Nächtliche Freizeitmobilität von jungen
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Nächtliche Freizeitmobilität von jungen
Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen Forschungsinitiative Mobilität und Verkehr von morgen Aktenzeichen: 513 – 211 003 99 Forschungsprojekt: Nächtliche Freizeitmobilität von jungen Erwachsenen in Ballungsgebieten - Möglichkeiten zur Erhöhung der ÖPNV-Nutzung auf Disco-Wegen Endbericht Auftragnehmer: FB Erziehungswissenschaften (Prof. Dr. Maria Limbourg) FG Verkehrswesen und Verkehrsbau (Prof. Dr. Jörg Schönharting) FG Kommunikationsdesign (Prof. Klaus Armbruster) UNIVERSITÄT ESSEN Bearbeiterin: Dipl.-Ing. Sandra Rode MoDis 2 Inhaltsverzeichnis 1 Einführung.........................................................................................................................3 2 Problemstellung und Zielsetzung im Kontext bisheriger Untersuchungen........................5 3 Analyse des Mobilitätsverhaltens junger Discothekenbesucher .......................................9 3.1 Untersuchungsraum ......................................................................................................9 3.2 Befragungskollektiv .......................................................................................................9 3.3 Ergebnisse zum Mobilitätsverhalten............................................................................14 3.4 Alkohol- und Drogenkonsum .......................................................................................24 4 Ergebnisse der Anforderungsanalyse an ÖPNV-Angebote ............................................26 4.1 Wunschzeitbereiche für den Discothekenbesuch........................................................26 4.2 Verkehrsmittel-Zufriedenheitsanalyse .........................................................................27 4.3 Zahlungsbereitschaft für ein verbessertes Angebot ....................................................31 4.4 Teilnehmende Beobachtung in Nachtbussen..............................................................33 5 Pädagogischer Ansatz zur Erhöhung des ÖPNV-Anteils von Discowegen ....................35 5.1 Entwicklung von Medienmaterialien ............................................................................35 6 Wirkungsanalysen zum verbesserten ÖPNV-Angebot im Bereich der S-Bahnen und Nachtbusse 2000 ...................................................................................................................37 6.1 Angebotsveränderungen im Jahr 2000 .......................................................................37 6.2 Zweite Erhebungswelle ...............................................................................................38 6.2.1 Untersuchungsraum .............................................................................................38 6.2.2 Befragungskollektiv ..............................................................................................39 6.2.3 Akzeptanz und Wirksamkeit der Medienmaterialien ............................................40 6.2.4 Vorher-Nachher-Vergleich des Mobilitätsverhaltens ............................................42 7 Entwicklung eines Lösungsansatzes zur Erhöhung der ÖPNV-Nutzung........................46 7.1 Anforderungsprofil .......................................................................................................46 7.2 Workshop „Erfahrungen mit flexiblen Bedienweisen im ÖPNV während der Nachtstunden“ ....................................................................................................................46 7.3 Entwicklung von Angebotsvarianten und Auswahl einer maßgebenden Variante ......47 7.4 Optimierungsfragestellungen und -ansätze.................................................................53 7.4.1 Fragestellungen und Lösungsansatz für ein Nur-Mehrfahrgast-Taxensystem (Programmsystem COVER)............................................................................................53 7.4.2 Fragestellungen und Lösungsansätze für ein kombiniertes System „MehrfahrgastTaxen + ÖPNV“ (Programmsystem KOMET) .................................................................55 7.4.3 Hinweise für den Online-Einsatz des Programmsystems KOMET.......................60 Endbericht Universität Essen MoDis 8 3 Wirkungsanalysen des KOMET-Ansatzes und des Nur-Mehrfahrgast-Taxis am Beispiel des Ballungsraums Rhein-Ruhr .............................................................................................62 8.1 Verkehrsmodell............................................................................................................62 8.1.1 Einteilung des Planungsraums in Verkehrszellen ................................................62 8.1.2 Verkehrserzeugungsmodell..................................................................................62 8.1.3 Verkehrsverteilungsmodell ...................................................................................63 8.2 Ergebnisse...................................................................................................................66 8.2.1 Ergebnisse zum Nur-Mehrfahrgast-Taxensystem (COVER)................................66 8.2.2 Ergebnisse zum kombinierten System „Mehrfahrgast-Taxen + ÖPNV“ (KOMET)... .............................................................................................................................67 9 Maßnahmen zur Erhöhung der ÖPNV-Nutzung auf Disco-Wegen.................................75 9.1 Maßnahmen auf der organisatorischen, verkehrsplanerischen und logistischen Ebene .....................................................................................................................................75 9.2 Kommunikative und pädagogische Maßnahmen ........................................................77 10 Zusammenfassung..........................................................................................................79 Literatur .................................................................................................................................. 80 Anhang ................................................................................................................................... 82 Essen, 02.07.02 Endbericht Universität Essen MoDis 1 4 Einführung Pkw-Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren sind überproportional häufig an Unfällen beteiligt. Ein Blick auf die Tages- und Wochenganglinien der schweren Unfälle zeigt, dass sich diese in den Wochenendnächten häufen.1 Nach Erkenntnissen von Schulze handelt es sich vorwiegend um sogenannte Discounfälle. Typische Discounfälle werden überwiegend von jungen Männern durch Kontrollverlust verursacht.2 Gerade diese Gruppe weist eine hohe Risikobereitschaft auf, die mit einer geringen Fahrerfahrung einher geht. Erhöht wird das Unfallrisiko durch Alkohol- und Drogenkonsum im Zusammenhang mit Discobesuchen. Jugendliche steuern im Gegensatz zu Verkehrsteilnehmern anderer Altersgruppen außerdem durchschnittlich deutlich ältere Fahrzeuge,1 die hinsichtlich der Sicherheitstechnik nicht dem aktuellen Standard entsprechen. Besonderes Merkmal der nächtlichen Unfälle ist der hohe Pkw-Besetzungsgrad. Während insgesamt für alle Wege der durchschnittliche Pkw-Besetzungsgrad bei 1,4 Personen liegt, beträgt er auf Disco-Wegen 2,2.3 Dies führt nicht nur dazu, dass im Falle eines Unfalls viele Personen, einschließlich Minderjähriger, betroffen sind, sondern auch zu einem erhöhten Unfallrisiko. Junge Erwachsene sind nicht in der Lage, die Mehrbelastungen, die aus den zusätzlichen kommunikativen Anforderungen resultieren, durch eine Anpassung des Fahrverhaltens zu kompensieren.4 Außerdem bewirkt der hohe Besetzungsgrad eine Änderung des fahrphysikalischen Verhaltens des Pkw. In der Vergangenheit haben sich bereits viele Gruppen innerhalb der Gesellschaft mit der Frage auseinandergesetzt, wie die Unfallzahlen reduziert werden können. Vor allem auf präventive Aktionen wird immer wieder gesetzt, um eine Verhaltensänderung zu erzielen. Gleichzeitig wurden intervenierende Maßnahmen wie die Einführung des Führerscheins auf Probe und gezielte Alkoholkontrollen vor Discotheken zur Erhöhung der Verkehrssicherheit durchgeführt. Auch der Erhöhung der ÖPNV-Nutzung wird ein Unfallsenkungspotenzial zugesprochen. In einigen Städten und Gemeinden des Bundesgebietes wurden deshalb Disco-Busse eingerichtet. Dabei hat sich gezeigt, dass auf die Anforderungen der Discotheken-Besucher zugeschnittene Angebote von Jugendlichen angenommen werden. Aus Kostengründen sind allerdings auch Angebote wieder eingestellt worden.5 Die interdisziplinär angelegte Untersuchung befasst sich vor diesem Hintergrund mit den Fragen der Anspruchsprofile der jugendlichen Discothekenbesucher an Angebote des öffentlichen Nahverkehrs. Es ist zu klären, wie ein neues Angebot konzipiert werden muss, das die Konkurrenz zum Pkw nicht zu scheuen braucht und auch aus Betreibersicht Vorteile auf sich vereint. 1 Statistisches Bundesamt (2001). Unfälle von 18-24-Jährigen im Straßenverkehr 2000. Wiesbaden. Schulze, H. (1998). Nächtliche Freizeitunfälle junger Fahrerinnen und Fahrer, Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Heft M 91, Bergisch Gladbach. 3 Hoppe, R.; Tekaat, A. (1995). Disco-Busse, Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Heft M 42, Bergisch Gladbach. 4 Krüger, H.-P.; Braun, P.; Kazenwadel, J.; Reiß, J. & Vollrath, M. (1997). Soziales Umfeld, Alkohol und junge Fahrer. Bericht zum Forschungsprojekt 8913 der Bundesanstalt für Straßenwesen, Bergisch Gladbach. 5 Rode, S. (2001). Erfahrungen mit flexiblen Bedienweisen im ÖPNV während der Nachtstunden, Forschungsbericht aus dem Fachbereich Bauwesen, Nr. 88, Universität Essen. 2 Endbericht Universität Essen MoDis 2 5 Problemstellung und Zielsetzung im Kontext bisheriger Untersuchungen Trotz rückläufiger Zahlen im Bereich der schweren Unfälle in allen Altersgruppen sind Jugendliche noch immer einem besonders hohen Unfallrisiko ausgesetzt. Dies gilt sowohl bezogen auf die Einwohnerzahl als auch bezogen auf die Fahrleistung. Obwohl die 18- bis 24Jährigen nur 14 % der Fahrleistung erbringen6 und nur 8 % der Gesamtbevölkerung ausmachen, sind sie in der Gruppe der Getöteten mit 23 % vertreten. Bei den meisten Unfällen junger Erwachsener werden nicht angepasste Geschwindigkeit und zu geringer Abstand als Ursache aufgeführt.1 Die Überschätzung des eigenen Könnens zeigt sich darin, dass 86 % der Fahranfänger ihren Fahrstil als „sicher“ bezeichnen.7 Auch Imponiergehabe vor allem gegenüber dem anderen Geschlecht führt zu einer erhöhten Risikobereitschaft. Verstärkt wird das Unfallrisiko außerdem durch Alkohol- und Drogenkonsum. Da die Handlungsabläufe zur Steuerung eines Fahrzeugs bei den jungen Erwachsenen noch nicht in ausreichendem Maße automatisiert sind und gleichzeitig Jugendliche ein erhöhtes Risikoverhalten aufweisen, haben 18-24-Jährige nach Untersuchungen von Krüger, Braun et al. (1995), bei einem Blutalkoholspiegel von unter 0,8 Promille bereits ein um den Faktor 2 erhöhtes Unfallrisiko, während dieser Faktor bei den über 50-Jährigen bei 1,2 liegt.5 Als Ansatzpunkt für Präventionsmaßnahmen wurden bisher oft die Risikofaktoren Alkohol am Steuer und überhöhte Geschwindigkeit gewählt. Ziel ist es, das Verantwortungsbewusstsein junger Erwachsener zu erhöhen und eine Risikokompetenz zu entwickeln.8 Schulze (1996) hat mit seiner Differenzierung von Jugendlichen nach Lebensstilen aufgezeigt, dass eine Beeinflussung nur durch spezifisches Präventionsmaterial möglich ist. Jugendliche können demnach nicht als homogene Gruppe angesprochen werden.9 Die geschlechtsspezifischen Unterschiede vor Augen richteten sich einige Kampagnen an Frauen, die innerhalb ihrer Clique selbst Fahrdienste übernehmen oder Einfluss auf andere ausüben sollten.10 Der geringere Motorisierungsgrad, das durchschnittlich geringere Alter und auch der niedrigere Anteil junger Frauen in Discotheken lässt dieses Konzept schnell an seine Grenzen stoßen. Zudem zeigt sich eine Zunahme der als Fahrzeugführer an Unfällen beteiligten 18-21-Jährigen Frauen zwischen 1991 und 2000 um 33 %, während der Anstieg bei den Männern mit nur einem Prozent sehr viel moderater ausfiel. Eine direkte Beeinflussung des Fahrverhaltens junger Erwachsener durch einzelne Kampagnen konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Insgesamt erhöhte sich jedoch durch die Vielzahl von Präventionskampagnen die gesellschaftliche Ablehnung gegen Alkohol am Steuer.11 Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Verkehrssicherheit stellt die Erhöhung der ÖPNVNutzung dar. Ein Sicherheitsvergleich der Verkehrsmittel zeigt, dass die Fahrt mit einem Bus deutlich weniger Risiken birgt, als eine Fahrt mit dem Pkw. Das Risiko, mit Pkw, Motorrad 6 Hautzinger, H., Hamacher, R. & Tassaux-Becker, B. (1996). Mobilität der westdeutschen Bevölkerung, Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Heft M 55, Bergisch Gladbach. Die Angaben beziehen sich auf Untersuchungen aus dem Jahr 1991. Es wird davon ausgegangen, dass sich der Anteil junger Fahrer an der Fahrleistung nicht wesentlich geändert hat. 7 Shell/ADAC-Studie (2000). „Junge Fahranfänger“, Hamburg und München. 8 Hoppe, R. et al. (1998). Vom Risikoverhalten zur Risikokompetenz, Bonn. 9 Schulze, H. (1996). 10 Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V. 11 Bauer, M. & Baab, R. (1995). Selbstkonzept und Persönlichkeitsstruktur alkoholauffälliger Kraftfahrer: Wie sehen sie sich selbst und wie werden sie von anderen eingeschätzt? Blutalkohol, 32, 8-25. Endbericht Universität Essen MoDis 6 oder Moped im motorisierten Individualverkehr (MIV) tödlich zu verunglücken, war, bezogen auf Personenkilometer, 1999 um den Faktor 26 größer als im Bus.12 Vor diesem Hintergrund wurden inzwischen in einigen Gemeinden und Landkreisen sog. Disco-Busse eingerichtet. Eine Übersicht ist bei Hoppe (1996) und Limbourg13 (1997) zu finden. Die Evaluation der Angebote zeigt deutlich, dass gute Angebote von den Jugendlichen akzeptiert und genutzt werden. Damit die Akzeptanz der Disco-Busse groß ist, müssen sie flexibel und preisgünstig sein. Diese Erkenntnis konnte im Rahmen von mehreren Voruntersuchungen in Essen und Duisburg bestätigt werden. Sind die oben genannten Voraussetzungen für die Akzeptanz (Flexibilität und Preiswürdigkeit) sowie der Betrieb bis in die frühen Morgenstunden jedoch nicht gegeben, ist die Attraktivität des Angebotes gerade für Disco-Gänger relativ gering. Als häufigstes Argument für die Nicht-Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel werden zu lange Fußwege zu/von den Haltestellen, falsche Fahrtrouten sowie falsche Fahrzeiten angeführt, die sich aus dem ausgedünnten Liniennetz und dem meistens vorhandenen Stundentakt ergeben.5 Mit der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel werden außerdem unangenehme Bedingungen wie Gedränge, alkoholisierte Fahrgäste, Fußwege durch einsame Gegenden und Wartezeiten an den Haltestellen assoziiert. Neben den Nachteilen im ÖPNV gibt es eine Reihe weiterer Aspekte, die zu einem hohen Anteil der Pkw-Nutzung auf Disco-Wegen führen: So spielen emotionale Gründe wie Imponiergehabe gegenüber Freunden, der Wunsch nach Unabhängigkeit, z.B. bei spontanen Entschlüssen, die Disco zu wechseln, oder die ungestörte Zweisamkeit sicher auch eine Rolle bei der Wahl des Pkw. Es ist daher auch von Bedeutung, die Motive der Discobesucher, insbesondere die der Pkw-orientierten Besucher, zu erforschen, um daraus Schlussfolgerungen im Hinblick auf ein Anforderungsprofil eines ÖPNV-Angebots ableiten zu können. Ebenfalls Bestandteil der Untersuchung ist die Entwicklung eines alternativen Angebots für den Ballungsraum, das den Ansprüchen junger Erwachsener gerecht wird. Dabei sollen bestehende ÖPNV-Angebote in das Konzept intergriert werden. Neue Technologien, die vor allem die Disposition und Kommunikation deutlich erleichtern, werden in die Überlegungen einbezogen. Für die nächtliche Angebotsgestaltung gibt es verschiedene technische und organisatorische Möglichkeiten, die vom liniengebundenen Verkehr mit festen Haltepunkten bis zum taxiähnlichen Verkehr ”von Haustür zu Haustür” reichen und die sich hinsichtlich der Angebotsqualität und in den Kosten deutlich unterscheiden. Es ist davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Ortswechseln von hoher Spontanität geprägt ist, was die Einrichtung flexibler Angebote im ÖPNV erfordern würde. Ziel des Projektes ist es deshalb, die Charakteristik der Discomobilität zu erforschen. Dabei ist von besonderem Interesse, welche räumlichen und zeitlichen Bereiche ein geeignetes ÖPNV-Angebot abdecken muss. Auch die Auswirkungen eines verbesserten Angebotes auf die Verkehrsmittelwahl sollen erhoben werden. Aufgrund der Tatsache, dass sich die meisten sehr schweren Unfälle in erster Linie im ländlichen Gebiet ereignen, existieren ÖPNV-Angebote, die die Reduzierung der Unfallzahlen 12 Statistisches Bundesamt: Fachserie - Verkehrsunfälle, Ausgabe 1999: Getötete nach Art der Verkehrsbeteiligung, Seiten 77 und Verkehrsunfälle nach Verkehrszweigen, Seite 358. 13 Limbourg, M. (1997). Mit dem öffentlichen Verkehr zur Disco - eine Möglichkeit zur Prävention von Disco-Unfällen. Mobil und Sicher, Heft 45, Mai, Seite 17. Endbericht Universität Essen MoDis 7 zum Ziel haben, überwiegend in diesem Raum. Es ist jedoch davon auszugehen, dass auch im Ballungsraum erhöhte Geschwindigkeiten und Alkohol am Steuer eine Rolle spielen. In der folgenden Tabelle sind exemplarisch einige Angebote dargestellt. Tab. 2-1: Siedlungsstruktur, Bedienweise und Fahrzeugkategorie5 Angebot Raum Betriebsweise Fahrzeug 1. DiscoLinien Ballungsraum/Ländl. Gebiet Linienbetrieb Linienbus 2. NachtBus Ballungsraum/Ländl. Gebiet Linienbetrieb Linienbus 3. Disco-Train Ländl. Gebiet Linienbetrieb Zug 4. Freizeittaxi Ländl. Gebiet nach Bedarf Taxi 5. NachtExpressPlus Ballungsraum Linienbetrieb Zug 6. Shuttle-Bus Ballungsraum Shuttle-Betrieb Kleinbus 7. Kneipenbus Ländl. Gebiet Linienbetrieb, nach Bedarf Kleinbus Es zeigt sich, dass in Ballungsräumen das starre, liniengebundene Angebot dominiert, das sich außerdem durch relativ große Fahrzeugkapazitäten auszeichnet. In Verbindung mit einer hohen Siedlungsdichte liegt es nahe, die nächtlichen Fahrgäste gebündelt zu befördern, auch wenn individuellen Bedürfnissen bei der Heimfahrt hiermit nicht Rechnung getragen wird. Es werden vorwiegend Linienbusse oder sogar Züge eingesetzt. In ländlichen Gebieten sind dagegen Angebote häufig durch den Einsatz kleinerer Einheiten und eine höhere Flexibilität geprägt. Bei einer geringeren Siedlungsdichte bietet sich der Flächenbetrieb als geeignete Betriebsform an. Dieser trägt im Vergleich zum starren Konzept im Ballungsraum in höherem Maße zur Zufriedenstellung individueller Erfordernisse der Fahrgäste bei. Im Rahmen der Untersuchung wird geprüft, inwieweit sich ein flexibles Angebot auch für den Ballungsraum eignet. Oft existiert im Ballungsraum bereits ein nächtliches ÖPNV-Angebot, auf das eine zusätzliche Komponente aufgesetzt werden kann. Im Zuge begrenzter öffentlicher Mittel wird der Wirtschaftlichkeit eines neuen Angebotes ein hoher Stellenwert beigemessen. Dazu muss das Nachfragepotenzial und die Zahlungsbereitschaft junger Erwachsener ermittelt werden. Auf diese Weise können die Kosten, die ein neues Angebot erzeugt und die zu erwartenden Fahrgeldeinnahmen abgeschätzt werden. Aus wirtschaftlicher Sicht ist deshalb von Interesse, ob der Kostendeckungsgrad im Ballungsraum günstiger ausfällt als im ländlichen Raum oder ob ein solches Angebot hier sogar eigenwirtschaftlich betrieben werden kann. Die bestehende Wechselwirkung zwischen Angebot, Tarifen und Nachfrage gilt es dabei zu berücksichtigen. Von verkehrswissenschaftlichem und verkehrswirtschaftlichem Interesse ist es, zu prüfen, welche Art des ÖPNV-Angebots unter Nutzer- und unter Betreiberaspekten den besten Kompromiss darstellt. Dabei ist auch zu klären, welchen Beitrag vorhandene Optimierungsansätze für die Planung und Unterstützung flexibler Bedienweisen leisten können. Gegebenenfalls müssen eigene Algorithmen zur Simulation neuer Angebote entwickelt werden. Die hieraus ableitbaren Erkenntnisse können eventuell auch in anderen Bereichen des ÖPNVAngebots (Schwachlastzeiten) von Interesse sein. Den Bekanntheitsgrad alternativer Angebote gilt es durch geeignete Marketing-Strategien zu erhöhen. Präventionsmaterial, dass gezielt den ÖPNV als Alternative zum Pkw darstellt und Endbericht Universität Essen MoDis 8 auf diese Weise zur Erhöhung der Verkehrssicherheit beitragen will, existiert bisher nicht. Im Rahmen des Projektes wird deshalb ein Film entwickelt, der die Vorzüge der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel aufzeigt und auch zu einer Imageverbesserung insgesamt beitragen soll. Der Einsatz des Films in Schulen wird wissenschaftlich begleitet, so dass eine Überprüfung der Akzeptanz und Wirksamkeit möglich ist. Zur Lösung der bestehenden Probleme bedarf es einer interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Verkehrswissenschaftlern und Wissenschaftlern aus dem Bereich der Erziehungwissenschaften bzw. Psychologie, was bei dem vorliegenden Projekt gelungen ist. Der pädagogische Ansatz und die Verbesserung des ÖPNV-Angebotes sollen in Kombination zu einer Reduzierung der Unfallzahlen beitragen. Es stellt sich die Frage, welche Erfolge die Intergration beider Methoden zeigt. Endbericht Universität Essen MoDis 3 3.1 9 Analyse des Mobilitätsverhaltens junger Discothekenbesucher Untersuchungsraum Als Einstieg in die Forschungsarbeit gilt die Abgrenzung des Untersuchungsraums. Voraussetzung zur Eignung eines Gebietes ist die Zugehörigkeit zu einem Ballungsraum. Die Nähe zum Forschungsstandort und die Tatsache, dass es sich um das größte Ballungsgebiet Nordrhein-Westfalens handelt, veranlasst zur Wahl des Ruhrgebiets als Untersuchungsraum. Charakteristisch für das Ruhrgebiet ist seine polyzentrische Struktur, die sich sowohl auf die Standorte von Discotheken als auch auf die Struktur des vorhandenen ÖPNVAngebotes auswirkt. Aufgrund der Größe des Ruhrgebietes ist eine Einbeziehung aller Ruhrgebietsstädte allerdings nicht notwendig. Eine Reduzierung des Untersuchungsraums auf die großen Städte Duisburg und Essen sowie die Städte Gelsenkirchen, Oberhausen und Recklinghausen ist möglich, da auf diese Weise die Strukturen im Ruhrgebiet ausreichend abgebildet sind. Eine hohe Aussagegüte wird vielmehr durch die Berücksichtigung aller Stadtteile ausgewählter Städte erzielt, da auf diese Weise Jugendliche aller sozialen Schichten erfasst werden. Um die Besonderheiten des Mobilitätsverhaltens in Ballungsräumen unter Einschluss der ländlichen Einzugsbereiche von Discotheken zu verdeutlichen, wird der Untersuchungsraum um den ländlich geprägten Raum Wesel ergänzt. 