Goethe im Harz - Harzdruckerei Wernigerode
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Goethe im Harz - Harzdruckerei Wernigerode
Sonderausgabe Nr. 17 Goethe im Harz Die historische Reihe aus der Auf den Spuren des großen deutschen Dichters 2015|2016 Schutzgebühr: 1 Das größte Abenteuer, das man erleben kann Die Teufelsmauer im Blickpunkt Harz. Ein »rechter Brocken« ganz im wörtlichen Sinn ist Bernd Wolffs Romantrilogie, die den Spuren der drei Harzreisen Johann Wolfgang von Goethes in den Jahren 1777, 1783 und 1784 folgt. Als kühne Selbsterprobung die erste – mit einer Brockenbesteigung mitten im Dezember – mit dem elfjährigen Fritz von Stein die zweite und in nochmals anderer Mission die dritte: In ihrer lebensgeschichtlichen wie literarischen Spezifik steht jede dieser Schilderungen für sich, und doch ergeben sie zusammen – auch mit dem Roman über die Harzreise Heinrich Heines vier Jahrzehnte später – ein umso opulenteres Zeitpanorama. So anschaulich und präzise, wie Wolff die ihm vertraute Landschaft, das sich beständig wandelnde Schauspiel der Natur beschreibt, so faktenreich und lebensnah bringt er uns die Die Teufelsmauer hat es nicht nur Goethe angetan. Sie ist wegen Kultur wie den Alltag jener ihrer exorbitanten Gesteinsformationen eine oft von Wanderern besuchte Felsengruppe. Foto: D. Günther Epoche nahe. Weltkulturerbe Quedlinburg Unser Arrangement: Faszination Romanik 2 x Übernachtungen, 1 x Halbpension Menü oder Buffet*, Harzer Brotzeit und Stadtrundgang durch Quedlinburg, Kombiticket für Stiftskirche und Schlossmuseum Ab 169,00 € pro Person im Doppelzimmer * Entscheidung des Küchenchefs Hotel & Restaurant Schlossmühle Kaiser-Otto-Straße 28 D-06484 Quedlinburg Tel.: +49(0)3946. 787-0 Fax: +49(0)3946. 787-419 info@schlossmuehle.de Weitere Arrangements buchbar unter: www.schlossmuehle.de Friedhart Knolle in einem Aufsatz, wie frevelhaft 1936 der Goethesaal in der Baumannshöhle in Rübeland ausgebaut wurde. Wir berichten über die I überraschende Ankündigung des Nordharzer Städtebundtheaters (Halberstadt/Quedlinburg), den »Faust« endlich wieder auf die Bretter der Harzer Bühnen zu bringen. Auch gehen wir auf Spurensuche, was einen der berühmtesten Märchenerzähler der Welt – den dänischen Dichter Hans Christian Andersen – so am Harz begeistert hat. Der Schöpfer der »kleinen Meerjungfrau«, »Däumelinchen« und der »Schneekönigin« war vor 210 Jahren geboren worden und starb vor 140 Jahren. Welche zweifelhaften Erkenntnisse deckt das angeblich erste Buch über die Teufelsmauer auf? Und was hat es eigentlich mit dem Branconi-Zimmer auf Schloss Wernigerode auf sich? Diesen und vielen weiteren Themen spüren wir in der neuen Ausgabe von »Goethe im Harz« nach. Wir danken an dieser Stelle allen, die unser Anliegen mit der Herausgabe dieser Zeitung befördert haben. Und wer nach dem Lesen unserer neuen Ausgabe GOETHES HARZREISEN ◗ 1. HARZREISE: 1777 – Winterbesteigung des Brockens von Nordhausen über Ilfeld, Elbingerode, Wernigerode, Goslar, Clausthal, Altenau, Brocken, St. Andreasberg, Duderstadt nach Mühlhausen S. 2–6 ◗ 2. HARZREISE: 1783 – mit geologischen Studien von Langenstein über Blankenburg, Rübeland, Halberstadt, Zellerfeld, Brocken, Schierke, Elend, St. Andreasberg nach Göttingen S. 7–8 ◗ 3. HARZREISE: 1784 – mit zeichnerischen Studien von Lauterberg über Osterode, Clausthal-Zellerfeld, Wildemann, Goslar, Brocken, Elbingerode, Thale, Blankenburg nach Langenstein S. 9–13 ◗ 4. HARZREISE: 1805 – »Wallfahrt nach dem Roßtrapp« von Halberstadt über Thale, Bodetal, Gernrode, Ballenstedt nach Aschersleben S. 14–15 Lust bekommen hat, nicht nur Bernd Wolffs Romane »Winterströme«, »Im Labyrinth der Täler« und »Würde der Steine« zur Hand zu nehmen, dem sei auch eine Empfehlung des deutschen Schauspieles Thomas Thieme durchaus ans Herz gelegt. Thieme spielte unlängst den wegen Steuerhinterziehung inhaftierten Fußballmanager Uli Hoeneß. Auf die Frage, wie sich jemand wie seine Figur zurückziehen könne, antwortete der gebürtige Weimarer: »Das ist für einen wie ihn ohne Frage schwer, aber er sollte es wagen: Er sollte sich eine Gesamtausgabe von Goethe besorgen, wenn er noch keine hat, und sich mal so richtig schön langweilen. Goethe lesen ist ja zunächst sehr langweilig, aber dann, wenn man plötzlich versteht, was der Typ da schreibt, dann wird es zum größten Abenteuer, was man überhaupt erleben kann.« Lesen Sie aus der historischen Reihe: »Faszination Straße der Romanik« und »Höhepunkte GARTENTRÄUME« jährlich neu aufgelegt mit vielen Tipps und Informationen Lebendige Zeitrei se „Unter Verehrte Gäste, liebe Freunde und Förderer der „Straße der Romanik“. GARTENTRÄUM E Historische Parks in Sachsen-Anhalt www.gartentraeume-sa chsen-anhalt.info großen Bögen“ In dieser Ausgabe Wenn Sie ausschwärmen, werden und Mittelaltermärkten Sie bemerken, dass gerade in das histoder rische Gemäuer dünn besiedelten mit Leben erfüllt. Altmark eine hoSeite 2 Bei der Vielzahl he Konzentration der Angebote befrühromanischer Romanikpreis 2013 darf es einer kleinen Kirchenbauten zu finden ist, Vorauswahl. die Die Festivalhöhepunkte einen hohen Grad original Seite 5 haben ner Substanz vorweisen. erhalte- wir „Unter großen Bögen“. Eine Kirchen der Altmark Haben Sie kleine aber auch Verständnis Vorauswahl finden Sie in Ihdafür, dass rer man in den kleinen Gästezeitschrift. Seite 9 Ab Mai steht KirchengemeinIhnen zusätzlich den nicht permanent Erlebnismuseum unsere Romanikauf Besucher App als mobiler eingestellt ist, aber Reise- und FestivalKönigspfalz Tilleda das Anmelden führer zur Verfügung. lohnt. Wir wollen dabei noch besMehr Informationen erhalten ser behilflich sein. Seite 12/13 Sie unter www. Ab diesem Jahr strassederromanik.de, sind Sie unterwegs TRANSROMANICA über unsere Rowo Sie auch die Gästezeitschrift manik-App mit allen Objekten an terladen können. als PDF herunSeite 14 der „Straße der Zum 4. RomanikRomanik“ verbunKlöster im Harz Öffnungstag am den und können 16. Mai Öffnungszeiten Sie herzlich Willkommen heiße ich und Ansprechpartner einzutauSeite 17 ermitteln. chen Der Tourismusverband in ein Land, das Geschichte Sachsen- macht. Weinstraße Anhalt bietet Ihnen das HerunterSaale-Unstrut laden kostenlos an. Gratis gibt es Ihr Lars-Jörn auch ein kleines Zimmer, Vorsitzender Kompendium Seite 20 bräuchlicher Begrifflichkeiten, ge- des Tourismusverbandes 1000 Jahre Kaiserdom Sachsendie Anhalt e.V. Ihnen immer wieder im ZusammenMerseburg hang mit Baugeschichte und Epoche begegnen. Wer mehr erfahren will, sollte sich aber zu einer FühWeltkulturerbe rung verabreden und einen zahlreich ausgebildeten unserer auf Schloss Goseck GästefühFoto: Chris Weidenbach rer über die Touristinformationen erfragen. Die Sachsen-Anhalt „Straße der Romadas Kerngebiet nik“ mit 1,6 Millionen Welterbestätten. des frühmittelalterlichen Alle sind eine Besuchern „Reichs eigene jährlich zählt der Deutschen“ Reise wert, so dass ich Sie Ferienstraßen zu den beliebtesten herausbildete. gleich dazu einlade, Hier regierten im Deutschlands, 10. und uns nochmals seit 2007 gehört hundert die Liudolfinger, 11. Jahr- zu besuchen. Bis dahin ist ein wei- Kulturroute Sie zur europäischen die mit terer Heinrich I. und Welterbeantrag TRANSROMANICA. Otto dem Großen sicher erfolgAm Schnittpunkt reich zuerkannt. ihre bedeutendsten von Nord- und Deutschlands Herrscher herUnser Arrangement: Südroute, in der größtes Flächendenkmal, vorbrachten. Otto Landeshauptstadt I. gilt als Begründie Alt- Magdeburg, stadt von Quedlinburg, 2 x Übernachtungen, der des Heiligen Römischen Reich hat bereits schäftsstelle finden Sie unsere Ge1 x Halbpension vor 20 Jahren den Deutscher Nation des TourismusverbanUNESCO-Status Menü oder Buffet*, und wurde 962 des Sachsen-Anhalt, Harzer Brotzeit verliehen bekommen zum Kaiser gekrönt. und Stadtrundgang und ist eine TRANSROMANICA des Vereins Unter seiner Quedlinburg, Kombiticket der beliebtesten durch Herrschaft avancierte und das „Haus Stationen an der Magdeburg „Straße für Stiftskirche der Romanik“, ein Schlossmuseum zum weltlichen der Romanik“. Seit und Informationszenund kirchlichen einigen trum Jahren lohnt nun zum Routenverlauf. Zentrum des Reiches. Ab 169,00 € pro auch ein AbsteDer MagDie „Stra- cher deburger Dom Person im Doppelzimmer ße der Romanik“ auf den Münzenberg ist Deutschlands * Entscheidung macht diese Gedes Küchenchefs zum ältestes Kloster St. Marien, schichte erlebbar gotisches Bauwerk, natürdass sehr sensiund erzählt an lich mit ottonischen bel in Privatinitiative 80 Stationen jeweils einen AusWurzeln. Die saniert wur- Magdeburger de. 1993 hat man schnitt davon. lassen „Ihren Otto“ Mit dem Bauhaus eine Auswahl Hotel & Restaurant nicht nur in einer von Stationen Dessau, den Luthergedenkstätten vorgenommen, MarketingkamSchlossmühle die pagne, sondern Ihnen auf einer sowie dem Dessau-Wörlitzer durch das KaiserNord- und SüdrouKaiser-Otto-Straße Gar- te aus dieser 28 Otto- und ein tenreich besitzt D-06484 Quedlinburg Editha-Fest wieder bedeutenden unser Bundesland ischen Epoche berichten. europä- aufleben. So wie die höchste Dichte Tel.: +49(0)3946. in Magdeburg 787-0 an UNESCODoch die wird Fax: +49(0)3946. Spuren sind weitaus im ganzen Land 787-419 mit zahlreivielfältiger. chen info@schlossmuehle.de Festivals, Konzerten, Weitere Arrangements Theater Allen Besuchern ein herzliches kommen in Sachsen-Anhalt! WillUnd ein herzliches Hallo allen Freunden der „Straße der Romanik“, die einzigartige Naturund Kulturlandschaften mit Baudenkmälern von Weltgeltung direkt vor der Tür haben. Wanderrouten entlang der „Straße der Romanik“ laden vergesslichen Erlebnistourenzu unein. Im Harz, der Altmark, der Magdeburger Börde, dem Weinbaugebiet Saale-Unstrut oder dem UNESCOBiosphärenreservat Mittelelbe nen reizvolle Naturlandschaftenkönerkundet werden. Will man der „Straße der Romanik“ in ganzer Länge auf 1000 km folgen, dann besser mit dem Auto. Eine Schatzkammer deutscher und europäischer Geschichte ist unsere Kulturroute „Straße der Romanik“. Zu einer Perlenkette aufgereiht, entführen Dome, wehrhafte Burgen und Schlösser, Königspfalzen sowie Klöster und Kirchen in die Zeit des Mittelalters, als Geniessertouren sich auf dem Gebiet in die Romanik des heutigen gibt es auch Höhepunkte 2015 Der Autor, der in Blankenburg lebt und arbeitet, ist in diesem Jahr mit dem Kulturpreis der Stadt Wernigerode geehrt worden. Eine besonMax-Planck-Str. 12/14 | 38855 Wernigerode Fon 03943 54240 | info@harzdruckerei.de dere Würdigung seines jahrwww.harzdruckerei.de zehntelangen literarischen Schaffens, dem ausgerechnet in seiner Heimat nicht immer der Stellenwert beigemessen wird, den es verdient. Umso schöner ist es, auch an dieser Stelle über diesen längst überfälligen Preis für Bernd Wolff zu berichten. In der inzwischen 17. Ausgabe von »Goethe im Harz« widmen wird uns neben den schon traditionellen Reisebeschreibungen des großen deutschen Dichters im Harz und Ausflügen in die Geschichte dieses »gewaltigsten Felsengebirges nördlich der Alpen« einmal mehr auch aktuellen Bezügen zu J. W. Diese historische Postkarte gibt grob den Eindruck wieder, den Goethe bei seiner Winterbesteigung Goethe. So beschreibt bei- 1777 gehabt haben könnte. Hotels und andere Bauten gab es damals noch nicht auf dem Berg, nur spielsweise Harzkenner das Wolkenhäuschen. Quedlinburg Sachsen-Anha lt Ein Land macht Geschichte Tourismusverband Sachsen-Anhalt e. V. Danzstraße 1 39104 Magdeburg Tel.: 0391-7384300 e-mail: info@ltvlsa.de www.tourismusverband sachsen-anhalt.de - Faszination Romanik Quedlinburg Schlossberg mit Stiftskirche St. Servatii Domschaetze_QLB_268x60-2015_ 01.indd 1 buchbar unter: – UNESCO-Welterb St. Wiperti ist eine Kirche südwestlich Schlossberges. Die des wurde der Münzen berühmte Krypta berg von Bettelmusi mit den ottonischen Pilzkapitellen ten, Kesselflickern kanunmittelbaren Damenstiftes. und Bogennischen und an den Wänden besiedelt. Die Reste Scherenschleifern neu Der Domschatz und die Kirche zeugen zählt zu den erlesensten des ehemaligen auch spätantike, der Vergangenheit von Klosters und wertvollsten verschwanden im byzantinische, italienische als Königshof chenschätzen des Kir- und solche Gewirr winziger ottonischen Herrscherhauses. des sächsisch- häuschen, Mittelalters. Fachwerkaus dem arabisch-islamischen die bis heute den Meisterwerke mittelalterlicher Der Großteil der Kultur Auch in späteren Epochen ist der besonderen raum bestaunen. Charme des Münzenberges GoldschmiedeOrt Zeuge einer kunst, der Elfenbein bewegten Geschichte. Heute ausmachen. schnitzerei, der Buchkunst ist die Kirche eine und des Steinschnittes Station an der Straße der sowie kostbare Einlege- Stiftskirche St. Cyriakus – Stiftskirche St. Romanik. arbeiten aus Holz Gernrode Servatii Die über 1000jährige gehen auf Schenkungen Der 1129 geweihte Kirche St. Cyriakus Stiftungen und Dom St. Servatii Das Marienkloster gehört im Deutschen der Könige und Kaiser des Römisch- eine der ältesten Kirchen Nordeuropas. ist deutschsprachigen auf dem Münzenberg Raum Reiches zurück. Kloster wurde im Das Auf der gegenüberliegenden sten hochromanischen zu den herausragend- Dom 10. Jh. gebaut. Es und Domschatz zu Anhöhe stiftete ist das einzige nahezu unverändert Bauwerken. Seit 986 Äbtissin Mathilde Quedlinburg bieten ist er zusammen 1994 Gelegenheit, das Marienkloster. gebliebene Baudie werk aus mit der Altstadt die Kultur des lateinischen 1525 lebten hier Bis ottonischer Zeit. Quedlinburgs Teil des UNESCO-Welterbes. Benediktinerinnen. Sie alters auch Mittel- Krypta Später dieser Zeit und wie birgt die älteste det er von der Bedeutung Eindrücklich kün- Austauschs als eine