Programm

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Programm
St. Jacobi Göttingen, Sonntag, 8. Juli 2012, 18 Uhr
Psalmensymphonie
Lili Boulanger – Maurice Ravel 1905 – Alexander Zemlinsky
Lili Boulanger: Psalm 24, Psalm 129, Vieille prière
Maurice Ravel: Alborada del gracioso (1905)
Alexander Zemlinsky: Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“
------Pause (ca. 20 Minuten)------
César Franck: Psalm 150 „Alleluja“
Maurice Ravel: Daphnis und Chloe, 2. Suite (1912)
Igor Strawinsky: Psalmensymphonie
César Franck
–
Maurice Ravel 1912 –
Igor Strawinsky
Kantorei St. Jacobi, Beate Rux-Voss, Orgel
Jenaer Philharmonie, Ltg. Stefan Kordes
Wir danken unseren Unterstützern: der Ev. Landeskirche dem
Südniedersächsischen Landschaftsverband und der Stadt Göttingen
2012 ist das Jahr des „Göttinger Psalters“. Zur Jahresmitte stellen w ir Ihnen spätromantische und
moderne Psalmen für Chor und Orchester v or, darunter fast nie aufgeführte Raritäten,
gew issermaßen eine große „Psalmensymphonie“. Den Beginn machen Psalmen der mit 24 Jahren
nach langer Krankheit jung v erstorbenen Lili Boulanger. Sie w ar die erste Frau, die den
Rompreis gew ann. Vor zw ei Jahren sang die Kantorei Boulangers Psalm 130. Diese ergreifende
Musik führte zu dem Wunsch, auch ihre drei anderen Kirchenmusikstücke aufzuführen. Der kurze
Psalm 24, nur für Chor, Blechbläser und Orgel, ist w ie geschaffen für eine Konzerteröffnung.
Während der Chor im Psalm 129 neogregorianische Melodien singt, drückt das Orchester in
dramatischen Akkorden die ganze Verzw eiflung des Psalms (und sicher auch v on Lili Boulanger)
aus. Im täglichen Gebet legen die hohen Stimmen immer w ieder gesummte Klänge über die
Melodien und schaffen so eine entrückte (zugleich statische) Atmosphäre.
Zw ischen den Psalmen setzen w ir unsere Reihe zum 75. Todestag v on M aurice Ravel mit zw ei
Orchesterstücken fort. Rav el w urde in St. Jean-de-Luz an der spanischen Grenze geborenen. Im
1905 komponierten Klav ierstück „Alborada del gracioso“ (Morgenständchen eines Narren) spürt
man v iel spanisches Kolorit. 1918 bearbeitete Rav el das Stück für großes Orchester mit zahlreichen
Schlag-instrumenten, darunter natürlich auch Kastagnetten, und schuf so, w ie der Rav el-Biograph
Roger Nichols schrieb, „eines der besten spanischen Stücke v on französischen Komponisten.“
Alexander Z emlinsky, Wiener Zeitgenosse Gustav Mahlers, komponierte den Psalm 23 in
einer ganz eigenen, fast idyllischen Weise, die stellenw eise bis in Filmmusik hineinreicht. Die
außergew öhnlich großen Sprünge und schnellen Harmoniew echsel, in der man die Überspanntheit
des Wiener fin-de-siècle spürt, machen dieses Stück zu einem der anspruchsv ollsten Stücke für Chor
und Orchester.
Das große „Halleluja“, der 150. Psalm, steht am Anfang und Ende der zw eiten Konzerthälfte.
Die Vertonung v on César Franck ist ein Auftragsw erk zur Einw eihung der neuen Orgel im
Institut des Jeunes Av eugles (Paris). „Daphnis und Chloe“ v on Rav el ist eine Ballettmusik für
die Kompanie um den Tänzer Vaslav Nijinsky und den Choreographen Sergej Diaghilew . Die
Handlung basiert auf der Liebesgeschichte der Hirten Daphnis und Chloe des griechischen Dichters
Longos. Wegen seiner extremen Schw ierigkeit für das Orchester und die Tänzer (schneller 5/4-Takt
und v iele Taktw echsel im dritten Satz) galt es lange als nicht aufführbar. Letztlich fand die
Uraufführung dann am 8.6.1912 statt, fast auf den Tag genau v or 100 Jahren. Straw insky, zu
der Zeit mit Rav el befreundet, schrieb zu Daphnis: „eines der schönsten Produkte der französischen
Musik“. Legendär und in der raffinierten Instrumentation unv erw echselbar ist der w underbare
Sonnenaufgang zu Beginn der Suite.
