GTAI - Internationale Märkte
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GTAI - Internationale Märkte
12.01.2012 Marokkos Bauwirtschaft im Aufwind Sozialer Wohnungsbau belebt die Branche / Tourismusprojekte bieten Chancen für deutsche Unternehmen / Von Fausi Najjar Tunis (gtai) - Die Aussichten für Marokkos Baubranche sind bei einem leicht abnehmenden Wachstumstempo der Gesamtwirtschaft positiv. Der Hochbau profitiert von einem lebhafteren Immobilienmarkt und Bemühungen der Regierung, den sozialen Wohnungsbau zu fördern. Die arabischen Golfstaaten haben angekündigt, in neue Tourismusprojekte zu investieren. Chancen für deutsche Unternehmen ergeben sich insbesondere bei den angeschobenen Vorhaben zum Ausbau der Infrastruktur, bei den erneuerbaren Energien und im Umweltschutz. Marokkos Bausektor befand sich 2010 und 2011 im Aufschwung. Er wuchs im 1. Quartal 2011 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 2,5%. Im 2. Quartal erreichte das Plus 3%. Der Wohnungsbau hat sich im Unterschied zum Vorjahr positiv entwickelt, der Immobilienmarkt für private Häuser zieht wieder an. Wichtige Impulse erhält die Branche durch das Programm zur Wiederbelebung des sozialen Wohnungsbaus (Relance des Logements Sociaux). Zugenommen haben auch die Realisierungschancen der Projekte, die die Regierungsinitiative Plan Azur avisiert; Verzögerungen sind allerdings weiterhin zu erwarten. Umfragen des statistischen Amts Haut-Commissariat au Plan (HCP) bei den Geschäftsführern von Bauunternehmen lassen auf weiterhin gute Wachstumsaussichten schließen. Rund 50% der Geschäftsführer aus der Baubranche erwarten einen weiteren Aufschwung, während 44% von einer unveränderten Geschäftssituation ausgehen. Die Umfrage spiegelt das seit 2010 anhaltende gute Stimmungsbild wider. Die Unternehmenschefs rechnen mit Neueinstellungen, wobei die Branche weiterhin nicht ausgelastet ist. Der Bausektor ist ein wichtiger Arbeitgeber in Marokko. Er beschäftigt 8 bis 11% der Arbeitsbevölkerung und bestreitet rund 8% des marokkanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Obwohl eine Gewichtung mangels statistischer Differenzierung nicht möglich ist, sind der soziale Wohnungsbau, Infrastrukturprojekte (Schiene, Straße, Häfen) und Tourismusprojekte die wichtigsten Motoren der Bauwirtschaft. Indikatoren für den Bausektor Marokko 2011 Beschäftigung 1) Anzahl der Beschäftigten ist nach einer Veröffentlichung vom Mai 2011 um 6% zurückgegangen Verkauf von In den ersten zehn Monaten 2011 sind 13,7 Mio. t. Zement verkauft worden, Zement 2) 9,4% mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum Wohnungsbau 1) In den ersten sechs Monaten 2011 sind 193.538 Wohnungen im Bau, 42% mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum 1) Ministère de l'Habitat, de l'Urbanisme et de l'Aménagement de l'Espace; 2) l'Association Professionnelle des Cimentiers du Maroc Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest Wohnungsbau In den ersten sechs Monaten 2011 waren 193.500 Wohnungen im Bau - davon 96.700 Sozialwohnungen, 42% mehr als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig wurden 67.000 neue Wohnungen fertig gestellt, davon 41.400 Sozialwohnungen. Rund zwei Drittel der Bauten befinden sich in den