Mit dem Waarschip 1020 kommt endlich
Transcription
Mit dem Waarschip 1020 kommt endlich
Test Waarschip 1020 Mit dem Waarschip 1020 kommt endlich 64 Y A C H T 18 / 2 0 01 Gut Holz wieder ein schneller Holz-Cruiser auf den Markt. Erfüllt er die hoch gesteckten Erwartungen? Y A C H T 18 / 2 0 01 65 Test Waarschip 1020 WAARSCHIP 1020 uTEC H N ISC H E DATE N (WE RFTANGABE N) Konstrukteur . . . . . . . . . . . . . . . . . Kees van de Stadt CE-Entwurfskategorie . . . . . . . . . . . . . . A (Hochsee) Lüa (Rumpflänge) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10,20 m Gesamtlänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10,20 m LWL (Wasserlinienlänge) . . . . . . . . . . . . . . . . . 9,10 m Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,50 m Tiefgang Testschiff . . . . . 1,85 m (versch. Optionen) Theoretische Rumpfgeschwindigkeit . . . . . 7,33 kn Gewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,9 t Ballast/-anteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,6 t/41 % Masthöhe über Wasserlinie . . . . . . . . . . . . . 15,70 m Großsegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31,0 m2 Vorsegel (100 %) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21,0 m2 Segeltragezahl (2√S/3√V ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4,58 Maschine . . . Yanmar 2 GM (Saildrive), 13 kW/18 PS Kraftstofftank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Edelstahl, 50 l Frischwassertank . . . . . . . . . . . . . . Edelstahl, 2 x 75 l Fäkalientank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kunststoff, 40 l Der Rundspanter in Multiknick-Bauweise zeigt sportlich-schnelle Linien. Das Innenlayout ist extrem variabel Rumpf- und Decksbauweise Hergestellt aus kochfestem Marine-Sperrholz mit Mahagoni-Deckschicht. Der Rumpf als Multiknickspanter. Hochbelastete Sektionen im Rumpf werden von innen mit Kevlarlagen verstärkt (im Bereich der Wasserlinie). Der Bleiballast sitzt sehr tief an einem durchgebolzten Holzflansch. HEBELARMKURVE 8 Ohne Deck und Aufbau gerechnet; in der Praxis verbessern sich die Werte noch 4 Y 55° 2 20° 40° 60° 80° 100° 120° 140° 160° 180° Krängung (Grad) 2 125° 66 Y A C H T 18 / 2 0 01 Wendewinkel 80° 40° 6,5 kn kn Koje Vorschiff . . . . . . . . . . . . . . . 2,06 x 1,65/0,40 m Kojen Salon (2 x) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,05 x 0,80 m Koje achtern . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,00 x 1,64/1,25 m Stauraum Vorschiff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ca. 700 l Stauraum Salon/Navigation . . . . . . . . . . . . ca. 500 l Stauraum Pantry . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ca. 450 l Stauraum Backskisten . . . . . . . . . . . . . . . . ca. 1500 l Stauraum Nasszelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ca. 500 l Stauraum Achterschiff . . . . . . . . . . . . . . . . . ca. 300 l Höhe Salon Mitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,87 m Höhe Salon vorn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,72 m Höhe WC-Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,77 m Höhe Achterkajüte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,77 m SEGELLEISTUNGEN ohne Abdrift 14 uMESSWE RTE (I N N E N) Der Segelplan sieht keine Genua vor, sondern nur eine 31-Quadratmeter-Großsegelfläche und eine 100Prozent-Fock. Als