragerbedürnisse und Customer Profiles ..............10 7 Auswertung der Online-Nutzung ................................... 11 7.1 Marketingkennzahlen .................................................. 11 7.2 Analyse des Feedbacks auf eine Online-Präsenz ....... 13 8 Verwendung in betrieblichen Prozessen ....................... 13 8.1 Informationsbedarfsanalyse ........................................ 13 8.2 Einbindung in das Web-Site-Engineering .................... 14 8.3 Online-Marketing ......................................................... 14 8.4 Personalisierte Online-Angebote ................................. 14 9 Literaturverzeichnis ....................................................... 16 Arbeit Online Customer Profiles im Seminar Online Customer Relationship Management 1 1 Einleitung Angesichts immer kürzerer Produktlebenszyklen, diversifizierender Zielgruppen sowie eines intensiveren globalen Wettbewerbs ist es für Unternehmen zunehmend wichtig, ihr Angebot kontinuierlich an die stetig wechselnden Interessen unterschiedlicher Nutzergruppen anzupassen. Denn in diesen Märkten verlieren traditionelle Kundenbindungsinstrumente an Effektivität. Diese neuartige Situation führte im Laufe der Zeit zur Entwicklung einer Vielzahl von Softwarewerkzeugen und Datenbankansätzen zur ganzheitlichen Verwaltung von Kundenbeziehungen, auch Electronic Customer Relationship Management oder kurz eCRM genannt. Ziel ist es, die Kundenbindungen zu erhöhen und auf diesem Wege Marktanteile und den Unternehmensgewinn zu maximieren. Aber auch die Nutzung des Internets eröffnet neue Möglichkeiten, tiefere Einblicke in das Verhalten der Konsumenten zu gewinnen. Dabei können neue Methoden der Datengewinnung zur Anwendung gelangen, welche ein kundenindividuelles Marketing ermöglichen. Bei der Anwendung dieser Methoden müssen sich die Unternehmungen jedoch an eine Reihe gesetzlicher Vorschriften halten um den Datenschutz zu gewährleisten. Denn mit dem wachsenden Bewusstsein der Nachfrager, dass ihr Verhalten im Internet „beobachtet“ wird, wächst auch die Anzahl derjenigen, die dieser Entwicklung mit grosser Skepsis und Kritik gegenüberstehen. Arbeit Online Customer Profiles im Seminar Online Customer Relationship Management 2 2 Das Konzept des eCRM Es kann kaum jemand bestreiten, dass sich eine erfolgreiche individuelle Befriedigung der Kundenbedürfnisse nicht auf die Kundenzufriedenheit, die Kundenloyalität und die Angebotsattraktivität auswirkt. Bestrebungen genau diese Wege zu finden, mit denen Kunden möglichst bedarfsgerecht und individuell bedient werden können, stehen zum jetzigen Zeitpunkt ganz oben auf der Dringlichkeitsliste der Marketingexperten.1 Durch den neuen Vertriebskanal Internet wurde die Markttransparenz stark erhöht und somit wurden die Barrieren für einen allfälligen Anbieterwechsel gesenkt. Gleichzeitig werden die individuellen Kundenbedürfnisse immer vielseitiger und die bisherigen Kundenbindungsinstrumente verlieren an Effektivität. Somit ist es nicht verwunderlich, dass von etlichen IT-Anbietern Softwaresysteme zur elektronischen Unterstützung des Marketing-, Vertriebs- und Serviceprozesses entwickelt wurden.2 Erste Ansätze zu einer elektronischen Kundenbindung sind zu Beginn der neunziger Jahre entstanden. Dies war genau zu der Zeit, als Unternehmen als Konsequenz der gestiegenen Markttransparenz ein Nachlassen der Kundenloyalität registrierten. Die Unternehmen haben daraufhin versucht, sich verstärkt auf die Kundenperspektive zu konzentrieren und haben auch erste Softwarewerkzeuge zur Verbesserung der Kundenbindung entwickelt.3 „Diese Softwarewerkzeuge verfolgen das Ziel, Kunden mit individualisierten Diensten an das Unternehmen zu binden und somit zur Umsatzsteigerung beizutragen. Entscheidendes Erfolgskriterium ist dabei die inhaltliche und funktionale Personalisierung der präsentierten Inhalte („Content“) entlang der Interessen und Bedürfnisse der Nutzer.