Gemeinschaftsarbeiten im Textilunterricht
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Gemeinschaftsarbeiten im Textilunterricht
Gemeinschaftserziehung im Textilunterricht GemeinschaftEin Weg vom ICH zum DU und weiter zum WIR In den Mittelpunkt der didaktischen Intention des Textilunterrichts wird hier die Erziehungsarbeit gelegt. Welchen Erkenntnisgewinn die Erziehungsarbeit im Textilunterricht und ihre Behandlung im Unterricht verspricht, möchte ich mit diesem Fachbeitrag anhand der pädagogischen Umsetzung aufzeigen und diese anhand von Theorie und Praxisbezug dokumentieren. Erziehung versucht immer, eine Antwort auf gegenwärtige, gesellschaftliche und kulturelle Bedingungen zu geben, ebenso wie sie versucht, auf zukünftige Anforderungen vorzubereiten. Die Frage, wie auf der Basis von Erziehungsarbeit und textiler Werkpraxis pädagogisch gehandelt werden kann, hängt mit den Zielen, die wir uns stellen zusammen. Diese Ziele richten sich auf das Prinzip der gemeinschaftlichen Einbindung bei gleichzeitiger Anerkennung und Differenz. Der Gemeinschaftssinn bildet sich nur dann aus, wenn unsere Unterrichtskonzepte einer modernen, sozialen Gesellschaft entsprechen: gewaltfrei, fair, respektvoll, rücksichtsvoll, vermittlungsfähig – kooperativ und teamorientiert. Wichtig ist dabei aber auch der Spielraum für Gefühle, die Zeit für Besinnungen sowie die Neu-Ordnungen und Annahmen aller Kinder. Fragen, die wir uns immer wieder stellen müssen: • Habe ich eine klare Vorstellung von den wichtigsten Zielen für meine Klasse, für die Lerngruppen, für einzelne Schülerinnen und Schüler? • Bemühe ich mich um einen Ausgleich zwischen meinen Aktivitäten und den Handlungen, die aus den Interessen der Lernenden hervorgehen? • Denke ich genügend an eine Mischung von Gruppenarbeit, von Freiarbeit, von Projektarbeit, Partner- und Einzelarbeit? • Nehme ich das, was Schülerinnen und Schüler wirklich beschäftigt, in meinen Unterricht auf? • Kann ich Schülern helfen, ihren eigenen Lernweg zu finden? • Was tue ich dafür, dass alle Schülerinnen und Schüler lernen, selbstständig und konzentriert zu arbeiten? Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung / Seite 1 Andrea Ladstätter Zur Verwirklichung dieser Fragen sind folgende Ziele zu beachten: Jede Schülerin, jeder Schüler ¾ soll in einer verständnisvollen Umgebung den wertschätzenden Umgang mit Mitschülern und Lehrern lernen ¾ soll die Kommunikationsfähigkeit ausbilden und festigen können ¾ soll angstfrei und gleichzeitig respektvoll in der Gemeinschaft wachsen und gestärkt werden ¾ soll sich in seiner Welt zurechtfinden und seine Gefühle und Kreativität einbringen können ¾ soll eine gute Arbeitshaltung finden und richtiges Lernen lernen. Kann der Textilunterricht Erziehungsarbeit leisten? Der Textilunterricht hat von seiner Aufgabenstellung her die Chance, eine Balance zwischen Kreativitätsentwicklung durch handwerkliches Tun und der gedanklichen Entwicklung von Wirklichkeit herzustellen. Daher muss die Förderung der Kreativität ein wichtiges pädagogisches Ziel bilden und als erzieherische Aufgabe ernst genommen werden. Dabei setzt aber auch das gemeinsame Handeln Eigeninitiative, Eigenverantwortung und Kooperationsfähigkeit sowie soziale Verhaltensweisen und Wertorientierungen aller Beteiligten voraus. Diese Schlüsselqualifikationen können wir im Textilunterricht fördern und in gemeinsamen Vorhaben mit fächerübergreifenden Themen realisieren. Der didaktische Grundsatz – „ Soziales Lernen „ im Lehrplan der Grundschule zeigt uns folgendes auf: „Die Förderung der Persönlichkeit der Kinder zielt einerseits auf die Stärkung des Selbstwertgefühles und andererseits auf die Entwicklung des Verständnisses für andere ab. In besonderer Weise ermöglicht diese: das Mit- und Voneinanderlernen, das gegenseitige Helfen und Unterstützen, das Erwerben einfacher Umgangsformen, das Entwickeln und Akzeptieren von Regeln bzw. eines Ordnungsrahmens als Bedingung für Unterricht, das gewaltfreie Lösen bzw. Vermeiden von Konflikten, das Erkennen und Durchleuchten von Vorurteilen, das ansatzweise Verständnis für Manipulation, die Sensibilisierung für Geschlechterrollen.