Mein Freiwilligendiens gendienst in Reyes/ Bolivien
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Mein Freiwilligendiens gendienst in Reyes/ Bolivien
Mein Freiwilligendiens gendienst in Reyes/ Bolivien 2. Rundbrief Arpana Berndt in der Einsatzste atzstelle „Cedicor“ in Reyes/ Bolivien Dienstzeit: 13.07.2013 bis 21.09.2 1.09.2014 Datum: 25. Februar 2014 Liebe UnterstützerInnen,, lieb liebe FreundInnen, liebe Interessierte, liebe Familie, F Ich bin bereits sieben Monat onate hier und das ist einfach unfassbar. r. Die Hälfte meiner Zeit in Reyes ist schon um m un und dabei kann ich es immer noch nicht cht ganz ga glauben, dass ich überhaupt in Bolivie olivien bin. Hier ist mein zweiter Rundbrief für Euch, E in dem ich die wichtigen Ereignisse e zusammenfasse zusa und Euch berichte, wass mic mich die letzten Monate beschäftigt hat. Herzlichen Dank für die viele vielen, lieben Rückmeldungen zu meinem m letzten let Rundbrief. Ich freue mich, dass er Euch gefallen hat und wünsche Euch auch dieses di Mal viel Spaß beim Lesen! In der Zwischenzeit hatte te ich bereits das Zwischenseminar, das meine eine Entsendeorganisation EIRENE IRENE in Cochabamba durchgeführt hat, t, und konnte ein wenig mehr von Bolivien en sehen. seh Außerdem habe ich an einer Alphabetisierungsfortbildung ildung in La Paz teilgenommen und dort eine iinnovative Methode erlernt. Nun kann ann ich i Kindern, Jugendlichen und Erwachsen chsenen Lesen und Schreiben beibringen. Als ich von diesem Ausflug wieder im Tiefland land a ankam, erwarte mich jedoch erst einmal al Cha Chaos: Erdrutsche, Hochwasser und Übersch erschwemmungen und es hörte nicht auf zu regnen. reg Die Flut Im Nachbardorf Rurrenabaq abaque kam ich mit dem Reisebus an. Das as Do Dorf wirkte aufgewühlt und unruhig, g, obwohl obw es eigentlich sonst sehr entspannt nnt d dort zugeht. Im Gespräch mit einer befreund freundeten Freiwilligen und nach einem Blick auf a einen der Berge bekam ich die Erkläru rklärung dafür. Ein Viertel des Berges warr nicht nich mehr grün sondern rotbraun von der er Erde, Er die normalerweise von Urwald bedec edeckt ist. Es ist Regenzeit. Tagelanger Regen Rege hatte die Erde aufgeweicht und einen Erdrutsch 1 verursacht der mehrere Häuser Häu mit sich den Hang hinab zog. Ein n zwe zweiter Erdrutsch riss vier der Soldaten in den n Tod, Tod die den Bewohnern zu Hilfe geeilt waren waren. Ich fuhr mit dem m Sammeltaxi Sa nach Reyes. Das Taxi schaffte scha es nicht bis zum Terminal, denn alle Straßen in seiner Nähe waren aren überschwemmt. Ich lief über die ie matschigen ma Wege zum Cedicor, wo ich ic ja lebe und arbeite. Ich war ar müde mü von der langen Reise und nd hoffte h mich bald ausruhen zu können önnen. Aber auch das Gelände des C Cedicor war in meiner Abwesenhe senheit überschwemmtt worden wo und damit auch mein kleines ines Häuschen. H An der Wand im Wohn- und d Sch Schlafzimmer konnte ich ablesen, dasss das Wasser ca. 20 cm hoch gestiegen sein in mus muss. Der Boden war voller Dreck und Ungeziefer. Ungez Alles was auf dem Boden lag warr durchnässt. durc Wände, Möbel, Wäsche, Schuhe chuhe und Bücher waren feucht und schimmel mmelten vor sich hin. Ich putzte erst einmal al zwei zw Tage lang meine Wohnung, um mich ich wieder w wohl zu fühlen. Immer wenn es regnet komm kommt aber kaum jemand zur Schule und d so sind