manatiMagazin des Vereins der Tiergartenfreunde Nürnberg eV und
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manatiMagazin des Vereins der Tiergartenfreunde Nürnberg eV und
27. Jahrgang Heft 2 November 2012 Schutzgebühr EUR 2,50 manati Magazin des Vereins der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. und des Tiergartens der Stadt Nürnberg 1912 - 2012 Aus dem Tiergarten 2 Ralf - Der heimliche Star im Manatihaus Tiergarten züchtet Rotaugenlaubfrösche 5 Die Welt der Huftiere von A bis Z – oder: von Antilope über Bison, Gazelle, Kamel und Urwildpferd bis Zebra 100 Jahre Tiergarten Nürnberg Aus dem Tiergarten Ralf - Der heimliche Star im Manatihaus 2 Tiergarten züchtet Rotaugenlaubfrösche Das Revier 7 „Kamelhaus“ im Portrait 8 Grüße aus Teneriffa Was macht eigentlich Schorsch? Liebe Leserin, lieber Leser, kann ich es mir mit einer Tasse Tee und dem manatiHeft in der Hand auf dem Sofa bequem machen, fühle ich mich wohl. Wie geht es Ihnen? Unsere Tiere haben andere Ansprüche und es ist nicht immer leicht, diese Ansprüche der unterschiedlichen Tierarten zu erkennen. Die Jahrestagung des Verbandes Deutscher Zoodirektoren (VDZ) hat sich in diesem Jahr im Tiergarten Nürnberg getroffen, um sich mit dem Wohlergehen von Zootieren zu beschäftigen. Einen Einblick in die Diskussion erhalten Sie in diesem Heft. Damit Sie sich als Besucher in unserem Tiergarten wohlfühlen, versuchen wir auch immer auf Ihre Wünsche einzugehen. Daher freue ich mich besonders, Ihnen berichten zu können, dass wir im kommenden Jahr eine Anlage für Erdmännchen bauen werden. Schon jetzt darf ich dem Verein für seine Bereitschaft danken, die Anlage finanziell zu unterstützen. Für die kommende Adventszeit wünsche ich Ihnen ruhige und friedvolle Momente sowie ein gutes und gesundes Jahr 2013! Ihr Dr. Dag Encke Leitender Direktor Tiergarten Nürnberg Impressum Herausgeber Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. und Tiergarten der Stadt Nürnberg • Redaktion Björn Jordan (ViSdP), Viatisstraße 160, 90480 Nürnberg, manati@tgfn.de; Hans Lichei, Dr. Helmut Mägdefrau, Dr. Nicola A. Mögel (stellv. Chefredakteurin) • Grafikdesign Verena-Kristin Helbach, info@verena-kristin.de • Druck City Druck Nürnberg, Eberhardshofstr. 17, 90429 Nürnberg • Bildnachweis Hugo Bugl S.15; Gerd Decker S.31-32; Manfred Diem S.16, S.21; Thomas Eckert S.7 re.u.; Foto Raabe GmbH S.9; Björn Jordan S.25re. , S.26 li.; Christian Langhans S.6 u., S.7 li.u., S.10, S.11; Nicola A. Mögel S.5, S.6 o., S.33; Mathias Orgeldinger S.12 mitte.u.; Maik Peschke S.18; Stephan Piossek S.25 li., S.26 re.; radopix - fotolia.com S.37; Manuel Schilfarth S.27-28; David u. Micha Sheldon S.12 2.v.re.o., S.24 u.; Kerstin Söder S.12 li.u.; Stadtarchiv S.7 re.o. (A39_Fi_240_B_Straußengehege_1953), S.14 (A38_H_77_09), (A40_L_1623_24_Eingang_1974); Silvia von Fersen S.23; Harald Wagner S.12 li.o, re.o.; Stefan Wiessmeyer S.24; Restliche Bilder Tiergarten-Archiv • Auflage 4 000 Stück • Rechtlicher Hinweis Die Redaktion übernimmt für unaufgefordert eingereichte Manuskripte keine Haftung und sendet diese nicht an die Autoren zurück. • Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe 1. März 2013 • ISSN 1436-7351 manati 2012 | 2 9 Tiere brauchen Sicherheit Vortrag von Dr. Dag Encke bei der Jahrestagung des VDZ 2012 in Nürnberg Im Manatihaus des Tiergartens Nürnberg lebt „Ralf“. „Ralf“ steht als Abkürzung für Rotaugenlaubfrosch (Agalychnis callidryas). Diese Frösche gelten als die farbenprächtigsten Vertreter der Amphibien weltweit. Als dämmerungsaktive Tiere leben die kleinen Frösche jedoch tagsüber meist im Verborgenen. 12 Jubiläumsrückblick 100 Jahre Tiergarten Nürnberg 13 Gebaut unter Hitler und doch kein Nazi-Zoo Der Tiergarten am Schmausenbuck 15 Katzengeschichten Kindersegen bei Geparden und Schneeleoparden - Geparden auf Erkundungstour - Unfall bei den Tigern 16 Neu im Naturkundehaus Boa constrictor und Boa c. constrictor 17 Termine | Veranstaltungen 18 Die Zwergmanguste Ihr Leben in der Natur 19 Tierposter Zwergmangusten 21 Die Zwergmanguste Die Haltung im Tiergarten Nürnberg 22 Tierzugänge | Tierabgänge April 2012 – September 2012 Aus dem Verein 23 Tag der offenen Tür in Mittelbüg Der Tiergarten öffnete Vereinsmitgliedern das zugängliche Gut 24 20 Jahre Yaqu Pacha im Tiergarten Nürnberg Artenschutzprojekte in Südamerika wurden vorgestellt 25 Neun Zoos in sechs Tagen Eine Zootour durch Tschechien und Polen 27 Besuch im Freiland-Aquarium und -Terrarium Stein TierEntdeckerin Ronja Schertl (11 Jahre) berichtet Rotaugenlaubfrosch im Manatihaus im Tiergarten 29 Beschäftigungsprogramme für Zootiere Neues Angebot der Zoobegleiter im Tiergarten 31 Auf nach Norden … “Drei-Bundesländer-Fahrt“ der Tiergartenfreunde Nürnberg vom 6. bis 10. Juni 2012 33 20 Jahre Tierpatenschaften im Tiergarten Tiergartendirektor und Vereinsvorstand dankten den treuen Tierpaten 34 Buchbesprechungen Veröffentlichung zum Jubiläum von Tiergarten und VDZ 35 Veranstaltungen des Vereins der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. Veranstaltungen der „TierEntdecker“ 35 36 Shirts für Tiergartenfreunde 36 Hinweis für Mitglieder Bankeinzug Ihres Mitgliedsbeitrages Erstmals Zuchterfolge bei den Rotaugenlaubfröschen im Tiergarten Eher zufällig kam der Rotaugenlaubfrosch ins Manatihaus. Um das Flusspferdhaus für den Umbau vorzubereiten, räumten die Tierpfleger das Haus und fanden sieben, im geräumigen Terrarium gut verborgene Rotaugenlaubfrösche wieder. Sie setzten die Frösche ins Manatihaus. Dort erlebten die Pfleger nach einem halben Jahr eine echte Überraschung: Über einer versteckt angelegten Wasserstelle hing das auffällige Gelege eines Rotaugenlaubfrosches. Bislang war dessen Nachzucht in Nürnberg noch nicht gelungen. Der Frosch hängt seine Eier in einer geleeartigen Masse über eine Wasserstelle. Dort entwickeln sich die Kaulquappen, bis sie nach etwa zehn Tagen in das Wasser unter ihnen plumpsen. Erschütterungen können allerdings ein vorzeitiges Schlüpfen auslösen. Um das Gelege nicht zu gefährden, wurde es daher mitsamt dem Blatt vorsichtig in eine Box umgehängt. Die geschlüpften Quappen wurden sorgfältig gedrittelt, um die Wahrscheinlichkeit einer Aufzucht zu vergrößern: Ein Teil kam in die Hände der erfahrenen Froschpfleger des Aquariums, ein Teil verblieb in der Schlupfbox im Klima des Manatihauses und ein Teil wurde in das 37 Kinderseite manati 2012 | 2 Aus dem Tiergarten 4 Rotaugen-Laubfrosch Red-eyed Tree Frog Südamerika Art Agalychnis callidryas Ordnung Froschlurche Familie Laubfrösche Größe ca. 8 cm Fortpflanzung 50-70 Eier, Kaulquappen schlüpfen nach 7 Tagen Lebenserwartung ca. 1 Jahr Verbreitung von Süd-Mexiko bis Kolumbien Lebensraum Regenwaldboden Nahrung Insekten Bestand gesichert manati 2012 | 2 Becken zurückgesetzt, das die Mutter für die Quappen ausgewählt hatte. Dann hieß es abwarten. Etwa 50 Tage kann es dauern bis aus den Kaulquappen kleine Frösche werden, die das Wasser verlassen – und in dieser Zeit hingen noch weitere Gelege über der Wasserstelle. Während das zweite und dritte Gelege jetzt an Ort und Stelle bleiben durfte, musste das vierte und fünfte wieder entfernt werden. Das Becken konnte die große Anzahl der Kaulquappen nicht mehr bewältigen. Endlich verließen die ersten Frösche das Wasser und überraschten die Pfleger erneut. Die kleinen Ralfs können anfangs ihre Farbe wechseln. Bei jedem Blick in das kleine Terrarium veränderte sich das Verhältnis von Braun zu Grün. Inzwischen schon kräftig gewachsen, wechseln sie wie auch bei den erwachsenen Tieren üblich nur noch von Hell- zu Dunkelgrün. Tiergartenbesucher können die Metamorphose der Ralfs im Naturkundehaus - im Terrarium der Regenbogenboa - verfolgen. Rotaugenlaubfrosch lebt sogar in Baumkronen Bei den Rotaugenlaubfröschen werden die Weibchen bis zu 77 mm, die Männchen bis zu 50 mm groß. Tagsüber sitzen sie gut getarnt an der Unterseite von Blättern, wobei die roten Augen geschlossen und die orangen Hände, sowie die blauen Bereiche von Beinen Der schlafende Rotaugenlaubfrosch ist gut getarnt. Reißt er die roten Augen auf, erzittert der Feind vor Schreck. und Rumpf unter dem Körper versteckt werden. Die grell gefärbten Körperteile werden abends als optische Signale im Nahbereich zur Revierverteidigung und bei der Partnersuche eingesetzt. Auf größere Entfernungen erfüllen Rufe diese Funktion. Tagsüber reißen die Frösche die roten Augen nur auf, um einen potentiellen Feind abzuschrecken. Im natürlichen Lebensraum, den Wäldern von Mittelamerika, leben die Frösche vom Boden bis ins Kronendach der Bäume, wo die Luftfeuchtigkeit sogar unter 60% sinken kann. Abends gehen die Frösche daher gezielt zum Baden und nehmen über Haut und Harnblase wieder Wasser auf, bevor sie zur täglichen Häutung übergehen. Dabei reißt die alte Haut durch kräftiges Strecken auf, wird mit den Beinen abgestreift und dann gefressen. Wenn Rotaugenlaubfrösche zur Fortpflanzung schreiten, bleiben die Männchen rufend sitzen und die Weibchen wandern zu ihrem Auserwählten, im Terrarium teilweise auch umgekehrt. Konkurrierende Männchen imponieren nicht nur indem sie rufen oder optische Signale abgeben, sondern auch, indem sie mit ihren Beinen Äste zum Vibrieren bringen. Treffen Männchen dennoch direkt aufeinander, folgen kräftiges Treten oder sogar Ringkämpfe. Findet sich ein Paar zusammen, klammert sich das Männchen im Achselbereich des Weibchens fest, beide nehmen Wasser in die Harnblase auf und klettern zur Eiablage an Blätter über geeignete Wasserstellen, wobei sie nicht wählerisch sind. Nicht nur über Pfützen, Weihern und Fließgewässern laichen sie ab, sondern auch über den Regenwassertonnen bei menschlichen Behausungen. Die Eiablagestellen sind meist 20 – 40 cm, aber auch bis zu drei Meter über dem Wasser. Die Gelege mit bis zu 50 Eiern werden von den Eltern mit dem mitgeführten Wasser noch benetzt. Danach bleibt der Nachwuchs sich selbst überlassen. Zu Beginn haben die noch im Ei befindlichen Kaulquappen Außenkiemen, die sich aber nach dem Schlupf mit etwa sieben Tagen zurückbilden. Durch mechanische Reize, wie Regen, manchmal aber auch Störungen, schlüpfen die Kaulquappen und tropfen ins darunter liegende Wasser. Wenn die Eltern bei der Anlage des Geleges falsch gepeilt haben, haben die Kaulquappen noch eine geringe Chance, mit schnalzenden Bewegungen doch noch die Wasserstelle zu erreichen. Im Wasser entwickeln sich die Kaulquappen zügig. Zuerst wachsen die Hinterbeine, dann die Vorderbeine. Von da an wird bis zum Landgang keine Nahrung mehr aufgenommen und der Schwanz als Energielieferant rückgebildet. Während die Kaulquappen überwiegend an der Wasseroberfläche treibendes Pflanzenmaterial abweiden, fressen die Frösche, je nach Größe, allerlei Wirbellose, im Manatihaus hoffentlich auch in großer Anzahl die nachtaktiven Schaben. Die ersten zwanzig Jungfrösche wurden schon wieder ins Manatihaus gesetzt. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Suche nach ihnen... Helmut Mägdefrau • Christiane Thiere manati 2012 | 2 Aus dem Tiergarten Die Welt der Huftiere von A bis Z – oder: von Antilope über Bison, Gazelle, Kamel und Urwildpferd bis Zebra 6 Das Revier 7 „Kamelhaus“ im Portrait R Gitta Jahns kümmert sich um eine Handaufzucht bei den Kropfgazellen. evierleiterin Gitta Jahns ist hin- und hergerissen. Fünf weibliche Kitze haben die seltenen Kropfgazellen im Sommer 2012 im Tiergarten Nürnberg zur Welt gebracht. Eine stolze Zahl. Doch bei der Aufzucht sind Gazellenmütter heikel und lassen sich leicht stören, so dass in diesem Jahr nur zwei Mütter ihre Jungtiere selbst aufziehen. So hat sich das Tierpflegerteam zur Handaufzucht der übrigen drei Kleinen entschlossen. Der Tiergarten Nürnberg gehört zu den wenigen Zoos, die Kropfgazellen halten und die Experten von Revier 7 wissen, wie stark die Tiere in ihrer ursprünglichen Heimat, der asiatischen Trockensteppe, im Bestand gefährdet sind. Daher setzen sie vieles daran, diese Tierart zu erhalten. Huftiere haben Tradition im Tiergarten Nürnberg. Bei seiner Gründung 1912 beherbergte der Zoo Bisons, ElenAntilopen und Kropfgazellen, gleich daneben Strauße, Emus und Kasuare, eine weniger bekannten Laufvogelart. Mit dem Umzug an den Schmausenbuck 1939 wurden manati 2012 | 2 eine afrikanische, amerikanische, indische und eine asiatische Steppe nachempfunden. Kamele und Dromedare wurden vom alten Standort übernommen oder zum Umzug neu gekauft. Noch die Aktiengesellschaft erwarb ein seit Mai 1938 eingestelltes Watussi-Rinderpaar samt dem in Nürnberg geborenen Kuh-Kalb. 1939 siedelten die mit imposanten Hörnern ausgestatteten Tiere in den neuen Tiergarten über und wurden dort bis 1990 gehalten. Doch verglichen mit Affen und Bären sind auch die imposantesten Huftiere keine wirklichen Publikumsmagnete. Gerade wenn aus zoologischer Sicht sinnvolle, kleine Tiergruppen auf großen Anlagen gehalten werden, kritisieren Zoobesucher den geringen Tierbesatz. Die Pfleger des Reviers 7 kennen die schnellen Besucherblicke, die sich suchend nach dem Gehegeschild umschauen. Sind das Kühe dort hinten? Nein, Antilopen. Genauer gesagt, die schwergewichtigen Elen-Antilopen. Sie tummeln sich zusammen mit einer Herde Böhmzebras und den großen Blauhalsstraußen auf der Afrikaweide. Durch diese Tiergemeinschaft gibt es für jedes Mitglied stets Beschäftigung. Das ist für die Tiere abwechslungsreich. Für geduldige Zoobesucher bieten sich interessante Bilder - und nicht selten versetzt auch der Einsatz der Tierpfleger die Besucher in Bewunderung. Die Arbeit in Revier 7 ist für die drei Tierpflegerinnen und vier Pfleger körperlich anspruchsvoll. Immer wieder geht es steil bergauf, ein Segen, dass die schweren Schubkarren mit einem Motor unterstützt werden. Im Tiergartenjargon läuft das Revier 7 unter dem Begriff „Kamelhaus“. Dieses Haus gibt es wirklich und das schon seit 1939. Es steht versteckt in der östlichen Schleife des mittleren Wegs, unweit des Kiosks am Kinderzoo. Das Kamelhaus, das Ställe und Pflegerräume beherbergt, verfügt mit seiner versteckten Südterrasse über eine Oase der Ruhe: selbst im größten Trubel können sich Zoobesucher dorthin zurückziehen, um friedlich fressende Trampeltiere und Kulane zu beobachten. Das Malmen von Aka, Akiba und Ronja, den drei Trampeltieren, ist durch nichts zu stören. Auch die kleine Cleo, die ihrer Mutter, der Kulanstute Quecke, nicht von der Seite weicht, beeindruckt die Kamele nicht. Kulane, auch Turkmenische Onager genannt, sind Halbesel. Ihre Statur erinnert an ein Pferd, Ohren und Schweif an einen Esel. Der Laut der Kulane liegt zwischen Pferdewiehern und Eselsgeschrei. Ebenfalls Nachwuchs gab es im Sommer 2012 bei den Przewalski- oder Urwildpferden, deren Gehege sich oberhalb des Kamelhauses befindet. Die Herde hat die beiden Fohlen gut aufgenommen. Zum Schlafen lassen sich die Fohlen auf die Seite fallen und strecken alle Viere von sich. So manchen Besucher macht dieses für Pferde ungewöhnliche Verhalten glauben, die jungen Tiere seien tot. Doch die Tierpfleger erläutern gerne die Eigenarten ihrer jungen Schützlinge. „Auch wenn Tiere auf der Anlage geboren werden“, erzählt die Revierleiterin, „stehen wir Pfleger den Besuchern Rede und Antwort. Oft benötigen die Besucher mehr Betreuung als unsere Muttertiere. Die managen die Geburt ganz allein.“ Die Urwildpferde brauchen auch keinen Hufschmied. „Der Boden ist hier sehr gut“, weiß die Pflegerin, „die Hufe arbeiten sich auf und brechen an einer Art Sollbruchstelle gewollt ab.“ Seit 2011, nach einer etwa dreijährigen Pause zur Sanierung der Pferdeanlage, gibt es wieder einen Hengst in der achtköpfigen Herde. Für Gitta Jahns ist es keine Eine Oase der Ruhe: Gitta Jahns genießt den Blick von der Terrasse des Kamelhauses auf die gemächlichen Trampeltiere. Ein Trampeltier lässt sich auch von einem neckischen Kulan nicht aus der Ruhe bringen. manati 2012 | 2 Aus dem Tiergarten Aus dem Tiergarten Grüße aus Teneriffa 8 Was macht eigentlich Schorsch? In diesem Jahr wurde der am 3. März 1972 im Tiergarten Nürnberg geborene Gorilla Schorsch 40 Jahre alt. Schorsch wurde 1994 im Rahmen des Europäischen Erhaltungsprogramms (EEP) nach Teneriffa verfrachtet, um in der ersten Junggesellengruppe für Gorillas in Europa zu leben. Unser spanischer Praktikant Justino Sagredo erkundigte sich bei Zootierarzt David Perpinan nach dem Befinden des Jubilars. David Perpinan, der Leiter der Veterinärabteilung von Loro-Parque, und externe Gorillaexperten beobachten den Gesundheitszustand des betagten Silberrückens. Manati: Schorsch hat bereits ein recht hohes Alter für seine Art erreicht. Wie geht es ihm? David Perpinan: Schorsch hat seit sieben Jahren Probleme mit den Augen und ist seit etwa fünf Jahren vollständig erblindet. Seither geht er nicht mehr ins Außengehege, sondern hält sich nur noch drinnen auf. Von dort hat er Zugang zu einer weitläufigen Sonnenterrasse. Seit sein Freund Maayau letztes Jahr Ende Dezember gestorben ist, lebt Schorsch allein. Aber er ist recht aktiv. Er klettert zum Beispiel auf Baumstämme. Welche Erfahrungen haben Sie mit ihm seit seiner Ankunft auf Teneriffa gemacht? Da muss ich die große Freundschaft und engen Bande, die Maayabu und Schorsch viele Jahre miteinander gepflegt haben, hervorheben. Es gipfelte darin, dass sich die beiden ein Abteil teilten. Das kommt sehr selten in einer Gruppe von männlichen, ausgewachsenen Gorillas vor, da es dort oft Streit ums Futter gibt. Bei der Eröffnung des Tiergartens am Schmausenbuck 1939 war das Kamelhaus (oben links, weiter im Uhrzeigersinn) mit Stroh gedeckt. Im Straußengehege gab es 1953 auch die imposanten Watussi-Rinder und Zebras. Die Böhmzebras leben auf der Afrikaweise zusammen mit Blauhalsstraussen und Elenantilopen. Das Fohlen der Urwildpferde wächst in einer intakten Gruppe auf. Frage, dass die fohlenden Stuten in der Gruppe bleiben. „Denn so können die jungen Stuten erfahrene Mütter bei der Aufzucht beobachten und von ihnen lernen.“ Die jungen Hengste verlassen mit etwa eineinhalb Jahren die Herde und werden in der Junggesellengruppe im Wildpferde-Projekt Tennenlohe untergebracht. Dort lassen sie sich drei bis vier Jahre lang gut beim Auswachsen beobachten und entwickeln sich in der Regel zu umgänglichen Hengsten. Einige Nürnberger Urwildpferde wurden bei einem Auswilderungsprojekt wieder in den ursprünglichen Lebensraum der seit 1968 ausgerotteten Tierart, die Mongolei, zurückgebracht. Ein ähnliches manati 2012 | 2 Projekt ist in Kasachstan in der Planung. Im Tiergarten Nürnberg erkennen die wilden Pferde Gitta Jahns als Herdenmitglied an. Sie tritt bestimmt auf und setzt sich durch. Betritt die Pflegerin das Gehege, spricht sie mit ihren Schützlingen, die sie - wie alle Pfleger des Reviers - gut zu unterscheiden vermag. Jahns nimmt sich die Zeit, die ihre Tiere brauchen, um sie zu verstehen. Die Spielregeln sind klar. Von der vollen Futterkarre wird nicht gefressen. Laut wird sie nicht. „Das würde auch nichts nützen“, so Gitta Jahns, „die Pferde verstehen meine Körpersprache sowieso viel besser.“ Nicola A. Mögel Wie hat sich Schorsch eingefügt, als man ihn in eine Gruppe junger Gorillas integrierte? Am Anfang fiel es ihm ein bisschen schwer, was normal ist in einer solchen Situation. Aber nach kurzer Zeit wurde er von der Gruppe akzeptiert. Die Gruppe bestand damals aus vier Tieren, von denen zwei sehr jung, die beiden anderen schon etwas älter waren. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt setzt sich die Gruppe aus fünf Gorillas zusammen. Schorsch gehört als sechster Gorilla aufgrund seines Augenleidens nicht dazu. Wie groß ist das Gehege, in dem er lebt? Er hat 750 Quadratmeter ganz für sich allein zur Verfügung. Dazu zählen seine Rückzugsmöglichkeiten drinnen sowie das Außengelände. Dort besitzt er eine Burg aus Eukalyptusstämmen, in der er sich wohl fühlt. Welche Gewohnheiten hat er heute? Mit der Zeit wurde er weniger aktiv und verbringt viel Zeit mit Faulenzen. Deshalb haben wir für ihn ein spezielles Beschäftigungsprogramm entwickelt, das sein Alter und seine Behinderung berücksichtigt: so arbeiten wir zum Beispiel häufig mit Düften, Klängen und Berührungen. Was frisst Schorsch gerne? Schorsch ist sehr wählerisch, was das Futter betrifft. Er liebt Bananen, Grapefruits, Paprika, Sellerie sowie frische Palmenblätter oder Blätter von anderen Bäumen, die wir im Park haben. Hat Schorsch einen Liebling unter den Tierpflegerinnen oder Pflegern? Wir sind nur männliche Tierpfleger im Loro Parque und kümmern uns alle sehr liebevoll um dieses Tier. Ich kann sagen, dass Schorsch in seiner Jugend ein außergewöhnlicher, charakterstarker Gorilla war. Trotz seines fortgeschrittenen Alters hat er sich seinen speziellen Charme erhalten. Damit zieht er die Blicke auf sich und zaubert uns oft ein Lächeln ins Gesicht. Übersetzung aus dem Spanischen von Daniela Dürnberger manati 2012 | 2 Aus dem Tiergarten Tiere brauchen Sicherheit 10 Vortrag von Dr. Dag Encke bei der Jahrestagung des VDZ 2012 in Nürnberg A Für das offzielle Gruppenfoto der VDZ-Tagung 2012 versammelten sich die Teilnehmer in der Delphinlagune uf Einladung des Tiergartens Nürnberg hat der Verband Deutscher Zoodirektoren (VDZ) seine Jahrestagung in diesem Jahr in Nürnberg abgehalten. So durfte der Tiergarten Nürnberg in seinem Jubiläumsjahr zum fünften Mal – nach 1949, 1954, 1962 und 1979 – die Jahrestagung des Verbandes ausrichten. Der VDZ wurde 1887 und damit vor 125 Jahren als eine Vereinigung leitender Tiergärtner öffentlicher Zoologischer Gärten oder ähnlicher Einrichtungen gegründet. Für den VDZ sind Zoologische Gärten im Interesse der Allgemeinheit arbeitende Kulturinstitute, in denen Wildtiere nach den Erkenntnissen der Tiergartenbiologie sowie in Übereinstimmung mit den geltenden Gesetzen gehalten werden und die sich den folgenden Aufgaben und Zielen verpflichtet fühlen: Wirken als naturkundliche Bildungsstätten, Förderer des Natur- und Artenschutzes, Forschungsstätten und Einrichtungen zur Erholung und Freizeitgestaltung. manati 2012 | 2 Der VDZ ist einer der ältesten Zoo-Verbände der Welt. Die genannten und in der Satzung des VDZ definierten Aufgaben und Ziele eines Zoos wurden 1999 sogar zur gesetzlichen Handlungsgrundlage als sie der Europäische Rat in seine Richtlinie über die Haltung von Wildtieren in Zoos aufgenommen hat (Richtlinie 1999/22/ EG vom 29. März 1999). Bei der jüngsten Jahrestagung des Verbands vom 6. bis 9. Juni 2012 in Nürnberg trafen sich Direktoren aus Zoos im deutschsprachigen Raum, um sich vor allem mit der Forschung im Zoo und dem Wohlergehen von Zootieren zu beschäftigen. Auch Mitarbeiter des Tiergartens Nürnberg hielten spannende Vorträge. So widmete sich Tiergartenvize Dr. Helmut Mägdefrau in seinem Beitrag am Beispiel des Manatihauses der oft komplexen Güterabwägung zwischen der Gestaltung sich selbstregulierender Kleinbiotope in modernen Gehegen einerseits und dem Ausmaß des damit verbundenen Kontrollverlusts für Gepardenmutter Kelly ist beschäftigt mit ihrem quirligen Nachwuchs. das Zoopersonal andererseits. Ein Plädoyer für die Forschung im Zoo hielt Nürnbergs Kurator für Forschung und Artenschutz, Dr. Lorenzo von Fersen. Forschung brauche kontrollierte Bedingungen, so der Biologe, um exakte Aussagen treffen zu können. Vielerorts sind in der freien Wildbahn solche Bedingungen nicht zu schaffen, so dass nur in Zoos entsprechende Rahmenbedingungen für die Forschung möglich sind. Dr. vet. Katrin Baumgartner, Tierärztin im Tiergarten Nürnberg, stellte in ihrem Referat erste Untersuchungsergebnisse einer Doktorarbeit über nicht-invasive Hormonuntersuchungen bei Delphinen vor. Tiergartendirektor Dr. Dag Encke diskutierte in seinem Vortrag Überlegungen zu einer möglichen Bedürfnishierarchie bei Säugetieren. Im nachfolgenden Gespräch mit Manati-Redakteurin Nicola A. Mögel erläutert Encke seine Überlegungen: Manati: Woran machen Sie Bedürfnisse von Zootieren fest? Dr. Dag Encke: Es ist nicht immer leicht, die Ansprüche unterschiedlicher Tierarten zu erkennen. Ich frage mich zum Beispiel „Wann fühlt sich ein Wisent wohl?