“ Dazu können wir verschiedene Unterrichtskonzepte entwickeln und vielfältigste Situationen für das soziale Lernen anbieten. Denn im gemeinsamen Handeln lernen die Schüler, ihre Arbeiten aufeinander abzustimmen und ihre gestalterischen Fähigkeiten – Entwerfen, Planen, Anordnen, Ergänzen – in das gemeinsame Vorhaben einzubringen. Dabei kann die Motivation der Schüler gesteigert werden, indem Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung / Seite 2 Andrea Ladstätter sie sehen, dass sie zu dem gemeinsamen Werk sichtbar beigetragen haben. Gemeinschaftswerke bieten vielfältige Möglichkeiten zur Verwirklichung von Erziehungszielen. Vor allem im Hinblick auf das soziale Lernen und auf die Persönlichkeitsentwicklung leisten sie einen wesentlichen Beitrag. Denn Beziehungen entstehen durch gemeinsame Gespräche und gemeinsame Aktivitäten. Zusammen erlebte Aktivitäten wiederum bieten die Basis für Gespräche. Die Ergebnisse der gemeinsamen Planungsprozesse werden in konkretes Handeln umgesetzt und damit dem engeren oder weiteren Lebensumfeld präsentiert. Ein Werk soll entstehen • aus Ideen / aus der Konzeption Es wird z.B. ein Rahmenthema gestellt und dazu sollen individuelle Arbeiten gefertigt werden. • aus dem konkreten Handeln Während dieser Umsetzungsphase werden vielfältige Erfahrungen und Fertigkeiten gesammelt. Dabei kann es geschehen, dass die zunächst vorgestellten Arbeiten weiter verändert und den Erfordernissen angepasst werden, dies wird durch das spontane Variieren einer Arbeit ermöglicht. • aus dem gemeinsamen Handeln Wenn das Produkt fertig gestellt ist, betrachten die Kinder das geschaffene Werk. Die Schülerinnen und Schüler sind stolz darauf. Sie sind motiviert und freuen sich schon wieder auf eine neue Arbeit - Stolz und Freude erwächst daraus! Einzelstolz WIR - Bewusstsein (das eigene Stück) (das Gemeinschaftswerk) Erziehungswissenschaftliche Sicht Soziologische Sicht Einzelförderung Gemeinschaftssinn Das „Aufeinander-Bezogen-Sein“ zeigt die Bedeutung der Einzelleistung für die Teamleistung und macht deutlich, dass Zuverlässigkeit eine wesentliche Voraussetzung ist und daraus entsteht die „WIR-GESINNUNG“ Man kann zwischen drei Gemeinschaften unterscheiden: Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung / Seite 3 Andrea Ladstätter Bildungsgemeinschaft Tatgemeinschaft Erlebnisgemeinschaft a.) neues Lernen a.) Ideen einbringen a.) gemeinsames Gestalten b.) gemeinsames Gestalten b.) voneinander Lernen b.) Präsentationen c.) aus Fehlern lernen c.) man schafft ein c.) Endprodukte evaluieren d.) Üben Gemeinschaftswerk e.) Fertigkeiten lernen d.) Verknüpfung mit anderen Aktivitäten f.) soziales Lernen e.) Wettbewerb Fazit: Fazit: Fazit: es geht um gleiches es geht um gleiches es geht um gleiches Interesse Wollen Fühlen Definition - Gemeinschaftsarbeit? Eine Gemeinschaftsarbeit ist ein Produkt, ein Ertrag, eine Folge, ein Ergebnis aufgrund einer bestimmten zuvor erbrachten Leistung, die durch mehrerer Beteiligter entstanden ist. Sie dokumentiert verschiedene Ideen, Konzepte und Fertigkeiten der Arbeitsgruppe. Dabei führt der Weg von der Entwicklung möglichst vieler positiver „Ich- und Du – Beziehungen“ über den Aufbau eines „Wir – Bewusstseins“ zur gemeinsamen Verantwortung aller für alle in der Gruppe und zum Mitleben in einer lebendigen Schulgemeinschaft. Das „Miteinander – Arbeiten“ zielt auf das: ¾ Soziale Erlebnis ¾ Das Team – Erlebnis ¾ Das Erlebnis des Offen Seins für andere ¾ Des Füreinander – Arbeitens ¾ Des Miteinander – Freuens ¾ Der gegenseitigen Wertschätzung ¾ Des Wir – Bewusstseins Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung / Seite 4 Andrea Ladstätter Wir können im Textilunterricht verschiedene Möglichkeiten dazu bieten: 1. DIE PARTNERARBEIT Die Partnerarbeit ist eine Form der Zusammenarbeit für eine bestimmte Aufgabe von zusammengeführten Schülerpaaren. Sie steht ebenso wie die Einzelarbeit mit dem Klassenunterricht im Wechsel, ermöglicht aber im Gegensatz zu dieser und in Übereinstimmung mit der Gruppenarbeit sowohl die sachliche als auch die soziale Begegnung. Vom Gruppenunterricht unterscheidet sie sich durch die Zahl derer, die aufeinander bezogen sind, und durch die geringeren und einfacheren Sozialleistungen. Im Mittelpunkt der Partnerschaft steht ein meist arbeitsgleicher Arbeitsauftrag, der in Kooperation beider Partner bearbeitet wird. Der Begriff der Partnerarbeit lässt sich nach seinem didaktischen Ort näher differenzieren in ¾ Partnerarbeit ¾ Partnerübung ¾ Partnerkontrolle So erarbeiten die Partner gemeinsam die Versuchsplanung für ein textiles Experiment. Als Voraussetzung bzw. Kriterien ergaben sich aus unseren Erfahrungen aus der Praxis zum einen die Zuneigung der Partner und zum anderen ein entweder ausgeglichenes Dominanzverhältnis der Partner oder aber ein starker Unterschied im Dominanzverhalten, d.h., entweder verwandte oder sich ergänzende Schülercharaktere kooperieren erfolgreich miteinander. Diese Ergebnisse sprechen dafür, Schüler mit gleichem Leistungs- und Sozialverhalten zusammenarbeiten zu lassen, weisen aber auch auf die Effektivität des so genannten Helfersystems hin, bei dem ein leistungsschwächerer Schüler von einem leistungsstarkem Schüler unterstützt wird. 2. DIE GRUPPENARBEIT Bei der Gruppenarbeit wird der