“4 Aus diesem Grund hat sich auch für diese Software der Begriff Personalisierungswerkzeuge eingebürgert. Personalisierung ist primär auf web-basierte Inhalte fokussiert während eCRM weiter gefasst ist und darauf abzielt, Kundendaten aufzubereiten und zu analysieren und diese für Kundenbindungszwecke nutzbar zu machen.5 1 Vgl. Buxel 2002, S. 1. Vgl. http://www.wiwi.hu-berlin.de/~teltzrow/artikel1neu_ogmt, S. 1. 3 Vgl. http://www.wiwi.hu-berlin.de/~teltzrow/artikel1neu_ogmt, S. 1. 4 http://www.wiwi.hu-berlin.de/~teltzrow/artikel1neu_ogmt, S. 1. 5 Vgl. http://www.wiwi.hu-berlin.de/~teltzrow/artikel1neu_ogmt, S. 1. 2 Arbeit Online Customer Profiles im Seminar Online Customer Relationship Management 3 3 Warum ein Customer Profile? Warum ist es für eine Unternehmung wichtig, Customer oder gar Online Customer Profiles zu erstellen? Customer Service oder Sales Profiles sind in drei Punkten von grosser Wichtigkeit: • Sie werden der Unternehmung zeigen, welche Art von Kundenbeziehungen sie generieren sollen. Liegt der Erfolg in anfänglichen alleinstehenden Transaktionen? Oder verlangt das Produkt eine fortwährende Kundenbeziehung mit uns? Wie wichtig ist es zufriedene Kunden zu haben, welche dann mittels Mund-zu-Mund Propaganda ihre Erfahrungen auf dem Markt weitererzählen? • Anhand Customer Service/Sales Profiles können Stärken innerhalb des aktuellen Customer Relationship Managements identifiziert werden. Indem die Unternehmung ihre eigenen Stärken und die sich herausbildenden Praktiken kennt, ist es ihr möglich, eine grösstmögliche Verbesserung mit einem geringen finanziellen Aufwand zu erzielen. • Weil dieser Prozess ein visuelles Bild der Kundenbeziehungen zeigt, kann er einfacher an andere kommuniziert werden. Indem die Unternehmung ihr aktuelles und ihr gewünschtes Profil kennt, kann sie sich nun effizienter dem Gap widmen, der diese beiden Profile noch voneinander trennt. Die Idee, Daten über das Kundenverhalten zu sammeln und anschliessend als Grundlage für das Marketing zu benutzen, ist nicht grundsätzlich neu. Bei der Erstellung von Nachfragerprofilen im nicht-virtuellen Raum muss jedoch auf einen hohen zeitlichen, finanziellen und konzeptionellen Aufwand hingewiesen werden. Zudem repräsentieren diese Profile nur einen Zeitpunkt und lassen oftmals keine zeitraumübergreifenden Aussagen zu.6 Die Erstellung von detaillierten Profilen im Internet wird in vielerlei Hinsicht begünstigt: • Die digitale Form der automatisch anfallenden Daten ermöglicht eine schnelle und zeitnahe Verwendung der Daten für die Analyse. Damit kann unmittelbar und individuell auf eine Aktion des Nachfragers reagiert werden. 6 Vgl. Buxler 2002. S. 3. Arbeit Online Customer Profiles im Seminar Online Customer Relationship Management • 4 Da die Daten ohne zusätzlichen Aufwand permanent erhoben werden können, kann eine hohe Güte der erfassten Profile garantiert werden. • Die zunehmende Bedeutung Informationsaustausches hat sich des auf Internets im verschiedene Bereich des Lebensbereiche ausgeweitet. Damit kann ein umfassendes Bild über das Nachfrageverhalten gewonnen werden. • Anhand des technischen Datenaustausches zwischen den Anbietern und den Nachfragern kann automatisch aufgezeichnet werden, wann welcher Nutzer sich wie lange auf der Website aufgehalten