3.2 Befragungskollektiv In einer ersten Erhebungswelle wird die nächtliche Mobilität junger Erwachsener ermittelt. Die Erhebungen werden wie folgt differenziert: (1) Befragung von Schülern der verschiedenen Schultypen, einschließlich Hochschulen, in der Altersgruppe zwischen 16 und 20 Jahren. (2) Befragung von Discothekenbesuchern an ausgewählten Discotheken im Untersuchungsraum. (3) Teilnehmende Beobachtung in ausgewählten Nachtexpressbussen des Untersuchungsraums. Endbericht Universität Essen MoDis 10 Abb. 3-1: Für die Erhebung ausgewählte Schulen und Discotheken Zu (1) Die Haupterhebung wird an einem ausgewählten Teilkollektiv von Schulen durchgeführt, wobei relevante Klassen selektiert und dann komplett befragt werden. Um vor allem die Zielgruppe eines verbesserten Angebotes, nämlich junge Discobesucherinnen und -besucher zu erreichen, wird die Untersuchung in den Jahrgangsstufen 9 bis 13 sowie in allen Berufsschulklassen durchgeführt. Für die Durchführung der Befragung während einer Schulstunde spricht, dass aufgrund des Umfangs des Fragebogens für die Befragung mindestens 25 Minuten angesetzt werden müssen und konzentriertes Arbeiten unter diesen Bedingungen optimale Voraussetzungen findet. Bei der Formulierung der Fragen muss das unterschiedliche Bildungsniveau der Befragten Berücksichtigung finden. Zum einen ist eine differenzierte Betrachtung des Mobilitätsverhaltens unerlässlich, zum anderen wird angestrebt, eine Überforderung der Schülerinnen und Schüler zu vermeiden. Zudem kann nur durch eine Untersuchung am Quellort, für den die Schule in diesem Fall steht, der Anteil derer, die nie eine Discothek aufsuchen, ermittelt werden. Der Fragebogen gliedert sich in drei Abschnitte. Zu Beginn werden Angaben zur Person abgefragt, die eine Schichtung der Teilnehmer nach sozio-demografischen Merkmalen ermöglichen. Neben den üblichen Fragen zu Alter, Wohnort und Geschlecht ist auch der Führerscheinbesitz und die Pkw-Verfügbarkeit von Interesse. Untersuchungen von Hoppe (1996) haben gezeigt, dass diese beiden Kriterien in hohem Maße für die Nichtnutzung öffentlicher Verkehrsmittel verantwortlich sind. Daneben sollen die Jugendlichen auch Auskünfte über ihre finanzielle Lage erteilen. Zur Erzielung aussagekräftige Ergebnisse ist es wichtig, die Häufigkeit von Disco-Besuchen und die am häufigsten besuchten Discotheken in Erfahrung zu bringen. In Anlehnung an den Kontiv-Fragebogen sollen die Jugendlichen außerdem die zurückgelegten Wege eines Stichtages, dem Abend des letzten Disco-Besuches, beschreiben. Ziel dieser Vorgehensweise ist es, die verwendeten Verkehrsmittel und gleichzeitig die verschiedenen Wegeketten zu ermitteln. Anhand dieser Daten ist die Entwicklung von MoEndbericht Universität Essen MoDis 11 dellen zur Abbildung der Discomobilität angedacht. Im dritten Abschnitt haben die Jugendlichen dann die Gelegenheit, ihre Wünsche und Anforderungen an ein ÖPNV-Angebot darzulegen. Durch Pre-Tests in einer Hauptschule wird die Eignung des Fragebogens überprüft. Zusätzlich fließen Aussagen von Studierenden der Universität Essen in die Untersuchung ein. Eine Übersicht zeigt nachstehende Tabelle. Tab. 3-1: Struktur des ausgewählten Befragungskollektivs, Differenzierung nach Schultyp und Geschlecht Schultyp Hauptschule Realschule Gymnasium Gesamtschule Sonderschule Berufsschule Hochschule weiblich [%] 7,2 4,8 37,8 21,3 2,3 19,5 6,9 männlich [%] 11,6 3,2 35,5 23,8 4,1 18,4 3,0 gesamt [%] 9,4 4,0 36,5 22,6 3,2 19,0 5,3 Gesamt (Personen) 283 121 1095 678 95 569 158 In der Tabelle ist zu erkennen, dass die an der Befragung teilnehmenden Hauptschüler überwiegend männlich sind. Gleiches gilt auch für Sonderschüler. Dieses Verhältnis entspricht, wenn auch etwas überzeichnet, dem des Landesdurchschnittes. Während nur 43 % der Hauptschüler auf Landesebene weiblich sind, liegt der Anteil der Schülerinnen auf Gymnasien bei 54 %.14 Der hohe Anteil von Frauen bei Studierenden der Universität Essen ergibt sich aus der Auswahl der Kurse, in denen die Befragung stattfand. Aufgrund einer Klumpenauswahl sind Studierende des Fachbereichs Pädagogik überrepräsentiert. Die Teilkollektive verteilen sich räumlich wie folgt auf die ausgewählten Städte des Untersuchungsraums: Tab. 3-2: Struktur des ausgewählten Befragungskollektivs, Differenzierung nach Geschlecht, Alter und Ort Geschlecht Alter gesamt ≤ 15 [%] 16-17 [%] 18-20 [%] 21-24 [%] ≥ 25 [%] [%] 52,2 9,6 51,5 30,1 6,6 2,1 29,3 829 59,2 12,0 60,9 23,2 3,9 0,0 8,4 238 56,4 7,8 69,1 17,0 4,3 1,8 10,2 289 37,3 8,5 36,8 43,5 9,9 1,3 8,3 236 46,1 0,5 68,2 29,5 1,4 0,5 8,2 232 49,2 41,4 5,5 1,4 4,6 130 41,3 47,9 6,6 1,7 30,9 875 53,1 33,6 5,7 1,5 100,0 1456 920 155 40 weiblich [%] männlich [%] Essen 47,8 Duisburg 40,8 Oberhausen 43,6 Gelsenkirchen 62,7 Recklinghausen 53,9 ländliche Gebiete 60,0 40,0 2,4 sonstige Städte 56,0 44,0 2,5 gesamt [%] 51,6 48,4 6,2 gesamt 1460 1369 171 Anzahl 2829 Ein großer Einfluss auf das Mobilitätsverhalten ist durch das Alter der Befragten zu erwarten. Die Einteilung der Altersklassen wird in Anlehnung an amtliche Statistiken durchgeführt. Eine separate Aufführung der unter 16-Jährigen wird gewählt, da dieser Gruppe der Aufenthalt in Discotheken nicht gestattet ist. Eine getrennte Erfassung erfahren auch die 16-17-Jährigen, die noch nicht über einen Pkw-Führerschein verfügen. Die Gruppe der 18-20-Jährigen können als Fahranfänger bezeichnet werden und heben sich durch eine besondere Gefährdung 14 Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (2000). Allgemeinbildendes Schulwesen: Schulen, Schüler nach Schularten in NRW 1999, Düsseldorf. Endbericht Universität Essen MoDis 12 im Straßenverkehr ab. Auch die 21-24-Jährigen zählen zur Risikogruppe im Straßenverkehr, jedoch in geringerem Umfang.15 An dieser Stelle wird darauf hingewiesen, dass in den Klassen jeweils eine unterschiedliche Anzahl von Jahrgängen zusammengefasst wird. Tab. 3-3: Vergleich der Grundgesamtheit mit dem ausgewählten Befragungskollektiv (nur Essen, Duisburg, Oberhausen, Gelsenkirchen und Recklinghausen) Schultyp Grundgesamtheit (15-20-Jährige) Ausgewähltes Kollektiv Anteil des Kollektivs an der Grundgesamtheit Hauptschule Realschule Gymnasium Gesamtschule Anteil [%] 12,4 12,6 43,2 26,0 Sonderschule Summe 5,8 100 51525 absolut 6484 6288 22482 13186 3085 Anteil [%] 12,5 5,3 48,2 29,8 4,2 100 absolut 182 78 705 437 61 1463 Anteil [%] 2,8 1,2 3,1 3,3 2,0 2,8 Der Vergleich der Grundgesamtheit mit dem ausgewählten Kollektiv in den am meisten vertretenen Städten zeigt, dass die Antworten von 1,2 % (Realschule) bis 3,3 % (Gesamtschule) aller Schüler dieser Altersgruppe in die Untersuchung eingehen. Es ist zu erkennen, dass die Realschüler unterrepräsentiert sind. Obwohl 12,6 % aller 15-20-Jährigen an einer Realschule unterrichtet werden, besuchen nur 5,3 % aller Befragten eine Realschule. Zu (2) Da bei der Schülerbefragung die über 18-Jährigen, die keine Schule/Berufsschule mehr besuchen, nicht erreicht werden, wird ein zusätzlicher Fragebogen zur Befragung von Discothekenbesuchern und -besucherinnen entwickelt. Durch diese ergänzende Befragung im Zielgebiet können außerdem Jugendliche, deren Wohnorte nicht im Ruhrgebiet liegen, die aber trotzdem diesen Raum zur Freizeitgestaltung wählen, in die Untersuchung einbezogen werden. Da von der Gruppe der Discothekenbesucher ein konzentriertes Ausfüllen eines 5seitigen Fragebogens nicht zu erwarten ist, wird hier als Methode der Erhebung ein Interview mit wenigen Fragen verwendet. Beibehalten werden die Fragen nach Wohnort, Alter und Geschlecht und auch das für den Hin- bzw. Rückweg verwendete Verkehrsmittel muss hier angegeben werden. Mit dieser Frage soll in Ergänzung zur Befragung in den Schulen geklärt werden, welche Rolle schon heute öffentliche Verkehrsmittel auf Disco-Wegen spielen und in welcher Weise deren Nutzung vom Wohnort oder Standort der Discothek abhängt. Im letzten Teil werden die Jugendlichen nach dem Grund für die Verkehrsmittelwahl und der Zahlungsbereitschaft für ein verbessertes Angebot befragt. Die Befragung der Discobesucher wird vor 20 Discotheken durchgeführt. Eine Vollerhebung scheidet aufgrund der Größe der meisten Discotheken und der daraus resultierenden Anzahl der Besucher aus. Zwischen 21:00 und 24:00 Uhr werden die Besucher im Eingangsbereich zufällig für die Befragung ausgewählt. Aufgrund der Kopplung des Interviews an die Teilnahme eines Gewinnspiels und des Hinweises, dass die Dauer des Interviews zwei Minuten nicht überschreite, liegt die Verweigerungsquote unter 5 %. Die nachfolgende Liste gibt einen Überblick über die Discotheken und die Struktur der befragten Besucher. 15 Statistisches Bundesamt (2001). Endbericht Universität Essen MoDis 13 Tab. 3-4: Struktur des ausgewählten Befragungskollektivs, Differenzierung nach Alter, Geschlecht und Discothek weiblich [%] männlich [%] Alte Hütte (Gelsenkirchen) 41,8 58,2 - 40,9 45,5 10,2 3,4 88 Grundgesamtheit pro Wochenende 900 Altenberg (Oberhausen) 58,3 41,7 7,4 40,0 30,5 17,9 4,2 95 1800 Geschlecht Alter ≤ 15 [%] 16-17 [%] 18-20 [%] 21-24 [%] ≥ 25 [%] gesamt (absolut) Delta (Duisburg) 54,0 46,0 - 1,0 46,0 34,0 19,0 100 8000 Empire (Wesel) 48,2 51,8 0,7 17,3 23,0 39,6 19,4 139 -- Glaspalast (Dinslaken) 41,7 58,3 - - 40,3 18,1 41,7 72 -- Jägerhof (Dinslaken) 41,8 58,2 - 5,2 32,3 39,4 23,2 155 -5000 JoJo (Essen) 38,8 61,3 - 35,0 47,9 13,8 3,8 80 Kaue (Gelsenkirchen) 55,7 44,3 - 19,2 41,1 21,9 17,8 73 -- KKC (Essen) 41,5 58,5 - 1,9 7,5 49,1 41,5 53 500 Musikpalette (Essen) 34,4 65,6 - 1,6 63,9 27,9 6,6 61 4000 Old Daddy (Duisburg) 58,1 41,9 - - 47,9 29,6 22,5 71 -- Old Daddy (Haltern) 63,8 36,3 - 6,3 59,5 27,8 6,3 79 -- Prater (Bochum) 56,8 43,2 - - 39,6 45,9 14,4 111 2000 Ringlokschuppen (Mülheim) 37,0 63,0 - 12,5 48,6 26,4 12,5 72 -- Rockfabrik (Ubach-Palenberg) 53,8 46,2 - 1,3 40,3 39,0 19,5 77 -- Soundgarden (Dortmund) 50,5 49,5 - 10,5 57,9 26,3 5,3 95 -- Turbinenhalle (Oberhausen) 50,4 49,6 - 3,9 46,5 39,4 10,2 127 3000 Viva (Oberhausen) 52,7 47,3 7,5 22,6 39,6 28,3 1,9 53 2000 Zeche (Bochum) 55,6 44,4 - - 40,0 41,0 19,0 108 -- Zeche Carl (Essen) 34,9 65,1 - 1,6 15,6 25,0 57,8 63 4000 gesamt 48,9 51,1 0,7 12,8 39,9 30,2 16,4 1800 Aufgrund fehlender Kenntnis hinsichtlich der Zusammensetzung der Grundgesamtheit sind exakte Aussagen zur Übereinstimmung dieser mit der Struktur des Befragungskollektivs nicht möglich. Wird diese Übereinstimmung aufgrund der zufälligen Auswahl der Besucher jedoch angenommen, ist festzustellen, dass das Alter des Publikums von der Discothek abhängt. Die Altersgruppen in den Discotheken sind nicht gleichverteilt. weiblich männlich 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 bis 15 16 bis 17 18 bis 20 21 bis 24 älter als 25 Alter Abb. 3-2: Häufigkeitsverteilung des Geschlechts nach Alter (absolut) Endbericht Universität Essen MoDis 14 Die befragten Discobesucherinnen weisen ein durchschnittliches Alter (Median) von 20 Jahren auf, während die Männer bereits ein Alter von 21 Jahren erreicht haben. 16 % der weiblichen und 11 % der männlichen Discothekengäste sind noch keine 18 Jahre alt. Frauen sind somit in größerem Maße auf öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrdienste anderer angewiesen. Insgesamt ist der Anteil der angetroffenen unter 16-Jährigen mit 0,7 % sehr gering. Dies liegt zum einen an der Befragungszeit, die nicht berücksichtigt, dass diese Altersgruppe Discotheken oft schon am Nachmittag oder frühen Abend aufsucht. Zum anderen kann eine falsche Altersangabe, um einer Zurückweisung durch das Personal vorzubeugen, nicht ausgeschlossen werden. In Discotheken am häufigsten vorzufinden sind junge Erwachsene zwischen 18 und 20 Jahren. 40 % der Befragten gehören diesen drei Altersjahrgängen an. Zu (3) In einer dritten Erhebung werden die Gruppen identifiziert, die bereits den nächtlichen ÖPNV nutzen. In den Nachtexpresslinien werden Zählungen der Fahrgäste, differenziert nach Alter und Geschlecht vorgenommen. Zusätzlich wird die Situation in den Bussen durch das Erhebungspersonal bewertet. Tab. 3-5: Struktur des ausgewählten Kollektivs Anzahl der Beobachtungen und Zählungen 3.3 Essen 59 Duisburg 15 Oberhausen 3 Ergebnisse zum Mobilitätsverhalten Häufigkeit der Discobesuche Zur Bestimmung der Charakteristik des Mobilitätsverhaltens auf Discowegen muss die Häufigkeit der Discobesuche erhoben werden. Tab. 3-6: Häufigkeit der Discobesuche Geschlecht weiblich [%] männlich [%] gesamt [%] ein- oder mehrmals pro Woche 14,0 16,6 15,3 2-3 Mal pro Monat 30,2 31,1 30,7 alle 1-2 Monate 22,2 20,1 21,2 seltener als alle 2 Monate 20,5 18,1 19,3 noch nie 13,1 14,0 13,6 gesamt 1525 1460 2985 Mehr als zwei Drittel der Befragten besuchen mindestens alle 1 bis 2 Monate eine Discothek und gut 15 % entscheiden sich sogar ein- oder mehrmals wöchentlich für die Disco. Nur etwa 13,6 %, die überwiegend aus den jüngeren Befragten resultieren, haben noch nie eine Disco aufgesucht. Als Grund wird mit ca. 50 % mangelndes Interesse angeführt, nur 8 % bringen ein Discoverbot der Eltern vor. Endbericht Universität Essen MoDis 15 ein oderm ehrm als pro W oche 2-3 M alpro M onat alle 1-2 M onate seltenerals alle 2 M onate 50% 40% 30% 20% 10% 0% m le le le le ät le ul e hu hu hu si t siu hu hu h r c c c c c a c e s s s s s t r iv al mn fs s mt up el s de Un Re sa Gy nd eru Ha on a B S Ge H Abb. 3-3: Discobesuch-Häufigkeit nach Schultyp Bei einer Differenzierung der Discobesuch-Häufigkeit nach Schultypen ist zu erkennen, dass abhängig vom Schultyp 29 bis 40 % der Befragten 2 bis 3 Mal pro Monat eine Disco aufsuchen. Der wöchentliche Discobesuch wird vor allem von Handelsschülern und Berufsschülern betrieben. Wochentag des Discobesuches Gefragt nach dem Wochentag des letzten Discobesuches gab die Mehrheit den Samstag an. Etwa 84 % der Disco-Besuche finden freitags und samstags statt. Tab. 3-7: Wochentag des letzten Discobesuches Wochentag Häufigkeit Häufigkeit [%] Montag 47 2,2 Dienstag 14 0,7 4,8 Mittwoch 103 Donnerstag 69 3,2 Freitag 675 31,5 Samstag 1118 52,2 Sonntag 116 5,4 gesamt 2142 100,0 In geringem Umfang wird das Ergebnis durch die Frage nach dem letzten Discobesuch verfälscht, da die Jugendlichen nur montags bis freitags befragt werden. Wird mehrmals pro Woche eine Disco aufsucht, geht jeweils nur der letzte Discobesuch ein. Als Folge ist der Freitag etwas unterrepräsentiert in den Ergebnissen vertreten, während der Discobesuch am Sonntag überrepräsentiert in die Untersuchung eingeht. Da jedoch der Anteil derer, die mehrmals wöchentlich eine Discothek aufsuchen, sehr gering ausfällt, wird diese Feststellung nicht weiter verfolgt. Endbericht Universität Essen MoDis 16 Führerscheinbesitz Die Verkehrsmittelwahl wird vom Vorhandensein des Pkw-Führerscheins und der PkwVerfügbarkeit beeinflusst. Um auch den Anteil derer zu ermitteln, die eventuell die Möglichkeit haben, die Disco mit dem Mofa oder Moped zu erreichen, wird explizit nach der Klasse des Führerscheins gefragt. Die unter 16-Jährigen verfügen zu etwa 6 % über einen Führerschein, bei den Jugendlichen zwischen 16 und 17 Jahren sind es 16 %. Dabei verfügen unter 18-Jährige Frauen deutlich seltener über einen Führerschein als gleichaltrige Männer. Dieser Vorsprung junger Männer beim Führerscheinbesitz setzt sich auch bezogen auf den Pkw-Führerschein bei den 18-20-Jährigen fort. In der Gruppe der über 25-Jährigen haben nur rund 86 % der Männer, jedoch 100 % der Frauen einen Führerschein. Es ist jedoch anzumerken, dass die Auswahl nicht repräsentativ ist, da lediglich 43 befragte Personen dieser Altersgruppe angehören. Tab. 3-8: Führerscheinbesitz Geschlecht Alter ≤ 15 16-17 18-20 21-24 ≥ 25 weiblich [%] 2,9 10,1 63,4 96,5 100 gesamt 105 745 503 85 22 männlich [%] 9,6 20,9 72,2 84,0 85,7 gesamt 73 780 442 75 21 Summe 1460 1391 Pkw-Verfügbarkeit Rund 45 % der Befragten haben immer oder meistens einen Pkw für Discobesuche zur Verfügung, weitere 34 % haben zumindest manchmal die Möglichkeit, einen Pkw zu nutzen. Daraus kann geschlossen werden, dass Jüngere auf Fahrdienste anderer zurückgreifen können, so dass lediglich 22 % auf öffentliche Verkehrsmittel ständig angewiesen sind. Wegeketten und Verkehrsmittelwahl Knapp 34 % der Befragten haben an dem Stichtag vier und mehr Wege zurückgelegt. Mehr als 65 % der Befragten haben die Discothek nicht auf direktem Wege erreicht oder verlassen. Eine typische Wegekette zeichnet sich dadurch aus, dass die Jugendlichen zuerst Freunde treffen, dann eine Kneipe aufsuchen, anschließend zur Disco fahren und von dort aus den Heimweg antreten. Durchschnittlich werden 3 Wege pro Abend zurückgelegt. Endbericht Universität Essen MoDis 17 Abb. 3-4: Typische Wegeketten innerhalb des Untersuchungsraums Der Besuch mehrerer Discotheken ist nicht üblich. Lediglich 2,5 % der Befragten haben am Abend des letzten Discobesuches zwei oder mehr Discotheken aufgesucht. Als Grund kann sicherlich der üblicherweise zu zahlende Eintritt aufgeführt werden. Mit zunehmender Wegeanzahl pro Nacht nimmt der Anteil der Pkw-Nutzung zu. Tab. 3-9: Verwendete Verkehrsmittel pro Weg Verkehrsmittel 1. Weg 2. Weg 3. Weg 4. Weg Wege (absolut) zu Fuß [%] 20,2 14,3 13,1 12,8 1279 Selbstfahrer [%] 14,4 12,8 13,5 17,9 1136 Mitfahrer [%] 28,6 40,2 44,4 41,1 2994 ÖPNV [%] 36,8 32,7 29,0 28,2 2636 Summe [%] 100 100 100 100 2592 2592 1881 980 Anzahl der Wege (absolut) 16 7445 Bemerkenswert ist der hohe Anteil an Fußwegen, was nur dort möglich ist, wo die Angebote auf engem Raum konzentriert sind. Der Anteil der Ziele, die zu Fuß erreicht werden, nimmt von Weg zu Weg ab. Die Ursache ist darin zu suchen, dass vielgliedrige Wegeketten nur bedingt fußläufig zurückgelegt werden können. Gleiches gilt für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, was dazu führt, dass auch diese für das Ansteuern mehrerer Ziele pro Abend weitaus seltener genutzt werden. 16 Nach Plausibilisierung Endbericht Universität Essen MoDis 18 Der zeitliche Ablauf der Wegekette steht ebenfalls in engem Zusammenhang mit dem verwendeten Verkehrsmittel. Beginnt der erste Weg schon am Nachmittag, nutzen 49 % der jungen Erwachsenen öffentliche Verkehrsmittel. Zwischen 23:00 und 24:00 Uhr liegt deren Anteil jedoch nur noch bei etwa 12 %. zu Fuß Selbstfahrer Mitfahrer ÖPNV 60% 50% 40% 30% 20% 10% 23 :0 024 :0 0 22 :0 023 :0 0 21 :0 022 :0 0 20 :0 021 :0 0 19 :0 020 :0 0 17 :0 019 :0 0 -1 7: 00 0% Uhrzeit Abb. 3-5: Verwendete Verkehrsmittel nach Uhrzeit bei Beginn des ersten Weges Die folgende Grafik zeigt, dass auch schon am Nachmittag oder frühen Abend Discotheken aufgesucht werden. Vor allem die unter 16-Jährigen, die sich nach dem Jugendschutzgesetz nur bis 22:00 Uhr in öffentlichen Räumen aufhalten dürfen, besuchen Discotheken, die ihre Öffnungszeiten an dieses Klientel angepasst haben. Ab 20:00 Uhr ist ein Anstieg zu erkennen, der im Zeitbereich 22:00 bis 24:00 Uhr eine deutliche Spitze erreicht. In dieser Zeit erreichen etwa 50 % der Jugendlichen die Discothek. Nach 0:00 Uhr steuern nur noch rund 15 % der Jugendlichen eine Discothek an. 1. Weg 2. Weg 3. Weg 4. Weg 30% 25% 20% 15% 10% 5% -1 7: 00 17 :0 019 :0 0 19 :0 020 :0 0 20 :0 021 :0 0 21 :0 022 :0 0 22 :0 023 :0 0 23 :0 024 :0 0 00 :0 001 :0 0 01 :0 002 :0 0 02 :0 003 :0 0 03 :0 004 :0 0 0% Uhrzeit Abb. 3-6: Uhrzeit bei Ankunft in der Discothek nach Weg Endbericht Universität Essen MoDis 19 Auch die Abgangszeitverteilung ist konzentriert. Entsprechend den Ankunftszeiten verlassen einige Jugendlichen die Discothek schon vor 22:00 Uhr. Bis 00:00 haben etwa 10 % der Jugendlichen die Disco verlassen. Das lokale Maximum zwischen 0:00 und 1:00 Uhr ist darauf zurückzuführen, dass aufgrund des Alters viele Jugendliche zu bestimmten Zeiten zu Hause sein müssen. Die Stundengruppe 3:00 Uhr bis 4:00 Uhr dominiert. In dieser Zeitspanne verlassen 21 % der Befragten die Discothek. Festzuhalten bleibt an dieser Stelle, dass rund 50 % den Rückweg erst nach 3:00 Uhr antreten und somit das Ausnutzen der ganzen Nacht das Mobilitätsverhalten der jungen Erwachsenen widerspiegelt. 2. Weg 3. Weg 4. Weg 25% 20% 15% 10% 5% -1 7: 17 00 :0 019 19 :0 0 :0 020 20 :0 0 :0 021 21 :0 0 :0 022 22 :0 0 :0 023 23 :0 0 :0 024 00 :0 0 :0 001 01 :0 0 :0 002 02 :0 0 :0 003 03 :0 0 :0 004 04 :0 0 :0 005 05 :0 0 :0 006 06 :0 0 :0 007 :0 0 0% Uhrzeit Abb. 3-7: Uhrzeit des Aufbruchs von der Discothek nach Weg Ebenfalls zu untersuchen ist, zu welchem Zeitpunkt der zeitliche Ablauf des Abends feststeht. An dieser Stelle ist zu fragen, ob das verwendete Verkehrsmittel einen Einfluss auf das Mobilitätsverhalten ausübt und welche sonstigen sozio-demografischen Merkmale in direktem Zusammenhang mit der zeitlichen Strukturierung des Abends stehen. Tab. 3-10: Planung der Abgangszeit von der Discothek: Wann wusstest Du, wann Du die Disco verlassen würdest? Geschlecht Verkehrsmittel Alter w m Selbstfahrer Mitfahrer ÖPNV ≤ 15 16-17 18-20 21-24 ≥ 25 26,2 20,8 13,4 22,4 30,8 44,0 30,2 14,5 8,1 11,8 26,7 30,4 31,4 25,3 31,5 26,6 28,0 29,5 28,9 17,6 kurz vorher [%] 47,1 48,8 55,2 52,3 37,7 29,4 41,8 56,0 63,0 70,6 Summe [%] 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 gesamt 1238 1156 617 172 295 109 1238 809 135 34 vor Discobesuch [%] während Discobesuch [%] Rund ein Viertel der Discothekenbesucher weiß schon vor dem Discobesuch, wann es die Disco verlassen wird. Es zeigt sich, dass Frauen den Verlauf des Abends zu einem früheren Zeitpunkt planen als Männer. Rund 21 % der Männer und 26 % der Frauen wussten schon vor dem Discobesuch, wann sie die Discothek verlassen würden. Die Ursache hierfür ist sicher darin zu sehen, dass vor allem jungen Frauen strengeren Vorgaben hinsichtlich der Endbericht Universität Essen MoDis 20 Uhrzeit, zu der sie zu Hause erscheinen müssen, unterliegen.17 Die spontane Entscheidung, nun die Disco zu verlassen, treffen Frauen und Männer ungefähr in gleichem Umfang. Differenziert nach den verwendeten Verkehrsmitteln ist zu sehen, dass Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel eine weitaus geringere Spontanität aufweisen als Pkw-Selbst- und Mitfahrer. 31 % der ÖPNV-Nutzer, 22 % der Mitfahrer und nur 13 % der Selbstfahrer wissen schon vor dem Discobesuch, wann sie die Disco verlassen werden. Kurz entschlossen ihren Heimweg treten immerhin 55 % der Selbstfahrer, hingegen nur 38 % der ÖPNV-Nutzer an. Dies legt den Schluss nahe, dass die Wahl eines Verkehrsmittels die zeitliche Ablaufplanung beeinflusst. Zur Verifizierung dieser These darf jedoch das Alter als wichtige Einflussgröße nicht vernachlässigt werden. Die starke Ausprägung dieser Altersabhängigkeit zeigt sich darin, dass 44 % der unter 16Jährigen, aber nur 8 % der 21-24-Jährigen schon vor Erreichen der Disco den Zeitpunkt für den Rückweg festgelegt haben. Gegenläufig verhält sich der Anteil derer, die sehr kurzfristig entscheiden, wann die Disco verlassen werden soll. Nur 29 % der unter 16-Jährigen, aber 63 % der 21-24-Jährigen treffen solche spontanen Entschlüsse. Um ein genaueres Bild vom Einfluss des Verkehrsmittels zu erhalten, ist es sinnvoll, die Untersuchung nach einzelnen Gruppen zu schichten. Beim Vergleich der unter 18-Jährigen Mitfahrer und ÖPNV-Nutzer ist festzustellen, dass beide Gruppen in ähnlichem Maße eine Vorstrukturierung des Abends vornehmen. Dies zeigt, dass neben den vorbestimmten Abfahrtszeiten der öffentlichen Verkehrsmittel auch andere Zwänge die Zeit zum Aufbrechen vorgeben. Die Zwänge sind dadurch definiert, dass auf der einen Seite sowohl der Gesetzgeber als auch die Eltern ein gewisses Mitspracherecht am Mobilitätsverhalten der Jugendlichen für sich beanspruchen. Auf der anderen Seite sind gerade die unter 18-Jährigen oft in größeren Gruppen unterwegs, was häufig eine Absprache der Rückfahrtzeit zur Folge hat. Tab. 3-11: Planung der Abgangszeit von der Discothek: Wann wusstest Du, wann Du die Disco verlassen würdest? Selbstfahrer über 18 13,7 unter 18 31,6 über 18 9,7 unter 18 32,7 über 18 26,9 während Discobesuch [%] 31,5 25,9 24,2 31,8 29,9 kurz vor Verlassen der Discothek [%] 54,8 42,5 66,1 35,5 43,3 gesamt 168 348 248 220 67 vor Discobesuch [%] Mitfahrer ÖPNV Können die Jugendlichen im Großen und Ganzen selbstständig ihren Tagesablauf festlegen, zeigt sich ganz deutlich, dass die Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel eine ausgeprägtere Vorstrukturierung des Discoabends vornehmen als Pkw-Selbstfahrer und Mitfahrer. 