s in den beiden Regenzeitmonaten aten Dezember D und Januar auch Schulferien. rien. Ende Februar hatte der Unterricht jedoch och immer noch nicht begonnen. Von Ende nde Januar J bis Mitte Februar blieb Reyes übersch erschwemmt. Häuser, Gärten, Spielplätze, e, Läd Läden, Schulen, Straßen, Sportplätze - alles lles stand st unter dreckigem, braunem Wasser. sser. Häuser, die aus Lehm und Stroh gebaut waren, war hielten der Feuchtigkeit nicht stand. and. TTransporter beladen mit Möbeln und nd Familien Fa zogen stadteinwärts. Der bewohnb ohnbare Platz reduzierte sich auf ein paar wenige w Straßen. Alle Zufahrtswege waren unbefahrbar. Die einzige Straße, die aus R Reyes herausführt, ist nicht asphaltiert:: sie war bereits nach den ersten Regengüssen n nic nicht mehr benutzbar gewesen. Der Flugha lughafen und jede andere Wiese verwandelten elten sich in Seen. Die Lebensmittel, vor allem die frischen, wurden knapp und ihre Preise Preis vervierfachten sich. Es gab immerr wied wieder längere Stromausfälle und damit it auch auc kein fließendes Wasser. Die ganze Stadt stand still, abends war kaum noch jemand auf den Straßen. Normalerweise trotten vereinzelt verein Kühe und Pferde durch das Stadtzentr tzentrum. Doch während der Überschwemm emmung standen ganze Pferde- und Kuhherde herden im Zentrum der Stadt vor der Kirche e und grasten. Ich hatte Glück, dass mein Häuschen Häus sehr 2 zentral im Dorf liegt und meine Straße nach meiner Rückkehr ehr trocken tr blieb. Denn manchmal hörte örte es e Tage lang nicht auf zu regnen - lautes lau Prasseln auf das Blechdach, Tag g und Nacht. Die meiste Zeit habe ich zu Hause H verbracht, bei Kerzenschein gelesen elesen und in den wenigen Minuten ohne hne R Regen Einkäufe gemacht. Niemand verließ verli sein Haus mehr. Die Stadt war leer und die Straßengräben verwand wandelten sich in reißende Bäche. Wenn es ku kurz aufhörte zu gießen, strömten die Menschen Mens aus ihren Wohnungen, machten Einkäufe Einkä oder gingen in die Kirche. Kinder zogen zog Holzstücken an einer Schnur durch die Straßengräben St und bastelten Spielzeugbo oote aus Plastikflaschen. us den de umliegenden Dörfern in die Stadtt und lebten hier auf Die Menschen zogen aus der Straße, in den Schulen len u und in der Sporthalle. Täglich kreisten Hub Hubschrauber über unseren Köpfen. Viele Leute wurden unruhig, weil die von der Regieru egierung versprochene Hilfe nicht ht ank ankam. Das Krankenhaus war überfüllt.. Durc Durch die vielen Mücken erhöhte sich die ie Ansteckung An mit dem Dengue-Fieber. Irgendwann kam dann die SSonne an den Nachmittagen heraus. Dan ann hörte es ganz auf zu regnen und das Wasser Wass ging zurück. Wenn man nun durch das D Dorf geht, dann sieht man die Folgen n der Überschwemmung. Eingestü gestürzte und zerstörte Häuser, verdreckte te Gärten, Gä umgekippte Bäume und d immer imm noch überflutete Fußballfelder. Alltag im Projekt Trotzdem kehrte nach und nach n der Alltag zurück, auch für mich. h. Von Vo morgens bis abends ist wieder Unterricht rricht im Cedicor. Nun begann ich mit meiner einer eigenen Unterrichtsplanung. Im Januar Janu hatte ich an einer Alphabetisierungsfo ngsfortbildung in La Paz teilgenommen. Dort rt habe hab ich eine Methode gelernt, um Kindern ndern, Jugendlichen und Erwachsenen Lesen n und Schreiben beizubringen oder bei Lese-- und