Großräumen Marrakesch, Rabat und Casablanca sowie Tanger. Anfang 2010 hat das Wohnungsbauministerium (Ministère de l'Habitat, de l'Urbanisme et de l'Aménagement de l'Espace) ein Programm für den Bau neuer Wohnungen und hier insbesondere von Sozialwohnungen angekündigt, um das Defizit von rund 1 Mio. Wohnungen zu reduzieren. Mit dem für 2010 bis 2020 vorgesehenen Plan de Relance des Logements Sociaux beabsichtigt die Regierung unter anderem, den Bereich für Privatunternehmen attraktiver zu gestalten. Ausschreibungen für den sozialen Wohnungsbau sind dabei öffentlich und international. Mit ihrem Programm befreien die Behörden den sozialen Wohnungsbau von Steuern auf Baumaterialien und von der Einkommen- und Gesellschaftsteuer (Impôt sur le Revenu und Impôt sur les Sociétés). Die Entwicklungsgesellschaften dürfen die Wohnungen dann zu festgelegten Preisen anbieten, nach verschiedenen Kategorien, die bei 150.000 Marokkanischen Dirham (DH, rund 13.600 Euro; 1 Euro = rund 11 DH, Dezember 2011) starten. Die Wohnungen müssen eine Fläche von 50 bis 100 qm aufweisen. Insgesamt sind rund 15 neue Siedlungen geplant. Das Ministerium rechnet im Ganzen mit 131.000 neuen Wohnungen jährlich. Rund die Hälfte davon soll dazu dienen, Elendsviertel zurückzudrängen. Den Regierungsplänen zufolge handelt es sich bei rund 60% der Neubauten um staatlich geförderte Wohnungen. Allerdings wird der Erfolg des Programms in hohem Maße davon abhängen, ob gerade in den Ballungszentren ausreichend günstiges Bauland zur Verfügung steht und ob Bauwirtschaft und Kunden günstige Kredite bekommen. Trotz Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr gibt es gegenwärtig vor allem im niedrigpreisigen Segment immer wieder Realisierungsschwierigkeiten. Die Wohnungen, die derzeit gebaut werden, entstehen zum großen Teil in neuen Satellitenstädten. Die gegenwärtig im Bau befindlichen Satellitenstädte werden rund 10 Mrd. Euro kosten. Alle diese Städte umfassen unter anderem Schulen, Moscheen, Gesundheits- und Einkaufszentren sowie andere Infrastruktureinrichtungen. Satelliten-Städte im Bau Stadt Fläche und Bevölkerung Baubeginn Tamansourt 305.000 Einwohner auf 1.200 Dezember (Marrakesch) ha 2004 Lakhyata 275.000 Einwohner auf 1.620 September 1.Phase Ende 20122.Phase (Casablanca) ha 2009 Ende 2015 Juli 2004 k.A. Tamensa (Rabat) 275.000 Einwohner auf 840 ha Fertigstellung k.A. Charafate (Tanger) 250.000 Einwohner auf 1.050 ha Januar 2009 2016 Quelle: Ministère de l'Habitat, de l'Urbanisme, et de l'Aménagement de l'Espace, Juni 2011 Die neue Stadt Charafate zwischen Tanger und Tetua wird von der marokkanischen Firma Al Omrane Al Boughaz entwickelt und soll rund 3 Mrd. US$ kosten. Sie umfasst den Plänen zufolge neben Wohnvierteln auch Parks, eine Verkehrsanbindung sowie die soziale Infrastruktur (Schulen, Verwaltung, Krankenhäuser etc.). Das Megaprojekt ist Teil der Politik des Königs, den Norden des Landes zu entwickeln. Mit staatlicher Förderung plant der Immobilieninvestor RealCapita in den wichtigen Städten Kenitra, Berrechid (Nähe Rabat), Oujda und Safi mehrgeschossige Wohnhäuser. Die Shareholder von RealCapita sind Investmentfirmen aus den arabischen Golfstaaten. Zudem hat der marokkanische König in Ain Auoda in der Nähe von