Löcher - ask23
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Löcher Theoretische Diplomarbeit im Fachbereich Industrial Design Boris Kupczik Hochschule für bildende Künste Hamburg, im Mai 2005 Prof. Michael Lingner Dr. Susanne Weiß Inhalt Einleitung 7-9 Grundlagen Das Loch als Attraktor Die Form des Loches Zum Begriff Loch Sprichwörtliche und metaphorische Löcher 11 13-15 17-19 19-23 Phänomenale Aspekte Durchgangs- und Sacklöcher Platzierung von Löchern Ein-Weg- und Zwei-Wege-Löcher Voyeuristische und exhibitionistische Löcher Formbestimmte Löcher Anhäufung von Löchern Vorgetäuschte Löcher 25 27 29-31 31-33 33-35 37-37 39 Funktionale Aspekte Das gewichtsreduzierende Loch Das widerstandsmindernde Loch Das fixierende Loch Das spannungsabbauende Loch Das schallschluckende Loch Das organische Loch Loch und Körper 41-43 43 45 47 47 49 49-51 51-55 Exkurse Der Locher Die Lochkarte Die Lochkamera 57-61 61-67 67-75 Ästhetische Aspekte Licht und Dunkelheit Skulpturalität und Lage 77-81 81-83 Gestalterische Anwendung 85-95 Schlusswort Literaturnachweis Abbildungsnachweis 97 99-105 105-115 6 Abb. 01 Einleitung Es scheint schon fast banal zu sein, sich über das Loch Gedanken zu machen. Ein Loch ist eben einfach nur ein Loch. Zum Erkennen eines solchen braucht man kein geschultes Auge, jedem ist klar, wann die Socke ein Loch hat. Aber andererseits, was ist ein Loch? Sollte man es beschreiben, so „zäumt man das Pferd von hinten auf“. Da ist etwas nicht, wo mal was war, oder es ist „nichts mit was drum“. Ein Loch ist dennoch nicht nichts, sondern immer etwas, da es trotz der Abwesenheit von Materie sicht- und greifbar ist. Schließt man ein Loch, ist dieses verschwunden. Ist das Loch im Eimer, so kann man es besingen. Oder beklagen, steckt es in der Kasse. Aber so recht definieren lässt es sich nur durch das „Drumherum“. „Wäre überall etwas, dann gäbe es kein Loch.“1 Wo ein Loch ist, fehlt etwas. So auch bezüglich der Definition in der 20-bändigen Brockhaus Enzyklopädie oder in Meyers Lexikon. Ebenso stieß ich bei meiner Recherche nach Arbeitsmaterial auf ein Loch in diesem Gebiet. Es waren einerseits das Gelächter und andererseits das Unverständnis für meine Themenwahl groß. Das liegt wohl an ihrem schlechten Ruf, sodass man normalerweise einen großen Bogen um sie macht. Dabei sind sie eigentlich Feiglinge. Sie tauchen nie alleine, sondern immer in Begleitung einer Substanz auf. Ohne ihren „großen Bruder“, das „Drumherum“, würden sie nicht existieren. Während das bewusst eingesetzte Loch eine Symbiose mit seinem Träger eingeht, ist das dysfunktionale Loch ein Schmarotzer. Es ist ein eigennütziges und hat nur einen Sinn für Zerstörung. Das dysfunktionale Loch ist das „Urloch“. Assoziativ denkt man bei einem Loch an dieses. Durch unseren Sprachgebrauch ist dieses so verankert. Ein Loch bedeutet etwas Negatives. Wird eines entdeckt, so bedeutet es Arbeit. Eine Socke muss gestopft werden, 1 Tucholsky, S. 36 7 8 eine Scheibe muss ersetzt werden oder ein Besuch beim Zahnarzt wäre von Nöten. Es ist ebenso ein Zeitzeuge und erzählt etwas über einen Gegenstand - zumindest dass er einmal funktionstüchtig war und der „Zahn der Zeit“ an ihm genagt hat. Auf Grund dessen sind dysfunktionale Löcher dekonstruktiv. Dass Löcher Aufgaben erfüllen, fällt erst auf den zweiten Blick auf. Bei meiner Arbeit geht es mir darum die nützliche, konstruktive und ästhetische Seite des Loches zu analysieren. Für eine Erörterung von Löchern fehlen aber bisher die notwendigen begrifflichen Werkzeuge. Aufgrund dessen entwickle ich Kategorien, die zu einer logischen Einteilung derselben dienen. Eingeteilt sind diese Kategorien in einzelne Aspekte, welche das Loch aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Einen Einstieg in das Thema findet sich in den Grundlagen und eine Anwendung der einzelnen Kategorien im letzten Kapitel dieser Arbeit. 9 10 Abb. 02 Grundlagen Das Loch als Attraktor Was hat es damit auf sich, dass mein Blick von einem Loch gebannt wird? Vor mir steht eine Wand. Einst muss ein Bord oder ein Regal an ihr angebracht gewesen sein. Als Zeuge dieses existiert nur noch ein altes Bohrloch. Obwohl sich die ganze ruhige, homogene Fläche der Wand vor mir auftut, wandert mein Blick automatisch, fast magnetisch zu diesem Loch. Ich verweile auf diesem, um meine Augen erneut „Achterbahn fahrend" über die Fläche zu schicken. Das Auge ist nicht in der Lage, auch nur die einfachste Fläche mit gleichzeitiger Intensität zu erfassen. „Dazu ist es physisch nicht im Stande, weil auf der Netzhaut nicht das ganze Bild mit gleicher Schärfe wahrgenommen wird“, sondern nur ein kleiner Teil des Gesamtbildes, „welcher mit dem Brennpunkt der Linse und mit dem Zentrum der Sehschärfe auf der Netzhaut durch eine Gerade verbunden werden kann. (…) Augenmuskeln drehen das Auge da- und dorthin, auch von links nach rechts, von Ecke zu Ecke, im Kreis herum, und die hintereinander scharf gesehenen Partien notieren sich im Gehirn nach und nach zum Gesamteindruck. Das Gehirn hat die Fähigkeit, Erinnerungsbilder aufzuspeichern und zum Ganzen zu sammeln; das Auge hat die Fähigkeit, einen Ort zur Kontrolle und Befestigung immer wieder aufzusuchen“2. Das Auge ist, „gleich einem grasenden Tier“3, ständig auf Reisen. Dieser Ruhepol, der Attraktor4, ist ein Fixpunkt, der mich verweilen lässt. Dabei ist es egal, ob es sich beim Attraktor um einen Punkt auf einem Blatt Papier, einen Nagel in der Wand, eine Fliege an der Fensterscheibe oder eben ein Loch in einer Socke handelt. 2 Klee, S. 358 ebenda, S. 358 4 denke an attraktiv = anziehend 3 11 Abb. 03 scharfkantiges Loch 12 Abb. 04 natürlich entstandenes Loch Die Form des Loches Bei der Frage, welche Form ein Loch hat, bekommt man schnell die voreilige Antwort, dass es rund sei. Orientiere ich mich aber zum Beispiel an der Definition aus dem Duden, welche sagt, dass ein Loch eine „durch Beschädigung, (absichtliche) Einwirkung oder Ähnliches entstandene offene Stelle, an der die Substanz nicht mehr vorhanden ist"5 ist, so steht dort nichts von einer Einschränkung der Form. Wäre dem so, müsste das Knopfloch auch als Knopfschlitz betitelt werden. Würde ich etwa einen scharfkantigen Stahlwürfel nehmen und diesen auf ein dünnes Blech schmettern und hielte das Blech dem Würfel nicht stand, so würde dieser ein ebenso scharfkantiges Loch in das Blech reißen. Der Umriss eines Loches hat keine bestimmte Form, sondern wird durch seinen „Verursacher“ in Form gebracht. Dies kann gewollt oder ungewollt, auf natürlichem oder künstlichem Wege geschehen sein. Löcher können durch verschiedenste Einwirkungen entstehen, zum Beispiel durch Erosion. Ihre Beschaffenheit hängt von den jeweiligen natürlichen Einflüssen ab. Die zum Teil lange Einwirkung der vier Elemente Wind, Wasser, Erde, Licht, ´nagt´ an einer Substanz. Die Materie erodiert, bis eine offene Stelle, ein Loch, entsteht. Ebenso kann aber auch eine Raupe ein Loch in ein Blatt nagen oder ein Specht eines in einen Baumstamm meißeln. All diese auf natürlichem Wege entstandenen Löcher haben ein charakteristisches Merkmal: Sie sind nicht makellos, im Sinne eines symmetrischen Aufbaus. Ihr Rand kann geborsten wie eine durchrostete Bierdose oder glatt geschliffen wie ein ausgespülter Stein sein. Vergleiche ich den Lochfraß eines Holzwurms mit einem per Bohrmaschine gebohrtem Loch, so fällt auf, dass Letzteres präziser gearbeitet ist. Zu diesem Zweck gibt es ja auch Maschinen. Sie bohren, fräsen, schneiden, schaben Materie aus einer Masse, welches zu einem charakteristisch geformten Rand 5 Duden, S. 1026 13 Abb. 05 Holzwurmlöcher 14 Abb. 06 Einschussloch führt. Dieser Rand ist je nach Werkzeugbeschaffenheit geformt. Diese künstlich geschaffenen Löcher unterscheiden sich aber durch ihre Perfektion vom natürlich entstandenen Loch. Bohre ich ein Loch mit einem Bohrer (ein Werkzeug, dessen einziger Sinn es ist, Materialien zu löchern) in ein Material, so wird dieses, bedingt durch die Rotation des Bohrers, zwangsläufig kreisrund und besitzt einen scharfkantigen Rand. Werden Löcher gestanzt oder geschnitten, so gibt es keine Einschränkung ihres Umrisses. Ziehe ich den Bohrer längs einer Achse durch das Brett, so entsteht ein so genanntes Langloch. Dieses wäre durch seine runden Enden noch als solches zu betiteln, jedoch liegt die Assoziation zu einem Schlitz oder einer Aussparung hier weit näher. Als Langloch wird dieses nur bezeichnet, da - bedingt durch die Herstellung - zuerst ein Loch gebohrt wird, welches dann durch das Material in die Länge gezogen wird. Es gibt Formen, die in der Natur einfach nicht vorkommen, vor allem nicht in maschineller Perfektion, wie etwa der rechte Winkel oder die Gerade (von Sonderfällen wie etwa dem Eiskristall einmal ausgenommen). Das Nichts in einem Loch ist immer das Gleiche. Luft ist Luft, Leere ist Leere und Dunkelheit ist Dunkelheit. Es besteht immer ein Unterschied in der Beschaffenheit des Randes, der Form und im des Wesens des Loches. So klärt der Rand den Betrachter über die Entstehung des Loches auf. An ihm lassen sich die Einwirkungsrichtung und die Art der Entstehung sowie Materialeigenschaften des Trägers ablesen, wie zum Beispiel bei einem Einschussloch. 