Böse Emma – Gutes Spiel Fehlentscheidungen Fußball in Norwegen
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Böse Emma – Gutes Spiel Fehlentscheidungen Fußball in Norwegen
Ausgabe 02/2008 Der Spielmacher 1. April 2008 Böse Emma – Gutes Spiel Fehlentscheidungen Fußball in Norwegen Max und Moritz zu Gast beim HSV Auf dem Weg zum perfekten Fußball? Der lange Winter ist vorbei Der Spielmacher, 1. April 2008 2 Intro ‐ Das Vorwort‐ Von Moritz Pfefferkorn Liebe „Spielmacher“ ‐ Leser, Inhalt Sie halten nun bereits die zweite Ausgabe unseres noch jungen Magazins in den Händen. Wir möchten uns aber auch für die überraschend gute Rückkopplung bedanken, die uns im ersten Quartal erreichte. Doch nicht nur im Bereich des Internets fanden der „Spielmacher“ Beachtung, denn auch im Bereich der etablierten Print‐Medien fand bereits die Erstausgabe in einem kleinen Kommentar Erwähnung. Die „Kollegen“ der 11Freunde waren jedoch nicht ganz so begeistert und bemängelten an der „prinzipiell netten Idee“ den „statischen“ Stil, was an einem traditionellen durchaus nicht Magazins verwunderlich ist. Eine Kleinigkeit muss ich jedoch korrigieren, denn obwohl vier Blogs an diesem Projekt mitwirken, sind jedoch fünf Redakteure ständig dabei, an neuen Artikeln zu arbeiten. Nichtsdestotrotz sind wir immer über konstruktive Kritik dankbar und so haben wir uns für Sie wieder daran gemacht, unsere Lochkarten zu stanzen, damit diese Ausgabe wieder pünktlich erscheinen konnte. 2 Intro In diesem Sinne wünsche ich Ihnen wieder einen angenehmen Lesegenuss, 3 Titel: PREMIEREs Spagat – zwischen Quotendruck, leeren Versprechen und den anspruchsvollen Kunden 3 Direkter Kurs Richtung Eisberg 7 17 Jahr’, graues Haar 15 Bundesliga 15 Böse Emma – Gutes Spiel 19 Auf dem Weg zum perfekten Fußball? 20 International 20 Norwegen: Der lange Winter ist vorbei 24 England: Zuhause ist es immer noch am schönsten 27 Internes: Bestes Spiel des Quartals 29 Impressum Das Wort der Ausgabe „Was Rafael da macht, ist der Goethe Gedächtnislauf. So hat sich der Dichter den Osterspaziergang vorgestellt“ Premiere‐Kommentator Hansi Küpper am Ostersonntag bei der Partie Hertha BSC – Schalke 04. Ihre Redaktion Ausgabe 02/2008 Der Spielmacher, 1. April 2008 3 Titelthema Direkter Kurs Richtung Eisberg Der Pay-TV Sender PREMIERE versucht mit einer eigenartigen Strategie den Spagat zwischen wirtschaftlicher Rentabilität und Programmvielfalt zu meistern. Auf die zahlenden Abonnenten wird dabei am wenigsten Rücksicht genommen Von Felix Flemming Die Story von der Titanic, die auf ihrer Jungfernfahrt von Belfast nach New York im Atlantik gegen einen Eisberg stieß und dann unterging, dürfte bekannt sein. Auch wenn PREMIERE nun schon mehrere Jahre auf Sendung ist und vor allem seit 2003 durchaus erfolgreiche Strukturen im Unternehmen geschaffen wurden, fehlt im Moment nicht mehr viel, dass auch PREMIERE zumindest bedrohlich in die Nähe eines Eisberges schippert. Das Unternehmen aus Unterföhring befindet sich alles andere als im ruhigen Fahrwasser. Ganz plötzlich scheint man dies auch in den Vorstandsetagen mitbekommen zu haben und fährt seit ein paar Monaten eine Strategie der Kostensenkung vor allem zu Lasten der Abonnenten und der programmatischen Vielfalt. In den letzten zwei Jahren gab es Höhen und Tiefen in der Unternehmenspolitik von PREMIERE, ständig neue Schlagzeilen, Gerüchte und Ankündigungen. Dass in diesem ganzen Durcheinander von Personalentscheidungen, Programmreformen, Ausgabe 02/2008 Preisanpassungen und Übernahmespekulationen überhaupt noch ein Pay-TV Sender mit über vier Millionen Abonnenten halbwegs auf Kurs gehalten werden kann, hat man wohl überschätzt und sich einfacher vorgestellt. Im August 2006 gab es erstmals seit 15 Jahren keine Bundesliga mehr bei PREMIERE, überraschend hatte Arena sich die Rechte geschnappt. Bei PREMIERE schrillten die Alarmglocken, es gab massive Investitionen in den Programmbereich, neue Sportarten, Serien und Filmrechte wurden gekauft. Die Abonnenten waren Der Spielmacher, 1. April 2008 4 Titelthema begeistert, die Kündigungsquoten konnten im Rahmen gehalten werden. Seit Sommer 2007 produzieren die Münchener wieder die BundesligaBerichterstattung, seitdem fliegen zahlreiche Programmbestandteile, die in den vergangenen Jahren große Resonanz bei den Abonnenten gefunden haben, wieder aus den Gedankenspielen eines knallharten Sanierers, des neuen PREMIERE - Chefs Michael Börnicke. Alles muss sich der Bundesliga unterordnen, dabei sollte auch PREMIERE mittlerweile erkannt haben, dass man ganz gut ohne nationalen Fußball ein erfolgreiches Programm aufbauen kann. Neben den Veränderungen im Programmbereich hat sich auch im Unternehmen einiges getan. Es gibt immer wieder Übernahmegerüchte durch den französischen Medienkonzern Vivendi, Medienmogul Rupert Murdoch hat fast 20% Premiere Aktien bekommen und mit Michael Börnicke hat PREMIERE jetzt ein langjähriges Mitglied aus dem Finanzvorstand als Vorstandsvorsitzenden. Als weitere Schwierigkeit gelten immer noch die HackerAngriffe auf das Programm, über eine neue Verschlüsselung soll demnächst eine Entscheidung fallen. Der Jahresabschluss für 2007 sei im Rahmen der Erwartungen formulierte man in Februar 2008. Man zählt 3,651 Millionen eigenen Abonnenten, seit Jahren herrscht in diesem Bereich so gut wie kein Wachstum. Und PREMIERE - Chef Börnicke glänzt dann mit solchen Aussagen: „Unsere strategische Position ist ausgezeichnet: Premiere ist mit Abstand Marktführer, alle PremiumPay-TV-Rechte liegen bei uns und wir erreichen über alle wichtigen Verbreitungswege 95 Prozent der deutschen TVHaushalte.“ Aber was nützt es, wenn die besten und umfangreichsten Rechtepakete bei PREMIERE liegen und sie nicht ausschöpfend genutzt werden? Und zählen eigentlich RTL Crime und Passion sowie 1.2.3-TV eigentlich auch zu den Premium-Produkten, in die zuletzt ja soviel investiert worden sein sollte? Man kann also nicht behaupten, dass es um PREMIERE in den letzten Jahren ruhig geworden ist. Und das ist eher negativ zu werten. Seit diesem Jahr hat PREMIERE seine Strategie massiv verändert. Alles, was keine zufrieden stellenden Quoten mehr erreicht und zu keinen großen Kündigungswellen führt, schmeißt Unterföhring aus dem Programmbouqet. Und es trifft alle Interessen, die Musik-Fans, die Filmliebhaber, die Fußballverrückten und die Motorsportbegeisterten. Für PREMIERE zählt nur noch Quote und Rentabilität, die Anzahl verkaufter Abos oder eventuelle Neukunden Ausgabe 02/2008 scheinen nebensächlich zu sein. Und die Art und Weise, wie PREMIERE bei den Programmkürzungen vorgegangen ist, wirft die Frage auf, was für einen Stellenwert die zahlenden Abonnenten noch haben, scheinbar gar keinen mehr. Heimlich, still und leise entfernt man Programminhalte aus dem TV - Guide, streicht lang angekündigte Übertragungen. Merken soll es die große Masse nicht. Von PREMIERE wurde viel versprochen und am Ende wenig gehalten, exemplarisch soll auf den Fußballbereich kurz geschaut werden. „Mit insgesamt weit über 200 Live-Übertragungen aus der höchsten englischen Spielklasse können Abonnenten des Münchner Abo-Senders sogar deutlich mehr Partien live im Fernsehen verfolgen als die Zuschauer in England selbst“, verkündete Premiere im August 2007. Am Ende kommt man auf 160 Spiele, weil seit Wochen Übertragungen gekürzt werden. Gleiches gilt für die Übertragungen der Primera Division, die nahezu halbiert wurden – und für die anderen europäischen Ligen, für Motorsport, GolfÜbertragungen der European Tour und Vorberichterstattungen bei der Formel 1. Einzig und allein bei der DEL geht man seit dieser Saison immer schon fünf Minuten früher auf Sendung als bisher. Der Spielmacher, 1. April 2008 5 Titelthema Man kann natürlich einerseits nachvollziehen, dass auch Unternehmen wirtschaftlich rentabel arbeiten müssen und schwach nachgefragte Programminhalte gekürzt werden, nur bei den Streichungen, die PREMIERE seit Jahresbeginn vorgenommen hat, bekommt man als Abonnent den Eindruck, dass „Deutschlands schönstes Fernsehen“ vorher nur Müll gezeigt hat, der jetzt endlich mal schön entsorgt werden kann. Die meisten Einnahmen bekommt PREMIERE immer noch durch die zahlenden Abonnenten. Man darf sich also schon fragen, ob die jetzt eingeschlagene Strategie der Programmkürzungen die richtige ist. Wenn man schon jeden Cent zweimal umdrehen muss, kann man ja vielleicht auch mal überlegen, ob man auf die eine oder andere Werbekampagne verzichten kann. Neuabonnenten scheint es ja ehe kaum zu geben. Dann sollte man wenigstens versuchen die jetzt schon vorhandenen Abonnenten mit einem guten Programm ein wichtiges Argument für eine Vertragsverlängerung zu geben. Nun ist Deutschland im europäischen Vergleich wahrlich kein Land mit einem ausgeprägten Bezug zum Pay-TV und preislich gesehen bewegen wir uns für die Programme von PREMIERE europaweit an der unteren Grenze. „Knallharte Sanierer“: Geschäftsführer Michael Börnicke (oben) und der Verantwortliche für Sport und New Business, Carsten Schmidt (unten). Ausgabe 02/2008 Der Spielmacher, 1. April 2008 6 Titelthema Teilweise ist es also auch ein Jammern auf hohem Niveau, was aber nicht für die schlechte Kommunikationspolitik von PREMIERE entschuldigen soll. PREMIERE hat es aber auch trotz zahlreicher Programmreformen nicht geschafft einen vernünftigen Kompromiss zu schaffen zwischen den gelegentlichen Zuschauern und den „Freaks“, deren Minderheiteninteressen durch Pay-TV seitens PREMIERE jahrelang bedient wurden. Heute zählt nur noch die große Masse, Nischeninteressen spielen keine Rolle mehr. Vielleicht wäre es ja mal eine Überlegung wert, Basic- und Premium-Pakete für einzelne Programmbereiche einzuführen. Die, die mehr Filme zuerst, mehr Fußball und Sport exklusiv sehen wollen, zahlen einfach mehr und bekommen dann auch ein umfangreicheres Programmangebot. So könnten die hohen Produktionskosten auch entsprechend gedeckt werden. PREMIEREs Spagat zwischen Quotendruck, teils leeren Versprechungen über Programminhalte und die durchaus anspruchsvollen Abonnenten ist sicherlich auch eine Herausforderung. PREMIERE hat bis jetzt aber kein Konzept gefunden, dass alle drei Bereiche vernünftig berücksichtigt und das den zahlenden Abonnenten immer noch als oberste Priorität ansieht. Interessant bleibt abzuwarten, wie weit PREMIERE bereit ist diesen Spagat zu gehen. Das hängt dann auch davon ab, inwieweit die Vergabe der Bundesliga-Rechte ab 2009, die sich durch die Untersuchungen des Kartellamtes ja weiter verzögert, die Geldbeutel in Unterföhring belastet. Für die Abonnenten bedeutet dies wohl keine guten Nachrichten, denn bis dahin wird weiter jeder Cent umgedreht. Und auch zukünftig dürfte man keine Wunder mehr erwarten. Sollte PREMIERE wirklich alles auf eine Karte setzen für deutlich mehr Exklusivität