Sprayer - Angelfire

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Sprayer - Angelfire
RPG: Fall 1 - "Sprayer"
Autor: siehe Anmerkung
Rating: PG-13
Classification: Rollenspiel.
Disclaimers: Die Rechte für die Serie & Charaktere der Serie etc. liegen bei DPB &
Paramount.
Alle anderen Charaktere gehören sab, außer Claire, die gehört Nina ganz allein. ☺
Inhalt: lies es! ☺
Anmerkungen: Lieutenant Colonel MacKenzie wurde geschrieben von Yvonne,
Commander Rabb von Doris, Lieutenant Lafayette von Nina, Commander VanDegen
von Cat, und der Rest von Sab.
Das ist die erste FF, die in dieser Zusammenstellung geschrieben wurde, also zeigt
ein wenig erbarmen bei eurem Urteil. Und für ein paar war's sogar die erste FF
überhaupt.
Danksagung: wir danken dem, der das freiwillig betat....... und wer's liest!
Da sich keiner zum betan gefunden hat, haben wir es selber gemacht…..!
Archiv: wir suchen noch!
Feedback : relatives@gmx.de
16.09.2000
Nachts
Navy Stützpunkt Norfolk
Norfolk, VA
Ein paar Gestalten schlichen über das Gelände, man konnte es wohl eher als torkeln
bezeichnen. Sie steuerten auf eine Baracke zu. Die Matrosen waren nicht mehr ganz
nüchtern und um ehrlich zu sein sie waren absolut betrunken. Sie hatten eine Tasche
dabei aus der jeder eine Dose Farbe heraus zog.
”Bischt du sischer das dasch die rischtige wand isch?” fragte einer.
”klar dasch steht doch drauf oda?” meinte ein anderer.
”na schööön lasch unsch anfangen", nuschelte der erste wieder. Sie sprühten etwas
auf die Wand, besser gesagt sie versuchten es. Als sie fertig waren, war ein Picassoartiges Graffiti entstanden.
”seid ihr sischer dasch dasch so geschrieben wird?” meinte ein dritter mit etwas
abstand zur Wand.
”isch ejal man kann dosch schehen was wir schreiben wollten", antwortete der erste.
”lasch unsch gehen morgen werden sisch diese Wühlmäuse schon freuen.”
Sie entfernten sich von der Wand in Richtung Anlegestelle der Flugzeugträger.
Unbemerkt hatten sie eine Spraydose liegen lassen.
Sonntag 17.09.2000
0500 Ortszeit
Navy Stützpunkt Norfolk, VA.
Baracken der Marines
”Hey kommt mal alle raus, dass müsst ihr euch ansehen", brüllte ein Private. Die
Marines, die noch in der Baracke waren, traten ins Freie.
”Wenn ich die in die Finge kriege, mache ich sie kalt", sagte ein anderer.
”Das waren bestimmt ein paar von den Squids.” Eine große Gruppe Marines stand
vor der Wand ihrer Baracke, die Wand war kaum zu sehen nur ein paar Farbkleckse
weiter oben . Der Gunnery Sergeant kam dazu.
”Was ist hier los?” wollte der Gunny wissen.
”Das sollten Sie sich lieber selber ansehen, Sir.” Die Marines bildeten eine Gasse
damit der Gunny einen freien Blick auf die Wand hatte.
”Wer war das ?” fragte der Gunny wütend.
”Sir, wir glauben, dass es ein paar von der Navy waren, Sir", sagte ein Marine.
”Glauben, ich will es wissen. Corporal Bailey Sie holen die MP und Private Sanchez
Sie sagen dem Captain Bescheid. Und zwar im Laufschritt", brüllte der Gunny die
Marines an.
Die beiden liefen los und kurze Zeit später war die MP und der Captain eingetroffen.
Die MP begann das Gelände und mögliche Beweismittel zu sichern während der
Captain und der Gunny sich unterhielten. Die Dinge nahmen ihren Lauf.
18.09.2000
Montag Morgen 0830 OZ
JAG Hauptquartier
Falls Church, VA.
Admiral Chegwidden saß in seinen Büro und las eine Akte. Ein Grinsen huschte über
sein Gesicht und er las etwas lauter, ”Hone o te Jarheadz”
Das Grinsen verschwand. Er klappte die Akte zu und nahm diese und den Stapel
Akten, der auf seinen Schreibtisch lag, um zur morgendlichen Besprechung mit
seinen Offizieren zu gehen. Die angeregten Gespräche im Konferenzraum
verstummten, als er eintrat.
"Morgen, bleiben Sie sitzen", sagte der Admiral und setzte sich auf seinen Stuhl.
"Morgen, Sir", sagten alle Anwesenden.
"Lassen Sie uns anfangen" sagte der Admiral. Er machte eine kurze Pause und
öffnete die erste Akte.
”In der Nacht von Samstag auf Sonntag haben ein paar Witzbolde an die Baracke
von Marines in Norfolk ein Graffiti gesprüht. Nun wollen die Marines, dass wir die
Verantwortlichen finden aber der CO will kein Aufsehen. Commander Rabb finden
Sie eine Lösung, die auch den Marines gefällt. Falls es zu einem Prozess kommt
wird Colonel MacKenzie die Anklage übernehmen", informierte der Admiral seine
Leute.
Der Admiral reichte Commander Rabb die Akte. "In der Zwischenzeit können Sie,
Mac, sich um das hier kümmern." Er überreichte auch ihr eine Akte.
"Bevor ich es vergesse, Commander, Ihnen wird Lieutenant Lafayette assistieren.
Sie hat beim JAG in Paris gearbeitet und ist jetzt zu uns versetzt worden," sagte der
Admiral zu Harm.
"Ja, Sir. Ich halte es für das Sinnvollste, wenn ich die Angelegenheit vor Ort in
Augenschein nehme. Können Sie mir sagen, wo ich den Lieutenant finde? Ich hätte
sie gern dabei", fragte Harm.
"Sie kommt in einer Stunde am Flughafen Dulles an. Am besten holen Sie sie ab und
können mit ihr auf dem Weg nach Norfolk den Fall besprechen", informierte der
Admiral ihn.
"Aye, Sir."
"Gibt es noch Fragen? Wenn nicht, weggetreten.” Sie verließen den Konferenzraum
und Admiral Chegwidden kehrte in sein Büro zurück.
0855 OZ
Macs Büro
JAG Hauptquartier
Falls Church, VA.
Mac saß in ihrem Büro und brütete über der Akte, die ihr der Admiral bei der
morgendlichen Besprechung gegeben hatte. Das sollte also ihr neuster Fall sein.
"Erschwerter tätlicher Angriff".
Ein Corporal hatte sich nach Artikel 128 des UCMJ schuldig gemacht und sie führte
die Verteidigung, und Harm ist mit dieser französischen Anwältin unterwegs.
Artikel 128. Als erstes sollte ich mit dem Augenzeugen reden und dann mit dem
Opfer und natürlich auch mit dem Täter bevor ich eine Entscheidung fälle.
Die Kluft zwischen NAVY und MARINES, deren sogenannte "Freundschaft" war ein
sehr dünnes Eis. Sollte es zum Prozess kommen , oha. Ganz egal wie es ausgehen
würde, keine von beiden Seiten wäre zufrieden. Würde sie gewinnen hatte sie die
Navy gegen sich, und wenn sie verliert glauben ihre Kameraden von den Marines,
dass sie für die Navy so gehandelt hat wie sie gehandelt hat.
Kein leichter Fall wenn man die alte Feindschaft von USMC und NAVY bedachte.
Mac nahm sich vor mit dem Admiral darüber zu sprechen und wie man am Besten
verfahren sollte , falls es zu einem Prozess kommen sollte.
Zur gleichen Zeit
Harm ging in sein Büro. In 35 Minuten sollte Lt. Lafayette am Dulles International
ankommen, das gab ihm gerade genug Zeit, durch den Verkehr zum Flughafen
zu kommen. Ganz wohl war ihm nicht dabei, einen neuen Mitarbeiter einzuarbeiten,
viel zu sehr hatte er sich an Mac gewöhnt. Sicher, nach seinem kurzzeitigen
Weggang zur Fliegerei war es etwas schwierig zwischen ihnen geworden, aber
mittlerweile gab es fast keine Probleme mehr. Er nahm seinen Autoschlüssel und
verließ das Büro.
0930 OZ
Dulles International Airport
Washington D.C.
Lt. Lafayettes POV
Lt. Claire Lafayette verließ eiligen Schrittes das Flugzeug, schließlich wollte sie an
ihrem ersten Arbeitstag bei JAG nicht gleich einen schlechten Eindruck machen und
zu spät kommen. Sie war gespannt, wer sie wohl abholen würde.
Claire verließ den Gepäckbandbereich und ging auf eine im Hintergrund wartende
Person in Navyuniform zu. Im Näherkommen musste sie sich eingestehen, dass er
nicht schlecht aussah, doch weiter kam sie gedanklich nicht, denn da begrüßte sie
der wartende Commander schon.
Harms POV
Als er am Flughafen ankam, erschien auf der Anzeigetafel gerade die Ankunft des
Fluges aus Frankreich. Er ging zur Ankunftshalle, wo er nach einigen Minuten
Lieutenant Lafayette auf sich zukommen sah. Übersehen konnte er sie nicht, sie war
die einzige an Bord der Zivilmaschine, die eine Uniform der US NAVY trug.
"Guten Morgen, Lt. Lafayette. Ich hoffe, Sie hatten einen guten Flug!" begrüßte Harm
sie.
"Guten Morgen Sir, danke meine Reise ist gut verlaufen" antwortete sie mit einem
lächeln.
Harm nahm ihr den Koffer ab und musterte sie eingehend. Sie machte auf ihn einen
selbstbewussten aber gleichzeitig auch verträumten Eindruck. Auf den ersten Blick
war sie ihm sympathisch. *Sie ist ganz anders als Mac*
Aber auch Lieutenant Lafayette musterte ihren Gegenüber verstohlen. *oh là là, ein
Pilot, ob es stimmt was immer Dress Whites and Gold Wings erzählt wird, Claire, reiß
dich zusammen*
"Admiral Chegwidden hat mir, genauer gesagt uns, im heutigen Briefing einen
gemeinsamen Fall übertragen. Es tut mir leid, dass ich Sie nicht zu Ihrem Hotel
bringen kann, aber wir müssen sofort mit den Ermittlungen in Norfolk beginnen",
informierte Harm Claire.
"Das geht schon in Ordnung, Sir, schließlich bin ich nicht hier um Urlaub zu machen,
sondern um Sie bei diesem Fall zu unterstützen" antwortete Claire selbstsicher.
Sie setzte eine energische Miene auf. Dies schien Harm daran zu erinnern, dass sie
zum Arbeiten hier waren, und er verließ mit ihr das Gebäude um dann vor einem
SUV stehen zu bleiben und nach den Autoschlüsseln zu suchen.
*Warum habe ich bloß gedacht, er würde eher einen schnittigen Sportwagen fahren,
als einen Familien VAN, ich glaube ich werde noch einige Überraschungen mit ihm
erleben*
Nachdem die Suche nach den Schlüsseln erfolgreich verlaufen war, und das Gepäck
im Kofferraum verstaut, nahm Lieutenant Lafayette auf dem Beifahrersitz platz und
Harm startete den Wagen um die Richtung nach Norfolk einzuschlagen.
"Sir, um was genau geht es in dem Fall?" wollte Claire wissen.
"In der Nacht von Samstag auf Sonntag haben unbekannte Personen, vermutlich
Militärangehörige, die Wand der Wachpersonalsbaracke der NS Norfolk mit Farbe
besprüht" sagte ihr Harm.
"Gibt es schon Erkenntnisse, um wen es sich bei den Tätern handelt?" fragte Claire
weiter.
"Es sind noch keine Zeugen bekannt, aber die Militärpolizei hat den Bereich
abgesperrt" Harm versuchte sich auf die Straße zu konzentrieren.
"Gab es schon ähnliche Vorfälle auf anderen Basen, oder handelt es sich hierbei um
den ersten?" Lieutenant Lafayette drehte Harm den Kopf zu und sah in neugierig an.
"Das habe ich noch nicht überprüft" antwortete Harm.
"Darum sind wir ja hier, schließlich sollen wir das herausfinden."
"Wenn ich Ihnen sage, was dort stand, wissen Sie wer wen verdächtigt" sagte Harm
mit einem schmunzeln.
"Dann fangen Sie mal an" forderte Claire ihn auf.
Harm drehte sich erstaunt um, sie war wirklich vollkommen anders als Mac,
irgendwie energischer und da war noch etwas, was er nicht deuten konnte.
"Auf der Mauer stand in großen Lettern geschrieben, Hone o te Jarheadz. Die
Schreiberlinge waren anscheinend nicht mehr ganz nüchtern. Apropos, sagte ich
Ihnen, dass es sich hierbei um eine Baracke der Marines handelte?" fragte Harm und
versuchte nicht zu lachen.
"Sie brauchen nicht weiter zureden" lachte sie, "das Verhältnis zwischen Jarheads
und Squids muss auf der ganzen Welt gleich sein, in Frankreich war es genauso"
*mit ihrem Lachen wird sie sicherlich schon einiges erreicht haben* überlegte Harm.
"Wir treffen in Norfolk Gunnery Sergeant Kevin Henllay, der sollte uns darüber
Auskunft erteilen können" informierte Harm sie.
"Wollen wir es hoffen" sagte sie enthusiastisch.
"Er ist im Moment unsere einzige bekannte Quelle, er wird etwas wissen, das uns
weiterbringt."
Harm fuhr in die Einfahrt des NS und stellte seinen Wagen ab.
"OK, wir sind da, als erstes sollten wir mit dem Gunny sprechen" sagte Harm und
stieg aus dem Wagen.
"Wird gemacht , Sir" Lieutenant Lafayette stieg mit Harm aus dem Auto, um ihm
durch die Eingangstür in das Büro des Gunnery Sergeants zu folgen.
1200 OZ
Gebäude der MP
NS Norfolk ,Norfolk, VA
Gunnery Sergeant Henllay wartete in seinem Büro auf die JAG-Anwälte.
*Das wird heute ein langer Tag, zuerst werden die Navy Anwälte kommen und sich
das Geschmiere ansehen und vermutlich versuchen das ganze unter den Tisch zu
kehren und dann kommt noch so ein Squid und will einen meiner Männer wegen
Körperverletzung in den Bau bringen. Warum alles gerade jetzt und nicht nächste
Woche, wenn ich im Urlaub bin und sich meine Vertretung mit denen ärgern muss?!*
Durch ein kräftiges Klopfen an seiner Bürotür wurde der Gunny aus seinen
Gedanken gerissen. "JA !" brüllte Henllay.
Ein Lance Corporal öffnete die Tür. "Die JAG-Anwälte sind da, Sir" sagte er und
hoffte, dass es kein Fehler war anzuklopfen.
"Dann lassen Sie sie rein Corporal" bekam er leicht genervt vom Gunny zu hören.
"Ja, Sir."
Der Corporal öffnete die Tür jetzt ganz und trat beiseite, damit die Offiziere eintreten
konnten. Danach schloss er die Tür beim heraus gehen wieder. Der Gunny nahm
hinter seinem Schreibtisch Haltung an.
"Stehen Sie bequem! Können Sie mir etwas über den Vorfall vom letzten
Wochenende sagen?" sagte Harm und trat näher an den Schreibtisch.
"Ja, Sir"
"Gut, dann zeigen Sie uns bitte als erstes das Objekt um das es bei diesem Streit
geht" sagte Harm.
"Die Wand, Sir?" fragte Henllay nach.
"Ja, ich bitte darum, oder haben Sie die Täter vielleicht schon gefunden?" fragte
Harm. Lieutenant Lafayette musste sich ihr Lachen verkneifen.
*Claire, jetzt ist aber gut, du bist hier bei einem Verhör und nicht in einer Comedyshow* ermahnte sie sich.
"Nun ja, Sir, wir hätten da einen Verdächtigen" informierte Henllay die Beiden.
*Wer macht hier eigentlich die Arbeit, er oder ich* dachte der Gunny.
"Das glaube ich Ihnen gerne" murmelte Harm als er sich mit einem vielsagenden
Blick, der nur bedeuten konnte 'habe ich es nicht gesagt' Lieutenant Lafayette
zuwandte, die ihm zulächelte während ihr Blick zu sagen schien, 'nicht aufregen, es
gibt schlimmere Fälle als einen aufmüpfigen Gunny.'
"Sir?" fragte Henllay nach.
"Was haben Sie herausgefunden?" wollte Harm wissen.
"Nicht viel, wir haben einen Zeugen" antwortete Henllay.
"Was können Sie uns über Ihn sagen?" fragte Harm weiter.
*Oh, es scheint interessant zu werden* dachte Lt. Lafayette, *vielleicht ist dieser Fall
doch keine Routine*
"Er hat gesehen wie ein Squ... äh ein Lieutenant, welcher der Navy angehört, sich
die Hände mit Terpentin gewaschen hat" erzählte Henllay.
"Können Sie mir auch Fakten und nicht nur Vermutungen liefern, was ist zum
Beispiel mit den Namen des Verdächtigen und des werten Zeugen?" fragte Harm
leicht gereizt.
Harm drehte sich entnervt zu ihr um, doch zur Überraschung von beiden, konnte der
Gunny präzise die Namen der beiden Zeugen angeben.
"Lieutenant j.g. Current und Private Simpson, Sir" sagte Henllay kurz.
"Dann lassen Sie die beiden bitte hereinführen, aber nacheinander, zuerst möchten
wir den Private befragen. Gibt es hier einen Raum in dem wir ungestört mit ihm reden
können?" fragte Harm.
"Sie können mein Büro benutzen, Sir, allerdings gibt es mit Lt. Current ein Problem,
Sir", informierte Henllay Harm.
"Welches?" wollte Harm wissen.
"Der Lieutenant ist zur Zeit auf der Truman stationiert, Sir" sagte Henllay nur.
"Wo ist das Problem?" fragte Harm.
"Sir, es dürfte keine Probleme geben" meldete Claire sich zu Wort, ”die Truman liegt
zur Zeit im Hafen vor Anker, wir können also die Befragung auch dort ausführen."
Harm drehte sich erneut erstaunt um, sie war noch nicht einmal einen Tag hier und
kannte schon die Liegeplätze sämtlicher Schiffe der Navy, inzwischen erinnerte sie
ihn mit ihrem Wissen schon ein wenig an Bud, der auch immer auf Knopfdruck
Aufenthaltsorte von sich geben konnte.
"Der Captain hat ihn unter Zimmerarrest gestellt und er soll mit keinem anderen als
seinem Anwalt reden, Sir" sagte Henllay.
"Verstehe ich das jetzt richtig, der Lieutenant ist bereits wegen dieser Angelegenheit
unter Arrest gestellt worden?" fragte Harm skeptisch.
"Nein, aber der Captain der Truman hielt es für besser wenn der Lieutenant das
Schiff nicht verlässt, Sir" antwortete Henllay.
"Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als selbst an Bord der Truman mit dem
Lieutenant zu sprechen. Aber als erstes müssen wir mit dem Private sprechen",
sagte Harm resigniert.
Lieutenant Lafayette nickte. *Wenn dieser Gunny noch länger braucht bis wir endlich
mit der Befragung anfangen können, bekomme ich das Gefühl, dass er hier ganz
gewaltig die Ermittlungen behindern will.*
"Ja, Sir" sagte der Gunny und rief weiter noch "CORPORAL CHAMBERS."
Claire zuckte erschrocken zusammen, während Harm ihn geringschätzig musterte.
*Will er mir etwas beweisen, oder glaubt er, er müsse zeigen, dass auch er Leute
hat, die einen geringeren Rang haben als er, wozu gibt es heutzutage schließlich
Sprechanlagen, Tiner wird vom Admiral schließlich auch nicht angeschrieen, es sei
denn er ist wieder mal schlecht gelaunt.*
Der Corporal öffnete die Tür und steckte seinen Kopf hindurch, "Ja, Sir?"
Henllay sah ihn an und sagte: "Holen Sie bitte Private Simpson."
Der Corporal überlegte kurz und fragte : "Wo finde ich den Private, Sir?"
Henllay war nicht gerade begeistert. "Vermutlich auf der Truman, wo sie Dienst hat"
sagte er dem Corporal.
"Ja, Sir," der Corporal wollte gerade das Büro verlassen.
"Wunderbar, dann können wir uns gleich auf den Weg zur Truman machen, nicht
wahr, Lt. Lafayette ?" sagte Harm.
"Ja, Sir, wenn Sie mir den Kommentar erlauben Sir, je eher wir mit der Befragung
anfangen, desto schneller sind wir wieder zurück" stimmte ihm Claire zu.
Doch Harm hatte verstanden, was sie wirklich hatte sagen wollen: *Wenn die alle so
lange brauchen und so viel um den heißen Brei herum reden, dann können wir uns
hier gleich eine Wohnung mieten.*
Er nickte ihr vielsagend zu. Der Corporal blieb stehen und drehte sich um.
"Soll ich Sie begleiten, Sir, Ma'am?" bot der Gunny an.
"Nein danke, ich denke wir werden den Weg finden" lehnte Harm ab.
"Ich dachte Sie wollten sich vielleicht erst ein Bild von der Situation machen, und sich
das Geschmiere ansehen, Sir?" fragte der Gunny.
"Gut, dann zeigen Sie uns doch bitte den Weg, damit wir die Tatortbesichtigung
beginnen können" meinte Harm.
*Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass der Gunny uns davon abhalten
will, auf der Truman zu ermitteln. Ist da vielleicht etwas, das uns der liebe Gunny
verheimlicht* dachte Harm.
"Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Sir, Ma'am" sagte der Gunny und ging voran.
1010 OZ
JAG Hauptquartier
Falls Church, VA
Sie brauchte frische Luft und wo würde sie die am besten bekommen als
außerhalb des Gebäudes? Und bevor ihre Laune auch noch den Siedepunkt
erreichen würde und sie einen unkontrollierten Wutausbruch der sich im
Zerbrechen etlicher Kugelschreiber entladen würde, beschloss sie für 5
Minuten das Gebäude zu verlassen.
Außerhalb des JAG-Hauptquartiers
Mac setzte sich auf eine Bank und holte tief Luft.
Es war heute ein relativ sonniger Tag, und Mac genoss die Ruhe, anders als im
hektischen Bullpen hörte sie hier nur das Vogelgezwitscher, das Blätterrascheln im
Wind und das Zuschlagen einer Autotür, nichts im Vergleich zu den lauten Menschen
im Bullpen.
Die Sonne, die auf ihr Gesicht strahlte, erhellte ihr Gemüt. Mac beschloss zur Base
zu fahren. Ihr Ansprechpartner dort war Gunnery Seargant Kevin Henllay von der
Militärpolizei, wie sie wusste.
Das Vorzimmer des Admirals war leer, ungewöhnlich. Und die Tür war nur angelehnt.
In diesem Moment geht die Tür auf und ein nicht grade gut gelaunter Admiral kommt
ihr entgegen.
"Wo ist den Tiner schon wieder" fragte Chegwidden leicht genervt.
"Ich weiß nicht, Sir. Als ich eben hier ankam war er schon nicht da" antwortete Mac.
"Na toll. Muss man hier alles selber machen?" meinte der Admiral.
"Admiral hätten sie kurz Zeit für mich? Ich müsste etwas mit ihnen besprechen" bat
Mac.
"Kommen sie rein." Der Admiral ging vor in sein Büro und nahm auf seinem Stuhl
platz. Mac blieb im Raum vor dem Schreibtisch stehen.
"Nehmen Sie Platz. Wie kann ich Ihnen helfen?" fragte der Admiral sie.
Mac setzte sich hin und holte tief Luft bevor sie zu reden anfing. "Sir, ich wollte sie
nur darauf hinweisen das mein neuster Fall problematisch werden könnte. Es ist ein
heißes Eisen. Der mutmaßliche Täter ist ein Marine und das Opfer in der Navy. Das
könnte wieder ein weiteres Problem auf der Liste der Feindschaft zwischen Marines
und Navy werden. Ich brauche ihren Rat wie ich am besten in der Sache verfahren
sollte."
"Ganz ruhig Mac, ihr Fall ist nicht halb so schlimm wie der von Commander Rabb"
meinte Chegwidden beruhigend. Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Admirals
bevor er weiter redete. "Klären Sie den Sachverhalt und tun Sie Ihr Möglichstes, um
dem Marine zu helfen."
"Das werde ich, Sir. Ich will gleich zur Base fahren um mit dem Verdächtigen zu
Reden" sagte Mac.
"Machen Sie das Colonel, aber versuchen Sie wenigstens niemandem auf die Füße
zu treten, dass wird Commander Rabb schon zu genüge tun" meinte Chegwidden.
"Ich werde das tun was nötig ist, Sir" antwortete Mac.
"Kann ich Ihnen sonst noch bei irgendwas helfen, Colonel?" wollte der Admiral
wissen.
"Im Moment nicht Sir" antwortete Mac.
"Gut Colonel, Sie können dann gehen."
"Aye Aye Sir."
Mac verließ das Büro des Admirals. Schnellen Schrittes holte sie die Akte aus ihrem
Büro und war auch schon wieder verschwunden.
Als erstes musste sie zur MP-Baracke, sich dort bei dem Gunnery Sergeant
melden und dann mit ihrem Mandanten sprechen. Corporal Justin Bailey wurde
beschuldigte einen Offizier, noch dazu von der NAVY geschlagen zu haben.
1220 OZ
Während dessen
NS Norfolk
Baracken der Marines
Der Gunny ging voran und führte sie aus dem Gebäude heraus um in die Richtung
der Mannschaftsunterkünfte der Marines einzuschlagen. Von weitem konnte man
schon die Absperrungen und die Wand sehen. Harm hatte Mühe, sich das Grinsen
zu verkneifen, als er die Wandbemalung sah und auch in Lieutenant Lafayettes
Mundwinkeln zuckte es verdächtig.
"Hier ist es, Sir, Ma'am, die Kerle waren wahrscheinlich stockbesoffen" sagte der
Gunny.
*Die haben nicht unrecht* dachte Harm.
Der Gunny zeigte auf die Wand, wo in großen schwarzen Buchstaben zu lesen war,
'Hone o te Jarheadz' , was normalerweise 'Home of the Jarheads' hätte heißen
sollen, wären die Täter nicht so betrunken gewesen.
"Das scheint mir auch so. Sind bereits Proben der Farbe an das Labor geschickt
worden?" wollte Harm wissen.
"Ja, Sir." antwortete der Gunny.
"Und konnte ermittelt werden, woher die Farbe stammt?" fragte Harm dann.
"Es ist herkömmliche schwarze Farbe, Sir" ließ ihn der Gunny wissen.
*das sieht man doch* dachte der Gunny *was soll es sonst sein?*
*ach nein, jetzt wirklich* dachte Claire, blickte entnervt zu Harm hinüber und flüsterte
ihm zu, so dass der Gunny, der sich im Moment den Schmierereien zugewandt hatte,
nicht hören konnte: "Das darf doch nicht wahr sein, entweder er hält uns für
beschränkt, oder für blind, das die Schmiererei schwarz ist, sieht doch jedes Kind."
"Recht haben Sie, Lieutenant, meine Nerven sind bald über dehnt," gab Harm
ebenso leise zurück.
"Sir, tun Sie nichts unüberlegtes, und fangen Sie erst recht keinen Streit an, darauf
will der Gunny nur hinaus, aber die Genugtuung werden wir ihm nicht bereiten." riet
Claire.
"Keine Sorge, Lieutenant, dazu gehört mehr, als ein aufsässiger Gunny." sagte
Harm.
Der Gunny kam die paar Schritte, die er auf die Schmiererei zugegangen war, zurück
und blickte die beiden Ermittler an.
"Ist die Gegend abgesucht worden, nach Spraydosen, und anderen Spuren?" fragte
Harm.
"Ja, wir haben eine Dose gefunden, Sir" antwortete der Gunny.
"Konnten Fingerabdrücke genommen werden?" wollte Harm dann wissen.
"Die meisten waren sehr verschmiert. Das Labor versucht noch, einen guten Abdruck
zu erhalten, Sir."
"Gab es sonst noch Spuren, vielleicht Kleidungsstücke oder ähnliches?" fragte Harm.
"Nein, Sir, nichts." antwortete der Gunny.
Commander Rabb blickte Lt. Lafayette an und sein Augenzwinkern schien zu sagen,
*sind Sie sich da auch ganz sicher, Gunny*
"Wer hat diese Schmiererei als erstes gesehen?" fragte er dann.
"Corporal Bailey, Sir" gab der Gunny zur Antwort.
"Wann genau war das?"
"Sonntag morgen, gegen 0500 , Sir."
"Wer hatte in der Nacht Wache?"
"Da müsste ich in den Dienstplan sehen, Sir"
"Wenn Sie so freundlich wären, Sergeant."
"Einen Moment bitte , Sir"
Der Gunny betrat die Baracke der Marines, wo alle Anwesenden Haltung annahmen,
Harm und Claire folgten ihm, sie trauten dem Gunny nicht über den Weg und wollten
so verhindern, dass er sich mit den Marines, die Dienst hatten, absprechen konnte.
"Wer hatte von Samstag auf Sonntag Wachdienst vor der Baracke und in der
näheren Umgebung, vortreten?" fragte der Gunny.
Vier Privates treten vor.
"Private Sanchez, O'Neal, Prescot und Rodriguez herkommen!" befahl der Gunny.
Die vier Privates nahmen, in aufgerufener Reihenfolge, vor dem Gunny Haltung an.
"Das sind Commander Rabb und Lieutenant Lafayette vom JAG Corps, Sie werden
Ihnen Fragen zu den Ereignissen von Samstag Nacht stellen." informierte der Gunny.
"Wir möchten Sie gerne getrennt befragen, ist es möglich, dass wir jetzt Ihr Büro
benutzen?" fragte Harm.
"Natürlich , Sir" antwortete der Gunny.
"Gut, dann bitte, sofort."
Der Gunny nahm dies als Anlass um sich zu den Privates umzudrehen.
"Mitkommen" befahl er und die Privates setzten sich in Bewegung.
"Sir , Ma'am, wenn auch Sie mir bitte folgen würden" wandte er sich dann an Harm
und Claire.
Die Gruppe verließ die Baracke der Privates und machte sich auf in Richtung des
Gebäudes, in dem sich das Büro des Gunnys befand. Vor dem Büro angekommen,
nahmen die Privates Aufstellung während der Gunny und die Ermittler das Büro
betraten.
"Schicken Sie uns bitte zuerst Private Sanchez herein, Gunny." sagte Harm.
”Ja, Sir.” Der Gunny drehte sich zur Tür um. "Sanchez , rein kommen"
Private Sanchez betrat das Büro.
Der Gunny sah dies als Aufforderung, dasselbe zu verlassen, doch bevor er die Tür
schloss, wandte er sich noch an die beiden Ermittler. "Wenn Sie irgend etwas
brauchen sollten, melden Sie sich bitte, Sir, Ma'am."
"Ich lasse Sie rufen, Gunny, wenn wir mit dem nächsten Zeugen weitermachen
wollen." antwortete Harm für beide.
Sanchez, der an der Tür gewartet hatte, wandte sich Harm und Lafayette zu und
nahm vor dem Schreibtisch Haltung an.
"Nehmen Sie Platz" forderte Harm ihn auf.
Der Private setzte sich, bewahrte aber Haltung.
"Entspannen Sie sich erst einmal, Private Sanchez, und glauben Sie nicht alles, was
man Ihnen über uns erzählt hat." versuchte Harm ihn zu beruhigen.
"Ja, Sir" sagte der Private, aber es entspannte sich absolut kein Muskel in seiner
verkrampften Haltung.
"Private Sanchez, wann begann Ihr Dienst in der Nacht von Samstag auf Sonntag?"
begann Harm dann seine Befragung, ohne sich weiter über das seltsame Verhalten
des Private zu kümmern.
"Um 2200 , Sir" antwortete Sanchez.
"Hatten Sie von Ihrem Platz aus die Baracke im Blickfeld?"
"Nicht die ganze Zeit, Sir. Wir haben unsere üblichen Runden gedreht. Dabei
verlieren wir auch schon mal die Baracken aus den Augen, Sir.”
"Ist Ihnen irgend etwas aufgefallen?"
"Nein, Sir."
"Wann wurden Sie abgelöst?"
"Um 0400, Sir."
"Sie sagten "wir". Wer hatte mit Ihnen noch Dienst?"
"Private O'Neal, Sir."
"Waren Sie die ganze Zeit zusammen?"
"Nein, Sir."
"Wann haben Sie sich getrennt?"
"Nur wenn einer mal auf die Toilette musste, Sir."
"Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie der Weg in diesem Fall an den Baracken
vorbei führt?"
"Ja, Sir."
"Ist Ihnen irgendwann in der Nacht die Aufschrift aufgefallen?"
"Nein, Wir leuchten die Baracken nicht an, um keinen zu wecken, Sir."
"Nun, es ist genug Licht vorhanden um die Wand zu sehen, auch ohne Beleuchtung."
"Ja, Sir aber wir haben mehr die Umgebung beobachtet, als die Baracken."
"Können Sie mit Sicherheit sagen, dass nach Ende Ihres Dienstes die Aufschrift noch
nicht vorhanden war?"
"Nein, Sir."
*seltsam, der muss blind durch die Gegend laufen* dachte Harm bei sich.