15 16 Zum Begriff Loch Das Phänomen ist bekannt: Beschäftigt man sich mit einem Thema, so stößt man im Alltag ständig darauf. Fortan wandelte ich durch eine durchbohrte, durchlöcherte und perforierte Welt, wodurch ich mich wiederum in einem Loch befand. Es kann doch kaum sein, dass der Raum, in dem ich mich befinde, ein Loch ist? Ein Raum ist eben ein Raum, es sei denn, er wird durch seine spärliche Möblierung, mangelnde Ordnung und sein Fenster zur Nordseite als solches betitelt. Lucius Burckhardt schrieb, dass „alle Wahrnehmung mit der Sprache zu tun hat. Wir können nicht denken, es sei denn über Worte“6. Die Sprache sagt mir, was ein Loch ist und was nicht. Ein Ring ist eben ein Ring und kein wulstiger Rand mit einem tunnelförmigen Loch. Natürlich braucht der Ring eine Öffnung, um ihn über den Finger zu streifen, sonst wäre es eben kein Ring, sondern eine Scheibe. Sowie ein Schwamm eine hohe Porösität besitzt, dieses aber Poren sind und keine Löcher. Bei einer geringeren Porösität, wie bei einem Emmentaler Käse, spricht man jedoch wiederum von Löchern. Das Grübeln über die Frage, ob ein Ring ein Loch hat, ist banal und hat somit ein Ende. Betrachtet man die Wortgeschichte, so meint das mittelhochdeutsche „loch“, bzw. althochdeutsche „loh“ Verschluss, Versteck, Höhle, Loch oder Gefängnis. Das gotische „usluk“ meint Öffnung. Auf Englisch heißt „lock“ Verschluss, Schloss, Sperre. Nicht verwandt mit dem Loch ist der schottische „loch“, welcher für einen See steht. Im schwedischen und englischen Sprachgebrauch meint „lock" wiederum Verschluss im Sinne von Deckel. Alle gehören zu einem im deutschen untergegangenen gemeingermanischen Verb mit der Bedeutung verschließen, zumachen. Beim althochdeutschen 6 Burckhardt, S. 196 17 18 „lûhhan“ (schließen) besteht wiederum eine Verwandtschaft zu Lücke und Luke. Das Loch ist ursprünglich ein verschließbares Loch gewesen und seine Bedeutung wurde dann stark verallgemeinert. Im heutigen Sprachgebrauch hängen dem Loch negative Assoziationen an. So wie zum Beispiel dem Gefängnis, Arschloch oder als abwertende Bezeichnung für eine promiskuitive Frau. Im früheren Sprachgebrauch war dem nicht so. Damals war die Schutz bietende Funktion einer Höhle auch aus eigener Erfahrung spürbar, ebenso die Bedeutung als Verschluss, der das eigene Hab und Gut beschützte. Am Rande sei erwähnt, das Loch auf Französisch „le trou“ heißt, finden wiederum „trouver“. Ergo: Wer ein Loch bohrt, findet.7 Sprichwörtliche und metaphorische Löcher Das Loch ist ein redensartliches Sinnbild der Negativität schlechthin. Es impliziert Enge und Gefangenheit ebenso wie Schadhaftigkeit, Unvollkommenheit und das Nichtvorhandene. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet das Loch häufig etwas Zerstörtes und hat somit eine negative Bedeutung. Nützliche Eigenschaften werden durch den Sprachgebrauch kaum assoziiert. So werden wir vom Ozonloch bedroht und sind von Schwarzen Löchern8 umgeben. Befindet man sich in einem „emotionalen Loch“, kann man wiederum ein Loch finden, welches einem 7 vgl.: Duden Bd. 7 und Kluge Wie in einem Loch verschwindet alles was ihnen zu nahe kommt, selbst Licht kann nicht mehr aus dem Inneren entkommen, es ist schwarz. Der Grund dafür ist die enorme Anziehungskraft eines Schwarzen Loches. Es gibt eine Grenze, den so genannten Schwarzschildradius, unterhalb derer jede Masse zu einem Schwarzen Loch wird. Für unsere Sonne liegt dieser kritische Radius bei 3 Kilometern, für die Erde bei 9 Millimetern. Würde man also die Masse der Erde in einen Fingerhut pressen, bekäme man ein Schwarzes Loch. 8 19 20 den Ausgang aus dieser Situation zeigt. So ein gefundenes „Schlupfloch“ muss aber nicht zwangsläufig positiv gesehen werden. Es kann genauso in einem Betriebssystem existieren und hier eine Sicherheitslücke darstellen. Diese gilt es zu schließen. Löcher die nicht sein sollen, werden nur all zu gerne „zugemacht“. Schluss, aus – ist was gewesen? Doch das Luftloch9, das lässt sich nicht schließen. Ist jemand so weit gegangen, dass man ihn zur Tür hinauswerfen muss, so kann man ihm „zeigen wo der Zimmermann das Loch gelassen hat“10. Auf der anderen Seite kann die Tür auch der Eingang zu einer Wohnung sein, in der jemand wie in einem Loch „haust“. Dreckig und „finster wie in einem Loch“ ist diese. Wird wiederum jemand in ein „Loch gesteckt“, so wird er nicht in die, eher an eine Höhle erinnernde Wohnung, sondern ins Gefängnis gesteckt11. Das Loch beschreibt immer wieder eine offene Stelle, aber diese als etwas Negatives oder Zerstörtes. So lässt man sich lieber „ein Loch ins Knie bohren“12, als „ein Loch in den Kopf stoßen“. Dann doch „lieber einen Flicken als ein Loch“. Geflickt will auch das Loch sein, welches man „mit einem anderen zustopfen“ will, nachdem 9 Das Luftloch ist eine plötzlich auftauchende thermische Veränderung, in die ein Flugzeug geraten kann, welches bei den Passagieren als Durchsacken wahrgenommen wird. Eine solche Fallböe ist allerdings kein wirkliches Loch, es wird lediglich als ein solches wahrgenommen. Wenn Luft der Träger des Loches ist, so müsste ein örtliches Vakuum herrschen, um ein wirkliches Loch darzustellen. 10 Die Redensart stammt noch aus der Zeit des Fachwerkbaus, wo der Zimmermann in den Balken eine Lücke für die Tür freiließ, durch welche der Unerwünschte hinausgejagt wird. 11 Diese Ausdrucksweise bezieht sich nicht nur auf die Enge der Zelle. Dadurch, dass Freiheitsstrafen dem altgermanischen Recht fremd waren, gab es damals auch keine Gefängnisse. Noch in der zweiten Hälfte des Mittelalters wurden daher Personen, die vorübergehend arrestiert werden sollten, in trockene Brunnen, Hundelöcher und Ähnliches gesteckt. Hundelöcher befanden sich am Rathaus und dienten Gesindel zur unfreiwilligen Nachtherberge. Nach ihm wurden dann die meist engen und feuchten Verließe und Gefängnisse als Hundeloch oder verkürzt als Loch bezeichnet. 12 alles andere eher tun als… 21 22 jemand „ein großes Loch in den Geldbeutel gerissen hat“ und er deswegen seinen „Gürtel ein Loch enger schnallen muss“. „Wie hoch ist ein Finanzloch?“, darauf der ehemalige Finanzminister Theo Waigel: „Ein Loch ist nicht hoch, sondern allenfalls tief und breit.“13 Körperlich spürbar ist dieses, wenn man „ein Loch im Bauch hat“. Da hilft nur eins…“ein Loch in den Tag schlafen“, wer schläft hat keinen Hunger. Das Loch kann man sich aber nicht nur in den Bauch hungern, sondern ebenso jemanden in den Bauch fragen, ihn „löchern“. „Säuft wiederum jemand wie ein Loch“, so erwacht er am nächsten Tag eventuell mit einem „Wissensloch“. Aber: Der Dummheit schönste Tiefe Ist kein Loch Hat sie doch Keinen richtigen Rand Wie etwa Löcher in Strumpf, Flöte, Sand.14 23 13 Theo Waigel am 13.11.1994 in den 19-Uhr-Nachrichten im ZDF aus: Ringelnatz, S. 32 14 24 Abb. 07 Sack- und Durchgangsloch Phänomenale Aspekte Durchgangs- und Sacklöcher Löcher können grundsätzlich in zwei unterschiedliche Gruppen eingeteilt werden. Entweder bilden sie eine Vertiefung in einem Material, durchbrechen dieses aber nicht, eine Sackgasse sozusagen, oder aber sie durchqueren ein Material gänzlich. Der komplette Durchbruch eines Materials lässt ein Dahinter erkennen. Das Loch zeigt den Weg zwischen der einen und der anderen Seite. Bei einer Sackgasse ist ein Dahinter nicht sichtbar. Es geht nicht vorwärts. Das Sackloch kann in gewisser Lage etwas „speichern", das Durchgangsloch könnte dieses „nicht für sich behalten". Schutz sucht man in einer Höhle, aber weniger in einem zugigen Tunnel. Dieser jedoch macht ein Dahinter sichtbar, kann zudem ein Ausgang sein. Eine Sackgasse kann nur ein Eingang sein und muss durch diesen wieder verlassen werden. 25 Abb. 08 Loch im Volumen 26 Abb. 09 Loch in der Fläche Platzierung von Löchern Löcher benötigen einen Träger. Ohne ein Material, in denen sie sesshaft sind, gäbe es keine. Dieser Träger kann entweder voluminös wie ein Stahlklotz oder flächig wie ein Blech sein. Eine Fläche kann jedoch soweit gekrümmt sein, dass sie zu einem geschlossenen Körper formt. Ein solcher Körper besteht nur aus einer Wandung, einer Schale. Ein Loch in dieser, bis zum Körper gekrümmten Fläche, gibt wiederum Aufschluss darüber, dass es sich nicht um ein massives Volumen handelt. Dem Loch ist es somit möglich, die Qualität, die Materialstärke seines Trägers zu offenbaren. Gäbe es kein Loch, so wäre es einem Betrachter nicht möglich eine hohle Kugel von einer massiven zu unterscheiden. Ein Loch in der Wandung der Kugel, welches einen Einblick ins Innere gewährt, ist ein Durchgangsloch, jedoch mündet es in einer Sackgasse. Auf der anderen Seite ließe ein Sackloch in einer Wandung der Kugel nicht auf einen massiven Körper der Kugel schließen, da nur eine Beurteilung der Außenwand möglich ist. So kann der Träger nur bis zum Boden, dem Ende seines Loches begutachtet werden. Alles was dahinter ist, entzieht sich der visuellen Einschätzung. Ob es sich um eine Fläche oder ein Volumen handelt, ist eine Frage des Verhältnisses von der Oberfläche zum Volumen. Eine große Fläche im Verhältnis zu einem kleinen Volumen (wie bei einem Blatt Papier), bezeichne ich als Fläche. Hat auf der anderen Seite ein Körper eine kleine Oberfläche in Bezug auf seinen Inhalt, so spreche ich von einem Volumen. Ein Betrachter würde, vor einer Höhle stehend, diese als eine Öffnung oder Hohlraum in einem Felsen oder Ähnlichem auffassen, aber nicht als Loch. Auf der anderen Seite, ist ein Mauseloch ein Loch. Würde der Betrachter zu „Liliput" schrumpfen, wäre das Mauseloch eine Höhle. Würde er riesengroß, so wäre die Höhle das Mauseloch. Alles eine Frage der Relation. 27 Abb. 10 Ein-Weg-Loch 28 Abb. 11 Zwei-Wege-Loch Ein-Weg- und Zwei-Wege-Löcher Löcher können ein Durchgang, Eingang oder Ausgang für Licht, Luft, Schall oder eine Substanz darstellen. Hier unterteile ich Löcher, je nach Nutzung, in Ein-Wege und Zwei-Wege Löcher. Ein Loch hat immer zwei Seiten. Die eine Seite ist der Raum vor dem Loch und die andere hinter oder in ihm. Der Weg von der einen zur anderen Seite führt durch das Loch. So definiere ich ein Innen und ein Außen des Lochs. Ist beispielsweise ein Loch im Eimer, welches schon die Gruppe Medium Terzett oder Reinhard Mey besang, so ist dieses ein EinWeg-Loch. Die Aufgabe eines Eimers ist es, Wasser zu speichern. Das Wasser kann aber bedingt durch ein Loch nicht mehr im Eimer gehalten werden. Das ausfließende Wasser könnte und würde nur in eine Richtung fließen, von innen nach außen. Würde der Eimer nun als Schwimmkörper benutzt werden, so wäre das Loch in ihm immer noch ein Ein-Weg-Loch, jedoch hat sich die Richtung des Loches geändert. Zu erkennen ist dieses am einfließenden Wasser und daran, dass der Eimer bald nur noch unter Wasser existiert. Der Sinn eines Salzstreuers ist, Salz in einer dosierten Menge zu streuen. Zu diesem Zweck ist das Gefäß mit einem perforierten Verschluss versehen, welcher Salz je nach Größe und Anzahl der Löcher durchlässt. Das Salz nimmt also den Weg vom Gefäß durch das Loch auf die Speise. Ist kein Salz mehr im Gefäß vorhanden und möchte man das Gefäß nachfüllen, käme wohl keiner auf die Idee dieses durch den perforierten Deckel zu tun. Zu diesem Zweck nutzt man die Öffnung, welche der Deckel bedeckt. Der Weg des Salzes führt also nur in eine Richtung durch die Löcher des Deckels. Wenn ein Loch in ein zugefrorenes Gewässer gehackt wird, um welches sich dann eine Schar von Menschen versammelt, die auch noch in diesem Loch baden will, hätten