Am Schluss dann die titelgebende „Psalmensymphonie“ v on Igor Straw insky. Er selbst sagt:
“It is not a symphony in w hich I hav e included Psalms to be sung. On the contrary, it is the
singing of the Psalms that I am symphonizing.” Strav insky, der in den zw anziger Jahren zu einem
regelmäßigen Kirchgänger w urde, ging also nicht v on einer Symphonie aus sondern instrumentiert
Psalmen. Seine ruhige Interpretation des 150. Psalms beendet das heutige Psalmenkonzert. SK
Lili Boulanger (1893-1918): Psalm 24 (1916) (Tenorsolo: Tobias Wolff)
La terre appartient à l´ Éternel et tout ce qui s´ y trouve la terre habitable et ceux qui
l´ habitent. Car il l'a fondée sur les mers, et l´ a établié sur les fleuves. Qui est-ce qui montera
à la montagne de l'Éternel et qui est-ce qui demeurera au lieu de sa sainteté. Ce sera l´ homme
qui a les mains pures et le coeur don’t l´ âme n´ est point portée à la fausseté et qui ne jure
point pour tromper. Il recevra la bénédiction de l'Éternel et la justice de Dieu son sauveur.
Telle est la génération de ceux qui Le cherchent Qui cherchent ta face en Jacob! Portes, élevez
vos têtes, Portes éternelles haussez vous et le Roi de gloire entrera. Qui est-ce Roi de gloire?
C´ est l'Éternel fort et puissant dans les combats. Portes, élevez vos têtes, élevez vous aussi
Portes éternelles et le Roi de gloire entrera - Qui est-ce Roi de gloire? C´ est l'Éternel des
armées c´ est Lui qui est le Roi le Roi de gloire Éternel!
Die Erde gehört dem Herrn und alles w as sich darin findet, das bew ohnbare Land und die, die es
bew ohnen. Denn er hat es über den Meeren gegründet und über den Fluten bereitet. Wer w ird auf den
Berg des Herrn gehen und w er w ird w ohnen am Ort seiner Heiligkeit? Es w ird der Mensch sein, der
reine Hände und ein reines Herz hat, dessen Seele nicht die Falschheit trägt und der nicht hinterlistig
schw ört. Der w ird den Segen v om Herrn empfangen und die Gerechtigkeit v on Gott seinem Retter. Das
ist das Geschlecht, das nach ihm fraget, das da sucht dein Gesicht Jakob! Tore, erhebt Eure Häupter,
ew ige Tore, erhebt Euch, dass der König der Ehre eintrete. Wer ist der König der Ehre? Es ist der Herr,
stark und mächtig in den Kämpfen. Tore, erhebt Eure Häupter, erhebt Euch auch, ew ige Tore, dass der
König der Ehre eintrete. Wer ist der König der Ehre? Es ist der Ew ige der Heerscharen, er ist es, der der
König ist, der König der Ehre, der Ew ige!
Lili Boulanger: Psalm 129 (1916)
Ils m'ont assez opprimé dès ma jeunesse, Qu'Israël le dise! Ils m'ont assez opprimé dès ma
jeunesse, Mais ils ne m'ont pas vaincu. Des laboureurs ont labouré mon dos, Ils y ont tracé
de longs sillons. L'Éternel est juste: Il a coupé les cordes des méchants. Qu'ils soient
confondus et qu'ils reculent, Tous ceux qui haïssent Sion! Qu'ils soient comme l'herbe des
toits, Qui sèche avant qu'on ne l'arrache! Le laboureur n'en remplit point sa main, Celui qui
lie les gerbes n'en charge point son bras, Et les passants ne disent point: Que la bénédiction
de l'Éternel soit avec vous! Nous vous bénissons au nom de l'Éternel!
