Geldmarktsteuerung im Euroraum
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Geldmarktsteuerung im Euroraum
Geldmarktsteuerung im Euroraum – quo vadis? Hochschule der Deutschen Bundesbank, Schloss Hachenburg, 1. Juli 2014 Dr. Joachim Nagel Deutsche Bundesbank Mitglied des Vorstandes Geldmarktsteuerung – Theoretische Grundlagen Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 2 • Vorrangiges Ziel des Eurosystems ist die Gewährleistung von Preisniveaustabilität. • Preisniveaustabilität ist in der Realwirtschaft zu beobachten und wird durch den monetären Sektor beeinflusst. • Im monetären Sektor spielen Transmissionsprozesse vom Geldmarkt zum Kapitalmarkt eine besondere Rolle. Geldmarktsteuerung – Theoretische Grundlagen Kernaufgabe der operativen Geldpolitik Geldmarktsteuerung Was ist der Interbankengeldmarkt? Warum fragen Banken Zentralbankgeld nach? • Bargeld • Mindestreserve • Zahlungsverkehr Durchschnittsmindestreserve • Risikofreier Vermögensgegenstand Rolle der Zentralbank am Geldmarkt Monopolist! Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 3 Geldmarkt - Strukturelle Liquiditätsposition des Bankensystems Vereinfachte Zentralbankbilanz des Eurosystems Strukturelles Liquiditätsdefizit des Bankensystems im Euroraum gegenüber dem Eurosystem Defizit muss über geldpolitische Operationen gedeckt werden Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 4 Geldpolitisches Instrumentarium des Eurosystems zur Geldmarktsteuerung - Tägliche Inanspruchnahme möglich - Bilden Zinskorridor des Geldmarktes Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 5 - Instrumente zur Liquiditätsbereitstellung/-absorption - Schaffung ausgeglichener Liquiditätsverhältnisse Durchschnittliche Reservehaltung in einer Reserveperiode Geldmarktsteuerung des Eurosystems – Leitzinsen und Tagesgeldsatz EONIA % 6,0 5,5 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 -0,5 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Hauptrefinanzierungssatz (marg. Zuteilungssatz/Festzinssatz HRG) Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 6 2006 2007 2008 2009 Spitzenrefinanzierungssatz 2010 2011 Einlagesatz 2012 2013 EONIA 2014 1. Phase: Geldmarktsteuerung im Euroraum - bis zum Beginn der Finanzkrise im September 2008 Euro-Geldmarktsteuerung bis September 2008 (1/3) Geldmarktsteuerung durch „Rationierung“ von Zentralbankliquidität Operatives Ziel: Steuerung der kurzfristigen Geldmarktsätze (EONIA) in Nähe des Satzes des Hauptrefinanzierungsgeschäfts (Leitzins) Zur Erreichung des Ziels: Liquiditätsangebot = Liquiditätsbedarf Bei dieser Gleichgewichtslösung sollte gelten: kurzfristige Geldmarktsätze (EONIA) = Satz des Hauptrefinanzierungsgeschäftes Voraussetzungen: • funktionierender, nahezu vollkommener Interbankengeldmarkt • Möglichst genaue Ermittlung des Liquiditätsbedarfs Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 8 Euro-Geldmarktsteuerung bis September 2008 (2/3) Von Juni 2000 bis September 2008: Zuteilung der Hauptrefinanzierungsgeschäfte als Zinstender mit Mindestbietungssatz („Leitzins“) und begrenztem Zuteilungsvolumen Bis Juli 2007 (vor Beginn der „Liquiditätskrise“) herrschten folgende Liquiditäts- und Geldmarktbedingungen: • pro Periode sehr geringe Überschussliquidität • Liquiditätsausgleich zwischen den Kreditinstituten über den Geldmarkt • Nur sporadische Inanspruchnahme der Ständigen Fazilitäten • Wirksame Steuerung der kurzfristigen Geldmarktsätze durch das Eurosystem • Bilanzsumme des Eurosystems relativ gering Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 9 Euro-Geldmarktsteuerung bis September 2008 (3/3) August 2007 bis September 2008: „Liquiditätskrise“ als Vorbotin der Finanzkrise Gestiegenen Risikowahrnehmung führte für immer mehr Banken zu schwierigerem Zugang zu Interbanken-Geldmarkt. Die Folgen waren: • Zahlreiche Banken zunehmend auf erfolgreiche Teilnahme an Refinanzierungsgeschäften angewiesen • Höhere Gebotssätze für erfolgreiche Zuteilung notwendig, dadurch Anstieg der Zuteilungssätze • Hinweise auf zunehmende Segmentierung am Interbanken-Geldmarkt • Steigende Zinsdifferenzen zwischen besicherten und unbesicherten Geldmarktgeschäften • Abschüsse unbesicherter Geschäfte in längeren Laufzeiten schwieriger Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 10 „Normale“ Liquiditätsbereitstellung bis Juli 2007 … 800 700 Mrd €; Quelle: Eurosystem. 