“ und stelle mir die Tiere in ihrer angestammten Landschaft vor. Oder ich betrachte ein Foto von eng an eng im Wasser liegenden Seekühen und frage mich „Wie viel Wasser braucht eine Seekuh um sich herum?“ Eine gute Tierhaltung bedeutet mehr als nur die gute Ernährung der Tiere. Was brauchen Zootiere wirklich? Jede Tierart hat natürlich andere, artspezifische körperliche Bedürfnisse. Diese müssen wir erkennen. Denn wir müssen diese Bedürfnisse erfüllen, damit unsere Tiere im Zoo gesund bleiben. Daher sorgen wir dafür, dass die Tiere keinen Hunger und Durst leiden, dass sie keine Krankheiten haben, weder frieren noch überhitzen und manati 2012 | 2 Aus dem Tiergarten Aus dem Tiergarten Jubiläumsrückblick 12 100 Jahre Tiergarten Nürnberg ihre Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt wird. Doch wirklich entscheidend ist es, die artspezifischen psychischen Bedürfnisse eines Tieres zu erkennen und zu erfüllen. Denn das ist essentiell für das Wohlbefinden des Tieres in Menschenhand. Zu fragen ist: welches seiner Verhaltensmuster muss es für sein Wohlergehen auch bei uns im Tiergarten ausleben können? Welches Verhaltensmuster würde es selbst zu vermeiden suchen, wenn es nicht für sein eigenes Überleben darauf angewiesen ist? Muss das Tier physische Maximalleistungen erbringen, also so schnell rennen wie es kann? Muss es große Distanzen überwinden, etwa soweit schwimmen wie möglich? Braucht es den Kampf auf Leben und Tod? Ein Gepard ist der schnellste Läufer unter den Tieren. In einem Zoo kommt er niemals dazu, seine Schnelligkeit auszuprobieren. Fehlt dem Gepard dann nicht doch etwas im Zoo? In der Wildnis rennt der Gepard um zu jagen, um seine Ernährung sicher zu stellen. Dafür muss er enorme Spitzengeschwindigkeiten erreichen. Es muss ihm gelingen, Beute zu machen. Ohne Jagderfolg kann er höchstens zwei bis drei Sprints hintereinander machen. Sein Ziel ist es nicht schnell zu laufen, sondern sich und vor allem den Nachwuchs zu ernähren. Seine Energie steckt er in den Nachwuchs. Schafft es ein Gepard nicht, mit seiner Energie zu haushalten, überleben er selbst und sein Nachwuchs nicht. Oder anders gesagt: Der Gepard will nicht rennen, sondern fressen – und zwar so sicher und energiesparend wie möglich. Daraus folgt für mich: Ohne Sicherheit gibt es in der Tierwelt kein Wohlbefinden – und nicht nur da. Tiere streben nach territorialer und sozialer Sicherheit, also einer sicheren Umgebung im doppelten Sinne. In einem grundsätzlich geeigneten Gehege fühlen sie sich sicher vor Eindringlingen, nicht etwa gefangen. Für viele unserer Tiere ist die einzige Sicherheitslücke im Gehege der Zugang für die Pfleger. Umso wichtiger ist es, dass ein enges Vertrauensverhältnis zum Pfleger diese Lücke schließen hilft. Entsteht in der Tiergruppe selbst eine soziale Notsituation, dann darf das Gehege nicht zur Falle für die schwächeren Tiere werden. Ebenso wichtig ist also die soziale Sicherheit. Dazu gehören stabile Gruppenverbände, denn auch sogenannte „Einzelgänger“ wie Bären sind sozial kompetent und bedürftig. Bei manati 2012 | 2 Kampfsituationen und im Fall von Konkurrenz müssen alle Tiere Zuflucht finden können. Auch hier gilt: Weder das Gehege noch die Gruppenzusammensetzung dürfen zur Falle werden. Dann ist die erreichte Sicherheit das wesentliche Merkmal für Wohlbefinden? Nein, natürlich nicht. Sicherheit ist die Basis für das Wohlbefinden. Würden sich die Tiere bei uns in wohliger Sicherheit wiegen, wären sie zwar gesund und zufrieden, vermutlich sogar recht fruchtbar und würden uralt, doch sie wären auch bald träge, satt und fett. Herausforderungen fördern das Wohlbefinden. Unsere Tiere brauchen Motivation. Wir müssen ihnen das Leben schwermachen, durch Enrichment-Maßnahmen den Alltag spannend gestalten. Eine Tierhaltung ohne Stress ist nicht optimal. Stress ist ein natürlicher und physiologisch wichtiger Teil des Lebens. Spannendes zum Enrichment bei Tieren lesen Sie in dieser Manati-Ausgabe auf den Seiten 29 und 30. Die Bedürfnis-Hierrarchie Motivation (agil/wach/bereit) Im Jubiläumsjahr gab es eine breite Palette von Veranstaltungen im Tiergarten Nürnberg. Herausragend waren für die Zoobesucher das Geburtstagsfest und die Blaue Nacht im Mai wie auch der Tiergarten bei Nacht im Juli. Hinzu kamen ein Thementag im März, ein Filmvortrag im Mai, die Stadt(ver)führungen im September und die Fledermausnacht im Oktober. Bei einem Festakt im Alten Rathaus am 24. Mai eröffnete Bürgermeister Horst Förther die Wanderausstellung „100 Jahre Tiergarten“. Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly und Dr. Thomas Kauffels, der Präsident des Verbandes deutscher Zoodirektoren, würdigten das 100jährige Bestehen des Tiergartens. Die deutschen Zoodirektoren kamen zur Jahrestagung des VDZ im Juni und die Zoogärtnerschaft traf sich bei der Versammlung von Zoogrün e.V. im September im Nürnberger Zoo. Tiergartendirektor Dr. Dag Encke und sein Stellvertreter Dr. Helmut Mägdefrau verteilten den Geburtstagskuchen im Raubtierhaus an die Besucher Beim Geburtstagsfest signierte der Nürnberger Grafiker Fritz Henry Oerter das von ihm entworfene Jubiläumsplakat Während der Jubiläumswoche vom 11. bis 17. Mai 2012 ging der Tiergarten auf Tour quer durch Nürnberg: Dutzendteich, Tiergärtnertor und Hauptbahnhof gehörten zu den insgesamt sieben Stationen. Im Gespräch beim Festakt im Rathaus: Bürgermeister Horst Förther und Tiergartendirektor Dag Encke mit dem „Spezi“ Klaus Schamberger, der dem Tiergarten eine launige Rede widmete. Reproduktion mit physischer Integrität (satt/gesund/fit) Sicherheit (territorial/sozial) Die Jubiläumsausstellung „100 Jahre Tiergarten Nürnberg“ – seit Mai bis Ende November 2012 im Naturkundehaus, in der Ehrenhalle (Altes Rathaus) und in der HypoVereinsbank Bayreuth zu sehen. Bei der Fledermausnacht im Oktober umflogen die Blütenfledermäuse die Besucher. Ralph Simon von der Uni Erlangen demonstrierte die Echolaute der Fledermäuse. Der Tiergarten Nürnberg präsentierte sich auf der „Blauen Nacht“ im Nürnberger Schmuckhof zusammen mit dem Berliner Fotokünstler Sven Hoffmann. manati 2012 | 2 Aus dem Tiergarten Gebaut unter Hitler und doch kein Nazi-Zoo 14 Der Tiergarten am Schmausenbuck E in Besucher des Tiergartens wird gleich am Eingang mit großen Lettern auf das Jahr 1939 verwiesen. Die beiden Bronzestatuen und die wuchtigen Sandsteinsäulen des Verwaltungsgebäudes werden ihn an die Architektur-Ästhetik des Nationalsozialismus erinnern, ebenso einige der Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen. Dieser Eindruck ist stärker als bei jedem der acht anmanati 2012 | 2 deren Zoos (im VDZ), die zwischen 1933 und 1939 in Deutschland entstanden sind. Der Tiergarten am Schmausenbuck ist sowohl von der Fläche, als auch vom Tierbestand mit Abstand der bedeutendste Neubau der NS-Zeit. Ein Neubau in der „Stadt der Reichsparteitage“, der „Führerstadt Nürnberg“, der „Gauhauptstadt Frankens“. Glaubt man den Aussagen von „Reichspressechef“ Otto Dietrich, empfand Hitler das fränkische Land als die deutscheste aller Landschaften. Bekanntermaßen hatte der Diktator ein Faible für das mittelalterliche Nürnberg. Und die Tiergartenplaner greifen – ob bewusst oder unbewusst - diese romantisierende Verbindung auf: „Die Gesamtanlage (…) wird sich mit den geschaffenen Ausblicken zur Stadt, zur Burg und zum ReichsparteitagGelände harmonisch in die fränkische Landschaft einfügen“, schreibt das Gartenbauamt im städtischen Rechenschaftsbericht von 1938/39. So entstand ein Landschaftszoo mit Architekturzitaten von fränkischen Bauern- und Fachwerkhäusern. Ausgelöst durch Hitlers Planungen für das Parteitagsgelände, verortet durch NS-Oberbürgermeister Willy Liebel und geplant unter der Oberleitung von Walter Brugmann, dem Bauleiter des Parteitagsgeländes, wurde in zwei Jahren ein Zoo aus dem Boden gestampft, den Hitler kurz vor der Eröffnung im kleinen Kreis als „schönsten Tiergarten Deutschlands“ bezeichnet hat. Aufgrund dieser Vorgeschichte könnte man erwarten, dass der Tiergarten als nationalsozialistischer Musterzoo gebaut wurde. Wobei noch zu klären wäre, wie sich die NS-Ideologie im Detail auf Architektur, Landschaftsgestaltung, Tierbestand und Selbstverständnis des Tiergartens ausgewirkt hätte. Andererseits muss man feststellen, dass die Nazis offenbar wenig Interesse an Zoologischen Gärten hatten. Keiner der anderen Neubauten wurde von einer NS-Organisation oder mit deren maßgeblicher Hilfe verwirklicht. Auch kam es erst Anfang 1941 zur Vorbereitung eines „Reichsverbandes“ durch den Berliner Zoodirektor Lutz Heck. Die „Gleichschaltung“ wurde jedoch kriegsbedingt nicht mehr durchgeführt. Trotzdem arbeiten die deutschen Zoos nicht im ideologiefreien Raum. Der „Zoologische Garten“ Frankfurt wird 1934 in „Städtischer Tiergarten“ umbenannt. In Berlin baut man 1937 auf einem Erweiterungsgelände den Das Verwaltungsgebäude 1939 und die Portalfiguren von 1912 nach ihrem Umzug an den Schmausenbuck. „Deutschen Zoo“, in dem fast ausschließlich einheimische Tierarten gezeigt werden. Einige Gehege-Schilder sollen mit Hakenkreuzen geschmückt gewesen sein. Im Tierpark Hagenbeck wird 1939 ein Stall eingeweiht, der das „Bild der hochwertigen deutschen Viehzucht“ vermitteln soll. Alle Neugründungen in Augsburg, Bochum, Duisburg, Heidelberg, Krefeld, Osnabrück, Rheine und Straubing vermeiden das Fremdwort „Zoo“, wohl nicht zuletzt, weil es für eine exotische Tierkollektion steht. Einheimische Wild-, Haus- und Nutztiere rücken vielerorts in den Fokus, die Neugründungen in Osnabrück und Rheine („Heimattiergarten“), sowie Augsburg („Park der deutschen Tierwelt“) bezeugen diese Spezialisierung sogar mit ihrem Namen. Ausgerechnet in Nürnberg folgt man diesem Trend nicht. Zwar verkündet die nationalsozialistische „Fränkische Tageszeitung“, dass der erste Tiertransport an den Schmausenbuck mit „22 Prachtexemplaren von deutschen Edelhirschen und deutschem Damwild“ bestückt war. Zwar betitelt die von Willy Liebel herausgegebene „Nürnberger Schau“ ihr Tiergartenheft (Mai 1941) mit einem nordisch-robusten Haustier, dem Schottischen Hochlandrind. Doch die Tiergartenleitung setzt andere Akzente. Der von Direktor Karl Thäter verfasste „Tiergarten-Führer“ (1939) wirbt auf dem Titelbild mit einem überlebensgroßen Orang-Utan. Daneben sind drei (exotische) Flamingos zu sehen und ein Wisent oder Bison, der auf der Wiese steht. Da im Text ausdrücklich erwähnt wird, dass der Europäische Wisent im Gegensatz zum Amerikanischen Bison ein Waldtier ist, dürfte auf dem Cover keine „einheimische“ Tierart abgebildet sein. Auch unterbleibt in der Publikation jede sprachliche Germanisierung der mitteleuropäischen Fauna. In seiner Funktion als Direktor des Alten Tiergartens hat Thäter 1929 einen „Führer durch den Tiergarten“ geschrieben, in dem ca. 120 Arten vorgestellt werden. Die Quote einheimischer Vertreter liegt bei ca. 20 Prozent. Diese Quote hat sich auch am neuen Standort nicht geändert, wie ein Vergleich mit der Publikation von 1939 zeigt. Am Schmausenbuck gab es zwar deutlich weniger Arten und einige Tiergruppen fehlten gegenüber dem Bestand am Dutzendteich, doch der beherrschende Anteil exotischer und damit publikumswirksamer Tiere blieb erhalten. Auch auf der Einladungskarte des Oberbürgermeisters zur Eröffnung des „neuen Tiergartens am Schmausenbuck“ – die im Übrigen keine Parteisymbole