Markets aren`t Casinos

Transcription

Markets aren`t Casinos
 Markets aren’t Casinos
Interview with András Szigetvari
Der Standard
March 9, 2011
Sa./So., 9./10. April 2011
Wirtschaft
Der Kampf um lukrative AMS-Etats Seite 26
Energienot verspricht Geldregen Seite 27
derStandard.at/Wirtschaft
„Märkte„Märkte
sind keine
sindKasinos“
keine Kasinos“
Der Glaube an die Selbstregulierungskräfte
Glaube anAber
die Selbstregulierungskräfte
der Märkte istDer
gescheitert.
nur die
der Märkte
ist gescheitert.
„bösen Spekulanten“
zu verjagen
wird auch Aber nur die
„bösen
zu verjagen wird auch
nicht genügen,
meintSpekulanten“
der US-Ökonom
nicht
genügen,
meint der US-Ökonom
Roman Frydman
zu András
Szigetvari.
Roman Frydman zu András Szigetvari.
Standard: In Ihrem neuen Buch Standard: Wie genau sollte das
Standard:
Ihrem
neuen Buch Standard: Wie genau sollte das
„Beyond Mechanical
Markets“Inarfunktionieren?
„Beyond
Mechanical
Markets“
funktionieren?
AmarHäusermarkt
könngumentieren Sie, dass
Europa
und Frydman:
AmerHäusermarkt könnSie, dass
und Frydman:
ten Europa
die Zentralbanken
einen
die USA falsch auf gumentieren
die Wirtschafts-
ten für
die die
Zentralbanken
einen erdieWarum?
USA falsch auf schwerteren
die WirtschaftsRahmen
Verkrise reagiert haben.
Rahmen für die Verkrise
reagiert
haben.
Warum?
Frydman: Nach dem
Crash
auf den
gabe
neuer Krediteschwerteren
schaffen, wenn
Frydman:
Nach demdie
Crash
aufzuden
neuer Kredite
Finanzmärkten sind
unzählige
Preise
starkgabe
ansteigen.
Ein- schaffen, wenn
Finanzmärkten
unzählige
diezum
Preise
zu stark ansteigen. EinReformen beschlossen
worden. sind
fach indem
Kunden
Beispiel
Reformen
beschlossen
worden.
fach indemmehr
Kunden zum Beispiel
Doch sie sind allesamt
vom alten
für einen
Immobilienkredit
Doch sie sindge-allesamt
vom alten
für müssen.
einen Immobilienkredit
mehr
Denken aus der Vorkrisenzeit
Eigenmittel
hinlegen
An
Denken
auswird
der Vorkrisenzeit
ge- Eigenmittel
müssen. An
prägt. In der EU und
den USA
den Rohstoffmärkten
bräuchtehinlegen
es
In der
den USA wird
Rohstoffmärkten
bräuchte es
alles dafür getan, prägt.
um sich
für EU
dieund
Grenzwerte.
Der den
Ölpreis
sollte
alles zu
dafür
getan, um
für die
Grenzwerte.
Der Haben
Ölpreisvielsollte
nächste Krise besser
rüsten.
sichsich
künftig
nur mehr
innerhalb
zu
nächste
Krise besser
rüsten. bewegen.
sich künftig nur mehr
innerhalb
Für Banken werden
im Rahmen
einerzu
Bandbreite
flüstern:
EuroFür Banken
werden im Rahmen einer Bandbreite bewegen.
des Regelwerkes Basel
III strengegruppenchef
des Regelwerkes
III strengeStandard:
Aber das ist doch schwer Juncker und
re Kapitalvorschriften
umgesetzt. Basel
ist doch schwer
re versucht,
Kapitalvorschriften
umgesetzt. Standard: Aber dasWährungsWas aber niemand
ist, zu erreichen?
Der Glaube an die Selbstregulierungskräfte
zu erreichen?
Was aber
niemand
versucht,
ist, unbedingt.
Frydman:
Nicht
Zum
die
Marktschwankungen,
die
erst
kommissar
der Märkte ist gescheitert. Aber
nur die dieführen,
Zum
Marktschwankungen,
erst
kann
dochFrydman:
festgelegtNicht
wer- unbedingt.
zu den Problemen
von Beispieldie
Rehn. F.: Reuters
„bösen Spekulanten“ zu verjagen
wird auch
Beispiel
kann doch festgelegt werzu den Problemen
führen,
voneinem
den,
dass ab
bestimmten
vornherein
zu begrenzen.
ab je
einem bestimmten
Ölpreis, sagen wirden,
130dass
Dollar
nicht genügen, meint der US-Ökonom vornherein zu begrenzen.