die Badenden ein Problem, würde das Eisloch während ihres Bades wieder zufrieren - das Loch ihnen also nur den Ein-, aber nicht den Ausstieg gewähren 29 Abb. 12 voyeuristisches Loch 30 Abb. 13 exhibitionistisches Loch würde. Das Eisbaden ist das Eintauchen in ein und das Aussteigen aus einem Eisloch. Der Weg des Gebrauchs führt in beide Richtungen durch das Loch, hinein und wieder heraus. Ebenso will der Specht seinen Nachwuchs auch mit Futter versorgen und nicht nach dem ersten Eintritt in die Spechthöhle dort seinen Lebensabend herbeisehnen. Das Loch ist wie ein Verkehrstunnel in beide Richtungen geöffnet. Auch in diesem Fall kann man von einem Zwei-Wege-Loch sprechen. Voyeuristische und exhibitionistische Löcher Löcher können das Verborgene freigeben, und mit Spannung wird erwartet, was dahinter verborgen ist. Wer hat nicht, zu Weihnachten, während die Eltern den Tannenbaum schmückten und die Geschenke zurechtlegten, einen Blick durchs Schlüsselloch in das Verborgene gewagt? Dieser Einblick ist etwas Verbotenes, jedes Kind weiß dies, aber dennoch saugt das Loch den Blick verführerisch an. Würde man sich der Gefahr aussetzen, eine Rute zu bekommen, ohne sicher zu gehen, dass man nicht entdeckt wird? Wohl kaum. Das Loch bietet die Möglichkeit, ein heimlicher Zuschauer zu bleiben. Der Betrachter wird weggeblendet, in diesem Fall durch eine Tür, und bekommt ungesehen eine Vorahnung auf das, was ihn erwartet. Um im Verborgenen zu bleiben, darf dieses Loch eine bestimmte Größe nicht überschreiten. Auf der anderen Seite gibt es Löcher, die einen Teil des Körpers, indem sie stecken, etwas darin oder dahinter zur Schau stellen. Sie machen den Innenraum ihres Körpers und den Inhalt von außen einsehbar. Ein exhibitionistisches Loch offenbart etwas. Henry Moore schrieb: „Anfänglich wurden die Löcher in meinen Skulpturen um ihrer selbst Willen eingefügt, weil ich mir der Räume innerhalb der Skulptur bewusst werden wollte. Ich gab dem Loch seine eigene Form – der Meißel drang in den festen Körper vor, fraß sich in ihn hinein, und manchmal war die Form nur die Schale, die das Loch fasste.“15 Ein durchlöchertes und 31 32 Abb. 14 „Max und Moritz“, Wilhelm Wagenfeld,1952/53 somit geöffnetes Objekt schafft eine Verbindung zum Umraum. Durch ein Durchgangsloch wird der Hintergrund des Lochträgers gerahmt, sodass der Raum in das Objekt mit einfließt. Beide Locharten können Einblick ermöglichen. Die Intention ist jedoch eine andere. Während das exhibitionistische Loch offenherzig und bewusst einen Ein- oder Ausblick auf das zu Zeigende gewährt, „weiß“ das Beobachtete hinter dem voyeuristischen Loch nichts von „seinem Glück“. Formbestimmte Löcher Es gibt Löcher, welche durch ihre charakteristische Kontur zeigen, welchen Nutzen sie haben. Dabei ist die Form nicht zwangsläufig durch die Funktion bedingt. F-förmige Schalllöcher bei Streichinstrumenten dienen zur Abstrahlung der Korpusfrequenzen. Das F-Loch entstand aus den älteren Formen wie dem C-Loch. Bei historischen Streichinstrumenten wie den Gamben findet man oft sehr verzierte Formen. Aber trotz jeder Verzierung ist das Loch immer als ein Schallloch eines Streichinstrumentes zu erkennen. Ein anderes Beispiel hierfür ist das Schlüsselloch, dessen kennzeichnende Form sofort auf seinen Nutzen schließen lässt. Es ist der Schlüssel, der die Form bestimmt. Die Umrandung des Loches bildet die Abgrenzung zwischen Loch und Materie. Diese dient als Führung des Schlüssels. Bei Wagenfelds Salz- und Pfefferstreuer „Max und Moritz“ legen allein die verschieden großen Radien der Lochbohrungen fest, welcher perforierte Deckel das Salz und welcher den Pfeffer hindurchlassen soll. Des Weiteren wäre auch z. B. ein Grab ein formbestimmtes Loch. Auch wenn dieses nur in dem Stadium, in dem ein Loch in den Boden gegraben wird, als Loch bezeichnet wird. Erst die Leiche, die in diesem begraben wird, macht es zum Grab. Nichtsdestotrotz gibt der Sarg die Form des Loches vor. In anderen Kulturen und Zeiten 15 Cosneau, S. 86 33 34 Abb. 15 ungeordnete Lochstruktur variert diese Form des Loches. So wurden in der Jungsteinzeit die Toten oft in einer Hock- oder Fötalhaltung begraben, welches sich auf die Form des Loches auswirkte. Die Inkas bestatteten wiederum ihre Ahnen in einer kauernden Hockhaltung. Diese brachte ebenso ein anders geformtes Loch für das Begräbnis mit sich. Anhäufung von Löchern Löcher können einzeln oder in der Gruppe vorkommen. Wenn sie in der Mehrzahl auftauchen, so entsteht eine Struktur. Diese bildet je nach Anordnung der Löcher ein geordnetes oder ungeordnetes Muster. Als geordnet erscheint dieses Bild, wenn den Löchern eine erkennbare mathematische Struktur, ein Raster zu Grunde liegt. Löcher, die sich in einer willkürlichen Struktur befinden, ergeben ein ungeordnetes Muster. Solche Löcher tauchen immer in Formationen auf, sind also niemals allein. Zur kleinsten Formation gehören mindestens drei Löcher. Zwei Löcher befinden sich automatisch in einer geometrischen Anordnung. Im Nachhinein blickt man immer etwas zweifelnd auf vergangene Modeerscheinungen wie die in den 1990er Jahren praktizierte Art und Weise, seiner Jeans einen künstlichen Vintage-Look16 zu verpassen, indem sie mit einer Ladung aus einer Schrotflinte versehen wurde. Ich erinnere mich nur zu gut, dass mein Luftgewehr nicht annähernd den gleichen Effekt jener Schrotflinten hervorbrachte und dadurch auf meinem Schulhof doch eher belächelt wurde. Schon damals ging mir ein Licht auf, dass Loch nicht gleich Loch sein kann. Raumteiler trennen einen Raum in ein Davor und ein Dahinter. Um dieses sichtbar zu machen, bedient sich der Gestalter oft der Transparenz eines Materials. Ist eine Transparenz durch ein lichtundurchlässiges Material nicht möglich, so kann dieses 16 künstlich gealterte Kleidung, künstliche Patina 35 36 Abb. 16 geordnete Lochstruktur durchlöchert werden, um ein Dahinter sichtbar zu machen. Objekte, die mit Strom betrieben werden, erzeugen häufig Wärme. Luft im Inneren des Objektes erwärmt sich. Diese warme Luft muss aus dem Gehäuse abgeleitet werden, da es sonst zum Hitzestau kommt und hierdurch zu einem erhöhten Verschleiß: Ein Leuchtmittel mit Glühfaden erzeugt neben seinem vorbestimmten Zweck, Licht zu produzieren, Wärme. Wird diese sich anstauende Wärme nicht abgeleitet, folgt daraus eine kürzere Lebensdauer des Leuchtmittels, wenn nicht sogar verbrannte Finger. Die heiße Luft benötigt also einen Ausgang, durch den sie entweichen kann. Als Luftdurchlass dient natürlich jede Form von Öffnung im Gehäuse. Häufig aber in Form eines Lochmusters. Wenn man nun aber auf diese „Armee“ von Löchern blickt, so scheint das Loch als Attraktor verloren zu gehen, man nimmt nicht das einzelne Loch, sondern das Gesamtbild der Lochstruktur wahr. „Wo alles Zentrum geworden ist, gibt es kein gültiges Zentrum mehr; wo alles sendet, verliert sich der vermeintlich zentrale Absender im Gewirr der Botschaften“17 Dieses ist ebenso bei einer linearen Lochstruktur der Fall. Hier geht das einzelne Loch durch das Gesamtbild einer Linie verloren. Handelt es sich bei der linearen Lochansammlung um Durchgangslöcher, so spricht man von einer Perforation. Aufgrund der regelmäßigen, linearen Aufteilung der Löcher, ist die Perforation eine geordnete Lochstruktur. Ein perforiertes Blech einer Stuhlsitzfläche kann zwei kleine Löcher zum Wasserablauf haben oder löchrig wie ein Sieb sein. Im Falle eines Briefmarkenbogens oder einer Eintrittskarte dient sie als Sollbruchstelle, bei einem Fotofilm dem Transport des Filmes über ein Zahnrad. 17 Sloterdijk, S. 72 37 Abb. 17 vorgetäuschtes Loch 38 Abb. 18 „Entwurzelt, Der Maler des Lochs“, George Grosz, 1948 Vorgetäuschte Löcher Ein Loch muss nicht gleich ein Loch sein, auch wenn einem dies auf den ersten Blick so erscheint. So gibt es künstliche zweidimensionale Löcher, die ihr dreidimensionales Wesen vortäuschen. Durch Schattierung oder einen aufgerissenen Rand leiten sie den Betrachter irre. Ein „künstlicher" Attraktor wird geschaffen. Zu finden sind diese meist als Aufkleber auf Autos, welche von ebenso durchbohrten Charakteren gelenkt werden. Die beste Einsatzmöglichkeit wäre es, dem Fahrer diesen, auf die Stirn zu kleben, um so seiner geistigen Leere ein Sinnbild zu geben. Es gibt sie auch als Wurmlöcher inklusive der grinsenden Würmchen. Auch beliebt sind Einschusslöcher oder ganze Lochansammlungen als zersiebende Schrotladung. Zu Zeiten des Golf1 GTI sah man vermehrt nicht nur den Golfball als Schaltknauf, sondern auch in halbierter Form des gleichen als Einschlag an der Heckscheibe kleben. Ein Beispiel aus der Kunst ist die Bilderreihe „Der Maler des Lochs" des damals im amerikanischen Exil lebenden deutschen Künstlers George Grosz. Bei dieser 1948 gefertigten Reihe von Aquarellen und Gemälden nutzt Grosz das Loch als Symbol der Inhaltslosigkeit. Es wird ein gemaltes Loch innerhalb der gemalten Realität dargestellt, es findet kein Durchbruch durch die Leinwand statt. Mit diesem „allegorischen Loch" kritisierte Grosz die vermeintliche Inhaltslosigkeit der abstrakten Expressionisten, eine Kunst, die ihm die menschliche Mitte verloren zu haben schien.18 18 vgl. Lepik, S.202-209 39 40 Funktionale Aspekte „Dreißig Speichen stehen auf einer Nabe, doch dort, wo sie nicht sind, ist des Rades Sinn. Lehm knetet man zum Becher, doch dort, wo der Becher nicht ist, ist des Bechers Brauchbarkeit. Man stemmt Tür und Fenster aus zur Wohnung, doch dort, wo nichts ist, ist der Wohnung Wesen. Also gilt: Erfasst du etwas in seiner Brauchbarkeit, so erfasse: das Nichts macht alles aus.