Arbeiten in einem anderen Mitgliedstaat Stellensuche
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Arbeiten in einem anderen Mitgliedstaat Stellensuche
EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 1 sur 29 Arbeiten in einem anderen Mitgliedstaat Stellensuche Im April 2013 gab es im Vereinigten Königreich rund 500 000 freie Stellen, und die Beschäftigungsrate lag bei 40 %. Aufgrund der negativen Konjunkturentwicklung haben sich die Arbeitsmarktbedingungen für Arbeitssuchende in vielen Bereichen inzwischen verschlechtert. Mehr Menschen bewerben sich für weniger freie Stellen, aber dennoch besteht in einigen Sektoren immer noch ein Fachkräftemangel. Eine Liste der Berufe, für die Fachkräftemangel herrscht, ist auf der Website der UK Border Agency einsehbar. Alle freien Stellen, die bei der staatlichen Arbeitsvermittlung gemeldet sind, können auch über Eures, das europäische Portal zur beruflichen Mobilität, abgerufen werden. Freie Stellen von Arbeitgebern, die Bewerbungen aus anderen Ländern Europas in Betracht ziehen, sind mit einer EU-Flagge gekennzeichnet. Wenn Sie an einer Tätigkeit in einem ganz bestimmten Fachgebiet interessiert sind, oder an Stellen, die nicht über Eures ausgeschrieben werden, suchen Sie im Internet nach Unternehmen der betreffenden Branche oder des jeweiligen Beschäftigungssektors. Im Vereinigten Königreich werden offene Stellen meist über die lokale und nationale Presse oder die Websites von Unternehmen ausgeschrieben; auch über private oder staatliche Arbeitsvermittlungsagenturen sowie auf Karriere- und Jobmessen werden Stellen vermittelt. Jobcentre Plus Jobcentre Plus, die staatliche Arbeitsvermittlung des Department for Work and Pensions (Ministerium für Arbeit und Renten), bietet Arbeitsuchenden im erwerbsfähigen Alter in Großbritannien (England, Wales und Schottland) Hilfestellung bei der Arbeitssuche und bei der Beantragung von Sozialleistungen. Die freien Stellen des „Jobcentre Plus“ werden auf der GOV.UK-Website geführt. Department for Employment and Learning (DEL) (Ministerium für Beschäftigung und Weiterbildung) Das DEL, das Pendant zum Jobcentre Plus in Nordirland, unterhält ein Netz von Arbeitsagenturen, die Erwachsene im erwerbsfähigen Alter bei der Suche nach einem Arbeitsplatz und der Beantragung von Sozialleistungen unterstützt. Recruitment Agencies (Personalvermittlungsagenturen) Im Vereinigten Königreich gibt es mehrere Tausend Recruitment Agencies. Sie sind in einem Dachverband, der Recruitment and Employment Confederation, organisiert, der die Interessen der privaten Personalvermittlungsagenturen im Vereinigten Königreich vertritt. Zeitungen Stellenanzeigen für qualifizierte Arbeitsplätze werden häufig in den landesweit erscheinenden Zeitungen veröffentlicht. Jobs Fairs (Jobmessen) Jobs Fairs oder Careers Fairs bieten eine gute Gelegenheit, mit zahlreichen potenziellen Arbeitgebern ins Gespräch zu kommen. Die offizielle Website für Hochschulabsolventen im Vereinigten Königreich, „Prospects“, bietet eine Veranstaltungsliste der Jobmessen für Hochschulabsolventen sowie hilfreiche Informationen über die verschiedenen Arbeitsbereiche und Weiterbildungsmöglichkeiten. Bewerbung Bewerbung Wenn Sie eine interessante Stelle gefunden haben, um die Sie sich bewerben möchten, sollten Sie auf die Bewerbung größte Sorgfalt verwenden. Manchmal ist es möglich, sich telefonisch auf eine Stellenanzeige zu bewerben, üblicherweise sendet der Bewerber jedoch ein vollständig ausgefülltes Bewerbungsformular oder seinen Lebenslauf ein. Der Bewerber kann dem Arbeitgeber seine Unterlagen entweder per E-Mail, Post oder auch online zukommen lassen, je nachdem, welche Forderungen dieser hinsichtlich der Bewerbung stellt. Die Bewerbung darf keine falschen oder unzutreffenden Angaben enthalten. Wer absichtlich falsche Angaben macht, kann vom Arbeitgeber entlassen werden. Ihr Bewerbungsschreiben und Ihren Lebenslauf sollten Sie am PC oder auf der Schreibmaschine schreiben, handschriftliche Bewerbungsschreiben sind unüblich. Wenn Sie im Eures-Portal unter „My Eures“ einen eigenen Account eingerichtet haben, können Sie im Bereich für die Suche nach Lebensläufen Ihren persönlichen Europass-Lebenslauf erstellen. 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 2 sur 29 Berufserfahrung Art und Umfang Ihrer Berufserfahrung in früheren Tätigkeiten sind für den Arbeitgeber von großem Interesse. Für Bewerber ohne Berufserfahrung ist es im Vereinigten Königreich schwierig, Arbeit zu finden. Als hilfreich kann sich erweisen, wenn Sie ehrenamtliche Tätigkeiten oder andere Aktivitäten vorweisen können, die Ihr Engagement und Ihre Arbeitswilligkeit erkennen lassen. Qualifikationen Wichtig sind genaue Angaben zu Ihren Qualifikationen. Wenn Sie diese Qualifikationen nicht im Vereinigten Königreich erworben haben, können Sie im National Recognition Information Centre for the UK (NARIC) (Nationales Informationszentrum für die Anerkennung von Qualifikationen) nach Entsprechungen für Ihre Qualifikationen suchen. Referenzen Nicht selten werden vom Arbeitgeber Name und Anschrift von einer oder zwei Gewährspersonen als Referenz verlangt. Hierbei sollte es sich um Personen handeln, die Sie gut kennen und in der Lage sind, ein kurzes Empfehlungs- oder Referenzschreiben aufzusetzen. Dies dient dem Arbeitgeber als Entscheidungshilfe bei der Stellenbesetzung. Infrage kommen hierbei frühere Arbeitgeber oder Hochschuldozenten, gelegentlich auch Freunde, wenn etwa ein Persönlichkeitszeugnis gefordert wird. Wichtig ist, dass die als Referenz angegebenen Gewährspersonen Englisch verstehen und auf Anfragen nach Empfehlungsschreiben auf Englisch antworten können. Vorstellungsgespräch Das Vorstellungsgespräch bietet Ihnen die Gelegenheit, sich dem Arbeitgeber persönlich vorzustellen. Seien Sie rechtzeitig da. Beschaffen Sie sich vorher Informationen über das Unternehmen, bei dem Sie sich bewerben, um Ihren Ansprechpartnern Interesse an der Firma zu bekunden. Versuchen Sie auch bereits vorab, sich möglichst genaue Angaben über die Stelle zu verschaffen, um die Sie sich bewerben. Überlegen Sie sich einige Fragen zu der ausgeschriebenen Stelle. Lassen Sie sich vom Arbeitgeber den Aufgabenbereich möglichst genau beschreiben und verlangen Sie auch genaue Angaben zu Bezahlung, Urlaubsanspruch und Konditionen. Wenn Ihnen etwas nicht klar ist, fragen Sie nach. Umzug in einen anderen Mitgliedstaat Waren- und Kapitalverkehr Der freie Warenverkehr im europäischen Binnenmarkt ist eine der größten Errungenschaften der EU. Wie funktioniert der Binnenmarkt? Die meisten Waren unterliegen dem sogenannten Grundsatz der gegenseitigen Anerkennung, d. h. Waren, die in einem Mitgliedstaat rechtmäßig hergestellt wurden, können in allen anderen EU-Ländern frei bewegt und verkauft werden. In bestimmten sensiblen Sektoren gibt es nach wie vor Handelsbeschränkungen, so im Baugewerbe und in der Pharmabranche. Ferner können die Mitgliedstaaten den freien Warenverkehr auf ihren inländischen Märkten unter bestimmten Bedingungen (beispielsweise, wenn es um Umweltschutz oder die öffentliche Gesundheit geht) beschränken. Den EU-Bürgern steht es generell frei, in anderen Mitgliedstaaten Waren für ihren persönlichen Bedarf zu erwerben. In den meisten Fällen gibt es keine Auflagen in Bezug darauf, was und wie viel eine Person kaufen und bei der Einreise in ein anderes EU-Land mitführen darf. Beim Überqueren von EU-Binnengrenzen sind keine weiteren Steuern zu entrichten, da die Mehrwertsteuer (MwSt) und die Verbrauchsteuer bereits im Kaufpreis enthalten sind; andere Länder dürfen daher keine Zusatzzölle erheben. Allerdings gibt es bei bestimmten Erzeugnissen, wie Alkohol und Tabakwaren, Beschränkungen. Die Website „Steuern und Zollunion“ der Kommission bietet eine übersichtliche Aufstellung der Regelungen für den Kauf solcher Waren in einem anderen EU-Mitgliedstaat. Sonderregelungen gelten auch beim Kauf eines Kraftfahrzeugs in einem Mitgliedstaat, das zur privaten Nutzung in einen anderen Mitgliedstaat überführt wird. Freier Kapitalverkehr Dank der EU-Rechtsvorschriften dürfen die Bürger ihr Geld in allen Mitgliedstaaten verwalten und anlegen. Nicht nur die Finanzmärkte profitieren in Form von Effizienzsteigerungen vom freien Kapitalverkehr – jeder Bürger Europas hat etwas davon. Jede Person kann – mit wenigen Einschränkungen – in einem anderen EU-Land ein Bankkonto eröffnen, Aktien kaufen, Investitionen tätigen und Eigentum erwerben. Überdies können Unternehmen in der EU in andere europäische Firmen investieren, diese besitzen oder führen. 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 3 sur 29 In den Mitgliedstaaten gelten einige Ausnahmen beim freien Kapitalverkehr, hauptsächlich in Bezug auf Besteuerung, Finanzaufsicht, öffentliche Belange, Geldwäsche und finanzielle Sanktionen. Wohnungssuche Wenn Sie im Vereinigten Königreich eine Wohnung suchen, haben Sie viele verschiedene Möglichkeiten, die zum Teil jedoch recht teuer sind. Überlegen Sie sich daher im Vorhinein gut, was für Sie bezahlbar ist. Pensionen und Bed & Breakfast-Unterkünfte sind oft teuer und daher nur für kürzere Aufenthalte zu empfehlen. Wohnungsanzeigen finden Sie unter anderem • in der örtlichen Presse • am Schwarzen Brett des örtlichen Community Centre (Gemeindezentrum) • in Geschäften am Ort • in Postämtern • bei Wohnungsmaklern (Letting Agents) Private Vermieter können Referenzen, die Hinterlegung einer Kaution und eine Vorauszahlung in Höhe einer Monatsmiete verlangen. Gelegentlich wird auch vom Arbeitgeber eine Unterkunft angeboten. Wichtig ist in jedem Fall, dass Sie sich die Bedingungen des Mietvertrags genau anschauen. Wenn Sie die Bedingungen nicht einhalten, wird Ihnen möglicherweise die Wohnung gekündigt. Wenn die Miete oder der Kauf eines Hauses auf dem freien Markt Ihre finanziellen Möglichkeiten übersteigt, könnten Sie auch einen Antrag auf eine Sozialwohnung einer regulierten Sozialwohnungsbaugesellschaft stellen. Vor der Einreichung Ihres Antrags müssen Sie jedoch Ihren aufenthaltsrechtlichen Status überprüfen lassen, da Sie eventuell nicht bezugsberechtigt sind. Wenn Sie ein Haus oder eine Wohnung kaufen wollen, sollten Sie mit Ihrer Bank oder der Bausparkasse besprechen, welche Hypothek man bereit ist, Ihnen zu gewähren, und wie die Konditionen für die Rückzahlung aussehen. Es kann sein, dass Ihnen die Bank erst einen Kredit gewährt, wenn Sie mehrere Jahre im Vereinigten Königreich ansässig sind. Wohnungslosigkeit Wenn Sie Probleme haben, eine Wohnung zu finden, ist es wichtig, dass Sie sich möglichst frühzeitig beim zuständigen Local Council (Gemeindeverwaltung) melden. Dort wird man sich im Notfall darum bemühen, Ihnen eine Unterkunft zu beschaffen. Je früher Sie auf das Problem aufmerksam machen, desto einfacher und schneller lässt sich in der Regel eine Lösung finden, so dass Sie nicht auf der Straße stehen. Scheuen Sie sich daher nicht, rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Housing Services Unit (Wohnungsamt) Wohnungsproblemen mit Rat und Tat zur Seite. Ihrer Gemeindeverwaltung steht Ihnen bei Schulsuche Informationen zu allen Schulen, Colleges und Universitäten im Vereinigten Königreich sind problemlos über das Internet zu beschaffen. Anhand der aktuellen Inspektionsberichte des Office for Standards in Education, Children's Services and Skills (OFSTED) (Amt für Bildungsstandards, Kinderbetreuungsleistungen und Qualifikationen) können Sie sich informieren, ob die von Ihnen ausgesuchte öffentliche oder private Schule Ihren Erwartungen entspricht. An den meisten Schulen werden die Plätze nach bestimmten Auswahlkriterien vergeben. In der Regel bedeutet das, dass Sie im „Einzugsgebiet“ bzw. in der näheren Umgebung der Schule wohnen müssen, damit Ihr Kind die Schule besuchen kann. 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 4 sur 29 Unter den staatlichen Schulen am Wohnort haben Sie grundsätzlich freie Wahl. Da die Nachfrage nach Plätzen an den Schulen mit den besten Bewertungen groß ist, kann es jedoch sein, dass Ihr Kind nicht an der gewünschten Schule unterkommt. Beim Umzug in einen anderen Mitgliedstaat das eigene Auto mitnehmen (einschließlich Informationen zum Führerschein) Das Bestreben der EU, den Bürgern das Reisen zwischen den Mitgliedstaaten möglichst zu erleichtern, hat zu einheitlichen Regelungen für die gegenseitige Anerkennung von Führerscheinen, der Gültigkeit der Fahrzeugversicherung und der Fahrzeugzulassung geführt. Die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet erstreckt sich auch auf die EWR-Länder Norwegen, Island und Liechtenstein. Führerscheine Es gibt keinen einheitlichen EU-/EWR-Führerschein. Stattdessen stellen die Mitgliedstaaten Führerscheine nach dem EG-Muster aus. Auf diese Weise sind die in unterschiedlichen EU-/EWR-Ländern ausgestellten Führerscheine leicht zu erkennen. Diese Führerscheine werden weiterhin nach einzelstaatlichem Gesetz ausgestellt, sind jedoch auch in anderen EULändern sowie in Island, Liechtenstein und Norwegen gültig. Allerdings werden vorläufige Führerscheine oder Bescheinigungen, die im Heimatland des Inhabers ausgestellt wurden, in anderen Mitgliedstaaten nicht anerkannt. EU-/EWR-Bürger, die in einen anderen Mitgliedstaat umziehen, können dort so lange mit ihrem aktuellen Führerschein fahren, wie dieser gültig ist. (Allerdings müssen die Inhaber prüfen, ob sie alle Bedingungen erfüllen, die im neuen Land für Führerscheine gelten, beispielsweise in Bezug auf eine kürzere Gültigkeitsdauer oder ärztliche Untersuchungen.) Wenn der aktuelle Führerschein abläuft bzw. verloren geht oder gestohlen wird, muss der Inhaber im Land seines Wohnsitzes einen neuen beantragen. Zulassung eines Kraftfahrzeugs EU-/EWR-Bürger, die für weniger als sechs Monate in einen anderen Mitgliedstaat umziehen, müssen ihr Fahrzeug nicht dort zulassen und dort auch keine Steuern dafür entrichten. Das Fahrzeug bleibt im bisherigen Wohnsitzland zugelassen. Bleibt der Besitzer jedoch länger als sechs Monate im neuen Wohnsitzland, muss er sein Fahrzeug dort zulassen und auch die dort erhobene Kraftfahrzeugsteuer entrichten. Bei der Zulassung hat der Besitzer folgende Unterlagen vorzulegen: Konformitätsbescheinigung; Nachweis über den Versicherungsschutz; Nachweis über die Eigentümerschaft; Nachweis über die Zahlung der Mehrwertsteuer; Nachweis über die Verkehrstauglichkeit; Nachweis über die Entrichtung der Zulassungsgebühren und Kraftfahrzeugsteuer. Wenn die Fahrzeugbesitzer aus einem anderen EU-/EWR-Land umziehen, können sie – sofern sie die entsprechenden Bedingungen erfüllen und die geltenden Fristen einhalten – in einigen Ländern bei der Zulassung ihres Fahrzeugs eine Steuerbefreiung in Anspruch nehmen. Bevor sie das Land verlassen, sollten sie sich an die zuständigen nationalen Behörden wenden (siehe Link). Fahrzeugversicherung beim Umzug innerhalb der EU/des EWR EU- und EWR-Bürger können ihr Fahrzeug in einem anderen EU-Mitgliedstaat/EWR-Land bei einer Versicherungsgesellschaft versichern, die im Gastland entweder eine Niederlassung besitzt oder dort zum Verkauf von Versicherungen autorisiert ist. Beim Versicherer sollten unbedingt Erkundigungen eingezogen werden, ob der aktuelle Vertrag in dem Land, in welches das Fahrzeug überführt wird, weiterhin gültig ist. Beim Abschluss einer neuen Versicherung in einem anderen EU-/EWR-Land ist zu beachten, dass Versicherungsgesellschaften nicht dazu verpflichtet sind, eine bisherige Schadensfreiheit zu berücksichtigen. Steuerfragen beim Kauf eines Kraftfahrzeugs Wer ein Kraftfahrzeug in einem EU-/EWR-Land kaufen möchte, aber beabsichtigt, es in einem anderen Land zuzulassen, hat lediglich die Mehrwertsteuer im Bestimmungsland zu zahlen. Die Website „Steuern und Zollunion“ der Europäischen Kommission bietet ausführlichere Informationen zu diesem Thema. Anmeldung und Aufenthaltserlaubnis Einreise in das Vereinigte Königreich Bürger des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) und der Schweiz haben das Recht auf Freizügigkeit und freien Aufenthalt im Vereinigten Königreich. Für die Einreise benötigen Sie kein Visum, aber einen zehn Jahre gültigen Pass eines EWR-Landes oder einen gültigen Personalausweis, der bei der Einreise in das Vereinigte Königreich vom Immigration Officer (Beamter der Einwanderungsbehörde) überprüft wird. 