27 % der ÖPNV-Nutzer, aber nur 13,7 % der Fahrer und 10 % der Mitfahrer wissen schon vor dem Discobesuch, wann die Rückfahrt ansteht. ÖPNV-Nutzer müssen sich nach dem Fahrplan richten, so dass wenig Raum für spontane Entschlüsse bleibt. Ohne vorherige Planung der Abfahrtszeit verlassen 66,1 % der Mitfahrer und 54,8 % der Fahrer die Discothek. Die Ursache für den Unterschied könnte auch hier in dem Zwang liegen, dass Mitfahrer die Zeit des Verlassens der Disco nicht frei wählen können, da sie auf den Fahrer angewiesen sind. 17 Lenz, K. et al. (2000). Kindsein in Dresden, Endbericht der ersten Dresdner Kinderstudie, Dresden. Endbericht Universität Essen MoDis 21 Tab. 3-12: Festlegung auf eine Verkehrsmittel: Wann wusstest Du, mit welchem Verkehrsmittel Du die Disco verlassen würdest? Selbstfahrer über 18 97,6 unter 18 84,5 über 18 86,3 unter 18 78,3 über 18 70,1 während Discobesuch [%] 1,2 8,3 5,6 7,4 14,9 kurz vor Verlassen der Discothek [%] 1,2 7,2 8 14,3 14,9 gesamt 170 348 249 217 67 vor Discobesuch [%] Mitfahrer ÖPNV Die jungen Erwachsenen, die den Rückweg als Selbstfahrer angetreten haben, wussten in der Regel schon vor dem Discobesuch, welches Verkehrsmittel sie dafür verwenden würden. Anders sieht die Verteilung bei den Mitfahrern aus, die sich deutlich häufiger erst kurz vor Verlassen der Discothek auf ein Verkehrsmittel festlegen. Im Gegensatz zu den Selbstfahrern haben die Mitfahrer eventuell auch die Möglichkeit, auf öffentliche Verkehrsmittel auszuweichen oder finden erst spät eine Mitfahrgelegenheit. Große Unterschiede zwischen den Altersgruppen sind bei den Antworten auf diese Frage nicht erkennbar. Etwa 14,5 % der ÖPNV-Nutzer haben sich erst kurz vor Verlassen der Disco für dieses Verkehrsmittel entschieden, was darauf hindeutet, dass sich bis zu diesem Zeitpunkt keine Pkw-Alternative ergeben hat. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt etwa bei vier Stunden, wobei das verwendete Verkehrsmittel keinen signifikanten Einfluss auf die Verweildauer in der Discothek ausübt. Räumliche Nachfragestruktur Die Entfernungen, die zum Erreichen von Discotheken zurückgelegt werden, variieren sehr stark. Bei der Analyse der Einzugsgebiete der einzelnen Discotheken ergeben sich Luftlinienentfernungen bis zu 50 km. Endbericht Universität Essen MoDis 22 Abb. 3-8: Einzugsbereich einer Großraumdiscothek Gerade Großraumdiscotheken in Industriegebieten weisen eine große Anziehungskraft auf, die mit einem hohen Anteil von Besuchern, der mit dem Pkw anreist, einhergeht. Knapp 75 % der Besucher nutzen den privaten Pkw. Endbericht Universität Essen MoDis 23 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% zu r r ß Fu hre hre a a f t F i ww-M Pk Pk n s hn hn hn ah Bu ba Ba ba B n n e U S e aß Ei s Str s xi Bu Ta e l t ut Sh Abb. 3-9: Verkehrsmittelwahl der Besucher der Discothek Soundgarden in Dortmund In den Innenstadtbereichen ist eine Häufung von Discotheken zu beobachten. Diese Discotheken profitieren vom häufig sternförmig auf das Zentrum ausgerichteten Linienverlauf des ÖPNV-Netzes. Sie haben in der Regel ein deutlich geringeres Einzugsgebiet und können teilweise sogar fußläufig erreicht werden. Im Vergleich zu der Großraumdiscothek zeigt die nachfolgende Abbildung das Einzugsgebiet einer Essener Discothek im Innenstadtbereich. 14 % der Befragten wohnen nicht in Essen. Abb. 3-10: Einzugsbereich einer innerstädtischen Discothek in Essen Endbericht Universität Essen MoDis 24 Die zentrale Lage spiegelt sich auch in der Verkehrsmittelwahl wider. Der private Pkw wird zum Erreichen der Discothek JoJo nur von 45 % der befragten Besucher genutzt. Auch das Alter der Discothekenbesucher, der Einzugsbereich und die Verkehrsmittelwahl stehen in Zusammenhang, jedoch können Ursache und Wirkung in diesem Fall nicht eindeutig identifiziert werden. 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% zu ß Fu fa rad rer rer Mo ah tor fah t o F i M w d, w-M Pk pe Pk o M ad hrr Fa s Bu U- xi Ta n hn ah Ba nb e s Ei Abb. 3-11: Verkehrsmittelwahl der Besucher der Discothek JoJo in Essen 3.4 Alkohol- und Drogenkonsum Der hohe Anteil von Unfällen unter Alkohol- und Drogeneinfluss rechtfertigt die Frage nach dem Konsum dieser Rauschmittel. 68 % der Befragten haben nach eigenen Angaben, am Stichtag Alkohol konsumiert. Danach konsumieren Frauen während eines Disco-Besuches mit 63 % seltener Alkohol als Männer mit 75 %. Tab. 3-13: Alkohol- und Drogenkonsum Gesamt Alkohol [%] Selbstfahrer Mitfahrer ÖPNV - 15 Jahre 16-17 18-20 21-24 älter als 25 w m w m w m w m w m w m w m w m w m 62,6 77,4 12,0 38,5 69,3 84,5 73,7 81,6 51,5 74,2 73,3 83,1 54,2 69,7 41,7 67,8 60,0 75,0 3 7 2 3 3 7 4 8 4 6 4 7 4 7 3 6 2,5 7 Anzahl der Gläser [Median] Drogen [%] 10,2 20,7 5,4 8,9 9,3 18,5 10,6 22,7 7,6 22,6 12,2 29 9,2 19,3 4,3 22,0 6,7 15 Gesamt 1203 1087 94 92 404 251 135 174 66 32 579 580 429 364 73 60 15 20 Besonders ausgeprägt sind die Unterschiede bei männlichen und weiblichen PkwSelbstfahrern: 12 % der Pkw-Selbstfahrerinnen haben am Stichtag, Alkohol konsumiert, gegenüber 39 % der männlichen Pkw-Selbstfahrer. Bei Mitfahrern und ÖPNV-Nutzern fallen die Unterschiede wesentlich geringer aus. Anhaltspunkte für die Fahrtüchtigkeit liefert die Anzahl der konsumierten alkoholischen Getränke. Selbstfahrende Frauen haben nach eigenen Angaben durchschnittlich 2 und selbstfahrende Männer 3 Getränke zu sich genommen. Die Fahrtüchtigkeit kann bei dieser Menge bereits eingeschränkt sein. Endbericht Universität Essen MoDis 25 Auch der Gebrauch von Drogen gehört nach Aussagen vieler Befragter zu einem Discobesuch. Jeder zehnte weibliche und jeder fünfte männliche Discobesucher gibt zu, am Abend des letzten Discobesuches Drogen zu sich genommen zu haben. Die Ausprägung des geschlechtsspezifischen Unterschiedes ist in diesem Bereich besonders stark. Mit Abstand am häufigsten wird Cannabis als Droge konsumiert. Diese Droge führt zu Wahrnehmungsverzerrungen und wirkt halluzinogen. Im Straßenverkehr hat dies zur Folge, dass die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit weit überschätzt wird und der Fahrer mit einer Tempominderung und erhöhter Aufmerksamkeit auf diese Beeinträchtigung reagiert. Untersuchungen18 haben ergeben, dass dadurch sogar eine Überkompensation der Wahrnehmungsstörungen auftritt. Entwarnung dürfen diese Ergebnisse jedoch nicht geben, da nur ein kleiner Anteil der Drogenkonsumenten auf Alkohol verzichtet (12 %). In Kombination mit Alkohol oder mit anderen Drogen verstärkt sich die Wirkung aller Drogen, so dass es dann zu einer erheblichen Gefährdung der Verkehrssicherheit kommen kann. 18 Vollrath, M.; Löbmann, R.; Widera, T. (2000). Der Einfluss von Drogen auf die Fahrtüchtigkeit, in: BLICK 2/2000 – Forschungsschwerpunkt: Interdisziplinäres Zentrum für Verkehrswissenschaften, Würzburg. Endbericht Universität Essen MoDis 4 26 Ergebnisse der Anforderungsanalyse an ÖPNV-Angebote 4.1 Wunschzeitbereiche für den Discothekenbesuch Für die Entwicklung eines verbesserten Angebotes reicht die Kenntnis des faktischen Verhaltens nicht aus. Auswirkungen des derzeitigen Angebotes auf das Mobilitätsverhalten können nicht ausgeschlossen werden, so dass auch die zeitlichen Anforderungen an ein Angebot erhoben werden müssen. Bei der Analyse der Wunschzeitbereiche stellt man fest, dass Jugendliche die Discotheken etwa um 22:15 Uhr aufsuchen und um 2:30 verlassen möchten. Diese Angaben entsprechen dem faktischen Verhalten und deuten darauf hin, dass eine Beeinflussung der zeitlichen Struktur durch das Verkehrsmittel nicht vorhanden ist. Diese These bedarf jedoch einer näheren Analyse. Ö P N V nach D isco b esuch 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% S elb stfahrer nach D isco b esuch 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% Faktisches V erhalten W unschzeitbereiche M itfahrer nach D isco b esuch 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% Faktisches V erhalten W unschzeitbereiche Faktisches V erhalten W unschzeitbereiche Abb. 4-1: Wunschzeitbereiche für den Discobesuch nach Verkehrsmittel Es ist zu erkennen, dass die gewünschte Abfahrtszeit eher einer Normalverteilung entspricht, als die zeitliche Verteilung beim faktischen Verhalten. Als Ursache ist hier anzuführen, dass die Angaben zum faktischen Verhalten sehr viel konkreter ausfallen als die Äußerung eines Wunschzeitbereiches. Unabhängig vom Verkehrsmittel möchten die Befragten die Disco durchschnittlich eher verlassen als sie es tatsächlich getan haben. Im Gegensatz zum faktischen Verhalten liegt die Spitzenstunde bei den Wunschezeitbereichen nicht zwischen 3:00 und 4:00 Uhr sondern bereits zwischen 2:00 und 3:00 Uhr. Die Abfahrtszeitbereiche stehen erwartungsgemäß in engem Zusammenhang mit dem Alter der Jugendlichen. Erwartungsgemäß wollen die über 18-Jährigen die Discothek deutlich später verlassen als die jüngeren. Endbericht Universität Essen MoDis 27 bis 15 16 bis 17 18 bis 20 21 bis 24 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% :00 :00 :00 :00 :00 :00 :00 :00 :00 :00 -24 -23 -22 0-7 0-6 0-5 0-4 0-1 0-3 0-2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 : : : : : : : :0 :0 :0 6 5 4 3 0 2 1 23 22 21 Abb. 4-2: Abhängigkeit zwischen Alter und Abfahrtszeitwunschbereichen Da eine Beeinflussung des faktischen Verhaltens durch ein Verkehrsmittel jedoch nicht nachgewiesen werden kann, sind weiterhin die Angaben zum faktischen Verhalten bei der Konzeption eines neuen Angebotes maßgebend. 4.2 Verkehrsmittel-Zufriedenheitsanalyse Zur Entwicklung eines verbesserten Angebotes ist die Zufriedenheit mit dem bestehenden Angebot zu analysieren. 30 % der Befragten sind mit dem nächtlichen ÖPNV-Angebot sehr unzufrieden, für weitere 41 % bleiben viele Wünsche offen. Immerhin knapp 30 % zeigen sich mit dem bestehenden Angebot zufrieden. Dabei erkennt man lokale Unterschiede, die auf einen Zusammenhang der Beurteilung mit der Attraktivität des Angebotes hinweisen. Ein gutes Angebot wird danach von den Jugendlichen durchaus registriert und durch eine gute Bewertung honoriert. sehr zufrieden zufrieden nicht zufrieden sehr unzufrieden 50% 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% Duisburg Essen Gelsenkirchen Oberhausen Recklinghausen Abb. 4-3: Zufriedenheit mit nächtlichem ÖPNV-Angebot nach Städten Endbericht Universität Essen MoDis 28 Schüler in Oberhausen sind mit dem nächtlichen ÖPNV-Angebot zufriedener als Schüler in Gelsenkirchen. Beide Städte weisen eine vergleichbare Größe auf, das ÖPNV-Angebot hingegen ist sehr unterschiedlich. Während in Gelsenkirchen die Nachtbusse nur bis 3:00 Uhr verkehren, besteht in Oberhausen die Möglichkeit, an Wochenenden durchgängig öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Außerdem sollten die Jugendlichen angeben, zu welchen Zielen sie regelmäßig öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Eine Differenzierung nach den Antworten der unter und über 18Jährigen sowie den Wohnorten der Befragten, zeigt ebenfalls lokale Unterschiede auf. Öffentliche Verkehrsmittel werden in Essen deutlich häufiger genutzt als in Duisburg. Als wichtigste Ursache ist hier die unterschiedliche Qualität des Angebotes zu nennen. zu Freunden zur Schule in die Innenstadt zu Freunden 100% 100% 80% 80% 60% 60% 40% 40% 20% 20% 0% zur Schule in die Innenstadt 0% n sen se au Es erh b O D n en us che ha ki r en l ing s l k c Ge Re rg bu ui s p el ux t tro Bo -Ra op r t s Ca n sen se au Es erh b O n en urg us che i sb ha ki r Du en l ing s l k c Ge Re p el ux t tro Bo -Ra op r t s Ca Abb. 4-4: ÖPNV-Nutzung der unter bzw. über 18-Jährigen Dass Jugendliche mit Erreichen des 18. Lebensjahrs dem ÖPNV oft den Rücken kehren, zeigt der Vergleich mit dem Verhalten der unter 18-Jährigen. In Essen beispielsweise sinkt mit Erreichen der Volljährigkeit der Anteil derer, die die Innenstadt häufig mit öffentlichen Verkehrsmitteln aufsuchen von 90 auf 60 %. Im Freizeitverkehr ist ein Rückgang um bis zu 50 % zu beobachten. Die Antworten auf die Frage nach den Vor- und Nachteilen des Pkw und öffentlicher Verkehrsmittel verdeutlichen die Bevorzugung des Pkw. An öffentlichen Verkehrsmitteln bemängeln 45 % der Befragten die Unpünktlichkeit. Eine häufige Nennung mit 34 % erfährt auch der in den Augen der Jugendlichen hohe Preis. Überfüllung und Verschmutzung stören 22 % bzw. 12 % der befragten Schülerinnen und Schüler. Schlechte Verbindungen, lange Wartezeiten und die Ausdünnung des Taktes während der Nachtstunden werden als weitere Argumente gegen eine ÖPNV-Nutzung angeführt. Tab. 4-1: Anzahl der Gründe für/gegen die Pkw/ÖPNV-Nutzung Gründe für Verkehrsmittelwahl Pkw ÖPNV Pro 4451 1592 Contra 2354 6717 Gründe für den ÖPNV finden nur 40 % der Befragten. Daraus resultieren geringere Prozentangaben bei der Analyse der Häufigkeitsverteilung der Vor- und Nachteile. Von Interesse ist, dass der Preis von einem Teil der Befragten (3,5 %) als gering und damit als positives Merkmal des ÖPNV vermerkt wird. Daneben wird auch das schnelle Erreichen von ausgewählten Zielen gelobt. In der Umweltfreundlichkeit, der Möglichkeit, Alkohol zu konsumieren und auch in der Geselligkeit sehen immerhin etwa 2 % der Befragten die Vorteile des ÖPNV. Endbericht Universität Essen MoDis 29 Falls gute Verbindungen bestehen, wird dies ebenfalls von den Jugendlichen durch eine positive Bewertung honoriert. Die Vielfalt der vorgebrachten Gründe bei einer gleichzeitig geringen Bereitschaft zur Beantwortung dieser Frage deutet darauf hin, dass erstens die Mehrheit der Jugendlichen dem ÖPNV nichts Positives abgewinnen kann und zweitens objektive Vorzüge des ÖPNV nicht in der Weise präsent sind wie dessen Nachteile. Es stellt sich die Frage, ob eine Beeinflussung des Images durch die Entwicklung von Medienmaterialien erzielt werden kann. Für die meisten Kriterien wird dem Pkw Überlegenheit bestätigt. Rund 30 % der Befragten schätzt die schnelle Ankunft am Ziel, mehr als 20 % die Unabhängigkeit und Bequemlichkeit dieses Verkehrsmittels. Hoch ist auch der Anteil derer, der Musik im Fahrzeug als Vorteil aufführt. Die Nachteile des Pkw liegen für 22 % der Befragten bei den hohen Kosten. Über 10 % ärgern sich über Stau und zu wenig Parkmöglichkeiten und knapp 8 % beanstanden, dass der Fahrer keinen Alkohol konsumieren darf. Aus den Antworten kann geschlossen werden, dass Flexibilität und eine kurze Reisezeit zu angemessenen Preisen für junge Erwachsene am wichtigsten sind. Eine Übersicht über die wichtigsten Aspekte für Zu- und Abgang zu bzw. von der Discothek liefert die folgende Abbildung. Frauen M änner sehrwichtig wichtig ih i nichtwichtig ku r ku ze rz Fa e h Al Fuß rtze ko w i t h fa hr Be olg ege en q u en w em u s an li s ge n m ch k k e rin an ei t in ge w e B Ko i ll el s t äs en Ab tig u ge S e n rin ta nt g ge tus eue s sy r U m nf b a o G llri l es si el ko li g ke Pr i iv Mu t at s s p ik U Sa hä na u b re Zu bhä erk v n e G e rl gig i t es äs k c h s i eit w gk in ei di t gk U e m St w re S it el s p tfr sf a ß e u re nd i he li c it hk ei t völlig unwichtig Abb. 4-5: Anforderungsprofil an den Zu- und Abgang von der Disco nach Geschlecht Den höchsten Stellenwert weist die Zuverlässigkeit auf, aber auch die Möglichkeit zu fahren wann man will und zwar stressfrei und kostengünstig wird von mehr als 90 % der Befragten als wichtig empfunden. Die Ergebnisse, unterschieden nach Geschlechtern, stützen die These, dass Frauen ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis und Männer eine erhöhte Risikobereitschaft aufweisen. Der Forderung junger Frauen nach Sicherheit kann durch Sicherheitspersonal in den Fahrzeugen und Haustür-Haustür-Verkehr entgegen gekommen werden. Junge Erwachsene, die auf der Heimfahrt von der Disco das Abenteuer suchen und ihr Fahrzeug als Statussymbol ansehen, lassen sich durch ein neues ÖPNV-Angebot sicherlich weniger ansprechen. Endbericht Universität Essen MoDis 30 Das ermittelte Anspruchsprofil kann als Grundlage der Überlegungen für alternative ÖPNVAngebote dienen. Es stellt sich die Frage, welches Verkehrsmittel das Anforderungsprofil der Jugendlichen bereits am besten erfüllt. Am häufigsten werden dem Pkw die vorgegebenen Merkmale zugeordnet. Lediglich bezüglich des Alkoholkonsums vor und während der Fahrt, des Unfallrisikos sowie der Umweltfreundlichkeit werden der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel Vorteile gegenüber dem Pkw zugesprochen. Die Ambivalenz der Antworten wird bei der Feststellung deutlich, dass der ÖPNV sowohl für Langeweile als auch für Geselligkeit steht. ÖPNV Pkw Taxi 100% 80% 60% 40% 20% Mu Pri si va ts p k Sta h tus äre s U y n fah mb ren abhä ol ng wa i g nn k ma eit Ge nw sc hw i ll ind ku rz e i gk e it Fa Be hrt qu zei em t li c Sa h kei t ub erk ei t Zu ver Spa ß l ke ine äss ig k Be eit lä ku rz e s tig u ng Fu Str ßwe ge es sfr ei h eit G ge esel l i gk rin ge e Ko i t s ge ten Ab rin en ge teu sU er n Al k fa llri si k Um oh o olg we en l tfr us eu s nd li ch ke La it ng ew eil e 0% Abb. 4-6: Zuordnung der Merkmale auf Verkehrsmittel Von Interesse ist außerdem, welche wichtigen Merkmale den einzelnen Verkehrsmitteln zugewiesen werden. Die Eigenschaft, zu fahren wann man möchte, Unabhängigkeit, eine kurze Fahrzeit, Zuverlässigkeit sowie ein geringes Risiko, Opfer von Belästigung zu werden, werden in erster Linie mit dem Pkw in Verbindung gebracht. Wenn auch nicht in gleicher Weise werden die geringen Kosten dem Pkw zugesprochen. In Anbetracht des hohen Besetzungsgrades, den private Pkw vor allem während der Nachtstunden aufweisen, spiegelt diese Einschätzung durchaus die Realität wider. Lediglich bei dem wichtigen Merkmal geringes Unfallrisiko schneidet der ÖPNV verhältnismäßig gut ab. Das Taxi weist insgesamt einen geringen Stellenwert auf. Trotz mit dem Pkw vergleichbarer Systemeigenschaften werden dem Taxi weit weniger Merkmale zugeordnet als dem Pkw. Dies liegt sicherlich zum einen an den geringeren Erfahrungen, die die Jugendlichen mit diesem Verkehrsmittel haben, zum anderen ist über das Taxi keine freie Verfügbarkeit gegeben. Die von den Jugendlichen geforderte Flexibilität wird durch die in der Regel notwendige Bestellung eines Taxis eingeschränkt. In erster Linie spricht jedoch der hohe Fahrpreis gegen einen häufigeren Gebrauch des Taxis auf Disco-Wegen. Endbericht Universität Essen MoDis 31 w ichtig nicht w ichtig 100% 80% 60% 40% 20% Si ch er he i ts pe rs A us ona gu l st te Ve att u hä rbin ng uf du fre ig un e A nge n bf gü dl ic ns he ahr tig Bu ten e Ab s fa hr fa er hr ku t s rz z e e F a i te n hr tz ei te n R uf M b u ni ed us a s ik rig ng e eb Fa Fa ot hr hr pr pl än ei se e in D ku Sa i sc rz ub o e er W ke eg G it e zu eträ rH n al ke te st el le 0% Abb. 4-7: Anforderungsprofil an ein neues Angebot Zur Erhöhung der Attraktivität des ÖPNV-Angebotes wünschen sich die befragten Jugendlichen bessere Verbindungen, häufigere Abfahrten, günstigere Abfahrtszeiten, niedrige Fahrpreise und kurze Wege bis zur Haltestelle. Serviceangebote wie bessere Ausstattung der Busse, Musik oder der Verkauf von Getränken im Bus werden als nicht wichtig empfunden. Daraus kann man jedoch nicht schließen, dass Serviceangebote von den Jugendlichen nicht angenommen werden, denn die geringe Bedeutung könnte auch darin begründet liegen, dass sie noch nicht die Möglichkeit hatten, diese Angebote schätzen zu lernen. 4.3 Zahlungsbereitschaft für ein verbessertes Angebot Voraussetzung für Wirtschaftlichkeitsanalysen ist die Kenntnis der Zahlungsbereitschaft für ein verbessertes Angebot. Auch die finanzielle Situation junger Erwachsener ist von Interesse. Dieses Wissen kann Aussagen darüber zulassen, ob die geäußerte Zahlungsbereitschaft realistisch ist und gegebenenfalls für ein völlig neues Angebot sogar höher ausfallen könnte. Durchschnittlich (Median) verfügen die Jugendlichen über Mittel in Höhe von 90 €19 pro Monat. Diese Größe unterliegt jedoch großen Streuungen, die sich vor allem aus der Zugehörigkeit zu einer Altersklasse ergeben. 19 Angaben zur Zahlungsbereitschaft sind im Verhältnis 1 € = 2 DM umgerechnet. Endbericht Universität Essen MoDis 32 bis 15 16 bis 17 18 bis 20 21 bis 24 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% unter 50 € 50 bis 100 € 100 bis 150 € 150 bis 200 € 200 bis 250 € 250 bis 300 € über 300 € Abb. 4-8: Verfügbares Einkommen pro Monat bis 15 16 bis 17 18 bis 20 21 bis 24 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% bis 5 € 5 bis 15 € 15 bis 25 € 25 bis 40 € 40 bis 50 € über 50 € Abb. 4-9: Ausgaben pro Abend Pro Discobesuch werden durchschnittlich etwa 15 € ausgegeben. Die Auswertungen zeigen, dass die pro Monat zur Verfügung stehenden Mittel signifikant mit den durchschnittlichen Ausgaben pro Discobesuch korrelieren. Anders sieht es mit der Bereitschaft aus, zusätzlich ein ÖPNV-Ticket zu bezahlen. Abhängigkeiten zwischen den Ausgaben pro Discobesuch und den Kosten für ein Ticket können nicht nachgewiesen werden. Demnach sind zwar junge Leute, die über ein größeres Budget verfügen, auch bereit, mehr für ein ÖPNV-Ticket zu zahlen, jedoch handelt es sich dabei nicht um die Personen, die auch in der Discothek viel Geld ausgeben. Endbericht Universität Essen MoDis 33 bis 15 16 bis 17 18 bis 20 21 bis 24 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% bis 1,5 € bis 2,5 € bis 5 € mehr als 5 € Abb. 4-10: Zahlungsbereitschaft nach Alter für ein zusätzliches ÖPNV-Ticket, das den sicheren Heimweg garantiert Junge Erwachsene zwischen 18 und 20 Jahren zeichnen sich durch die höchste Zahlungsbereitschaft aus. Die Mehrheit der Jugendlichen ist nach eigenen Angaben bereit, bis 2,5 € für ein Ticket auszugeben, was durchschnittlich 3 % ihres monatlichen Einkommens ausmacht. Sicherlich ist die erklärte Bereitschaft zur Zahlung von durchschnittlich bis zu 2,5 € nicht grundsätzlich mit dem durchsetzbaren Preis gleichzusetzen, jedoch liefert dieses Ergebnis erste Anhaltspunkte für die Preisgestaltung. 