euro-visionen
Transcription
euro-visionen
78 REPORT kicker, 10. September 2007 1,14 MILLIARDEN FÜR DIE PREMIER LEAGUE Verhandlungsführer: DFL-Chef Seifert. Pay-TV: Premiere sendet als Erstverwerter. Das Erste ist Zweiter: ARD-Sportschau. EURO-VISIONEN Samstag 12.45 Uhr: Live-Spiel (Sky/Pay-TV) 17.15 Uhr: Live-Spiel (Setanta/Pay-TV) 22.30 Uhr: Highlight-Show und das Spiel des Tages bis 23.45 Uhr (BBC/Free TV) Sonntag 7.30 Uhr: Highlight-Show Spezial mit dem Spiel des Tages bis 9 Uhr (BBC/Free-TV) 13.30 Uhr: Live-Spiel (Sky und/oder Setanta) 16.05 Uhr: Live-Spiel (Sky) Keine Zusammenfassungen im Free-TV (nur in Nachrichten-Sendungen) Montag (nur in Wochen ohne Europacup- oder Länderspiele) 20.05 Uhr: Live-Spiel (Sky oder Setanta) Liga-Einnahmen: 1,14 Milliarden Euro/Saison (inkl. 306 Millionen für Übersee-Rechte) Abo-Kosten: 65 Euro Sky/15 Euro Setanta Das Zweite ist Dritter: ZDF-Sportstudio. Bundesliga = Billigliga. Die Formel für den internationalen TV-MARKT in Europa. Bei den Einnahmen hinken deutsche Klubs der Konkurrenz hinterher. Auch künftig. as Ergebnis einer Umfrage der Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers hat niemanden überrascht: 75 Prozent der Deutschen wollen die Bundesligaspiele weiter günstig in der ARD-Sportschau sehen. Ebenso hätte man fragen können, ob der Benzinpreis gesenkt werden soll. Die Boom-Bundesliga mit dem höchsten Zuschauerschnitt in Europa (37 644 Fans in der vergangenen Saison) ist auch die billigste der großen Ligen. Zwei Beispiele: Der durchschnittliche Ticketpreis pro Bundesligaspiel betrug in der vergangenen Saison 18,91 Euro, in der Premier League 51 Euro. Auch in Spaniens Primera Division (34 Euro) und Italiens Serie A (26) kosten die Tickets im Schnitt mehr, nur Frankreichs Ligue 1 (18) liegt in Augenhöhe mit der Billig-Bundesliga. Keines dieser Länder zeigt so viel Fußball im Free-TV wie Deutschland, Von 17,01 Euro Rundfunkgebühren im Monat, entfallen bei ARD und ZDF 24 Cent für die Bundesliga-Berichterstattung. Vor allem die ARD macht mit der werbefinanzierten Sportschau richtig Kasse. Bayern-Manager Uli Hoeneß forderte schon vor Jahren, dass die Bundesliga der Sportschau eine Mark pro Haushalt wert sein müsste. Auch im Pay-TV heißt die Formel: Bundesliga = Billigliga. In keinem der genannten Länder sind die Spiele günstiger zu sehen. Alle 712 Bundesund Zweitligaspiele live, in Konferenz und in Zusammenfassung für 19,99 Euro pro Monat bei Premiere, denen in England 80 Euro gegenüberstehen, wenn man alle überhaupt gesende- Fotos: Imago/Hoffmann, Imago/Schiffmann, Picture-alliance/dpa (2), Witters D ten Spiele live sehen will. Das sind in England beim Pay-TV-Sender Nummer eins, Sky, nur 138 der insgesamt 380 Erstligaspiele (siehe Übersicht rechts). Dass die Bundesliga überhaupt Schritt halten kann mit den Großen in Europa, verdankt sie anderen Quellen. Mit Sponsoring-, Werbe- und Merchandising-Einnahmen von über 