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 5 sur 29 Ihre Familienangehörigen, sofern sie Bürger eines EWR-Landes oder der Schweiz sind, können normalerweise gemeinsam mit Ihnen einreisen und genießen die gleichen Rechte. Familienangehörige aus Drittländern benötigen – sofern sie Staatsbürger eines Landes sind, für das für die Einreise in das Vereinigte Königreich Visumpflicht besteht oder wenn sie länger als sechs Monate bleiben wollen – für die Einreise einen „EEA Family Permit“ (Einreiseerlaubnis für Familienangehörige von Staatsangehörigen der Staaten des Europäischen Wirtschaftsraums). Der „EEA Family Permit” ist vor der Einreise in das Vereinigte Königreich bei der britischen Botschaft oder dem Flüchtlingskommissariat im Wohnsitzland zu beantragen. Staatsangehörige von Drittländern (Nicht-EWR-Ländern) benötigen für Aufenthalte von mehr als sechs Monaten Dauer im Vereinigten Königreich grundsätzlich ein Visum oder eine „Entry Clearance“ (Einreiseerlaubnis). Arbeiten im Vereinigten Königreich Staatsangehörige der EWR-Länder (mit Ausnahme von Bulgarien und Rumänien) und der Schweiz benötigen für die Aufnahme einer Arbeit im Vereinigten Königreich keine Arbeitserlaubnis. Staatsangehörige von Bulgarien und Rumänien, die im Vereinigten Königreich arbeiten möchten, müssen vor Arbeitsantritt einen „Work Permit“ (Arbeitserlaubnis) für die Aufnahme einer Arbeit als abhängig Beschäftigter beantragen. Die Arbeitserlaubnis wird in der Regel nur erteilt, wenn ein Arbeitsangebot nachgewiesen werden kann. Staatsangehörige der Tschechischen Republik, aus Estland, Ungarn, Lettland, Litauen, Polen, Slowenien und der Slowakei genießen jetzt Freizügigkeit im Vereinigten Königreich und brauchen sich nicht bei der UK Border Agency zu melden. Residence Permit (Aufenthaltsgenehmigung) Falls Sie im Vereinigten Königreich aufenthaltsberechtigt sind, müssen Sie keine gesonderte Aufenthaltsgenehmigung beantragen oder sich polizeilich melden. Auf Wunsch können Sie beim Immigration and Nationality Directorate of the Home Office (Direktion für Einwanderungs- und Staatsangehörigkeitsfragen beim Innenministerium) eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen. Mit dieser fünf Jahre gültigen Genehmigung wird Ihnen bescheinigt, dass Sie nach dem Recht der Europäischen Gemeinschaft berechtigt sind, sich im Vereinigten Königreich aufzuhalten. Mit der Aufenthaltsgenehmigung erwerben Sie das Recht, Aufenthaltspapiere für Familienangehörige, die nicht die Staatsangehörigkeit eines EWR-Staates besitzen, zu beantragen. Checkliste für die Zeit vor und nach dem Umzug in einen anderen Mitgliedstaat Vor der Ankunft: • Überprüfen Sie, ob Ihr Reisepass und/oder Ihr Personalausweis noch gültig ist. • Wenn Sie Staatsangehöriger eines EWR-Landes oder der Schweiz sind, benötigen Sie die Europäische Krankenversicherungskarte, damit Sie im Vereinigten Königreich Anrecht auf kostenlose oder kostenreduzierte medizinische Versorgung haben. • Schließen Sie ggf. noch im Heimatland eine Auslandskrankenversicherung und/oder eine Diebstahlversicherung ab und bringen Sie die Nachweisunterlagen mit ins Vereinigte Königreich. • Wenn Sie im Vereinigten Königreich Arbeit suchen, denken Sie daran Lebenslauf, Zeugniskopien und Empfehlungsschreiben mitzubringen. Wenn Sie bereits eine Arbeitsstelle haben, sollten Sie alle benötigten Unterlagen sowie die Angaben zu Ihrem Aufenthaltsort im Vereinigten Königreich im Handgepäck mit sich führen. • Wenn Sie aus einem EWR-Land kommen, müssen Sie, wenn Sie keine Arbeit finden, unter Umständen im Vereinigten Königreich Arbeitslosenunterstützung beantragen. Lassen Sie sich deshalb im Herkunftsland das Formular U1 ausstellen, aus dem die im Herkunftsland gezahlten Sozialversicherungsbeiträge ersichtlich sind. • Wenn Sie bereits im Herkunftsland Arbeitslosenunterstützung beziehen und der Unterstützungsanspruch auf das Vereinigte Königreich übertragen werden soll, müssen Sie das Formular U2 vorlegen. • Wenn Sie ein Vollzeitstudium absolvieren, sollten Sie Ihre ISIC-Karte (Internationaler Studentenausweis) mit sich führen, mit der Sie im Vereinigten Königreich Ermäßigungen im Bahn- und Busverkehr und auf Eintrittsgebühren erhalten. • Lassen Sie sich von Ihrer Bank beraten, wie Sie am günstigsten Geld in das Vereinigte Königreich überweisen können, so dass Sie keine größeren Barbeträge mit sich führen müssen. Nehmen Sie am besten neben Bargeld auch Reiseschecks mit und fragen Sie bei Ihrer Bank nach, ob man Ihnen dort bei der Eröffnung eines Kontos im Vereinigten Königreich behilflich sein kann. • Planen Sie sorgfältig, wie viel Geld Sie im Vereinigten Königreich für Fahrt, Unterkunft und Verpflegung benötigen. • Erkundigen Sie sich bei UK Customs and Excise (Behörde für Zölle und Verbrauchsteuern), welche Waren Sie ins Vereinigte Königreich einführen dürfen. 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 6 sur 29 • Besuchen Sie ggf. bereits im Herkunftsland einen Sprachkurs, um Ihre Englischkenntnisse aufzufrischen; gute Sprachkenntnisse erleichtern die Arbeitsuche und schaffen Kontakt. Nach der Ankunft: • Die Anmeldung beim Gesundheitssystem des Vereinigten Königreichs, dem National Health Service (NHS), nehmen Sie in der Praxis eines niedergelassenen Allgemeinmediziners oder General Practitioner (GP) vor. • Die meisten Zahnärzte behandeln nur Privatpatienten, vereinzelt finden sich jedoch auch Zahnärzte, die mit dem NHS abrechnen. • Wenn Sie im Vereinigten Königreich Arbeit gefunden haben, müssen Sie für die Gehaltsüberweisung ein Bankkonto eröffnen. Für die Kontoeröffnung müssen Sie bei der Bank verschiedene Unterlagen vorlegen und ein entsprechendes Antragsformular ausfüllen. • Falls Sie die Absicht haben, im Vereinigten Königreich zu arbeiten, müssen Sie eine Sozialversicherungsnummer – die National Insurance Number – beantragen. Falls Sie bereits im Vereinigten Königreich gearbeitet haben, müssten Sie bereits eine Sozialversicherungsnummer zugeteilt bekommen haben. Sie brauchen den Antrag nur einmal zu stellen, da die Nummer nur einmal vergeben wird und Sie sie während ihrer gesamten Tätigkeit behalten. • Wenn Sie ein eigenes Fernsehgerät nutzen, müssen Sie Fernsehgebühren entrichten. • Zum Schutz Ihres Eigentums können Sie eine Hausratversicherung abschließen. • Wenn Sie ein Auto besitzen, müssen Sie Kfz-Steuer zahlen, eine Art TÜV-Bescheinigung („MOT certificate“) beantragen, sofern Ihr Auto älter ist als drei Jahre, und eine Kfz-Versicherung abschließen. Arbeitsbedingungen Überblick über Arbeitsbedingungen in Europa Das Bestreben der EU, den Bürgern das Reisen zwischen den Mitgliedstaaten möglichst zu erleichtern, hat zu einheitlichen Regelungen für die gegenseitige Anerkennung von Führerscheinen, der Gültigkeit der Fahrzeugversicherung und der Fahrzeugzulassung geführt. Die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet erstreckt sich auch auf die EWR-Länder Norwegen, Island und Liechtenstein. Führerscheine Es gibt keinen einheitlichen EU-/EWR-Führerschein. Stattdessen stellen die Mitgliedstaaten Führerscheine nach dem EG-Muster aus. Auf diese Weise sind die in unterschiedlichen EU-/EWR-Ländern ausgestellten Führerscheine leicht zu erkennen. Diese Führerscheine werden weiterhin nach einzelstaatlichem Gesetz ausgestellt, sind jedoch auch in anderen EULändern sowie in Island, Liechtenstein und Norwegen gültig. Allerdings werden vorläufige Führerscheine oder Bescheinigungen, die im Heimatland des Inhabers ausgestellt wurden, in anderen Mitgliedstaaten nicht anerkannt. EU-/EWR-Bürger, die in einen anderen Mitgliedstaat umziehen, können dort so lange mit ihrem aktuellen Führerschein fahren, wie dieser gültig ist. (Allerdings müssen die Inhaber prüfen, ob sie alle Bedingungen erfüllen, die im neuen Land für Führerscheine gelten, beispielsweise in Bezug auf eine kürzere Gültigkeitsdauer oder ärztliche Untersuchungen.) Wenn der aktuelle Führerschein abläuft bzw. verloren geht oder gestohlen wird, muss der Inhaber im Land seines Wohnsitzes einen neuen beantragen. Zulassung eines Kraftfahrzeugs EU-/EWR-Bürger, die für weniger als sechs Monate in einen anderen Mitgliedstaat umziehen, müssen ihr Fahrzeug nicht dort zulassen und dort auch keine Steuern dafür entrichten. Das Fahrzeug bleibt im bisherigen Wohnsitzland zugelassen. Bleibt der Besitzer jedoch länger als sechs Monate im neuen Wohnsitzland, muss er sein Fahrzeug dort zulassen und auch die dort erhobene Kraftfahrzeugsteuer entrichten. Bei der Zulassung hat der Besitzer folgende Unterlagen vorzulegen: Konformitätsbescheinigung; Nachweis über den Versicherungsschutz; Nachweis über die Eigentümerschaft; Nachweis über die Zahlung der Mehrwertsteuer; Nachweis über die Verkehrstauglichkeit; Nachweis über die Entrichtung der Zulassungsgebühren und Kraftfahrzeugsteuer. Wenn die Fahrzeugbesitzer aus einem anderen EU-/EWR-Land umziehen, können sie – sofern sie die entsprechenden Bedingungen erfüllen und die geltenden Fristen einhalten – in einigen Ländern bei der Zulassung ihres Fahrzeugs eine Steuerbefreiung in Anspruch nehmen. Bevor sie das Land verlassen, sollten sie sich an die zuständigen nationalen Behörden wenden (siehe Link). 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 7 sur 29 Fahrzeugversicherung beim Umzug innerhalb der EU/des EWR EU- und EWR-Bürger können ihr Fahrzeug in einem anderen EU-Mitgliedstaat/EWR-Land bei einer Versicherungsgesellschaft versichern, die im Gastland entweder eine Niederlassung besitzt oder dort zum Verkauf von Versicherungen autorisiert ist. Beim Versicherer sollten unbedingt Erkundigungen eingezogen werden, ob der aktuelle Vertrag in dem Land, in welches das Fahrzeug überführt wird, weiterhin gültig ist. Beim Abschluss einer neuen Versicherung in einem anderen EU-/EWR-Land ist zu beachten, dass Versicherungsgesellschaften nicht dazu verpflichtet sind, eine bisherige Schadensfreiheit zu berücksichtigen. Steuerfragen beim Kauf eines Kraftfahrzeugs Wer ein Kraftfahrzeug in einem EU-/EWR-Land kaufen möchte, aber beabsichtigt, es in einem anderen Land zuzulassen, hat lediglich die Mehrwertsteuer im Bestimmungsland zu zahlen. Die Website „Steuern und Zollunion“ der Europäischen Kommission bietet ausführlichere Informationen zu diesem Thema. Beschäftigungsende Wenn Sie Ihren Arbeitsplatz verlieren Wenn Sie der Meinung sind, dass Sie zu Unrecht entlassen wurden oder wenn Sie sich hinsichtlich einer vorgeschlagenen Abfindungszahlung beraten lassen wollen, können Sie eine Rechtsberatung in Anspruch nehmen. Als erste Anlaufstelle empfiehlt sich hierfür die Gewerkschaft, das Citizens Advice Bureau (Bürgerberatungsstelle) oder ein Law Centre (Rechtsberatungsstelle), aber warten Sie damit nicht zu lange. Die Widerspruchsfrist nach einer Entlassung beträgt in der Regel lediglich drei Monate. Die Gewerkschaft, das Citizens Advice Bureau, ein Law Centre oder ein Rechtsanwalt kann Sie über das weitere Vorgehen beraten. Wenn Ihr Arbeitsverhältnis vom Arbeitgeber gekündigt wurde, haben Sie möglicherweise Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung (Jobseeker’s Allowance). Beratung hierzu erhalten Sie bei dem für Ihren Wohnort zuständigen Jobcentre Plus. Weitere Informationen erhalten Sie beim Citizen’s Advice Bureau und auf der Website des Jobcentre Plus. Arbeitnehmervertretung Die Gewerkschaften in Großbritannien setzen sich für die bessere Entlohnung und bessere Arbeitsbedingungen ihrer Mitglieder ein. Darüber hinaus beraten sie Gewerkschaftsmitglieder bei Problemen am Arbeitsplatz und können bei Schwierigkeiten mit dem Arbeitgeber vermittelnd eingreifen. Nach dem Gesetz hat jeder Bürger des Vereinigten Königreichs über 16 Jahre das Recht, sich einer Gewerkschaft anzuschließen. Gewerkschaftsmitglieder können sich bei ihrer Gewerkschaft über ihre Rechte als Arbeitnehmer informieren und erhalten Unterstützung bei Problemen mit dem Arbeitgeber. Fragen Sie ggf. Ihre gewerkschaftlich organisierten Kollegen, welche Leistungen die Gewerkschaft bietet und wer der Gewerkschaftsvertreter für Ihren Betrieb ist. 2010 waren im Vereinigten Königreich schätzungsweise rund 6,5 Millionen Arbeitnehmer gewerkschaftlich organisiert. In Nordirland war der Organisierungsgrad mit 35,7 % aller Beschäftigten am höchsten, in Wales lag der Organisierungsgrad bei 34,5 % und in Schottland bei 32,3 %. Den niedrigsten Organisierungsgrad wies England mit 25,2 % auf. Lediglich 14,2 % der Arbeitnehmer im Privatsektor sind Gewerkschaftsmitglieder, während im öffentlichen Dienst 56,3 % der Beschäftigten gewerkschaftlich organisiert sind. Ob Sie sich einer Gewerkschaft anschließen, bleibt Ihnen überlassen. Es besteht kein Zwang, einer Gewerkschaft beizutreten, aber Ihr Arbeitgeber darf Sie auch nicht aus diesem Grund entlassen. Über die einzelnen Gewerkschaften im Vereinigten Königreich und die mit einer Gewerkschaftsmitgliedschaft verbundenen Vorteile informiert Sie die Website des Trades Union Congress (TUC) (Gewerkschaftsdachverband). Arbeitskonflikte - Streik Arbeitskampfmaßnahmen sind vom Gesetz abgesichert, sofern • es bei der Auseinandersetzung um eine betriebliche Auseinandersetzung zwischen Arbeitnehmern und deren Arbeitgeber geht; • eine geheime Urabstimmung stattgefunden hat, bei der sich die Mehrheit der Gewerkschaftsmitglieder für die Kampfmaßnahme ausgesprochen hat, und 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 8 sur 29 • der Arbeitgeber mindestens sieben Tage vor Beginn der Maßnahme über die Einzelheiten der geplanten Arbeitskampfmaßnahme unterrichtet wurde. Arbeitskampfmaßnahmen haben im Vereinigten Königreich eine lange Tradition, von den TolpuddleMärtyrern – einer Gruppe von sechs Landarbeitern, die sich 1830 gegen die Landbesitzer auflehnten – bis hin zu den aktuellen Streiks in den öffentlichen und privaten Sektoren. Flächendeckende Arbeitskampfmaßnahmen sind heutzutage – anders als in den 1970er und 1980er Jahren – eher selten. Nach dem Bergarbeiterstreik von 1984/85, der mit der Niederlage der nationalen Bergarbeitergewerkschaft endete, machte