"Gut, Private Sanchez, Sie können wegtreten und sagen Sie bitte dem Gunny, er
möchte Private O'Neal herein bitten.” sagte Harm dann.
"Aye, Sir." Sanchez stand auf , salutierte und ging zur Tür.
Als nächstes betrat Private First Class O'Neal den Raum . Er blieb vor dem
Schreibtisch stehen und nahm Haltung an. "Private First Class O'Neal meldet sich
zur Stelle, Sir"
"Stehen Sie bequem, Private, Sie dürfen sich setzen." sagte Harm.
O'Neal nahm genauso verkrampft auf dem ihm angebotenen Stuhl Platz, wie es
Private Sanchez zuvor getan hatte.
*Scheint eine Krankheit hier zu sein* dachte Lt. Lafayette schmunzelnd und auch
Harm konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
"Private O'Neal, wo genau hatten Sie Dienst in der Nacht von Samstag auf
Sonntag?" begann er dann.
"Wir hatten das Gebiet von den Baracken bis zum Zaun, Sir."
"Haben Sie vielleicht einmal Stimmen gehört, oder ist Ihnen ein Knallen von
Autotüren zu Ohren gekommen?"
"Nein, Sir."
"Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen?"
"Nichts ungewöhnliches, Sir."
"Was heißt nichts ungewöhnliches? Also ist Ihnen doch etwas aufgefallen?" bohrte
Harm nach.
"Nur dass übliche, was jedes Mal passiert, wenn ein Schiff angelegt hat, Sir." Bekam
er zur Antwort.
"Und das wäre? Klären Sie uns bitte auf." forderte Harm ihn auf.
"Matrosen, die zuviel getrunken haben und zum Schiff zurückgehen, Sir." gab der
Private zurück.
"Wann war das?"
"Zwei Mal in der Nacht, aber ich habe nicht auf die Uhr gesehen, Sir."
"Also haben Sie doch Stimmen gehört?"
"Ich bin mir nicht sicher, Sir."
Langsam wurde Harm ungeduldig. "Wäre es möglich, dass Sie sich zu einer
Aussage entscheiden? Sind die Matrosen etwa wortlos, stillschweigend und
angetrunken an Ihnen vorbeigegangen?"
"Ich habe nur Personen in die Richtung der Anlegestelle gehen sehen, Sir:"
"Ist Ihnen dabei etwas aufgefallen?" fragte nun Lt. Lafayette.
"Wie, aufgefallen, Ma'am?" antwortete Private O‘Neal.
"Ich meine am Gang oder an der Kleidung oder ähnlichem." fragte Lt. Lafayette
weiter.
"Der Weg zu den Anlegestellen ist nicht sonderlich gut beleuchtet, Ma'am. Aber ich
würde sagen, die waren nicht mehr ganz nüchtern, Ma'am."
*Denen geht wohl selten ein Licht auf oder warum ist es ständig dunkel hier!" dachte
Harm. "Sie kamen von Ihrem Rundgang auch an den Baracken vorbei. Ist Ihnen die
Aufschrift zu irgendeinem Zeitpunkt aufgefallen?" setzte er dann die Befragung fort.
"Ja, aber mir ist nichts aufgefallen, Sir."
"Wann wurden Sie abgelöst?" wollte Harm dann wissen.
"Um 0400, Sir." erwiderte der Private.
"Von wem wurden Sie abgelöst?"
"Private First Class Bush, Sir."
"Als Sie Ihren Dienst beendet hatten, gingen Sie zu den Baracken, nehme ich an.
Können Sie mit Sicherheit sagen, dass noch keine Aufschrift vorhanden war?"
O'Neal dachte einen Moment nach. "Nein, Sir."
"Wann haben Sie sie zum ersten Mal gesehen?"
"Am nächsten Morgen, Sir, als Corporal Bailey uns nach draußen gerufen hat, Sir."
"Also eine Stunde nachdem Sie Ihren Dienst beendet haben? Sehe ich das richtig?"
meinte Harm.
"Ich glaube schon, Sir." gab der Private zurück.
"In welcher Baracke sind Sie untergebracht?" fragte Lt. Lafayette.
"Ich wollte mich gerade in besagter Baracke zum Schlafen legen, als ich gerufen
wurde, Ma'am." Kam es zur Antwort.
"Und Sie haben nichts gehört?" setzte Harm dann nach.
"Nein, Sir." antwortete der Private.
*Es muss doch laut zugegangen sein, braucht der Private neben einer Brille vielleicht
auch noch ein Hörgerät* dachte Harm. "Gut, wegtreten Private O'Neal, geben Sie
uns fünf Minuten Zeit, und schicken Sie dann bitte Private Rodriguez herein."
"Aye, Sir." Der Private stand auf, salutierte und verließ das Büro.
Während dessen auf der
USS Truman
Lieutenant Current tigerte in seinem Quartier auf und ab. Er versuchte dabei so
wenig Lärm wie möglich zu machen, da sein Zimmerkamerad noch schlief.
** Oh man. Ich trinke nie wieder so viel Bier. Das bringt nur Ärger.**
Er stieß an das Bett. "Mmphf. Setz dich hin oder geh, ich will schlafen", murmelte
MacKay in sein Kissen.
"Und wo soll ich bitte hin?" fragte Current.
"Das ist mir vollkommen egal. Ich will meine Ruhe haben", sagte MacKay und drehte
sich auf den Bauch.
"Ist ja schon gut", beruhigte Current ihn. Er setzte sich hin und startete den
Computer, der allerdings beim Hochfahren nicht gerade leise war.
"CAL!?" kam genervt und verschlafen von MacKay.
"Sorry."
MacKay dreht sich um, mit dem Gesicht zur Wand und schlief sofort wieder ein.
** Man, dem seine Ruhe hätte ich gerne. Der kann überall schlafen, dass ist doch
krank. Der würde vermutlich nicht mal aufwachen, wenn der CAG jetzt rein käme.**
Current grinst übers ganze Gesicht. Er blickte auf den Laptop, der mittlerweile
hochgefahren war und klickte seinen Bereich an und suchte nach einem Spiel.
1310 OZ
MP-Baracke
NS Norfolk
Nachdem er die Tür geschlossen hatte wandte sich Harm an Claire. "Was halten Sie
davon, Lt. Lafayette?"
"Also wenn Sie mich fragen, Sir, die Sache hat einen gewaltigen Haken, fangen wir
mit dem Gunny an, er verzögert die Befragung, lässt sich jedes Wort aus der Nase
ziehen. Entweder er ist nur nicht gut auf Navypersonal zu sprechen, oder er hat
etwas zu verbergen.” sagte Claire.
"Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu, ich glaube fast, der hat was dagegen, dass
wir auf die Truman wollen um den Lieutenant zu befragen.”
"Als nächstes wären dort die beiden Privates, die in der Nacht Dienst hatten, sie
verhalten sich verkrampft, geben bei der Befragung wage Vermutungen von sich und
zeigen ihr Misstrauen und ihren Unmut uns gegenüber ebenso unverblümt wie es der
Gunny getan hat. Ich vermute, die Marines, wenn ich das so allgemein formulieren
darf, haben diese Tat selber begangen und wollen die Schuld auf die Navy, also auf
die Squids abschieben, damit sie wieder einen weiteren Grund haben, diese zu
verabscheuen” äußerte Claire ihre Vermutungen.
"Ich halte es schon für möglich, dass es einer von der Navy war, aber nicht ohne
Grund. Ich würde gerne wissen, ob es in letzter Zeit Probleme zwischen den Privates
der Marines und den Seamen der Navy gegeben hat." meinte Harm dazu.
"Ich schlage vor, Sir, dass wir uns umhören, wie das Verhältnis ist, das geht am
besten in der Bar der Base, und wenn alle Stricke reißen nehmen sie sich die Damen
und ich mir die Herren vor" setzte Lt. Lafayette fort.
"Gute Idee, aber lassen Sie uns hier erst einmal die Befragung hier beenden" ging
Harm darauf ein.
"Ja, Sir."
1315 OZ
MP-Baracke
NS Norfolk
Fast auf die Sekunde genau, wurden die beiden fünf Minuten später durch ein
Klopfen an der Tür unterbrochen.
"Herein" sagte Harm.
Private Rodriguez kam herein und nahm vor dem Schreibtisch Haltung an. "Private
First Class Rodriguez meldet sich zur Stelle, Sir, Ma'am."
Harm begab sich in die Ecke und überließ Lt. Lafayette den Platz hinter dem
Schreibtisch. Während sie sich setzte sagte sie: "Stehen Sie bequem, Private, und
nehmen Sie Platz."
Der Private nahm Platz, es fiel auf, dass er weniger verkrampft zu sein schien, als
seine Kollegen.
"Private Rodriguez, können Sie mir Ihre genaue Dienstzeit für die Nacht von
Samstag auf Sonntag angeben?" begann Lt. Lafayette ihre Befragung.
"Von 2200 bis 0400 Uhr, Ma'am."
"Hatten Sie getrennt von Ihren Kameraden Dienst, an verschiedenen Plätzen, oder
jeder am selben Wachpunkt?”
"Ich war allein auf Wache, Ma'am."
"Wie war die Beleuchtung in dieser Nacht, Private?"
"Es war drei Nächte vor Vollmond, also dementsprechend recht hell, Ma'am."
*interessant, das wirft ein ganz neues Licht auf den Fall, im wahrsten Sinne des
Wortes* überlegte Lt. Lafayette, als sie sich mit hochgezogener Augenbraue zu Harm
umdrehte. "Konnten sie von ihrem Wachposten aus die später besprayte Wand
sehen?" fragte sie dann.
"Nein, Ma'am."
"Wie war es mit dem Lärm in der Nacht, konnten Sie Autogeräusche oder Gespräche
der Kameraden hören?"
"Nein, Ma'am, Ich hatte den Wachposten verlassen, um zwei meiner Kameraden in
ihre Unterkünfte zu begleiten, die beiden waren dazu nicht mehr in der Lage"
antwortete der Private.
"Ist Ihnen an Ihren betrunkenen Kameraden etwas aufgefallen?"
"Nein, Ma'am. Sollte mir etwas aufgefallen sein, Ma'am ?"
"Wonach haben Ihre Kameraden denn gerochen, Private?"
"Bier, Ma'am."
"Sonst noch was?"
"Ich bin mir nicht sicher, Ma'am aber es könnte auch noch Schnaps gewesen sein.”
"In Ordnung, Private, danke"
"Aye, Ma'am." Rodriguez stand auf, salutierte und verließ das Büro.
"Ach Private," rief Claire hinter dem Private her, "könnten Sie bitte in fünf Minuten
den nächsten herein schicken?"
Rodriguez drehte sich zu Lieutenant Lafayette um. "Ja, Ma'am" antwortete er und
schloss die Tür hinter sich.
"Das wirft doch ein ganz anderes Licht auf die Angelegenheit, und 'Licht' meine ich in
diesem Falle wörtlich” sagte Harm.
"Ja, Sir, offensichtlich scheint Private Rodriguez seine Aussage nicht mit den
anderen abgesprochen zu haben scheint, jedenfalls unterscheidet sie sich in
wichtigen Punkten von den anderen" meinte Claire.
"Vielleicht lässt er sich nicht so schnell einschüchtern, wie die anderen" vermutete
Harm.
"Ich bin gespannt, was der letzte Private noch zu den bisherigen Aussagen
zuzufügen hat, und welche Aussage er unterstützen wird" sagte Claire.
"Warten wir es ab, aber ich denke wir werden erst auf der Truman Klarheit finden"
erwiderte Harm.
"Damit können Sie Recht haben, Sir,” stimmte Claire zu, “machen wir noch diese
Befragung zu Ende, damit wir so schnell wie möglich auf der Truman ermitteln
können."
"Zuvor sollten wir vielleicht noch die Bar aufsuchen, sofern diese schon geöffnet ist.
Möglicherweise erfahren wir dort etwas darüber, ob es Streit zwischen Navy und
Marines gegeben hat” sagte Harm.
"Richtig, Sir."
Nach nicht ganz fünf Minuten klopfte es an der Tür.
"Ja bitte" forderte Claire zum Eintreten auf.
Private Prescot kam herein und nahm vor dem Schreibtisch Haltung an.
"Private, stehen Sie bequem und nehmen Sie bitte Platz,” forderte Claire den Private
auf.
Der Private war käseweiß im Gesicht und schien auch ansonsten nicht ganz gesund
zu sein. Er setzte sich hin, seine Haltung hatte nicht viel Ähnlichkeit mit der
Verkrampftheit der beiden ersten.
"Private geht es Ihnen gut ? Sie scheinen nicht vollkommen gesund zu sein, wenn
Sie wünschen lasse ich Ihnen etwas zu Trinken bringen." erkundigte Claire sich
besorgt.
"Es geht schon, danke, Ma'am" erwiderte Prescot. *Hoffentlich dauert das nicht so
lange, am liebsten würde ich hier und jetzt sterben, man ist mir schlecht, ich werde
nie wieder Fisch essen* dachte er bei sich.
"Gut, dann beginnen wir am besten sofort, nicht das ihre Verfassung noch schlechter
wird. Wann und mit Wem hatten Sie in der Tatnacht Dienst?" fragte Claire.
"Ab 2200, und alleine, Ma'am, allerdings habe ich den halben Dienst auf der Toilette
und hinterher auf der Krankenstation verbracht, Ma'am"
"Können Sie mir die Ursache für diesen Aufenthalt angeben, wenn es ihnen nicht zu
persönlich ist?" erkundigte sich Claire.
"Der Arzt hat gesagt, es war eine leichte Lebensmittelvergiftung. Habe mich
anscheinend beim Abendessen vergriffen, Ma'am" erwiderte Prescot.
"Das tut mir leid, Sie sind also während der gesamten Zeit nicht auf Ihrem Posten
gewesen und Ersatz hat es auch nicht gegeben?" fragte Claire weiter.
Währenddessen beugt sich Harm zu Claire herüber und fragt sie flüsternd:
"Lebensmittelvergiftung? War er der einzige oder gab es noch andere Fälle?!”
Claire nickte und flüsterte zurück: "Da ließe sich ja fast eine mutwillige Ausschaltung
des Privates vermuten"
"Nein, Ma'am wir sind momentan unterbesetzt." antwortete Prescot auf Claires Frage
nach einem Ersatz.
"Sind Sie der einzige Fall mit Lebensmittelvergiftung auf der Base?" fragte Claire
dann.
"Ja, Ma'am, ich bin der einzige, ich hatte bei meiner Mutter zu Abend gegessen."
antwortete Prescot.
Harm wandte sich flüsternd an Claire: "Fragen Sie ihn, wo er seinen Dienst verbracht
hätte, es würde mich nicht wundern wenn er an der besagten Baracke Dienst gehabt
hätte."
"In Ordnung, Sir, sofort" erwiderte Claire flüsternd. "Private, wo wäre der Ort ihres
ursprünglichen Dienstes gewesen?"
"Zwischen den Baracken, Ma'am" antwortete der Private
"Wer war über Ihr Abendessen bei Ihrer Mutter informiert?" wollte Claire wissen.
"Ähm, keine Ahnung ich denke eine ganze Menge, Ma'am, warum?" erkundigte sich
der Private verwundert.
"Wer genau?" hakte Claire nach.
"Ich glaube der Gunny und ein paar meiner Kameraden, Ma'am"
Harm flüsterte zu Claire: "Womit wir wieder beim Gunny wären, ich traue ihm nicht
über den Weg."
Lieutenant Lafayette nickte Harm zu und wandte sich dann wieder an den Private.
"Gab es jemals sonst eine Lebensmittelvergiftung nachdem Sie bei Ihrer Mutter
gegessen haben?"
"Nein Ma'am, Sie wollte mich mit frischem Fisch überraschen, aber dieser schien
nicht mehr sonderlich frisch gewesen zu sein." antwortete der Private bereitwillig.
"Wo wohnt Ihre Mutter, Private?" fragte Claire.
Harm murmelte ihr zu: "Der Fisch wurde nicht zufällig vom Gunny besorgt?"
"In Quantico, Ma'am” antwortete Prescot. "Aber darf ich etwas fragen?"
"Ja bitte, Private?"
"Was hat meine Mutter damit zu tun?"
"Wir hoffen natürlich gar nichts, aber ein Fall von Lebensmittelvergiftung ist schon
ungewöhnlich"
"Möglich, Ma'am"
"Können Sie mit Sicherheit sagen, dass Ihre Mutter den Fisch selbst besorgt hat?"
fragte Claire.
"Es war ein Angebot im Supermarkt, Ma'am" erwiderte der Private
"Hat Ihre Mutter den Fisch eigenhändig untersucht bevor sie ihn gekauft hat? Und in
welchem Supermarkt war das Angebot verzeichnet?" wollte Claire weiter wissen.
"Meine Mutter kauft immer selbst ein, in ihre Küche kommt niemand Fremdes, noch
nicht mal wir dürfen ihr helfen, Ma'am."
Claire schmunzelte. "Und um welchen Supermarkt handelte es sich."
"Das weiß ich nicht genau, Ma'am, ich denke, den, in den sie immer geht. Ich habe
mit meiner Mutter über so was noch nie gesprochen, Ma'am."
*was will die nur mit dem blöden Supermarkt. Sie glaub doch nicht, dass meine
Mutter mich vergiften wollte.*
"Gut, kehren wir zu dem besagten Abendessen zurück, haben Sie vielleicht etwas
anderes zu Essen selber mitgebracht?"
Harm flüsternd zu Claire: "Er versucht uns mit seinen ungenauen Antworten vom
Thema abzubringen, kommen Sie am besten wieder auf seinen Dienst zurück"
"In Ordnung" flüsterte sie zurück und sagte dann laut weiter: "Befassen wir uns noch
einmal mit der Tatnacht. Obwohl Sie von Ihrem Posten abwesend waren, können Sie
doch sicherlich die Beleuchtung an dem Abend beurteilen?"
"Der Mond schien nicht sehr hell, Ma'am" antwortete der Private.
"Beschreiben Sie 'nicht sehr hell' bitte näher, was konnten Sie erkennen?"
"Die nähere Umgebung war gut ohne Taschenlampe zusehen, Ma'am."
"Private, wo befinden sich die Toiletten, die Sie während der Nacht aufgesucht
haben?"
”In der Baracke C, Ma'am."
"Wie weit ist das von Ihrem Wachplatz entfernt?"
"Die Baracke gehört zu meinem Bereich. Die Schrift befindet sich auf Baracke A,
Ma'am, das sind ungefähr hundert Meter" erklärte Prescot.
”Während Sie also mehrmals in der Nacht diese hundert Meter zurücklegten, ist
Ihnen jemand begegnet, haben Sie etwas gehört?"
”Nein, Ma'am.”
"Gar nichts?" fragte Claire noch mal nach.
"Nein, Ma'am, ich bin allerdings auch schon kurz nach Mitternacht auf die
Krankenstation gegangen, Ma'am."
"Verstanden" sagte Claire.
"Hatten Sie den Gunny sofort über Ihre Krankheit informiert?" wollte Harm dann
wissen.
"Nein, Sir" antwortete ihm der Private.
"Weshalb nicht?" fragte Harm.
"Dazu war ich nicht in der Lage, Sir" gab Prescot zurück
"Aber Sie haben doch sicherlich Ihre Kollegen informiert, mit denen Sie gleichzeitig
Dienst hatten?”
”Nein, ich habe niemanden gesehen, Sir” sagte Prescot mit leiser Stimme. *Der hatte
wohl noch nie eine Lebensmittelvergiftung, oh man ist mir schlecht.*
In diesem Moment klingelte Harms Telefon. ”Rabb!”
”Hi Sweetheart," hörte er vom anderen Ende, "ich wollte fragen ob du heute Abend
Zeit hast?”
”Nein, tut mir leid, bin gerade bei einer Ermittlung in Norfolk” sagte Harm ins Telefon.
”Das sagst du jedes Mal!” beklagte sich die Person am anderen Ende.
”Das ist eben mein Beruf!” erwiderte Harm.
”Dann bekommst du deine Überraschung nicht!” hörte er die Stimme am anderen
Ende sagen.
”Können wir das Gespräch bitte zu einem anderen Zeitpunkt weiterführen?” bat er
darauf. Daraufhin wurde die Verbindung unterbrochen und Harm starrte erschrocken
den Hörer an.
Lt. Lafayette, die seinen Gesichtsausdruck bemerkt hatte, fragte vorsichtig nach,
"Gibt es Probleme, Sir?”
”Noch nicht” erwiderte er leise und fragte nach einer kurzen Pause, ”Sind wir mit dem
Private fertig?”
”Ja, Sir.” antwortete Claire.
”Private, Sie dürfen gehen” sagte Harm zu dem Private.
Private Prescot erhob sich. ”Ja, Sir” sagte er und salutierte. Dann verließ er das Büro
und schloss die Tür hinter sich.
”Nun, was haben wir?” fragte Harm Claire.
”Vier Privates die sich in ihrer Aussage unterscheiden, einer mit Vergiftung, einer
recht freundlich und zwei die sich gegenseitig stocksteif in ihren Aussagen
unterstützten” zählte Claire auf.
Kurze Zeit später klopfte es an der Tür.
”Herein?” forderte Harm auf.
Der Gunny betrat sein Büro und nahm vor seinem Schreibtisch Haltung an.
”Stehen Sie bequem” befahl Harm.
Der Gunny veränderte seine Körperhaltung geringfügig und starrte die Wand hinter
Harm an. ”Werden die Privates noch gebraucht oder können sie zu ihrem Dienst
zurückkehren, Sir?”
”Die Befragung ist abgeschlossen, wir würden die Ermittlung jetzt gerne auf der
Truman weiterführen” erwiderte Harm.
”Bis zur Truman sind es gut zwei Meilen, soll ich einen Wagen mit Fahrer zur
Verfügung stellen, Sir?”
”Das ist eine sehr gute Idee” meinte Harm.
”Private O'Neal steht draußen zu Ihrer Verfügung, Sir” sagte der Gunny.
”Geben Sie uns bitte noch fünf Minuten, wir werden uns dann am Wagen einfinden.”
”Aye Aye, Sir.” Der Gunny drehte sich um, verließ das Büro und schloss die Tür.
”Sir, warum benutzen wir nicht ihren Wagen? Sie kennen sich doch hier sicher aus
oder?” wollte Claire wissen.
”Nun, recht haben Sie, aber ich erhoffe mir noch einige Informationen von dem
Private, der uns fährt” erklärte Harm.
”Verständlich Sir” stimmte Claire zu.
Die beiden verließen das Büro und betraten den Parkplatz, um auf Private O'Neal
zuzugehen, der am Wagen wartete und, als er die beiden erblickte, Haltung annahm.
”Bringen Sie uns bitte zur Truman” erklärte Harm.
”Ja, Sir.”
Die drei stiegen ein und machten sich auf den Weg zur Truman.
Nach einigen Sekunden des Schweigens, brach Harm die Stille. ”Ich hätte da noch
ein paar Fragen.”
”Ja, Sir?” Der Private sah Harm fragend an und blickte sofort wieder auf die Strasse.
”Sie sagten uns vorhin, die Beleuchtung sei nicht sonderlich gut gewesen," begann
Harm, "wie sah es mit dem Mond in dieser Nacht aus?”
”Wir hatten fast Vollmond, Sir”
”Und es war nicht hell genug um die Personen erkennen zu können und in der Lage
zu sein, sie besser zu beschreiben?”
”Nein, Sir, dazu waren wir viel zu weit entfernt.”
”Wie meinen Sie das, zu weit entfernt, Sie hatten schließlich Dienst.”
”Wir hatten uns ein gutes Stück von den Baracken, an denen wir Dienst hatten,
entfernt um eine zu Rauchen, Sir” sagte der Private leise. *Ich bin geliefert* Man
konnte dem Private ansehen, dass ihm dies sehr unangenehm war. Er schluckte
mehrmals, da er sich bewusst war, dass dies zu einer Anklage wegen
Pflichtverletzung führen könnte. Er starrte die ganze Zeit auf die Strasse vor ihnen.
”Jetzt gucken Sie nicht so verängstigt," beruhigte Harm ihn, "Sie stehen hier
schließlich nicht unter Verdacht. Ist Ihnen vielleicht in der Nähe Ihres Raucherplatzes
irgend etwas aufgefallen?”
”Nein, Sir, aber wir waren circa zwischen halb zwei und zwei nicht auf unserem
Posten, falls Ihnen dass weiterhilft, Sir” erklärte der Private.
”Konnten Sie die anderen Wachposten von Ihrer eigentlichen Wachstelle aus
sehen?” griff Claire fragend ein.
”Nur zeitweilig, Ma’am.”
”Und was ist mit Private Rodriguez, ist Ihnen dieser aufgefallen, von der Stelle wo Sie
geraucht haben?” setzte Harm die Fragestunde fort.
”Ja, er kam aus Baracke D und ging in Richtung Trainingsgelände, Sir.”
Private O‘Neal hatte inzwischen den Wagen geparkt. Harm bedankte sich und stieg
dann mit Claire zusammen aus.
”Soll ich hier auf Sie warten, Sir?” erkundigte sich O‘Neil.
”Nein, wir brauchen Sie nicht mehr, Private.”
”Aye, Sir” sagte O’Neil, wendete den Wagen und fuhr davon.
1230 OZ
USS Harry S. Truman.
Irgend wo im Schiff auf dem Gang
"Hy Sean, hast du Jason gesehen?" fragte Charly.
"Ich denke der schläft noch” antwortete Sean.
"Jetzt noch?" fragte sie skeptisch.
"Vermutlich tut ihm sein Kopf noch weh", meinte er grinsend.
"Möglich", sagte sie.
"Ich muss jetzt. Man sieht sich. Bye" sagte Sean und ging weiter.
"Bye."
1345
NS Norfolk
MP-Baracke
Mac sah sich suchend in der Baracke um. Den Weg hatte sie gefunden und nun
musste sie den Gunnery Sergeant finden.
Ein Mann in Uniform, die ihn als Gunnery Sergeant auswies kam auf sie zu, nahm
vor ihr Haltung an und salutierte. " Kann ich ihnen helfen, Ma'am?"
"Ja, ich suche Gunnery Sergeant Kevin Henllay."
"Ich bin Gunnery Sergeant Henllay, Ma'am."
"Ich bin Lieutenant Colonel MacKenzie, JAG und möchte mit Corporal Bailey
sprechen. Ich bin sein Anwalt."
"Natürlich, Ma'am. Wenn sie mir bitte folgen wollen." sagte der Sergeant *Keiner von
der Navy, da hat der Junge ja eine Chance*
Der Gunny ging vor. Sie gingen zur Brig und der Gunny führte Mac zur Zelle von
Corporal Bailey. In der Zelle saß ein junger Corporal, ca. 180 groß,
mittelblond. Er sah die beiden kommen und nahm Haltung an.
"Bitte, Ma'am" sagte der Gunny
"Danke Gunny" entgegnete Mac.
"Falls sie noch irgendwas brauchen, sagen sie Bescheid, Ma'am" verabschiedete
sich der Gunny.
Dann wendet Mac sich Corporal Bailey zu. "Corporal Justin Bailey?"
"Ja, Ma'am" sagte Bailey.
"Ich bin Lieutenant Colonel Sarah MacKenzie, ihre Anwältin. Ich habe einige Fragen
wegen der Vorwürfe gegen Sie."
"Ich stehe Ihnen ganz zur Verfügung, Ma'am."
"Stehen Sie bequem" forderte Mac ihn auf.
Der Corporal verändert seine Körperhaltung.
"Was sagen Sie selbst zu den Tatvorwürfen?" fragte Mac.
"Es tut mir leid, Ma'am" antwortete Bailey.
"Es tut Ihnen leid? Bitte schildern Sie mir die ganze Sache aus ihrer Sicht."
"Mein Dienst hatte gerade angefangen, als ich auf unserer Wand dieses Graffiti sah.
Nun ja, Ma'am, und als mir dann ein paar Stunden später der Lieutenant begegnete
uns sich etwas Schwarzes von den Finger abwischte, dachte ich er wäre es gewesen
und habe nicht weiter nachgedacht, Ma'am" erklärte Bailey.
Mac stutzte. Graffiti? Das hatte sie heute schon einmal gehört. Bloß wo? Dann fiel es
ihr ein, Harms neuer Fall.
"Erzählen Sie mir von dem Graffiti" forderte sie Bailey auf.
"Auf einer Wand unsere Unterkunft wurde 'Hone o te Jarheadz' geschrieben, Ma'am.
Ich glaub sie wollten Home of the Jarheads schreiben, Ma'am" erzählte Bailey.
Mac war einen Moment still. Was sollte sie antworten? Auf jeden Fall nahm sie sich
vor mit Harm zu reden. Anscheinend gab es eine Verbindung zwischen der ganzen
Sache.
"Sie haben den Lieutenant geschlagen weil er schwarze Farbe an den Fingern
hatte?" fragte sie dann.
"Ich dachte es wäre schwarze Farbe und da kam es zu einer Kurzschlusshandlung,
Ma'am" erklärte er sein Handeln.
"Kurzschlusshandlung? Sie sind Soldat. Sie dürfen sich Kurzschlusshandlungen
nicht erlauben." Mac überlegte fieberhaft. Wenn es eine Kurzschlusshandlung war, ja
dann hatte sie vielleicht einen Argumentationsansatz. Aber dazu musste sie erst
auch mit dem Opfer gesprochen haben, mit dem Zeugen und dann mit dem Admiral.
"Ich weiß, Ma'am" entgegnete Bailey reumütig. Man konnte dem Corporal richtig
ansehe, dass er deswegen ein schlechtes Gewissen hatte. Es schien ihm alles
einfach nur leid zu tun.
"Ich werde mich jetzt auf dem Weg machen und mit dem Opfer reden" sagte Mac.
”Darf ich etwas Fragen, Ma'am?” fragte der Corporal.
"Sicher, Corporal."
"Was erwartet mich, Ma'am? Ich meine werde ich aus dem Corps fliegen, Ma'am?"
wollte er wissen.
Mac überlegte was sie antworten sollte. Im Moment wusste sie eigentlich nicht mit
Bestimmtheit wie es für den Corporal aussah. "Ich weiß es nicht. Um Ihnen diese
Frage zu beantworten muss ich erst noch einiges anderes wissen, ich muss mich mit
weiteren Fakten des Falls vertraut machen."
"Verstehe. Danke, Ma'am" sagte er.
Mac ließ den Corporal wieder in seiner Zelle allein. Was würde wohl am besten sein?
Mac war sich unschlüssig wie sie in diesem Fall verfahren sollte.
Wie sie so in Gedanken war spielte sie alle möglichen Szenarien durch. Auf dem
Weg nach draußen lief ihr der Gunnery Sergeant über den Weg.
"Gunnery Sergeant, einen Moment bitte" sprach sie ihn an.
"Ja, Ma'am." Der Gunny hatte Haltung angenommen und salutierte.
"Eine Frage. Was wissen sie über Corporal Bailey?" wollte sie wissen
"Wie meinen sie das, Ma'am?" fragte der Gunny.
"Ist er ein sehr emotioneller Mensch? Verliert er schnell die Kontrolle über sich? Wie
sieht es mit seinem Teamgeist aus? Heißt es bei ihm auch Einheit, Corps, Gott,
Vaterland?" erklärte sie ihre Frage.
”Der Corporal ist ein hervorragender Marine, Ma'am. Seine Akte ist tadellos. Er hat
sich noch nie etwas zu schulden kommen lassen, Ma'am. Und er würde sich auch
nicht grundlos prügeln, Ma'am”
"Danke Gunny" sagte Mac.
Mac wollte gerade gehen als ihr noch etwas einfiel. "Gunny, wie würden sie
reagieren wenn man sie als Jarhead bezeichnet? Ich möchte ihre ganz persönliche
Meinung, mal ganz abgesehen davon, dass ich ein Offizier bin. Ich will ihre
persönliche Meinung" erläuterte sie.
"Ich finde das Wort an sich nicht so schlimm, Ma'am. Immerhin nennen wir die von
der Navy ja Squids. Was mich und meine Männer so ärgert ist die Tatsache, dass sie
es auf eine Wand geschmiert haben, Ma'am" erwiderte er.
"Sie sind sich sicher, dass es jemand von der NAVY war? Mal abgesehen vom alten
Zwist zwischen NAVY und Marines" wollte Mac wissen.
"Ja, Ma'am. Es wurde schon ein Verdächtiger ermittelt und festgesetzt von der Navy,
Ma'am" erzählte er.
"Eine Frage noch, ich will nur ein ja oder nein. Hätten sie dasselbe wie Corporal
Bailey getan?" forderte sie ihn um seine Meinung.
"Nein, Ma'am" sagte er.
"Danke Gunny."
Mac ließ ihn allein. Sie wollte zu JAG zurück und mit Harm reden. Der hatte diesen
Fall übernommen, es gab zu dem Fall Parallelen und die musste sie aufdecken bevor
ihr Mandant vor Gericht landete. Das traute sie dem Ankläger zu ihn dort hinzu
zerren. Doch auf dem Weg zum Wagen stockte sie. Sie musste vorher noch mit dem
Opfer sprechen.
1355 OZ
Anlegestelle USS Harry S. Truman
Die beiden steuerten auf den dort anwesenden Wachposten zu und hielten diesem
ihre ID Karten unter die Nase.
