Düstere Worte Das ist fast wie am Abend von Gethsemane: Worüber

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Düstere Worte Das ist fast wie am Abend von Gethsemane: Worüber
Texte zum 5. Fastensonntag, Lesejahr B
(web.georg.5FaB 2)
Predigt :
Düstere Worte
(Meditation zu Jh 12, 23-26)
Das ist fast wie am Abend von Gethsemane:
Worüber bist du so erschrocken, Herr?
Hast du das, was du da sagst,
von deinem Leiden gesagt?,
nach dem Abendmahl, im Garten, zu den Zwölf?
Das sind doch Worte,
die in Todesangst gesprochen sind:
düstere Worte
über den Sinn und das Ende des Lebens;
über das Warum und das Wie der letzten Stunde …
Wer möchte da nicht Sicherheit?
Johannes, der Schreiber, hat Mut zum Paradox:
Der Menschensohn hängt am Galgen – und das zur
Verherrlichung Gottes. - Darum sagt er:
„Wenn ich von der Erde erhöht bin,
werde ich alle zu mir ziehen“ (Jh 12, 32)
Das hat er grandios gedreht, Johannes,
und umgedeutet, wie er es sehen wollte:
das Kreuz - nicht mehrt als Folterstuhl und Galgen,
nein: die Folterbank als Thron, wie den erhöhten Ehrenplatz im Festsaal,
in der antiken Basilika.
Wir haben uns viel zu sehr gewöhnt an das Kreuz:
im Wohnzimmer, in der Aula und in der Kirche …
Wir sehen es schon gar nicht mehr.
Das Kreuz am Kettchen, genauso wie das Kreuz am Weg:
– vielleicht etwas aus der Mode gekommen –
aber kunsthistorisch immer noch interessant,
Oder:
Das Kreuz mit der Kirche? Das Kreuz mit der Oma,
das Kreuz mit dem Chef - oder:
das Kreuz mit den ständigen Rückenschmerzen,
das Kreuz mit dem Kreuz …
In Zeiten, als das Glauben noch leichter fiel,
hat sich das Kreuz in unsere Sprache hineingefressen und für seine eigene Erhöhung gesorgt.
Dabei ist es ganz anders:
Unter dem Kreuz geht es um Tod und Leben.
„Wenn das Weizenkorn nicht
in die Erde fällt und stirbt …“
Kreuz: um Tod und Leben.
(Jh 12, 24)
Auch hier geht es ums
Jedes einzelne Weizenkorn kommt unter die Erde
wie ein Leichnam.
Aber nicht in Tücher und ordentlich einbalsamiert;
da ist keine Grabkammer mit Rolltor und Siegel.
Nein: das Weizenkorn kommt einfach unter die Erde,
wie der Leichnam,
und fühlt die nasse Erde auf der Haut,
Erd - bestattet
… tot.
Und hier geht es um Tod und Leben;
hier kann sie geschehen, die Metamorphose,
die große Verwandlung, die Auferstehung:
„Wenn das Weizenkorn aber in die Erde fällt
und stirbt, bringt es reiche Frucht…“ (Jh 12, 24),
das Weizenkorn, das Opferlamm,
- der Mann am Kreuz…
. . . Mit dem Palmsonntag beginnen die großen Liturgien der
Karwoche: ganz festlich und majestätisch.
Beim Letzten Abendmahl drängen düstere Vorahnungen heran.
Der Karfreitag stellt uns plastisch das schaurige Ende des
Heilands vor Augen.
Am Karsamstag macht die christliche Tradition das bleierne
Gewicht der Grabesruhe spürbar:
die Trauer, die Ohnmacht, den Tod...
Und am Ostersonntag, am „ersten Tag der Woche“,
werden in aller Frühe die Frauen am Grab stehen
und sehen, dass der Tod ihn nicht halten konnte.
„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“,
wird der Engel sie fragen.
Und später werden sie ihn sehen,
mit ihm essen und trinken,
und sie werden staunen,
wenn er ihnen den Sinn der Schrift auslegt.
Spätestens dann werden sie spüren,
was er gemeint hat,
als er seinen Tod am Kreuz „Erhöhung“ nannte
und „Verherrlichung“.
(Dr. H-J. Reuther, Pfr.)