bei der Bundesliga, wird interessant zu sehen sein, ob man viele neue Abonnenten gewinnen kann. Sollte dies nicht geschehen, was man durchaus befürchten kann, geht die ganze Show weiter. Denn höhere Ausgaben plus weniger Einnahmen bedeuten automatisch Ausgabe 02/2008 weitere Kürzungen am Programm. Und dann sind dies nicht mehr nur die Stellen, die für den Großteil der Abonnenten nicht auffallen oder verkraftbar sind. Oder man versucht als Ausgleich den Kompromiss und leitet das fertig gestellte Berichterstattung der DFL einfach nur durch, zahlt weniger Geld und kann andere Programmbereiche ausweitern. PREMIERE hat in den letzten Monaten durch seine Kommunikationspolitik viel Vertrauen bei den Abonnenten verloren. Ein Sprichwort heißt, dass wer nicht wagt, verliert. Aber man kann es auch übertreiben. PREMIERE geht einen riskanten Weg. Noch ist Zeit für Börnicke das Ruder umzudrehen, doch je länger man stur auf dem Kostensenkungsdampfer fährt und dabei nur am Programm kürzt, ist der Eisberg immer bedrohlicher. Aber man kann ja zur Not auch ausweichen und eine begonnene Strategie wieder teilweise zurücknehmen. Kompromisse sind immer schwer, aber notwendig. Nur dürfen sie niemals einseitig zu Lasten der Abonnenten gehen. Das hat PREMIERE noch nicht verstanden. Der Spielmacher, 1. April 2008 7 Titelthema 17 Jahr’, graues Haar Ein 17. Geburtstag ist normalerweise kein Anlass für große Werbekampagnen oder lautstarkes Feiern. PREMIERE sieht das offenbar anders. Gibt es aktuell überhaupt noch Grund dazu? Von Marco Reinberg „17 Jahre Bundesliga bei PREMIERE“ lautet der Slogan, zu dem im Sportportal derzeit allerhand unterhaltsame Szenen aus dem Archiv der BundesligaÜbertragungen gezeigt werden. Ein bisschen wehmütig machen einen die damit erweckten Erinnerungen schon: Das „Topspiel der Woche“ mit Michael Pfad, Ernst Huberty, Reinhold Beckmann oder einem 1991er Patrick Wasserziehr ohne Augenringe, dafür aber mit voller Haarpracht! PREMIERE kann mit Fug und Recht behaupten, in Deutschland den aktuellen Standard für Fußball LiveÜbertragungen definiert zu haben. Superzeitlupen und Kameras hinter dem Tor oder auf der Gegenseite hat der deutsche Fernsehzuschauer vor 1991 nicht gekannt. Mit jungem und erfrischendem Personal vor der Kamera hat man zudem den HeribertFaßbender-Muff aus den Wohnzimmern verscheucht, und so standen konsequenterweise beide heutigen Moderatoren der ARD-Sportschau, Reinhold Beckmann und Monica Lierhaus, lange Jahre in den Diensten von PREMIERE. Zudem schmücken zwei Deutsche Fernsehpreise die Vitrine in Unterföhring. Doch so beeindruckend diese Leistungen der Vergangenheit auch sind, aktuell mehren sich die kritischen Stimmen zur Bundesliga-Übertragung. Ruht man sich zu sehr auf seinen Lorbeeren aus? Hat man sich in den letzten Jahren zu wenig weiter entwickelt oder vielleicht sogar einen Schritt zurück gemacht? Jeder Zuschauer hat wohl unterschiedliche Ansprüche, aber so richtig rund läuft es aktuell irgendwie nicht. Am 24. Februar dieses Jahres bot sich exemplarisch eine gute Gelegenheit, Anspruch und Wirklichkeit einer kritischen Prüfung zu unterziehen. An jenem Sonntag stand am 21. Spieltag der Bundesliga das Spiel des FC Bayern München gegen den Hamburger SV auf dem Programm. Spätestens seit den frühen 80er Jahren ist das ein Klassiker. Diesmal Platz 1 gegen Platz 3, 43 Punkte gegen 37 Punkte, Nord gegen Süd, Isar gegen Elbe. Eine gute Ausgangslage also für einen spannenden und unterhaltsamen FußballNachmittag! Ausgabe 02/2008 Vorberichte: Es ist 16:30 Uhr und die Vorfreude erreicht ihren Höhepunkt, denn die Vorberichterstattung beginnt. Doch wie das mit Höhepunkten so ist, danach geht es oft steil bergab. So auch hier, denn PREMIERE hat heute den charismabefreiten Dieter Nickles ins Glitzer-Studio gestellt. Dieser macht in seinen Sendungen häufig ohnehin den Eindruck, als schlafe er zuhause in FC-BayernBettwäsche und bekommt heute zu allem Überfluss noch den „Kaiser“ Franz Beckenbauer zur Seite gestellt. PREMIERE beweist hier alles andere als ein gutes Händchen. Bei einem solchen Topspiel erwarte ich als Zuschauer TopPersonal! Dieter Nickles ist mit Abstand der Schwächste der vier BundesligaModeratoren. Bayern - HSV, da gehört eigentlich Sebastian Hellmann vor die Kamera. Wenn der - warum auch immer – an diesem Tag nicht verfügbar war, müssen zumindest Patrick Wasserziehr oder Jan Henkel eingesetzt werden. Beckenbauer als Gast bietet sich dagegen an - er ist neben seiner Funktion als Der Spielmacher, 1. April 2008 8 Titelthema Präsident des FC Bayern auch ehemaliger HSVSpieler und dabei, das muss man ihm zu Gute halten, in der Beurteilung von BayernSpielen meist recht fair. Man kann das „Experten“Konzept allerdings grundsätzlich in Frage stellen. Meist sind die Gäste nicht viel mehr als phrasendreschende Sidekicks. Rühmliche Ausnahme ist Matthias Sammer, der zusammen mit Sebastian Hellmann vielleicht das qualitativ beste Moderations-Duo bildet. Gerade Franz Beckenbauer allerdings offenbart vor allem bei Champions League Übertragungen erschreckend oberflächliche Kenntnisse über internationale Mannschaften. Da muss man sich dann schon fragen, welchen Mehrwert der Zuschauer durch seine Präsenz hat. Warum interviewt man nicht beispielsweise stattdessen vor dem Spiel einen Mann aus den eigenen Reihen, der die Ligaspiele kommentiert und sich gut auskennt? Wolff Fuss oder Marco Hagemann liefern da mit Sicherheit über englische Teams interessantere Informationen für den Zuschauer als Franz Beckenbauer oder Dampfplauderer Lothar Matthäus. Doch zurück zur Bundesliga und Bayern - HSV. Der Vorlauf konzentriert sich wie leider in dieser Saison üblich, überwiegend auf den FC Bayern und dessen Spieler. Als ehemaliger und vermutlich auch zukünftiger PREMIERE-Experte genießt Ottmar Hitzfeld eine für Nicht-Bayern-Fans teilweise ermüdende Sonderbehandlung. So gibt es nun eine Schalte in die Allianz-Arena, wo der als Fieldreporter im Einsatz befindliche Jan Henkel ein Interview mit Hitzfeld führt. Jan Henkel hat seinen Einsatz vor Ort heute vermutlich seinen ausgezeichneten italienischen Sprachkenntnissen zu verdanken, die ihm nach dem Spiel ein Interview mit Luca Toni ermöglichen würden, sollte dieser irgendwie zum Matchwinner avancieren. Hitzfeld ist PREMIERE-konform gekleidet (dunkelblauer Anzug und die auch von Henkel und Nickles getragene dunkelrote Moderatorenkrawatte) und erklärt, warum Ribery nicht von Anfang an spielt und kramt ein bisschen in der Floskel-Mottenkiste. Wir sind als Zuschauer genauso schlau wie vorher, aber das geht einem nach TrainerInterviews ja meistens so. Wieder im Studio wechselt man jetzt (16:48 Uhr) das Thema zum HSV und schaltet auf den Rasen der Allianz-Arena, wo Jan Henkel das Vergnügen hat, Huub Stevens ein paar Sätze aus der Nase zu ziehen. Wir erfahren, dass Van der Vaart nicht von Anfang an spielt, aber vielleicht für 20 Minuten Ausgabe 02/2008 oder eine halbe Stunde am Ende eingewechselt wird. Zur Taktik des HSV entlockt Henkel dem Coach faszinierende Details:„Im Fussball ist das ganz einfach: Wenn der Gegner den Ball hat, muss man verteidigen. Wenn man selber den Ball hat, muss man angreifen. Dazwischen gibt es nichts.“ Schön, dass wir das geklärt haben. Anschließend (16:51 Uhr) widmet man sich der zweiten Begegnung des heutigen Nachmittages: 1. FC Nürnberg – Energie Cottbus. Das ist Abstiegskampf pur. Beckenbauer liefert eine wenig erhellende Analyse im Sinne von „wenn man kein Glück hat, kommt auch noch Pech dazu“. Der wie immer erfrischend direkte Rolf Fuhrmann ist in Nürnberg vor Ort und interviewt Thomas von Heesen, der ein paar Duchhalteparolen klopft. Um 16:55 Uhr ist der Vorlauf beendet. Bilanz: 18 Minuten FC Bayern, 3 Minuten HSV und 4 Minuten NürnbergCottbus Eine ausgeglichene Berichterstattung sieht anders aus. Davon abgesehen gab es weder besonders interessante Interviews noch ergänzende Berichte, die auf die Besonderheit dieses Derbys und seine besondere Atmosphäre eingehen. Der hier abgespulte 08/15Vorlauf war also eine ziemliche Enttäuschung. Der Spielmacher, 1. April 2008 9 Titelthema 1. Halbzeit: Man schaltet in die Stadien, das Hauptspiel des Abends wird (entsprechende Unterhaltungselektronik und Abo vorausgesetzt) in HD ausgestrahlt. Ein Minderheitenthema, aber eine schöne Sache, denn das Bild ist hier im Gegensatz zu den oft schrecklichen SD-Feeds im Kabel wirklich vom allerfeinsten. Die Freude über das gute Bild währt allerdings nur sehr kurz. Am Kommentatoren-Mikrofon begrüßt uns nämlich der nächste Bayern-Fan: Fritz von Thurn und Taxis. Gerüchten zufolge soll dieses Vorurteil zwar nicht stimmen (wahlweise wird er auch mit 1860 oder dem Club in Verbindung gebracht), meine persönliche TuT-Historie allerdings verheißt aus Sicht eines HSV-Anhängers nichts Gutes für die kommenden 90 Minuten. Thurn und Taxis hat seine besten Momente bei Europacup-Spielen, wo die einseitigen und parteiischen Kommentare nicht weiter stören und seine Emotionalität durchaus Spaß bringt. In der Bundesliga fällt einfach zu oft auf, dass er fachlich nicht immer auf der Höhe ist und auch seine Fähigkeit, ein Spiel zu lesen, schwach ist. Das Thema Kommentatoren ist, zugegeben, schwierig und würde hier den Rahmen sprengen. Der Chefkommentator Marcel Reif jedenfalls hat seinen Zenit wohl überschritten. Seine Unfähigkeit, Fehleinschätzungen korrigieren und opportunistischer selbstgerechter Kommentarstil nervt nur noch. längst völlige eigene zu sein und häufig Der vor allem beim jüngeren Publikum sehr populäre Wolff Fuss kommt leider zu selten als Einzelspielkommentator in der Bundesliga zum Einsatz, er macht überwiegend „Container-Dienst“ für die Konferenz oder die Topspiele der englischen Premier League. Noch kann er sich also nicht aus dem großen Schatten von Reif und TuT herausbewegen, aber seine Zeit wird mit Sicherheit kommen. Wer weiß, vielleicht geht er ja aus einem potenziellen Personalkarussel 2009 als großer Sieger hervor, wenn die Bundesliga tatsächlich zentral produziert werden sollte. Wie dem auch sei, für heute jedenfalls müssen wir uns mit dem blaublütigen Österreicher am Mikro arrangieren. „Krombacher“ wünscht uns unvermeidlich noch eine schöne erste Halbzeit, was mich wehmütig an die T-HomeZeiten 2006/2007 erinnert, als die Bundesliga komplett werbefrei übertragen wurde. Komplette Werbefreiheit ist in den regulären Verbreitungswegen sicherlich illusorisch, aber der Umfang der Werbung bei den Bundesliga und Champions League Übertragungen ist in den Ausgabe 02/2008 letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Bislang sind wir bei der Bundesliga noch von Gewinnspielen verschont geblieben, eine letzte Grenze, die hoffentlich nicht fallen wird! Bei der Champions League ist sie es leider schon, und so erinnern die teilweise grenzdebilen Quizfragen leider allzu häufig an UEFACup Übertragungen im DSF. Zum über Jahre hinweg entwickelten „PremiumImage“ jedenfalls passt so etwas nicht! Über die von Sportcast produzierten Bilder beim Spiel Bayern - HSV gibt es nichts zu meckern. Die Kameraführungen sind sauber, ebenso wie die Zeitlupen und Studien. Da hat man mittlerweile ein durchgehend hohes Niveau in der Bundesliga erreicht. Hintertor-Kamerakräne wie zu Zeiten des „Topspiels der Woche“ gehören allerdings der Vergangenheit an. Dies ist wohl in erster Linie den veränderten baulichen Gegebenheiten in den modernen Fußball-Arenen geschuldet, die einfach keinen Platz mehr für diese Konstruktionen bieten. Eine Spielerei, auf die man auch gut verzichten kann, denn stattdessen sind heutzutage Mini-Weitwinkelkameras im Tor montiert. Bei Topspielen kommen gelegentlich auch Steadycams an der Seitenlinie zum Einsatz die für interessante dynamische Perspektiven sorgen, ebenso wie auf zu eine zu besonderen Anlässen montierte Spidercam über dem Spielfeld. Der Spielmacher, 1. April 2008 10 „So macht man sich seinen guten Ruf sicherlich kaputt.