Fact-Sheet – Stand: September 2014
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Fact-Sheet – Stand: September 2014
Fact-Sheet – Stand: September 2014 Mygully.com Seitentyp Bei MyGully.com handelt es sich um einen kuratierten Linkkatalog in Form eines illegalen Boards. MyGully.com sieht aus wie ein Diskussionsforum. Es handelt sich um einen so genannten Vollsortimenter mit Links zu diversen urheberrechtlich geschützten Kreativinhalten, darunter E-Books, Spielen und Filmen, welche bei Online-Speicherdiensten hochgeladen wurden. Die Werke werden durch die Links auf dem Board illegal öffentlich zugänglich gemacht. Angezeigt werden die Downloadlinks zu diversen Online-Speicherplätzen jedoch nur registrierten Nutzern. Aufbau, Suchfunktion ausschließlich auf die und angebotene illegale Services Verwertung von sind nahezu Kreativinhalten ausgerichtet. Es gibt weder ein Impressum noch wirksame Kontaktdaten, über die geschädigte Rechteinhaber ihre Ansprüche geltend machen könnten. Jugendschutzvorschriften ignorierend, bietet MyGully.com auch die Möglichkeit zum Download pornografischer Filme, Spiele, Magazine und Bilder an. Bekanntheits- MyGully.com belegte am 10. September 2014 Platz 187 der beliebtesten grad Internetauftritte in Deutschland laut dem Internetdienst Similarweb.com und wird damit fast soviel genutzt, wie Tagesschau.de. Nach Schätzungen von Similarweb vom 10. September 2014 verzeichnet MyGully.com monatlich 3.250.695 Nutzer aus Deutschland 241.945 Nutzer aus Österreich und 273.900 Nutzer aus der Schweiz. Die meisten Nutzer wurden über den Webauftritt von Similarsitesearch.com auf MyGully.com weitergeleitet. Nach eigenen Angaben verzeichnete MyGully.com am 10.09.2014 insgesamt 3.025.557 registrierte Mitglieder. Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e. V. Alt-Moabit 59-61 · D-10555 Berlin Fon: + 49 (0) 30.311 6169 0 Fax: + 49 (0) 30. 311 6169 40 Mail: antipiracy@gvu.de · Web: www.gvu.de;: www.gvu-positionen.de Pressekontakt GVU Christine Ehlers Public Relations Fon: +49 (0)30.311 6169 24 Twitter: chrehlers Fact-Sheet: MyGully.com Registierung Seite 2 von 6 Laut WhoisDomaintools wurde die Domain MyGully.com am 30.09.2008 registiert und liegt bei dem einschlägig bekannten Rechenzentrum Ideal Solutions in Russland. Der Registrant von MyGully.com ist durch den Anonymisierungsdienst WhoisGuard mit Sitz in Panama verborgen. Im März 2012 war als Domaininhaber ein Mann aus Damscheid mit einer Googlemail-Adresse eingetragen. Dabei handelte es sich um gefälschte Angaben. Nachahmer von MyGully.com ist ein Nachfolger des im Jahr 2000 gegründeten illegalen Boards von Gulli.com – das gulli:board. Das Untergrundportal Gulli.com wurde nach GVU-Erkenntnissen im Frühjahr 2008 an den österreichischen Unternehmer Valentin Fritzmann verkauft. Der neue Eigner veranlasste die Schließung des Gulli:boards. In Folge sind mehrere Nachahmer von anderen Angehörigen der illegalen Szene (digitale Hehler) ins Leben gerufen worden. Nach internen Erkenntnissen sind diese alle aus dem gleichen Backup hervorgegangen. Von den vielen Nachahmer konnten sich MyGully.com sowie Boerse.bz langfristig durchsetzen. Aktuelles MyGully.com bietet Zugriff auf urheberrechtlich geschützte Werke in 5 Angebot Kategorien. In jeder Kategorie existieren so genannte „Themen“, wobei unter jedem Thema ein urheberrechtlich geschütztes Werk (Titel) in der Regel in deutscher Sprachfassung zu verstehen ist. Am 10.09.2014 ermöglichte MyGully.com illegalen Zugriff auf 37.601 Dateien mit E-Books, wobei eine Datei sogar eine ganze E-BookKollektion enthalten kann. Unterhaltungssoftware-Wirtschaft Insgesamt für die 19.481 Titel Plattformen der Nintendo, PlayStation, Xbox und PC waren an jenem Tag über MyGully.com erreichbar und 94.510 Kino- und Spielfilme. Dazu ermöglichte MyGully.com den illegalen Zugang