700 Millionen Euro ist sie Spitzenreiter vor England (550 Millionen), Italien (450), Spanien (360) und Frankreich (240). An der Sportschau führt auch in Zukunft kein Weg vorbei. Dadurch steht die Liga mit einem Gesamterlös aller 36 Lizenzvereine in Höhe von etwa 1,6 Milliarden Euro in einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Italien und Spanien um Platz zwei in Europa. England ist dem Feld weit enteilt mit kalkulierten 2,55 Milliarden Euro Umsatz für die Saison 2007/08. In den Einnahmen aus Sponsoring und Werbung liegt der Knackpunkt bei den Verhandlungen über den neuen Fernsehvertrag ab Sommer 2009, den Liga-Vorstandsmitglied Christian Seifert, Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung, möglichst bis Weihnachten unter Dach und Fach bringen will. Die Ausschreibung für alle audiovisuellen Rechte, die vor Abschluss des laufenden Vertrages vor zwei Jahren insgesamt 233 Pakete und für den Fernsehmarkt 14 Kernpakete umfasste, dürfte bis Ende Oktober auf dem Markt sein. Die Free-TV-Relevanz der Marke Bundesliga liegt aus Sicht der Werbewirtschaft bei etwa 80 Prozent. Das bedeutet: Die Liga kann überhaupt keine großen Einschnitte an der Berichterstattung im Free-TV vornehmen, ohne große Verluste bei Sponsoring und Werbung zu riskieren. Es sei denn, die Liga geht zwecks Stärkung des Pay-TV bewusst auf eine Durststrecke, um eventuell beim übernächsten Vertrag im Jahr 2012 deutlich mehr Geld zu erzielen. Vorausgesetzt, Premiere würde seine Abonnentenzahlen von etwa 3,5 Millionen bis dahin auf jene Quote von etwa 8,5 Millionen Kunden bringen, die in England Sky gebucht haben. Sky kassiert etwa 6,3 Milliarden Euro pro Jahr, Premiere setzt etwa 1,4 Milliarden um. Sky erzielt eine Milliarde Überschuss, Premiere vielleicht ein Zehntel dessen. Deshalb kann es sich Premiere kaum leisten, der Liga 100 Millionen Euro mehr pro Saison zu zahlen. So wird sich das Wachstum der Bundesliga auf dem TV-Markt in Grenzen halten. Selbst wenn ein, zwei Spiele etwa über ein zweites Spiel am Freitagabend oder frühere Anstoßzeiten am Sonntag im Pay-TV verschwinden sollten: An der Sportschau führt kein Weg vorbei, eine Durststrecke aus genannten Gründen können sich die Klubs nicht leisten. Um noch mehr Geld in Stars investieren zu können, müsste die BoomBillig-Bundesliga an Schrauben wie den Ticket- und Abopreisen im Pay-TV drehen. Ob dann der Fan mitspielt wie zum Beispiel in England? RAINER FRANZKE SAMSTAGS-SPIELE ERST AM SONNTAG IM FREE-TV Samstag 17 Uhr: Live-Spiel (Pay-TV*) 20 Uhr: Sieben Live-Spiele (Pay-TV*) Sonntag 11 Uhr: Zusammenfassungen der Samstagsspiele auf France2foot (Free-TV) 18 Uhr: Live-Spiel (Pay-TV*) 21 Uhr: Live-Spiel (Pay-TV*) Montag 0.30 Uhr: Zusammenfassung auf M 6 (Free-TV) * Canal+ zeigt drei Live-Partien pro Spieltag, sieben Partien sind durch Pay-per-View live zu sehen Liga-Einnahmen: 650 Millionen Euro/Saison Abo-Kosten: 30 Euro/Monat (Canal+); 