Klassenverband in kleine Gruppen mit höchstens 6 Mitgliedern aufgeteilt. Durch weit gehende Ausschaltung des Lehrers kommt es bei der Gruppenarbeit ebenso wie in der Partnerarbeit zu einer Verbindung von Sachlernen und Soziallernen. Die Gruppenarbeit begünstigt vor allem im Gegensatz zu einem ausschließlichen Klassenunterricht einen sozialintegrativen Führungsstil des Lehrers sowie die Selbstständigkeit und Kooperation der Schüler. Für die Gruppenarbeit sind klar verständliche und vor allem kindgemäße Arbeitsaufgaben besonders wichtig. Ebenso müssen gute Arbeitsbedingungen und die entsprechenden Arbeitsmittel vorhanden sein. Durch den Lehrer wird die Arbeitskontrolle unauffällig durchgeführt, die Arbeitsergebnisse werden in der Klasse ausgewertet. Diese Sozialform führt zur Beherrschung guter Arbeitsformen und Arbeitstechniken und erzieht zum gegenseitigen Helfen. Sie hat somit sowohl didaktische wie auch pädagogische Vorzüge. Die Gruppenarbeit bietet sich dazu an, Außenseiter zu integrieren, was sehr Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung / Seite 5 Andrea Ladstätter wichtig ist, denn die „Selbsteinschätzung und das Selbstbewusstsein eines Menschen sind nämlich weit gehend eine Spiegelung seiner Anerkennung durch die Gruppe“. Ein weiterer Vorteil der Gruppenarbeit liegt darin, dass ein zum Lernen oder zum Unterrichtsfach negativ eingestellter Schüler durch eine Gruppe mit positiver Arbeitshaltung günstig beeinflusst wird. Die Gruppenarbeit erfordert neben den Voraussetzungen, die auch für die Einzelarbeit und die Partnerarbeit Gültigkeit haben, ein entsprechendes soziales Verhalten der Schüler. Nach ihrem didaktischen Ort ist sie einzuteilen in die vorarbeitende, verarbeitende, weiterführende und erarbeitende Gruppenarbeit. Im Regelfall wird die Gruppenarbeit in eine Phase des Unterrichts eingesetzt und wird vom Klassenunterricht vorbereitet und ausgewertet. Auf höheren Klassenstufen ist die Gruppenarbeit auch über mehrere Unterrichtsstunden hinweg durchführbar. An Grundformen der Gruppenarbeit sind die arbeitsgleiche und arbeitsteilige Gruppenarbeit zu unterscheiden. Bei der arbeitsgleichen Gruppenarbeit erhalten alle Gruppen den gleichen Arbeitsauftrag. Ihr Einsatz erfordert neben den bereits erläuterten Voraussetzungen die Beherrschung der Partnerarbeit. Zudem müssen die Inhaltsstrukturen des Themas eine Gruppenarbeit zulassen und entsprechend didaktischmethodisch aufbereitete Medien vorhanden sein. 3. TEAMARBEIT Die anspruchsvollste Form ein Gemeinschaftswerk zu gestalten ist die Teamarbeit. Dabei wird die Arbeit je nach Fähigkeiten und Begabungen verteilt. Die Kinder lernen die eigenen Fähigkeiten und Stärken zu erkennen und auch die der anderen. Das Prinzip der Arbeitsteilung und Spezialisierung kann durch eine Teamarbeit verdeutlicht werden. Geduld mit den anderen zu haben und eine Sache, so wie sie andere machen, zu akzeptieren und anzunehmen, fällt den Kindern nicht immer leicht. Eine Teamarbeit ist hervorragend dazu geeignet die im Lehrplan geforderte Differenzierung und „persönliche Schwerpunktbildung in der Anwendung der textilen Arbeitsverfahren“ zu verwirklichen. Das fertige Produkt gehört dann der ganzen Klasse. Es kann nicht mehr aufgeteilt und von den einzelnen Schülern mit nach Hause genommen werden. Die Kinder müssen lernen, das zu akzeptieren. Der didaktische Einsatz im Textilunterricht: In meiner Alternativveranstaltung an der Pädagogischen Akademie in Innsbruck zum Thema: „Gemeinschaftserziehung – Gemeinschaftsarbeit“ im Bereich der Textilen Werkerziehung – Didaktik konnten Studierende über die verschiedenen Organisationsstrukturen des Textilunterrichts bis hin zur Gemeinschaftsarbeit persönliche Einblicke gewinnen. Erste Erfahrungen sammelten sie durch gezielte Aufträge - im Vordergrund stand dabei das selbstständige Planen und Handeln mit dem Aspekt der Erziehungsarbeit. Insgesamt nehmen die Unterrichtsbeispiele und Materialien Bezug auf die neue Ordnung des Lernens. Mittels ausgewählter Sichtweisen wurde die textile Alltagswirklichkeit für die Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung / Seite 6 Andrea Ladstätter Schülerinnen und Schüler in einer offenen Weise rekonstruiert und mit dem Ziel einen Bildungswert zu gewinnen, der nicht nur auf den Erwerb non neuem Wissen und neuen Erkenntnissen basiert, sondern auf Personalisation und Sozialisation der Schülerinnen und Schüler zurückzuführen ist. Um Lernkompetenz zu erreichen, berücksichtigen die vorgeschlagenen Unterrichtsthemen, dass Schülerinnen und Schüler individuelle Lerninteressen einbringen, selbstgesteuertes Lernen erproben und subjektiv „ Lernsinn“ entdecken. Welche Schlüsselqualifikationen durch Kompetenzerwerb in der Auseinandersetzung