“19 Funktionale Löcher erfüllen eine Aufgabe innerhalb eines Gesamtgefüges, besitzen einen Verwendungszweck. Nach Friederich Hoffmann ist „eine Aufgabe (…) eine Verpflichtung, eine vorgegebene Handlung durchzuführen“20. Hat ein Loch seine Aufgabe erfüllt und fristet nun wartend auf eine neue Aufgabe sein Dasein, so kann aus einem funktionalen ein dysfunktionales Loch werden. Zu erkennen ist dieses zum Beispiel bei einer Wohnungsrenovierung. Kaum ist die Möblierung aus dem Zimmer verschwunden, tut sich eine Vielzahl von Bohrlöchern in den Wänden auf. Zu diesem Zeitpunkt erfüllen sie keinen Zweck. Funktionale Löcher sind die weit weniger beachteten und ordnen sich in ihrer Auffälligkeit den dysfunktionalen Löchern unter. Dabei ist die Mehrzahl der Löcher funktional, die dysfunktionalen 19 Rombach, S. 10 Hoffmann 20 41 42 Abb. 19 gewichtsreduzierendes Loch Führerraum eines Luftschiffes werden schnell entsorgt oder geflickt, sodass es weniger Zeugen gibt. Ein Loch, welches einen Gegenstand entwertet, ist allerdings auffälliger als eines, welches eine Bestimmung im Gesamtgefüge besitzt. Die funktionalen Löcher sind künstlich hergestellt worden und nicht durch Verschleiß oder unabsichtliche Einwirkung entstanden. Sie sind die wahren Alleskönner, geben Halt für Faden, Schraube, Finger usw., bilden einen Durchlass für Luft, Licht, Schall und Substanz, können etwas aufnehmen, z. B. einen Golfball oder das Laub im Garten, oder bilden eine Sollbruchstelle (Perforation für die Entwertung von Eintrittskarten). Das gewichtsreduzierende Loch Löcher sind immer in etwas oder durchqueren etwas. Sie kennzeichnen es einen gewichtslosen Bereich seines Trägers. Das Nichts ist masselos und somit wiegt es auch nichts, von der enthaltenen Luft einmal abgesehen. Wird ein Material mit einem Loch versehen, so reduziert sich sein Gewicht um das des herausgehöhlten Materials. Deshalb werden manche Objekte gelöchert, und das manchmal solange, bis fast nichts mehr von ihnen vorhanden ist. Wird die Bohrung geschickt in einem Material platziert, so verringert sich zwar das Gewicht, aber die Stabilität bleib annähernd die gleiche. Hierzu muss man den Kraftverlauf des Werkstückes kennen, um dieses nicht an ungünstiger Stelle zu schwächen. Wo Leichtigkeit und Stabilität gefragt sind, werden solche Löcher gebohrt, wie zum Beispiel im Flugzeug- oder Automobilbau, und am Rennrad und anderen Sportgeräten. 43 Abb. 20 widerstandsminderndes Loch Käsemesser 44 Abb. 21 widerstandsminderndes Loch Gaze Das widerstandsmindernde Loch Materie stellt sich dem kraftlosen Durchdringenwollen entgegen. Sie bildet eine Mauer. Indem „etwas“ da ist, bietet Materie einen Widerstand. Ein Käsemesser schneidet durchlöcherten Käse und sieht dabei selbst aus wie einer. Das Messer hat durch seine Löcher weniger Materie, welche beim Durchtrennen mit dem Käse in Berührung kommt. Dort wo Löcher sind, bietet das Messer dem Käse keinen Widerstand, somit ist ein leichteres Schneiden des Käses möglich. Große Werbeplakate, die an Häusern hängen, so genannte BigImages, werden auf einem durchlöcherten Stoff gedruckt. Neben der Gewichtsreduzierung ist der verminderte Luftwiderstand dieser Gaze der Grund, ein solches Material zu verwenden. Sonst würde die riesige Stofffläche als Segel funktionieren und somit eine enorme Last auf die Befestigungspunkte ausüben, die wiederum in einem Loch verankert sind. Die Löcher in der Gaze fallen allerdings auf Grund der Relation zur Bildgröße und dem daraus folgenden Abstand des Bildbetrachters nicht auf. Ebenso verringern die Löcher einer Fliegenklatsche den Luftwiderstand. Wie ließen sich sonst diese, für die Reinigung ungünstigen Löcher erklären? 45 Abb. 22 fixierendes Loch 46 Abb. 23 spannungsaufnehmendes Loch Ritz-Cracker Das fixierende Loch Löcher bieten die Möglichkeit, Materialien miteinander zu verbinden. Holzplatten werden miteinander verschraubt. Dass dieses durch Löcher hindurch geschieht, wird erst sichtbar, wenn die Schrauben wieder entfernt werden. Einzelteile von Schiffen oder Häusern werden durch Vernietungen dauerhaft miteinander verbunden. Dort sind die Löcher schon vor dem Verbinden vorhanden gewesen. Löcher bieten die Möglichkeit einer Arretierung. Wie bei einer Schallplatte, die am Zentrierstab des Plattentellers fixiert ist und zentriert ums Loch dreht, wird ein vorbestimmter Ort nicht verlassen. Das spannungsaufnehmende Loch Löcher können einer homogenen Fläche eine optische Spannung verleihen, indem sie durch Löcher bewusst durchbrochen und ein Attraktor geschaffen wird. Neben dieser stilistischen Methode des Spannungsaufbaus können Löcher physikalisch der Entspannung eines Materials dienen. Wird zum Beispiel Leder eingeschlitzt, so kann am Ende des Schlitzes das Leder gelocht werden. Diese Lochung hilft der Spannungsaufnahme des Materials. Die anfallenden Kräfte laufen nicht auf einen einzigen Punkt zu, sondern sie werden durch Material am Rand des ganzen Loches aufgenommen. Die Kraft verteilt sich auf einen größeren Bereich, was zur Folge hat, dass das Material an dieser Stelle nicht einreißt. Ein Ritz-Cracker, ein Prinzenrollen-Keks oder ein Butterkeks weisen ein Lochmuster auf. Jedoch ist dieses Lochmuster nicht nur aus dekorativen Aspekten vorhanden. Der Cracker wird aus einem viskosen Teig kross gebacken. Es bauen sich bei seiner Verfestigung allerdings Spannungen auf. Um dem entgegenzuwirken, wird er zuvor gelocht. Durch die regelmäßige Lochstruktur, können sich die Spannungen auf kürzestem Wege abbauen. 47 Abb. 24 schallschluckendes Loch Akustikdeckenplatte Abb. 25 Muster der Akustikdeckenplatte 48 Abb. 26 organisches Loch Das schallschluckende Loch Glatte Wände reflektieren Schall. Stehen sich zwei Wände parallel gegenüber, so wird der Schall wie ein Gummiball zwischen den Wänden hin- und hergeworfen. Dieser Nachhall überlagert den Klang zunehmend, bis kein klarer, sondern nur noch ein Klangbrei zu hören ist. Um diesem entgegenzuwirken, sollte man vermeiden, die Räume rechtwinklig zu bauen. Oder aber man verwendet schallabsorbierende Materialien. Schall wird - bedingt durch Löcher - nicht direkt in den Raum zurückgelenkt. Er läuft sich tot, sodass sich der Nachhall reduziert und somit eine bessere Raumakustik entsteht. Je homogener die Oberfläche eines Materials ist, desto besser reflektiert es den Schall. Umso mehr die Oberfläche eines Materials durchlöchert ist, desto besser sind seine schallabsorbierenden Eigenschaften. Das Loch muss dabei mit der Umgebung in Verbindung stehen, um Schall schlucken zu können. Das organische Loch Schon seit Urzeiten ist dem Menschen bekannt, wie er durch kontrolliertes „Vergammelnlassen“, Leichtverderbliches für längere Zeit haltbar machen kann. Bei der Käseherstellung wird das Eiweiß der Milch durch Säuerung denaturiert, entweder durch die in der Milch enthaltenen Milchsäurebakterien oder durch die Zugabe von Lab, einem aus Kälbermägen oder auch biotechnologisch gewonnenen Enzym, welches als Katalysator dient. Der dabei entstehende „Bruch" wird zerkleinert und entwässert, dann entweder als Frischkäse belassen oder gesalzen und in Form gepresst, reifen gelassen. Wie jetzt die Löcher in den Käse kommen, weiß ich noch aus der Sendung mit der Maus: Wenn der Käse reift, fressen Bakterien im Innern des Laibes Fetttröpfchen und stoßen als Abfallprodukt Kohlensäure aus, die kleine Blasen bildet. Schneidet man sich 49 50 Abb. 27 Salvador Dali Le Phénomène de l´Extase (Detail) eine Scheibe Käse ab, werden aus den Blasen Löcher. Diese entfalten keinerlei Aroma, das tut nur der Käse, der Träger des Loches. Sie sind nur Luft, und doch geraten Genießer bei ihrem Anblick ins Schwärmen. Doch bevor es zum Genuss kommen kann, muss der Käse ordnungsgemäß verarbeitet werden. So gibt es die Käseverordnung, welche beispielsweise die Standardsorte Butterkäse regelt. Ein Molkereibetrieb in Wasserburg am Inn produzierte diesen seit 20 Jahren. Alles schien in Butter, bis das Landratsamt Rosenheim den Vertrieb untersagte. Der Käse hatte zu viele Löcher. Was folgte, war ein zweijähriger Rechtsstreit um die zugelassene Größe und Anzahl der Löcher im Käse. Loch und Körper Der Mensch besitzt wie jedes Lebewesen Körperöffnungen, doch bei ihm heißen sie Foramen21. Ohne sie wäre kein Leben möglich. Sie sind Ein- und Ausgänge zu komplexen Systemen, die die Verbindung der Außenwelt zum Gehirn, der Lunge und dem Verdauungssystem darstellen. Umgangssprachlich werden alle diese Öffnungen als Loch bezeichnet. „Sein Loch halten“ meint, dass jemand still sein soll. Das Sehloch ist die Pupille. Die Körperöffnungen im Genitalbereich muss ich wohl nicht weiter beschreiben, jedoch wäre ohne sie keine Existenz möglich. Einzig und allein die Nasenlöcher tragen auch wirklich ihren Namen. Medizinisch gesehen, sind die Nasenlöcher ein Nichts. Lediglich der Fachausdruck „Nares“ besagt, dass in anatomischen Fachbüchern diesbezüglich kein Loch existiert. Über die Nase an sich existiert ein vielfältiges kulturelles Wissen, die Nasenlöcher sind jedoch nur im geringen hinterleuchtet. Die Nase kann gerade noch schielend mit den eigenen Augen gesehen werden. Sie ist immer da. Ob die Nasenlöcher auch wirklich da sind, dessen muss man sich in einem Spiegel versichern oder aber das Loch mit dem Finger suchen. Findet man es, kann man in ihm bohren – trotzdem 21 abgeleitet vom lateinischen Begriff für Loch 51 52 Abb. 28 Aluminium Ohrnadel einer Fali-Frau heißt es nicht Nasenbohrung. Bemerkbar macht es sich nur, wenn der „Rotz“ aus ihm herausläuft oder indirekt, wenn der Gestank der Welt uns die Nase rümpfen lässt oder aber sie sich vor Zorn aufblähen. Wie die drei Affen - nichts hören, nichts sehen, nichts sagen - allegorisch zeigen, führt ein Verschluss von Körperöffnungen zu einem Sinnes- und Kommunikationsverlust. Funktionieren die Sinne nicht einwandfrei oder ist die Wahrnehmung der durch sie aufgenommenen Reize gestört, hat der Mensch ein großes Problem. Blind sein, taub sein, stumm sein, alles Wahrnehmungsund Kommunikationsstörungen. Solche Funktionseinschränkung ließe noch ein eingeschränktes Leben zu. Wahrlich kritisch wäre es, würden Nahrungsaufnahme und -ausscheidung nicht mehr ihren gewohnten Gang nehmen. Das Verschönern des eigenen Körpers ist eine der ältesten Kunstformen. Als Zeichen von Gesellschaftsstand, Individualität und zu rituellen Zwecken haben sich Menschen schon immer geschmückt. Schmuck wurde zu diesen Zwecken an Kleidung und Körper getragen. Am Körper getragen, muss dieser irgendwie befestigt werden, als Kette um den Hals oder als Reif um Handoder Fußgelenk. Die andere Möglichkeit der Befestigung am Körper ist das Durchbohren bzw. Durchlöchern der menschlichen Haut. Künstliche Löcher im menschlichen Körper dienen der Befestigung des Schmuckes. Dieses geschah meist an oder in der Nähe der ohnehin schon vorhandenen Körperöffnungen. So werden bei den afrikanischen Kirdi- und Lobi-Mädchen in der Kindheit Lippen, Nase und Ohren durchstochen. Der später darin getragene Schmuck dient der Verschönerung, als Stammesidentitätszeichen und auch als Schutz vor Gefahren wie bösen