”Lt. Lafayette und Commander Rabb, vom JAG Corps zu einer Ermittlung” stellte
Harm sich vor.
Der Seaman hatte Haltung angenommen, salutierte und antwortete. ”Sie werden
schon erwartet, Sir, Ma'am, der Captain möchte Sie auf der Brücke sprechen.”
”Danke.” Die beiden betraten das Schiff und gingen in Richtung Brücke.
”Waren Sie schon mal auf einem Flugzeugträger, Lieutenant?" fragte er Claire.
"Nein, Sir, ich habe mal einige von außen gesehen, aber nur im Urlaub an der
Atlantikküste, in Paris ankern für gewöhnlich keine Schiffe" erwiderte sie.
"Ich würde Ihnen eine Tour auf dem Carrier anbieten, aber ich denke der Captain
wartet auf uns" sagte Harm.
”Ich werde darauf zurückkommen, Sir. Nun lassen Sie uns den Captain aufsuchen"
Die beiden hatten die Brücke inzwischen erreicht und nahmen Haltung vor dem
Captain an.
"Commander Rabb und Lt. Lafayette melden sich zur Stelle, Sir" meldete Harm.
"Wegen welcher Ermittlung sind Sie hier, Commander? Die Körperverletzungsklage
oder die Graffiti Sache?" wollte der Captain wissen.
*Hoppla, haben wir da etwas verpasst, gibt es zwei Fälle auf dem selben Schiff zur
gleichen Zeit? Würde mich nicht wundern, wenn die zusammenhängen würden.*
dachte Claire bei sich.
"Wir sind hier, um mit Lt. Current und Private Simpson zu sprechen, Sir. Es betrifft
das Graffiti an der Marine-Baracke der Base.” erklärte Harm.
"Dann sage ich Ihnen eins, Commander, hören Sie gut zu, ich wiederhole mich nur
ungern. Der Lieutenant und seine Kameraden sind verdammt gute Piloten und wenn
Sie nur hier sind um den Marines einen Gefallen zu tun und meine Jungs
einzusperren, mache ich Sie persönlich dafür verantwortlich, Haben Sie mich
verstanden?" meinte der Captain scharf.
"Ja, Sir, wir sind nicht hier um dem Lieutenant oder irgend jemandem von der Navy
zu schaden, unsere Aufgabe besteht darin, den Verantwortlichen für diese
Schmiererei zu finden" erwiderte Harm.
"Gut, allerdings halte ich es für übertrieben wegen dem bisschen Farbe so einen
Aufstand zu machen" meinte der Captain.
*Mit dieser Meinung steht er aber ziemlich allein da, oder ist er einer der wenigen den
dieser Streit nicht berührt?* dachte Claire.
"Sir, es geht hier nicht um die Farbe, sondern um das Prinzip" erklärte Harm.
"Ich will nicht, dass dieser alte Kampf zwischen Navy und Marines mit meinen Jungs
als Kanonenfutter stattfindet" stellte der Captain klar.
"Das liegt auch nicht in unserem Interesse, Sir."
"Gut, Commander, ich möchte über alles, was Sie in Erfahrung bringen informiert
werden."
"Wir werden Ihnen Bericht erstatten, Sir."
"Das wäre dann alles" meinte der Captain.
"Wir würden gerne mit Lieutenant Current sprechen, Sir" bat Harm.
"Ensign Price!" rief der Captain.
Der Ensign nahm neben dem Captain Haltung an. "Ja, Sir?"
"Bringen Sie die beiden Anwälte zu Lieutenant Currents Quartier" erklärte der
Skipper.
"Aye, Sir" bestätigte der Ensign.
"Sonst noch etwas Commander?" wandte sich der Captain wieder an Harm.
"Im Moment nicht, danke, Sir" erwiderte Harm.
"Gut, Sie können gehen."
"Aye, Sir."
*Wurde aber auch langsam Zeit, ich bin der festen Überzeugung, er hat uns mit
Absicht die ganze Zeit strammstehen lassen, wahrscheinlich um uns zu zeigen wie
ungebeten wir sind.* dachte Claire bei sich.
Harm und Claire salutierten und traten ab, während der Captain sich wieder seinen
Aufgaben zuwendete. Die beiden Ermittler folgten dem Ensign. Vor der Tür der
Brücke bat der vorausgegangene Ensign: "Wenn Sie mir bitte folgen würden, Sir,
Ma'am."
Er führte die beiden auf direktem Weg zu den Unterkünften der Offiziere und blieb
vor einer Tür stehen. "Hier ist das Quartier von Lieutenant Current, Sir."
"Danke, Ensign, Sie können wegtreten" sagte Harm.
Price nahm Haltung an und salutierte. "Aye Sir." bestätigte er und ging.
1415 OZ
USS Harry S. Truman
Mac griff davor zu ihrem Handy. Sie musste ihre Idee bearbeiten solange sie jung
war.
"Gunny, ich brauche ihre Hilfe." Sie ließ Gunny nicht mal Zeit seinen Namen zu
nennen, sie redete einfach sofort los.
"Wobei kann ich ihnen helfen, Ma'am?" wollte der Gunny wissen.
"Ich brauche ein paar Präzedenzfälle in denen ein einfacher Soldat einen Offizier
geschlagen hat und ich brauche Fälle, in denen auf Unzurechnungsfähigkeit plädiert
wurde. Gewonnene Fälle aufgrund von verminderter Schuldfähigkeit des
Angeklagten. Eben alles wo der Angeklagte zum Zeitpunkt der Tat nicht Herr seiner
Handlungen war" erklärte Mac.
" Ich werde mich darum kümmern, Ma'am" sicherte der Gunny zu.
"Danke. Ach Gunny ich brauche es ASAP" sagte sie noch.
Dann legte sie auf und machte sich auf den Weg zur Truman.
An der Gangway zeigte sie der Wache ihre ID-Karte. "Ich bin Lieutenant Colonel
Sarah MacKenzie vom JAG."
Der Seaman an der Anlegestelle hatte Haltung angenommen und salutierte. Er sah
sich die ID Karte an und sagte dann: ”Sie werden schon erwartet, Ma'am. Der
Captain möchte sie sprechen.”
"Der Captain?" Erstaunt sah Mac den Seaman an.
"Ja, Ma'am” bestätigte er. "Soll sie jemand zur Brücke begleiten, oder kennen sie den
Weg?"
"Es wäre nett, wenn mich jemand zur Brücke begleiten würde. Ich war noch nie auf
der Truman" erwiderte sie.
Der Seaman dreht sich etwas und winkte einem anderen Matrosen zu, der sofort auf
sie zu kam und auch Haltung annahm. "Können sie bitte den Colonel zur Brücke
geleiten, Sharp."
"Ja, wenn sie mir bitte folgen würden, Ma'am" meinte er Aufgeforderte und ging dann
vor ihr die Landungsbrücke hoch. Mac folgte ihm zur Brücke, wo der Captain auf sie
wartete.
Dort angekommen nahm Mac Haltung an.
Ohne Mac anzusehen blieb der Captain auf der Bücke stehen. "Ich nehme an, Sie
sind wegen der Körperverletzung hier?" fragte er sie.
"Ja Sir. Ich wollte deswegen mit Lieutenant j.g. MacKay reden" antwortete Mac.
"Verstehe, Colonel. Ensign Jensen!" rief der Captain.
Ein Ensign kam und nahm neben dem Captain Haltung an. "Ja, Sir."
"Wissen sie wo Lieutenant MacKay ist?" wollte der Captain wissen.
"Ich glaube schon, Sir" meinte Jensen.
"Dann bringen Sie den Colonel zu ihm" befahl der Captain.
"Aye aye, Sir." Der Ensign salutierte und trat ihn Richtung Tür.
"Sonst noch was Colonel?" wandte sich der Captain wieder an Mac.
"Nein, danke, Sir" sagte Mac.
1410 OZ
USS Harry S. Truman
Quartier von Lt j.g. Current
Harm klopfte an die Tür und öffnete diese dann.
"Lieutenant Current!" fragte Harm laut. Den beiden kam es im ersten Moment so vor,
als wäre der Raum leer, sie sahen niemanden. Harm fragte noch einmal: "Lieutenant
Current?"
Dann erkannten die beiden, dass auf dem unteren der beiden Etagenbetten jemand
lag und den Geräuschen im Quartier nach zu urteilen war auch jemand im Bad.
Nach längerer Stille rührte sich die Person im Bett und grummelte etwas in sein
Kissen.
"Nehmen Sie gefälligst Haltung an" brüllte Harm ihn an.
Lt. Lafayette flüsterte Harm zu: "Sir, ich glaube er hat etwas von Nachtwache, Cal
und ruhig sein gefaselt."
"Danke, Lieutenant" meinte Harm.
Der Schlafende sprang schließlich aus dem Bett, wobei er nur knapp an einer Beule
vorbeikam. Nun stand er mit Boxershorts bekleidet in seinen 1,91m vor den beiden.
Claire schmunzelte.
"Sind Sie Lieutenant Current?" fragte Harm.
"Nein, Sir" sagte der Angesprochene.
"Wo finden wir den Lieutenant und wer sind Sie überhaupt?" wollte Harm wissen.
Claire hatte inzwischen die Person, die vor ihr in einer mit 'Snoopy gegen den Roten
Baron' bedruckten Boxershorts stand, etwas genauer gemustert. Er hatte blaue
Augen und schwarze Haare, wobei das eine Auge von einem dunklen Ring umrandet
war. Es kam ihr vor als hätte er unsanft Bekanntschaft mit einer Faust gemacht.
"Lieutenant j.g. MacKay, Sir, Lieutenant Current ist... da, Sir" stellte dieser sich vor.
In diesem Moment kam ein Lt. j.g. in Uniform aus dem Bad und nahm sofort Haltung
an, als er Harm und Claire bemerkte.
"Rühren, Lieutenant, Wir sind hier um Ihnen einige Fragen zu stellen" sagte Harm.
Beide Lieutenants hatten inzwischen ihre Körperhaltung verändert.
"Ja, Sir" bestätigte Current.
"Lieutenant Current, wenn Sie fertig sind, melden Sie sich bitte umgehend bei uns"
befahl Harm dann.
"Ich bin fertig, Sir" sagte Current.
"Dann folgen Sie uns bitte. Lieutenant MacKay, mit Ihnen möchten wir später bitte
auch noch sprechen" wandte er sich dann noch an MacKay.
"Ja, Sir."
In diesem Moment betrat eine junge Frau das Quartier und fragte: "Mac, bist du
fertig?" Als sie Harm sah, nahm auch sie Haltung an.
*Ist das hier ein Quartier oder ein Bahnhof?* dachte Harm.
Lt. Current folgte Harm und Claire zur Offiziersmesse.
1420 OZ
In der Offiziersmesse
"Lt. Current, nehmen Sie bitte Platz" sagte Harm.
Der Lieutenant setzte sich, bewahrte aber seine steife Haltung.
Claire musterte Current, der rotbraune Haare, grüne Augen und von der Statur etwas
kleiner als MacKay war, verstohlen. Ihr fielen die blitzenden Goldwings auf, die an
seiner Uniform hafteten. *aha, Flyboys unter sich, mal sehen was dabei am Ende
herauskommt...*
"Lieutenant Current, wie lange sind Sie schon auf der Truman stationiert?" begann
Harm mit seinen Fragen.
"Seit 1998, Sir"
"Und was fliegen Sie?"
"F-14, Tomcats, Sir."
"Wer ist Ihr Wingman?" wollte Harm wissen.
"Lieutenant MacKay, Sir" sagte Current und überlegte: *warum fragt er mich das?*
"Ach, das war Ihr Zimmerkollege oder?" meinte Harm.
"Ja, Sir."
"Sie vertrauen einander, richtig?"
"Ja, Sir."
"Lieutenant, von Gunnery Sergeant Henllay haben wir erfahren, dass man einen
Zusammenhang vermutet zwischen Ihnen und dem Vorfall von Samstag nacht.
Können Sie uns etwas dazu sagen?"
Current räusperte sich. "Sie sind mein Anwalt, Sir. Ich meine, bleibt alles, was ich
Ihnen jetzt sage unter uns, Sir?"
*warum interessiert ihn das? Hat er etwas zu verbergen, oder etwa zu gestehen?*
überlegte Claire.
"Ja, alles was Sie mir erzählen fällt unter meine Schweigepflicht als Anwalt" bestätige
Harm dem Lieutenant.
"Also gut, wir... ich war es. Ich habe mir nichts dabei gedacht und hatte auch schon
ordentlich was getrunken. Es war spontan und absolut nicht geplant von uns, Sir.”
"Das ist ja ein nettes Geständnis, aber wären Sie so nett uns ein bisschen mehr dazu
zu erzählen? So schnell nehme ich ihnen das nicht ab, kein Offizier mit einer so
vielversprechenden Karriere gibt diese so mir nichts dir nichts auf" meinte Harm
zweifelnd.
"Wir waren in einer Bar und hatten etwas getrunken, und auf dem Rückweg zum
Schiff ist es passiert" erzählte Current weiter.
"Wer war bei Ihnen?" fragte Harm.
"Niemand, Sir. Ich war alleine an der Baracke" erwiderte Harm.
Lt. Lafayette flüsterte Harm zu: ”Er hat doch eben noch von "wir", also mehreren
gesprochen?"
Harm nickte und fragte: "Moment mal, Sie sprachen gerade von wir?”
"Nein, Sir" sagte Current. *konzentrier dich Cal, sonst wird das hier nichts*
Harm ließ sich nicht beirren. "Oh doch, Lieutenant."
"Dann habe ich mich versprochen, Sir. Ich war alleine" sagte Current noch einmal.
"Lassen wir das mal im Raum stehen, andere Frage, wie sind Sie überhaupt auf die
Idee gekommen, Lieutenant?" fragte Harm dann.
"Ich weiß es nicht mehr, Sir. Es waren wohl ein paar Biere zu viel?"
Harm glaubte ihm nicht. "Nein, Lieutenant, wer noch klug genug ist die Fehde
Marines-Navy mit einer solchen Botschaft aufrecht zu erhalten hat sich dabei auch
was gedacht."
"Es war nur ein Witz, ich habe mir wirklich nichts dabei gedacht, Sir."
"Mit wem waren Sie in der Bar?" wollte Harm nun wissen.
"Mit ein paar Freunden."
"Haben diese Freunde auch einen Namen?"
"Lieutenant j.g. Miller, Jackson, und Hally, Sir aber die haben damit nichts zu tun, Sir"
versicherte er.
"Was ist mit Ihrem Wingman?" hakte Harm nach.
"MacKay war nicht dabei, Sir" sagte Current.
"Wann verließen Sie die Bar?"
Current überlegte einen Moment. "Ich habe nicht auf die Uhr gesehen, aber ich
glaube es war schon weit nach Mitternacht, Sir."
"Hat Sie jemand gesehen, als Sie gegangen sind?"
"Möglich, vielleicht Kitty, Sir."
Harm blickte ihn an. "Wer ist Kitty?"
"Ihr gehört die Bar Kitty's, Sir" erzählte Current.
Claire murmelte Harm zu: "Wenn es darauf ankommt , wird diese Kitty ihn bestimmt
in Schutz nehmen, sie kennt ihn schließlich persönlich, also dürfen wir uns auf Sie
nicht verlassen, Sir."
"Möglich wäre das, Lieutenant” flüsterte Harm ebenso leise zurück und wandte sich
dann wieder an Current. "Lieutenant, Sie sagten, Sie hatten sich spontan dazu
entschieden , woher hatten Sie so schnell die Farbe?"
"Hinter der Bar stand ein Karton mit fast leeren Spraydosen" erzählte Current.
*Was für ein Zufall* dachte Claire
Harm bekam Zweifel, ob Current überhaupt dort war. "Na, dann beschreiben Sie uns
doch mal was dort genau gestanden hat, bzw. was es heißen soll."
"Home of the Jarheads, Sir." Der Lieutenant zuckte nicht einmal mit der Wimper.
"Sie sagten, die Spraydosen hinter der Bar wären fast leer gewesen, ich glaube
kaum, dass ein Rest in der Dose ausgereicht hätte, also raus mit der Sprache, wenn
ich Sie verteidigen soll muss ich die Wahrheit kennen" bedrängte Harm ihn weiter.
Auch hierfür hatte Current eine Antwort parat. "Es waren mehrere Dosen. Ich glaube
Kitty hat endlich den Schuppen aufgeräumt, Sir."
*Wozu sollte eine Barkeeperin Spraydosen in einem Schuppen aufbewahren?*
überlegte Claire, der das seltsam vorkam.
"Waren es verschiedene Farbdosen, Lieutenant?" fragte Harm nun.
"Ich glaube nur schwarze, Sir" antwortete Current.
Harm runzelte die Stirn. "Sie glauben es?"
"Sie haben vorhin gesagt, alles was ich Ihnen sage, bleibt unter uns, Sir" erinnerte
Current.
"Ich bin als Ihr Anwalt der Schweigepflicht unterstellt" bestätigte Harm.
Current sah Claire an.
"Das gilt auch für Lieutenant Lafayette, wir sind als Team tätig” versicherte ihm Harm
und Claire nickte bestätigend.
"Was ich Ihnen jetzt anvertraue dürfen Sie auf keinen Fall verwenden, ich will nur,
dass Sie es wissen, Sir" begann Current.
"Ich werde nichts verwenden, wenn ich nicht Ihre Zusage habe, Lieutenant" sicherte
Harm ihm zu.
"Ich war nicht alleine an der Baracke, Sir, und es war wirklich nur ein blöder Scherz.
Wir wollten niemandem schaden" fuhr Current fort.
"Dann sagen Sie uns doch erst mal wer bei Ihnen war" forderte Harm ihn auf.
Current blickte ihn unsicher an. "Ich will meine Kameraden nicht mit hineinreißen, Sir"
*Verständlich , er scheint auf jedenfalls gut erzogen zu sein* dachte Claire.
Harm schüttelte leicht den Kopf. "Das ist sicher eine ehrenhafte Einstellung, aber das
hilft Ihnen hier nicht weiter."
"Das weiß ich , Sir" entgegnete Current.
"Also was gedenken Sie zu tun?" meinte Harm.
Current seufzte. "Lieutenant j.g Hally und Jackson, Sir."
"Waren die beiden den ganzen Abend bei Ihnen?" hakte Harm nach.
"Ja, Sir."
"Und die beiden haben genauso viel getrunken wie Sie?" fragte Harm.
*Oh welch vorbildliche Offiziere* dachte Claire als sie an die Rede des Captain
dachte.
Es war inzwischen Mittag geworden, die Messe füllte sich immer wieder mit
Offizieren die etwas aßen und danach wieder zu ihrem Dienst zurückzukehren.
Harm bemerkte, wie Current das Treiben um ihn herum beobachtete. "Ist es Ihnen
lieber wenn wir das Gespräch an einem anderen Ort fortsetzten, ich denke der
Captain könnte uns sicher ein ruhiges Quartier zur Verfügung stellen" fragte er
daher.
Current sah kurz auf die Uhr. "In meinem Quartier dürfte jetzt keiner sein, Sir."
Harm blickte ihn zweifelnd an. "Sind Sie sicher? Vorhin hatte ich einen anderen
Eindruck."
Current blickte ihn fragend an. "Sir?"
"Gut, wir verlegen diese Besprechung. Wenn Sie bitte mitkommen würden" meinte
Harm und nickte auch Claire zu.
"Ja, Sir" erwiderte Current.
Harm, Claire und Lieutenant Current machten sich auf den Weg zu Currents
Quartier. Als sie die Messe verlassen wollten, kam Lt. j.g. MacKay, die Frau, die sie
zuvor in Currents und MacKays Quartier gesehen hatten und noch zwei weitere Lt.
j.g.s in die Messe. Da die Frau nun eine Uniform trug konnten die beiden Anwälte
erkennen, dass auch sie vom Grad des Lt. j.g. war. Alle vier nahmen Haltung an.
"Lieutenant Current, sind Sie so freundlich uns den Leuten vorzustellen?" bat Harm.
"Lieutenant MacKay kennen Sie ja schon, Sir" begann Current, zeigte dann auf die
Frau und sagte "Das ist Lieutenant Miller". Er drehte seinen Kopf weiter und erklärte:
"Und das sind Lieutenant Jackson und Hally, Sir, Ma'am."
Nachdem er seine Kameraden vorgestellt hatte, wendete er sich diesen zu und
antwortete:" Das sind Commander Rabb und Lieutenant Lafayette vom JAG Corps,
Sie sind wegen der Sache mit dem Graffiti hier."
"Rühren, Lieutenants," sagte Harm, "es war nett Ihre Bekanntschaft gemacht zu
haben, lassen Sie es sich schmecken."
Alle vier antworteten: "Danke, Sir."
"Lieutenant Current, lassen Sie uns gehen" wandte er sich nun wieder an Current.
"Ja, Sir."
Claire kam es so vor als hätte Lt. j.g. Miller Current ein wenig Mut machen wollen, als
sie ihm im Vorbeigehen den Arm drückte. Einige Minuten später sind die drei wieder
in Lieutenant Currents Quartier angekommen und betraten dieses.
Zur gleichen Zeit
Die vier Offiziere betraten die Messe. Jeder nahm sich etwas zu essen und sie
setzten sich an einen Tisch in der Ecke.
"Da habt ihr aber diesmal ganz schön Mist gebaut" begann MacKay das Gespräch.
"Wem sagst du das, wenn mein Vater raus bekommt, dass ich beteiligt war bin ich
geliefert" bestätigte Jackson.
"Ach was, er wird dir da raus helfen," sagte Hally, "mein Vater aber wird beim
Lynchmop dabei sein, wenn er davon hört."
"Falls es überhaupt raus kommt, wer es alles war. Cal wird schon nichts sagen"
meinte MacKay zuversichtlich.
"Wäre aber vermutlich besser für ihn" gab Miller zu bedenken.
Jackson sah sie fragend an. "Warum?"
"Na, wenn er euch ans Messer liefert könnte sich das strafmildernd für ihn
auswirken" antwortete ihm Miller.
"Möglich, aber er verpfeift uns nicht" entgegnete Hally.
"Ihr habt gut reden. Ich darf mich gleich auch noch mit denen unterhalten" warf
MacKay ein.
"Warum das?" fragte Jackson.
"Ich denke der hübsche Lieutenant will ihn nur noch mal in seiner SnoopyUnterwäsche sehen" grinste Miller.
"Hey, das war nicht witzig" tat MacKay beleidigt.
Miller begann zu lachen. "Ich fand es unheimlich komisch. Hat nur noch gefehlt, dass
du knallrot geworden wärst."
MacKay stand auf und wollte gehen.
Miller wurde wieder ernst. ”Was ist? So hab ich es doch nicht gemeint.”
”Mir ist der Appetit vergangen. Liegt aber nicht an dir. Bye.” MacKay nahm sein
Tablett, von dem er kaum etwas gegessen hatte und brachte es weg um die Messe
zu verlassen.
”Was hat er denn?” fragte Jackson.
”Vielleicht schlecht geschlafen” vermutete Hally.
”Ihr seid mir vielleicht ein paar Vollidioten” meinte Miller kopfschüttelnd, brachte dann
auch ihr Tablett weg und ging hinter MacKay her.
"Na super" meinte Jackson.
"Meinst du er wird etwas sagen?" fragte Hally.
"Nein, ich denke nicht, aber er ist ganz schön sauer" erwiderte Jackson.
"Charly wird ihn wieder beruhigen,” glaubte Hally, "das hat sie bis jetzt immer
geschafft."
"Na hoffentlich diesmal auch. Es hängt eine Menge für uns davon ab, was er sagt"
gab Jackson zu Bedenken.
"Willst du nicht doch deinen Vater um Hilfe bitten?" fragte Hally.
"Nein, auf gar keinen Fall" erwiderte Jackson.
Währenddessen draußen im Gang.
Miller versuchte MacKay aufzuholen. "Mac, warte doch."
MacKay ignorierte sie.
"Mac, hörst du nicht?" versuchte sie es noch einmal.
Doch er ging weiter. Miller holte ein Stück auf. "Jason, warte."
MacKay blieb stehen und drehte sich um. "Was willst du? Sicher gehen, dass ich
denen von JAG nichts sage? Keine Angst ich verpfeife sie nicht."
"Nein, wir wollten doch noch spielen, schon vergessen?!" fragte sie.
"Nein, aber können wir das nicht verschieben?" gab MacKay zurück.
"Warum, es ist eine gute Möglichkeit sich abzureagieren, oder?"
"Na gut. Ich hole nur schnell meine Sachen" antwortete er.
Miller freute sich. "Super, wir treffen uns auf dem Feld, ok?"
"Jep" sagte MacKay knapp und ging dann in Richtung seines Quartiers, während
Miller zurück zur Messe ging.
1450 OZ
Current und MacKays Quartier
"Lieutenant, ist es im Laufe des Abends zu einer Auseinandersetzung gekommen?"
setzte Harm seine Befragung fort.
"Nein, Sir, es war sehr ruhig in der Bar" erwiderte Current.
"Mir ist Lt. MacKays lädiertes Aussehen aufgefallen, wie ist es dazu gekommen?"
wollte Harm nun wissen.
"Das ist am Sonntagmorgen passiert, Sir, aber das sollten Sie ihn lieber selber
fragen, Sir" meinte Current.
*oh la la sollte da etwa noch etwas anderes Hinterstecken* überlegte Claire
"Das werde ich auch bald tun," sagte Harm. "Können Sie mir versichern, dass es
nichts mit dem Fall zu tun hat?"
"Nein, Sir" sagte Current.
"Was heißt nein? Lieutenant, können Sie mir versichern dass es nichts damit zu tun
hat?" versuchte Harm es noch einmal.
"Indirekt schon, Sir" meinte Current.
"Können Sie das auch verdeutlichen?" fragte Harm darauf.
"Er ist wegen dem Graffiti geschlagen worden, Sir" erzählte Current.
"Ich hatte von einem Fall von Körperverletzung gehört," erinnerte sich Harm. "Ist
Lieutenant MacKay das Opfer?"
"Ja, Sir" bestätigte Current.
*Die Sache zieht ja immer weitere Kreise* dachte Claire erstaunt.
"Waren Sie dabei, als es passiert ist?" setzte Harm fort.
"Nein, Sir."
"Wissen Sie wann es passiert ist?"
"Ich glaube sehr früh Morgens, Sir, es war kurz nach Ende seiner Schicht."
In diesem Moment öffnete sich die Tür und Lieutenant MacKay betrat das Quartier.
Als er die beiden Anwälte entdeckte nahm er erstaunt Haltung an.
Harm ließ sich nicht stören. ”Und das wäre wann?"
*so viel zum Thema 'wir sind ungestört in meinem Quartier'* denken Harm und
Claire gleichzeitig.
Current sah zur Tür.
"Ich wollte nur meine Tasche holen, Sir" sagte MacKay schnell und deutete auf die
Sporttasche, die neben dem Bett stand.
"Dann tun Sie das, Lieutenant" sagte Harm.
"Ja, Sir." Er schnappte sich die Tasche und verließ eiligst wieder den Raum. *Du hast
ein verdammt gutes Timing Junge* dachte er bei sich.
Current blickte, nachdem sich die Tür geschlossen hatte, in Richtung der beiden
Ermittler, sah dabei Harm aber nicht in die Augen.
Während dessen vor der Tür
Als er sein Quartier verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte, atmete er
erst mal tief durch. *Oh man an meinem Timing sollte ich wirklich mal arbeiten. Noch
so ein paar Aktionen und er lässt mich noch öffentlich kielholen. Bei dem bin ich
unten durch. Gleich wollte er noch mit mir reden, ich denke ich kann mich auch gleich
hier erschießen.* Er atmet noch mal durch und machte sich auf den Weg zum
Freizeitbereich.
1450 OZ
USS Harry S. Truman
Sport Dorm und Weg dahin
Mac folgte dem Ensign. Der Ensign führte sie quer durchs Schiff. Sie wechselten
ständig irgendwelche Ebenen, aber anscheinend wusste der Ensign ganz genau wo
er hin wollte. Er sah kurz auf seine Uhr und dreht dann wieder in einen anderen
Gang ab.
"Wir sind gleich da, Ma'am" versicherte Jensen nun. Er steuerte auf eine Tür zu und
öffnete sie. Auf der Tür stand "Sport Dorm"
"Nach ihnen Ma'am."
"Danke Ensign." Mac betrat den "Sport Dorm"
"Lieutenant MacKay müsste gleich da drüben sein, Ma'am" sagte Jensen. Er ging
voraus, blieb stehen, als sie sich den Sportbereich näherten und zeigte auf das
Basketballfeld.
Auf dem Spielfeld konnte man zwei Spieler sehen, die vollkommen in ihr Spiel
konzentriert waren und um sich herum nichts mitbekamen. Eine Frau und ein Mann
spielten auf dem Feld. Sie war ca. 1,75 und hatte kurze blonde Haare und trug eine
kurze Hose und T-Shirt. Der junge Mann war etwa so groß wie Harm, wie Mac
auffiel, und hatte schwarze kurze Haare. Er trug ein Basketballtrikot der Duke
University mit der Nummer 21 auf dem Rücken und darüber stand MacKay, dazu die
passenden Shorts. Die beiden unterhielten sich während des Spielens.
Mac ging näher an das Spielfeld heran.
"Lieutenant MacKay?" fragte sie.
Die beiden Spieler reagierten nicht. Sie waren zu sehr in ihr Spiel konzentriert.
"Soll ich dir nicht lieber noch ein paar Trainingsstunden geben?" fragte MacKay seine
Mitspielerin.
"Warum? Läuft doch gut" meinte diese.
Die beiden hatten Mac anscheinend nicht gehört, vermutlich nicht mal
wahrgenommen das sie überhaupt im Raum war.
"Ensign Jensen, Sie können gehen," sagte Mac, "ich werde mich hier schon
zurechtfinden. Und wenn was ist werde ich ihnen Bescheid sagen."
"Ja, Ma'am." Jensen dreht auf dem Absatz um und verließ den Sport Dorm.
Mac hielt sich weiter unbemerkt im Hintergrund und hörte dem Gespräch der beiden
Spieler zu.
"Gut!? Es steht 16 zu 6 für mich" sagte MacKay.
"Na und. Wir spielen doch bis 20, da habe ich noch genügend Zeit zum aufholen"
meinte die Frau zuversichtlich.
"Wenn du meinst" erwiderte MacKay. Mit diesen Worten zog er mit dem Ball an ihr
vorbei und machte einen Korbleger. Nach der Landung fing er den Ball und warf ihn
ihr zu. "18 zu 6. Du bist dran" meinte er daraufhin.
"Das war unfair" beklagte sie sich.
"Hey ich kann nichts dafür, dass ihr Frauen bei allem was ihr macht reden müsst"
reizte MacKay sie weiter.
"Da ist ja mal wieder jemand echt charmant. Bist wohl heute Morgen, oh
tschuldigung, Mittag mit dem falschen Fuß aufgestanden" stichelte sie zurück.
"Das war nicht nett" meinte MacKay darauf und gab sich beleidigt.
"Ich weiß." Auch sie versuchte an ihm vorbei zukommen indem sie ihn mit Sprüchen
ablenkte, aber bei ihm klappte das nicht, er nahm ihr den Ball einfach so ab.
"Mist" regte sie sich auf.
"Da kann aber jemand schlecht verlieren" spöttelte MacKay.
Das nahm die Frau zum Anlass um ihn zu Boden zu werfen. Sie setzte sich auf ihn.
"Und was hast du jetzt vor?" fragte er sie.
"Mal sehen. Wir wäre es hiermit." Sie fing an ihn zu kitzeln und er lachte, bis er fast
keine Luft mehr bekam. "Stop. Hör auf, bitte. Ich ergebe mich."
"Schön" sagte sie.
"Also was muss ich machen, damit du mich frei lässt?" fragte er noch immer lachend.
"Mal überlegen. Wie wäre es, mit einer Woche Quartier sauber halten?!"
"So als dein persönlicher Sklave, oder wie?!"
"Ja, persönlicher Sklave klingt gut," meinte sie, "das gefällt mir."
"Das glaub ich dir." Mit diesen Worten hebelte MacKay sie ganz leicht von sich runter
und veränderte die Situation. Nun lag sie auf dem Rücken und er saß auf ihr. Er
drückte ihr Arme auf den Boden und hielt sie fest. "Ich würde mal sagen, jetzt habe
ich einen persönlichen Sklaven für die nächste Woche" meinte er und grinste.
"Das kannst du doch nicht von mir verlangen" erwiderte sie.
"Ach nicht? Komisch, du konntest es aber von mir."
"Ach komm schon, das war doch bloß ein Witz" entgegnete sie.
"Na gut." Er stand auf und half ihr hoch.
"Was machen wir heute habe?" fragte sie ihn.
"Nichts" meinte MacKay.
"Und der Geburtstag?"
"Ich denke, keiner der Jungs hat Lust zu feiern, die haben andere Probleme" gab
MacKay zu Bedenken.
"Vermutlich."
"Aber ich würde gerne das Schiff verlassen. Einfach mal was ohne die drei machen"
überlegte MacKay.
Seine Gegenüber war nicht abgeneigt. "Von mir aus. Wie wäre es mit Kino und Pizza
in der Stadt?
"Gute Idee" meinte MacKay.
"Toll. Dann lass uns mal weiter spielen. Ich muss ja zuerst mal gewinnen." Die Frau
hob den Ball auf.