Rabat das Bauprojekt Al-Firdaous ins Leben gerufen. Das sich auf 625 ha erstreckende Vorhaben besteht aus 34.460 Wohneinheiten, wovon 17.000 eine Förderung erhalten. Es umfasst 28 Schulen, sechs Moscheen, fünf Sportanlagen sowie ein Museum und eine Bibliothek. Das 1,7 Mrd. US$ teure Projekt wird unter Kriterien der Nachhaltigkeit realisiert. Wichtige marokkanische Unternehmen im Wohnungsbau sind Addoha, Alliances, Dyar Al Mansour, Palmeraie Développement oder Compagnie Général Immoblière. Ein bedeutender ausländischer Player ist die RealCapita aus Bahrain. Die Gesellschaft Al Omrane ist ein wichtiger Auftraggeber im staatlich geförderten Wohnungsbau. Einen Großteil der Wohnsiedlungen baut Al Omrane selbst, den Rest errichten zumeist marokkanische Bauunternehmen. Bau von Tourismuseinrichtungen Nachdem das marokkanische Tourismuskonzept Plan Azur insbesondere wegen der Finanzkrise 2008/2009 ins Stocken geraten war, hat der Tourismusminister Yassir Znagui Juni 2011 einen neuen Rahmenplan vorgestellt. Laut Znagui wird der staatliche Fonds für Tourismus (Fonds Marocain pour le Développement Touristique) und der Bankensektor für den Zeitraum 2011 bis 2016 rund 24 Mrd. DH (2,2 Mrd. Euro) mobilisieren. Die marokkanische Regierung erhofft sich dadurch Folgeinvestitionen, insbesondere aus den arabischen Golfstaaten. Ziel der neuen Initiative ist, bis 2016 rund zwei Drittel der in alten Plänen anberaumten Tourismusvorhaben zu realisieren und den Rest bis 2020 zu verwirklichen. Zunächst sollen die Ferienorte Saïdia, Taghazout und Lixus fertig gestellt werden, um später neue Tourismuszentren anzugehen. Die Realisierungschancen des marokkanischen Tourismusprogramms - jetzt mit Namen Vision 2020 (oder auch Plan Azur 2020) - haben sich stark verbessert. Ende November 2011 haben Staatsfonds aus Katar, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten gemeinsam mit Marokko zu gleichen Teilen den Tourismusfonds Wessal Capital in Höhe von umgerechnet knapp 2 Mrd. Euro aufgelegt. Ziel ist es, den Fonds auf rund 2,6 Mrd. Euro zu erhöhen. Touristenzentren im Plan Azur 2020 Station Saïdia (713 ha) La Plage Blanche (461 ha, bei Guelmim) Taghazout (615 ha, bei Agadir) Mazagan (bei Al Jadida) Mogador (580 ha, bei Essaouira) Port Lixus (461 ha, bei Larache) Investition (in Mio. Euro) 1.100 über 895 895 564 500 447 Beschreibung 29 Hotels, 1 Jachthafen, 3 Golfplätze, Häuser und Wohnungen etc. Bettenkapazität: 30.000 9 Hotels, 13 Wohnkomplexe, 2 Golfplätze, 1 Medina, 3 Clubs, 5 Beach Clubs; Bettenkapazität: 21.000. 4 Hotels, 2 Golfplätze, 1 Kongresszentrum, Häuser und Wohnungen 11 Hotels, 150 Pensionen, 3 Golfplätze, Geschäfte und Häuser. Bettenkapazität: 10.600 2 Hotels, u.a. 2 Golfplätze, Handel, Yachthafen, Häuser und Wohnungen. Bettenkapazität: 12.000 Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest, Oktober 2011 Fördermaßnahmen der marokkanischen Regierung für Investoren im Plan Azur Günstiges Bauland Verkehrs- und versorgungstechnischer Anschluss von Grundstücken Befreiung von der Einkommensteuer für die ersten fünf Jahre; danach Reduktion der Einkommensteuer um 50% Befreiung von Importzöllen für Anlagegüter, Materialien und Werkzeug bei Investitionen von mehr als 18 Mio. Euro. Beteiligung bei Aus- und