4.4 Teilnehmende Beobachtung in Nachtbussen Oft wird Geselligkeit als Pluspunkt der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel angeführt. Bemängelt werden gleichzeitig das Zusammentreffen mit alkoholisierten Fahrgästen und die fehlende Sauberkeit in den Bussen. Zur Kontrolle dieser Aussagen soll eine „teilnehmende Beobachtung“ kombiniert mit einer Zählung der Fahrgäste differenziert nach Altersgruppen und Geschlecht in den Nachtexpressbussen dienen. Aus dieser Untersuchung geht hervor, dass die Nachtexpressbusse in erster Linie von jungen Leuten genutzt werden. Rund 85 % der Nutzer haben das 30. Lebensjahr noch nicht überschritten. Ebenfalls ist festzustellen, dass der Anteil an weiblichen Fahrgästen nur bei knapp 30 % liegt. Dies hängt sicherlich mit der Tatsache zusammen, dass Frauen, unter anderem wegen ihres höheren Sicherheitsbewusstseins, nachts seltener unterwegs sind.20 Im Rahmen der „teilnehmenden Beobachtung“ hat sich gezeigt, dass Sicherheitspersonal nur auf 5 % der Busfahrten eingesetzt wird. Hingegen fährt in S-Bahnen, in denen eine direkte Kontaktaufnahme mit dem Fahrer nur bedingt möglich ist, nach 19:00 Uhr immer Sicherheitspersonal mit. Für die Geselligkeit einer Fahrt mit dem Bus spricht die Einschätzung von 52 % der Beobachter, die die Stimmung als gut bis sehr gut bezeichnen. Auch werden die Fahrgäste auf 47 % der Fahrten als freundlich beschrieben, während verbale Auseinandersetzungen nur auf 2 % der Fahrten aufgetreten sind. 20 Jeschke, C. (1993). Die Sicherheit von Frauen als allgemeine Mobilitätsbedingung, Dissertation, Berlin. Endbericht Universität Essen MoDis 34 Eine schlechtere Bewertung erfährt die Situation an den Haltestellen. Zum einen wird die Stimmung hier von der Mehrheit der Beobachter, nämlich 62 % als neutral bis schlecht eingeschätzt. Zum anderen sieht ein Großteil der Beobachter sein Sicherheitsempfinden an den Haltestellen gestört. Als Ursache werden am häufigsten eine schlechte bis fehlende Beleuchtung und die Abgelegenheit der Haltestellen vorgebracht. Auch alkoholisierte Fahrgäste werden an den Haltestellen registriert und mit negativen Erfahrungen assoziiert. Zur Überprüfung dieser Aussagen werden die Ereignisprotokolle der Zentralstelle für regionales Sicherheitsmanagement und Prävention (ZeRP) herangezogen. Fahrgäste haben die Möglichkeit, Vorfälle zu melden. Die Auswertung der Ereignisse innerhalb der ersten acht Monate des Jahres 2000 zeigt, dass die Anwesenheit von alkoholisierten Personen am häufigsten gemeldet wurde. Gesondert aufgeführt sind alkoholisierte Personen, die andere Fahrgäste belästigen. Daraus lässt sich schließen, dass alkoholisierte Personen als sehr störend empfunden werden und ein Problem für die Verkehrsbetriebe darstellen. Am Beispiel des schweren Delikts Körperverletzung zeigt die folgende Abbildung, dass vor allem in den Abend- und frühen Morgenstunden Zwischenfälle auftreten. Anzahl der Vorfälle 14 12 10 8 6 4 2 00 :00 01 -01 : :00 00 02 -02 : 00 :00 03 -03 : :00 00 04 -04 : 00 :00 05 -05 : :00 00 06 -06 :0 :00 0 07 -07 : 00 :00 08 -08 : :00 00 09 -09 : 0 :00 0 10 -10 : :00 00 11 -11 :0 :00 0 12 -12 : :00 00 13 -13 :0 :00 0 14 -14 : :00 00 15 -15 : 00 :00 16 -16 : :00 00 17 -17 : 00 :00 18 -18 :0 :00 0 19 -19 : :00 00 20 -20 : 00 :00 21 -21 : :00 00 22 -22 : 00 :00 23 -23 : :00 0 -00 0 :00 0 Uhrzeit Abb. 4-11: Gemeldete Körperverletzung in Bussen und Bahnen21 Bestätigt werden können diese Aussagen auch durch Erhebungen der Essener Verkehrsbetriebe. Auseinandersetzungen zwischen Fahrer und Fahrgästen sowie unter den Fahrgästen treten vor allem nachts auf. 21 Zentralstelle für regionales Sicherheitsmanagement und Prävention, Auswertung und Analyse ausgewählter Vorfälle und Ereignisse, Januar bis August 2000 Endbericht Universität Essen MoDis 5 5.1 35 Pädagogischer Ansatz zur Erhöhung des ÖPNV-Anteils von Discowegen Entwicklung von Medienmaterialien Ebenfalls einen Bestandteil des Projektes stellt die Entwicklung von Medienmaterialien, die zur Beeinflussung der Verkehrsmittelwahl dienen sollen, dar. Vor diesem Hintergrund entsteht der Film „Disco-Line“. Hauptzielgruppe sind Discothekenbesucher, die als Mitfahrer auf die Fahrdienste anderer angewiesen sind. Jugendliche sollen mit dem Problem „Alkohol im Straßenverkehr“ konfrontiert werden. Als Lösungsansatz zeigt der Film Jugendlichen die Möglichkeit auf, öffentliche Verkehrsmittel auf Disco-Wegen zu nutzen. Hierzu wird unter Beachtung erster Ergebnisse der Fragebogenaktion ein Drehbuch entwickelt, das in vier Szenen typische Situationen im Discobus bzw. in der Discothek widerspiegelt. Vier junge Leute, die sich in der Disco kennenlernen, erinnern sich jeweils in Rückblenden an unangenehme Erfahrungen bei der Heimfahrt von der Disco mit dem Pkw. Schließlich nutzen sie gemeinsam den Discobus, der sich durch eine spezielle Ausstattung auszeichnet. Abb. 5-1: Szene aus dem Film „Disco-Line“ Mitfahrer und insbesondere Frauen sollen durch den Film ermutigt werden, die Fahrt mit einem alkoholisierten Fahrer abzulehnen. Der ÖPNV soll als Alternative ins Bewusstsein rücken, die sich nicht durch eine Abhängigkeit von einem Fahrer auszeichnet. Bewusst wird auf eine Missbilligung von Alkoholkonsum verzichtet, vielmehr soll auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol hingewirkt werden. Bei der Erstellung des Drehbuches wird berücksichtigt, dass die Darstellung von Schockbildern in diesem Fall nicht die beabsichtigte Wirkung zeigt. Nach Erkenntnissen der Marketingexperten erzielt die Hervorhebung der Vorteile des beabsichtigten ÖPNV-Angebots eine bessere Wirkung, als eine Negativdarstellung des Pkw`s z.B. in Form von CrashFahrzeugen. Lediglich die Androhung von repressiven Maßnahmen seitens der Polizei wird szenisch umgesetzt. Endbericht Universität Essen MoDis 36 Als darzustellender Vorzug der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bietet sich die Geselligkeit der Fahrt an. Die gute Stimmung in der Disco kann auf den Bus übertragen werden, ohne dass dadurch ein Sicherheitsrisiko entsteht. Anforderungen wie Flexibilität und Pünktlichkeit werden durch die fehlende Wartezeit und die Kommunikation zwischen den Fahrgästen und dem Fahrer per Handy angedeutet. Um das Interesse der Jugendlichen auf den Film zu ziehen, werden als Stilelemente schnelle Schnitte und eine durchgehende Musik verwendet. Der Verzicht auf Sprache und die teilweise nur unterschwellig dargestellte Botschaft soll zu Diskussionen führen. Erst in einem Gespräch werden alle Elemente des Films aufgearbeitet und gemeinsam Verhaltensstrategien festgelegt. Endbericht Universität Essen MoDis 6 6.1 37 Wirkungsanalysen zum verbesserten ÖPNV-Angebot im Bereich der SBahnen und Nachtbusse 2000 Angebotsveränderungen im Jahr 2000 Im Anschluss an die Erhebung im Frühjahr 2000 werden im Untersuchungsraum verschiedene Änderungen am bestehenden nächtlichen ÖPNV-Angebot vorgenommen. Am 2. März 2000 wird das Pilotprojekt NachtExpressPlus durch das Land Nordrhein-Westfalen eingeführt. An Freitagen, Samstagen und vor Feiertagen verbindet das neue Nachtangebot von 22 bis 6 Uhr die Städte Dortmund und Bonn im Stundentakt. Dabei nutzt der NachtExpressPlus die S-Bahn-Strecke S1 zwischen Dortmund und Düsseldorf sowie die S6 zwischen Düsseldorf und Köln. Die RegionalExpress-Linie RE 6 verbindet Köln und Bonn und zusätzlich verkehrt der RE 1 auf der Strecke Dortmund-Köln. Mit dem Fahrplanwechsel zum 28. Mai 2000 wird außerdem das nächtliche ÖPNV-Angebot in Essen erweitert. Zusätzlich zu den 13 Nachtexpresslinien, die sternförmig auf das Zentrum ausgerichtet sind, wird eine tangential verlaufende Linie eingerichtet. Sie erschließt die südlichen Stadtteile und verbindet Essen-Bergeborbeck und Essen-Steele. Abb. 6-1: Nachtexpressliniennetz in Essen; Quelle: Essener Verkehrs AG Endbericht Universität Essen MoDis 38 Außerdem verkehren die Nachtexpress-Linien in der Nacht von Samstag auf Sonntag stündlich bis 7:30 Uhr, gegenüber bis 3:00 Uhr vor der Änderung. Dem Beginn einer 2. Erhebungswelle im Mai 2001, bei der die Auswirkungen eines verbesserten ÖPNV-Angebotes auf das Mobilitätsverhalten und speziell die Verkehrsmittelwahl ermittelt werden, geht eine Einführungsphase beider Angebotsverbesserungen von etwa einem Jahr voraus. 6.2 Zweite Erhebungswelle 6.2.1 Untersuchungsraum Als Untersuchungsraum für die 2. Erhebungswelle bietet sich Essen aufgrund des veränderten Angebotes an. Als Vergleichsstadt wird Duisburg gewählt, dessen Angebot sich innerhalb des Erhebungszeitraums nicht geändert hat. Tab.6-1: Vergleich des ÖPNV-Angebotes im Erhebungszeitraum 1. Mai – 15. Juli 2001 Duisburg 513.550 Anzahl der Nachtbuslinien 4 Essen 595.578 14 Einwohner Bedienzeitraum Anzahl der Kurse fr. & sa.1:00 – 2:00 fr. 1:30 – 3:30 sa. 1:30 – 7:30 2 3 6,5 Unterschiede werden auch beim Vergleich der nächtlichen ÖPNV-Angebote sichtbar. Während in Essen 14 Linien die einzelnen Stadtteile an die Innenstadt anbinden, sind es in Duisburg nur 4 Linien. Auch mit einem Bedienzeitraum von freitags 1:30 bis 3:30 und samstags von 1:30 bis 7:30 bietet die Essener Verkehrsaktiengesellschaft den Einwohnern ein besseres Angebot als die Duisburger Verkehrsgesellschaft. Endbericht Universität Essen MoDis 39 Abb. 6-2: Nachtexpressliniennetz in Duisburg; Quelle: Duisburger Verkehrsgesellschaft mbH (2000) 6.2.2 Befragungskollektiv Im Rahmen des integrativen Ansatzes werden neben den Folgen des verbesserten Angebotes auch die Auswirkungen des Films überprüft. In Anlehnung an die erste Erhebungswelle wird ein Fragebogen eingesetzt, der einen Vorher-Nachher-Vergleich zulässt. Zusätzlich zu den faktischen Angaben, die das Mobilitätsverhalten kennzeichnen, wird der Film einer Bewertung seitens der Schülerinnen und Schüler unterzogen. Die die Befragung durchführenden Studierenden und die anwesenden Lehrer sollen anhand eines Fragebogens ebenfalls den Film beurteilen. Zusätzlich haben die Studierenden und Lehrer die Stimmung während der Vorführung des Films und der sich anschließenden Diskussion zu beobachten. Auch auf diese Weise soll die Wirkung und Akzeptanz des Films auf die Jugendlichen ermittelt werden. Eine messbare Beeinflussung des faktischen Verhaltens durch den Film wird nicht erwartet, so dass auf einen zeitlichen Abstand zwischen der Vorführung des Films und der Befragung verzichtet werden kann. Der Film kann lediglich als Baustein gelten, der in Kombination mit der Vielzahl von Kampagnen durch eine Erhöhung der gesamtgesellschaftlichen Ablehnung von Fahrten unter Alkoholeinfluss einen Beitrag leistet. Wie bei der ersten Erhebungswelle wird die zweite Befragung an einem Teilkollektiv von Schulen aller Schultypen durchgeführt. Auf diese Weise werden 1222 Schülerinnen und Schüler befragt. Der gegenüber der ersten Befragung geringere Stichprobenumfang wird gewählt, da auch die Grundgesamtheit im neu definierten Untersuchungsraum geringer ausfällt. Endbericht Universität Essen MoDis 40 Tab. 6-2: Befragungskollektiv, differenziert nach Schultypen Schultyp Hauptschule Realschule Gymnasium Gesamtschule Sonderschule Anteil [%] in Essen und Duisburg 10,9 11,1 42,9 29,9 5,2 gesamt Grundgesamtheit 4136 4179 16239 11315 1949 Anteil [%] in Stichprobe 16,6 13,4 45,8 20,5 0,4 96,7 Stichprobe 199 161 550 246 5 1161 100 37818 Tab. 6-3: Befragungskollektiv, differenziert nach Alter bis 15 [%] 9,3 16 bis 17 [%] 50,8 Alter 18 bis 20 [%] 36,2 älter als 21 [%] 1,2 Fehlende Angabe 2,6 69,6 851 10,5 65,8 20,8 0,0 3,0 30,4 371 gesamt [%] 9,8 55,3 31,5 0,8 2,7 100,0 gesamt 118 676 385 10 33 Essen Duisburg gesamt [%] Anzahl 1222 Männer und Frauen werden in Duisburg und Essen jeweils zu gleichen Teilen befragt. Ein Unterschied ist allerdings bei der Altersverteilung der Befragten in den beiden Städten zu erkennen. Das Durchschnittsalter liegt in Duisburg mit 16,7 Jahren niedriger als in Essen mit 17,1 Jahren. 6.2.3 Akzeptanz und Wirksamkeit der Medienmaterialien Die Wirksamkeit des Films soll sowohl von den Schülern als auch von den Lehrern eingeschätzt werden. Um den Einfluss des Films auf die Beantwortung der Fragen zu messen, wird der Film in Duisburg den Jugendlichen erst im Anschluss an die Erhebung gezeigt. Lediglich der Abschnitt des Fragebogens, der sich direkt mit der Bewertung des Films befasst, wird auch in Duisburg nach der Vorführung des Films bearbeitet. 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Einstellung verbessert häufigere ÖPNV-Nutzung bessere Ausstattung kein Alkohol bei Pkw -Fahrten Disco nach Erreichbarkeit Abb. 6-3: Wirksamkeit des Films “Disco-Line” Endbericht Universität Essen MoDis 41 33 % der befragten Jugendlichen geben an, dass sich ihre Einstellung zu öffentlichen Verkehrsmitteln verbessert hat und sie in Zukunft diese häufiger auf Disco-Wegen nutzen wollen. Über 50 % wünschen sich Busse und Bahnen, die spezielle Ausstattungsmerkmale aufweisen und 85 % äußern, keinen Alkohol mehr zu trinken, wenn sie noch einen Pkw steuern müssen. Ihre Disco nach der Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln auszusuchen, wollen nach eigenen Aussagen in Zukunft 40 %. Tab. 6-4:Beurteilung der Wirksamkeit des Films “Disco-Line” aus Sicht der Lehrer Der Film kann dazu beitragen, dass Jugendliche Busse und Bahnen für Discobesuche nutzen. Die Jugendlichen können sich mit den Schauspielern identifizieren. stimme ich vollkommen zu [%] stimme ich größtenteils zu [%] stimme ich nicht zu [%] widerspreche ich energisch [%] 5,6 52,3 37,4 4,7 4,9 62,7 32,4 0,0 Jugendlichen ist das Problem “Alkohol und Fahren” bewusst. 20,4 58,3 19,4 0,9 Die Jugendlichen haben sich an der anschließenden Diskussion beteiligt. 13,8 62,1 19,5 4,6 Knapp 58 % der befragten Lehrer und Studierenden gehen davon aus, dass der Film Jugendliche zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bewegen kann. Sie sehen außerdem Gemeinsamkeiten im Verhalten ihrer Schüler und der Personen im Film. Die mehrheitliche Beteiligung der Jugendlichen an der Diskussion zeigt, dass das Thema für die Altersgruppe von Interesse ist. Dies wird außerdem durch die Zustimmung zur Aussage, dass Jugendlichen das Problem „Alkohol und Fahren“ auch schon vor der Untersuchung bewusst ist, bestätigt. Das hohe Interesse an diesem Thema lässt erwarten, dass sich der Inhalt der Schulstunde einprägt und Jugendlichen sich sowohl die Gefahren von Alkohol als auch die Alternativen zum Pkw im Gedächtnis verankern. Endbericht Universität Essen MoDis 42 6.2.4 Vorher-Nachher-Vergleich des Mobilitätsverhaltens Es zeigt sich, dass die Schulstandorte in beiden Erhebungswellen ähnlich über den Untersuchungsraum verteilt sind. Demzufolge ist zu erwarten, dass auch die Verteilung der Wohnorte in beiden Stichproben einheitlich und eine Vergleichbarkeit hinsichtlich der Mobilität möglich ist. Abb. 6-4: Für die Erhebung ausgewählte Schulen und beliebteste Discotheken 2000 und 2001 Der Vergleich der jeweils sieben beliebtesten Discotheken verdeutlicht, dass eine Disco im Verlauf eines Jahres erheblich an Attraktivität gewinnen oder verlieren kann. So fällt Essens im Mai 2000 attraktivste Disco im Frühjahr 2001 nicht mehr unter die ersten sieben, während der Soundgarden in Duisburg erheblich an Zulauf gewinnt. Endbericht Universität Essen MoDis 43 Essen vorher Duisburg vorher 38% 5% 5% 7% „JoJo“ „Turbinenhalle“ 5% 5% 18% „Turbinenhalle“ „Soundgarden DO“ „Altenberg“ „Musik-Palette“ „Milchbar Pub“ „Flamingo“ 11% „Plastique“ 14% „E3“ 15% 18% Duisburg nachher Essen nachher 10% 13% 46% 12% „Soundgarden DU“ „Puparsch“ 17% „Turbinenhalle“ 3% „Mac“ 4% „Delta“ „Old Daddy Duisburg“ „Glaspalast“ "Soundgarden DO" „Delta“ 13% „Mudia-Art“ 4% „Mac“ „Turbinenhalle“ 6% „Taksim“ „Soundgarden DU“ 13% 21% „Glaspalast“ „Mac“ „Mudia-Art“ 9% „Delta“ 43% 9% 13% 25% Abb. 6-5: beliebteste Discotheken 2000 und 2001 Der Variation der Standorte kann mit konventionellen ÖPNV-Angeboten nur bedingt Rechnung getragen werden. Lediglich flexible Dienste können schnell auf veränderte Anziehungskräfte der Zielpunkte reagieren. Neben dem Wohnstandort ist auch Lage und Erreichbarkeit der Discotheken von Interesse. Es kann das Fazit gezogen werden, dass die im Jahr 2001 attraktivsten Discotheken günstiger mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß erreicht werden können. Dieser mögliche Einfluss auf die Verkehrsmittelwahl muss bei der Beurteilung der Wirkung der Angebotsverbesserung berücksichtigt werden. In der folgenden Tabelle werden die auf dem Rückweg von der Disco verwendeten Verkehrsmittel miteinander verglichen. Die Anteile, die sich gegenüber der 1. Erhebungswelle erhöht haben, sind grau unterlegt. Da sich gezeigt hat, dass gerade das Alter einen sehr starken Einfluss auf das Mobilitätsverhalten hat, wird eine Differenzierung nach Altersgruppen vorgenommen. Endbericht Universität Essen MoDis 44 Tab. 6-5: Vergleich der Verkehrsmittelwahl in Essen und Duisburg 1. Erhebungswelle Essen weiblich männlich 2. Erhebungswelle -15 16-17 18-20 gesamt Essen weiblich männlich -15 16-17 18-20 gesamt zu Fuß 5,1% 11,4% 11,1% 11,8% 6,9% 8,4% zu Fuß 10,0% 19,0% 10,9% 17,4% 11,6% 14,2% ÖPNV 22,4% 32,2% 25,9% 40,9% 24,6% 27,6% ÖPNV 31,3% 33,8% 45,7% 37,6% 27,3% 32,5% Fahrer 16,4% 23,7% 0,0% 0,0% 23,8% 20,2% Fahrer 7,2% 6,7% 0,0% 0,0% 14,0% Mitfahrer 48,1% 24,6% 59,3% 37,4% 39,2% 35,8% Mitfahrer 40,6% 30,0% 37,0% 33,0% 36,0% 35,7% Taxi 6,1% 5,9% 3,7% 6,4% 4,6% 6,0% Taxi 6,4% 9,0% 0,0% 10,6% 7,0% 7,6% sonstige 1,9% 2,1% 0,0% 3,4% 0,8% 2,0% sonstige 4,4% 1,4% 6,5% 1,4% 4,1% 3,1% Summe 214 236 27 203 130 450 Summe 249 210 46 221 172 459 -15 16-17 18-20 gesamt Duisburg weiblich männlich -15 16-17 18-20 gesamt Duisburg weiblich männlich 7,0% zu Fuß 10,7% 13,6% 33,3% 17,3% 0,0% 12,8% zu Fuß 20,4% 31,5% 50,0% 27,1% 23,8% 25,7% ÖPNV 10,7% 18,2% 16,7% 26,9% 0,0% 16,0% ÖPNV 15,3% 21,0% 16,7% 18,6% 16,8% 18,0% Fahrer 21,4% 12,1% 0,0% 0,0% 32,0% 14,9% Fahrer 3,6% 7,3% 0,0% 0,0% 11,9% Mitfahrer 46,4% 45,5% 33,3% 46,2% 52,0% 45,7% Mitfahrer 37,2% 33,1% 33,3% 36,4% 35,6% 35,2% Taxi 10,7% 6,1% 16,7% 5,8% 12,0% 7,4% Taxi 17,5% 5,6% 0,0% 15,0% 6,9% 11,9% sonstige 0,0% 4,5% 0,0% 3,8% 4,0% 3,2% sonstige 5,8% 1,6% 0,0% 2,9% 5,0% 3,8% Summe 28 66 6 52 25 177 Summe 137 124 12 140 101 261 Deutlich zu erkennen ist, dass der Anteil derer, die den Heimweg von der Disco zu Fuß, mit dem ÖPNV oder mit dem Taxi zurückgelegt haben, sowohl in Essen als auch in Duisburg zum Zeitpunkt der 2. Erhebungswelle höher liegt als während der ersten Erhebungswelle. Diese Erhöhung wird in Essen von fast allen Altersgruppen getragen, während in Duisburg teilweise nur eine Altersklasse für diese Veränderung verantwortlich ist. Unterschiede sind auch bei der Nutzung des Taxis zu beobachten. In Duisburg wird das Taxi deutlich häufiger genutzt als in Essen, was ebenfalls auf das schlechtere ÖPNV-Angebot zurückzuführen sein könnte. Der Anteil der ÖPNV-Nutzer auf Disco-Wegen in Duisburg ist in beiden Untersuchungen deutlich geringer als in Essen. Dies ist ein Indiz dafür, dass die Hypothese, die bei einem guten Angebot auch von mehr Nutzern ausgeht, zutrifft. Trotzdem ist der Anteil der ÖPNVNutzer auch in Duisburg leicht angestiegen. Die Ursache könnte in der günstigeren Lage der Discotheken angeführt werden. Endbericht Universität Essen 5,4% MoDis 45 Sowohl in Essen als auch in Duisburg ist der Bedienzeitraum während der Nachtstunden den meisten Jugendlichen nicht bekannt. Auf die Frage, „Wann fahren die Nachtbusse in Deiner Stadt“ geben in Essen nur etwa 33 % der Befragten eine, jedoch nicht in jedem Fall korrekte, Antwort, während es in Duisburg sogar nur 13 % sind. Tab.6-6: Kenntnis des nächtlichen ÖPNV-Angebotes Essen erster Bus in der letzter Bus in der erster Bus in der letzter Bus in der Nacht von Freitag Nacht von Freitag Nacht von Samstag Nacht von Samstag auf Samstag auf Samstag auf Sonntag auf Sonntag Gültige Anzahl 232 208 215 192 Prozent 37,5 % 32,3 % 33,8 % 29,1 % Fehlend 619 643 636 659 richtige Antwort 156 78 162 56 Prozent 18,3 % 9,2 % 19,0 % 6,6 % Gültige Anzahl Prozent Duisburg Fehlend richtige Antwort Prozent 42 12,8 % 329 23 6,2 % 39 11,7 % 332 23 6,2 % 44 13,5 % 327 25 6,7 % 41 12,4 % 330 24 6,5 % Genaue Kenntnis der Abfahrtszeit des ersten Busses hatten in Essen nur 19 % und in Duisburg sogar nur gut 6 % der Befragten. Richtige Angaben zur Rückfahrt des letzten Busses konnten in Essen jedoch nur 8 % der Befragten machen, was den Schluss nahe legt, dass die Ausdehnung des Bedienzeitraums in der Nacht von Samstag auf Sonntag noch nicht vollständig registriert wurde und das im Vergleich dazu frühere Ende in der Nacht von Freitag auf Samstag zu Unsicherheiten führt. Ungeklärt bleibt an dieser Stelle, ob verbesserte Marketing-Strategien zu einer Erhöhung der ÖPNV-Nutzung führen. Endbericht Universität Essen MoDis 7 7.1 46 Entwicklung eines Lösungsansatzes zur Erhöhung der ÖPNV-Nutzung Anforderungsprofil Die Untersuchungen zum Anforderungsprofil junger Erwachsener an ein verbessertes ÖPNV-Angebot haben gezeigt, dass sich junge Leute mehr Flexibilität zu günstigen Preisen wünschen. Dies wird von Betreibern nächtlicher ÖPNV-Angebote verschiedener Regionen Deutschlands im Rahmen eines Workshops zum Thema „Flexible Bedienweisen im ÖPNV während der Nachtstunden“ bestätigt.22 Für Flexibilität und Unabhängigkeit steht in erster Linie der private PKW, aber auch der Nutzung des Taxis werden diese Eigenschaften, wenn auch in geringerem Maße, zugebilligt. Negativ beurteilt wird jedoch der hohe Preis, der vor allem auf längeren Strecken das Taxi als akzeptiertes Verkehrsmittel für junge Erwachsene weitgehend ausschließt. Demgegenüber verursacht die Nutzung von Bussen und Bahnen häufig keine zusätzlichen Kosten, da Jugendliche oft im Besitz von ÖPNV-Zeitkarten sind. Auf eine Einbeziehung der bestehenden Nachtexpress-Angebote, sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene sollte deshalb nicht verzichtet werden. 7.2 Workshop „Erfahrungen mit flexiblen Bedienweisen im ÖPNV während der Nachtstunden“ Um die Erfahrungen von Verkehrsunternehmen, Aufgabenträgern oder privaten Anbietern von Verkehrsdienstleistungen in die Angebotsplanung einzubeziehen, wird ein Workshop zum Thema „Flexible Bedienung im ÖPNV während der Nachtstunden“ initiiert, auf dem im November 2000 Referenten aus ganz Deutschland über Nacht- bzw. Discobus-Angebote berichten. Etwa 70 Teilnehmer wohnen der Veranstaltung in Essen bei und die rege Diskussion im Anschluss an die Vorträge verdeutlicht die Aktualität dieses Themas. Die Schwerpunkte der Vorträge liegen dabei auf der Konzeption und der Finanzierung in Verbindung mit Zahlungsbereitschaft, Fahrgastzahlen und Effizienz der Öffentlichkeitsarbeit. 22 Rode, S. (2001). Endbericht Universität Essen MoDis 47 Flexible Angebote zeichnen sich gegenüber liniengebundenen Angeboten durch höhere Kosten pro Fahrgast aus. Während das Freizeittaxi im Jahr 1999 ein Defizit von 18,38 DM (9,4 €)pro Fahrgast erzielt hat, erwirtschaftete der Kneipenbus e.V. ein leichtes Plus pro Fahrgast. Beide Angebote werden durch Zuschüsse aus öffentlichen Kassen gefördert, die Höhe unterscheidet sich jedoch erheblich. Während dem Kneipenbus insgesamt einen Zuschuss von ca. 5 TDM (2,56 T€) benötigte, waren für das Freizeittaxi ca. 99 TDM (50,6 T€) im Jahr 1999 zur Kostendeckung erforderlich. Der Kneipenbus ist jedoch in besonderem Maß auf das Engagement von Privatpersonen angewiesen. Gastwirte, Privatpersonen und die lokale Politik sind bereit, an der Finanzierung mitzuwirken. Tab. 7-1: Finanzierung nach Angebot Kosten pro Einnahmen pro Fahrgast Fahrgast23 Zuschuss pro Fahrgast Angebot Finanzierung 1.DiscoLinien Fahrgeld, Kommune, Sponsoren unbekannt 2.NachtBus Fahrgeld, Kommune 3.Disco-Train Fahrgeld, DB-Regio, Sponsoren unbekannt 4.Freizeittaxi Fahrgeld, Kreis 21,84 DM (11,17 €) 3,46 DM (1,77 €) 18,38 DM (9,40 €) 5.NachtExpressPlus Fahrgeld, Land unbekannt unbekannt unbekannt 6.Shuttle-Bus Discothekenbetreiber ------- ------- 7.Kneipenbus Fahrgeld, Ehrenamt, Sponsoren, Kommune 3,33 DM (1,70 €) (0,47 €) 1,60 DM (0,82 €) 2,88 DM (1,47 €) 3,25 DM (1,66 €) unbekannt unbekannt 0,52 DM (0,27 €) 4,50 DM 1,08 DM (0,55 €) unbekannt 2,30 0,92 DM Das Land Mecklenburg-Vorpommern war als Aufgabenträger des schienengebundenen ÖPNV nicht bereit, das Konzept Disco-Train finanziell zu unterstützen, so dass dieses Angebot Ende 2000 eingestellt werden musste. Als einziges der hier vorgestellten Angebote wird der Shuttle-Bus des Soundgardens vollständig privat finanziert. 7.3 Entwicklung von Angebotsvarianten und Auswahl einer maßgebenden Variante Die Ergebnisse der Befragungsaktion zeigen, dass das bestehende nächtliche ÖPNVAngebot in weiten Teilen nicht mit den Anforderungen junger Erwachsener übereinstimmt. Lange Wartezeiten, die sich aus dem Stundentakt ergeben sowie lange Fahrzeiten und Fußwege, die aus der Reduzierung des Angebotes auf wenige Linien resultieren, schränken die Möglichkeit einer Erhöhung der ÖPNV-Nutzung ein. Ergänzende weitere Angebote müssen deshalb auf die zeitlichen und räumlichen Lücken des derzeitigen Angebotes zugeschnitten werden. Die nachfolgenden Überlegungen konzentrieren sich auf die Sicherung des Heimweges. 