"Wenn du meinst." MacKay nahm ihr den Ball aus der Hand, sah kurz auf den Korb,
warf und traf. "20 zu 6, ich hab gewonnen. Ich suche den Film aus."
"Hey das gilt nicht" beklagte sie sich.
"Doch. Du solltest ruhig weniger quatschen und mehr spielen" ärgerte MacKay sie.
Mit diesen Worten ging er rückwärts in Macs Richtung.
"Wo willst du hin?" wollte sie wissen.
"Duschen und umziehen. Dieser Commander Rabb wollte noch mit mir reden."
MacKay lief rückwärts in Lt.Col. MacKenzie rein. MacKay war ganz überrascht
davon, dass da jemand stand. Er drehte sich um und sah Mac, machte dann einen
großen Schritt zurück und nahm Haltung an.
"Es tut mir leid Ma'am, ich habe sie nicht gesehen, Ma'am" entschuldigte er sich bei
Mac. *Na super, Junge. Zuerst vermasselst du es dir mit einem Commander und nun
auch noch mit einem Lt. Colonel der Marines. Die stampft dich jetzt eh in den Boden,
dann ist das mit dem Commander sowieso egal. Und anschließend gehst du
Stempeln. Na ja, TWA soll ja noch Piloten suchen* überlegte er.
Vor Lt. Colonel MacKenzie stand ein junger Mann mit schwarzen Haaren und blauen
Augen. Sein linkes Auge sah aus, als hätte es in letzter Zeit Bekanntschaft mit einer
Faust geschlossen. Er hatte Haltung angenommen, und man könnte das Gefühl
bekommen, dass das ganze ziemlich unangenehm für ihn war.
"Lieutenant MacKay, nehme ich an?" fragte Mac.
"Ja, Ma'am" antwortete er.
"Ich bin Lieutenant Colonel MacKenzie. Ich habe ein paar Fragen an Sie" erklärte
Mac.
”Kann ich vorher duschen und mich umziehen, Ma'am?" fragte MacKay nun
seinerseits.
"Unser Gespräch wird nicht lange dauern," versicherte Mac, "ich möchte es vorher
erledigen. Die Dusche kann warten."
"Ja, Ma'am" erwiderte MacKay.
Mac trat auf die junge Frau zu, die mit MacKay Basketball gespielt hatte. Diese nahm
Haltung an, als Mac sie ansprach.
"Wer sind Sie?" wollte Mac wissen.
"Lieutenant j.g. Miller, Ma'am."
"Mit ihnen will ich auch noch reden, nachdem ich mit Lieutenant MacKay gesprochen
habe" erklärte Mac.
”Ja, Ma'am” bestätigte Miller. *na, hoffentlich dauert das lang genug um vorher zu
duschen*
"Halten Sie sich zu meiner Verfügung," sagte Mac zu Miller und wandte sich dann
wieder MacKay zu. "Und Sie, Lieutenant MacKay, begleiten mich. Wo kann man sich
hier ungestört unterhalten, Lieutenant?"
MacKay überlegte. "Im Admirals Nest, Ma'am."
”Gut. Dort möchte ich Sie dann auch später sprechen, Lieutenant Miller” ordnete Mac
an.
”Ja, Ma'am” bestätigte Miller.
Lt. Col. MacKenzie und Lt. j.g. MacKay gingen zum Admirals Nest, um sich ungestört
unterhalten zu können.
"Setzen wir uns" sagte Mac. Sie wies auf den Stuhl ihr gegenüber und begann mit
der Befragung, nachdem sie Platz genommen hatten.
"Erzählen Sie mir, wie das mit ihrem Auge passiert ist" forderte Mac ihn auf.
"Ich war mit Charly, ähm Lieutenant Miller auf dem Weg zum P-Ex, Ma'am, als der
Corporal auf uns zukam und ohne Vorwarnung zuschlug" erzählte Miller.
"Was denken Sie war der Grund dafür das er zuschlug?" fragte Mac.
"Ich denke mal, er hat geglaubt, dass ich was mit dem Graffiti zu tun habe, Ma'am"
vermutete MacKay.
"Wieso könnte er das gedacht haben?" fragte Mac.
"Ich hatte schwarze Farbe an den Fingern, Ma'am. Eigentlich war es Schmieröl, aber
man hätte es für Farbe halten können" erklärte MacKay.
"Und wie kam das Schmieröl an ihre Finger? Warum hatten sie sich nicht die Hände
gewaschen?" wollte Mac wissen.
"Es muss passiert sein als wir das Schiff verlassen haben, Ma'am. Ich hatte nach
meinem Dienst erst noch geduscht. Ich muss mit den Fingern am Landungssteg
irgendwas berührt haben, was schmutzig war, Ma'am. Ich wollte es mir gerade
abwischen, als der Corporal zuschlug" erzählte MacKay.
Mac schien nicht sehr überzeugt. "Ich verstehe Sie also richtig, Sie haben zusammen
mit Lieutenant Miller das Schiff verlassen, hatten sich die Finger mit Schmieröl
beschmutzt und auf einmal kam der Corporal auf Sie zu und hat zugeschlagen?"
"Ja, Ma'am" bestätigte MacKay.
"Sagte der Corporal etwas zu Ihnen?" fragte Mac.
"Bevor er zuschlug nicht, Ma'am" antwortete MacKay.
"Und danach?"
"Nachdem Miller ihn beruhigt bekommen hat, Ma'am, hat er sich entschuldigt" sagte
MacKay.
"Lieutenant MacKay, was halten sie von Marines?" wollte Mac wissen.
"Ich habe nichts gegen Marines, Ma'am. Warum sollte ich, sie haben mir doch nichts
getan" erwiderte MacKay.
"Das haben die meisten nicht und trotzdem hat einer HOME OF THE JARHEADS an
die Baracke der Marines geschrieben. Was halten sie persönlich davon?" fragte Mac.
Lt. MacKay konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, wurde aber sofort wieder ernst.
"Ich denke, es war ein dummer Scherz, Ma'am."
"Ja, das war es" meinte Mac. "Wie würden Sie reagieren, wenn jemand HOME OF
THE SQUIDS an die Truman schmieren würde?"
"Das wäre etwas schwierig, Ma'am. Und es würde ja auch nicht ganz stimmen" gab
MacKay zu Bedenken.
"Würden Sie auch losziehen und den nächstbesten Marine verprügeln?" fragte Mac
weiter.
"Nein, Ma'am. Aber ich kann den Corporal verstehen" erklärte MacKay.
"Meinen Sie, es könnte einen anderen Grund gegeben haben, warum er Sie
geschlagen hat? Lieutenant Miller ist eine hübsche Frau, Sie scheinen einander sehr
nahe zu stehen. Eifersucht vielleicht?" äußerte Mac eine weitere Vermutung.
"Nein, Ma'am," wehrte MacKay ab, "ich habe den Corporal vorher noch nie gesehen,
Ma'am. Und Miller ist mein RIO, nicht mehr."
Mac überlegte kurz. "Ich werde jetzt erst mal mit Lieutenant Miller reden. Es kann
sein, dass ich Sie ein zweites Mal befragen möchte. Halten Sie sich zu meiner
Verfügung. Sie können wegtreten."
"Darf ich etwas fragen, Ma'am?" fragte MacKay.
"Sicher" meinte Mac.
"Was passiert im schlimmsten Fall mit dem Corporal, Ma'am?" wollte MacKay
wissen.
"Leavenworth, unehrenhafte Entlassung" erwiderte Mac.
"Kann nicht von einer Strafverfolgung abgesehen werden, Ma'am? So schlimm ist es
nicht, und es tut auch nicht mehr weh, na ja, fast nicht mehr, Ma'am" meinte MacKay.
"Reden Sie mit dem Ankläger. Es handelt sich um einen direkten Verstoß gegen den
UCMJ. Aber ich denke..." Mac brach mitten im Satz ab. "Ich würde dieses Gespräch
gerne in 30 Minuten an dieser Stelle fortsetzen. Würden Sie bitte Lieutenant Miller
herschicken?"
"Aye, Ma'am." Er stand auf, nahm Haltung an, salutierte und verließ den Raum.
Mac dachte über alle Möglichkeiten die der Fall bot nach. Sie griff zu ihrem Handy
und rief den Gunny an.
Mac wartete wie immer nicht ab das sich die Stimme am anderen Ende der Leitung
meldete. Sie sprach einfach drauf los. "Gunny, haben Sie ein paar Fälle für mich?"
”Ja, Ma'am, ein paar” antwortete er.
"Können Sie mir ein paar Details sagen?" Mac nahm Block und Stift zur Hand, bereit
zum mitschreiben.
"Also zunächst wäre da das Corp gegen Sergeant Arndt, Ma'am. Er hat einen
Captain des Marine Corps geschlagen, weil dieser sich an seine Freundin laut ihm
ran gemacht hat. Beide hatten mehrere blaue Flecken abbekommen. Der Sergeant
bekam 1 Jahr Haft und in der Zeit nur 1/3tel seines Solds. Ma'am" berichtete
Galindez.
"Aha und sonst noch was?"
"Private Hill brach einem Major die Nase. Er bekam 2 Jahre und eine unehrenhafte
Entlassung, Ma'am."
"Was war der Grund für die Nase?" wollte Mac wissen.
"Der Major hatte ihn für etwas bestraft, was der Private gar nicht getan hatte. Es gab
zu viele Zeugen, Ma'am. Also gab der Private alles zu und bekannte sich schuldig"
erklärte der Gunny.
"Interessant. Ein Fall dabei wo das Opfer daran interessiert war das es zu keiner
Strafverfolgung kommt, man den Täter aber doch verurteilte?" fragte Mac nun.
"Da müsste ich noch mal suchen, Ma'am. Aber ich habe hier noch einen Fall der sie
interessieren könnte."
"Schießen Sie los, Gunny.
”Corporal Sears brach einem Lieutenant Colonel zwei Rippen und wurde nicht
bestraft, Ma'am.”
"Wieso?" fragte Mac interessiert.
"Die Verteidigung zeigte auf, dass der Lt. Colonel den Corporal provoziert hatte,
Ma'am" berichtete Galindez.
"Was war der Grund?"
"Der Colonel hatte verschiedene Bemerkungen über den Corporal und seinen
familiären Hintergrund gemacht, Ma'am. Anscheinend war das etwas unpassend."
"Gunny, ich brauche alles, was sie über Corporal Justin Bailey und Lieutenant j.g.
Jason MacKay herausbekommen können, und das ASAP. Ich melde mich später
wieder." Mac beendete das Gespräch. Sie wartete nun ungeduldig auf Lieutenant
Miller. Vielleicht konnte die Licht ins Dunkle bringen.
1500 OZ
USS Harry S. Truman
Quartier Lt.j.g. Current und MacKay
"Also, Lieutenant, wann ist MacKays Schicht beendet?" fragte Harm.
"Die Nachtwache geht bis 0600, Sir" erwiderte Current.
"Lieutenant MacKay ist doch Ihr Wingman, ein Pilot also, weshalb war er auf der
Nachtwache?"
"Er übernimmt freiwillig die ersten beiden Nachtwachen im Hafen, Sir" berichtete
Current.
"Freiwillig? Was bietet man ihm dafür?" wollte Harm wissen.
"Nichts Sir, er hat keine Familie die er besuchen könnte, Sir" meinte Current.
"Wie sieht es mit Ihnen aus, irgendwelche Verwandten oder Bekannten in Norfolk?"
fragte Harm weiter.
"Nein, Sir, meine Eltern leben in Austin, Texas. Sir, und meine Verlobte ist gerade bei
Ihren Eltern, Sir" gab Current zur Antwort.
"Kommen wir auf das Graffiti zurück, nachdem Sie uns schon gesagt haben, dass
Sie nicht alleine waren, können Sie uns vielleicht auch noch sagen, wann Sie
gesprüht haben?"
Current überlegte kurz. "Ich bin mir da nicht so sicher, Sir, aber ich glaube es war
schon später am Abend, vielleicht so ein, zwei Uhr, Sir."
"Hat Sie jemand dabei beobachtet, Lieutenant?"
"Ich denke nicht, Sir. Jedenfalls habe ich niemanden gesehen, Sir.”
”Das wäre für‘s erste alles, halten Sie sich bitte zu unserer Verfügung” sagte Harm.
”Aye, Sir.”
Auch Claire nickte dem Lieutenant freundlich zu, um dann Harm, der inzwischen
aufgestanden war, nach draußen zu folgen.
Admirals Nest
1545 OZ
Nach kurzer Zeit kam Lt. Miller in den Raum und nahm vor ihr Haltung an. Sie trug
mittlerweile eine Uniform und hatte anscheinend genug Zeit gehabt, um zu duschen.
"Lieutenant Miller meldet sich wie befohlen, Ma'am."
"Setzen sie sich Lieutenant." Mac wies auf den freien Stuhl ihr gegenüber und
wartete, bis Lt. Miller Platz genommen hatte. "Erzählen Sie mir, wie das mit
Lieutenant MacKays Auge passiert ist."
"Wir waren Sonntag morgen auf dem Weg zum P-Ex, als der Corporal einfach
zuschlug, Ma'am" erzählte Miller.
"Einfach so? Ohne Vorwarnung? Das glauben Sie doch selber nicht" zweifelte Mac.
"Er hat einfach zugeschlagen, Ma'am" bestätigte Miller noch einmal. "Und wen ich
nicht dazwischen gegangen wäre, hätte er vielleicht noch mal zugeschlagen."
"Was denken Sie war der Grund dafür?" fragte Mac.
"Es war wegen dem Graffiti, Ma'am. Und weil Mac sich die Finger sauber machte"
meinte Miller.
Mac blickte sie fragend an. "Mac?"
"Verzeihung, Ma'am. Lieutenant MacKay" korrigierte Miller schnell.
"Sie waren weswegen auf dem Weg zum P-Ex?" wollte Mac wissen.
"Ich brauchte ein Geschenk für meinen Neffen und Lt. MacKay wollte mir helfen
etwas passendes zu finden, Ma'am" erzählte Miller.
"Sie verstehen einander gut. Wie nahe stehen Sie sich? Ich will eine Antwort
außerhalb des Protokolls" setzte Mac ihre Befragung fort.
"Wir sind Freunde, Ma'am. Wir müssen uns vertrauen können, sonst kann uns das in
der Luft das Leben kosten, Ma'am" erzählte Miller.
"Definieren Sie Freunde" forderte Mac sie auf.
"Freunde halt, Ma'am. Wir sind kein Paar, wenn Sie das meinen, nur Kumpel,
Ma'am."
"Wie gut kennen sie Corporal Bailey?" wollte Mac wissen.
"Gar nicht, Ma'am. Ich habe mit ihm nach dem Schlag das erste Mal geredet."
"Was sagen Sie zu dem Graffiti?" forderte sie Miller um ihre Meinung.
"Ein schlechter Scherz, Ma'am."
Mac wusste nicht, was mit ihr los war. Sie kam einfach auf keinen grünen Zweig.
"Wie gut kennen sie Lieutenant MacKay?"
"Ich denke doch recht gut, Ma'am" erwiderte Miller.
"Erzählen Sie mir von ihm."
"Und was, Ma'am?" fragte Miller.
"Etwas was ich nicht aus seiner Dienstakte erfahren kann. Sie sind sein RIO. Das
bedeutet, Sie sind so was wie sein siamesischer Zwilling" meinte Mac.
"Nicht ganz, Ma'am. Alles weiß ich auch nicht von ihm."
"Erzählen Sie mir was Sie wissen" ermunterte Mac sie.
"Ich bin mir nicht sicher, ob ihm das recht ist, Ma'am" meinte Miller vorsichtig.
"Warum? Es dreht sich nur um Ihre persönliche Einschätzung von ihm. Das, was Sie
von ihm halten. Ich fordere Sie ja nicht auf, Staatsgeheimnisse auszuplaudern" sagte
Mac.
"Ja, Ma'am. Was ich von ihm halte? Ich bin der Ansicht, dass man sich voll und ganz
auf ihn verlassen kann, Ma'am" antwortete Miller.
"Weiter haben Sie mir nichts zu sagen?"
"Ich wüsste nicht was, Ma'am."
Mac seufzte innerlich. Diese Lieutenant Miller war nicht leicht zu befragen.
"Lieutenant, an dieser Stelle möchte ich die Befragung gerne abbrechen. Halten Sie
sich zu meiner weiteren Verfügung. Sie können wegtreten."
"Aye aye, Ma'am." Lieutenant Miller stand auf und nahm Haltung an. Sie salutierte
und verließ den Raum.
Mac griff wieder zum Handy. Armer Gunny, er würde nicht mehr aus dem
Recherchieren hinaus kommen. "Gunny, ich brauche Ihre Hilfe."
"Ja, Ma'am."
"Wie weit sind Sie mit der Recherche?"
"Ich habe die Personalakten von beiden Personen besorgt, Ma'am."
"Ich brauche noch die von Lieutenant Miller, sie ist der RIO von Lieutenant MacKay.
Und nun sagen Sie mir, was besonders Wichtiges in den Akten steht."
"Ja, Ma'am. Corporal Bailey ist direkt nach der High School zu den Marines
gegangen. Sein Vater ist Sergeant Major und in Quantico stationiert. Sein Großvater
war auch im Corps, Ma'am. Norfolk ist bis jetzt seine erste Stationierung. Es gibt
keine negativen Eintragungen in seiner Akte" berichtete der Gunny.
"Und Lieutenant MacKay?"
"Lieutenant MacKay ist eine Vollwaise, seine Eltern starben, als er sechs war, bei
einem Autounfall, Ma'am. Er war anfangs bei Pflegeeltern untergebracht und kam
dann ins Heim. Er hat ein Sportstipendium bekommen und hat an der Duke
University Informatik und Elektrotechnik studiert und ging von dort direkt auf die Navy
Academy. Er schloss als Bester seines Jahrgangs ab. Dann gibt es verschiedene
Belobigungen wegen hervorragender Leistungen. Das ist es im Großen und Ganzen,
Ma'am."
"Kennen Sie den Namen seiner Pflegeeltern?" fragte Mac.
"Anderson, Ma'am."
"Ergibt sich aus der Akte eine Verbindung zwischen den beiden Männern?" fragte
Mac.
"Nein, Ma'am."
"Gunny, suchen Sie weiter. Und suchen Sie mir Informationen über Lieutenant Miller.
Wir müssen eine Verbindung herstellen, ansonsten landet ein Mann für Jahre in
Leavenworth. Ich melde mich in 1 Stunde noch mal."
"Aye aye, Ma'am."
Mac beendete das Gespräch. Sie musste noch einmal mit Lieutenant MacKay reden.
Sie verließ das Admirals Nest um sich auf die Suche nach Lieutenant MacKay zu
machen.
Ein Ensign lief ihr über den Weg. "Ensign, ich suche das Quartier von Lieutenant
MacKay."
"Da müssen Sie auf Ebene 2 Korridor 7 Abschnitt, am besten zeige ich Ihnen den
Weg, Ma'am. Wenn Sie mir bitte folgen" sagte der Ensign.
Mac folgte dem Ensign zum Quartier des Lieutenants. Dort angekommen klopfte Mac
an die Tür. "Ensign, Sie können gehen " sagte sie noch.
"Aye, Ma'am." Der Ensign nahm Haltung an, salutierte und ging.
Von drinnen kam eine Stimme: "Ja!"
1520 OZ
Offiziersmesse und Weg dort hin
”Ich denke wir werden uns beim Essen weiter darüber unterhalten, oder Lieutenant?”
meinte Harm zu Claire.
”Geht in Ordnung, Sir.”
Auf dem Weg in die Messe kamen sie an einem der vielen öffentlichen Telefone
vorbei, an welchem gerade Lt. j.g. Jackson sehr in ein Telefonat vertieft zu sein
schien, dass er das um ihn herum Geschehende nicht mitbekam.
”Nein, Sir. Nicht, ich werde damit schon alleine fertig, Sir" sagte er gerade.
(Pause)
"Nein, verdammt, Dad..."
(Pause)
"Halt dich da raus, verstanden?!"
(Pause)
"DAD!!" Er hängt den Hörer auf und lehnt seinen Kopf gegen die Wand. ”Holy shit”
Harm und Claire ließen sich von Jacksons Verhalten nicht weiter beeindrucken und
setzten ihren Weg in die Messe fort. Dort angekommen nahmen sie, nachdem sie
ihre Teller mit dem täglichen Menü gefüllt hatten, an einem in der Ecke stehenden
Tisch, Platz.
”Ich hoffe Sie sind nicht sehr anspruchsvoll was das Essen betrifft” meinte Harm mit
einem Schmunzeln.
Lt. Lafayette nickte vielsagend, als sie sich den ersten Löffel in den Mund geschoben
hatte. ”Ich werde es überleben, Sir. Sie haben noch kein französisches
Kantinenessen probiert.”
”Dann bin ich ja beruhigt. Apropos, was halten Sie von den Gesprächsfetzen, die wir
gerade mitbekommen haben?” fragte Harm.
”Sehr merkwürdig” fand Claire.
”Ich denke, da hat jemand mehr Angst als man wegen eines Graffitis haben dürfte,
nicht wahr?” meinte Harm.
Claire nickte.
”Aber vielleicht werden wir das noch näher erfahren, wenn wir uns mit den anderen,
noch übriggebliebenen Beteiligten befasst haben” sagte Harm.
”Wollen wir es hoffen, aber was machen wir jetzt mit Current, Sir?” wollte Claire
wissen.
"Erst einmal gar nichts," entgegnete Harm. "Wir wissen nicht genug darüber, was
wirklich passiert ist... ich denke wir werden wie geplant nach dem Essen MacKay
befragen."
"In Ordnung, Sir, dann befragen wir ihn nach dem Essen" sagte Claire und schwieg
dann.
"Aber ehm Sir, darf ich Sie was fragen?" begann sie nach einer Pause.
"Worum geht es Lieutenant?" fragte Harm.
"Sir, wenn Sie aufgrund des Telefonates heute Vormittag Schwierigkeiten haben,
kann ich Sie bis zur Befragung von MacKay auch alleine lassen um die Sache zu
lösen" Claire sah ihn fragend an.
"Nein, das ist nicht nötig, das lässt sich von hieraus sowieso nicht klären und
langsam frage ich mich, ob ich das überhaupt noch klären will..." erwiderte Harm
leise.
"Oh, das hört sich nicht begeistert an, aber Sir, ich wollte mich nicht in Ihr Privatleben
einmischen, tut mir leid, aber ist wahrscheinlich meine Erziehung gewesen, immer
anderen mit ihren Problemen zu helfen" versicherte Claire schnell.
"Das ist schon in Ordnung, machen Sie sich keine Gedanken" beruhigte Harm sie.
"Aber erzählen Sie doch mal etwas über sich, was verschlägt Sie nach Washington?"
"Wie gesagt, ich wurde versetzt, aber um ehrlich zu sein bin ich froh wieder hier zu
sein. In Frankreich ist das amerikanische Militär nicht unbedingt freudig angesehen
und nette Kollegen schien es dort auch nicht zu geben, es sei denn, Sie finden 67
Jährige Tattergreise mit Griesgramgesicht sympathisch" erzählte Claire und
schmunzelte.
"Das ist auch nicht unbedingt meine Vorstellung von der Navy, aber erzählen Sie,
wie sind sie zur Navy gekommen?" fragte Harm dann.
"Es muss wahrscheinlich mit meinem Vater angefangen haben, der Anwalt war.
Doch als ich später beschloss auch Anwältin zu werden, fand ich im zivilen Leben
nicht die geeignete Beschäftigung und nachdem ich mich verpflichtet hatte und
herausfand, dass auch in der Navy ein Jurastudium möglich ist, hatte ich meinen
"Platz an der Sonne" gefunden. Das hört sich wahrscheinlich etwas kitschig an, oder,
Sir?" meinte sie.
”Nein, durchaus nicht, es hört sich vielmehr so an, als hätte da jemand genau den
richtigen Platz gefunden. Schließlich besagt ein altes Sprichwort, jemand der mit dem
Herzen dabei ist, kann alles erreichen was er will!” sagte Harm.
"Danke, Sir, da sind Sie einer der wenigen, ich habe schon häufiger zu hören
bekommen, "Haben Sie sich verlaufen, wollen Sie nicht lieber etwas
frauengerechteres beginnen? Nach der zehnten Beleidigung fängt man schon zu
grübeln an..." erzählte Claire traurig.
"Also daraus dürfen Sie sich nichts machen, spätestens wenn man weiß, was ihn
Ihnen steckt, werden diese Bemerkungen aufhören" sagte Harm zuversichtlich.
"Danke, Sir, ich werde mein bestes geben" gab Claire zurück.
Lieutenant Miller betrat die Messe und nahm sich einen Kaffee bevor sie sich
hinsetzte.
"Sir, was hat es mit ihren Wings auf sich? Sind Sie lange geflogen?" fragte Claire
neugierig.
Harm zögerte etwas mit seiner Antwort. "Ich war Tomcat-Pilot, bis mich ein Unfall
von der Fliegerei disqualifizierte. Genaugenommen fliege ich allerdings schon,
seitdem ich 16 bin, als ich meinen Sportflugzeugschein gemacht habe."
"Das tut mir leid, ich wusste nicht, dass Sie einen Unfall hatten, wie kam es dazu?
Wenn Ihnen die Frage zu persönlich ist, übergehen Sie sie einfach" sagte Claire.
"Nein, schon ok" versicherte Harm. "Bei einer Nachtlandung auf einem
Flugzeugträger spielten meine Augen nicht mehr mit, ich schlug auf und mein RIO
wurde getötet."
"Das tut mir leid, Sir"
"Ich habe lange gebraucht, um damit fertig zu werden, vor allem da Fliegen lange
Zeit mein Leben war" gab Harm zu.
Claire nickte. "Verständlich, etwas wie die Fliegerei ist nicht leicht auf zugeben. Aber
Sie scheinen bei JAG auch nicht unglücklich zu sein, oder?"
"Stimmt, Lieutenant, das wurde mir noch mehr bewusst, als ich kurzzeitig wieder zur
Fliegerei zurückgekehrt bin" erzählte Harm.
"Kurzzeitig, also waren Sie danach sicher, das JAG doch ihr wahrer Platz ist?" fragte
Claire.
"So ist es, auch wenn mein Herz weiter an der Fliegerei hängt, aber nur noch in der
Freizeit" erzählte Harm weiter.
"Das ist doch schön, schließlich haben Sie dann freiwillig aufgehört, und wurden
nicht, wie nach ihrem Unfall, dazu gezwungen."
"Ja, ich glaube ich musste mir selbst beweisen, dass ich noch fliegen kann, bis ich
einsah, dass JAG der Platz ist, wo ich hingehöre" sagte Harm nachdenklich.
”Na bitte, dann war es doch einen Versuch wert" meinte Claire.
In Zwischenzeit warf Harm einen Blick auf Lt. Miller, irgend etwas schien ihr
Probleme zu bereiten, sie war wieder aufgestanden und hatte sich einen zweiten
Kaffee geholt. Ein junger Mann setzte sich zu ihr und die beiden unterhielten sich.
"Nein, schon gut, ich wunderte mich gerade Lt. Miller, sie scheint in Gedanken
versunken" sagte Harm.
Claire sah ihn verwirrt an.
"Ist Ihnen aufgefallen, dass Lt. Miller und Current sich gut zu verstehen scheinen?"
fragte Harm.
"Ja, Sir, ist mir aufgefallen, war ja auch nicht zu übersehen" bestätigte Claire.
Lieutenant Miller scheint sich gut mit dem Mann zu verstehen, beim näheren
Hinsehen stellte er fest, dass es ein First Lieutenant der Marines ist.
"Vielleicht ist es einfach nur eine gute Freundschaft zwischen Offizieren. Aber ich
denke, wir lassen das Thema jetzt, wir kommen zu spät zu unserem Gespräch mit
MacKay" sagte Harm.
Commander Rabb und Lieutenant Lafayette stellten ihr Tabletts weg und gingen zum
Quartier von Lieutenant j.g. MacKay.
1600 OZ
Quartier von Current und MacKay
USS Harry S. Truman
Lt. Colonel MacKenzie betrat das Quartier.
Im Quartier nahm ein Lieutenant j.g. Haltung an als Mac es betrat und die Tür zum
Bad wurde von innen zu geschlagen.
"Ich möchte mit Lieutenant MacKay sprechen. Ich dachte ich würde ihn hier in
seinem Quartier finden" sagte sie zu dem anwesenden Lieutenant.
"Er ist im Bad, Ma'am."
"Und Sie sind?" wollte Mac wissen.
"Lieutenant j.g. Current, Ma'am."
"Wie lange ist der Lieutenant schon im Bad, Lieutenant Current?" fragte sie.
In dem Moment ging die Badezimmertür auf und Lieutenant MacKay kam heraus,
frisch geduscht und in Uniform. Als er Lt. Col. MacKenzie erblickte nahm er Haltung
an.
"Stehen Sie bequem, Lieutenant. Ich möchte unter vier Augen mit ihnen reden" sagte
Mac.
Die beiden Lieutenants veränderten ihre Körperhaltung.
"Ja, Ma'am" sagte MacKay.
"Ich bin bei Sean, falls mich jemand sucht, Mac." Lieutenant Current salutierte und
verließ den Raum.
"Setzen wir uns" forderte Mac Lieutenant MacKay auf. Mac wies auf die beiden
Stühle im Raum und sie beide nahmen Platz.
"Wissen Sie, warum ich wieder hier bin?" begann Mac.
MacKay sah sie verwundert an. "Nein, Ma'am."
"Erzählen Sie mir von sich" wies sie ihn an.
"Was wollen Sie wissen, Ma'am?" fragte MacKay.
"Ich weiß nicht. Fangen Sie bei ihren Eltern an. Oder den Andersons. Warum Sie
nicht wollen das Corporal Bailey bestraft wird. Ihre Freundschaft zu Lieutenant Miller.
Suchen Sie sich etwas aus" zählte Mac auf.
Man konnte dem Lieutenant ansehen, dass ihm mindestens eines der
Gesprächsthemen nicht besonders gefiel. *Woher weiß sie von den Anderson ?*
"Ich will nicht, dass seine Zukunft durch einen dummen Fehler zunichte gemacht
wird, Ma'am" sagte er schließlich.
"Das will keiner" stimmte Mac zu.
"Dann lassen Sie die Anklage gegen ihn fallen, Ma'am" meinte MacKay.
"Ich bin seine Anwältin und nicht die Anklägerin" stellte Mac richtig.
”Ich weiß, Ma'am” gab MacKay zurück.
Langsam wurde Mac ungeduldig. "Es liegt an uns, ihn frei zu bekommen. Er landet
im schlimmsten Fall für Jahre in Leavenworth und das will keiner von uns beiden.
Helfen Sie mir. Geben Sie mir ein richtiges Motiv für seine Tat. Erzählen Sie mir,
warum der Corporal Sie wirklich geschlagen hat. Ich sehe Ihnen an, das da noch
etwas ist was Sie mir erzählen wollen."
"Ich schwöre, Ma'am. Ich habe den Corporal das erste und letzte Mal gestern
Morgen gesehen" sagte MacKay erneut.
"Gut, das bringt uns nicht weiter so." Mac überlegte einen Moment. Der Lieutenant
hatte ihre anderen Fragen nicht beantwortet. "Erzählen Sie mir etwas von sich. Ich
muss wissen mit welche Art von Opfer ich es zu tun habe."
"Und was, Ma'am?" fragte MacKay.
"Ich hatte Ihnen vorhin einige Fragen gestellt. Beantworten Sie die bitte" drängte Mac
weiter.
"Meine Eltern starben als ich sechs war bei einem Autounfall, Ma'am. Ich war mit im
Wagen, als es passierte. Da keine weiteren Verwandten bekannt waren kam ich ins
Heim und von da zu Pflegeeltern, Ma'am" erzählte MacKay. Er schluckte. Dieses
Thema schien ihm nicht zu gefallen.
Mac sah ihm an das er dieses Thema lieber totschweigen würde. Aber irgendwie
hatte sie das Gefühl, das sie genau dort weiter forschen sollte.
"Es muss hart für Sie gewesen sein, sechs Jahre alt, den Tod der eigenen Eltern
mitzuerleben und dann ganz allein auf der Welt zu sein" sagte sie daher.
"Ja, Ma'am. Aber ich will kein Mitleid, das wollte ich damals nicht und das will ich jetzt
nicht" teilte MacKay ihr mit.
"Sie denken, ich würde Sie bemitleiden?" fragte Mac.
"Ich weiß es nicht, Ma'am. Ich rede nicht oft über das Thema. Es geht keinen was an,
Ma'am" erwiderte MacKay.
"Mit wem reden Sie darüber? Es gibt doch sicher jemanden, dem Sie vertrauen"
wollte Mac wissen.
"Es weiß keiner, Ma'am. Und so soll es auch bleiben." Seine strahlend blauen Augen
schienen dunkler geworden zu sein.
Mac hegte ihre Zweifel. "Nicht einmal Lieutenant Miller, ihr RIO?"
"Nein, Ma'am. Nicht mal ihr. Und bitte tun Sie es auch nicht" bat MacKay.
"Ich unterliege der Schweigepflicht. All das was Sie mir jetzt erzählen wird nie diesen
Raum hier verlassen" erklärte Mac. Sie holte tief Luft bevor sie weiter sprach. "Gibt
es etwas das Sie mir erzählen möchten?"