Weiterbildung von Personal Quellen: Fédération du Tourisme - CEGEM 2003; Code des Investissements Die internationale Tourismusbranche hat nach der Weltfinanzkrise mit einigen Abstrichen Vorhaben außerhalb des Plan Azur fortgesetzt. Oftmals mit einem Panorama schneebedeckter Hänge des Hohen Atlas sind 2009 und 2010 neue Hotels, Villen, Golfund Poloplätze eröffnet worden, andere sind im Bau oder in der Planung. Marrakesch gilt auch als wichtiger Ort für den Neubau und die Instandsetzung von Erst- und Zweitwohnsitzen wohlhabender Europäer. Großprojekte in Großraum Marrakesch Projekt Oukaidmeden Atlas Ski and Golf Al Maaden Residential and Leisure Development Entwickler Projektkosten (in Mio. US$) Stand und Anmerkung Entwurf: Emaar Properties 1.400 Tourismusprojekt im Atlasgebirge Alliances Group and Global Hyatt Corporation 800 Entwurf: Wohnungen und Freizeit-Infrastruktur Jawhar Estate Sorouh's Atlas Garden Resort Aerium Group 664 Sorouh Real Estate PJSC (VAE) 200 Entwurf: Luxus-Hotel und Wohnungen Entwurf: Hotel und Wohnungen Kingdom Hotel Investment Four Season Group / The European Hotel Marrakech Hotel Corporation / Alliances 116 im Bau: Hotel (140 Zimmer) Développement Immobilier Shaza Marrakech Hotel Shaza Hotels Jnan Amar Polo Société d'Investissement Al Resort Amal Gueliz Shopping Center 90 Entwurf: Bau eines Hotels Entwurf: Bau von Luxus- 85 Hotel und Wohnungen, Polospielanlage Entwurf: Bau eines k.A. 70 Shopping Centers mit Hotel und Wohnungen Quelle: MEED Projects, Oktober 2011 Ein weiterer Schwerpunkt für die Baubranche in Marokko ist die an der Straße von Gibraltar gelegene Hafenstadt Tanger, die 700.000 Einwohner zählt. Zum Plan gehören die Entwicklung des Hafengeländes mit Ausbau und Modernisierung der Fähranlegestellen. Mehr als 30 ha des Hafengeländes sind für touristische und kulturelle Veranstaltungen (einschließlich Multiplexkino) vorgesehen. Hinzu sollen Büroräume und Einkaufszeilen kommen. Durch den Bau von Hotels ist mittelfristig eine Ausweitung der Übernachtungskapazitäten auf 1.600 Betten geplant. Durch Konversion der ehemaligen Lagerhallen ist zusätzlich ein Kongresszentrum sowie ein Museum (15.000 qm) geplant. Auch eine Seilbahn ist vorgesehen, die eine Verbindung zwischen Stadtzentrum, Marina, Fischereihafen und Kasbah herstellen soll Wichtige Projekte bei Tanger Projekt Tinja Aldea Entwickler Emaar Morocco (VAE) Emaar (VAE) Projektkosten (in Mio. US$) Stand Anmerkung in der Nähe von Tanger; 5.340 Entwurf Mischsiedlung (Einkauf, Wohnhäuser, Hotels) 1.000 im Bau Teil des Tinja-Projektes Entwicklung des alten Hafens, Tanger City Harbour Redevelopment Ministry of Tourism neue Anlegestelle für 730 geplant Kreuzfahrschiffe, Freizeit- und Konferenzzentrum sowie Yachthafen QDREIC-Al Houara Development Qatari Diar Real Estate Investment Entwicklung eines Badeorts bei 660 Company Quelle: MEED Projects, Oktober 2011 im Bau Tanger: 2 Hotels, Wohnviertel, Freizeitanlagen etc. Kräftig gebaut wird auch in Casablanca und Rabat. Zwar bleibt das 3 Mrd. US$ teure Stadtentwicklungsprojekt Amwaj zwischen Rabat und der sogenannten Zwillingsstadt Sale auf Halt gesetzt, die unweit gelegene Wohnsiedlung Bab al Bahr (750 Mio. US$) jedoch ist mit geplanter Fertigstellung im 1. Quartal 