zu 7.668 TV-Serien sowie 11.991 Dokumentationen. Zu jeden Thema/Titel existieren mehrere so genannte „Beiträge“. Diese enthalten Links zu Dateien mit dem jeweiligen Titel, die auf verschiedenen Online-Speicherdiensten abgespeichert sind. Dazu gehörten z.B. Bitshare, Freakshare und Uploaded. Auf diese Weise wird ein einziger Fact-Sheet: MyGully.com Seite 3 von 6 Titel zumeist in mehreren Kopien illegal öffentlich zugänglich gemacht. Regeln In den boardeigenen Regeln war am 25.09.2014 zu lesen, dass in Folge der Ländersperre bei boerse.bz zahlreiche Klone „wie Unkraut aus dem Boden geschossen“ seien. Deswegen habe man beschlossen, die Partnerschaft mit Boerse.sx fortzuführen, die angeblich schon seit Jahren bestünde – obwohl die Domain laut whoisdomaintools erst im Sommer 2014 registriert wurde. Boerse.sx ist ein illegales Download-Board, ähnlich wie MyGully.com. In den Regeln wird den Mitgliedern mitgeteilt, welche Filehoster erlaubt seien – darunter Freakshare und Bitshare, die als einzige im Pornobereich erlaubt sind. Als Linkcrypter sind ausschließlich Share-links, Linksave und Linkcrypt erlaubt. Doppeltes Einstellen von Themen (Titeln) ist verboten und jedem Thema ist eine Beschreibung des Titels in Deutsch oder Englisch beizufügen. GVU-Aktivitäten Die GVU hat MyGully.com seit August 2010 im Visier. Nach internen Erkenntnissen gehört das illegal Download-Board zu einer Reihe gesetzeswidriger Angebote, die alle von denselben Personen kontrolliert werden. Dazu zählt auch das illegale gamesspezifische Download-Portal Rom-Freaks.net. Gegen zwei namentlich benannte Personen als mutmaßliche Betreiber dieses illegalen Download-Portals, die Inhaber zweier Email-Adressen sowie gegen mögliche unbekannte weitere Verantwortliche von Rom-Freaks stellte die GVU im Oktober 2012 Strafantrag in Lübeck. Eine polizeiliche Durchsuchung fand im Januar 2013 statt, in deren Verlauf diverse Speichermedien beschlagnahmt wurden. Deren Auswertung erbrachte weitere Hinweise, die auf einen Zusammenhang zwischen den im Strafantrag namentlich benannten Personen und dem Betrieb von MyGully.com sowie Kino.to hindeuteten. Einnahmequelle MyGully.com bewirbt aktuell Boerse.sx über ein Werbebanner, einen Werbung Partner Link sowie einen Textlink unten rechts mit dem Text myGully, der fälschlicherweise für einen Link zum Impressum von MyGully gehalten werden kann. Außerdem findet sich in der oberen Menüleiste ein Link zu der MyGully Toplist (eigener Webauftritt mit einer Rangliste von strukturell Fact-Sheet: MyGully.com Seite 4 von 6 urheberrechtsverletzenden Online-Angebot und diversen pornografischen Online-Angeboten), auf der Boerse.sx den ersten Platz einnimmt. Über solche Partnerschaften können grundsätzlich Provisionen für das Übermitteln von neuen Nutzern eingenommen werden. Weitere MyGully.com ist nicht isoliert zu betrachten. Vielmehr besteht ein illegales Einnahme- Angebot aus folgenden von einander abhängigen Komponenten: quellen 1. Dem kuratierten Linkkatalog, hier: MyGully.com 2. Den mit diesem Speicherdiensten Linkkatalog (Filehostern), verbundenen auf welche die OnlineDateien hochgeladen wurden, die über die Links illegal öffentlich zugänglich gemacht werden. Hier u.a. Bitshare, Freakshare, Uploaded, Share-online, Fileparadox, Xerver. Möglich sind Provisionszahlungen durch die Filehoster an das illegale Board MyGully für die Vermittlung von Nutzern. Es gibt Hinweise, das die Filehoster Bitshare und Freakshare ebenfalls von den MyGullyVerantwortlichen betrieben werden. 3. Den Linkcryptern Hier können durch den von den Nutzern erzeugten Datenverkehr weitere Einnahmen durch DisplayAdvertising generiert werden. Es sind auch Provisionszahlungen durch die bei MyGully zugelassenen Linkcrypter an das illegale Board denkbar. Daneben beteiligt ein Linkycrypter in der Regel den Uploader des konkreten Inhalts, auf den der Link verweist, mittels Provisionen. 