Kultur der Aneignung, des durch ein Wunder Quedlinburg-Tourismushat im südlichen und der Innovation des einstigen reichsSeitenschiff die älteste zu erfahren. Marketing GmbH So kann man neben bildung des Grabes Nachheimischen Kunstwerken · Markt 4 · 06484 Christi in Deutschland Quedlinburg · Zeiten überdauert. die Tel.: 03946 90 56-25 · qtm@quedlinburg.de · www.quedlinburg.de · www.adventsstadt.de e www.schlossmuehle.de Öffentliche Führungen 1. Rundgang durch das UNESCO-Welterbe Dauer 90–120 min, 6,00 € pro Person ganzjährig tägl. 14:00, zus. Apr–Okt 2. Führung durch tägl. 11:00 das historische Rathaus Dauer ca. 45 min, 4,00 € pro Person ganzjährig Mo–Sa 13:00 (Nicht So / FT und bei Veranstaltungen im 3. Abendrundgang Rathaus!) mit dem Nachtwächter oder Stiftshauptmann Dauer 75–90 min, 7,00 € pro Person Apr–Okt: Mi–So 20:00, Nov–März: Fr–Sa 18:00 4. Auf den Spuren der Ottonen stellung im Schlossmuseum (inkl. Ottonen-Ausund Wiperti-Krypta) Dauer 150–180 min, 9,00 € pro Person Apr–Okt: Di + Sa 11:00 5. Historische Innenstadt OT Gernrode Dauer 75–90 min, 4,00 € pro Person Mai–Okt: Sa 11:30 16.02.15 13:06 Goethe im Harz 1. HARZREISE 2 Was trieb Johann Wolfgang Goethe in den Harz? Zwischen Juristerei, Dichtung und Schwärmerei gar Kammerpräsident. Kurzum: Die staatspolitischen Ämter fraßen einen großen Teil seiner Zeit auf und ließen ihm zuweilen nur noch wenig Raum, seinen eigentlichen Intentionen nachzukommen. Er glaubte an die Bestimmung durch den Schöpfer, dass er insbesondere als Dichter und Zeichner Wichtiges zu schaffen Goethe, gemalt 1779 von habe. Georg Oswald May, zwei Jahre nach seiner ersten Harzreise. Foto: Wikipedia FRANKFURT. Goethe hatte nach dem Studium der Juristerei und wenig erfolgreicher Anwaltstätigkeit in Frankfurt am Main die Bekanntschaft des damals 17-jährigen Erbprinzen vom Thüringischen Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach Carl August gemacht. Dieser bewog den acht Jahre Älteren alsbald in das den Musen zugewandte Weimar umzuziehen. Weimar hatte damals als Residenzstadt nur 6000 Einwohner, das Schloss war gerade abgebrannt und ein Anschluss an die Postkutsche fehlte. Hier nun machte ihn der junge Herzog bereits mit 26 Jahren zum Geheimen Lega tionsrat mit Sitz und Stimme im Concilium. Wenige Jahre später avancierte Goethe gar zum Superminister, war verantwortlich für die Bergwerks-, Kriegs- und Wegebaukommission, wurde Geheimer Rat, geadelt und Berühmte Zeilen Hinzu kamen seine zahlreichen Frauenbekanntschaften, denen er allerdings immer, wenn der bürgerliche Ehehafen angesteuert werden sollte, entsagte. Denn die daraus 30.11.1777 Nur einen Kilometer von der KZ-Gedenkstätte Dora-Mittelbau ritt einst Goethe über Niedersachswerfen/ Ilfeld in den Harz. erwachsenden Pflichten – so meinte er – würden ihn örtlich und zeitlich über die Maßen binden. So stand er zeit lebens im Zwiespalt öffentlichen Ämtern und den Tagespflichten zu gehorchen oder seine Seele zu ergrün- Die Lyonel-Feininger-Galerie ist ein Museum für grafische Künste. Das Haus verfügt mit der Sammlung Dr. Hermann Klumpp über einen der umfangreichsten Bestände an Druckgrafik, die es von diesem bedeutenden Künstler der Klassischen Moderne weltweit gibt. Der einmalige Fundus wurde 1986 zum Gründungsanlass der Galerie. Sie zeigt mit über 40 Werken in einer Dauerausstellung neben Malerei und Grafik auch Modelle, Spielzeug und Objekte, die einen sehr persönlichen Zugang zur Schaffensweise Feiningers erlauben. Darüber hinaus entfaltet sich die Galerie zu einem Kunsthaus für hochkarätige Grafik aus allen Epochen. Das Programm für Sonderausstellungen schließt neben internationaler Weltkunst auch Geschichte und Gegenwart der Region ein. Dauerausstellung Lyonel Feininger und Sonderausstellungen Öffnungszeiten: April – Oktober Mo – So 10 – 18 Uhr November – März Die – So 10 – 17 Uhr Eintritt: 6 Euro / erm. 3 Euro Projektraum frei Öffentliche Führungen: jeden Sonntag 11 – 12 Uhr Lyonel-Feininger-Galerie Schlossberg 11 06484 Quedlinburg Tel./Fax: 03946 6895930 E-Mail: info@feininger-galerie.de www.feininger-galerie.de den und der reichen Gefühlswelt Ausdruck zu verleihen. 1771 wird der »Götz von Ber lichingen« – obwohl Goethe mit der überarbeiteten Fassung noch nicht zufrieden ist – kurzerhand veröffentlicht und ein Riesenerfolg. Über Nacht macht ihn dieses Schauspiel als Dichter berühmt. Aus einer krisenhaften Liebesbeziehung entsteht durch »Selbstheilung« der Briefroman »Die Leiden des jungen Werther«, der ihn dann europaweit reüssieren lässt. In manchen Ländern wurde der »Werther« sogar wegen seiner »Gefährlichkeit« für empfindsame Naturen verboten, weil man darin einen Anstoß zum Freitod sah. Schon früh hatte sich die Vorliebe entwickelt, der Natur ihre Geheimnisse abzulauschen. Diese schöpferische Unruhe entspricht seinem Umhergetriebensein, seiner Lust am Reisen und seiner tiefen Angst vor örtlicher und menschlicher Bin- 1. HARZREISE November/Dezember 1777 dung, die für ihn Unglück, insbesondere für sein dichterisches Schaffen, bedeuteten. Zwischen 1765 und 1823 – so will es ein Wissenschaftler ermittelt haben – ist Goethe 37.765 Kilometer gereist, zumeist per Kutsche, per Pferd oder per pedes. In Weimar machte er die Bekanntschaft Charlotte von Steins, die, verheiratet und sieben Jahre älter, nicht nur eine enge Vertraute und ständige Briefpartnerin wird, sondern sein Leben maßgeblich beeinflusst. »Ich drehe mich auf einem sehr kleinen aber sehr merkwürdigen Flecken Welt herum.« Goslar, 6./7. Dezember 1777 Gleichwohl sie seine Liebe mit der gebotenen höflichen Zurückhaltung erwidert, liest er ihr aus seinen Manuskripten vor und schreibt ihr sehr persönliche Briefe. Goethe leidet und gewinnt durch KALENDARIUM 30.11. über Nordhausen nach Ilfeld Dezember 1777 1.12. Ilfeld – Sophienhof – Trautenstein – Elbingerode – Rübeland – Elbingerode 2.12.Elbingerode – Rübe land – Elbingerode 3.12. Elbingerode – Wernigerode 4.12.Wernigerode – Ilsenburg – Goslar 5.12. Goslar 6.12. Goslar – Oker – Goslar 7.12. Goslar – Clausthal 8.12. Clausthal 9.12. Clausthal – Altenau 10.12. Altenau – Torfhaus – Brocken – Torfhaus 11.12. Torfhaus – Clausthal 12.12. Clausthal – St. Andreasberg 13.12.St. Andreasberg – Duderstadt 14.12.Duderstadt – Mühlhausen (Thür.) 15.12.Mühlhausen – Eisenach diese Liebe, sie lässt ihn reifen und hoffähig werden, zeitweise hält er ihr auch nicht mehr stand, flieht beispielsweise nach elf Jahren abschiedslos für zwei Jahre nach Italien. Seelisch gebeutelt durch die Liebe zu Charlotte, zog es ihn 1777 fort von ermüdenden Regierungsgeschäften, um in der Einsamkeit nahezu unberührter Natur zu sich selbst zu finden. »Seltsame Gedanken« beschäftigten ihn und er befand sich in einem Zustand »wunderbar dunkler Verwirrung«, der ihn mit Der Rammelsberg als Weltkulturerbe für den über 1000-jährigen Abbau von Erzen ist heute ein Macht in den Harz zieht. sehenswertes Museum. Fotos (2): W. Schilling Die erste Harzreise beginnt. Goethe im Harz 3 1. HARZREISE HARZ. Unter dem Vorwand, den jungen gemütskranken Plessing, einen Leser seines »Werther«, den Freitodgedanken umtreiben, in Wernige rode besuchen zu wollen und Studien am Harzer Bergbau zu vollführen, entfernt sich Goethe im November 1777 von der herzoglichen Wildschweinjagd. Eigentliches Ziel ist, sich Klarheit über die eigene Lebensperspektive zu verschaffen und auf dem sagenumwobenen Brocken das Orakel zu befragen. Dr. Rolf Denecke schreibt in seinem Buch »Goethes Harzreisen«: »Das Gebirge, insbesondere der Brocken, versprach jene eindringliche Begegnung mit der Natur, die sich der Dichter in seinem derzeitigen Seelenzustand wünschte und der er auch unausweichlich bedurfte«. Diese existenzielle Krise mit ihrer inneren Zerrissenheit lässt ihn über Sondershausen an Nordhausen vorbei am 30. November nach Ilfeld an den Südharzrand gelangen. Unter dem Pseudonym »Maler Weber« will er als Dichter unerkannt reisen, kann so auch einfacher im Bergbau Informationen sammeln, weil er als unbescholtener Fremder nicht als Konkurrent empfunden wird. Mit bösem Spätherbstwetter beginnt die Reise. Weil die Nacht hereinbricht, logiert er im Ilfelder Stiftsgasthof, der als Gaststätte »Zur Goldenen Krone« bekannt ist. Der Ort hat heute einen guten Namen durch die idyllischen Wanderwege und den Anschluss an die HSB. Bereits am nächsten Morgen ließ sich »Maler Weber« von einem Ortskundigen hinauf in den Harz geleiten. Das Die erste Harzreise: Vom Hofe Carl Augusts in die Berge Eindringliche Begegnungen mit der Natur einzige Steinkohlenbergwerk des Harzes, den heutigen »Rabensteiner Stollen« in Netzkater konnte Goethe nicht besichtigen, da der Bergbau hier seit 1770 hochverschuldet darnieder lag. Erst 60 Jahre später kam die Steinkohlenförderung wieder in Gang. Bergbautradition Für heutige Reisende lohnt ein Abstecher aber sicher. Ein 200-jähriger Abbau wird anschaulich bei Führungen durch die historische Grubenanlage lebendig. Dazu kommt ein großes Freigelände samt Grubenzug, auf dem Bergbaumaschinen und Modelle den technischen Wan del »begreifbar« machen. Außerdem findet man in Netzkater einen Anschluss an das Schienennetz der Harzer Schmals purbahn (HSB), die 2012 ihr 125-jähriges Jubiläum feierte. Goethes Weg führte wahrscheinlich über Sophienhof – Trautenstein – nahe Königshütte – über die Trogfurther (Bode) Brücke nach Elbingerode. Dort quartierte sich der Harzreisende wohl im »Blauen Engel« ein. Ihn drängt es, die im nächstgelegenen Ort Rübeland (ein Dorf mit 270 Einwohnern) seit 1536 als älteste Schauhöhle weltweit bekannte Baumannshöhle aufzusuchen. Zwei Tage fesselt ihn das unterirdische Abenteuer mit seinen geheimnisvoll anmutenden Tropfsteinen und die mit angeblich magischen Kräften versehenen Versteinerungen. Die schon seinerzeit berühmte Tropfsteinhöhle faszinierte ihn und bediente damit bestens Goe- thes Hang zum Mystischen. Führungen waren auf den Wegen des Labyrinths im Schein von Fackeln oder Grubenlampen und über schwankende Leitern an dunklen Abgründen vorbei lebensgefährlich, zumindest abenteuerlich. Man kam nur langsam voran und war nach einer Stunde sicher froh, wieder Tageslicht zu sehen. Auch hier finden sich keine geologischen Notizen in Goethes Aufzeichnungen. Als Resümee blieb nur eine Zeichnung und ein paar schnell an Charlotte hinskizzierte Eindrücke: »Wie doch nichts abenteuerlich ist als das Natürliche und nichts groß als das Natürliche … in der ungeheuren Natur, da ich kritzele und mir’s sehr wohl war …« Noch heute zählen die Baumanns- und die Hermannshöhle zu den absoluten Sehenswürdigkeiten des Mittelgebirges und das nicht nur, weil es Goethe beliebte hier hereinzuschauen. Der Wolfgangsee und das Naturtheater, der Goethe-Saal, sollen an ihn erinnern. Zurück zu Goethe, der nach diesen beiden beeindruckenden Tagen gen Wernigerode weiterreist, um besagten Studenten Victor Leberecht Plessing zu treffen. Der hatte ihm zwei verzweifelte Briefe nach dem Lesen des »Werther« geschrieben. Goethe hatte diese Briefe nicht beantwortet und traf Plessing wohl eher aus psycho- Das Okertal mit seinen Granitfindlingen und einer wilden Natur lädt zu einer Wanderung oder zum Klettern ein. Foto: W. Schilling logischen Gründen. Im Pfarrhaus von St. Sylvestri am Oberpfarrkirchhof ist der »Maler Weber« willkommen. Selbst als der Pfarrerssohn aus den Briefen an Goethe vorliest, enthüllt dieser sein Inkognito nicht. Später werden beide Manuskripte austauschen und der Geheimrat den Fortgang des Studenten fördernd beeinflussen. Zu lästig wurden ihm wohl bei seiner Visite die düsteren Gedanken, hatte er doch schon genug Gründe sich selbst zu begegnen. Dazu zieht es ihn magisch auf den Blocksberg. Er nächtigt im heute nicht mehr bestehenden Gasthaus »Zur Goldenen Forelle«, besichtigt weder das Schloss, noch hinterlässt er eine Beschreibung des heute viel frequentierten Fachwerkstädtchens. Bevor er Wir geben Ihrem Urlaub Farbe und bieten Ihnen: • Stadtführungen in Wernigerode – täglich 10.30 Uhr und zusätzlich samstags 14.00 Uhr, u. a. Themenführungen • Vermietung von KIK und Fürstlichen Marstall für private und öffentliche Events • Tipps für eine interessante und erlebnisreiche Urlaubsgestaltung • Zimmervermittlung • Pauschalarrangements • Reisebegleitungen • Kartenvorverkauf • Online-Shop geradezu frevelhaft, ließe man bei einem Abstecher in die UNESCO-Weltkulturerbestadt die Altstadt mit ihrem nie zerstörten historischen Stadtkern ungesehen. Die hervorragend restaurierte Bausubstanz macht sie überaus reizvoll und kündet von Ansehen, Ruhm und Wohlstand, den Goethe abfällig so beschrieb: »Hier bin ich nun wieder in Mauern und Dächern des Altertums versenkt … Seltsame Empfindungen, aus der Reichsstadt, die in und mit ihren Privilegien vermodert.« Das Weltkulturerbe In Goslar gibt es für mehr als einen Tag genug zu sehen. Das Breite Tor mit seinen gewaltigen Mauern, der Zwinger, eine Feste wie aus dem Bilderbuch, der Historie mittelalterlichen Glanzes atmende Marktplatz mit dem berühmten gotischen Rathaus inklusive Huldigungs saal, gegenüber nicht minder prächtig die Kaiserworth. All dies scherte den Maler und Dichter nicht, schon bald verlässt er die alte Kaiserstadt in Richtung Oker, heute ein Ortsteil Goslars, um dort die Messinghütte zu visitieren. So wandert er anschlie ßend durch das Okertal. IMPRESSUM Information - zertifiziert - Ihr kompetenter Ansprechpartner vor Ort: GmbH Tourist-Information Wernigerode Marktplatz 10 D-38855 Wernigerode Telefon 03943 55378-35 Fax 03943 55378-99 www.wernigerode-tourismus.de info@wernigerode-tourismus.de seine geheimen Wünsche erfüllen kann, führt der Weg nach Goslar. Widrige Witterung beschreibt er so: »Ein ganz entsetzliches Wetter habe ich heute ausgestanden, was die Stürme für Zeugs in diesen Gebirgen ausbrauen, ist unsäglich, Sturm, Schnee, Schloßen (Hagel), Regen und zwei Meilen an einer Nordwand eines Waldgebirges her, alles fast ist naß …Es regnet gar arg, und niemand reist, außer wen Not treibt und dringend Geschäft; und mich treiben seltsame Gedanken in der Welt herum.