Sie haben mich oft bedrängt v on meiner Jugend an, - so sage Israel -, sie haben mich oft bedrängt v on
meiner Jugend an; aber sie haben mich nicht überw ältigt. Die Pflüger haben auf meinem Rücken
geackert und ihre Furchen lang gezogen. Der Herr ist gerecht. Er hat der Gottlosen Stricke zerschnitten.
Ach dass zuschanden w ürden und zurückw ichen alle, die Zion gram sind! Ach dass sie w ürden w ie das
Gras auf den Dächern, das v ertrocknet, ehe man es ausrauft, mit dem der Schnitter seine Hand nicht
füllt noch der Garbenbinder seinen Arm; und die Vorübergehenden sagen gar nicht: Der Segen des
Herrn sei mit euch! Wir segnen euch im Namen des Herrn!
Lili Boulanger: Vieille prière bouddhique – Prière quotidienne pour tout l’Univers (191417) (Tenorsolo: Tobias Wolff)
Que toute chose qui respire, (Refrain:) sans ennemis, sans obstacles, surmontant la douleur et
atteignant le bonheur, puisse se mouvoir librement, chacune dans la voie qui lui est destinée.
Que toutes les créatures et partout, tous les esprits et tous ceux qui sont nés, sans ennemis…
Que toutes les femmes, que tous les hommes, les Aryens et les non Aryens, tous les dieux et
tous les humains et ceux qui sont déchus, sans ennemis…
En Orient et en Occident, au Nord et au Sud, que tous les êtres qui existent, sans ennemis…
Altes buddhistisches Gebet – Tägliches Gebet für das ganze Univ ersum
Möge alles, w as atmet, (Refrain:) ohne Feinde, ohne Hindernisse, den Schmerz überw indend und Glück
erlangend sich frei bew egen können, ein jeder auf dem Weg seiner Bestimmung. Mögen alle Geschöpfe
aus aller Welt, alle Geister, und alle, die geboren sind, ohne Feinde…Mögen alle Frauen, alle Männer,
alle Gläubigen und Ungläubigen, alle Götter und alle Menschen, alle, die gestrauchelt sind, ohne
Feinde…
Im Osten und Westen, im Norden und Süden mögen alle, die existieren, ohne Feinde…
Maurice Ravel (1875-1937): Alborada del gracioso (Morgenständchen eines Narren) (1905)
Alexander Zemlinsky (1871-1942): Psalm 23 op. 14 (1910)
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. Erweidet mich auf grüner Aue und führet
mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele; er führet mich auf rechter Straße um
seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürcht´ ich kein Unglück;
denn du bist bei mir, dein Stecken und dein Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen
Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll
ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im
Hause des Herrn immerdar.
Pause (ca. 20 Minuten)
César Franck (1822-1890): Psalm 150 (1884)
Alleluja. Louez le Dieu, caché dans ses saints tabernacles, Louez le Dieu qui règne en son immensité. Louez-le dans sa force et ses puissants miracles. Louez-le dans sa gloire et dans sa
majesté. Louez-le par la voix des bruyantes trompettes. Que pour lui le nébel se marie au
kinnor. Louez-le dans vos fêtes au son du tambourin, sur l’orgue et sur le luth, chantez,
chantez encor. Que pour lui dans vos mains résonne la cymbale aux accords éclatants et
joyeux. Que tout souffle vivant, tout soupir qui s’exhale dise: louange à lui, louange au Roi
des cieux. Louez-le dans vos fêtes, chantez, chantez toujours. Alleluja.
Lobt Gott, v erborgen in seinen heiligen Schreinen, lobt Gott, der in seiner Unermesslichkeit regiert.Lobt
ihn in seiner Kraft und seinen mächtigen Wundern. Lobt ihn in seiner Herrlichkeit und Königlichkeit.
Lobt ihn mit der Stimme brausender Trompeten. Dass sich für ihn die Harfe mit dem Psalter v ereinige.
Lobt ihn auf euren Festen beim Klang des Tamburin, auf der Orgel und auf der Laute, singt, singt
w eiter. Dass für ihn in euren Händen erklinge die Zimbel, die Zimbel mit klingenden und freudigen
Akkorden. Auf dass jeder Lebensodem, jeder ausgehauchte Seufzer spreche: Lobpreis ihm, Lobpreis dem
König der Himmel. Halleluja.