Rechtschreibproblemen n helf helfen zu können. Diese Methode nennt nt sich „Lectura con dedos“ (deutsch: Lesen n durch durc Gesten) und soll den Lernenden durch die Kombination von Stimme, e, Handzeichen Ha und Bewegung der Hände nde leichter le machen sich die Buchstaben zu merken merk und diese anzuwenden. Dabei ist es w wichtig, dass sie verstehen, dass ein Buchstab hstabe zwar einen Namen hat, beim Lesen sen aber ab nur durch die verschiedenen Laute te de der Buchstaben die Wörter entstehen.. Ein B Beispiel im Deutschen wäre, dass der Buchstabe Bu M zwar „Em“ heißt, aber den en La Laut „M“ hat. Also liest man „Mama“ statt „Em-A-Em-A“. 3 Ich habe nun mit der Planun lanung dieses Projektes begonnen und überle berlege mir, wie ich die potentiellen SchülerInne rInnen über das Angebot meines Alphabetisie etisierungskurses informieren kann. Zugleich ich denke d ich mir, dass es vielleicht auch h sinnv sinnvoll wäre Alphabetisierungsfortbildung ildungen für andere Lehrkräfte zu organisieren ieren, damit sie die Methode selbst anwenden den k können, wenn ich schon wieder in Deutsc eutschland sein werde. Das sind also die zwei große roßen Ereignisse der letzten Monate in meinen einen Leben hier in Reyes. Die Naturkatstrophe, phe, die für mich persönlich keine schwerwieg rwiegenden Folgen hatte und der Alphabetisieru tisierungskurs, der mir neben meinem Englisch glischkurs eine weitere Möglichkeit bietet, tet, mich m durch den Freiwilligeneinsatz einzub inzubringen. Vielfältiges Bolivien Was ist sonst noch geschehen? Im bolivianischen Ferienmonat onat Dezember – wir sind auff der Südhalbkugel! – habe auch ich meinen Urlaub genommen und bin in das Hochland gereist. Unterweg rwegs habe ich manchmal andere ndere Reisende getroffen und es war erstaunlich, dass vielen ielen das Tiefland Boliviens gänzlich unbekannt ist.. Nich Nicht nur, weil sie nie dort gewese wesen waren, sondern weil viele, le, al als sie ihre Reise durch Bolivien ivien geplant g hatten, nur an das Hochland d mit den Anden, den Lamas und den tradition ditionell gekleideten Frauen mit ihren typische pischen Hüten dachten. La Paz, die höchst öchste Großstadt der Welt, der Titicacasee, e, der de höchste See der Welt, Potosi mit ihren n bekannten bek historischen Silberminen und d Uyuni Uyu mit der größten Salzwüste der Welt - angesichts dieser Superlative wird das bolivianische b Tiefland schnell vergessen sen un und das, obwohl nur etwa ein Drittel Bolivie Boliviens aus Hochland besteht. Mir fallen die Unterschiede ede in der Lebensweise der Menschen in der R Region von La Paz/ El Alto und in meinem em Wohnort W Reyes besonders deshalb auf, weil w ich an diesen Orten nun einmal die meiste eiste Zeit verbracht habe. Ich habe das Gefühl, Gefü dass im Hochland Traditionen eine ine wichtigere w Rolle spielen, obwohl diese se im Tiefland auch nicht zu kurz kommen. Durch die Musik und die Tänze, aber insbesond esondere durch die Kleidung kommt das zurr Gel Geltung. Im Hochland tragen viele Frauen uen zahlreiche za weite Röcke übereinander. Ess gibt sie in den verschiedensten Farben und V Verzierungen. Sie flechten ihr schwarzes langes lange Haar zu zwei Zöpfen und setzen sich ch englische en Hüte auf 4 den Kopf. Sowohl Frauen en als al auch Männer binden bunte Tücherr als TTaschen auf ihren Rücken zusammen n um Babys, Lebensmittel