Erfahrungsbericht: University of Sussex 2012/13
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Erfahrungsbericht: University of Sussex 2012/13
Erfahrungsbericht: University of Sussex 2012/13 Alexander Wolff Bevor ich mit der Beschreibung meines Auslandsaufenthalts in Brighton beginne, muss gesagt werden, dass sich die Zeit eines akademischen Jahres im Ausland generell sehr lohnt. Zum einen ist man „gezwungen“ die erlernte Fremdsprache jeden Tag in jeglichen Alltagssituationen anzuwenden. Zum anderen lernt der Studierende, sein Leben in einem fremden Land selbst in die Hand zu nehmen und zurecht zu kommen. Lage und Allgemeines zum Campus Die University of Sussex liegt im Norden der Stadt Brighton an der Südküste Englands. Umrahmt wird sie von einem Naturschutzgebiet, das bei ordentlichem Wetter zu Joggingrunden oder Wanderausflüge einlädt. Direkt gegenüber und nur von einer Straße getrennt befindet sich zudem die University of Brighton, was Brighton bei gleich zwei Universitäten zur absoluten Studentenstadt macht. Auch der Campus ist hervorragend ausgestattet. Mehrere Bars (besonders zu empfehlen sind hierbei Eastslope Bar und Falmer Bar) laden zu gemütlichen Runden Billard oder Kicker ein. Besonders hervor tut sich hierbei Eastslope Bar, die für Sportinteressierte viele Fußballspiele bzw. generelle Sportereignisse (z.B. Rugby, Superbowl) auf einer Großleinwand ausstrahlt. Emotionale Sportabende sollten hierbei garantiert sein! Zudem ist London (Victoria Station) innerhalb nur einer Stunde ganz bequem per Zug erreichbar, was Tagesausflüge wunderbar zulässt. Auch die Flughäfen Heathrow (2,5 Stunden per komfortablem Nationalexpress Coach Service) und Gatwick (45 Minuten per Zug) machen das Reisen in die Heimat extrem einfach und bequem. Vor Vorlesungsbeginn ist auch die sogenannte „Fresher´s Week“ hervorzuheben, die Studienanfängern sowie Austauschstudenten Informationen zur Uni in Hülle und Fülle anbietet. Sämtliche Societies und Sportclubs werben um neue Mitglieder und bieten eine tolle Abwechslung zu den Lehrveranstaltungen. Auch die Bandbreite beeindruckt. Ausgefallene Gemeinschaften wie die „Pokemon Society“ oder die „Anarchy Society“ sind absolut keine Seltenheit. Für jeden Geschmack dürfte etwas dabei sein. Zudem wird Sport an den englischen Universitäten groß geschrieben. Um Einlass in die meisten Teams zu erhalten, die in den BUCS mitspielen, werden vor Semesterstart sogenannte Trials abgehalten, um die besten Kandidaten herauszufiltern. Sollte man es in eines der Universitätsteams geschafft haben, stehen einem schöne Fahrten und Wettkämpfe durch den Süden Englands bevor! Generell ist die Universität gut organisiert. Ansprechpartner findet man jederzeit und die modernen Gebäude bilden eine interessante Abwechslung zur heimatlichen Universität. Auch ist auf die britische Freundlichkeit verlass, niemand wird alleine gelassen. Studium Als ich nach Brighton kam, wurden die Semesterzeiten gerade umgestellt. Anstelle von drei gab es nun nur noch zwei Semester. Dies führte allgemein zu einigen Komplikationen was beispielsweise die Prüfungstermine im Wintersemester anging. Gerade als ausländischer Student stellte sich dies als irritierend heraus, da sich die Buchung des Rückflugs nach den Weihnachtsferien in Deutschland aufgrund der lange ungewissen Examenstermine als schwierig gestaltete. Dies dürfte mittlerweile jedoch für die kommenden Semester