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GEOMETRISCHE HO HENBESTIMMUNG Studienhilfsmittel Walter Major & Wilfried Korth Stand: 14. Juni 2001 Anschrift der Autoren: Dr.-Ing. Walter Major Landesvermessungsamt Brandenburg Heinrich-Mann-Allee 103 14473 Potsdam Prof. Dr.-Ing. Wilfried Korth Technische Fachhochschule Berlin Fachbereich III Bauingenieur- und Geoinformationswesen Luxemburger Str. 10 13353 Berlin INHALTSVERZEICHNIS 2 Inhaltsverzeichnis 1 Prinzip der geometrischen Hohenbestimmung 3 2 Beachtung von Genauigkeitsforderungen 4 3 Nivelliere 4 3.1 Libellennivelliere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 3.2 Kompensatornivelliere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 3.3 Kompensatornivelliere mit digitaler Ablesung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 4 Nivellierlatten 7 4.1 Einfache Nivellierlatten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 4.2 Prazisionsnivellierlatten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 5 Fehlereinusse bei der Ausfuhrung von Nivellements 9 5.1 Instrumentenfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 5.2 Lattenfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 5.3 Einsinkeekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 5.4 Refraktion und Erdkrummung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 6 Ausfuhrung von Nivellements 20 6.1 Prazisionsnivellement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 6.1.1 Prufung der Instrumente und Gerate, Justierung und Behandlung . . . . . . . . . . . 20 6.1.2 Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 6.1.3 Genauigkeiten und zulassige Dierenzen bei Messungen im Nivellementpunktfeld . . . 23 6.1.4 Dokumentationen und Zusatzdokumentationen bei der Messung . . . . . . . . . . . . 25 6.2 Stromubergangsnivellement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 6.2.1 Stromubergangsnivellement mit Spezialausrustung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 6.3 Nivellement niederer Genauigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung 1 PRINZIP DER GEOMETRISCHEN HOHENBESTIMMUNG 3 1 Prinzip der geometrischen Hohenbestimmung Bei der geometrischen Hohenbestimmung werden Hohenunterschiede mit Hilfe einer horizontalen Linie direkt bestimmt. Zur Realisierung der horizontalen Linie dient die Wirkung der Schwerkraft mittels einer Libelle, pendelnd aufgehangter Bauteile (Kompensator) oder des Flussigkeitsspiegels in kommunizierenden Rohren. Die entsprechenden geodatischen Instrumente sind das Libellen-, das Kompensatornivellier oder die Schlauchwaage. Die Schlauchwaagenmessung soll im folgenden nicht beschrieben werden; Angaben dazu sind der einschlagigen Fachliteratur zu entnehmen. Auch auf Rotationslaserinstrumente, die vor allem in der Ingenieurvermessung eingesetzt werden, wird an dieser Stelle nicht naher eingegangen. Der mit einem Nivellier gemessene vertikale Abstand aus (Abbildung 1) h = r h zwischen zwei Punkten ergibt sich v (1) wobei r die Lattenablesung im Ruckblick, v die Lattenablesung im Vorblick ist. horizontale Ziellinie v r B A Abbildung 1: Nivellitische Bestimmung eines Hohenunterschiedes Meßrichtung berbruckung groerer Mewege werden die nacheinander bestimmten Hohenunterschiede Zur U summiert (vgl. Abbildung 1): H = h = (r v ) = r v (2) Abbildung 2: Prinzip des Liniennivellements; Summierung von einzelnen Hohenunterschieden Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung 3 NIVELLIERE 4 2 Beachtung von Genauigkeitsforderungen Vor Beginn einer Hohenmessung ist unbedingt die Frage zu klaren, mit welcher Genauigkeit die zu messenden Hohenunterschiede ermittelt werden sollen. Durch die Genauigkeitsforderung wird der Einsatz des Instrumententypes und der anderen Memittel sowie die zweckmaige Anordnung und Durchfuhrung der Messung bestimmt. Um vorab eine Vorstellung von den mit Hilfe des Nivellements zu erreichenden Genauigkeiten zu geben, soll die Standardabweichung fur einen Kilometer Doppelnivellement im Nivellementnetz 1. Ordnung genannt werden: 0,4 mm, berechnet aus Streckenwiderspruchen. 3 Nivelliere Die Hauptbestandteile eines Nivelliers sind - das Fernrohr, - eine Einrichtung zur Lattenablesung, - eine Einrichtung zur Horizontierung der Ziellinie. Die Grobhorizontierung erfolgt meist mit einer Dosenlibelle. Je nach Genauigkeitstyp des Nivelliers (von niederer zu hochster Genauigkeit) betragt ungefahr: die Fernrohrvergroerung 15 fach ... 45 fach, die Angabe der Dosenlibelle 30' ... 5'. Die Einrichtung zur Lattenablesung ist der Horizontalstrich bzw. Strichkeil (Abbildung 3) der Strichplatte. Bei Nivellieren niederer Genauigkeit ist die genaue Stellung des Horizontalstriches zum Lattenstrich zu schatzen. Bei Nivellieren, die hoheren Genauigkeitsforderungen genugen, wird die Stellung des Strichkeils zum Lattenstrich mit Hilfe eines Mikrometers gemessen. Meist sind auf der Strichplatte noch zwei kurze Reichenbachsche Distanzstriche fur eine einfache optische Entfernungsmessung angebracht. Zur Scharfstellung des Strichkreuzes bei unterschiedlichen Augeneigenschaften der Beobachter ist das Okular gegen das Strichkreuz verschiebbar. Zur Scharfstellung des Lattenbildes dient meist eine bewegliche Fokussierlinse. Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung 3 NIVELLIERE 5 Abbildung 3: E-Teilung einer klappbaren 4-mHolznivellierlatte mit abgebildetem Keilstrich und Distanzstrichen Bei digitalen Nivellieren wird der eintretende Lichtstrahl geteilt. Ein Teil dient zur optischen Anzielung und zur Fokussierung, der andere Teil des Lichtstrahls ermoglicht die digitale Bearbeitung des Lattenbildes. Damit sich das Oberteil des Nivelliers nach der Grobanzielung nicht verdreht, ist eine Einrichtung zur Klemmung eingebaut. Zur Feinanzielung dient der meist endlose Seitenfeintrieb. Einige Nivelliere besitzen einen Horizontalkreis zur einfachen Winkelmessung. Damit konnen solche Gerate zusatzlich zur Hohenbestimmung fur einfache Absteckungen und Aufnahmen eingesetzt werden. Moderne Nivelliere erzeugen ein aufrechtes Bild. Es werden Nivelliere fur die verschiedenen Genauigkeitsforderungen in groer Vielzahl angeboten. Der Nutzer hat dabei unter Beachtung von Abschnitt 2 die Besonderheiten eines berblick uber die Entwickjeden Typs den Herstellerangaben zu entnehmen. Einen guten U lung der Libellen- und Kompensatornivelliere gibt (Deumlich/Staiger: Instrumentenkunde, [1]). Beim Prazisionsnivellement ist zur Aufstellung des Nivelliers ein starres (nicht ausziehbares) Stativ zu benutzen. Es sollte aus Holz sein, Metallstative sind meist temperaturabhagiger und ubertragen Erschutterungen z.B. durch vorbeifahrende Fahrzeuge starker auf das Nivellier. Alle Verbindungsteile am Stativ mussen ofters auf ihre Festigkeit uberpruft werden. 