Ausdünstungen und übernatürlichen Kräften, die durch die Körperöffnungen eindringen können. Das Loch wird von der Mutter mit einem Dorn gebohrt, später mit Mais- und Hirsestängeln immer wieder erweitert, bis es ca. zwei Zentimeter 53 Abb. 29 Paté-Frau mit Ohrläppchenscheib und Goldringen Abb. 30 Pokot-Frau mit Lippenpflock Abb. 31 Kipecho-Mädchen mit Tellerlippe Abb. 32 Nandi mit Ohrschmuck 54 misst und ein Lehm-, Holz-, Stein- oder Metallpflock eingesetzt werden kann.22 Bei den Beni-Amer-Mädchen werden zur Verlobung Ohren und Nase durchstochen und Ringe eingehängt. Ein Jahr später folgt normalerweise die Hochzeit.23 Lamu- und Patéfrauen weiten sich die Ohrläppchen und halten die Löcher durch Büffelhorn- oder Ebenholzpflöcke offen, die bei festlichen Anlässen gegen Silber- oder Goldscheiben ausgetauscht werden.24 Ist das Pokot-Mädchen von der Beschneidung genesen, werden Reife und Ringe in das Ohrläppchen gehängt. Den Lippenpflock darf die Frau erst nach ihrer Heirat tragen, vergleichbar mit dem Ehering.25 Die Durchbohrung der Unterlippe bei den Kichepo kann schon als Übertreibung angesehen werden. Der Brauch soll zur Abschreckung von Sklavenhändlern entstanden sein. Eine andere Interpretation ist die Nachahmung des Aussehens von Kulttieren wie dem Sumpfläufer und dem Löffler.26 In der westlichen Kultur findet ein durchlöchern des Körpers ebenso statt. Als schlichtes Ohrloch zum befestigen von Ohrringen oder als so genanntes Piercing, welches als Schmuck am ganzen Körper getragen werden kann. Man kann dieses Piercing aber genauso als rituelle Handlung auffassen. Jedoch geht es hier nicht mehr darum, böse Geister abzuwehren, sondern vielmehr ist es ein Identitätszeichen, ein Zeichen der Dazugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. 22 vgl.: Fisher, S. 137 ebenda, S. 280 24 ebenda, S. 289 25 ebenda, S. 33 26 ebenda, S. 55 23 55 56 Abb. 33 Locher Exkurse Der Locher Als in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts die Vision vom papierlosen Büro Wirklichkeit zu werden schien, hätte schon fast die letzte Stunde des Lochers geschlagen. Doch dieser Traum erwies sich als utopisches Zukunftsszenario. Ein Text oder ein Bild in Händen zu halten, um es zu „begreifen“, ist eben noch die praktikabelste Methode, und so wurde weiterhin, zwar in verminderter Quantität, gelocht. Es ist schon verwunderlich, dass etwas mit der Stelle festgehalten wird, an der keine Substanz mehr vorhanden ist. Genau genommen ist es nicht das Nichts, welches das Blatt Papier daran hindert, seinen bestimmten Platz zu verlassen, sondern der Rand, welcher sich beständig am Bügel des Ordners festhält. Dieser substanzlose Raum ist hier ein Tunnel, welcher die Durchquerung des Ordnerbügels durch das Papier ermöglicht. Dass die Löcher des Lochers eine Funktion erfüllen, liegt auf der Hand, sie halten das Blatt an seinem bestimmten Ort. Jedoch haftet dem Papier nun ein Makel an, den man allerdings nur wahrnimmt, wenn das Blatt den Ordner verlässt oder eine Schrift nicht mehr vollständig zu lesen ist. Die Idee, Papiere in Ordnern abzulegen und zu diesem Zweck mit Löchern zu versehen, ist gerade mal ein Jahrhundert alt. Noch zu Bismarcks Zeiten wurden lose Schriftstücke lediglich in Schachteln oder (Schub-)Laden aufgehoben, außer es handelte sich um Akten, bei denen ein nachträgliches Hinzufügen oder Entfernen einzelner Schriftstücke nicht nötig war. Die enorme Ausweitung der Geschäftskorrespondenz in den Industrieländern und die Vervielfältigung einzelner Schriftstücke durch Durchschläge (seit den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts) ließ die separaten Register buchstäblich überquellen. Eine Ordnung war von Nöten, 57 58 Abb. 34.1 der erste Soennecken-Locher Seitenansicht Abb. 34.2 der erste Soennecken-Locher nach der Patentschrift DRP 40265, 1886 Ansicht von oben bei der lose Blätter gefasst, und ein schnelles, gezieltes Einlegen, Herausnehmen und Wiederfinden der Schriften gewährleistet wurde. Aus Amerika kamen in dieser Zeit die „Registratoren“, die Vorläufer des modernen Ordners. Diese bestanden aus einfachen Holzbrettchen mit zwei senkrechten Metallschienen, in denen die losen Blätter gehalten wurden. In einer verbesserten Ausführung erhielt man sie schon mit richtigen Bügeln, jedoch ohne die spätere Hebelmechanik zum Öffnen. Später wurden sie mit einem klappbaren Deckel versehen, der ein senkrechtes Aufstellen im Regal ermöglichte. Am Deckel des Ordners befand sich meist eine Vorrichtung zum Lochen. Diese noch sehr einfach konstruierte Vorrichtung lässt sich folgendermaßen beschreiben: Das Gerät bestand aus zwei Stahlplatten, die durch ein Scharnier verbunden und mittels einer Feder auseinander gehalten wurden. Am oberen Blech angebrachte Stanzstifte drangen durch Druckeinwirkung in das Papier ein. Das Unterteil war so konstruiert, dass es die Aufnahme der Stifte und des anfallenden Konfettis ermöglichte. Durch seine schräg in das Papier eintauchenden Stanzstifte funktionierte der Locher allerdings nicht besonders zuverlässig. Mehrere Papiere konnten durch die schlechte Kraftübertragung und die sich im Papier verkantenden Stanzstifte nicht gelocht werden. Die Erfindung des Lochers mit seinem noch heute gebrauchten Prinzip geht auf Friedrich Soennecken zurück, dem am 14.11.1886 das Deutsche Reichspatent Nr. 40065 auf seinen „Papierlocher für Sammelmappen, Briefordner und dergleichen“ zugesprochen wurde. Die Neuerung an seiner Konstruktion bestand darin, wie es im ersten Satz der Patentschrift heißt, dass „die Schneidstifte (…) außer Zusammenhang mit dem Druckbügel (…) gebracht und lose in die Führungsköpfe (…) gehängt sind. Diese Einrichtung bezweckt, dass die Schneidstifte ohne Klemmung auf- und abgleiten, sich nicht infolge von Ungleichheiten in der Bewegung des Druckbügels in den Führungen festsetzen und stets in senkrechter Richtung in die Löcher der Stahlmatrize (…) eindringen, wodurch das vollständige 59 60 Abb. 35 Lochstanzmaschinen zur Lochkartenlochung Durchschlagen der Papierstückchen gewährleistet ist“27. Auf erstklassige Qualität legte der Perfektionist Soennecken großen Wert, und so gehörten seine Erzeugnisse zu den ersten, die den Ruf des 1887 auf Druck Großbritanniens eingeführten „Made in Germany“ in alle Welt trugen. Der Locher wäre ohne seinen Kompagnon, dem Ordner, nicht denkbar. Der Stuttgarter Unternehmer Louis Leitz erhielt am 17. September 1896 das Deutsche Gebrauchsmuster Nr. 64218 auf einen neuartigen „Exenterhebelverschluss für Sammelmappen“, mit dem der Leitzordner seine Weltkarriere begann. Sogar mehr als 30 Jahre nach der Übernahme der Firma F. Soennecken durch den Konkurrenten Leitz vertreibt dieser seine eigenen Locher im Ausland unter den Markennamen „Soennecken“. Der Locher gehörte zu einem der ersten genormten Objekte. Bereits die ältesten Locher Soenneckens wiesen einen Lochabstand von acht Zentimetern und einen Lochdurchmesser von 5.5 Millimetern auf, welcher dann auch später für den Leitz-Ordner übernommen wurde.28 Die Lochkarte Die Geschichte der Eingabe von Programmen und Daten für Stapelverarbeitung in Großrechenanlagen sowie deren Speicherung ist eng verbunden mit Hermann Hollerith und seiner Erfindung der Lochkartenmaschine, die erstmals 1890 bei der Volkszählung in den USA eingesetzt wurde. 1728 wurden jedoch schon von einem Seidenweber aus Lyon gelochte Holzbrettchen zur Steuerung mechanischer Webstühle eingeführt, um wiederkehrende Abläufe rationell zu wiederholen. Jacques de Vaucanson aus Grenoble entwickelte diesen einfachen Webstuhl zu einem mechanisch durch eine hölzerne Lochkarte 27 Heinrich, S. 81 ebenda, S. 79ff 28 61 62 Abb. 36 Die Lochkarte, Heft 164 Mitteilungen der Ramington Rand GmbH, Frankfurt am Main, 1954 gesteuerten Modell weiter (1745). 1805 verbanden Joseph Marie Jacquard und Charles Babbage die Steuertechnik Vaucansons mit einem 1785 von Edmond Cartwright voll mechanisierten, durch Pferde betriebenen Webstuhl. Dieser bot nun die Grundlage für eine industrielle Fertigung von Stoffen. Hollerithwollte zunächst, Löcher in einen Papierstreifen stanzen, ähnlich denen, die man für die automatisierten Telegrafen seiner Zeit verwendete. Dann soll er sich allerdings an so genannten Stanz-Fotographien orientiert haben, die Schaffner von Reisenden anfertigten. Auf diesen Stanz-Fotographien konnten einige persönliche Kennzeichen wie blondes Haar und dunkle Augen sowie die Reisezeit mit Löchern und Kerben markiert werden, um eine unrechtmäßige Übertragung der Fahrkarte zu vermeiden. Dieses Verfahren der vorgegebenen Fragen übernahm Hollerith für seine Lochkarten. Jedes Loch an einer bestimmten Stelle der Karte entsprach einer gewissen Information. Um viele Informationen zu speichern, brauchte man sehr große Karten. Um Kartenplatz zu sparen belegte Hollerith, bestimmte Kombinationen von Löchern mit charakteristischen Bedeutungen. Die bei der Volkszählung 1890 angewandten so genannten Elektrischen Tabelliermaschinen (Electronic Tabulating System) bestanden aus einem manuellen Locher, einem Tabulator und einem Lochkartenleser. Der Tabulator transportierte die Lochkarten auf einer Hartgummiplatte. Diese Platte hatte eine Reihe von Löchern, die den möglichen Löchern in der Karte entsprachen. Von oben wurden dünne Stifte durch die übereinstimmenden Karten- und Plattenlöcher geführt, die in darunter liegenden mit Quecksilber gefüllten Bechern einen elektronischen Kontakt auslösten. Später wurden die Quecksilberkontakte durch Magnete, dann durch Fotozellen ersetzt. Die Karten konnten so hinsichtlich bestimmter Informationen ausgewertet werden, indem die Übereinstimmungen zwischen einem Plattenloch und einem Kartenloch gezählt wurden und auf einer Uhr abzulesen waren. Eine Weiterentwicklung der Hollerith-Lochkarte war in 80 Spalten und zwölf Zeilen unterteilt. Dezimalziffern ließen sich durch eine Lochung in der Zeile 0, 1, …, 9 darstellen. Zahlen wurden durch 63 64 eine Gruppe von Spalten nebeneinander wiedergegeben (Lochfeld). Zahlen mit einem Überloch in Zeile 11 über der niedrigsten Stelle waren negativ. Buchstaben und Sonderzeichen gab man durch jeweils ein Lochpaar in einer Spalte wieder. Da jedes Loch sich als 0 bzw. 1 interpretieren ließ, vermochte man mit Hilfe von Lochkarten binäre Codes wie BCD oder EBCDI darzustellen. Hollertiths Firma, die Tabulating Maschine Company, die 