“ Felix Flemming über die aktuellen Entwicklungen bei Premiere Dass ein Wirtschaftsunternehmen sparsam mit seinem Geld umgehen muss, kann ich nachvollziehen. Was mich bei PREMIERE in den letzten Monaten sehr geärgert hat, sind drei Aspekte. Zum einen sind dies die einseitigen Kürzungen am Programm. Wenn man schon sparen muss, dann bitte auch in allen Bereichen. Zweitens die Kommunikationspolitik von PREMIERE. Man veräppelt die Abonnenten, kündigt LiveÜbertragungen an und streicht sie dann wieder. Und drittens die Vorgehensweise im Kontakt mit den Abonnenten. Eigentlich sollte für ein Pay-TV Unternehmen das Wohl der Abonnenten an oberster Stelle stehen. Bei PREMIERE hat man in den letzten Wochen immer mehr den Eindruck bekommen, dass ihnen der Abonnent völlig egal ist, solange er nur zahlt. Von Service, von einem Kümmern um die Meinungen der Abonnenten, geschweige denn einer ehrlichen Kommunikation seitens PREMIERE bezüglich des Vorgehens bei den Kürzungen kann keine Rede sein. Es ist schade, dass sich ein Unternehmen wie PREMIERE nicht traut den Abonnenten ehrlichen Wein einzugießen. So macht man sich seinen guten Ruf längerfristig sicherlich kaputt. Letztere ist bei der heutigen Begegnung allerdings nicht vorhanden. Die ersten 30 Minuten sind mittlerweile vorbei, das Spiel war bis dato recht ruhig, entsprechen kommentiert Fritz von Thurn und Taxis bis dato recht zurückhaltend und liefert dem Zuschauer keine sonderlich interessanten Erkenntnisse. Er zeigt sich unzufrieden mit dem Spiel („zu wenig für ein Spiel 1 gegen 4“) und kritisiert vereinzelt BayernSpieler (Schweinsteiger) bei individuellen Fehlern. In der 39. Minute „hofft“ er auf die zweite Halbzeit, in der die Bayern der Statistik nach besser sind. Wenn den Hamburgern die Kraft ausgehe, können die Münchener vielleicht das Spiel entscheiden. Warum ausgerechnet den Hamburgern allerdings eben jene Kraft ausgehen soll, verrät uns Fritz nicht. Stattdessen kritisiert er Schiedsrichter Lutz Wagner, der in einigen Situationen nicht zur Zufriedenheit der Herren Hitzfeld und Hoeneß gepfiffen hat. Als er zwei Minuten später konstatiert, eine Führung für die Bayern wäre durchaus verdient, teilt er dem Zuschauer leider auch nicht, woran er das denn ausgerechnet jetzt festmacht. Das wäre schon interessant, denn seit ca. 10 Minuten spielt der HSV merklich besser und beide Teams sind auf Augenhöhe. Ausgabe 02/2008 Halbzeitpause: Zunächst geht es in den ersten Werbeblock, bevor Nickles und Beckenbauer uns mit einer belanglosen Halbzeitanalyse langweilen. Es ist, zugegeben, aber auch nicht viel passiert in München und Nürnberg. Auf der Agenda steht: Ein Interview mit Oliver Bierhoff in der Allianz-Arena und eine kurze Schalte nach Nürnberg zu Rolf Fuhrmann und Club-Sportdirektor Martin Bader zum ebenfalls torlosen Kick dort. Eine Halbzeit für den Zuschauer interessant zu gestalten hängt sicher auch von den Spielverläufen ab, die sterile Studioatmosphäre jedenfalls macht es nicht einfacher. 2. Halbzeit: Der zweite Werbeblock steht vor der zweiten Halbzeit. Man hat es gerade noch rechtzeitig wieder nach München geschafft, denn das Spiel wird 2 Sekunden später bereits angepfiffen. Gutes Timing, das aber nicht immer klappt. Das Spiel geht deutlich munterer los als in Hälfte Eins. Auf einen zumindest rotverdächtigen EllenbogenCheck von Van Bommel gegen Guerrero geht Von Thurn und Taxis trotz mehrfacher Wiederholung der Szene nicht ein. Schwach. Stattdessen stellt er anlässlich einer vergebenen Chance fest, dass Klose nicht mehr der Der Spielmacher, 1. April 2008 11 „Eine von Binsenweisheiten und rotierenden Monitoren lebende Berichterstattung“ Miro Born über die aktuellen Entwicklungen bei Premiere Mensch, was hatte ich mich im Sommer 2007 gefreut, als bekannt wurde, PREMIERE würde wieder die Bundesliga zeigen. Die häufig grausige Berichterstattung von arena sollte ein Ende haben, nun war der Fußball wieder „zu Hause“. Dass es letztlich nicht ganz so schön sein sollte, wie es in den unzähligen Werbespots von PREMIERE zu hören war, ist inzwischen vielen Abonnementen deutlich geworden. So hat PREMIERE sukzessive die Berichterstattung des internationalen Fußballs zurückgefahren. Aus der Primera División zeigt man mittlerweile nur noch zwei Spiele pro Spieltag, Fußball aus den Niederlanden, Portugal oder Frankreich findet man im Programm des Münchner Medienkonzerns fast überhaupt nicht mehr. Hinzu kommt die häufig von Binsenweisheiten und rotierenden Monitoren lebende Berichterstattung. Sicherlich, man muss auch die andere Seite der Medaille sehen. Ich kann nachvollziehen, dass bei so manchem Spiel der Ligue 1 oder Primera División Kosten und Nutzen in keinem Verhältnis standen, vor allem wenn in diesem Jahr wichtige Rechte wie die Champions League und die Bundesliga vergeben werden und man daher bei PREMIERE jeden Cent zweimal umdrehen muss. Doch wenn selbst Massenblätter wie Axel-Springers Sport BILD eine Verkürzung des Sportprogramms konstatierten, muss man sich doch ernsthafte Gedanken über PREMIERE machen. Nicht, dass man bald auch jeden Abonnenten zweimal umdrehen muss. ist, „wie wir ihn lieben gelernt haben“. Also ich habe ihn noch nie geliebt und das dürfte wohl den meisten Nicht-BayernAnhängern ähnlich gehen. Sei es drum, in der 60. Minute schießt Olic das 1:0 für den HSV nach einem katastrophalen Abwehrfehler von Lucio. Nun gehen mit Fritz ein wenig die Pferde durch. Er macht das gleich mal zur „ersten Möglichkeit überhaupt“ für den HSV. Das stimmt zwar nicht, aber Dramatisierungen dieser Art ist man von ihm gewohnt. Er macht sich Sorgen, wie Bayern den Rückstand aufholen kann und teilt uns mit, dass vielleicht Podolski als Ersatz für den schwachen Klose für die letzten 30 Minuten ein guter Wechsel wäre. Lucios kapitaler Bock wird noch mal in Zeitlupe gezeigt. „Muss ein schreckliches Gefühl sein für einen Fußballer.“ Bestimmt. Kurz darauf kann er aber die Tempos wieder einstecken - das 1:1 durch Ze Roberto kann bejubelt werden. Thurn und Taxis fantasiert sofort von 3 Punkten, mit denen sich die Bayern von den Bremern absetzen könnten. Vielleicht sollte ihm mal jemand sagen, dass es für ein Unentschieden nur einen Punkt gibt. Das Spiel geht recht unterhaltsam weiter, um dann am Ende noch mal seine unerfreuliche Seite zu zeigen, als Van Bommel die Gelb/Rote-Karte für das Applaudieren bekommt. Obwohl Van Bommel bekanntlich später für die „obszöne Geste“ 3 Spiele gesperrt werden wird, sieht Ausgabe 02/2008 Fritz keinen Grund für eine glatt rote Karte, sondern scheint mit der Ampelkarte einverstanden. Eine Fehleinschätzung, die sich ein Top-Kommentator eigentlich nicht erlauben kann. Gerade in solchen Situationen erwarte ich eine neutrale und regelkonforme Auflösung der Situation und keine subjektiv gefärbte Verharmlosung. Das Spiel ist jedenfalls vorbei und ohne weitere Interviews geht es fast unmittelbar nach Abpfiff in die Werbepause. Auch das ist schade, gerne hätte man noch etwas Stadionatmosphäre mitbekommen, unterlegt mit dem einen oder anderen OTon eines Spielers. Alle Spiele – Alle Tore: Die „Sportschau“ von PREMIERE beginnt. Die Sendung ist vielleicht der Höhepunkt der Übertragungen am Samstag und Sonntag: eine werbefreie und kompakte Zusammenfassung aller Spiele, die mit Interviews und Analysen angereichert wird. Und so geht es ohne große Einleitung los mit der Zusammenfassung des TopSpieles, kommentiert von Kai Dittmann. Dieser zeichnet sich wie üblich durch eine sachliche und fachkundige Spielanalyse aus, ein absoluter SpitzenMann bei PREMIERE. Im Gegensatz zu TuT Der Spielmacher, 1. April 2008 12 „Das Angebot verursacht noch nicht den Drang, zum Hörer zu greifen.“ Moritz Pfefferkorn über die aktuellen Entwicklungen bei Premiere Bis vor einem halben Jahr kannte ich Premiere selbst nur aus der Werbung und der Tatsache, dass der Sender die Sportschau verschieben will. Bis dahin bestand auch keinerlei Wunsch sich ein Abonnement anzuschaffen, da es mir für meine Fernsehgewohnheiten zu teuer und unpassend erschien. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass es einen Qualitätsunterschied geben sollte, der dies rechtfertigt. Doch nachdem ich einige Male die Champions League Übertragung bei Max geschaut habe, war der Unterschied durchaus sichtbar. Insgesamt ist die Dichte an guten Kommentatoren und Experten auch durch den Nimbus der Exklusivität bei Premiere einfach merklich höher bzw. die Spitze breiter und so die Qualität durchaus besser als im freiempfangbaren Fernsehen, das es - zwar bis auf einige Ausnahmen oft mehr unterhaltsam bis komisch als mit glänzenden Sachverstand - trotz allem versteht Fußball herüberzubringen. Dies stellt für mich neben der Programmvielfalt sicherlich den größten Reiz am Bezahlangebot dar. Wobei dafür allerdings der im restlichen deutschen Programm weniger vertretene internationale Fußball ausschlaggebend wäre , vor allem die langsam im Hintergrundrauschen versinkende Ligue 1. Doch das ganze Angebot verursacht bei mir bisher noch nicht den Drang, zum Hörer zu greifen. Und so werde ich wohl weiter unbeteiligt zuschauen und auf den Moment warten, an dem Premiere mich überzeugen könnte. Der eingeschlagene Weg deutet jedoch daraufhin, dass dies immer länger dauern wird. analysiert er auch die Van Bommel Szene korrekt. Schade, dass er nur in der Konferenz eingesetzt wurde. Im Rahmen der Zusammenfassung wird Ottmar Hitzfeld von Jan Henkel interviewt, leider bleibt das Gespräch oberflächlich und Jan Henkel weit unter seinen journalistischen Möglichkeiten. Unter Kollegen geht man halt nett miteinander um. Da HSV-Verantwortliche nicht auf der Payroll des Pay-TV-Senders stehen und entsprechend keine dieser Krawatten im