Blau/Violett-Laserdioden
Transcription
Blau/Violett-Laserdioden
TELEKOM/IT Blau/Violett-Laserdioden Jahrelang hat z. B. die Kfz-Elektronik auf den Ersatz der „blauen“ Fernlichtanzeige durch eine LED warten müssen, nachdem es lange Zeit bereits rote, grüne und gelbe LEDs gab. Heute sind die blauen Strahler in Form von LEDs allgegenwärtig, wenn auch etwas teurer als ihre farbigen Mitstreiter. Im Folgenden ein Update zu blau/violetten Laserdioden (LDs) von unserem Chefredakteur Siegfried W. Best, der selbst die Entwicklung der einzelnen LED-Farben und Laserdioden während der 70er Jahre bei einem großen deutschen Halbleiterhersteller mitgestalten durfte. Die Erfindung der LED geht auf die frühen 60er Jahre zurück. Nick Holonyak, Schüler von John Bardeen,der den Transistor erfand, präsentierte 1962 in den Labors von General Electric die erste LED. Die strahlte als Verbundhalbleiter (GaAsP) in roter Farbe und Jahre später entwickelte Nick die erste Laserdiode,die sichtbares Licht abstrahlte. Der Entdecker blau strahlender Halbleiter ist Jack Pankove, der 1970 herausfand, dass Gallium Nitrid (GaN) in dieser Farbe leuchtete. Erste LEDs gab es dann von Matsushita nachdem Professor Isamu Akasaki in den 80er Jahren die Erzeugung qualitativ brauchbarer GaN-Schichten im Labor gelang. Die ersten kommerziell erhältlichen blauen LEDs und Laserdioden lieferte in den 90er Jahren Nichia. Ein wichtiger Schritt gelang da Shuji Nakamura von Nichia mit der Anwendung des Two-Flow MOCVDProzesses zum Wachsen von GaN-Schichten (siehe später). Dieses Verfahren war Grundlage für die kommerzielle Fertigung von blauen LDs. Warum blaue Halbleiterstrahler? Der heutige Stand zeigt blaustrahlende LEDs auf Basis SiC und InGaN für den Einsatz im Kfz und in Anzeigetafeln, zur Erzeugung weißen Lichts (mittels Transferschicht) und in Echtfarben-Displays. Das Haupteinsatzgebiet von blau/violetten LDs, diese auf der Basis von InGaN/AlGaN oder GaN, sind die DVD-Recorder, DVDMastering und andere optische Speicher (Computer to Plate). Die kurzwelligen Laserdioden versprechen eine massive Kapazitätssteigerung bei optischen Spei- ˘ AUTOR Siegfried W. Best, Redaktion elektronik industrie elektronik industrie 5 - 2005 Bild 1: Blaue LDs werden kommerziell von Nichia und Sanyo im 5,6-mm-Metal-CAN Gehäuse mit oder ohne Monitordiode angeboten. chern. Je kürzer die Wellenlänge, desto kleiner der Flächenbedarf pro Informationseinheit. Mit einer blauen Laserdiode (400...420 nm) kann z. B. die Speicherkapazität in DVDs von gegenwärtig 4,7 Gigabyte (640 nm einer roten Laserdiode) auf bis zu 50 Gigabyte gesteigert werden. Weitere Anwendungen der bauen LDs sind Drucker, Kopierer und die Medizinelektronik. Gerade in der Medizinelektronik besteht ein hohes Interesse an violett/blauen LDs z. B. für den Einsatz in konfokalen Mikroskopen. Hier sollen die bislang als Lichtquellen verwendeten Argon-Ionen-Laser in einer Reihe von auf Floureszenz-basierten Bildverarbeitungssystemen verwendet werden. InGaN war das Material der ersten Violet/Blau LD, die 1995 von Nichia vorgestellt wurde. Die Herstellmethode war MOCVD (Metal Organic Chemical Vapour