Ölpreis,
sagen wir 130 Dollar je
Standard: Aber das Denken hat Barrel, eine zusätzliche
TransakRoman Frydman zu Andrássich
Szigetvari.
Standard:
Aber das
Denken hat
Barrel,
eine Das
zusätzliche Transakdoch grundlegend
geändert.
tionssteuer
erhoben
wird.
sich doch
tionssteuer erhoben wird. Das
Viele Ökonomen sehen
zum grundlegend
Bei- würdegeändert.
den Markt bremsen.
Standard: In Ihrem neuen Buch spiel
Standard:
Wie genau
sollte das sehen zum Bei- würde den Markt bremsen.
Viele
Ökonomen
inzwischen
die Notwendig„Beyond Mechanical Markets“ ar- keit,
funktionieren?
spiel
inzwischen
Notwendigdass der Staat
an den
Märk- die
Standard:
Aber so etwas wie einen
Frydman:
Häusermarkt
könngumentieren Sie, dass Europa und ten
keit, dass
der
Staatfalschen
an den Preis
Märk-gibtStandard:
stärker Am
intervenieren
muss.
Aber so etwas wie einen
es am Markt
ten die Nach
Zentralbanken
einen
er- nicht: muss.
die USA falsch auf die Wirtschafts- Frydman:
stärker
intervenieren
demten
Zweiten
Weltfalschen
Preis
Der Wert der
Ware ist,
wogibt es am Markt
schwerteren
für
die
Verkrise reagiert haben. Warum?
Frydman:
Nach
demsich
Zweiten
Welt-undnicht:
krieg
und nochRahmen
stärker
nach
dem
Der
Wert der Ware ist, wo
Verkäufer
Käufer
treffen.
Frydman: Nach dem Crash auf den Ende
gabe neuer
Kredite
schaffen,
wennstärker
krieg
undhaben
noch
nach
demdie Preise
des Kalten
Krieges
sich Verkäufer
Und wer
sollte
festlegen?und Käufer treffen.
Finanzmärkten sind unzählige jene
die Preise
stark
ansteigen.
Ein- Frydman:
Ende
des WirtKalten
Krieges haben
Kräfte zu
innerhalb
der
werPreisen
sollte die Preise festlegen?
Das mitUnd
den
Reformen beschlossen worden. schaftswissenschaften
fach indem Kunden
jenezum
Kräfte
innerhalb
deraus
Wirtdie Beispiel
OberDas mit den Preisen
stimmt
SichtFrydman:
der MarktteilDoch sie sind allesamt vom alten hand
für einen
Immobilienkredit
schaftswissenschaften
die Aus
Obergewonnen,
die Märkte mehr
für nehmer.
stimmt der
aus GeSicht der MarktteilPerspektive
Denken aus der Vorkrisenzeit ge- perfekt
Eigenmittel
hinlegen
An sellschaft
hand
gewonnen,
die Märktegibt
für es nehmer.
hielten.
Für
siemüssen.
war
InstaAus Perspektive der Gefalsche Preise.
prägt. In der EU und den USA wird bilität
den Rohstoffmärkten
bräuchte
perfekt
hielten.
sie war
Instaim Kapitalismus
ein
reinesesFür
sellschaft
gibt es falsche Preise.
Zum
Beispiel
wenn
das schwarze
alles dafür getan, um sich für die Zufallsprodukt.
Grenzwerte. Der
Ölpreis
sollte
bilität
im Kapitalismus
einteuer
reines
Diese
Theorie
hat Gold so
wenn das schwarze
wird,Zum
dassBeispiel
eine neue
nächste Krise besser zu rüsten. die
sich
künftig
mehr gemacht.
innerhalbDiese
Zufallsprodukt.
Theoriewie
hatin den
Krise
erst nur
möglich
Gold70er-Jahren
so teuer wird, dass eine neue
Rezession
Für Banken werden im Rahmen Nach
einerdem
Bandbreite
bewegen.
Krise
erst möglich
Crashdie
hieß
es dann
Rezession
droht. gemacht.