« In Goslar angekommen, wohnt er unweit des Marktplatzes in der Worthstraße 2, dem Gasthaus Scheffler. Doch auch hier interessiert ihn die alte Hansestadt samt mittelalterlichem Fachwerk und der berühmten Kaiserpfalz wenig. Mag das scheußliche Wetter ihm das Schlendern durch die Gassen verleidet haben, mag es der zu Goethes Zeiten eher schmucklose Anstrich der Häuser gewesen sein, plötzlich entsinnt er sich seiner Profession und stattet dem dazumal bereits mit einer 800-jährigen Tradition be rühmten Rammelsberger Bergbau einen Besuch ab. Heute präsentiert sich Goslar weit reizvoller und es wäre Tourist-Information Schierke Brockenstraße 10 38879 Wernigerode OT Schierke Telefon 039455 8680 Fax 039455 403 www.schierke-am-brocken.de info@schierke-am-brocken.de Redaktion: Jens Müller, Wolfgang Schilling, Ivonne Sielaff Verlag und Druck: Harzdruckerei GmbH, Wernigerode, Max-Planck-Str. 12, Tel.: 0 39 43/54 24 - 0, Fax: 54 24 99, www.harzdruckerei.de Anzeigen: W. Schilling, R. Harms Fotos: J. Müller, W. Schilling, M. Feige, D. Günther Erscheinungsweise: 17. Jahrgang, jährlich, 17.000 Exemplare Verteilung über die touristischen Einrichtungen des gesamten Harzes, Magdeburg, Braunschweig und Halle Schutzgebühr: 1,00 Euro Für die freundliche Unterstützung danken wir allen Goethefreunden und Inserenten, die dieses Projekt förderten. Alle Rechte vorbehalten. Druck und jegliche Arten der Reproduktion, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Der Verlag haftet nicht für die Richtigkeit der Eintragungen und für etwaige redaktionelle und technische Fehler. Goethe im Harz 4 Die abenteuerliche Bezwingung des Brockens im Winter »Die Berge waren im Nebel, man sah nichts« HARZ. Noch einmal kehrt Goethe nach Goslar zurück, übernachtet dort und strebt dann nach Clausthal-Zellerfeld. Die 1777 noch getrennten Städte – Clausthal war hannoversch, Zellerfeld braunschweigisch-wolfenbüttelsch –, auf einer waldreichen Hochebene 600 m über NHN gelegen, hatten eine wechselvolle Geschichte und so manche Blütezeit der Montanindustrie hinter sich. Großen Anteil daran, dass der Bergbau im Harz nach der Pest im 14. Jahrhundert und kriegerischen Wirren des Mittelalters nicht ganz zum Erliegen kam, hatten men, wo von unterirdischem etwas weniger Glück das EnSegen die Bergstädte fröhlich de der Reise, möglicherweise nachwachsen.« des Lebens gewesen, was Goethe schwer beeindruckte: »… und meine schwankende Person hätte es gleich nieAm Tode vorbei dergedrückt und mit der völQuartier nimmt er im Rat- ligen Last zerquetscht. Es haus oder in dem noch heute war immerhin ein Stück von wohlsituierten Hotel »Zur fünf, sechs Zentnern …« Goldenen Krone«. Tags dar- Auch heute erwarten den Beauf fuhr er in die Gruben sucher viele SehenswürdigDorothea, Benedicte und Ca- keiten. Neben dem Oberharroline ein, die damals bes- zer Bergwerksmuseum tens in Betrieb waren und finden sich auf der Borndurch einen Wasserlösungs- hardtstraße weitere Att stollen miteinander in Ver- raktionen, die hier nicht verbindung standen. Bereits schwiegen werden sollen: die 1777 ergänzten museums- St. Salvatorius-Kirche beähnlich angelegte technische herbergt einen 4 x 4,20 Meter messenden Altar, gemalt von Professor Werner Tübke. Nur wenige Schritte entfernt, am Ende der Straße auf dem Künstlerhof angelangt, bietet die Glashütte Clausthal Einblicke in die Kunst der Glasbläserei mit Live-Vorführungen. Die Marktkirche ist als Deutschlands größte Holzkirche bekannt. Unbelastet von Dichterruhm und unentdeckt schwatzt Dass der Brocken in seiner Launenhaftigkeit auch mit derben unser Harzreisender mit den Wetterkapriolen aufwartet, ist hier bei Glatteis im Dezember zu Ortsansässigen, findet Absehen. Foto: W. Schilling stand von den »seltsamen Gedanken«. Am Nachmittag Bergleute des Erzgebirges, Konstruktionen die Führun- des folgenden Tages besucht die mit Privilegien in den gen. Im Gästebuch der Gru- G. das Mineralienkabinett Harz gelockt wurden. In bei- be Dorothea zeichnet er mit des Apothekers Ilsemann. den Städten wohnten im- »Johann Wilhelm Weber aus Am 9. Dezember drängt es merhin doppelt so viele Ein- Darmstadt, den 8. Dez. ihn jedoch, seinem eigentliwohner wie in Weimar. 1777«. Über Dutzende von chen geheimen Ziel näher zu Berg-, Hütten- und Forstwe- Leitern kletternd, ging es in kommen, der Brockenbesteisen standen in Blüte. Noch so einem Bergwerk manch- gung. Aufbruch nach Alteheute existiert im Ort eine mal auch recht gefährlich zu. nau, der jüngsten der sieben bergbauliche Universität. Vor Ort löste sich ein größe- Oberharzer Bergstädte. BeGoethe versprach sich von rer Felsbrocken, der Goethe reits hier verlässt ihn das Inden im 18. Jahrhundert pro- beinahe zu einem Unfall-Op- teresse am Bergbau wieder, sperierenden jungen Berg- fer gemacht hätte. Der Stein obwohl am Ort eine Silberbaustädten Erkenntnisse, traf den vorangehenden und Eisenhütte vor sich hin dem darniederliegenden Bergbeamten, dessen ge- dümpeln. Ihn zieht es zum Bergbau in Ilmenau wieder schicktes Ausweichen größe- Brocken; übernachtet im Leben einhauchen zu kön- ren Schaden vermied. Für Rathaus, das bis 1994 als nen: »… hier heraufzukom- »Maler Weber« wäre das mit Hotel betrieben wurde und auch heute ein historisches Goethezimmer zu bieten hat. An Charlotte schreibt er: »Ich hab an keinem Orte Ruh, ich hab mich tiefer ins Gebürg gesenckt, und will morgen von da in seltsame Gegenden streifen, wenn ich einen Führer durch den Schnee finde.« Beschwerlicher Weg Bereits in aller Frühe verlässt er den heutigen Kurort und betreibt eifrige Vorbereitungen für die winterliche Brockenbesteigung. Goethe wird einer der ersten sein, von dem verbürgt ist, den rauen Berg im Winter erwandert zu Goethe fand die Bequemlichkeit dieses Rasthaus auf dem Brocken mit Turm noch nicht vor. Es wurde erst um 1835 errichtet. Die einzige Herberge vorher existierte auf der Heinrichshöhe. Zeichnung: L. Thümling haben. Zuerst jedoch muss er die sieben beschwerlichen Kilometer mit 335 Metern Höhenunterschied bei 30 mension. Der verharschte Schnee fördert das Gelingen. Als er das gefährliche Abenteuer bestanden hat, steht er »Die nordischen Hexen wußt‘ ich wohl zu meistern, Mir wird‘s nicht just mit diesen fremden Geistern.Der Blocksberg bleibt ein gar bequem lokal, Wo man auch sei, man findet sich zumal.« Faust II, Walpurgisnacht Zentimetern Schnee meistern, um am Torfhaus den Förster Degen zu treffen. Torfhaus ist mit 811 Metern die höchste Stelle, die man mit dem Fahrzeug über die von Bad Harzburg in Richtung Braunlage verlaufende Bundesstraße 4 dem Brocken nächstliegend erreichen kann. Von hier aus starten viele Wanderer ihren Brockenbesuch, gleichsam auf dem Goetheweg (gekennzeichnet mit dem handschriftlichen G) wandelnd, der nach knapp neun Kilometern auf dem Blocksberg endet. Ein großer Parkplatz erleichtert das Unterfangen, und von hier aus kann man schnell die aktuelle Wetterlage überblicken, ist doch »Vater Brocken« fast zum Greifen nah und doch für seine Wetterkapriolen bekannt. Förster Degen nun empfängt G. mit Ablehnung für den aberwitzigen Plan, im Winter bei Nebel und Schnee auf den Berg zu steigen: »… Die Berge waren im Nebel, man sah nichts …« Schließlich lässt er sich umstimmen, wohl weil er bemerkt, dass Goethe dieser Kraxelei eine fast abergläu bische Bedeutung beimisst – er will das Orakel befragen und dazu muss er auf den Brocken! Für ihn erlangte der Marsch durch »Schnee, eine Elle tief, der aber auch trug …« eine dämonische Di- um die Mittagszeit überwältigt vor einer unwirklichen Szenerie auf dem Gipfel: »Ich hab’s nicht geglaubt, bis auf der obersten Klippe. Alle Nebel lagen unten, und oben war herrliche Klarheit …« Das Ziel seines Verlangens ist erreicht, das Orakel hat sich erfüllt, die innere Befreiung ist – zumindest für einige Zeit – gelungen. Dieses metaphorische Bild verdichtet sich – für immer eingeprägt – dreißig Jahre später zu einer wilden orgiastischen Beschreibung im Faust: der Walpurgisnachtszene. Der Brockenwirt Das »Höchste« im Norden Die Geschenkidee! »GUTSCHEINE« für Übernachtungen im Brockenhotel Unser besonderes Arrangement für zwei Personen: Zwei Übernachtungen in einem der Schierker Hotels des Brockenwirts und als Krönung eine traumhafte Nacht auf dem Brocken im Brockenhotel inklusive Frühstück, Gesamtpreis 240,– E Brockenwirt & Sohn GmbH & CO KG Brockenwirt & Sohn GmbH & CO KG Brockenhotel · 38879 Schierke Telefon: 03 94 55 / 1 20 E-Mail: info@brockenhotel.de Internet: www.brockenhotel.de Brockenstraße 49 38879 Schierke Telefon: 03 94 55 / 268 hotel.brockenscheideck@t-online.de www.hotel-brockenscheideck.de Restaurant & Café Winkler Brockenstraße 33 · 38879 Schierke Telefon: 03 94 55 / 235 restaurant-cafe-winkler@t-online.de www.restaurant-cafe-winkler.de Goethe im Harz 5 Erster Schriftsteller in der Riege Kunstpreis 2015 an Bernd Wolff verliehen WERNIGERODE. Für seine kulturellen und künstlerischen Leistungen für Wernigerode und die Region wurde der Schriftsteller Bernd Wolff am 18. Juni mit dem Wernigeröder Kunstpreis 2015 ausgezeichnet. Der 75-Jährige Schriftsteller rode. Nach dem Abitur stuengagiert sich seit vielen dierte er Pädagogik in Erfurt. Jahrzehnten für die Literatur Seit 1960 arbeitete er als des Harzes. Im Laufe der Lehrer für Deutsch und Jahre wurde er dabei weit Kunsterziehung, zunächst in über die Landesgrenzen hin- Werben an der Elbe, dann in weg bekannt und wird von Benneckenstein, 1967 führte Literaturgesellschaften und ihn der Beruf nach Blankeninsbesondere Goethefor- burg wo er verwurzelte auch »Natur und Kunst, schern sehr geschätzt. heute noch lebt. Der 2002 sie scheinen sich In unserer Goethezeitung pensionierte Schriftsteller ist zu fliehen und hawar er häufiger präsent, sei verheiratet und hat zwei ben sich eh` man es, dass wir seine Bücher Kinder. es denkt, gefunden« vorgestellt haben oder ihn Frühzeitige literarische BetäGoethe wie 2004 interviewt haben. tigung führte 1968 zur VerAls ausgewiesenen Goethe- öffentlichung des ersten Die Verleihung fand traditi- kenner kann man ihn zu fast Kinderbuches und der Mitonsgemäß im Rahmen einer allen Fragen rund um den gliedschaft im Deutschen festlichen Sondersitzung des Meister konsultieren. Schriftstellerverband. In der Stadtrates statt. Den Preis überreichte Oberbürgermeister Peter Gaffert gemeinsam mit Stadtratspräsident UweFriedrich Albrecht. »Ich freue mich, dass der Kunstpreis in diesem Jahr an den Schriftsteller Bernd Wolff vergeben wird. Mit seinen Texten schafft er es, unsere Bunte Stadt am Harz deutschlandweit und darüber hinaus auf eine positive Weise publik zu machen. Davon profitiert eine ganze Region«, äußerte Die Übergabe des Kunstpreises der Stadt Wernigerode 2015 sich das Stadtoberhaupt. Die durch Oberbürgermeister Peter Gaffert Eintragung ins Goldene Buch der Stadt erfolgte an- Der Sohn eines Försters ver- DDR schrieb er vorwiegend schließend. Die Laudatio brachte sein Kindheit und Kinder- und Jugendbücher, hielt Rainer Schulze. die Jugendjahre in Wernige- die zum Teil verfilmt wur- den. 1987 verfasste er seinen ersten Roman »Winterströme« über Goethes Harzreise 1777, in dem der Brocken als »waffenstarrender Berg« beschrieben wurde. Zahlreiche weitere Bücher folgten. Inzwischen sind es zwanzig Bände geworden. Im Nationalpark Harz dichtete er für die Wege in den Brockenurwald poetische Beschreibungen, die seine Beziehung zum Brocken und zur Natur ausdrücken, jüngst engagierte er sich für den neuen »Teufelsstieg«. Seit Jahren setzt er sich für den Umweltschutz, besonders im Harz ein. In der »Neuen Wernigeröder Zeitung« veröffentlicht er regelmäßig Artikel zu Tieren und Pflanzen des Jahres. Er ist ein Mann des behutsamen Umgangs mit der Natur und ein Mahner die Schöpfung zu achten. »Für mich zählt das Miteinander von Mensch und Natur in seiner gegenseitigen Abhängigkeit« antwortet Wolff in seinen Dankesworten. Der Kunstpreis wird im Wechsel mit dem Kulturpreis alle zwei Jahre an Bürger verliehen, die sich um Wernigerode in diesem Bereich verdient gemacht haben. Bernd Wolff ist der erste Schriftsteller, der diesen Kunstpreis erhält. In seiner Dankesrede freute sich der Geehrte, dass nach anderen Künsten nun auch »dem gestalteten Wort ein Ehrenplatz eingeräumt wurde. Dass ausgerechnet meine Literatur auserkoren ward, diesen Platz einzunehmen, erfüllt mich mit Stolz und Freude, schon deshalb, weil ich in dieser Stadt sprechen und schreiben gelernt habe«. Noch immer hat die Beschäf- Bernd Wolff bei einer Lesung 2012 im Gleimhaus. tigung mit Goethe für ihn kein Ende, arbeitet er doch gegenwärtig an einer Verortung der Verse aus dem »Faust« im Harz auf seine ganz eigene Weise. Natur- und Geopark Lichtblick auf dem Hexenstieg Herberge »Waldkater« und der Pension und Ausflugsgaststätte »Königsruhe« nach einem Steinschlag komplett gesperrt worden. Seither müssen Wanderer auf die andere Seite der Bode ausweichen. Derweil hat der Regionalverband Harz 22 neue Informationstafeln zwischen Treseburg und Tha- Faust-Verse am Beginn des Teufelsstiegs in Elend. le an exponierten Orten auf- gestellt, denn dieses Gebiet gehört zum Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 und hat eine außergewöhnliche und völlig naturbelassene Ausstattung, wie es sie anKultur ist unsere dernorts nur noch selten