3.1 Libellennivelliere Libellennivelliere werden heute nur noch selten bzw. bei Spezialanwendungen eingesetzt. Die zur Horizontierung der Ziellinie verwendete Rohrenlibelle wird bei jeder Zielung durch Drehung Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung 3 NIVELLIERE 6 der Kippschraube oder der Fuschrauben eingespielt. Wenn die Libellenachse parallel zur Zielachse justiert ist, hat man die Zielachse bei eingespielter Libelle horizontal ausgerichtet. Die Angabe der Rohrenlibelle (Nivellierlibelle) betragt ungefahr bei einfachen Nivellieren 50 , Nivellieren hochster Genauigkeit 10 . 00 00 Die meisten Libellennivelliere besitzen eine Kippschraube zur Feineinspielung der Nivellierlibelle. Die Libelle wird uber einen Spiegel oder bei Prazisionsnivellieren als Koinzidenzbild im Gesichtsfeld des Fernrohrs eingespielt. Abbildung 4: Prinzipieller Aufbau eines Libellennivelliers 3.2 Kompensatornivelliere Bei Kompensatornivellieren (automatischen Nivellieren) wird die Nivellierlibelle durch pendelnd aufgehangte mechanisch-optische Bauteile, den Kompensator, ersetzt. Nach der Grobhorizontierung mit der Dosenlibelle ubernimmt der Kompensator die automatische Feinhorizontierung der Ziellinie. Der Kompensator soll zwei sich widersprechende Forderungen moglichst optimal erfullen: gute Dampfung, d.h. der Kompensator soll schnell zur Ruhe kommen bzw. bei Erschutterungen in Ruhe verbleiben, hohe Einspielgenauigkeit, d.h. moglichst geringe Abweichungen der Ziellinie von der Horizontalen gewahrleisten. Abbildung 5: Prinzipieller Aufbau eines Kompensatornivelliers Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung 4 NIVELLIERLATTEN 7 Mit dem Ni 002 aus Jena wird ein quasi-absoluter Horizont kleiner 1 durch die Messung in zwei Kompensatorlagen, die sich um 180Æ unterscheiden, erreicht (Prinzip des Wendespiegels). 00 3.3 Kompensatornivelliere mit digitaler Ablesung Beim Digitalnivellier wird das Lattenbild durch einen Zeilensensor erfat und mittels eines eingebauten Mikroprozessors mit dem gespeicherten Lattenbild verglichen (digitale Bildverarbeitung1 ). Daraus wird die Lattenablesung und die Entfernung zwischen Nivellier und Latte berechnet. Durch automatische Ausfuhrung von Mehrfachmessungen konnen die Auswirkungen von Schwingungen des Kompensators gemindert und die Genauigkeit erhoht werden. Zusatzeingaben sind moglich (z.B. Punktnummer, Lattennummer, Zeit u.a). Die ermittelten Daten werden gespeichert und konnen anschlieend auf einen Rechner uberspielt werden. Detaillierte Angaben zur Funktionsweise der digitalen Ablesung konnen den aktuellen technischen Berichten der Hersteller entnommen werden. Infolge der digitalen Ablesung wird der Beobachter entlastet und kann sich starker auf den ordnungsgemaen Ablauf des Nivellements konzentrieren. U ber die tatsachliche Beschleunigung des Nivellements gibt es noch unterschiedliche Aussagen. 4 Nivellierlatten Nivellierlatten sind nach den Genauigkeitsforderungen und nach der Ablesemethode zu unterteilen. Fur Nivellements niederer Genauigkeit besteht die Nivellierlatte aus Holz oder aus Kunststo. Bei Nivellierlatten, die fur Prazisionsnivellements verwendet werden, wird in den Lattenkorper aus Holz oder Leichtmetall ein gespanntes Invarband eingesetzt. Invar ist eine Stahl-Nickel-Legierung; der Vorteil besteht darin, da Invar einen sehr geringen thermischen AusdehnungskoeÆzienten hat; der Nachteil ist, da Invar auerst stoempndlich (schlagartige A nderung der Molekularstruktur und damit des Lattenmeters) ist. Die Lattenteilung richtet sich wiederum nach der Genauigkeitsforderung und nach der Ableseart (optisch oder digital). Bei der optischen Ablesung gibt es je nach Instrumententyp Latten mit umgekehrter oder aufrechter Teilung. 4.1 Einfache Nivellierlatten Einfache Nivellierlatten zur optischen Ablesung besitzen eine aufgetragene Zentimeterteilung, im allgemeinen sind die Meter und Dezimeter beziert (Abbildung 3). Zur digitalen Ablesung 1 In Kaufhallen ist an der Kasse dieses Prinzip zu sehen, nur werden dort andere Daten ermittelt. Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung 4 NIVELLIERLATTEN 8 ist ein Strichcodemuster (Abbildung 6) aufgetragen. Meist sind sie zusammenklappbar oder steckbar (Teleskoplatten). Zur Senkrechtstellung der Latten werden Lattenrichter (anlegbare Dosenlibellen) verwendet. Abbildung 6: Strichcodeausschnitt einer Nivellierlatte (Leica) bei digitaler Ablesung (links), Digitalnivellier DiNi 12 (Carl Zeiss Jena Geodatische Systeme) 4.2 Prazisionsnivellierlatten Bei Pazisionsnivellierlatten werden auf das Invarband fur die optische Ablesung zwei versetzt bezierte Zentimeter- (Breitstrichlatte) oder Halbzentimeterteilungen (Schmalstrichlatte) mit Bezierung der Meter und Dezimeter bzw. Halbmeter und -dezimeter (Abbildung 7) aufgetragen. Die aufgetragene Doppelteilung soll grobe Ablesefehler erkennbar machen. Bei der Halbzentimeterteilung ist eine 3 m lange Nivellierlatte auf 6 Halbmeter unterteilt. Durch die notwendige Teilung der Ablesungen durch 2 erhote man sich auch eine Halbierung des Ablesefehlers. Fur die digitale Ablesung wird auf das Invarband eine Strichcodeteilung aufgetragen. Zur Senkrechtstellung der Latte sind 1 oder 2 Dosenlibellen angebracht. Um auf der Lattenaufsetzache immer auf der selben Stelle aufzuhalten, werden oftmals Lattenschuhe Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung 5 FEHLEREINFLU SSE BEI DER AUSFU HRUNG VON NIVELLEMENTS 9 Abbildung 7: Doppelteilung (Halbzentimeterteilung) einer Prazisionsnivellierlatte angeboten. Der Lattenschuh ist eine Schablone, die von unten auf die Lattenaufsetzache aufgesetzt wird und ein Loch unter dem Teilungsbeginn oder unter der Aufsetzachenmitte zur Zentrierung der Nivellierlatte auf dem Wechselpunktbolzen hat. Zur Fixierung der Wechselpunkte werden Lattenuntersatze oder Schlagbolzen mit abgenommener Schlagkappe verwendet. Der Lattenuntersatz bzw. der Schlagbolzen mu einen eindeutig hochsten Punkt zur Aufstellung der Nivellierlatte besitzen. Haltestabe sollen die ruhige und senkrechte Stellung der Nivellierlatte bei der Ablesung gewahrleisten. Die Haltegrie mussen fest sitzen, andererseits leicht klappbar sein. Bei Prazisionsnivellements werden allgemein Lattenpaare eingesetzt, d.h. Ruck- und Vorblick sind gleichzeitig mit je einer Prazisionsnivellierlatte besetzt. 5 Fehlereinusse bei der Ausfuhrung von Nivellements Infolge der bei Nivellements geforderten hohen Genauigkeit ist die Kenntnis moglicher Fehlereinusse sowie deren Feststellung (Prufung), Beseitigung bzw. Minderung durch Justierung oder durch die entsprechende Messungsanordnung erforderlich. Nach Ausfuhrung einer Justierung ist die Prufung zur Kontrolle der Justierung unbedingt zu wiederholen. 