600 500 400 300 200 100 ‐100 ‐200 ‐300 ‐400 1999 Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 11 Liquidität zuführende Feinsteuerungsoperationen Spitzenrefinanzierungsfazilität Hauptrefinanzierungsgeschäfte Sonder‐Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte Liquidität absorbierende Refinanzierungsgeschäfte Einlagefazilität 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 …sowie während der „Liquiditätskrise“ (bis September 2008) 800 700 Mrd €; Quelle: Eurosystem. 600 500 400 300 200 100 ‐100 ‐200 ‐300 ‐400 1999 Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 12 Liquidität zuführende Feinsteuerungsoperationen Spitzenrefinanzierungsfazilität Hauptrefinanzierungsgeschäfte Sonder‐Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte Liquidität absorbierende Refinanzierungsgeschäfte Einlagefazilität 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Entwicklung der Zuteilungssätze bis Juli 2007… Haupttender: Differenz gewichteter Zuteilungssatz zu Mindestbietungssatz 80 70 Basispunkte; Quelle: Eurosystem. 60 50 40 30 20 10 0 Haupttender: Differenz marginaler zu gewichtetem Zuteilungssatz 35 30 25 20 15 10 Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 13 5 0 Basispunkte; Quelle: Eurosystem. … und deutliche Anstiege während der „Liquiditätskrise“ Haupttender: Differenz gewichteter Zuteilungssatz zu Mindestbietungssatz 80 70 Basispunkte; Quelle: Eurosystem. 60 50 40 30 20 10 0 Haupttender: Differenz marginaler zu gewichtetem Zuteilungssatz 35 30 25 20 15 10 Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 14 5 0 Basispunkte; Quelle: Eurosystem. EONIA bis Mitte 2007 nahe am Hauptrefinanzierungssatz… Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 15 … aber bereits höhere Volatilität ab August 2007 Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 16 2. Phase: Geldmarktsteuerung im Euroraum während der Finanzkrise bis zu den EZB-Ratsentscheidungen im Juni 2014 Krisenbedingte Sondermaßnahmen des Eurosystems und Geldmarktsteuerung bis Juni 2014 Lockerung der Geldpolitik Zusammenbruch des Geldmarktes verhindern Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 18 Sicherstellung des geldpolitischen Transmissionsmechanismus Reaktionen des Eurosystems auf die Finanz- und Staatsschuldenkrise seit 2008 bis zur EZBR-Sitzung im Juni 2014 (1/2) Geldpolitische Lockerung • Signifikante Senkungen des Leitzinses • Verengung des Zinskorridors • Absenkung des Satzes der Einlagefazilität auf (zunächst) 0% • Geldpolitische Ankaufprogramme für gedeckte Schuldverschreibungen • Laufzeitausweitung der Offenmarktgeschäfte auf bis zu 3 Jahre • „Forward Guidance“ Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 19 Reaktionen des Eurosystems auf die Finanz- und Staatsschuldenkrise seit 2008 bis zur EZBR-Sitzung im Juni 2014 (2/2) Zusammenbruch des Geldmarktes verhindern: • • • • • Vollzuteilung in allen Liquidität bereitstellenden Offenmarktgeschäften Zusatzangebot an Refinanzierungsgeschäften Temporäre Ausweitung des Sicherheitenrahmens Bereitstellung von Fremdwährungs-Liquidität Temporäre Reduzierung des Mindestreservesatzes Entgegenwirken von Spannungen, die Transmissionsprozess beeinträchtigen • Securities Markets Programme (SMP): Interventionen an den Märkten für öffentliche und private Schuldverschreibungen im Euro-Währungsgebiet • Bereitschaft, unter bestimmten