Deposition), diese wird heute für alle kommerziellen LDs und auch LEDs verwendet. Seit dem Beginn der 90er Jahre wurde MBE (Molecular Beam Epitaxie) als Alternative zu MOCVD untersucht. Heute werden MBE und MOCVD auch bei anderen Verbundhalbleitern als GaAs angewandt. Aber bei Nitrid-Halbleitern für optische Anwendungen hat MBE verglichen mit MOCVD einige Nachteile. Z. B. ist die Ausgangsleistung von LEDs nur <0,2 mW und blaue LDs waren nicht machbar. Da aber MBE auch Vorteile hat (z. B. höhere Fertigungszuverlässigkeit,präziseres Epi-Wachstum,geringerer Materialverbrauch in der Fertigung), wurde weltweit weiter daran geforscht und Sharp hat im Sommer 2004 die erste blaue LD auf MBE-Basis vorgestellt. Haupteinsatzgebiet blauer Laserdioden werden Blue-Ray bzw. das Konkurrenzsystem HDDVD sein. Hier werden blaue InGaN- und GaN-LDs verwendet um bis zu 50 GByte auf einer Scheibe zu speichern. Aber auch für blauen LEDs gibt es einen wachsenden Markt, so kommen z. B. im Handy SGHE310 von Samsung 18 LEDs in der Tastatur zum Einsatz, von denen die meisten blau strahlen. Blaue LDs Die größten Anstrengungen zur Realiserung blauer Laserdioden unternahmen die japanischen Anbieter von DVD-Spielern und -Recordern, die bislang rote Laserdioden in ihren Geräten verwendeten, jedoch nach höheren Speicherdichten mittels blauer LDs strebten. Blaue LDs erfordern die Beherrschung einer Halbleitergruppe, deren prominentester Vertreter das schon genannte Galliumnitrid ist. Es ist sehr ˘ 59 Quelle: Sharp Blaue Strahler ˙ KOMPAKT Mit einer blauen Laserdiode (400...420 nm) kann die Speicherkapazität in DVDs von gegenwärtig 4,7 Gigabyte (640 nm einer roten Laserdiode) auf bis zu 50 Gigabyte gesteigert werden. Deshalb forschen seit Jahren einige Halbleiterhersteller an diesen blauen Strahlern. Wegen Problemen beim Kristallaufbau war es ein langer Weg zu kommerziell erhältlichen Laserdioden in dieser Farbe, einzig Nichia und Sanyo liefern derzeit in Massenstückzahlen. Sie strahlen bei 395 bis 415 nm mit Leistungen von bis zu 200 mW und arbeiten bei 4,6 bis 5,9 V mit Strömen von 55 bis 100 mA. Untergebracht sind sie im 5,5-mm-Metall CAN-Standardgehäuse. Bild 2: Spektrale Eigenschaften der blauen LD NDHV310APC von Nichia. schwierig zu handhaben, da es nicht als massiver Einkristall vorliegt. Es muss ein anderes Material (Saphir oder Siliziumkarbid) als Unterlage dienen, um den Kristall gezielt Schicht für Schicht wachsen zu lassen. Auch in Europa wurde an der blauen LD geforscht und bereits im November 2001 verkündeten Osram Opto Semiconductor und das Fraunhofer Institut für Halbleiterphysik eine ersten Erfolg bei blauen LDs. Es gelang die Demonstration einer bei 420 nm strahlenden LD auf Basis InGaN mit einer Ausgangsleistung von 20 mW und einem Schwellenstrom von 110 mA. Die LD nutzte ein SiC-Substrat von Cree. Das Projekt blaue Laserdiode wurde dann bei Osram Opto Semiconductor im Juli 2004 erfolgreich abgeschlossen. Die mit dem BMBF vereinbarten Ziele wurden erfüllt, dies waren eine Lebensdauer größer 100 Std. und optische Leistungen mit >150 mW/CW bzw. > 300 mW/gepulst. Diese Ziele wurden aber sogar übererfüllt, d.h.so