enthält - dominieren die Exoten. Die Tatsache, dass der naheliegende Titel „Tiergarten der Stadt der Reichsparteitage“ weder im behördlichen Schriftverkehr verwendet, noch von der Presse hervorgehoben wurde, akzentuiert den rein städtischen Charakter des Neubaus als Akt der Wiedergutmachung. Wusste man doch, dass die Bevölkerung den Abriss des geliebten Alten Tiergartens der NSDAP anlastete. Bei der Eröffnungsfeier am 5. Mai 1939 trat die Partei ins zweite Glied. Gauleiter und „Zweckverband Reichsparteitag“ schickten Stellvertreter, die oberste Führung aus Berlin glänzte durch Abwesenheit. Abgesehen von den obligatorischen Hinweisen auf den „Führer“, vermittelte die Presse in Wort und Bild den Eindruck einer städtischen Veranstaltung, deren überregionale Strahlkraft auf die Zoogemeinschaft beschränkt blieb. Hitler hatte den Tiergarten schon am Nachmittag des 2. Mai besucht, ohne sich öffentlich zu äußern. Der „größte und schönste deutsche Tiergarten“ taugte offenbar nicht zur Parteipropaganda. Ein Besucher, der den Tiergarten nach dem Reichsparteitag betrat, konnte also nichts Wesensverwandtes vorfinden. Das lässt sich noch an vielen anderen Beispielen aufzeigen. Nur so viel: Die Bronzestatuen von Philipp Kittler stammen von 1912. Und die Tiergartenbauten wurden im Heimatschutzstil errichtet, der zwar von den Nazis vereinnahmt, jedoch lange vor Gründung der NSDAP propagiert wurde. Mathias Orgeldinger manati 2012 | 2 Aus dem Tiergarten Aus dem Tiergarten Katzengeschichten Neu im Naturkundehaus Kindersegen bei Geparden und Schneeleoparden - Geparden auf Erkundungstour - Unfall bei den Tigern Boa constrictor und Boa c. constrictor S ie sind die Kelly-Family des Tiergartens. Fast genau zwei Jahre nach ihrem letzten Wurf brachte Nürnbergs Gepardenmutter Kelly am 21. März 2012 wieder Nachwuchs zur Welt und das gleich fünffach. Drei Jungs, Thabo, Kalungu und Kigali, und ihre Schwestern Kiara und Kya. Die 2006 in Irland geborene Gepardin Kelly kam Ende 2008 in den Tiergarten Nürnberg. Dort traf sie auf den seit März 2006 in Nürnberg lebenden Geparden Turbo (geboren 2002 in Münster). Bereits im April 2010 brachte Kelly vier Jungtiere zur Welt und zog ihren Nachwuchs erfolgreich auf. Doch bei Geburten ist es in diesem Jahr bei den Geparden nicht geblieben. Schon im Januar machte Gepard Turbo seinem Namen alle Ehre. Der Kater übersprang den mindestens 2,70 Meter hohen Zaun seines Geheges. Vermutlich hat ihn eine vorbeitrabende Ponygruppe zu diesem Megasprung animiert. Bei seiner Attacke auf das Pony Graziella zog Turbo jedoch den Kürzeren. Der Pferdehuf traf den Kater schmerzhaft in die Flanke. Eine echte Gefahr für die Besucher ging von dem - im Gebüsch verharrenden - Geparden nicht aus. Geparden gehören in eine gemeinsame Gefahren-Kategorie mit Hirschen. Sie zählen nicht zu den besonders gefährlichen Tieren wie etwa Tiger. Trotzdem ist so ein Ausbruch nicht völlig harmlos, das Tier ist verstört und nicht berechenbar. Für noch mehr Spannung sorgte dann im Sommer wieder ein Gepard. Dieses Mal war es ein Kleiner. Im Juni entstand Panik im Gepardengehege, weil sich eines der Jungtiere im Holunderbusch verfangen hatte. Die Pfleger wollten dem Tier helfen, was von der Gepardenmutter als Angriff auf ihren Nachwuchs missverstanden wurde. Ihr Warnruf brachte den ganzen Wurf in Panik und so manati 2012 | 2 sprang plötzlich eines der Raubkätzchen aus Angst über den Zaun und entwischte. Einen ganzen Tag lang blieb der kleine Gepard verschwunden. Zoobesucher kamen ihm schließlich auf die Schliche. Zusammen mit seiner durch das Klettern im Busch verletzten Schwester Kiara wurde der ausgebüxte Kalungu im Stall untergebracht, um von Pflegern und Gepardin umsorgt zu werden. Weniger gut endete das oft ausgelassene Spiel der beiden Tiger Cornelius und Claudius. Die beiden 2006 in Ostrava in der Tschechischen Republik geborenen Tiere lebten von Geburt an zusammen und haben sich sehr gut verstanden. Ihr Verhalten war nicht aggressiv, doch am 16. Oktober 2012 passierte ein Unglück, das Cornelius nicht überlebte. Ein verschobener Halswirbel, verursacht durch eine spielerische Rangelei mit seinem Bruder, führte zu seinem Tod. Die beiden Tiger waren im Tiergarten Nürnberg zu Gast. Nürnbergs Sibirischer Tiger Jantar, dessen Lebensgefährtin Sigena im Januar starb, verließ den Tiergarten am 14. Mai 2012 in Richtung Tierpark Chemnitz, wo eine einzelne Tigerin zu Hause war. Der Nürnberger Zoo übernahm dafür Cornelius und Claudius aus dem Zoo Straubing, damit dort die Anlage umgebaut werden konnte. Um mit einer schönen Geschichte abzuschließen, sollen Istar und Jata nicht unerwähnt bleiben. Genau einen Monat nach den kleinen Geparden kamen am 21. April 2012 die beiden Schneeleoparden im Tiergarten zur Welt. Die Töchter von Pia (geboren 2003 in Krakau, Polen) und Indra (geboren 2005 in Szeged, Ungarn) waren wie alle neugeborenen Schneeleoparden ziemlich dunkel gezeichnet. Mittlerweile haben sie sich ein hübsches hellgraues Fell mit schwarzen Flecken zugelegt. Nicola A. Mögel 16 „Göttliche Schönheit“: Boa constrictor im Naturkundehaus P ünktlich zum Herbstbeginn zogen eine Abgottschlange (Boa constrictor) und zwei Rotschwanzboas (Boa c. constrictor) ins Naturkundehaus. Die Mexikaner verehrten die Abgottschlange als Boten oder Abgesandten der Götter, daher vermutlich der deutsche Name. Die Rotschwanzboa ist eine Unterart der Abgottschlange und unterscheidet sich von ihr durch ihr fleckiges, rostrotes Muster am Schwanzende. Bis auf diese Abweichung sehen sich beide Boas mit ihrer beige-hellbraunen Grundfärbung und einer rautenförmigen, dunkelbraunen Zeichnung, mittig mit ovalen, weißen Flecken, sehr ähnlich. Dieses Grundmuster ist typisch für die Art Boa constrictor; sie wird daher zu den schönsten Vertretern der Familie der Riesenschlangen gezählt. Boas erreichen ein Gewicht bis zu 60 kg und eine Länge von zwei bis vier Metern. In freier Wildbahn sind sie an so unterschiedliche Lebensräume wie trockene Buschwälder und tropische Regenwälder angepasst. Flexibel leben sie dort sowohl auf dem Boden, wo sie sich tagsüber vorzugsweise in Nagerhöhlen verkriechen, als auch auf Bäumen und Sträuchern, wo sie sich für ein Sonnenbad gerne auf Astgabelungen zusammenrollen. Beide Formen bevorzugen ein warmes Klima, wobei die Abgottschlange jedoch zwischen Mexiko und dem nördlichen Argentinien, die Rot- schwanzboa dagegen in Ländern wie Brasilien, Ecuador und Kolumbien beheimatet ist. Die Lebenserwartung beider Formen liegt bei etwa 20 Jahren. Sie haben eine sechs Monate lange Tragzeit, nach der sie 20 – 30 Junge gebären, die zwischen 70 und 85 Gramm wiegen. Im Gegensatz zu den meisten Schlangenarten sind Boas also ovovivipar, das bedeutet, dass sie ihre Jungtiere lebend zur Welt bringen. Aufgrund der dünnen Haut ihrer Eier ist es nämlich möglich, dass diese direkt im Mutterleib ausgebrütet werden und die Prozesse des Eierlegens und Schlüpfens nach sechs Monaten „zusammenfallen“. Die Fütterung der Boas findet in Menschenobhut nur alle zwei bis drei Wochen statt. Dies liegt daran, dass die Schlangen sehr lange an einer Mahlzeit verdauen; die natürliche Speisekarte enthält Kleintiere wie Mäuse, Ratten und kleine Echsen. Die Tierpfleger erkennen hungrige Schlangen daran, dass sie sich „auf die Jagd“ begeben und sich aktiver als sonst vor der Scheibe aufhalten. Hat die Boa constrictor eine Beute erfasst, beißt sie sich mit ihren ungiftigen Zähnen fest und erwürgt das Opfer mit ihrem kräftigen Körper. Der weltweite Bestand dieser Tierart ist glücklicher Weise gesichert. Im Naturkundehaus kann man die Boas besonders gut in den Dämmerungsstunden beobachten, wenn ihre Aktivzeit beginnt. Katya Branzka manati 2012 | 2 Aus dem Tiergarten Aus dem Tiergarten Termine | Veranstaltungen Die Zwergmanguste 18 Ihr Leben in der Natur Vorträge des Tiergartens Veranstaltungen des Tiergartens Donnerstag, 8. November 2012 19.30 Uhr, Vortragssaal Woher kommen unsere Schmetterlinge? Schmetterlingsfarming in Costa Rica. Vortrag von Gerlinde Bläse, Diplombiologin im Garten der Schmetterlinge Sayn Donnerstag, 6. Dezember 2012 19.30 Uhr, Vortragssaal YAQU PACHA – 20 Jahre Artenschutz in Südamerika Vortrag von Dr. Lorenzo von Fersen, Tiergarten der Stadt Nürnberg Donnerstag, 10. Januar 2013 19.30 Uhr, Vortragssaal Die Seychellen – gefährdetes Inselpradies im Indopazifik Dr. Klaus von der Dunk, Hemhofen Donnerstag, 11. Oktober bis Sonntag, 25. November 2012 im Naturkundehaus Öffnungszeiten täglich 9.00 - 17.00 Uhr Donnerstag, 14. Februar 2013 19.30 Uhr, Vortragssaal Das verdammte Horn Nashornschutz auf verlorenem Posten? Vortrag von Dr. Fritz Jantschke, Laubach Adventswochenenden und Heilig Abend 2012 von 11.00 bis 15.30 Uhr „Lebende Krippe“ im Kinderzoo mit Schaf und Esel, Maria und Josef und den Hirten. Die Weihnachtsbude am Kinderzoo sorgt mit Glühwein, Kinderpunsch und Würstchen für das leibliche Wohl. Stimmungsvolle Lichterzüge an den beiden Samstagen, 15. und 22. Dezember 2012. um 16.30 Uhr ab Haupteingang (Erwachsene: 4 Euro; Kinder frei) Donnerstag, 14. März 2013 19.30 Uhr, Vortragssaal Im Reich des Schneeleoparden Vortrag von Thomas Bauer, Tutzing. Rosenmontag, 11. Februar und Faschingsdienstag, 12. Februar 2013 Fasching im Tiergarten Freier Eintritt für Kinder mit tollen Tierverkleidungen Donnerstag, 11. April 2013 19.30 Uhr, Vortragssaal Im Bann des Manul – Faszination Zoo Moskau Dipl.-Biologe Konstantin Ruske, Zoologischer Garten Magdebug Mittwoch, 27. Februar bis Sonntag, 3. März 2013 Freizeit 2013 der Messe Nürnberg Der Tiergarten präsentiert sich und seine Vereine mit einem Stand auf der Freizeit 2013 der Messe Nürnberg Tierpfleger berichten von ihrer Arbeit. Änderungen vorbehalten Alle Vorträge finden im Vortragssaal des Naturkundehauses statt. Der Eintritt ist frei. Das ausführliche Programm der Vorträge liegt im Naturkundehaus und an der Tiergartenkasse aus und kann auf der Internetseite des Tiergartes heruntergeladen werden – ein Versand ist nicht vorgesehen! Sonntag, 17. März 2013 Der Tag des Tiergartens im Rahmen der EAZA-Kampagne „Südostasien – Erhalt der Artenvielfalt“ manati 2012 | 2 Z wergmangusten (Helogale parvula) gehören zur Gruppe der Mangusten (Herpestidae) und stammen aus Afrika. Sie sind in mehreren Unterarten von Nordostafrika bis Namibia und Botswana verbreitet. Die Tiere bewohnen dort savannenartige Lebensräume mit einem trockenen warmen Klima. Unterschlupf finden Mungos entweder unter Felsen oder in selbst gegrabenen Bauen, in denen auch die Jungtiere aufgezogen werden. Die Tiere erreichen eine Größe zwischen 19 und 27 cm zzgl. einer Schwanzlänge von 15 – 18 cm und ein durchschnittliches Körpergewicht von 220 – 340 g. Zwergmangusten können bis zehn Jahre alt werden. Als Raubtiere ernähren sie sich vor allem von Insekten, Schnecken, Eiern und kleinen Wirbeltieren wie Nagetieren, aber auch von Geckos, Schlangen und kleinen Vögeln. Besonders interessant ist das ausgeprägte Gruppenverhalten der Zwergmungos und die klar definierten Hierarchien innerhalb der Familiengruppen, die aus bis zu 20 Mitgliedern bestehen können. Die Tiere erreichen die Geschlechtsreife mit etwa vier Monaten. Junge Zwerg- Zwergmangusten im Krüger Nationalpark mangusten werden nach einer Tragzeit von 50 bis 54 Tagen geboren. Die Wurfgröße liegt zwischen drei und sechs Jungtieren. Ähnlich wie bei den Wölfen gibt es auch bei den Zwergmangusten ein dominantes weibliches „Alpha“-Tier, das in der Regel alleine für Nachwuchs sorgt. Der Nachwuchs von unterlegenen Weibchen der Gruppe überlebt meist nicht. Sehr fürsorglich kümmern sich die Tiere jedoch um kranke oder geschwächte Gruppenmitglieder, indem diese gewärmt und mit Futter versorgt werden. Das Revier markieren die Zwergmangusten mit Duftmarken, die sie an Büschen und Ästen hinterlassen. Untereinander