hat. • Durch den automatischen Anfall der Daten, lässt sich die Datenerhebung und Datenverwertung automatisieren. Es entsteht also kaum Aufwand. Dies wird durch sogenannte Tools erreicht, welche die Daten selbstständig erheben, verwerten und damit direkt dem Marketing zugänglich machen.7 4 Dieser Der Personalisierungskreislauf im vorherigen Kapitel beschriebener Ablauf kann als folgendermassen dargestellt werden: Abbildung 1: Der Personalisierungskreislauf Quelle: http://www.wiwi.hu-berlin.de/~teltzrow/artikel1neu_ogmt, S. 3 7 Vgl. Buxler 2002, S.4. Kreislauf Arbeit Online Customer Profiles im Seminar Online Customer Relationship Management 5 1. Datenerfassung In einem ersten Schritt werden Kundendaten wie Geschlecht, Alter, Interessen oder Konsumverhalten gesammelt. Diese Daten stammen aus dem World Wide Web, dem Call Center oder externen Quellen. Anschliessend werden sie in einem Data Warehouse gespeichert, damit die Unternehmung alle Interaktionen mit ihren Kunden über verschiedene Kanäle steuern kann. 8 2. Profiling Anschliessend an die Konsolidierung der Daten erfolgt die sogenannte Datenanalyse, bei der das Profiling eine gewichtige Rolle einnimmt. Profiling beinhaltet die Erstellung, die Aufbereitung und die Pflege individueller Nutzenprofile, wobei ein Nutzerprofil aus den zuvor gesammelten Daten besteht. Dabei sollten die Datenschutzbestimmungen beachtet werden. 3. Matching Im dritten Schritt erfolgt das Matching. Damit ist die personalisierte Aufbereitung der Inhalte entlang der Nutzerprofile gemeint. Als Voraussetzung für ein erfolgreiches Matching kann eine trennscharfe inhaltliche Kategorisierung sowie eine saubere redaktionelle Aufbereitung der Inhalte genannt werden. Beim Matching richtet die Unternehmung ihr Angebot nach dem Kunden und seinem spezifischen Profil aus. 4. Personalisierte Feedback Der Personalisierungszyklus kann als geschlossen angesehen werden, wenn Daten aus Trackingaktivitäten und gewonnene Feedback (per E-Mail, Webpages etc.) zur Aktualisierung der Datenbank und der individuellen Nutzerprofile genutzt werden.9 Nur so kann eine hohe Aktualität der Daten gewährleistet werden, welche im immer härter werdenden Wettbewerb dringend notwendig ist. 8 9 Vgl. http://www.wiwi.hu-berlin.de/~teltzrow/artikel1neu_ogmt, S. 3. Vgl. http://www.wiwi.hu-berlin.de/~teltzrow/artikel1neu_ogmt, S. 4. Arbeit Online Customer Profiles im Seminar Online Customer Relationship Management 5 6 Customer Profiles 5.1 Zwei Arten der Datenerhebung Anhand des vorangehenden Schemas des Personalisierungskreislaufes war grob ersichtlich, wie der Verlauf der Personalisation aussieht. Doch wie werden am Ende Customer Profiles erstellt? Es gibt viele verschiedene Quellen der Datengewinnung. Diese lassen sich in zwei Bereiche unterteilen: Erstens die Erhebung von Daten, die unmittelbar aus der Präsenz im Internet entstehen und nach den Diensten im Internet unterschieden werden können. Und zweitens die Nutzung von externen und betrieblichen Datenquellen, die als mittelbare Folge der Online-Präsenz berührt sind. (Siehe Abbildung 2). Die vorliegende Arbeit beschränkt sich auf Datenquellen aus der Webpräsenz.10 Newsgroups World Wide Web • Logfiles • Cookies • Benutzerregistrierung Mailing Lists, Push Channels Electronic Mail Online-Nutzungsdaten FIBU Vertrieb Öffentlichkeit Abbildung 2: Quellen der Datengewinnung Quelle: Guba/Gebert 1998, S. 5 Beim Besuch des Internets ist es möglich, jeden Schritt des Benutzers durch die virtuellen Pfade zu verfolgen und dabei detailliert die Schritte zu protokollieren. Wenn diese Informationen noch mit Daten über die Identität