mit den geplanten Unterrichtsthemen zu erreichen sind, möchte ich nun aufzeigen: ¾ Aus erziehungswissenschaftlicher Sicht wurde versucht darzulegen, in welcher Weise die Textile Werkerziehung einen wesentlichen Beitrag zur Grundbildung der einzelnen Schüler leisten kann um die erforderlichen Kompetenzen für Gegenwart und Zukunft zu ermöglichen. ¾ Aus soziologischer Perspektive wurde aufgezeigt, wie gerade das fächerzusammenführende Arbeiten in besonderem Maße kindgemäße Lebensnähe und erhöhte Sinnhaftigkeit bewirken kann. Auf der Basis der Ausführungen betreffend Teamgeist und Teamgesinnung kamen durch das erfreuliche Engagement unserer Studierenden Gruppenarbeiten zu Stande, die schultypenspezifisch einem modernen Textilen Werkunterricht entsprechen. ¾ Aus werkdidaktischer Position waren das Entwickeln einer Idee von der Planung bis zum fertigen Produkt, das Erkunden von Werkstoffeigenschaften und Verarbeitungsmöglichkeiten verschiedener Techniken Inhalte dieser Veranstaltung. Mit einem Blick in die Zukunft lässt sich hier dem Fachbereich eine neue pädagogische Richtung verleihen. Hier könnte der Ort der systematischen Vermittlung arbeitsbezogener Kompetenzen werden – Pläne werden angefertigt, Prozesse organisiert, Arbeitsteams gebildet, Verantwortung verteilt, Arbeitsschritte koordiniert, Produkte hergestellt, Präsentationen aufbereitet und Ergebnisse evaluiert. Das gesamte Feld moderner Innovationsstrategien kann hier Einzug halten. ¾ Aus der Sicht der Praxis mussten die in den Studienveranstaltungen erarbeiteten Inhalte und Produkte einen sehr großen schulpraktischen Nützlichkeitsaspekt aufweisen. Auch wurde den Studierenden die Möglichkeit geboten Erarbeitetes im Praxisfeld Schule anzuwenden und zu erproben. Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung / Seite 7 Andrea Ladstätter Schlüsselqualifikationen durch Kompetenzerwerb Sachkompetenz Methodenkompetenz Selbstkompetenz Sozialkompetenz Handhabung textiler Planungsfähigkeit Gestaltungsfähigkeit Kommunikationfähigkeit Gestaltungstechniken Verstehen von Problemlösungsfähigkeit Selbsttätigkeit und Sachzusammenhängen Kreativer Umgang mit Kooperationsfähigkeit Selbstständigkeit Handlungsfähigkeit Wahrnehmungsfähigkeit Kritikfähigkeit textilem Material Schlussbemerkung: Unser Ziel war es mit textilem Material Unterrichtssituationen zu schaffen, welche die Bedingungen für vernetztes Lernen weitgehend erfüllen und gleichzeitig der aktuellen pädagogischen Diskussion Rechnung tragen. Die Erziehungsarbeit mit der praktischen Anwendung im Fachbereich der textilen Werkerziehung steht bei allen Beiträgen in einer wechselseitigen Beziehung. Der Begriff Vielfalt an Material wird hier praktisch erlebt, verschiedene Sinneseindrücke auf allen Informationskanälen werden angeboten und das Gemeinschaftserlebnis erfahrbar gemacht. Ganz besonders freut es mich, dass das Thema der Gemeinschaftsarbeit unter dem Aspekt des erzieherischen Auftrags in der textilen Werkpraxis von meinen Studierenden so engagiert mit Schülern in ihrer Schulpraxis umgesetzt wurde. Denn das Zusammenführen der theoretischen Fächer in praktischen, real existierenden Projekten und Werkstücken lässt Wissen „Be - greif - bar“ werden. Um zu zeigen, dass der Textilunterricht seine Bildungswirklichkeit behaupten kann, weisen vor allem die erprobten Arbeiten auf Leistung und Sinn dieser Strukturen hin. In diesem Sinne verstehen sich die Anregungen, Unterrichtsbeispiele und Materialien als Bausteine für einen Textilunterricht in den Klassen 2 bis 4 der Volksschule und in den Klassen 5 bis 7 der Hauptschule. Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung / Seite 8 Andrea Ladstätter Im Anhang möchte ich die Gemeinschaftsarbeiten für die Grundschule vorstellen, die ich mit Studierenden an der Pädagogischen Akademie in Innsbruck in einer bereichsübergreifenden Alternativveranstaltung HUWI – DID – PRAXIS geplant, gefertigt und präsentiert habe. Dipl. Päd. Andrea Ladstätter Risweg 6 6403 Flaurling Literaturnachweis: Lehrplan - Allgemein bildende Schulen (Volks- und Hauptschule) Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur / Wien Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung / Seite 9 Andrea Ladstätter GEMEINSCHAFTSARBEITEN für die Grundschule Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung / Seite 10 Andrea Ladstätter Von der Einzelarbeit zur Gemeinschaftsarbeit THEMA: HERBSTBAUM erprobt in einer dritten Klasse der Grundschule Bemerkungen zur Didaktik: Das Thema Herbst wird in der Grundschule in allen vier Schulstufen in den meisten Fächern bearbeitet. Deshalb bietet es sich auch besonders im Textilunterricht an. Die warmen Farben, Früchte und Blätter, das herbstliche Wetter, eben alles, was