behoben sein. Informationen zum Belegen einzelner Kurse werden rechtzeitig zugeschickt, sodass man in der Regel genügend Zeit hat, sich über sämtliche Fächer zu informieren. Sollte man mit dem ein oder anderen Kurs während des Semesters nicht zufrieden sein, ist man zu Beginn des Semesters jederzeit in der Lage, diesen zu verlassen und eine andere Veranstaltung zu belegen. Anzumerken ist, dass ein deutscher Student 120 Sussex credit points pro akademischem Jahr erhalten sollte. Allgemein ist festzuhalten, dass sich die Fächer in England, anders als in Deutschland, unterschiedlich zusammensetzen. So studiert man dort beispielsweise „nur“ Linguistik, Literatur oder Amerikanistik. Dies alles ist hierzulande normalerweise im Studiengang Anglistik zusammengefasst. Dennoch sollte man sich weder von dieser Unterteilung noch von der geringen Anzahl an Semesterwochenstunden (normalerweise um die 10) irritieren lassen. Das Selbststudium wird hier sehr groß geschrieben. So belegte ich im zweiten Semester den Literaturkurs „The Novel“, der eine Vorlesung von einer Stunde und ein Seminar von zwei Stunden beinhaltete. Zum erfolgreichen Absolvieren des Kurses war es jedoch notwendig jede Woche einen Roman zu lesen, was teilweise sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Ein weiterer Unterschied lag in der Abgabe der sogenannten Essays. Diese oftmals kürzeren Hausarbeiten sind anders als in Deutschland nicht erst in den Semesterferien zu verfassen, sondern mitten im Semester. Die Essay week, in der die meisten Veranstaltungen nicht stattfinden, ist hierbei zum Schreiben der Essays angelegt. Vorsicht ist jedoch beim Arbeiten in der Bibliothek geboten, da diese in der Zeit schon früh morgens so gut wie ausgebucht ist. Folglich sollte man sich so früh wie möglich um die Themen und Quellen des eigenen Essays kümmern. Die Bewertung der Essays ist generell sehr fair. Als deutscher Student sollte man sich allerdings darüber im Klaren sein, wie das Wertungssystem in England funktioniert. Ab 40% gelten Essays und Prüfungen als bestanden. Die Maximalnoten liegen normalerweise zwischen 70 und 80 Prozent. Das heißt, dass alles über 70 Prozent schon wirklich gut ist. Selbst 50 bis 60 Prozent sind absolut ausreichend und nicht so schlecht wie es sich zunächst anhört. Die Vorlesungen sind zumeist sehr gut strukturiert und informativ. Auch in den Seminaren geben sich die Tutoren erheblich müde und zeigen ihre Kompetenz. Dennoch war es oft so, dass die Kurse eher ruhig abliefen. Englische Studenten, besonders in den ersten zwei Jahren, erscheinen zumeist zurückhaltend. Unterbringung Alle internationalen Studenten, die sich für zwei Semester bewerben und alle Erstsemesterstudenten haben an der University of Sussex die Möglichkeit, direkt auf dem Campus unterzukommen. Dies erfolgt in mehreren kleineren „Siedlungen“, die auf dem Campus verstreut liegen. Ich selbst habe in Lewes Court Phase One gewohnt und kann dies nur weiterempfehlen. Lewes Court liegt nur knappe fünf bis zehn Gehminuten von den meisten Veranstaltungsorten entfernt und auch zum essenziell wichtigen Coop-Shop braucht man nur fünf Minuten, um notwendige Einkäufe zu tätigen. In meiner Wohnung lebte ich zusammen mit fünf weiteren Studenten (zwei Briten, eine Französin, ein Chinese und ein Spanier). Zwar mussten wir uns alle die Sanitäranlagen und Küche teilen, doch der internationale Mix machte das Leben dort äußerst