Schrank haben, bekommt der Zuschauer leider zunächst kein Interview mit einem Hamburger zu sehen. Im Studio darf Beckenbauer erstmal seine Einschätzung zum Spiel und zur Situation in der Meisterschaft zum Besten geben. Nun darf zumindest mal ein HSV Spieler etwas sagen, Jan Henkel führt ein Interview mit Frank Rost. Es wird das einzige mit einem Hamburger bleiben. Ein bisschen dürftig für ein Spiel von diesem Kaliber, da erwarte ich als Zuschauer mehr. Bis 2005/2006 gab es die etablierten „Trainerrunden“ nach dem Spiel, bei dem die Trainer gemeinsam mit dem Moderator das Spiel analysierten. Mit der Einführung des zentralen „Glitzer“-Studios sind diese entfallen, was ich sehr bedauerlich finde. Unvergessen die legendären Zoff-Runden mit Ausgabe 02/2008 Matthias Sammer (damals noch in Diensten des BVB) und Sebastian Hellmann. Nach dem Verlust der Bundesliga-Rechte hat man dann aus Kostengründen das zentrale Studio für die Moderation der T-Home Übertragungen genutzt. Für die wenigen Zuschauer hat es sich wohl schlicht nicht gelohnt, ein mobiles Studio im Stadion aufzubauen um dort diese Interviews und Analysen durchzuführen. Das war damals verständlich, die Situation ist aber heute nach dem Ende der kurzen Arena-Ära wieder eine andere. Die doppelten Kosten für das Studio in München und ein kleines Studio im Stadion will man aber wohl nicht tragen. Schade, hier hat PREMIERE definitiv einen Schritt zurück gemacht und einen wesentlichen und etablierten Teil ihrer Bundesliga-Übertragung mutmaßlich dem Rotstift geopfert. In der heutigen Sendung geht es weiter mit der soliden Zusammenfassung des zweiten Spiels Nürnberg-Cottbus von Martin Groß. Ein kurzes Interview mit dem Cottbusser Torschützen Sörensen und ein angenehm ausführliches Gespräch zwischen Rolf Fuhrmann mit Thomas von Heesen schließen sich an. Auch hier aber insgesamt etwas dünn, ein paar mehr Stimmen von Spielern oder auch dem Cottbusser Trainer hätten nicht geschadet. Der Spielmacher, 1. April 2008 13 „Was die Königsklasse angeht, bin ich bis heute mit der Berichterstattung sehr zufrieden.“ Max Schoob über die Entwicklungen bei Premiere aktuellen Es war schon seit vielen Jahren eine Überlegung für die Zukunft, ein Premiereabonnement abzuschließen. Seit Premiere Anfang des 21. Jahrhunderts intensiv für die Bundesliga wirbt, ringe ich mit mir, ob ich mir diesen Luxus leisten soll. Nach der FussballWM 2006 war es dann soweit. Kurioserweise allerdings bestellte ich „Deutschlands schönstes Fernsehen“, nachdem Premiere die Bundesligarechte verloren hat. Denn: Abgesehen von der Qualität der Übertragung der Bundesliga im FreeTV, bin ich mit deren Umfang durchaus zufrieden. Schmerzlich aber war die Tatsache, dass Sat.1 aus der der Champions League-Berichterstattung ausgestiegen ist, und nun Premiere die Topspiele übertragen würde. Da die Königsklasse für mich aber das Nonplusultra im Vereinsfussball ist, musste eine Lösung her. In Einklang mit der neuen Paketstruktur flatterte Anfang August ‚06 eine Smartcard ins Haus. Bis heute bin ich mit der Berichterstattung sehr zufrieden, was die Königsklasse angeht. Angesichts von großem Zeitmangel und einem erfüllenden Wochenendjob, tangieren mich die Kürzungen im internationalen Fussballprogramm momentan nicht so sehr. Das einzige, was ich schon ein bisschen vermisse, sind die durchaus attraktiven, torreichen und spannenden Spiele aus der niederländischen Eredivise. Nichtsdestotrotz habe ich mein Abo für den Sommer gekündigt, allerdings nur, weil ich die neue Preisstruktur und eventuelle günstige Angebote nach 24-MonateVertragslaufzeit abwarten will. Bisher ist mein Leitspruch: Ich wähle jenes Paket, welches ich mindestens buchen muss, um den besten Wettbewerb der Welt zu sehen. Mal sehen, was Premiere da aus dem Hut zaubert. Im Studio zieht man langsam die Bilanz des Spieltages. Während die Tabelle eingeblendet ist, wird noch ein kurzes Statement von Huub Stevens zu den Meisterschaftschancen ein-gespielt. Es ist völlig unverständlich, dass dieses Interview nicht komplettgezeigt wird. Die damit gesparte Sendezeit nutzt man stattdessen für Uli Hoeneß, der nun von Jan Henkel ausführlich zum Spiel befragt wird. Das ist Prioritätensetzung à la PREMIERE 2008. Die seit Jahren etablierte „Top 11“ schließt die BundesligaBerichterstattung ab. Die „Top 11“ ist ein nettes Fazit des Spieltages mit teilweise unterhaltsamen Höhepunkten aus den Interviews (wie an diesem Spieltag der Gomez/Franz Konflikt). Trotzdem wirkt sie langsam etwas angestaubt. Eine neue Rubrik steht am Ende der Sendung, die „Meinungsmacher“. Dort werden Sportjournalisten interviewt. Diesmal darf Rainer Holzschuh bei Jan Henkel auf dem Rasen Werbung für seinen „Kicker“ machen. Zumindest im Hinblick auf die Van Bommel Szene beweist er ein gutes Gespür, als er vermutet, dass der DFBKontrollausschuss hier ermitteln wird und eine längere Sperre ausspricht. Unter dem Strich ist diese neue Rubrik in dieser Form dennoch relativ überflüssig. Wer schlaumeiernde Zeitungsjournalisten sehen Ausgabe 02/2008 will, schaut „Doppelpass“. den DSF Ebenfalls überflüssig ist die nun folgende Zusammenfassung eines Premier League Spiels zwischen Tottenham und dem FC Chelsea. Was hat das in einer BundesligaSendung zu suchen? Diese Art von Cross-Promotion hätte man sich schenken können, stattdessen hätte ich lieber mehr Interviews mit Spielern und Trainern gesehen. Fazit: Das war er dann auch, der Bundesliga-Sonntag des 21. Spieltages bei PREMIERE und es war bestenfalls durchschnittlich, was man hier abgeliefert hat. Der Großteil der Sendung wirkte lustlos heruntergeleiert, von der Fußball-Begeisterung, für die PREMIERE mal stand, war hier nicht viel zu sehen. Besonders störend ist die Fokussierung auf den FC Bayern, die sich sowohl personell (Nickles, Von Thurn und Taxis) also auch inhaltlich (Aufteilung der Sendezeit, Interviewpartner, Art der Interviewfragen) extrem unangenehm durch die komplette Sendung zieht. Ähnliches lässt sich jedes Wochenende verfolgen, da bildete die Sendung des 24. Februar keinesfalls eine Ausnahme. Wer wissen will, wohin eine DFL-gesteuerte zentrale Produktion der Bundesligaübertragungen journalistisch führen kann, darf bei PREMIERE also schon mal reinschnuppern. Der Spielmacher, 1. April 2008 14 Titelthema Dank „Arena“ wissen wir, dass es noch deutlich schlechter geht, aber PREMIERE selbst hat vor Jahren schon bewiesen, dass es auch deutlich besser geht! Ich verfolge seit 1992 die Bundesliga bei PREMIERE und war sogar in der T-Home Saison 2006/2007 dabei. Schade, dass man aktuell offenkundig nur möglichst schlank und preiswert die letzten knapp eineinhalb Jahre der laufenden Rechteperiode heruntersenden will, ohne sich dabei groß weiterzuentwickeln oder zu bewährten Elementen zurückzukehren (Trainerrunden). Halbherzig umgesetzte Neuerungen wie den zweiminütigen „Meinungs- macher“ kann man sich getrost schenken. Wenn man strukturierte Analysen mit anderen Journalisten führen will, warum dann nicht ein eigenes Format dafür entwickeln? „Meinungsmacher“ als 30minütige Sendung, immer sonntags um 19:30 Uhr mit Jan Henkel und einem Gast aus der schreibenden Zunft oder auch mal einen TVKollegen von ARD oder ZDF? Wobei man eigentlich keine externen Gäste braucht, man hat doch das geballte Know-How im eigenen Haus. Warum macht man also nicht beispielsweise einen runden Tisch, bei dem immer drei bis vier PremiereModeratoren und Kommentatoren einen 30- oder 60- minütigen Spieltagsrückblick oder eine Spieltagsprognose machen? Vielleicht sogar alles ein bisschen lockerer gestylt, ohne Krawatten und Anzüge? Wo ist die Kreativität und Experimentierfreude aus den früheren Jahren, wo ist der Begeisterungsfunke, der aus dem Fernseher überspringt? Es gäbe so viele Möglichkeiten für PREMIERE zu beweisen, dass sie wirklich das „Zuhause“ der Bundesliga sind und dass eine Bundesliga ohne sie ab 2009 ein großer Verlust wäre. Liebe PREMIEREVerantwortliche, nutzt diese Chance doch bitte auch, sonst ist der 18. Geburtstag vielleicht der letzte und das wäre wirklich schade. Der Verfall der Viererkette – Das Unheil der Spielanalyse im Free-TV Mit der Weltmeisterschaft 1998 setzte die ARD eine Ausrufezeichen, was die Analyse von FußballLänderspielen anging: Erstmals erfreuten sich Millionen Fans an den Gesprächen von Günter Netzer und Gerhard Delling. Deren in jedem Fall sehr eigenwilliger Stil war lange Zeit lustig, revolutionär, durchaus auch treffsicher was die Analysen anging. Doch spätestens seit dem Ausraster von Rudi Völler im Jahr 2003 bei Waldi Hartmann, der auf eine schwache Analyse der Muppet-Show zurückzuführen war, ist klar: Das Duo Netzer/Delling hat jedwede Grenze des guten Geschmackes überschritten. Phrasendrescher Delling stellt sinnlose Fragen an einen Netzer, der immer mehr den Eindruck macht, dass er den Sport selbst nicht mehr Ernst nimmt. 2005 revolutionierte das ZDF mit dem Quartett Beckenbauer/Kerner/Klopp/ Maier unter dem Kunstnamen „Viererkette“ alte Strukturen. Die Vier machten bei ConfedCup und WM06 einen tollen Job. Schon zur Weltmeisterschaft aber war mir aufgefallen, dass Urs Maier neben Beckenbauers sinnleeren Phrasen das schwächste Glied der „Viererkette“ war. Sicher schätze er zwar Spielsituationen mit dem gekonnten Blick eines jahrelangen FIFA-Referees ein, doch er traute sich nicht, die Schwelle der Kritik an seinen Ex-Kollegen zu übertreten. Selbst bei glasklaren Fehlentscheidungen stellte Ausgabe 02/2008 sich Maier hinter den Unparteiischen, was irgendwann dann nur noch lächerlich war. Leider hat er diese Schwäche – so sympathisch er auch wirkt – bis heute nicht abgelegt. Franz Beckenbauer ist glücklicherweise kein Mitglied mehr des ZDFTeams. Denn es reicht schon, wenn sich JBK immer mehr an BeckmannNiveau angleicht. Nur oberflächliche Fragen, ein eklatanter Hang zum Sensationsjournalismus und schwache Vorbereitung auf die Spiele. Einzig der nach wie vor fröhliche und wortgewandte Jürgen Klopp hebt die ZDF-AnalyseMannschaft auf ein Level, dass diese Truppe weiterhin die beste seiner Art im deutschen Free-TV ist. Max_Schoob Der Spielmacher, 1. April 2008 15 Bundesliga Böse Emma - Gutes Spiel Nach dem torlosen Remis zwischen Hertha und Bayern München zog es Max und Moritz dieses Mal nach Hamburg, wo der HSV die Eintracht aus Frankfurt empfing Von Moritz Pfefferkorn Noch vor der schon relativ guten Erfahrung, die wir im Dezember im Berliner Olympiastadion gemacht hatten, entschlossen wir uns bereits dafür, dass ein weiteres Vor-Ort-Spiel folgen sollte. Durch Max Affinität zum Hamburger SV stand der Ort bereits fest und die Semesterferien gaben auch den Gegner vor, so dass wir uns auf das Aufeinandertreffen der Hanseaten mit der Frankfurter Eintracht freuen konnten. Diese Freude stieg umso mehr, als dass beide Teams in den ersten