Die Preisfestlegung
istwie
einein den 70er-Jahren
des Regelwerkes Basel III strenge- plötzlich, Märke seien
Nach wie
demKasiCrash schwierigere
hieß es dann
droht.
Preisfestlegung ist eine
Frage.
Das Die
Problem
Standard:
das
ist doch
re Kapitalvorschriften umgesetzt. nos.
plötzlich,
Märke
wienur,
KasiEs gabAber
Tiraden
gegenschwer
die seien
schwierigere
Frage. Das Problem
ist nicht
wer sich
darum kümzu erreichen?
Was aber niemand versucht, ist, „bösen
nos. Aber
Es gab
Tiraden
Spekulanten“.
diese
ist nicht
nur,
wer sich darum kümmerngegen
wird. die
Es gibt
derzeit
auch
Frydman:sind
Nicht
unbedingt.
Zum kein Aber
die Marktschwankungen, die erst Theorien
„bösen
Spekulanten“.
diese
sich
sehr ähnlich.
mern
Es gibt derzeit auch
Wissen
darüber,
wiewird.
hoch der
Beispiel
kann doch
festgelegt
werzu den Problemen führen, von Auch
sind
sichrichtige
sehr ähnlich.
die Kritik
anTheorien
den
SpekulanWissen
darüber, wie hoch der
Preis sein kein
sollte.
Aus dem
den,
dassjaabnur,
einem
vornherein zu begrenzen.
Auch
die Kritik
den Spekulanten
besagt
dass bestimmten
wenn
wir anerwähnten
richtige
sein sollte. Aus dem
Glauben
an diePreis
freien
Ölpreis,
130
Dollar
je Marktkräfte
ten
besagt
ja nur,
dass wenn wir
die
bösen sagen
Zockerwir
einmal
loswerGlauben an die freien
wurdeerwähnten
die Forschung
Standard: Aber das Denken hat den,
Barrel,
zusätzliche
Transakdie bösen
Zocker hier
einmal
losweralleseine
gut wird.
Marktkräfte wurde die Forschung
sträflich
vernachlässigt.
sich doch grundlegend geändert. tionssteuer erhoben
wird.
den, alles
gutDas
wird.
hier sträflich vernachlässigt.
Viele Ökonomen sehen zum Bei- Standard:
würde den
Markt
bremsen.
Was
schlagen
Sie im Gespiel inzwischen die Notwendig- genzug vor?
Standard: Was schlagen Sie im Gekeit, dass der Staat an den Märk- Frydman: Märkte sind
genzug
vor?Kasikeine
ROMAN FRYDMAN unterrichtet Volksten stärker intervenieren muss.
Frydman: Märkte
nos, und sie funktionieren
auch sind keine Kasi- wirtschaft an der New York University.
Frydman: Nach dem Zweiten Welt- nicht perfekt. Daher
nos,
und sie
funktionieren auch Mit Michael Goldberg ist er Autor von
braucht
es gekrieg und noch stärker nach dem zieltere Eingriffe, nicht
perfekt.zu
Daher braucht es ge- „Beyond Mechanical Markets“, einem
um Krisen
Ende des Kalten Krieges haben verhindern. Der Staat
zieltere
mussEingriffe,
bereit um Krisen zu Buch, das die in den Wirtschaftswissenjene Kräfte innerhalb der Wirt- sein zu intervenieren.
verhindern.
Der Staat muss bereit schaften dominierenden Strömungen kriDerzeit gibt
schaftswissenschaften die Ober- es große Problemesein
intervenieren.
Derzeit gibt tisiert und alternative Modelle darstellt.
beizuden
Rohhand gewonnen, die Märkte für stoffpreisen, das es
große
bei den Roh- Frydman ist Mitbegründer des publizistiwäre
einProbleme
Einperfekt hielten. Für sie war Insta- griffsbereich. Das stoffpreisen,
das wäre ein Ein- schen Netzwerks Project Syndicate.
zweite Feld ist
bilität im Kapitalismus ein reines der Immobilienmarkt.
griffsbereich.
Das zweite Feld ist
So könnten
Zufallsprodukt. Diese Theorie hat die Notenbanken, der
Immobilienmarkt.