5.1 Instrumentenfehler Die leichte Gangigkeit und Spielfreiheit der Fuschrauben, des Fokussiertriebes, des Mikrometers und bei Libellennivellieren der Kippschraube sind standig beim Gebrauch des Nivelliers zu uberwachen. Bei Kompensatornivellieren ist das freie Schwingen des Kompensators durch leichtes seitliches Klopfen an das Nivellier zu prufen. Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung 5 FEHLEREINFLU SSE BEI DER AUSFU HRUNG VON NIVELLEMENTS 10 Detaillierte Untersuchungen des Gangs der Fokussierlinse, der Kippschraube, des Mikrometers, der Angabe der Libelle oder des Einschwingverhaltens des Kompensators sind nur bei Spezialanwendungen notwendig und in der Spezialliteratur nachlesbar. Ein fruher ubliches Verfahren, die Rohrenlibelle nicht einzuspielen, sondern abzulesen, was genaue Libellenuntersuchungen erforderlich machte, ist heute nicht mehr gebrauchlich. Beim Scharfstellen des Strichkreuzes mit dem Okular ist zu beachten, da keine Parallaxe entsteht. Sie auert sich durch relative Bewegungen von Objekt und Strichkreuz beim Anzielen eines Punktes in der Ferne bei verschiedenen Einblickswinkeln des Auges durch die Austrittspupille des Okulars. Eine Parallaxe entsteht, wenn Strichkreuz und Zielbild nicht in der gleichen Ebene im Instrument abgebildet werden. Man vermeidet eine Parallaxe durch Optimierung der Scharfstellung (Fokussierung) eines fernen Punktes und der Scharfstellung des Strichkreuzes danach mit dem Okularring. Um ein bequemes Arbeiten zu gewahrleisten, soll die Achse der Dosenlibelle parallel zur Stehachse sein. Auerdem soll bei Libellennivellieren die Achse der Rohrenlibelle senkrecht zur Stehachse sein. Der Spielpunkt einer Libelle wird folgendermaen gefunden: man stellt das Fernrohr parallel zu zwei Fuschrauben und spielt mit diesen beiden Fuschrauben die Libelle ein; nach einer Drehung des Fernrohrs um 200gon wird der halbe Ausschlag der Libelle mit diesen beiden Fuschrauben beseitigt, man hat den Spielpunkt der Libelle eingestellt; nach einer weiteren Drehung des Fernrohrs um 100gon stellt man mit der dritten Fuschraube die Libelle auf den ermittelten Spielpunkt. Jetzt ist die Stehachse senkrecht eingestellt. Weicht der Spielpunkt deutlich vom Mittelpunkt der Libelle ab, ist die Libelle zu justieren; es wird die Abweichung der Libellenblase von der Mitte der Libellenteilung mit den Justierschrauben beseitigt. Die Bedienung der Justierschrauben und ihre abschlieende Feststellung ist sehr gefuhlvoll auszufuhren. Stehachse Ziellinie Libellenachse Libellenachse Abbildung 8: Links: Justierte Libelle - Libellenachse rechtwinklig zur Stehachse (Seitenansicht); Rechts: Libellenkreuzung - Libellenachse nicht parallel zur Ziellinie (Draufsicht) Eine Libellenkreuzung bei Libellennivellieren ist vorhanden, wenn die Vertikalebenen durch die Achse der Rohrenlibelle und durch die Ziellinie nicht parallel verlaufen. Zur Prufung, ob eine Libellenkreuzung vorhanden ist, wird das Nivellier horizontiert so aufgestellt, da eine Fuschraube zur ca. 15 m entfernten Nivellierlatte zeigt. Nachdem die Rohrenlibelle gut eingespielt wurde, ist an der Latte abzulesen. Danach wird eine der hinteren Fuschrauben um zwei volle Umdrehungen verstellt. Mit der anderen hinteren Fuschraube ist die vorher ermittelte Lattenablesung wieder einzustellen. Das heit, die Ziellinie wird bei dieser Stellung Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung 5 FEHLEREINFLU SSE BEI DER AUSFU HRUNG VON NIVELLEMENTS 11 des Instruments wieder horizontal eingestellt, jedoch ist das Instrument seitlich geneigt. Bei einer vorhandenen Libellenkreuzung tritt ein Libellenausschlag auf. Dieser ist mit den horizontal wirkenden Justierschrauben der Rohrenlibelle in voller Groe zu beseitigen. Wenn in der heutigen Zeit noch ein Libellennivellier zum Einsatz kommt, dann wird mit einspielender Libelle nivelliert. Das vor Jahrzehnten ubliche Verfahren der Libellenablesung und anschlieender Reduktion infolge Libellenausschlages ist aufwendig und fehleranfallig. Ist es in Ausnahmefallen notwendig, die Angabe der Rohrenlibelle p, die Neigungsanderung der Libelle in Bogensekunden bei einer Verschiebung der Libellenblasenmitte um 2 mm, zu ermitteln, ist das folgende einfache Verfahren nach dem Prinzip kleiner Bogen/groer Radius = kleiner Winkel/, wobei = 206265 , oft ausreichend. Eine Nivellierlatte wird in ca. 20 m Abstand vom Nivellier aufgestellt und anschlieend die Entfernung s zwischen Libellenmitte und Lattenteilung gemessen. Das horizontierte Nivellier wird mit der Kippschraube, falls es keine Kippschraube besitzt, mit der vorderen zur Nivellierlatte zeigenden Fuschraube soweit geneigt, bis die Libellenblase ohne anzustoen an einem Libellenende steht und das zur Libellenmitte zeigende Blasenende mit einem Teilstrich der Libellenteilung ubereinstimmt - Teilstricheinstellung a1 . Die Ablesung in dieser Nivellierstellung an der Nivellierlatte ergibt l1 . Mit der Kippschraube bzw. vorderen Fuschraube wird ein nachster Teilstrich der Libellenteilung mit dem Blasenende zur Deckung gebracht Teilstricheinstellung a2 . Die zugehorige Lattenablesung ist l2 . Die Zahl n gibt die Anzahl der Skalenteile der Libelle zwischen den Einstellungen a2 und a1 an. Damit ergibt sich 00 pi = (l2 l1 )=(n s); i = 1; k (3) Dieser Vorgang wird fortgesetzt, bis die Libellenblase das andere Libellenende ohne anzustoen erreicht hat. Um korrelationsfreie Beobachtungen zu erhalten, ist jeweils die Einstellung a1 erneut vorzunehmen und nicht a2 der vorherigen Bestimmung als a1 zu ubernehmen. Zur Kontolle wird im Ruckgang das andere Libellenende auf die Teilstriche der Libelle eingestellt. Die Libellenangabe ist das Mittel aller k Bestimmungen von pi . Unterschiedliche Blasenlangen infolge Schliehler der Libelle verursachen bei diesem einfachen Verfahren Fehler in der Bestimmung der Libellenangabe. Betragt der Abstand der Libellenteilstriche keine 2 mm, ist eine zusatzliche Umrechnung erforderlich. Bei senkrechter Stellung der Stehachse ist zu prufen, ob der Horizontalstrich des Strichkreuzes waagerecht ist. Dazu wird in ca. 15 m Entfernung ein Punkt am Rande des Gesichtsfeldes mit dem Horizontalstrich markiert. Das Instrument wird soweit gedreht, da der Punkt am anderen Ende des Gesichtsfeldes erscheint. Das Strichkreuz ist um den halben Betrag der Abweichung des Punktes vom Horizontalstrich mit den Justierschrauben zu verdrehen (Abbildung 9). Die Zielachse ist die gedachte Verbindungsgerade eines unendlich fernen Punktes mit seiner Abbildung in der Mitte des Strichkreuzes. Verschiebt man diesen unendlich fernen Punkt in Richtung Instrument auf der Zielachse und stellt sein Bild jeweils scharf, wird durch fertigungstechnisch bedingte kleine Fehler im Gang der Fokussierlinse dieser Punkt nicht mehr in der Mitte des Strichkreuzes abgebildet. Stellt man ihn wieder in die Strichkreuzmitte, wird die Verbindungslinie aller