7,50 Euro pro Partie im Pay-per-View CHAOS PUR UND EINE MILLIARDE FÜR DIE TOP-TEAMS In Spanien herrscht derzeit das pure Chaos bei den Übertragungsrechten und den Sendeterminen. In der vergangenen Saison sah der Sendeplan so aus: Samstag 20 Uhr: Live-Spiel (Pay-TV*) 22 Uhr: Live-Spiel auf La Sexta (Free-TV) Kurze Zusammenfassungen, teilweise ohne Ton, im Anschluss an die Partien Sonntag 17 Uhr: Sechs Live-Spiele parallel (Pay-TV*) 19 Uhr: Live-Spiel (Pay-TV*) 21 Uhr: Live-Spiel auf Canal+ (im Kabelfernsehen) Zusammenfassungen ab 20 Uhr bis 8 Uhr am Montagmorgen im Kabelfernsehen * Im Pay-TV wurden die Spiele im Pay-per-View auf Canal+ Digital übertragen (konnten zeitversetzt „heruntergeladen“ werden). Geplant ist, dieses Sendeschema beizubehalten. Da sich nun aber die Rechteinhaber der Pay-per-View-Spiele in einem heftigen Rechtsstreit befinden, war in der laufenden Saison teilweise bis kurz vorm Anpfiff der Spiele nicht klar, welches Spiel auf welchem Sender übertragen wird. Liga-Einnahmen: In Spanien gibt es die Einzelvermarktung. Real zum Beispiel kassiert ab 2008 für vier Jahre 1,1 Milliarden Euro, Barca für fünf Jahre ab 2008 eine Millarde Euro. Abo-Kosten: 19,95 Euro (Canal+ Digital/berechtigt zum Anschauen einer Partie/Spieltag). Hinzu kommen 12,30 Euro pro Spiel im Pay-per-View Erste Liga, sonntags Zweiter: das DSF. PREMIERE-KONFERENZ AM WOCHENENDE Freitag 20.30 Uhr: Live-Spiel (Premiere) Samstag 15.30 Uhr: Sechs Live-Spiele einzeln parallel und in der Konferenz (Premiere) 18.30 Uhr/ca. 22 Uhr: Zusammenfassungen in der ARD/im ZDF (Free-TV) Sonntag 9.30 Uhr: Zusammenfassungen der Samstagsspiele im DSF (Free-TV) 17.00 Uhr: Zwei Live-Spiele einzeln parallel und in der Konferenz (Premiere) 22 Uhr: Zusammenfassung im DSF (Free-TV) Liga-Einnahmen: 420 Millionen Euro/Saison Abo-Kosten: 19,99 Euro/Monat BERLUSCONI-GRUPPE ZEIGT NUR DIE ELITE Samstag 18 Uhr: Live-Spiel (Pay-TV*) 20.30 Uhr: Live-Spiel (Pay-TV*) 22.40 Uhr/23.40 Uhr: Zusammenfassungen auf Italia 1 und Raidue (jeweils Free-TV) Sonntag 15 Uhr: Sieben Live-Spiele parallel (Pay-TV*) 18.15 Uhr/19.10 Uhr: Zusammenfassungen auf Italia 1 und Raidue (jeweils Free-TV) 20.30 Uhr: Live-Spiel (Pay-TV*) 22.35 Uhr: Zusammenfassungen auf Italia 1 und Raidue (jeweils Free-TV) *Sky zeigt alle Spiele der Serie A, ist jedoch nur über Satellit oder einen Decoder übers Internet zu empfangen. Mit einem anderen Decoder ist die Serie A auch live über Antenne zu sehen. Die Berlusconi-Gruppe Mediaset bietet alle Partien von Juve, Milan, Inter, Roma, Lazio und Napoli an. Hinzu kommen die Heimspiele von Atalanta, Torino, dem FC Genua und Livorno. Die restlichen Partien sicherte sich der Bezahlsender über Antenne, La 7. Liga-Einnahmen: Rund eine Milliarde Euro/Saison, davon allein 437 Millionen von Sky Abo-Kosten: 24 Euro/Monat (Sky; inkl. Champions League und Europas Spitzenligen); 159 Euro/Saison (Mediaset); 99 Euro/Saison (La 7) 79