23 Fahrgeld, Spenden, Werbung, Vereinsbeiträge Endbericht Universität Essen MoDis 48 Strategie 1: Disco-Zubringer Grundlage dieses Konzeptes ist der Transfer der Besucher von der Disco zur nächstgelegenen Haltestelle oder zum Ausgangspunkt der Nachtlinien bzw. zum Hauptbahnhof. Aufgrund der oft kurzen Distanz kann eine kleine Taktfrequenz angeboten werden. Das Fahrzeug verkehrt zu festgelegten Zeiten, jedoch nur nach Bedarf. Nachteilig ist zu bewerten, dass für jede Discothek mindestens ein Fahrzeug eingesetzt werden muss und demzufolge hohe Personalkosten entstehen. Wird nur die nächstgelegene Haltestelle angefahren, ist ein Stundentakt sinnvoll, da es sonst zu einer ungleichmäßigen Auslastung kommt. Liniennetz mit Haltestellen Diskothek Wohnung Weg des Einsatzfahrzeugs Einsatzbereich Abb. 7-1: Shuttle-Service: von Discotheken zu Haltepunkten oder zum Ausgangspunkt der Nachtexpresslinien Endbericht Universität Essen MoDis 49 Strategie 2: Verteiler mit festgelegten Einstiegshaltestellen Die zur Verfügung stehenden Fahrzeuge steuern mehrere Ziele innerhalb eines Sektors an. Fahrtwünsche werden an den Fahrzeugführer direkt gerichtet, so dass die Disposition, welche die Berechnung der Route für den Fahrer und der anzufahrenden Haltestelle unter Einbeziehung des Fahrplans umfasst, im Fahrzeug vorgenommen werden kann und der Betrieb einer Zentrale überflüssig ist. Fahrgäste können nur an wenigen ausgewiesenen Haltestellen und zu festgelegten Zeiten einsteigen. Die Haltestellen werden vorrangig vor Discotheken eingerichtet. Um die Probleme, die mit einer Voranmeldung verbunden sind, zu umgehen, wird von der Einrichtung von Bedarfshaltestellen Abstand genommen, so dass jede Haltestelle pro Umlauf angesteuert werden muss. Dieses System kann auch zur Einrichtung eines Abhol-Services von der Haltestelle genutzt werden, um einen sicheren Heimweg von Tür zu Tür zu gewährleisten. Dabei muss die Ausstiegshaltestelle vorgegeben werden, um eine Sammlung der Fahrtwünsche vornehmen zu können. Liniennetz mit Haltestellen Diskothek Wohnung Weg des Einsatzfahrzeugs Einsatzbereich Abb. 7-2: Shuttle-Service: von Haltepunkten des ÖPNV zu Wohnstandorten oder Discotheken Endbericht Universität Essen MoDis 50 Strategie 3: Verteiler ohne festgelegte Einstiegshaltestellen Bei diesem Modellansatz verkehren mehrere Fahrzeuge, die zum Erreichen nicht vorbestimmter Ziele genutzt werden können. Eine Voranmeldung ist notwendig. Die Bestimmung der Route wird von einer Dispositionszentrale vorgenommen, die genaue Kenntnis über die Position der einzelnen Fahrzeuge hat. Im Unterschied zum normalen Taxiverkehr werden bei diesem System die Fahrtwünsche gesammelt und in optimaler Weise abgearbeitet. Zusätzlich wird das ÖPNV-Netz in die Planung einbezogen. Zwar wird der Wunsch nach Türzu-Tür-Verkehr innerhalb eines bestimmten Raumes nicht generell abgelehnt, Ziel ist es jedoch, dieses System nur als Zubringer und Abholer zum bestehenden Nachtliniennetz anzubieten. Dem Fahrpreis kann die Luftlinienentfernung zugrunde gelegt werden. Beim Tür-zuTür-Verkehr ist dann ein, aufgrund der Zusammenfassung von Fahrtwünschen und der damit verbundenen Erhöhung der Reisezeit, reduzierter Taxipreis angemessen. Um die Nutzung dieses Angebotes als Taxiersatz zu verhindern, ist eine progressive Steigerung des Fahrpreises zur Luftlinienentfernung denkbar, um gleichzeitig auf diese Weise die Nutzung von Bussen und Bahnen zu fördern. Liniennetz mit Haltestellen Diskothek Wohnung Weg des Einsatzfahrzeugs Einsatzbereich Abb. 7-3: Mehrfahrgast-Taxi: je nach Situation wird für den individuellen Fahrtwunsch entschieden, ob das Mehrfahrgast-Taxi als Zugangsshuttle, Disco-Hopper, Direkttaxi oder Abgangsshuttle eingesetzt wird Endbericht Universität Essen MoDis 51 Strategie 4: Disco-Hopper Der Disco-Hopper, betrieben als Ringlinie, verbindet die einzelnen Nachtexpressbuslinien und kann zu einer erheblichen Reisezeitverkürzung bei Pendelbewegungen zwischen den Discotheken beitragen. Außerdem wird auf diese Weise die Erschließung der Sektoren zwischen den Nachtlinien verbessert. Der Disco-Hopper im Linienbetrieb fährt nur die festgelegten Haltestellen an und richtet sich nach einem Fahrplan. Auch ein Richtungsbandbetrieb des Disco-Hoppers ist möglich. Optional können Haltestellen innerhalb des Sektors angefahren werden, falls Fahrgäste im Bus darum bitten oder der Einstiegswunsch an einer Bedarfshaltestelle telefonisch mitgeteilt wird. Dies ist mit einer Fahrzeitverlängerung verbunden, verkürzt jedoch die Fußwege, die aus Sicht des Fahrgastes ein großes Gefahrenpotenzial bergen. Liniennetz mit Haltestellen Diskothek Wohnung Weg des Einsatzfahrzeugs Einsatzbereich Abb. 7-4: Disco-Hopper: Ergänzung des Linienverkehrs um eine weitere Linie zur Anbindung der Discotheken an das ÖPNV-Netz Den Anforderungen nach Flexibilität kommt in erster Linie Strategie 3 entgegen. Als eine Weiterentwicklung dieser ersten Überlegungen gelten folgende Ansätze: • • Nur-Mehrfahrgast-Taxen-System ÖPNV und Mehrfahrgast-Taxi Als erster Ansatz ist die direkte Haustür-Haustür-Bedienung mit Mehrfahrgast-Taxen angedacht. Zur Reduzierung der Fahrtkosten werden die Fahrtwünsche zu Touren zusammengefasst und in Abhängigkeit des Bündelungspotenzials mit Taxen, Großraumtaxen oder Bussen abgearbeitet. Die zweite Strategie kombiniert Mehrfahrgast-Taxen mit dem bestehenden nächtlichen Linienangebot. Das Mehrfahrgast-Taxi dient dann als Zubringer von der Disco zur Haltestelle und als Abbringer von der Ausstiegshaltestelle zum Wohnstandort. Innovative Komponente dieses Modells ist die automatisierte Wahl der günstigsten Haltestelle in Abhängigkeit des Fahrplans unter Berücksichtigung eines möglichst hohen Besetzungsgrads. Zur Feststellung der Zahlungsbereitschaft für unterschiedliche Szenarien werden rund hundert Studierende zwischen 19 und 24 Jahren befragt. Damit ist das ausgewählte Kollektiv Endbericht Universität Essen MoDis 52 nicht repräsentativ für die Gruppe der 19 bis 24-Jährigen, die Befragung liefert jedoch Anhaltspunkte, zur Zahlungsbereitschaft für das konkrete Angebot. Den jungen Erwachsenen wird folgende Situation vorgegeben: „Sie besuchen in der Nacht von Samstag auf Sonntag eine Disco. Sie haben bereits für den Hinweg öffentliche Verkehrsmittel genutzt. Um 3:30 Uhr beschließen Sie, dass es Zeit für den Heimweg ist. Ihre Wohnung liegt in 15 km Entfernung. Sie haben folgende Möglichkeiten nach Hause zu kommen, die sich in der Startwartezeit, der Reisezeit (ohne Startwartezeit), den Kosten und der Umsteigehäufigkeit unterscheiden.“ Tab. 7-2: Szenarien zur Bestimmung der Zahlungsbereitschaft Szenario 1 Fuß – Bus – Bus – Fuß Startwartezeit: 1 Stunde Reisezeit: 1 Stunde Kosten: € 1.50 Umsteigehäufigkeit: 1 Szenario 2 Taxi – Bus – Bus – Taxi Startwartezeit: 45 Minuten Reisezeit: 45 Minuten Kosten: € 2.50 Umsteigehäufigkeit: 3 Szenario 3 Taxi – Bus –Taxi Startwartezeit: 30 Minuten Reisezeit: 30 Minuten Kosten: € 3.50 Umsteigehäufigkeit: 2 Szenario 4 Taxi Startwartezeit: 10 Minuten Reisezeit: 20 Minuten Kosten: € 7.00 Umsteigehäufigkeit: 0 Die Mehrheit der Befragten favorisiert die Fahrt mit dem Taxi und damit Szenario 4. Obwohl ein Preis von € 7 für die Taxifahrt nur von 23 % als angemessen empfunden wird, wiegen die kurze Warte- und Reisezeit sowie der fehlende Umsteigezwang diesen Nachteil wieder auf. Ebenfalls einen hohen Stellenwert in der Gunst der Befragten weist das Szenario 3 auf. Mehr als 50 % der Befragten akzeptieren die mit diesem Szenario verknüpften Bedingungen. Es ist demnach davon auszugehen, dass eine Startwartezeit von 30 Minuten, eine Reisezeit von 30 Minuten und ein zweimaliges Umsteigen zumutbar ist. Für Besitzer von ÖPNV-Zeitkarten nehmen die Kosten für das Szenario 3 nicht in Abhängigkeit der Entfernung zu, da mit dem Taxi immer nur der Weg zur Haltestelle und von der Haltestelle zum Wohnort zurückgelegt werden muss. Endbericht Universität Essen MoDis 53 Wartezeit o.k. Reisezeit o.k. Kosten angemessen Umsteigen o.k. 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Szenario 1 Szenario 2 Szenario 3 Szenario 4 Abb. 7-5: Beurteilung der einzelnen Szenarien Gefragt nach der Zahlungsbereitschaft für die einzelnen Szenarien, ergeben sich folgende Mittelwerte: Tab. 7-3: Zahlungsbereitschaft für Angebote entsprechend der Szenarien Szenario 1 Fuß – Bus – Bus – Fuß Szenario 2 Taxi – Bus – Bus – Taxi Szenario 3 Taxi – Bus –Taxi Szenario 4 Taxi € 1,3 € 2,4 € 3,3 € 5,5 Der Vergleich der vorgegebenen mit den als angemessen empfundenen Preise zeigt, dass lediglich das Taxi als zu teuer bewertet wird. Ein Preis von € 5,5 für 15 km kann bei den üblichen Taxitarifen erst ab einem Besetzungsgrad von 4 Personen pro Taxi erreicht werden. Werden nur die Aussagen der Studierenden verglichen, zeigt sich, dass die Zahlungsbereitschaft für ein konventionelles ÖPNV-Ticket mit 2,5 € niedriger ausfällt als für ein konkretes Angebot. 7.4 Optimierungsfragestellungen und -ansätze 7.4.1 Fragestellungen und Lösungsansatz Taxensystem (Programmsystem COVER) für ein Nur-Mehrfahrgast- Ein zusätzliches Angebot, das individuelle Fahrtwünsche erfüllt, ist nur dann kostengünstig, wenn mehrere Fahrtwünsche gebündelt werden können. Für das Problem „NurMehrfahrgast-Taxi“ gibt es Lösungsansätze, die in kommerzielle Produkte verschiedener Firmen (Intranetz, Austrosoft, PPS) eingeflossen sind. Für die vorliegende Untersuchung kann das Programm Cover eingesetzt werden, das von der Firma PPS, Braunschweig in angepasster Form zur Verfügung gestellt wurde. Vor einer Tourenoptimierung werden die Randbedingung für die Erfüllung der Fahrtwünsche bestimmt. Dazu zählen: • maximale vorzeitige Abfahrt, Endbericht Universität Essen MoDis • • 54 maximale Abholwartezeit und zugelassene Fahrzeitverlängerung gegenüber dem direkten Weg in Abhängigkeit der Entfernung Der implementierte Algorithmus lässt eine Optimierung nach dem Kriterium „Kosten für den Taxiunternehmer“ zu. Je nach gewähltem Tarifsystem können sich die Einnahmen aus einem Grundpreis, einem Kilometerpreis, einem Stundenpreis oder einem Mitfahrerpreis zusammensetzen. Für den Fahrgast ergeben sich daraus unterschiedliche Bedingungen. Ziel ist es, die Einstellungen so zu wählen, dass die Vorteile zu gleichen Teilen beim Taxiunternehmer und beim Fahrgast liegen. Die vorgegebenen Fahrtwünsche lassen sich für einen Planungszeitraum zu Touren verarbeiten. Eine Tour ist nach der Definition des Programms Cover mit dem Einsatzplan eines Taxis gleichgesetzt. Als Planungszeitraum werden entweder Halbstundenintervalle oder der Gesamtzeitraum von 0:00 bis 6:00 für die Nacht von Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag definiert. Die Verwendung von Halbstundenintervallen zieht nach sich, dass Fahrtwünsche, die in zwei verschiedenen Intervallen auftreten, nicht miteinander gebündelt werden. Außerdem werden Taxen, die ihre Tour noch nicht abgeschlossen haben, zur Bedienung der Fahrtwünsche innerhalb des nächsten Intervalls wieder eingesetzt. Somit lässt sich die genaue Anzahl der notwendigen Taxen nicht bestimmen. Diese Vorgehensweise ermöglicht somit nur für einen Teil der Fahrtwünsche Aussagen über den Einsatz der Taxen. Eine Tour erstreckt sich größtenteils über den gesamten Planungszeitraum und setzt sich aus Besetztfahrten, Leerfahrten und auch Wartezeiten zusammen. Die Zuordnung der Touren zu Taxen wird im Rahmen der Untersuchung zufällig vorgenommen, da die Taxen zu keiner Zeit bestimmte Wartepositionen aufsuchen. Damit werden die Anfahrten zu der ersten Haltestelle und die Heimfahrten von der letzten Haltestelle nicht berücksichtigt. Als Ausgabe werden statistische Daten geliefert, die Aussagen über die Wirtschaftlichkeit des Systems erlauben. Dazu zählen vor allem Personenkilometer bezogen auf Besetztkilometer. Endbericht Universität Essen MoDis 55 Abb. 7-6: Beispiel für die grafische Ausgabe einer Tour, ausgehend von zwei Discotheken im Essener Innenstadtbereich, Programm Cover der Firma PPS 7.4.2 Fragestellungen und Lösungsansätze für ein kombiniertes System „Mehrfahrgast-Taxen + ÖPNV“ (Programmsystem KOMET24) Vorteile hinsichtlich des Fahrpreises liegen für die Jugendlichen in einem kombinierten System „Mehrfahrgast-Taxi und ÖPNV“. Dieser zweite Lösungsansatz ist bisher noch nicht behandelt worden. Es ist deshalb erforderlich, einen entsprechenden Algorithmus bzw. ein Programmsystem zu entwickeln. Die Implementierung der Algorithmen wird von der Firma „Scolaware“ vorgenommen.25 Bei diesem Ansatz werden Jugendliche von der Disco zu einer Haltestelle des ÖPNV und von der Ausstiegshaltestelle nach Hause gebracht. Im Gegensatz zu bisherigen ShuttlebusAngeboten wird keine bestimmte Haltestelle angefahren. Das Programmsystem ermittelt in Abhängigkeit des Fahrplans die zum aktuellen Zeitpunkt günstigste Verbindung. Der Zu- und Abgang wird mit Mehrfahrgast-Taxen durchgeführt. Neben der Einbeziehung des ÖPNV wirkt sich somit auch die Bündelung von Fahrtwünschen positiv auf den Fahrpreis aus. 24 25 Konzepte für das Matching von Fahrgästen in Taxen unter Einbindung des schnellen ÖPNV Scolaware GbR, Taunusstein. Endbericht Universität Essen MoDis 56 Tour 1 Tour 2 Fahrgast 2 Ausstiegshaltestelle Ö PN V-Fa h rt Fahrgast 2 Einstiegshaltestelle Fahrgast 1 Fahrgast 1 Taxiplatz Abb. 7-7: grafische Darstellung des kombinierten Ansatzes Bietet sich unter Berücksichtigung der Randbedingungen die Einbeziehung des ÖPNV nicht an, nutzen die Fahrgäste für die gesamte Heimfahrt das Nur-Mehrfahrgast-Taxi. Tour Fahrgast 2 Fahrgast 3 Ta xi-Fa h rt Fahrgast 2 Fahrgast 3 Fahrgast 1 Fahrgast 1 Taxiplatz Abb. 7-8: grafische Darstellung des Ansatzes: Nur-Mehrfahrgast-Taxi Das Programmsystem KOMET gliedert sich in drei Module. Das erste Modul berechnet auf der Grundlage des ÖPNV-Fahrplans die besten Verbindungen zwischen allen Haltestellen in Abhängigkeit aller möglichen Abfahrtszeiten. Dazu ist die Aufnahme aller das Liniennetz und den Fahrplan betreffenden Daten notwendig. Sie setzen sich aus den Haltestellennamen und Koordinaten, den Abfahrtszeiten der Linien an den Haltestellen sowie den auf den einzelnen Linienwegen verwendeten Verkehrsmitteln zusammen. Um Verbindungen, die sich durch inakzeptable Umstände wie eine hohe Umwegigkeit und Reisezeit auszeichnen, herauszufiltern, wird die Luftliniengeschwindigkeit auf der Verbindung ermittelt. Die Luftliniengeschwindigkeit berechnet sich aus der Luftlinienentfernung und der Reisezeit, jedoch in diesem Fall ohne Berücksichtigung der Startwartezeit. Unterschreitet die Luftliniengeschwindigkeit eine vorgegebene Grenzkurve, kann die Verkehrsqualität als unzureichend bezeichnet werden und damit ist die Verbindung als Angebot nicht sinnvoll. Die Grenzkurve der Luftgeschwindigkeit bildet eine Funktion in Abhängigkeit der Luftlinienentfernung, dessen Konstanten sich in Abhängigkeit der Verkehrsqualität verändern. Endbericht Universität Essen 57 Luftliniengeschwindigkeit [km/h] MoDis 14 A B C D E F 12 10 8 6 4 2 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Luftlinienentfernung [km ] Abb. 7-9: Grenzkurve der Qualitätsstufen der Luftliniengeschwindigkeit im ÖPNV26 Die geforderte Verkehrsqualität ist variabel, so dass je nach Zielgruppe ein höherer oder niedrigerer Level gewählt werden kann. Für die Zielgruppe „Junge Erwachsene auf Discowegen“ gilt die Qualitätsstufe D als unterste Grenze der Zumutbarkeit. Die Qualitätsstufe D entspricht folgender Funktion: vluft = 1,9292 + 2,9406 · ln(lluft) [1] mit: vluft: Luftliniengeschwindigkeit [km/h] lluft: Luftlinienentfernung [km] Bereits integriert in die Luftliniengeschwindigkeit, jedoch auch einzeln als Maß für die Verkehrsqualität gilt die Umsteigehäufigkeit. Je nach Anspruch an das Angebot kann die maximale Umsteigehäufigkeit festgelegt werden. Nur Verbindungen, die die vorgegebenen Bedingungen erfüllen, werden gespeichert und stehen den anderen Modulen zur Verfügung. Bei den für diesen Bericht angefertigten Berechnungen wurde eine maximale Umsteigehäufigkeit von 2 gewählt. Sind Umsteigevorgänge zwischen zwei parallel verlaufenden Linien notwendig, wird vorzugsweise der zentrale Verküpfungspunkt als Umstiegshaltestelle gewählt. Diese Vorgehensweise erweist sich als sinnvoll, da der zentrale Verknüpfungspunkt sowohl in Essen als auch in Bochum als Hub dient und damit von allen Linien zur gleichen Zeit angesteuert wird. Die Wartezeiten an der Umstiegshaltestelle werden bei gleicher Gesamtreisezeit minimiert. Im Modul 1 werden neben der Abfahrtszeit an der Ersteinstiegshaltestelle die Ankunftszeit an der Zielhaltestelle sowie die Umsteigehaltestellen und -zeiten ausgegeben. Als beste der bereits berechneten Verbindungen wird diejenige ausgewählt, die sich durch die früheste Ankunftszeit für einen vorgegebenen Abfahrtszeitwunsch auszeichnet. 26 Schönharting, J., Bruckmann, D., Stöcker, K., et al. (2001). Grundlagen einer Differenzierung der RAS-N, Teil Stadtregionen, Schlussbericht, Forschungsprogramm Stadtverkehr, FE-Nr.: 77416/97, Seite 145, Bergisch Gladbach. Endbericht Universität Essen MoDis 58 Das zweite Modul des Programms errechnet für vorgegebene Fahrtwünsche und vorgegebene Abfahrtszeitwünsche die x zeitkürzesten Verbindungen von der Quell- zur Zieladresse (z.B. x=10), die die Bedingung nach einer Unterschreitung der maximalen Startwartezeit erfüllen. Der Zu- und Abgang von der Haltestelle wird in Abhängigkeit der Entfernung zu Fuß oder mit dem Taxi zurückgelegt. Zu Beginn der Berechnung steht eine unbegrenzte Anzahl von Taxen auf 82 Taxiplätzen im Planungsraum. In einem ersten Schritt werden jedem Fahrtwunsch alle Verbindungen gegenübergestellt. Besteht die Möglichkeit, von der Quelladresse die Einstiegshaltestelle und von der Ausstiegshaltestelle die Zieladresse unter Beachtung der Randbedingungen mit dem Taxi oder zu Fuß zu erreichen, wird diese Verbindung gespeichert. Jedem Fahrgast, der den ÖPNV nutzen kann, wird somit eine Verbindung zugewiesen, die sich aus einer Startwartezeit, einer Taxifahrt 1, einer Fahrzeit im ÖPNV und einer Taxifahrt 2 zusammensetzt. Abfahrtszeitwunsch Abholzeitpunkt Startwartezeit Einstiegszeitpunkt Taxifahrt 1 ÖPNV-Fahrzeit Einstiegshaltestelle Discothek Ausstiegszeitpunkt Ankunftszeitpunkt Taxifahrt 2 Ausstiegshaltestelle Wohnstandort Abb. 7-10: Zeitanteile der Reisezeit Als Randbedingungen gelten: • • • Maximale Startwartezeit: Zeit, zwischen Auftreten des Fahrtwunsches und der Abfahrt mit dem Taxi Minimale Luftliniengeschwindigkeit: entsprechend der gewählten Verbindungsqualitätsstufe Mindestzeitanteil ÖPNV: Zeit der Fahrt im ÖPNV, bezogen auf die Zeit für Direktfahrt mit dem Taxi Die Reduzierung der Startwartezeit führt in der Regel zu einer Verringerung der möglichen Verbindungen mit ÖPNV bzw. zu mehr Kunden, deren Fahrtwünsche ausschließlich mit einem Taxi erfüllt werden können. Über die Startwartezeit lässt sich somit zum einen die Qualität des Angebots für den Fahrgast und zum anderen die Anzahl der Fahrgäste des ÖPNV regulieren. Die Grenzkurve für die Luftliniengeschwindigkeit, die im ersten Modul vor allem dazu dient, unattraktive Verbindungen auszuschließen, kann im zweiten Modul genutzt werden, um ausschließlich Verbindungen herauszusuchen, die eine Verkehrsqualität aufweisen, die der einer Pkw-Fahrt nahekommt. Die Vorgabe eines Mindestzeitanteils ÖPNV ist notwendig, da ansonsten als beste Verbindung überwiegend die Direktfahrt mit dem Taxi herausgesucht würde. Daraus geht hervor, dass für fast alle Quell-/Zielrelationen im Planungsraum die Pkw-Reisezeit bei Staufreiheit unter der günstigsten ÖPNV-Reisezeit liegt. Als Bestweg gilt die Verbindung, die sich für jeden Abfahrtszeitwunsch durch die früheste Ankunftszeit am Zielort auszeichnet. Jedem zeitlichen Bestweg werden die • Reisezeit Endbericht Universität Essen MoDis • • • • 59 Kosten (Zeitkosten, Fahrtkosten, Summe aus Zeit- und Fahrtkosten) Anzahl der Umsteigevorgänge Wartezeit bei einem Umsteigevorgang Summe der Wartezeiten im ÖPNV insgesamt zugeordnet. Eine Sortierung und statistische Auswertung nach den genannten Merkmalen ist anschließend möglich. Das dritte Modul sieht die Bündelung der Fahrtwünsche auf der Grundlage einer dieser zusätzlichen Indikatoren (z.B. der Kosten) vor. Quasi im online-Betrieb wird für jeden Fahrtwunsch überprüft, welches Taxi für diesen Einsatz in Frage kommt. Dem ersten Fahrtwunsch wird das räumlich nächste Taxi zugeordnet. Damit steht neben dem Taxi auch die Einstiegshaltestelle dieses Fahrgastes fest. Für alle weiteren Fahrtwünsche wird überprüft, ob ein Taxi, das bereits Fahrgäste hat, unter Einhaltung der zeitlichen Randbedingungen, diese Fahrt übernehmen kann. Ist dies nicht der Fall, übernimmt das räumlich nächste leere Taxi diesen Fahrtwunsch, um die Leerkilometer zu minimieren. Hat ein Taxi die Tour begonnen oder ist die Kapazität (vier Passagiere) bereits erschöpft, wird das Taxi erst nach Beendigung der Tour wieder in weitere Berechnungen einbezogen. Um dem Fahrgast einen niedrigen Fahrpreis anbieten zu können, wird ein möglichst hoher Besetzungsgrad angestrebt. Den Kunden interessiert neben dem Fahrpreis vor allem der Komfort. Dieser äußert sich in der Wartezeit auf ein solches Angebot und in der Reisezeit. Als variable Randbedingung kann angegeben werden, wieviel Minuten der Fahrgast höchstens auf das Taxi warten darf. Fahrgastbezogene Randbedingungen: • • • • Maximale Startwartezeit In den folgenden Untersuchungen wird eine Startwartezeit von 15 bzw. 30 Minuten gewählt Maximale Fahrzeitverlängerung der Tour im Vergleich zur Direktfahrt Priorität für die Berücksichtigung von Taxi-Leerkilometern Z = sTaxi(leer) ⇒ min. Priorität für die Berücksichtigung von Taxi-Besetztkilometern Z = sTaxi(besetzt) ⇒ max. mit: sTaxi(leer): sTaxi(besetzt): zurückgelegte Weglänge des Taxis leer [km] zurückgelegte Weglänge des Taxis besetzt [km] Zur Berechnung der mit dem Taxi und dem ÖPNV zurückgelegten Entfernungen werden aus Gründen der einfacheren Berechnung die Luftlinienentfernungen mit einem Faktor multipliziert: Tabelle 7-4: Umwegfaktoren27 Taxi ÖPNV 27 1,3 1,4 Theis, H. (1985). Reisezeiten im ÖPNV. In: Verkehr und Technik, 1/1995 S. 32-35 Endbericht Universität Essen MoDis 60 Der durchschnittliche Besetzungsgrad b errechnet sich aus dem Quotient aus Personenkilometer und der Fahrleistung pro Taxi. Die Personenkilometer und die Fahrleistung der Taxen ergeben sich aus der Summe der Weglängen zwischen zwei Haltepunkten. b Besetzungsgrad = ∑s ∑s Personen [2] Taxi (besetzt) Bei der Fahrt von der Ausstiegshaltestelle zum Wohnstandort wird mit einem Faktor die zeitliche Verlängerung der Fahrt gegenüber einer Direktfahrt beschränkt. Eine Wartezeit auf das Taxi wird nicht berücksichtigt, weil davon ausgegangen wird, dass ein Taxi die Haltestelle rechtzeitig erreicht. Die Module bauen jeweils auf den Ergebnissen des vorangegangenen Moduls auf. Die Berechnung der besten Verbindungen zwischen allen Haltestellen (Modul 1) wird lediglich einmal vorgenommen und ist damit unabhängig von Szenarien. Modul 2 greift auf die in einer Datenbank abgelegten Verbindungen zu und rechnet neu, wenn sich die einzulesenden Fahrtwünsche und Randbedingungen ändern. In der folgenden Tabelle sind die Aufgaben der einzelnen Module des Programmsystems KOMET noch einmal zusammengestellt. Tab. 7-5: Aufgaben der einzelnen Module Berechnung der besten Verbindungen zwischen zwei Haltestellen für alle Abfahrtszeiten Berechnung der x zeitkürzesten Verbindungen zwischen vorge2. Modul gebenen Ziel- und Quelladressen für eine vorgegebenes Zeitfenster (z.B. x = 10) 3. Modul Zusammenfassung der Fahrtwünsche zu Touren 1. Modul 7.4.3 Hinweise für den