(Übersetzungen aus dem Französischen: Stefan Sauer)
Maurice Ravel (1875-1937): Daphnis et Chloe, 2. Suite (1912)
Lever de jour – Pantomine – Danse générale
Tagesanbruch – Pantomine – Allgemeiner Tanz
Igor Strawinsky (1882-1971): Psalmensymphonie (1930/48)
1) Psalm 39 (Vulgata 38), 13, 14
Exaudi orationem meam, Domine, et deprecationem meam. Auribus percipe lacrimas meas.
Ne sileas. Quoniam advena ego sum apud te et peregrinus, sicut omnes patres mei. Remitte
mihi, ut refrigerer prius quam abeam et amplius non ero. Erhöre mein Gebet, Herr, und mein
Flehen. Mit den Ohren v ernimm meine Tränen (und) schw eige nicht. Denn ich bin ein Gast bei dir
und ein Fremdling, w ie alle meine Vorfahren. Schenke mir, dass sich mich erquicke, ehe ich v ergehe und
nicht mehr bin.
2) Psalm 40 (Vulgata 39), 2-4
Expectans expectavi Dominum, et intendit mihi. Et exaudivit preces meas; et eduxit me de
lacu miseriæ, et de luto fæcis. Et statuit super petram pedes meos: et direxit gressus meos. Et
immisit in os meum canticum novum, carmen Deo nostro. Videbunt multi, videbunt et
timebunt: et sperabunt in Domino.
Sehnsüchtig w artete ich auf den Herrn, und er neigte sich zu mir. Und er erhörte meine Bitten. Und er
führte mich aus dem Meer des Jammers, aus dem Morast des Mists und stellte meine Füße auf einen Fels
und lenkte meine Schritte. Und er schenkte meinem Mund neuen Gesang, ein Lied für unseren Gott.
Viele w erden sehen, w erden sehen und sich fürchten und auf den Herrn hoffen.
3) Psalm 150
Alleluia. Laudate Dominum in sanctis Ejus. Laudate Eum in firmamento virtutis Ejus.
Laudate Dominum. Laudate Eum in virtutibus Ejus. Laudate Dominum in virtutibus Ejus.
Laudate Eum secundum multitudinem magnitudinis Ejus. Laudate Dominum in sanctis Ejus.
Laudate Eum in sono tubæ. Laudate Eum. Alleluia. Laudate Dominum. Laudate Eum.
Laudate Eum in timpano et choro, Laudate Eum in cordis et organo; Laudate Dominum.
Laudate Eum in cymbalis benesonantibus, Laudate Eum in cymbalis jubilationibus. Laudate
Dominum. Laudate Eum, omnis spiritus laudet Dominum, omnis spiritus laudet Eum.
Halleluja! Lobt den Herrn in seinem Heiligtum. Preist ihn für das Firmament seiner Macht. Lobt den
Herrn.
Lobt ihn für seine mächtigen Taten. Lobt den Herrn für seine mächtigen Taten. Lobt ihn gemäß der
Vielfalt seiner Größe. Lobt den Herrn in seinem Heiligtum. Lobt ihn mit dem Klang der Posaune.
Lobt ihn, Halleluja. Lobt den Herrn. Lobt ihn. Lobt ihn mit Pauken und Chören. Lobt ihn mit
Saiten und Orgel. Lobt den Herrn. Lobt ihn mit w ohlklingenden Zimbeln. Lobt ihn mit Zimbeln
v oller Jubel. Lobt den Herrn.
Lobt ihn, jeder Atemzug lobe den Herrn! Jeder Atemzug lobe ihn!