zum Herbst gehört, fasziniert die Kinder. Technik: Seidenmalerei mit Salztechnik Schneideübung Linienstickerei Material: 10cm x 90cm Seide (Ponge 08), Folie als Unterlage, Haarpinsel, Seidenmalfarbe, 10cm x 90cm Haftvlies, Schere, spitze Nadel, Garn, Filz, Kleber Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung / Seite 11 Andrea Ladstätter Lehrplanbezug: Grundstufe I: ¾ Die Verhaltensweisen und Erfahrungen, die das Kind im Vorschulalter erworben hat, sind durch den Umgang mit geeigneten, vornehmlich textilen Werkstoffen durch die Einführung in die grundlegenden Herstellungsverfahren weiterzuentwickeln... Grundstufe II: ¾ Farbgestaltung von textilen Flächen… Lernziele: Kinder sollen ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ erfahren, dass sie einfache Dekorationsgegenstände selbst herstellen können lernen, sorgfältig zu arbeiten; ein Empfinden für herbstliche Farben entwickeln neue Färbetechnik kennen lernen einfache Stiche kennen lernen und ausführen können Herstellung: ¾ Nach dem Abdecken des Arbeitsplatzes wird die Seide an den Ecken mit Klebestreifen auf der Folie befestigt. Die Schüler bemalen die Seide zügig in verlaufendem Farbauftrag und streuen dann das Salz auf. ¾ Dabei darf die Seide nicht zu nass sein, sonst „ertrinkt“ das Salz. Ist die Seide zu trocken, erfolgt keine Reaktion, das heißt es entstehen nicht die für die Salztechnik typisch hellen Stellen. ¾ Nach dem Trocknen und entfernen des Salzes wird die Farbgestaltung durch Bügeln fixiert. Der bemalte Seidenstreifen wird auf das Haftvlies aufgebügelt. ¾ Die Umrisse der Blätter werden auf Tonpapier übertragen, daraus Schablonen hergestellt und diese möglichst Platz sparend auf den Seidenstreifen aufgezeichnet. ¾ Der schwierigste Schritt ist das Ausschneiden der Blattformen. Die Kinder benötigen dazu eine sehr gut schneidende Schere. ¾ Die ausgeschnittenen Blätter werden mit dem Vorstich oder Stielstich bearbeitet ¾ Zum Schluss werden alle Blätter in einer Gemeinschaftsarbeit zum Thema: „Herbstbaum“ verarbeitet; ( Klebe- oder Näharbeit, je nach Grundstufe ) Querverbindungen: D – Geschichten zum Thema Herbst lesen, erzählen, darüber sprechen, Geschichten schreiben ….. ME – Lieder zum Thema Herbst , Bewegungen zur Musik - Tanz SU – Jahreszeit Herbst BE - Vom Illustrieren zum Thema Herbst über Bilderreihe und Leporello bis zum „Erzählkino“ Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung / Seite 12 Andrea Ladstätter Arbeitsteilige Gruppenarbeit „RAPUNZEL“ erprobt in einer vierten Klasse der Grundschule Bemerkungen zur Didaktik: Märchen erfreuen sich noch immer großer Beliebtheit. Im schulischen Bereich sollte deshalb die Freude am Umgang mit Märchen geweckt und gefördert werden. Dieser Umgang mit Märchen beschränkt sich jedoch nicht auf das Lesen, Hören, Darüber – Sprechen, sondern bezieht folgende Formen mit ein: ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ literarisches Gestalten szenisches und dramatisches Gestalten musikalisches Gestalten bildnerisches Gestalten textiles Gestalten Anhand einer Gemeinschaftsarbeit wird eine Märchenszene aus Rapunzel textil aufbereitet Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung / Seite 13 Andrea Ladstätter Thema: „Rapunzel, Rapunzel, lass mir deine Haar herunter “ Verfahren: Flächengestaltende Verfahren, Techniken: Kleben, Schneiden, Häkeln, Flechten, Stoffdruck, Sticken Material: Turm – Drahtzaun, Stoff, graue Stofffarbe, Druckstöcke Rapunzel – gelbe Wolle für die Haare, Häkelnadel, Strumpfhose und Watte für den Kopf, Kulleraugen, Stickgarn fürs Gesicht, Holzstab zum Befestigen des Kopfes Untergrund – grüner Stoff, Krepppapierrosen, Äste, Kisten Sonstiges – Klebstoff, Schere, Nadel und Faden, Drahtzange Lehrplan: Textiles Werken: ¾ „Durch erweiterte Übungsarbeiten soll sich das Kind wachsende Fertigkeiten in den verschiedenen Techniken aneignen und kleinere Werkstücke aus dem Bereich Spiel, Kleidung und Wohnen planen und ausführen können. ... ¾ ... Das Stoffdruckverfahren mit selbst hergestellten oder fertigen Stempelformen soll zur färbigen Gestaltung von textilen Flächen angewendet werden. ¾ Bei der Anwendung der Arbeitsverfahren Häkeln ... soll eine persönliche Schwerpunktbildung ermöglicht werden. ...