1924 in International Business Maschines (IBM) umbenannt wurde, ließ 1928 ein 80-Spalten-Format mit rechteckigen Löchern patentieren, welche die weiteste Verbreitung fand. Mitte der 60er Jahre wurde die Lochkarte durch das Magnetband als Speichermedium abgelöst. Der Nachfolger des Magnetbandes stellt heute die Festplatte dar. Eine Festplatte von 80 GB kann den Inhalt einer Milliarde Lochkarten speichern, die einen Kartenstapel von 170 Kilometer Höhe entsprechen mit bis zu einer Billion Löcher. Andere Anwendungen von Lochkarten und Streifen waren zum Beispiel das Steuern von Musikinstrumenten, das Speichern von Drucksätzen für den Buchdruck sowie Schlüsselkarten. Bei den Schlüsselkarten wurde das Schlüsselloch zum Kartenschlitz. Das Loch ging jedoch nicht verloren, es existierte auf der Karte weiter.29 In vielen Bundesstaaten der USA wird die Lochkarte auch heute noch als Stimmzettel für Wahlen benutzt, jedoch „gab es vor vier Jahren eine Menge Wähler, die keine klaren Löcher in ihre Wahlzettel stanzten, an den Rändern blieben Fetzen, es waren zwar Löcher und die Intention war klar, aber es waren keine makellosen Löcher. Viele Wähler, die sich nicht sicher waren, ob ihre Löcher rund genug waren, schrieben unten auf ihre Zettel „Al Gore“, um sicher zu sein. „Undervotes“ hießen jene Stimmzettel mit unscharfen Daten, „Overvotes“ jene mit zu vielen Daten. Damals gab es in Florida 175.000 Undervotes und Overvotes“30. Ein wunderbares Beispiel dafür, wie aus einem funktionalen Loch ein 29 vgl.: Grupen, S. 89ff und www.wikipedia.de Spiegel Nr.45 30 65 66 dysfunktionales werden kann. Löcher können in mancher Sicht zu katastrophalen Ergebnissen führen. Löchern ist es indirekt möglich, Informationen aufzunehmen. Der Träger des Loches ist dabei essenziell mit dieser Möglichkeit der Speicherung verbunden. Im Grunde ist die Information, die aufgenommen werden kann, auch sehr spärlich. Ja und Nein, welches in der heutigen digitalen Speicherung übertragen durch die Null und Eins dargestellt wird. Die Null übrigens sehe ich als Andenken an das ehemalige Loch. Die Null als Kreis gesehen, bezeichnet genauso wie der Rand des Loches eine Abgrenzung zwischen innen und außen. Es hätten zum Codieren genauso die Eins und die Zwei herhalten können. Das Nichts, durch das Loch sicht- und auswertbar gemacht, und das Etwas bekommen also jeweils eine Aussage zugeteilt. Diese ermöglichte es zunächst, Antworten von Fragen, die mit ja und nein beantwortet werden konnten, abzuspeichern. Später bot sich die Möglichkeit, Lochkombinationen einem bestimmten Zeichen oder einer Aussage zuzuordnen. Lochkombinationen bilden hierbei den Code, welcher durch ein Lesegerät dekodiert wird. Das Loch dient der Datenspeicherung. Es wird nicht etwas im Nichts gespeichert, sondern es bietet die Möglichkeit der Unterscheidung zwischen nichts und etwas. 67 68 Abb. 37 Lochkamera Die Lochkamera Das naturgetreue Aufzeichnen eines Bildes ist ohne ein Loch nicht möglich. Ob stilles oder bewegtes Bild, ob analog oder mittlerweile digital aufgenommen: Stets nimmt das aufzuzeichnende Bild seinen Weg durch ein Loch, auch wenn dieses seit über 400 Jahren durch eine Linse verschlossen ist. Für das durchdringende Licht stellt dieses Loch aber immer noch eine Öffnung in die Dunkelheit der Kamera dar. Zunächst waren es allerdings naturgegebene Projektionseinr ichtungen, die Aufmerksamkeit erweckten und Fragen nach Ursache und Wirkung provozierten. So soll Aristoteles bei einer Sonnenfinsternis das vervielfachte Bild der Restsonne, welche durch Öffnungen in einem Blätterdach in die darunter liegende Schattenzone projiziert wurde, beobachtet haben. Bei Sieblöchern und Lücken im Korbgeflecht stellt er ähnliche Bildeffekte fest. Später wurden solche Phänomene in eigens dafür hergerichteten, abgedunkelten Räumen mit Blendenöffnungen in Wand, Tür oder Fenster betrachtet. Neben der dominierenden Funktion der Sonnenbeobachtung dient die Camera Obscura auch zur Erforschung des Lichtes. Aus der Bildumkehr wird auf die strahlenförmige, geradlinige Ausbreitung des Lichtes geschlossen. Die physikalische Grundlage besteht darin, dass Licht sich in Strahlen geradlinig fortbewegt und dabei die Helligkeit derjenigen Gegenstandsoberfläche transportiert, von der es reflektiert wird. Durch Lochdurchmesser und gestalt begrenzt, werden diese Lichtbündel, auf eine Fläche treffend, als umgekehrtes Bild sichtbar. Das Loch vertritt dabei den mathematischen Durchtrittspunkt eines räumlichen Strahlenbündels. Leonardo da Vinci untersuchte den Strahlengang und stellte fest, dass dieses Prinzip in der Natur beim Auge wiederzufinden ist. So schrieb er, dass „die Bilder unserer Hemisphäre samt denen aller Himmelskörper durch den natürlichen Punkt (d. h. die Pupille) gehen und dringen. (…) Hier werden die Gestalten, hier werden die Farben, hier werden alle Bilder der Teile des Weltalls in einem Punkt 69 70 zusammengedrängt.“31 Weitere schriftliche Äußerungen da Vincis reichen von der tiefen Bewunderung des Seh-Lochs, der Pupille, als Beispiel für die in der Natur auffindbaren Gesetzmäßigkeiten bis zu praktischen Anweisungen zur Optimierung der Camera Obscura. Klein und in möglichst dünnes Blech gebohrt muss das Loch sein, damit die Bilder so deutlich wie möglich werden. Für eine ausreichende Bildhelligkeit, soll eine geringe Bildweite (Abstand zwischen Loch und Projektionsfläche) gewählt werden, auch wenn die abgebildete Szene nur in einem kleinen Maßstab erscheint. Wenn die Szene von der Sonne beschienen wird, erscheint ihr Bild wie gemalt und in natürlichen Farben auf dem Bildschirm. Da Vinci deutet zudem die Verwendung der Apparatur als Hilfsmittel für Maler und Zeichner an. Das Blenden-Loch ersetzt dabei das Loch-Visier der Glastafelund Quadratnetzapparate, die im gleichen Zeitraum in Gebrauch waren. Sie helfen bei den Darstellungsproblemen der zentralperspektivischen Fluchtpunktperspektive.32 Eine höhere Bildschärfe verlangt nach kleinen Blendenlöchern, was aber ein lichtschwaches Bild mit sich führt. Große Löcher dagegen würden bis zur Unkenntlichkeit verschwommene Bilder liefern. Ein Ausweg aus diesem Dilemma bereitete Leonardo da Vinci in seinen Überlegungen vor. Angetrieben durch die Problemstellung, warum die Kopf stehenden und seitenverkehrten Projektionsbilder „richtig herum“ gesehen werden, simuliert er die Platzierung einer Kristallkugel hinter dem Loch der Camera Obscura. An anderer Stelle macht er den Vorschlag, eine Laterne mit einer Sammellinse zu versehen, um den Lichtkegel der Leuchte zu vergrößern, und gibt dadurch den entscheidenden Anstoß für die Weiterentwicklung der Apparatur. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte Giovanni 31 Lücke, S.143/152 So benutzte möglicherweise der holländische Maler Johannes Vermeer eine Camera Obscura, was den Detailreichtum und die naturgetreue Wiedergabe seiner Bilder erklären würde. 32 71 72 Abb. 38 Camera obscura aus einer franz. „Encyclopédie, ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers“, von 1772 Battista Della Porta die Idee, die Lochkamera mit einer Sammellinse auszurüsten, in die Tat um. Nun war es möglich, den Lochdurchmesser zu vergrößern und trotzdem mit kleinen Bildweiten zu arbeiten, welches auch zu lichtstärkeren Ergebnissen führte.33 Während die Geräte anfangs sehr groß waren, baute Johannes Zahn ab 1655 die ersten kleinen Kameras. Sie waren unseren Fotoapparaten schon sehr ähnlich und arbeiteten mit austauschbaren Linsen. Ein Spiegel, der im Winkel von 45 Grad zur Linse im Inneren der Kamera angebracht war, projizierte das Bild nach oben auf eine Mattscheibe und konnte so bequem abgezeichnet werden. Die ersten kleinen Kameras hatten aber einen Nachteil, dass das Bild, welches sie zeichneten, vergänglich und nur so lange zu sehen war, wie Licht in die Kamera fiel. Ein speichern des Bildes wurde erst durch die Entwicklung lichtempfindlicher Chemikalien möglich. Am 22. November 1826 gelang es dem Franzosen Joseph Nicéphore Niepce, ein Motiv dauerhaft und lichtbeständig abzubilden. Als lichtempfindliche Schicht nahm er in Petroleum aufgelösten Asphalt, welcher auf einen Träger gebracht wurde. Der über acht Stunden belichtete Asphalt härtete an seinen belichteten Stellen aus, der Unbelichtete konnte dann mit einem Lösungsmittel entfernt werden. Die von Asphalt befreiten Stellen wurden geätzt oder graviert, und somit entstand ein Bild. Durch die lange Belichtungszeit setzte sich diese Methode jedoch nicht durch. Louis Daguerre entwickelte 1839 ein Verfahren, welches nur noch 20 Minuten Belichtungszeit benötigte. Hierzu bedampfte er belichtete Jodsilberplatten mit Quecksilber und fixierte diese mit einer Kochsalzlösung.34 33 1568 beschrieb der Venezianer Daniele Barbaro in seinem Werk "La pratica della prospeltiva" solch eine verbesserte Kamera. Ein ähnlich konstruiertes Gerät scheint auch Johannes Keppler bekannt gewesen zu sein, der damit das durch ein Fernrohr fallende Licht der Sterne als Abbild auf einer dunklen Leinwand nachzeichnen konnte, um so den Verlauf der Planeten nachvollziehen zu können. 34 vgl.: Königs, S. 101ff und www.wasistwas.de, www.wikipedia.de 73 74 Das Loch hat in der Wissenschaft eine große Bedeutung. Es ermöglicht eine genaue Aufzeichnung astronomischer Beobachtungen, erlaubt Rückschlüsse auf die Funktionsweise des Sehapparates oder half bei der Analyse der Fluchtpunktperspektive. Und ganz nebenbei half es den Moment für die Ewigkeit festzuhalten. Eine Linse verschließt zwar das Kameragehäuse vor direkten Einwirkungen von außen, ist aber ein Durchlass und somit ein Loch für das Licht. Der Leerraum innerhalb des Loches ist nicht zwangsläufig mit einem luftigen Nichts gefüllt, so wie bei der Camera Obscura mit einer Linse. 