interessant. Zudem hatte ich mit einer Ausnahme sehr viel Glück mit meinen Mitbewohnern, die alle sehr nett und umgänglich waren und zu guten Freunden wurden. Weitere empfehlenswerte accomodations sind Lewes Court Phase 2, Northfield, Swanborough und Stanmer Court. Dagegen sollte man nach Möglichkeit Park Village und Eastslope meiden. Dass das Leben in England allgemein deutlich teurer als in Deutschland ist, sollte man sich vor der Bewerbung klar machen. Die Miete ist viel höher. Auch was die Nahrungsmitteleinkäufe angeht sollte man aufpassen. Will man Geld sparen, sollte man Großeinkäufe nicht im Coop-Shop (trotz der Nähe) oder bei Marks & Spencer tätigen. Auch Supermärkte wie ASDA, Morrison, Tesco oder Sainsbury`s sind trotz Lieferservice etwas teurer als die internationalen Alternativen. Ich persönlich bin ab dem zweiten Semester jede Woche mit dem Bus Nummer 25 zu Aldi gefahren (Haltestelle St. Peter`s Church). Dies dauerte lediglich 20 Minuten und ersparte mir überteuerte Preise. Auch ein Lidl ist mit dem Bus Nummer 23 erreichbar und günstig. Die Fahrt dorthin dauert allerdings geschlagene 45 Minuten. Umgebung Brighton ist generell eine sehr schöne und lebhafte Stadt. Viele Bars und Shops in den Lanes sind empfehlenswert. Herausragend war für mich das italienische Restaurant „Donatello“, das gleichzeitig Hauptsponsor der Fußballmannschaft von Brighton war. Besuche des Royal Pavillon, des Brighton Piers oder des Strandes sind unabdingbar. Da London nur eine Stunde entfernt liegt, sollte man auch dies nutzen. Auch nach Liverpool oder Cardiff hat es mich verschlagen und insbesondere die walisische Hauptstadt hatte es mir angetan. Zudem bietet die Uni viele Reisen und Veranstaltungen für internationale Studierende an. Die „Harry Potter Experience“ oder Pub Quizes sind definitiv zu besuchen. Auch das Nachtleben ist in Brighton sehr ausgeprägt. Angenehmerweise liegen die meisten Clubs direkt nebeneinander an der Strandpromenade, was das Ausprobieren verschiedener Locations leicht macht. Für Fußballfans hält der Campus in Brighton außerdem eine Besonderheit parat. So lag das AmexStadion des Zweitligisten Brighton & Hove Albion nur zehn Gehminuten südlich meiner Behausung, was den ein oder anderen Stadionbesuch mit sich brachte. Finanzen Da in England, wie schon erwähnt, die meisten Dinge deutlich teurer sind als hierzulande, sollte man seine Finanzen jederzeit im Auge behalten. Viele Erasmus-Studenten eröffneten zu Beginn des ersten Semesters ein eigenes Konto bei einer englischen Bank. Ich persönlich eröffnete ein eigenes Konto bei der Deutschen Bank schon vor meinem Auslandsaufenthalt. Dadurch konnte ich auf dem Campus ganz bequem und kostenfrei Geld aus einem Barclay´s-Automaten abheben. Darüber hinaus gibt es Veranstaltungen, die Studenten erklären, wie man am besten mit dem eigenen Geld umgeht. Dies ist meiner Meinung nach jedoch eher für Studierende unter 20 Jahren geeignet. Zum Schluss möchte ich noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Zeit in Brighton wunderschön war und ich die Erasmus-Erfahrung keinesfalls missen möchte. Freundschaften mit Personen aus aller Welt werden hoffentlich auch noch lange nach der Zeit in England bestehen bleiben. Falls noch Fragen bestehen, könnt ihr euch jederzeit an mich wenden (a.wolff3@gmx.de). Ansonsten empfehle ich ganz klar: Bewerbt euch an der University of Sussex, ihr werdet es keinesfalls bereuen!