gibt. Ballenstedt Ballenstedt als ehemaliger Stammsitz des Fürstengeschlechts der Askanier und ehemalige Residenz der Herzöge von Bernburg-Anhalt liegt landschaftlich reizvoll am nördlichen Rand des Harzes. KLOSTER DRÜBECK Die Roßtrappe im Bodetal war schon immer der Anziehungspunkt für Harzreisende, erst später jagte ihr der Hexentanzplatz diesen Rang ab. Fotos (4) W. Schilling THALE. Ein kleiner Lichtblick im Bodetal bei Thale. Wie das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalts erklärte, sollen nach Ende der Ausschreibungen noch im Herbst die Sicherungsarbeiten am gesperrten Teilstück des beliebten Wanderweges »Harzer Hexenstieg« vorbereitet werden. Wann die Arbeiten tatsächlich beginnen, sei nach wie vor offen, da dies vom Wetter abhängig sei, so ein Ministeriumssprecher. Der Landesforstbetrieb habe insgesamt eine Million Euro für die Sicherung eines Hanges bereitgestellt. Vor knapp zwei Jahren war der Wanderweg zwischen der Das Kloster Drübeck ist ein modernes Tagungszentrum der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, das in der Anlage eines ehemaligen Benediktinerinnenklosters mit historischen Gärten beste Voraussetzungen für Einkehr, Tagung und Urlaub bietet. Der staatlich anerkannte Erholungsort kann auf eine beachtenswerte geschichtliche Vergangenheit zurückblicken. Namen wie Uta von Naumburg, Albrecht der Bär und Wilhelm von Kügelgen versprechen einen spannenden Besuch. Besuchen Sie das majestätische Schlossensemble, die wechselnden Ausstellungen in historischen Räumen und weitere attraktive Ausflugsziele. Erleben Sie kulturelle Highlights wie den Schlossopernball, Aufführungen im Schlosstheater und Konzerte beim Kultur- und Musiksommer. Besuchen Sie uns! Öffnungszeiten der Klosterkirche St. Vitus: täglich 6.30 bis 19.00 Uhr Führungen: April bis Oktober, Di. bis Sa. 14.00 Uhr sonn- und feiertags 11.00/14.00 Uhr und nach Vereinbarung (ganzjährig) Café mit Klosterladen: Di. bis So., März bis Nov. 11.00–17.30 Uhr Dez. bis Feb. 14.00–17.00 Uhr Am Abend als Weinstube geöffnet Mo. bis Sa. 19.30–24.00 Uhr reservierung@kloster-druebeck.de | Telefon: 039452.94330 Natur Tourist-Information Ballenstedt Anhaltiner Platz 11 06493 Ballenstedt Tel 039483/ 263 Fax 039483/ 97 110 Mail kontakt@ballenstedt-information.de Web www.ballenstedt.de Fotos: Jürgen Meusel Goethe im Harz 6 Maria Antonia Branconi Die schönste Frau von Langenstein Schönheit war zu allen Zeiten kein Nachteil. Gesellte sich noch Klugheit hinzu, war es meist um die Männerwelt geschehen. So wie heute war das auch zu Goethes Zeiten. Nicht einmal den Dichterfürsten kann man von solcherlei »Fremdsteuerungen« ausnehmen. ten) zu kaufen. Hier ließ sie zwischen 1777 und 1783 ein Schloss mit einem Landschaftspark errichten. Als es fertig war, hatten Entfremdung und Distanz die Liebe zu Ferdinand eingeholt. Nachdem dieser sich einer anderen Gespielin zugetan sah, hatte sie freie Hand. Jo- tenriss der Grazie sehr angetan, als er ihn anonym analysierte. Hier las er aus ihren Gesichtszügen »siegt mit Pfeilen«. Bereits in der Schweiz verzückte den Weimaraner diese »überschöne« Person und als sie ihn 1780 zu Hause besuchte, hatte man kurzweilige, frohe Stun- Das Branconizimmer im Schloss Langenstein mit heutiger Möblierung Zu ihrer Zeit galt Maria Antonia Pessina di Branconi als die schönste Frau Europas. Als G. sie in Lausanne kennenlernte, war es fast um ihn geschehen - der erste Eindruck hielt für lange. Die Branconi, eine Tochter aus deutsch-italienischem Hause wurde am 27. Oktober 1746 in Genua geboren, war schon mit 20 verwitwet und lernte 1766 den Braunschweigischen Thronfolger Karl-Wilhelm Ferdinand kennen, der ihrem Charme nicht widerstehen konnte. Als seine Mätresse erhielt sie nicht nur einen neuen Wohnsitz in Braunschweig sondern auch das Vermögen, sich 1776 Gut Langenstein (zu dem die Dörfer Sargstedt und Kleine Quenstedt gehör- hann Caspar Lavater, Theologe und Entdecker der Physiognomik wurde danach eine Schlüsselfigur in ihrem Leben. Über ihn machte sie mit vielen berühmten Literaten Bekanntschaft. »Zeitverkürzend ist immer die Nähe der Geliebten« JWG »Dichtung und Wahrheit« 11. Buch. Neben der Braunschweiger Intelligenz lernte Maria Antonia auch 1773/74 den Halberstädter Domprediger und Literaturfreund Ludwig Gleim kennen. Goethe, den sie 1779 in Lausanne traf, bewunderte an ihr »Geist, Leben und Offenmuth« und war bereits 1775 vom Schat- Fotos: (3) W. Schilling den. Anschließend floh er verwirrt auf den Kickelhahn, um sich zu sammeln. Hier entstanden die berühmten Zeilen »Über allen Wipfeln ist Ruh`«. Briefwechsel und weitere Besuche. »In Ihrer Gegenwart wünscht man sich reicher an Augen, Ohren und Geist, um nur zu sehen, und glaubwürdig und begreiflich finden zu können, daß es dem Himmel, nach so viel verunglückten Versuchen, auch einmal gefallen und geglückt hat, etwas Ihresgleichen zu machen« schwärmt er. Und doch gelingt am Harzrand nicht, worauf im Stillen wohl beide gehofft haben. Warum aus diesen Besuchen in Langenstein nicht mehr geworden ist, darüber wird trefflich spekuliert. War es Fritzens Präsenz, das Anhängsel der von Stein oder Goethes Angst vor schönen Frauen, davor, von ihnen dominiert zu werden, in ihrer Nähe nicht mehr seiner literarischen Mission nachkommen zu können, Panik vor einer festen Bindung oder ganz banal die Angst vor Geschlechtskrankheiten? Wie es gewesen sein könnte, darüber machte sich auch der Schriftsteller Bernd Wolff in seinem Roman »Im Labyrinth der Täler« Gedanken, spekuliert, fabuliert und zeigt uns einen irrenden Goethe, der sich nicht entscheiden kann: »Sie sind die außergewöhnlichste Frau, die mir je begegnet ist, Marquise. Vor so viel Schönheit fühlt man sich unvollkommen und klein« lässt er Goethe charmant säuseln. Das Resümee: zu viel geplaudert, gewogen, taktiert und gezaudert, zerredet die Gunst der Stunde, verronnen die Chance. Man verspricht sich Freundschaft, ohne später sich grämen zu müssen, über eine Episode gestolpert zu sein. Und schon schreibt Johann Zeichnung der Maria Antonia von Branconi, heute ausgestellt im Kleinen Schloss von Blankenburg schöne Fee. Tage später hat er sich wieder gefasst, der Abstand heilt die frischen Wunden. Mag sein, er sieht es als Prüfung seiner Liebe zur Charlotte von Stein an, den Reizen der Versuchung und der flüchtigen Begierde eines amourösen Abenteuers zu widerstehen. Es kommt wie so oft in Goethes Leben. Das meiste spielt sich im Kopf ab, einiges davon füllt anschlie- In der sog. Henrichskammer zeigt das Schloss Wernigerode in Reminiszenz an die schöne Frau von Langenstein Möbel aus dem ehemaligen Sitz der Mätresse von Karl-Wilhelm Ferdinand. Wolfgang wieder Charlotte, reflektiert über den Besuch, will sie eifersüchtig machen auf die außergewöhnliche ßend Papier... ein Teil davon gerinnt zu Weltliteratur. Trotzdem sieht Goethe die Umschwärmte noch einmal für zwei Tage nach einer größeren Klippentour 1784 auf Gut Langenstein. Aber auch hier versandet der Traum. Sie sehen sich nie wieder. Für Interessierte gibt es in dem später von der Familie Rimpau erworbenen Schloss Langenstein ein Festzimmer und einen Raum, der an Maria Antonia erinnert, gestaltet im Stil der Branconi, leider nicht mehr mit den originalen Möbeln. Das Objekt ist heute eine Heimstätte für autistische Kinder und deshalb nur bedingt auf Besichtigungen der Räumlichkeiten eingerichtet. Auf Anfrage wird dies aber ermöglicht. Das Gut selbst im Ort macht heute einen verwilderten, ungenutzten Eindruck. Der Bestand an Möbeln aus der Zeit nach Frau Branconi ist verkauft und soll seit 2011 auf Schloß Wernigerode© in einer stilvoll hergerichteten Zimmerhälfte an die einst so begehrte Frau erinnern. Wie Christian Juranek, Geschäftsführer der Schloß Wernigerode GmbH auf Anfrage mitteilte, seien der Spiegelschrank von 1770 und das Portrait der Branconi die wertvollsten Stücke, die man dort (nach dem Erwerb von der Familie Rimpau) seit 2011 in der sog. »Henrichskammer« sehen kann (siehe auch Goethe im Harz, Ausgabe 2011). Ihr mobiler Reiseführer zur „Straße der Romanik“ landesweit in Sachsen-Anhalt www.strassederromanik.de Familie Wewer · Mandelholz 1 · 38875 Elend Goethe im Harz 7 HALBERSTADT. Im Sommer 1783 flatterte bei Anna Amalia in Weimar eine Einladung des Halberstädter Domherren Ernst Ludwig von Spiegel ins Haus. Sie solle bei ihrer Rückreise aus Braunschweig doch seine neuen ungewöhnlichen Parkanlagen und das Jagdschloss besichtigen. Auch Goethe wurde zu diesem Besuch gebeten. Dem frisch Geadelten kam dies gerade recht. Denn im nahen Langenstein residierte die schöne Madame de Branconi. Außerdem wollte er mit dem Viceberghauptmann Wilhelm Heinrich Trebra geologische Studien betreiben. Am 6. September reist Goethe in Weimar ab. In Langenstein vermutlich am 8. September angekommen, erwartet ihn Frau von Branconi in ihrem Schloss. Nach einem Ruhetag unternimmt Goethe Ausflüge in den nordöstlichen Teil des Harzes. Sein erstes Ziel ist am 11. September die Roßtrappe bei Thale. Der Sage nach ist dort der Hufeisenabdruck eines Riesenpferdes zu sehen. Noch heute ist dieser Abdruck eine Touristenattraktion (s. dritte Harzreise). Während Goethe mit dem kleinen Fritz von Stein, dem Lieblingssohn seiner angebeteten Charlotte, über schroffe Felsen und unbefestigte Wege klettern musste (und durfte!), fahren heute Seilbahnen zu den Aussichtspunkten. Die zweite Harzreise: Weibliche Reize locken nach Langenstein Mit dem kleinen Fritz über Stock und Stein KALENDARIUM 8.9.1783 2. HARZREISE September 1783 tel »Victoria Luise«, hat Inhaberin Andrea Heres eine stilvolle Goethe-Kammer eingerichtet. Dreharbeiten auf dem Großen Schloss Blankenburg zur Fernsehreihe »Geschichte Mitteldeutschlands« über das Leben und Wirken der Mechthild von Magdeburg. Auf dem Regenstein Goethe und sein junger Begleiter wandern nun weiter nach Blankenburg. Die Resi- Vom Ziegenkopf und seinem Aussichtsturm hat man heute eine herrliche Sicht auf Blankenburg Fotos: (3) W. Schilling denzstadt versprüht heute noch einen gewissen Hauch ihrer Glanzzeit als Residenz des Herzogs Ludwig Rudolf von Braunschweig-Wolfenbüttel von 1690 bis 1735. Im Gasthof »Goldener Engel«, der damals am Markt stand, sollen die beiden Wanderer übernachtet haben. Heute befindet sich dort ein Geschäftshaus mit einer recht schlichten Architektur. An den berühmten Gast und seinen Begleiter erinnert aber nichts. Dafür befinden sich in den Goethe-Sammlungen in Weimar mehrere Gesteins proben, die Goethe bei seinen Studien am Regenstein, einem Felsmassiv bei Blankenburg in Richtung Langenstein, mitgenommen hatte. Auch einige Zeichnungen entstanden von diesem Berg mit seiner Burgruine. Gezeichnet wurden sie von Georg Melchior Kraus (s. dritte Harzreise). Der Regenstein ist heute ein Touristenmagnet Blankenburgs. In diesem Freilichtmuseum finden alljährlich Ritterfestspiele statt. Im Ho- 9.–10. 9. Langenstein 11. 9.Langenstein – Blankenburg 12. 9.Blankenburg – Rübeland – Langenstein 13. 9.Langenstein – Halberstadt 14.–17. 9. Halberstadt 18. 9.Halberstadt – Zellerfeld 19.–20. 9. Zellerfeld 21. 9.Zellerfeld – Torfhaus – Brocken – Heinrichshöhe 22. 9.Brocken – Schierke – Elend – St. Andreasberg 23. 9.St. Andreasberg – Zellerfeld 24.–25. 9. Zellerfeld 26. 9.Zellerfeld – Göttingen schen Gesellschaft«. Tief enttäuscht war Gleim, dass ihn der berühmte Goethe nicht wie andere Dich-tergrößen aber nicht gefunden, er war in seinem »Tempel der mir hier zu kalt, zu hofmänFreundschaft und der Mu- nisch und dort (in Weimar) zu Nach Halberstadt sen«, einem Zimmer seines feurig und stolz – ich lieb’ Hauses, besuchte. Später ihn aber doch, wie man die Von Langenstein reist Goe- schrieb Gleim an Herder: Mädchen liebt, von welchen the nach Halberstadt weiter. Die von Spiegel angelegten Gärten mit ihren Bauten machen auf den Dichter keinen guten Eindruck. Er schreibt Jahre später in seinen Tagund Jahresheften von der in Stein gehauenen »vermaledeiten Gesellschaft« und »häßlichen Kreaturen«. Die wie englische Gärten angelegten Parks in den Spielgelsbergen waren damals der Öffentlichkeit zugänglich und sind es auch heute noch. »Die vermaledeite Gesellschaft« nannte Goethe die Bauten im In Halberstadt traf Goethe Landschaftspark Spiegelsberge in Halberstadt abschätzig. Diese nicht nur auf von Spiegel, Zeichnung von Rab. Oeissler entstand 1828. sondern auch auf Johann Wilhelm Ludwig Gleim, ei- »Könnt’ ich mich rühmen, man geliebt zu werden keine nen der berühmtesten Söhne daß ich Euren Goethe gefun- Hoffnung hat, und beklage, der Stadt. Der Domsekretär den hätte …, so bät’ ich, auch daß er stolz und feurig nicht war Mitglied der »Literari- den zu grüßen; ich hab’ ihn geblieben ist.