"Nein, Ma'am." Seine Stimme war nicht mehr so sicher wie zu Anfang dieses
Gespräches.
Auch Mac hörte die Unsicherheit in seiner Stimme. "Wir wollen beide dasselbe. Wir
wollen beide, dass Corporal Bailey mit einem blauen Auge davonkommt. Sie haben
einen großen Gerechtigkeitssinn, das habe ich gemerkt. Helfen Sie mir. Sie wissen,
wie Sie mir helfen können. Nur wieso wollen Sie nicht? Warum sperren Sie sich?"
"Ich wüsste nicht, wie Ihnen das helfen kann, den Corporal zu verteidigen, Ma'am"
meinte MacKay.
"Sie wissen, wie Sie das können" bedrängte sie ihn.
Mac stand auf und sah sich im Quartier der Beiden um. Es war das typische Quartier
zweier unverheirateter NAVY-Flieger. Sie sah einen sehr ordentlichen Raum. Beide
Betten waren korrekt gemacht. In einer Ecke des Raumes stand ein Gitarre und auf
dem Tisch waren Fotos und ein zugeklappter Laptop. Mac nahm eines der Bilder
vom Tisch und sah es sich an. Es zeigte eine hübsche dunkel haarige Frau, die in die
Kamera lächelte.
"Ich wüsste nicht wie, Ma'am" sagte MacKay nochmals. Der Lieutenant beobachtet
wie Colonel MacKenzie sich in dem Raum umsah. Ihm war nicht ganz wohl bei
dieser Befragung und er hoffte, dass sie es nicht bemerken würde.
"Ihr Foto?" Mac zeigte ihm fragend das Bild.
"Nein, Ma'am. Das ist Lieutenant Currents Verlobte" erklärte MacKay und schien
wieder lockerer zu werden.
"Keine Bilder von Ihnen?" fragte Mac.
"Doch, Ma'am. Das in dem dunkel blauen Rahmen. Die restlichen bewahre ich in
meinem Spinnt auf" erklärte MacKay.
Mac stellte das Bild mit Lieutenant Currents Verlobter zurück auf den Tisch und
betrachtete das besagte Foto. Es zeigte eine Gruppe von Offizieren, Frauen und
Männer alle in Uniform. Sie erkannte Lt. MacKay und auch Miller, sowie den
Lieutenant, der im Zimmer war als sie rein kam. Es waren noch mehr Navy Offiziere
zu sehen, aber auch ein paar Marines.
Marines? Mac wusste nicht was sie davon halten sollte. Am besten sie fragte den
Lieutenant geradeheraus. "Marines auf dem Foto?"
"Ja, Ma'am. Sie gehören zu Squadron VMFA-312 hier auf dem Schiff. Wir sind
befreundet, Ma'am. Ich sagte ja, ich habe nichts gegen Marines" sagte MacKay
"Ich weiß." Mac überlegte einen Moment. Die Lösung des Falls lag in den Menschen,
die man befragte. Konnte sie es wagen? Ja, schließlich wollte sie einen Mann vor
dem Gefängnis bewahren. "Darf ich Ihre anderen Bilder sehen?" fragte sie daher.
"Klar, Ma'am." Lt. MacKay stand auf und ging an den linken Spinnt. Er öffnete ihn,
holte eine Schachtel mit Fotos raus und stellte sie auf den Tisch.
Mac nahm einige Fotos aus der Schachtel und sah sie sich an. "Wer ist das?" wollte
sie wissen. Sie zeigte ihm eines der Bilder. Es war schon was älter und wurde
anscheinend oft in die Hand genommen. Das Bild zeigte ein sehr glücklich wirkendes
Pärchen, die Frau hielt ein Baby auf dem Arm.
"Meine Eltern und ich, Ma'am" erklärte MacKay.
"Haben ihre Eltern Sie dazu gebracht, zur Navy zu gehen?" fragte Mac.
"Nein, Ma'am. Ich kann mich kaum an meine Eltern erinnern. Mein Vater war Pilot
und meine Mutter Krankenschwester" erzählte MacKay.
"Wie kamen Sie dann dazu, zur Navy zu gehen?"
"Wir haben in der Schule mal einen Stützpunkt besucht, Ma'am. Ich fand es alles
ganz aufregend. Und auf der Uni kam der Gedanke wieder, Ma'am. Da hab ich mich
gemeldet und es bis heute nicht bereut" erwiderte MacKay.
Mac überlegte kurz, das war einfach eine festgefahrene Situation. Sie konnte hier
stehen bleiben und mit dem Lieutenant weiter über seine Familie plaudern, wobei sie
ihm meist die Antworten aus der Nase ziehen musste oder sie konnte den Fall lösen.
Sie sollte sich endlich mal wie eine erfahrene Anwältin aufführen und nicht wie ein
blutjunger Anfänger, da war ja Tiner besser im Fragen stellen.
Der Lieutenant setzte sich wieder hin und wartete auf weitere Fragen zu
irgendwelchen Fotos oder seiner Vergangenheit, was ihm momentan nicht mehr so
viel auszumachen schien.
"Wie weit reicht eigentlich ihre Erinnerung zurück?" fragte Mac nun.
"Ab dem Unfall ist alles recht deutlich, Ma'am. Alles was davor war, leider nicht so"
antwortete MacKay.
"Was passierte nach dem Unfall?"
"Ich kam ins Krankenhaus, Ma'am. Danach ins Heim."
In diesem Moment kamen Commander Rabb und Lieutenant Lafayette in den Raum.
Lieutenant MacKay stand auf und nahm Haltung an, als er den Commander
hereinkommen sah.
"Rühren, Lieutenant” sagte Harm. "Oh, Colonel, ich bin überrascht, Sie hier
anzutreffen. Kann es sein, dass wir hier ein zeitliches Problem haben? Ich hatte
einen Termin mit dem Lieutenant."
MacKay veränderte seine Körperhaltung.
"Es ist möglich," gab Mac zu. "Commander, ich brauche noch ein paar Minuten mit
dem Lieutenant. Danach gehört er ganz Ihnen, wenn Ihnen das recht ist." Mac
überlegte kurz. "Kann ich später auch mit Ihnen noch reden, Commander?" sagte sie
schließlich zu Harm.
Durch die noch offene Tür kam ein Captain der Marines herein. An seiner Uniform
konnte man erkennen, dass auch er Pilot war. " Hey Squid, wie ge....." Als der Marine
die anwesenden Offiziere sah, nahm er umgehend Haltung an. Er war etwa so groß
wie Lt. MacKay, hatte blonde kurze Haare und blau-grüne Augen. Mac hatte das
Gefühl, den jungen Mann schon mal gesehen zu haben. Commander Rabb, der am
nächsten zu dem Marine stand, konnte im Gesicht des Marines eine leichte
Verfärbung erkennen. Es sah aus, als wäre der Captain vor nicht allzu langer Zeit
von etwas oder jemanden sehr hart getroffen wurden. Man konnte unter und neben
dem rechten Auge noch deutlich Reste des Blutergusses sehen.
"Ich stehe Ihnen später gern zur Verfügung, Colonel" sagte Harm zu Mac. "Macht es
Ihnen etwa aus, wenn Lieutenant Lafayette und ich bei Ihrem Gespräch mit
Lieutenant MacKay anwesend sind? Wir könnten uns dann vielleicht einige Fragen
an ihn sparen."
Dann wandte er sich an den Marine. "Rühren, Captain. Kann es sein, dass Sie zu
dem Gespräch etwas beizutragen haben?"
Der Marine verändert seine Haltung. "Sir?"
Mac sah Harm an. Die Antwort würde sie auch interessieren.
Der Captain holte seine linke Hand hinterm Rücken hervor und hielt einen
Briefumschlag und einen kleinen Beutel in der Hand. "Ich wollte dem Lieutenant nur
etwas geben, Sir. Und fragen, wie es ihm geht." Er sah kurz zu dem Commander
rüber, um seine Reaktion zu sehen.
Mac folgte dem Blick des Captains nicht, sondern beobachtete den Lieutenant, wie
der auf das Auftauchen des Marines Captains reagierte. Außerdem fragte sie sich,
was das ganz genau war, was der Captain in den Händen hielt.
Lieutenant MacKay war etwas überrascht wegen des Auftauchens des Marines. Als
er sah, was der Marine in der Hand hatte huschte ein Lächeln über sein Gesicht,
aber er riss sich sofort wieder zusammen, blickte gerade aus und blieb still stehen.
Sein Lächeln aber blieb Mac nicht verborgen.
"Commander, ich wäre für ein Vier-Augen-Gespräch mit ihnen, jetzt" forderte Mac
Harm auf.
"Einverstanden, Colonel, wir sollten sehen, das wir hier einen ruhigen Platz finden.
Allerdings möchte ich gern Lt. Lafayette bei dem Gespräch dabei haben" meinte
Harm.
Der Marine zog seine Hand zurück.
"Ich warte gerne vor der Tür, Sir" sagte MacKay.
"Nicht nötig" meinte Mac. "Warten Sie hier, bis der Commander und ich wieder
zurück sind. Commander, Lieutenant, ich schlage vor wir gehen in die
Offiziersmesse."
"Ja, Ma'am" sagte MacKay.
"Gut, Colonel, gehen Sie voran, wir folgen Ihnen" sagte Harm und ging mit Claire
hinter Mac her.
Während dessen
Quartier von Current und MacKay
USS Harry S. Truman
Kaum hatten die drei JAG Anwälte den Raum verlassen und die Tür hinter sich
geschlossen atmeten die beiden Offizier auf. "Oh man" meinte der Marine.
"Das kannst du laut sagen" bestätigte MacKay.
Der Marine gab MacKay die Sachen, die er für ihn in der Hand hatte. "Hier."
MacKay nahm den Brief und die kleine Tüte entgegen. "Was ist das?" Er sah auf
dem Brief und las seinen Namen. Ein Grinsen ging über sein Gesicht. "Danke, aber
wo hast du den her?"
"Ich war am Wochenende Zuhause. Sie hat gesagt, wenn ich dir den nicht gebe,
brauche ich nicht wieder zukommen" erzählte der Marine.
"Das glaub ich Ihr aufs Wort" scherzte MacKay.
"Ich auch" gab der Marine zurück.
Beide Männer grinsten.
MacKay sah in die Tüte. "Na endlich. Das hat aber lange gedauert."
"Was soll das den heißen, Lieutenant?" fragte der Marine.
"Ähm, nichts, Sir" sagte MacKay schnell.
"Entspann dich. So wie das hier vorhin aussah als ich rein kam bist du wohl in
Schwierigkeiten?" fragte der Marine.
"Möglich" meinte MacKay. "Aber eigentlich sind die wegen dem Graffiti und meinem
blauen Auge hier."
"Na hoffentlich vergisst keiner, dass du das Opfer und nicht der Täter bist."
"Da wäre ich mir nicht so sicher. Ich glaube dieser Colonel hat was gegen mich"
meinte MacKay.
"Tja, Marines mögen halt keine Squids, und seit dem ich dich kenne weiß ich auch
warum" Der Marine grinste übers ganze Gesicht.
"Hast du jetzt nicht eigentlich extra Training?" lenkte MacKay vom Thema ab.
"Du kannst einem den ganzen Tag ruinieren" meinte der Marine.
"Ich weiß" grinste MacKay.
"Ach, habe ich mich eigentlich schon fürs extra Training bedankt?!"
"Nö, lass dir mal was einfallen" meinte MacKay.
"Wie wäre es mit einer Tracht Prügel?" drohte ihm der Marine scherzend an.
"Sie würden doch nicht einen jüngeren Offizier schlagen, Sir?" entgegnete MacKay.
"Bei dir wäre ich mir da nicht so sicher."
"Wenn du es versuchen willst, ich hab keine Einwände, außer dass, wenn du zu spät
kommst, du eine extra Runde drehen darfst oder auch zwei."
"Na gut, aber ich komme darauf zurück" erklärte der Marine.
"Morgen um 0600 im Sport Dorm, Sir?" MacKay grinste.
"Ok, ich werde da sein. Und wenn ich gewinne sind Sie nächstes Jahr krank beim
Spiel" sagte der Marine.
"Falls Sie gewinnen. Aber wäre es nicht besser wenn ich euch Nachhilfe gebe und
das Spiel erkläre ?" meinte MacKay.
"Wir werden es sehen. Und vergiss Mittwoch nicht. Ich hol dich pünktlich ab" sagte
der Marine.
"Ich werde fertig sein. Was soll ich überhaupt anziehen?" wollte MacKay wissen.
"Ganz normal, Jeans und so, wir grillen, es ist kein Staatsempfang" erklärte der
Marine.
"Ok, bis morgen."
"Bye."
Der Marine verließ die Kabine. MacKay war alleine. Er legte die Tüte auf den Tisch
und setzte sich aufs Bett, wo er den Brief öffnete und ihn las.
1630 OZ
In der Offiziersmese
Die ganze Zeit über überlegte sie, wie sie am besten anfangen sollte. Wenn sie ihren
Mandanten vor Leavenworth bewahren wollte, dann musste sie mit offenen Karten
spielen. Als sie vor der Offiziersmesse ankamen öffnete Mac die Tür. "Nach ihnen"
sagte sie.
"Sir, meinen Sie nicht es wäre besser, wenn ich zurück zu MacKay gehen würde?"
fragte Claire Harm.
"Einverstanden, Lt. Wir kommen dann später auch dorthin wieder zurück" sagte
Harm.
"Danke, Sir. Bis nachher." Claire drehte sich auf dem Absatz um und ging zurück zur
Kabine von MacKay.
Harm und Mac betraten die Offiziersmesse.
1640 OZ
Quartier Current und MacKay
USS Harry S. Truman
Claire ging in Richtung von MacKay's Kabine. Als sie sich der Kabine näherte sah
sie, wie der Marine die Tür hinter sich schloss und in ihre Richtung kam. Er ging an
ihr vorbei und grüßte sie kurz. Claire nickte zurück. Als sie an der Tür ankam klopfte
sie. Von drinnen hörte sie.
"Herein"
Sie öffnete die Tür und betrat die Kabine. MacKay nahm sofort Haltung an, als er
Claire sah. Er hatte noch immer den Brief in der Hand.
Claire nickte ihm zu. "Stehen Sie bequem."
MacKay veränderte seine Körperhaltung. "Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Ma'am?"
"Eigentlich Lieutenant, bin ich zurückgekommen, um Ihnen noch ein paar Fragen zu
stellen, aber vielleicht möchten Sie mir erst mal erklären, was für einen Brief Sie da
gerade erhalten haben? Der schien vorhin noch nicht da gewesen zu sein" sagte
Claire.
"Der Brief ist... ähm... etwas persönlich, Ma'am" meinte MacKay vorsichtig.
"Ich hoffe, Ihr Brief war erfreulich" versuchte es Claire noch einmal.
"Ja, Ma'am" sagte MacKay.
"Geht es Ihrer Familie dann hoffentlich gut ? Ich gehe mal davon aus, dass der Brief
von zu Hause kommt?" fragte Claire weiter.
"Nein, Ma'am. Nicht von zu Hause" sagte MacKay
Claire lächelt ihn verständnisvoll an. "Von Ihrer Freundin?"
"Ja, Ma'am" antwortete MacKay.
"Dann wollen wir es dabei belassen, falls Sie dennoch irgendwelche Nachrichten, die
den Fall betreffen könnten, erhalten, so erhoffe ich mir, dass Sie mir diese mitteilen."
Claire blickte ihn herausfordernd an, schenkt ihm dann allerdings ein Lächeln, um die
Härte aus ihren Worten zu nehmen. Schließlich war es nicht ihre Aufgabe, den
Lieutenant auseinander zu nehmen, dafür schienen andere Leute zuständig
gewesen zu sein.
"Wegen dem blauen Auge, Ma'am?" fragte MacKay.
"Ja, dass sieht nicht aus, als wäre es ein kleiner Kratzer. Ich hoffe Sie haben nicht zu
große Schmerzen." Claire sah ihn mitleidig an.
"Es sieht schlimmer aus als es ist, Ma'am. Und ich habe dem Colonel schon alles
gesagt" gab sich MacKay defensiv
"Tut mir leid, ich möchte Sie hier nicht in Kreuzverhörstimmung bringen. Ich habe
nicht vor Sie deswegen auseinander zu nehmen, das ist nicht meine Aufgabe. Darf
ich trotzdem fragen wie es dazu gekommen ist?"
"Ist schon in Ordnung, Ma'am. Ich bin geschlagen worden, das ist schon alles"
erwiderte MacKay.
Claire schmunzelte. "Ich hoffe das war eine Ausnahme, nicht das Sie hier zum
Dauerverbraucher von Abdeckstiften wegen der vielen Prügeleien werden."
MacKay sah sie fragend an. "Abdeckstifte, Ma'am?"
"Jetzt erzählen Sie mir nicht, Sie hätten sich noch keinen geborgt," meinte sie
augenzwinkernd, "Sie müssen doch nicht mit dem blauen Auge herum laufen, dass
kann man doch kaschieren."
"Warum, Ma'am? Es ist doch keine Schande" wies MacKay zurück.
"Dann ist das natürlich was anderes, wenn Ihnen dass nichts ausmacht" gab sich
Claire zufrieden. "Und falls Sie es doch irgend wie leid werden sollten die Damen auf
dem Schiff helfen Ihnen bestimmt gerne weiter."
"Ich glaube nicht, dass ich darauf zurück komme, Ma'am” erwiderte MacKay.
”Kein Problem.” Claire sah sich im Raum um. ”Lieutenant, was halten Sie davon,
wenn wir uns setzen?”
”Gerne, Ma'am.”
Lieutenant MacKay ging auf den rechten Stuhl zu. Dabei drehte er Claire kurz den
Rücken zu, wobei sie über seinen Gürtel einen kleinen, unscheinbaren Fleck auf
seinem Hemd bemerkte.
”Lieutenant, was haben Sie dort auf ihrem Rücken, sind Sie verletzt?” fragte sie
besorgt.
”Was, Ma'am?” fragte MacKay zurück.
”Scheint Blut zu sein” beschrieb Claire.
MacKay fasste sich an den Rücken, genau dahin wo der Fleck auf dem Hemd war.
Es schien weh zu tun. Als er die Hand wieder wegnahm war der Fleck etwas größer
geworden. ”Ähm, ja das, Ma'am. Das ist nur ein kleiner Kratzer” sagte er und drehte
sich wieder zu Claire um.
”Lieutenant, dürfte ich mir das vielleicht etwas genauer ansehen, scheint kein kleiner
Kratzer zu sein. Vielleicht muss ich Sie sogar zur Krankenstation schicken” meinte
Claire.
”Es ist nichts, Ma'am” versicherte MacKay.
”Ich begleite Sie vorsichtshalber doch lieber zum Schiffsarzt” beschloss Claire.
MacKay gab sich geschlagen. ”Na gut, Ma'am.”
”Also dann nichts wie los” drängte Claire.
Claire machte eine kurze Notiz, und legte diese auf den Tisch. Nachdem Claire
aufgestanden war, öffnete Sie die Tür und sah den Lieutenant auffordernd an,
voranzugehen. MacKay ging voraus zur Krankenstation. Da angekommen blieb er
vor der Tür stehen und sah Lieutenant Lafayette an.
"Halten Sie es wirklich für nötig, Ma'am?" fragte MacKay. "Es ist mir lieber
Lieutenant, nicht das Sie etwas verharmlosen und hinterher wirklich etwas schlimmes
haben" meinte Claire. MacKay nickte kurz und klopfte an.
"Herein!" Commander VanDegen war leicht entnervt als es an ihrer Tür klopfte.
MacKay öffnete die Tür und machte Platz, damit Lieutenant Lafayette als erstes
eintreten konnte. Claire trat ein und nahm Haltung an. Lieutenant MacKay folgte ihr.
Lorraine drehte sich zur Tür um, um zu sehen wen sie weswegen behandeln musste.
"Stehen Sie bequem" sagte Commander VanDegen. Die Frau kannte sie nicht, aber
dafür die andere Person um so besser. "MacKay, lange nicht mehr gesehen. Setzen
Sie sich" meinte VanDegen. Sie lächelte leicht und wandte sich Lt Lafayette zu.
"Kann ich Ihnen auch helfen?" fragte Sie Claire.
Claire nahm eine etwas bequemere Haltung an und sagte, "Nein, Ma'am. Ich habe
nur den Lieutenant hierher begleitet. Ich wollte sicher gehen, dass er nichts
schlimmes hat."
"Ich denke nicht, aber ich werde mir das mal ansehen. Danke Lt. Warten Sie bitte da
drüben?" sagte VanDegen.
"Jawohl, Ma'am.” Claire nahm auf einem Stuhl in der Ecke Platz.
"Also MacKay, dann sehe ich mir das mal an, was war denn diesmal los?" wandte
sich VanDegen an MacKay.
"Nur ein kleiner Kratzer, Ma'am. Wirklich nicht schlimm."
Sie ging um ihn rum und sah schon das Blut. "Na mal sehen, ziehen Sie mal das
Hemd aus" sagte sie.
MacKay zog sein Uniformhemd aus und auch das Unterhemd und legte beide
Sachen auf den Behandlungstisch. Auf dem Rücken war kurz über dem Gürtel auf
der linken Seite eine Schürfwunde. Sie war etwa 1-2 cm breit und gute 10 cm lang.
Umrandet von einem kräftigen Bluterguss, aber blutete nicht mehr.
Cmdr. VanDegen zog sich Handschuhe an und legte schon mal Verbandsmaterial
bereit. Weiter oben auf dem Rücken sah Lt. Lafayette einen weiteren Bluterguss, der
schien schon etwas älter zu sein. Dieser befand sich auf der linken Schulter und war
etwa 5 cm breit und so gute 15 cm lang. Immer noch recht kräftig in der Farbgebung.
"Was ist denn diesmal passiert?" wollte VanDegen wissen. "Ich habe mich gestoßen,
als ich ein paar Seamen mit Kisten aus gewichen bin, Ma'am" antwortete MacKay.
Sie fing an die Wunde zu versorgen und sah sich die andere auch noch mal an und
klebte noch ein Pflaster drüber.
"Dann hoffe ich mal Sie hier so schnell nicht mehr wieder zu sehen" sagte
VanDegen.
"Das hoffe ich auch, Ma'am. Danke."
Lorraine warf die Handschuhe weg und räumte auf. Lt. MacKay zog sich seine
Sachen wieder an. Sie drehte sich zu Lieutenant Lafayette um. "Alles ok, war nur
eine kleine Wunde" meinte Sie.
"Ich hatte erwartet, etwas schlimmeres zu sehen" sagte Claire. Sie sah sich trotzdem
den Rücken noch einmal an, dabei fiel ihr eine kleine Narbe auf. Die Narbe befand
sich auf der linken Seite, links unterm Schulterblatt. Sie war etwa daumengroß.
Commander VanDegen machte einen Bericht fertig.
"Lieutenant, was haben Sie dort für eine Narbe?" fragte Claire.
"Lieutenant, könnten Sie das bitte unterschreiben? Sie kennen das ja schon" sagte
Commander VanDegen und reichte MacKay das Formular zur Unterschrift.
"Ja, Ma'am" sagte MacKay und unterschrieb das Formular und gab es zurück.
"Die ist von einer Schusswunde, Ma'am" antwortete MacKay.
"Oh weh, wie haben Sie das denn hin bekommen?" fragte Claire weiter.
"Auf dem Schulweg, Ma'am. Bin in einen Bandenkrieg geraten. Passiert schon mal"
erklärte MacKay ruhig.
"Haben Sie versucht jemandem zu helfen oder waren Sie selber Mitglied?" wollte
Claire jetzt wissen.
"Keines von beidem, Ma'am. Nur auf dem Schulweg, ich war 9 Jahre." MacKay hat
mittlerweile sein Uniformhemd wieder an.
Lieutenant Lafayette und Lieutenant j.g. MacKay verabschiedeten sich von
Commander VanDegen und verließen die Krankenstation wieder.
In der Offiziersmesse
Nachdem die Tür mit einem Klick hinter ihnen ins Schloss gefallen war drehte sich
Mac zu Harm um. "Ich verteidige einen Marine, dem vorgeworfen wird, einen Offizier
geschlagen zu haben. Derselbe den ich gerade verhört habe und den Sie verhören
wollen. Die Entschuldigung für das was mein Mandant tat ist das Graffiti das Sie
untersuchen. Und er tat es nur, weil der Lieutenant etwas Schwarzes an den Fingern
hatte" berichtete Mac.
"Ich denke, unter diesen Voraussetzungen könnte man auf eine Affekthandlung
plädieren. Was sagt der Corporal zu seiner Verteidigung?" wollte Harm wissen.
"Er bekennt sich schuldig und bereut seine Tat" antwortete Mac, "aber darum geht es
gar nicht. Was ich möchte ist, dass dieser Mann, weil für ihn immer noch der Satz:
Einheit, Corps, Gott, Vaterland gilt und er deswegen stellvertretend für das Corps
gehandelt hat, nicht für seine Tat zur Rechenschaft gezogen wird, bzw. das ich
mindestens verminderte Schuldfähigkeit nachweisen kann. Sogar das Opfer will das
die Tat nicht verfolgt wird. Harm, Sie müssen mir helfen, Ihr Fall ist wie gesagt der
Grund warum mein Mandant es getan hat, ich brauche Ihre Hilfe."
"Mac, finden Sie nicht, dass Sie jetzt ein bisschen übertreiben? Natürlich könnte man
mit dem Argument der verminderten Schuldfähigkeit argumentieren, aber glauben
Sie wirklich, dass er den Lieutenant nur wegen Einheit, Corps, Gott und Vaterland
geschlagen hat? Hier geht es lediglich um den Kleinkrieg zwischen Navy und
Marines, und je mehr wir das Ganze zu einem Riesenfall mit den obersten Prinzipien
des Marine Corps aufbauen, desto mehr fördern wir diesen Kleinkrieg! Sicher
werde ich versuchen, Ihnen zu helfen, aber wir sollten hier keinen Präzedenzfall
schaffen, der Marine-Corps und Navy noch weiter auseinander bringt!" meinte Harm.
"Das ist auch nicht meine Absicht. Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt. Mein
Mandant hat nichts weiter getan als das verteidigt woran er glaubt, woran ich glaube,
woran auch Sie glauben.... Gut, Sie sind kein Marine, aber auch für Sie ist das Militär
zu einer Familie geworden. Wie würden Sie reagieren wenn man die NAVY in den
Dreck zieht? Wenn man an Ihre geliebte Tomcat: Eigentum der Squids schreibt?"
versuchte es Mac.
"Moment mal, Mac. Versuchen Sie, das doch mal aus einer anderen Sicht zu
betrachten, mal ganz ohne die Fehde. Der Junge hat einfach überreagiert! Genau so,
wie mein Klient nicht darüber nachgedacht hat, was er eigentlich dort gemacht hat!
'Eigentum der Squids' auf einer Tomcat? Na und, da steht eh schon US NAVY drauf!
Das wäre doch nicht falsch! Und vielleicht sollten Sie auch noch bedenken, dass der
Lieutenant, den Sie eben verhört haben, in diesem Fall nicht der Täter ist, sondern
nur zur falschen Zeit am falschen Ort war. Aber bevor wir uns jetzt hier auch noch an
den Hals gehen, möchte ich gern wissen, wie Sie sich meine Hilfe vorstellen"
versuchte Harm sie zu beruhigen.
Mac atmete tief durch. "Was können Sie mir zu ihrem Fall sagen, ohne gegen die
anwaltliche Schweigepflicht zu verstoßen?"
"Gut, versuchen wir es mal. Wir haben hier zwei Fälle, die miteinander verbunden
sind. In meinem Fall geht es um eine oder mehrere Personen, die ein Graffiti an eine
Marines-Baracke gesprüht haben. Die Wortwahl war dabei nicht ganz angebracht. Ihr
Klient hat, nachdem dieses Graffiti entdeckt wurde, einen Unbeteiligten dabei
beobachtet, wie er sich die Hände abgewischt hat und ihn geschlagen, weil er ihn für
den Verfasser des Graffitis hielt. Das sind erst einmal die Fakten. Ist Ihnen vielleicht
noch mehr bekannt, was ich nicht weiß?" fasste Harm alles zusammen.
"Theoretisch nicht. Ich habe nur so ein Gefühl das hinter der Sache mehr steckt als
wir erfahren haben. Ich will keinem der Beteiligten unterstellen gelogen zu haben.
Mein Gefühl sagt mir nur das sie mir nicht die Wahrheit gesagt haben, angefangen
bei Lieutenant MacKay bis hin zu Corporal Bailey" meinte Mac.
"Dass man uns nicht alles sagt, das denke ich auch. Aber jetzt stelle ich Ihnen mal
eine simple Frage: Wir haben hier zwei Fälle, die beide eigentlich ziemlich
unbedeutend sind. Lieutenant MacKay, der in Ihrem Fall eigentlich das Opfer ist und
dem Sie so misstrauen, hat keine Anklage erhoben, Corporal Bailey wird sich
wahrscheinlich auch nicht selbst angezeigt haben. Also bitte, wer hat die Anzeige
gemacht und damit überhaupt den Stein ins Rollen gebracht?" fragte Harm.
Langsam dämmerte es Mac, lautlos bewegte sie die Lippen. "Ein derartiger Verstoß
muss angezeigt werden" stellte Mac fest.
"Richtig, Mac. Also bevor wir uns jetzt weiter den Mund fusselig reden sollten wir
vielleicht noch mal die Beteiligten befragen, wer dies gemeldet hat. Außerdem
möchte ich noch mit Private Simpson reden, Gunny Henllay hat sie mir gegenüber
als Zeugin angegeben. Seinen Angaben zu Folge soll sie sich ebenfalls an Bord
aufhalten" sagte Harm.
"Zusammen oder allein?" fragte Mac ihn.
"Gute Frage. Wir sollten erst einmal gemeinsam zu Lt. MacKay zurückkehren. Lt.
Lafayette ist ja noch bei ihm, vielleicht hat Sie in der Zwischenzeit etwas Neues
erfahren."
Mac ging zur Tür, um sie zu öffnen. Mitten in der Bewegung machte sie halt und
drehte sich zu Harm um. "Ich misstraue Lieutenant MacKay nicht und ich will auch
nicht auf seine Kosten den Corporal frei bekommen, falls es das ist, was Sie denken"
sagte Sie Harm.
"Mac, ich weiß, dass Sie es Ihnen, genau so wie mir, nur um die Wahrheit geht. Ich
unterstelle Ihnen nichts anderes." Dann verließen sie die Offiziersmesse und gingen
zum Quartier von Lieutenant MacKay.
1715 OZ
Weg zu MacKay’s Kabine
USS Harry S. Truman
"Lieutenant um noch mal auf das Gespräch von eben zurück zu kommen, wissen Sie
denn wer diese Gang war? Sie scheinen dort ja ungewollt hineingeraten zu sein"
fragte Claire.
"Keine Ahnung, Ma'am. Hat mich damals recht wenig interessiert" antwortete
MacKay.
"Kein Problem Lieutenant." Lieutenant j.g. Miller kam den beiden auf dem Gang
entgegen, sie salutierte im vorbei gehen und drückte MacKay einen Zettel in die
Hand.
"Es tut mir leid, ich will nicht neugierig erscheinen aber was ist das für ein Zettel?"
wollte Claire wissen. MacKay faltete das Stück Papier auf und las kurz.
"Nichts wichtiges, Ma'am" meinte MacKay und reichte Claire den Zettel. Auf dem
Papier stand nur 'PT 1900 OM'.
"Lieutenant, was meinen Sie bitte mit PT und OM?” fragte Claire.
"Tschuldigung, Ma'am. Es bedeutet, dass es bei heute Abend um 1900 bleibt"
erklärte MacKay und nahm den Zettel wieder an sich. "Wir haben eine
Geburtstagsparty heute in der Offiziersmesse, Ma'am" erklärte er dann weiter.
"Wer hat denn Geburtstag" fragte Claire nach.
"Lieutenant Current, Ma'am."
Kurz bevor sie die Kabine erreichten, klingelte auf dem Gang eins der vielen
öffentlichen Telefone an Bord. Ein 1st Lieutenant, der gerade vorbei ging, nahm den
Hörer ab. Er hörte kurz zu, sagte etwas und senkte den Hörer. Er sah MacKay an.
"Ist für dich, Jason" rief er zu MacKay.
"Danke!" MacKay richtete sich an Lt. Lafayette. "Macht es ihnen etwas aus, wenn ich
das Telefonat annehme, Ma'am?" fragte er.
"Nein, macht es nicht. Aber brauchen sie nicht zu lange" sagte Claire.
"Danke, Ma'am."
Claire lehnte sich an die Wand an und wartete auf Lt. MacKay, während er den Hörer
entgegen nahm.
"MacKay….........Jenn?! Ist etwas passiert? .............. Ja, habe ich.
Es ist etwas dienstliches dazwischen gekommen............... Ich weiß. Tut mir leid, ich
habe auch jetzt nicht viel Zeit..............Ich denke schon.............Alles was du willst
..........Ich liebe dich."