2013 im Bau. Der Bau des Arribat Center (Agdal in Rabat) hat Mitte 2011 begonnen, nachdem im Februar 2010 die Grundstückserschließung gestartet hatte. In dem sich auf 5 ha erstreckenden Projekt sind ein 5-Sterne-Hotel, Büros und Einkaufszentren geplant. Die Fertigstellung für das auf 177 Mio. Euro veranschlagte Vorhaben ist 2014 vorgesehen. Entwicklungsgesellschaft ist die Compagnie Général Immobilière. Emaar Properties aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hat angekündigt, westlich von Rabat auf 330 ha ein Strandbad namens Saphir zu bauen. Ausschreibungen sind im 1. Quartal 2012 zu erwarten. Das Vorhaben umfasst neben den Freizeit- und Hotelanlagen ein Krankenhaus und Wohnhäuser. Wichtige weitere Hochbauprojekte in Casablanca Projekt Entwickler Projektkosten (in Mio. US$) Stand Anmerkung Compagnie Casa Green Général Town Immobilière 500 im Bau südlich von Casablanca; Wohnhäuser, zusätzlich Golfplatz (CGI) Anfa Place Living Resort Stadion Inveravante (Spanien) Ministerium für Jugend und Sport im Zentrum Casablancas an 90 im Bau Strandpromenade; Wohn- und Büroanlage einschl. Hotels 260 Entwurf 100 Entwurf Stadion mit 80.000 Sitzplätzen Sheikh Khalifa bin Zayed Medical Abu Dhabi Municipality Bau eines Krankenhauskomplexes; Schenkung Complex Quelle: MEED Projects, Oktober 2011 Weitere Projekte im Hochbau Projekt Entwickler Projektkosten (in Mio. US$) Stand Société Mansour d'Aménagement et Lake City de Valorisation Wohn- und 610 Ausschreibung d'Ouarzazate Ouarzazate Tourismus- Golf Resort Ministerium Chbika Orascom Project Development Anmerkung Tourismusprojekt in Ouarzazate (200 km südöstl. von Marakesch) 400 im Bau 100 geplant Tourismusprojekt in Ouarzazate Tourismusprojekt auf 15 Mio. qm, 300 km südlich Holding / Caisse de von Agadir, am Atl. Depot des Gestion Ozean Marina Mourjan Marinas IGY, Project Libra Capital 50 Studien in Agadir Quelle: MEED Projects, Oktober 2011 Industriebau Die marokkanische Regierung setzt auf die Entwicklung von sogenannten Wirtschaftspolen. Hierzu zählen unter anderem die Ansiedlung beziehungsweise der Ausbau der Automobilindustrie in Kenistra und Tanger, das Offshoring in Tetouane und Fès, die Entwicklung der Agroindustrie in Meknès und Berkane sowie der Ausbau der Fischereiindustrie in Agadir. Weil der Plan d´Emergence nur im Offshoring große Erfolge aufweisen konnte, ist für 2009 bis 2015 ein nationaler Pakt (Pacte national pour l ´émergence industrielle) zwischen Unternehmen, Banken und dem Staat beschlossen worden. Geplant ist, dass der Staat rund 1,1 Mrd. Euro und die Banken 350 Mio. Euro für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit (Ausbildung, Kredite, Erschließung von Gewerbegebieten etc.) beisteuern. Ziele bis zum Jahr 2015 sind unter anderem, 220.000 neue Arbeitsplätze in der verarbeitenden Industrie zu schaffen, die Exporte von entsprechenden Produkten um 8 Mrd. Euro zu steigern sowie weitere Industriezweige (Bio-, Mikro- und Nanotechnologie) zu erschließen. Um Marokko stärker in die Weltwirtschaft zu integrieren, schließt an die Industrieansiedlung die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur an. Hierzu gehört auch die Förderung des jahrzehntelang vernachlässigten Nordens. In einer Industriezone unweit