« PRACHT DES MITTELALTERS AM HARZ Domschätze Halberstadt und Quedlinburg www.die-domschaetze.de Fotos: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Juraj Lipták, perner&schmidt 2. HARZREISE Goethe im Harz 8 Der Natur auf der Spur Spekulation, Abenteuer, Geognostik HARZ. Stand die erste Harzreise ganz im Zeichen der Selbstfindung und war geprägt von der Subjektivität des Künstlers, so tritt bei den folgenden Abstechern ins Gebirge immer mehr der Naturforscher, Geologe und objektiv Urteilende in den Vordergrund. In die fremde Welt unter Tage taucht er ein, forschend und dabei auch vor sich selbst fliehend. Es gab noch keine universal anerkannten Naturgesetze, auch Goethe betrat Neuland auf der Suche nach einem alles steuernden ursprünglichen Weltzusammenhang. Verborgene Weisheit zu erfahren, steigt er in die Schächte und Höhlen hinab. Gleichzeitig soll wie beim Alchimisten dank wundersamer Erkenntnisanhäufung und der Beherrschung von Geheimkunst aus dem Blei des Alltags das Gold der Erkenntnis gerinnen. So sammelt er 18.000 Mineralien und Gesteinsproben, die er vergleichend in ein System bringen will. Vordergründig sind es aber weiterhin die Il- NATURa verbunden gleich ganz unmöglich. Der Kleine Brocken (Heinrichshöhe) wird erreicht, wo es ein Nachtlager gibt. »Zwischen diesen Felsen hoff’ ich noch viel für meine Spekulation, es ist ein Durchschnitt, der sehr lehrreich ist« berichtet er an Johann Gottfried Herder am 6.6.1784. Natürlich ließ sich der Dichter nicht den Sonnenuntergang entgehen und hinterließ eine Eintragung im Brockenstammbuch. Man war ja auf dieser Reise nicht mehr inkognito unterwegs, sondern als Staatsmann und berühmter Poet. Am 22. September erreicht er über den Glashüttenweg Schierke, unterwegs auch die Feuersteinklippen passierend. Auch heute noch ist Schierke die dem Brocken nächstgelegene Gemeinde. Zwischen großen Granitfelsen idyllisch in die Wälder gebettet, ist sie ein beliebter Urlaubsort mit Flair geworden. Über die Schnarcherklippen durch das Tal der Kalten Bode gelangen die Wanderer nach Elend. Im »Faust« wird diese Gegend eindrucksvoll im Gespräch Mephisto-FaustIrrlicht beschrieben (Walpurgisnacht-szene). Eine alte Straße führt sie zum berühmten Dreieckigen Pfahl, der ein Dreiländereck markiert. Oderbrück (Abstecher zum Achtermann einplanen!) hinter sich lassend, geht es über den Oderteich (damals die erste größere Talsperre Deutschlands, von Bergleuten als Sammelbecken für den Betrieb von Fahrkünsten und Pumpen gebaut), den Rehberger Graben entlang. Durch diesen wurde das angestaute Wasser nach St. Andreasberg geleitet. Trebra konnte dem geologisch interessierten Freund an der Rehberger Hohen Klippe eine Besonderheit zeigen: hellen Granit mit aufgesetztem, blauschwarzen Ton. Dieses Kontaktgesteinist sehr hart und vulkanischen Ursprungs. Der Ort heißt heute GoethePlatz und liegt an einem geologischen Wanderpfad im GeoPark Harz. An Frau von Stein: »Ich habe mich recht mit Steinen angefüttert …; sie sollen mir, denke ich, wie die Kiesel dem Auerhahn zur Verdauung meiner übrigen Winterspeise helfen.« Anschließend begaben sich Trebra und seine Begleiter noch in die Silbergrube Samson in St. Andreasberg. Dieser Schacht galt mit seinen 810 Metern bis Anfang des 20. Jahrhunderts als der weltweit tiefste! Im Oberharz erfand man 1834 auch das Drahtseil. Die nächsten Tage weilt der hohe Gast in Zellerfeld, um alsdann mit Fritz von Stein nach Göttingen abzureisen. Die 1. Schierker Waldfee Alexandra Disput staunt über die Erinnerungsplakette an Goethes und Krausens Visite 1784 bei den Schierker Feuersteinen. Leicht zu finden, zwei Minuten oberhalb des Bahnhofs von Schierke. Foto: W. Schilling menauer Bergwerke, denen erwies sich dabei aus heuti- nicht, dass der ortskundige er studienhalber im Harz sei- ger Sicht manchmal auch als Trebra die Führung zum Brone Visiten widmet. An Char- trügerisch, nur fehlten ja ckenaufstieg übernahm. Über lotte notiert er in dem Glau- auch wichtige Grundlagen zu den Dietrichsberg, das Okerben »auf dem rechten Wege seiner Zeit. tal und den Ochsenberg wanmit meinen Spekulationen Bereits 1776 hatte er in Wei- derte die kleine Gesellschaft über die alte Kruste der neu- mar die Bekanntschaft des zu den Lerchenköpfen, um en Welt« zu sein. Seine Me- schriftstellernden Bergmanns auf der alten Straße von thode, vom Bekannten zum Wilhelm Heinrich Trebra ge- Braunschweig nach NordhauUnbekannten vorzudringen, macht, den als Viceberg- sen ein Stück zum Torfhaus hauptmann ähnliche Proble- zurückzulegen. Dort gibt es me zwickten wie sie in ein Wiedersehen mit Förster Ilmenau von Goethe zu lösen Degen (s. erste Harzreise). waren: Schlendrian in der Während man im frostigen Verwaltung, Aberglauben im Winter recht leidlich die zuBergbau, mangelhafte techni- gefrorenen Sümpfe und Moosche Ausrüstung und ein Feh- re durchqueren konnte, war len wissenschaftlich-geolo dies im September schon gischer Grundlagen. Hinzu schwieriger; mit einem Pferd kamen Faulheit und Desinteresse der Bergleute. Schnell fanden beide eine gemeinsame Sprache, verband sie doch auch das Interesse für Mineralien. Trebra zog erst 1779 in den Harz und wohnte in der heutigen Museumsgaststätte (Bornhardtstraße in Clausthal-Zellerfeld). Wissenschaftliche Forschungen und der Aufbau einer sehr umfangreichen Mineraliensammlung durch Trebra machten einen Besuch bei dem Freund naheliegend. Der Gedankenaustausch sollte zeitlebens fortgesetzt werden Die Schierker Feuersteinklippen in einer Zeichnung von 1924 gezeichnet von Prof. Ernst Hoffund so verwundert es auch mann, damals noch unbewaldet. Bodetal (Foto: VDN/Hilke Steinecke) Goethe und die roten Beeren Gleich dreimal besuchte der Dichter das Bodetal. Rings um den nach ihm benannten Goethefelsen klammern sich die Ebereschen an steile Felswände. Ihre leuchtend roten Beeren erfreuen gleichsam Besucher und zahlreiche Vögel. Alle NATURA-Broschüren und weitere Informationen unter: www.harzregion.de Historisches Welfen-Schloss Museum TOURIST-INFORMATION e.V. DB Agentur & AMEROPA Marktplatz 32 37412 Herzberg am Harz Tel.: 05521/852111 o. 998641 Fax: 05521/998642 touristinfo@herzberg.de www.touristinformation-herzberg.de t ad Esperanto-St e di … a Esperanto-urbo l … Erleben Sie die unberührte Natur im Nationalpark Harz, genießen Sie die Sehenswürdigkeiten und entdecken Sie die interessante Geschichte unserer Stadt: • Welfenschloss Herzberg mit Schlossmuseum • Auerhuhngehege in Lonau • Rhumequelle Nähe Pöhlde • Einhornhöhle, Steinkirche/ Burgruine in Scharzfeld • Freizeitanlage „Große Wiesen“ in Sieber Eine Wanderung auf Goethes Spuren – und anschließend bei uns rasten! Tel.: 05582 789 Fax: 05582 8136 Gelegen am UNESCO Weltkulturerbe Oberharzer Wasserwirtschaft bei St. Andreasberg rehberger.grabenhaus@gmx.de www.rehberger-grabenhaus.de Goethe im Harz 9 3. HARZREISE HARZ. Kaum ein Jahr ist vergangen, da ist der dichtende Minister der Gesellschaft bei Hofe erneut derart überdrüssig, dass er wiederum versucht, die lästigen Amtsverpflichtungen mit seinen eigenen Intentionen geschickt zu verbinden. In der Zwischenzeit zeigt er Begeisterung für die aufkommende Ballonfahrt und bewährt sich beim Katastrophenschutz nach einem Saalehochwasser. Doch diese profanen Beschäftigungen können den ruhelosen Geist nicht bannen. Magnetisch zieht es vordringlich den Naturforscher an die Stätten geologischer Spurensuche ins Gebirge. Wäre da nicht der ständige Drang die nahezu vergötterte Geliebte Charlotte von Stein fortlaufend über das eigene Befinden zu unterrichten, wir hätten wohl über diese Wallfahrt nur die staubigen Mit Melchior Kraus streift Goethe durch den Harz Felsen entschädigen für höfische Zwänge Mit Kraus unterwegs 9. 8. Lauterberg 10. 8.Lauterberg – Osterode – Claus thal-Zellerfeld 11. 8.Clausthal-Zellerfeld 12. 8.Clausthal-Zellerfeld – Wildemann – Grund – Claus thal-Zellerfeld 13. 8.Clausthal-Zellerfeld 14. 8.Clausthal-Zellerfeld – Hanskühnenburg – Claus thal-Zellerfeld 15. 8.Clausthal-Zellerfeld – Goslar 16. 8.Goslar – Braunschweig 17.-31. 8. Braunschweig 1. 9.Braunschweig – Goslar 2. 9.Goslar-Oker 3. 9.Oker – Torfhaus – Brocken (Heinrichshöhe) 4. 9.Brocken – Heinrichshöhe – Schierke 5. 9.Schierke – Elbingerode 6. 9.Elbingerode 7. 9.Elbingerode – Wendefurt 8. 9.Wendefurt – Thale 10. 9.Teufelsmauer und Neinstedt 11. 9.Blankenburg – Rübeland – Blankenburg – Langenstein 12. 9. Langenstein 14. 9.Abreise von Langenstein Richtung Weimar 1789unternimmt Goethe weitere spontane Wanderungen durch den östlichen Harz 3. HARZREISE 10.8.1784 Umgang guter Freunde genießen und behalte noch Zeit und Kräfte für (die) eine oder andere Lieblingsbeschäftigung.« Das »Rehberger Grabenhaus« ist ein Idyllisch gelegenes Gasthaus an dem neuerdings ein Wasserrad und ein Gefluder an bergbauliche Künste erinnern. Fotos (2): W. Schilling Eintragungen im Geognostischen Tagebuch, in dem er, inzwischen in geologischen Termini bewandert, für die Außenwelt recht müßige Notizen über Gesteinsausprägungen und deren Zuordnungen vermerkt. KALENDARIUM nach 8 Tagen, 2 Wochen Staatsbesuch in Braunschweig Auch diese Harzreise findet im Sommer statt und beginnt Anfang August 1784 im bereits bekannten (Bad) Lauterberg. Auf der dritten Reise sucht und genießt er die Begleitung des 16 Jahre älteren Malers und Kupferstechers Georg Melchior Kraus, der ausgezeichnete Abbilder aus dem Harz mit seinen geologischen Eigentümlichkeiten liefert. Goethe wird nicht müde Charlotte von den großartigen Zeichnungen zu berichten, die er ihr im Detail nach der Reise schildern möchte. Die Gesellschaft nächtigt im Rathaus, dem heutigen Hotel Ratskeller. Zur Besichtigung der Königshütte am darauffolgenden Tag heißt es im Geognostischen Tagebuch: »Auf der Königshütte schmelzen sie Eisenstein von Elbingerode, Lerbach und Andreasberg.« Auch der nahegelegenen Einhornhöhle und der Burgruine von Scharzfeld stattet er einen Besuch ab. Die Legende vom Einhorn entpuppt sich aber als Knochenreste einer ausgestorbenen früheiszeitlichen Höhlenbärenart. Bereits auf der ersten Harzreise zeigt Goethe keine Neigung Schlösser zu besuchen. Der Wernigeröder Bau wird ignoriert. Ganz ähnlich verfährt er diesmal. Von Herzberg erwähnt er weder das bedeutsame Welfenschloss noch den Ort überhaupt, dagegen imponieren ihm die Zechsteinformationen am Wegesrand. Schneeweiße Felsen des Gipszuges, wie sie teilweise über hundert Meter aufragend, in imposanter Kulisse mit der Landschaft kontrastieren, inspirieren ihn bei seinen geologischen For- August/September 1784 schungen. Andererseits befanden sich die Schlösser damals in Privatbesitz und waren öffentlich gar nicht zugänglich. Die Teufelsbäder (wassergefüllte Erdwälle) nahe Osterode werden passiert. Heute kann der Wanderer auf zahlreichen Karstwanderwegen um Osterode den eigenartigen Reiz dieser seltenen Landschaft nachspüren. Der Ort selbst hat ein sehenswertes historisches Fachwerkzentrum, das »Museum im Ritterhaus« und ein Spaßbad zu bieten. Goethe gelangte auf der alten Harzstraße Osterode – Goslar nach Clausthal-Zellerfeld wo er Freund Trebra wiedersieht. In den Briefen umschwärmt er Frau von Stein als zärtlicher Verehrer, fühlt sich sichtlich wohl in diesem ausgewogenen Zustand als Geologe, Dichter, Ilmenauer Bergwerksdirektor und Liebender. Ein Abstecher nach (Bad) Grund, der ältesten, aber auch kleinsten der Oberharzer Bergstädte gilt der Iberger Tropfsteinhöhle, die im 18. Jahrhundert im Gegensatz zu heute noch nicht begehbar war. Das Heilbad und das Höhlenerlebniszent- Die gesamte Reise hindurch berichtet er Charlotte über den Fortgang eines Epos’, das in seiner Huldigung ihrer Zuneigung gilt. Den Harz durchstreifend reifen sukzessive die Zeilen zum bekannten Gedicht »Zueignung«. Ein Roman über das Weltgefüge war geplant, zu Wilhelm Meister entstand das vierte Buch. Eine Freundschaft mit dem Dichterehepaar Herder verfestigt sich. Goethe beschreibt 35-jährig seine Lebensverhältnisse an die Mutter so: »Ich bin nach meiner Konstitution wohl, kann meinen Sachen vorstehen, den Die Burgruine Scharzfeld bei Herzberg ist auch Stempelstelle der Harzer Wandernadel. rum können wir heute als herausragende Besonderheiten dieses Ortes nennen. Ganz in der Nähe liegt ebenfalls in einem Tal malerisch versteckt der Ort Wildemann. Benannt nach einer der ältesten Sagengestalten des Harzes, findet der Gast hier abgeschiedene Ruhe, herrliche Radwanderwege durch das Innerstetal und das Besucherbergwerk »19-Lachter-Stollen«. Kraus zeichnet vor Ort flözartig gelagerte Grauwacke. Am 13. August fährt die Gesellschaft erneut in die Gruben »Caroline« und »Dorothea« ein. Am Tag darauf unternimmt man eine Exkursion. Goethe: »Heute geht es nach einem hohen Berg, wo eine schöne Klippe zu sehen ist, und morgen nach Goslar hinunter.« Gemeint ist der von Mooren und Urwaldfichten umgebene lang gestreckte Höhenzug aus Quarzitfelsen mit dem Scheitelpunkt Hanskühnenburg (811 m). Der Name leitet sich von einem verwunschenen Schloss des kühnen Ritters Hans her. Heute lädt den Wanderer ein Gasthaus zur Rast ein. Auf der Spur von geologischen Zusammenhängen des Granits hofft er sich »aus dieser anscheinenden Verworrenheit herauswinden zu können und den Ariadneischen Faden bald zu besitzen«. Vermutlich besucht er das Rammelsberger Bergwerk erneut kurz. Dann trennen sich die Wege von Kraus und Goethe. Staatsgeschäfte fordern vom Minister sich nach Braunschweig zu begeben und die Reise für profane Dinge zu unterbrechen. »Die übrige Zeit verstrich mit nichtigem Geschwätz über nichts … Dafür hat’s aber auch lange Sitzungen gegeben in der Oper, an der Hoftafel; zumal die letzteren langweilen mich entsetzlich … Hätt’ ich mehr freie Zeit, ich leistete sicher was für die Naturgeschichte.« Seinen Geburtstag hätte er gern auf dem Brocken gefeiert, muss aber wegen dienstlicher Belange noch in Braunschweig verweilen. »Morgen entschädigen uns die schönsten Felsen für all den Zwang, den wir uns bis jetzo auferlegt haben.