Online-Einsatz des Programmsystems KOMET Das Programmsystem KOMET kann in bestehenden Taxizentralen eingesetzt werden. Um mit dem Disponenten in der Taxizentrale in Verbindung zu treten, bietet sich das Telefon und speziell das Mobilfunktelefon an, über das auch Jugendliche zunehmend verfügen. Der Disponent benötigt Angaben zur Quell- und Zieladresse und kann dem Kunden die Möglichkeit der Nutzung des KOMET-Systems nennen, die sich preislich deutlich vom konventionellen Taxi unterscheidet. Als Ergebnis des KOMET-Systems ergibt sich ein Tourenplan für das Taxi sowie eine Fahrplanauskunft für den Kunden mit Abfahrts- und Ankunftszeiten, die per SMS an den Kunden und den Taxifahrer weitergeleitet werden können. Sämtliche Aufgaben können vor allem in der Anlaufphase vom vorhandenen Personal übernommen werden, so dass der Betrieb dieses neuen Angebotes keine zusätzlichen Kosten verursacht. Je nach Tarifsystem sind für den Fahrgast und den Betreiber des Taxis unterschiedliche Größen von Interesse. Der Betreiber des Taxis wünscht sich hohe Einnahmen bei gleichzeitig geringen Kosten. Hohe Einnahmen, allerdings auch höhere Kosten, sind durch viele Kunden zu erwarten. Eine hohe Nachfrage nach dieser Dienstleistung entsteht wiederum durch einen geringen Fahrpreis. Einen geringen Fahrpreis kann der Betreiber anbieten, wenn sich jeweils mehrere Fahrgäste ein Taxi teilen. Endbericht Universität Essen MoDis 61 Die Attraktivität dieses Angebotes richtet sich sicherlich auch nach dem gewählten Tarifsystem. Letztendlich müssen die Kosten pro Personenkilometer vom Kunden erbracht werden. Es besteht die Möglichkeit, dass der Fahrgast jeweils einen Preis in Abhängigkeit der Luftlinienentfernung zwischen Quelle und Ziel zu zahlen hat. Damit ist er dem Risiko enthoben, dass sich keine Fahrgäste finden, mit denen er sich das Taxi teilen kann oder es keine geeignete ÖPNV-Verbindung gibt. Für einen hohen Bündelungsgrad ist somit der Taxibetreiber verantwortlich, der seinen Taxitarif anhand des Bündelungspotenzials kalkulieren muss. Ob sich ein derart kundenfreundliches Modell wirtschaftlich rechnet, wird anhand der Simulationsberechnungen geprüft. Als Alternative gelten Pauschalpreise, die unabhängig von der Entfernung zu zahlen sind oder auch Modelle, bei denen sich die Fahrgäste den Fahrpreis teilen. Endbericht Universität Essen MoDis 8 8.1 62 Wirkungsanalysen des KOMET-Ansatzes und des Nur-Mehrfahrgast-Taxis am Beispiel des Ballungsraums Rhein-Ruhr Verkehrsmodell 8.1.1 Einteilung des Planungsraums in Verkehrszellen Zur Simulation der Wirkungen eines ergänzenden Mehrfahrgast-Taxen-Angebotes muss die Gesamtzahl der nächtlichen Heimfahrtwünsche, ausgehend von den Discotheken im Untersuchungsraum, ermittelt werden. Ausgangspunkt sind die Ergebnisse der ersten Erhebungswelle, die die Quell- und Zielorte sowie die Abfahrtszeitwünsche und Häufigkeiten von Discothekenbesuchen im Untersuchungsraum der befragten Personen liefern. Als Planungsraum werden Bochum und Essen gewählt, da sich Bochumer Discotheken durch eine hohe Anziehungskraft auszeichnen. Bei der Einteilung des Planungsraums in Verkehrszellen bietet es sich an, die Gliederung des Stadtgebietes seitens der Kommunen zu übernehmen. Im Folgenden ist die Gliederung des Stadtgebietes der Stadt Essen dargestellt: Tab. 8-1 Gebietseinteilung der Stadt Essen Stadt Stadtbezirk Stadtteil Stadtteilbereich Baublock Baublockseite 1-stellig 2-stellig 1-stellig 2-stellig 1-stellig In ähnlicher Weise gliedert sich auch Bochum, lediglich die Bezeichnungen fallen zum Teil unterschiedlich aus. Angaben zur Bevölkerungsstatistik liegen für diese Einheiten vor, jedoch sind Daten bezüglich der Einwohnerzahl von Baublöcken oder gar Baublockseiten aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht frei zugänglich. Dies gilt insbesondere, wenn eine Klassifizierung der Einwohner notwendig wird und sich die Gruppen nur aus wenigen Personen zusammensetzen. Für die Generierung der Fahrtwünsche mit Hilfe eines noch zu erläuternden Verkehrsverteilungsmodells werden deshalb größere Einheiten gewählt, die eine Fläche von etwa einem Quadratkilometer und Einwohnerzahlen zwischen 500 und 3000 aufweisen. Neben den Angaben zur Quell- und Zieladresse muss auch bekannt sein, wann ein solcher Fahrtwunsch auftritt. Die Uhrzeit des Verlassens der Discothek wird aus den Angaben der befragten Schüler ermittelt. Da es sich um zeitlich zurückliegende Wege handelt, ist meist nur eine ungefähre Zeitangabe möglich, die vom Befragten auf die volle oder halbe Stunde gerundet wird. Aus diesem Grund werden die Angaben zu Stundenintervallen zusammengefasst. Innerhalb der Stundenintervalle werden in einem weiteren Schritt minutengenaue Abfahrtszeiten generiert, wobei davon ausgegangen wird, dass zur vollen und halben Stunde deutlich mehr Jugendliche die Discothek verlassen als zu den übrigen Zeiten. Diesen beiden Uhrzeiten werden 40 bzw. 25 % der gesamten Abfahrten zugeordnet. Die restlichen 35 % werden auf die übrigen Minuten verteilt. 8.1.2 Verkehrserzeugungsmodell Die Attraktivität einer Discothek kann sich, wie die Analysen im Planungsraum gezeigt haben, sehr schnell ändern. Discotheken schließen, gleichzeitig werden Discotheken an anderer Stelle eröffnet. Die zu berechnende Verkehrsverteilung bildet somit nur einen momentaEndbericht Universität Essen MoDis 63 nen Zustand ab. Es muss erwartet werden, dass sich die Anziehungskraft und die Standorte der Quellen verändern und sich dies auf die Verkehrsströme auswirkt. Die Vorgehensweise kann jedoch dadurch gerechtfertigt werden, dass sich keine allgemeine Trendwende, die sich z.B. in der Absage an Großveranstaltungen äußert, abzeichnet. Auch in Zukunft werden viele Jugendliche gleichzeitig eine Discothek verlassen und die Wohngebiete ansteuern. Tab. 8-2: Häufigkeit von Discobesuchen im Untersuchungsraum Alter [Jahre] bis 15 16 bis 17 18 bis 20 21 bis 24 ein oder mehrmals pro Woche [%] 8,9 15,2 24,1 12,9 2-3 Mal pro Monat [%] 20,8 31,5 35,4 31,0 alle 1-2 Monate seltener als alle [%] 2 Monate [%] 12,9 26,8 23,7 14,4 22,4 11,1 28,4 22,0 nie [%] 30,6 15,1 7,0 5,8 Summe [%] 100 100 100 100 Die Mehrheit der Befragten besucht nach eigenen Angaben regelmäßig eine Discothek. Der Anteil derer, die sich nie einer Disco zuwenden, geht mit zunehmendem Alter zurück. Werden die Aussagen der Jugendlichen hinsichtlich der Häufigkeit eines Discobesuches auf eine Woche heruntergerechnet, ergibt sich pro Altersgruppe folgender Anteil an Personen, die eine Disco aufsuchen. Tab. 8-3: Gewichtungsfaktor zur Berechnung der Häufigkeit von Discobesuchen pro Woche im Untersuchungsraum Alter [Jahre] bis 15 16 bis 17 18 bis 20 21 bis 24 pro Woche [%] 8,9 15,2 24,1 12,9 alle 2 Wochen [%] 10,4 15,8 17,7 15,5 alle 6 Wochen [%] 2,2 4,0 3,7 4,7 alle 20 Wochen [%] 1,3 0,7 0,6 1,1 Summe [%] 22,9 35,6 46,1 34,2 Bis zum Alter von 18 bis 20 Jahren steigt das Interesse an Discothekenbesuchen an. In dieser Altersgruppe besuchen 46,1 % der Befragten pro Woche eine Discothek, während der Anteil bei den über 21-Jährigen wieder auf 34,2 % absinkt. Die Summe der Multiplikation dieses Faktors mit der Anzahl der Jugendlichen einer Altersklasse der Städte Essen und Bochum ergibt, dass in einer durchschnittlichen Nacht von Freitag auf Samstag ca. 11.800 und von Samstag auf Sonntag ca. 19.800 junge Menschen ihren Heimweg von einer Disco antreten. Das Quellverkehrsaufkommen entspricht der Anzahl der Besucher einer Discothek. Bei der Bestimmung dieser Größe wird auf die Angaben der Discothekenbetreiber zurückgegriffen. Das Zielverkehrsaufkommen setzt sich aus den 15 bis 24-Jährigen Bewohnern der Zielverkehrszellen zusammen. Zur Anpassung dieser beiden Größen wird die Anzahl der Besucher prozentual erhöht. 8.1.3 Verkehrsverteilungsmodell Bevor das Bündelungspotenzial des nächtlichen Fahrtenaufkommens prognostiziert werden kann, müssen die Befragungsergebnisse hinsichtlich des Mobilitätsverhaltens auf DiscoWegen auf den gesamten Raum übertragen werden. Dazu ist zum einen die Hochrechnung Endbericht Universität Essen MoDis 64 der Fahrtwünsche nötig, zum anderen müssen die gesamten Fahrtwünsche, die sich durch Quell- und Zielpunkte auszeichnen, auf das Gebiet verteilt werden. Zur Simulation des Fahrtenaufkommens wird deshalb ein Verteilungsmodell entwickelt, das die Zuordnung des Quellverkehrsaufkommens auf die einzelnen Zielverkehrszellen ermöglicht. Ziel der Simulation ist die Ableitung von Wirkungen und die Bewertung von Eingriffen in das Gesamtsystem. Als in der Verkehrsplanung üblicher Ansatz wird ein Gravitationsansatz gewählt. Dieser basiert auf dem Gravitationsgesetz der Physik, das die Anziehungskraft zweier Massen in Abhängigkeit der Größe der Massen und der Entfernung beschreibt. Wesentlicher Bestandteil und Kennzeichen für die Wahrscheinlichkeit, dass ein Weg auch angetreten wird, ist die Widerstandsfunktion. Gewählt wird ein quellorientiertes Modell. Fij = c ⋅ Q i ⋅ Z j ⋅ f(w ij ) = Qi ⋅ [3] Z j ⋅ f(w ιj ) ∑Ζ j ⋅ f(w ιj ) j Widerstandsfunktion (zweiparametriger Ansatz) c f(w ij ) = w ij 1 ⋅ e w ij ⋅c 2 [4] Untersuchungen und die praktische Anwendung dieser Modelle haben gezeigt, dass bei mehreren gleich attraktiven Zielen der Widerstand maßgebend ist, welches Ziel angesteuert wird. Als Quelle werden im vorliegenden Fall die Discotheken und als Ziele die Wohnstandort eingesetzt. Die Reisezeit wird aus der Luftliniengeschwindigkeit in Abhängigkeit der Entfernung berechnet. Es wird auf eine Stadtregionen entwickelte Funktion zurückgegriffen.28 Bei der Auswahl der geeigneten Funktion wird berücksichtigt, dass die Luftliniengeschwindigkeit nachts höher liegt, als tagsüber. Gewählt wird eine Funktion, die die Verteilung der Luftliniengeschwindigkeiten für den Individualverkehr abbildet. 28 Schönharting, J., Bruckmann, D., Stöcker, K., et al. (2001). Endbericht Universität Essen 65 Luftliniengeschwindigkeit [km/h] MoDis 40 A B C D E F 35 30 25 20 15 10 5 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Luftlinienentfernung [km ] Abb. 8-1: Grenzkurve der Qualitätsstufen der Luftliniengeschwindigkeit im MIVr29 t R = e ⋅ 60 7ln(e) + 10 [5] Die kürzeste Reisezeit zwischen Discothek und Wohnstandort liegt bei 5,6 Minuten, was einer Luftlinienentfernung von 590 m entspricht. Das Fehlen geringer Reisezeiten liegt darin begründet, dass der Binnenverkehr innerhalb der Zellen keine Berücksichtigung findet. Diese Wege werden in der Regel zu Fuß zurückgelegt. Zusätzlich kann angeführt werden, dass sich die Lage der Discotheken oft von den Wohnstandorten unterscheidet. Zur Bestimmung der Parameter c1 und c2 wird eine nichtlineare Regression durchgeführt. Es ergibt sich folgende Gleichung: f(w ij ) = w ij 1,543 ⋅e w ij ⋅-0,43735 Tab. 8-4: Mittelwert und Grenzen des 95 %igen Konfidenzintervalls der Konstanten c1, c2 c1 c2 29 Faktor 1,543 -0,437 untere Grenze 1,305 -0,183 obere Grenze 1,781 -0,104 Schönharting, J., Bruckmann, D., Stöcker, K., et al. (2001). Endbericht Universität Essen MoDis 66 empirisch theoretisch 60 Häufigkeit 50 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 Reisezeit [m in] Abb. 8-2: Häufigkeitsverteilung der Reisezeiten Durchschnittlich wird innerhalb des Planungsraums eine Reisezeit von 16 Minuten zum Erreichen des Wohnstandortes benötigt. Die durch die Verkehrsverteilung erzeugten Fahrtwünsche setzen sich aus der Adresse der Discothek und dem Wohnstandort zusammen. Die zuvor bestimmten Abfahrtszeiten von der Discothek werden den Fahrtwünschen zufällig zugeordnet. 8.2 Ergebnisse 8.2.1 Ergebnisse zum Nur-Mehrfahrgast-Taxensystem (COVER) Für den Raum Essen und Bochum ergeben sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag zwischen 0:00 und 6:00 Uhr 17.800 Fahrtwünsche. Da das Programm lediglich etwa 1.000 Fahrtwünsche gleichzeitig matchen kann, werden die Fahrtwünsche zeitabschnittsweise verarbeitet. Tab. 8-5: Ergebnisse der Tourenoptimierung mit dem Programm Cover (1000 Fahrwünsche) Merkmal Szenario 1 Startartezeit: 10 min Anzahl der erforderlichen Taxen 230 Beförderte Personen ∅ Personenanzahl pro Tour 969 4,25 ∅ Dauer Personenkilometer der Tour 32 min Merkmal ∅ Besetzungsgrad Einnah* men ∅ Reisezeit pro Fahrgast (ohne Startwartezeit) ∅ Startwartezeit Szenario 1 Startartezeit: 10 min 2,8 8.148 € 21 min 1 min 11.869 km Fahrleistung der Taxen (besetzt) 4.309 km ∅ direkte ∅ tatsächliche ∅ Fahrpreis pro Weglänge Weglänge pro * Fahrgast pro Fahrgast Fahrgast 9,3 km 12,2 km 8,41 € *Taxitarif Essen Die Ergebnisse der Bündelung der ersten 996 Fahrtwünsche (sämtliche Fahrtwünsche im Planungsraum für 0:00 Uhr) zeigen, dass ein hohes Bündelungspotenzial besteht. Die maEndbericht Universität Essen MoDis 67 ximale Anzahl der Fahrgäste pro Tour liegt in 86 % der Fälle bei 4 Personen. Sehr häufig werden 4 Personen an der Discothek abgeholt und in der günstigsten Reihenfolge nach Hause gebracht. Da sich einige Discotheken im Innenstadtbereich konzentrieren, werden teilweise auch zwei Discotheken angesteuert, um Fahrgäste aufzunehmen. Die Randbedingungen, die sowohl eine vorzeitige Abfahrt als auch eine maximale Wartezeit zulassen, ermöglichen es dem Taxifahrer, nach der Ablieferung der ersten Fahrgäste weitere Kunden aufzunehmen. Dies führt dazu, dass bei einer Tour, die dem Einsatz eines Taxis entspricht, durchschnittlich mehr als 4 Personen befördert werden. Die Weglänge und auch die Reisezeit des Einzelnen erhöhen sich durch die Bündelung um durchschnittlich etwa 20 %. Dadurch wirkt sich ein Besetzungsgrad von zwei nicht durch eine Halbierung des Fahrpreises aus. Bei der Berechnung der Einnahmen des Taxiunternehmens und des Fahrpreises für den Fahrgast wird der Taxitarif Essen zugrunde gelegt. Geht man von einem Kilometerpreis von 1,43 € und von einer jeweils nur pro Tour zu zahlenden Grundgebühr von 2,05 € aus, ergibt sich für den Fahrgast ein durchschnittlicher Fahrpreis von 8,41 €. Gegenüber dem Normalpreis für ein konventionelles Taxi kann der Fahrpreis durch die Bündelung um durchschnittlich etwa 45 % gesenkt werden. Gleichzeitig ist von Interesse, inwieweit sich eine geringere Nachfrage auf den Fahrpreis auswirkt. Reduziert sich die Anzahl der Fahrgäste um z.B. 50 % auf 500 Personen, geht der durchschnittliche Besetzungsgrad nur von 2,8 auf 2,4 Personen zurück. Die Anzahl der eingesetzten Taxen und somit die Einnahmen der Taxiunternehmen gehen bei einer Halbierung der Nachfrage jedoch entsprechend zurück. Der Fahrpreis pro Person erhöht sich durch die geringere Nachfrage um etwa 40 Cent auf 8,89 €. Tab. 8-6: Ergebnisse der Tourenoptimierung mit dem Programm Cover bei Reduzierung der Nachfrage auf 500 Fahrtwünsche Merkmal Szenario 1 Wartezeit: 10 min Anzahl der erforderlichen Taxen 110 Beförderte Personen ∅ Personen pro Tour 491 4,1 ∅ Dauer Personenkilometer der Tour 38 min Merkmal ∅ Besetzungsgrad Einnah* men ∅ Reisezeit pro Fahrgast (ohne Startwartezeit) ∅ Startwartezeit Szenario 1 Wartezeit: 10 min 2,4 4.364 € 22 min 1 min * 5.570 km Fahrleistung der Taxen (besetzt) 2.348 km ∅ direkte ∅ tatsächliche ∅ Fahrpreis pro Weglänge Weglänge pro * Fahrgast pro Fahrgast Fahrgast 9,0 km 11,3 km 8,89 € Taxitarif Essen Die hohe durchschnittliche Besetzung pro Taxi von 2,4 lässt es sinnvoll erscheinen, in einer zukünftigen Weiterführung des Projektes ein Szenario mit Fahrzeugen höherer Kapazität zu rechnen (Kleinbusse). Für Kleinbusse muss jedoch neben der Grundgebühr und dem Kilometerpreis zusätzlich eine Pauschale von 7,16 € auf die Fahrgäste umgelegt werden. 8.2.2 Ergebnisse zum kombinierten System „Mehrfahrgast-Taxen + ÖPNV“ (KOMET) In der Datenbank des Moduls 1 sind die zeitkürzesten Verbindungen, die zwischen allen 622 relevanten Haltestellen des Planungsraums existieren, enthalten. Es handelt sich dabei um ca. eine Mio. Verbindungen. Unter Berücksichtigung der Randbedingungen, die eine ausreiEndbericht Universität Essen MoDis 68 chende Qualität der ÖPNV-Verbindung gewährleisten, werden im Mittel nur rund 50 % der Relationen bedient. Da der Betrieb in Essen in der Nacht von Freitag auf Samstag bereits um 3 Uhr eingestellt wird und beide Wochenendnächte in die Berechnungen einbezogen werden, gibt es innerhalb des Planungszeitraums zwischen 0:00 Uhr und 6:00 Uhr 5,2 Möglichkeiten zu den anderen Haltestellen zu gelangen. Zur Bestimmung der Qualität eines ÖPNV-Angebotes wird in der Regel der Vergleich der Reisezeit im MIV und im ÖPNV herangezogen. 140 Reisezeit MIV [min] 120 100 80 60 40 20 0 0 20 40 60 80 100 120 140 Reisezeit ÖPNV [m in] Abb. 8-3: Vergleich der Reisezeiten im MIV und im ÖPNV Eine Auswertung zeigt, dass auf nahezu allen Relationen im Planungsraum die Reisezeit im ÖPNV höher ausfällt als im MIV. Lediglich auf einigen wenigen Relationen, die mit S-Bahnen oder Regionalbahnen bedient werden, ist der ÖPNV dem MIV bezüglich der Reisezeit zwischen zwei Haltestellen ebenbürtig oder sogar überlegen. Bezogen auf alle Relationen ergibt sich ein Verhältnis von Reisezeit ÖPNV zu Reisezeit MIV von 2,5. Bei der Bewertung dieses Ergebnisses muss Berücksichtigung finden, dass der Zu- und Abgang zur und von der Haltestelle noch nicht berücksichtigt ist. Auch die Startwartezeit (Differenz zwischen Abfahrtswunsch und tatsächlicher Abfahrt), die vor allem nachts einen wesentlichen Anteil an der Reisezeit hat, geht nicht ein. Im Modul 2 werden nicht mehr ausschließlich die Verbindungen zwischen zwei Haltestellen ermittelt, sondern der Weg von Haustür zu Haustür betrachtet. Demnach muss auch der Zuund Abgang zu und von der Haltestelle vom Programmsystem berücksichtigt werden. Für das Szenario: • Mindestqualitätsstufe: MIV-C (Luftliniengeschwindigkeit entspricht einer mittleren PkwVerbindung) ÖPNV-A (Luftliniengeschwindigkeit entspricht einer mittleren ÖPNV-Verbindung) • Startwartezeit: max. 15 Minuten max. 30 Minuten wird für jeden Abfahrtszeitwunsch die beste Verbindung ausgewählt. Endbericht Universität Essen MoDis 69 Tab. 8-7: Bedienbares Potenzial bei Vorgabe unterschiedlicher Randbedingungen MIV-C Mindestqualitätsstufe ÖPNV-A Startwartezeit Anzahl der bedienbaren Zieladressen Anzahl der bedienbaren Fahrtwünsche Anteil bedienbar tatsächliche ∅ Startwartezeit ∅ Reisezeit ÖPNV max. 15 Minuten max. 30 Minuten max. 15 Minuten max. 30 Minuten 110 146 443 447 291 242 6.574 10.880 2% 1% 37% 61% 9 16 8 15 17 min 17 min 11 min 10 min ∅ Reisezeit Taxi ∅ Entfernung (Luftlinienentfernung *1,3) ∅ Kosten 12 min 12 min 13 min 12 min 19,8 km 19,6 km 10,4 km 9,9 km 7,5 € 7,5 € 8,0 € 7,5 € In Abhängigkeit der Randbedingungen ändert sich die Anzahl der Fahrtwünsche, für die eine akzeptable Verbindung gefunden wird. Von Interesse ist, für wieviel Prozent der Fahrgäste die Einbindung des ÖPNV möglich ist und welche Kosten sich daraus für den Fahrgast ergeben. Auf der Kartengrundlage sind eine Essener Discothek und alle Zieladressen dargestellt, die bei Einhaltung einer vorgegebenen distanzabhängigen Luftliniengeschwindigkeit erreicht werden können. Gewählt wird für diese Darstellung als Mindestqualität die Qualitätsstufe MIV-C. Abb. 8-4: Von der ausgewählten Essener Discothek erreichbare Zieladressen bei Qualitätsstufe MIV-C Es zeigt sich, dass 110 der möglichen 455 Wohnstandorte im Rahmen der vorgegebenen Qualität erreicht werden können. Hohe Luftliniengeschwindigkeiten erzielen vor allem S- und Regionalbahnen. Lediglich die Einbindung des schnellen ÖPNV führt zu einer hohen Verkehrsqualität. Aus diesem Grund sind die möglichen Zieladressen ausschließlich in Bochum zu finden. Sobald Busse genutzt werden müssen, ist die erforderliche Qualitätsstufe nicht mehr gegeben. Werden auch geringere Luftliniengeschwindigkeiten zugelassen (Qualitätsstufe ÖPNV-A), die innerhalb des ÖPNV immer noch für eine gute Verbindung stehen, erhöht sich die Zahl der Ziele mit akzeptabler Bedienung auf 443. Endbericht Universität Essen MoDis 70 Abb. 8-5: Von der ausgewählten Essener Discothek erreichbare Zieladressen bei Qualitätsstufe ÖPNV-A Auf Verbindungen zwischen der Discothek und der Essener Innenstadt ist die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel nicht sinnvoll, so dass auch in diesem Bereich keine Zieladressen zu finden sind. Bei einer Mindestqualitätsstufe ÖPNV-A und einer Wartezeit von 15 Minuten können 6574 der 17810 potenziellen Fahrgäste und somit etwa 37 % die Kombination von konventionellem Taxi und ÖPNV nutzen. Um eine Vergleichbarkeit mit den Ergebnissen des Programmsystems Cover zu gewährleisten, werden auch bei der Anwendung des KOMET-Ansatzes lediglich ca. 1000 Fahrtwünsche gleichzeitig betrachtet. Es wird für alle Fahrgäste überprüft, ob der KOMET-Ansatz unter Berücksichtigung eines Mindestkomforts empfohlen werden kann. Ist dies nicht der Fall, wird alternativ die Nutzung des Mehrfahrgast-Taxis vorgeschlagen, so dass sich die Fahrgäste insgesamt auf beide Systeme verteilen. Die folgende Tabelle enthält die Ergebnisse des Szenarios • • Mindestqualitätsstufe: ÖPNV-A Maximale Startwartezeit: 30 Minuten. Endbericht Universität Essen MoDis 71 Tab. 8-8: Ergebnisse für das KOMET-System für 990 Abfahrtszeitwünsche KOMET-Ansatz Anzahl der Fahrtwünsche 990 Kombinierter Ansatz Nur-Mehrfahrgast-Taxi 300 690 Kombinierter Ansatz Nur-Mehrfahrgast-Taxi 13,7 km 7,1 km 44 min 21 min 6,90 € 8,80 € 13 min 9 min Anzahl der Fahrtwünsche Merkmale aus Sicht des Fahrgastes ∅ Weglänge/Fahrgast (direkter Weg) ∅ Reisezeit pro Fahrgast ∅ Kosten pro Fahrgast * ∅ Startwartezeit * Fahrgäste, die nicht über eine Zeitkarte verfügen, müssen zusätzlich ein Ticket der Preisstufe A oder B (VRR) für 1,75 € bzw. 3,30 € lösen. Damit erhöht sich der Fahrpreis z.B. für die Nutzung des kombinierten Ansatzes von 6,90 € auf 8,65 bzw. 10,20 €. Merkmale aus Sicht des Taxenbetreibers ∅ Weglänge pro Fahrgast im Taxi (direkter Weg) ∅ Taxifahrzeit pro Fahrgast Personenkilometer für die Taxifahrten Besetztkilometer ∅ Besetzung (Anzahl der Fahrgäste) ∅ Einnahmen/Taxi * Kombinierter Ansatz Zugang: 2,0 km Abgang: 3,6 km 30 min Nur-Mehrfahrgast-Taxi 7,1 km 21 min 8.449 km 4.234 km 2,0 Personen 24 € Anzahl der benötigten Taxen 336 Einnahmen absolut € 8.080 € * Taxitarif Essen Merkmale aus Sicht des ÖPNV Kombinierter Ansatz Anzahl der Fahrgäste ∅ Fahrzeit im ÖPNV 300 14 min Es zeigt sich, dass die Kombination von Mehrfahrgast-Taxi und ÖPNV auf rund 31 % der Heimfahrten von der Disco genutzt werden kann. In diesen Fällen werden durchschnittlich 32 % der gesamten Reisezeit im ÖPNV verbracht. Fahrgäste, für die kein sinnvolles ÖPNV-Angebot existiert, nutzen das Mehrfahrgast-Taxi für die gesamte Heimfahrt. Die geringere Reisezeit und der fehlende Zwang des Umsteigens lässt dieses Angebot qualitativ hochwertiger erscheinen, was sich allerdings auch im Preis niederschlägt. Fahrgäste, die den ÖPNV nutzen und solche, die direkt bis zur Haustür gebracht werden, sitzen gemeinsam im Taxi. Eine Differenzierung des Besetzungsgrads nach ÖPNV-Nutzern und Mehrfahrgast-Taxen-Nutzern ist deshalb nicht sinnvoll. Die ÖPNV-Nutzung bietet sich vor allem für größere Entfernungen an, da hier der schnelle ÖPNV einbezogen werden kann. Die Weglänge des Einzelnen erhöht sich durch die BündeEndbericht Universität Essen MoDis 72 lung um durchschnittlich etwa 28 %. Daraus geht hervor, dass der Umwegfaktor höher ausfällt als beim Cover-Ansatz. KOMET Mehrfahrgast-Taxi 50% 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% Bochum Essen Bochum-Essen Essen-Bochum Abb. 8-6: Anteil der Relationen, die sich für die Kombination ÖPNV-Mehrfahrgast-Taxi bzw. Nur-Mehrfahrgast-Taxi eignen Auf den städteübergreifenden Relationen im Korridor Dortmund-Düsseldorf kann das schienengebundene ÖPNV-Angebot genutzt werden. Rund 35 % der Nutzer des ÖPNV verbleiben innerhalb der Stadtgrenzen. 