und andere Dinge inge zu z transportieren. Dass man diesen Stil im tief gelegenen g Reyes eher seltener findet, t, liegt lieg natürlich auch am wärmeren Klima und d daran, da dass die Völker der Aymara und d Que Quechua die Kultur nur in den Bergen bestimme immen. Doch insgesamt habe ich den Eindruc ndruck, dass sich Kleidungsstil und Musikgesch geschmack im Flachland eher am globalisiert lisierten Vorbild orientieren. Das tropische Klima im Tiefland d füh führt noch zu einer anderen Eigenart: die Abendstund stunden verbringen die Menschen häufig auf der Straße Straße, am Straßenrand und vor der Haustür. stür. U Um Freunde und Bekannte zu treffen, verabredet et man ma sich nicht, sondern begibt sich einfach auf uf die Straße, dreht seine Runden mit dem Motorrad ad oder od geht spazieren. Aber auch den Tag über übe bleibt die Haustür weit geöffnet, die Fenster ster sind s meistens ohne Fensterglas. Die Leute bleiben leiben viele Stunden des Tages auf der Veranda im Schatten. Scha Dadurch ist die Privatsphäre eingeschränkte änkter und sie sind zugleich zugänglicher für andere ere M Menschen von außerhalb der Familie. Mir ist aufgefallen, dass im Tiefland fland ab und an mal jemand abfällige Bemerkungen en üb über die Menschen im Hochland d macht mac und andersherum, im Hochland über die Menschen des Tieflandes negativ gesprochen gespr wird. Auch bei Feierlichkeiten n in Reyes R feiern die Reyesanos unter sich und nd meistens me getrennt von denen, die ursprüng prünglich aus dem Hochland kommen. Die e meisten mei der kleinen Geschäfte aber, die ie von Nägeln bis Blumenkohl alles verkaufen, ufen, werden auffällig oft von Frauen in den en Trachten Tr des Hochlandes betrieben. Stadtfest in Reyes Die Heiligen Drei Könige, e, die Reyes ihren Namen geben, stehen an einer ei der Zufahrten zur Stadt als große e Statuen Stat und verdeutlichen ihre besonder ndere Bedeutung für Reyes. Anfang Januar nuar jjeden Jahres zum Dreikönigstag wird mehrere meh Tage lang das Bestehen der Stadt adt gefeiert. g Wie lange die Feiern offizielll andauern, and das wurde mir nicht klar. Denn nn jeder, jed den ich fragte, erzählte mir eine e and andere Anzahl an Tagen. Wie ich mittlerwei erweile herausgefunden habe,, wird hier gerne auch schon vorgefeiert. Mehrere Mehr Tage lang sind weder die Tage noch ch die d Nächte ruhig. Festtagsumzüge finden den sstatt, besondere Gottesdienste, Bälle, Hahnen ahnenkämpfe und Märkte werden organisiert, isiert, für die Händler aus anderen Städten hierhe ierher kommen. Der Höhepunkt der Feierlichk rlichkeiten sind jedoch die Stierkämpfe und Rodeos, bei denen junge Erwachsene ih hr Glück versuchen. 5 Dafür wurde der Marktplatz eingezäu ezäunt. Von einem Tag auf den anderen wurden große roße Tribünen T errichtet. Während die Zuschauer er und Zuschauerinnen auf den Tribünen n und den Zäunen sitzen, die die Arena umgeben, und V Verkäufer und Verkäuferinnen ihnen Erfrischungen en u und Snacks anbieten, stellen sich angetrunkene ene u und bereits ganz betrunkene Männer innerhalb der er Umzäunung Um den Stieren. Die Stiere werden einzeln n hineingelassen hine und haben bunte Tücher um die Hörner ner g gebunden. Wer es schafft, eines dieser Tücher zu ergreifen, ergre bekommt am Ende des Turniers einen Geldbetra betrag als Gewinn ausgezahlt. Die anderen Teilnehmer mer versuchen