des neuen Hafens Tanger Med baut Renault eine Autofabrik. Für 2012 ist die Inbetriebnahme angekündigt, 170.000 Autos der RenaultTochter Dacia sollen jährlich vom Band laufen. Für 2014 sind 400.000 Fahrzeuge jährlich avisiert. In diesem Fall würden im Werk direkt 6.000 und unmittelbar 30.000 weitere neue Arbeitsplätze entstehen; Zulieferer investieren ebenfalls. Energieeffizienz Marokko hat die Notwendigkeit und das große Potenzial der Energieeinsparung erkannt. Bis zum Jahr 2020 soll eine erhöhte Energieeffizienz in Industrie, Gebäuden, Transport und Dienstleistungen rund 15% des nationalen Energieverbrauchs einsparen. Dies ist eine wirtschaftspolitische Priorität des Königs, ebenso wie die Stärkung der erneuerbaren Energien. Laut der UN-Organisation UNDP verbrauchen Wohngebäude in Marokko 29% der gesamten zur Verfügung stehenden Energie, Gebäude des Dienstleistungssektors 7%. Im März 2010 hat die Behörde für die Entwicklung erneuerbarer Energien und Energieeffizienz ADEREE (Agence Nationale pour le Développement des Energies Renouvelables et de l'Efficacité Energétique) ein nationales Programm zur Energieeffizienz in Gebäuden angekündigt Der Plan sieht vor, energieeffiziente Baunormen und technische Leitfäden für Baufachleute in Marokko zu entwickeln. Gleichzeitig soll das Aktionsprogramm die Gesellschaft zur Energieeffizienz sensibilisieren. Beteiligt an der Finanzierung und Formulierung des Aktionsplans sind internationale Kreditgeber und Entwicklungsagenturen; darunter auch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit. Chancen für deutsche Unternehmen Die weiterhin stabile Entwicklung des marokkanischen Bausektors steht nur unzureichend im Blickfeld deutscher Unternehmen. Im Bau für die Tourismusbranche können sich 2012 erneut Geschäftschancen für deutsche Unternehmen ergeben. Außerdem bieten die in den marokkanischen Wirtschaftsplänen hervorgehobenen Bereiche wie erneuerbare Energien und Umweltschutz (Abfallwirtschaft, Wasserversorgung) große und oftmals nicht wahrgenommene Beteiligungschancen. Die wirtschaftliche Freiheit in Marokko ist groß und die Unternehmer agieren dynamisch. Dennoch müssen sich deutsche Firmen auf einen anderen, eher personenorientierten Kommunikationsstil einstellen. In Marokko, wie anderswo in der arabischen Welt, kommt vor der Festlegung eng definierter Ziele der Aufbau einer Geschäftspartnerschaft. Für eine erfolgreiche Marktbearbeitung bedarf es in der Regel eines gut eingeführten Vertreters. Verhandlungen werden in Französisch geführt. Trotz glaubhafter Bemühungen des Königs und der obersten Entscheidungsebenen bleibt die Bürokratie, insbesondere auf der mittleren und lokalen Ebene, schwerfällig. Die Rechtsprechung ist besonders langwierig. Im Länderranking des Doing Business Reports der Weltbank (183 Länder) hat Marokko einen beeindruckenden Sprung um 21 Positionen von Rang 115 auf 94 geschafft. Schwächen der marokkanischen Bauwirtschaft Nur rund 26% der Unternehmen haben ein Firmenkapital von mehr als 1 Mio. DH (rund 91.000 Euro) 70% der Unternehmen sind nicht älter als 15 Jahre 70% der Aktivität des Bausektors hängt von öffentlichen Aufträgen ab Management und Organisation der Unternehmen sind nicht an die Marktanforderungen angepasst