« Charlotte wirkt wie ein Beichtstuhl für Gefühle, ihr öffnet er sein Seelen leben und braucht sie förmlich, sein Inneres auszubreiten. Goethe im Harz 10 Märchenhafter Stadtrundgang mal anders(en) Auf den Spuren von Hans Christian Andersen Einem der bedeutendsten Märchenschreiber der Welt sind im Harz zwei besondere Wanderungen gewidmet worden: Hans Christian Andersen. Der dänische Volksdichter hat bei seinen Reisen auch die Harzstadt Blankenburg und das Selketal besucht und sie liebevoll beschrieben. BLANKENBURG. Im Sommer 1831 macht sich Hans Christian Andersen (1805–1875), Schöpfer der kleinen Meerjungfrau, der Schneekönigin und vieler anderer berühmter Märchenfiguren, von seiner Heimat Dänemark auf in den Harz. Er besteigt den Brocken, durchstreift das Ilsetal, bestaunt die Teufelsmauer, die Rübeländer Höhlen, den Blauen See. Von Quedlinburg aus wandert er nach Blankenburg. Sein Ziel ist zunächst das herzogliche Schloss, wo er allerdings enttäuscht wird. »Wir kamen an ein Tor, doch hier war ein Plakat aufgehängt, auf dem stand, dass das Gebäude renoviert würde«, hält Andersen in seinem Tagebuch fest. Weiter heißt es »Wir mussten uns mit der hübschen Aussicht von der Terrasse begnügen, von dort aus gesehen lag die Stadt Blankenburg mit ihren roten Dächern zwischen Wäldern und den grünen Gärten wie eine Kirsche auf einem Kohlblatt.« Diese Aussicht können Blankenburger und deren Gäste auch 184 Jahre später noch immer bewundern, auch wenn sich der Anblick der Stadt von diesem prägnanten Punkt ziemlich verändert hat. Faszinierend ist er allemal. enge Freundschaft mit der Familie eines Geschäftspartners aus Dänemark. »Die Dänen lieben den Harz«, weiß er. Deshalb kam er auch gern der Bitte nach, zwei Gedenktafeln zu sponsern, die an den Blankenburg-Besuch Hans Christian Andersens erinnern. Sie wurden während der Premieren-Stadtführung an der Terrasse unterhalb des Spurensucher im Blankenburger Barockgarten. Für Carmen Niebergall und Beate Hagen aus Magdeburg, die kulturelle Stadtführungen in ganz Sachsen-Anhalt anbieten, lag es auf der Hand, in der Harzstadt an den berühmten Gast zu erinnern. Unterstützung bekamen sie dabei nicht nur von der Tourist- und Kurinformation, sondern auch von Helmut Plättner. Den Unternehmer verbindet seit Jahren eine Foto: J. Müller Schlosses und in der Langen Straße enthüllt. Helmut Plättners Wunsch: »Vielleicht kommen bald noch mehr Dänen nach Blankenburg, um auf Andersens Spuren die Stadt zu erkunden.« Zur Premiere am 30. Mai dieses Jahres erlebten ein Dutzend Gäste eine Rundgang unter dem Motto: »Wandern einmal anders(en) – Auf den Spuren von Hans Christian Andersen im Harz«. Die Tour startete am Großen Schloss und führte von dort aus zum historischen Rathaus. Dort wartet eine ganz besondere Überraschung auf die Teilnehmer. Die Mädchen und Jungen der Theatergruppe der Integrativen Bewegungskindertagesstätte »Am Regenstein« führten dort ihr Märchenspiel »Die Prinzessin auf der Erbse« auf. Weiter ging es in die Lange Straße, wo einst das Hotel »Weißer Adler« stand, in dem Andersen 1831 übernachte hatte und von der »malerischen Aussicht« schwärmte. Letztes Ziel der Tagestour war der Regenstein. Über die »Riesen-Mumie«, wie er die Burgruine nannte, schrieb Andersen einst: »Der Regenstein selbst mit seinen engen Gemächern, eingestürztem Brunnen und Treppen, die nur aus der freien Luft in das gleiche Element führten, erhielt, wie ein Bild für sich, einen eigenen Platz in dem Pantheon meiner Erinnerung.« Zum Ende seiner Harzwanderung 1831 erreichte Hans Christian Andersen übrigens Mägdesprung – einen Ort, »der jeden tief ergreift, der die Natur liebt«, schrieb der Dichter in sein Tagebuch. Ergriffen war er auch, der »große, vernünftige und konfirmierte Mensch«, angesichts des Kreuzes auf dem Felsen der Mägdetrappe von der Sage über das Riesenmädchen Amala und deren Sprung über das Selketal. Er stieg zum eisernen Obelisken hinauf, dem Wahrzeichen des ehemaligen Hüttenortes Mägdesprung, und schrieb seinen Namen auf das Denkmal. Dann wanderte er mit zwei Begleitern weiter nach Alexisbad, das schon zu dieser Zeit ein populärer Kurort war. Dort ließen sich die drei »wie durstige Kamele« Wasser aus dem Alexisbrunnen reichen. Schließlich erreichte Andersen Harzgerode. Das Städtchen mit seinen historischen Fachwerkhäusern und seinem schönen Schloss sei »wirklich eine Hans Christian Andersen portraitiert 1836 von Constantin Hansen nette Stadt«, schrieb er in sein Tagebuch. Er übernachtete im damaligen Hotel »Weißes Ross«. Das Haus in der Oberstraße 16 ist heute noch zu sehen. Jens Müller Literaturtipp: Beate Hagen, »Auf den Spuren von Hans Christian Andersen von Braunschweig nach Leipzig«, 192 Seiten, Verlag: Janos Stekovics, ISBN-13: 978-3899232349. Das Blankenburger Schloss gezeichnet von Andersen Der Teufelsstieg nimmt Gestalt an hier aus hatte Woick den Stieg bereits vor zehn Jahren bis Bad Harzburg ausführen lassen. Nun folgten ebenso 13 km abwärts bis zur Wanderzentrale. Dabei merkte so mancher, dass Weltliteratur auch ganz schön anstrengend sein kann und viele erhielten einen ganz neuen Zugang zu den physischen Leistungen, denen sich Goe- Am 3. Oktober 2014 konnten Benno Schmidt und Horst Woick freudestrahlend die Übergabe des Teufelsstieges verkünden. Einer der bekanntesten Wanderwege des Harzes ist der »Harzer Hexenstieg«. Inzwischen ist er ergänzt worden durch den »Teufelsstieg«, den die beiden Harzwanderer Horst Woick und Benno Schmidt gegen viele Zauderer nun mit der Unterstützung des Harzklubs und der Tourismus GmbH Wernigerode umgesetzt haben. Zum Deutschen Wandertag in Bad Harzburg gab es im vergangenen Jahr bereits eine Testwanderung, die sich als Versuchung für die Kondition herausstellte. Woick und Schmidt führten eine Schar von 16 Wanderern unter Verlesung einzelner Passagen aus Goethes »Faust« vom Ausgangspunkt der »Talwächterfichte« im Elendstal 13 km bergauf über Schierke, die Schnarcherklippen und das Eckerloch auf den Brocken. Von the im 18. Jahrhundert unterworfen hat. Eingeweiht wurde der neue Teufelsstieg offiziell am 3. Oktober 2014, dem Tag der deutschen Einheit. Symbolisch verbindet er auf dem Wanderwege die Orte Bad Harzburg-Brocken-SchierkeElend als gesamtdeutsches Wanderprojekt auf literarisch angelehnten Spuren, die man bis in Goethes Faust verfolgen kann. Die beiden Wanderfreunde würden sich über Spenden zur weiteren Realisierung des »Teufelsstieges« freuen. Inzwischen sind die Informationstafeln am Parkhaus und hinter der Jugendherberge Schierke montiert, dazu soll eine Tafel in der Hütte am Knochenbrecher mit Unterstützung des Nationalparks Harz kommen. Auch der Harzer Tourismusverband (HTV) hat mit einem Flyer zum Teufelsstieg nachgezogen. Das Projekt wird als gemeinsame Aktion von Harzklub e.V., Wernigerode Tourismus GmbH gestaltet und vom Nationalpark Harz unterstützt. DIE SIXTINA DES NORDENS Werner Tübkes Monumentalgemälde »Frühbürgerliche Revolution in Deutschland« (Öl auf Leinwand, 14 x 123 m) Panorama Museum • Am Schlachtberg 9 • 06567 Bad Frankenhausen • Tel: 03 46 71 / 61 90 www.panorama-museum.de • info@panorama-museum.de April bis Oktober 10 - 18 Uhr • November bis März 10 - 17 Uhr • montags Schließtag Goethe im Harz 11 Goethes Studien im Bodetal bei Thale Grandioses Tal fasziniert Dichter erneut BODETAL. Die geologischen Forschungen führten Goethe und seinen Begleiter von Elbingerode hinab nach Wendefurth. Die Nacht vom 7. zum 8. September verbringen die beiden in diesem Ort. Besonders ausführlich berichtet G. in seinem »Geognostischen Tagebuch« über die Beobachtungen, die er während des Weitermarsches in Richtung Thale macht. Melchior Kraus fertigt viele Zeichnungen an. In Goethes Aufzeichnungen werden die Orte Altenbrak und Treseburg erwähnt, wo sich damals die Ludwigshütte befand. Die beiden Orte haben sich inzwischen zu kleinen Perlen im Bodetal entwickelt. Wer Ruhe, landschaftliche Schönheit und romantische Wanderungen liebt, ist dort genau richtig. Nicht weit entfernt liegt die Kleinstadt Thale. Die heute mit knapp 15.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt des Altkreises Quedlinburg hat ihre Größe vor allem dem Eisen- und Hüttenwerk zu verdanken. Noch 1798 gab es auf Landkarten nur die Blechhütte. Thales Stadtwerdung vollzog sich außergewöhnlich spät mit der industriellen Expansion. Erst am 9. Juni 1922 erhielt Thale Stadtrecht. Die Geschichte der über 600 Jahre alten Eisenhütte von Thale sowie die Entstehung des EHW wird eindrucksvoll im Hüttenmuseum beschrieben, das direkt am Eingang zum Bodetal liegt. Hier findet der Besucher auch Antworten darauf, warum Thalenser Emaille-Waren mit dem Namen »Löwen-Emaille« versehen wurden. Vom Eingang des Bodetals aus Richtung Bahnhof kommend sind weitere Attraktio- Das Harzer Bergtheater ist einer der Kulturtempel mit Flair, deren Besuch man im Harz nicht verpassen sollte. Hier gab es Robin Hood. Foto: W. Schilling nen kaum zu übersehen. Blickt der Besucher nach rechts, bringt ein Sessellift die Gäste auf die berühmte Roßtrappe. Vom Riesen Bodo Der Sage nach soll der Riese Bodo die Prinzessin Brunhilde verfolgt haben. Um nicht in die Hände ihres Verfolgers zu fallen, wagte sie den Sprung auf die andere Seite des Tales, zur Roßtrappe. Ihr Pferd schlug mit solch einer Wucht auf dem gegenüberliegenden Felsen auf, dass noch heute der Hufabdruck zu sehen ist. Der Riese Bodo fiel in den Fluss, wo er am tiefsten war. Seitdem bewacht er als Höllenhund die kleine Krone, die Brunhilde bei ihrem Sprung verlor. Der Fluss heißt seither Bode. Geht der Besucher einige Schritte weiter, erreicht er die Talstation der Schwebebahn. Anfang der 1970-er Jahre von tschechischen Arbeitern erbaut und inzwischen modernisiert, ist sie die bequemste Art auf den Hexentanzplatz zu gelangen. Am 3. Oktober 2011 war der letzte Betriebstag der al- ten Kabinenbahn zum Hexentanzplatz. Nach knapp 41 Jahren und mehr als 36 Millionen Fahrten verabschiedete sich die »alte Lady« in den wohlverdienten Ruhestand. Am 21. April 2012 wurde die neue Kabinenbahn zum Hexentanzplatz offiziell in Betrieb genommen. Bereits in den ersten beiden Tagen werden mehr als 8000 Besucher gezählt. Die Gondeln schweben rund zehn Minuten in Höhen von bis zu 60 Metern über dem Boden. Von den rundumverglasten Kabinen hat man einen imposanten Blick über das Bodetal und nach Quedlinburg. Goethe und Melchior Kraus hatten sich auf die Geologie konzentriert und beobachteten die schroffen Felsformationen und die mit Findlingen aus der Eiszeit übersäte Bode. Schwierige Passagen Das Flüsschen, vor dem Bau der Rappbodetalsperre ein recht munteres Gewässer, müssen Kraus und Goethe mehrfach kennengelernt haben. Denn die Brücken, die heute das Wandern unge- mein erleichtern, gab es noch nicht. Um die engsten Stellen des Tales zu erreichen, stand man einst bis zu den Schultern im Wasser. Nichtsdestotrotz war Goethe vom Bodetal begeistert. Eu- tember 1783 mit ihm zu Mittag gegessen haben. Der Felsbrocken erhielt später den Namen Goethestein. Übrigens gibt es im Bodetal auch einen Goethefelsen. Georg Melchior Kraus hat ihn als »Granitfelsen im Bodetal« mit Bleistift verewigt. Der schroffe Granit hieß früher Siebenbrüderfelsen. Zu Goethes 200. Geburtstag, am 28. August 1949, wurde eine Bronzetafel an diesem monumentalen Fels enthüllt. Nach den anstrengenden Tagen zuvor könnten die beiden Wanderer einen Ruhetag eingelegt haben. Wie Rolf Denecke in »Goethes Harzreisen« schildert, ist über den 9. September nichts bekannt. Vermutlich haben sie in Thale übernachtet. Erst über den 10. September gibt es wieder Tagebuchauf- dem Weg in Richtung Blankenburg. Von dort wiederum ging es wahrscheinlich zur Baumannshöhle in Rübeland. Kraus fertigt vor Ort seine bekannte Zeichnung des Höhleneinganges. Es folgt ein zweitägiger Besuch bei Frau von Branconi in Langenstein. Weiter und weiter … Für Goethe selbst brachte die dritte Reise äußerst viel. Seine Verbundenheit zu der unwirklichen Bergwelt mit ihren schroffen Felsformationen, saftigen Wiesen und dunklen Wäldern äußerte er in seinen Briefen. So schrieb er an Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha: »Es kommt mir … selbst wunderbar vor, wie ich nach und nach, ohne Mit der Seilbahn fahrend eröffnet sich ein schöner Überblick auf die Stadt Thale mit der Bodetaltherme, die zu Erholung und Wellness einlädt. Foto: D. Günther phorisch bezeichnete er dieses imposante Gebilde als »das gewaltigste Felsental nördlich der Alpen«. Bereits auf seiner ersten Reise hatte er mit dem kleinen Fritz von Stein die landschaftlichen Reize genossen. Auf einer Granitplatte, die talaufwärts mitten im Flussbett liegt, soll er am 11. Sep- zeichnungen. Darin ist von »freistehenden Klippen« und »übriggebliebenen Wänden eines Sandsteingebirges« die Rede. Dies lässt den Schluss zu, dass Goethe und sein Begleiter die Teufelsmauer bei Neinstedt besichtigt haben. Auch am nächsten Tag treffen sie auf »wunderbare Gestalten« eines »Sandgebirges«. Damit könnte der Teil der Teufelsmauer bei Timmenrode gemeint sein. Denn dieser Ort liegt genau auf es gleichsam selbst zu bemerken, indem Stein- und Gebeinreiche ansässig geworden bin. Es hängt in natürlichen Dingen alles so nah zusammen, daß, wenn man sich einmal eingelassen hat, man vom Strome immer weiter und weiter geführt wird …« Am 14. September reist Goethe aller Wahrscheinlichkeit von Langenstein zurück nach Weimar. Es sollte aber nicht seine letzte Reise in den Harz bleiben. … liegt im Zentrum von Schierke in sehr ruhiger Lage, am Nationalpark Harz. Wir haben für Sie unser um 1900 erbautes Fachwerkhaus komplett renoviert. 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Da Goethe bei »ingrimmig« Wetter und völlig durchnässt unsere alte Reichsstadt erreicht hat, konnten wir während des Kleiderwechsels einen heimlichen Blick auf seine Aufzeichnungen werfen, wo zu lesen war: »Ich heise Weber, bin ein Maler habe Jura studiert, oder ein Reisender überhaupt, betrage mich sehr höflich gegen jedermann, und bin überall wohl aufgenommen. Mit Frauens hab ich noch gar nichts zu schaffen gehabt.