(Übersetzung aus dem Latein: Hartmut Büscher, Angelika Goldmann und Harald Just)
Harald Just: Z u Igor Straw insky:
Igor Straw inskij (1882-1971) ist v ielleicht der v ielseitigste, produktiv ste und gleichzeitig in seiner
Rationalität konsequenteste Komponist der klassischen Moderne. Er w ollte keinesw egs
Av antgardist um jeden Preis sein, sondern nur Komponist seiner Zeit. Niemand kann nach seiner
Auffassung Künstler sein, w enn er „nicht ein lebendiges Gefühl und ein echtes Verständnis für die
Gegenw art hat, und w enn er nicht bew usst am Leben teilnimmt, das ihn umgibt.“ Dazu gehört
auch eine ausgefeilte Musiktheorie. Seine „Symphonie de Psaumes“ ist quasi ein Auftragsw erk –
Straw inskij liebte und suchte die Nähe zur praktischen Musikausübung, auch aus finanziellen
Gründen -, entstanden nämlich 1930 als Wettbew erbsbeitrag zum 50-jährigen Bestehen des Boston
Symphonie Orchestra. Der Auftrag lautete, eine (zeitgemäße) Sinfonie zu komponieren (v on der
Einbeziehung eines Chors w ar nicht die Rede). Straw inskij schreibt dazu: “Die übliche Form der
Symphonie ist im 19. Jahrhundert ausgebildet w orden, in einer Epoche also, deren Sprache und
deren Gedanken uns heute um so w eniger liegen, als w ir selbst aus dieser Zeit herv orgegangen
sind.“ Als genialer Adaptierer der Tradition v erw endete er stattdessen die 3-sätzige Form der
barocken Sinfonia mit langsamem Mittelteil, deren erheblich geringerer Umfang v ermutlich seiner
Vorstellung v on konzentrierter Aufnahme eines Musikw erks entgegenkam. Die Instrumentierung
zeigt die typische Färbung, die Straw inskij seit seiner Frühzeit als (impressionistischer) BallettKomponist perfektioniert hatte: Er v erzichtet w ie so oft auf Geigen und Bratschen, w eil er nicht
schmelzenden Wohlklang, sondern den präzisen Rhythmus und die reine Klarheit und höhere
Berechenbarkeit der Blasinstrumente und Glockenspiele sucht. Es könnte fast scheinen, als ob er den
Chor nur als zusätzliche Erw eiterung des instrumentellen Ensembles gesehen hat, w enn man liest:
“Ich überlegte mir, aus w elchem Klangmaterial ich mein symphonisches Gebäude aufführen sollte.
Mir schw ebte eine Symphonie mit großer kontrapunktischer Entw icklung v or, und so musste ich
auch die Mittel v ergrößern, um in dieser Form arbeiten zu können. Ich entschloss mich daher, ein
Ensemble zu w ählen, das aus Chor und Orchester zusammengesetzt ist und bei dem keines der
Elemente dem anderen übergeordnet, beide also v öllig gleichw ertig sind.“ Dass Chor und Text nur
eine integrierende Rolle spielen, zeigt sich auch darin, dass der Komponist die Texte gelegentlich
v erfremdet, indem er Betonungen v erändert, Silben v ereinzelt oder überhaupt den Text dem
musikalischen Rhythmus unterw irft. Erstaunlich aber seine Begründung für die Wahl der
Psalmen: “Was den Text angeht, so suchte ich nach einer Dichtung, die eigens für Gesang
geschrieben ist. Dabei dachte ich natürlich sogleich an den Psalter.“ Er sei einfach „die Grundlage
der Gebete, Predigten und Gesänge der christlichen Kirche.“ Und man könne „sich v on den
Psalmen anregen lassen kann, ohne“ einen „ethnologischen, historischen oder pittoresken
Standpunkt“ einzunehmen. Zur Nähe und Ferne des Lateinischen schreibt er einmal: “Welche
Freude bedeutet es, Musik zu einer Sprache zu schreiben, die seit Jahrhunderten unv erändert besteht,
die fast rituell w irkt und dadurch allein schon einen tiefen Eindruck herv orruft.“
Der Hörer lasse sich überraschen, w elche v ielfältigen musikalischen Elemente Straw inskij in
seinem Werk v erarbeitet und v erbunden hat: Gregorianik, opernhafte Kantilenen, dicht gefügte
barocke Fugati, Tanzrhythmen mit E-Bass-Technik, Unisoni als Höhepunkte w ie das
„sperabunt/sie können hoffen“. Ein Werk tiefer und lebendiger Religiosität.
Vorschau: jeden Freitag, 18 Uhr 30 Minuten Orgelmusik (auch in den
Sommerferien)
Sonntag, 7. Oktober, 19 Uhr, Liederabend Simone Schwark, Sopran
Ravel, Debussy, Wolf-Ferrari, Fauré u.a.