Arbeitskräfte gibt es mehr als ausreichend, allerdings handelt es sich zum großen Teil um wenig qualifizierte Arbeiter, die der Landflucht entstammen Unfälle auf Baustellen sind in Ermangelung von Sicherheitsvorkehrungen relativ häufig Für Bauten mit hohem Standard muss Baumaterial importiert werden, da die lokale Produktion dafür qualitativ nicht ausreicht Quelle: WKO Österreich, 2010 Baumaterialien Zement Den marokkanischen Markt dominieren vier große Zementproduzenten: Ciments du Maroc (Italcementi Gruppe), Holcim (Schweiz), Lafarge Ciments (Frankreich) und Asment (Eigentum der portugiesischen Cimpor). Auch die Bauherren von Sozialbauten und großen Wohnbauprojekten haben in eigene Zementwerke investiert: Ynna Asment (ChaabiGruppe) und Ciments de l'Atlas (Addoha Gruppe). Zementverkäufe (in Tausend t) Verkäufe 2008 2009 2010 2010 *) 2011 *) Änderung 2011/10 (in %) *) 14.048 14.519 14.571 12.499 13.680 9,4 *) Januar bis Oktober Quelle: Association Professionnelle des Cimentiers (APC), November 2011 Import ausgewählter Waren (in Tausend DH) Warengruppe 2009 2010 2010 *) 2011 *) Änderung 2011/10 (in %) *) Bindemittel und Zement 154 316 151 93 -38,4 Holz 912 895 417 552 32,4 Produkte aus Stahl 1.506 1.409 668 727 8,8 Draht, Stäbe und Profile 2.152 2.169 1.250 1.467 17,4 Eisen und Stahl 5.353 5.626 3.452 2.564 -25,7 *) 1. Halbjahr Quelle: Office des Changes, Balance des paiements 2010 et du premier semestre 2011 Baustahl Einziger Hersteller von Baustahl ist die 1974 vom marokkanischen Staat gegründete Sonasid. Der Stahlproduzent wurde 1997 privatisiert und gehört seit März 2006 zu ArcelorMittal. Einfuhr von Eisen und Stahl *) nach Ländern (in Mio. US$) Länder 2008 2009 2010 Spanien 255,5 236,7 312,8 Türkei 460,2 152,3 166,6 Russland 225,0 121,7 150,5 Frankreich 90,9 131,2 116,0 Portugal 88,2 44,5 70,4 Bosnien und Herzegowina 5,6 4,7 48,4 Deutschland 106,3 65,4 43,0 Vereinigtes Königreich 108,5 64,8 40,2 Italien 94,0 60,8 29,8 Niederlanden 90,2 72,9 27,2 Insgesamt 2.181,3 1.207,9 1.180,4 *) HS-Kapitel 72 Quelle: UN Comtrade, November 2011 Einfuhr von Waren aus Eisen und Stahl *) nach Ländern (in Mio. US$) Länder 2008 2009 2010 Frankreich 159,1 144,7 129,5 Spanien 199,6 136,0 102,5 Portugal 17,8 13,8 90,2 China 61,6 75,0 71,5 Italien 99,0 63,0 66,2 Türkei 46,6 13,3 17,5 Deutschland 24,7 22,5 14,3 Ägypten 19,4 16,8 13,1 Irland 0,9 0,2 9,9 Belgien 13,9 7,9 7,2 Insgesamt 772,5 593,6 587,2 *) HS-Kapitel 73 Quelle: UN Comtrade, November 2011 Baumaschinen und -fahrzeuge Bei Maschinen, Apparaten und Geräten für den Straßen, Hoch- oder Tiefbau (HSWarennummer 8479.10) ist Deutschland wichtigster Lieferant für Marokko. Bei Nutzfahrzeugen bilden Lkw aus Frankreich und Japan das Gros der Neuzulassungen; es geht dabei um Produkte wie Abschleppwagen, Kranwagen, Betonmischwagen, aber auch Feuerwehrwagen, Straßenkehrwagen und Straßensprengwagen. Die wichtigsten Anbieter sind auf französischer Seite Renault, Peugeot und Citroën mit einem gesamten Marktanteil von 31,9% sowie die japanischen Hersteller Mitsubishi, Isuzu und Toyota (23,8%, Stand 2009). Einfuhr von Baumaschinen *) nach Ländern (in Mio. US$) Länder 2008 2009 2010 Deutschland 2,7 4,8 5,0 Italien 0,8 1,5 1,9 Frankreich 1,3 2,3 1,4 China 0,1 0,5 1,1 Portugal 