“ Lernziele: Die Schüler sollen • sich selber organisieren • verschiedene Techniken, die gelernt wurden, anwenden • in der Gemeinschaft einen Teil aus einem Märchen textil aufarbeiten • in kleinen Gruppen eine Arbeit ausführen • die Teilaufgabe zu einer Gesamtarbeit zusammenfügen. Querverbindungen: D – Märchen lesen, erzählen, darüber sprechen, verschiedene Märchen kennen lernen ME – Das Lied der Märchen (SIM SALA SING Seite 110), verschiedene Märchenlieder, Bewegungen zur Musik SU – Märchenaufführung (Fasching) BE - Vom Illustrieren einer Märchenszene über Bilderreihe und Leporello bis zum „Erzählkino“ Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung / Seite 14 Andrea Ladstätter Lehrplanbezug zu den Querverbindungen: Deutsch: Lesen: 3. Schulstufe: ... Erfahren, dass man aus Texten Sinn entnehmen kann: aus literarischen Texten 4. Schulstufe: ... Ausweitung der Inhaltserschließung und des Textverständnisses: Literarische Texte In Märchen, Sagen,... Handlungszusammenhänge erleben und erkennen; einfache Handlungsabfolgen richtig wiedergeben ... Märchen, Sagen ... lesen, um sich zu unterhalten, mitzuempfinden, um sich anregen zu lassen usw. Den Verlauf einer Handlung, eines Geschehens durch Erzählung, durch spielerische oder pantomimische Darstellung wiedergeben ... Musikerziehung: Bewegen zur Musik: ... Bewegungsgestaltung und szenische Darstellung z. B.: ... Märchen ... Bildnerische Erziehung/Bildnerische Erziehung, Schreiben: Grafik: ... Herstellen graphischer Mitteilungen über Erlebnisse, Erinnerungen, Fantasievorstellungen Malerei: ... Herstellen differenzierter färbiger Mitteilungen über Gefühle, Erlebnisse, Fantasie- und Erinnerungsvorstellungen Plastik/Objekt und Raum: ... Realisieren gegenständlicher Motive in Plastiken und Objekten; Herstellen und Verändern von Körper und Räumen/Körperund Raumbeziehungen Reale Lebenssituation, Märchen, Utopien ... auch in Form von Bildfolgen ... Freude, Angst ... gegenständlich oder ungegenständlich ausdrücken; reale Lebenssituationen, Märchen, Utopien ... ... Alltags- oder Märchenszenen ...“ Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung / Seite 15 Andrea Ladstätter TEAMARBEIT „SWIMMY DER FISCH“ erprobt in einer dritten Klasse der Grundschule Bemerkungen zur Didaktik: Für die vorliegende Gemeinschaftsarbeit wurde eine Bilderbuchgeschichte ausgewählt, deren Thema immer wieder aktuell ist und die Schüler anspricht. SWIMMY, der Fisch, verliert seine Freunde. Sie werden von einem Raubfisch gefressen. Swimmy irrt allein durch das Meer. Später trifft er einen Schwarm kleiner roter Fische. Swimmy hat eine glänzende Idee: Alle kleinen roten Fische formieren sich zu einem großen Fisch und der andersfarbige Swimmy ist das Auge. So jagen sie auch anderen großen Fischen Angst ein und sind keine leichte Beute mehr für Raubfische. Diese Geschichte sagt den Schülern: Gemeinsam sind wir stark. Die Schüler wissen, dass Alleinsein oft langweilig oder gefährlich ist. Soziales Miteinander erfordert dann aber auch eine Einordnung in den großen Schwarm. Bei der gemeinsamen Darstellung wird die ganze Klasse zum „SWIMMY“, jeder Schüler soll einen Fisch in der großen Formation darstellen. Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung/ Seite 16 Andrea Ladstätter Diese Bilderbuchgeschichte regt die Fantasie und Kreativität der Kinder an, gleichzeitig spricht sie ihr Gemüt an. Durch die Thematik eignet sie sich im Textilunterricht besonders zur Umsetzung in eine Gemeinschaftsarbeit. ARBEITSSCHRITTE, MATERIALIEN UND HERSTELLUNGSVERFAHREN: Wie man aus der unteren Gliederung entnehmen kann, ist diese Gemeinschaftsarbeit für die 2. bzw. 3. Schulstufe geeignet. Es ist sinnvoll, wenn diese Gemeinschaftsarbeit in Stationen aufgeteilt wird, wobei die Schüler jeden Arbeitsschritt probieren bzw. ausführen sollen. Am Ende wird dann gemeinsam das Wandbild „Swimmy der Fisch“ fertig gestellt. Es folgen nun die einzelnen Arbeitsschritte, die benötigten Materialien sowie die unterschiedlichen Herstellungsverfahren. 1. Arbeitsschritt: Stoffdruck Materialien: weißer Stoff, Bleistift, rote Stofffarbe, diverse Druckkörper (Korken, eckige Holzstücke, usw.) Herstellungsverfahren: Eine wichtige Vorüberlegung ist, dass man sich auf eine Größe des gesamten Fisches einigt, und damit ein entsprechend großes Stoffstück besorgt. Anschließend beginnen die Schüler, den Stoff nach Lust und Laune mit der roten Stofffarbe zu bedrucken. Anschließend den Stoff trocknen lassen. Inzwischen fertigen die Kinder verschiedene Fischschablonen an, schneiden diese aus und zeichnen diese auf den getrockneten und bedruckten Stoff. 2. Arbeitsschritt: Ausschneiden der Fische Materialien: Scheren Herstellungsverfahren: Auch ein schwarzer Fisch, welcher am Ende das Auge des zusammengesetzten Fisches ist, muss ausgeschnitten werden (einfärbiger Baumwollstoff). Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung/ Seite 17 Andrea Ladstätter 3. Arbeitsschritt: Schneiden von Stoffstreifen, Handstricken Materialien: blaue Stoffteile, Scheren Herstellungsverfahren: Die Wellen und das Meer werden anhand von zusammengeknoteten Stoffstreifen, welche durch „Handstricken“ miteinander verbunden werden, dargestellt. Die Schüler sollen zuerst gleichmäßige Streifen aus dem Stoff schneiden, diese zusammenknoten und dann mit dem „ Handstricken“ beginnen. Auch hier muss man sich vorher Gedanken über die schlussendliche Größe des Meeres machen! 