Serienmaschine wird ein 2GM-Yanmar angeboten, andere Maschinen sind auf Wunsch möglich. – 10 Sehr steif durch tiefen Ballastschwerpunkt Der obere, durchgebolzte Bongossi-Holzteil des Kiels aus geschichteten Segmenten geht 90 Zentimeter tief. Erst darunter besteht der Kiel aus Blei, der mit 1,6 Tonnen einen Ballastanteil von 41 Prozent liefert. Daraus ergibt sich eine maximale Stabilität bei 55 Grad und eine neutrale Stabilität bei 125 Grad. uMESSWE RTE (MOTOR U N D SEG E L) SCHALLDRUCKPEGEL Gemessen in Marschfahrt (80 % der Höchstdrehzahl): 6,3 kn, 2900 min -1 Y Plicht 82 dB(A) Y 60° 6,8 kn Kajüte 80 dB(A) 90° 7,2 kn Achterkajüte 86 dB(A) Vorschiff 70 dB(A) leise normal 80 dB(A) Y 4 70 dB(A) Aufrichtendes Moment (t-m) 6 laut Die relativ hohen Geräuschpegelwerte des Yanmar 2GM haben zwei Ursachen: Erstens ist der Propeller zu klein: Der Motor dreht zu hoch. Zweitens hat die Motorraum-Abdeckung noch mehrere Schallbrücken, die leicht geschlossen werden können. Aufgrund des Saildrives traten nur geringe Schwingungen auf. 130° 7,0 kn 180° 6,5 kn Testbedingungen Windgeschwindigkeit 10–14 kn Windstärke 3–4 Bft., Wellenhöhe 0,5 m Segelfläche Großsegel 31,0 m2, Vorsegel 21,0 m2 Die gemessenen Geschwindigkeiten basieren auf diesen Bedingungen uAUSSTATTU NG U N D PRE ISE Grundpreise ab Werft: Holzrumpf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 520 Mark Motor eingebaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21900 Mark Komplettes Rigg . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 640 Mark E-Installation und Sanitär . . . . . . . . . . 11600 Mark Rumpfbausatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 500 Mark Motorbausatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 500 Mark Riggbausatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 200 Mark E-Bausatz und Sanitärteile . . . . . . . . . . 2 700 Mark Detallierte Bausatz-Preislisten auf Anfrage Preis segelfertig (nach YACHT-Definition) . . . . . . . . . . . . 221500 Mark Generelle Garantie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Jahre Werft/Vertrieb Waarschip Werf Delfzijl, Hemskesweg 4, 9936 HG Delfzijl, Niederlande; Tel. 0031/596/ 63 26 72, Fax 63 20 19, www.waarschip.com Betreuung für Deutschland Ecoboot, Gorch von Blomberg, Am Überwinterungshafen 6, 21079 Hamburg-Harburg; Tel. 040/329 08 60, Fax 32 90 8611; www.ecoboot.de Y - BEWERTUNG Holzliebhaber und sportlich ambitionierte Eigner werden ihre Freude an dem sehr gut segelnden Neuling haben. GFK-Fans dürften nicht sofort Zugang finden, werden das hochglänzende industrielle Kunststoff-Finish dem Handwerks-Bau vorziehen. Das 1020 ist eine empfehlenswerte Yacht für Individualisten. uKonstruktion W aarschips sind etwas Besonderes: Als hölzerne Multiknickspanter aus Holland führen sie ein Eigenleben in der Yacht-Szene. Einst als preiswertes Selbstbau-Einsteigerboot in t’Waar kreiert und erfolgreich am Markt etabliert, peilen die neuen Macher heute – jetzt in Delfzijl zu Hause – eine ganz andere Marktnische an: Sie wollen in dem GFK-Einerlei Akzente setzen, wollen die hochwertige, unverwechselbare Holzyacht wieder etablieren. Und wie sich zeigt, ist das Interesse an dem individuellen Schiff sehr groß. Holzfreaks kennen die Vorzüge einer Yacht aus dem natürlichen Material. Sie haben lieber Holzduft in der Nase anstelle des Geruchs von