sich die damalige konservative Regierung daran, ihr Programm der freien Marktwirtschaft zu festigen. Dadurch wurde die Gewerkschaftsbewegung im Vereinigten Königreich empfindlich geschwächt, so dass heute in Arbeitskampffragen die Meinungen in der Öffentlichkeit deutlich stärker als früher auseinandergehen. Allerdings kam es in den letzten Jahren zu Streiks bei den Fluggesellschaften und auch zu Protestmaßnahmen gegen Stellenstreichungen im öffentlichen Dienst. Aus- und Weiterbildung Der Begriff der beruflichen Bildung bezeichnet praktische Tätigkeiten und Schulungen im Zusammenhang mit einer bestimmten Berufstätigkeit oder einem spezifischen Beruf, mit denen die Absolventen auf ihre künftige Laufbahn vorbereitet werden sollen. Berufliche Bildung ist für viele ein wichtiges Instrument, um berufliche Anerkennung zu finden und ihre Chancen auf einen guten Arbeitsplatz zu verbessern. EU-Initiativen zur Förderung der beruflichen Bildung In ihrem Bemühen um einen kooperativen Ansatz für die Entwicklung der Berufsbildungssysteme in Europa stützt sich die EU auf eine Vielzahl von Instrumenten und Initiativen, von denen zahlreiche im Rahmen des Programms für lebenslanges Lernen durchgeführt werden. Lebenslanges Lernen ist ein Prozess, der die gesamte Zeitspanne von der Vorschule bis ins Rentenalter und alle Arten der Aus- und Weiterbildung umfasst. Es soll Menschen in die Lage versetzen, ihr Leben lang Schlüsselkompetenzen zu erwerben und zu pflegen. Darüber hinaus soll es sie befähigen, sich frei zwischen Arbeitsstellen, Regionen und Ländern zu bewegen. Fördermöglichkeiten stehen für eine Reihe von Aktivitäten zur Verfügung, z. B. für Austauschprogramme, Studienaufenthalte und Vernetzungsmaßnahmen. Es gibt zahlreiche Projekte vielfältiger Art, sowohl für die Lernenden als auch für deren Ausbilder und Lehrkräfte. Zu den wichtigsten Unterprogrammen gehören: • Erasmus. Dieses Programm, das als Aushängeschild des EU-Programms für die allgemeine und berufliche Bildung gilt, ermöglicht es rund 200 000 Studierenden pro Jahr, einen Studien- oder Arbeitsaufenthalt im Ausland zu absolvieren. Überdies wird im Rahmen von Erasmus die Zusammenarbeit zwischen Hochschuleinrichtungen in Europa finanziell gefördert. • Leonardo da Vinci. Dieses Programm unterstützt sowohl Einzelpersonen beim Erwerb neuer Fähigkeiten als auch Organisationen aus dem Berufsbildungssektor bei der Zusammenarbeit mit Partnern in der gesamten EU und dem Austausch bewährter Praktiken. Mit dem Programm Leonardo da Vinci wird eine Vielzahl praktischer Berufsbildungsprojekte gefördert: von Auslandspraktika bis hin zu großangelegten Initiativen zur Vertiefung der Zusammenarbeit und der Vernetzung in ganz Europa. • Grundtvig. Das Grundtvig-Programm konzentriert sich auf die Lehr- und Lernbedürfnisse von Lernenden in der Erwachsenenbildung. Es umfasst formales, nicht formales und informelles Lernen. EU-Einrichtungen zur Förderung der beruflichen Bildung Die EU hat eine Reihe von Agenturen eingerichtet, die sich der Verbesserung der Zusammenarbeit und des Austauschs von Praktiken widmen: Das Europäische Zentrum für die Förderung der Berufsbildung (Cedefop) wurde im Jahr 1975 zur Förderung und Entwicklung der Berufsbildung in Europa errichtet und hat seinen Sitz in Thessaloniki, Griechenland. Das Cedefop führt Forschungs- und Analysearbeiten auf dem Gebiet der Berufsbildung durch und gibt sein Fachwissen an verschiedene europäische Partner weiter, beispielsweise an Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Ausbildungsstätten. Die Europäische Stiftung für Berufsbildung wurde im Jahr 1995 errichtet und arbeitet eng mit dem Cedefop zusammen. Die Aufgabe der Stiftung besteht darin, Partnerländer außerhalb der EU bei der Modernisierung und Entwicklung ihrer Berufsbildungssysteme zu unterstützen. 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 9 sur 29 Anerkennung von Abschlüssen und Befähigungsnachweisen Die Anerkennung der erworbenen Qualifikationen und Fähigkeiten kann bei der Entscheidung, in einem anderen EU -Land zu arbeiten, eine ausschlaggebende Rolle spielen. Leider erschweren unterschiedliche Aus- und Weiterbildungssysteme den Arbeitgebern und Einrichtungen oft die Beurteilung von Qualifikationen. Anerkennung beruflicher Qualifikationen Grundsätzlich sollte es jedem EU-Bürger möglich sein, seinen Beruf in jedem beliebigen Mitgliedstaat auszuüben. In der Realität wird der Zugang zu bestimmten Berufen jedoch durch unterschiedliche einzelstaatliche Anforderungen beschränkt. Um diese Unterschiede abzuschaffen, hat die EU eine Regelung zur Anerkennung beruflicher Qualifikationen geschaffen. Nach Maßgabe dieser Regelung wird zwischen reglementierten Berufen (für die bestimmte Qualifikationen gesetzlich vorgeschrieben sind) und Berufen, die im Aufnahmemitgliedstaat nicht gesetzlich geregelt sind, unterschieden. Die Europäische Kommission hat eine Reihe von Instrumenten aufgelegt, mit denen eine bessere Transparenz und Anerkennung von Qualifikationen sowohl zu akademischen als auch zu beruflichen Zwecken sichergestellt werden soll: • Der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR). Zentrales Ziel des Qualifikationsrahmens ist die Schaffung von Verbindungen zwischen den unterschiedlichen einzelstaatlichen Qualifikationssystemen zur leichteren Anerkennung von Diplomen. Einzelpersonen und Arbeitgeber können dank des EQR Qualifikationen, die in anderen Ländern erworben wurden, besser beurteilen und vergleichen. Die Länder können ihre nationalen Qualifikationssysteme an den EQR koppeln, und ab dem Jahr 2012 können alle neuen Qualifikationen einen Verweis auf ein entsprechendes EQR-Niveau tragen. • Das Netz der nationalen Informationszentren für Fragen der akademischen Anerkennung (NARIC). Im Jahr 1984 wurde auf Betreiben der Europäischen Kommission ein Netz von nationalen Informationszentren für Fragen der akademischen Anerkennung errichtet. Das NARIC-Netz berät bei der akademischen Anerkennung von Auslandsstudienaufenthalten. Die Zentren sind in allen EU-Mitgliedstaaten sowie in den Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums vertreten und spielen bei der Anerkennung von Qualifikationen eine wichtige Rolle. • Das Europäische System zur Übertragung und Akkumulierung von Studienleistungen (ECTS). Dieses System soll die Anerkennung von im Ausland absolvierten Studienzeiten erleichtern. Es erlaubt die Übertragung von Lernergebnissen zwischen verschiedenen Bildungseinrichtungen und bietet eine flexible Möglichkeit zum Erwerb eines Abschlusses. • Europass. Der Europass ist ein Instrument, das die Transparenz beruflicher Fähigkeiten gewährleisten soll. Er umfasst fünf standardisierte Dokumente: einen Lebenslauf, einen Sprachenpass, Zeugniserläuterungen, Diplomzusätze und den Europass-Mobilitätsnachweis. Das Europass-System sorgt dafür, dass Fähigkeiten und Qualifikationen in den unterschiedlichen Teilen Europas klar verstanden und problemlos nachvollzogen werden können. In allen Ländern der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums wurden nationale Europass-Zentralstellen eingerichtet. • Die Datenbank der Kommission zu reglementierten Berufen enthält eine durchsuchbare Auflistung der Berufe, die in den EU-Mitgliedstaaten, EWR-Ländern und der Schweiz reglementiert sind, sowie Kontaktstellen und Informationen zu den zuständigen Behörden. Beschäftigungsformen Mindestalter Kinder unter 14 Jahren dürfen grundsätzlich keine Arbeit annehmen, ausgenommen gelegentliche leichte Tätigkeiten in der Landwirtschaft unter Aufsicht der Eltern. Jugendliche im Alter zwischen 14 und 16 Jahren dürfen laut Gesetz leichte Arbeiten ausführen. Zu den Tätigkeiten, die sie nicht ausführen dürfen, zählen das Ausliefern von Milch, der Verkauf von Alkohol, Zigaretten oder Arzneimitteln, Mithilfe in Küchen und an Imbissständen, das Bedienen gefährlicher Maschinen oder Tätigkeiten, bei denen sie in irgendeiner Weise Schaden nehmen können. 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 10 sur 29 Arbeitgeber, die Arbeitskräfte aus dem Ausland beschäftigen, akzeptieren meist nur Bewerber ab 18 Jahre. Arbeitsvertrag Ein Arbeitsvertrag beinhaltet die Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die vertraglich vereinbarten Rechte und Pflichten von Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind in den Vertragsbedingungen oder „Terms of Contract“ festgelegt. Eine bestimmte Vertragsform ist vom Gesetzgeber nicht vorgeschrieben, doch müssen die Vertragsbedingungen den Bestimmungen des Arbeitsrechts entsprechen. Der Arbeitsvertrag muss nicht schriftlich niedergelegt werden, doch muss der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer nach Arbeitsantritt (innerhalb von zwei Monaten nach Arbeitsbeginn) eine schriftliche Erklärung aushändigen, aus der die Einzelheiten und die Bedingungen des Arbeitsverhältnisses hervorgehen, d. h. Lohn/Gehalt und Zahlungsmodalitäten, Arbeitszeit und Urlaubsanspruch. Aus der Erklärung muss auch die Kündigungsfrist für den Fall ersichtlich sein, dass Sie oder der Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis beenden wollen. Die Erklärung ist von Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu unterschreiben, beide Parteien erhalten ein unterschriebenes Exemplar für ihre Unterlagen. Dieses Dokument dient als Nachweis der vereinbarten Arbeitsbedingungen und kann im Fall einer rechtlichen Auseinandersetzung als Beweismittel herangezogen werden. Arbeitsverträge Jeder Arbeitnehmer hat Anspruch auf einen Arbeitsvertrag, der die Grundlage des Beschäftigungsverhältnisses bildet. Das Employment Rights Act 1996 (Gesetz über Rechte in Beschäftigungsverhältnissen) schreibt vor, dass der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer innerhalb von zwei Kalendermonaten nach Aufnahme der Arbeit eine schriftliche Erklärung aushändigen muss, in der die folgenden Einzelheiten des Arbeitsverhältnisses festgelegt sind: • Name des Arbeitgebers und des Arbeitnehmers • Tätigkeitsbezeichnung oder Tätigkeitsbeschreibung • Beginn des Arbeitsverhältnisses, Einsatzort und Anschrift des Arbeitgebers • Lohn/Gehalt und Zahlungsmodalitäten • Arbeitszeit, Anspruch auf Urlaub und Leistungen im Krankheitsfall • Einzelheiten zu Rentenbeiträgen und -leistungen • Kündigungsfrist • Schlichtungs- und Beschwerdeverfahren • Disziplinarvorschriften oder Entlassungsgründe Im Laufe der Zeit sind für Arbeitnehmer zahlreiche gesetzlich verankerte Rechte hinzugekommen, die in Gesetzen und Verordnungen über das Arbeitgeber-Arbeitnehmerverhältnis festgelegt sind. Ein Verzicht auf diese Rechte ist im Allgemeinen nicht möglich; sie beinhalten unter anderem: • das Recht auf gleiche Bezahlung • das Recht auf Beteiligung an gewerkschaftlichen Aktivitäten • das Recht auf Rückkehr an den Arbeitsplatz nach Schwangerschaft oder Geburt eines Kindes • das Recht auf Beantragung flexibler Arbeitszeitregelungen und Elternurlaub • das Recht auf Nichtdiskriminierung • das Recht auf Schutz gegen ungerechtfertigte Entlassung Der Arbeitsvertrag ist für den Arbeitnehmer ein wichtiges Dokument. Lesen Sie den Vertrag daher genau durch und fragen Sie im Zweifel nach, bevor Sie ihn unterschreiben. Änderung des Arbeitsvertrags Änderungen des Arbeitsvertrags bedürfen in der Regel der Zustimmung von Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die Zustimmung kann mündlich oder schriftlich erteilt werden (die Schriftform ist in jedem Fall besser, um späteren Meinungsverschiedenheiten vorzubeugen). Beendigung des Arbeitsverhältnisses Wenn der Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis beenden will, muss er eine Kündigungsfrist einhalten; umgekehrt gilt das Gleiche: auch der Arbeitnehmer muss eine Kündigungsfrist einhalten, wenn er seinerseits das Arbeitsverhältnis beenden will. Die Kündigungsfrist richtet sich nach der Dauer des Arbeitsverhältnisses. Wird die Kündigungsfrist vom Arbeitgeber nicht eingehalten, kann der 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 11 sur 29 Arbeitnehmer vor Gericht gegen die Kündigung klagen. Beendet der Arbeitnehmer seine Tätigkeit vor Ablauf der Kündigungsfrist, hat der Arbeitgeber ggf. das Recht auf Lohnabzug oder er kann auf Schadenersatz klagen. In bestimmten Fällen muss keine Kündigungsfrist eingehalten werden, z. B. wenn die Kündigung wegen groben Fehlverhaltens ausgesprochen wurde oder im Fall einer provozierten Kündigung („Constructive Dismissal“). Wenn Ihr Arbeitsverhältnis Ihrer Meinung nach ungerechtfertigt gekündigt wurde, lassen Sie sich bei ACAS beraten (Tel. 08457 474747). ACAS bemüht sich um Vermittlung bzw. Schlichtung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Für die Wahrung der Klagefrist im Falle einer ungerechtfertigten Kündigung gilt eine Frist von drei Monaten nach Beendigung der Tätigkeit. Besondere Beschäftigtengruppen Junge Arbeitnehmer Für die Beschäftigung junger Arbeitnehmer (Jugendliche, die im Vereinigten Königreich nicht mehr schulpflichtig sind, das 18. Lebensjahr jedoch noch nicht vollendet haben) gelten besondere Vorschriften: • Die Arbeitszeit ist auf acht Stunden pro Tag und 40 Stunden pro Woche begrenzt. • Zwischen 22 Uhr und 6 Uhr bzw. zwischen 23 Uhr und 7 Uhr dürfen sie nicht arbeiten. • Zwischen zwei Arbeitstagen müssen mindestens 12 Stunden Ruhezeit liegen. • Sie müssen mindestens zwei Tage pro Woche frei haben; wenn sie länger als 4,5 Stunden arbeiten, muss während der Arbeitszeit eine Ruhepause von 30 Minuten eingehalten werden. Menschen mit Behinderungen Nach dem Disability Discrimination Act (1995) (Gesetz gegen die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen) ist es Arbeitgebern verboten, Menschen mit Behinderungen, die sich um eine Stelle bewerben oder die bei ihnen beschäftigt sind, aus Gründen, die mit ihrer Behinderung im Zusammenhang stehen, gegenüber anderen ungerechtfertigt zu benachteiligen. Vom Arbeitgeber kann verlangt werden, dass er angemessene Anpassungsmaßnahmen vornimmt, um die Arbeitsbedingungen oder einen Arbeitsplatz so zu gestalten, dass eine behinderte Person beschäftigt werden kann. In Fällen von Benachteiligung von Menschen mit Behinderungen hilft die Disability Rights Commission (DRC) (Kommission für die Rechte von Menschen mit Behinderungen). Civil Partnerships (Eingetragene Lebenspartnerschaften) Nach dem Civil Partnership Act (2004) (Gesetz über eingetragene Lebenspartnerschaften) können nicht verwandte gleichgeschlechtliche Paare ihre Lebensgemeinschaft als eingetragene Lebenspartnerschaft beurkunden lassen. In diesem Fall haben die Lebenspartner gegenüber dem Arbeitgeber die gleichen Ansprüche wie verheiratete Arbeitnehmer (z. B. im Hinblick auf flexible Arbeitszeitregelungen, Elterngeld und Krankenversicherung). Schwangere Arbeitnehmerinnen Schwangere Arbeitnehmerinnen haben Anspruch auf bezahlte Freistellung von der Arbeit für Schwangerschaftsvorsorgetermine. Seit dem 1. April 2007 haben Mütter nach der Geburt Anspruch auf ein Jahr Mutterschaftsurlaub. Nach Ende des Mutterschaftsurlaubs müssen sie entweder an ihrem bisherigen Arbeitsplatz weiterbeschäftigt werden oder es muss ihnen ein angemessener anderer Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt werden. Väter können nach der Geburt ihres Kindes bis zu zwei Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub in Anspruch nehmen. Selbständigkeit Eine selbstständige Erwerbstätigkeit übt aus, wer auf eigene Rechnung arbeitet und sein eigener Chef ist. Wer selbstständig arbeitet, hat nicht immer ein regelmäßiges Einkommen, insbesondere in der Anlaufphase, und muss sich um Kranken- und Rentenversicherung selbst kümmern. Eine selbstständige Tätigkeit kann als Einzelunternehmer, in einer Partnerschaft oder in Form einer Limited Company (Personengesellschaft) ausgeübt werden. In der Gründungs- und Anlaufphase werden Sie als selbstständiger Unternehmer wahrscheinlich auf finanzielle Unterstützung angewiesen sein, und Sie müssen die Steuer- und Umsatzsteuervorschriften für Selbstständige einhalten. Außerdem sind Vorschriften für Handelsbezeichnungen und Lizenzen, Rentenversicherung, die Beschäftigung von Arbeitnehmern, Buchführung und Rechnungslegung zu beachten. 