Wochen des Jahres auftrumpften und teils berauschenden Fußball zeigten. Auf Grund der großen Entfernung und der interessanten Stadt war es auch keine Frage, dass wir länger als 90 Minuten in Hamburg bleiben wollten um diese über das Wochenende intensiv kennen zu lernen. Doch dann schien uns das Glück zu verlassen, denn nach der mittäglichen Nachricht an das Hotel am Vortag der Abreise. Kurz darauf begann ein Wetterbericht nach dem anderen sich nicht mehr an die passende Bauernregel zu halten und düsterere Vorschauen zu geben. Ein Bezirk nach dem anderen färbte sich auf der Wetterkarte aus Angst vor Tief Emma dunkelrot bis am Abend kyrillähnliche Zustände prophezeit wurden. Die gesamte Wochenendplanung stand auf einmal zur Disposition. Auf der eilig einberufenen Krisensitzung siegte nach längerer Beratung die Sicherheit der Passagiere und des Fahrzeugs klar und einstimmig, so dass nach einem kurzen Anruf mit leichten Sprachproblemen im Appartement den Ausgabe 02/2008 Samstag im heimischen verbrachten. Die wagen Aussagen von offizieller Seite ließen auch eine Fahrt am Spieltag selber noch offen. Eine extrem windige und wenig erholsame Nacht später erwies sich dies angesichts der Nachrichten vom überschwemmten Fischmarkt und des durch alle Ecke pfeifenden Windes als richtige Entscheidung. Doch am Sonntagmorgen hatte sich die Lage zum Glück soweit beruhigt, dass ein Ankämpfen gegen den Sturm möglich war und wir nach Sonnenaufgang die Autobahn unsicher machen konnten. Das Steuer fest in Max Händen brauste unser kleiner Wagen mehrere Stunden tapfer gegen den Wind an und bekam durch periodisch einsetzende Wolkenbrüche gleich ein saubereres Äußeres. Der Spielmacher, 1. April 2008 16 Bundesliga Bis auf die üblichen Ärgernisse auf deutschen Autobahnen kamen wir erfreulich pünktlich an und konnten unsere „Suite“ in Bahnhofsnähe dank vorher erworbener, aber leicht ausbaufähiger Ortskenntnisse ins Visier nehmen. Kurz darauf machten wir das erste Mal an diesem trüben Tag mit dem sonnigen Gemüt der Hamburger Bekanntschaft, als ein Berliner Frauenparkplatzblockierer im Parkhaus in einen Disput mit dem Wächter geriet. Im Hotel angekommen und eingecheckt, mussten wir nur noch dem langen Gang links und links sowie wieder links folgen um in das schlicht möblierte Zimmer zu stolpern, in dem mitten im Raum eine wacklige Einbaudusche thronte, die der Beschreibung nach je nach Wunsch im oder eben auch nicht im Zimmer ist. Nichtsdestotrotz ein mehr als angenehmes und großes Zimmer für den Preis. Nach dieser Verschnaufpause musste auch dem leiblichen Wohl gefrönt werden und ein Bekannter von Max führte uns zu einem feinen Schnellrestaurant in der Bahnhofspassage, in dem neben einigen anderen Fußballanhängern der Plan für die angesichts des entfallen Tages sehr knappe Tour durch die Stadt vorgestellt wurde. Dieser führte unter den letzten Nachzüglern von Emmas stürmischem Gemüt an die Alster an der die Wolken erneut ihre Schleusen öffneten. Bei einem netten Plausch über Hamburg ging es dann weiter am Rathaus vorbei zum Michel, der trotz allem im Fokus japanischer Kameras auftauchte. Die eigentlich angedachte Erklimmung musste angesichts einer geschätzten Sichtweite von unter 1.000 Metern auch ausfallen. Nach einem erneuten kühlen Schauer führte uns der Weg direkt zur S-Bahn-Station, von der es in einer sich immer mehr mit Blau-Weiß-SchwarzGekleideten füllenden Bahn direkt stadtauswärts ging. machten für Stimmung zu sorgen. Sie mussten auch nicht lange warten, denn ihr HSV begann von Anfang an das Geschehen zu beherrschen und wirbelte die Eintracht durcheinander. Mit wunderbaren Pressing erzielten sie bereits nach fünf Minuten den Führungstreffer, so dass das Regenwetter angesichts der Stimmung zur Nebensache zu werden schien. Auch der HSV tat sein bestes und stürmte weiter nach vorne. Doch danach schien das Tor trotz guter Chancen wie vernagelt, obwohl die Defensive der Gäste nicht die sicherste war. Angekommen an der richtigen Station schlossen wir uns dem Strom an, der sich aufmachte den langen Fußweg ins scheinbare Nirgendwo zu absolvieren. Doch nach dem langen Marsch entdeckten wir es am Horizont: das Stadion, dass sich HSH-NordbankArena nennt. Umgeben von Parkplätzen und Wald lag es da und wartete darauf, dass wir es betraten, was wir sogleich taten und den Oberrang betraten. Von dort erhaschten wir noch einen kurzen Blick auf die Kommentatorenplätze auf denen langsam die Betriebsamkeit begann. Kurz darauf wurden wir vom grandiosen Blick und den trockenen Plätzen überwältigt, der uns direkt unter dem Dach erwartete. In der besten Fernsehperspektive präsentierte sich uns ein angesichts des Wetters gut gefülltes Stadion, in dem die Hamburger von der Nordtribüne sich, angeheizt von einem stimmungsvollen Lotto King Karl, bereit Ausgabe 02/2008 Nach einer Weile ließ der unbedingte Wille nachzulegen bei den Hamburgern nach, während die Frankfurter Anhänger mit ihrem monotonen Gestampfe eine merkwürdige Atmosphäre herstellten und sich auch nicht von der ersten Torchance für ihre Mannschaft abhalten ließen, die aus einer Unachtsamkeit der Hausherren resultiert. Trotzallem blieben sie bestimmend und konnten eine Ecke nach der anderen über den Gästestrafraum hineinschlagen. Kurz vor der Pause galt es noch einmal eine Schrecksekunde zu überstehen, als Rost im letzten Moment klärte und so den unverdienten Ausgleich verhinderte. Mit der Pause begann es dann richtig zu regnen, weswegen wohl auch das Halbzeitspielchen ausfiel, Der Spielmacher, 1. April 2008 17 Bundesliga obwohl in die Tore schon eine Torwand eingehängt worden ist. Auch die Bretzelverkäufer wurden wieder aktiver und rannten nun des Öfteren wieder durch das Blickfeld. Die Pause hatte dennoch einen „Höhepunkt“ in petto, als in der Pause die Moderatoren des vereinseigenen Radios interviewt wurden um es bekannter zu machen sowie Ausgabe 02/2008 neue Kunden zu gewinnen. So wurden unter anderem die Erfahrungen aus dem letzten Spiel angesprochen wurden. Dieses Programm rundete ein Videozusammenschnitt aus der Der Spielmacher, 1. April 2008 18 Bundesliga Fanbox ab, in der sich einige Hartgesottene zur Schau stellten. Zum Glück dauerte die Pause nur 15 Minuten und danach konnten wir uns wieder am Spiel erwärmen, in dem sich Frankfurt nun vorgenommen hatte doch einige Punkte mitzunehmen und so machten sie auch mehr fürs Spiel. Dies sollte allerdings nicht lange halten, denn der HSV kam wieder, nachdem er kurz zurückgedrängt worden war und durch de Jong unter dem „TOOOOOOOOR“Schrei von King Karl auf 2-0 davonzog. Was einen kurzen Einsatz der Polizei im unruhigen Gästeblock nach sich zog, der sich nach dem Abzug derselben wie von Geisterhand immer mehr zu lichten schien. In der Folge hatten sie das Spiel wieder im Griff und suchten weiter den Weg nach vorne. Doch mitten in die Drangphase drängte sich der Gegentreffer der Eintracht, der aus einem Konter resultierte und das Spiel noch einmal spannend machte. Doch zum fast noch größeren Jubel der Fans als beim eigenen Tor die Einblendung des Standes aus dem Parallelspiel, in dem Bochum gegen Leverkusen in Führung ging. Doch dieser Anschlusstreffer sollte aber dank des Gästekeepers nicht lange halten, der sich nach einem Freistoß einen Fauxpas leistete und so für den Doppeltorschützen Guerrero auflegte. Nun konnten die Gastgeber wieder schalten und walten und schoben das endgültige 4-1 nach, womit sich die Stimmung in der Arena nun auf dem Höhepunkt befand und das trübe Wetter vergessen ließ. Noch lange nach dem Abpfiff feierten die Fans ihren HSV und sogar der Dino schwang sich zu einer Tanzeinlage auf. interessantesten Spiele der damaligen Zeit erwischt zu haben. Am nächsten Morgen sollte sich der Regen noch nicht verzogen haben, doch das sollte uns nicht weiter stören, war doch vor der Heimfahrt schon von Anfang an ein Besuch des Miniaturwunderlands eingeplant, den uns auch Emma nicht nehmen konnte. So machten wir uns auf die wirklich liebevoll gestaltete Welt der Züge zu erkunden, in die auch schon der Osterhase eingedrungen war und durch den Grand Canyon brauste. Neben vielen anderen sehenswerten Regionen war natürlich auch die HSHArena vertreten, in der der HSV natürlich im Hamburger Derby standesgemäß im Minutentakt gegen St. Pauli gewann. Nach mehreren Stunden in dieser Welt voller Knöpfe und sich bewegender Figuren neigte sich unser Hamburgaufenthalt auch schon dem Ende entgegen und wir kehrten dem immer noch verregneten Hamburg unseren Rücken zu. Mit den letzten eingefangen Impressionen ging es dann langsam auf den Heimweg, auf dem eine Gruppe Nachwuchseintrachtfans ihr Gesangsrepertoir übte, jedoch kaum gegen die zahlenmäßig überlegen Heimfans ankamen auf dem weiten dunklen Weg zurück zur S-Bahnstation, vor der es erstmals an diesem Tag zu einem Stau kam. Allerdings sollte sich dieser schnell lösen und die Fahrt in der richtigen Bahn in aller Enge schnell angetreten werden können. Darin ging es dann stimmungsmäßig richtig hoch her, als ein paar mehr oder weniger unter Alkoholeinfluss stehende Anhänger der Blau-WeißSchwarzen ihre lustigen Gesänge à la „Wer nicht hüpft der ist ein Bremer!“ oder „Frankfurt nehmt euch montags frei, da kommt auf DSF Bundesliga Zwei!