Er legte auf und drehte sich, mit einem lächeln auf dem Gesicht um. Und blickte
direkt in Commander Rabb‘s Augen, der nur den letzten Satz des Gespräches
mitbekommen hatte und gerade mit Lt. Col. MacKenzie aus dem Quartier von
MacKay kam. Etwas erschrocken nahm MacKay Haltung an und das Lächeln
verschwand von seinem Gesicht. "Rühren, Lt. MacKay! Na, nun schauen Sie doch
nicht so entgeistert, ich hab mich jetzt sicher nicht angesprochen gefühlt! Und wenn
Sie sich wieder beruhigt haben, würden wir gern noch einmal mit Ihnen reden" sagte
Harm zu MacKay und dann zu Lt. Lafayette gewandt, "Lt. Lafayette, was ist passiert,
warum mussten Sie Lieutenant MacKay zur Krankenstation bringen?"
"Ich bemerkte, dass der Lieutenant blutete und wollte mich vergewissern, dass es
sich hier um nichts ernsteres handelt. Ich hab die Schürfwunde die von einem nicht
unbedingt kleinen blauen Fleck umrandet wurde, in der Krankenstation verarzten
lassen, es war glücklicherweise nichts schlimmeres" erklärte Claire.
"Was ist Ihnen passiert, Lieutenant MacKay? Ihnen scheint aber auch nichts erspart
zu bleiben" bemerkte Harm.
"Ich hab mich nur gestoßen, Sir. Nicht weiter schlimm" meinte MacKay.
"Lieutenant Lafayette, haben Sie mit Lieutenant MacKay schon über seine
Beziehung zu unserem Fall gesprochen?" wollte Harm wissen.
"Nein habe ich noch nicht Sir, ich wollte warten, bis Sie auch dabei sind" antwortete
Claire.
"Gut. Der Colonel wollte ihre Befragung noch abschließen, wir setzen uns dann dazu.
Da wir aber im Quartier des Lieutenant nicht alle Platz finden werden, gehen wir wohl
besser zur Offiziersmesse zurück. Sind Sie einverstanden, Colonel?" meinte Harm
und sah Mac an.
"Sicher Commander. Und je eher desto besser" sagte Mac. "Na, dann lassen Sie uns
mal gehen."
Während dessen
Auf der Brücke
"Sind die Anwälte noch an Bord?" fragte der Skipper Ensign Price.
"Ja, Sir.”
"Dann klären Sie mal, ob die Herrschaften hier über nacht bleiben" sagte der
Skipper.
"Ja, Sir" antwortete Price.
"Ich denke mal ja, also sorgen sie schon vorher für Schlafmöglichkeiten" befahl der
Skipper.
"Aye, Sir." Ensign Price salutierte und verließ die Brücke. Er machte sich auf den
Weg und klärte Schlafplätze ab. Bevor er sich auf die Suche nach den Leuten von
JAG machte.
1730 OZ
USS Harry S. Truman
Offiziersmesse
Harm, Mac, Claire und MacKay machten sich auf den Weg. In der Offiziersmesse
setzten sie sich an einen Tisch in der Ecke.
Mac holte tief Luft bevor Sie mit der Fragerei begann. "Lieutenant MacKay, Sie
bleiben dabei, das Sie sich nicht wirklich erklären können warum Sie nun ein
Veilchen haben?" fragte Mac direkt.
"Ja, Ma'am" antwortete MacKay.
"Auf dem Schiff hier hört man ja so einige Geschichten. Ich hoffe ich greife dem
Commander nicht vorweg, aber wir waren bei der Befragung durch mich ja auch
schon an diesem Punkt. Wie steht es mit dem Graffiti?" meinte Mac. Mac
beobachtete den Lieutenant genau, versuchte aus seinem Gesichtsausdruck zu
lesen, ob mehr dahinter steckte als er wirklich erzählte.
"Was für Geschichten, Ma'am" fragte der Lieutenant und sah sie unschuldig an.
*Ich glaub das kriegen wir nie zu ende* dachte Mac seufzend.
"Lieutenant MacKay, bitte teilen Sie uns mit, was Sie über das Graffiti wissen, außer
das es an die Baracke der Marines gesprüht wurde" forderte Mac ihn auf.
"Nicht viel, Ma'am. Nur das sich eine Menge Leute anscheinend darüber aufregen"
sagte MacKay.
Das Telefon an der Wand klingelte. Ein Lieutenant nahm den Anruf entgegen. Er
redete kurz und legte den Hörer auf das Telefon. Danach ging er auf den Tisch zu,
an dem sie saßen und sah Lt.Col. MacKenzie an. "Lieutenant Colonel MacKenzie,
ein Anruf für Sie, Ma'am" sagte er.
"Wer ist es, Lieutenant?" fragte Mac.
"Ein Gunnery Sergeant Galindez, Ma'am" antwortete der Lieutenant.
"Danke Lieutenant, ich werde das Gespräch hier annehmen" sagte Mac ihm und zu
den anderen gewandt, "Ich bin gleich wieder da."
Der Lieutenant ging wieder an seinen Tisch zurück und setzt sich. Mac stand auf und
ging zum Telefon, um den Anruf entgegen zunehmen. "Ja Gunny, was gibt es?"
fragte Mac.
"Ich habe die Informationen die Sie wollten, Ma'am. Und ich dachte ich rufe Sie an
bevor ich nach Hause gehe" sagte der Gunny.
"Was haben Sie genau für Informationen?"
"Ich habe die Akte von Lieutenant j.g. Miller vor mir, Ma'am. Und noch ein paar
Informationen zu Lieutenant j.g. MacKay, die werden Ihnen aber vermutlich nicht viel
helfen."
"Trotzdem. Gunny, was steht dort was ich wissen sollte."
"Ja, Ma'am. Lieutenant j.g. Miller ist aus New York, sie hat in Yale Maschinenbau
studiert. Sie kennt Lieutenant MacKay schon von der Akademie. Und seit dem sind
die beiden ein Team, Ma'am. Sie hat eine ältere Schwester, ihr Vater ist Pilot bei
TWA und ihre Mutter eine Anwältin in einer angesehenen Kanzlei in New York. Keine
negativen Eintragungen in ihrer Akte. Zweitbeste des Jahrgangs in Annapolis. Das
war es zu Lieutenant j.g. Miller, Ma'am."
"Und was haben Sie noch über Lieutenant MacKay?"
"Die Akte vom Jugendamt in Los Angeles, kann ich vom Lieutenant nicht bekommen,
die ist unter Verschluss, Ma'am. Aber ich habe die Polizei-Akte von Anderson."
"Und was steht dort drin?"
"Anderson ist 1983 zu 5 Jahren Haft verurteilt wurden, Ma'am. Er hatte im gleichen
Jahr im Gefängnis einen tödlichen Unfall. Die Anklage lautete auf schwere
Kindesmisshandlung."
"Lieutenant MacKay?"
"Der Name des Kindes steht hier nicht, Ma'am. Zum Schutz des Kindes kommt der
Name nicht in die Akten, aber ich glaube schon. Die Andersons haben keine eigenen
Kinder."
"Danke Gunny."
Mac legte den Hörer auf, ging zum Tisch zurück und setze sich wieder.
Zur gleichen Zeit am Tisch
Lieutenant j.g. MacKay schien erleichtert darüber zu sein, dass Lt.Col MacKenzie
vom Tisch aufgestanden war.
"Nun mal zur Sache, Lt. MacKay. Ich habe den Eindruck, Sie versuchen jemanden
zu decken, aber das stört mich im Moment gar nicht. Was mich interessiert ist, was
Sie über das Graffiti wissen, und vor allen, wie kam diese Farbe an Ihre Hände?" fing
Harm an zu fragen.
"Das war keine Farbe, Sir" sagte MacKay.
"Gut, was war es dann?" fragte Harm nach.
"Dreck oder Öl, Sir, glaube ich jedenfalls" meinte MacKay.
"Was wissen Sie über das Graffiti?" fragte Harm.
"Ich weiß was auf der Wand steht, Sir, oder wohl eher was es heißen sollte. Und das
es Samstagnacht passiert ist" antwortete MacKay.
"Haben Sie es selbst gesehen?"
"Nein, Sir. Nur gehört von."
"Wo waren Sie, als Sie sich das nette Veilchen eingefangen haben?" fragte Harm.
"Ich war mit Lieutenant j.g. Miller auf dem Weg zum P-Ex" berichtete MacKay.
"Und auf dem Weg dahin haben Sie sich die Hände gewaschen?" wollte Harm
wissen.
"Nein, Sir. Charly hatte mir ein Taschentuch gegeben" erklärte MacKay.
"Wenn Sie es nicht waren, der den Corporal angezeigt hat, wer war es dann?” fragte
Harm gerade, als Lieutenant Colonel MacKenzie wieder an den Tisch kam und sich
setzte.
Ensign Price betrat die Messe und ging zielstrebig auf den Tisch zu. Unter dem
linken Arm hat er ein Klemmbrett. "Entschuldigung, Ma'am, Sir. Der Captain möchte
wissen, ob Sie übernacht bleiben" fing Price an.
"Ja, wir werden in Norfolk bleiben. Können Sie das irgendwie einrichten, das wir an
Bord bleiben, oder sollen wir uns an Land mit dem Marine-Corps in Verbindung
setzen?" wollte Harm wissen.
"Der Captain sagt sie können an Bord bleiben, wenn sie möchten. Ich habe mich
auch schon um Kabinen gekümmert, Sir" erklärte Price.
"Das ist sehr gut. Wir sind im Moment noch in einer Besprechung, könnten sie uns
etwa in einer halben Stunde unsere Kabinen zeigen?" fragte Harm.
"Kein Problem, Sir" antwortete der Ensign salutierte und ging.
"Mac, Sie sind doch sicher mit Ihrem Auto hier. Können Sie mir einen Gefallen tun,
und Lieutenant Lafayette und mich später noch zu den Baracken zurückfahren? Wir
haben dort noch unser Auto stehen" erkundigte sich Harm.
"Sicher."
"Danke, Mac. Dann lassen Sie uns das aber erst hier noch beenden. Bevor Sie
zurückkamen, hatte ich Lieutenant MacKay gerade gefragt, wer es war, der den
Corporal angezeigt hat, wenn er es selbst nicht war" fragte Harm und sah MacKay
fragend an.
"Commander VanDegen, Sir. Sie hat gestern Morgen mein Auge versorgt. Und da
ich damit nicht fliegen darf, musste sie einen offiziellen Bericht schreiben" erklärte
MacKay.
"Und dann ist es halt den Dienstweg gegangen. Was mich aber noch interessieren
würde ist, ob Ihnen Ihr Zimmergenosse Lieutenant Current noch irgend etwas zu
dem Vorfall mit dem Graffiti erzählt hat. Ich meine, Sie sind doch Kollegen, da spricht
man doch untereinander!" meinte Harm.
"Nur das was er Ihnen auch schon gesagt hat, Sir" antwortete MacKay.
"Lieutenant, könnten Sie dennoch mal kurz zusammenfassen, was er uns gesagt
haben soll, dann könnten wir das Ganze abgleichen" meinte Claire.
"Ich würde das lieber nur mit Ihnen beiden besprechen, Ma'am. Ich will das ganze
nicht schlimmer machen als es ist."
Harm warf Lieutenant Lafayette einen vielsagenden Blick zu und sagte dann,
"Lieutenant Lafayette, ich glaube der Colonel hat ihre Vernehmung noch nicht
beendet vielleicht sollten wir Ihr erst einmal das Feld überlassen?"
"Kein Problem, Sir" sagte Claire mit einem leichten Nicken in Harms Richtung.
"In Ordnung. Lieutenant, eine Frage habe ich wo mich die Antwort sehr interessiert.
Es geht um Mister Anderson" fing Mac an.
MacKay schien bei dem Namen das Blut zu gefrieren. Er schluckte kräftig bevor er
antwortete. "Und was genau, Ma'am?"
"1983" kam von Mac knapp.
MacKay reagierte nicht auf Lt.Col. MacKenzie, er starrte nur gerade aus und schien
mit seinen Gedanken ganz wo anders zu sein.
"Lieutenant MacKay?" sprach Mac ihn an, aber MacKay reagierte nicht.
"Lieutenant MacKay, ist alles in Ordnung mit Ihnen?" fragte Claire und sah ihn von
der Seite an.
Lieutenant j.g. MacKay zuckte zusammen uns sah Claire an. "Was?" Er war
kreidebleich im Gesicht.
"Sie sehen aus, als hätten Sie einen Geist gesehen, ist Ihnen nicht gut?" fragte Claire
leicht besorgt.
"Alles in Ordnung, Ma'am. Nur schlechte Erinnerungen" meinte MacKay.
"Möchten Sie vielleicht später darüber reden?" fragte Claire ihn.
"Am liebsten nie, Ma'am" antwortete MacKay und langsam kam die Farbe wieder in
sein Gesicht zurück.
"Lieutenant es tut mir leid wenn ich damit schlechte Erinnerungen zurück in Ihr
Gedächtnis gerufen habe. Ich habe eine vage Vorstellung was sich 1983 zugetragen
haben muss. Ich möchte eigentlich nur verstehen, warum Sie nicht wollen, dass der
Corporal bestraft wird" erklärte Mac.
"Sie haben keine Ahnung was da abgelaufen ist, Ma'am" fing MacKay an. "Und was
den Corporal betrifft, er war sauer, das verstehe ich ja, aber warum sollte er
deswegen aus dem Corps fliegen. Ma'am."
"Ich hätte Sie gerne, wenn es zum Prozess gegen den Corporal kommen sollte, als
Fürsprecher für diesen" bat Mac.
"Natürlich, Ma'am."
Ensign Price betrat wieder die Messe und kam auf den Tisch zu. "Haben sie jetzt
Zeit, Sir, Ma'am?" fragte Price.
"Lieutenant MacKay, könnten Sie sich in einer halben Stunde für uns zur Verfügung
halten? Wir kommen dann zu Ihrem Quartier, wenn Ihnen das recht ist. - Ensign
Price, wir folgen Ihnen" sagte Harm.
"Ja ,Sir."
Zur gleichen Zeit in der Messe
USS Harry S. Truman
Als sie weg waren holte sich MacKay was zu essen und setzte sich an einen Tisch.
Lieutenant j.g. Jackson kam in die Messe und setzte sich mit einem Tablett zu
MacKay.
"Hy" begrüßte MacKay ihn.
"Hy. Und sind die fertig mit dir?" wollte Jackson direkt wissen.
"Nein, leider nicht" antwortete MacKay nicht gerade begeistert von dem Gedanken,
noch ein zweites Mal verhört zu werden.
"Was wollten sie den alles wissen?” fragte Jackson neugierig.
"Was ich über das Graffiti weiß und warum mich der Corporal geschlagen hat."
"Und weiter?” hakte Jackson nach.
"Und sie wissen von den Andersons" sagte MacKay beiläufig.
"Was! Was haben die den damit zu tun?" wollte Jackson wissen.
"Keine Ahnung. Der Colonel findet es wohl relevant" meinte MacKay.
"Was machst du jetzt?"
"Nichts, ich glaub sie hat verstanden, dass das dem Corporal nicht hilft und lässt er
auf sich beruhen" erklärte MacKay.
"Hoffentlich!"
"Ich denke schon."
"Und wie fühlst du dich?” fragte Jackson leicht besorgt.
"Mir geht’s bestens" versuchte MacKay das ganze runter zu spielen.
"Jason!" Jackson sah MacKay besorgt an.
"Nur keine Panik Sean, ich hab das alles längst verarbeitet, ich brauche das jetzt
wirklich nicht" sagte MacKay nicht gerade ruhig.
"Wenn du meinst" gab sich Jackson geschlagen.
"Ja ich meine das. Da fällt mir ein, du musst mir einen Gefallen tun" sagte MacKay.
"Was den?” wollte Jackson nun wissen.
"Du musst deinen Vater anrufen und ihn um einen Gefallen bitten" bat MacKay ihn.
"Vergiss es" weigerte sich Jackson.
"Komm schon. Es ist wichtig” drängte ihn MacKay weiter.
"Das kann ich nicht machen" meinte Jackson.
"Doch. Er will dir doch eh helfen" versuchte es MacKay weiter.
"Ich will seine Hilfe aber nicht" versuchte Jackson da raus zu kommen.
"Ich aber. Also?” hakte MacKay nach.
"Na gut, um was geht’s?" gab Jackson nach und lies sich von MacKay erklären, um
was es genau ging.
”Also kümmere dich drum” sagte MacKay noch einmal ausdrücklich.
”Tu ich” gab Jackson auf.
”Danke. Ich schulde dir was” meinte MacKay.
”Ist OK, er wird sich freuen, dass es dir gut geht” sagte Jackson.
”Grüß deine Eltern von mir” bat MacKay noch.
”Mach ich” Jackson grinste über den Kommentar.
”Ich muss dann mal, will die nicht warten lassen” sagte MacKay, als er aufstand.
”Man sieht sich”
”Bye” verabschiedete sich MacKay und brachte sein Tablett weg, verließ die Messe
und ging in sein Quartier. Er widmete sich dem Inhalt des kleinen Beutels, den der
Marine ihm gegeben hatte. Current lag auf seinem Bett und las ein Buch.
OZ 1820
Irgendwo zwischen Ebene 2 und 02
USS Harry S. Truman
Price ging voraus. Commander Rabb, Lieutenant Colonel MacKenzie und Lieutenant
Lafayette folgten ihm. Der Ensign führte sie durch mehrere Korridore. Auf dem
gleichen Korridor auf dem auch MacKays Quartier lag, trat der Ensign auf die letzte
Tür auf der linken Seite zu und öffnete sie.
"Das ist ihr Quartier, Sir" meinte Price und machte Platz für Harm.
"Danke, Ensign. Sagen Sie, wo wird Lt. Lafayette untergebracht sein?" fragte Harm.
"Lieutenant Lafayette und Colonel MacKenzie müssen sich ein Quartier teilen, Sir. Es
ist eine Ebene höher. Wenn sie mir bitte folgen" erklärte der Ensign.
"Gut, ich komme dann jetzt erst mal mit Ihnen. Mac, sind sie dann so lieb und
nehmen uns gleich noch mit bis zu unserem Wagen, damit wir unser Gepäck holen
können?" fragte Harm noch mal nach.
"Das hatte ich ja gesagt" meinte Mac.
Ensign Price stand an der Treppe und wartete darauf, dass man ihm folgte. Was die
kleine Gruppe dann auch tat. Er führte sie die Treppe hoch und noch ein Stücke den
Korridor runter, blieb vor einem Durchgang stehen und schlug mit der Faust gegen
die Wand. "Männliches Personal an Deck" rief er in den Korridor.
Er drehte sich zu den JAG Anwälten um. "Das ist Vorschrift, Ma'am, Sir. Wir müssen
30 Sekunden warten dann können wir rein gehen" erklärte er. Nach ca. 30 Sekunden
ging der Ensign in den Korridor und blieb vor der zweiten Tür stehen und öffnete sie.
"Colonel MacKenzie und Lieutenant Lafayette das ist ihr Quartier. Es tut mir leid,
aber wir haben nur noch die eine frei, Ma'am" sagte er.
"Schon in Ordnung Ensign, der Lieutenant und ich haben keine Probleme damit uns
ein Quartier zu teilen, oder Lieutenant?" beruhigte Mac ihn.
"Aber natürlich nicht, Ma'am! Überhaupt kein Problem" antwortete Claire.
"Kann ich sonst noch was für Sie tun, Ma'am, Sir ?" fragte der Ensign.
"Ich weiß nicht, Commander?" fragend sah Mac Harm an.
"Nein, ich brauche sonst nichts, wir finden uns schon zurecht" antwortete Harm.
"Ja, Sir" sagte Price, salutierte und verschwand.
"Dann lassen Sie uns mal ihre Sachen holen" schlug Mac vor.
Harm und Claire folgten Mac. Sie gingen gemeinsam von Bord und stiegen dann in
Macs Dienstwagen. "Sagen Sie, Mac, was hat Ihnen Lieutenant MacKay eigentlich
getan, dass Sie alles versuchen, ihn zum Schuldigen zu machen?" wollte Harm von
Mac wissen.
"Das tu ich nicht."
"Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Ma'am, äußerst freundlich waren Sie
ihm gegenüber wirklich nicht" bemerkte Claire.
"Ich habe nur ganz nüchtern und sachlich meine Fragen gestellt, Lieutenant"
rechtfertigte sich Mac.
Claire sagte dazu nichts mehr.
"Sagen Sie, wer ist Mr. Anderson, und was ist 1983 passiert?" fragte Harm.
"Das ist unwichtig, da es dem Fall nicht von nutzen ist" antwortete Mac kurz.
"Mac, Sie können mir doch nicht erzählen, dass Sie Lieutenant MacKay eine Stunde
lang in der Richtung befragen, ohne dass Sie damit ein bestimmtes Ziel verfolgen.
Seit wir mit Ihnen zusammen sind, haben Sie ihn ständig nach seiner Kindheit
befragt. Sie müssen doch einen Grund haben, warum Sie davon ausgingen, dass ein
Fall von vor fast zwanzig Jahren etwas mit dem Veilchen von heute zu tun hat. Ich
kann mir zwar nicht vorstellen, was das sein könnte, aber erzählen Sie es mir bitte
trotzdem, ja?" ging Harm weiter auf das Thema ein.
"Fragen Sie ihn doch selbst, wenn es Sie interessiert. Ich wollte nur sicher gehen,
dass er für den Corporal aussagt" sagte Mac.
"Gut, vielleicht werde ich das noch machen" meinte Harm.
Inzwischen hatten sie Harms SUV erreicht und verabschiedeten sich von Mac.
1855 OZ
Harry S. Truman
Quartier Lt. j.g. MacKay und Current
Sie klopften an die Tür. ”Herein”
In der Kabine nahm Lieutenant j.g. MacKay Haltung an. Er war alleine, auf dem Tisch
lagen Photos und die Tüte des Marines.
"Stören wir Sie gerade, Lieutenant?" fragte Harm.
"Nein, Sir" bekam er prompt als Antwort.
"Lieutenant MacKay, rühren. Was können Sie uns jetzt über unseren Fall noch
mitteilen?" wollte Harm wissen.
"Nur was Lieutenant Current Ihnen auch schon gesagt hat, Sir" meinte MacKay.
"Dann seien Sie so lieb und erzählen es uns noch mal mit Ihren eigenen Worten"
forderte ihn Harm auf.
"Lieutenant Current hat mir erzählt, dass Sie bei Kitty's waren und da wohl auf die
Idee gekommen sind, Sir. Als sie besoffen waren fanden sie es witzig, aber
mittlerweile nicht mehr, Sir. Und ich weiß dass es vor 0200 passiert sein muss"
berichtete MacKay.
"Was hat er Ihnen mitgeteilt, wer da bei ihm war?!" fragte Harm weiter.
"Das brauchte er nicht, Sir" sagte MacKay.
"Das erklären Sie mir doch mal bitte näher, Lieutenant" hakte Harm nach.
"Ich hatte Nachtwache, Sir. Ich weiß, wer mit wem das Schiff in der Nacht verlasen
und wieder betreten hat" erklärte MacKay.
"Aber deswegen wissen Sie doch nicht ob sie sich im Laufe des Abends getrennt
haben, oder?" fragte Harm nach.
"Ich kenne sie lang genug, Sir. Es ist immer dasselbe" sagte MacKay.
"Kam es schon öfter zu ähnlichen Vorfällen?" wollte Harm jetzt genau wissen.
"Nein, Sir."
"Dann war es an dem Abend nicht dasselbe. Gut, dann sagen Sie uns mal, wer dabei
war" forderte Harm MacKay auf.
"Kann ich nicht, Sir" antwortete MacKay.
"Und warum nicht, Lieutenant?" fragte Claire.
"Ich verrate meine Kameraden nicht, Ma'am" antwortete MacKay.
"Lieutenant MacKay, so kommen wir nicht weiter, ich kann mir auch die
Aufzeichnungen der betreffenden Nacht holen, aber ich würde es eigentlich gern von
Ihnen direkt hören" sagte Harm.
"Ja, Sir. Lieutenant j.g. Miller, Jackson und Hally waren dabei, Sir" gab MacKay zu.
Ihm war anzusehen, dass es ihm bei diesem Verhör nicht ganz wohl in seiner Haut
war.
"Wissen Sie, ob die vier auch zusammen zurückgekommen sind?" fragte Harm
weiter.
"Lieutenant Miller ist vor Mitternacht wieder gekommen. Sir. Die drei anderen erst
gegen 0200, Sir" berichtete MacKay.
"Hatten Sie gemeinsam das Schiff verlassen?" wollte Harm wissen.
"Ja, Sir."
"Fiel Ihnen an Lieutenant Miller etwas auf? War sie aufgebracht, oder ungewöhnlich
schweigsam?" hakte er nach.
"Nein, Sir. Sie war wie immer" äußerte MacKay.
"Aber gewöhnlich wäre sie doch mit den anderen zusammen zurückgekehrt, oder?"
erkundigte sich Harm.
"Nein, Sir. Sie bleibt nie so lange, vor Mitternacht ist sie immer wieder an Bord"
erzählte MacKay.
"Und was war mit den drei Verbleibenden, als diese gegen 0200 wieder an Bord
gingen, wie verhielten sie sich?" fragte nun Claire.
"Wie soll ich es sagen, Ma'am, Sie waren nicht mehr ganz nüchtern" bedeutete
MacKay.
"Ist das was ungewöhnliches bei den dreien, oder kommt das häufig vor?"
"Das kommt bei den meisten Besatzungsmitgliedern vor, Sir. Nach sechs Monaten
auf See" meinte MacKay.
"Ist schon klar, ich kenne das ja auch. Ich frag aber direkt nach den dreien, nicht
nach den anderen Besatzungsmitgliedern" wiederholte Harm noch mal.
"Ab und zu schon, Sir" verriet MacKay.
"War es diesmal vielleicht etwas mehr als sonst?!" wollte Harm nun genauer wissen.
"Kann ich nicht beurteilen. Sir"
"Na ja, Lieutenant Sie werden doch noch erkennen können, ob die Leute sich aus
dem Leben getrunken hatten oder ob es nur eine leichte Heiterkeit war, oder?"
meinte Claire.
"Ja, Ma'am. Ich würde sagen sie waren nicht mehr ganz zurechnungsfähig" gab
MacKay zu.
"Fiel Ihnen an ihrem Aussehen irgend etwas auf?" wollte Harm noch wissen.
"Nein, Sir. Nicht das ich wüsste" antwortete MacKay.
"Keine schmutzige Kleidung, keine Flasche in der Hand oder irgendwas anderes,
was nicht da hin gehört?" fragte Harm weiter.
MacKay überlegte kurz. Man konnte ihm ansehen, dass er sich nicht sicher war was
er sagen sollte. "Nein, Sir" antwortete er schließlich.
"Nun, und was sagt Ihnen, dass die nicht zurechnungsfähig waren?" fragte Harm
nach.
"Wenn man seinen Namen nicht mehr fehlerfrei schreiben kann, Sir. Ist das ziemlich
eindeutig, Sir" antwortete MacKay.
Es klopfte an die Tür. "Ja bitte!" rief Harm.
Die Tür wurde geöffnet und ein Petty Officer kam rein und nahm Haltung an.
"Commander Rabb, ein Anruf für Sie im Funkraum, Sir."
"Wer ist es denn?" wollte Harm wissen.
"Admiral Chegwidden, Sir."
"Gut, ich komme. Lieutenant Lafayette, können Sie das Gespräch alleine
weiterführen?" bat Harm.
"Ja, Sir. Kein Problem."
Harm folgte dem PO in den Funkraum und nahm den Anruf entgegen.
1923 OZ
Funkraum
USS Harry S. Truman
"Rabb, Sir."
"Commander, was machen Sie? Ich habe bereits zwei Anrufe wegen Ihnen erhalten.”
"Wegen mir, Sir?" fragte Harm verständnislos.
"Ja. Ein vier Sterne Admiral war so frei mich anzurufen. Und das war kein
angenehmer Anruf, Commander."
"Könnten Sie mir bitte erklären, wem ich da auf die Füße getreten sein soll?" wollte
Harm wissen.
"Ich habe keine Ahnung, Rabb. Aber Admiral Jackson hat wohl etwas dagegen."
"Sir, ich bin mir nicht bewusst, irgend jemanden verärgert zu haben" verteidigte sich
Harm.
"Das sind Sie sich nie, Rabb. Aber wie es aussieht können Sie ihre Ermittlungen
einstellen. Der Fall ist vom Tisch. Und Mac können sie das gleiche ausrichten. Es
werden gegen beide Personen keine Anklagen erhoben."
"Ich werde es ihr ausrichten, Sir" bestätigte Harm.
"Tun sie das."
*pause*
"Ach und Rabb, richten Sie ihr bitte noch aus, sie soll einen…. *Papier rascheln* ...
Lieutenant j.g. MacKay in Ruhe lassen" sagte Chegwidden noch.
"Das werde ich gern tun, Sir!" sagte Harm erfreut.
Der Admiral legte ohne ein weiteres Wort zu sagen auf.
1920 OZ
Quartier Current und MacKay
USS Harry S. Truman
"Lieutenant MacKay, haben Sie vielleicht noch vergessen etwas zu erwähnen, jetzt
wo Commander Rabb kurzfristig weg musste, soll dies kein Grund sein, dass Sie
mitten im Satz abgeschnitten werden" meinte Claire.
"Nein, Ma'am. Ich habe Ihnen alles gesagt" versicherte er ihr.
"Mal abgesehen vom Fall, gibt es sonst etwas was Sie auf dem Herzen haben? Sie
sahen vorhin nämlich nicht sehr gesund aus, als Colonel MacKenzie Sie verhört hat."
"Nein, Ma'am. Alles in Ordnung" sagte MacKay.
"Wie gesagt, wenn es was gibt, können Sie gerne zu mir kommen. Aber dies scheint
ja hier nicht der Fall zu sein. Es gefällt Ihnen also an Bord?"
"Ja. Ma'am."
"Und was gefällt Ihnen am besten, hatten Sie einen besonderen Grund der Navy
beizutreten?"
"Ich denke, das Fliegen, Ma'am war ein Grund, warum ich zur Navy gegangen bin.
Das und ...." MacKay brach mitten im Satz ab.
"Wow, noch so ein Pilot, da haben Sie ja mit Commander Rabb viel gemeinsam.
Und? Wie kommen Sie voran?"
"Wie meinen sie das, Ma'am, mit dem vorankommen?" fragte MacKay verwundert.
"Na ja, Sie werden ja nicht als Pilot geboren worden sein."
"Ich denke, dass ich recht gut bin, Ma'am" meinte MacKay.
"Und Sie sagten, dass dies der Grund wäre, dass Sie zur Navy gegangen sind, aus
freien Stücken oder aus Zwang oder aufgrund eines Vorbildes vielleicht?"
"Aus freien Stücke, Ma'am. Und wegen Sean" sagte MacKay.
"Wen genau meinen Sie mit Sean?"
"Lieutenant Jackson, Ma'am. Wir waren zusammen auf der High School und sind
nach dem College zur Navy Academy gegangen" erzählte MacKay.
"Dann ist er für Sie ja so was wie ein Bruder?"
Harm kam zurück in die Kabine und MacKay nahm reflexartig Haltung an.
"Rühren" sagte Harm. "Lieutenant Lafayette, ist Colonel MacKenzie noch einmal hier
gewesen?"
"Nein, war Sie nicht, Sir."
"OK, dann beenden wir jetzt erst mal das Gespräch und suchen den Colonel. Wir
haben ihr etwas auszurichten."
"Gerne, Sir" meinte Claire.
"Lieutenant MacKay, wir haben im Moment keine weiteren Fragen an Sie."
Harm und Claire verließen die Kabine. MacKay schloss hinter ihnen die Tür.
"Ich hatte gerade einen Anruf von Admiral Chegwidden" berichtete Harm. "Unser Fall
ist vom Tisch. Ebenso auch der von Colonel MacKenzie. Und das werden wir ihr jetzt
ausrichten. Sie wird sicher sehr begeistert sein..."
"Oh, damit hatte ich aber nicht gerechnet, kommt alles etwas plötzlich, oder, Sir?!"
"Ja, denke ich auch. Scheint so, als wären wir irgend jemanden empfindlich auf die
Füße getreten. Der Admiral hat einen Anruf in der Richtung bekommen. Und er fand
das gar nicht lustig" erzählte Harm weiter.
"Oh je, ich hoffe Sie haben deswegen keine Probleme bekommen?!" fragte Claire
besorgt.
"Ach nein, nicht so schlimm. Ich denke, der Admiral erwartet nichts anderes, als das
ich auch die heißeren Sachen anfasse. Aber an diesem Fall war nun wirklich nichts
besonderes."
"Dann sollten wir wirklich Colonel MacKenzie suchen gehen, ist sie vielleicht in
unserer Kabine?"
"Ja, lassen Sie uns dort hingehen. Und anschließend können wir ja noch zur Messe
gehen und ein abschließendes Gespräch führen. Heute hat es keine Eile mehr,
sofort nach DC zurückzufahren" sagte Harm.
"Gerne, Sir."
Sie kamen vor dem Bereich der Quartiere der Frauen an.
"Ich darf nicht ohne Vorankündigung dort hin. Könnten Sie vielleicht schauen, ob
Colonel MacKenzie da ist und ihr Bescheid sagen, dass wir mit ihr sprechen
müssen?" fragte Harm.
"Natürlich, Sir. Kein Problem, wir wollen hier ja keinen verschrecken."