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 12 sur 29 Bei der Ausarbeitung Ihres Geschäftsplans helfen Ihnen beispielsweise Organisationen wie das Business Support Simplification Programme (BSSP, Programm zur Vereinfachung der Wirtschaftsförderung). Das BSSP ist eine Initiative zur Unterstützung von Kleinunternehmen und wurde innerhalb des Department for Business Enterprise and Regulatory Reform (BERR, britisches Ministerium für Unternehmertum und Reformen der gesetzlichen Rahmenbedingungen) von der Direktion Unternehmen gegründet. Die Direktion Unternehmen stellt sicher, dass nationale, regionale und lokale Behörden die Bedürfnisse von Unternehmern und Kleinunternehmen wahrnehmen und auf diese eingehen. Beim Business Link National Contact Centre des SBS können sich Kleinunternehmer im Vereinigten Königreich Rat und Informationen holen. In den einzelnen Landesteilen sind hierfür folgende Stellen zuständig: • Business Link in England • Business Wales • Small Business Gateways in den schottischen Lowland-Bezirken • Business Information Sources in den schottischen Highland-Bezirken • Invest NI in Nordirland Wer eine selbstständige Erwerbstätigkeit neu aufnimmt, muss dies aus steuer- und versicherungstechnischen Gründen unmittelbar bei Aufnahme der Tätigkeit im Vereinigten Königreich bei HM Revenue and Customs (HMRC) (Zoll- und Finanzbehörde) melden. Bei Nichteinhaltung der Meldefrist drohen 100 GBP Strafe. HRMC unterhält einen telefonischen Meldedienst für Unternehmensgründer, bei dem man die Meldung für Steuer und Sozialversicherung telefonisch abgeben kann und der auch Auskunft über Schulungsangebote der zuständigen Finanzämter gibt – Telefon: 0845 915 4515. Unterstützung für Jungunternehmer Der Prince’s Trust unterstützt Jungunternehmer von 18 bis 30 Jahre bei der Unternehmensgründung (in Schottland liegt die Altersgrenze bei 25 Jahren). Der Prince’s Trust gewährt Darlehen, einen Beratungsdienst für Jungunternehmer und Marketingunterstützung. Selbstständigkeit bei Langzeitarbeitslosen Inbiz bietet Langzeitarbeitslosen, die eine selbstständige Erwerbstätigkeit aufnehmen möchten, Hilfe und Unterstützung (nur in England). Local Enterprise Agencies Local Enterprise Agencies (Lokale Agenturen Hilfestellung und Beratung für Kleinunternehmen. für Unternehmensförderung) bieten kostenlose Löhne und Gehälter Arbeitnehmer im Vereinigten Königreich haben Anspruch auf den gesetzlich festgelegten nationalen Mindeststundenlohn für die von ihnen ausgeübte Tätigkeit. Nachfolgend die Mindestlöhne nach Altersgruppe: Alter Ausbildungssatz 16-17 Jahre 18-20 Jahre Ab 21 Jahre Mindestlohn 2,65 GBP 3,68 GBP 4,98 GBP (Weiterbildungssatz) 6,19 GBP Die Sätze ändern sich jeweils am 1. Oktober eines jeden Jahres. Der Ausbildungssatz gilt für Auszubildende, die unter 19 Jahre alt sind und für Azubis über 19, die sich noch im ersten Ausbildungsjahr befinden. Die Lohn- oder Gehaltszahlung wird in der Regel wöchentlich oder monatlich ausgezahlt. Viele Arbeitgeber überweisen die Lohn- oder Gehaltszahlung direkt auf das Bankkonto des Arbeitnehmers. Gesetzlich vorgeschrieben ist auch die Lohn- oder Gehaltsabrechnung zu jeder Lohn- oder Gehaltszahlung. In dieser Aufstellung, die Sie vom Arbeitgeber erhalten, müssen die Höhe der Vergütung und die Abzüge für Sozialversicherung und Steuern ausgewiesen sein. 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 13 sur 29 Der Arbeitgeber behält per Gesetz Einkommensteuer (Income Tax), Lohnsteuer nach dem PAYE-System (Pay as You Earn – Lohnsteuerabzug) und Beiträge zur National Insurance (NI) (Sozialversicherung) direkt vom Lohn bzw. Gehalt ein. Sonstige Beiträge, z. B. zur Rentenversicherung, dürfen vom Arbeitgeber nur mit Zustimmung des Arbeitnehmers einbehalten werden. Wenn Ihnen Ihrer Meinung nach der gesetzliche Mindestlohn vorenthalten wird, können Sie sich unter folgender Telefonnummer bei der DTI National Minimum Wage Helpline (telefonische Beratungsstelle zum Mindestlohn) beraten lassen: 0845 6000 678. Arbeitszeit Ihre reguläre Arbeitszeit und Ihr Urlaubsanspruch sind im Arbeitsvertrag festgelegt. Bei gelegentlich anfallenden Überstunden können Sie selbst entscheiden, ob Sie länger arbeiten wollen; der Arbeitgeber darf Sie nicht zwingen, Überstunden zu leisten. Die maximale Wochenarbeitszeit für Arbeitnehmer ist in entsprechenden Rechtsvorschriften geregelt. Im Allgemeinen dürfen Jugendliche, die nicht mehr schulpflichtig sind, jedoch das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, pro Woche maximal 40 Stunden und nicht länger als 8 Stunden pro Tag arbeiten. Für Arbeitnehmer über 18 Jahre gilt eine maximale Wochenarbeitszeit von 48 Stunden. Weitere Auskünfte und Beratung zur Arbeitszeit erteilt das Amt für Umwelt und Gesundheit Ihrer Gemeindeverwaltung oder die nationale Behörde für Gesundheit und Gesundheitsschutz (National Health and Safety Executive) unter der Rufnummer 0845 345 00 55, wenn Sie im Vereinigten Königreich leben. Urlaub (Jahresurlaub, Elternzeit, usw.) Für alle Arbeitnehmer besteht ein gesetzlicher Anspruch auf mindestens 5,6 Wochen bezahlten Jahresurlaub (bei einer Fünftage-Arbeitswoche entspricht dies 28 bezahlten Urlaubstagen). Arbeitgeber können auf freiwilliger Basis längeren Urlaub gewähren. Über folgende Aspekte in Bezug auf Ihren Urlaubsanspruch sollten Sie Bescheid wissen: • Urlaubsanspruch erwerben Sie ab dem Zeitpunkt der Arbeitsaufnahme. • Der Arbeitgeber kann bestimmen, wann Sie Urlaub nehmen dürfen. • Während des Urlaubs beziehen Sie Ihr reguläres Arbeitsentgelt. • Bei Kündigung erhalten Sie nicht in Anspruch genommenen Urlaub ausbezahlt. Anspruch auf Urlaub haben nur abhängig Beschäftigte. Selbstständige haben keinen gesetzlichen Anspruch auf bezahlten Urlaub. Public Holidays und Bank Holidays (offizielle Feiertage) An Bank Holidays und Public Holidays besteht kein gesetzlicher Anspruch auf bezahlten Urlaub. Wenn an Feiertagen bezahlter Urlaub gewährt wird, kann dieser auf den Mindesturlaubsanspruch von 5,6 Wochen angerechnet werden. Viele Arbeitgeber gewähren allerdings an Bank Holidays und Public Holidays bezahlten Urlaub zusätzlich zum Jahresurlaub. In Großbritannien (England, Wales und Schottland) gibt es acht reguläre Bank Holidays und Public Holidays, in Nordirland zehn. Wenn Sie an einem solchen Feiertag arbeiten, haben Sie nicht automatisch ein Anrecht auf einen Feiertagszuschlag. Die Bezahlung richtet sich nach Ihrem Arbeitsvertrag. Wenn Vollzeitkräfte an einem Feiertag bezahlten Urlaub erhalten, haben Teilzeitkräfte, die an dem betreffenden Tag regulär nicht arbeiten, Anspruch auf bezahlten Urlaub entsprechend ihrer Arbeitszeit an einem anderen Tag. Lebensbedingungen Überblick über die Lebensbedingungen in Europa Lebensqualität – ganz oben auf der Prioritätenliste der sozialpolitischen Agenda der EU Günstige Lebensbedingungen sind von einer ganzen Reihe von Faktoren abhängig, z. B. von qualitativ hochwertigen Gesundheitsdiensten, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie einer guten Verkehrsinfrastruktur. 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 14 sur 29 Diese und viele weitere Faktoren beeinflussen das Alltags- und Arbeitsleben der Bürger. Die EU will die Lebensqualität in allen Mitgliedstaaten verbessern und den vielen Herausforderungen des modernen Europa, beispielsweise der sozialen Ausgrenzung und der Alterung der Bevölkerung, begegnen. Beschäftigung in Europa Die Verbesserung der Beschäftigungschancen in Europa ist für die EU von vorrangiger Bedeutung. Die Europäische Beschäftigungsstrategie wurde von der EU und ihren Mitgliedstaaten mit dem Ziel ausgearbeitet, mehr und bessere Arbeitsplätze zu schaffen, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und die Mobilität zu steigern. Die Strategie bietet den europäischen Ländern einen Rahmen zur Koordinierung ihrer Beschäftigungsstrategien und für den Austausch von Informationen. Selbstverständlich ist die Verbesserung der Beschäftigungsaussichten eines jeden europäischen Bürgers wesentlicher Bestandteil von Europa 2020, der auf zehn Jahre angelegten Strategie der EU für wirtschaftliches Wachstum. Eines der Hauptziele ist es, dass bis zum Ende des Jahrzehnts 75 % der europäischen Bürger im Alter zwischen 20 und 64 Jahren einer Beschäftigung nachgehen. Gesundheit und Gesundheitsversorgung in der Europäischen Union Eine gute Gesundheit und qualitativ hochwertige Gesundheitsdienste sind für alle Europäer von großer Bedeutung. Zudem erwarten die meisten Menschen, dass sie bei Reisen innerhalb der EU schnell und einfach Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten. Die Gesundheitspolitik in der EU will diesen Ansprüchen gerecht werden. Die Europäische Kommission hat einen koordinierten Ansatz für die Gesundheitspolitik ausgearbeitet, in dessen Rahmen verschiedene Initiativen realisiert werden, die die Maßnahmen der einzelstaatlichen Behörden ergänzen. Die gemeinsamen Maßnahmen und Ziele der Union sind in den Gesundheitsprogrammen und -strategien der EU festgehalten. Das aktuelle EU-Programm für öffentliche Gesundheit gilt für den Zeitraum 2008-2013 und verfolgt drei Hauptziele: • Verbesserung des Gesundheitsschutzes der Bürger; • Gesundheitsförderung und Abbau gesundheitlicher Ungleichheit; • Schaffung und Verbreitung von Informationen und Wissen zu Gesundheitsfragen. Allgemeine und berufliche Bildung in der EU Die Mitgliedstaaten bestimmen selbst über ihre Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung. Die EU trägt jedoch zur Wertschöpfung bei, indem sie Aktivitäten koordiniert, mit denen sich gemeinsame Ziele leichter erreichen lassen und die den Bürgern lebenslang größere Chancen auf Ausbildung und Studium eröffnen. Dazu arbeitet die EU gemeinsam mit nationalen Behörden und Interessenvertretern aus dem Bildungsbereich an der Verbesserung der Strategien und am Austausch von bewährten Praktiken. Daneben leitet die EU eine Reihe von Finanzierungsprogrammen im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung. Der Schengen-Raum Der Schengen-Raum wurde im März 1995 errichtet. Dies führte zum Wegfall der Grenzkontrollen im Gebiet der Unterzeichnerstaaten und zur Schaffung einer einzigen Außengrenze, an der Kontrollen gemäß einem gemeinsamen Regelwerk erfolgen müssen. Zum Jahr 2012 haben 25 europäische Länder das Schengener Übereinkommen unterzeichnet. Davon waren 22 Länder EU-Mitgliedstaaten: Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, die Tschechische Republik und Ungarn. Island, Norwegen und die Schweiz sind dem Schengener Übereinkommen ebenfalls beigetreten. Das Vereinigte Königreich und Irland gehören nicht dem Schengen-Raum an. Verkehr in der EU Die Verkehrspolitik der EU konzentriert sich auf die Beseitigung von Hindernissen zwischen den Mitgliedstaaten, damit Personen und Waren schnell und günstig über die Grenzen gelangen können. Ziel ist dabei ein sauberes, sicheres und effizientes Reisen innerhalb Europas bei gleichzeitiger Stärkung des Binnenmarkts für den freien Personen- und Warenverkehr. Die EU ist außerdem Spitzenreiter bei den Fluggastrechten: Luftverkehr und Fluggastrechte Der europäische Binnenmarkt für den Luftverkehr hat zu einem Rückgang der Flugpreise, einem größeren Angebot von Fluggesellschaften und verbesserten Dienstleistungen für Passagiere geführt. Darüber hinaus hat die EU zur Gewährleistung der fairen Behandlung von Fluggästen eine Reihe von Rechtsvorschriften erlassen. 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 15 sur 29 Bei Problemen mit Flügen, bei denen der Abflug- oder Zielort in einem EU-Land liegt und die über eine in der EU (bzw. in Island, Norwegen oder der Schweiz) registrierte Fluggesellschaft erfolgen, haben die Fluggäste bestimmte EU-Rechte und möglicherweise Anspruch auf eine Erstattung oder auf Schadenersatz. Wenn Ihnen die Beförderung verweigert wird, Ihr Flug deutlich verspätet ist (mehr als 5 Stunden), storniert wird oder überbucht ist, können Sie zwischen einer Umbuchung und der Erstattung des Kaufpreises Ihres Tickets wählen. Wenn Sie sich für die Erstattung des Kaufpreises Ihres Flugtickets entscheiden, verzichten Sie damit auf Ihr Recht auf Weiterbeförderung, Unterstützung oder Umbuchung durch die Fluggesellschaft. Ihre Fluggesellschaft sollte Sie immer über Ihre Rechte und die Gründe für eine mögliche Nichtbeförderung, einen Flugausfall (Stornierung) oder eine größere Verspätung (mehr als 2 Stunden) informieren. Sie haben – abhängig von der Flugstrecke und der Dauer der Verspätung – möglicherweise auch Anspruch auf kostenlose Erfrischungen, Mahlzeiten, Kommunikationsmöglichkeiten (Telefonnutzung) oder eine Übernachtung. Zudem haben Sie, wenn Ihnen die Beförderung verweigert wird, Ihr Flug storniert wird oder mit einer mehr als dreistündigen Verspätung am Zielort eintrifft, unter Umständen Anspruch auf eine Entschädigung in Höhe von 250 bis 600 EUR, abhängig von der Flugstrecke. Rechte von Bahnreisenden Wenn Ihr Zug ausfällt oder verspätet ist, haben Sie möglicherweise Anspruch auf eine Entschädigung. Außerdem haben Sie das Recht, angemessen über die Verzögerung informiert zu werden. Bei Ankündigung einer Verspätung von mindestens 1 Stunde (Abweichung ausgehend von der auf der Fahrkarte angegebenen Abfahrtzeit) haben Sie folgende Möglichkeiten: • Sie können Ihre Reise stornieren und eine sofortige Erstattung der vollständigen Kosten Ihrer Fahrkarte bzw. für den nicht in Anspruch genommenen Teil der Reise verlangen. Darüber hinaus können Sie auch eine Erstattung für den bereits erfolgten Teil Ihrer Reise verlangen, sofern die Verspätung darauf schließen lässt, dass der eigentliche Zweck Ihrer Reise nicht mehr erfüllt werden kann; • Sie können das Beförderungsunternehmen bitten, für Sie zum nächstmöglichen Zeitpunkt oder zu einem späteren Zeitpunkt Ihrer Wahl eine Ersatzbeförderung zu Ihrem Reiseziel zu organisieren; • Sie können Ihre Reise trotz der Verspätung wie geplant fortsetzen. Wenn Sie sich entscheiden, Ihre Reise fortzusetzen, haben Sie in folgenden Situationen ein Anrecht auf eine Entschädigung: Wenn Ihr Zug zwischen einer und zwei Stunden Verspätung hat, haben Sie Anspruch auf eine Entschädigung in Höhe von 25 % des Fahrpreises. Wenn Ihr Zug