des Nutzers oder sonstige Merkmale verbunden werden ist es der Unternehmung möglich, ein umfassendes 10 Vgl. Guba/Gebert 1998, S. 4. Arbeit Online Customer Profiles im Seminar Online Customer Relationship Management 7 Bild über den Konsumenten zu gewinnen. Damit lassen sich genaue Aussagen über die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Nutzer ableiten.11 Diese Informationen können im Internet mit Hilfe ganz verschiedener Verfahren ermittelt werden. Dafür kann auf eine Einteilung zurückgegriffen werden, die auf der Basis des Bewusstseins des Nutzers über die Aufzeichnung seines Verhaltens und der damit verbundenen Reaktion gründet. Es wird dabei zwischen einer reaktiven und einer nicht-reaktiven Datenerhebung unterschieden. • Bei den reaktiven Verfahren (sog. explizite Kundenprofile) ist sich der Nutzer über die Aufzeichnung seines Verhaltens bewusst. In der Regel beteiligt er sich sogar mittels einer aktiven Dateneingabe. Bei dieser Datenerhebung handelt es sich um Daten, die sich auf Eigenschaften des Nutzers beziehen (persönliche Daten wie Name, Alter oder Geschlecht oder Präferenzen etc.) und die ohne die aktive Mithilfe des Nachfragers nicht hätten ermittelt werden können.12 Profilinformationen sollen also eine redundante Interaktion mit dem Kunden vermeiden.13 • Die nicht-reaktive Datenerhebung (sog. abgeleitete Kundenprofile) konzentriert sich auf das Nutzungsverhalten von Nachfragern auf Websites, welches mittels einer Aufzeichnung von Daten im Internet erhoben wurde. Ihr Ziel ist es, ein Verhaltensprofil zu ermitteln. Kriterien dabei sind die getroffene Seitenwahl, getätigte Onlinekäufe etc. Es handelt sich hier um eine technologiegestützte Verhaltensbeobachtung im Internet.14 Hier einige Beispiele für reaktive oder nicht-reaktive Verfahren: Reaktive Verfahren (Benutzerregistrierung) Geschlossene Formularfelder Offene Formularfelder Wahlmenüs Feld für manuelle Eingaben durch den Nutzer, wobei keine Freiheitsgrade auf thematischer Ebene bestehen. Feld für manuelle Eingaben durch den Nutzer, wobei Freiheitsgrade thematischer Ebene bestehen. Vorlage fest definierter Antwortkategorien, aus denen der Nutzer passende Attribute auswählen kann. Tabelle 1: Kennzeichen von Erhebungsverfahren im Internet 11 Vgl. Buxel 2002. S. 2. Vgl. Buxel 2000, S. 3. 13 Vgl. Business Informatics Group: TU Wien, 2004, S. 24ff. 14 Vgl. Buxel 2000, S. 3. 12 Arbeit Online Customer Profiles im Seminar Online Customer Relationship Management 8 Nicht-reaktive Verfahren Log-Dateien (Protokolldateien) Log-Dateien zeichnen autom. Informationen über den Austausch von Dateien zwischen Server und dem Klient auf und erhalten spezifische Kennwerte, mit denen Zugriffe auf Webseiten beschrieben werden, wobei sie jeden angeforderten Datenzu- bzw. –abgang protokollieren. Cookies (Browserregistrationen) Cookies sind kleine Dateien, mit deren Hilfe auf dem Rechner des Nutzers Informationen hinterlegt werden können, bspw. in Form von ID-Codes, die zur Nutzenidentifikation herangezogen werden können. Sie werden häufig im Verbund analysiert, um Informationen über die Interessen der Nutzer zu gewinnen. Tabelle 2: Kennzeichen von Erhebungsverfahren im Internet Quelle: Buxel 2002, E-Commerce: Customer Profiling im Internet, S. 3 Das Electronic Mail ist der meistverwendete Dienst im Internet. Sogenannte Mailingfunktionen werden meist auch in Web-Seiten integriert, sodass dem Kunden Möglichkeiten geboten werden, den Verantwortlichen einer Web-Site direkt anzusprechen. Bei Newsgroups besteht die Möglichkeit, den Inhalt bezüglich der Erwähnung des eigenen Firmennamens zu