0,1 0 0,3 Spanien 0,7 0,5 0,2 Vereinigtes Königreich 0 0 0,2 USA 0,1 0,9 0,1 Insgesamt 6,5 11,2 10,2 2009 2010 *) HS-Warennummer 8479.10 Quelle: UN Comtrade, November 2011 Einfuhr von Nutzfahrzeugen *) nach Ländern (in Mio. US$) Länder 2008 Frankreich 23,0 31,5 28,3 Spanien 16,0 43,5 17,5 Kanada 7,2 9,7 11,5 Deutschland 21,1 19,1 10,7 China 13,2 3,8 7,0 Österreich 0 0,2 4,1 Italien 9,7 5,2 2,8 Vereinigtes Königreich 0 0,1 1,8 USA 1,0 5,8 1,5 Niederlande 0,9 3,2 1,4 Insgesamt 95,0 127,4 88,7 *) HS-Warennummer 8705 Quelle: UN Comtrade, November 2011 Einfuhr von Lastkraftwagen *) nach Ländern (in Mio. US$) Länder 2008 2009 2010 Japan 183,7 89,6 82,9 Thailand 83,0 83,2 68,6 Frankreich 47,8 31,8 43,2 Deutschland 42,4 22,1 28,7 Italien 62,5 32,8 17,8 Korea (Rep.) 12,6 16,7 13,3 China 58,8 19,6 13,0 Spanien 12,8 12,0 8,9 Indien 3,2 0,7 4,4 Insgesamt 570,5 346,8 294,5 *) HS-Warennummer 8704 Quelle: UN-Comtrade, November 2011 Messen Wichtige Messen für den Bausektor Zeitraum Name Ort Branchenschwerpunkt 8. bis 11.12.11 La Semaine du Bâtiment Casablanca Baumesse 13. bis 17.6.12 BATEXPO Agadir Bautechnik 21. bis 25.11.12 Salon International du Bâtiment Casablanca Internationale Baumesse Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest, November 2011 Kontaktadressen Wichtige Kontakte Name Website / Telefonnummer Al Omrane http://www.alomrane.ma Association Marocaine de l'Industrie du Béton http://www.betonamaroc.com Association Professionnelle des Cimentiers du Maroc Centre de Développement des Energies Renouvelables (CDER) Centre Marocain de Production Propre (CMPP) Deutsche Industrie- und Handelskammer in Marokko Deutsche Gesellschaft für Internationale http://www.apc.ma Tel.: 00212 524/30 98 14-22 Tel.: 00212 522/99 70 53 http://marokko.ahk.de Zusammenarbeit in Marokko http://www.gtz.de/de/weltweit/maghrebnaher-osten/677.htm Direction des Investissements http://www.invest.gov.ma Fédération des Industries des Matériaux de Construction Fédération Marocaine du Conseil et de l'Ingénieur Fédération Nationale du Bâtiment et Travaux Publics Fédération Nationale du Transport et de la Logistique Fonds de Garantie pour les Revenus Irréguliers et Modeste (FOGARIM) Fonds de Dépollution Industrielle (FODEP) http://www.fmc.org.ma Tel.: 00212 537/70 42 24 http://www.fnbtp.ma http://www.cnt.ma http://www.fogarim.ma Tel.: 00212 537/57 06 11 Ministère de l'Economie et des Finances http://www.finances.gov.ma Ministère de l'Equipement et de Transport http://www.mtpnet.gov.ma Ministère de l'Habitat, de l'Urbanisme et de l'Aménagement de l'Espace http://www.mtpnet.gov.ma Office National de l'Eau Potable (ONEP) http://www.onep.ma Office National de l'Electricité (ONE) http://www.one.org.ma Société Nationale des Autoroutes du Maroc http://www.adm.co.ma Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest (F.N.) Dieser Artikel ist relevant für: Marokko Bauwirtschaft, allgemein, Baustoffe, Glas, Keramik, allgemein, Baustoffe (Zement, Mörtel, Gips etc.), Wohnungsbau, Hochbau KONTAKT Meike Eckelt 0228/24993-278 Ihre Frage an uns VERWANDTE ARTIKEL Revolution dämpft das Wachstum der ägyptischen Baubranche http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/maerkte,did=429648.html © 2012 Germany Trade & Invest