verständigen sich die Zwergmungos über trillernde, zwitschernde Kontaktlaute. Wird ein Feind gesichtet, geben die Tiere Warnpfiffe oder ein langes, kläffendes Bellen ab, welches je nach Kolonie unterschiedlich sein kann. Der weltweite Bestand der Zwergmungos ist aufgrund der Anpassungsfähigkeit der Tiere und des großen Verbreitungsgebietes nicht gefährdet. Katya Branzka • Björn Jordan manati 2012 | 2 Aus dem Tiergarten Die Zwergmanguste Tierzugänge | Tierabgänge Die Haltung im Tiergarten Nürnberg April 2012 – September 2012 Mai 1 Bennettkänguru 1,1 Kamerunschafe 4,1,4 Zwergziegen 0,2,1 Buntmarder 0,1 Elenantilope 0,2 Mishmi-Takine 1,1 Mähnenspringer 0,0,2 Mayotte Makis 0,2 Schneeleoparden 1,0 Chin. Muntjak 0,0,1 Sphinx-Pavian 0,0,4 Habichtskäuze 0,0,3 Blaue Tangaren 0,0,1 Weißkopfseeadler 0,0,2 Peru-Täubchen 0,0,3 SatsumadoriHühner Kuhreiher 16 Pantherchamäleons 1 Pfeilgiftfrosch 2,2 Elenantilopen 2 Totenkopfäffchen 1,0 Bison 0,3 Rentiere 1 Biber 1,0 Mähnenspringer 0,1 Kropfgazelle 8 Präriehunde 11 Europäische Ziesel 1,1 Wapitis 1,0 Mendesantilope 1,0 Nilgauantilope 0,1 Mishmi-Takin 1,0 Kaffernbüffel 1 Humboldtpinguin 0,1 Andenkondor 1,0 Alpaka 1,0 Kleiner Panda 0,3 Krauskopfpelikane 2,0 Sib. Tiger von Tierpark Chemnitz von Villars les Dombres, Frankreich Juni Juli August September 1 Totenkopfäffchen 1,2 Steinböcke 0,2. Kulane 1,1 Wapitis 0,3 Kropfgazellen 1,1 Dybowskihirsche 3,1 Rotkopfschafe 1,1 Przewalskipferde 1,0 Wisent 0,2 Zwergzebus 1 Türkis-Tangare 2 Rosapelikane 1 Peru-Täubchen 150 Seepferdchen 0,1 Kropfgazelle 7 Hirschziegenantilopen 2,0 Dybowskihirsche 1,2 Zwergmangusten 1 Bennettkänguru 17 Bentheimer Schweine 0,1 Kaffernbüffel 3 Goldagutis 4 Kubaflamingos 3 Chileflamingos 16 Vorwerkhühner 2 Peru-Täubchen Ca. 300 Seepferdchen 6 Chinchilla Kaninchen 1,0 Chin. Muntjak 1,0 Rotducker 0,1 Hirschziegenantilope 1,0 Nilgauantilope 750 Seepferdchen 0,1 Zwerg-Zebu 1 Hirschziegenantilope 3 Chileflamingos 150 Seepferdchen 2 Wandelnde Blätter 0,1 Manati 1,0 Grevyzebra 1,0 Afr. Zwergziege von 1,0 Böhmzebra 4 Rosapelikane 2 Waldrappen 0,0,2 Perutäubchen 6 Kolbenenten 1 Pantherchamäleon 1 Austr. Gespenstschrecke von Zoo Rotterdam, NL von Zoo Beauval, Frankreich von Zoo Tabernas, Spanien Zoo Hagenbeck, Hamburg von Zoo Emmen, NL 1,2 Schwarzkopf-Ruderenten von Privat von Zoo Straubing 1,0 Netzgiraffe von Zoo Stuttgart Transfer Tierzugänge April 22 Geburt | Schlupf Aus dem Tiergarten 30 Schwertträger Zwergmangusten sind soziale Tiere. Hier im Naturkundehaus im Tiergarten Nürnberg. ie Zwergmangusten (Helogale parvula) werden auch Zwergmungos genannt und sind seit dem Winter 2011 die Neubesetzung in der großen Anlage am Eingang des Naturkundehauses. Sie folgten den Zebramangusten (Mungos mongo) mit denen das Gehege seit kurz nach der Eröffnung des Naturkundehauses im Jahr 1989 besetzt war. Die Bodenbewohner sind tagsüber aktiv und können bei gutem Wetter auch in der Freianlage bei ihrem geselligen Treiben beobachtet werden. Nach dem Vorbild ihres natürlichen Lebensraumes sind die Zwergmungos im Tiergarten Nürnberg mit dem Rotschnabeltoko vergesellschaftet. Beide Tierarten fühlen sich in diesem Umfeld wohl und harmonieren gut miteinander. Das Gehege im Naturkundehaus ist mit vielen Beschäftigungsmöglichkeiten ausgestattet, um den natürlichen Verhaltensweisen der Zwergmungos gerecht zu werden. Neben den Felsen und Pflanzen ist der Boden des Geheges mit einer Sandschicht bedeckt, in der die flinken Mangusten Löcher unter den Felsen manati 2012 | 2 anlegen, um sich dort zurückziehen und spielen zu können. Insbesondere in den Sommermonaten sind die Tiere größtenteils auf der Freianlage, die sie durch eine Verbindung erreichen können, anzutreffen. Dieses Rohr wurde als Durchgangsschleuse installiert, damit die Rotschnabeltokos nicht entweichen können. An kühlen Tagen erwärmt eine Wärmelampe den Felsen in der Freianlage, er ist ein beliebter Sonnenplatz für die Zwergmungos. In Menschenobhut werden Zwergmangusten mit Kleintieren wie Küken oder Mäusen, Hackfleisch und Insekten sowie kleineren Mengen Obst gefüttert. Eine weitere Herausforderung stellt die neu installierte, schwankende Schaukel im Außengehe dar, von der sie ihr Futter geschickt ergattern können. Am 10. Juli 2012 kamen bei den Zwergmangusten drei Jungtiere, zwei Männchen und ein Weibchen, zur Welt. Sie wachsen unter den Augen der Besucher, auf so dass nun eine fünfköpfige Truppe die Anlage bevölkert. Katya Branzka • Björn Jordan 1 Zagrosmolch Tierabgänge D 0,1 Dybowskihirsch 0,1 Rotkopfschaf 0,1 Mishmi-Takin 30 Guppies von Privat 1 Sphinx-Pavian 0,1 Mähnenspringer 1,0 Mongol. Rennmaus 0,1 Rentier 0,1 Riesenkänguru 1,0 Kamerunschaf 0,1 Afr. Zwergziege 2 Perutäubchen 1 Nilhecht 1 Afr. Grauwels 2 Pantherchamäleons 2 Barsche 3 Barsche 2 Cichliden 1 Schachbrettschlank3 Wandelnde Blätter cichlide 2 Buntbarsche 1,0 Austr. Gespenstschrecke 1 Brabantbuntbarsch 5,6 Degus 2,0 Wapitis 1,0 Wisent 1,0 Nilgauantilope 1,0 Aguti 1 Fledermaus 0,1 Murmeltier 4,0,1 Europ. Ziesel 1,1 Zwerg-Zebus 0,1 Rotkopfschaf 3,0 Afr. Zwergziegen 1,0 Grevyzebra 1,0 Elenantilope 1,0 Hirschziegenantilope 1,0 Nilgauantilope 2 Bennettkängurus 1,0 Chin. Muntjak 0,1 Dybowskihirsch 0,1 Kulan 0,1 Bison 1,0 Rennmaus 1 Steinbock juv. 1,0 Alpensteinbock 1,0 Hirschziegenantilope 0,1 Mähnenspringer 0,1 Schabrackentapir 0,1,2 Bentheimer Schweine juv. 0,1 Elenantilope 2 Goldagutis 1,0 Bentheimer Schwein 2,0 Kamerunschafe 1,0 Mendesantilope 0,1 Prinz-Alfred-Hirsch 0,1 Tschaja 3 Rotaugenlaubfrösche 1 Hirschziegenantilope 1,0 Waldrapp 5 Kolbenentenküken 1,0 Steinhuhn 0,1 Europ. Löffler 1,0 Naschvogel 1 Peru-Täubchen 1 Pantherchamäleon 1 Tanganjika-Killifisch 1 Seepferdchen 1 Pacu 1 Wandelndes Blatt 0,1 Satsumadori-Huhn 1 Türkis-Tangare 0,1 Anden-Kondor 0,1 Humboldtpinguin 0,1 Blauhals-Strauß 1 Chileflamingo 1 Vorwerkhuhn 1,0 Jemenchamäleon 2 Pantherchamäleons 4 Schneckenbarsche 8 Wandelnde Blätter 1 Baumschleiche 1 Austr. Gespenstschrecke 2 Austr. Gespenstschrecken 1 Wandelndes Blatt 1,0 Sib. Tiger 1,0 Alpaka zurück 1,0 Grevyzebra 0,1 Mendesantilope 1,0 Kropfgazelle 1,0 Tschaja 1,2 Kalif. Seelöwen 0,1 Europ. Fischotter 0,1 Zwergziege an Zoo Karlsruhe 0,1 Alpaka an Privat 9 Seepferdchen an Privat an Tierpark Chemnitz an Luisenpark Mannheim 0,1 Tschaja an Vogelpark Herborn 1 Waldstorch an Zoo Parco Falconaria Palermo, Italien an Zoo Chemnitz an Zoo Münster 0,1 Andenkondor an Zoo Essex, UK 1,3 Habichtskäuze nach Wien, Österreich an Zoo Le Pal, Frankreich an NP Bayer. Wald 3,1 Europ Ziesel an Zoo Nordens Ark, Schweden an Zoo Chorzow, Polen an Vogelpark Vilsheim 2,0 Zwergziegen an Zoo Hagenbeck, Hamburg 1,0 Bennettkänguru 2,1 Europ. Ziesel 18 Vorwerkhühner an Privat 2 Weißstörche an Privat 2,2 Europ. Ziesel an Heimattiergarten Schönebeck 1 Pantherchamäleon 2 Rotaugenlaubfrösche 1 Buntbarsch 1 Blinder Höhlensalmler 22 Seepferdchen 2 Wandelnde Blätter 1,1 Alpakas an Tierpark Görlitz 1,0 Blauracke 1 Perutäubchen Transfer 0,2 Kamerunschafe 0,0,2 Zwergziegen 0,0,1 Buntmarder 0,0,1 Mayotte-Maki 1,0 Elenantilope Todesfälle von Privat an Privat an Privat 1,2 Satsumadori - Hühner an Privat Erläuterung: Durch Komma getrennte Zahlenangaben bedeuten Anzahl und Geschlecht der Tiere. 1. Stelle Männchen, 2. Stelle Weibchen, 3. Stelle Tiere unbekannten Geschlechts. Bsp.: 2,4,1 steht für 2 Männchen, 4 Weibchen, 1 Tier unbekannten Geschlechts manati 2012 | 2 Aus dem Verein Tag der offenen Tür in Mittelbüg 20 Jahre Yaqu Pacha im Tiergarten Nürnberg Der Tiergarten öffnete Vereinsmitgliedern das zugängliche Gut Artenschutzprojekte in Südamerika wurden vorgestellt Vereinsvorstand Dr. Lorenzo von Fersen und Tiergartendirektor Dr. Dag Encke freuen sich über den gelungenen Tag Als „Herr über Gut Mittelbüg“ war Alois Ehrnsperger über dreissig Jahre für die Futterbeschaffung des Tiergartens zuständig m Zuge der Hundertjahrfeier des Tiergartens Nürnberg lud der Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. seine rund 2200 Mitglieder am 22. April 2012 zum Tag der offenen Tür auf das Gut Mittelbüg in Schwaig ein. Trotz des kalten Wetters zog es 320 Eltern sowie 100 Kinder auf das Gut, das sonst der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Der Hof mit rund 42 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche wurde dem Tiergarten bereits zum 1. Januar 1973 angegliedert und dient vor allem dem Futteranbau, das kostengünstig auf dem Gut selbst produziert werden kann. „Das ist auch gut so,“ erläutert Futtermeister Alois Ehrnsperger, der von 1977 bis Ende 2011 für die Beschaffung von Fleisch, Fisch und Hafer zuständig und als „Herr über Gut Mittelbüg“ für den Anbau von Futterrüben, Mais, Bambus und Topinambur sorgte. Allein Nashörner hauen ordentlich rein: Im Sommer frisst der Nashornbulle Ropen täglich etwa 100 Kilogramm Gras, zwölf Kilogramm Heu und acht Kilogramm Sonstiges wie Kraftfutter, Obst und Gemüse! Da spielen die zum Beispiel 2011 geernteten 110 Tonnen Runkelrüben oder 168 Tonnen Heu eine ganz bedeutende Rolle bei der Gesamtversorgung der Tiere im Tiergarten. Obwohl der Futtermeister nun seinen Ruhestand genießt, war es für ihn selbstverständlich, beim Tag der offenen Tür anwesend zu sein. Mit großer Begeisterung zeigte er allen Interessierten den Futteranbau sowie die dafür eingesetzten Maschinen, vom alten und neuen Traktor bis hin zum Mähdrescher. Anschließend genossen die Besucher eine kleine Besichtigung des Gutes selbst mit der beeindruckend gut erhaltenen Wendenscheune (Schwedenhaus) aus dem 17. Jahrhundert. Doch das Gut dient nicht ausschließlich dem Futteranbau, wie Tierpfleger Harald Hager, der nicht nur seit 41 Jahren im Tiergarten beschäftigt ist, sondern auch seit 24 Jahren auf dem Gut Mittelbüg lebt, bei seinen Führungen anschaulich zeigte. Neben seiner Tätigkeit im Tiergarten selbst, kümmert er sich auch liebevoll um all die Tiere, die hier auf Mittelbüg leben. Die vom Aussterben bedrohten Rotkopfschafe sind auf dem Gut zur Aufzucht untergebracht, im Winter hausen viele Vögel in den eigens dafür geschaffenen Volieren und auch die imposanten südamerikanischen Greifvögel, die so genannten Harpyien, sollen auf dem Gut Ruhe zur Aufzucht finden. Zu seinem Aufgabenbereich gehört nun auch die 2011 fertiggestellte Quarantänestation, in der „neue“ Tiere erstmal 30 Tage verweilen müssen, um gesundheitlich durchgecheckt zu werden, bevor sie in den Tiergarten dürfen. Dank der vielen ehrenamtlichen Helfer des Vereins der Tiergartenfreunde konnten die Besucher bei Bratwurstweckla und Brezen einen einzigartigen Tag auf dem Gut ausklingen lassen. Silvia von Fersen I manati 2012 | 2 24 20 Jahre ist es her, dass die Artenschutzgesellschaft Yaqu Pacha e.V. am Tiergarten Nürnberg gegründet wurde. Seither arbeitet sie überaus erfolgreich für den Arten- und Naturschutz in Südamerika. Das 20-jährige Bestehen feierte Yaqu Pacha am Samstag und Sonntag, 13. und 14. Oktober 2012, im Tiergarten Nürnberg. Die Besucherinnen und Besucher erwarteten Lernspiele und Aktionen für Erwachsene und Kinder, eine große Tombola mit interessanten Preisen und an beiden Tagen die Malaktion „Malen mit Wasser und Farbe“ für Kinder mit der Künstlerin Jamile do Carmo. Gezeigt wurden auch die Ausstellung „Aqua“ von do Carmo und die Bilderreihe „20 Jahre Yaqu Pacha“. Die Krönung des Jubiläumswochenendes war ein südamerikanischer Musikabend am Samstag im Blauen Salon mit der brasilianischen Jazz-Musikerin Yara Linss & Band. Das Programm begann nach einer Präsentation von Delphinen und Seelöwen in der Delphinlagune mit einem Vortrag von Lorenzo von Fersen, dem ersten Vorsitzenden von Yaqu Pacha, über 20 Jahre Artenschutz für Meeressäugetiere am Tiergarten Nürnberg. Danach übergab er Yara Linss das Mikrophon. Alle Einnahmen des Abends wie auch der Tombola kamen den Artenschutzprojekten von Yaqu Pacha