Styrol. Genießen die Trockenheit gegenüber dem tropfenden Schwitzwasser im GFK- oder MetallRumpf. Freuen sich über die Maserungen an und unter Deck. Machen sich keine Gedanken über Osmose. Setzen das relativ geringe Baugewicht in hohe Geschwindigkeiten um. Haben einen Werkstoff, der durch Verfärbung anzeigt, dass er in marodem Zustand ist. Können Anund Umbauten leicht selbst ausführen, ohne Kunststoff-Experten sein zu müssen. Die Vorzüge haben ihren Preis: Mit rund 220 000 Mark liegt das 1020 im oberen Mittelfeld vergleichbarer GFK-Yachten. Die Werftleitung will in erster Linie fertige Holzyachten auf den Markt bringen. Doch was wäre Waarschip ohne Bau- kasten-System? Wer will, kann selbstverständlich auch weiterhin sein Waarschip in Eigenleistung entstehen lassen. Viele Skipper haben bereits während der Bauphase höchste Glücksgefühle. Das Hobby Segelsport muss nicht erst beim Stapellauf beginnen. Wenig Pflege trotz Holz Waarschip-Eigner in aller Welt reagieren äußerst ungehalten, wenn man ihre Yachten als Knickspanter bezeichnet. Der kleine, aber feine Unterschied liegt in dem Zusatz „Multi“. Multiknickspanter sind, wie das neue Waarschip 1020, eigentlich Rundspanter mit kleinen Ecken an den Plankenstößen. Ansonsten segeln sie und verhalten sich wie ihre rundspantigen GFK-Kollegen. Das von Kees van de Stadt gezeichnete tien-twintig, wie es in Holland genannt wird, ist als sportlicher Cruiser konzipiert. Geringes Gewicht in einem schnellen Rumpf ohne Extreme war die Maxime. Lange Wasserlinie, tiefer und schmaler Kiel mit sehr niedrigem Schwerpunkt sowie große Segelfläche, frei schwebendes Spatenruder mit NACA-Profil – all das sind Merkmale einer schnellen, sportlich orientierten Yacht. Der Segelplan sieht nur ein mächtiges Groß und eine 100Prozent-Fock vor – das reicht allemal und sorgt bereits für ein effektives Verhältnis von Gewicht zu Segelfläche (Segeltragezahl 4,58). U Å Sehr robuster Rumpf mit Kevlarverstärkung Å Extrem tiefer Bleiballast Í Zu große Ruderfläche Í Nur flache Bilge Í Kleiner Backskisten-Zugang uSegelleistung und Trimm Å Sehr ausgewogene Balance Å Hohes Geschwindigkeitspotenzial Å Sehr wendig, hohes Rigg Å Anordnung der Beschläge ZEICHNUNG: A. HOPPENHAUS uWohnen und Ausbauqualität Å Gemütlichkeit durch Holz Å Gesamtkonzept Í Noch Prototypen-Detailmängel im Finish uAusrüstung und Technik Å Maschineninstallation mit Getriebe vorn Å Reichhaltige Beschläge Í Schallbrücken/Motorkasten Í Zu kleiner Propeller (Prototyp) An der Kreuz: Dank des tiefen Kiel-Schwerpunktes ist das Segeltragevermögen hoch. Das Laufdeck bietet durch eine hohe umlaufende Holz-Fußreling guten Seitenhalt Y A C H T 18 / 2 0 01 67 Viel Holz in der Hütte: Was Liebhaber begeistert, ist anderen zu dunkel. Helle Polster, Decken und Fußböden schaffen Licht im Salon tragende Verstärkung nicht notwendig, soll aber bei Kollisionen mit schwimmenden Hindernissen wie beispielsweise Containern ein mögliches Leckschlagen verhindern. Der Kiel besteht aus einer ganz ungewöhnlichen Konstruktion: Der obere Teil, der direkt unter dem Rumpf sitzt, wurde aus Bongossi-Segmenten gefertigt und reicht 90 Zentimeter tief. Durch die Segmente verlaufen die Edelstahl-Kielbolzen hindurch bis zum tief sitzenden Bleiballast. Durch diesen extrem tiefen Schwerpunkt wird eine hohe Stabilität erreicht. Und noch einen Vorteil hat