« Goethes Geist erscheint und experimentiert vor den Augen der Besucher. SCHEINBARE VEGETATION FASZINIERT GOETHE Bekanntlich beschäftigte sich Goethe intensiv mit den Erscheinungen der Natur. Am Rammelsberg galt sein Interesse neben der »Spionage« für den Ilmenauer Bergbau auch dem Aufbau der Gesteine und Mineralien. Seinen Besuchen und alchimistischen Forschungen am Rammelsberg ist im Museum ein eigenes Ausstellungssegment gewidmet. Zwei seiner Experimente werden gezeigt: die »leuchtenden Steine«, Goethes frühe Entde- ckung des ultravioletten Lichts, und das Aufschießen eines »Marsbaumes«. Letzterer faszinierte die Forscher der Aufklärung, die die Grenze zwischen belebter und unbelebter Welt suchten: Aus eigentlich toter Materie, ganz einfachen Mineralien, sprießt im Experiment eine scheinbar belebte, farbenprächtige, dicht veräs telte Vegetation! In Wirklichkeit bilden sich aber Metallsalze, die durch Wasserdruck aufplatzen und zu wachsen scheinen. Trotz der modernen Erklärung bleibt es ein fesselnder Vorgang! Der Marsbaum wird am Rammelsberg nicht nur als fertiges Ergebnis gezeigt, sein »Wachsen« lässt sich auch im Film verfolgen. Interessierte Gruppen können Marsbaum-Experiment im das Experiment nach VoranMuseum. Foto: Rammelsberg meldung selbst durchführen. Wie zu erfahren war, sind es berufliche Gründe, die den 28-jährigen Weimarer Bergwerkskommissar zum Rammelsberg geführt haben. Rammelsberg. 5. Dez. 1777. Bis auf den Sumpf, die tiefste Stelle der Gruben (260 m), ist Goethe im Labyrinth des Berges vorgedrungen. Rammelsberg. 3. Sept. 1784. Der berühmte Weimarer Minister Goethe hat unseren Rammelsberg zum zweiten Mal beehrt. Dieses Mal konnte er die jahrhundertealte Technik des Erzabbaus am Rammelsberg, das Feuersetzen, erleben. Hoher Besuch bei Oberbergmeister Roeder: 1811 bewundert König Jeromé das Feuersetzen. Mit Goethes Geist im Rammelsberg Die Literatur-Tour im Rammelsberg, die Sonderführung mit Schauspieleinlagen im Roeder-Stollen, wurde völlig neu konzipiert und kann ab sofort wieder von Besuchergruppen gebucht werden. Wie bei der regulären Roe der-Stollen-Tour fahren die Besucher in Begleitung eines Grubenführers in den Berg ein. Literaturzitate unterschiedlicher Autoren sorgen für die rechte Stimmung und einen neuen Blick auf die Untertagewelt des Rammelsberges. Besuche früherer berühmter Rammelsberg-Reisender werden in Erinnerung gerufen, wie der des dänischen Schriftstellers HansChristian Andersen (1831) oder Jérômes, Napoleons Bruder und Königs von Westphalen (1809 und 1811). Der berühmteste von ihnen erscheint gleich selbst – der einstige Weimarer Bergwerkskommissar und bekannteste deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe – oder besser: sein Geist. Bei dieser theatralen Untermalung gibt er fachkundig Auskunft zu Fragen des Bergbaus und der Chemie, denn Goethe selbst war mehrfach vor Ort. Und in seinem Tagebuch findet sich der Eintrag: »Dies war der 5. December 1777. Wir haben den ganzen Rammelsberg bis ins tiefste befahren, bis auf den Sumpf durchaus« (die damals tiefste Stelle war 260 m). Bei seiner zweiten Reise am 3. September 1784 erlebte Goethe die jahrhundertealte Technik des Feuersetzens, die ihn stark beeindruckte. Dazu schichtete man riesige Holzstapel auf und zündete sie an. Durch die große Hitze und die Temperaturunterschiede zwischen Berg und Feuer zersprang das Erz. Das Anzünden der Holzstapel geschah am Wochenende, so dass der Rauch bis zur Montagsschicht wieder abgezogen war. Die riesigen Feuer unter Tage müssen sehr faszinierend gewesen sein. Goethe schreibt: »Schwarze Höhle. Erleuchteter Kamin. Flammen Geprassel. Rauch, Zug, Glut. Funken sprühen, Knall, dumpfes Getöse der springenden Felsen. Zusammenstürzende Flammen. Getös, Hitze, Vitriolzapfen.« Sie können sich verzaubern lassen von einer stimmungsvollen Führung durch den Roed er-Stollen. Goethes Geist erfreut sie dabei mit kluger und amüsanter Ansprache und lässt sich sogar für ein kleines chemisches Experiment gewinnen. Gesine Reimold Dieses große Kehrrad ist nur eins von mehreren, die im Rammelsberg untertage eingebaut zu bestaunen sind. Fotos (3): W. Schilling · Feuer und Wasser im Roeder-Stollen · 4 Museumshäuser über Tage · mit der Grubenbahn zu den Maschinen · Faszination in der Erzaufbereitung E IN Z IGAR TIG Ü BE R U N D U N TE R TAGE · Abenteuerführung im Rathstiefsten Stollen · Angebote für Reisegruppen WELTKULTURERBE RAMMELSBERG | Bergtal 19 | 38640 Goslar | Tel. (0 53 21) 7 50-0 | Fax (0 53 21) 7 50-1 30 | www.rammelsberg.de Goethe im Harz 13 Was würde der Dichter heute wohl sagen? Der Goethesaal der Baumannshöhle Schon im 18. Jh. galt die Baumannshöhle neben dem Brocken als herausragendes Naturwunder, das ein Harzreisender gesehen haben musste. Man rühmte ihre Tropfsteinbildungen – darunter insbesondere die sogenannte »Klingende Säule«. 1777, 1783 und 1784 besuchte so auch Johann Wolfgang von Goethe als einer der prominentesten Besucher die Höhle. Von Goethe sind Beschreibungen der Höhle, Zeichnungen seines Begleiters Georg Melchior Kraus und einige Gesteinsproben in seiner Harzsammlung überliefert. Viel ist über Goethes Besuche in der Höhle geschrieben worden, auch über den posthum nach ihm benannten »Goethesaal« mit dem »Wolfgangsee«. Im Sommer finden hier inmitten der Höhle Theateraufführungen statt. Doch wer weiß schon, wie der Saal entstand, wie er früher hieß und wie er vor dem Umbau zum Theatersaal aussah? Die Sage vom Bergmann Baumann Bekanntlich ist die Sage, der Bergmann Baumann habe 1536 die Baumannshöhle entdeckt, wirklich nur eine Sage, und noch dazu eine frei erfundene. Die Höhle war seit Menschengedenken bekannt – vermutlich schon die Steinzeitmenschen nutzten ihre Eingänge. Mit der Zeit und dem aufkommenden frühen Harztourismus wurde die Höhle immer populärer und die Zahl der Besucher nahm zu. So ist es auch zu erklären, dass die Baumannshöhle eine der ersten Höhlen der Welt ist, von Der von Merian in einem Kupferstich noch als Tanzsaal bezeichnete Raum vor seiner Zerstörung und dem Umbau zum Theaterraum der ein Höhlenplan existiert (1665). 1649 erhielten der Rübeländer Valentin Wagner und seine Familie, die das Haus in der heutigen Blankenburger Straße 37 besaß, das Privileg für offizielle Höhlenführungen. Als er verstarb, nahmen die Zerstörungen wie Raubgrabungen nach dem sogenannten Einhorn, das als Allheilmittel galt, und Tropfsteinvandalismus wieder zu. Daraufhin ließ Rudolf August, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, die Höhle verschließen und erließ am 10. April 1668 eine erste Schutzverordnung. Es heißt in dem herzoglichen Erlass unter anderem, dass die Baumannshöhle jederzeit von allen verständigen Leuten für ein sonderbares Wunderwerk der Natur gehalten worden sei. In Nachfolge von Valentin Wagner wurde dessen Schwiegersohn, der Rübeländer Bergmann Hans Jürgen Becker, nunmehr mit der offiziellen Aufsicht über das Naturdenkmal betraut. Damit war der erste beamtete Harzer Höhlenführer bestallt – einer der ersten seiner Art weltweit, vielleicht sogar der erste. noch gewürdigt wird. Bernhard Lange arbeitete eng mit Klagges zusammen. Unter Langes Regie entstand in den Jahren 1935/36 der heutige Zuschauerraum (»Goethesaal«) in der Baumannshöhle, nachdem die riesigen Felsblöcke der früher »Tanzsaal« den in der jetzigen Form. Ob Goethe das gut gefunden hätte, darf bezweifelt werden, denn die Höhle wurde dadurch massiv verändert und beeinträchtigt. Heute wäre solch ein Eingriff gar nicht mehr genehmigungsfähig. Es waren wahrscheinlich despektierliche Äußerungen über die Verschandelung der Baumannshöhle durch diese »untertägige Thingstätte«, die dem damals führenden Höhlenforscher Dr. Friedrich Stolberg einigen Ärger mit dem System und auch berufliche Nachteile einbrachten. Stolberg hat besonders das Absägen der großen »Klingenden Säule« aus dem alten Teil der Höhle kritisiert, die dann auf die Bühne des Höhlentheaters versetzt wurde – wo sie natürlich beim Anschlagen nur noch »klack« macht und nicht mehr den vormals so berühmten Glockenton von sich gibt. Dieses Detail ist aus Höhlenschutzgründen in der Tat besonders ärgerlich. Aber auch archäologisch wertvolle Fundschichten wurden seinerzeit rücksichtslos zerstört. Aus dem Tanzsaal wird der Goethesaal 1933 wurde der Nazi Dietrich Klagges Ministerpräsident des Freistaats Braunschweig, zu dem auch Rübeland gehörte. Klagges war es, der als Innenminister 1932 Adolf Hitler die deutsche Staatsbürgerschaft verschafft hatte. Seit 1925 war der 1886 in Zwickau geborene Bernhard Lange Rübeländer Höhlendirektor – eine Person, die in Rübeland mit ihren durchaus bemerkenswerten Leistungen erstaunlicherweise kaum Bauarbeiter 1936 während der Umgestaltung zum Goethesaal genannten Halle zerkleinert und weggeräumt worden waren. Die beiden Bühnen und der kleine See entstan- Offen für NEUE WEGE! Lange wollte feiern und suchte dazu einen passenden Anlass. So wurde für die auf das Jahr 1936 angesetzte »400- Jahr-Feier« das Märchen von Bergmann Baumann umgemünzt auf 1536. So einfach wird Geschichte gefälscht! Im gleichen Jahr fand im Stil der braunen Zeit die Uraufführung des Volksstücks »Die vom rauhen Lande« von Bernhard Lange statt. Auf die Geschichtsklitterei rund um den Namen »Baumann« und das frei ausgedachte »Entdeckungsjahr« 1536 haben bereits 1986 Dr. Horst Scheffler und Dr. Hartmut Knappe im Heft 15/16 (»Korallen, Kalk und Höhlendunkel«) der vom Harzmuseum Wernigerode herausgegebenen Reihe »Der Harz – eine Landschaft stellt sich vor« hingewiesen, fanden damit aber nur wenig Gehör. Die Autoren verwiesen auch darauf, dass ein »Baumann« erst im 18. Jh. in Rübeländer Registern auftaucht. Ein Luftschutzraum mit Goethes Namen Die Nazis überfielen bald nach ihrer Machtübernahme fast ganz Europa – auch die Höhlen sollten in der Rüstung eine wichtige Rolle spielen. Daher wurden sowohl die Höhlenforschung als auch die Schauhöhlen gleichgeschaltet. Der 1938 neugeschaffene »Bund der Höhlen und Schaubergwerke e.V.« (später »Reichsbund Deutscher Höhlen- und Schaubergwerke e. V.«) bekam seinen Sitz in Rübeland im Harz – sein Bundesleiter wurde der Rübeländer Höhlendirektor Bernhard Lange. Später im Krieg wurde die Baumannshöhle auch als Luftschutzraum umgerüstet. Wie Goethe wohl alle diese Entwicklungen in »seinem Saal« kommentiert hätte? Dr. Friedhart Knolle Kommunikationssysteme · IT-Lösungen · Sicherheitstechnik · Pflege- und Einsatzplanung · Pflegedokumentation · Belegungsmanagement · uvm. Ihr Lösungspartner vor Ort: TELCAT MULTICOM GmbH Zweigniederlassung Ostharz Karl-Marx-Straße 72 06502 Thale Telefon 03947 97-300 Telefax 03947 97-399 www.telcat.de | 0800.8888100 Goethe im Harz 2. HARZREISE BODETAL. Vermutlich entschloss sich Goethe erst in Halberstadt doch noch einen Abstecher ins Bodetal zu unternehmen. Spontan reiste man also nach Thale. Es ist anzunehmen, dass Goethe die wildromantische Landschaft seinem Sohn unbedingt zeigen wollte, da ihn diese Naturgewalten bereits selbst auf den Reisen 1783 und 1784 stark beeindruckt hatten. Zunächst besuchte die kleine Reisegruppe den Thalenser Eisenhammer, der seit 1686 bestand. Er bildete den Vorläufer der späteren Eisen- und 14 Zum dritten Mal zwischen Teufelsbrücke und Hexentanzplatz Vom Bodetal zum Stubenberg 1000-jähriges Kleinod 8.9.1783 Am Tag darauf fuhr die Gesellschaft von Thale aus am nördlichen Harzrand entlang über (Bad) Suderode. Die Gemeinde, die sich inzwischen zu einem gefragten Kurort entwickelt hat, verdankt ihren Aufschwung vor allem den Mineralquellen. Ihr calciumhaltiges Wasser wird unter anderem von der »Paracelsus-Harz-Klinik« therapeutisch eingesetzt. Das große Kurzentrum, das 1996 feierlich eingeweiht wurde, wurde leider am 30. Juni 2. HARZREISE September 1783 the und seine Begleiter weiter in Richtung Gernrode. Dieser Ort wurde von Markgraf Gero im 10. Jahrhundert gegründet und bietet den Besuchern eine Vielzahl von Überraschungen. Zu nennen ist die 1000-jährige Stiftskirche an der »Straße der Romanik«. Sie ist ein gern gewählter Ort für Konzerte und eine der am besten erhaltenen Sakralbauten aus ottonischer Zeit. Oberhalb von Gernrode in Mit den Bequemlichkeiten der Dampfbahn ins Selketal zu komRichtung Harzgerode liegt men hätte sicher auch Goethe gefallen, doch sie war damals der Stubenberg. Von der Ternoch nicht erfunden. rasse hat der Besucher einen phantastischen Blick über Hüttenwerke (s. zweite Reise). 2013 geschlossen und soll Gernrode mit den patinabeIn einem beschwerlichen Auf- privatisiert werden. Von Sulegten Türmen der Stiftskirche St. Cyriakus, das waldstieg erklommen die drei derode aus ging es für Goereiche Hagental und die Orte Wanderer die Roßtrappe, über um Quedlinburg. Auch Goedie Schurre, wo sie bei sommerlichem Wetter die grandithes Reisegesellschaft ließ ose Aussicht über das Harzsich diesen wunderschönen vorland genossen haben Ausblick nicht entgehen; wohlweislich, dass gerade (derzeit gesperrt). Gegenüber der Roßtrappe sein »Freund« Gleim dort auf liegt der Hexentanzplatz. dem Berg ein SchriftstellerDie alte germanische Kulttreffen veranstalten wollte, stätte und Fluchtburg (Sachdas Goethe sogar als »Geniesenwall) ist heute besonders kongress« bezeichnet hatte. bekannt durch ihre ausgelasVon Gernrode aus ging die Reise weiter ostwärts nach senen Spektakel zu Walpurgis. Anfang der 1970-er JahBallenstedt. Die heute 8000 re kam nicht nur die Einwohner zählende Stadt Bergstation der Schwebewar Stammsitz des Gebahn hinzu, sondern auch schlechts der Askanier sowie ein sehenswerter Tierpark. Heimatort der Uta von Ins Staunen kommt man Naumburg und Albrechts des auch im Harzer Bergtheater. Bären. Die Grabstätte AlbEs gilt als eine der schönsten rechts ist heute wieder zu beNaturbühnen Deutschlands. sichtigen. Die Stadt BalSie wurde 1903 von Dr. Ernst lenstedt hat das Schloss – es Wachler im Stil eines griewar bis 1945 Sitz derer von chischen Amphitheaters an- Der Behringer Brunnen mit seiner Calciumquelle wartet seit der Anhalt – aufwändig restaugelegt und feierte 2003 ihr Schließung des Kurzentrums auf eine Wiederbelebung nachdem rieren lassen. Im kleinen mehrmals der Verkauf gescheitert ist. 100-jähriges Bestehen. Schlosstheater finden regel- mäßig Konzerte und Theateraufführungen statt. Goethe reiste an Ballenstedt vorbei in Richtung Aschersleben. Dabei muss er am Ort Meisdorf vorbeigekommen sein, wo sich heute der einzige 18-Loch-Golfplatz im Ostharz befindet. KALENDARIUM 14. 