mehr als zwei Stunden Verspätung hat, haben Sie Anspruch auf eine Entschädigung in Höhe von 50 % des Fahrpreises. Die Entschädigung ist innerhalb eines Monats nach Einreichen der Forderung zu zahlen. Verkehrswesen Auch wenn beim Blick auf die Karte die kleineren und größeren Städte in Großbritannien dicht beieinander zu liegen scheinen, ist es manchmal nicht ganz einfach, mit öffentlichen Verkehrsmitteln von einem Ort zum anderen zu gelangen, so dass genaue Planung ratsam erscheint. Im Vergleich zu anderen Ländern sind die öffentlichen Verkehrsmittel relativ teuer. Im Allgemeinen werden Busse und Straßenbahnen oder U-Bahnen für innerörtliche Fahrten genutzt, bei längeren Fahrten erweist sich die Bahn meist als das schnellere, der Bus hingegen als das günstigere Verkehrsmittel. Das Schienennetz im Vereinigten Königreich wird von zahlreichen Privatanbietern genutzt. Die Fahrkarte erwerben Sie am Bahnhof, telefonisch oder auch im Internet. Die Fahrkarte gilt für alle Züge des jeweiligen Betreibers (ausgenommen Fahrkarten-Sonderangebote) auf der jeweiligen Strecke. Für Auskünfte über Zugverbindungen, Fahrkartenbestellungen und sonstige Auskünfte nutzen Sie die Website von National Rail Enquiries oder Tel. 08457 484950. In größeren Städten bekommen Sie überall ein Taxi, außerdem besteht die Möglichkeit, bei einem lokalen Taxiunternehmen ein Fahrzeug zu bestellen, das Sie am vereinbarten Ort abholt, oder für längere Fahrten ein Taxi vorzubuchen. Für bestimmte Fahrtstrecken wird häufig eine Standardgebühr berechnet. Fahren Sie nur mit Taxis, deren Fahrer die vorgeschriebene amtliche Lizenz vorweisen können – erkennbar am Ausweis mit Passbild im Fahrzeug. Politik, Verwaltung, Recht Das politische System Das Vereinigte Königreich besteht aus den vier Ländern England, Schottland, Wales und Nordirland. Die vollständige Bezeichnung lautet „United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland“ (Vereinigtes Königreich 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 16 sur 29 Großbritannien und Nordirland). London ist Regierungssitz, allerdings wurden bestimmte Regierungsbefugnisse an die Landesparlamente von Schottland (Scottish Parliament), Wales (Welsh Assembly) und Nordirland (Northern Ireland Assembly) abgetreten. Das Vereinigte Königreich ist eine konstitutionelle Monarchie. Die Regierung führt die Regierungsgeschäfte im Namen der amtierenden Monarchin, Queen Elizabeth II. Die Verfassung des Vereinigten Königreichs ist nicht schriftlich niedergelegt, vielmehr setzt sie sich de facto aus den vom Parlament verabschiedeten Gesetzen (Statutes), dem durch richterliche Entscheidungen weiterentwickelten Recht (Common Law) und dem Gewohnheitsrecht (Conventions) zusammen. Wahlen werden nach Mehrheitswahlrecht entschieden und nicht – wie in weiten Teilen Europas üblich – nach dem Verhältniswahlrecht. Die drei größten politischen Parteien sind die Labour Party, die Conservative Party und die Liberal Democrats. Der Vorsitzende der Partei, die die Wahl gewonnen hat, wird vom Staatsoberhaupt zum Premierminister (Prime Minister) ernannt und mit der Regierungsbildung beauftragt, eine Amtszeit beträgt maximal 5 Jahre. Das Regierungssystem Das Parlament fungiert als gesetzgebende Versammlung; es besteht aus zwei Kammern: dem Unterhaus (House of Commons) und dem Oberhaus (House of Lords). Die Mitglieder des House of Commons werden in allgemeinen Wahlen mindestens alle fünf Jahre gewählt. Dem House of Lords gehören teilweise Peers (Angehörige des britischen Hochadels, Mitglieder mit erblicher Peerswürde oder zu Peers auf Lebenszeit ernannte Mitglieder), teilweise gewählte Mitglieder an. Die Regierung legt die Gesetzentwürfe dem House of Commons vor. Die Gesetzentwürfe werden von den Parlamentsmitgliedern (Members of Parliament, MPs) beraten und nach Überprüfung und Änderung zur Abstimmung vorgelegt. Erhält ein Gesetzentwurf die erforderliche Zustimmung, geht er an das House of Lords. Dort wird erneut darüber beraten; das House of Lords kann den Gesetzentwurf entweder billigen oder ihn mit Änderungen an das House of Commons zurückverweisen. Auf diese Weise kann ein Gesetzentwurf mehrfach zwischen den beiden Kammern des Parlaments hin und hergehen. Die Angehörigen des House of Lords können auf diese Weise den Beschluss eines Gesetzes verzögern, allerdings nicht unbegrenzt blockieren oder auf Änderungen beharren. Das Rechtssystem Jeder Einwohner des Vereinigten Königreichs unterliegt den Gesetzen des Landes, unabhängig davon, ob er Bürger des Vereinigten Königreichs ist oder nicht. Im Vereinigten Königreich bestehen drei verschiedene Rechtssysteme nebeneinander; die Rechtssysteme Schottlands und Nordirlands unterscheiden sich von dem in England und Wales geltenden System. Neben den einzelstaatlichen Gesetzen haben im Vereinigten Königreich die europäischen Rechtsvorschriften Gültigkeit. Mehr als 90 % aller Strafsachen werden vor Magistrates’ Courts verhandelt, vor denen die Aussagen vor einem Richterkollegium vorgebracht werden, das anschließend das Urteil fällt. Schwerwiegendere Strafsachen werden vor dem Crown Court verhandelt. Bei Rechtsproblemen können Sie sich an ein Citizens Advice Bureau (Bürgerberatungsstelle) wenden, wo Sie kostenlose Informationen und Beratung zu rechtlichen und finanziellen Fragen und sonstigen Problemen erhalten. Solicitors (Anwälte) vertreten normalerweise Einzelpersonen vor den Magistrates’ Courts und County Courts. Auch beim Hauskauf können Sie einen Solicitor zu Rate ziehen; daneben helfen Solicitors beim Aufsetzen von Testamenten und beraten in Steuerfragen. Müssen Sie ein höherinstanzliches Gericht anrufen, vermittelt Ihr Solicitor Ihnen einen „Barrister“ (plädierender Rechtsanwalt). Barristers unterstützen Sie bei der Vorbereitung Ihrer Strategie vor Gericht und vertreten Ihren Fall vor Gericht. Wenn Sie die Hilfe der Polizei benötigen, schlagen Sie die Nummer im örtlichen Telefonbuch nach oder wählen Sie die Notrufnummer 999. Einkommen und Steuern Einkommen Das durchschnittliche Wocheneinkommen im Jahr 2013 betrug im Vereinigten Königreich 444 GBP. Zu den einkommensstärksten Gruppen zählten Gesundheitsfachkräfte mit einem Wocheneinkommen von 1067 GBP, gefolgt von Unternehmensleitern mit 757 GBP und Fachkräften in wissenschaftlichen und technischen Berufen mit 704 GBP. Am schlechtesten bezahlt wurden Mitarbeiter in Verkaufsberufen mit einem Wocheneinkommen von 287 GBP. Bei einem Wocheneinkommen von 287 GBP ist im Durchschnitt mit folgenden Abzügen zu rechnen: Einkommensteuer: 28,65 GBP Sozialversicherung: 17,76 GBP Ihr ausgezahltes Nettoeinkommen beträgt: 240,59 GBP Rechenbeispiel für wöchentliche Lebenshaltungskosten: Miete (Zimmer): 85 GBP Gemeindesteuer: 15 GBP Reisekosten: 15 GBP Lebensmittel/Unterhaltung: 60 GBP Steuern 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 17 sur 29 Wenn Sie im Vereinigten Königreich leben und arbeiten, bezahlen Sie dies gleichen Steuern wie die Staatsbürger des Vereinigten Königreichs. Steuern sind in der Regel auf das gesamte Erwerbseinkommen zu entrichten. Das Steuerjahr umfasst den Zeitraum vom 6. April bis zum 5. April des Folgejahres. Einkommensteuer Sie dürfen jährlich einen bestimmten Betrag verdienen, ohne einkommensteuerpflichtig zu werden. Dieser Betrag gilt als Steuerfreibetrag. Übersteigt Ihr Einkommen diesen Freibetrag nicht, unterliegen Sie nicht der Einkommensteuerpflicht. Es werden unterschiedliche Freibeträge gewährt, der durchschnittliche Freibetrag liegt bei 9440 GBP im Jahr. Es kann sein, dass Ihr Einkommen bereits besteuert wird, bevor Sie diesen Betrag erreichen. In diesem Fall können Sie am Ende Ihres Aufenthalts im Vereinigten Königreich bei HM Revenue and Customs (Zoll- und Finanzbehörde) eine Erstattung beantragen. Die Einkommensteuer wird im Rahmen des „Pay As You Earn“-Modells (PAYE) unmittelbar von Ihren Einkünften einbehalten. Es gelten folgende Einkommensteuersätze: Basissatz: 20 % für Einkommen zwischen 0 und 32 010 GBP Erhöhter Satz: 40 % für Einkommen zwischen 32 011 und 150 000 GBP National Insurance (Sozialversicherung) Beiträge zur National Insurance (NI) entsprechen den Sozialversicherungsbeiträgen. Es gibt verschiedene Beitragskategorien; so zahlen Arbeitnehmer beispielsweise Beiträge nach Klasse 1. Verdienen Sie weniger als 149 GBP pro Woche, sind keine Beiträge zu entrichten. Bei einem Wocheneinkommen von mehr als 149 GBP und weniger als 797 GBP zahlen Sie einen Beitragssatz von 12 %. Für Einkommen über 797 GBP pro Woche ist ein Beitragssatz von zusätzlich 2 % abzuführen. Selbstständige entrichten ihren Beitrag direkt an die National Insurance. Council Tax (Gemeindesteuer) Von dieser Gemeindesteuer werden die öffentlichen Dienstleistungen an Ihrem Wohnort bezahlt, wie z. B. Müllabfuhr und Polizei. Die Höhe der Council Tax richtet sich nach dem Grundstücks- bzw. Immobilienwert und der Zahl der Bewohner. Für bestimmte Personengruppen wie Alleinstehende oder Studenten gelten ermäßigte Steuersätze. In den angegebenen Mietpreisen für Privatwohnungen ist diese Steuer in der Regel nicht enthalten. Weitere Informationen erhalten Sie bei Ihrer Gemeindeverwaltung. VAT (Value Added Tax) (Mehrwertsteuer) Die Mehrwertsteuer (Value Added Tax) ist im Kaufpreis enthalten (in der Regel 20 %). Auf bestimmte Waren und Dienstleistungen wie Miete, die meisten Lebensmittel und Kinderkleidung wird keine Mehrwertsteuer erhoben. Inheritance Tax (Erbschaftsteuer) Grundstücke mit einem Wert von 325 000 GBP oder mehr sind erbschaftsteuerpflichtig. Der Erbschaftsteuersatz beträgt ab diesem Wert 40 %. Stamp Duty (Stempelsteuer) Bei der Stamp Duty handelt es sich um eine Grundsteuer, die bei jedem Grunderwerb zu entrichten ist. Grundstücke bis zu einem Kaufpreis von 125 000 GBP sind von der Steuer befreit; darüber gelten folgende Steuersätze: 0 % – 125 000 GBP und darunter 1 % – 125 001 GBP – 250 000 GBP 3 % – 250 001 GBP – 500 000 GBP 4 % – 500 001 GBP und darüber Vehicle Excise Duty (VED) (Kfz-Steuer) auf privat genutzte Kraftfahrzeuge Die VED, häufig auch als „Road Tax“ bezeichnet, wird auf die Nutzung von Kraftfahrzeugen auf öffentlichen Straßen erhoben. Nach März 2001 zugelassene Kraftfahrzeuge werden in 13 Kategorien eingeteilt. Ab April 2010 gilt bei einem neuen Auto für die erste Steuervignette ein anderer KfzSteuersatz. Ab der zweiten Vignette ist dann der normale Satz zu zahlen. Für die meisten Pkw ist – abhängig vom verwendeten Kraftstoff und dem CO2-Emissionswert des Fahrzeugs – ein normaler Steuersatz zwischen 0 GBP und 490 GBP pro Jahr zu entrichten. Lebenshaltungskosten 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 18 sur 29 Das Vereinigte Königreich gilt im Vergleich zu anderen EU-Ländern als ein teures Land. Die Lebenshaltungskosten sind in ländlichen Gebieten und städtischen Ballungsräumen, in Kleinstädten und Großstädten unterschiedlich hoch. Besonders teuer ist das Leben in Großstädten, die teuerste Stadt des Vereinigten Königreichs ist London. In den Midlands und in Nordengland sind die Lebenshaltungskosten niedriger als in London und im Südosten. Die britische Währungseinheit ist das Pfund Sterling (£ bzw. GBP). Einem Pfund Sterling entsprechen 100 Pence (100 p). Münzen gibt es derzeit mit Werten von 1 Penny, 2 Pence, 5 Pence, 10 Pence, 20 Pence, 50 Pence, 1 Pfund und 2 Pfund. Scheine gibt es derzeit zu 5 Pfund, 10 Pfund, 20 Pfund und 50 Pfund. Der Euro wird im Vereinigten Königreich zwar nicht verwendet, von einigen größeren Kaufhäusern aber akzeptiert. Durchschnittliche Preise: Packung Zigaretten: 7,90 GBP Laib Brot: 1,30 GBP Sandwich: 2,30 GBP Tasse Kaffee: 2,00 GBP Glas Bier in der Gastwirtschaft: 3,20 GBP Schokoladenriegel: 0,70 GBP Fish & Chips: 5,00 GBP Kinobesuch: 8,00 GBP Busfahrt (Kurzstrecke): 2,00 GBP Besuch im Fußballstadion: 25-40 GBP Benzin: 1,40 GBP pro Liter Mietfahrzeug: 35 GBP pro Tag Zwei-Gänge-Menü im Restaurant: 40 GBP pro Person Wenn Sie Lebensmittel und Kleidung in großen Kaufhäusern kaufen, zahlen Sie dafür mehr Geld als in Supermärkten. In den meisten Städten gibt es Markthallen, in denen Lebensmittel, Kleidung und Haushaltswaren zu günstigeren Preisen erworben werden können. Sozialkaufhäuser verkaufen Kleidung und Haushaltswaren aus zweiter Hand, wobei die Verkaufserlöse in der Regel Wohltätigkeitseinrichtungen zugutekommen. Schulden sind heute für viele Menschen im Vereinigten Königreich ein Problem. Bei einer ganzen Reihe von Organisationen finden Sie in solchen Fällen Hilfe und Beratung. Wohnen Fragen Sie bei Ihrer Gemeindeverwaltung nach einem Verzeichnis der Vermieter, die günstige Zimmer und Wohnungen anbieten. Mietangebote finden Sie auch in der Lokalpresse und bei lokalen Immobilien- und Wohnungsmaklern. Per Gesetz ist es Maklern verboten, Provision zu berechnen, wenn sie Ihnen lediglich ein Verzeichnis der Wohnungsangebote überlassen. Fragen Sie vor Abschluss eines Mietvertrags genau nach, welche Kosten im Mietpreis enthalten sind und ob Council Tax sowie die Gebühren für Strom und Gas extra zu bezahlen sind. Zu Beginn des Mietverhältnisses wird zunächst der Mietvertrag (Tenancy Agreement oder Lease) unterzeichnet, in dem Sie als Mieter (Tenant) eingetragen werden. Der Vermieter heißt im Englischen „Landlord“. Der Mietvertrag ist ein wichtiges Dokument, in dem die aus dem Mietverhältnis hervorgehenden Rechte und Pflichten geregelt sind. Darin kann unter anderem festgelegt sein, dass in der Wohnung nicht geraucht werden darf oder dass die Wohnung nicht untervermietet werden darf. Wenn Ihnen irgendeine Bestimmung im Mietvertrag nicht klar ist, lassen Sie sich unbedingt beraten, bevor Sie den Vertrag unterschreiben. Kostenlose Beratung erhalten Sie bei Law Centres (Rechtsberatungsstellen), dem Citizens Advice Bureaux (Bürgerberatungsstelle) und der gemeinnützigen Beratungsstelle für Wohnungsfragen „Shelter“, bei der Sie sich unter der Telefonnummer 0808 800 4444 rund um die Uhr Rat holen können. Auch an einen Anwalt (Solicitor) können Sie sich wenden. In diesem Fall ist die Beratung meist kostenpflichtig, manche Anwälte bieten aber auch Beratungsgespräche bis 30 Minuten Dauer kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr an. Zu Beginn des Mietverhältnisses verlangt der Vermieter in der Regel eine Kaution (Deposit), meist in Höhe einer Monatsmiete, für die Behebung etwaiger von Ihnen während der Nutzung verursachter Schäden. Verlangen Sie für die Kaution auf jeden Fall eine Quittung. Bei Beendigung des Mietverhältnisses muss der Vermieter die Kaution zurückerstatten. Eventuell können Ihnen bei der Hinterlegung der Kaution auch soziale Dienste oder die Gemeindeverwaltung behilflich sein. Die Gemeindeverwaltung ist verpflichtet, Ihnen Auskunft zu erteilen, ob sie Ihnen hierbei behilflich sein kann. Die Miete ist auf den mit dem Vermieter vereinbarten Betrag festgesetzt. Wenn Sie in einer gemeindeeigenen Wohnung wohnen, muss eine Mieterhöhung mindestens vier Wochen vorher angekündigt werden. Private Vermieter dürfen die Miete während der Laufzeit des Mietvertrags nur mit Ihrer Einwilligung erhöhen. 