dieser Punkte eine leicht gekrummte Linie sein; Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung 5 FEHLEREINFLU SSE BEI DER AUSFU HRUNG VON NIVELLEMENTS 12 Abbildung 9: Prufung und Berichtigung des Horizontalstriches sie wird Ziellinie genannt. Mit anderen Worten: der Wert des Ziellinienfehlers ist eine Funktion des Abstandes der Nivellierlatte vom Instrument. Bei modernen Geraten ist die Abweichung der Ziellinie von der Zielachse sehr gering, nur bei extrem kurzen Zielweiten kann sie merkbar werden. Sie wird durch gleiche Zielweiten im Ruck- und im Vorblick beseitigt. Zur Bestimmung des Ziellinienfehlers, der Abweichung der Ziellinie von der Horizontalen, ist folgendes Vorgehen sehr gebrauchlich und genau: Es werden in einem ebenen und horizontalen Gelande, moglichst ohne Sonnenbestrahlung, im gleichen Abstand von ca. 15 m vier Punkte markiert. Die beiden aueren Punkte dienen als Lattenstandpunkte und sind durch Schlagbolzen oder sicher stehende Lattenuntersatze stabil anzulegen. Die beiden mittleren Punkte sind die Instrumentenstandpunkte (Abbildung 10). a'2 " z I2 " z 2 a2 b'2 b2 b'1 a'1 z 2 I1 " z b1 )h a1 " A ca. 15 m ca. 15 m B ca. 15 m Abbildung 10: Ziellinienprufung und -berichtigung (Verfahren nach Forstner) Auf dem Instrumentenstandpunkt I1 werden bei gut horizontiertem Nivellier die Ablesungen a01 und b01 ausgefuhrt. Danach wird auf den Instrumentenstandpunkt I2 gewechselt und die Ablesungen a02 und b02 vorgenommen. Die Dierenzen der Istablesungen gegenuber den Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung 5 FEHLEREINFLU SSE BEI DER AUSFU HRUNG VON NIVELLEMENTS 13 Sollablesungen a02 a2 sowie b01 b1 sind die Ziellinienabweichung z von der Horizontalen auf 30 m Entfernung, die Dierenzen a01 a1 sowie b02 b2 sind die Ziellinienabweichung z=2 auf 15 m Entfernung. Es gilt (vgl. Abb. 10) h1 = h2 = a1 b1 = a01 a2 b2 = a02 Da h1 = h2 sein mu, folgt a02 z b02 + mit wird z 2 = a2 = a2 = z 2 z b01 + z z b02 + (4) b01 + z (5) 2 z a01 a02 a01 2 z b01 + b02 Zur Justierung bei optischer Ablesung ist bei unveranderter Instrumentenaufstellung auf I2 an der Latte A je nach Instrumententyp der Horizontalstrich bzw. Keilstrich auf den Wert a2 mit den Justierschrauben einzustellen oder mit der Kippschraube a2 einzustellen und die Rohrenlibelle zu justieren. Bei Kompensatornivellieren mit digitaler Ablesung wird der Ziellinienfehler z 0 = (b0 a0 ) (b0 a0 ) (6) 1 1 2 2 gespeichert und bei der automatischen Berechnung der Hohenunterschiede als Funktion der jeweiligen Entfernung berucksichtigt. Die oben angegebene Ziellinienabweichung z 0 auf 30 m enthalt noch den Einu der Erdkummung kE , der bei 30 m Entfernung ca. 0,1 mm betragt. Unter Berucksichtigung von kE folgt z = (b0 a0 ) (b0 a0 ) kE (7) 1 1 2 2 Der Einu der Erdkrummung wird bei modernen Kompensatornivellieren mit digitaler Ablesung bei der Abspeicherung des Ziellinienfehlers berucksichtigt. Der Einu der symmetrischen Refraktion ist schwer zu modellieren. Die unsymmetrische Refraktion ist kaum zu erfassen, deshalb soll der Ort zur Ziellinienprufung unter diesem Gesichtspunkt sorgfaltig ausgewahlt werden. Temperaturanderungen wahrend eines Tages und einseitige Sonneneinstrahlung konnen je nach Bauart des Instrumentes mehr oder weniger deutliche Veranderungen des Ziellinienfehlers hervorrufen. Deshalb ist beim Nivellement die Beachtung von moglichst gleichen Zielweiten im Ruck- und im Vorblick weiterhin wichtig. Den Fehlereinu infolge ungleicher Zielweiten zeigt Tabelle 1. "h = z = 20626400 Alternativ zum oben beschriebenen Feldverfahren kann eine Prufung und Justierung des Ziellinienfehlers auch im Labor mit Hilfe eines Kollimators erfolgen. Ein Kollimator ist ein auf Unendlich fokussiertes Fernrohr groerer Brennweite mit beleuchtetem Strichkreuz in der Brennebene. Zur Nivellierprufung verwendet man einen Kollimator, Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung 5 FEHLEREINFLU SSE BEI DER AUSFU HRUNG VON NIVELLEMENTS 14 Tabelle 1: Einu "h des Ziellinienfehlers auf einen Hohenunterschied in Abhangigkeit vom Zielweitenunterschied z (Angaben in [mm]) =1\ z =1 m 2m 3m 4m 5m 6m 7m 8m 9m 10 m 3\ 0,3mgon 0,9mgon 0,01 0,02 0,01 0,03 0,02 0,04 0,02 0,06 0,02 0,07 0,03 0,09 0,03 0,10 0,04 0,12 0,04 0,13 0,05 0,15 5\ 1,5mgon 0,02 0,05 0,07 0,10 0,12 0,15 0,17 0,19 0,22 0,24 7\ 2,2mgon 0,03 0,07 0,10 0,14 0,17 0,20 0,24 0,27 0,31 0,34 9\ 2,8mgon 0,04 0,09 0,13 0,18 0,22 0,26 0,31 0,35 0,39 0,44 11\ 3,4mgon 0,05 0,11 0,16 0,21 0,27 0,32 0,37 0,43 0,48 0,53 13\ 4,0mgon 0,06 0,13 0,19 0,25 0,32 0,38 0,44 0,50 0,57 0,63 15\ 4,6mgon 0,07 0,15 0,22 0,29 0,36 0,44 0,51 0,58 0,66 0,73 dessen Zielachse mit einer Libelle streng horizontal gestellt werden kann. (Als Ersatz kann auch ein sorgfatlig justiertes und horizontiertes Nivellier hochster Genauigkeit dienen). Das zu justierende Nivellierinstrument, dessen Strichkreuz ebenfalls auf unendlich eingestellt wird, richtet man auf den Kollimator ein (Abbildung 11). Das Strichkreuz des Kollimators stellt ein Ziel im Unendlichen dar, mit dem das Strichkreuz des zu prufenden Nivelliers zur Deckung gebracht wird. Dies geschieht wiederum durch Verschiebung des Strichkreuzes oder durch Einstellung mit der Kippschraube und Justierung der Rohrenlibelle. L Prüfling Kollimator Abbildung 11: Nivellierprufung mit einem Kollimator Bei Kompensatornivellieren ist die sogenannte Horizontschrage zu beachten. Sie hat ihre Ursache in der Einspielgenauigkeit des Kompensators, seiner Aufhangung und anderer fertigungstechnisch bedingter Einusse. Eine gute Justierung der Dosenlibelle und eine gute Vorhorizontierung mit der Dosenlibelle mindern diesen Fehler. Ein bewahrtes Verfahren ist auch, da das Nivellier auf einem Standpunkt im Ruckblick, auf dem nachsten Standpunkt im Vorblick mit der Dosenlibelle horizontiert wird. Beim Prazisionsnivellement unter Einsatz eines Lattenpaares wird dieses Vorgehen auch Verfahren rote Hose\ genannt, die Dosenli" belle wird immer in der Stellung des Objektivs zum Lattentrager mit der roten Hose eingespielt. Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung 5 FEHLEREINFLU SSE BEI DER AUSFU HRUNG VON NIVELLEMENTS 15 5.2 Lattenfehler Nivellierlatten durfen nicht verbogen oder verkantet sein. Die Teilung ist kontrastreich und unzerkratzt zu erhalten. Die Aufsetzachen sind durch leichtes Fetten vor Rost zu schutzen. Prazisionsnivellierlatten sind in seitlicher Lage abzulegen, um eine Verbiegung des Lattenkorpers zu verhindern. Bei Klapplatten ist die Passung an den Klappstellen zu kontrollieren. Beim Nivellement mu die Nivellierlatte mit Hilfe einer Dosenlibelle senkrecht aufgestellt werden. Zur Kontrolle der Dosenlibelle ist das Anbringen einer zweiten Dosenlibelle zweckmaig. Die Prufung, ob die Achse der Dosenlibelle parallel zur Nivellierlatte verlauft, kann folgendermaen ausgefuhrt werden: Die Nivellierlatte ist mit Hilfe eines langen Schnurlotes oder mit dem Vertikalstrich eines horizontierten und justierten Theodoliten vertikal auszurichten. Zeigt die Dosenlibelle einen Blasenausschlag, ist er mit den Justierschrauben zu beseitigen. Der Vorgang ist bei um 100gon gedrehter Nivellierlatte zu wiederholen, um eine allseitige Senkrechtstellung zu gewahrleisten. Die Lattenaufsetzache soll eine Ebene und senkrecht zum Lattenteilungsverlauf angebracht sein. Die Prufung der Lattenaufsetzache von Prazisionsnivellierlatten wird zusammen mit der Bestimmung der Nullpunktfehlerdierenz des Lattenpaares vorgenommen (Abbildung 12). Bei der Bestimmung des Lattenmeters oder der Teilstrichkorrektionen in einem Labor kann heute auch direkt der Nullpunktfehler einer Prazisionsnivellierlatte mit ermittelt werden (Abbildung 13). Der Nullpunktfehler oder die Nullpunktfehlerdierenz ist nur bei einer ungeraden Anzahl von Instrumentenaufstellungen zur Messung des Hohenunterschiedes zwischen zwei Festpunkten zu beruchsichtigen. Bei geradzahliger Anzahl der Aufstellungen hebt sich der Fehlereinu auf. Zur Bestimmung des Lattenmeters oder der Teilstrichkorrektionen von Prazisionsnivellierlatten wurden in den vergangenen Jahren Feldkomparatoren im Verbindung mit geeichten Prufmeterstaben eingesetzt. Bei der heute ublichen genauen Teilung der Prazisionsnivellierlatten, die mit einem Laserinterferenzkomparator aufgebracht wird, ist die Bestimmung des Lattenmeters oder der Teilstrichkorrektionen in Verbindung mit der Bestimmung des AusdehnungskoeÆzienten des Invarbandes nur in einem Labor sinnvoll. Bei Prazisionsnivellierlatten mit Strichcodeteilung wird das Lattenmeter bestimmt. Die Bestimmung von Teilstrichkorrektionen ist nicht sinnvoll, da bei der automatischen Ermittlung der Ablesung sehr viele Teilstriche einbezogen werden. Die Gleichung zur Korrektion der Ablesungen infolge Lattenmeter und Temperaturanderungen lautet: L = l0 + L0 [1 + (m0 + T (T T0 )) 10 Darin bedeuten: l0 - Nullpunktskorrektion L0 - beobachtete Lattenablesung m0 - ermittelter Mastabsfaktor T - ermittelter TemperaturausdehnungskoeÆzient T; T0 - Temperatur und Bezugstemperatur 6 ] Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung (8) 5 FEHLEREINFLU SSE BEI DER AUSFU HRUNG VON NIVELLEMENTS 16 Abbildung 12: Formular einer Aufsatzachenprufung 5.3 Einsinkeekte Das Instrumentenstativ und die Lattenuntersatze konnen vor allem bei hoheren Temperaturen und bei weichem Straenbelag (Schwarzdecke) wahrend des Messungsablaufes einsinken, in Ausnahmefallen sich auch heben. Ein zugiger und geordneter Messungsablauf vermindert diese Gefahr. Die Beobachtungsfolge r ! v ! v ! r mindert den Eekt des Stativeinsinkens, erhoht jedoch infolge des langeren Zeitbedarfs das Einsinken der Lattenuntersatze auf den Wechselpunkten. Da Ablesefehler bei der digitalen Lattenablesung ausgeschlossen sind, setzt Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung 5 FEHLEREINFLU SSE BEI DER AUSFU HRUNG VON NIVELLEMENTS Abbildung 13: Protokoll der Kalibrierung einer Nivellierlatte Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung 17 5 FEHLEREINFLU SSE BEI DER AUSFU HRUNG VON NIVELLEMENTS 18 sich auch bei Prazisionsnivellements mit Digitalnivellieren immer mehr die Ablesefolge r ! v zur Beschleunigung der Messung durch. Das Einsinken der Lattenuntersatze wahrend des Standpunktwechsels erzeugt systematische Verfalschungen der Messungen. Zum weiteren Verstandnis sind vorab zwei Begrisdenitionen notwendig: Eine Nivellementstrecke ist die nivellitische Verbindung zwischen zwei benachbarten Hohenfestpunkten, deren Abstand in Ortschaften ca. 300 bis 500 m und auerhalb von Ortschaften maximal 1500 m betragen soll. Der Betrag des Streckenwiderspruchs ist die Dierenz der Betrage der Hohenunterschiede der Hin- (hH ) und Ruckmessung (hR ) einer Nivellementstrecke; der Streckenwiderspruch ist die Summe von hH und hR infolge der unterschiedlichen Vorzeichen der Hohenunterschiede bei der Hin- und Ruckmessung: abs() = abs(hH ) abs(hR ); = hH + hR : (9) Das Einsinken der Lattenuntersatze auert sich in einer Haufung positiver Streckenwiderspruche. Das Mittel aus Hin- und Ruckmessung hM = 0:5 (hH hR ) (10) ist bei gleichen aueren Bedingungen wahrend der Hin- und Ruckmessung nahezu frei von diesem Einsinkeekt. Das eigenwillig anmutende Minus bei der Mittelbildung folgt wiederum aus den entgegengesetzten Vorzeichen der Hohenunterschiede bei der Hin- und Ruckmessung. Bei gefrorenem Boden sind besonders hohe Einsinkeekte zu erwarten. 5.4 Refraktion und Erdkrummung Einusse der symmetrischen Refraktion werden durch gleiche Zielweiten im Ruck- und im Vorblick beseitigt (Abbildung 14). Bei ungleichen Zielweiten verfalscht der Wert dRS den Hohenunterschied. dRS Abbildung 14: Einu symmetrischer Refraktion bei ungleichen Zielweiten Bei gleichmaig und stetig steigendem bzw. fallendem Gelande ruft die unsymmetrische Refraktion die Verfalschung dRUS hervor (Abbildung 15). Eine Minderung dieses Einusses ist durch Verkurzung der Zielweiten zu erreichen, dem stehen jedoch bei weichem Bodenbelag infolge des erhohten Zeitbedarfs zur Messung dieser Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung 5 FEHLEREINFLU SSE BEI DER AUSFU HRUNG VON NIVELLEMENTS 19 Abbildung 15: Einu unsymmetrischer Refraktion bei gleichen Zielweiten dRUS Nivellementstrecke erhohte Einsinkeekte entgegen. Eine weitere Minderung des Einusses der unsymmetrischen Refraktion wird bei Prazisionsnivellements dadurch erreicht, da der Zielstrahl mindestens 0,5 m, bei Zielweiten uber 25 m mindestens 0,8 m uber dem Erdboden verlaufen soll. Die Erdkrummung hat bei gleichen Zielweiten keinen Einu auf den Hohenunterschied. Abbildung 16 und Tabelle 2 zeigen den Einu der Erdkrummung bei unterschiedlichen Zielweiten. Abbildung 16: Einu der Erdkrummung bei ungleichen Zielweiten "EK h = z z R R 6380km gEK h Tabelle 2: Einu "EK ummung auf einen Hohenunterschied in Abhangigkeit vom h der Erdkr Zielweitenunterschied z (Angaben in [mm]) z =1 m 2m 3m 4m 5m 6m 7m 8m 9m 10 m z =10m 15m 20m 25m 30m 35m 40m 45m 50m 55m 60m 0,00 0,00 0,01 0,01 0,01 0,01 0,01 0,01 0,01 0,02 0,00 0,01 0,01 0,01 0,01 0,01 0,02 0,02 0,02 0,02 0,00 0,01 0,01 0,01 0,02 0,02 0,02 0,03 0,03 0,03 0,01 0,01 0,01 0,02 0,02 0,02 0,03 0,03 0,04 0,04 0,01 0,01 0,01 0,02 0,02 0,03 0,03 0,04 0,04 0,05 0,01 0,01 0,02 0,02 0,03 0,03 0,04 0,04 0,05 0,06 0,01 0,01 0,02 0,03 0,03 0,04 0,04 0,05 0,06 0,06 0,01 0,01 0,02 0,03 0,04 0,04 0,05 0,06 0,06 0,07 0,01 0,02 0,02 0,03 0,04 0,05 0,06 0,06 0,07 0,08 Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung 0,01 0,02 0,03 0,04 0,04 0,05 0,06 0,07 0,08 0,09 0,01 0,02 0,03 0,04 0,05 0,06 0,07 0,08 0,09 0,09 HRUNG VON NIVELLEMENTS 6 AUSFU 20 6 Ausfuhrung von Nivellements