Bedingungen ex-ante unlimitiert geldpolitische Outright-Geschäfte („OMTs“) durchzuführen Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 20 Geldmarktsteuerung im Zeitraum September 2008 bis Juni 2014 Wechsel vom Zinstenderfahren zur Vollzuteilung mit Festzinssatz bei den liquiditätsbereitstellenden Tenderoperationen Folgen für die Liquiditätssteuerung: • Höhe der Liquiditätsbereitstellung allein nach Maßgabe der Kreditinstitute • Zum Teil starker Anstieg der Überschussliquidität und ihrer Volatilität • Kurzfristige Zinssätze sanken deutlich unter den Hauptrefinanzierungssatz und orientierten sich meist am Satz der Einlagefazilität • Deutliche Verbilligung der Zentralbankrefinanzierung • Segmentierung zwischen Kreditinstituten, die auf Zentralbankrefinanzierung angewiesen sind, und solchen, die sich günstig am Geldmarkt refinanzieren können Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 21 Krisenbedingte Liquiditätsbereitstellung – geldpolitische Operationen des Eurosystems Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 22 Überschussliquidität als zusätzliche Liquiditätsversorgung durch das Eurosystem – über den rechnerischen Bedarf hinaus Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 23 Überschüssige Liquidität spiegelt sich in der Nutzung der Einlagefazilität wider Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 24 Geldpolitische Sondermaßnahmen mit Folgewirkungen für andere Marktsegmente Renditen 10-jähriger Staatsanleihen 40% 15.10.2008 Wechsel auf Vollzuteilung HRG 35% 12.5.2010 Beginn SMP 30.1.2013 Beginn Rückzahlungen 3-Jahrestender 22.12.2011 Zuteilung erster 3-Jahrestender Ankündigung OMT 2.8.2012 30% Deutschland Portugal Griechenland 25% Irland Italien Spanien 20% 15% 10% 5% Quelle: Bloomberg 0% 2006 Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 25 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Einlagesatz als Richtgröße bei hoher Überschussliquidität Zusammenhang zwischen Überschussliquidität*) und Spread EONIA/Leitzins Mrd € % 875 1,75 *) Überschussliquidität = Zentralbankguthaben + Einlagefazilität - Spitzenrefinanzierungsfazilität - Reservesoll 750 625 1,50 1,25 500 1,00 375 0,75 250 0,50 125 0,25 0,00 -125 -0,25 -250 -0,50 -375 -0,75 Eintägige absorbierende Feinsteuerungen zum Periodenende (bis einschl. 13.12.2011) -500 -1,00 -625 -1,25 Quelle: Eurosystem, eigene Berechnungen -750 2006 -1,50 2007 2008 Zinskorridor oberhalb des Leitzinses (r.S.) Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 26 2009 2010 Zinskorridor unterhalb des Leitzinses (r.S.) 2011 2012 Spread EONIA/Leitzins (r.S.) 2013 2014 Durchschnittliche Überschussliquidität EWU (l.S.) Reaktionen auf die geldpolitischen Beschlüsse des Eurosystems – Überschussliquidität und Geldmarktzinsen Überschussliquidität und Geldmarktsätze (gleitende 5-Tages-Durchschnitte) 1400 Überschussliquidität (l.S.) EONIA (r.S.) 1200 GC Pooling O/N ECB Basket (r.S.) Satz der Einlagefazilität (Tageswert / r.S.) Hauptrefinanzierungsatz (Tageswert / r.S.) 1000 l.S. Mrd €; r.S. %. Quelle: Eurosystem; Bloomberg. 800 600 400 200 Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 27 1,4 1,35 1,3 1,25 1,2 1,15 1,1 1,05 1 0,95 0,9 0,85 0,8 0,75 0,7 0,65 0,6 0,55 0,5 0,45 0,4 0,35 0,3 0,25 0,2 0,15 0,1 0,05 0 EONIA-Umsätze durch hohe Überschussliquidität rückläufig, jüngst Anstieg beobachtbar Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 28 Auch bei den besicherten Tagesgeldumsätzen Anstiege in den vergangenen Monaten sichtbar Überschussliquidität und Geldmarktumsätze (gleitende 10-Tages-Durchschnitte) 50 1000 Überschussliquidität (Tageswerte) UMSÄTZE EONIA Summe UMSÄTZE GCP O/N (ECB+EXT) 900 45 800 40 700 35 600 30 500 25 400 20 300 15 200 10 100 5 Mrd €; Quelle: Eurosystem; Bloomberg. 