"Das sind die Vorschriften an Bord, Lieutenant" belehrte Harm sie.
"Weiß ich doch, Sir. Jedenfalls ist das eine der Sachen, die mir auf Carriern geläufig
sind, aber das sind nicht unbedingt viele" sagte Claire.
"Ich kann Ihnen ja in einer ruhigen Minute mehr davon erzählen" schlug Harm vor.
"Gerne, Sir."
Harm hatte Mac schnell erklärt was los war und das ihr Fall, ebenso wie seiner, vom
Tisch wären.
1950 OZ
Offiziersmesse
USS Harry S. Truman
Harm und Claire machten sich zu einem Abendessen auf dem Weg in die Messe. Als
Harm und Claire in die Messe kamen, war dort anscheinend eine kleine Feier
zugange. Sie bekamen schnell raus, dass es sich um eine Geburtstagsfeier handelte.
Einige der Anwesenden waren Ihnen bekannt. Lieutenant j.g. Miller, Current,
Jackson und Hally, so wie Ensign Price und der Marine Captain aus MacKays
Quartier.
"Lieutenant Current, es trifft sich gut, dass ich Sie hier sehe. Ich wollte Ihnen sagen,
dass gegen Sie keine Anklage mehr erhoben wird" berichtete Harm.
"Danke, Sir. Aber warum auf einmal? Wenn ich fragen darf" sagte Current.
"So ist das halt manchmal in unserer Branche, eine nähere Erklärung darf man dann
nicht suchen" antwortete Harm.
"Verstehe, Sir."
"Wie ich sehe, gibt es hier eine Feier, denken Sie Lieutenant Lafayette und ich
können auch woanders noch etwas zu essen finden?" fragte Harm.
"Höchstens auf dem Stützpunkt, Sir. Aber wir wollen Sie hier nicht vergraulen.
Bleiben Sie ruhig, Sir" meinte Current.
"Ich denke, dass ist keine gute Idee, das scheint mir ja eher eine persönliche Feier
zu sein, da möchten wir nicht stören" sagte Harm.
Lieutenant j.g. Jackson verschwand unauffällig aus der Messe.
"Es ist nur eine kleine Geburtstagsfeier, Sir. Nicht wirklich persönlich auf einem
Carrier" erklärte Current.
"Nun ja, uns reicht es, wenn wir einen Kaffee mitnehmen und noch einen Rundgang
durch das Schiff machen, bevor wir von Bord gehen" meinte Harm.
"Verstehe, Sir. Danke nochmals" sagte Current und reichte Harm seine Hand.
"Ich hoffe, wir sehen uns einmal wieder, dann aber unter besseren Umständen"
meinte Harm.
"Das hoffe ich auch, Sir." Harm holte zwei Becher Kaffee und verließ mit Claire die
Offiziersmesse.
"Da, wie es ausschaut, unser Fall nun erledigt ist und wir noch etwas Zeit haben, was
halten Sie davon, wenn wir jetzt wirklich noch einen Rundgang über den Carrier
machen?" fragte Harm lächelnd.
"Sehr gerne, Sir" antwortete Claire mit einem Nicken.
"Dann lassen Sie uns auf dem Flugdeck anfangen, da kenn ich mich am besten aus"
scherzte Harm.
"Hätte ich auch nicht anders erwartet, Sir" lachte Claire. Als sie das Flugdeck
betraten, fing es an zu regnen. Und es sah nicht aus, als würde der Regen bald
wieder aufhören.
"Ich denke, bei den Voraussetzungen lassen wir das lieber" meinte Harm.
"Ja, Sir, aber ich werde darauf zurückkommen, wenn das Wetter mal wieder besser
ist, und wir nicht im Hafen liegen" sagte Claire.
"Ja, halten wir das mal im Hinterkopf, vielleicht bietet sich irgendwann die
Gelegenheit" sagte Harm.
"Das werde ich, Sir" antwortete Claire.
"Ich glaube, wir weichen lieber auf den Fitness-Bereich aus, da behalten wir
hoffentlich trockene Füße!" schlug Harm vor.
"Einverstanden, Sir" meinte Claire.
"Welche Sportart bevorzugen Sie, Lieutenant?" fragte Harm.
"Hauptsächlich Tae Bo, Sir. Das ist am unkompliziertesten" antwortete Claire.
"Also ich dachte da jetzt eher an Sport, den man gemeinsam ausüben kann. Wie
sieht es mit Basketball aus?" wollte Harm wissen.
"Na ja, Sir. Wenn Sie bereit sind, mir das zu erklären, war bis jetzt eher der
Beachvolleyballtyp, aber da wir hier offensichtlich keinen Strand haben..." sagte
Claire charmant.
"Schön, dann hoffe ich mal, dass Sie ihre Sporthosen mitgebracht haben."
"Aber sicher doch" versicherte Claire.
"Das Spiel erklär ich Ihnen dann in der Halle" sagte Harm noch bevor sie sich
trennten.
Kurze Zeit später standen sie in Sportkleidung vor der Tür zum Sportbereich. Sie
traten ein. Auf dem Basketballfeld spielte MacKay und Jackson stand in der Nähe
vom Korb und redete mit ihm. MacKay warf Körbe, sein T-Shirt lag schweißnass
unter dem Korb, zusammen mit dem Pflaster von seinem Rücken.
"Hörst du mir zu, Jason?" fragte Jackson.
"Ja, ich hab's gehört. Sag deinem Vater danke" antwortete MacKay ohne auf
zuhören wie verrückt Körbe zu werfen.
"Jason, es ist vorbei. Reg dich ab" versuchte Jackson ihn zu beruhigen.
"Tu ich grad. Mir geht’s bestens" versicherte MacKay ohne dabei nur eine Sekunde
still zu stehen.
"OK, aber denk dran, du sollst dich bei Dad melden" sagte Jackson noch und ging.
Jackson ging an Harm und Claire vorbei und salutierte kurz im vorbei gehen, bevor
er den Bereich verließ.
"Meinen Sie nicht, das Spiel wäre interessanter mit einem Gegner?" fragte Harm
MacKay.
"Habe noch keinen Gegner getroffen, der es interessanter gemacht hätte, Sir"
antwortete MacKay ohne aufzuhören den Ball auf den Korb zu werfen, und zu
treffen.
"Na, dann haben Sie noch nie mit mir gespielt, MacKay. Versuchen wir es mal!"
forderte Harm ihn heraus.
"Wenn Sie es versuchen wollen, Sir" meinte MacKay und blieb stehen und sah Harm
an. Er warf ihm den Ball zu.
"Sie fangen an, Sir. Bis 20?" Harm dribbelte um ihn herum und versenkte den Ball im
Netz.
"Nett, Sir" sagte MacKay mit einem Grinsen im Gesicht.
"Okay, der Punkt sollte wohl ein Geschenk sein, wie?" meinte Harm.
"Möglich, Sir."
"Sagen Sie, warum sind Sie so gereizt, der Fall ist doch für Sie abgeschlossen"
wollte Harm wissen.
"Schlechte Erinnerungen, Sir" sagte MacKay und nahm ihn den Ball ab, bevor Harm
reagieren konnte, und machte einen Korbleger. MacKay stellte sich mit dem Ball
wieder hinter die Linie.
"Ah so, ausgelöst durch die Befragung durch Colonel MacKenzie?" hakte Harm nach.
MacKay ließ den Ball um seine Beine wandern, während Harm redete, ohne das
Harm eine Chance hatte an den Ball zu kommen.
"Wollen Sie reden oder spielen, Sir?" fragte MacKay und zog an Harm mit dem Ball
vorbei und machte einen weiteren Punkt.
"Spielen!" Harm machte einen Satz nach vorn und nahm MacKay den Ball ab.
MacKay blockte ihn, bevor er die Chance hatte auf den Korb zu werfen. Aber Harm
war noch immer in Ballbesitz. Harm dreht sich aus dem Block in eine unerwartete
Richtung für MacKay und warf. Er machte einen Punkt und bekam von MacKay den
Ball zu gepasst.
"Gar nicht mal so schlecht, Sir" meinte MacKay und stand vor ihm.
"Danke, manchmal hab ich halt auch Glück" meinte Harm.
MacKay war leicht außer Atem, immerhin hatte er schon über eine halbe Stunde wie
ein Verrückter Körbe geworfen und sich versucht auszupowern.
"Aber sagen Sie, warum versuchen Sie mit Gewalt, sich abzureagieren?" fragte
Harm.
MacKay antwortete nicht, sondern nahm Harm den Ball wieder ab und machte einen
Slam Dunk.
Claire fand es nicht besonders aufregend, den Beiden zuzusehen, wie sie sich
gegenseitig fertig machten und verließ kopfschüttelnd den Bereich.
MacKay fing den Ball und kam etwas langsamer diesmal zurück zur Linie.
"Beeindruckend. Aber das beantwortet meine Frage nicht" konterte Harm.
"Macht der Gewohnheit, Sir" antwortete MacKay. MacKay dribbelt wieder mit dem
Ball und versuchte an Harm vorbei zukommen, aber Harm blockte den Ball und fing
ihn. Als er mit dem Ball sicher im Griff landete, war MacKay schon da, um ihn den
Ball wieder abzunehmen. Harm schaffte es mit dem Ball aus der Korbzone raus
zukommen.
"Welche Gewohnheit? Warum sind Sie mit dem Ausgang des Falles so
unzufrieden?" fragte Harm.
"Müssen Sie immer Fragen stellen, Sir?" wollte MacKay wissen.
"Das ist bei mir die Macht der Gewohnheit!" konterte Harm.
"OK!"
"Waren es denn die Befragungen durch den Colonel oder die Art, wie der Fall aus
der Welt geschafft wurde?" hakte Harm nach.
"Können Sie es nicht einfach dabei belassen, wie es ist, Sir?" bat MacKay.
"Wahrscheinlich genauso wenig wie Sie einfach nur zur Party gehen und so tun
konnten, als wäre nichts geschehen" konterte Harm.
"Sie verstehen das nicht, Sir." MacKay stand still, er unternahm keine Anstalten mehr
an den Ball ran zukommen.
"Versuchen Sie, es mir zu erklären" bot Harm an.
MacKay schüttelte mit dem Kopf. "Das kann ich nicht, Sir." Er war plötzlich ganz
ruhig, sein Atem war wieder normal.
"Geben Sie mir eine Chance, es zu verstehen, ich bin ein guter Zuhörer" meinte
Harm.
"Der Colonel hat mich an etwas erinnert, was ich lieber vergessen würde, Sir, und
über das ich nicht rede" sagte MacKay ganz ruhig.
"Meinen Sie wirklich, das Verdrängen der beste Weg ist?" hakte Harm nach.
"Nein, darum spiele ich Basketball, Sir. Es hilft mir beim Vergessen" antwortete
MacKay.
"Aber dann kommt ein Esel vorbei und erinnert Sie wieder an alles, und schon ist
alles, was Sie gehofft haben, zu vergessen, wieder da" sagte Harm.
"Möglich, aber ich kann daran nichts mehr ändern, Sir. Es ist passiert" sagte
MacKay.
"Das ist wohl wahr, aber manchmal hilft es wirklich, einfach mit jemanden zu reden"
versuchte Harm es weiter.
"Was wollen Sie hören, Sir? Das gleiche, nachdem schon der Colonel gefragt hat?
Anderson und 1983?" fragte MacKay und war nicht mehr ganz so ruhig dabei.
Harm sah ihm einfach nur in die Augen und lies ihn weiterreden.
MacKay sank an der Stelle, an der er stand zu Boden und setzte sich hin, er winkelte
die Knie an. Harm setzte sich zu ihm.
Es schien, als sehe er geradewegs durch Harm hindurch, als er anfing zu reden.
"1983, der 19te Januar 1983, den Tag werde ich nie vergessen. Neun Tage vor
meinem zehnten Geburtstag." MacKay schloss kurz die Augen. "Ich weiß gar nicht
mehr, ob es weh tat, als mich die Kugel traf, irgendwie habe ich wohl gehofft, das
war's." MacKay machte eine Pause.
Harm wusste, alles was er jetzt sagte, würde nur dazu führen, dass sich MacKay
wieder verschloss, also schaute er ihn nur an und motivierte ihn so weiterzureden.
"Nie wieder zu den Anderson, nie wieder Prügel." MacKay atmete tief durch. "Als ich
im Krankenhaus wieder aufwachte, waren meine ganzen Hoffnungen dahin. Ich war
keine Zehn und wollte nur sterben" erzählte er weiter, seine Tonlage war vollkommen
monoton, als würde er etwas ablesen was er nicht verstand. "Der Junge im
Nachbarbett bekam Besuch von seinen Eltern, und ich hoffte meine Pflegeeltern
würden nie auftauchen. Nie wieder. Er hatte es gut, sein Vater sah nicht aus, als
würde er ihn verprügeln, nur weil er grade nichts besseres zu tun hatte." MacKay
stockte.
Harm konnte nichts tun, er konnte nur dort sein und zuhören.
"Ich weiß noch, wie die Ärzte zur ersten Visite kamen, es interessierte sie nicht, dass
die Eltern von dem anderen Junge noch da waren, als sie nach meinen Verletzungen
sahen. Ich höre seine Mutter heute noch, sie sagte nur 'Oh Gott', und ich hab mich
geschämt. Der Kerl hatte mich zwei Tage zuvor fast umgebracht, als er mich
verprügelt hatte und ich hab mich dafür geschämt." MacKay lächelte plötzlich. "Sein
Vater war großartig, er hat sich direkt darum gekümmert, dass die Anderson nicht
mal in die Nähe des Krankenhauses kommen durften. Ich glaub ohne ihn, hätten sie
mich wieder zu ihnen geschickt." MacKay stütze seinen Kopf auf seine Knie, als er
weiter sprach. "Sie kannten mich nicht, und sie hatten keine Verpflichtung, sie waren
einfach nur nett zu mir." MacKay verstummte.
"Der Junge von damals, das war Lt. Jackson, nicht wahr?" fragte Harm.
MacKay nickte, "Ja, Sir."
"Und Sie hätten wahrscheinlich eher alles auf sich genommen, als dass Sie
zugelassen hätten, das irgendjemand offiziell von Lt. Jacksons Beteiligung an dem
Fall erfahren hätte" vermutete Harm.
"Ja, Sir. Wir halten uns gegenseitig aus Ärger raus, wobei..." fing MacKay an.
"Wobei was?" Harm Stimme schien nicht anklagend zu sein.
"Wobei ich meistens derjenige bin der dafür sorgt, dass nichts passiert, Sir"
antwortete MacKay.
"Sie sind eben ein guter Freund und jemand, auf dem man sich verlassen kann."
"Möglich, Sir. Aber diesmal konnte ich ihm nicht helfen" sagte MacKay.
"Man kann nicht immer helfen. Aber Sie haben ihm auch nicht geschadet."
"Ja, Sir. Aber ich sollte ihm helfen können."
"Machen Sie sich deswegen keine Vorwürfe. Niemandem ist hier ein Schaden
entstanden, und manchmal hilft man jemanden auch, in dem man ihn ein wenig auf
sich alleine stellt" sagte ihm Harm.
"Sie verstehen nicht, Sir. Ich habe ihn gezwungen seinen Vater um Hilfe zu bieten.
Etwas was Sean nie machen würde. Aber ich wusste nicht, wie ich ihm sonst hätte
helfen können."
"Nun, dann haben Sie das Richtige getan. Manchmal muss man zu Lösungen
greifen, die im Moment nicht so glücklich zu sein scheinen, aber im Endeffekt doch
das beste war, was man tun konnte" sagte Harm und weiter "außerdem haben Sie
geholfen, zwei Fälle, bei denen niemand gewinnen konnte, aus der Welt zu räumen."
"Ich hoffe es, Sir. Und ich hoffe, Sie haben deswegen keinen Ärger" sagte MacKay
und meinte es auch. "Admiral Jackson kann, sagen wir mal sehr konsequent sein, in
dem was er tut, Sir" ergänzte MacKay noch.
"Nein, ich werde dadurch keinen Ärger haben. Da gab es schon ganz andere Dinge,
die mir selbst hätten schaden können."
"Das kenne ich, Sir" sagte MacKay mit einem Grinsen.
"Man braucht Freunde, die auf einen aufpassen" meinte Harm.
MacKay stand auf, um sein T-Shirt wieder anzuziehen. Dabei bekam Harm einen
guten Blick auf MacKays Rücken und die Verletzungen. "Es steht 6 zu 4, Sir. Für
mich." MacKay grinste, als er Harm den Ball zu warf. "Sie sind dran, Sir."
"Okay, dann lassen Sie uns das Spiel zu Ende bringen!" Kaum hatte Harm den Satz
ausgesprochen, war er den Ball wieder los. Harm hatte keine wirkliche Chance mehr,
in den nächsten Minuten zeigte ihm MacKay, was Basketball war.
"Haben Sie eigentlich meine Akte gelesen, Sir?" fragte MacKay unschuldig und
versenkte den letzten Ball zum 20 zu 6 Endstand.
"Nein, habe ich nicht, MacKay. Aber ich habe da so eine Vermutung, das ich da
etwas über ein Basketballstipendium finden könnte!" meinte Harm.
"Unter anderem, Sir" sagte MacKay mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.
"Ich brauche Ihre Akte nicht zu lesen, um zu wissen, dass Sie das Zeug zu einem
guten Offizier haben" sagte Harm.
"Danke, Sir. Aber es war nicht nett Sie in dem Glauben zu lassen, Sie hätten eine
Chance gegen mich" meinte MacKay.
"Die hatte ich von Anfang an nicht, ich hab doch sofort gesagt, der erste Punkt war
ein Geschenk an mich."
MacKay nickte. "Aber warum wollten Sie dann gegen mich spielen, Sir?" MacKay lies
den Ball auf seinen Finger drehen.
"Vielleicht wollte ich wissen, ob wirklich das in Ihnen steckt, was ich vorher geglaubt
habe zu sehen."
MacKay nahm den Ball wieder in beide Hände. "Danke fürs Zuhören, Sir."
"Keine Ursachen. Sollten Sie mal jemanden brauchen, rufen Sie mich an." Harm
nahm seine Sachen.
"Ich halt mich lieber aus Schwierigkeiten raus, Sir. Aber falls sie noch mal beim
Basketball so richtig fertig gemacht werden wollen, Sir. Sie wissen ja, wo Sie mich
finden" sagte MacKay mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
"Klar, ich komme gerne drauf zurück, wenn ich gerade mal auf einem Höhenflug bin!"
meinte Harm lachend.
"Ich hol Sie gerne runter, Sir. Es wird auch nicht weh tun."
"Ich verlass mich drauf!" sagte Harm.
"Aye, Sir." scherzte MacKay.
Harm grinste zurück und verließ die Halle. MacKay stand noch auf dem Feld und
überlegte, ob er noch ein paar Körbe werfen sollte. Entschied sich dann dagegen, er
hob das Pflaster auf und warf es in eine Mülltonne auf dem Weg nach draußen. Er
ging in sein Quartier zum Duschen, und war sich sicher in dieser Nacht gut schlafen
zu können.
Nächster Morgen
0630 OZ
USS Harry S. Truman
Harm schlüpfte in seine Sportsachen und machte sich auf dem Weg zum
Fitnessraum. Harm betrat den Sportbereich und fing an seine Runden zu drehen. In
einem Bereich sah er zwei junge Männer, die boxten. Zunächst störte er sich nicht
daran. Einer von beiden steckte ein paar Schläge in den Magen und gegen die
Rippen ein. Plötzlich trafen ihn zwei Schläge kurz hintereinander am Kopf und er ging
zu Boden. Er blieb liegen und bewegte sich nicht. Der andere zog seine
Boxhandschuhe aus und kniete sich neben ihn.
Harm lief auf die beiden zu. "Was ist passiert?" fragte er.
"Jason.” Sein Gegner schüttelte ihn vorsichtig. Doch er rührte sich nicht. "Jason,
komm schon mach die Augen auf.”
MacKay stöhnte und öffnete langsam die Augen. ” Was ist passiert?” Er winkelte die
Beine an und blieb auf dem Rücken liegen und schloss kurz noch mal die Augen.
"Ich denke, langsam werden Sie wirklich Dauergast beim Schiffsarzt. Das kommt
doch nicht allein von dem bisschen Sparring hier, oder?" fragte Harm.
"Mir geht’s gut, Sir. Kein Grund einen Arzt zu holen" meinte MacKay und lag noch
immer auf dem Rücken.
"Kannst du aufstehen?” Der Mann streckte ihm eine Hand entgegen, es war der
Marine von gestern aus MacKays Quartier.
"Ich denke schon, sobald du den Raum anhältst" meinte MacKay.
"Oh man, Jason. Komm schon hoch.” Er zog ihn hoch.
MacKay stand auf seinen Beinen.
"Nein, Ihnen geht es nicht gut, MacKay, so geht es nicht. Sie kommen jetzt besser
mit mir mit, lassen Sie mich das nicht in einen Befehl umwandeln!" warnte ihn Harm.
MacKay zog die Boxhandschuhe aus.
"Mir geht es gut, Sir. Es besteht wirklich kein Grund so einen Wirbel zu machen"
sagte MacKay ruhig.
"Nein, Sie kommen jetzt mit, ich könnte es nicht verantworten, wenn Sie mir noch
mal ohnmächtig werden, nur weil Sie jetzt darauf verzichten, den Arzt aufzusuchen"
sagte Harm.
"Ja, Sir." Als er einen Schritt nach vorne machen wollte, um die Handschuhe auf die
Bank zulegen, gaben seine Beine unter ihm nach.
Der Marine schnappte ihn rechtzeitig und stützte ihn. "Hab dich wohl doch härter
getroffen."
"Ich fürchte, da steckt mehr dahinter. Na, dann wollen wir Sie mal schleunigst zur
Krankenstation bringen" meinte Harm.
MacKay nickte nur und ließ sich ohne weitere Diskussion zur Krankenstation bringen.
Sie betraten die Krankenstation. Ein Lieutenant war in dem Raum und sah etwas
überrascht aus, um die Uhrzeit einen Patienten zu haben.
"Morgen, Doc. Bitte untersuchen Sie den Lieutenant, er hat beim Sparring ein paar
Schläge abbekommen und ist ohnmächtig geworden, außerdem sind da noch ein
paar Verletzungen auf seinem Rücken, die noch nicht ausgeheilt sind."
MacKay setzte sich auf den Behandlungstisch.
"Ja, Sir," sagte der Arzt zu Harm und dann zu MacKay gewandt. "Ich will gar nicht
wissen warum, Lieutenant. Sagen Sie mir einfach wo Captain Turner Sie getroffen
hat."
MacKay nickte. "In den Magen und gegen die Rippen, und anschließend glaub ich
zwei mal gegen den Kopf, Sir."
Der Arzt untersuchte besagte Stellen. Er versorgte die aufgeplatzte Lippe des
Lieutenant und war dabei nicht gerade zimperlich. Danach gab er ihm noch einen
Eisbeutel für das eh schon lädierte Auge, dass sich mittlerweile noch mehr verfärbt
hatte und sah sich noch mal den Rücken an.
"Haben Sie sonst noch irgendwo Schmerzen, Lieutenant?" fragte der Arzt.
"Nein, Sir" antwortete MacKay.
"Andere Beschwerden oder Probleme?" wollte der Arzt wissen.
"Nein, Sir."
Der Arzt nickte. "OK, das war's. Sagen Sie es dem Skipper oder wollen Sie warten
bis er meinen Bericht bekommt?" fragte der Arzt.
"Muss er es erfahren, Sir?" fragte MacKay.
"Ja, Sie sind für die nächsten drei Wochen fluguntauglich" sagte ihm der Arzt und
machte sich Notizen.
"Es war lediglich ein Trainingsunfall, ich übernehme es gern, selbst mit dem Skipper
zu reden" wandte Harm ein.
"Danke, Sir, aber ich will nicht, dass Sie wegen uns Ärger bekommen" brachte
MacKay hervor.
"Ich hab Ihnen schon einmal gesagt, Sie machen mir keinen Ärger. Außerdem ist der
Skipper eh nicht besonders gut auf mich zu sprechen, da ändert diese
Hiobsbotschaft auch nichts dran" sagte Harm. "Und Ihnen hilft es vielleicht, dass er
Sie nicht gleich achtkantig rausschmeißt."
"OK, Sir. Aber ich komme mit, drum rum komme ich eh nicht" sagte MacKay.
"Stimmt. Also lassen Sie es uns am besten gleich erledigen" sagte Harm.
"Ich sollte wohl auch mit kommen, Sir. Immerhin habe ich ihn geschlagen" meinte der
Marine.
"Sie können uns gern begleiten," meinte Harm, "aber schuld haben Sie nicht, es war
nur ein Sportunfall, nichts weiter, für das Sie die Verantwortung übernehmen
müssen. Oder ist mir da etwas entgangen, Captain?"
"Nun ja, Sir. Im Gegensatz zu Jason kann ich boxen" gab Turner zu, "und es war
kein Training."
"Sie haben Ihn also absichtlich geschlagen? Aus welchem Grund?" fragte Harm.
"Ich war mit dem Kampf einverstanden, Sir. Es war sogar meine Idee" brachte
MacKay hervor.
"Ich wollte ihn nicht verletzen, Sir" versicherte Turner.
"Worum haben Sie gekämpft?" hakte Harm nach.
"Nur so, Sir" sagte Turner.
"Ohne Grund, Sir" kam von MacKay.
"Aber sicher doch. Können Sie mir versichern, dass ich oder einer meiner Kollegen
nicht gleich morgen wieder gerufen werde, nur um das 'Nur so und ohne Grund' zu
untersuchen, meine Herren?" fragte Harm.
"Es hat sich einfach ergeben, Sir. Ein Wort gab das andere und als mir klar wurde
was ich gesagt hatte, wollte ich keinen Rückzieher mehr machen" erklärte MacKay.
"Ging es um etwas Privates oder betrifft es Ihre Arbeit hier auf dem Schiff und für die
Navy?" wollte Harm wissen.
"Nichts von dem, Sir. Es war einfach eine blöde Idee, und es wird nicht wieder
vorkommen" versicherte MacKay.
"Hat es irgendwas mit dem zu tun, warum wir überhaupt hier ermitteln sollten, mit
dieser netten kleinen Fehde zwischen Marines und Navy?"
"Nein, Sir" sagten beiden gleichzeitig.
"Na, das kam mir jetzt aber ein bisschen zu schnell. Außerdem erklärt mir das nicht
die Verletzungen, die Sie auf dem Rücken haben, Lieutenant MacKay. Und jetzt
sagen Sie mir nicht, die haben Sie sich zugezogen, als Sie gegen eine Tür gelaufen
sind, das glaube ich Ihnen nicht."
"Der Kratzer weiter unten am Rücken, Sir? Ja, ich bin gegen eine Tür gelaufen,
besser gesagt ich bin jemanden auf dem Gang ausgewichen, der mir mit einer Kiste
entgegen kam und hab mich dabei gestoßen, Sir. Der Bluterguss auf meiner
Schulter. Der ist von unserem jährlichen Wettkampf" erklärte MacKay.
"Worum ging es bei dem Wettkampf?" wollte Harm wissen.
"Just for Fun, Sir" sagte MacKay.
Captain Turner verdrehte bei der Aussage ein wenig die Augen.
"Gibt es irgendetwas, was Sie dazu beizutragen hätten, Captain?" fragte Harm, dem
diese Geste nicht entgangen war.
"Nein, Sir."
"Gut, lassen wir es erst einmal dabei bewenden. Aber ich meinte es ernst, Lieutenant
MacKay, als ich sagte, Sie könnten sich bei Problemen sofort an mich wenden. Ich
möchte nicht erst durch meinen CO darüber informiert werden, dass es hier noch
was anderes zu ermitteln gibt" sprach Harm MacKay nochmals ins Gewissen.
"Kein Angst, Sir. Captain Turner würde mir nie etwas antun wollen" sagte MacKay
mit einem Grinsen im Gesicht, dass aber nicht lange blieb, da seine Lippe schmerzte,
wenn er das tat.
"Wenn Sie es sagen. Und nun wollen wir mal schauen, ob der Skipper ein paar
Minuten für uns übrig hat" meinte Harm.
"Ja, Sir" sagte MacKay und stand auf.
Die Drei machten sich auf dem Weg zur Brücke.
Harm betrat als erstes die Brücke. "Bitte um Erlaubnis, die Brücke betreten zu
dürfen, Sir" sagte er und nahm Haltung an, dicht gefolgt von Turner und MacKay.
"Erlaubnis erteilt" sagte der Skipper und drehte sich um. Er sah die Drei an. "Rühren
Commander" sagte er zu Harm und wandte sich MacKay zu. "Was ist es diesmal
Lieutenant?"
"Ein Sportunfall, Sir" antwortete MacKay.
Der Skipper schien ihm das nicht zu glauben.
"Ich kann Ihnen bestätigen, dass es ein Unfall war, Sir. Leider mit einem
unglücklichen Ausgang, Sir, Lieutenant MacKay ist für die nächsten drei Wochen
fluguntauglich" griff Harm ein.
"Und wie kam es zu dem Unfall, Commander? Wenn Sie ja anscheinend dabei
waren" wollte der Skipper wissen.
"Es war nur eine Runde im Ring, Sir, bei der der Lieutenant zu Boden ging"
berichtete Harm.
Der Skipper sah ihn an und nickte. Er trat dicht vor MacKay, der genau wie Turner
immer noch Haltung angenommen hatte. "Wie oft haben Sie schon in Ihrem Leben
geboxt, MacKay?" fragte er scharf.
"Heute das erste mal, Sir." antwortete er.
"Und Sie, Turner? Wie oft sind Sie State Champion an Ihrer High School gewesen?"
fragte der Skipper und sah ihn dabei an. Der Skipper kannte seine Offiziere genau.
"Drei Jahre hinter einander, Sir" bekam er prompt als Antwort.
"Was hat das eine mit dem anderen zu tun, Captain? Turner hat ihn nicht absichtlich
verletzt" meinte Harm.
"Das weiß ich, Commander. Aber er wusste, dass der Lieutenant keine Chance
gegen ihn hat" antwortete der Skipper.
"Beim Sport geht es nicht darum, ob man unbedingt eine Chance hat, zu gewinnen,
Sir."
"Keine Angst, ich werde beide nicht dafür bestrafen. Das der Lieutenant nicht fliegen
darf, ist Strafe genug für ihn" sagte der Skipper und fügte noch hinzu, "gibt es sonst
noch was?"
"Nein, Sir. Da wir keine weiteren Ermittlungen hier anstellen werden, werden wir im
Laufe des vormittags wieder von Bord gehen." sagte Harm.
"Gut, weggetreten."
MacKay und Turner salutierten und verließen die Brücke.
"Aye, Sir." Harm salutierte und verließ mit den anderen die Brücke.
Kaum waren sie im Gang fragte MacKay, "State Champion?"
"Ja, hab ich das nicht erzählt?" tat Turner ganz unschuldig.
"Nein."
"Machen Sie sich nichts daraus, MacKay, ich hab ja auch auf die harte Tour
erfahren, dass ich gegen Sie gestern kaum eine Chance hatte" lachte Harm.
"Ich hab sie aber nicht verprügelt, Sir" meinte MacKay.
"Na, das war aber auch nah dran!" flachste Harm weiter.
"Hey, es ist nichts passiert, Jason'" meinte Turner.
"Ich hab Kopfschmerzen, wenn Sie mich entschuldigen, Sirs" sagte MacKay ernst
und wollte gehen.
"Bleiben Sie, MacKay, was Ihnen jetzt fehlt, ist ein Frühstück." Harm wurde wieder
ernst.
MacKay blieb stehen und drehte sich wieder um. "Kann ich erst duschen, Sir?" fragte
er.
"Natürlich, wir sehen uns dann gleich in der Messe. Ich erwarte Sie dort. Und Sie
auch, Turner."
"Ja, Sir" kam von beiden gleichzeitig.
Harm hatte erst mal in Ruhe geduscht, bevor er sich auf den Weg in die Messe
machte, wo er auf dem Weg dahin Lieutenant Lafayette getroffen und sie gebeten
hatte, ihn zu begleiten.
Claire und Harm saßen bei ihrem Frühstück.
"Sir, es tut mir leid, dass ich gestern so schnell verschwunden bin, aber Sie schienen
sehr mit ihrem Spiel beschäftigt zu sein, da sah ich keinen Anlass mehr, zu warten"
entschuldigte sich Claire.
"Das ist schon in Ordnung, Lieutenant, Zusehen hätte sich bei dem Spiel auch nicht
gelohnt." meinte Harm.
"Danke Sir, aber was mich interessieren würde, Sir, wie ist das Spiel denn zu ende
gegangen?" fragte sie neugierig.
"Darüber spreche ich nicht, wenn Sie wissen, was ich meine, Lieutenant" meinte
Harm mit einem Schmunzeln.
"Ich verstehe, Sir" Claire lachte.
MacKay betrat die Messe und nahm sich eine Kleinigkeit, bevor er sich im Raum
umsah. Sein Blick fiel auf Harm und Claire.
"Aber vielleicht möchten Sie ja Lieutenant MacKay fragen, dann muss ich mich nicht
selbst lächerlich machen" meinte Harm.
MacKay kam auf den Tisch zu. "Morgen, Sir, Ma'am."
"Guten Morgen, Lieutenant, setzen Sie sich zu uns."
MacKay nickte und setzte sich an den Tisch.