Bei der Ausfuhrung von Nivellements ist im allgemeinen an Hohenfestpunkte mit bekannter Hohe anzuschlieen. Die vorgegebene Hohe, d.h. die physisch unveranderte Hohe des An berschlagsnivellements zu weiteren Festpunkten mit gegebener schlupunktes ist durch U Hohe zu prufen. Durch Straenbauarbeiten und Erneuerungen an Bauwerken wird die physische Hohe der Festpunkte oftmals geandert, ohne da diese Veranderungen im Nachweis der Hohenfestpunkte bekannt werden. Das System der Hohen, das zum Anschlu der Nivellements benutzt wird, ist stets anzugeben. Vor Beginn der Messungen ist der Metrupp uber die Sicherheitsregeln fur Vermessungsar" beiten\ und die Richtlinien fur die Sicherung von Arbeitsstellen an Straen\ aktenkundig zu " belehren. Der Metruppfuhrer ist fur die Beachtung dieser Vorschriften verantwortlich. Bei der Benutzung von Nivellierlatten mit Aluminiumkorper ist auerste Vorsicht bei elektrischen Freileitungen und bei Gewitter (Blitzschlag!) geboten. Beim Tragen von 3 m langen Prazisionsnivellierlatten an Verkehrswegen ist immer zu beachten, da plotzliche unbedachte Drehungen schwerwiegende Unfalle verursachen konnen. 6.1 Prazisionsnivellement Im folgenden werden sich einige Sachverhalte, die in den vorangegangenen Abschnitten schon genannt wurden, wiederholen. Um eine zusammenhangende Darstellung geben zu konnen, sei dieses geduldet. 6.1.1 Prufung der Instrumente und Gerate, Justierung und Behandlung Zur Messung werden starre Holzstative verwendet. Die Verbindungen von Holz- und Metallteilen mussen immer fest sein; gegebenenfalls sind sie nachzuziehen. Die Fuschrauben des Dreifues mussen leicht gangig sein, sie durfen kein Spiel besitzen. Die Bedienungselemente des Nivelliers mussen leicht gangig sein. Fur die Prazisionsnivellierlatten mussen vor dem ersten Einsatz Die Dosenlibelle des Nivelliers ist taglich zu prufen und gegebenenfalls zu justieren. { das Lattenmeter, bzw. die Teilstrichkorrektionen, { der lineare AusdehnungskoeÆzient, { die Nullpunktfehlerdierenz des Lattenpaares bzw. der Nullpunktsfehler jeder Latte, Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung HRUNG VON NIVELLEMENTS 6 AUSFU 21 { die Lattenaufsetzachen bestimmt werden. Jahrlich oder sofort nach schadigenden Einwirkungen (Sturz oder starker Sto) ist { die Lattenmeter- bzw. die Teilstrichkorrektions-, { die Nullpunktfehlerdierenz-, { die Lattenaufsetzachenbestimmung zu wiederholen. Monatlich ist das Einspielen der Dosenlibelle bei senkrechtem Stand der Nivellierlatten mittels des Vertikalstrichs eines Theodoliten, des Nivelliers oder mittels Schnurlot zu prufen und gegebenenfalls die Dosenlibelle zu justieren. Der allgemeine Zustand der Nivellierlatten ist laufend zu uberwachen: { { { { { { die Invarbandteilung darf keine Beschadigungen aufweisen, das Invarband mu stra im Lattenkorper eingespannt sein, Lattenaufsetzache, Dosenlibelle und Handgrie mussen fest sitzen, die Lattenaufsetzache darf nicht beschadigt sein, die Handgrie mussen leicht umklappbar sein und fest einrasten, der Lattenkorper darf nicht gekrummt oder verwolbt sein. Der Lattenuntersatz ist laufend auf seinen ordnungsgemaen Zustand zu prufen. Die Instrumente und Gerate sind jederzeit vor Sturz, Sto, Schlag und starken Erschutterungen zu schutzen. Bei Ablage der Nivellierlatten sind diese hochkant auf den Boden zu legen. Nach jedem Messungstag sind das Instrument und die Gerate vorsichtig von Staub und Feuchtigkeit zu befreien. Besondere Beachtung ist den Lattenaufsetzachen zu widmen, sie sind leicht einzufetten. Taglich ist nach Temperaturangleichung die Ziellinie des Prazisionsnivelliers zu prufen nderungen der Ziellinie zum Vortag und bei Digitalnivellieren zu speichern. Bei groeren A (> 8 ) ist die Prufung zur Bestatigung zu wiederholen; gegebenenfalls ist der Service einzuschalten. Das freie Einschwingen des Kompensators ist durch seitliches leichtes Anklopfen zu prufen (Schwingen des Horizontes). 00 6.1.2 Messung Um die geforderte Genauigkeit zu erreichen, haben sich standig alle Mitarbeiter des Metrupps auf den Meproze zu konzentrieren und den Messungsablauf zugig durchzufuhren. Unterbrechungen durfen nur auf einem Hohenfestpunkt stattnden. Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung HRUNG VON NIVELLEMENTS 6 AUSFU 22 Die Richtung der Hinmessung wird durch den Anfangs- und Endknotenpunkt der Nivellementlinie bestimmt. Eine Nivellementlinie besteht im allgemeinen aus mehreren Nivellementstrecken. Ein Knotenpunkt wird durch das Zusammentreen von drei oder mehr Nivellementlinien gebildet. Jede Nivellementlinie ist moglichst nur von einem Metrupp zu messen. Sie ist gegebenenfalls in Abschnitte zu unterteilen, die in einer Woche in beiden Richtungen gemessen werden konnen. Dabei hat die Hin- und Ruckmessung derselben Strecke moglichst vom gleichen Beobachter mit gleichem Instrument und Lattenpaar an verschiedenen Tagen und moglichst unterschiedlichen Tageszeiten zu erfolgen. Die Ruckmessung eines Linienabschnittes darf nicht am letzten durch die Hinmessung erfaten Hohenfestpunkt beginnen, sie mu am vorhergehenden Hohenfestpunkt einsetzen. Dadurch wird uberpruft, ob die Verbindung der Linienabschnitte fehlerfrei\ erfolgte, " d.h., da in der Zwischenzeit keine physischen Veranderungen an den Hohenfestpunkten stattgefunden haben. berprufung Beim Anschlu des Nivellements an vorgegebene Hohenfestpunkte sind zur U der unveranderten Hohe des Anschluhohenfestpunktes Uberschlagsmessungen zu mindestens zwei weiteren vorgegebenen Hohenfestpunkten auszufuhren. In Gebieten, in denen groere Hohenanderungen zu erwarten sind, ist eine geplante zugige berschlagsmessungen sind den Gegebenheiten anzupassen. Messung vorzusehen. U Seitlich des Verkehrsweges liegende Hohenfestpunkte sind unmittelbar in den Linienverlauf einzubeziehen. Stichnivellements sind nicht erlaubt. Der Zielstrahl mu mindestens 0,5 m uber dem Erdboden verlaufen, bei Zielweiten uber 25 m sollte der Zielstrahlabstand vom Erdboden mindestens 0,8 m betragen. Der seitliche Abstand des Zielstrahls von Gebauden, Baumen, Masten und dergleichen ist so zu wahlen, da eine einwandfreie Messung moglich ist. Ablesungen uber 3 m (beim Einsatz von Digitalnivellieren moglich) sind unzulassig. Die hochstzulassige Zielweite betragt bei Messungen in der Genauigkeit von Nivellements 1. Ordnung 40 m. Sie ist bei ungeeigneten Witterungsbedingungen entsprechend zu verkurzen. Bei Messungen mit der Genauigkeit niederer Ordnungen sollten die Zielweiten 60 m nicht uberschreiten. Um den Einu von Ziellinienanderungen, der Erdkrummung und der symmetrischen Refraktion unwirksam zu machen, soll die Zielweitendierenz zwischen Ruckblick und Vorblick 2 m nicht uberschreiten. Die Dierenz der Summen der Ruckblickzielweiten und der Vorblickzielweiten einer Strecke darf nicht groer als 3 m sein. Refraktionsgefahrdete Strecken, insbesondere Strecken mit stetigem Gefalle (30 m bis 50 m Zielweite, ca. 2,0 m Hohenunterschied pro Standpunkt) sind nach Moglichkeit zu refraktionsarmen Zeiten (ein bis zwei Stunden nach Sonnenaufgang bzw. vor Sonnenuntergang und leichtem Wind, starke Bewolkung, Nieselregen) oder mit verkurzten Zielweiten zu messen. Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung HRUNG VON NIVELLEMENTS 6 AUSFU 23 Messungen auf Straen mit weichem Schwarzdeckenbelag sind besonders an Tagen mit hoher Temperatur infolge Einsinkeekte gefahrdet. Da die Invarstrichcodelatten nur eine Teilung besitzen und Ablesefehler durch den Beobachter nicht auftreten konnen, setzt sich das einfache Beobachtungsverfahren r ! v (Ruckblick ! Vorblick) zur Beschleunigung der Messung immer mehr durch. Beim ersten Ruckblick einer Strecke ist stets die gleiche Nivellierlatte aufzuhalten, um eine ordnungsgemae Korrektur der Nullpunktfehlerdierenz des Lattenpaares vornehmen zu konnen. Ist ein Nivellementpfeiler Anfangs- oder Endpunkt einer Nivellementstrecke, ist seine senkrechte Stellung mittels Wasserwaage zu prufen. Mauerbolzen sind nach Augenschein auf ihre unveranderte Lage zu prufen. Der ruhige Stand der Nivellierlatten wahrend der Messung ist durch zwei Haltestabe zu gewahrleisten. Um die Nivellierlatte immer mit demselben Punkt der Lattenaufsetzache auf dem Wechselpunkt aufzustellen, sind Lattenschuhe zu verwenden; bei Bolzen ist der Lattenschuh abzunehmen. Die Lattenuntersatze (ca. 5 kg) sind so auf den Boden zu setzen, da sie wahrend der Messung und bei der Drehung der Latte nicht verrutschen. Auf lockerem Untergrund sind als Wechselpunkte Schlagbolzen zu verwenden. Ist bei Mauerbolzen eine senkrechte Aufstellung der Nivellierlatte nicht moglich, wird bei groer Schrage dieser Festpunkt ausgelassen; bei kleiner Schrage wird die Folgemessung uber den vorherigen sicheren Wechselpunkt weitergefuhrt, um den Fehler durch Schragstellung nicht in das Linienergebnis einieen zu lassen. Ein Abschlu an solchen Mauerbolzen ist nicht zulassig. 6.1.3 Genauigkeiten und zulassige Dierenzen bei Messungen im Nivellementpunktfeld (Fehlergrenzen siehe Niv.-Richtlinie Brandenburg [5]) Die empirische Standardabweichung sR fur 1 km Doppelnivellement, berechnet aus Streckenwiderspruchen , soll fur Nivellementlinien in den einzelnen Ordnungen die Werte: 1. Ordnung: 0,4 mm/km, 2. Ordnung: 0,6 mm/km, 3. Ordnung: 1,2 mm/km, 4. Ordnung: 1,5 mm/km q nicht uberschreiten, wobei sR = ((1=n) [=4R]), n = Anzahl der Strecken in der Linie, [ ] = Gausche Summenkonvention. berschlagen gelten die zulassigen Dierenzen derjenigen Ordnung, der die zu beBei U stimmenden Nivellementpunkte (NivP) angehoren. Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung HRUNG VON NIVELLEMENTS 6 AUSFU 24 Der grote zulassige Betrag der Summe der geratebedingt korrigierten Hohenunterschiede aus Hin- und Ruckmessung einer Nivellementstrecke (zulassiger Streckenwiderspruch) max betragt in der p 1. Ordnung: 0; 5 R 1; 5 pR, 2. Ordnung: 0; 5 R 2; 5 pR, 3. Ordnung: 0; 5 R 4; 5 pR, 4. Ordnung: 0; 5 R 5; 5 R, wobei die zulassigen Widerspruche in mm erhalten werden, wenn die Streckenlange R in km eingefuhrt wird. Die Streckenwiderspruche sollen so verteilt sein, da sie sich einer Normalverteilung nahern. Der Term +0; 5 R tragt genahert der Haufung positiver Streckenwiderspruche infolge Latteneinsinkens Rechnung. Fur die zulassigen Dierenzen zwischen den Mittelwerten der Erstmessung und der Nachmessung gibt es im Landesvermessungsamt Brandenburg gesonderte Festlegungen. Bei U berschlagsnivellements betragt die zulassige Abweichung des Mittels der korrigierten und reduzierten Hohenunterschiede aus Hin- und Ruckmessung der Strecke von den entsprechenden Hohenunterschieden aus dem Nachweis der NivP in den einzelnen Ordnungen in mm bei R in km p 1. Ordnung: (2; 0 + 2; 0 pR), 2. Ordnung: (2; 0 + 3; 0 pR), 3. Ordnung: (2; 0 + 5; 0 pR), 4. Ordnung: (2; 0 + 6; 0 R), berschlagnivellement die zulassige Abweichung uberschritten, sind die Wird bei einem U Messungen so weit auszudehnen, bis die zulassige Abweichung bei mindestens zwei Nivellementstrecken eingehalten wird. Der zulassige Schleifenwiderspruch p in mm betragt in den einzelnen Ordnungen 1. Ordnung: 2 pU , 2. Ordnung: 3 pU , 3. Ordnung: 5 pU , 4. Ordnung: 6 U , wobei U der Schleifenumfang in km ist. Nachmessungen sind in der Regel im Hin- und Ruckgang auszufuhren. Werden Nachmessungen in Ausnahmefallen nur in einer Richtung ausgefuhrt, ist die Begrundung zu dokumentieren. Nachmessungen sind auszufuhren, wenn der zulassige Streckenwiderspruch max , die zulassige Dierenz der beiden Mittel aus Erst- und Nachmessung, die empirische Standardabweichung sR , der zulassige Schleifenwiderspruch uberschritten wurden. Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung HRUNG VON NIVELLEMENTS 6 AUSFU 25 6.1.4 Dokumentationen und Zusatzdokumentationen bei der Messung Punktnummer des Anfangs- und Endpunktes der Niv-Strecke, Hohenunterschied, Streckenlange, Nummern der Anfangslatte (Bolzenlatte) und der Wechselpunktlatte, Instrumententyp und -nummer, Liniennummer, Truppnummer, bzw. Beobachter und Lattentrager Datum und Uhrzeit, Lufttemperatur zu Beginn und am Ende einer Niv-Strecke, der Grad der Verkehrsbeeinussung und der vorherrschende Straenbelag die Witterungsbedingungen (Bedeckungsgrad, Windstarke, Niederschlag) Bei der Messung mit Digitalnivellieren sind die entstehenden ursprunglichen Dateien niemals zu editieren. In einer Kopie der Ursprungsdatei konnen Mangel beseitigt und Zusatzinformationen aufgenommen werden. Dabei sind die Anforderungen des Auswerteprogramms zu beachten. Zur Kontrolle, zur Feststellung notwendiger Nachmessungen und zur U bersicht bei der Auswertung hat sich die linienweise Fuhrung von Streckenverzeichnissen bewahrt (Abbildung 17). 6.2 Stromubergangsnivellement Flusse und Taler stellen Hindernisse fur die Durchfuhrung geometrischer Nivellements dar, da das Nivellier sich nicht, wie sonst ublich, in der Mitte zwischen den beiden Latten aufstellen lat. Es werden dann gewohnlich von beiden Ufern aus die Latten oder Zieltafeln am jeweils anderen Ufer gleichzeitig und gegenseitig beobachtet. Durch Mittelbildung der Beobachtungsergebnisse fallt dann der Einu der Erdkrummung vollstandig heraus, und die Einusse von Refraktion und der restlichen Instrumenfehler werden weitgehend dadurch eliminiert, da nach zeitlich streng symmetrischem Programm beobachtet wird. Das Gelande fur die Messung soll moglichst symmetrisch zur Achse des Flusses oder Tales ausgewahlt werden. Ebenfalls symmetrisch zu dieser Achse sollen Sonnenstand, Luft und Wassertemperatur, in gezeitenbeeinuten Gebieten der Wasserstand und schlielich Windverhaltnisse und -richtung sein. Verbleibenden Restfehlern des Instrumentariums kann durch Austausch der Beobachtungsinstrumente entgegengewirkt werden. Das Verfahren ist sehr zeitaufwendig und erfordert relativ aufwandige Berechnungen. Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung HRUNG VON NIVELLEMENTS 6 AUSFU Abbildung 17: Streckenverzeichnis Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung 26 HRUNG VON NIVELLEMENTS 6 AUSFU 27 6.2.1 Stromubergangsnivellement mit Spezialausrustung Fur Stromubergange mittlerer Groe (1. . . 2 km) hat die Firma Zeiss eine spezielle Talubergangsausrustung entwickelt, die Justierfehler eliminiert und den Beobachtungs und Rechenaufwand betrachtlich vermindert [2]. Die Ausrustung ermoglicht die Realisierung eines wahren Horizontes mit Kompensatornivellieren unabhangig von Kompensationsrestfehlern. Losungsprinzip: Werden zwei in geringem Hohenunterschied aufgestellte (auf Unendlich fokussierte) Nivellierinstrumente in gegenseitige Kollimation gebracht, sind ihre Ziellinien parallel. Das heit, da das eine Instrument in bezug auf den wahren (mittleren) Horizont genausoviel nach unten wie das andere nach oben zielt. Durch die Kompensatoren bleibt eine einmal eingestellte Neigung der Ziellinie auch bei Drehung der Instrumente erhalten. Das Mittel der beiden Kippachshohen stellt den wahren Horizont dar. Die Meausrustung besteht aus folgenden Elementen: zwei Grundplatten mit je zwei selbsthorizontierenden Ingeniernivellieren Ni 2 (an jedem Ufer wird eine der Grundplatten mit dem Doppelnivellier\ aufgestellt); " jedes der vier Ni 2 ist mit einem Drehkeilvorsatz ausgerustet, der eine mebare kleine Neigung der Ziellinie ermoglicht (Megroen sind damit kleine Neigungsdierenzen d.h. kleine Winkel); zwei Paar vertikal ubereinander angeordnete Zieltafeln oder Beleuchtungsreektoren (an jedem Ufer wird ein Zieltafelpaar etwa in Hohe der Grundplatten aufgestellt); je eine Nivellierlatte zum Hohenanschlu an Festpunkte sowie zur Messung des Hohenunterschiedes zwischen den Kippachshohen der Nivelliere und der Zieltafeln an den beiden Ufern. Die Berechnung des Hohenunterschiedes zwischen den Lattenstandpunkten R (Ruckblick) und V (Vorblick) erfolgt nach der Formel: h = h1 +2 h2 = (r1 + H1) v1 + r2 2 (v2 + H2) Messungsdurchfuhrung: 1. Herstellung der Kollimation fur die jeweils beiden auf einer Grundplatte bendlichen Nivelliere mittels der Drehkeilvorsatze (Ablesungen n1 und n2 ). 2. Bestimmung der Kippachshohen der beiden Nivelliere durch Anzielen der Nivellierlatte auf einem Festpunkt. Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung HRUNG VON NIVELLEMENTS 6 AUSFU 28 Meßrichtung H1 r1 v1 H2 r2 Abbildung 18: Messungsanordnung beim Stromubergangsnivellement v2 R V 3. An beiden Ufern werden zwei Zieltafeln aufgebaut und deren vertikaler Abstand b bestimmt (vertikale Basis). 4. Die beiden Zieltafeln auf dem gegenuberliegenden Ufer werden mit beiden Instrumenten angezielt und es werden die Neigungen zur oberen (o1 , o2 ) und unteren (u1 , u2 ) Zieltafel an den Drehkeilskalen abgelesen. 5. Die Hohen der Zieltafeln auf dem gleichen Ufer uber bzw. unter den Kippachshohen der Nivelliere werden durch normale Nivellementsruck- bzw. Vorblicke bestimmt. An den Zieltafeltragern ist dafur ein entsprechender Bolzen angebracht. Auswertung: Der Hohenunterschied von der mittleren Kippachse zur unteren Zieltafel kann folgendermaen berechnet werden. Dabei ist zu beachten: Drehkeilablesungen sind Kippungen, also Richtungen (Kippung nach oben positiv) Dierenzen von Drehkeilablesungen sind damit Winkel. Nach der Bogenformel: o1 Z o b o 1 -u 1 ; o 2 -u 2 Ziellinie N1 n 1 -u 1 N 1 N 2 wahrer Horizont n 2 -u 2 s Ziellinie N2 h 1 h Z u 2 b u1 = 1s = n1 h n u h1 = 1 1 b o1 u1 n u h2 = 2 2 b o2 u2 u1 1 Es wird die Hohe der unteren Zieltafel unter dem wahren Horizont berechnet: 1 h = (h1 + h2 ) 2 b n1 u1 n2 u2 h= 2 o1 u1 + o2 u2 Zur Eliminierung des Einusses von Erdkrummung und Refraktion mussen die Messungen von beiden Ufern aus gemittelt werden und die Beobachtungen mussen streng zeitgleich erfolgen um Refraktionsanderungen auszuschalten. Wenn sich die Zielweiten unterscheiden, ist zusatzlich eine Korrektion wegen Erdkrummungsund Refraktionseinu erforderlich. Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung HRUNG VON NIVELLEMENTS 6 AUSFU dh = 1 R k S dS 29 mit: dh Hohenkorrektion k RefraktionskoeÆzient S Zielweite dS Unterschied der beiden Zielweiten R Erdradius Die Genauigkeit des Ergebnisses wird fast ausschlielich durch die Zielgenauigkeit bei der langen Visur bestimmt. Diese ist entscheidend durch die atmospharischen Einusse begrenzt. Die einzige Moglichkeit der Beeinussung der Genauigkeit besteht damit in der Haufung von Beobachtungen (moglichst zu verschiedenen Zeiten und damit Bedingungen). Bei 3 bis 4 Satzen lat sich unter mittleren atmospharischen Verhaltnissen mit dem Verfahren auf eine Entfernung von etwa 1 km eine Standardabweichung des Mittels von besser als 1 mm erreichen [2]. 6.3 Nivellement niederer Genauigkeit Bei der Ausfuhrung von Nivellements niederer Genauigkeit konnen gegenuber den oben angefuhrten Bedingungen bei Prazisionsnivellements je nach geforderter Genauigkeit verschiedene Vereinfachungen vorgenommen werden. Dabei ist jedoch grundsatzlich zu beachten, da immer eine ausreichende Kontrolle der Messungen gegeben ist. Vereinfachungen waren z.B.: Ausfuhrung des Nivellements nur in einer Richtung (Zeiteinsparung), Einsatz von Nivellieren niederer Genauigkeit (Kosteneinsparung), Einsatz nur einer Nivellierlatte (Kosteneinsparung), Einsatz von Holz- oder Plastelatten (Kosteneinsparung), Anwendung groerer Zielweiten (Zeiteinsparung), Verzicht auf Lattenuntersatze (Kosteneinsparung), Zulassung groerer Zielweitendierenzen, d.h. geringerer Stationierungsaufwand (Zeiteinsparung), Verzicht auf Prufungen und Justierungen (Zeit- und Kosteneinsparung). Es sei betont, da solche Vernachlassigungen immer den Genauigkeitsforderungen angepat und mit Sachverstand vorgenommen werden. Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung LITERATUR 30 Literatur [1] Deumlich, F. und J. Staiger: Instrumentenkunde, Leitfaden fur die Praxis der Vermessung. H. Wichmann Verlag, Heidelberg, 2000. [2] Drodofski, M.: Stromubergangsnivellement mit dem Zeiss-Nivellier Ni2. ZfV 85(1960)7, S. 227-242. [3] Schlemmer, H.: Grundlagen der Sensorik - Eine Instrumentenkunde fur Vermessungsingenieure. H. Wichmann Verlag, Heidelberg, 1996. [4] Thierbach, H.: Hydrostatische Mesysteme. H. Wichmann Verlag, Karlsruhe, 1979. [5] Nivellemetsrichtlinie Bbg.: Die Einrichtung, die Erhaltung und der Nachweis des Hohenfestpunktfeldes im Land Brandenburg (Nivellemetsrichtlinie Bbg.). Eingefuhrt mit dem Runderla III Nr. 2/1998 des Ministeriums des Innern vom 23.03.1998. Major/Korth: Studienhilfsmittel Geometrische H ohenbestimmung