analysieren. So existieren im World Wide Web automatische Suchmaschinen, die viele Newsgroups auf ihren Inhalt untersuchen. Push-Channels und Mailinglisten eignen sich hervorragend, um dem Kunden Infromationen über die eigenen Dienstleistungen und Produkte zukommen zu lassen. Der Unterschied zu den bisher im Internet vorherrschenden Pull-Technologien ist, dass der User nicht selbst aktiv nach Informationen suchen muss sondern, dass er diese geliefert bekommt. Als Inhaber solcher Mailinglisten und Channels lassen sich Daten über den Stand der Veränderung der Abonnenten-Zahl, Feedbacks oder die Angaben der Selbstselektion der Nutzer gewinnen. Jedoch lässt sich damit nicht ermitteln, ob diese gesendeten Informationen von den Zielpersonen auch abgerufen wurden.15 Durch eine genaue Datenverarbeitung, einer Speicherung in einer geeigneten Datenstruktur und einer Analyse der gewonnenen Daten können Profile abgeleitet werden, die dann als Grundlage für die Ausgestaltung der Aktivitäten auf dem Markt benutzt werden können.16 15 16 Vgl .Guba/Gebert 1998, S. 7. Vgl. Buxel 2000, S. 3. Arbeit Online Customer Profiles im Seminar Online Customer Relationship Management 9 Die erhobenen Daten bei einer Unternehmung könnten folgendermassen gesammelt und aufbereitet werden: Abbildung 3: Datenfragmente einer Marketing Applikation Quelle: Adomavicius/Tuzhilin 2001, S. 75 5.2 Unsicherheitsquelle Anwender Eine weitere Schwierigkeit beim Erfassen von Daten liegt auf Seiten des Nutzers von Online Angeboten. Seine gemachten Angaben können sich verändern, gar nicht für ihn bestimmt sein und es stehen den Usern vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung ihre Daten vor den Informationsanbietern zu schützen. • Falsche Angaben Viele Angaben, die von den Nutzern gemacht werden, sind mit Vorsicht zu geniessen. Speziell dann, wenn darauf verzichtet wird, Nutzungsprofile von den Kunden zu erstellen. Untersuchungen haben gezeigt, dass viele selbstgemachte Angaben nicht der Wahrheit entsprechen.17 • Mehrere Computerbenutzer Die meisten Seiten arbeiten prioritär mit Cookies und nur sekundär mit Username und Passwort. Viele Heimcomputer werden aber von mehreren Personen genutzt. Dies kann zu Verfälschungen der Profile führen. • Wechsel der Interessen Präferenzen von Kunden können sich aus verschiedenen Gründen verändern. Ein Hochleistungssportler der fortwährend Bike-Artikel bestellt hat, wird nach einer Knieverletzung diese nicht mehr benötigen. 17 Vgl. Easton 1996, S. 106. Arbeit Online Customer Profiles im Seminar Online Customer Relationship Management • 10 Unterschiedliche Produktlebenszyklen Für Folgekäufe kann man sich in der Regel auf durchschnittliche Produktlebenszyklen berufen. Jedoch wird ein Technik-Freak sein Handy öfters wechseln als der Otto-Normalverbraucher. • Fremdeinkäufe Der Kunde kann auch bestimmte Produkte für Dritte eingekauft haben, was keine Rückschlüsse auf seine Präferenzen mehr zulässt.18 Es existiert noch eine Vielzahl von technischen Problemen bei der Datengewinnung, welche aus Platzgründen jedoch nicht angesprochen werden. Für weitere Informationen verweise ich direkt auf Guba/Gebert.19 Dem Kunden sollten demnach Anreize geboten werden, seine Daten wahrheitsgemäss zu übermitteln. Als Grundregel könnte gelten, dass immer nur solche Informationen abgefragt werden, die wirklich auch benötigt werden um dem Kunden seine gewünschte Leistung zu erbringen. Beispielsweise wird kein Kunde etwas dagegen haben, dass er seine Postadresse nennen muss, wenn er dadurch das Gewünschte nach Hause geschickt bekommt.20 6 Nachfragerbedürfnisse und Customer Profiles