zugute. manati 2012 | 2 Aus dem Verein Aus dem Verein Neun Zoos in sechs Tagen 26 Eine Zootour durch Tschechien und Polen U Die herrlich angelegte Siamang-Insel im Zoo Opole nsere diesjährige Zootour führte mit Polen und Tschechien in zwei aufstrebende Zooländer. Gerade die tschechischen Zoos investieren und modernisieren kräftig, so dass sie auf einem guten Weg sind, den in der Vergangenheit richtungsweisenden, niederländischen Tiergärten den Rang abzulaufen. Dies zeigte sich für uns vor Ort vor allem in Zlin-Lesna, Ostrava und Jihlava während der Zoo von Dvur Kralove wegen seines ausgesuchten Tierbestandes stets renommiert war. Am 26. Mai ging es los und die komfortable A6 führte uns gen Osten. Ausnahmsweise ließen wir die Zoos von Pilsen und Prag, die wir so gut kennen, einmal ohne Visite hinter uns, um zuerst den Zoo von Dvur Kralove zu besuchen. Diese von einem privaten Träger betriebene Institution bietet einerseits einen 10 ha umfassenden traditionellen Zoo und andererseits 60 ha Safarigelände, welches man auch mit dem eigenen Auto befahren kann. Hier sieht man große und seltene Huftierherden aus Afrika wie Weißbartgnus oder Somali-Wildesel aus nächster Nähe friedlich grasen und erlebt in einem anderen Bereich, hinter sicheren Gittern, Löwen, Geparde und Hyänen. Im Zoo von Dvur Kralove findet man darüber hinaus auch Okapis, Zwergflusspferde und Afrikanische Wildhunde. Im Gedächtnis geblieben sind vor allem die neue Orang Utan-Anlage und die Katta-Insel. Im Anschluß ging es weiter nach Breslau mit einer übrigens sehr sehenswerten Innenstadt. Der Breslauer Zoo selbst wird unter neuer Leitung gerade umstrukturiert. Derzeit entsteht hier mit dem Afrykarium ein manati 2012 | 2 Erdmännchen im Zoo Krakau Großprojekt der Superlative. Aber auch in der jüngeren Vergangenheit wurde schon viel erreicht und viel Altlast beseitigt: Hier entstanden absolut moderne Anlagen für Amurtiger, Luchse, Wildkatzen, Berberaffen, Braunbären, Antilopen, Totenkopfaffen und Kattas. Besonders beeindruckend ist jedoch die Gibboninsel mit Pagodenhaus. Nach dem Verlassen dieses sehenswerten klassischen Stadtzoos verschlug es uns nach Oberschlesien – genauer nach Oppeln. Dieser eher unbekannte Zoo erlebte vor Jahren durch ein Hochwasser der Oder ein ähnliches Schicksal wie der Prager Tiergarten mit der Moldau. Der Großteil des Geländes musste aufwendig saniert oder sogar neu gebaut werden. Der Besucher spaziert hier durch eine üppige und schöne Auenlandschaft und findet unzählige gelungene Gehege vor, die nach Geozonen eingeteilt sind, wie beispielsweise die Gorilla-, Geparden-, Mähnenwolfoder Vielfraßanlage. Ausgesprochen hübsch sind die Siamang- und Gibbon-Inseln oder das Areal der Totenkopfäffchen und Krallenaffen. Ein Besuch des Zoo Opole lohnt sich. Mit diesen Eindrücken ging es nach Krakau weiter. Während uns die Nürnberger Partnerstadt selbst in den zwei Tagen und Nächten absolut begeistern konnte, gilt dies leider nicht gleichermaßen für den Zoo. Abgesehen von einigen modernen Anlagen, wie den Raubtiergehegen für Löwen, Tiger und Schneeleoparden, ist hier leider ein Großteil des Zoos in die Jahre gekommen. Derzeit befindet sich eine Giraffenanlage in Planung. Nett waren Ausstellung Papua mit Reptilien und Fischen im Zoo Ostrava das kleine Nachttierhaus mit seinen geräumigen Außenkäfigen für Kleinraubtiere, das Tapirgehege und die Doppelanlage für Erdmännchen und Agutis. Am folgenden Tag erreichten wir wieder tschechisches Staatsgebiet und statteten zunächst dem etwa 100 ha großen Zoo der Grenzstadt Ostrava einen ausführlichen Besuch ab. Die Visionen und Pläne der Einrichtung werden durch die rege Bautätigkeit unterstrichen. In den vergangenen Jahren wurden schon einige sehr ansehnliche Projekte fertig gestellt: Streichelzoo, Lemureninseln, Elefantenanlage oder Flusspferdanlage (mit schönem Krokodilsee im Haus). Geradezu atemberaubend waren der neue Chitwankomplex, in welchem einerseits Zwergotter mit Binturongs und andererseits auf 2 ha Kragenbären mit Hulmanaffen vergesellschaftet sind, sowie das Gehege für Kleine Pandas. Nach einer Nacht im malerischen Olmütz ging es nahtlos mit einer individuellen Führung im etwas außerhalb gelegenen Zoo Olomouc weiter, die uns an alle Ecken des weitläufigen Geländes – interessanterweise mit Nadelbaumbestand – und am Ende noch zu einem Besuch im Gehege der Tamanduas brachte. Ansonsten handelt es sich um einen Zoo mittlerer Größe mit zahlreichen Altlasten, aber sehr interessantem Tierbestand und einigen gelungenen Anlagen: Begehbares Australiengehege, Geparde, Moschusochsen oder Ameisenbären. Danach führte uns unser Weg in die dünn besiedelste Region Tschechiens, die aber mit dem Höhepunkt der Reise aufwartete: dem Zoo Zlin-Lesna. Der rund um Äthiopisches Bergland im Zoo Zlin ein Schloss auf den zugehörigen Ländereien errichtete Tierpark ist von Anfang bis Ende – bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Primatenhaus) – ein Genuss. Dieser Zoo ist mit all seinen Erlebniswelten ein Gesamtkunstwerk, das ständig weiter entwickelt wird und sicherlich Maßstäbe setzt. Zur Zeit unseres Besuches entstand gerade der zweite Teil des Äthiopienbereichs. Aus der Fülle moderner und sehenswerter Anlagen etwas herauszuheben ist schwer. Aber vor allem die begehbare Geiervoliere, das Äthiopisches Bergland mit Dscheladas und Klippschliefern, die Yucatantropenhalle und das Pantanalgehege sind unvergesslich geblieben. Nach dem Streifzug durch das abendliche Brünn und der letzten Hotelnacht begann am 31. Mai die Heimreise, die allerdings noch zwei zoologische Einrichtungen für uns bereithielt. Zunächst ging es in den Zoo Brno, der auf einem abwechslungsreichen Gelände wenig spektakuläre Tierreviere bietet, aus welchen die neueren Anlagen des Beringia-Komplexes (Wölfe, Kamschatkabären, Vielfraße usw.), das Erdmännchengehege, das Tigertal und die Luchsschlucht herausragten. Endgültig letzte Station einer 2.500 km langen, aber erlebnisreichen Rundreise war der Zoo Jihlava, der aus einer kleinen Fläche von 9 ha das Optimum herausholt und derzeit weitere Afrikagehege baut. Die Liebe zum Detail fällt gerade bei der Hacienda oder beim Afrikadorf auf. Toll sind besonders die Anlagen der Kleinkatzen (z.B. Manule), der Vikunjas, der Malaienbären und der Kattas. Steffen Piossek • Björn Jordan manati 2012 | 2 Aus dem Verein Besuch im Freiland-Aquarium und -Terrarium Stein 28 TierEntdeckerin Ronja Schertl (11 Jahre) berichtet hatte schon die typische gelb–schwarze Am 7. Juli 2012 fuhren die TierEntdecker ins Freiland- Aquarium und –Terrarium Stein. Dort gibt es viele einheimische Amphibien, Reptilien und Fische, die meist im Verborgenen leben und nur Färbung. In Stein wird auf alle Tiere geachtet, deshalb gibt es dort auch von Menschen selten zu sehen sind. Die Anlage ist eine Einrichtung der traditionsreichen Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg (NHG) und existiert bereits seit 85 Jahren im Haselgraben im Rednitz- gemachte Bienenstöcke für Wildbienen und Unterschlupfe für andere Krabbel- tal. Wir wurden herzlich vom Obmann Günter Schirmer begrüßt, der uns eine ausführliche Führung sowie einen interessanten Blick hinter die Kulissen gewährte. Zu Beginn betrachteten wir die Griechischen Landschildkröten. Wir konnten sogar die Eier sehen, die man als „normaler“ Be- sucher nicht zu Gesicht bekommt. Direkt nebenan wohnen die Wasserfrösche in einem Weiher. Herr Schirmer forderte uns als „TierEntdecker“ dazu auf, möglichst viele Frösche unter den Blättern und im Wasser zu entdecken. Das war gar nicht so einfach. Als nächstes besuchten wir die heimischen Schlangen. Wir lernten, dass Ottern, wie die Kreuzotter, giftig, während die Nattern, wie z. B. die Ringelnatter und die Äskulapnatter, nicht giftig sind. Wusstet Ihr, dass man die Äskulapnatter ganz oft sehen kann? Sie ist nämlich die Schlange in dem typischen Apothe- ken–Zeichen. Leider war das Wetter nicht besonders „schlangentauglich“, so dass sich die Kriechtiere eher versteckt hielten und wir ein geübtes Auge brauchten, um sie ausfindig zu machen. Viele Lurche, Kröten und Schlangen spä- Noch verschw indet er in der Hand, der Baby-Feuer salamander.... manati 2012 | 2 ter kam für mich das absolute Highlight. Viele von uns sahen zum ersten Mal ein Feuersalamanderjungtier. Es war ungefähr fünf bis sechs Zentimeter lang und tiere. ekkerlis“ eßen ihre „L ni ge n te rö Die Schildk Nun ging es ab ins Aquarium. Dort konnten wir vom kleinsten Krebs bis zum großen Karpfen viele einheimische Wassertiere ganz aus der Nähe betrachten. Dass in unseren Flüssen und Seen so große Räuber wie der Hecht wohnen, ist schon ein bisschen gruselig. Am Ende der Führung wurden noch die Landschildkröten gefüt- tert. Sie bekamen Salat, Obst und Gemüse. Wir bedankten uns für den interessanten Rundgang Herrn Schirmer und durften nun die Anlage auf eigene Faust erkunden. Plötz- lich wurden wir von einem Platzregen überrascht und flüchteten zu den Mikroskopen und Lupen unter Dach. Unter dem Mikroskop konnten wir Kleines ganz groß werden las- sen. Sehr interessant, aber auch ein bisschen eklig, waren die toten Kopfläuse, die unter dem Mikroskop wie kleine Monster aussahen. Direkt vor dem Freiland-Aquarium und –Terrarium ist eine grosse Schmetterlingswiese. Dort wachsen viele Blumen, die von Schmetterlingen und anderen Insekten gerne angeflogen werden. Diese Wiese wird selten gemäht, um den natürlichen Lebensraum zu erhalten. Es war eine wunderschöne Reise in eine fremde Welt, und wenn du ein Reptilien- und Amphibienfreund bist, dann komm‘ mal vorbei und erfahre alles über deine Lieblinge. manati 2012 | 2 Aus dem Verein Aus dem Verein Beschäftigungsprogramme für Zootiere 30 Neues Angebot der Zoobegleiter im Tiergarten B Ein Gorilla macht mit seinem Spielzeug ordentlich Tam-tam - spannend auch für die Mitbewohner. ei genauer Betrachtung ist das Leben von Tieren in „freier Wildbahn“ weitaus weniger romantisch als mancher Zoobesucher vielleicht annehmen mag: Die Suche nach Nahrung, die Verteidigung des Reviers gegen Artgenossen, die Vermeidung von Fressfeinden und die Partnersuche sowie die Aufzucht von Jungtieren sind nur einige Aspekte, die Tiere in der Natur permanent auf Trab halten. In der Natur bedeutet dies neben Beschäftigung nicht selten auch Stress, der im schlimmsten Fall auch zu Verletzungen oder dem Tod der Tiere führen kann. Im Zoo hingegen werden den Tieren viele Probleme abgenommen und damit eine scheinbar perfekte Umwelt geschaffen: Der Tierpfleger versorgt die Tiere mehrmals täglich mit hochwertigem Futter in ausreichender Menge, mögliche Fressfeinde leben – untergebracht hinter sicheren Zäunen – einige Gehege weiter und die Partnersuche sowie die Vermittlung von Jungtieren übernehmen die Koordinatoren von Zuchtprogrammen. Damit bei all dem Service keine Langeweile unter den Zootieren aufkommt und die Tiere nicht aufgrund einer reizarmen Umwelt zu apathischen oder verfetteten „Couchpotatoes“ werden, sorgen die Pfleger neben der Grundversorgung ihrer Schützlinge auch für eine artmanati 2012 | 2 gerechte Beschäftigung. Im Fachjargon nennt man das „behavioural enrichment“ (engl. Umweltbereicherung) und bezeichnet je nach Tierart ganz unterschiedliche Tätigkeiten. Es kommt darauf an, wie man das Futter reicht. Statt alles Futter an einer Stelle abzuladen, werden Sonnenblumenkerne oder klein geschnittene Gemüsestücke ausgestreut. So lassen sich beispielsweise Gorillas oder Paviane mit der Nahrungssuche und –aufnahme beschäftigen. Ähnlich wie in der Natur benötigen die Tiere Geduld und Zeit, um das Futter in Gras oder Sand zu finden. Die Tiere sind in der Zeit beschäftigt und bewegen sich. Anspruchsvoller wird die Beschäftigung, wenn das Futter erarbeitet werden muss, wenn also z.B. Insekten, Honig, Früchte oder Fleischklötzchen in