4. Arbeitsschritt: Häkeln und Drehen von Schnüren Materialien: grüne Wolle, Häkelnadeln Herstellungsverfahren: Die Wasserpflanzen entstehen, indem die Kinder Schnüre häkeln oder drehen, welche später gemeinsam am unteren Rand des Wandbildes angeklebt werden. 5. Arbeitsschritt: Gemeinsames Auflegen und Ankleben der vorgefertigten Teile Materialien: hellblauer Stoff, rote Fische, schwarzer Fisch, handgestricktes „Meer“, gehäkelte und gedrehte Schnüre, Sand, Muscheln, Leim Herstellungsverfahren: Die Schüler arbeiten nun alle zusammen. Gemeinsam wird der große Fisch auf den blauen Stoff aufgelegt. Das handgestrickte Meer wird ebenfalls an den gewünschten Platz gegeben. Dann legen die Kinder die gedrehten und gehäkelten Schnüre so auf, dass Wasserpflanzen entstehen. Sind alle damit einverstanden, werden die Einzelteile aufgeklebt. Zum Schluss werden am unteren Rand mit Leim Sand und Muscheln aufgeklebt, damit das Wandbild noch realer wirkt. Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung/ Seite 18 Andrea Ladstätter Lernziele: Die Schüler sollen • den Stoffdruck mit verschiedenen Druckkörpern sauber ausführen können. • Die Handhabung der Schere schulen • die Technik des Handstrickens erlernen • Schnüre häkeln und drehen können • die Einzelteile zu einem Gesamtbild zusammenfügen und aufkleben können. Lehrplan: Textiles Werken: ¾ „Die Verhaltensweisen und Erfahrungen, die das Kind im Vorschulalter erworben hat, sind durch den Umgang mit geeigneten, vornehmlich textilen Werkstoffen und durch die Einführung in die grundlegenden Herstellungsverfahren weiterzuentwickeln. ... ¾ ... Beim Reißen, Schneiden, Falten, Flechten, u. a. sollen Struktur, Form, Oberfläche und Funktion von Gebrauchsgegenständen bewusst gemacht und eigenständige Gestaltungsmöglichkeiten entwickelt werden. ... ¾ ... Grundlegende einfache Maschenbildung zur Herstellung und Gestaltung kleiner Werkstücke sollen erlernt werden.“ Querverbindungen: Deutsch ¾ Vorlesen oder eigenständiges Lesen der Geschichte, ¾ über Integration sprechen, ¾ Rollenspiel zur Geschichte durchführen Lehrplanbezug zu den Querverbindungen: Lesen: „Begegnung mit literarischen Texten in möglichst natürlichen Lesesituationen“ Sprechen: „Erzählen, Mitteilen, Zuhören: Erlebnisse, Beobachtungen und Gefühle mitteilen“ „ Hinführen zu verschiedenen Gesprächsformen“ Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung/ Seite 19 Andrea Ladstätter Gemeinschaftsarbeit mit arbeitsteiliger Arbeitsweise Die Kontinente Die Idee entstand in einer Planungsphase für die Grundstufe II. Die Gemeinschaftsarbeit sollte mehrere Techniken beinhalten und in einer arbeitsteiligen Arbeitsweise ausgeführt werden. Ein wesentlicher Schwerpunkt war für uns der fächerübergreifende Unterricht, der umfangreiche Projekte erst ermöglicht. Lehrplanbezug - Werken: ¾ Durch erweiterte Übungsarbeiten soll das Kind sich wachsende Fertigkeiten in den verschiedenen Techniken aneignen und kleinere Werkstücke aus dem Bereich Spiel, Kleidung und Wohnen planen und ausführen…. Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung/ Seite 20 Andrea Ladstätter Querverbindungen: Eine handlungsorientierte Vermittlung der Thematik : Leben in anderen Ländern ¾ Nach dem Prinzip der sozialen Nähe wird man bei jüngeren Kindern Lebenssituationen bevorzugen, die den Alltag aller Kinder dieser Erde bestimmen, Familienleben, Wohnung, Essen und Trinken, Spielen und Schule, während man mit zunehmenden Alter auch die Arbeitswelt der Erwachsenen und die Religion einbeziehen wird. ¾ Lernen von fremden Kulturen; ¾ Für den Unterricht hat diese Thematik den großen Vorteil, dass sich entsprechende Unterrichtsvorhaben sehr handlungsorientiert gestalten lassen, wie z.B. „Weben und Färben wie in Indonesien und Peru“ „Kinder als Bronzegießer“ „Afrikanische Kinder als Konstrukteure“ „ Die Molas der Cuna - Indianer“ So könnte eine Projektarbeit von mehreren Schulklassen zum Thema „Lernen von fremden Kulturen“ entstehen. Bemerkungen zur Methodik: Hinführung: Für jüngere Kinder sollten Einzelepisoden zu Themenbereichen eingesetzt werden, sodass gleichsam in einem Transfer von „abstrakt“ zu „konkret“ allmählich die Komplexität der Zusammenhänge vermittelt wird. Dieser Grundsatz bringt Ruhe in ein Unterrichtsprojekt. Auch wenn man nicht alles sofort den Kindern vermitteln kann, so sollte man auf die Zeit vertrauen, in der sich die Bausteine nach und nach zusammensetzen. Erarbeitung: Der inhaltlichen Erarbeitung des Unterrichtsgegenstandes schließt sich die Besprechung der damit verbundenen praktischen Gestaltungsaufgabe und der anzuwendenden Techniken an. Bemerkungen zur Sache: Bei unserer Gemeinschaftsarbeit wurde zuerst ein Gitter mit verschiedenen Stoff- und Papierstreifen ausgestaltet und zu einem Bogen zusammengespannt. Dann wurden von den Gruppenmitgliedern verschiedene Tiere aus den einzelnen Ländern anhand verschiedener Techniken der textilen Werkerziehung ausgeführt. Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung/ Seite 21 Andrea Ladstätter So könnte ein Jahresprojekt entstehen, das eine handlungsorientierte Vermittlung der Thematik zulässt. Rollenspiele, verschiedene Aktionen, Texte, Bücher und Filme können zusätzlich das Projekt zum Erlebnis werden lassen. Bemerkungen zur Didaktik: Die Verbindung mit anderen Fächern eröffnet den Schülern ferner die Möglichkeit, weitere kreative Ideen mit einzubringen und neben dem richtigen Anwenden der textilen Techniken auch gestalterische Aspekte zu berücksichtigen. Auf das individuelle Tempo der Schüler kann bei dieser Arbeit sehr gut eingegangen werden, denn durch die Verwendung verschieden dicker Materialien und unterschiedlicher Techniken lässt sich die Arbeit beschleunigen. Die Ausgestaltung kann darüber hinaus sehr verschieden durchgeführt werden. Auf diese Weise werden auch die individuellen Fähigkeiten der Schüler entsprechend gefördert. Ein gegenseitiger Austausch von Anregungen und Ideen innerhalb der Klasse durch Betrachten der anderen Arbeiten ist förderlich für das Sozialverhalten und kann eigene, neue Gedankengänge anregen. Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung/ Seite 22 Andrea Ladstätter TEAMARBEIT VON DER WOLLFASER ZUM FILZ VOM FILZ ZUM WANDTEPPICH Das Filzen ist eine uralte Technik, die ursprünglich von Nomadenvölkern stammt. Diese Technik ist für den Volksschulbereich sehr gut geeignet Grundstufe I: Kugeln, Grundstufe II: Flächen FILZ ist im Gegensatz zu Geweben und Gewirken nicht aus mehreren Garnen aufgebaut, sondern besteht aus einem ungeordneten Faserverbund. Ausgangsmaterial sind Tierhaare, deren schuppige Faserstruktur die Eigenschaft hat sich durch Einwirkung von Wärme, Bewegung, Druck und Feuchtigkeit fest miteinander zu verbinden: sie verfilzen. Beim Filzvorgang richten sich die Faserschuppen auf und verhaken sich durch den Einfluss von kreisenden oder schiebenden Bewegungen ineinander. Man spricht von einer „Sperrklinkenfunktion“ der Wollfaser, da dieser Prozess irreversibel ist. Eine zusätzliche Festigkeit erhält der Filz beim „Walken“: Durch Druck, durch Pressen und Reiben in alle Richtungen wird die Filzfläche so lange bearbeitet, bis sie die gewünschte Dichte und Härte besitzt. Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung/ Seite 23 Andrea Ladstätter Lehrplanbezug: Textiles Werken: ¾ „Durch erweiterte Übungsarbeiten soll sich das Kind wachsende Fertigkeiten in den verschiedenen Techniken aneignen ...“ Sachunterricht: Erfahrungs- und Lernbereich Gemeinschaft: 3. Schulstufe: „... Das Zusammenleben in der Schule verstehen und mitgestalten Erfahrungs- und Lernbereich Natur: 3. Schulstufe: ... Formenkenntnisse über Pflanzen und Tiere erweitern Gemeinsam tätig sein (Gemeinschaftsarbeit,...) ... Nutzbarkeit ... Lernziele: Die SS sollen • • • • • die Beschaffenheit der Wollfaser kennen den Ablauf der Gewinnung von Schafwolle wissen erkennen, dass Schafwolle durch Einwirkung von Wärme, Druck und Seifenwasser filzt eine Filzfläche selbstständig herstellen erkennen, dass Filz durch seine dichte Struktur vor Kälte, Wasser und Wind schützt und daraus Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten ableiten • Filz für Dekorationszwecke kennen lernen Querverbindungen: Deutsch: ¾ Beschreibung des Filzvorganges, Eigenschaftswörter für die Wollfaser und den Filz finden Mathematik: ¾ Größenberechnungen für einen Teppich, für Böden ¾ Mengenberechnungen Sachunterricht: ¾ Tiere und deren Nutzbarkeit kennen lernen Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung/ Seite 24 Andrea Ladstätter Alle Studierenden haben in Teamarbeit einen Wandteppich gefilzt. Für die gemeinsame Planung und die Ausführung benötigten sie sechs gemeinsame Arbeitsstunden. Ihre Planung bezieht sich auf eine vierte Klasse in der Grundschule. Der Filzteppich könnte auch für den morgendlichen Sitzkreis in der Klassengemeinschaft Verwendung finden. Dieser Teppich schmückt den Hörsaal in der PA - Innsbruck. Rätsel zur Herstellung einer Filzfläche: Wie werden die Lagen aufgelegt? Auf jede Lage wird Seifen gespritzt. Man beginnt leicht zu . Später kann man auch leicht Ü Die Fasern . . Jetzt kann man fest und Ü . Gewaschen und muss das Stück noch werden. Nun ist der Filz fertig. Gemeinschaftsarbeit – Gemeinschaftserziehung/ Seite 25 Andrea Ladstätter