75 76 Abb. 39 Descent into Limbo, Anish Kapoor, 1992 Ästhetische Aspekte Der 1954 im indischen Bombay geborene Anish Kapoor lebt seit den frühen 1970er Jahren in London, wo er die Chelsea School of Art besuchte. Er wurde sowohl mit dem Premio Duemila Preis der 44. Biennale von Venedig (1990) als auch 1991 mit dem Turner Preis ausgezeichnet. Seine Arbeiten wurden weltweit ausgestellt und befinden sich in zahlreichen privaten und staatlichen Sammlungen. Kapoor arbeitet häufig mit Öffnungen in seinen Skulpturen, welche einen Kontrast zwischen Materie und Leere darstellen. Es ist der Versuch, den Blick des Betrachters nach Innen zu wenden. Anhand einiger seiner Arbeiten möchte ich die ästhetische Wirkung von Löchern näher beleuchten. Licht und Dunkelheit „Descent into Limbo“ – Abstieg in die Vorhölle35 besteht aus einem weißen Zementkubus, 6 x 6 x 6 Meter. Eine beengend schmale Tür führt in das nackte Innere, welche, sobald man den Raum betritt, auch schon wieder ins Schloss fällt. Ich fühle mich allein gelassen an diesem Ort der Leere. In der Mitte des Bodens dieses kargen Raumes befindet sich eine nachtblaue Kreisfläche von ca. zwei Metern Durchmesser. Trete ich näher an diese Fläche, fahre ich erschrocken zurück. Die Fläche tut sich als bodenloses Loch vor mir auf, dessen Sogwirkung physisch spürbar ist. Die Ungewissheit der Dunkelheit schürt meine Angst zu fallen. Dabei ist „Dunkelheit nicht nur eine Abwesenheit von Licht, sondern vielleicht eine Rückkehr an den Anfang“36, sagt Anish Kapoor. Dieser Anfang begann mit der Dunkelheit. Der 35 Dokumenta IX., S. 250 von Drateln, S. 147 36 77 Abb. 40 taratantara, Anish Kapoor, 2000 78 Abb. 41 taratantara, Anish Kapoor, 2000 Mensch entwickelt sich in der Fruchtblase, in einer Höhle. Bevor er das Licht der Welt erblickt, muss er durch ein Loch, die Vagina, der Ursprung und der Ausgang zum Leben. „Das Seltsame ist – ich glaube, man sieht Farbe nicht mit den Augen, man sieht Farbe mit dem Verstand. Wenn ich tiefes Schwarz herstellen will, ist Blau viel besser als Schwarz, weil man in Blau unendliche Tiefe sieht, und das hat gewiss etwas zu tun mit der Erfahrung der Erdnähe von Schwarz. Das schwärzeste Schwarz ist das Schwarz von Blau.“37 Durch die blauschwarz pigmentierte Licht schluckende Oberfläche des Loches gibt es keine Licht- und Schattenwirkung. Die Dimension des Hohlraumes ist nicht auszumachen. Wie auf einer Schneewehe stehend, scheint mir der Rand keinen Halt mehr zu bieten – meine Standsicherheit schwindet. „Sonderbarerweise ist es nicht damit getan, einen Schritt zurückzutreten, um sein Gleichgewicht wieder zu finden. Das Schwindelgefühl breitet sich eher aus. Der Boden scheint hohl, der Standort in Frage gestellt, das Terrain ist unsicher geworden.“38 Mit „Descent into Limbo“ führt Kapoor den Betrachter an die Grenzen des Raumes und seiner Vorstellung. Kapoor arbeitet häufig mit der Schwärzung des Innenraumes. Hierdurch bleibt dem Betrachter das wahre Ausmaß des Loches im Verborgenen. Interpretiert werden kann dieses von der schwarzen Fläche eines aufgemalten Punktes bis zum unendlich geweiteten Hohlraum. Diese Arbeiten Kapoors sind deshalb im Prinzip unfotografierbar. Das dunkle Loch ist ein Ort der Leere und endet irgendwo außerhalb meiner Vorstellungskraft. Das Nichts wird einem vor Augen geführt, da man außer Dunkelheit nichts sieht, als ob einen der Tod im Loch erwarten würde. Bei „taratantara“, einer raumgreifenden Installation Kapoors, tritt Licht aus einer Öffnung. Dieses Licht verspricht eine andere Seite. Es existiert ein Dahinter wodurch meine Gedanken Auslauf 37 Kunstforum Bd. 109, S. 311 Drateln, S. 145 38 79 Abb. 42 turning the world inside out II, Anish Kapoor, 1995 80 Abb. 43 Untitled , Anish Kapoor, 1993 bekommen und sich hiermit in meinem Kopf viel freiere und fröhlichere Bilder entfalten können. So kann ich auch kein Gefühl der Ungewissheit verspüren, da es nicht in der Dunkelheit endet, sondern sich zum Licht hin öffnet. Wie eine gefallene Mauer, die mir die Sicht nahm, habe ich einen freien Blick. Es ist also wichtig, ob das Loch ein Durchgang ist oder ob es zu einer Sackgasse in einem Körper wird. Skulpturalität und Lage Bei „turning the world inside out II" von 1995 nutzt Kapoor eine andere Art von Loch. Dieser eben mit dem Boden abschließende, aus poliertem Aluminium gefertigte scheinbar unendliche Trichter intensiviert seine Sogwirkung durch Form und Material. Hier wird kein Licht geschluckt. Ganz im Gegenteil zum Loch bei „Descent into Limbo" reflektiert das Material jede um sich herum befindliche Materialität. Es entsteht eine Art Wirbel, welcher mich beim bloßen Anblick hinunterzureißen droht. Es gibt eine klar abgetrennte Grenze zwischen dem Boden und dem trichterförmigen Loch. Die Trichterform verstärkt durch seinen weich auslaufenden Rand den scheinbaren Magnetismus des Loches. Es ist ein Fallen zu spüren, welches durch den quecksilberartigen Schlund in eine unermessliche Tiefe nie zu enden scheint. Nicht nur die Form, sondern auch die Materialität des Lochträgers rufen unterschiedliche Wirkungen hervor. Dass die Lage des Loches, ob in horizontaler oder vertikaler, durchaus einen anderen Effekt auslöst, zeigt ein Vergleich zwischen „turning the world inside out II“ und „Untitled“. „Untitled“ ähnelt von der Form dem Loch bei „turning the world inside out II“, ist jedoch in vertikaler Lage in der Wand und nicht horizontal im Boden sesshaft. Beide Löcher üben durch ihre Trichterform eine Sogwirkung aus. Allerdings ist durch das 81 Abb. 44 I, Anish Kapoor, 1987 82 Abb. 45 Untitled Installation , Anish Kapoor, 1993 Befinden des Loches in der Wand bei „Untitled“ kein Fallen möglich, sodass ich mich neugierig dem Loch nähern mag. Durch die samtige rote Pigmentierung, welche weiche Schattierungen zulässt, wirkt das Loch weit weniger bedrohlich als das von „turning the world inside out II“. Nur in der Horizontalen liegendes Loch könnte mich durch die Schwerkraft nach unten ziehen. Diese Erscheinung unterstützt Kapoor mit der spiegelartigen Oberfläche. Es scheint, als würde die Umgebung strudelartig in den aufpolierten Schlund absorbiert. Bei beiden Arbeiten führt das Loch in die Dunkelheit. Wie eine Kurve in einem Koordinatensystem, welche sich im Unendlichen der Null nähert, führen mich diese Trichter gedanklich ins Nichts, nur der Weg dorthin ist ein anderer. Der Übergang zwischen außen und innen ist bei einem scharfkantigen Loch, wie bei „I“ viel stärker sichtbar als bei dem trichterförmigen Loch von „Untitled Installation“, sodass ein weicher Übergang zwischen beiden Seiten stattfindet. 83 Abb. 46 Braun tp1, Dieter Rams, 1959 84 Abb. 47 Lucio Fontana, 1960 Gestalterische Anwendung Wie bereits erläutert bietet das Loch eine Vielzahl von funktionellen Einsatzmöglichkeiten. Über die Gestaltung dieser wird ein Objekt maßgeblich geprägt – ob durch ein einzelnes Loch oder eine Anhäufung von Löchern, kreisförmig gebündelt oder ungeordnet wie der Sternenhimmel, klein wie ein Mauseloch oder groß wie ein Scheunentor, kreisrund, amorph oder quadratisch. Die gestalterische Freiheit ist groß. Als erstes seien hier die Fernseher und Radiogeräte genannt, die in den vergangenen Jahrzehnten immer neue Lochformationen erhielten. Lautsprecher besitzen eine empfindliche Membran durch deren Schwingung der Ton entsteht. Diese gilt es vor Fremdeinwirkung zu schützen. Die Löcher dienen als Austritt für Schallwellen. Da dies durch alle Arten und Formen von Löchern möglich ist, sind hier die gestalterischen Möglichkeiten groß. Die Strukturierung der Lochmuster kann maßgeblich zur Erscheinung eines Gerätes beitragen und markenbildend wirken. Die tontechnischen Geräte der Firma Braun waren bei der Verwendung von geordneten Lochstrukturen maßgebend. „Gegenüber den früher in der Radioindustrie üblichen kaschierenden Stoffbespannungen“ machen diese „den Ausgang des Tons auch gestalterisch sichtbar. Aber die runden oder quadratischen Stanzlöcher sind mehr als nur visualisierte Funktion. Im Hinblick auf die sich Ende der 50er Jahre gründende Kunstrichtung ZERO39 kann man von seriell geordneten Strukturen sprechen. Wie minimal die Durchdringungen der monochromen Fläche auch sein mögen, sie schaffen ein zartes Relief von subtiler 1957 in Düsseldorf gegründeter Künstlerzusammenschluss, der bis 1967 bestehen blieb. Auf den Ideen Lucio Fontanas und Yves Kleins aufbauend, schufen die Künstler der Gruppe eine Kunstsprache, die immaterielle Werte wie Licht und Bewegung als eigenständige Elemente in die Aussage einbezogen. 39 85 Abb. 48 Loewe-Fernseher 86 Abb. 49 Muji CD-Player, Naoto Fukasawa, 1999 Licht- und Schattenwirkung und machen dadurch empfänglich für Empfindungen des Imaginären.“40 Diese geometrischen Lochstrukturen bilden jeweils ein starkes gestalterisches Element. Gui Bonsiepe, ehemaliger Dozent an der HfG Ulm, spricht ausdrücklich von dem Begriff der Perforation und vermeidet den Begriff Lochmuster, da dieser häufig mit dekorativem Ornament gleichgesetzt wird. Hierzu äußert er sich in den 1990er Jahren folgendermaßen: „Überall, wo Elemente wiederholt werden, kann man Ornamente sehen wollen. (…) Dem Begriff Ornament haftet der Beigeschmack der Zutat an, die man weglassen könnte. Rasteranordnungen, mit mathematischen Kontrollmitteln erzeugt – somit nicht frei komponiert – dienten unter anderem dazu, das Bewusstsein für Details zu schärfen. Wer sie aber als Dekor auffasst, macht sich leicht einer Begriffsverwirrung schuldig.