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 19 sur 29 Gesundheitssystem Als Einwohner des Vereinigten Königreichs haben Sie Anspruch auf medizinische Leistungen des National Health Service (NHS). Die meisten Leistungen des NHS sind für den Leistungsempfänger am Leistungsort kostenlos, bestimmte Leistungen wie z. B. Rezepte (derzeit 7,85 GBP in England, in Wales seit 1997 gratis, in Nordirland seit April 2010 und in Schottland seit April 2011 gratis), Sehtests, Brillen und Zahnbehandlungen sind allerdings kostenpflichtig. Wenn Sie Sozialleistungen beziehen, haben Sie eventuell Anspruch auf Beihilfe für medizinische Leistungen. Hierzu müssen Sie ein entsprechendes Formular ausfüllen, das Sie bei Ärzten, Zahnärzten und Apotheken bekommen. Wenn Sie sich länger als drei Monate im Vereinigten Königreich aufhalten, müssen Sie sich bei einem Allgemeinarzt oder Zahnarzt vor Ort anmelden. Warten Sie damit nicht, bis Sie tatsächlich krank sind. Wenn Sie eine passende Praxis gefunden haben, müssen Sie dort ein Anmeldeformular ausfüllen, in dem Sie Ihre Anschrift, Angaben zu aktuellen oder früheren Erkrankungen und Ihre Telefonnummer eintragen. Arztpraxen sind in der Regel von Montag bis Freitag während der üblichen Geschäftszeiten geöffnet. Bei der Anmeldung in der Arztpraxis erhalten Sie die genauen Praxisöffnungszeiten sowie ein Verzeichnis der angebotenen ärztlichen Leistungen. Arzttermine sollten Sie am besten einige Tage im Voraus entweder telefonisch oder direkt in der Praxis vereinbaren. Viele Praxen halten einen Teil ihrer Sprechstunde für Notfälle offen; am besten melden Sie sich in Notfällen gleich morgens bei Öffnung der Praxis. Wenn Sie sich nicht sicher sind, zu welchem Arzt Sie gehen sollen, oder wenn Sie Rat zu einer kleineren Verletzung brauchen oder eine allgemeine Frage zur Gesundheitsversorgung haben, wenden Sie sich unter Tel. 0845 4647 an NHS Direct. Wenn Ihr Anruf entgegen genommen wird, können Sie ggf. angeben, welche Sprache Sie sprechen; Sie werden dann im Bedarfsfall mit einem Dolmetscher verbunden. Dieser Telefonservice, über den Sie sich von Krankenpflegefachkräften und Fachberatern vertraulich beraten lassen können, steht Ihnen an jedem Tag des Jahres rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche zur Verfügung. Notruf Im gesamten Vereinigten Königreich gilt die einheitliche Notrufnummer 999 für Krankenwagen, Polizei und Feuerwehr. Wenn Sie oder ein Familienmitglied ernsthaft erkrankt oder verletzt sind und dringend ärztliche Hilfe benötigen, rufen Sie diese Nummer an und fordern Sie einen Krankenwagen an. Sie werden dann gefragt, was passiert ist und wo Sie sich befinden. Der Notruf ist kostenlos. Apotheke In der Apotheke erhalten Sie die vom Arzt verschriebenen Medikamente. Darüber hinaus bekommen Sie in der Apotheke rezeptfreie Medikamente für leichtere Beschwerden. Die Apotheken im Vereinigten Königreich – erkennbar am roten oder grünen Kreuz-Zeichen – bieten die gleichen Leistungen wie in anderen Ländern. In der Apotheke erhalten Sie fachkundige Beratung zu Gesundheitsfragen, dort hilft man Ihnen auch bei der Suche nach medizinischen Leistungsangeboten. Kinder Für Kinder unter fünf Jahren wird ein kostenloser Gesundheitsdienst durch so genannte „Health Visitors“ angeboten. „Health Visitors“ sind Krankenpflegefachkräfte mit einer speziellen Zusatzausbildung, die Sie in vielen Fragen beraten können: • Impfungen von Kindern • gesunde Ernährung • Wachstum und Entwicklung des Kindes • Kinderbetreuungseinrichtungen • Spielgruppen • Erziehungsfragen • Wohnraum Zahnarzt 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 20 sur 29 Adressen und Telefonnummern von Zahnärzten, die nur Privatpatienten behandeln, und NHSZahnärzten finden Sie im örtlichen Telefonbuch oder über das Internet. Je nach Wohnort müssen Sie sich für die Anmeldung als NHS-Patient eventuell auf eine Warteliste setzen lassen. NHS-Patienten zahlen je nach zahnärztlicher Leistung meist einen von zwei Pauschalsätzen für die Zahnbehandlung. In der Regel ist für dentalhygienische Leistungen ebenfalls eine geringe Gebühr zu entrichten. Bildungssystem Im Vereinigten Königreich besuchen alle Kinder im Alter von 5 bis 16 Jahren eine Vollzeit-Bildungseinrichtung. Die Schulausbildung liegt in Händen der Kommunen als den zuständigen Schulbehörden. Kinder, die als Flüchtlinge oder Asylbewerber anerkannt sind, haben – wie alle anderen Kinder – Anspruch auf den Besuch einer VollzeitBildungseinrichtung. Die meisten Kinder in Großbritannien besuchen eine staatliche Schule. Daneben besteht die Möglichkeit zum Besuch einer Privatschule, für die eine Schulgebühr zu entrichten ist. In bestimmten Fällen erteilt die Schulbehörde die Genehmigung, Kinder zu Hause privat zu unterrichten. 1.-6. Schuljahr 5 bis 11 Jahre Primary School (Grundschule) 7.-11. Schuljahr 11 bis 16 Jahre Secondary School (Sekundarschule) 16 bis 18/19 Secondary School oder Sixth Form 12.-13. Schuljahr Jahre College oder College of Further Education ab 18/19 Jahre College of Further Education oder Hochschule/Universität In Großbritannien beginnt das Schuljahr im September und ist entweder in drei oder in sechs „Terms“ untergliedert, die jeweils sieben oder 13 Wochen dauern. Über Weihnachten sind die Schulen mindestens zwei Wochen geschlossen, die Osterferien im März oder April dauern ebenfalls zwei Wochen. Jeweils etwa zur Halbzeit eines Terms haben die Schüler zwei bis fünf Tage frei. Das Schuljahr endet in Schottland im Juni und im übrigen Vereinigten Königreich im Juli. Bis zum Beginn des nächsten Schuljahres sind etwa sechs Wochen Sommerferien. In England und Wales absolvieren die Schüler mit elf Jahren und mit 14 Jahren Prüfungen in Englisch, Mathematik und Naturwissenschaften. Diese Prüfungen werden als „Standard Assessment Tests“ (SAT) bezeichnet und dienen der Leistungsstandsmessung. Mit 16 Jahren legen die Schüler in England, Wales und Nordirland in allen Hauptfächern die Prüfungen zum „General Certificate of Secondary Education“ (GSCE) ab. Mit dem GSCE erwerben sie eine wichtige Qualifikation für ihre nachfolgende Berufsausbildung oder den Besuch einer weiterführenden Schule. Anschließend können die Schüler weitere schulische Qualifikationen (AS- und A2-Level) erwerben oder sich für eine Berufsausbildung oder Erwerbstätigkeit entscheiden. In Schottland legen die Schüler statt des GSCE mit 16 Jahren die „Standard Grades“-Prüfungen in fünf oder mehr Fächern ab. Anschließend können sie sich an einer Schule oder einem College in einem oder zwei weiteren Schuljahren auf die „National Qualifications“ vorbereiten, zu denen Prüfungen auf drei verschiedenen Stufen stattfinden – „Access“, „Intermediate“ und „Higher“. Schüler, die mit 16 Jahren von der Schule abgehen, können ins Erwerbsleben eintreten, eine Ausbildung aufnehmen oder sich an einem College einschreiben. Die Berechtigung hängt jedoch vom aufenthaltsrechtlichen Status des Schülers ab. Unterstützung bei der Entscheidung über das geeignete Vorgehen bieten die Schulen und der Connexions Service. Der Connexions Service bietet Jugendlichen Beratung zu Schule, Arbeit und Ausbildung, aber auch zu anderen Themen wie Wohnung, Gesundheit und Finanzen. Connexions-Beratungsstellen gibt es an Schulen und Colleges und in Beratungsbüros vor Ort. Der Bereich der „Further Education“ umfasst Schulen und Colleges für Jugendliche ab 16 Jahren. Die lokalen Colleges of Further Education bieten eine breit gefächerte Palette an Kursen für Schüler im Alter von 16 bis 19 Jahren. Die dort angebotenen Kurse richten sich entweder an Schüler, die einen besseren Schulabschluss oder ein Hochschulstudium anstreben, oder aber an Schüler, die eine Berufsausbildung absolvieren wollen. Die Kurse werden als Vollzeitunterricht angeboten oder als Teilzeitunterricht, so dass die Schüler nebenher Geld verdienen können. Wenn Sie einen Kurs gefunden haben, den Sie belegen möchten, müssen Sie einige Voraussetzungen erfüllen, damit Sie sich einschreiben können. Unter anderem müssen Sie nachweisen, dass Sie • über die notwendigen Sprachkenntnisse verfügen, • über die geforderten Qualifikationen verfügen, • die Kursgebühren bezahlen und Ihren Lebensunterhalt finanzieren können. Kulturelles und gesellschaftliches Leben Im Vereinigten Königreich herrscht kulturelle Vielfalt – jede der vier Nationen (England, Wales, Schottland und Nordirland) hat eigene Traditionen und eine eigenständige Identität bewahrt. Seit Jahrhunderten wird die Kultur 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 21 sur 29 durch Einwanderer bereichert, die zum Entstehen einer von Toleranz geprägten Gesellschaft beigetragen haben. Im Vereinigten Königreich wird von jedem erwartet, dass er die Meinung und den kulturellen Hintergrund der anderen respektiert, auch wenn er selbst eine andere Meinung vertritt. Wandern, Besichtigungen und Museumsbesuche zählen zu den beliebten Freizeitaktivitäten; viele Museen können kostenlos besucht werden. Bekanntschaften schließt man am leichtesten in Sportvereinen und anderen Vereinen, den „Social Clubs“. Wohltätigkeitsorganisationen, Religionsgemeinschaften und ehrenamtliche Helfer organisieren in den Kommunen eine Vielzahl von Aktivitäten, wie z. B. die Dorffeste oder „Village Fêtes“ im Sommer. Das gesamte Jahr über finden im Vereinigten Königreich zahlreiche Sportveranstaltungen statt. Fußball, Rugby, Cricket, Golf und Tennis locken viele Zuschauer an. Fußball und Angeln sind die beliebtesten Sportarten. Unter der Vielzahl der sportlichen Angebote werden Sie mit Sicherheit finden, was Ihnen gefällt – sei es nun als Zuschauer oder als aktiver Sportler. Gerne besuchen die Briten in ihrer Freizeit auch die typischen „Pubs“ oder „Public Houses“, in denen neben Getränken häufig auch warme Gerichte serviert werden. Der örtliche Pub ist nicht selten das Herz einer Ortschaft, hier kommt man schnell ins Gespräch. In vielen Pubs werden Fernsehübertragungen von Fußball- und Cricketspielen gezeigt, auch das wöchentliche „Pub Quiz“, bei dem man sein Allgemeinwissen testen kann, findet viele Anhänger. Fernsehen ist eine beliebte Form der Abendunterhaltung. Außerdem gehen die Briten abends gerne ins Restaurant, Theater oder Kino oder besuchen ein Konzert. Privatleben (Geburt, Hochzeit, Todesfälle) Geburten Geburten müssen im Vereinigten Königreich standesamtlich gemeldet werden; die standesamtliche Eintragung ist zugleich Grundlage für den Anspruch auf Kindergeld und für die Anmeldung des Neugeborenen beim Kinderarzt. Die Verfahren für die Meldung der Geburt unterscheiden sich, je nachdem, in welchem Teil des Vereinigten Königreichs das Kind geboren wurde. In England und Wales muss die Geburt innerhalb von 42 Tagen beim Krankenhaus oder dem örtlichen Standesamt (Registry Office) gemeldet werden. In Schottland müssen Neugeborene innerhalb von 21 Tagen gemeldet werden, wobei die Eintragung in Schottland geborener Babys ins Geburtenregister bei jedem beliebigen Standesamt vorgenommen werden kann. In Nordirland geborene Babys müssen innerhalb von 42 Tagen entweder in dem Krankenhaus gemeldet werden, in dem die Entbindung vorgenommen wurde, oder beim Standesamt für den Bezirk, in dem die Mutter ihren Wohnsitz hat. Nach der Eintragung ins Geburtenregister wird eine Kurzfassung der Geburtsurkunde ausgestellt. Eheschließungen In England und Wales kann die Eheschließung beim Standesamt, in einem für standesamtliche Trauungen zugelassenen Gebäude, in einer anglikanischen Kirche oder in einem sonstigen, für Trauungen zugelassenen Kirchengebäude stattfinden. In Nordirland können standesamtliche Trauungen nur im Standesamt vorgenommen werden. Voraussetzung für die Heirat ist im Vereinigten Königreich ein Mindestalter von 16 Jahren. Vor dem geplanten Hochzeitstermin muss die Eheschließung bekannt gegeben werden; die Hochzeit kann dann frühestens 15 Tage nach dem Datum der Bekanntgabe stattfinden. Eingetragene Lebenspartnerschaften Nicht verwandte gleichgeschlechtliche Paare können ihre Lebensgemeinschaft als eingetragene Lebenspartnerschaft beurkunden lassen; hierzu müssen beide Partner mindestens 16 Jahre alt sein. Die Lebenspartnerschaft kann auf dem Standesamt oder an einer dafür zugelassenen Örtlichkeit stattfinden. Auch für die Eintragung von Lebenspartnerschaften muss die 15-tägige Bekanntmachungsfrist eingehalten werden. Todesfälle Todesfälle sind in England und Wales innerhalb von fünf Tagen zu melden. Hierzu muss der vom Arzt ausgestellte Totenschein beim Standesamt vorgelegt werden. In bestimmten Fällen muss ein „Coroner“ (für die Untersuchung der Todesursache zuständiger richterlicher Beamter) hinzugezogen werden. In Schottland sind Todesfälle innerhalb von acht Tagen zu melden, wobei die Meldung bei jedem beliebigen schottischen Standesamt vorgenommen werden kann. In Nordirland müssen Todesfälle innerhalb von fünf Tagen gemeldet werden. Nach Eintragung des Todesfalls wird eine amtliche Sterbeurkunde ausgestellt. 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 22 sur 29 Soziale Sicherheit und Versicherungen Soziale Sicherheit in Europa Lebensqualität – ganz oben auf der Prioritätenliste der sozialpolitischen Agenda der EU Günstige Lebensbedingungen sind von einer ganzen Reihe von Faktoren abhängig, z. B. von qualitativ hochwertigen Gesundheitsdiensten, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie einer guten Verkehrsinfrastruktur. Diese und viele weitere Faktoren beeinflussen das Alltags- und Arbeitsleben der Bürger. Die EU will die Lebensqualität in allen Mitgliedstaaten verbessern und den vielen Herausforderungen des modernen Europa, beispielsweise der sozialen Ausgrenzung und der Alterung der Bevölkerung, begegnen. Beschäftigung in Europa Die Verbesserung der Beschäftigungschancen in Europa ist für die EU von vorrangiger Bedeutung. Die Europäische Beschäftigungsstrategie wurde von der EU und ihren Mitgliedstaaten mit dem Ziel ausgearbeitet, mehr und bessere Arbeitsplätze zu schaffen, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und die Mobilität zu steigern. Die Strategie bietet den europäischen Ländern einen Rahmen zur Koordinierung ihrer Beschäftigungsstrategien und für den Austausch von Informationen. Selbstverständlich ist die Verbesserung der Beschäftigungsaussichten eines jeden europäischen Bürgers wesentlicher Bestandteil von Europa 2020, der auf zehn Jahre angelegten Strategie der EU für wirtschaftliches Wachstum. Eines der Hauptziele ist es, dass bis zum Ende des Jahrzehnts 75 % der europäischen Bürger im Alter zwischen 20 und 64 Jahren einer Beschäftigung nachgehen. Gesundheit und Gesundheitsversorgung in der Europäischen Union Eine gute Gesundheit und qualitativ hochwertige Gesundheitsdienste sind für alle Europäer von großer Bedeutung. Zudem erwarten die meisten Menschen, dass sie bei Reisen innerhalb der EU schnell und einfach Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten. Die Gesundheitspolitik in der EU will diesen Ansprüchen gerecht werden. Die Europäische Kommission hat einen koordinierten Ansatz für die Gesundheitspolitik ausgearbeitet, in dessen Rahmen verschiedene Initiativen realisiert werden, die die Maßnahmen der einzelstaatlichen Behörden ergänzen. Die gemeinsamen Maßnahmen und Ziele der Union sind in den Gesundheitsprogrammen und -strategien der EU festgehalten. Das