"Morgen, Lieutenant, was ist denn mit ihnen passiert? Gestern sahen Sie aber noch
nicht so ramponiert aus, oder irre ich mich?" fragte Claire.
"Ich hatte heute morgen einen kleinen Zusammenstoß, Ma'am, nichts Schlimmes"
versicherte MacKay.
"Na gut, Lieutenant, Ihnen scheint so was ja öfter zu passieren, aber etwas anderes,
wollen Sie mir nicht verraten, wie Ihr beeindruckendes Spiel gestern ausgegangen
ist?" fragte Claire.
MacKay schluckte das Müsli runter, das er im Mund hatte und sah Harm an. "Ich
habe knapp gewonnen, Ma'am. Der Commander ist ein harter Gegner."
Claire musste grinsen. "Wenn Sie das sagen!"
Captain Turner kam in die Messe und nahm sich etwas zum Frühstücken, auch er
sah Harm und kam auf den Tisch zu. "Morgen, Sir, Lieutenant."
"Jemand, der mich rettet, ehe mein ganzer Ruf den Bach runtergeht. Setzen Sie sich
zu uns, Captain" scherzte Harm.
"So schlimm, Sir?" fragte Turner und setzte sich.
"Ach, es geht nur um ein nettes kleines Basketballspiel von gestern Abend, und Sie
wissen ja sicher, was es bedeutet, mit Lieutenant MacKay zu spielen." erläuterte
Harm.
"Ja, Sir" sagte Turner und zu MacKay gewandt, "Wie immer, Jason?"
"Ja, Sir" antwortete MacKay nur.
"Glauben Sie mir, Sir, es ist keine Schande, gegen ihn zu verlieren" meinte Turner.
"Na, das ist doch sehr aufbauend. Danke, Captain" erwiderte Harm darauf.
"Was erwarten Sie, Sir. Die NBA wollte ihn und die Navy hat ihn bekommen" sagte
Turner.
MacKay verdrehte die Augen, ihm schien die Aussage nicht zu gefallen.
"Gibt es ein Problem, Lieutenant?" fragte Harm.
"Nein, Sir" sagte MacKay. Er hatte es dran gegeben, den Rest von seinem Müsli zu
essen und sah kurz auf die Uhr.
"Müssen Sie noch wohin, Lieutenant?" fragte Claire.
"Nein, Ma'am."
"Das war aber auch unser Stichwort, Lieutenant. Da es für uns hier nichts mehr zu
tun gibt, werden wir uns gleich verabschieden. Man erwartet uns in DC zurück. Wir
können Sie gern mitnehmen, wenn Sie noch irgendwohin wollen, Lieutenant
MacKay" bot Harm an.
"Nicht nötig, Sir. Ich hab's nicht weit" sagte MacKay mit einem leichten Grinsen.
"Bleiben Sie auf dem Schiff? Ich konnte es gar nicht erwarten, mal rauszukommen,
wenn wir Landurlaub hatten" hakte Harm nach.
"Die meiste Zeit schon, Sir" antwortete MacKay.
"Es lohnt sich nicht für ein paar Tage, Sir." ergänzte Turner.
"Na, dann machen Sie es mal gut, meine Herren. Und wenn Sie mal in Washington
sein sollten, würde ich mich freuen, wenn Sie mich mal besuchen kämen." sagte
Harm und stand auf. MacKay und Turner standen auch auf.
"Gerne, Sir."
"Wiedersehen, und MacKay, passen Sie auf sich auf." sagte Claire.
"Wiedersehen, Sir, Ma'am."
Harm und Claire verließen die Messe und kehrten zu ihren Quartieren zurück um ihre
Sachen zu packen. Anschließend gingen sie noch auf die Brücke, um sich vom
Captain zu verabschieden und verließen das Schiff über den Landungssteg,
nachdem sie sich im Wachbuch ausgetragen hatten.
"Sir" Claire drehte sich zu Harm um, "dort unten ist MacKay."
MacKay trat auf den Kai und auf eine junge Frau zu. Sie trug einen
Marinekampfanzug und Captains Abzeichen. Er nahm Haltung an und salutierte. Sie
sagte ihm was und er nahm sie plötzlich in den Arm und küsste sie. Claire und Harm,
die gerade den Steg herunterkamen, beobachteten die Szene interessiert.
MacKay löste die Umarmung, als er merkte, das jemand in der Nähe stand und
zusah.
"Wie ich sehe, hatten Sie es ja wirklich nicht weit, Lieutenant."
MacKay sah ihn überrascht an. "Ja, Sir."
Harm warf einen Blick auf das Namensschild des Captains an MacKays Seite.
'Turner' konnte er dort lesen.
"Captain Turner, sind Sie verwandt mit dem Captain, mit dem wir gerade noch die
Ehre hatten, zu frühstücken?" fragte Harm.
"Ja, Sir, er ist mein Bruder." antwortete sie.
"Na, dann weiß ich ja jetzt, dass Sie mit der Angelegenheit auf keinen Fall etwas zu
tun haben konnten, MacKay, bei soviel Marines um einen herum, da könnten Sie auf
eine solche Idee gar nicht kommen" wandte Harm sich an MacKay.
"Welche Sache, Jason?" fragte Turner MacKay.
MacKay war sichtlich unwohl.
"Nichts, Jenn" antwortete er.
"Nichts, was noch irgendwie von Bedeutung ist, Captain. Ich wünsche Ihnen alles
Gute" sagte Harm.
Sie sah Harm fragend an. "Was haben sie schon wieder gemacht, Sir?" wollte sie
jetzt wissen.
"Gar nichts, Captain, zweifeln Sie nicht an Ihrem Bruder und dem Lieutenant"
antwortete Harm.
"Vergiss es einfach, Jenn" sagte MacKay.
Sie sah ihn mit einem durchdringenden Blick an. "Die Schmiererei, Du weißt, wer das
war?" fragte sie ihn direkt.
"Ja" sagte er resigniert.
"Aber das ist nicht mehr wichtig" meinte Harm.
MacKay wies Turner auf die Uhrzeit hin und sie verabschiedete sich und fuhr wieder.
MacKay atmete tief durch. "Wiedersehen, Sir."
"Wiedersehen. Und lassen Sie den Kopf nicht hängen."
"Sir? Sie können mich nicht rein zufällig schnell weit weg versetzen lassen?" fragte
MacKay hoffnungsvoll.
"Warum sollte ich das tun, Lieutenant? Mal abgesehen davon, dass mein Einfluss
soweit nicht reicht" erwiderte Harm.
"Weil sie nicht Ruhe geben wird, bis sie es weiß, Sir" sagte MacKay und seufzte.
"Na, das kann doch nicht so schlimm werden, Lieutenant. Auch wenn sie ein Marine
ist" sagte Harm mitfühlend.
"Glauben Sie mir, Sir, lieber steige ich mit ihrem Bruder noch mal in den Ring"
antwortete MacKay.
"Schon gut, ich weiß, was Sie meinen. Wenn ich nicht mit Lieutenant Lafayette
zusammenarbeite, habe ich einen Marine als Partner, und die können sehr
hartnäckig sein. Aber man lernt, mit ihnen umzugehen" erklärte Harm wissend. "Und
kommen Sie nicht auf dumme Ideen und steigen wirklich wieder in den Ring, hören
Sie?"
"Werde ich schon nicht, Sir. Aber mit Jenn ist das anders. Sie hat Angst, das mir was
passiert. Und wenn sie jemals rausbekommt, dass Matt mich geschlagen hat, wird er
Personenschutz brauchen, Sir" meinte MacKay.
"So ist das mit guten Freunden, die machen sich halt Sorgen. Aber sie braucht ja
auch nicht alles zu erfahren."
"Haben Sie schon mal versucht, vor ihrer Freundin irgendwas zu verheimlichen, Sir?
Es klappt nicht" sagte MacKay.
"Wenn man es richtig anstellt, geht das schon, notfalls spielen Sie das halt etwas
runter, so schlimm wird es schon nicht werden" meinte Harm.
"Ich hoffe es, Sir."
"Machen Sie es gut. Und wenn Sie noch was Zeit haben, bis die Truman wieder
ausläuft, melden Sie sich bei mir, ich nehme Sie dann gern mal in meiner Stearman
mit" bot Harm an.
"Wir laufen Samstag Nachmittag wieder aus, Sir. Aber ich weiß nicht, ob das eine
gute Idee ist" sagte MacKay zögerlich.
"Warum nicht, Lieutenant?" fragte Harm.
MacKay zuckte mit den Schultern. "OK, Sir. Ich würde gern mal mitfliegen."
"Gut, rufen Sie mich an, mir würde Freitag gut passen." sagte Harm und reichte
MacKay seine Visitenkarte.
"Danke, Sir." MacKay nahm die Visitenkarte und steckte sie ein.
"Also dann, wir sehen uns."
Harm und Claire verließen den Anlegebereich des Flugzeugträgers und gingen auf
Harms SUV zu.
MacKay ging zurück an Bord.
Donnerstag Vormittag.
JAG Hauptquartier
Falls Church, VA.
Harms Telefon klingelte.
"Rabb?"
"Tag, Sir. Hier ist Lieutenant MacKay."
"Guten Tag, Lieutenant. Ich freue mich über Ihren Anruf."
"Ich wollte fragen, ob Ihr Angebot mit dem Flug noch steht, Sir."
"Aber natürlich, ich muss mein Flugzeug eh mal wieder bewegen."
"Dann würde ich gerne mitfliegen, Sir."
"Haben Sie eine Möglichkeit, nach Washington zu kommen? Ansonsten würde ich
Sie auch in Norfolk abholen."
"Ja, Sir, ich habe ein Motorrad. Wo soll ich hinkommen?"
"Am besten wäre es, wenn Sie hier zum Hauptquartier kämen, meinen Sie, sie finden
das?"
"Sicher, Sir, und wann?"
"Mir würde morgen, 1500 gut passen. Melden Sie sich bei der Wache am Empfang,
ich sage dort Bescheid, dass man Sie reinlassen kann."
"1500 passt wunderbar, Sir. Ich werde da sein."
"Gut, dann bis morgen." sagte Harm und legte auf, nachdem MacKay sich
verabschiedet hatte.
Nächster Tag
1455 OZ
Falls Church, VA
MacKay kam ohne Schwierigkeiten in das Gebäude rein und hoch bis ins Bullpen.
Harm kam auf ihn zu. "Hallo, Lieutenant. Geben Sie mir noch fünf Minuten, ich bin
gleich da."
"Tag, Sir. Klar, kein Problem."
Harm zog sich um und kam dann zurück, um gemeinsam mit MacKay das Gebäude
zu verlassen.
"Mein Flugzeug steht in Leesburg. Ich würde vorschlagen, wir fahren jetzt noch kurz
zu meiner Garage, dort können Sie ihr Motorrad abstellen und fahren dann
gemeinsam."
"Ok, Sir" sagte MacKay, stieg auf sein Motorrad und zog den Helm an.
MacKay folgte Harm zu seiner Garage, stellte dort sein Motorrad ab und stieg zu
Harm ins Auto. MacKay schnallte sich an.
Harm fuhr auf dem Freeway in Richtung Leesburg.
"Wie sind die letzten Tage bei Ihnen verlaufen, Lieutenant? Alles in Ordnung auf der
Truman?" fragte Harm.
"Ja, Sir, alles bestens. Und bei Ihnen?"
"Keine neuen Fälle von Navy gegen Marines, wenn Sie das meinen." Harm schien
ernster als sonst zu sein.
"Irgendwas nicht in Ordnung, Sir? Sie müssen wissen, ich bin ein guter Zuhörer"
sagte MacKay.
"Das bezweifle ich nicht, Lieutenant." sagte Harm und rang sich ein kleines Lächeln
ab. "Es ist etwas Privates."
"Verstehe, Sir. Etwas, was sie lieber verdrängen möchten" spielte MacKay auf Harms
Rede von vor ein paar Tagen an.
"Nein, nicht so ganz. Kennen Sie das Gefühl, wenn sich jemand von Ihnen trennt,
und man gar nicht so recht weiß, was man falsch gemacht hat?"
"Nein, Sir. Ich lasse normalerweise niemanden so dicht an mich herankommen"
sagte MacKay und klang dabei etwas traurig.
"Manchmal braucht man das aber, MacKay, man muss vertrauen können. Obwohl,
im Moment wünschte ich auch fast, ich hätte Renee nicht so nah kommen lassen."
"Sie ist gegangen, richtig, Sir?"
"Ja, richtig. Sie meint, ich hätte einfach nicht genug Zeit für sie."
"Das kenne ich allerdings, Sir. Bringt der Beruf so mit sich, leider."
"Nicht nur unser Beruf, bei Renee war es dasselbe Problem. Wenn der eine Zeit
hatte, war der andere nicht da."
"Aber wir sind immer Schuld, wenn es nicht klappt. Die Frauen machen es sich da
einfach, Sir." MacKay grinste.
"Ein wahres Wort. Vielleicht ist es aber auch besser so. Wir hatten nie eine wirkliche
Chance." meinte Harm.
"Vielleicht war sie nicht die Richtige, Sir." versuchte MacKay ihn aufzubauen.
"Ja, wahrscheinlich. Aber jetzt mal zu Ihnen, wie geht es Ihnen? Hat Captain Turner
sie schon durch die Mangel gedreht? Und ich spreche jetzt von dem weiblichen
Captain Turner. Ach ja, wir sind außer Dienst, Sie können mich Harm nennen, lassen
Sie das Sir weg."
"Ok, und nennen Sie mich Jason," bot MacKay an, "ja, hat sie. Auf ihrem Geburtstag
am Mittwoch. Ist ja nicht so, dass sie mich nicht früher schon rumkommandiert hat,
aber jetzt darf sie es sogar offiziell."
"Oh, soll das heißen, sie ist befördert worden, Jason?" fragte Harm.
"Ja, zum Captain, am Montag. Darum war sie ja Dienstag da, sie wollte es mir
persönlich sagen." MacKay grinste leicht gequält.
"Oh, und wir sind Ihnen dann in die Parade gefahren, wie?" meinte Harm.
"Das konnten Sie ja nicht wissen. Was ist das eigentlich? Warum werden wir bei
Frauen, die wir lieben, zu willenlosen Vollidioten?"
"Nun, an den Redensarten ist halt wirklich was dran, Liebe macht blind. Aber meist
trifft es eben nur die männliche Seite."
"Als Single ist man einfach besser dran. Keine Verpflichtungen, man kann
rausgehen, wann man will, mit wem man will, oder einfach zu hause bleiben."
“Man hat aber auch niemanden, mit dem man seine Träume teilen kann.” erwiderte
Harm darauf.
"Ist gut möglich, aber das Leben wäre viel einfacher.” sagte MacKay.
"Gut, lassen Sie uns das Thema wechseln. Gleich sind wir ohnehin am Flughafen.”
"Machen Sie das eigentlich öfters?”
"Was, Jason?” fragte Harm.
"Jemand, den Sie kaum kennen, mit zum Fliegen nehmen?”
"Nein, nur wenn mir jemand sympathisch ist.”
Schließlich kamen sie am Flugplatz an.
"Es ist eine Stearman, ein Schulungsflugzeug aus den dreißiger Jahren.” erklärte
Harm, als sie den Hangar betraten. "Viele Piloten aus der Zeit haben in ihr das
Fliegen gelernt.”
"Gehört sie Ihnen?”
"Meinem Vater” antworte Harm.
"Und er lässt Sie damit fliegen?” fragte Jason.
"Ja, und er hat mir beigebracht, das Fliegen zu lieben.”
"Er ist bestimmt ein toller Vater.”
"Das war er” erwiderte Harm etwas bedrückt darauf.
"Tut mir leid, Sir, ich wollte nicht...”
"Kein Problem, Jason, Sie konnten es nicht wissen. Mein Vater wurde über Vietnam
abgeschlossen, als ich noch ein kleiner Junge war” erklärte er.
Gemeinsam schoben sie das Flugzeug aus dem Hangar aufs Flugfeld. Harm führte
die Kontrollen vor dem Flug durch, übergab MacKay eine Pilotenbrille und wies ihn
an, vorne ins Cockpit zu klettern. Dann nahm er selbst seine Brille und kletterte ins
hintere Cockpit. Ein Mann vom Bodenpersonal drehte den Propeller, Harm startete
den Motor und zog die Choke.
"Leesburg Tower; Navy I-53 erbittet Roll- und Starterlaubnis” meldete Harm über
Funk.
Erlaubnis wurde erteilt, sie rollten über die Startbahn, stiegen auf 5000 Fuß und
gingen auf West-Kurs in Richtung der Appalachen.
Über das Helm-Mikro konnten sie sich auch während des Fluges unterhalten.
"Geht es Ihnen dort vorne gut, Jason?” fragte Harm.
"Ja, alles bestens. Ich bin härtere Starts gewöhnt.”
"Ja, ich weiß, was Sie meinen” erwiderte Harm.
Er beendete den Satz, schob den Steuerknüppel nach vorn und ging so in einen
Sturzflug, den er schließlich in einen Looping verwandelte.
"Kann die Maschine auch mehr?” fragte Jason.
Das ließ sich Harm nicht zweimal sagen. In den nächsten zehn Minuten flog er mal
dicht über dem Boden, mal in 8000 Fuß Höhe, machte Rollen und zeigte, wozu der
Vogel fähig war.
"Möchten Sie übernehmen?” fragte er schließlich.
"Wenn Sie mir das zutrauen.”
"Aber sicher doch, sind Sie bereit?”
"Ja” antwortete Jason.
Harm ließ den Steuerknüppel los und gab die Steuerung im vorderen Cockpit frei.
“Gut, dann gehört sie jetzt Ihnen, Jason.”
Jason flog zunächst geradeaus. “Ein bisschen mehr kann sie schon” meinte Harm.
"Ich will hier nichts kaputt machen.”
"Machen Sie sich darüber mal keine Gedanken, Flugschüler waren nie zimperlich mit
Maschinen dieser Art. Außerdem dachte ich, Sie könnten fliegen” forderte Harm ihn
nun selbst heraus.
"Okay, auf Ihre Verantwortung.” Mit diesen Worten zog Jason eine Rechtskurve, ließ
die Maschine rotieren und zog sie dann wieder auf Flughöhe.
Nach einiger Zeit übernahm Harm wieder die Steuerung und setzte dann bei einem
kleinen Ort in Pennsylvania zur Landung an. Vor dem Rückflug wollten sie noch zu
Abend essen.
Restaurant
"Wie kommt man bei der Navy vom Fliegen zum Gerichtssaal?” fragte Jason.
"Bei einem Nachtanflug auf einen Flugzeugträger verlor ich die Sicht und schlug aufs
Flugdeck auf. Danach wurde mir für einige Jahre der Flugstatus entzogen.”
"Waren Sie es Schuld?” fragte Jason.
"Nein, man diagnostizierte Nachtblindheit und sprach mich von aller Schuld frei.”
"Heißt das, wir sollten zurück sein, bevor es dunkel wird?”
"Nein, keine Sorge, mittlerweile wurde der Augenfehler operativ behoben, im letzten
Jahr war ich wieder als aktiver Pilot für die Navy tätig” erklärte Harm.
"Und warum jetzt nicht mehr?” wollte Jason wissen.
"Ich habe erkannt, dass ich mir nichts beweisen muss. Die Juristerei war für mich
nicht nur ein Ausweg, ich mache es auch sehr gern. Außerdem fehlten mir durch die
lange Abwesenheit von der Fliegerei die nötigen Flugstunden.” erklärte Harm. "Aber
wie ist es bei Ihnen, wie sind Sie zur Navy gekommen? Wen gab es in Ihrem Leben,
der Sie beeinflusst hat, diese Laufbahn einzuschlagen?”
"Admiral Jackson.”
"Der Admiral Jackson?” fragte Harm.
"Ja, der Admiral Jackson, Kommandant der Pazifikflotte und Seans Vater,” erklärte
MacKay.
"Ich verstehe, was ist passiert, nachdem Sie aus dem Krankenhaus entlassen
wurden?” fragte Harm, der sich an das Gespräch beim Basketball erinnerte.
"Sie wollten mich zu sich nehmen, aber ich wollte keine Pflegefamilie mehr.” antworte
Jason. "Ich bin in ein Heim nach La Jolla gekommen und die Jacksons haben eine
Teilpflegschaft für mich übernommen.”
"Das Heim in La Jolla kenne ich, ich bin dort in der Nähe aufgewachsen.
Familienrecht ist nicht meine starke Seite, erklären Sie mir doch mal, was es für Sie
bedeutete, das Admiral Jackson die Teilpflegschaft übernommen hat, Jason” bat
Harm.
"Ich habe die Wochenenden und die Ferien bei Ihnen verbracht und die ersten
Wochen nach dem Krankenhaus und er hat sich um sämtliche schulischen Belange
gekümmert.”
"Wie lange mussten Sie im Krankenhaus bleiben?”
"Drei Wochen. Und weitere sechs Wochen zu Hause.”
"Scheinbar hat es Ihnen doch dort gefallen, warum wollten Sie keine
Vollpflegschaft?” erkundigte sich Harm.
"Nach drei Jahren und 29 Tagen ständiger Angst, wegen irgendetwas verprügelt zu
werden, wollte ich es nicht mehr.”
"Drei Jahre, und niemand hat etwas gemerkt?” fragte Harm verwundert.
"Nein, und wenn, dann hat es keinen interessiert.”
"Es gab wahrscheinlich niemanden mehr, zu dem Sie Vertrauen hatten.”
"Mir hätte ja eh niemand geglaubt, wer glaubt schon einem Kind.”
"Weshalb sind Sie überhaupt zu den Andersons gekommen?” fragte Harm.
"Meine Eltern sind bei einem Autounfall gestorben, als ich sechs war.” erklärte Jason.
"Sechs Jahre, so alt war ich, als mein Vater abstürzte.” erkannte Harm.
"Aber Sie mussten nicht miterleben, wie Ihre Eltern starben.”
Harm schaute ihn betroffen an.
"Es ist okay, Sir, es ist lange her.”
"Ich nehme an, Sie haben auch die Schule in La Jolla besucht, Jason? Dann waren
wir vermutlich auch auf der gleichen Highschool.”
"Vermutlich schon.”
"Dann hatten Sie wohl auch bei Mr. Baker Mathematik?”
"Ja, Mathe bei Mr. Baker war mein Lieblingsfach.”
Harm schaute ihn ungläubig an. "Sie sind der erste, den ich kennen lerne, der das
sagt!”
"Man hat eine Menge Zeit zum Lernen, wenn man jede zweite Woche Hausarrest
hat” erklärte Jason.
"Lassen Sie mich raten, Sie hatten eine Menge Spass mit Sean Jackson.”
"So kann man das auch ausdrücken.”
Da es in dem Restaurant warm war, hatte Jason mittlerweile seine Pullover
ausgezogen. Dabei fiel Harm zum ersten Mal die Narbe an Jasons Unterarm auf, die
scheinbar von einem Messerschnitt herrührte. Jason entging Harms Blick darauf
nicht.
"Wie ich Sie mittlerweile kenne, möchten Sie wahrscheinlich wissen, wo die her ist,
oder?” fragte Jason. Jason fuhr mit dem Finger über die Narbe und grinste. "Der
Admiral fand die Idee mit der Blutsbrüderschaft nicht so witzig.”
Harm zeigte ihm seine Handinnenfläche. "Kommt mir irgendwie bekannt vor. Aber
Steve und ich haben uns wenigstens nicht erwischen lassen” grinste Harm.
Jason lächelte zurück. "Das wäre für uns auch besser gewesen. Wir haben für diese
Aktion jeder drei Stunden in der Ecke gestanden.”
"Ganz schön lange Zeit!” lachte Harm. "Ich wette, die Ecke war nicht besonders
interessant.”
"Nein, nicht wirklich!”
"Langsam sollten wir über den Rückflug nachdenken.” sagte Harm.
Sie kehrten zum Flugplatz zurück und machten sich auf den Rückflug. Nach der
Landung in Leesburg fuhren sie zurück nach Washington.
Später im Auto
"Was haben Sie denn so in der Freizeit in Ihrer Highschool-Zeit gemacht?” wollte
Jason wissen.
"Na, sie werden mir es nicht glauben, aber Basketball habe ich dort auch mal
gespielt” antwortete Harm.
"Das glaube ich Ihnen gerne. Sie sind ein guter Spieler.”
"Danke, aber nicht gut genug. Ich kann mich noch gut an den Ausgang unseres
Spieles erinnern, Jason!”
"Sie sollten mich nicht als Maßstab nehmen, ich kenne kaum jemanden, der mich
schlagen könnte” sagte Jason. "Und wenn ich ehrlich bin, wollte ich Sie an dem
Abend nur fertig machen, aber dann ist es ganz anders gekommen.”
"Fertig war ich erst am nächsten Morgen, als ich nach dem Aufwachen sogar
Muskeln gespürt habe, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie habe. Laufen
hielt ich da für die beste Therapie” erwiderte Harm darauf.
"Von Boxen am nächsten Morgen würde ich auch dringend abraten. Aber falls Sie
mal ein paar Tipps für Ihre Technik haben möchten, können Sie sich gern an mich
wenden” sagte Jason und grinste Harm an.
"Mal schauen, vielleicht komme ich mal darauf zurück” meinte Harm.
"Jederzeit. Vielleicht verschlägt Sie ein Fall ja mal wieder zur Truman” sagte Jason.
"Und ich hoffe, dass Sie dann überhaupt nichts damit zu tun haben, Jason.”
"Ich werds versuchen” versprach Jason. "Aber sonst kenne ich ja da einen guten
Anwalt, Sir.”
Der Rest der Rückfahrt verlief ruhig, Jason schlief mit dem Kopf am Türrahmen
gelehnt ein. Harm erkannte, dass Jason zu erschöpft war, um heute noch nach
Norfolk zurückzufahren.
MacKay wachte erst wieder als Harm sein Auto vor seinem Apartmentgebäude
stoppte und den Motor abstellte.
"Wo sind wir?" fragte MacKay, als er wach wurde und sich umsah.
"Ich dachte, es wäre für eine Rückfahrt heute schon zu spät. Sie sollten besser bei
mir übernachten” sagte Harm.
"Das ist nicht nötig, so weit ist es nicht” meinte Jason etwas verschlafen.
"Zwei Stunden sind aber eine lange Zeit, vor allem wenn man nicht mehr ganz wach
ist” meinte Harm darauf. "Mir wäre es lieber, wenn Sie hier bleiben würden.”
"Ich will Ihnen aber nicht zur Last fallen” sagte Jason.
"Das tun Sie nicht, kommen Sie, meine Couch ist ganz bequem.”
Gemeinsam betraten sie Harms Apartment.
"Nette Wohnung” meinte Jason.
"Danke, mir gefällt es auch.” Harm holte Bettzeug und ein Kissen und funktionierte
die Couch zum Bett um. Um den Abend ausklingen zu lassen, setzten sie sich noch
hin und unterhielten sich weiter.
"Admiral Jackson ist kein Pilot. Wie sind Sie ausgerechnet zur Fliegerei gekommen,
Jason?” fragte Harm. “Da gibt es zwei Gründe. Zum einen war mein Vater Pilot, zum
anderen, weil der Admiral uns am zweiten Wochenende, nachdem ich aus dem
Krankenhaus war, mit auf den Stützpunkt genommen hatte und einer der Piloten uns
in eine Tomcat gesetzt hat. Das war ein einprägendes Erlebnis.”
“Das verstehe ich sehr gut, allerdings war es bei mir eine F4, in die mich mein Vater
setzte, als ich fünf war” erinnerte sich Harm. “Sollte ich jemals eine andere Idee
gehabt haben, was ich werden wollte, danach hatte sich das erledigt.”
MacKay gähnte herzhaft und entschuldige sich dafür. “Kein Problem, morgen ist
auch noch ein Tag. Wir sehen uns. Gute Nacht” sagte Harm.
"Gute Nacht.”
Als Harm am nächsten Morgen vom Joggen zurück kam, fand er MacKay noch
immer friedlich schlummernd auf der Couch. Harm stellte die Croissants, die er auf
dem Weg geholt hatte, auf den Küchentresen ab und ging erst einmal zum Duschen.
Nach dem Duschen waren auf der Couch noch immer keine nennenswerten
Bewegungen zu erkennen, also entschied sich Harm, das Frühstück vorzubereiten.
Kaffee und Pfannkuchen sollten es doch wohl fertig bringen, MacKay zu wecken.
Als Harm bei der dritten Portion Pfannkuchen war, warf er einen erneuten Blick auf
die Couch. MacKay schien langsam wach zu werden. Er öffnete die Augen und sah
sich um, er brauchte einen Moment, um sich zu erinnern wo er war und setzte sich
auf. MacKay rieb sich den Rest Schlaf aus den Augen.
"Hey, haben Sie sich doch schon entschieden, aufzuwachen?" fragte Harm.
"Verzeihung, Sir. Warum haben Sie mich nicht einfach geweckt?" sagte MacKay
noch leicht verschlafen. "Ach, ich dachte, in den nächsten Wochen werden Sie kaum
noch die Möglichkeit haben, mal lang zu schlafen, da wollte ich Ihnen noch was
Ruhe gönnen" meinte Harm. MacKay wollte von der Couch aufstehen, aber setzte
sich direkt wieder hin.
"Geht's Ihnen nicht gut?" fragte Harm besorgt.
"Alles bestens, Sir. Nur noch ab und an Kopfschmerzen, das ist alles" antwortete
MacKay.
"Das hört sich aber gar nicht gut an. Waren Sie deshalb schon einmal beim Arzt?"
wollte Harm wissen.
"Ja, Sir. Es wurde auch eine MRT Aufnahme gemacht und mit meinem Kopf ist alles
in Ordnung" erklärte MacKay und griff nach seinen Sachen.
"Vielleicht liegt es ja an Ihren Augen" meinte Harm.
"Nein, Sir. Den Sehtest gab's dazu, wegen dem Veilchen, ohne den würde mich die
Navy nämlich nicht mehr in eine Maschine lassen" sagte MacKay und zog sich an.
"Dann sollten Sie sich halt mal etwas öfter ausschlafen" sagte Harm.
"Überhaupt schlafen wäre toll" meinte MacKay kaum hörbar.
"Aber das ist ja leichter gesagt als getan auf einem Träger" sagte Harm.
"Ich kann überall schlafen, Sir."
"Ich meine weniger das Schlafen an sich, sondern die Dauer, die man einem da
gönnt," meinte Harm, "aber haben Sie Probleme mit dem Einschlafen oder dem
Durchschlafen?"
"Nein, Sir" antwortete MacKay.
"Was ist dann das Problem? Und außerdem sollten Sie das Sir doch weglassen"
meinte Harm.
"Es gibt kein Problem" antwortete MacKay und stand mittlerweile angezogen vor dem
Küchentresen.
"Auch gut, dann setzen Sie sich erst mal und greifen Sie zu. Möchten Sie Sirup oder
Blaubeeren zu den Pfannkuchen?" fragte Harm.
MacKay sah auf die Uhr an der Wand. "Leider gar nichts. Wenn ich jetzt nicht fahre
komme ich zu spät" sagte MacKay.
"Haben Sie schon einen Platz für Ihr Motorrad?" fragte Harm.
"Ja, auf dem Stützpunkt gibt es eine Möglichkeit Motorräder und auch ein paar
andere Sachen unterzustellen" antwortete MacKay.
"Ist es dort sicher? Sie könnten es sonst auch gerne in meiner Garage lassen, wenn
Sie möchten, dann würde ich Sie nach Norfolk fahren, und Sie könnten auf dem Weg
noch was essen" meinte Harm.
"Es ist sicher, die Maschine steht da schon was länger, aber danke für das Angebot.
Außerdem leiht Jenni sich die Maschine ab und an mal aus, wenn ich nicht da bin"
sagte MacKay.
"In Ordnung. Wann läuft die Truman denn aus, soviel ich weiß um 1500, oder?"
"Ja, aber alle haben spätestens um 1200 an Board zu sein. Und es sind zweieinhalb
Stunden bis Norfolk von hier, wenn nichts dazwischen kommt" meinte MacKay.
"Dann machen Sie sich mal fertig, für einen Kaffee reicht es auf jeden Fall noch. Ich
bring Sie dann zu der Garage" meinte Harm.
"Ich trinke keinen Kaffee, aber danke."
"Kein Problem" meinte Harm, "im Kühlschrank ist auch Milch, und wenn Sie Tee
bevorzugen, ist das auch kein Problem."
MacKay nahm sich von der Milch, griff nach einem Pfannkuchen und wartete dann,
dass Harm ihm folgte. Harm machte den Ofen aus, warf sich seine Jacke über und
fuhr dann mit Jason zu seiner Garage.
"Danke für den Flug gestern, hat wirklich Spaß gemacht" sagte MacKay, als sie an
der Garage ankamen.
"Gern geschehen. Lassen Sie von sich hören, wenn Sie mal wieder Landurlaub
haben, dann können wir das mal wiederholen" sagte Harm.
"Gerne. Und wie gesagt, falls Sie dann Lust haben noch mal beim Basketball zu
verlieren, einfach sagen" meinte MacKay und grinste.
"Auch keine schlechte Idee. Dann machen Sie es mal gut, bis bald" verabschiedete
sich Harm. MacKay verabschiedete sich und machte sich auf den Weg nach Norfolk.
**Ende**