“ Nach so vergnügungsvollen 15 Minuten Bahnfahrt kamen wir wohl behalten wieder am Hauptbahnhof an und marschierten voller Freude in unser Hotelzimmer, in dem uns schon das DSF mit der Spieltagsanalyse erwartete und das Spiel noch einmal rekapituliert werden konnte und unsere Einschätzung bestärkte eines der Ausgabe 02/2008 Letztendlich war Hamburg und das Spiel selbst mit einem durcheinander gewehten Organisation eine Reise wert, die keine Emma vermiesen konnte. Vor allem das torreiche Spiel hatte einen großen Anteil am in dieser Hinsicht sehr gelungen Ausflugs, so dass ein Wiedersehen schon geplant ist. Dann allerdings im Schutze eines weniger stürmischeren Sommers. Der Spielmacher, 1. April 2008 19 Bundesliga Auf dem Weg zum perfekten Fußball? Warum Fehlentscheidungen auch im modernen Fußball unerlässlich sind Von Miro Born Es scheint eine schier endlose Diskussion zu sein. Fast wöchentlich entbrennt eine neue Debatte über unsere Schiedsrichter und deren Entscheidungen. Vor allem die Boulevardpresse macht dann keinen Halt vor Hetzartikeln und abstrusen Verschwörungstheorien. Und selbst wenn die Schiedsrichter an einem Spieltag ohne entscheidende Fehler pfeifen, gönnt man ihnen kein Lob, vielmehr werden sie dann ignoriert. Dass Schiedsrichter oft einen schwierigen Job haben, wird gerne vergessen. Und wen interessiert eigentlich der potenzielle jugendliche Schiedsrichternachwuchs, der durch die endlos diffamierende Berichterstattung abgeschreckt wird und sich deshalb nicht für Schiedsrichterlehrgänge anmeldet. So fehlt es folglich bei den Verbänden nicht nur an Quantität, tausende von Spielen werden wöchentlich ohne Schiedsrichter angesetzt, da man eben nicht so viele Schiedsrichter hat, sondern auch an Auswahl und Qualität. Was an Tagen, an denen besonders hitzig über die Schiedsrichter diskutiert wird, dann lauter wird, ist der Wunsch nach Videobeweisen und elektronischen Fußbällen. Fußball wäre dann ein Sport ohne größerer Fehlentscheidungen, könnte der Schiedsrichter bei strittigen Situationen doch das Spiel anhalten und sich auf einem Monitor die Situation noch einmal ansehen, heißt es bei den Befürwortern. Vielleicht sollte man dann auch für Stürmer vor Eckstößen „Pausen“ verordnen, in denen sie sich dann anschauen könnten, was sie in den letzten Situationen falsch gemacht haben. Selbiges könnte man zudem auch für Verteidiger, Mittelfeldspieler und Torhüter einführen. So wären wir dem „perfekten Fußballspiel“ noch einen Schritt näher und das Fernsehen hätte vollkommen neue Werbeplätze. Doch was wäre eigentlich ein perfektes Fußballspiel? Ein Spiel, in dem 22 Akteure und, nicht zu vergessen, der Schiedsrichter, keine Fehler machen? Wie würden dann Tore entstehen, würde jedes Fußballspiel torlos mit einem Remis enden? einen Fehler zu begehen. Vielleicht ist der Fußball auch daher so populär, weil er so menschlich ist, so fehlerhaft wie wir. Auch wenn eine noch so kleine Fehlentscheidung, die vielleicht durch „moderne Technik“ verhindert werden könnte, einen Fußballverein Millionen kosten kann, in Zeiten, in denen reiche Amerikaner oder Russen reihenweise Fußballvereine kaufen und in so manchen europäischen Stadien die Ticketpreise so hoch sind, dass sich das traditionelle Publikum nicht mehr regelmäßig den Gang ins Stadion leisten kann, ist man doch über jeden Funken Menschlichkeit, und den bekommt ein Fußballspiel durch eine Fehlentscheidung, dankbar. Eine fehlerlose Maschine mag positiv sein, ein Fußballspiel ohne Fehler ist es nicht. Sicherlich, zu viele Fehlentscheidungen dürfen es auch nicht sein, doch was hätten wir denn sonst auf dem Weg zur Arbeit zu besprechen, wenn die Schiedsrichter keine Fehler mehr machen würden. Womit würden die Fernsehanstalten ihre Nachberichterstattung füllen? Und wem würden die Trainer dann eigentlich den schwarzen Peter zuschieben? Ich denke, man merkt, eine Debatte über ein perfektes Fußballspiel ist genauso aberwitzig wie eine Diskussion über einen perfekten Schiedsrichter. Es gibt kein perfektes Fußballspiel und es wird niemals ein perfektes Fußballspiel geben. Der Fußball lebt von Fehlern und dem Mut, durch eine risikovolle Aktion eventuell Ausgabe 02/2008 Der Spielmacher, 1. April 2008 20 International Der lange Winter ist vorbei Der norwegische Ligafußball steht vor einer neuen Saison Von Max Schoob Seit ich im Jahr 1996 erstmals Norwegen besucht habe, verbindet mich in vielerlei Hinsicht eine Affinität zu dem skandinavischen Land. Die großartige Landschaft, geprägt von einer enormen Gegensätzlichkeit, die Ruhe und Abgeschiedenheit und das angenehme Flair in den wahrlich nicht überlaufenen Städten. Norwegen hat trotz oder gerade wegen der nur 4,7 Millionen Einwohnern seinen besonderen Reiz. Das reichste Land Europas – zumindest gemessen an seiner Größe – ist einfach ein Ort zum Wohlfühlen. Während mich beim ersten Urlaub der Fussball noch nicht gefesselt hat, beobachte ich spätestens seit der zweiten dreiwöchigen Visite vor drei Jahren intensiv auch das Geschehen rund um den „Norges Fotballforbund“. Wenn auch nur via PC und TV, ich drücke den Norwegern immer die Daumen, wenn es geht. Ein großes Problem für die drei großen skandinavischen Länder ist die Tatsache, dass aufgrund der teils extremen Witterungsbedingungen im Winter vielerorts nicht an Freiluft-Fussball zu denken ist. Deshalb wird die „Tippeligaen“ wie in den Nachbarländern Finnland Ausgabe 02/2008 und Schweden im Jahresryhtmus, also etwa im Zeitraum zwischen April und Oktober ausgespielt. Die Norweger selbst haben sich an diesen Takt gewöhnt, mit Blick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit aber ist das das momentan wohl größte Hindernis, dass Norwegen in der UEFARangliste trotz einiges vorhandenen Potentials nur auf dem 18. Platz steht. So hat auch die Tippeligaen, deren Namen seit 1990 ein norwegischer Wettanbieter ziert, wie fast alle Ligen außerhalb der großen Nationen bloß den Status einer Ausbildungsliga: Wer sich in dieser Spielklasse als fähig erweist, wird relativ Der Spielmacher, 1. April 2008 21 International früh auch von den internationalen Scouts entdeckt, und alsbald verlassen die jungen Talente das Land, um die weite Welt zu erobern. Nachdem die Norweger diesbezüglich wohl Ende der 1990er-Jahre ihren Höhepunkt erreicht haben, gab es in den folgenden Jahren einen kleinen Hänger. Seit zwei, drei Jahren aber kommen die exzellenten Ausbildungszentren, mit Branchenführer Rosenborg, wieder in Fahrt. Wer wusste eigentlich, dass John Obi Mikel, heute bei Chelsea in London hochbezahlt, zwar nicht in Norwegen ausgebildet wurde, sehr wohl dort aber für einige Zeit seine Brötchen verdient hat? Und John Arne Riise, der exzentrische Rotschopf mit dem harten Schuss vom FC Liverpool, dürfte wohl auch jedem ein Begriff sein. In Sachen Exportschlager müssen sich die Norweger eigentlich nicht hinter dem Nachbarn Schweden verstecken. Damit zunächst ein kleiner Rückblick in das Jahr 2007, eine Saison, die überraschenderweise zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit durch eine Schwächephase von Krösus Rosenborg Trondheim geprägt war. Von 1992 bis 2004 holten die SchwarzWeißen 13-mal in Folge den Titel, ehe sie 2005 einen größeren Umbruch erlebten, so dass sich Valerenga Oslo in einem Fotofinish vor Aufsteiger Kristiansand den Titel holen konnte. 2006 Brann konnte sich Stabaek einreihen. Ein kleiner, relativ unscheinbarer Verein im Süden des Landes mit einer kleinen 8000-ZuschauerArena. Bisher standen nur zwei Aufstiege sowie ein Pokalsieg vor zehn Jahren in der Chronik, doch der großartige Erfolg des Vorjahres spricht für die Etablierung der Mannschaft in Norwegens höchster Spielklasse. Den zweiten Platz für den UEFA-Pokal sicherte sich Viking Stavanger, der Verein, bei dem auch eine nicht ganz unbedeutende deutsche Komponente zum tragen kommt: Der ehemalige DDR-Nationalspieler und jahrelanger EnglandLegionär Uwe Rösler trainierte die Wikinger im abgelaufenen Jahr erstmals, und machte aus dem einstmaligen Abstiegskandidaten ein Topteam. Überhaupt Uwe Rösler: Nach seinem Karriereende durch eine schwere Krebserkrankung Anfang dieses Jahrtausends, machte er sich seit 2004 auf den Weg, um die norwegischen Trainerbänke zu erobern. Zunächst bei Lilleström SK, nun bei Viking. In Norwegen ist Rösler ein hoch angesehener Trainer, der für Erfolg steht. aber war wieder alles beim alten – der Titel ging nach Mittelnorwegen. Alle Beobachter hatten sich nun bereits wieder darauf eingestellt, dass sie über Jahre hinweg die Liga dominieren werden. Doch dazu kam es nicht, weil der stark besetzte Kader unter Trainer Knut Törum nicht zu einer Einheit wurde. Zwar spielte Rosenborg in der Champions LeagueGruppenphase bis zum Ende um das Achtelfinale mit, das aber ging auf Kosten der Leistung in der Tippeligaen. Im Endeffekt stand Anfang November riesengroße Ernüchterung, nur der fünfte Tabellenplatz und damit keine Teilnahme am Europapokal in der Spielzeit 2008/2009. Dieser bleibt Meister Brann Bergen, Stabaek IF sowie Viking Stavanger vorbehalten. Die Mannschaft aus Bergen, einem wunderschönen Ort an der Nordmeerküste, wo in der Vergangenheit auch schon der Hamburger SV Station gemacht hat, holte nach 44 Jahren endlich wieder den Titel. Wie groß die Euphorie ist, zeigt die Zahl, dass beim Saisonfinale bis zu 100.000 Fans in der Innenstadt von Bergen mitgefiebert haben. Angesichts der relativ geringen Größe des Ortskerns frage ich mich, wo diese Massen Platz gefunden haben, im Verhältnis zur Einwohnerzahl der für norwegische Verhältnisse relativ üppig bewohnten Stadt müsste fast jeder Zweite Bergener auf den Beinen gewesen sein. Hinter Ausgabe 02/2008 Wenn die zweite Ausgabe des Spielmacher-Magazines erscheint, hat Rösler mit Viking Stavanger bereits einen Spieltag hinter sich gebracht, zum Auftakt spielen sie gegen Strömsgodset IF, die wohl wie auch schon im Vorjahr Der Spielmacher, 1. April 2008 22 International nur um den Abstieg spielen werden. Somit besteht für Viking gleich zum Auftakt die Chance, seine Ambitionen auf eine sehr gute Platzierung zu unterstreichen. In seinem fünften Norwegen-Jahr will Rösler heuer endlich den Titel gewinnen, und kann dabei auf einiges interessantes Personal zurückgreifen: Der ehemalige Aachener Torwart Kristian Nicht hütet als Ersatz für den länger verletzten Myhre den Kasten zum Saisonauftakt, außerdem steht der ExHamburger René Klingbeil auf dem Sprung in die Abwehr. Im Sturm konnte Torjäger Ijeh gehalten werden, allerdings nur mit einer Torprämie von 8000 Euro pro Tor. Der Druck auf die Mannschaft und Rösler ist groß, weil die Fans nun endlich Resultate für die in den letzten Jahren betriebene Aufbauarbeit sehen wollen. Neben Viking darf natürlich auch Titelverteidiger Brann nicht vergessen werden. Die kamen zwar ohne spektakuläre Neuverpflichtung aus, kommen aber mit dem Selbstvertrauen einer euphorisch bejubelten Meisterschaft und dem Wissen, einen breit besetzten Kader zu haben. Zudem verbietet sich ein abwertender Blick auf Brann schon alleine, weil das Team in den letzten Jahren immer um den Titel mitgespielt hat und immer wieder gezeigt hat, dass man auch gut mit Druck umgehen kann. Auch im Bergener Kader tummeln sich ehemalige Deutschland-Profis: El Fakiri (Mönchengladbach) und Karadas (Kaiserslautern) sind wichtige Bestandteile der Mannschaft. das wurde schon bei den Duellen mit Schalke in der Champions League deutlich, die Abwehr. Außer dem Schweden Stoor setzt man bei Rosenborg hier auf die Karte „Erfahrung ist Trumpf“. Spieler wie Basma und Kvarme prägt zwar ein außerordentlich gutes Stellungsspiel, aber im Punkt Schnelligkeit ist die Defensive schon ein Risikofaktor. Hinzu kommt jetzt noch, dass der kanadische Goalie Lars Hirschfeld Rosenborg Richtung Cluj (Rumänien) abgewandert ist, und noch kein adäquater Ersatz für den Glatzkopf verpflichtet wurde. In dieser Hinsicht viel Arbeit für Coach Trond Henriksen. Gerade die Trainer-Personalie könnte in der ersten Hälfte der Saison für Unruhe sorgen. Nach dem verpassten Titel trat Knut Törum im Herbst zurück. Seitdem agiert Henriksen als Interimstrainer, im Juli wird Erik Hamrén den Trainerposten übernehmen. Hamrén jedoch ist momentan noch als Coach beim dänischen Verein Aalborg BK eingebunden und wird seinen Vertrag dort bis zum Sommer erfüllen. Aber trotz aller Negativerlebnisse in 2007 führt auch im neuen Jahr der Weg