So könnten
anstatt
nur die
die Krise erst möglich gemacht. Inflation im Augedie
zuNotenbanken,
haben, die anstatt nur die
www.post.at/hv
Nach dem Crash hieß es dann Vergabe von Immobilienkrediten
Inflation im Auge zu haben,
die
www.post.at/hv
plötzlich, Märke seien wie Kasi- erschweren, wenn
Vergabe
von Immobilienkrediten
die Bildung
nos. Es gab Tiraden gegen die neuer Preisblasen erschweren,
wenn die Bildung
droht.
„bösen Spekulanten“. Aber diese
neuer Preisblasen droht.
Theorien sind sich sehr ähnlich.
Auch die Kritik an den Spekulanten besagt ja nur, dass wenn wir
die bösen Zocker einmal loswerden, alles gut wird.
„Märkte sind keine Kasinos“
Standard: Was schlagen Sie im Gegenzug vor?
Frydman: Märkte sind keine Kasinos, und sie funktionieren auch
nicht perfekt. Daher braucht es gezieltere Eingriffe, um Krisen zu
verhindern. Der Staat muss bereit
sein zu intervenieren. Derzeit gibt
es große Probleme bei den Rohstoffpreisen, das wäre ein Eingriffsbereich. Das zweite Feld ist
der Immobilienmarkt. So könnten
die Notenbanken, anstatt nur die
Inflation im Auge zu haben, die
Vergabe von Immobilienkrediten
erschweren, wenn die Bildung
neuer Preisblasen droht.
www.post.at/hv
25
“Markets aren’t Casinos”
The belief in the self-regulating powers of the market has been lost. But simply chasing away the
“evil speculators” won’t suffice either, argues US economist Roman Frydman vis-à-vis András
Szigetvari.
STANDARD: In your new book with Michael Goldberg, “Beyond Mechanical Markets,” you
argue that Europe and the US have responded wrongly to the economic crisis. Why?
Frydman: After the crash in the financial markets countless reforms have been passed. But they
are all of them informed by the old way of thinking from the time before the crisis. In the EU and
the US, everything is being done to prepare better for the next crisis. For the banks, more
stringent capital requirements are being implemented as part of the Basel II regulatory
framework. But nobody tries to limit from the start the market fluctuations which led to the
problems in the first place.
STANDARD: But attitudes have still changed fundamentally. For instance, many economists
now recognize the necessity of the state intervening to a greater extent in the markets.
Frydman: After WWII, and even more strongly after the end of the Cold War, the forces within
the field of economics that saw markets as perfect gained the upper hand. For them, the
instability of the capitalist system was a product of pure chance. This theory made the crisis
possible in the first place. After the crash, it was then suddenly said that markets are like casinos.
There were tirades against “evil speculators.” But these theories are very similar. After all,
criticizing the speculators means nothing more than once we get rid of these evil gamblers,
everything will be fine.
STANDARD: What are you proposing then?
Frydman: Markets aren’t casinos, and neither do they function perfectly. Therefore, more
targeted interventions are required to prevent crises. The state must be willing and ready to
intervene. At the moments, there are serious problems with commodity prices; that would be an
area to intervene in. A second such area is the real-estate market. For instance, the central banks,
rather than just having an eye on inflation, could make real-estate lending more difficult if new
price bubbles threaten to form.
STANDARD: How exactly should that work?
Frydman: Central banks could create a framework to make approval of new loans more difficult
when prices rise too quickly. Simply by forcing customers to provide bigger deposits to get a
mortgage. In the commodity markets, threshold values would be required. The oil price should in
the future only move within a certain spectrum.
STANDARD: But isn’t that hard to achieve?
Frydman: Not necessarily. For instance, it could be decided that from a certain oil price onwards,
let’s say $130 per barrel, an additional transaction tax applies. That would slow the markets
down.
STANDARD: But there isn’t any such thing in the market as a wrong price. The value of a good
is where seller and buyer meet. And who should determine the prices?
Frydman: What you said about the prices is true from the viewpoint of the market participants.
From society’s perspective there are prices which are wrong. For instance when the black gold
becomes so expensive that a recession threatens like in the 1970’s. Determining the prices is a
more difficult question. The problem isn’t just who will be responsible for this. There is also no
knowledge at the moment how high the right price should be. Because of the belief in free
market forces mentioned earlier, research in this field has been woefully neglected.
ROMAN FRYDMAN teaches economics at the New York University. He is the author, together
with Michael Goldberg, of “Beyond Mechanical Markets,” a book that criticizes the dominant
economic schools and portrays alternative models.