0 Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 29 3. Phase: Geldmarktsteuerung im Euroraum – quo vadis? EZB-Ratsentscheidungen im Juni 2014 und (mögliche) Folgen EZBR-Beschlüsse vom 5. Juni 2014 - Erweiterung konventioneller und unkonventioneller Maßnahmen Zinsentscheid: Negativer Einlagesatz und Rückkehr zu symmetrischem Korridor Hauptrefinanzierungssatz sinkt von 0,25% auf 0,15% Spitzenrefinanzierungssatz sinkt von 0,75% auf 0,4% Einlagensatz sinkt von 0,0% auf -0,1% Weitere (Sonder-)Maßnahmen zur Unterstützung der Kreditvergabe: Verstärkung der „Forward Guidance“ Vollzuteilung in den regulären MROs und 3-MonatsLTROs wird bis mindestens Ende 2016 verlängert; Sterilisierung des SMP-Liquiditätseffekts wird ausgesetzt (Liquiditätsvolumen rd. 165 Mrd €) Gezielte Refinanzierungsgeschäfte (targeted LTROs) Banken erhalten zinsgünstige langfristige Kredite mit einer Laufzeit von etwa vier Jahren, sofern sie Kredite an den nicht-finanziellen privaten Sektor vergeben (ohne Wohnungsbaukredite an private Haushalte) Erweiterung des geldpolitischen Sicherheitenrahmens verlängert Bestehende temporäre Ausweitung des geldpolitischen Sicherheitenrahmens wird mindestens bis Ende 2018 beibehalten ABS-Ankäufe (falls nötig!) Eventuelles Ankaufprogramm für einfache, transparente und real unterlegte Verbriefungen wird weiter vorbereitet Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 31 EZBR-Beschlüsse vom 5. Juni 2014 - Ausgestaltung der targeted LTROs Bereits kommunizierte Modalitäten: Anzahl Acht Geschäfte (zwei Tender im September und Dezember 2014, sechs Tender vierteljährlich zwischen März 2015 und Juni 2016). Laufzeit Bis zu vier Jahren (gemeinsames Laufzeitende aller Tender im September 2018). Verzinsung Bei Zuteilung eines Geschäfts gültiger MRO-Satz zzgl. eines festen Aufschlags von 10 Basispunkten. Keine Indexierung über die Laufzeit. Volumen Anfängliche Mittel („initial allowance“) i. H. v. max. 7% des Betrags ihrer am 30. April 2014 ausstehenden anrechenbaren Kredite, nur abrufbar in den ersten beiden Tendern im Herbst 2014. Zusätzliche Mittel („additional allowance“) abrufbar in den Tendern ab Anfang 2015 i. H.v. max. dem Dreifachen der über eine Referenzgröße („benchmark“) hinausgehenden Nettokreditvergabe zwischen dem 30. April 2014 und den Stichtagen für die Zuteilung; Referenzgröße abhängig von der Entwicklung der Kreditvergabe in den 12 Monaten vor dem 30. April 2014. Vorzeitige Rückzahlungen Freiwillige Rückzahlungen für jedes Geschäft erstmals nach 24 Monaten, danach halbjährlich. Verpflichtende Rückzahlung im September 2016, falls Nettoneukreditvergabe zwischen dem 1. Mai 2014 und dem 30. April 2016 unterhalb des Referenzwertes verbleibt. Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 32 Bisherige Entwicklung der Tagesgeldsätze Überschussliquidität und Geldmarktsätze (Tageswerte) 500 1,00 Überschussliquidität (l.S.) EONIA (r.S.) 0,90 GC Pooling O/N ECB Basket (r.S.) 400 Satz der Einlagefazilität (r.S.) 0,80 Hauptrefinanzierungsatz (r.S.) 0,70 300 l.S. Mrd €; r.S. %. Quelle: Eurosystem; Bloomberg. 0,60 0,50 200 0,40 0,30 100 0,20 0,10 0,00 -0,10 -100 Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 33 -0,20 Überschussliquidität und Tagesgeld – quo vadis? Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 34 Zinserwartungen und Überschussliquidität Überschussliquidität und EONIA Forward Kurven (Periodenschnitt) % Mrd € 900 0,45 Einlagefazilität auf Null gesetzt 0,40 Beginn der Rückzahlungen der 3-Jahrestender 0,35 MRO-Satz auf 0,50% gesenkt Einführung Forward Guidance 0,30 MRO-Satz auf 0,25% gesenkt Einlagesatz auf -0,10% gesenkt Überschussliquidität 0,20 700 600 EONIA Forward Kurven 0,25 800 500 400 0,15 300 0,10 200 0,05 100 Quelle: Bundesbank, Bloomberg 0,00 Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai. Jun. Jul. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai. Jun. Jul. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai. Jun. 