diese Bauweise: Der normale Tiefgang von 1,85 Meter kann damit werftseitig sehr leicht vergrößert oder verringert werden. Harz schafft lange Lebensdauer Das Thema Osmose spielt natürlich bei Holzyachten keine Rolle. Dennoch tut die Werft sehr viel, um eine möglichst lange Lebensdauer zu garantieren. So wird nach Fertigstellung des Rumpfes zunächst eine Tiefen-Imprägnierung aus Epoxidharz aufgetragen. Nach dieser Be- Navi-Platz: praxisgerecht bemessen, brauchbar. Schlaf-Platz: sehr geräumiges Achterschiff 68 Y A C H T 18 / 2 0 01 schichtung folgen zwei Anstriche mit SP320-Grundierung – ebenfalls auf Epoxid-Basis –, zweimal Primer, dann erst werden drei Lackschichten aufgebracht (mit Zwischenschliffen). Die so hergestellte Schutzschicht ist gleichzusetzen mit einer Gelcoat-Schicht und nicht minder standhaft. Und der normale Pflegeaufwand fällt bei einem Waarschip nicht größer aus als für einen GFK-Rumpf. Bei den naturbelassenen Holzteilen sind zwei Wege möglich: Entweder die erwähnte harte Epoxid-Beschichtung oder die weiche, dampfdurchlässige Ölung, die zwar beim vielfachen Grundauftrag mehr Zeit verlangt, aber später nie vom Wasser unterlaufen werden kann. Der gesamte Innenausbau besteht natürlich ebenfalls aus Holz. Die Holzart und -struktur kann der Kunde selbst bestimmen, fast alle Sorten sind wählbar. Das Testschiff hatte einen MahagoniAusbau mit Glanzlackierung. Umgedrehter Motor bringt Vorteile Auch bei der Maschinen-Installation beschreitet Waarschip unkonventionelle Wege: Der Yanmar 2GM mit Saildrive ist „verkehrt herum“ eingebaut – das Getriebe weist nach vorn. Öffnet man den Niedergang, hat man den Saildrive direkt vor Augen. Die ungewöhnliche Installation macht Sinn: Auf diese Weise wird der Raum unter dem Niedergang besser genutzt, die Maschine kommt weiter nach vorn, und der Platz in der Achterkoje wächst erheblich. Wichtig aber bei dieser Montage: Die jetzt nach achtern zeigende Motor-Stirnseite muss gut erreichbar FOTOS: M. NAUJOK; LAYOUT: I. LAUSTER Der Grundbaustoff eines jeden Waarschips: hochwertiges Okumé-MarineSperrholz AW 100 (koch- und wasserfest) nach DIN 68705 T3 – hergestellt beim führenden Produzenten Bruynzeel, der seine jahrzehntelange Erfahrung in die Sperrholzfertigung einbringt. Alle Bauteile werden computergesteuert nach Designer-Datensätzen maßgenau gefräst. Erst dann kommen sie zur Endmontage nach Delfzijl in die Werft. Die Materialstärken sind mit Bedacht gewählt: Der Bootsboden im Unterwasserschiffs-Bereich ist 15 Millimeter dick, die Außenhaut und das Deck jeweils 12 Millimeter, der Kajütaufbau besteht aus zwei Lagen à 8 Millimeter. Diese beiden dünneren Lagen, übereinander verleimt, sind nötig, um die runde Form über den massiven Decksbalken zu erzielen. Verbunden werden die Holzteile heute mit Epoxid von SP-Systems aus England, einem der herausragenden Harzhersteller. Auf Wunsch können im gefährdeten Bereich nahe der Wasserlinie von innen Kevlarlagen auflaminiert werden. Dieser zusätzliche Schutz ist normalerweise als Waarschip 1020 Test sein, so wie es beim Waarschip 1020 vorbildhaft ist. Noch nicht optimal gelöst wurde allerdings beim Testboot die Isolierung. Zu viele Schallbrücken lassen zu viel Lärm nach außen dringen. Auch ist der Propeller zu klein. Die Maschine dreht bis 3800 Umdrehungen hoch. Bei 3500 UpM sollte die Obergrenze erreicht