an einem Namen nicht vorbei: Rosenborg ist wieder einmal der Favorit schlechthin auf den Titel. Es wäre dann der 21. Gewinn der höchsten Spielklasse des Landes. Die Trondheimer haben sich gut verstärkt, mit Pelu, Miller und Savolainen Spieler vom skandinavischen Markt verpflichtet und sind so erst einmal wieder weg vom Kurs, den Kader mit internationalen Spielern aufzuwerten. Selbst jedem Laien in der NorwegenSzene stechen zwei Namen sofort ins Auge: Roar Strand und Steffen Iversen, zwei Alt-Internationale, die jetzt das Gerüst dieser Mannschaft sind. Beide haben eine lange, erfolgreiche Karriere mit allerdings völlig anderen Vorzeichen hinter sich: Während Strand in Norwegen mit Rosenborg fleißig Meisterschaften gewonnen hat, führte Iversen der Weg nach England zu Tottenham, wo er sieben Jahre gespielt hat. Um diese beiden erfahrenen Spieler tummeln sich hoffnungsvolle Nachwuchsspieler, wie Fredrik Stoor, Per Skjelbred oder die drei Afrikaner Konan, Traore und Koné. Größter Schwachpunkt ist, Ausgabe 02/2008 Wenn man an norwegische Klubs im Europapokal denkt, fällt zwangsläufig auch immer der Name von Rosenborg. Seit der tollen Titelserie in den 1990erJahren qualifizierten sie sich häufig dann in einer Zwischenspielrunde sogar für die Gruppenphase der Champions League. Dabei hielten sie sogar für einige Der Spielmacher, 1. April 2008 23 International Zeit den Rekord der meisten Teilnahmen in Folge, sieben waren es seinerzeit, ehe Manchester United zum unentbehrlichen Inventar der Königsklasse wurde. Vor einigen Jahren bekam dabei sogar Bayern München zu spüren, wie unangenehm sich norwegische Teams spielen lassen: Taktisch immer einwandfrei eingestellt, diszipliniert, auf Konter lauernd. Es war jenes Jahr, als Rosenborg sogar die Gruppenphase überstanden hat, und sich mit Bayern in der damals noch existierenden Zwischenrunde duellierte. Der deutsche Rekordmeister war das einzige Team, gegen welches die Norweger in dieser Zwischenrunde Punkte holen konnten. In dieser stattfindet. Das Produkt dieser Überlegungen ist seit dem Jahr 2004 die sogenannte „Royal League“, eine königliche Liga für drei Königreiche. Vier Vereine jeder Liga duellierten sich im Zeitraum von November bis Februar, die ersten drei Auflagen des Wettbewerbs gingen jeweils nach Dänemark – weil dort die stärksten Mannschaften spielen. Noch genauer: Jeder Titelträger kommt aus Kopenhagen. Nach den Siegen vom FC Kopenhagen 2005 und 2006 triumphierte 2007 Bröndby. Die Klubs aus Norwegen spielten jeweils ordentlich mit, bissen sich aber an der starken Konkurrenz aus Südskandinavien die Zähne aus. Das Ziel, nämlich im Winter Wettkampfpraxis zu Saison machte ein junger Stürmer, der auf den Namen John Carew hört, auf sich aufmerksam. Ehe sich Rosenborg umsehen konnte, war er auch schon nach Valencia gewandert und trat seinen bis heute erfolgreichen EuropaFeldzug an. Nach diesem großen Erfolg wurde es einige Jahre sehr leise um Rosenborg, auch von den anderen Vereinen des Landes kamen keine Impulse im Europapokal. Umso erfreulicher, dass die aktuelle Saison 2007/2008 diesbezüglich eine kleine Wiederauferstehung darstellt: Bis zum letzten Spieltag hatte Rosenborg die Chance, das Achtelfinale der Champions League zu erreichen, und Brann Bergen landete zumindest im Sechzehntelfinale des UEFA-Pokals. Dort wurden sie zwar mit 0:2 und 1:6 von Florenz deklassiert, aber es war zumindest ein Ausrufezeichen, dass auch abseits der „Trondheim=Norwegen“ Gleichung noch Vereinsfussball im Norden Europas exisitert. erhalten, ist nicht verfehlt worden. Der starke Auftritt der Kopenhagener in der Champions League 2006/2007 oder von Rosenborg und Brann in dieser Saison. Leider fand die Royal League bei den Zuschauern nicht den erwünschten Anklang, was sicher noch zu verkraften wäre, Besuche von 3000 bis 5000 Zuschauern ließen sich verkraften. Was aber wesentlich schwerer wiegt, ist das daraus resultierende Desinteresse potentieller Sponsoren. So fand die Royal League im vergangenen Winter keine Fortsetzung. Zwar sind alle Verbände und auch die Vereine an einer Weiterführung des Formates interessiert, ob sich das jedoch realisieren lässt, ist fraglich. Ausgabe 02/2008 Um eine internationale Wettbewerbsfähigkeit der skandinavischen Vereine zu erzielen, setzten sich die Fussballverbände aus Norwegen, Schweden und Dänemark zusammen. Die Idee: Eine Liga für die im Europapokal beteiligten Vereine, also die besten Mannschaften jedes Landes, die während der Spielpause im Winter So müssen sich die drei Königreiche neue Ideen einfallen lassen, um auf mittel- und langfristige Sicht ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Die Norweger machen sich keine Illusionen – ihr Land und die Liga wird im FussballBereich auf absehbare Zeit nur die Anfangs- und Zwischenstation der besten Wikinger sein. Die Frage ist aber, wie man aus dem großen Reservoir talentierter Nachwuchsspieler in der Zukunft auch einen Nutzen für das Fortschreiten der Qualität der Tippeligaen uiehen kann. Hier stecken die ruhigen Norweger mitten im Entwicklungsprozess, der aber gerade auf internationaler Ebene immer mehr Anerkennung findet Der Spielmacher, 1. April 2008 24 International Die wahre englische Liga? Nachdem die Premier League in den letzten Jahren sukzessive kommerzieller wurde, findet die 2. englische Liga, wie hier bei Charlton Ahtletic, immer mehr begeisterte Zuschauer. . Zuhause ist es immer noch am schönsten In der 2. englischen Fußballliga bleibt man trotz Zuschauerrekorden und Mega-TVDeals traditionell und bodenständig – sehr zur Freude der Fans. Und die Liga wird immer stärker. Von Felix Flemming Anfang Februar verkündete der Chief Exekutive der Premier League, Richard Scudamore, dass die Premier League plant einen zusätzlichen Spieltag einzuführen, der komplett im Ausland, vorzugsweise in Asien, gespielt werden soll. „Wir werden nur da hingehen, wo wir auch willkommen sind“, so Scudamore. Vor allein bei den heimischen Fans stieß der Plan auf große Geschäftsangelegenheiten der Vereine involviert. Bis jetzt kann man sich aber allen Tendenzen nach einer totalen Kommerzialisierung noch verweigern, auch wenn der Getränkehersteller Coca-Cola Namenssponsor der Championship ist. Man spielt Fußball immer noch hauptsächlich für die eigenen Fans, nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Ablehnung. „Dies ist erneut ein weiteres Beispiel in der Premier League, das die Tradition unseres Spiels bedroht wird, lediglich aus der Gier nach Geld“, sagte zum Beispiel Malcom Clarke von der Football Supporters’ Federation. In der zweiten englischen Fußballliga, der Championship, nahm man die Pläne nur im Hintergrund wahr. Doch auch hier wird mit immer größeren Summen aus TV-Deals hantiert, sind immer mehr Investoren in die Ausgabe 02/2008 Dabei kann die Championship noch auf eine Der Spielmacher, 1. April 2008 25 International sehr junge Historie zurückblicken. Sie entstand zu Beginn der Saison 2004/2005 und ging aus der Football League First Division hervor. Mittlerweile ist die neu gegründete Championship in ihrer vierten Spielzeit zu einer echten Erfolgsgeschichte geworden. 24 Teams kämpfen jede Saison um den Aufstieg in die Premier League, damit gibt es 46 Spieltage in der Liga, fast neun Monate dauert eine Saison. Die beiden besten Mannschaften steigen direkt in die Premier League auf, die Plätze drei bis sechs spielen in den Playoffs den letzten Kandidaten aus. Das Finale steigt im Wembley Stadion. Die Championship öffnet sich dann ausnahmsweise mal für die ganz große Fußballbühne. Es zeigt aber auch den immer höher werdenden Stellenwert der zweiten englischen Liga. Auch wenn von den Ausgangsbedingungen, finanziell wie logistisch, die Vereine der Championship eine sehr heterogene Truppe darstellen, ist die Liga spielerisch sehr ausgeglichen und stets sehr spannend. In der Saison 2006/2007, als Sunderland unter Roy Keane den Aufstieg in die Premier League schaffte, lagen nur 13 Punkte zwischen den ersten sechs Plätzen. In der aktuellen Saison liegen sechs Spieltage vor Schluss nur 10 Punkte zwischen Platz Eins und Platz Zehn, Stoke und Bristol City gehen als Favoriten für den direkten Aufstieg in die Premier League in die letzten Spieltage, dahinter kämpfen noch acht Teams um die Teilnahme an den Playoffs, unter anderem Traditionsvereine wie West Bromwich Albion, Watford und Crystal Palace. Gleichzeitig müssen aber auch noch acht Mannschaften sich in akuter Abstiegsgefahr wähnen. Für die Fans wird also einiges geboten. Und die Fans kommen zahlreich, ob nun ins Hillsborough zu Sheffield Wednesday mit seinen fast 40.000 Plätzen oder an die Layer Road zu Colchester United mit gerade mal knapp 7.000 Plätzen. In der Liga trennen die beiden übrigens nur zwei Plätze. Colchester ist Tabellenletzter, Sheffield Wednesday nur zwei Plätze davor. Auch das macht die Championship so attraktiv und spannend. Mit über 10 Millionen Zuschauern ist die Championship nach der Premier League, der Bundesliga und der Primera Division die Liga mit dem viertbesten Zuschauerzuspruch. Rücken. Charlton Athletic mit Trainer Alan Pardew haben dagegen die Einflussnahme von Investoren abgelehnt. Auch in der Championship fließt viel Geld, doch hier ist es noch eher Mittel zum Zweck, soll die Liga für die eigenen Fans, die regelmäßig samstags um 16.00 Uhr in die Stadien kommen, noch attraktiver und stärker machen. Die ersten Früchte der harten Arbeit in der Championship waren zuletzt sehr eindrucksvoll im FACup, dem englischen Pokalwettbewerb, zu sehen, wo jetzt neben dem FC Portsmouth drei Mannschaften aus der zweiten Liga im Halbfinale stehen. Besondere Erwähnung verdient der FC Barnsley, der in der zweiten Liga noch gegen den Abstieg spielt, aber im Pokal Liverpool und den FC Chelsea rausgeworfen hat Die Stärke und Attraktivität der Coca-Cola Championship haben mittlerweile auch einige bekannte Trainer erkannt, die sich in der Championship niedergelassen haben. Prominentestes Beispiel ist der Walliser Chris Coleman, der nach seinen Tätigkeiten bei Fulham und Real Sociedad jetzt versucht Coventry City vor dem Abstieg in die League One zu bewahren. Viel Geld und große Stadien sind hier noch keine Garantien für sportlichen Erfolg. Ein Lied davon können die Queens Park Rangers singen, die seit August 2007 in den Händen von Bernie Ecclestone und Flavio Briatore liegen. Die beiden Zugpferde aus der Formel 1 brachten aber noch nicht den totalen Erfolg. Auch andere Teams, wie Southhampton oder Crystal Palace, habe zugkräftige Investoren im Ausgabe 02/2008 Und sportlicher Erfolg sorgt auch für höhere Einnahmen und neue TV-Verträge, die in den nächsten Jahren unter den Rahmenbedingungen der Vereine in der Der Spielmacher, 1. April 2008 26 International Championship gigantische Summen in die Kassen der Vereine spülen. Momentan ist der Pay-TV-Sender Sky Sports exklusiver Fernsehpartner und zeigt einige Spiele live. Ab der Saison 2009/2010 bekommt die Championship auch eine deutlich höhere Präsenz im Free-TV mit 10 Live-Spielen bei der BBC, zudem zeigt Sky Sports weiter Spiele aus der Championship, darunter auch alle PlayoffBegegnungen um den Aufstieg in die Premier League. 