Der Einsatz von Profiling-Techniken ist teilweise ein problematisches Unterfangen. Denn die Nachfrager generieren ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass ihre Handlungen im Internet von den Unternehmen möglicherweise beobachtet und gespeichert werden. Dies führt zu einer steigenden Anzahl an Nachfragern, die dieser Tatsache sehr kritisch gegenüber stehen und etliche Bedenken hinsichtlich ethisch-moralischen Aspekten des Customer Profiling äussern. Es kann sogar soweit kommen, dass diese Personen sich in ihrer Privatsphäre verletzt fühlen.21 Ein oft genannter Kritikpunkt ist dabei die Nicht-Reaktivität der Datenerhebung. Dabei ist den Benutzern oft nicht klar, dass sie Spuren hinterlassen die aufgezeichnet 18 Vgl. Lämmlin 2001, S. 5. Guba/Gebert 1998, S. 9. 20 Vgl. Guba/Gebert 1998, S. 11. 21 Vgl. Buxler 2002, S. 5. 19 Arbeit Online Customer Profiles im Seminar Online Customer Relationship Management 11 werden können. Daraus resultiert, dass Kundenprofile im Internet erstellt werden können, ohne dass die Betroffenen darüber in Kenntnis gesetzt werden müssen. Für den Kunden führt dies zu einer Intransparenz, da er nicht weiss, was mit seinen Daten geschieht. Ihm ist dieser Zustand, des „gläsernen Kunden“ ganz und gar nicht recht. Des Weiteren wird die unsachgemässe Verwendung der Daten kritisiert, wie beispielsweise die Versendung von störenden Massenwerbe-Mails. Daher gilt für Unternehmungen, die Daten zu Marketing-Zwecken im Internet erheben, diese auf eine verantwortungsvolle Art und Weise zu erheben und weiterzuverwenden.22 „Ausschliesslich wenn der echte Wunsch, den Kunden besser zu verstehen und ihm damit eine bessere Leistung anzubieten, zentrale Triebfeder ist, kann die OnlineProfilierung erfolgreich sein: Nur so werden Online-Passanten zu Kunden, Kunden zu Stammkunden und Stammkunden zu Multiplikatoren.“23 7 Auswertung der Online Nutzung Nachfolgend werden nur einige mögliche Kennzahlen genauer erläutert. Für zusätzliche Informationen verweise ich direkt auf Guba/Gebert.24 7.1 Marketingkennzahlen Kennzahlen fürs Web können in Kontakt- und Interaktivitätskennzahlen unterteilt werden. Die Kontaktkennzahlen interaktiver Medien sind genau dieselben wie die von herkömmlichen Medien. Mittels diesen lässt sich die Anzahl der Zugriffe der jeweils betrachteten Ebene bestimmen. Dabei wird zwischen Brutto- und Nettokontakten unterschieden.25 Bei den Brutto-Kontakten werden auch mehrmalige Besuche ein und desselben Nutzers mitgezählt, während bei Nettokontakten jeder Besucher nur einmal gezählt werden darf. Die Interaktivitätskennzahlen beschreiben das Verhalten jedes einzelnen Besuchers während seiner Online-Präsenz und lassen sich einfach ermitteln und auswerten. 22 Vgl. Buxler 2002, S. 5. Lämmlin 2001, S. 1 24 Guba A. /Gebert O.:Online-Monitoring –Gewinnung und Verwertung von Online Daten, in: Arbeitspapiere WI, 8/1998, Hrsg.: Lehrstuhl für Allg. BWL und Wirtschaftsinformatik, Johannes Gutenberg-Universität: Mainz 1998. 25 Vgl. Guba/Gebert 1998, S. 10. 23 Arbeit Online Customer Profiles im Seminar Online Customer Relationship Management 12 Deshalb wird das World Wide Web auch als das erste sich selbst messende Werbemedium bezeichnet. Sie beschreiben die zeitliche Abfolge und VorgängerNachfolger-Beziehungen der Zugriffe. 