sein. Dann reduziert sich die Marschdrehzahl ohnehin. Sehr erfreulich sind die Manövriereigenschaften: Das Boot dreht dank des (über-)großen Ruders auf dem Teller. In weniger als 15 Sekunden kreiselt das Schiff um die eigene Achse. Es stellt sich hier die Frage, ob die Ruderfläche tatsächlich so groß sein muss, denn schließlich strebt jeder Konstrukteur und Segler eine möglichst kleine benetzte Oberfläche an. Wie dem auch sei – manövrieren auf engem Raum lässt sich das 1020 bestens. Die Instrumentierung ist gut erreichbar, aber nicht abgedeckt. Hier sollte die Werft einen Deckel nachrüsten. Geht ab wie eine Jolle Die Testbedingungen sind ideal: 3 bis 4 Beaufort und manche Bö der Stärke 5. Mit vollem Groß und der Standardfock rauscht das Schiff bei halbem Wind mit 7 Knoten Speed durch die See. An der schön langen Pinne lässt sich das Schiff mühelos auf Kurs halten und dirigieren; es verlangt kaum Gegenruder, um den leichten Luvdruck abzufedern. Das Waarschip ist bestens ausbalanciert – da verwundert die sehr große Ruderfläche. Werftchef Louis Hijlkema kann da nur mit den Schultern zucken und eingestehen: „Wir arbeiten dran. Das nächste Ruder machen wir kleiner.“ U Ankerkasten: nicht riesig, aber ausreichend. Decksdurchführung: konzentriert auf einen Punkt. Gas: gut verstaut im dichten Container Y A C H T 18 / 2 0 01 69 Test Waarschip 1020 Wenn eine Bö mal etwas länger durchsteht, beschleunigt das Waarschip deutlich und kommt manchmal an die 8-Knoten-Marke heran. Die De-VriesSegel stehen ausgezeichnet – wohlgeformt und faltenfrei. Mit Traveller und Baumniederholer lässt sich jeder gewünschte Twist im Großsegel einstellen. Die Großschot kann der Rudergänger direkt auf dem breiten Traveller bedienen. Die weit innen geschorene Fockschot wird vom Vorschoter auf dem Kajütdach kontrolliert. Will der Rudergänger beide Schoten einstellen, muss er die übliche, weiter außen liegende Genua-Leitschiene und die achteren Winschen benutzen. Dann geht’s auch bequem einhand. Hoch am Wind mit strammen Schoten pendelt sich die Yacht auf zirka 25 Grad Lage ein. Das Speedometer geht erwartungsgemäß zurück, der Ruderdruck steigt mäßig, die Freude bleibt. Denn immerhin schafft das Schiff noch um die 6,5 Knoten Fahrt. Nach mehreren Wenden wissen wir es: Das 1020 kann gewaltig gut Höhe laufen. Das flache Groß, die eng geschotete Fock und das glatte Wasser machen es möglich – ein Wendewinkel von 80 Grad ist realistisch. Und in diesem Zusammenhang fällt wieder das sehr große Ruderblatt auf. Der nur minimale Ruderdruckzuwachs sollte eine kleinere Fläche erlauben. Insgesamt: Die große Segelfläche und das geringe Gewicht lassen fast ein jollenartiges Feeling aufkommen, das noch durch die enorme Wendigkeit unterstützt wird. Allerdings ist immer eine Hand an der Pinne nötig. Die Baunummer 1 ist nicht optimal Das Positive vorab: Konzept und Raumdimensionen stimmen. Die Kojen sind groß genug, die Höhen reichen, die Fußraumflächen genügen ebenfalls. Der Klapptisch ist mit 1,35 Meter mal 0,80 Meter schon fast ein wenig groß, aber das ist Geschmackssache. Auch der NaviPlatz und die Pantry genügen normalen Ansprüchen. Allerdings ist nur eine Einzelspüle vorgesehen, was nicht komfortabel ist. Stauraum gibt es reichlich. Der Platz in der Nasszelle reicht für Normalwüchsige aus, korpulente Segler müssen sich darauf einstellen. Ein