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% Bus S-Bahn S-Bahn, Bus Regionalbahn, Bus Abb. 8-7: Verkehrsmittelverteilung bei Nutzung des kombinierten Ansatzes In 24 % der Fälle wird ausschließlich die Nutzung von Bussen vorgeschlagen. Zur Bedienung der anderen Fahrtwünsche wird die Kombination von Bussen und Bahnen sowie die ausschließliche Nutzung von S-Bahnen empfohlen. Beim Vergleich des durchschnittlichen Fahrpreises bei kombinierter Nutzung (ÖPNV/Mehrfahrgast-Taxi) bzw. bei ausschließlicher Nutzung des Mehrfahrgast-Taxis muss berücksichtigt werden, dass sich die Weglängen deutlich unterscheiden. Bei der Nur- Endbericht Universität Essen MoDis 73 Mehrfahrgast-Taxi-Nutzung müssen durchschnittlich 1,2 € pro Kilometer gezahlt werden, bei der kombinierten Nutzung sind es hingegen nur 50 Cent/km. Trotz einer durchschnittlich geringeren Weglänge ist die Fahrzeit im Taxi beim kombinierten Ansatz größer als beim Nur-Mehrfahrgast-Taxi. Als Ursache ist hier zu nennen, dass sich die Weglänge aus zwei zwar kürzeren Strecken jedoch mit jeweils geringer Luftliniengeschwindigkeit zusammensetzt. Dem ÖPNV werden zusätzliche Fahrgäste zugeführt, die für das Verkehrsunternehmen zum Teil auch zusätzliche Einnahmen bedeuten. Außerdem ergeben sich durch die Fahrgastzunahme Sicherheitsgewinne im ÖPNV. Als Vorteil für die Fahrgäste, die den kombinierten Ansatz nutzen können, sind akzeptable Reisezeiten zu günstigen Fahrpreisen anzuführen. Trotz der Teilung des Fahrpreises durch mehrere Fahrgäste und der Einbeziehung des ÖPNV liegen die Fahrpreise jedoch oberhalb der geäußerten Zahlungsbereitschaft vieler junger Erwachsener. Zahlungsbereitschaft Fahrpreis 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% bis 1,5 € bis 2,5 € bis 5 € bis 7,5 € bis 10 € bis 15 € bis 20 € Abb. 8-8: Gegenüberstellung der Fahrpreishäufigkeit mit der Zahlungsbereitschaft Die Grafik macht deutlich, dass nur 30 % der Fahrpreise, hingegen 95 % der geäußerten Zahlungsbereitschaft, unter 5 € liegen. Sofern von einer direkten Bezahlung („cash“) des vollen Fahrpreises ausgegangen wird, führt diese Differenz zwischen Zahlungsbereitschaft und Fahrpreis zu einer deutlichen Reduzierung des Kundenpotenzials. Aus diesem Grund bietet sich die Berechnung eines Szenarios an, bei dem eine entsprechend geringere Nachfrage vorausgesetzt wird. Vor allem die Auswirkungen auf den Fahrpreis sind hier von Interesse. Die folgende Tabelle enthält die Ergebnisse des Szenarios • • Mindestqualitätsstufe: ÖPNV-A Maximale Startwartezeit: 30 Minuten. Endbericht Universität Essen MoDis 74 Tab. 8-9: Ergebnisse für das KOMET-System für 100 Abfahrtszeitwünsche KOMET-Ansatz Anzahl der Fahrtwünsche 100 Kombinierter Ansatz Nur-Mehrfahrgast-Taxi 29 71 Kombinierter Ansatz Nur-Mehrfahrgast-Taxi 14,4 km 6,3 km 46 min 20 min 7,60 € 8,70 € 11 min 8 min Anzahl der Fahrtwünsche Merkmale aus Sicht des Fahrgastes ∅ Weglänge/Fahrgast (direkter Weg) ∅ Reisezeit pro Fahrgast ∅ Kosten pro Fahrgast * ∅ Startwartezeit * Fahrgäste, die nicht über eine Zeitkarte verfügen, müssen zusätzlich ein Ticket der Preisstufe A oder B (VRR) für 1,75 € bzw. 3,30 € lösen. Merkmale aus Sicht des Taxenbetreibers ∅ Weglänge pro Fahrgast im Taxi (direkter Weg) ∅ Taxifahrzeit pro Fahrgast Personenkilometer für die Taxifahrten Besetztkilometer ∅ Besetzung (Anzahl der Fahrgäste) ∅ Einnahmen/Taxi * Kombinierter Ansatz Zugang: 2,0 km Abgang: 3,5 km 30 min Nur-Mehrfahrgast-Taxi 6,3 km 21 min 839 km 444 km 1,9 Personen 29 € Anzahl der benötigten Taxen 29 Einnahmen absolut € 840 € * Taxitarif Essen Merkmale aus Sicht des ÖPNV Kombinierter Ansatz Anzahl der Fahrgäste ∅ Fahrzeit im ÖPNV 300 14 min Die Analysen werden für ein auf 10 % reduziertes Fahrtwunschkollektiv durchgeführt. Trotz dieser extremen Annahme kann unter Berücksichtigung der Randbedingungen noch immer ein Besetzungsgrad von 1,9 erzielt werden. Damit bleibt auch der Fahrpreis mit 53 Cent pro Kilometer gegenüber den zuvor berechneten 50 Cent nahezu konstant. Endbericht Universität Essen MoDis 9 9.1 75 Maßnahmen zur Erhöhung der ÖPNV-Nutzung auf Disco-Wegen Maßnahmen auf der organisatorischen, verkehrsplanerischen und logistischen Ebene Die Analyse der Zufriedenheit und der Bedürfnisse Jugendlicher und junger Erwachsener hat ergeben, dass sich diese ein zuverlässiges, flexibles und kostengünstiges ÖPNV-Angebot wünschen. Unterschiedliche Qualitäten eines ÖPNV-Angebotes spiegeln sich in der Verkehrsmittelwahl wider. Der Zusammenhang zwischen Güte eines Angebotes und der Nachfrage wird auch darin deutlich, dass rund 70 % der Jugendlichen nach eigenen Angaben bei einem besseren Angebot öffentliche Verkehrsmittel immer oder zumindest öfter nutzen würden. Demzufolge war zu erwarten, dass sich auch eine Angebotsverbesserung positiv auf die Anzahl der Fahrgäste auswirkt. Im Verlauf des Projektes hat sich das ÖPNV-Angebot der Essener Verkehrs AG verbessert. In erster Linie wurde der Bedienzeitraum in der Nacht von Samstag auf Sonntag erheblich verlängert, womit ein wesentlicher Kritikpunkt der Befragten entfallen ist. Mit Hilfe einer Vorher-Nachher-Untersuchung wurde festgestellt, dass sich der Anteil der Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel auf Disco-Wegen tatsächlich erhöht hat. Es ist zu vermuten, dass die Angebotsverbesserung als Ursache angeführt werden kann und eine weitere Anpassung des ÖPNV-Angebotes an die Bedürfnisse Jugendlicher und junger Erwachsener auch zu einer weiteren Erhöhung der ÖPNV-Nutzung führen wird. Zusätzlich zu einem längeren Bedienzeitraum wünschen sich Jugendliche, wie Hoppe bereits 1995 herausgefunden hat und im Rahmen dieser Studie bestätigt werden konnte, bessere Abfahrtszeiten, bessere Verbindungen und kurze Wege zur Haltestelle.30 Ein Linienangebot, wie es in Essen bereits existiert, wird dieser Forderung nur teilweise gerecht. Aufgrund der hohen Siedlungsdichte bietet sich das liniengebundene Angebot in Ballungsräumen an. Der Zugang zum ÖPNV wird erleichtert, wenn sich die Haltestellen in direktem Umfeld der Discotheken befinden. Ein Vorteil für die Discotheken äußert sich darin, dass 40 % der Befragten ihre Discothek nach der Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln aussuchen wollen. Wird die Discothek an den zentralen Verknüpfungspunkt angebunden, können alle Stadtteile mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden. Zusätzlich werden Nacht-/Discobusse eingesetzt, um Pendelfahrten von Disco zu Disco zu ermöglichen, da diese nach Schulze (1996) ein hohes Unfallpotenzial bergen.31 Da jedoch nur etwa 2 % der Befragten nach eigenen Angaben die Disco am Abend des letzten Discobesuches gewechselt haben, reicht ein Angebot, das sich auf diesen Fahrtzweck konzentriert, nicht aus. Hoppe (1995) weist in der Beurteilung nächtlicher ÖPNV-Angebote hinsichtlich des Sicherheitsbeitrages darauf hin, dass dieser nur bei einem Haustür-Haustür-System vorhanden ist. Gerade Frauen wünschen sich neben einem geringen Unfallrisiko vor allem einen Schutz vor Belästigungen und Straftaten. Rund zwei Drittel aller Frauen haben in der Dunkelheit Angst, wenn sie sich allein im öffentlichen Raum bewegen.32 So wird auch das Warten an schlecht beleuchteten Haltestellen und der Fußweg von und zur Haltestelle als gefährlich eingeschätzt. Die Vorbehalte der Eltern gegenüber der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel 30 Hoppe, R.; Tekaat, A. (1995). Schulze, H. (1996). 32 Krause, J. (1999). Unterwegs in Stadt und Land, in: Frauen und Männer in der mobilen Gesellschaft, Opladen. 31 Endbericht Universität Essen MoDis 76 schränken Jugendliche bei ihrer Verkehrsmittelwahl zusätzlich ein.33 Vor allem Frauen suchen sich deshalb andere Fahrgelegenheiten oder sehen sogar von einigen Aktivitäten ab. Spezielle Taxiangebote (Frauen-Nachttaxi, Fifty-fifty-Taxi34) können helfen, diese Ängste der Betroffenen und auch der Eltern zu vermeiden und fördern somit die unabhängige Mobilität von Frauen. Die genannten Angebote zeichnen sich gegenüber dem konventionellen Taxi durch einen reduzierten Fahrpreis aus, so dass ein Zuschuss geleistet werden muss. Dieser Zuschuss wird als gerechtfertigt angesehen, da sich das Unfallrisiko Jugendlicher reduziert und ein gesamtwirtschaftlicher Nutzen entsteht. Außerdem sollen flexible Angebote vor allem in Gebieten und in Zeiten, in denen ein ÖPNVAngebot fehlt, die Mobilität sichern. Dabei handelt es z. B. um Anruf-Sammeltaxen, die in Schwachlastzeiten, die Fahrgäste von festgelegten Haltestellen zum Wohnstandort bringen. Üblicherweise wird der normale Bustarif in Kombination mit einem Bequemlichkeitszuschlag erhoben.35 Durchgeführt werden diese Angebote von den örtlichen Taxiunternehmen, denen die Differenz zwischen den Einnahmen und dem regulären Taxitarif von den Verkehrsunternehmen erstattet werden. Einen geringen Kostendeckungsgrad weisen vor allem flexible Angebote auf, die zur totalen Flächenerschließung dienen und bisher überwiegend im ländlichen Raum vorzufinden sind. Eine hohe Subventionierung des Angebotes und Konfliktpunkte mit Verkehrsunternehmen und den ansässigen Taxiunternehmen sind die Folge. Die hohen Kosten bei gleichzeitig geringen Einnahmen haben sich in der Vergangenheit als Schwachpunkt aller flexiblen Angebote herausgestellt.36 Trotz eines geringen Fahrpreises ist die Akzeptanz dieser Angebote oft gering. Angesichts der angespannten Haushaltslage ziehen sich die Aufgabenträger aus der Finanzierung zusätzlicher Angebote weitestgehend zurück. Bei der Konzeption eines neuen Angebotes sollte deshalb immer die Eigenwirtschaftlichkeit angestrebt werden. Da Nachtbusse in Ballungsräumen in der Regel im Stundentakt verkehren und das Liniennetz deutlich ausgedünnt ist, entstehen gegenüber dem Normalangebot erhebliche zeitliche und räumliche Lücken. Diese können durch ein zusätzliches flexibles Angebot abgedeckt werden. Unter dieser Prämisse wurde das Programmsystem KOMET entwickelt. Die Innovation des Lösungsansatzes KOMET ist in der Kombination des Mehrfahrgast-Taxis und des bestehenden ÖPNV-Angebotes zu sehen. Für den Zu- und Abgang zum ÖPNV werden Taxen eingesetzt, so dass insgesamt ein Haustür-Haustür-System angeboten wird. Fußwege zur und von der Haltestelle, die zu einer Verlängerung der Reisezeit beitragen, entfallen. Im Rahmen der Untersuchung konnte gezeigt werden, dass sich die Ausgangssituation im Ballungsraum gegenüber dem ländlichen Raum für die Einrichtung eines flexiblen Angebotes günstiger darstellt. Rund 20 % der Besucher verlassen die Discothek in der gleichen Stunde. Dadurch ergibt sich gegenüber dem ländlichen Raum ein deutlich höheres Bündelungspotenzial. Als weiteren Vorteil ist die Möglichkeit der Einbeziehung des vorhandenen ÖPNVAngebotes aufzuführen, so dass auch bei der Zurücklegung größerer Entfernungen die Fahrtkosten nicht proportional ansteigen. 33 Dürholt, H.; Pfeiffer, M. & Deetjen, G. (2000). ÖPNV-Nutzung von Kindern und Jugendlichen Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Heft M 114, Bergisch Gladbach. 34 Das Fifty-Fifty-Ticket ermöglicht Jugendlichen zwischen 16 und 26 Jahren die Nutzung des Taxis zum halben Preis. 35 Bihn, F. et al. (1994). Differenzierte Bedienungsweisen im ÖPNV, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln. 36 Mehlert, Chr. (2001). Die Einführung des AnrufBus im ÖPNV, Bielefeld. Endbericht Universität Essen MoDis 77 Geringe Fahrpreise, eine wichtige Forderung Jugendlicher und junger Erwachsener, werden neben der Einbeziehung des ÖPNV durch das Matching (Bündelung) von Fahrtwünschen erzielt. Fahrgäste nutzen das Mehrfahrgast-Taxi zu der in Abhängigkeit des Fahrplans und des Bündelungspotenzials günstigsten Haltestelle und auch die günstigste Ausstiegshaltestelle wird durch das Programmsystem KOMET bestimmt. Bietet sich die ÖPNV-Nutzung unter Berücksichtigung verschiedener Randbedingungen, betreffend der Reisezeit und der Umsteigehäufigkeit nicht an, kann die Fahrt unter ausschließlicher Nutzung des Mehrfahrgast-Taxis zurückgelegt werden. Auf diese Weise wird den Jugendlichen eine Mobilitätsgarantie gegeben und der Forderung nach Zuverlässigkeit entsprochen.37 Insgesamt bleibt festzuhalten, dass der KOMET-Ansatz in weiten Teilen mit den Anforderungen Jugendlicher und junger Erwachsener an ein nächtliches ÖPNV-Angebot übereinstimmt. Es ist daher zu erwarten, dass dieses Angebot zu einer Erhöhung der ÖPNV-Nutzung und somit gleichzeitig zu einer Erhöhung der Sicherheit auf Disco-Wegen beitragen kann. Zur Überprüfung der Akzeptanz dieses Angebotes bedarf es weiterer Untersuchungen, die nur im Rahmen eines Pilotprojektes durchgeführt werden können. Eine Umsetzung des KOMET-Ansatzes in den Online-Betrieb wird deshalb angestrebt. Dabei gilt es vor allem die tatsächliche Zahlungsbereitschaft für das konkrete Angebot zu ermitteln. Das Programmsystem KOMET könnte in den Taxizentralen zweier benachbarter Kommunen eingeführt werden, so dass Fahrgäste innerhalb und zwischen diesen Städten das Angebot nutzen könnten. 9.2 Kommunikative und pädagogische Maßnahmen Die Untersuchung hat auch verdeutlicht, dass die Möglichkeiten hinsichtlich eines Fahrgastzuwachses durch eine Angebotsverbesserung allein nicht ausgeschöpft werden. Die meisten Jugendlichen kennen das bestehende nächtliche ÖPNV-Angebot nicht. Daraus geht hervor, dass im Rahmen dieser Untersuchung von vielen Befragten auch nicht das tatsächlich existierende ÖPNV-Angebot beurteilt, sondern frühere Erfahrungen oder sogar Erfahrungen anderer und somit Vorurteile auf das ÖPNV-Angebot projiziert wurden. Die Mehrheit der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen sieht in der Nutzung des derzeitigen ÖPNV-Angebotes keine Alternative zum Pkw. In erster Linie liegt dies an der fehlenden Übereinstimmung des Angebotes mit den Anforderungen. Als Ursache ist jedoch auch vielfach die mangelnde Auseinandersetzung mit dem Fahrplan zu sehen. Geeignete Marketing-Strategien, die auf die Nutzung des ÖPNV hinweisen, sind notwendig. In die Durchführung von Marketing-Aktionen in Discotheken müssen die Discothekenbetreiber einbezogen werden. Rund 70 % der Befragten wünschen sich in Discotheken die Bekanntgabe von Fahrplänen, sicherlich um sich auch noch spontan für die Nutzung des ÖPNV entscheiden zu können. Sinnvoller ist jedoch die Installation einer elektronischen Fahrplanauskunft, da auf diese Weise die Route schnell ermittelt werden kann. 37 Ach, M.; Ach, J. (2001). Keipenbus – erfolgreiches Modell eines flexiblen Freizeitverkehrs für junge Leute, in: Erfahrungen mit flexiblen Bedienweisen im ÖPNV während der Nachtstunden, Forschungsbericht aus dem Fachbereich Bauwesen, Nr. 88, Universität Essen. Endbericht Universität Essen MoDis 78 Neben der Bereitstellung von attraktiven Informationen durch die Verkehrsbetriebe ist auch die Verteilung von Werbegeschenken geeignet, Jugendliche auf das Angebot hinzuweisen.38 Werden, wie beim KOMET-Ansatz, Taxiunternehmen in die Umsetzung eines neuen Angebotes einbezogen, sind auch diese Partner bei der Entwicklung und Durchführung von Marketing-Strategien. Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema ist auch in Schulen möglich. Unter dem Stichwort „Sicherheitserziehung“ sollen Jugendliche erlernen, wie sie sich vor Gefahren im Verkehrsraum, wie Unfällen aber auch Belästigungen schützen.39 In Schulen bietet sich der Einsatz von Medien an und auch Diskussionen sind möglich. Aus diesem Grund wurde ein Präventionskonzept der Kategorie „positive Vorbilder und Handlungsempfehlungen“ entwickelt. In einem Film wird die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel auf Disco-Wegen propagiert. Es hat sich gezeigt, dass die Vorführung des Films im Rahmen einer Unterrichtseinheit Jugendliche auf das ÖPNV-Angebot aufmerksam machen kann. Die Erkenntnis von Schulze (1996), dass sich Jugendliche in Lebensstilgruppen einteilen lassen, konnte an der Bewertung des Films abgelesen werden. Es wurde deutlich, dass bei der Auswahl der Musik und der Umsetzung nicht der Geschmack aller Jugendlichen getroffen werden konnte. Auch bei der Beurteilung der Wirkung des Films auf die Verkehrsmittelwahl gingen die Meinungen auseinander. Ein Großteil der Befragten geht davon aus, dass sich wiederum durch den Film allein ihr faktisches Verhalten nicht ändern wird. Der Nutzen des Films wird vor allem in der Animation einer offenen Diskussion im Anschluss an die Vorführung des Films gesehen. An dieser Stelle können die Vorteile des ÖPNV, aber auch die Nachteile des Pkw herausgearbeitet werden. Auch das wichtige Konfliktfeld „Alkohol und Drogen im Straßenverkehr“ wird in dem Film behandelt und kann in der Diskussion aufgegriffen werden. Soziale Kompetenzen wie Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft und verantwortungsvolles Handeln sollen vermittelt werden. Entscheidend ist, dass die Lehrperson das Präventionsmaterial gutheißen kann und eine Diskussion anregt.40 Zu hoffen bleibt auch, dass sich die Klassenkameraden, die in gewisser Weise die Peer-Group darstellen, gegen Alkohol im Straßenverkehr aussprechen. Weniger gesichert ist die These, dass sich Lehrpersonen und Schüler mit der gleichen Intensität für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel einsetzen. Dies gilt insbesondere, wenn das ÖPNV-Angebot nicht bekannt ist. Gefragt ist deshalb die Initiative von Verkehrsunternehmen, die sich in der Bereitstellung von Informationsmaterial äußert. Nur wenn Jugendliche das ÖPNV-Angebot komfortabel zugänglich gemacht wird und sie dieses kennen, können sie darin eine Alternative zum Pkw sehen und das in ihren Augen günstige Verkehrsmittel auswählen. Gleichzeitig müssen Zahlen hinsichtlich des Sicherheitsvorteils öffentlicher Verkehrsmittel vor allem auf Disco-Wegen den Lehrpersonen bekannt sein. Letztendlich muss das Wort an die Lehrpersonen gerichtet werden, da diese die Möglichkeit haben, das Thema „Sicherheit auf Discowegen“ in den Unterricht einzubinden. Durch ihren Umgang mit dem Film und die Leitung der Diskussion können sie einen Beitrag zur Erhöhung der ÖPNV-Nutzung auf Disco-Wegen leisten. 38 Höhn, H. (2001). Die DiscoLinien der Rheinbahn, in: Erfahrungen mit flexiblen Bedienweisen im ÖPNV während der Nachtstunden, Forschungsbericht aus dem Fachbereich Bauwesen, Nr. 88, Universität Essen. 39 Limbourg, M.; Flade, A.; Schönharting, J. (2000). Mobilität im Kindes- und Jugendalter. Opladen: Leske + Budrich. 40 Schröder, I. (1998). „Spirit“ – Ein Kurzfilm zum Thema Alkohol am Steuer, in: Vom Risikoverhalten zur Risikokompetenz, Bonn. Endbericht Universität Essen MoDis 79 10 Zusammenfassung Ziel der Untersuchung war die Analyse der nächtlichen Freizeitmobilität junger Erwachsener in Ballungsgebieten sowie die Erhöhung der ÖPNV-Nutzung auf Disco-Wegen. Dabei wurde auf die Kombination eines pädagogischen mit einem verkehrsplanerischen Ansatz gesetzt. Es hat sich gezeigt, dass rund 30 % der Jugendlichen im Alter zwischen15 und 24 Jahren im Ballungsraum Rhein-Ruhr am Wochenende eine Disco aufsuchen. Überwiegend wird vor oder nach der Disco ein weiteres Ziel angesteuert, so dass Wegeketten entstehen. Der Großteil der befragten Discothekenbesucher bleibt innerhalb der Stadtgrenzen, teilweise werden jedoch auch große Entfernungen zurückgelegt. Zum Erreichen der Discotheken wird überwiegend der private Pkw genutzt, während der ÖPNV nur einen geringen Anteil ausmacht. Hintergrund dafür ist, dass das bisherige ÖPNV-Angebot den Anforderungen junger Erwachsener oft nicht gerecht wird und gleichzeitig ein schlechtes Image aufweist. Jugendliche orientieren sich an den Systemeigenschaften des Pkw und wünschen sich ein flexibleres Angebot, das eine schnelle und kostengünstige Heimfahrt garantiert. Damit sich Jugendliche und junge Erwachsene mit den Folgen von Pkw-Heimfahrten unter Drogen- und Alkoholeinfluss und der Möglichkeit der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel auseinandersetzen, wurde ein Film gedreht und in Schulen aller Schultypen gezeigt. In Diskussionen im Anschluss an die Vorführung des Films wurde deutlich, dass dieser eine sinnvolle Komponente eines integrierten verkehrspädagogisch/verkehrsplanerischen Ansatzes darstellt. Im verkehrsplanerischen Teil des Projektes wurde ein neues Angebotskonzept ÖPNVMehrfahrgast-Taxi („KOMET“) entwickelt und mit Hilfe eines Programmsystems getestet. Mehrfahrgast-Taxen sollen unter Einbeziehung des bestehenden ÖPNV-Angebotes eine bequeme und kostengünstige Rückfahrt gewährleisten. Die Eignung und Wirtschaftlichkeit dieses Ansatzes wurden anhand von Simulationsrechnungen überprüft. Es zeigte sich, dass der KOMET-Ansatz insoweit eigenwirtschaftlich betrieben werden kann, als er auf vorhandene Angebote zurückgreift und zu deren besserer Auslastung beiträgt. Durch Kombination eines flexiblen Mehrfahrgast-Taxis mit dem fahrplangebundenen ÖPNVAngebot ergeben sich für den Fahrgast verglichen mit dem konventionellen Taxi preisliche Vorteile. Gegenüber der ausschließlichen Nutzung von Bussen und Bahnen zeichnet sich das Angebot außerdem durch kürzere Reisezeiten aus. Die Zahlungsbereitschaft und der Fahrpreis liegen jedoch noch auseinander, so dass nur etwa 30 % der potenziellen Nutzer auch direkt angesprochen werden. Dass sich vor allem die Einbeziehung des schnellen ÖPNV als sinnvoll erwiesen hat, legt den Schluss nahe, dass sich der KOMET-Ansatz in besonderer Weise als Angebot für Wege innerhalb von Ballungsräumen eignet. Aber auch zur Verbesserung der Anbindung von Vororten und ländlichen Bereichen an den Ballungsraum kommt dieser Ansatz in Betracht. Als Fazit ist zu ziehen, dass die Nutzung von Mehrfahrgast-Taxen unter Einbeziehung des ÖPNV-Angebotes eine attraktive Alternative zur Nutzung des Pkw darstellt. Im Zuge einer Umsetzung des Konzepts wäre zu prüfen, ob die Differenz zwischen Zahlungsbereitschaft und Fahrpreis durch geeignete Maßnahmen (z.B. Einbeziehung des Fahrpreises in den Discothekeneintrittspreis) verringert werden kann. Endbericht Universität Essen MoDis 80 Literatur Ach, M.; Ach, J. (2001). Keipenbus – erfolgreiches Modell eines flexiblen Freizeitverkehrs für junge Leute, in: Erfahrungen mit flexiblen Bedienweisen im ÖPNV während der Nachtstunden, Forschungsbericht aus dem Fachbereich Bauwesen, Nr. 88, Universität Essen. Bauer, M. & Baab, R. (1995). Selbstkonzept und Persönlichkeitsstruktur alkoholauffälliger Kraftfahrer: Wie sehen sie sich selbst und wie werden sie von anderen eingeschätzt? Blutalkohol, 32, 8-25. Bihn, F. et al. (1994). 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Erfahrungen mit flexiblen Bedienweisen im ÖPNV während der Nachtstunden, Forschungsbericht aus dem Fachbereich Bauwesen, Nr. 88, Universität Essen. Endbericht Universität Essen MoDis 81 Schönharting, J., Bruckmann, D., Stöcker, K., et al. (2001). Grundlagen einer Differenzierung der RAS-N, Teil Stadtregionen, Schlussbericht, Forschungsprogramm Stadtverkehr, FE-Nr.: 77416/97, Bergisch Gladbach. Schröder, I. (1998). „Spirit“ – Ein Kurzfilm zum Thema Alkohol am Steuer, in: Vom Risikoverhalten zur Risikokompetenz, Bonn. Schulze, H. (1996). Lebensstil und Verkehrsverhalten junger Fahrer und Fahrerinnen, Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Heft M 56, Bergisch Gladbach. Schulze, H. (1998). Nächtliche Freizeitunfälle junger Fahrerinnen und Fahrer, Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Heft M 91, Bergisch Gladbach. Shell/ADAC-Studie (2000). „Junge Fahranfänger“, Hamburg und München. Statistisches Bundesamt (2001). Unfälle von 18-24-Jährigen im Straßenverkehr 2000. Wiesbaden. 