Holzstücken oder speziellen Gefäßen versteckt werden. Hier beginnt dann nicht selten auch die Beschäftigung der Tierpfleger, wenn es nämlich darum geht, entsprechende Werkzeuge zu entwickeln und täglich neu zu bestücken. Auch das Verhalten von Huftieren wird angeregt, wenn das Futter an wechselnden Stellen angeboten wird und die Tiere sich zur Nahrungsaufnahme strecken müssen. Doch nicht nur die Futtersuche hält die Schützlinge der Tierpfleger auf Trab. Durch Duftmarken, entweder ausgelöst durch den Geruch von Kot oder Einstreu eines Beutetieres oder Rivalen beziehungsweise durch wechselnde Düfte von Kräutern, Gewürzen und Parfüm, wird der Lebensraum spannender und das Verhalten der Tiere angeregt. Gleiches gilt für die häufig praktizierte Vergesellschaftung von Zootieren mit anderen Arten wie dies im Tiergarten beispielsweise auf der Afrika-Weide mit Zebras und Elen-Antilopen, in der Lagune mit Großen Tümmlern und Seelöwen oder im Mediterraneum mit Zieseln, Steinhühnern und diversen Reptilien der Fall ist. Bei sozial lebenden Arten spielt die Gruppenhaltung eine wichtige Rolle zur Beschäftigung der Tiere. Durch die ständige Sicherung der Position in der natürlichen „Randordnung“ wird für einen gesunden Alltagsstress gesorgt und die Tiere werden permanent „auf Trab“ gehalten. Auch die Aufzucht von Jungtieren beschäftigt die Eltern und bei manchen Arten ist sogar die ganze Gruppe engagiert. Auch durch die Strukturierung der Tiergehege kann das Verhalten der Tiere angeregt werden. Die aktiven Präriehunde und die Ziesel verbringen beispielsweise einen Großteil des Tages mit dem Graben neuer Gänge und Baue. Und am späten Nachmittag können aufmerksame Besucher die Gorillas beim Bau von aufwendigen Schlafnestern aus Holzwolle, Papier und Stroh für die Nacht beobachten. Über das „behavioural enrichment“ sind inzwischen zahlreiche Fachbücher geschrieben worden und in Workshops entwickeln Tierpfleger aus aller Welt neue und interessante Techniken, um ihre Schützlinge bestmöglich zu beschäftigen. Zwischenzeitlich ist allgemein bekannt, dass durch die artgemäße Beschäftigung gleichzeitig „medizinisches Vorsorgetraining“ geleistet wird, da die Tiere sich ausreichend bewegen und dadurch zum Beispiel die Krallen- und Klauenabnutzung auf natürlichem Weg erfolgt. Seit diesem Jahr besteht auch für Freunde des Nürnberger Tiergartens die Möglichkeit, sich selbst aktiv in die Beschäftigung der Zootiere einzubringen. Die Zoobegleiter veranstalten künftig regelmäßig einen Workshop, in dem man die Tiere von einer ganz neuen Seite kennenlernen kann: Unter dem Motto „Behavioural Enrichment für Saki, Maki und Co.“ werden bewährte Beschäftigungstechniken vorgestellt und von den Teilnehmern anschließend selbst angefertigt und verteilt. Kursteilnehmer stellen Beschäftigungsfutter her. So trafen sich bereits am 15. September 2012 mehrere Teilnehmer, um unter fachkundiger Anleitung Beschäftigungsideen für ausgewählte Zootiere zu basteln und diese bei einem anschließenden Rundgang zum Einsatz zu bringen. Unter den Teilnehmern befanden sich auch Dörthe Thiele und ihr Sohn Elias (12), die beide aus Jena angereist waren. Sie bastelten unter anderem Eisbomben für Eisbären und Seelöwen, Bonbons für Paviane und schnürten gefüllte Papiersäcke für die Pinselohrscheine. „Neben der abwechslungsreichen Bastelei war es besonders toll, dass wir auch beim Verteilen der Ergebnisse in erster Reihe stehen durften“, fasste Dörthe Thiele die Erlebnisse zusammen und fügte hinzu, dass das Programm sehr abwechslungsreich war: „Der Blick in die Futterküche und die Länge der Tour und der besuchten Tierarten waren ideal“. Ihr Sohn Elias war besonders begeistert, dass während der Bastelaktion – neben Kaffee und Tee – auch Kekse angeboten wurden. Ob die Teilnehmer sich die Kekse selbst erarbeiten mussten oder diese vorher versteckt wurden, hat Elias hingegen nicht verraten. Björn Jordan Informationen Teilnehmer: Maximal 6 Teilnehmer (Mindestalter 12 Jahre) Termine: Terminvereinbarung auf Anfrage Programmdauer: ca. 4 Stunden (inkl. Wegezeiten) Einführungspreis: 60,- € zzgl. Tiergarteneintritt Kontakt: Di und Do: 0911 / 5454 – 833 oder Anrufbeantworter Mail: diezoobegleiter@gmx.de manati 2012 | 2 Aus dem Verein Aus dem Verein 32 Auf nach Norden … “Drei-Bundesländer-Fahrt“ der Tiergartenfreunde Nürnberg vom 6. bis 10. Juni 2012 Vorschau Fahrten 2. Halbjahr: Tagesfahrt nach Lohberg Dreitagesfahrt nach Leipzig Weiter geplant: Tagesfahrt nach Stuttgart Genaueres entnehmen Sie bitte dem Flyer in der nächsten Ausgabe der Manati. Ihre Reisegruppe Details der Schnitzereien am Nepalesischen Pagodentempel im Eingangsbereich vom Hagenbecks Tierpark D ie diesjährige Sommerreise der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. ging nach Norddeutschland. Geleitet von Eva Gebelein und Henrik Klemke fuhr die Reisegruppe mit 51 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Mittwoch, 6. Juni 2012; zum „Serengetipark Hodenhagen“: „Afrika in der Lüneburger Heide“ war die Idee, die 1972 zum größten Safaripark Deutschlands führte - ein afrikanischer Mini-Nationalpark, nach Deutschland verpflanzt mit einer Größe von 200 ha und 1 500 Tieren. Darunter der Büffel, Kröten und das Breitmaulnashorn. Trotz Regens war die Fahrt mit dem „Serengeti-Bus“ – vorbei an Löwen, weißen Tigern, Bären, Elefanten, Giraffen, Zebras und Nashörnern – für alle etwas Besonderes. Der nächste Tag führte uns durch den Elbtunnel, vorbei an Deutschlands größtem Rangierbahnhof Maschen in die Hansestadt Hamburg - „Tor zur Welt“ - zum Tierpark Hagenbeck, an dessen Eingang wir von Cord Crasselt als Vertreter der Stiftung und des Vereins der Freunde des Tierparks Hagenbeck empfangen wurden. „Europas schönster Park“, wie sich Hagenbecks Tierpark nennt, blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück und konnte im Jahr 2007 sein 100jähriges Bestehen feiern. Begonnen hatte alles mit einigen Robben in einem Waschbottich auf dem Hamburger Spielbudenplatz im Jahre 1848. Im Jahr 1896 entwickelte Carl Hagenbeck die erste gitterlose Freianlage der Welt und meldete sie zum Patent an. Der heutige Tierpark ist auf die Zucht Asiatischer Elefanten ausgerichtet und wid- manati 2012 | 2 Asiatische Elefanten gibt es in Hagenbecks Tierpark und im Hannover-Erlebnis-Zoo. met sich der Erneuerung der Eismeeranlage. Dort sind Humboldt-, Esels- und Königspinguine, Seebären, Kegelrobben, Papageientaucher und Eisbären untergebracht. Eine der vielen Sehenswürdigkeiten von Hagenbeck sind der im Jahr 2001 errichtete Pagodentempel sowie eine Thailändische Sala. Diesem eindrucksvollen Besuch in einem der ältesten Tierparks in Deutschland folgte die Fahrt mit der Hafenbarkasse „Nina“ durch Hamburgs Fleete. Beeindruckend waren einige große Containerschiffe sowie die Kreuzfahrtschiffe „Amadea“ und „Queen Elizabeth“. Mit dem Hafen als bedeutendstem Arbeitgeber der Stadt soll mit Blick in die Zukunft - „Hafen-City“ mit 5 000 neuen Wohnungen und 40.000 Arbeitsplätzen im Jahr 2025 fertiggestellt werden. Die Hansestadt Bremen mit einer Stadtführung und der Zoo am Meer in Bremerhaven waren das Reiseziel am dritten Reisetag. Bei insgesamt 660 000 Einwohnern – davon 540 000 in Bremen und 120 000 in Bremerhaven – stellen nach dem Niedergang der Werften Tourismus, Gastronomie, Events und Kunst die wichtigsten Wirtschaftszweige dar. Begrüßt wurde unsere Reisegruppe durch Dr. Joachim Schöne, Tierarzt und Kurator im Zoo am Meer. Doch eigentlich liegt der Zoo gar nicht am Meer, sondern direkt an der Unterweser. Er ist eine auf kleinste Fläche gebrachte Sammlung außergewöhnlicher Arten. Gegründet wurde der Zoo zwar bereits im Jahr 1928, doch in seiner jetzigen Form besteht er erst Im Vogelpark Walsrode lassen sich Pinguine, Pelikane und Flamingos beobachten. seit 2004. „Alles Leben stammt aus dem Wasser“, so erfuhren wir zu Beginn der lehrreichen Führung. Das trifft auch auf den Menschen zu und wird durch den Begriff „Wasseraffen“ nach einer Hypothese von Sir Alister Hardy aus dem Jahre 1960 verdeutlicht. Neben der Vielzahl an Wassertieren waren besonders einige junge Keas und der technische Teil dieser Anlage sehr interessant. Ein herrlicher Ausblick auf die Unterweser bot sich von den Aussichtsterrassen des „Cafés am Meer“. Die sehr informative Stunde beendete Kurator Schöne hinsichtlich der Rolle Zoologischer Gärten mit dem Satz: „Tiere – artgerecht in Freiheit, tiergerecht im Zoo. Zoos können zwar die Welt nicht retten, stellen jedoch eine wichtige Kommunikationsplattform für den Erhalt der Tierarten dar.“ Am Samstag ging es weiter zu unserem vierten Ziel, dem Hannover-Erlebnis-Zoo. Dieser wurde im Jahr 1865 gegründet und ist mit einer Fläche von 22 Hektar Deutschlands spektakulärster Zoo mit über 3 400 Tieren in sieben Zoowelten, Tier-Shows, Bootsfahrten, Unterwasserwelt und Streichelzoo. Diese einzigartigen Themenwelten - die afrikanische Flusslandschaft Sambesi, der Gorillaberg, der indische Dschungelpalast, das niedersächsische Bauerndorf Meyers Hof, das Kinderland „Mullewapp“, das australische Outback und die neue Kanadalandschaft Yukon Bay - begeistern jährlich über 1,6 Mio. Besucher, wozu auch unsere Reisegruppe zählt. Der Kurator des Zoos Herr Klaus Müller-Schilling und einige Vertreter der Zoofreunde Hannover brach- ten uns in mehreren Gruppen die wichtigsten Themengebiete nahe, wobei die Bootsfahrt auf dem Sambesi, dessen Anlage anlässlich der EXPO 2000 errichtet wurde, für alle ein Erlebnis war. Die am 5. Juni 2012 geborene Rothschild-Giraffe und der kleine Gorilla, der am 11. März 2012 geboren und auf dem Rücken seiner Mutter durch das Gehege getragen wurde, waren eine der Hauptattraktionen. Besonders stolz ist der Zoo jedoch auf seine Herde Asiatischer Elefanten. Beim Blick hinter die Kulissen konnten wir ein Flusspferd aus nächster Nähe sehen. Weitere Schwerpunkte stellen auf Meyers Hof die Zucht und der Erhalt vom Aussterben bedrohter seltener Haustierrassen und die „Yukon-Landschaft“ mit Robben, Eisbären und Karibus dar. Am Sonntag ging die Reise in den Vogelpark Walsrode. Weltweit wohl einmalig befinden sich auf diesem 50 Jahre alten Gelände mit einer Fläche von 24 Hektar 4 200 Vögel in 675 Arten und eine herrliche Pflanzenwelt. Anstelle einer Führung war die Fütterung von Pinguinen, Pelikanen und Flamingos zu beobachten. Einige Pinguine ließen sich sogar das nasse Gefieder streicheln. Einen weiteren Höhepunkt bildete die Flugschau, bei der Schopfkarakaras, Falken, Sekretäre, Kondore, Papageien, Kraniche und Kakadus mit ihren Flugkünsten beeindruckten. Vielen Dank an unsere Reiseleitung für die gelungene und hervorragend organisierte Fahrt sowie an unseren Fahrer Tom Kipp. Ursula Decker • e-mail: urge.de@t-online.de manati 2012 | 2 Aus dem Verein Aus dem Verein 20 Jahre Tierpatenschaften im Tiergarten Buchbesprechungen Tiergartendirektor und Vereinsvorstand dankten den treuen Tierpaten Veröffentlichung zum Jubiläum von Tiergarten und VDZ 34 In seinem Jubiläumsjahr hat der Tiergarten Nürnberg die als Broschüre gestaltete Chronik „100 Jahre Tiergarten Nürnberg“ veröffentlicht und eine Sonderedition des vom Verband Deutscher Zoodirektoren herausgegebenen Bands „Gärten für Tiere. Erlebnisse für Menschen“ mitgestaltet. D Dag Encke (ganz rechts), der 1. Vorsitzende des Vereins der Tiergartenfreunde Nürnberg e. V. Klaus Kohlmann (links daneben) und Monika Prell (3. von links) freuen sich mit den Tierpaten, die ihre Schützlinge gerne unterstützen. M it einem Zeitungsaufruf unter dem Titel „Nürnbergs Tiere brauchen unsere Hilfe“ begann vor 20 Jahren die erfolgreiche Geschichte der Futterpatenschaften im Tiergarten Nürnberg. Aktuell unterstützen mehr als 600 Paten ihre Lieblingstiere. Insgesamt förderten die Tierpaten den Tiergarten mit mehr als einer Million Euro. Davon wurden unter