Problem aller Flachbodenschiffe: Eine tiefe Bilge ist nicht vorhanden. Wasser kann also sehr leicht umherschwap70 Y A C H T 18 / 2 0 01 uD E M Der nächste Neubau in der neuen Werft: Deck und Rumpf 12, Boden 15 Millimeter. Darunter: eines der Zwischenstücke zur Kielverlängerung. Richtungsweisend: Edelstahl-Ruderschaft mit Holzblatt. Unten: Kevlar-Schlagschutz pen. Die Werft sollte versuchen, zumindest einen dünnen, aber tiefen Brunnen mit Absaugschlauch unterzubringen. Das müsste in der breiten, hölzernen Kielwurzel möglich sein. Eine Baunummer 1 kann nie perfekt sein, und man merkt an vielen Details, dass noch etwas Feinschliff fehlt. Gerade Holzliebhaber aber legen großen Wert auf sorgfältig verarbeitete Furniere und optimale Lackoberflächen. Dieses Manko wird bei den nächsten Baunummern sicher nicht mehr zu finden sein. Zu verbessern wäre zudem noch der Zugang zur Backskiste. Der Raum ist riesig, die Klappe aber klein. Sehr gut dagegen ist die Unterbringung der blauen Butangas-Flasche gelöst: Der wasserdicht verschließbare Deckel dient als wirkungsvoller Korrosionschutz, der leider von vielen Werften nicht berücksichtigt wird. Etwas problematisch ist generell bei Yachten ohne Innenschale die Verlegung von Kabeln und Leitungen. Man sollte HOLZBAU VERBUNDEN Ende Juni dieses Jahres war es endlich so weit: Louis Hijlkema konnte seine neue Werft in Delfzijl/Niederlande in Betrieb nehmen. Hier – mit direktem Wasserzugang – arbeiteten noch bis vor kurzem staatliche Mitarbeiter für den Stromund Hafenbau. Nach deren Umsiedlung hinterließen sie einen piekfeinen Betrieb mit großen Hallen, Lagerflächen und allen nötigen Holzund Metall-Bearbeitungsmaschinen, die jetzt der Waarschip Werf Delfzijl zugute kommen. Als Neubauten sind zurzeit im Programm: Der Daysailer (siehe auch YACHT-Test in 17/2000), das 910 und das hier getestete 1020. Der Daysailer ist besonders für Segler interessant, die mit möglichst hohem Eigenarbeitsanteil an ein preisgünstiges Schiff kommen wollen. Bei den größeren Boots-Einheiten ist seitens der Werft eine gesteigerte Fertigungstiefe geplant. Diese weitaus komplizierteren Bauten, die mit viel Technik ausgestattet sind, können aber dennoch auch als Kaskos erworben werden. Je nach Geschick und Erfahrung kann jeder zukünftige Eigner den Eigenarbeitsanteil selbst bestimmen. Liebhaber „alter“ Waarschips sind hier ebenfalls an der richtigen Adresse: Alle Pläne liegen noch vor. In Kürze werden sogar wieder zwei tien-tien-Neubauten in Angriff genommen. daher bereits bei der Projektierung mit der Werft die notwendigen Leitungen planen, um sie dann in U-Profilleisten aus Holz verschwinden zu lassen. Ein weiterer Waarschip-typischer Umstand lässt sich dagegen kaum abstellen: Wellen von achtern erzeugen plätschernde Geräusche, empfindliche Zeitgenossen müssen sich daran gewöhnen – Holz ist nun mal ein guter Resonanzkörper. Wem es zu arg wird: Ein untergeschobener Luftschlauch oder eine Luftmatratze wirkt schalldämpfend. Diese kleine Besonderheit sollte aber nicht vom Kauf abhalten. Selbst auf manchen GFKBooten ist es in der Achterkammer laut. Alles in allem ist das tien-twintig empfehlenswert. Wer Holz liebt, hat sowieso kaum eine Alternative. Michael Naujok Zum Vergleich: Waarschip 1010, 06/84; Fingulf 335, 04/96; Grand Soleil 34.1, 24/ 99; Sunbeam 33, 13/99: www.yacht.de