v den Stier mit raschen Bewegungen roter oter Tücher, T mit Tritten und mit Schlägen zu provozi rovozieren. Wer es schafft einige Sekunden n au auf dem Rücken des Tieres zu verbringen, n, erntet ern Applaus. Sobald er jedoch herunterfä nterfällt, gibt es lautes Gelächter von den Zuschau chauern. Auch die Teilnehmer, die bereits ts so viel v Alkohol getrunken haben, dasss sie d die Gefahr des nahenden Stieres nicht ht be bemerken, werden von der Tribüne ausgelacht. lacht. Einige Male konnte ein solcher solch „Stierkämpfer“ durch Zufall oder wege wegen der Provokation eines anderen eren Teilnehmers T der Wut des Tieres entkomme mmen, ein anderes Mal aber wurde er am Gürte Gürtel von dessen Hörnern in die Luft gehobe hoben. Es kam auch vor, dass sich die Ehefrauen auen auf den Turnierplatz begaben um ihre hre betrunkenen be Ehemänner unter lautem m Applaus Ap vom Gelände zu ziehen. Während rend manche Stiere durch den etwa 1,80m hohen hohe Zaun zu entkommen vermochten,, hatten hatt einige Teilnehmer weniger Glück. ück. Einer E wurde gleich zu Beginn von einem em SStier niedergetrampelt. Seine e Mitstreiter Mits führten ihn vom Feld, halb trugen ugen sie ihn, weil er immer wieder ohnmächtig htig w wurde. Eine knappe Stunde später befan efand er sich aber schon wieder auf einem m Stie Stier. lte, da dass es in Als ich Freunden erzählte, Deutschland keine Stierkämp rkämpfe gebe, weil sie gefährlich sind haben en sie dies verstanden. Die Begeisterun terung der Zuschauer und Teilnehmer mer b bei den Stierund Hahnenkämpfen ließ ieß aber ab vermuten, dass sie überhaupt nicht ht verstehen ver würden, dass diese Traditionen als Tierquälerei Tie verboten sein könnten. EIRENE-Zwischenseminar Kurz nach diesem Fest bin ich ic zum Zwischenseminar nach Cochabam abamba aufgebrochen. Das interessa eressanteste auf dem einwöchigen Seminar inar war w die anderen 6 Freiwilligen und deren Arbeit kennenzulernen. Zwei Freiwillige, die in Cochabamba eingesetzt sind, arbeiten mit ehemaligen Prostituierten, deren Kindern und mit Gefängnisinsassen. Die Kinder können ihre Tage in einem Kinderhort verbringen und den ehemaligen Prostituierten werden alternative Arbeitsmöglichkeiten an einem festgelegten Treffpunkt, der sich „Café“ nennt, angeboten. Dieses „Café“ hat ebenfalls einen kleinen Laden in dem die von den Frauen hergestellten Produkte verkauft werden. Den früheren Prostituierten und einigen Gefängnisinsassen in einem der Gefängnisse Cochabambas wird psychologische Hilfe angeboten. Die Freiwillige begleiten die mit dieser professionellen Arbeit beschäftigten Fachkräfte. Andere Freiwillige, die ich auf dem Seminar traf, arbeiten in einem Projekt in La Paz mit, das Schuhputzer unterstützt. Mich hat besonders beeindruckt, dass die Schuhputzer sich maskieren müssen, da sie sogar nicht wollen, dass ihre Familienangehörigen und Freunde von ihrer Arbeit wissen. Dies weist darauf hin, wie stark diskriminierend ihr Beruf angesehen wird. Insgesamt bot das Seminar eine gute Auszeit von dem Leben in Bolivien. Eine Woche verbrachten wir mit Gleichaltrigen, die alle als Freiwillige arbeiten und alle viel erlebt hatten, konnten uns austauschen und froh darüber sein, dass wir mit den kleinen Problemen in unserem Freiwilligenalltag nicht allein sind. Die Busfahrt von Cochabamba zurück nach La Paz, von wo es dann