8.Halberstadt – Thale – Bodetal 15. 8.Thale – Suderode – Gernrode – Stubenberg – Ballenstedt – Aschersleben – weiter Richtung Halle In Aschersleben kann der Besucher in der ältesten Stadt Sachsen-Anhalts auch in schönen Parks und Gärten lustwandeln, hier zu sehen ist der Bestehornpark. Fotos (3): W. Schilling Portal zur Geschichte Sammlung Frauenstift Gandersheim Gasthaus Königsruhe Zentral und doch ruhig in der historischen Altstadt von Quedlinburg am Mathildenbrunnen gelegen. In unseren Villen finden Sie viel Platz (42 Betten). Im Hotel befindet sich eine Gaststätte (50 Plätze), die Kellerbar (60 Plätze, Billardtisch), außerhalb ein Terrassen-Café und ein Biergarten. Bus oder PKW können direkt auf dem Areal abgestellt werden. Auch Ihr Hund ist bei uns willkommen. Inh. Ingrid Miehe Weberstraße 30/31 06484 Quedlinburg Telefon/Fax (0 39 46) 28 07 info@hotel-pension-ingrid.de • www.hotel-pension-ingrid.de Das Gasthaus mit Tradition – benannt nach dem Preußischen König Friedrich Wilhelm IV., der am 5. Mai 1843 hier Rast machte. · rustikal-gemütliche Zimmer mit Bad und WC · Saal mit moderner Technik, eigene Forellenräucherei + Holzbackofen · für Pensionsgäste mit PKW Stellplatz am Eingang des Bodetals (Gepäcktransport wird übernommen) · großer Biergarten direkt an der Bode 350 Außenplätze · Feierlichkeiten bis zu 130 Personen und mehr · Lage mitten im Naturschutzgebiet · idealer Ausgangspunkt für Wanderungen Wir haben wieder geöffnet! Gasthaus Königsruhe Hirschgrund 1 · 06502 Thale Tel. 0 39 47 / 27 26 · Fax 0 39 47 / 9 17 31 www.koenigsruhe.de e-mail: koenigsruhe@t-online.de Portal zur Geschichte Brunshausen 7 37581 Bad Gandersheim Tel. 05382 – 95 56 47 Dienstag bis Sonntag 11 – 17 Uhr www.portal-zur-geschichte.de Goethe im Harz 15 »Hab mich recht mit Steinen angefüttert« Erstes Buch über Teufelsmauer Die Teufelsmauer gehört zu den spektakulären Gesteinsformationen des Harzes. Der 20 Kilometer lange Höhenzug erstreckt sich zwischen Ballenstedt und Blankenburg/ Heimburg. Dass es über diese Klippen bisher kein aussagekräftiges Buch gab, verwundert. Nun hat die Edition Leipzig ein sehr schön bebildertes Werk (Fotos Gottfried Bürger) mit Texten von Egbert Günther vorgelegt, das sich den Sagen, der Geologie (ein Extrabeitrag von Dr. Hartmut Knappe), dem Raubbau am Material und selbstverständlich den Naturerscheinungen dieser reich beschenkten Gegend widmet. Extreme Formenvielfalt, seltene Pflanzen und Tiere wie Uhu und Schwarzkehlchen sind in dem nur teilweise bewaldeten Gesteinsrücken zu Hause. Gottfried Bürger hat mit der Kamera sehr feinfühlig den Schönheiten dieser die Fantasie anregenden Gesteine nachgespürt. Es ist eine Freude, die Aufnahmen zu genießen, wenn es auch oft viele Anläufe brauchte, bis sie im Kasten waren, wie er bei der Premiere mit einigen Anekdoten verriet. Selbst eifrige Wanderer werden noch neue Stellen finden, die es zu besuchen gilt. Dem Tourismus und der inzwischen verbotenen Kletterei sind ebenfalls Kapitel gewidmet, wie man überhaupt sehr schnell herausfindet, dass beide engagierte Naturkenner und -schützer sind. Sicher ein guter Grund sich für dieses Ökoparadies einzusetzen. Waren mit Caspar David Friedrich, Ludwig Richter, der Ballenstedter Malerin Caroline Bardua und Hans Christian Andersen berühmte Künstler an der Teufelsmauer, so hielt es selbstredend auch Goethe nicht von diesem diabolischen Werk fern. Und gerade hier verwirrt das Buch mit seltsamen Ansichten, gleitet gar die Syntax weg. Dass der fanatische Steinesammler G. nur seinen »Hofmaler« Kraus zu dieser Mauer geschickt haben könnte, dürfte höchst unwahrscheinlich sein. Goethe galt zu seiner Zeit als einer der häufig zu Fuß Reisenden, der keine Mühe scheute, auch unwegsames Gelände bei schlechter Witterung aufzusuchen. Was Die markant gezackten Felsnadeln des Königssteins inspirieren die Fantasie und locken Wanderer an. Dr. Hartmut Knappe war in Gestalt des Teufels bei der Buchpremiere nicht hinreichend gewürdigt worden, weshalb der Belzebub kurzerhand publikumswirksam die Reste der Teufelsmauer sprengte … Fotos (3): W. Schilling soll ihn nun davon abgehalten haben, hier persönlich aufzuwarten? Auch der dazu konsultierte Goethekenner Bernd Wolff zeigt sich konsterniert. Hat er doch bei seinen intensiven Recherchen zu Goethes Harzreisen in einer mehrteiligen Fortsetzung unter dem Namen »Krausens steinerner Harz« (Neue Wernigeröder Zeitung 2011) die Orte aufgesucht, die der großartige Zeichner gemeinsam mit Goethe 1784 bereist hat. In Goethes Geognostischem Tagebuch steht zur Teufelsmauer der Eintrag zu lesen: »Rotes, toniges Gebirg gegen das Land zu, nicht recht bemerkt, Sandgebirge; dessen wunderbare Gestalten... Blankenburg. Verstei- nerungen im Sandstein. Blätter-Abdrücke«. Sei`s drum. Dieses Buch bietet viele Tipps, wie man sich schönen Solitärfelsen wie dem Königsstein oder auch der mit 332 m höchsten Erhebung, dem Großvater nähert, wo man parken sollte und dass es sogar an den Gegensteine eine bronzezeitliche Siedlung gab. Später wurden die Steine in vielen Brüchen zum Siedlungsbau verwendet und es ist dem Quedlinburger Landrat Weyhe zu verdanken, dass dem mit der Unterschutzstellung 1833 ein Ende bereitet wurde und wir noch heute ansehnliche Reste einer einst viel größeren Sandsteinformation bewundern können. Den Auto- ren ist es mit Sicherheit sehr gut gelungen, ein außergewöhnliches Stück Heimat sensibel zu betrachten, die komplizierte Geologie kam dabei verständlich für Laien in Schaubildern dargestellt rüber und es finden sich reichlich Ansatzpunkte, einmal selbst wieder zu den mit eigenwilligen Namen bedachten Felsen wie Opferstein, Großmutter, Schweineschnauze, Mönch, Bettler und Mittelstein zu schauen. Dass die Bildunterschriften eine Lupe benötigen, ist zu verschmerzen. Sowas hat man ja ... Günther, E./Bürger, G., Die Teufelsmauer am Harz, Edition Leipzig, ISBN 978-3-361-00712-3 Nordharzer Städtebundtheater inszeniert Klassiker neu Faust. Der Tragödie erster Teil »Die Wirkungsgeschichte von Goethes ‘Faust‘ ist einmalig. Zwar haben auch Shakespeare, Dante und Corneille Nationalepen geschaffen, die zur Weltliteratur zählen – doch bei keinem vergleichbaren klassischen Autor sind Ruhm, Identifikationsangebot und Wirkung so mit einem einzigen Text verbunden wie bei Goethe.« (Willi Jasper). Und deshalb wird das Nordharzer Städtebundtheater einen neuen Anlauf nehmen und diesen Klassiker in der aktuellen Spielzeit inszenieren! »Faust« wurde zur deutschen »Nationalbibel«, die alle gebildeten Kreise verband und auf die sich viele beriefen: Lehrer, Politiker, Dichter, Künstler – und auch die Soldaten des ersten Weltkrieges langt zu, wo er nur kann, ist Hedonist und fühlt sich wie neu geboren. Er schlittert durch das Weltgeschehen, zur »Gretchenfrage« hinein in seine Tragödie. Wird er gerichtet? Wird er gerettet? Das können Sie ab 10. Oktober im Großen Haus in Quedlinburg erfahren. Weitere Termine gibt es unter: www.harztheater.de :GESCHICHTE ERLEBEN … in Osterode am Harz Faust in einer früheren Inszenierung in der Baumannshöhle. hatten ihren »Tornisterfaust« dabei. »Wie verliebt war Deutschland – und ist es immer noch! – in seinen Doktor Faust.« (Jasper) Und so finden die beiden zu dem berühmtesten Pakt der europäischen Kulturgeschichte. Mephisto reist mit Faust von Ort zu Ort. Faust 11 Abteilungen auf 3 Etagen Museumsführungen jeden 1. Samstag im Monat kostenlos Rundgänge durch Altstadt und Museum Themenführungen nach individueller Absprache Kinder im Museum: „Spannende Zeitreise“, historische Spiele und vieles mehr … Öffnungszeiten: Di – Fr 10.00 – 13.00 Uhr und 14.00 – 17.00 Uhr Sa – So 14.00 – 17.00 Uhr Auskünfte und Anmeldungen: Rollberg 32 · 37520 Osterode am Harz Tel. (0 55 22) 91 97 93 www.museum.osterode.de Goethe im Harz 16 Eldorado für Literaturfreunde Gleimhaus wurde verschönert Gleims Netzwerk der Freundschaft Eine historische Fachwerkfassade ist gewandert Ein früher „Netzwerker“ im literarischen Sinne war Wilhelm Ludwig Gleim, der über seine Portraitsammlung und einen intensiven Briefverkehr Kontakt zu vielen Schriftstellern und Künstlern des 18. Jahrhunderts hielt. Foto: Gleimhaus Wenn von »Netzwerken der Freundschaft« die Rede ist, denken viele sicherlich an moderne Kommunikationsmedien und ihre Möglichkeiten, mit vielen Menschen weltweit in Verbindung zu treten (z. B. Facebook, Google+, Instagram). Betrachtet man die freundschaftlichen Verbindungen Johann Wilhelm Ludwig Gleims (17191803), so lässt sich ebenfalls von einem »Netzwerk der Freundschaft« sprechen. Der Dichter war ein wichtiger Knotenpunkt freundschaftlicher Kommunikation im nord- und mitteldeutschen Raum. Er hatte teil an einer neuen freundschaftlichen Briefkultur. Er war ein wichtiger Vertreter einer lebendigen literarischen Geselligkeit. Und er erfasste früh, dass seine Zeit – modern gesagt – durch einen Medien- und Kommunikationswandel geprägt war. Gleim wurde zum ersten und wichtigsten Sammler dieses neuen freundschaftlichen und geselligen Lebens. Sein »Freundschaftstempel« (die umfangreichste Porträtgemäldesammlung der deutschen Aufklärung), sein Handschriftenarchiv und seine Bibliothek erzählen Geschichten von den vielfachen Verbindungen der Schriftsteller, Gelehrten, Künstler und Literaturinteressierten untereinander und ihren ‚Projekten‘. Gleim war ein Genie der Freundschaft. Auch wenn er bisweilen empfindlich war, so hatte er doch ein großes Herz, stärkte seine eigene Identität durch sein umfangreiches Freundesnetz und war begabt, Freundschaften über Generationen hinweg zu knüpfen und zu pflegen. Viele seiner Freunde, vor allem die jüngeren unter ihnen, konnten sich Gleims großzügiger Förderung erfreuen. Er selbst ahnte, dass sein »Jahrhundert der Freundschaft« vorübergehen würde und sorgte mit der Einrichtung einer Stiftung dafür, dass sein Netzwerk der Freundschaft durch seine Sammlungen für die Nachwelt erhalten blieb. ‚Netzwerk‘ ist ein Begriff, dem wir heute an vielen Stellen begegnen – in der Naturwissenschaft wie in der Technik wie in der Wirtschaft, vor allem aber im Sozialen und in der Computerwelt. Das Internet ist die exemplarische Verkörperung des Phänomens Netzwerk, und hier insbesondere das Social Network. Ein typisches Netzwerk ist dezentral organisiert und nicht hierarchisch gegliedert. Diese Verbindung von vielen mit vielen trägt zur Überwindung geografischer Entfernung bei, zum Ausgleich der Kluft zwischen Zentrum und Peripherie, zu barrierefreiem Wissenserwerb, frei- Note : Sehr gut (1,1) Geprüft: Erbrachte Leistungen und Qualität der Einrichtung www.pflegelotse.de Bei uns finden Sie und Ihr Liebling ein neues Zuhause! Wir informieren Sie gerne über unsere Leistungen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Weitere Informationen: Tel. 0 39 47 - 4 40 www.senioren-wohnpark-thale.de Goetheweg 4 06502 Thale Ein Unternehmen der Marseille-Kliniken AG über 60 Einrichtungen mehr als 25 Jahre kompetente Erfahrung em Informationsfluss, Entfaltung der Kooperation, Beflügelung der sozialen Interaktion und allumfassender, partizipatorischer Demokratisierung. Diese segensreichen Effekte des Networking machten sich wie im 21. Jahrhundert auch bereits die literarischund künstlerisch gebildeten Zeitgenossen Gleims zunutze, die miteinander in Austausch standen und die von der Aufklärungsforschung in Anlehnung an Klopstocks Utopie als »Gelehrtenrepublik« bezeichnet wird. Assoziiert wird hierbei, dass die vielen Verbindungen der literarischen Freunde untereinander auf einen Zusammenhang zielten, der wiederum mit dem Streben nach einer neuen Freiheit, neuen Ideen, gesellschaftlichem Wandel und humanitärem Fortschritt verbunden war. In Gleims Porträtgalerie, in seinem Handschriftenarchiv und seiner Bibliothek ist dieses Netzwerk der deutschen Gelehrtenrepublik dokumentiert. Reimar Lacher HALBERSTADT. Seit Mitte Mai 2015 eröffnet sich ein völlig anderer Blick auf den Ostgiebel des Gleimhauses. Der wurde nämlich Dank eines ehrgeizigen Projektes des Lions Clubs Halberstadt anlässlich seines 25jährigen Bestehens mit vielen engagierten Unterstützern verschönert. Eine historische Fachwerkfassade ist gewandert vom nahe gelegenen Westendorf zum Domplatz vor den Ostgiebel des Gleim- hauses. Die Fassade aus dem 15. Jahrhundert war Teil eines Gebäudes, das durch Nachbarhäuser verbaut war. 2004 verursachte ein Sturm den Einsturz des Gebäudes. Jedoch konnten Hölzer und Steine gerettet und eingelagert werden. Nun ist die Fassade wieder aufgebaut worden und erstrahlt in neuem altem Glanz und ist eine deutliche optische Aufwertung für die Rückseite des Gleimhauses. Halberstädter Bürgerinnen und Bürger beim Richtfest für die historische Gleimhaus-Fassade. (Foto: Ute Huch) Von tal bis tide Mit dem Niedersachsen-Ticket Durchs Harzer Gebirge stiefeln oder barfuß durchs Watt wandern – jetzt einsteigen für nur 23 € sowie 4 € je Mitfahrer. Ideal für Gruppe nreisen: Weitere Ausflugstipps und Tickets unter www.niedersachsenticket.de 23 € 4 € Ticket gilt innerhalb der Verkehrsverbünde auch in und in Osnabrück/Belm Tarifzone 100 4€ 4€ 4€