anderem das Mediterraneum und die Buntmarderanlage mitfinanziert. Auch die für 2013 geplante Erdmännchen-Anlage wird ein Projekt der Tierpaten. Zu den seit 20 Jahren treuen Paten der ersten Stunde gehören Gudrun und Hermann Flachenecker, Prof. Dr. Wolfgang Gast, Bernd Hartmann, Claudia und Heinz Lauber, Maria-Elisabeth Schaeffler und Hannelore und manati 2012 | 2 Udo Tomiak. Am Dienstag, den 2. Oktober 2012 bedankten sich der leitende Direktor des Tiergartens Nürnberg, Dr. Dag Encke, sowie der 1. Vorsitzende des Vereins der Tiergartenfreunde Nürnberg e. V., Klaus Kohlmann, bei den Tierpaten für ihre Treue und Verbundenheit zum Tiergarten Nürnberg. Sie überreichten ihnen eine Urkunde und einen Acryldelphin der Nürnberger Firma Eschenbach Optik. Wenn auch Sie eine Tierpatenschaft übernehmen möchten, dann wenden Sie sich bitte an: ie 46seitige Chronik „100 Jahre Tiergarten Nürnberg“, die in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv entstanden ist, zeichnet die Geschichte des Zoos mit vielen historischen Fotos und Zitaten von Zeitzeugen nach. In die umfangreiche Broschüre flossen unter anderem die Erinnerungen der beiden ehemaligen Direktoren Dr. Manfred Kraus und Dr. Peter Mühling sowie jene ehemaliger Tierpfleger und weiterer früherer Mitarbeiter ein. Ein chronologischer Abriss ordnet die geschichtlichen Ereignisse ab 1912 – als der Tiergarten am Dutzendteich eröffneten wurde – den bislang sechs Tiergartendirektoren zu. So steht die wechselvolle Ära von Gründungsdirektor Dr. Karl Thäter – 1912 bis 1945 – sogar für zwei Einweihungen, da Thäter auch den Umzug des Tiergartens 1939 an den Schmausenbuck verantwortete. Auch seine Nachfolger, Dr. Karl Birkmann, Dr. Alfred Seitz, Dr. Manfred Kraus, Dr. Peter Mühling und der aktuelle leitende Tiergartendirektor, Dr. Dag Encke, erlebten ereignisreiche Zeiten mit „ihrem“ Tiergarten. „100 Jahre Tiergarten Nürnberg“ Herausgeber: Tiergarten Nürnberg 46 Seiten, broschur ISBN: 3-926760-11-7 Preis: 3 Euro, erhältlich im Tiergarten Z u seinem 125jährigen Bestehen brachte der Verband Deutscher Zoodirektoren e.V. (VDZ) den Band „Gärten für Tiere. Erlebnisse für Menschen“ heraus. Der Text- und Bildband zeigt nicht nur die Geschichte der Tierhaltung auf, sondern stellt auch die mehr als 60 Zoologischen Gärten des Verbands vor. Acht reich bebilderte Seiten sind dabei dem Tiergarten Nürnberg gewidmet und vermitteln dessen Themenschwerpunkte Wald, Wasser und Wüste. Auf je einer Doppelseite stellen sich die anderen Zoos und Tierparks im deutschsprachigen Raum von A wie Aachener Tierpark bis Z wie Zoo Zürich vor. Mit eindrucksvollen Fotos präsentieren sie ihren Tierbestand und ihre Aufgaben in Artenschutz und moderner Tierhaltung. Ganz praktisch enthält jede Zoobeschreibung einen Übersichtsplan und die wichtigsten Besucherinformationen. „Gärten für Tiere. Erlebnisse für Menschen“ Herausgeber: Verband Deutscher Zoodirektoren e. V. ca. 208 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen ISBN: 978-3-7616-2555-2 J.P. Bachem Verlag, Köln Preis: 39,95 Euro, erhältlich im Tiergarten Monika Prell Tel. 0911-54 54 838 monika.prell@stadt.nuernberg.de manati 2012 | 2 Aus dem Verein Aus dem Verein Veranstaltungen des Vereins der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. Veranstaltungen der „TierEntdecker“ Jugendgruppe des Vereins Programm ab Dezember 2012 Programm ab ab November 2012 TierEntdecker tgfn.d Sonntag, 9. Dezember 2012 14.00 Uhr im Naturkundehaus Weihnachtsfeier des Vereins Dienstag, 16. April 2013 16.00 Uhr im Restaurant „Waldschänke“ Gesprächsrunde „Mitglieder fragen – Verein und Tiergarten antworten“ Sonntag, 5. Mai 2013 10.00 Uhr im Naturkundehaus Mitgliederversammlung des Vereins der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. Dienstag, 1. Oktober 2013 16.00 Uhr im Restaurant „Waldschänke“ Gesprächsrunde „Mitglieder fragen – Verein und Tiergarten antworten“ Kontaktdaten der Geschäftsstelle Telefon (0911) 54 54 831 | Telefax (0911) 54 54 802 E-Mail kontakt@tgfn.de www.tiergartenfreunde-nuernberg.de Geschäftszeiten: Jeweils Di und Do von 10 - 12 Uhr und von 13 - 16 Uhr e Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. Samstag, 1. Dezember 2012 10.00 Uhr, Tiergarteneingang Vorweihnachtliches Samstag, 5. Januar 2013 „Aug in Aug mit 1000 Tieren“ – Besuch im Industriemuseum Lauf Samstag, 2. Februar 2013 10.00 Uhr, Tiergarteneingang Besuch bei Nemos Freunden Shirts für Tiergartenfreunde 36 T- oder Polo-Shirts mit dem Schriftzug des Vereins Auf Initiative der aktiven Helfer des Vereins der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. wurden eigene T-Shirts und Polo-Shirts aus 100% Baumwolle entworfen, die bei folgender Firma bezogen werden können: Firma MyShirt Factory Inhaber: Daniel Böck Oppelner Str. 196a 90473 Nürnberg Telefon: 0911/893 21 78 Fax: 0911/800 98 48 Email: info@MyShirt-Nbg.de Langwasser, gegenüber Einfahrt Parkhaus Frankencenter. Preise T-Shirt 1 Stück 30,– €; ab 5 Stück je 25,– €; ab 10 Stück je 20,– € Hersteller: Fruit of the Loom / Farbe: Sunflower Polo-Shirt 1 Stück 40,–€; ab 5 Stück je 35,– €; ab 10 Stück je 30,– € Hinweis für Mitglieder Bankeinzug Ihres Mitgliedsbeitrages Samstag, 2. März 2013 10.00 Uhr, Tiergarteneingang Zurück in die Wildnis – Ausbürgerungen von Zootieren Samstag, 6. April 2013 10.00 Uhr, Tiergarteneingang Nager an Land und im Wasser Samstag, 4. Mai 2013 Exkursion in den Tierpark Schmiding Samstag, 1. Juni 2013 10.00 Uhr, Tiergarteneingang Von Löfflern, Ibissen und Co Weitere Auskünfte / Anmeldungen zu den Exkursionen: Jenny Zierold, Mo – Fr ab 20 Uhr, am Wochenende ab 10 Uhr – Tel. (0160) 15 75 664 E-Mail: tierentdecker@tgfn.de Internet: www.tgfn.de (unter Aktuelles und Jugendgruppe) L iebe Tiergartenfreunde, jedes Jahr entstehen unserem Verein hohe Belastungen, weil sich Bankverbindungen oder Adressen von Mitgliedern geändert haben und keine Nachricht an den Verein erfolgte. Wir möchten Sie deshalb an dieser Stelle bitten, Änderungen Ihrer Bankverbindung oder des Wohnortes unbedingt auch immer rechtzeitig dem Verein zu melden. Sie können dies schriftlich oder auch per email unter kontakt@tgfn.de tun. Die Gelder können somit uneingeschränkt unserem Vereinszweck, nämlich der Förderung des Tiergartens, zugute kommen. Langjährigen Mitgliedern, die den Einzugsservice bislang noch nicht nutzen, empfehlen wir, dem Verein eine entsprechende Einzugsermächtigung zu erteilen und diese bis spätestens 7. Dezember 2012 in der Geschäftsstelle des Vereins der Tiergartenfreunde abzugeben. Die Einzugsermächtigung bietet Ihnen folgende Vorteile: - Als Mitglied müssen Sie nicht an die rechtzeitige Überweisung des Mitgliedsbeitrages denken - Sie sparen sich Zeit und Weg zu Ihrer Sparkasse oder Hausbank bzw. zur Vereins-Geschäftsstelle - Ihr Beitrag ist immer rechtzeitig bezahlt und Ihr Leistungsanspruch damit gesichert Vorsorglich weisen wir erneut darauf hin, dass der Markenversand erst ab der zweiten Februarhälfte 2013 erfolgt. Bis dahin gelten die Marken aus dem Jahr 2012. Außerdem erinnern wir nochmals daran, dass bei nicht gemeldeter Adressenänderung bzw. bei fehlendem Nachsendeauftrag Vereinsinformationen und Zeitschriften nicht mehr nachgesandt werden können. Bitte beachten Sie außerdem, dass der Sicherheitsdienst an der Kasse des Tiergartens angewiesen ist, die Identität der Karteninhaber zu kontrollieren. Bitte führen Sie deshalb bei Ihrem Besuch stets einen Personalausweis etc. mit. Vielen Dank für Ihre Unterstützung! Ihre Gertraud Linß Schatzmeisterin kontakt@tgfn.de manati 2012 | 2 manati 2012 | 2 Kinderseite Was ist eigentlich ein Degu? Tierisches Silbenrätsel 38 al – an – ber – bi – cha – der – e – fle – ge – ger – hoch – horn – hu – ka – kauz – kopf – kuh – land – le – ler – lo – loeff – mae – maus – mu – na – nas – o – on – ot – pa – pard – pen – pir – ral – ren – rot – rind – schaf – see – ta – ter – ti – tier – u – u. 1) Nordischer Hirsch 10) Paarhufer der Savannen Rätselspaß für Jung und Alt! 2) Wassermarder 11) Eule im östlichen Europa 3) Lebendes Fossil 4) Wolllieferant aus Südamerika ei Degus handelt es sich um einen tagaktiven Vertreter der Nagetiere aus der Verwandtschaft der Meerschweinchen. Sie leben in Familienverbänden, bestehend aus fünf bis zehn Tieren, in den Gras-, Busch- und Felslandschaften von Nord- und Zentral-Chile. Im Tiergarten Nürnberg findet man die geselligen Degus im Kleinsäuger-Pavillon im Streichelzoo. Ausgewachsene Degus wiegen zwischen 170 bis 300 Gramm und können eine Körperlänge von 13 – 19 cm erreichen, der Schwanz misst nochmals 10 – 16 cm. Die Tiere weisen ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten auf und sollten deshalb auch niemals alleine gehalten werden. Wer Degus aufmerksam beobachtet, kann sogar feststellen, dass sie untereinander kommunizieren. Ein hoher, schriller Pfiff dient beispielsweise als Alarmsignal und warnt die Gruppen-Mitglieder vor Raubtieren oder anderen Gefahren. Gerade wegen ihres ausgeprägten Sozialverhaltens sind Degus auch für die Wissenschaft sehr interessant. Außerdem wird mit ihnen auf dem Gebiet der Diabetes geforscht, da Degus relativ anfällig für die Zuckerkrankheit sind. Nicht selten endet die Erkrankung bei Degus in einer Trübung der Augen. Degus sind auch beliebte Heimtiere und werden gelegentlich im Zoofachhandel angeboten. Neben der Haltung in Gruppen ist zu beachten, dass die Tiere sehr bewegungsfreudig sind und stark nagen. Zur artmanati 2012 | 2 gerechten Haltung ist eine ausreichend große Voliere mit Klettermöglichkeiten erforderlich. Entsprechend ihrer natürlichen Umgebung sollten Degus als Heimtiere möglichst karge Kost bekommen. In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet ernähren sie sich überwiegend von Gräsern, Wurzeln, Samen, Kräutern und Laub. Daher ist bei der Haltung unbedingt darauf zu achten, dass den Tieren stets Heu zur Verfügung steht und Nüsse, Sonnenblumenkerne und Früchte mit hohem Zuckergehalt möglichst nicht verfüttert werden. Stattdessen erhalten Degus eine Mischung aus Gemüse, Kräutern, Wiesengrün und Ästen von Obstbäumen zum Benagen. Degus können bereits nach sechs Wochen die Geschlechtsreife erreichen. Nach einer für Nagetiere vergleichsweise langen Tragzeit von 90 Tagen kommen meistens vier bis sechs Jungtiere zu Welt. In Einzelfällen wurde auch von Würfen mit zwölf Jungtieren berichtet. Junge Degus kommen sehr weit entwickelt zur Welt: Sie sind bei der Geburt behaart und haben meist schon die Augen geöffnet. Im Alter von sechs Wochen sind die jungen Degus bereits von den Eltern entwöhnt. Auch wenn Degus interessante Pfleglinge mit einem spannenden Sozialverhalten sind, ist es wichtig, sich vorab intensiv mit den Ansprüchen der Art auseiBjörn Jordan nander zu setzen. 5) Größte heimische Eule 6) Schneller Jäger 7) Laufvogel Australiens 8) Rhinozeros - andere Bezeichnung 9) Vogel mit besonderer Schnabelform 13) Flugfähiges Säugetier 14) Bedrohte Haustierrasse 15) Asiatischer Einhufer 16) Bewohnerin des Manatihauses 17) Reptil mit Farbwechsel 18) Haustierrasse in Schottland Die Lösung lautet: Savannen-Sudoku Zebra Nashorn Zebra Löwe Zebra Büffel Löwe Giraffe Strauß Giraffe Jedes Kästchen muss von einem Tier besetzt sein. Jede Zeile, jede Spalte und jeder Kästchensechserblock, müssen die 6 Tiere enthalten, jedes Tier darf darin nur einmal vorkommen. Nashorn Zebra Rätselauflösung „ Suchbild Clownfische“ aus Heft 1/2012 Auflösung „Jubiläumsrätsel“ Heft 1/2012 55 Fische konntest du zählen! Hundert Jahre Tiergarten Nuernberg manati 2012 | 2 (Die Lösungen der Rätsels werden im Manati-Heft 1 / 2013 bekannt gegeben) B Aus oben genannten Silben sind 18 Arten des Tiergartens zu bilden, deren Anfangsbuchstaben – von oben nach unten gelesen – einen kleinen, nachtaktiven Bewohner des Manati- Hauses bezeichnen. 12) Größtes heimisches Nagetier