400 Millionen Euro werden den Vereinen der Championship und den unterklassigen Ligen für drei Jahre damit gezahlt, neue Einnahmen durch Sponsoring aufgrund der neuen TV-Präsenz noch gar nicht mit eingerechnet. Damit bekommen die Teams der zweiten bis vierten englischen Liga soviel Fernsehzeit wie noch nie. Da hat sich der Erfolg der letzten Jahre schon mal positiv ausgezahlt. Noch fünf Spieltage sind es bis zum Saisonende. Dann klärt sich, welche zwei Mannschaften direkt aufsteigen und welche vier Teams in den Playoffs den weiteren Kandidaten küren. In den letzten Jahren gab es in Fußball-England die Theorie, wonach die Absteiger aus der Premier League in den nächsten Jahren stets auch wieder erneut aufsteigen, weil in der höchsten englischen dann möglicherweise bald nach Sydney um gegen den FC Chelsea zu spielen. Fußballliga eben doch mehr Geld eingenommen wird, dass die Vereine dann auch in die 2. Liga mitnehmen und mehr für neue Spieler investieren können. Letzte Saison stiegen Sunderland und Birmingham nach nur einem Jahr Abstinenz aus der Premier League direkt wieder auf. Auch diese Saison mischen die Absteiger Watford und Charlton wieder im Aufstiegsrennen mit. Es bleibt abzuwarten, ob dies sich längerfristig noch verschärfen wird. Für die Aufsteiger in die Premier League bedeutet dies vor allem mehr Einnahmen, aber eben auch der Tanz auf der großen Fußballbühne. Es ist eine andere Welt. Vorher müssen aber noch die Playoffs absolviert werden. Dabei empfängt der Tabellendritte den Sechsplatzierten, der Fünfte spielt gegen den Vierten der Abschlusstabelle. Es gibt dabei Hin- und Rückspiel, aber ohne die Regelung, wonach bei Torgleichheit auswärts erzielte Treffer doppelt zählen. Das Finale findet dann zum zweiten Male im Wembley Stadion statt, quasi als Einstimmung darauf, was die Vereine ab der kommenden Spielzeit dann möglicherweise erwartet. Wenn es blöd kommt, hat man bis dato immer vor seinen 15.000 Zuschauern gegen den Verein aus der näheren Region gespielt und muss Ausgabe 02/2008 Natürlich kann das viele Geld zukünftig auch verführerisch machen, zu einem immer neuen Konkurrenzkampf um neue Einnahmen führen, aber bis jetzt konzentriert sich die Championship immer noch ganz auf den Sport. Denn auch nur so hat man eine Chance neben der Premier League zu existieren und wahrgenommen zu werden. Und wenn die Milliardäre eine Liga weiter oben sich immer weiter von den Bedürfnissen und Wünschen der Fans verabschieden, kann vielleicht auch die Championship davon profitieren. Das kann aber auch nur gelingen, wenn man so bleibt, wie man jetzt ist. Auf den Sport konzentriert, bodenständig, sehr heterogen von den Rahmenbedingungen, aber homogen von der sportlichen Klasse. Mit Einsatz, Leidenschaft und dem Aufopfern für den eigenen Verein kann man auch die etwas reicheren und besser besuchten Vereine in Schach halten. Die Championship ist auf einem guten Wege, den Erfolgsweg der letzten Jahre fortzusetzen. Der Spielmacher, 1. April 2008 27 Internes Das Spiel des Quartals In unserer neuen Kategorie beschrieben die fünf Blogger ihr „Lieblingsspiel“ des letzten Quartals Premier League: FC Liverpool – FC Middlesbrough 3:2 23. Februar 2008 ‐ 15.00 Uhr, Anfield Road Es gibt Spiele, bei denen weiß man schon von Anpfiff, dass sie spannend und torreich werden können. Und dann gibt es Begegnungen, von denen man hofft, dass sich solche zu einem tollen Spiel entwickeln, obwohl man eher skeptisch ist. In letztere Kategorie fällt die Partie die Reds gegen Boro Ende Februar an der Anfield Road. Aufgrund der bisherigen Auftritte von Pool hatte ich mit keinem großen Spiel gerechnet, zumal beide Teams auch gehörig unter Druck standen, Benitez war mal wieder in der Kritik und Gareth Southgate taumelte Richtung Abstieg. Umso erstaunter war ich dann zu sehen, dass Liverpool erfrischenden Offensivfußball angeboten hat und sich Middlesbrough auswärts keineswegs versteckte. Middlesbrough ging früh in Führung, doch Fernando Torres brachte mit einem Dreierpack seine Mannschaft auf die Siegerstraße. Doch trotz des Rückstandes spielte Middlesbrough weiter mutig nach vorne, konnte aber nur noch eine der zahlreichen Chancen für ein Tor nutzen. Am Ende war es ein Spiel mit Richtungscharakter für beide. Liverpool begann mit einem überragenden Fernando Torres eine Siegesserie und auch Middlesbrough gewann neues Selbstvertrauen. Hat sich also für beide Mannschaften und auch mich vor dem TV mehr als gelohnt. Felix_Flemming g Premier League: Tottenham Hotspur – FC Chelsea 4:4 19. März 2008 – 20.00 Uhr, White Hart Lane Eigentlich hatte ich am 19. März meinen Beitrag für diese Kategorie längst geschrieben, doch aufgrund des grandiosen Nachholspiels an der White Hart Lane, entschied ich mich, diesen Artikel noch einmal zu verfassen. Während es für die Spurs rund zehn Spieltage vor Saisonende um nichts mehr ging, für den UEFA Cup waren sie durch einen Sieg (außgerechnet gegen die Blues) im Carling Cup Finale schon qualifiziert, musste der FC Chelsea im Norden Londons unbedingt gewinnen, um mit dem Tabellenzweite Arsenal gleichzuziehen. Es entwickelte sich ein rassiges, intensives, zweikampfbetontes, spannendes und hochdramatisches Fußballspiel, in dem die Spurs nach einem 1:3 Rückstand und einem 3:4 Rückstand noch einmal spektakulär zurückkamen. Nach dem „Wundertor“ von Robbie Keane in der 88. Minute hatte Berbatov in der letzten Minute der Nachspielzeit sogar noch einmal die Chance, das 5:4 für Tottenham zu erzielen, doch er scheiterte an Chelseas Ersatztorhüter Cudicini. Letztendlich war es für mich das beste Premier League Spiel, das ich live gesehen habe. Vor allem durch die unglaubliche Moral der Spurs. Miro_Born Ausgabe 02/2008 Der Spielmacher, 1. April 2008 28 Internes Bundesliga: VfB Stuttgart – Werder Bremen 6:3 8. März 2008 – 15.30 Uhr, Gottlieb‐Dailmler Stadion 9 Tore, 1 rote Karte, Bremen verliert - was will man mehr? Beide Teams stellten eindrucksvoll unter Beweis, dass sie über fantastische Offensivspieler verfügen und speziell Stuttgart versprühte kurz wieder den Glanz der Meisterschaftssaison. Selten wird man 90 Minuten so gut unterhalten wie bei diesem Fußballspiel! Marco Reinberg Ligue 1: Racing Strasbourg – FC Metz 2:3 08. März 2008 ‐ 20.00 Uhr, Stade de la Meinau Dass ich dieses Spiel zu dem des Quartals auswählen würde, hätte ich nach der ersten Halbzeit sicher nicht gedacht. Es lief im Grunde wie immer in dieser Saison: Die Lothringer halten im Grunde für ihre Verhältnisse gut mit, um sich dann jedoch leichtfertig ein Gegentor einzuhandeln. Doch anders als sonst gelang es ihnen das Spiel nach der Pause mit einer Leidenschaft und Engagement, das man bisher nur in Pokalspielen gesehen hatte, zu übernehmen und so sogar in Führung zu gehen. Doch damit nicht genug, denn das Spiel sollte sich noch mehrfach überschlagen. Fünf Minuten vor Schluss sah der leidgeprüfte Anhänger alle Felle davon schwimmen, als ein zweifelhafter Elfmeter sicher zum Ausgleich verwandelt wird und Metz in Folge einer Gelb-Roten Karte in Unterzahl erneut einer Tragödie entgegensieht. Doch wenigstens dieses eine Mal war der Fußballgott ein Grenat, als er ihnen für ihren Einsatz in der Schlussminute ebenfalls einen Strafstoß überlässt, der zum endgültigen Siegtreffer führt. Einem der wenigen in dieser Saison - hätten sie doch nur öfter so gespielt wie in diesem Herzschlagfinale, das die ganze Bandbreite an Stimmungen_bereithielt. Moritz_Pfefferkorn Bundesliga: Hamburger SV – Eintrachtfrankfurt 4:1 2. März 2008 – 17.00 Uhr, HSH Nordbank Arena Seit Jahren schwillt mein Sympathiebonus für den Hamburger SV, mittlerweile beobachte ich den Bundesliga-Dino von der Elbe so intensiv, dass ich mich in gewissem Maße schon als Fan bezeichnen möchte. So war es an der Zeit, doch einmal dem fernen Ort einen Besuch abzustatten. Wie sich jetzt herausstellt, haben wir dabei das beste Rückrundenspiel der Hamburger erwischt. An diesem Tag passte einfach alles: Die Atmosphäre, obwohl der Volkspark nicht ganz ausverkauft war, die Spielweise – Hamburg kontrollierte vom Anpfiff an die Partie – und natürlich das Ergebnis. Alles weitere zu diesem Spiel stellt Moritz ja in einem gesonderten Artikel in dieser Spielmacher-Ausgabe dar, aber dieser Tag stachelt dazu an, einen Besuch in der dazu noch äußerst sehenswerten Hansestadt zu wiederholen. Max Schoob Ausgabe 02/2008 Der Spielmacher, 1. April 2008 29 Impressum Impressum Herausgeber: Kooperation von vier Blogs, die sich unter anderem mit der Welt des Sports befassen Wichtige Termine in den nächsten Wochen: 1. und 2. April Champions League Viertelfinale (Hinspiele) Chefredakteur: Moritz Pfefferkorn 12./13. April Werder Bremen – Schalke 04 (Bundesliga) Redakteure: Marco Reinberg, Miro Born, Felix Flemming, Max Schoob 19. April DFB Pokal Finale in Berlin Layout: Miro Born 22. und 23. April Champions League Halbfinale (Hinspiele) Korrektur: Felix Flemming 26. April Bayern München – VfB Stuttgart (Bundesliga) Besonders bedanken möchten wir uns bei Dennis Grebe, der uns bei den Arbeiten am Titelbild unterstützte. 8. und 9. April Champions League Viertelfinale (Rückspiele) 29. und 30. April Champions League Halbfinale (Rückspiele) Dieses Blogmagazin stellt keine Zeitung im Sinne des deutschen Presserechts dar, sondern ein Magazin, das in regelmäßigem Abstand Texte von uns veröffentlicht, in denen wir uns mit Themen des Sports beschäftigen, die wir für interessant halten. Die Texte geben ausschließlich die Meinungen der jeweiligen Autoren wieder. 11. Mai 38. Spieltag in der Premier League 14. Mai UEFA Cup Finale in Manchester 17. Mai 34. Spieltag in der Bundesliga 18. Mai 38. Spieltag in der Primera División 18. Mai 38. Spieltag in der Serie A Verantwortlich für den Text sind ihre Urheber, die bei allen Texten genannt werden. 21. Mai Champions League Finale in Moskau 27. Mai Deutschland – Weißrussland (Länderspiel) Bildnachweis: info.premiere.de (Seite 3 und 5). Die restlichen Bilder und Grafiken wurden ausschließlich von den Autoren erstellt. 31. Mai Deutschland – Serbien (Länderspiel) 7. Juni – 29. Juni Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz Kontakt: der-spielmacher@gmx.de Die genauen Kontaktdaten der Redakteure finden Sie auf den jeweiligen Blogs. Redaktionsschluss war der 22. März 2008. Die nächste Ausgabe des Spielmachers erscheint bereits am 1. Juni 2008 Abenteuer‐Fussball der‐kommentator medien‐sport‐politk Ausgabe 02/2008 Passivsportler