26 Wenn Daten über das Navigationsverhalten der Besucher gefragt sind, empfiehlt sich eine Analyse der Start- und Endpunkte. Voraussetzung dafür ist die Unterscheidbarkeit der Nutzer. • Einstiegsseite Die Einstiegsseite ist jene Seite, welche als Startpunkt des Besuches gewählt wurde. Durch eine Untersuchung aller Einstiegspunkte lässt sich ermitteln, ob die Besucher auf der dafür vorgesehenen Homepage beginnen oder ob der Einstieg mittels Seiten über bestimmte Produkten, Neuigkeiten etc. gewagt wurde. • Ausstiegseite Damit ist der Endpunkt des Besuches gemeint. Durch sie lässt sich erkennen, wo die User eventuell das Interesse an der Web-Site verlieren.27 Um Daten über Vorgänger oder Nachfolgeseiten einer bestehenden Seite zu erhalten werden sogenannte Pfadanalysen eingesetzt. • Die interne Pfadanalyse, also die Analyse der innerhalb einer Web-Site vorgenommenen Wege, liefert Ergebnisse über typische Navigationspfade während eines Besuches. Solche Untersuchungen zeigen die von den Besuchern hergestellten sachlogischen Zusammenhänge zwischen Seiten. • Mittels der externen Pfadanalyse kann ermittelt werden, von welcher vorherigen Seite der Einstieg erfolgt ist.28 (vgl. dazu Ein- Ausstiegsseite) Besonders wichtig ist die Pfadanalyse bei der Werbeerfolgsmessung. Durch sie wird ersichtlich, welche Banner die Besucher am meisten zu einem „Querbesuch“ angeregt haben.29 26 Vgl. Guba/Gebert 1998, S. 11. Vgl. Guba/Gebert 1998, S. 115. 28 Vgl. dazu Ein- und Ausstiegsseite. 29 Vgl. Guba/Gebert 1998, S. 15. 27 Arbeit Online Customer Profiles im Seminar Online Customer Relationship Management 7.2 13 Analyse des Feedbacks auf eine Online-Präsenz Die bisherigen Kennzahlen basierten auf Daten, die direkt aus der Nutzung einer Online-Präsenz gewonnen werden konnten. Es exisitieren jedoch noch Wirkungen aus anderen Bereichen: • Reaktion der Presse und der Öffentlichkeit Eine nicht zu vergessende Komponente ist die Resonanz in den Medien. Die gewonnene Aufmerksamkeit kann dem Aufwand gegenübergestellt werden. • Analyse eingehender E-Mails Durch E-Mails erhält die Unternehmung unmittelbare Nutzer-Feedbacks. Viele Kunden geben „ihrer“ Unternehmung auch Anregungen und sind dafür sogar bereit, Fragebogen auszufüllen. Ein gut gepflegter Online- Kommunikationskanal kann ein wesentlicher Bestandteil des gesamten Produktentwicklungs- und Produktverbesserungsprozess gleichzeitig ist es möglich die Kundenbindung zu stärken. 8 sein. Und 30 Verwendung in betrieblichen Prozessen 8.1 Informationsanalyse Eine sachgerechte Anwendung der erfassten Daten verlangt, dass vor der Entwicklung von Informationsinstrumenten eine Bedarfsanalyse der vorhandenen Informationen gemacht wird. Ein Informationsbedarf besteht in der Regel, wenn ein Mangel an entscheidungsrelevanten Informationen vorliegt. Nach Piontek31 lassen sich dabei folgende drei Teilbereiche unterscheiden: • Mengenproblem: Häufig sind zwar grosse Mengen an Daten vorhanden, die aber in der vorgegebenen Zeit nicht effektiv ausgewertet werden können. • Zeitproblem: Infolge des zunehmenden Wettbewerbsdruck ist eine Analyse erforderlich, welche auf aktuellen Daten basiert und flexibel durchführbar ist. Diese ist aber oftmals nicht der Fall. 30 31 Vgl. Guba/Gebert 1998, S. 19. Vgl. Piontek 1996, S. 108ff. Arbeit Online Customer Profiles im Seminar Online Customer Relationship Management • 14 Qualitätsproblem: Bei vielen Daten besteht immer die Gefahr, dass die Qualität durch mangelnde Repräsentanz, Relevanz, Präzision und Reliabilität eingeschränkt wird.32 8.2 Einbindung in das Web-Site-Engineering Die gesammelten Daten sollten unbedingt in den Prozess des Web-Site-Engineering eingebunden werden. Denn mit den Informationen, die durch die vorliegenden Daten vorhanden sind, können zum Beispiel Homepages angepasst werden, damit die Site vermehrt als Einstiegsseite genutzt wird. In diesem Rahmen zu erwähnen wäre hier noch die Nutzung des Flow-Effektes um den Aufbau und das Aussehen der Site attraktiver zu gestalten.33 Oder es könnten Links zu anderen Bereichen der Web-Site erstellt werden, um Anreize zu schaffen, damit die Kunden länger verweilen. Eine andere Möglichkeit besteht in der gezielten Ausrichtung auf einzelne Kundensegmente. Damit können zum Beispiel verschiedene Seiten entsprechend den Ländercodes in unterschiedlichen Sprachen angeboten werden. 