konnten im CW-Betrieb 300 mW und gepulst 560 mW erreicht werden. Strukturen auf Silizium Carbid sind aber sehr defektreich (aufgrund der nichtangepassten Gitter). Inzwischen stehen Gallium-NitridSubstrate zur Verfügung. Die Strukturen darauf sind wesentlich weniger (Faktor 1000) defektreich. Osram Opto Semicon- ductors arbeitet deshalb seit einiger Zeit mit GaN-Substraten und hat bereits eine Reihe von Optimierungen erreicht. Aktuell liegen die Schwellströme im Bereich von 40 mA. Derzeit konnten auch bei Ausgangsleistungen mit mehr als 10 mW mehr als 1000 Stunden Lebensdauer erzielt werden. Die optische Leistung wurde im CWBetrieb auf mehr als 500 mW und im Pulsbetrieb auf mehr als 2800 mW gesteigert. Wann Produkte aus der Massenfertigung zur Verfügung stehen, steht noch nicht fest. Als erste Universität in Europa präsentierte im März 2002 die Uni Bremen eine blaue LD,die im Bereich 400 bis 420 nm strahlte, aber eine Lebensdauer von nur einigen Minuten bei RT hatte. Die erste blaue LD auf Saphier-Substrat mittels MBE wurde 2004 von Sharp aufgebaut und sie zeigte Eigenschaften wie eine MOCVD-basierte LD. Die Laserstruktur zeigt Bild 3, die Basisstruktur ist vergleichbar mit MOCVD-Bauteilen. Das Herz der Struktur ist die InGaN Quantum Well (QW) aktive Zone mit 1...5 QWs, von denen derzeit drei verwendet werden. Auf beiden Seiten der I-Region befinden sich optische Guides mit p- und n-Regionen Cladding Layers aus AlGaN, die die bislang bestehenden Bruchprobleme (Cracks) nicht mehr haben. Auch ist mit MBE Annealing nicht mehr notwendig. Die blauen MBE-LDs auf Basis InGaN arbeiten bei Raumtemperatur (RT), mit impulsförmiger Strominjektion und einer Schwellstromdichte von etwa 30 kAcm2 (1,5A). Das ist für eine Kommerzialisierung der LD noch zu wenig. Die Emissionswellenlänge liegt bei etwa 400...405 nm (violett) bzw. 415...420 nm (blau). Sharp arbeitet daran, CW-LDs auf MBE mit hoher Lebensdauer zu präsentieren, die einen verringerten Schwellenstrom bieten, geringere Betriebsspannung und einen optimierten Wellenleiter. Etwa 20 weitere Firmen beschäftigen sich heute mit der Forschung an blauen LDs (z. B. Cree, Lumileds, Samsung, Sony,Toshiba u. a. m.). Kommerziell erhältliche blau/violette Laserdioden Das Jahr 2005 wird wohl das Jahr der blauen Laserdioden werden. Nach den vielen Forschungsprojekten werden auf die zwei derzeit am Markt tätigen Anbieter kommerziell erhältlicher blauer LDs Nichia und Sanyo wohl dieses Jahr weitere folgen. So Massenproduktion Typenbezeichnung Wellenlänge (Peak, nm) Opt. Ausgangsleistung (CW, mW) Schwellenstrom (mA) Betriebsstrom (mA) Betriebsspannung (V) Monitorstrom (mA) Monitordiode Gehäuse Nichia NDHV310APC 400 - 415 60 40 85 4,6 0,3 Ja Nichia NDHV310APA 400 - 415 60 40 85 4,6 0,3 Nein Sanyo DL-LS 5000 395 - 415 5 50 58 5,5 0,06 Ja Sanyo DL-5146-351 395 - 415 35 50 85 5,5 0,06 Nein Ø 5,6 CAN Sanyo DL-6146-301 405 50 bzw. 100 gepulst 50 100 5,9 0,06 Nein Ø 5,6 CAN Nichia NDHV220APAE1 400 - 415 200 100 230 4,2 0,1 Ja Ø 5,6 CAN gemeinsame Kathode Nichia NDHB210APAE1 435 - 445 20 40 75 5,0 0,1 Ja Ø 5,6 CAN gemeinsame Kathode Nichia NDHA500APAE1 468 - 478 5 40 55 5,0 0,1 Ja Ø 5,6 CAN gemeinsame Kathode Ø 5,6 CAN gemeinsame Kathode Ø 5,6 CAN Ø 5,6 CAN gemeinsame Kathode Muster Tabelle: Wesentliche technische Daten der kommerziell erhältlichen blauen Laserdioden von Nichia und Sanyo. 