Mutlu Pascal
Transcription
Mutlu Pascal
1/Jugend Die Chat-Liebe Vanessa meldet sich an. „Hey, Vany, endli on, han scho uf di gwartat.“, schreibt Julian seiner MSN-Liebe. Ja, er ist verliebt. In Vanessa. Vanessa schreibt:“HeiLe, schadziLe. Mai, hosch echt uf mi gwarTat? Des ischt voLL Liab vu dir>3. Und was tuasch grad, süßa?“ Julians Herz geht auf. Jedes Mal aufs Neue. „Jo, extra gwartat. Musik losa und du, süße?“ Julian will Vanessa unbedingt treffen. Leider kann Vanessa nie und findet immer einen Grund, nicht zu kommen. „Ähm, i tua grad gär nix. Muass nohhat learna go.“ Nächster Versuch. „Hej, schadz. Wisch nit amol. In messepark odr so kumma? I würd di so gern seha. Bitte, säg nit wiedr na. Des dät i nit verkrafta:D. Kumm scho!!!“. Minutenlang keine Antwort. Stille. Vögelchen draußen am Zwitschern. Vorbeifahrende Autos, alle zehn Minuten. Doch keine Antwort, bis jetzt. „I woas nit. I han nia Zit und so. Du woasch doch. Aba hmm…“ „Vany, bitte, bitte, bitte!!!“ Wieder keine Antwort. Dann… „Hmmm. Keine Ahnung. Wenn wiLLSch denn, dass i in messepark kumm?“ Jo, sägamr moan um fünfe? Bite, Vany, i will di endli seha! Kann numma warta, i lieb di doch so!“ Julian mag Vanessa wirklich. Die nächtelangen Chats machen ihn glücklich. Doch jetzt ist es an der Zeit, einen Schritt weiter zu gehen, sie zu treffen, wenn sie endlich einmal zusagen würde. „I woas nit, süße. Woasch… okei, i kumm, abr du wirsch schon no seha, was davu hosch.“ „Hä? Wia muansch des? I kumm nit mit. Wieso söt i des bereua?“ „Egal. Lommr des Thema. Also, i bin moan um fünfe im messepark. I wart domma im restaurant uf di, also i muass go. Bai, hdl nwlu, süßa.“ Und schon ist sie weg. Den Rest des Tages verbringt Julian damit, sich zu fragen, was Vany mit ihrer Aussage im Chat gemeint hat. Du wirsch schon o seha, was davu hosch.“ Julian betritt den Messepark, ohne seine Umgebung wahrzunehmen. Ihn interessiert nur Vanessa. Fast fünf Uhr. Verdammt, Julian muss sich beeilen, er will auf keinen Fall zu spät kommen. Langsam nähert er sich dem Restaurant im zweiten Stock. Seine Hände sind schweißgebadet. Er ist nervös. Fünf Uhr! Er kommt seinem Traum immer näher. Schritt für Schritt, Herzklopfen für Herzklopfen bewegt er sich in Richtung Liebe. Und da ist er nun. Im Restaurant. Er schaut sich um. Kreuz und quer durch den ganzen Raum. Er durchkämmt jede Ecke, findet aber keine Vanessa. Sie ist also doch nicht gekommen. Er will gehen. Als er gerade in den Lift steigen will, ruft jemand plötzlich seinen Namen. „Julian!“ Beim Klang dieser Stimme verblasst seine Wut. Langsam dreht er sich um, in der Hoffnung, endlich seine Chat-Liebe sehen zu dürfen. Dann trifft ihn der Blitz. Erschrocken zuckt er zusammen. Vor ihm ist Vanessa. Die Vanessa, nach der er sich schon seit Monaten sehnt. Das blonde Mädchen auf dem Foto. Doch er erblickt keine Vanessa, wie er sie sich vorgestellt hat. Nein, vor ihm sitzt das Mädchen, das er so begehrt, in einem Rollstuhl. Das hat sie mit ihrer Aussage gemeint, er würde noch sehen, was er davon hätte. „I hans gwisst. Din Blick seit scho alles. I han di gwarnt ka!“ Julian, immer noch überrascht und erschrocken, versucht die richtigen Worte zu finden. „V-jVanessa? Du bisch im Rollstuahl? Wieso hosch ma nüt vo deam gseit? I… I…“ „Was hätt des brocht? Hättasch du mit mir wittachattet, wenn gwisst hättasch, dass i a Behinderte bin? 1/Jugend Du muansch nit antworta. Din Gsichtsusdruck seit mr scho alls.“ „Vany. Es tuat ma load. Du hättasch mr des sega sölla…“ „Na, des hätt i nit! Du vastohsch as nit. Ihr Menscha sind alle glich! An Mensch mit nar Behinderung ischt wia an Dorn in euram Oug. Ihr veractad üs, welland nüt mit üs zu Tua ho. Wia hätt i nua denka künna, dass so an Buab wia du, a solle Behinderte wia mi mäg künnt odr viellicht liaba!“ Vanessa will gerade gehen, als Julian sich endlich besinnt. „Stopp! Not so schneall! Behaupt nit, dass i so an Typ wär. Jo, ok, i bi erschrocka gsi, abr des kasch mr nit verübla, wenn du ma des nit davor gseit hoschd. I bi halt überrascht gsi.Und du bischt schöa! Sogär wunderschöa. Egal, ob du im Rollstuahl hockasch, i mag di trotzdem. I han mi in des Moadle im Chat verliebt. In di! Do han i nit gwisst, dass du ah Behinderung hosch. Du bischt mine große Liebe , und an Rollstuahl wird des nit ändra künna!“ Diese Worte kommen von Herzen. Julian geht zu Vanessa und küsst sie voller Liebe und Leidenschaft. Er gibt ihr das Gefühl, anerkannt zu werden. Und ja, ihm ist es egal, ob sie im Rollstuhl sitzt. Seine Liebe bleibt sie trotzdem. Anmerkung: Ich musste den Text drastisch kürzen, da ja nur 4500 Zeichen vorgegeben waren. Es war fast unmöglich diese Geschichte in 4500 Zeichen zu fassen, aber es ist mir gelungen und ich bin stolz darauf! Ich will mit dieser Geschichte zeigen, dass nicht jeder Jugendliche so von Behinderten Menschen denkt. Diese zwei Personen beziehen sich auf meinen besten Freund und seine Freundin. Keine von ihnen ist behindert aber ich brauchte ja Charaktere die sich richtig lieben. Und so nahm ich die Beiden! Ich hoffe die Geschichte kommt gut an.