Sonntag, 11. November, 18 Uhr , Hindemith: Flieder-Requiem, Mendelssohn
Kantorei St. Jacobi, Anna Haase, Klaus Mertens, Göttinger Symphonie Orchester
16./17. Februar 2013, 18 Uhr, Felix Mendelssohn Bartholdy: Elias
Die Jenaer Philharmonie
die größte Kultureinrichtung der Stadt Jena und Thüringens größtes Konzertorchester, wurde
1934 gegründet und hat seit der Grenzöffnung durch Gastspiele in ganz Deutschland und in
vielen Ländern Europas national und international weiter an Bedeutung gewonnen.
Regelmäßig gastiert das Orchester in der Kölner Philharmonie, in der Alten Oper Frankfurt
sowie im Konzerthaus Berlin. Erfolge feierte der Klangkörper mit Konzerten bei Radio
France beim Festival Printemps Musical in Paris, beim Eröffnungskonzert zum 38.
Internationalen Festival Wratislava Cantans in Polen, beim Festival Sagra Musicala
Malatestiana in Rimini und regelmäßig beim Europäischen Kirchemusikfestival in
Schwäbisch Gmünd. Gastspiele führten das Orchester in die französische Partnerregion
Picardie (Frankreich), nach Ljubljana (Slowenien) und Katowice (Polen).
Mit den der Philharmonie angeschlossenen drei Chören nimmt das gesamte Repertoire der
Chorsinfonik einen wichtigen Platz in der Arbeit des Orchesters ein. In Zusammenarbeit mit
dem Deutschen Musikrat fördert das Orchester in Seminaren unter Leitung von namhaften
Dirigenten den internationalen Dirigentennachwuchs.
In thematisch gestalteten Konzertreihen und der Einbeziehung unterschiedlicher Musikgenres
hat die Jenaer Philharmonie durch innovative Impulse große Aufmerksamkeit gewonnen: Die
deutschen Musik-Verleger wählten die Jenaer dreimal zum Orchester mit dem besten
Programm des Jahres. Mehrere CD-Einspielungen dokumentieren die Qualität des Orchesters
z. B. die zuletzt erschienene Aufnahme der Violinkonzerte 3, 4 und 6 von Pierre Rode mit
Friedemann Eichhorn als Solisten und Nicolás Pasquet am Dirigentenpult sowie die
Einspielung von Werken des dänischen Komponisten Finn Høffding.
Ein umfangreiches Musikpädagogischen Programm mit Veranstaltungsreihen wie „Musiker
in die Schule“ - seit 2005, „Schüler im Orchester“ - seit 2008, „HörProben“- seit 2009,
„MusikInteraktiv“ für Kinder und Schüler sowie die Orchesterpatenschaft „Tutti Pro“ mit
der Musik- und Kunstschule Jena. Mit Unterstützung der Philharmonischen Gesellschaft Jena
e. V. engagiert sich das Ensemble im Netzwerk „Musik macht schlau“ und bietet in der Stadt
Jena und den Umgebungslandkreisen. musikpädagogische Projekte.
Seit Herbst 2005 ist die Jenaer Philharmonie Mitglied des europäischen Orchesternetzwerkes
ONE - An Orchestra Network for Europe, zusammen mit Klangkörpern aus Frankreich,
Polen, Slowenien, der Slowakei, der Tschechischen Republik, den Niederlanden, Spanien,
Litauen und Bulgarien.
Nach „ONE, dann „ONE - a new dimension" und „ONE step further" wird nun „ONE goes
places" für eine Laufzeit von Juni 2011 bis Juni 2015 mit einer Vielzahl von Projekten
weitergeführt und von der EU gefördert.
Seit mehr als vierzig Jahren steht die Jenaer Philharmonie als Partnerorchester für den
Dirigenten-Nachwuchs der Weimarer Musikhochschule FRANZ LISZT zur Verfügung,
insbesondere in den jährlich angebotenen Internationalen Weimarer Meisterkursen.
Im Herbst 2008 wurde der Klangkörper Partner der Thüringer Orchesterakademie der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar.
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