weiter ins Tiefland gehen sollte, war weniger erfreulich. Nach zwei Stunden schon hielt der Bus am Straßenrand an, der Fahrer sagte uns, dass es eine Panne gäbe und der Bus nicht weiterfahren würde. Alle Fahrgäste mussten sich nun - mitten in der Nacht auf einer einsamen Straße - darum bemühen, einen anderen Bus heranzuwinken. Als endlich ein Bus anhielt, drängelten sich alle nach vorne, um so schnell wie möglich der nächtlichen Kälte zu entkommen und weiter fahren zu können. Ich erhielt nur einen Platz auf dem Boden des zweiten Busses der für uns anhielt. Der Preis, den der Fahrer für unsere Mitfahrt verlangte, war überteuert. Die mühsamen sechs Stunden auf dem kalten Boden des rumpelnden Busses werde ich nicht vergessen. Das Hauptverkehrsmittel für Menschen in Bolivien, die von Stadt zu Stadt reisen möchten, ist der Bus. Verschiedene private Busgesellschaften bieten unterschiedliche Reiserouten und Standards an. Da gibt es den normalen Bus, dann Busse bei denen man die Sitze verstellen kann um zu schlafen, bis hin zu den teuren Bussen, die den Fahrgästen Betten im Bus bieten. Viele der Straßen zwischen den Städten Boliviens sind allerdings nicht geteert und häufig einfach nur sandige Schotterwege. Deshalb ist es besonders wichtig, die richtige Wahl des Busses zu treffen. Das orientiert sich nicht an der Schlafmöglichkeit im Bus sondern an den lokalen Nachrichten und dem, was die Einheimischen sagen. Es gibt immer Busgesellschaften, die als besonders sicher angesehen werden und andere die auf Grund von tödlichen Unfällen vermehrt negativ in den Nachrichten erscheinen. Zu der Unsicherheit von Busfahrten trägt auch bei, dass die meisten Nachfahrten sind, sodass der Bus um 6 Uhr morgens am Ziel ankommt und am selben 7 Tag wieder zurück fahren kann. Durch die schlechten Wege, aufgrund der fehlenden Beleuchtung der Straßen und schlechter Ausstattung der Busse kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Insbesondere an nationalen Feiertagen, an denen alkoholisierte Fahrer am Verkehr teilnehmen, wird von vielen Unfällen in den Nachrichten berichtet. Meistens steuert nur ein einzelner Fahrer den Bus, selbst wenn die Strecke zwanzig Stunden dauert. Er macht nicht mehr als eine halbe Stunde Pause zur Abendessenzeit und hält ansonsten etwa alle vier Stunden für nur 5 Minuten an. Unter diesen Bedingungen versuchen sich die Fahrer mit dem Kauen von Coca wach zu halten… Aber macht Euch keine Sorgen! Ich spreche schon genug Spanisch, um mich gut informieren zu können, und ich bin vorsichtig. Ich will auch weiterhin für Euch meine Augen aufhalten und Euch aus diesem spannenden und so anderen Land berichten. Demnächst könnt Ihr dann mehr über meine Erfahrungen mit meinen Kursen im Projekt lesen. Ich freue mich auf Eure Rückmeldungen und Fragen. Nochmals und immer wieder gerne bedanke ich mich ganz herzlich bei Euch allen, die Ihr mich finanziell und ideell unterstützt und mir diese interessanten Erfahrungen ermöglicht. Viele liebe Grüße und einen schönen Frühling wünsche ich Euch Arpana Berndt Hinweise zu den Bildern: 1. Überflutete Innenstadt; 2. Überschwemmter Hof; 3. Zusammengebrochenes Haus; 4. Salzwüste in Uyuni; 5. Straßenszene in Potosi; 6. Festtagsumzug: Frauen in traditionellen Trachten; 7. Umzugswagen; 8. Stierkampf Viele weitere Fotos: www.mostphotos.com/arpanaaischa 8