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Dazu brauchen wir Deine Antworten. 1 Allgemeine Angaben 1.1 Persönliche Daten Straße (Angabe freiwillig): Angaben zum Wohnort Stadtteil: Stadt: Alter: Geschlecht: weiblich Führerscheinbesitz: nein männlich ❏ ❏ ja Steht für Discobesuche ein PKW zur Verfügung? ❏ für folgende Fahrzeuge: ❏ immer ❏ Wieviel Geld steht Dir im Monat zur Verfügung? __________DM meistens ❏ manchmal ❏ Wieviel Geld gibst Du pro Discobesuch aus? nie ❏ __________DM 1.2Allgemeine Angaben zu Disco-Besuchen Name und Ort der von Dir am häufigsten besuchten Discos: Wie oft besuchst Du eine Disco? 1 oder mehr mal pro Woche ❏ 2-3 mal pro Monat ❏ alle 1-2 Monate ❏ seltener als alle 2 Monate ❏ 1.)Name: 2.) Name: Stadt: Stadt: Bist Du bereits einmal zu Hause geblieben, da sich keine geeignete Fahrgelegenheit bot? oft ❏ selten ❏ nie ❏ ich war noch nie in einer Disco, weil:_____________________________________________________________________________ Endbericht Universität Essen MoDis 83 2 Angaben zum letzten Disco-Besuch 2.1 Angaben über alle Wege, die Du an diesem bestimmten Abend unternommen hast. Wann war Dein letzter Discobesuch? An welchem Ort hast Du an diesem Abend den ersten Weg begonnen? Datum:________________________________ Wochentag:______________________________ Wohnung Anderer ❏ Erster Weg Zu welchem Ziel hast Du diesen Weg unternommen? Zweiter Weg Ziel ❏ Freunde Kino ❏ nach Hause Bei Privatadressen bitte nur Stadtteil und Stadt angeben. Um wieviel Uhr hast Du diesen Weg begonnen? Um wieviel Uhr bist Du dort angekommen? Wie viele Personen haben Dich auf diesem Weg begleitet? Bist Du von dort aus weiteroder nach Hause gegangen/gefahren? Ziel Disco ❏ Freunde ❏ Kino ❏ Kneipe/Cafe ❏ nach Hause ❏ ❏ Freunde ❏ Kino ❏ Kneipe/Cafe ❏ nach Hause ❏ Disco ❏ ❏ Kneipe/Cafe ❏ nach Hause ❏ ❏ Anderes, und Anderes, und Anderes, und Anderes, und zwar:_____________ zwar:_____________ zwar:_____________ zwar:_____________ Zieladresse Zieladresse Zieladresse Zieladresse Name: Name: Name: Name: Straße: Straße: Straße: Straße: Stadtteil: Stadtteil: Stadtteil: Stadtteil: Stadt: Stadt: Stadt: Stadt: ____________Beginn ____________Beginn ____________Beginn ____________Beginn (Uhrzeit) (Uhrzeit) Verkehrsmittel Mit welchem Verkehrsmittel bzw. mit welchen Verkehrsmitteln bist Du zu Deinem Ziel Zu Fuß gelangt? Fahrrad Bitte alle benutzten Verkehrsmittel angeben! ❏ Kino ❏ Vierter Weg Ziel Disco Freunde ❏ Kneipe/Cafe Wo lag dieses Ziel? Dritter Weg Ziel Disco ❏ (Uhrzeit) Verkehrsmittel (Uhrzeit) Verkehrsmittel Verkehrsmittel ❏ Zu Fuß ❏ Zu Fuß ❏ Zu Fuß ❏ ❏ Fahrrad ❏ Fahrrad ❏ Fahrrad ❏ Mofa ❏ Mofa ❏ Mofa ❏ Mofa ❏ Moped, Motorrad ❏ Moped, Motorrad ❏ Moped, Motorrad ❏ Moped, Motorrad ❏ PKW als Fahrer ❏ PKW als Fahrer ❏ PKW als Fahrer ❏ PKW als Fahrer ❏ PKW als Mitfahrer ❏ PKW als Mitfahrer ❏ PKW als Mitfahrer ❏ PKW als Mitfahrer ❏ Bus ❏ Bus ❏ Bus ❏ Bus ❏ Straßenbahn ❏ Straßenbahn ❏ Straßenbahn ❏ Straßenbahn ❏ U-Bahn ❏ U-Bahn ❏ U-Bahn ❏ U-Bahn ❏ S-Bahn ❏ S-Bahn ❏ S-Bahn ❏ S-Bahn ❏ Eisenbahn ❏ Eisenbahn ❏ Eisenbahn ❏ Eisenbahn ❏ Anderes, und Anderes, und Anderes, und Anderes, und zwar:______________ zwar:______________ zwar:______________ zwar:______________ Ankunft____________ (Uhrzeit) Ankunft____________ (Uhrzeit) Ankunft____________ (Uhrzeit) Ankunft____________ (Uhrzeit) Anzahl der Personen _______ Personen Anzahl der Personen _______ Personen Anzahl der Personen _______ Personen Anzahl der Personen _______ Personen nein nein nein nein ❏ ja ❏ ❏ ja ❏ ❏ ja ❏ ❏ ja ❏ 2.2 Bei mehreren Discobesuchen pro Abend, Angaben bitte zum letzten Discobesuch schon vor dem Discobesuch während des Discobesuches erst kurz vor Verlassen der Disco ❏ ❏ ❏ Wann wusstest Du, mit wem Du die Disco verlassen würdest? ❏ ❏ ❏ Wann wusstest Du, mit welchem Verkehrsmittel Du die Disco verlassen würdest? ❏ ❏ ❏ Wann wusstest Du, wann Du die Disco verlassen würdest? Endbericht Universität Essen MoDis 84 2.3 Hast Du an diesem Abend andere Drogen genommen? Hast Du an diesem Abend Alkohol getrunken? ja ❏ ja ❏ Cannabis (Haschisch) ❏ Bis 10 DM Ecstasy ❏ zwischen 10 und 30 DM nein ❏ Gebe bitte die Getränke und die Anzahl der Gläser an. Getränke Wieviel Geld hast Du an diesem Abend ausgegeben? nein ❏ Anzahl ❏ ❏ zwischen 30 und 50 DM ❏ zwischen 50 und 80 DM ❏ 2.) zwischen 80 und 100 DM ❏ 3.) über 100 DM andere_________________________ ❏ 1.) ❏ 3 Präferenzen 3.1 Das stört mich an öffent- Das gefällt mir an öffentlichen Verkehrsmitteln: lichen Verkehrsmitteln: Fährst Du regelmäßig mit öffentlichen Verkehrsmitteln? ja 1.)_________________ 1.)__________________ 2.)_________________ 2.)__________________ 3.)_________________ 3.)__________________ nein zur Schule ❏ ❏ zu Freunden ❏ ❏ Bist Du schon einmal mit einem Discobzw. Nachtbus (Nachtexpress oder ähnlichem) gefahren? häufig ❏ manchmal ❏ selten ❏ nie ❏ und zwar in in die Innenstadt ❏ ❏ 4.)_________________ 4.)__________________ (Stadt):_________________________ 5.)_________________ 5.)__________________ von:_____________________________ sonst:_____________________ nach:____________________________ 3.2 Bist Du mit dem jetzigen Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln in der Nacht zufrieden? sehr zufrieden zufrieden ❏ ❏ nicht zufrieden ❏ sehr unzufrieden ❏ 3.3 Das stört mich am Fah- Das gefällt mir am Fahren mit dem Pkw: ren mit dem Pkw: Fährst Du regelmäßig als Fahrer oder Mitfahrer im Pkw? ja nein zur Schule ❏ ❏ zu Freunden ❏ ❏ in die Innenstadt ❏ ❏ 1.)_________________ 1.)__________________ 2.)_________________ 2.)__________________ 3.)_________________ 3.)__________________ 4.)_________________ 4.)__________________ 5.)_________________ 5.)__________________ Ist Dein Fahrzeug auf dem DiscoParkplatz schon einmal aufgebrochen oder beschädigt worden? ja ❏ nein ❏ sonst:_____________________ 3.4 Wunschzeitbereiche für Discobesuche Wann möchtest Du die (erste) Disco erreichen? Wann möchtest Du die (letzte) Disco verlassen? zwischen __________ und ___________ Uhr zwischen __________ und ___________ Uhr Endbericht Universität Essen MoDis 85 3.5Motive für die Verkehrsmittelwahl Was ist Dir wichtig auf dem Weg zur und von der Disco? ist mir sehr wichtig ist mir wichtig ist mir nicht wichtig ist mir völlig unwichtig kurze Fahrtzeit ❏ ❏ ❏ ❏ kurze Fußwege ❏ ❏ ❏ ❏ Alkoholgenuss vor und während der Fahrt ❏ ❏ ❏ ❏ Bequemlichkeit ❏ ❏ ❏ ❏ Fahren, wann man möchte ❏ ❏ ❏ ❏ geringe Kosten ❏ ❏ ❏ ❏ geringes Risiko, Opfer von Belästigung oder eines Überfalls zu werden ❏ ❏ ❏ ❏ Abenteuer/Nervenkitzel ❏ ❏ ❏ ❏ dass andere mein Verkehrsmittel bewundern ❏ ❏ ❏ ❏ geringes Unfallrisiko ❏ ❏ ❏ ❏ Geselligkeit ❏ ❏ ❏ ❏ Musik ❏ ❏ ❏ ❏ Privatsphäre ❏ ❏ ❏ ❏ Sauberkeit ❏ ❏ ❏ ❏ Unabhängigkeit ❏ ❏ ❏ ❏ Zuverlässigkeit ❏ ❏ ❏ ❏ hohe Geschwindigkeit ❏ ❏ ❏ ❏ Spaß ❏ ❏ ❏ ❏ Stressfreiheit ❏ ❏ ❏ ❏ Umweltfreundlichkeit ❏ ❏ ❏ ❏ sonstiges:1.)____________________ ❏ ❏ ❏ ❏ 3.6 Welchem Verkehrsmittel ordnest Du folgende Eigenschaften/Merkmale zu? Mehrfachnennungen möglich Busse/Bahnen Pkw Taxi kurze Fahrtzeit ❏ ❏ ❏ kurze Fußwege ❏ ❏ ❏ Alkoholgenuss vor und während der Fahrt ❏ ❏ ❏ Bequemlichkeit ❏ ❏ ❏ Fahren, wann man möchte ❏ ❏ ❏ geringe Kosten ❏ ❏ ❏ geringes Risiko, Opfer von Belästigung oder eines Überfalls zu werden ❏ ❏ ❏ Abenteuer/Nervenkitzel ❏ ❏ ❏ dass andere mein Verkehrsmittel bewundern ❏ ❏ ❏ geringes Unfallrisiko ❏ ❏ ❏ Geselligkeit ❏ ❏ ❏ Musik ❏ ❏ ❏ Privatsphäre ❏ ❏ ❏ Sauberkeit ❏ ❏ ❏ Unabhängigkeit ❏ ❏ ❏ Langeweile ❏ ❏ ❏ Zuverlässigkeit ❏ ❏ ❏ hohe Geschwindigkeit ❏ ❏ ❏ Spaß ❏ ❏ ❏ Stressfreiheit ❏ ❏ ❏ Umweltfreundlichkeit ❏ ❏ ❏ sonstiges:1.)_________________________________________ ❏ ❏ ❏ Endbericht Universität Essen MoDis 86 3.7 Welche Wünsche zur attraktiveren Gestaltung von Bussen und Bahnen hast Du? ist mir sehr wichtig ist mir wichtig ist mir nicht wichtig ist mir völlig unwichtig Bereitstellung von mehr Sicherheitspersonal ❏ ❏ ❏ ❏ besondere Einrichtung für jugendliche Fahrgäste (viele Farben, mehr Vierer) ❏ ❏ ❏ ❏ bessere Verbindungen ❏ ❏ ❏ ❏ häufigere Abfahrten ❏ ❏ ❏ ❏ freundlichere Busfahrer ❏ ❏ ❏ ❏ günstige Abfahrtszeiten sowohl hin als auch zurück ❏ ❏ ❏ ❏ kürzere Fahrtzeiten ❏ ❏ ❏ ❏ Musik ❏ ❏ ❏ ❏ Rufbusangebote ❏ ❏ ❏ ❏ niedriger Fahrpreis ❏ ❏ ❏ ❏ Bekanntgabe der Fahrpläne in den Discos ❏ ❏ ❏ ❏ saubere Busse und Haltestellen ❏ ❏ ❏ ❏ Verkauf von Getränken ❏ ❏ ❏ ❏ wohnortnahe Haltestellen, bzw. kurzer Fußweg zur Haltestelle ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ sonstiges: 1.) _____________________________ 2.) _____________________________ 3.) _____________________________ 3.8 Wie oft würdest Du öffentliche Verkehrsmittel für Deine Disco-Wege nutzen, wenn Deine Wünsche erfüllt würden? immer ❏ häufiger ❏ genauso häufig nie ❏ ❏ 3.9 Wie beurteilst Du die Fahrer öffentlicher Verkehrsmittel? Wie beurteilst Du die Anwesenheit von Sicherheitspersonal? sie sind überwiegend freundlich ich fühle mich sicherer ❏ sie sind überwiegend unfreundlich Sicherheitspersonal ist überflüssig ❏ sie sind überwiegend neutral ich fühle mich durch das Sicherheitsperso❏ nal überwacht ich habe kein Vertrauen zu dem Sicher❏ heitspersonal Deine Meinung: Endbericht Wieviel bist Du für ein Ticket bereit zu zahlen, das die ganze Nacht (zwischen 19 und 06 Uhr) gültig ist? ❏ ❏ ❏ ich habe keinen Kontakt zu den Fahrern ❏ bis 3 DM bis 5 DM ❏ ❏ bis 10 DM ❏ Deine Meinung: mehr als 10 DM ❏ Deine Meinung: Universität Essen MoDis 87 Nr. Befragung in Discotheken Frühjahr 2000 Allgemeine Angaben Uhrzeit der Befragung: Persönliche Daten Straße (Angabe freiwillig): Angaben zum Wohnort Stadtteil: Stadt: Beruf: Alter: Geschlecht: weiblich Besitzt Du einen Fühja rerschein? ❏ männlich ❏ ❏ nein ❏ Hinweg Mit welchem Verkehrsmittel bzw. mit welchen Verkehrsmitteln bist Du hierher gelangt? Verkehrsmittel Zu Fuß ❏ Bus ❏ Fahrrad ❏ Straßenbahn ❏ Mofa ❏ U-Bahn ❏ ❏ S-Bahn ❏ ❏ Eisenbahn ❏ Bitte alle benutzten VerMoped, Motorrad kehrsmittel angeben! PKW als Fahrer PKW als Mitfahrer ❏ Anderes, und zwar:_______________ Rückweg Mit welchem Verkehrsmittel bzw. mit welchen Verkehrsmitteln wirst Du die Heimfahrt antreten? Verkehrsmittel Zu Fuß ❏ Bus ❏ Fahrrad ❏ Straßenbahn ❏ Mofa ❏ U-Bahn ❏ ❏ S-Bahn ❏ ❏ Eisenbahn ❏ Weiß ich noch nicht ❏ Bitte alle benutzten VerMoped, Motorrad kehrsmittel angeben! PKW als Fahrer PKW als Mitfahrer ❏ Anderes, und zwar:_______________ Warum nutzt Du dieses Verkehrsmittel? Ausgaben Wieviel Geld gibst Du durchschnittlich pro Discobesuch aus? Wieviel Geld bist Du für ein Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr bereit zu zahlen, das die ganze Nacht (zwischen 19 und 06 Uhr) gültig ist? Endbericht Universität Essen MoDis 88 Befragung in Schulen Frühjahr 2001 Lehrer und Studierende Nr. Mo Nächtliche Freizeit bilität junger Erwachsener in Ballungsräumen - Möglichkeiten zur Erhöhung der ÖPNV-Nutzung auf wegen 1 Allgemeine Angaben Angaben Name: Stadt: zur Schule Welches Fach haben die Schüler nun normalerweise? __________________________________________ 2 Disco- In welcher Klasse/Jahrgangstufe Lehrer/-in haben Sie den Film vorgeführt? Studierende/r ❏ ❏ Film 2.1 Was gefällt Ihnen an dem Film? Was stört Sie an dem Film? 1.)____________________________________ 1.)____________________________________ 2.)____________________________________ 2.)____________________________________ 3.)____________________________________ 3.)____________________________________ 4.)____________________________________ 4.)____________________________________ 5.)____________________________________ 5.)____________________________________ Wie haben die Jugendlichen auf den Film reagiert? gelangweilt ❏ interessiert ❏ amüsiert ❏ gut gelaunt ❏ 2.2 stimme ich vollkommen zu stimme ich größtenteils zu stimme ich nicht zu widerspreche ich energisch Jugendlichen ist das Problem “Alkohol und Fahren” bewusst. ❏ ❏ ❏ ❏ Der Film kann dazu beitragen, dass Jugendliche Busse und Bahnen für Discobesuche nutzen. ❏ ❏ ❏ ❏ Die Jugendlichen können sich mit den Schauspielern identifizieren. ❏ ❏ ❏ ❏ Die Jugendlichen haben sich an der anschließenden Diskussion beteiligt. ❏ ❏ ❏ ❏ 2.3 Nutzen Sie den öffentlichen Personennahverkehr? oft ❏ manchmal ❏ selten ❏ nie ❏ 2.4 Sonstige Bemerkungen: Endbericht Universität Essen MoDis 89 Befragung in Schulen Frühjahr 2001 Nr.: Datum: 2 Allgemeine Angaben 1.1 Persönliche Daten Angaben Straße: zum Wohnort Stadtteil: Stadt: Angaben Name: zur Schule Stadt: Jahrgangsstufe/Klasse: Hast Du im letzten Jahr bereits an einer Befragung nein zum Discobus teilgenommen? ❏ ja ❏ ja ❏ Alter: Geschlecht: weiblich männlich ❏ Besitzt Du einen Pkw-Führerschein? nein Steht für Discobesuche ein PKW zur Verfügung? immer ❏ ❏ Wieviel Geld steht Dir im Monat zur Verfügung?__________DM ❏ meistens ❏ manchmal ❏ nie ❏ Wieviel Geld gibst Du pro Discobesuch aus?_________DM 1.2Allgemeine Angaben zu Disco-Besuchen Name und Stadt der von Dir am häufigsten besuchten Discos: Wie oft besuchst Du eine Disco? 1.)Name: 2.) Name: Warum gehst Du mit Deinen Freunden gerade in diese Discotheken? Mehr als 1 Mal pro Woche ❏ gemütlich ❏ 1 Mal pro Woche ❏ gute Musik ❏ Endbericht Universität Essen MoDis 90 Wie oft besuchst Du eine Disco? 2.) Name: 1.)Name: Warum gehst Du mit Deinen Freunden gerade in diese Discotheken? Mehr als 1 Mal pro Woche ❏ gemütlich ❏ 1 Mal pro Woche ❏ gute Musik ❏ 2-3 Mal pro Monat Stadt: ❏ alle 1-2 Monate seltener als alle 2 Monate Stadt: coole Leute ❏ bequem mit dem Auto zu erreichen ❏ ❏ bequem mit dem Bus zu erreichen ❏ ❏ ich war noch nie in einer Disco, weil: keine/geringe Eintrittskosten ______________________________ anderer Grund:________________________ ❏ 2 Angaben zum letzten Discobesuch 2.1 Angaben über alle Wege, die Du an diesem bestimmten Abend unternommen hast. Wann war Dein letzter Discobesuch? Datum:________________________________ An welchem Ort hast Du an diesem Abend den ersten Wohnung ❏ Weg begonnen? Wochentag:______________________________ Anderer ❏ Beispiel: zuerst bin ich ins Kino gegangen, dann in die Disco und anschließend nach Hause, Beschreibung des Heimweges bitte nicht vergessen!!! Erster Weg Zu welchem Ziel hast Du diesen Weg unternommen? Um wieviel Uhr hast Du diesen Weg begonnen? Endbericht Dritter Weg Vierter Weg Ziel Ziel Ziel Disco ❏ Disco ❏ Disco ❏ Disco ❏ Freunde ❏ Freunde ❏ Freunde ❏ Freunde ❏ Kino ❏ Kino ❏ Kino ❏ Kino ❏ Kneipe/Cafe ❏ Kneipe/Cafe ❏ Kneipe/Cafe ❏ Kneipe/Cafe ❏ nach Hause ❏ nach Hause ❏ nach Hause ❏ nach Hause ❏ Anderes, Wo lag dieses Ziel? Zweiter Weg Ziel und Anderes, und Anderes, und Anderes, und zwar:_____________ zwar:_____________ zwar:_____________ zwar:_____________ Zieladresse Name: Zieladresse Name: Zieladresse Name: Zieladresse Name: Straße: Straße: Straße: Straße: Stadtteil: Stadtteil: Stadtteil: Stadtteil: Stadt: Stadt: Stadt: Stadt: ____________Beginn (Uhrzeit) ____________Beginn (Uhrzeit) ____________Beginn (Uhrzeit) ____________Beginn (Uhrzeit) Universität Essen MoDis 91 Mit welchem Verkehrsmittel bzw. mit welchen Verkehrsmitteln bist Du zu Deinem Ziel gelangt? Bitte alle benutzten kehrsmittel angeben! Ver- ❏ Zu Fuß ❏ Zu Fuß ❏ Zu Fuß ❏ Fahrrad ❏ Fahrrad ❏ Fahrrad ❏ Fahrrad ❏ Mofa ❏ Mofa ❏ Mofa ❏ Mofa ❏ Moped, Motorrad ❏ Moped, Motorrad ❏ Moped, Motorrad ❏ Moped, Motorrad ❏ PKW als Fahrer ❏ PKW als Fahrer ❏ PKW als Fahrer ❏ PKW als Fahrer ❏ PKW als Mitfahrer ❏ PKW als Mitfahrer ❏ PKW als Mitfahrer ❏ PKW als Mitfahrer ❏ Bus ❏ Bus ❏ Bus ❏ Bus ❏ Straßenbahn ❏ Straßenbahn ❏ Straßenbahn ❏ Straßenbahn ❏ U-Bahn ❏ U-Bahn ❏ U-Bahn ❏ U-Bahn ❏ S-Bahn ❏ S-Bahn ❏ S-Bahn ❏ S-Bahn ❏ Eisenbahn ❏ Eisenbahn ❏ Eisenbahn ❏ Eisenbahn ❏ Anderes, Um wieviel Uhr bist Du dort angekommen? Verkehrsmittel Verkehrsmittel Verkehrsmittel Verkehrsmittel Zu Fuß und Anderes, und Anderes, und Anderes, und zwar:_____________ zwar:_____________ zwar:_____________ zwar:_____________ __________________ __________________ __________________ __________________ Ankunft____________ Ankunft____________ Ankunft____________ Ankunft____________ (Uhrzeit) (Uhrzeit) (Uhrzeit) (Uhrzeit) 2.2 Hast Du an diesem Abend andere Drogen genommen? Hast Du an diesem Abend Alkohol getrunken? ja ❏ ja ❏ Cannabis (Haschisch) ❏ bis 10 DM ❏ Ecstasy ❏ zwischen 10 und 30 DM ❏ nein ❏ Gebe bitte die Getränke und die Anzahl der Gläser an. Getränke Wieviel Geld hast Du an diesem Abend ausgegeben? nein ❏ Anzahl zwischen 30 und 50 DM ❏ zwischen 50 und 80 DM ❏ 2.) zwischen 80 und 100 DM ❏ 3.) über 100 DM ❏ andere_________________________ ❏ 1.) 3 Präferenzen 3.1 Bist Du schon einmal mit einem Disco- bzw. Nachtbus (Nachtexpress oder ähnlichem) Wann fahren die Nachtbusse in Deiner Stadt? gefahren? Erste Fahrt häufig ❏ manchmal ❏ __________ von Freitag auf ❏ ❏ selten nie Samstag (Uhrzeit) __________ und zwar in von Samstag auf (Stadt):___________________ Sonntag (Uhrzeit) Letzte Fahrt __________ (Uhrzeit) __________ (Uhrzeit) Seit wann kennst Du das Angebot? von:______________________ seit heute ❏ nach:_____________________ schon lange ❏ 3.2 Bist Du mit dem jetzigen Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln in der Nacht zufrieden? sehr zufrieden Endbericht ❏ zufrieden ❏ nicht zufrieden ❏ sehr unzufrieden Universität Essen ❏ MoDis 92 4 Motive für die Verkehrsmittelwahl 4.1 5 Welche Wünsche zur attraktiveren Gestaltung von Bussen und Bahnen hast Du? ist mir sehr wichtig ist mir wichtig ist mir nicht wichtig ist mir völlig unwichtig Bereitstellung von mehr Sicherheitspersonal ❏ ❏ ❏ ❏ besondere Einrichtung für jugendliche Fahrgäste (viele Farben, mehr Vierer) ❏ ❏ ❏ ❏ bessere Verbindungen ❏ ❏ ❏ ❏ häufigere Abfahrten ❏ ❏ ❏ ❏ freundlichere Busfahrer ❏ ❏ ❏ ❏ günstige Abfahrtszeiten sowohl hin als auch zurück ❏ ❏ ❏ ❏ kürzere Fahrtzeiten ❏ ❏ ❏ ❏ Musik ❏ ❏ ❏ ❏ niedriger Fahrpreis ❏ ❏ ❏ ❏ Bekanntgabe der Fahrpläne in den Discos ❏ ❏ ❏ ❏ saubere Busse und Haltestellen ❏ ❏ ❏ ❏ Verkauf von Getränken ❏ ❏ ❏ ❏ wohnortnahe Haltestellen, bzw. kurzer Fußweg zur Haltestelle ❏ ❏ ❏ ❏ sonstiges: 1.)_______________ ❏ ❏ ❏ ❏ sonstiges: 2.)_______________ ❏ ❏ ❏ ❏ Film 5.1 Was gefällt Dir an dem Film? Was stört Dich an dem Film? 1.)______________________________ 1.)______________________________ 2.)______________________________ 2.)______________________________ 3.)______________________________ 3.)______________________________ 4.)______________________________ 4.)______________________________ 5.)______________________________ 5.)______________________________ Welche Situation hast Du selbst schon erlebt? Ich bin von der Polizei angehalten worden ❏ Meine Eltern machen sich Sorgen, ❏ wann und wie ich nach Hause komme. Mein Fahrer/in hat Alkohol getrunken ❏ und ich fahre trotzdem mit. Gute Stimmung im Bus auf dem Rückweg ❏ 5.2 Wie oft wirst Du in Zukunft öffentimmer liche Verkehrsmittel nutzen? ❏ häufiger ❏ genauso häufig ❏ weiterhin nie ❏ Wie beurteilst Du das Image von gut Bussen und Bahnen? ❏ es geht so ❏ schlecht ❏ sehr schlecht ❏ 5.3 Sollte in Deutschland die 0,0 Promillegrenze einführt werden? ja nein ❏ ❏ 5.4 Wie hat der Film auf Dich gewirkt? stimme ich vollkommen zu stimme ich größtenteils zu stimme ich nicht zu widerspreche ich energisch Der Film hat meine Einstellung zum ÖPNV verbessert! ❏ ❏ ❏ ❏ Ich werde in Zukunft häufiger den Bus nach der Disco nutzen! ❏ ❏ ❏ ❏ Ich gehe in Discotheken, die ich mit dem Bus erreichen kann! ❏ ❏ ❏ ❏ Ich werde in Zukunft keine Drogen nehmen, wenn ich einen Pkw steuere! ❏ ❏ ❏ ❏ Endbericht Universität Essen MoDis 93 Ich werde in Zukunft kein Alkohol trinken, wenn ich einen Pkw steuere! ❏ ❏ ❏ ❏ Wenn der Bus so aussähe, würde ich ihn häufiger nutzen! ❏ ❏ ❏ ❏ stimme ich vollkommen zu stimme ich größtenteils zu stimme ich nicht zu widerspreche ich energisch Der Film verbessert die Einstellung zum ÖPNV! ❏ ❏ ❏ ❏ Jugendliche werden in Zukunft häufiger den Bus nach der Disco nutzen! ❏ ❏ ❏ ❏ Jugendliche werden eher in Discotheken gehen, die man mit dem Bus erreichen kann! ❏ ❏ ❏ ❏ Jugendliche werden in Zukunft seltener Drogen nehmen, wenn sie einen Pkw steuern! ❏ ❏ ❏ ❏ Jugendliche werden in Zukunft seltener Alkohol trinken, wenn sie einen Pkw steuern! ❏ ❏ ❏ ❏ Wenn der Bus so aussähe, würden mehr Leute ihn benutzen! ❏ ❏ ❏ ❏ stimme ich vollkommen zu stimme ich größtenteils zu stimme ich nicht zu widerspreche ich energisch Der Film ist langweilig! ❏ ❏ ❏ ❏ Ich kann mich mit den Schauspielern identifizieren! ❏ ❏ ❏ ❏ Die Musik in dem Film gefällt mir! ❏ ❏ ❏ ❏ Man weiß nicht, was der Film soll! ❏ ❏ ❏ ❏ Alkoholkonsum wird in dem Film verharmlost! ❏ ❏ ❏ ❏ Solche Busse gibt es in der Realität nicht! ❏ ❏ ❏ ❏ 5.5 Wie wirkt der Film auf andere? 5.6 Wie beurteilst Du den Film? Für mehr Informationen zu diesem Projekt steht unsere Internet-Seite zur Verfügung. Die Adresse lautet: www.modis.uni-essen.de Du kannst Dich jedoch mit Fragen oder weiteren Verbesserungsvorschlägen bezüglich Endbericht Universität Essen MoDis 94 des Angebots an öffentlichen Verkehrsmitteln auch gerne direkt an uns wenden. Prof. Dr. Maria Limbourg Fachbereich Erziehungswissenschaft, Psychologie, Sport Universität Essen Universitätsstraße 11 45117 Essen Tel. 0201-183 3756 oder 183 3567 Fax 0201-183 4268 e-mail: maria.limbourg@uni-essen.de www.uni-essen.de/traffic_education/ Befragung von Studierenden Frühjahr 2002 Dipl.-Ing. Sandra Rode Fachgebiet Verkehrswesen und Verkehrsbau Universität Essen Universitätsstraße 15 45117 Essen Tel. 0201-183 3603 Fax 0201-183 2704 e-mail: sandra.rode@uni-essen.de www.traffic.uni-essen.de Nächtliche Freizeitmobilität junger Erwachsener in Ballungsräumen -Möglichkeiten zur Erhöhung der ÖPNV-Nutzung auf DiscoWegen Persönliche Angaben Alter Geschlecht In welcher Stadt wohnen Sie? Wieviel Geld geben Sie durchschnittlich pro Abendveranstaltung aus? Wieviel Geld würden Sie bezahlen, um statt 30 Minuten nur 15 Minuten für die Rückfahrt zu brauchen? weiblich männlich ❏ ❏ € €0❏ €1❏ €2❏ €3❏ €5❏ Sie besuchen in der Nacht von Samstag auf Sonntag eine Disco (oder sonst. Veranstaltung). Sie wollten Alkohol trinken und haben deshalb bereits für den Hinweg öffentliche Verkehrsmittel genutzt. Um 3:30 Uhr beschließen Sie, dass es Zeit für den Heimweg ist. Ihre Wohnung liegt in 15 km Entfernung. Sie haben folgende Möglichkeiten nach Hause zu kommen, die sich in der Startwartezeit, der Reisezeit (ohne Startwartezeit), den Kosten und der Umsteigehäufigkeit unterscheiden. Szenario 1 Fuß – Bus – Bus – Fuß Endbericht Universität Essen MoDis 95 Startwartezeit: 1 Stunde Reisezeit: 1 Stunde Kosten: € 1.50 Umsteigehäufigkeit: 1 Wartezeit o.k. ❏ Wartezeit zu lang ❏ Reisezeit o.k. ❏ Reisezeit zu lang ❏ Kosten angemessen ❏ Kosten zu hoch ❏ Umsteigen o.k. ❏ Umsteigen zu oft❏ Szenario 2 Taxi – Bus – Bus – Taxi Startwartezeit: 45 Minuten Reisezeit: 45 Minuten Kosten: € 2.50 Umsteigehäufigkeit: 3 Wartezeit o.k. ❏ Reisezeit o.k. ❏ Kosten angemessen ❏ Umsteigen o.k. ❏ Wartezeit zu lang Reisezeit zu lang Kosten zu hoch Umsteigen zu oft ❏ ❏ ❏ ❏ Szenario 3 Taxi – Bus –Taxi Startwartezeit: 30 Minuten Reisezeit: 30 Minuten Kosten: € 3.50 Umsteigehäufigkeit: 2 Wartezeit o.k. ❏ Reisezeit o.k. ❏ Kosten angemessen ❏ Umsteigen o.k. ❏ Wartezeit zu lang Reisezeit zu lang Kosten zu hoch Umsteigen zu oft ❏ ❏ ❏ ❏ Szenario 4 Taxi Startwartezeit: 10 Minuten Reisezeit: 20 Minuten Kosten: € 7.00 Umsteigehäufigkeit: 0 Wartezeit o.k. ❏ Reisezeit o.k. ❏ Kosten angemessen ❏ Umsteigen o.k. ❏ Wartezeit zu lang Reisezeit zu lang Kosten zu hoch Umsteigen zu oft ❏ ❏ ❏ ❏ Welches Szenario würden Sie wählen? Welche Kosten halten Sie für die Szenrien für angemessen? Szenario 1 Fuß – Bus – Bus – Fuß Szenario 2 Taxi – Bus – Bus – Taxi Szenario 3 Taxi – Bus – Taxi Szenario 4 Taxi Szenario 1: Szenario 2: Szenario 3: Szenario 4: Endbericht ❏ ❏ ❏ ❏ € € € € Universität Essen