8.3 Online-Marketing In den meisten Fällen werden die gesammelten Daten für das Online-Marketing genutzt. Dazu werden der wechselseitige Austausch von Mitteilungen, die Möglichkeit der direkten Antwort, der Rollentausch zwischen Sender und Empfänger und die gleichzeitige Kommunikation mit einem Massenpublikum gezählt. Über die Zukunft des Online-Marketings schreibt die Harvard Business Review: „(...) there is a reasonable chance that interactive media – including the Web – could transform the way we build brands and communicate them to the customer.”34 8.4 Personalisierte Online-Angebote Personalisierte Angebote im Web gründen auf der Möglichkeit der zweiseitigen Kommunikation. Dabei geht es darum, Sites nach bereits erhobenen Präferenzen 32 Vgl. Guba/Gebert 1998, S. 20. Vgl. Guba/Gebert 1998, S. 23. 34 Sorrel/Salama 1996, S. 152. 33 Arbeit Online Customer Profiles im Seminar Online Customer Relationship Management 15 des Besuchers zu gestalten. Es existiert eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Gestaltung von personalisieren Online-Angeboten. Dabei können die dazu verwendeten Software-Programme in „Collaborative Filtering Agents“ und „Learning Agents“ unterschieden werden. Collaborative Filtering Agents erstellen ein Interessenprofil des Nachfragers (mit dessen Zusammenarbeit) und generieren entsprechend diesem Profil das zukünftige Informationsangebot. Ein gutes Beispiel für ein solches Angebot wäre die Site von Raeast.35 Zuerst erfolgt die Eingabe diverser persönlicher Daten, damit ein persönlicher Bereich kreiert werden kann. Anhand dieser Daten erhält der Besucher nun ein speziell auf ihn zugeschnittenes Angebot (evt. auch für Spezialwünsche) und Werbung (z. B. Bannerwerbung, Promotionseinblendungen) kann dank dieser Informationen zielgruppengerecht platziert werden.36 Im Gegensatz dazu zeichnen die Learning Agents die vom Nutzer hinterlassenen Pfade im Hintergrund auf. Das Nutzungsverhalten wird zu einem Profil zusammengetragen, das dann nachfolgend zur Erstellung eines personalisierten Informations- und Werbeangebots genutzt werden kann. Ein bekannter Anwender dieser Technik ist Amazon. Da heisst es: „ Kunden, die dieses Buch gekauft haben, haben auch diese Bücher gekauft...“37 Der Kunde wird also sogleich einer bestimmten Kundengruppe zugeordnet. 35 Vgl. dazu http://www.raeast.com. Vgl. Guba/Gebert 1998, S. 24. 37 Vgl. dazu http://www.amazon.de. 36 Arbeit Online Customer Profiles im Seminar Online Customer Relationship Management 16 9 Literaturverzeichnis - ADOMAVICIUS, Gediminas; TUZHILIN, Alexander (2001) Using Data Mining Methods to Build Customer Profiles, in: IT Professional, Ausgabe 1/2001, S. 74-77 - BUSINESS INFORMATICS GROUP:TU WIEN (2004) M3:E-Commerce http://big.tuwien.ac.at/teaching/offer/SS04/usi1/usi1M3eCommerce.pdf 20. April 2005 - BUXEL, Holger (2002) E-Commerce: Customer Profiling im Internet: den Kunden im Visier, in: Science Factory, Ausgabe 1/2002, S. 1-5 http://www.comunixx.de/publikationen-all.html 16. April 2005 - EASTON, Jaclyn (1996) Hidden Revenue Hotspots, in: ZD Internet Magazine, Volume 1, Issue 1, December 1996, S. 106 - GRAND, Paul M. 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