60 elektronik industrie 5 - 2005 TELEKOM/IT z. B. Mitsubishi, die bei Laserdioden für DVD (mit 658 nm) einen großen Marktanteil von rund 60 % haben. Misubishi möchte sich sicher vom Blu-Ray und HD DVD-Kuchen auch ein großes Stück abschneiden. Als weitere Anbieter werden Bild 3: Struktur der blauen MBE LD von Sharp. Der Basis-Aufbau ist vergleichbar mit MOCVD, Sharp, Toshiba und NEC folgen. als Substrat kommt 10 µm GaN (MOCVD) auf SaVon Nichia ist eine blaue LD mit der Typhir zum Einsatz. Die aktive Zone ist InGaN penbezeichnung NDHV310APC in StückMQW mit 1 bis 5 Quantum Wells, von denen zahlen erhältlich. Sie wird nicht gepulst derzeit drei verwendet werden. betrieben, sondern liefert im Dauerbetrieb (CW) bei 400 bis 415 nm (408 nm typ.) 60 mW. Bild 1 zeigt das Gehäuse und das Schaltbild mit der LD und der Monitordiode (weitere Daten siehe Tabelle). Die NDHV310 gibt es als Version 310 ACA auch ohne Monitordiode. Das in Bild 2 gezeigte Spektrum gilt für beide erhältlichen blauen LDs von Bild 4: Sofort einsetzbar sind die blauen Laserdioden-Module Nichia. Als Engineering-Muster von Omicron Laserage, links LDM405 als Singledioden-Mowerden weitere vier blaue LDs dul mit analoger Modulation bis 350 MHz, rechts ein Dopangeboten, deren Daten eben- peldioden-Modul mit digitale Modulation bis 500 MHz. falls die Tabelle zeigt. Nichia arbeitet im Rahmen einer Kreuzverfügt über eine Monitordiode. Ohne Molizenz mit Sony zusammen an blauen LDs nitordiode werden die Typen DL-5146-351 für die Blu-Ray DVD und für das profesund DL-6146-301 angeboten, die ebenfalls sionelle XDCAM-Speichersystem. bei 405 nm leuchten, aber 35 mW bzw. Sanyo bietet mit der DL-LS5000 eine 50 mW liefern. blau/violett strahlende LD an, die ebenBlaue Laserdiodenmodule falls im CW-Betrieb betrieben werden kann Eine blaue Laserdiode für sich kann nicht und dabei 5 mW liefert bei der Spitzeneingesetzt werden, sie benötigt auf der wellenlänge von 405 nm typ. Auch diese LD elektronik industrie 5 - 2005 elektrischen Seite eine Ansteuerelektronik und die Temperaturregelung sowie auf der optischen Seite einen Kollimator mit Strahlformungsoptik und Astigmatismusausgleich. Da nicht alle Anwender diese Fachgebiete beherrschen, gibt es Spezialfirmen, die fertige LD-Module anbieten wie z. B. die Omicron Laserage GmbH. Die Omicron Laserage GmbH entwickelt und produziert Diodenlaser-Module auf der Basis von LDs der Firma Nichia. Das LDM405D.100 ist das derzeit stärkste 405-nm-Laserdioden-Modul mit rundem Strahlprofil. In ihm kommen zwei blaue Nichia LDs vom Typ 310 ACA zum Einsatz. Bild 4 zeigt links das Modul LDM405, es ist mit einer Nichia-Diode ausgestattet und wird analog moduliert mit bis zu 350 MHz. Rechts im Bild ist das Modul LDM High Power mit Doppeldiode und digitale Modulation bis 500 MHz. ˙ KONTAKT Nichia Kennziffer 420 www.nichia.com Sanyo Kennziffer 423 www.sanyo.com Omicron Laserage Kennziffer 425 www.lasersystem.de 61