4. Den Download-Managern, wie JDownloader. Hier könnte eine Geschäftsbeziehung zwischen dem Downloadmanager und z.B. Bitshare und Freakshare bestehen, wodurch die Betreiber der Filehoster Provisionen einnehmen können. 5. Den Uploadern, welche die Dateien mit den urheberrechtlich geschützten Inhalten auf die Online-Speicherdienste hochladen und die Links zu diesen Dateien an MyGully.com geben, damit diese Links dort nach festen Regeln veröffentlicht werden. Nach internen Erkenntnissen werden die ersten Links zu den frühesten illegalen Kopien nahezu ausschließlich von einer kleinen Gruppe von Uploadern an das Board gegeben. Dies deutet daraufhin, Fact-Sheet: MyGully.com Seite 5 von 6 dass diese Personen gleichzeitig auch das Board unterstützen und finanzieren. Die Uploader können Provisionen von den Filehostern erhalten. Folgende Modelle exisitieren: 1. Der Uploader erhält für 1000 Downloads einer bestimmten Datei (bspw. mit einem konkreten Filmtitel) eine Provision. 2. Der Uploader erhält eine Provision, wenn ein Interessent eines von ihm hochgeladenen Titels einen Premium-Account kauft (eine Art Abo). 6. Den Nutzern von MyGully.com. Ihnen werden die Werbebanner, Partner- und Textlinks gezeigt während sie auf MyGully.com navigieren. Beim Aufrufen eines Linkcrypters und eines DownloadManagers bekommen sie Werbebanner angezeigt sowie – wenn sie keinen kostenpflichtigen Premium-Account haben – während des Downloads beim Filehoster selbst. Ihre Nutzung ist damit die Grundlage für Provisionszahlungen. Social Media Insbesondere jüngere Internetnutzer machen die Verantwortlichen von Marketing MyGully.com über soziale Medien auf das illegale Download-Board aufmerksam. So existiert seit 2012 eine Facebook-Seite mit dem Namen „MyGully Co-Administrator“. Chronik, Postings und Freunde können nur von „Freunden“ eingesehen werden. Auf Youtube sind diverse Kurzfilme zu MyGully zu finden, insbesondere Tutorials. Über die GVU: Die GVU ist eine von Unternehmen und Verbänden der Buch-, Film- und UnterhaltungssoftwareWirtschaft getragene Non-Profit-Organisation und wird regelmäßig ergänzend aus Mitteln der Filmförderungsanstalt gefördert. Ihre Aufgabe besteht in der Ermittlung von Verstößen gegen Leistungsschutzrechte ihrer Mitglieder nach dem Urheberrechtsgesetz und der Mitteilung dieser festgestellten Rechtsverstöße an die Strafverfolgungsbehörden. Darüber hinaus unterstützt die GVU die zuständigen Behörden bei der Durchführung von Strafverfahren sowohl in rechtlicher als auch in technischer Hinsicht. Sie fokussiert sich dabei auf die Betreiber urheberrechtsverletzender Dienste im Internet und deren Quellen. Die GVU leistet des Weiteren Informationsarbeit zum Urheberrecht durch Seminare und Vorträge bei Behörden, Bildungseinrichtungen und gesetzgebenden Körperschaften sowie durch die Unterrichtung der Öffentlichkeit über den Inhalt und die Ergebnisse ihrer Arbeit und urheberrechtliche Problemstellungen. Schließlich versteht sich die GVU als parteipolitisch neutraler Berater von politischen Entscheidungsträgern in Fragen des Urheberrechtsschutzes. PRESSEKONTAKTE Auskunft über das laufende Verfahren bei der Generalstaatsanwaltschaft Dresden erhalten Sie bei Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein Fon: (+49) (0)351-4 46 29 12 Oberstaatsanwalt Oliver Müller Fon: (+49) (0)351-4 46 29 14 Fax: (+49) (0)351-4 46 29 80 Email: presse@gensta.justiz.sachsen.de Hintergrundtexte und Bildmaterial zum Verfahren erhalten Sie bei der GVU unter Fon: (+49) (0)30-311 6169 0 Email: gvu-presse@mail.de Bei weiteren Fragen zu Hintergründen des Verfahrens, die über die Informationstexte nicht beantwortet werden, wenden Sie sich bitte an die GVU, Christine Ehlers Fon: (+49) (0)30-311 6169 24 Email: christine.ehlers@gvu.de