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 14 14 14 14 14 14 Hinweis: Kurve MP Juni/Juli 2014 auf Basis der ersten elf Handelstage Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 35 Fazit • Liquiditätsbereitstellende geldpolitische Sondermaßnahmen haben die Funktionsfähigkeit des Finanzsystems in der Krise gewährleistet • Maßnahmen waren insgesamt durchaus begründet • Allerdings sind damit auch erhebliche negative Anreize verbunden • Derzeit Abkehr von krisenbedingen Sondermaßnahmen nicht absehbar • Perspektivisch stellt sich die Frage, inwieweit das Eurosystem durch Finanzierung der Banken über den rechnerischen Bedarf hinaus in den Wettbewerb zwischen den Kreditinstituten eingreifen darf • Normalisierung am Geldmarkt muss unterstützen werden – auch für die Reduktion bestehender Ineffizienzen im Banken- und Finanzsystem durch den Wettbewerb und Verbesserung der Wachstumsperspektiven im Euroraum Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 36 Exkurs: Reaktionen auf die geldpolitischen Beschlüsse des Eurosystems Renditedifferenzen am EWU-Kapitalmarkt 800 Spreads ggü. 10-jährigen Bundesanleihen in Basispunkten; Quelle: Bloomberg. GR IE ES 600 PT IT FR 2 Jahre 700 500 400 EZBRSitzung 300 10 Jahre 200 100 0 Jan 14 Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 37 Vorkrisenniveau Maximum Spreads (30.10.09) 2011/2012 in BP 12 37,751 GR 49 2,203 IE -8 2,083 PT 15 671 ES 23 720 IT 5 461 BE 5 152 FR 5 154 AT 1.91% DE (in %) 1.30% 143 3,581 GR 147 1,143 IE 56 1,560 PT 57 639 ES 70 553 IT 40 360 BE 31 190 FR 35 185 AT 3.49% DE (in %) 3.24% Feb 14 Mar 14 Apr 14 May 14 Jun 14 Aktuell Änd. seit 04.06.2014 25 84 56 64 6 9 6 0.04% 465 111 219 138 160 46 45 31 1.34% -18 -26 -9 -6 -4 -5 -2 -0.02% -31 -10 -5 -7 +1 -7 +4 -5 -0.09% Exkurs: Assetankäufe? Ein Größenvergleich … Kredit- und Wertpapierklassen im Euroraum 8,000 0 Untern.schuldverschr. Kreditford. an NFC 1,000 Bankschuldverschreib. 2,000 Kreditford. an Banken 3,000 Aktien 4,000 Staatsanleihen 5,000 Kreditford. an priv. Haush. 6,000 Verbriefungen 7,000 Kreditford. an öff. Haush. in Bill. €; Quellen: Eurosystem, AFME, eig. Berechnungen; Stand Ende 2013. Nachrichtlich: Aggregierte Bilanz der Banken im Euroraum: 30,4 Bill. € (konsolidiert 24,6 Bill. €) Aggregierte Bilanz des Eurosystems: 4,1 Bill. € (konsolidiert 2,3 Bill. €) Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 38 Exkurs: Unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen im Spiegel der Bilanz 60% Zentralbankbilanzen im Verhältnis zum BIP Eurosystem Bank of Japan Bank of England Federal Reserve System 50% 40% 30% 20% 10% in % des BIP; Quellen: Nationale Zentralbanken, Eurostat, Bloomberg, eig. Berechnungen. 0% 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Zentralbanken/Jahresbeginn 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Aktuell Faktor Federal Reserve System (in Mrd $) 874 894 2.266 2.237 2.423 2.928 2.909 4.033 4.341 5,1 Eurosystem (in Mrd €) 1.151 1.501 2.043 1.852 2.004 2.736 3.018 2.285 2.124 1,8 Bank of Japan (in Bio ¥) 116 106 128 124 127 141 158 223 256 2,2 Bank of England (in Mrd £) 86 102 238 238 247 290 410 402 403 4,7 Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 39 Exkurs: „Fiskalpolitik der Industrieländer auf dem richtigen Weg, jedoch weitere Anstrengungen erforderlich“ Gewichteter Durchschnitt auf Basis des BIP von 2005 und der Kaufkraftparitäten von Australien, Österreich, Belgien, Kanada, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Irland, Italien, Japan, den Niederlanden, Neuseeland, Norwegen, Portugal, Spanien, Schweden, Schweiz, Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Zahlen für 2014 und 2015 Projektionen. Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 40 Exkurs: „Fortschritte bei der Reduzierung der Haushaltsdefizite, Schuldenstände dennoch auf Rekordniveau“ Dr. Joachim Nagel 1. Juli 2014 Seite 41