“41 Entgegen der kreis- oder blockartig angelegten Strukturen, werden Löcher teils wellen- oder strahlenartig oder auch mit Variation der Größe, innerhalb des Lochmusters eingesetzt. Tom Schönherr von Phoenixdesign, der seit 1987 fast die gesamte Produktlinie der Loewe-Fernseher gestaltet, setzt geschwungene Wellen aus Lochreihen als Kontrast zu einem kantigen Gehäuse. Auch hier sind Lautsprecheröffnungen markante Merkmale, welche zudem die Familienzugehörigkeit der einzelnen Modelle veranschaulichen. Bei Geräten anderer Hersteller wiederum, findet man eine strahlenförmige Formation der Löcher, oft auch in Variation der Größe oder scheinbar willkürlich angeordnet. Hier wird das Austreten des Schalls, mit Hilfe des Lochmusters visualisiert. Auch in der Möbelgestaltung werden Löcher als funktionelle und dekorative Elemente eingesetzt. So zum Beispiel beim Landistuhl von Hans Coray aus dem Jahre 1938. Joppien, S. 10 Terstiege, S .53 40 41 87 Abb. 50 Landistuhl, Hans Coray, 1938 88 Abb. 51 Sitzmöbel, Patrick Jouin, 2004 Abb. 52 Chair with Holes, Gijs Bakker, 1989 Der für den Außenbereich konzipierte Alustuhl besitzt eine geometrische Lochung in Sitzfläche und Lehne. Diese dient dazu, sich ansammelndes Regenwasser ablaufen zu lassen. Hierfür wäre jedoch auch „ein“ Durchgangsloch oder ein geringerer Lochradius ausreichend. Die vom Luftschiffbau übernommene Lochung der Sitzschale bewirkt eine Gewichtsreduzierung. Zudem machen die Löcher ein Dahinter sichtbar und bewirken so auch eine optische Leichtigkeit. Die plastische Verformung der Lochränder zu einem trichterförmigen Loch sorgt für eine höhere Stabilität. Ohne die markante Lochstruktur hätte der Landistuhl viel von seinem Charakter eingebüßt. Das durch 3D-Druckverfahren gefertigte Sitzmöbel von Patrick Jouin wirkt wie gewachsen. Der Kubus ist mit ungeordneten, amöbenartigen Lochformen so weit zersetzt, dass zwischen den Löchern teilweise nur noch dünne Materialstege übrig bleiben. Diese wie durch Wasser glatt geschliffenen Lochränder bewirken, dass sich die Wände aufzulösen scheinen. Hierdurch wird eine hohe physische, wie auch optische Leichtigkeit erzielt. Er wirkt und ist durch das Verhältnis vom Loch zur Fläche so zerbrechlich, dass er im Inneren Stützen benötigt, um bei der Benutzung nicht unter der Last zusammenzubrechen. Das Vertrauen in dieses Sitzmöbel ist gering. Bei einer regelmäßigen Locheinteilung könnte man auf bestehende Erfahrungen zurückgreifen und so seine Zuverlässigkeit einschätzen. Aber genau dieser Grenzgang macht dieses Sitzmöbel aus. Ein Sitzmöbel dessen Zuverlässigkeit der Betrachter einschätzen kann, ist der streng geometrisch aufgebaute „Chair with Holes“ von Gijs Bakker. Dieser massive Holzstuhl wurde mit unzähligen Löchern durchsiebt. Doch trotz all dieser Löcher wirkt er weiterhin massiv. Dieses ist auf die im Volumen sesshaften Löcher zurückzuführen, welche zwar eine Gewichtsreduzierung um ein Drittel bewirken, jedoch keine optische Leichtigkeit mit 89 Abb. 53 Peepshowtapete, Gijs Bakker, 1992 90 Abb. 54 „The Hugo Boss Prize 2004“ Stefan Sagmeister Abb. 55 Reisverpackung, 1999 Laura Stoddart sich bringen. Eine solche optische Leichtigkeit ist durch ein Loch welches im Volumen sesshaft ist nicht möglich, da dieses die Massivität des Lochträgers offen legt. Etwas ganz anderes legt die 1992 von Gijs Bakker entworfene „Peepshowtapete“ offen. Anders als es sein Name erwarten würde, stellt diese eine exhibitionistische Lochstruktur dar. Die durchlöcherte Tapete, wird auf einer bestehenden Tapete angebracht, zeigt dabei aber „offenherzig“ das darunterliegende Dekor. Sie funktioniert dabei wie ein Filter, indem sie das vorhandene Tapetenmuster nicht gänzlich ausblendet, sondern immer noch Fragente hindurch lässt. Es findet eine Reduzierung des vorherigen, überladenen Dekors statt, lässt es aber trotzdem nicht in Vergessenheit geraten. Das Zusammenspiel aus Neuem und Altem macht den Charme dieses Produktes aus. Das exhibitionistische Loch offenbart seinen Körper oder das Dahinterliegende. So wird dieses beispielsweise im Verpackungsdesign eingesetzt, um einem potentiellen Käufer eines Produktes eine optische Qualitätskontrolle zu ermöglichen. Hiermit setzt sich das Produkt von Konkurrenzprodukten ab. Einsicht bieten sicherlich auch die gängigen Klarsichtverpackungen. Diese stehen allerdings im Kontrast zu einem Naturprodukt. Bei der gezeigten Verpackung wird das Loch mit seinem dahinterliegenden Inhalt als gestalterisches Element eingesetzt, wodurch der gezeigte Reis in Verbindung mit der Wortmarke des Herstellers tritt. Seitdem das Laserschnittverfahren auch mit Papier möglich geworden ist, liegen Perforationen in Papier im Trend. Angewandt wird die neue Technik dort, wo das Stanzen aufhört. Filigranität und Formungebundenheit lassen dem Gestalter viel Spielraum. Die auf der Rückseite auftauchenden Schmauchspuren, können ebenso in die Gestaltung mit einfließen. In einer Publikation angewandt, lässt die Perforation zuerst einen Ausblick auf das Kommende und nach dem Umblättern einen Rückblick auf des Gewesene zu. 91 Abb. 56 Kinderzimmerschrank Johannes Trüstedt, 1993 92 Abb. 57 Institut du mont arabe Jean Nouvel, 1981-87 Auch aus Kostengründen findet das Loch Anwendung. So kann es beispielsweise als Ersatz für einen Beschlag an einer Kommode genutzt werden. Ähnlich wie bei den Leitz-Ordnern bietet das Loch die Möglichkeit des Eingriffs um Schubladen oder Türen zu öffnen und stellt somit ein fixierendes Loch dar. Ein zusätzlicher Materialauftrag durch einen Beschlag ist nicht nötig. Zuletzt sei noch ein Beispiel aus der Architektur genannt. Das „Institut du monde arabe“ in Paris von Jean Nouvel trägt an seiner Südseite eine goldschimmernde Fassade, welche durch ornamental strukturierte Öffnungen gekennzeichnet ist. Nouvel hat sich diesem Kennzeichnen der arabischen Kultur, dem Ornament bedient und dieses in eine Funktion transportiert. Ähnlich der Blende einer Kamera steuern Uhr-Mechanismen den Lichteinfall in das Gebäude. Dieser Filter, in Form einer geometrischen Lochstruktur, lässt je nach Tageszeit sich ändernde Lichtpunkte im Gebäude erscheinen. Das Ergebnis des gedämpften, gefilterten Sonnenlichts sind Myriaden Lichtpunkte, welche das Ornament der Fassade in den Innenraum des „Institut du monde arabe“ transportieren. Dieses sich ständig wandelnde Spiel aus Licht und Schatten, wird durch ein Durchgangsloch möglich gemacht, welches wie bei einer Kamera durch Glas verschlossen ist, jedoch für das Licht ein Loch darstellt. Diese durchsiebte Fläche sorgt für genügend Tageslicht im Gebäude, bietet aber ebenso einen das Gebäude kennzeichnenden Sichtschutz. Dieser Sichtschutz stellt den Besucher im Inneren nicht auf den Präsentierteller und verkörpert somit für diesen ein voyeuristisches Loch. Auffallend ist, dass Löcher im Produktdesign selten allein, sondern meist als Gruppierung auftauchen. Dieses ist wohl darauf zurückzuführen, dass das einzelne Loch als ein dysfunktionales aufgefasst werden könnte. Seine Funktion muss klar erkennbar sein, damit es vom Betrachter nicht falsch interpretiert wird. Werden Löcher in einer geordneten Lochstruktur verwendet, so kann eine unabsichtliche Entstehung der Löcher ausgeschlossen werden. 93 94 Abb. 58 Stuhl Costes Philippe Stark, 1982 Ein einzelnes Loch konzentriert den Blick nicht auf die Gesamtstruktur, sondern zieht diesen nur auf sich. Mehrere Löcher hingegen erzeugen eine Struktur, welche als Ganzes wahrgenommen wird. Da das Loch aber wie bereits erwähnt nicht nur aus rein ästhetischen Gesichtspunkten eingesetzt wird, sondern gleichzeitig eine Funktion erfüllt, wird durch eine Lochgruppe eine Addition der einzelnen Locheigenschaften erreicht. 95 96 Schlusswort „Größenwahnsinnige behaupten, das Loch sei etwas Negatives. Das ist nicht richtig: der Mensch ist ein Nicht-Loch, und das Loch ist das Primäre.“42 Wenn man genau hinsieht, so leben wir in einer durchbohrten, durchlöcherten, perforierten Welt – einer Welt voller Löcher die bestimmte Aufgaben erfüllen. Aufdrängen tut sich uns oft nur das dysfunktionale Loch. Denn dysfunktionale Löcher sind ein Schandfleck und stören die Form, während funktionale sich eingliedern. Auch das metaphorische Loch impliziert immer etwas Negatives, Schadhaftes oder Fehlendes und da wir in Worten denken untermauert dies ihren schlechten Ruf. Um die andere Seite zu beleuchten, mussten zunächst Begrifflichkeiten geschaffen werden. Diese machen eine Kategorisierung der diversen Locharten möglich und zeigen die Bandbreite der diversen Anwendungsmöglichkeiten. So hoffe ich, dem Blick auf das Loch eine andere Perspektive gegeben zu haben, welche dazu beiträgt dessen Ruf zu verbessern. 97 42 Tucholsky, S. 37 98 Literaturnachweis Boissière, Oliver Jean Nouvel, Finest S.A./Éditions Pierre Terrail, Paris, 1996 Burckhardt, Lucius Design = unsichtbar, Hatje Cantz Verlag , Ostfilden, 1995 Cosneau, Claude Allemand Henry Moore, Ursprung und Vollendung, Prestel Verlag München, Berlin, London, New York, 1996 Dokumenta IX. Kassel 1992 Drateln, Doris von Anish Kapoor – die Unendlichkeit der Mathematik, Kunstforum Bd. 152 Duden Deutsches Universalwörterbuch, Dudenverlag, 1983 Duden Bd.7 das Herkunftswörterbuch, Etymologie der deutschen Sprache, 3. Auflage, Dudenverlag, 2001 Fisher, Angela Afrika im Schmuck, 4. 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Auflage, DuMont Buchverlag, Köln, 1991, S. 137 Abb. 29 Afrika im Schmuck, 4. Auflage, DuMont Buchverlag, Köln, 1991, S. 288 Abb. 30 Afrika im Schmuck, 4. Auflage, DuMont Buchverlag, Köln, 1991, S.32 109 110 Abb. 31 Afrika im Schmuck, 4. Auflage, DuMont Buchverlag, Köln, 1991, S. 55 Abb. 32 Afrika im Schmuck, 4. Auflage, DuMont Buchverlag, Köln, 1991, S. 15 Abb. 33 www.leitz.de Abb. 34.1, 34.2 Diagonal, Zum Thema: Loch und Löcher, Universitätsverlag Siegen, 1995, S. 83 Abb. 35 Die Lochkarte, Heft 160, Hausmitteilungen der Ramington Rand GmbH, Frankfurt am Main, 1954, S. 1831 Abb. 36 Die Lochkarte, Heft 164, Hausmitteilungen der Ramington Rand GmbH, Frankfurt am Main, 1954 Abb. 37 www2.arnes.si Abb. 38 www.wikipedia.de Abb. 39 Anish Kapoor Abb. 40 taratantara, 2000 111 112 Abb. 41 taratantara, 2000 Abb. 42 Anish Kapoor, Francis Alys, Isa Genzken, Anish Kapoor, ParkettVerlag, Zürich, 2001, S. 213 Abb. 43 Anish Kapoor, Francis Alys, Isa Genzken, Anish Kapoor, ParkettVerlag, Zürich, 2001,S. 173 Abb. 44 Anish Kapoor, Francis Alys, Isa Genzken, Anish Kapoor, ParkettVerlag, Zürich, 2001, S. 87 Abb. 45 Anish Kapoor, Francis Alys, Isa Genzken, Anish Kapoor, ParkettVerlag, Zürich, 2001, S. 179 Abb. 46 braun+design collection, Jo Klatt und Günter Staeffler, Braun Aktiengesellschaft, Kronberg, 1995, S.37 Abb. 47 Der weisse Raum, Carl Vetter, Kulturstiftung der Sparkasse Storman, Kulturzentrum Marstall, 2003 Abb. 48 www.loewe.de Abb. 49 www.muji.com Abb. 50 modern chairs, Charlotte und Peter Fiell, Benedikt Taschen Verlag GmbH, Köln, 1993, S. 61 113 114 Abb. 51 form 200, Zeitschrift für Gestaltung, Verlag GmbH, Neu-Isenburg, 2004, S.18 Abb. 52 www.droogdesign.nl Abb. 53 www.droogdesign.nl Abb. 54 form 201, Zeitschrift für Gestaltung, Birkhäuser Verlag GmbH, Neu-Isenburg, 2004, S. 58 Abb. 55 Natur und Design, Alsn Powers, Beate Gorman, Haupt, Bern, 2000, S.151 Abb. 56 kid size, Möbel und Objekte für Kinder, Vitra Design Museum, Ausstellungskatalog, 1997, S. 251 Abb. 57 Boissière, Oliver Jean Nouvel, Finest S.A./Éditions Pierre Terrail, Paris, 1996, S. 56 Abb. 58 Design des 20. Jahrhunderts, die Gestaltung der Moderne, Christine Sievers, Nicolaus Schröder, Gerstenberg, Hildesheim, 2001, S.156 115 116 Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit ohne fremde Hilfe selbstständig verfasst und nur die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet habe. Hamburg, den 15.05.05 Boris Kupczik 117