aktuelle EU-Programm für öffentliche Gesundheit gilt für den Zeitraum 2008-2013 und verfolgt drei Hauptziele: • Verbesserung des Gesundheitsschutzes der Bürger; • Gesundheitsförderung und Abbau gesundheitlicher Ungleichheit; • Schaffung und Verbreitung von Informationen und Wissen zu Gesundheitsfragen. Allgemeine und berufliche Bildung in der EU Die Mitgliedstaaten bestimmen selbst über ihre Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung. Die EU trägt jedoch zur Wertschöpfung bei, indem sie Aktivitäten koordiniert, mit denen sich gemeinsame Ziele leichter erreichen lassen und die den Bürgern lebenslang größere Chancen auf Ausbildung und Studium eröffnen. Dazu arbeitet die EU gemeinsam mit nationalen Behörden und Interessenvertretern aus dem Bildungsbereich an der Verbesserung der Strategien und am Austausch von bewährten Praktiken. Daneben leitet die EU eine Reihe von Finanzierungsprogrammen im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung. Der Schengen-Raum Der Schengen-Raum wurde im März 1995 errichtet. Dies führte zum Wegfall der Grenzkontrollen im Gebiet der Unterzeichnerstaaten und zur Schaffung einer einzigen Außengrenze, an der Kontrollen gemäß einem gemeinsamen Regelwerk erfolgen müssen. Zum Jahr 2012 haben 25 europäische Länder das Schengener Übereinkommen unterzeichnet. Davon waren 22 Länder EU-Mitgliedstaaten: Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, die Tschechische Republik und Ungarn. Island, Norwegen und die Schweiz sind dem Schengener Übereinkommen ebenfalls beigetreten. Das Vereinigte Königreich und Irland gehören nicht dem Schengen-Raum an. Verkehr in der EU Die Verkehrspolitik der EU konzentriert sich auf die Beseitigung von Hindernissen zwischen den Mitgliedstaaten, damit Personen und Waren schnell und günstig über die Grenzen gelangen können. Ziel ist dabei ein sauberes, sicheres und effizientes Reisen innerhalb Europas bei gleichzeitiger Stärkung des Binnenmarkts für den freien Personen- und Warenverkehr. Die EU ist außerdem Spitzenreiter bei den Fluggastrechten: 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 23 sur 29 Luftverkehr und Fluggastrechte Der europäische Binnenmarkt für den Luftverkehr hat zu einem Rückgang der Flugpreise, einem größeren Angebot von Fluggesellschaften und verbesserten Dienstleistungen für Passagiere geführt. Darüber hinaus hat die EU zur Gewährleistung der fairen Behandlung von Fluggästen eine Reihe von Rechtsvorschriften erlassen. Bei Problemen mit Flügen, bei denen der Abflug- oder Zielort in einem EU-Land liegt und die über eine in der EU (bzw. in Island, Norwegen oder der Schweiz) registrierte Fluggesellschaft erfolgen, haben die Fluggäste bestimmte EU-Rechte und möglicherweise Anspruch auf eine Erstattung oder auf Schadenersatz. Wenn Ihnen die Beförderung verweigert wird, Ihr Flug deutlich verspätet ist (mehr als 5 Stunden), storniert wird oder überbucht ist, können Sie zwischen einer Umbuchung und der Erstattung des Kaufpreises Ihres Tickets wählen. Wenn Sie sich für die Erstattung des Kaufpreises Ihres Flugtickets entscheiden, verzichten Sie damit auf Ihr Recht auf Weiterbeförderung, Unterstützung oder Umbuchung durch die Fluggesellschaft. Ihre Fluggesellschaft sollte Sie immer über Ihre Rechte und die Gründe für eine mögliche Nichtbeförderung, einen Flugausfall (Stornierung) oder eine größere Verspätung (mehr als 2 Stunden) informieren. Sie haben – abhängig von der Flugstrecke und der Dauer der Verspätung – möglicherweise auch Anspruch auf kostenlose Erfrischungen, Mahlzeiten, Kommunikationsmöglichkeiten (Telefonnutzung) oder eine Übernachtung. Zudem haben Sie, wenn Ihnen die Beförderung verweigert wird, Ihr Flug storniert wird oder mit einer mehr als dreistündigen Verspätung am Zielort eintrifft, unter Umständen Anspruch auf eine Entschädigung in Höhe von 250 bis 600 EUR, abhängig von der Flugstrecke. Rechte von Bahnreisenden Wenn Ihr Zug ausfällt oder verspätet ist, haben Sie möglicherweise Anspruch auf eine Entschädigung. Außerdem haben Sie das Recht, angemessen über die Verzögerung informiert zu werden. Bei Ankündigung einer Verspätung von mindestens 1 Stunde (Abweichung ausgehend von der auf der Fahrkarte angegebenen Abfahrtzeit) haben Sie folgende Möglichkeiten: • Sie können Ihre Reise stornieren und eine sofortige Erstattung der vollständigen Kosten Ihrer Fahrkarte bzw. für den nicht in Anspruch genommenen Teil der Reise verlangen. Darüber hinaus können Sie auch eine Erstattung für den bereits erfolgten Teil Ihrer Reise verlangen, sofern die Verspätung darauf schließen lässt, dass der eigentliche Zweck Ihrer Reise nicht mehr erfüllt werden kann; • Sie können das Beförderungsunternehmen bitten, für Sie zum nächstmöglichen Zeitpunkt oder zu einem späteren Zeitpunkt Ihrer Wahl eine Ersatzbeförderung zu Ihrem Reiseziel zu organisieren; • Sie können Ihre Reise trotz der Verspätung wie geplant fortsetzen. Wenn Sie sich entscheiden, Ihre Reise fortzusetzen, haben Sie in folgenden Situationen ein Anrecht auf eine Entschädigung: Wenn Ihr Zug zwischen einer und zwei Stunden Verspätung hat, haben Sie Anspruch auf eine Entschädigung in Höhe von 25 % des Fahrpreises. Wenn Ihr Zug mehr als zwei Stunden Verspätung hat, haben Sie Anspruch auf eine Entschädigung in Höhe von 50 % des Fahrpreises. Die Entschädigung ist innerhalb eines Monats nach Einreichen der Forderung zu zahlen. Das Sozialversicherungssystem im ausgewählten Mitgliedstaat National Insurance (Sozialversicherung) Sozialversicherungsleistungen werden im Vereinigten Königreich durch ein staatliches System gewährt. Bestimmte Leistungen sind an Einzahlungen in die staatliche Sozialversicherung (National Insurance, NI) gebunden, die von der Zoll- und Finanzbehörde (HM Revenue and Customs, HMRC) verwaltet wird. Die Beiträge werden unmittelbar vom Lohn bzw. Gehalt einbehalten; ihre Höhe richtet sich nach der Art der Erwerbstätigkeit. Aus diesem System werden Leistungen bei Krankheit und Arbeitslosigkeit, Witwen- sowie Altersrenten usw. gezahlt. Sämtliche eingezahlten Sozialversicherungsbeiträge werden unter der persönlichen Sozialversicherungsnummer (NI Number) geführt. Wenn Sie im Vereinigten Königreich eine Erwerbstätigkeit aufnehmen, benötigt Ihr Arbeitgeber Ihre Sozialversicherungsnummer. Falls Ihnen noch keine Nummer zugeteilt wurde, sollten Sie die Zuteilung entweder direkt bei Ihrem zuständigen Jobcentre Plus beantragen oder telefonisch von Montag bis Freitag in der Zeit zwischen 8.00 Uhr und 18.00 Uhr unter Tel. 0845 600 0643 einen Termin vereinbaren. Eine Sozialversicherungsnummer müssen Sie nur beantragen, wenn Sie eine Erwerbstätigkeit aufnehmen oder einen Antrag auf Sozialleistungen stellen wollen. 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 24 sur 29 Ihr Beitragssatz zur staatlichen Sozialversicherung richtet sich nach Ihrem Beschäftigungsstatus. Erwerbstätige der Kategorie 1 zahlen keine Beiträge zur Sozialversicherung, wenn ihr Einkommen weniger als 139 GBP pro Woche beträgt. Beiträge der Klasse 1 werden von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gezahlt Beiträge der Klasse 2 sind von selbstständigen Erwerbstätigen zu zahlen Freiwillige Beiträge der Klasse 3 werden von jenen Personen gezahlt, die aufgrund ihres Erwerbseinkommen nicht sozialversicherungspflichtig sind, aber dennoch den Anspruch auf eine garantierte staatliche Rente aufrechterhalten wollen Beiträge der Klasse 4 werden in der Regel von Selbstständigen gezahlt, die besonderen Bestimmungen des Income and Corporation Taxes Act 1988 (Gesetz über die Einkommen- und Körperschaftssteuer) unterliegen. Jobcentre Plus Darüber hinaus gibt es eine Reihe nicht beitragsgebundener Leistungen, die unabhängig davon in Anspruch genommen werden können, ob eine ausreichende Deckung durch Sozialversicherungsbeiträge besteht. Hierzu zählen unter anderem das Kindergeld und Leistungen für Menschen mit Behinderungen. Wenn Sie der Ansicht sind, dass Sie auf bestimmte Leistungen Anspruch haben, sollten Sie sich an Ihr zuständiges Jobcentre, Ihre Sozialversicherungsstelle oder das Jobcentre Plus-Büro wenden. Dort kann man Sie über Ihre Ansprüche sowie, falls Sie kein Staatsbürger des Vereinigten Königreichs sind, über besondere Voraussetzungen beraten. Jobcentre Plus bearbeitet sämtliche Leistungsanträge von Personen im Erwerbsalter. Pension Service (Rentendienst) Der Pension Service ist dem Department for Work and Pensions (Ministerium für Arbeit und Renten) angegliedert und verfügt über ein eigenes Netz von Pension Centres mit örtlichen Dienststellen. Der Pension Service gibt Auskunft über Renten und sonstige Ruhestandsleistungen im Vereinigten Königreich. National Health Service Das Gesundheitssystem des Vereinigten Königreichs, der National Health Service (NHS), wird durch Steuern finanziert, d. h. seine Inanspruchnahme ist kostenlos (außer bei Rezepten und Zahnbehandlung). Wenn Sie sich im Rahmen des NHS behandeln lassen möchten, sollten Sie sich bei Ihrem örtlichen Health Centre registrieren lassen, das Sie dann an einen Arzt weiterverweist. Arbeitslosenversicherung Die Arbeitslosenunterstützung wird als Jobseeker’s Allowance (JSA) bezeichnet. Sie wird Arbeitslosen gewährt, die arbeitsfähig sind und sich aktiv um eine Arbeit bemühen. Für die Verwaltung der Arbeitslosenunterstützung ist das Jobcentre Plus, die staatliche Arbeitsvermittlung des Department for Work and Pensions (Ministerium für Arbeit und Renten), zuständig. Im Vereinigten Königreich wird zwischen zwei Arten der Arbeitslosenunterstützung unterschieden: Contributions-based JSA (JSA C) (beitragsabhängige Arbeitslosenunterstützung) Anspruch auf beitragsabhängige Arbeitslosenunterstützung (JSA C) hat, wer während eines Zeitraums von zwei Jahren vor dem Steuerjahr, in dem er Arbeitslosenunterstützung beantragt, Beiträge in einer bestimmten Höhe in die staatliche Sozialversicherung (NI) eingezahlt hat. Diese Unterstützung wird bis zu 26 Wochen lang in gleich bleibender, vom Alter des Antragstellers abhängiger Höhe gezahlt (im Jahr 2012 besteht für Arbeitslose über 25 Jahre ein Anspruch auf 71,00 GBP pro Woche). Wenn Sie erst vor kurzem in das Vereinigte Königreich übergesiedelt sind, dann haben Sie möglicherweise noch keine ausreichenden Sozialversicherungsbeiträge geleistet. Versicherungs- oder Erwerbstätigkeitszeiten in EWR-Mitgliedstaaten können jedoch angerechnet werden, sofern Sie sich inzwischen nach dem im Vereinigten Königreich geltenden Modell versichert haben. Hierzu ist das Formular E301 bzw. U1 vorzulegen, das Ihnen von der zuständigen Behörde Ihres Heimatlandes ausgestellt wird. Transfer von Arbeitslosenunterstützungsansprüchen aus dem Ausland Wenn Sie in einem anderen EWR-Land Arbeitslosenunterstützung beantragt haben und Ihren Anspruch im Vereinigten Königreich aufrecht erhalten wollen, müssen Sie sich von der zuständigen Behörde Ihres Heimatlandes (in der Regel die Sozialbehörde) das Formular U2 bzw. E302 ausstellen lassen. Dieses Formular müssen Sie innerhalb von 7 Tagen beim nächstgelegenen Jobcentre Plus vorlegen. Sie erhalten daraufhin drei bis sechs Monate Arbeitslosenunterstützung in derselben Höhe, die Sie in Ihrem Heimatland erhalten hätten. Diese Möglichkeit besteht allerdings nur bei der beitragsabhängigen Arbeitslosenunterstützung (JSA C). Income-based JSA (JSA IB) (einkommensabhängige Arbeitslosenunterstützung) Wenn Sie keine Beiträge zur staatlichen Sozialversicherung (NI) geleistet haben und Geringverdiener sind, haben Sie unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf einkommensabhängige Arbeitslosenunterstützung. Wenn Sie allerdings über Ersparnisse im Wert von mehr als 16 000 GBP verfügen oder mit einem Partner zusammenleben, 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 25 sur 29 der durchschnittlich mehr als 24 Stunden pro Woche erwerbstätig ist, haben Sie wahrscheinlich keinen Anspruch auf JSA IB. Verfügen Sie über Ersparnisse im Wert von mehr als 6 000 GBP oder ist Ihr Partner weniger als 24 Stunden pro Woche erwerbstätig, wirkt sich dies auf die Höhe der JSA IB aus. Der JSA IB-Satz beträgt für Alleinstehende unter 25 Jahren 71,00 GBP, über 25 Jahre 56,25 GBP pro Woche. Unter Umständen können Sie für sich und Ihre Familie einen Wohnkostenzuschuss beantragen. Bei der Beantragung der Arbeitslosenunterstützung ist keine Frist einzuhalten. Für beide Formen der Arbeitslosenunterstützung müssen Sie zunächst einen Antrag stellen. Sie können den Antrag online über das Internet stellen oder einen Termin über die Kontaktstelle von Jobcentre Plus vereinbaren. Anschließend werden Sie zu einem arbeitsbezogenen Gespräch in Ihrem örtlichen Jobcentre geladen. Hierzu müssen Sie außer einem Identitätsnachweis Lohn-/Gehaltsabrechnungen und Belege über Sparguthaben vorlegen. Nachdem Sie Arbeitslosenunterstützung beantragt haben, müssen Sie alle 14 Tage an einem bestimmten Tag und zu einer bestimmten Uhrzeit bei Ihrem örtlichen Jobcentre Plus vorsprechen und dort über etwaige bezahlte Tätigkeiten berichten, die Sie zwischenzeitlich angenommen haben, bzw. über Ihre Bemühungen um einen Arbeitsplatz Rechenschaft ablegen. Mit Ihrer Unterschrift bestätigen Sie, dass Sie den vorgeschriebenen Meldetermin eingehalten haben. Wenn Sie Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung haben, wird der Betrag drei Tage später ausgezahlt, d. h. in der Regel auf Ihr Bankkonto überwiesen. Krankenversicherung Die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen über den National Health Service (NHS) ist für alle Erwerbstätigen oder Arbeitsuchenden sowie für alle, die ihren gewöhnlichen Wohnsitz im Vereinigten Königreich haben, kostenlos. Bestimmte Leistungen sind allerdings kostenpflichtig, unter anderem Rezepte und Zahnbehandlung. Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) Falls Sie aus einem EWR-Land oder der Schweiz kommen und eine kürzere Reise im Vereinigten Königreich planen, müssen Sie sich im Herkunftsland eine Europäische Krankenversicherungskarte (European Health Insurance Card, EHIC) ausstellen lassen. Gegen Vorlage der EHIC haben Sie Anspruch auf unentgeltliche Heilbehandlung im Rahmen des NHS. Statutory Sick Pay (SSP) (Gesetzliche Lohnfortzahlung) Wenn Sie als Arbeitnehmer wegen Krankheit an mindestens vier aufeinanderfolgenden Tagen arbeitsunfähig sind, besteht unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber (Statutory Sick Pay, SSP). SSP kann für bis zu 28 Wochen gewährt werden. Anspruch auf SSP besteht, wenn Ihr Bruttoeinkommen wenigstens 107 GBP pro Woche beträgt. Der SSP-Standardsatz beträgt 85,85 GBP pro Woche. Employment and Support Allowance (ESA) (Beschäftigungs- und Unterstützungsbeihilfe) Seit dem 27. Oktober 2008 ersetzt die Beschäftigungs- und Unterstützungsbeihilfe für neue Kunden die bisherigen Leistungen bei Arbeitsunfähigkeit (Incapacity Benefit) sowie die Sozialhilfe (Income Support). Durch die Beschäftigungs- und Unterstützungsbeihilfe erhalten Sie finanzielle Unterstützung im Falle einer Krankheit oder Behinderung, die Ihre Arbeitsfähigkeit erheblich einschränkt. Sie müssen sich einer Arbeitsunfähigkeitsuntersuchung unterziehen, in der festgestellt wird, was Sie noch leisten können und welche Art von Unterstützung für Sie infrage kommt. Anspruch auf diese Zulage haben Sie dann, wenn eine Krankheit oder Behinderung Ihre Arbeitsfähigkeit einschränkt und Sie sich entweder von der Arbeit befreien lassen mussten, arbeitslos oder selbstständig sind, keine gesetzlichen Lohnfortzahlungen erhalten oder die gesetzliche Lohnfortzahlung eingestellt wurde.Auch wenn Sie aus dem Ausland kommen und bereits staatliche Sozialversicherungsbeiträge in ausreichender Höhe (oder entsprechende Abgaben in anderen Ländern) geleistet haben, wird Ihnen möglicherweise ein Anspruch auf ESA gewährt. Der Anspruch kann online per Internet oder telefonisch über die Kontaktstelle von Jobcentre Plus geltend gemacht werden. Familie & Mutterschaft Maternity Leave (Mutterschaftsurlaub) Schwangeren Arbeitnehmerinnen stehen 26 Wochen Mutterschaftsurlaub zu, und zwar unabhängig davon, wie lange sie zuvor bei ihrem gegenwärtigen Arbeitgeber beschäftigt waren. Dazu müssen Sie Ihrem Arbeitgeber bis zum Ende der 15. Woche vor der voraussichtlichen Woche der Entbindung mitteilen, dass Sie schwanger sind. Arbeitnehmerinnen, die bis zum Beginn der 14. Woche vor der voraussichtlichen Woche der Entbindung mindestens 26 Wochen ununterbrochen bei ihrem Arbeitgeber beschäftigt waren, steht ein zusätzlicher Mutterschaftsurlaub von 26 Wochen zu. Statutory Maternity Pay (SMP) (Gesetzliches Mutterschaftsgeld) 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 26 sur 29 Das gesetzliche Mutterschaftsgeld wird vom Arbeitgeber gezahlt und ist einkommensabhängig. Anspruch auf Zahlung des Mutterschaftsgeldes besteht, wenn Sie in der 15. Woche vor der voraussichtlichen Entbindung beim gegenwärtigen Arbeitgeber beschäftigt sind und bis zur 15. Woche vor der voraussichtlichen Entbindung 26 Wochen ununterbrochen bei diesem Arbeitgeber beschäftigt waren. Das gesetzliche Mutterschaftsgeld wird bis zu 39 Wochen lang gezahlt. Maternity Allowance (MA) (Mutterschaftsbeihilfe) Wenn Ihnen kein gesetzliches Mutterschaftsgeld eines Arbeitgebers zusteht, haben Sie unter Umständen Anspruch auf Mutterschaftsbeihilfe. Die Anspruchsberechtigung ist an eine ganze Reihe von Voraussetzungen geknüpft; der Antrag auf Mutterschaftsbeihilfe sollte nach der 26. Schwangerschaftswoche eingereicht werden. Paternity Leave (Vaterschaftsurlaub) Auch Väter von Neugeborenen haben nach der Geburt Anspruch auf bis zu zwei Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub. Child Benefit (Kindergeld) Das Kindergeld ist eine steuerfreie Leistung, die an Personen gezahlt wird, die Kinder erziehen. Möglicherweise haben Sie auch dann Anspruch auf Kindergeld, wenn Sie im Vereinigten Königreich arbeiten und die Kinder im Ausland leben. Wenn Sie visumpflichtig sind, sind Sie wahrscheinlich nicht anspruchsberechtigt. Kindergeldanspruch besteht für jedes Kind unter 16 Jahren zwischen 16 und 19 Jahren (in manchen Fällen bis 20 Jahren), das sich in der allgemeinen oder beruflichen Bildung befindet bis zur Vollendung des 18. Lebensjahrs, wenn es sich auf Arbeitsuche oder in der Ausbildung befindet. Ab April 2010 beträgt das Kindergeld 20,30 GBP pro Woche für das älteste anspruchsberechtigte oder einzige Kind sowie weitere 13,40 GBP pro Woche für jedes weitere anspruchsberechtigte Kind. Child Tax Credit (Steuerlicher Kinderzuschuss) Dieser Zuschuss wird Familien mit mindestens einem Kind gewährt. Er umfasst zum einen den Familienzuschuss, der Familien mit mindestens einem unterhaltsberechtigten Kind gewährt wird. Für Kinder im Alter unter einem Jahr wird ein höherer Satz gewährt. Die zweite Komponente ist der Kinderzuschuss, der für jedes Kind gewährt wird. Dieser Zuschuss wird zu einem höheren Satz gewährt, wenn Sie ein behindertes Kind haben, bzw. mit einem zusätzlichen Aufschlag, wenn Sie ein schwer behindertes Kind haben. Anspruch auf den steuerlichen Kinderzuschuss haben alle Personen über 16 Jahre, die im Vereinigten Königreich ihren Wohnsitz haben. Working Tax Credit (Steuerfreibetrag für Geringverdiener) Dieser Freibetrag wird Personen gewährt, die mindestens 16 Stunden pro Woche einer bezahlten Arbeit nachgehen und deren Beschäftigung voraussichtlich mindestens vier Wochen dauert. Den Freibetrag kann in Anspruch nehmen, wer außerdem das 16. Lebensjahr vollendet hat und für ein Kind unterhaltspflichtig ist, das 16. Lebensjahr vollendet hat und behindert ist oder das 25. Lebensjahr vollendet hat und regulär 30 und mehr Wochenstunden arbeitet. Altersversorgung Privat finanzierte Renten Zu den privat finanzierten Renten zählen Betriebsrenten („Occupational Pensions“ auch als „Work Pensions“ oder „Company Pensions“ bezeichnet) und Rentenprogramme zur privaten Altersvorsorge [„Personal Pensions“ wie z. B. „Stakeholder Pensions“ (Renten für Anleger)]. Bei der Betriebsrente erhalten Sie Steuerermäßigungen auf die Rentenbeiträge und in der Regel bezahlt der Arbeitgeber zusätzlich zu den Beiträgen des Versicherten in das Betriebsrentenprogramm ein. Rentenprogramme zur privaten Altersvorsorge werden von Rentenanbietern wie Banken, Bauträgern und Lebensversicherungen angeboten. Staatliche Rente Staatliche Rente erhält im Vereinigten Königreich, wer das staatliche Rentenalter erreicht hat und eine bestimmte Mindestanzahl von Jahren in die staatliche Sozialversicherung (National Insurance, NI) einbezahlt hat. Das gesetzliche Rentenalter liegt gegenwärtig für Männer und Frauen bei 65 Jahren. Zwischen 2010 und 2020 wird das Rentenalter schrittweise auf 66 Jahre angehoben. 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 27 sur 29 Zwischen 2012 und 2013 beträgt der volle Satz der staatlichen Grundrente 107,45 GBP. Wenn Sie nicht lange genug im Vereinigten Königreich erwerbstätig waren, um Anspruch auf eine staatliche Rente zu haben, können Sie ggf. Ihren Anspruch auf Rente aus einem anderen Land, in dem Sie erwerbstätig waren, geltend machen. Wenden Sie sich hierzu an die zuständigen Behörden in dem betreffenden Land. Pension Credit (Rentenzuschuss) Der sogenannte „Pension Credit“ garantiert Alleinstehenden über dem staatlichen Rentenalter in Großbritannien ein Mindesteinkommen von 142,70 GBP pro Woche und Paaren ein Einkommen von 217,90 GBP pro Woche. Übersteigt Ihr Einkommen bereits dieses Niveau, haben Sie vermutlich keinen Anspruch auf den Rentenzuschuss. Ab dem 65. Lebensjahr haben Sie als alleinstehende Person möglicherweise Anspruch auf einen zusätzlichen Sparguthabenzuschuss in Höhe von bis zu 18,54 GBP und bis zu 23,73 GBP, wenn Sie mit einem Partner zusammenleben. Pension Service (Rentendienst) Der Pension Service (Rentendienst) ist dem Department for Work and Pensions (Ministerium für Arbeit und Renten) angegliedert und erteilt Rentnern und künftigen Rentenbeziehern Auskunft über Renten, Pension Credit und sonstige Ruhestandsleistungen im Vereinigten Königreich. Tel. 0845 6060265. International Pension Centre (IPC) (Internationales Rentenzentrum) Das IPC bearbeitet Rentenanträge von Personen, die außerhalb des Vereinigten Königreichs leben, sowie von Personen, die im Vereinigten Königreich leben und früher in anderen Ländern gelebt oder gearbeitet haben, für welche die Sozialversicherungsvorschriften der EG gelten, oder in Ländern, mit denen eine Vereinbarung zur gegenseitigen Anerkennung von Sozialversicherungsleistungen besteht. Tel.: +44 191 218 7777. E-Formulare Mobile Dokumente (bisher E-Formulare) werden von sämtlichen Mitgliedstaaten des EWR anerkannt. Es handelt sich hierbei um ein allgemein gültiges System, das eine schnellere Bearbeitung Ihrer Anträge auf Leistungen in anderen Mitgliedstaaten ermöglicht. Je nachdem, welche Leistungen Sie in Anspruch nehmen möchten, müssen unterschiedliche mobile Dokumente vorgelegt werden. Details zu den Formularen, die Sie voraussichtlich benötigen, sind bei den entsprechenden Behörden in Ihrem Heimatland zu erfragen. Normalerweise ist hierfür Ihr Sozialversicherungsträger oder eine entsprechende Stelle zuständig. Die mobilen Dokumente sind dort in Ihrer Muttersprache erhältlich und können im Ausland in dieser Sprache vorlegt werden. Außerdem kann man Sie zu den benötigten Formularen beraten und Ihnen weitere Informationsquellen nennen. Nach der modernisierten Koordinierung gibt es keine „E-Formulare“ mehr, vielmehr werden die von einem Bürger angeforderten Informationen in einigen Fällen in Form eines „mobilen Dokuments“ ausgestellt. Insgesamt gibt es zehn mobile Dokumente, darunter auch die Europäische Krankenversicherungskarte. Mit Ausnahme der Karte sind alle anderen Papierformulare. Innerhalb der Reihe PD sind die gebräuchlichsten Formulare: PD U1 – Bescheinigung über die bei der Gewährung von Leistungen bei Arbeitslosigkeit zu berücksichtigenden Zeiten PD U2 – Bescheinigung über die Wahrung des Rechts auf Leistungen bei Arbeitslosigkeit Zuständig für mobile Dokumente für die Übertragung von Arbeitslosenversicherungsansprüchen in das oder aus dem Vereinigten Königreich ist das International Pension Centre. Tel.: +44 191 218 7777. Krankenversicherungskarte Wer einen zeitlich begrenzten Auslandsaufenthalt plant, beispielsweise eine Urlaubs- oder eine Geschäftsreise, sollte die Europäische Krankenversicherungskarte (EKVK) mit sich führen. Mit dieser Karte können Personen aus EU -Mitgliedstaaten, Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz beim Aufenthalt in diesen Ländern Gesundheitsdienste in Anspruch nehmen. EKVK-Inhaber haben den gleichen Anspruch auf öffentliche Gesundheitsversorgung wie Staatsangehörige des Landes, in dem sie ihren Aufenthalt verbringen. Die Karte deckt kurzfristige Gesundheitsdienste ab, einschließlich Schwangerenvorsorge und Behandlung bestehender Erkrankungen. Wer medizinische Versorgung benötigt, sollte seine Karte den entsprechenden Mitarbeitern im Gesundheitswesen vorlegen, seien dies Ärzte, Apotheker oder Bedienstete in Gesundheitszentren. Sie erhalten dann die nötige 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 28 sur 29 medizinische Versorgung. Ziel ist es, den Menschen die Versorgung zukommen zu lassen, die sie zur Fortsetzung ihrer Reise oder ihres Urlaubs brauchen. Zahlung und Erstattung Je nach Aufenthaltsland ist die medizinische Versorgung entweder kostenlos oder etwaige anfallende Gebühren werden erstattet. Ist eine Vorauszahlung zu leisten, garantiert die Karte, dass ihr Inhaber dieses Geld zurückerhält, entweder sofort oder nach seiner Rückreise. Es gilt zu beachten, dass die Kosten für geplante medizinische Behandlungen im Ausland nicht von der Karte abgedeckt werden; private Gesundheitsleistungen sind ebenfalls ausgeschlossen. Auch die Kosten für einen Rücktransport (z. B. Hubschraubertransport ins Heimatland) werden Karteninhabern nicht erstattet. Daher ist die EKVK eher eine Ergänzung zur Reiseversicherung als ein Ersatz dafür. Beantragung einer Karte Die EKVK wird gratis von der örtlichen Krankenkasse des Antragstellers ausgestellt. Um eine Karte zu erhalten, muss der Antragsteller in einem der am EKVK-System beteiligten Länder sozialversichert sein. Jedes Familienmitglied sollte über eine eigene Karte verfügen. Alle EKVK enthalten Basisdaten: den Namen des Karteninhabers, sein Geburtsdatum und seine persönliche Kennnummer (Versichertennummer). Auf den Karten sind keine medizinischen Daten gespeichert. Wer vergisst, seine Karte bei einem Auslandsaufenthalt mitzunehmen, oder sie verliert, kann eine Ersatzbescheinigung beantragen, die denselben Schutz bietet. Dazu muss lediglich bei der Krankenkasse beantragt werden, dass diese eine provisorische Ersatzbescheinigung per Fax oder E-Mail zuschickt. Vorschriften über die Freizügigkeit der Arbeitnehmer Einer der meistgeschätzten Grundsätze der Europäischen Union ist die Freizügigkeit von Arbeitnehmern – ein Recht, das im Gründungsvertrag der EU verankert ist. Dies bedeutet, dass jeder EU-Bürger das Recht hat, in einem beliebigen der 27 EU-Mitgliedstaaten zu leben, zu arbeiten, eine Arbeit zu suchen und in den Ruhestand zu gehen. Die EU-Bestimmungen über die Arbeitnehmerfreizügigkeit gelten auch für die Länder des Europäischen Wirtschaftsraums, nämlich Island, Liechtenstein und Norwegen. Diskriminierungsverbot und Gleichbehandlung Kein EU-Mitgliedstaat hat das Recht, einem EU-Bürger den Zugang zu seinem Arbeitsmarkt aus Gründen der Staatsangehörigkeit zu verweigern. Die gemeinschaftlichen Rechtsvorschriften stellen auch sicher, dass EU-Bürger bei der Bewerbung um eine Stelle in einem anderen Mitgliedstaat gleichbehandelt werden. Grenzgänger sind ebenso zu behandeln wie nationale Angestellte. Zieht jemand wegen einer Arbeitsstelle in ein anderes EU-Land, so sollte er wissen, dass seine Familienangehörigen die gleichen Rechte auf Bildung und soziale Sicherheit genießen wie die Bürger des Aufnahmelandes. Stellen im öffentlichen Dienst Grundsätzlich stehen Stellen im öffentlichen Dienst allen EU-Bürgern offen. Unter bestimmten Umständen jedoch können EU-Staaten Stellen im öffentlichen Dienst ihren eigenen Staatsangehörigen vorbehalten. Dabei handelt es sich um Tätigkeiten zur Wahrung der allgemeinen Belange des Staates, und die für andere Staatsangehörige geltenden Einschränkungen müssen von Fall zu Fall bewertet werden. Staatsangehörige anderer Mitgliedstaaten können sich auf die meisten Stellen im öffentlichen Dienst in Bereichen wie Erziehung, öffentliche Gesundheit und öffentliche Sicherheit bewerben. Übergangsregelungen Nach den Erweiterungen der EU 2004 und 2007 konnten die Mitgliedstaaten einige „Übergangsregelungen“ erlassen, die die Freizügigkeit der Arbeitnehmer aus den neu beigetretenen Staaten einschränkte. Diese Übergangsfrist läuft jedoch nun aus. Einschränkungen für Arbeitnehmer aus Ländern, die der EU 2004 beigetreten sind, sind seit dem 1. Mai 2011 hinfällig. Einige Einschränkungen für Arbeitnehmer aus Bulgarien und Rumänien, die der EU 2007 beigetreten sind, gelten nur noch bis zum 31. Dezember 2013. 13.08.2013 EUROPA - EURES - Lebens- und Arbeitsbedingungen Page 29 sur 29 Weitere Leistungen Darüber hinaus haben Bürger, die arbeitslos sind und eine Arbeit suchen, das Recht, für eine gewisse Zeit in einem anderen EU-Land zu leben während sie sich auf Arbeitsuche befinden. Sie können sich sogar ihre Arbeitslosenunterstützung in dem Land auszahlen lassen, das sie besuchen. Zunächst ist dies bis zu einem Zeitraum von drei Monaten möglich, wobei dieser allerdings auf maximal sechs Monate verlängert werden kann. Rechte in Bezug auf soziale Sicherheit und Bildungsabschlüsse Die EU-Staaten arbeiten auf eine gegenseitige Anerkennung von Bildungsabschlüssen und eine engere Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit hin, was die grenzüberschreitende Mobilität von Arbeitsuchenden bzw. Arbeitnehmern fördern sollte. Gleichwohl erscheint es angebracht, sich folgende Fragen zu stellen, bevor man sich entschließt, innerhalb der EU umzuziehen: • Werden meine Bildungsleistungen und -abschlüsse von einem anderen Mitgliedstaat anerkannt und verstanden? • Werden meine Familie und ich einen vergleichbaren Sozialschutz und vergleichbare Sozialleistungen in Anspruch nehmen können, wenn wir umgezogen sind? Related topics (Verwandte Themen) Einschränkungen für Arbeitnehmer aus Bulgarien und Rumänien Web-Seite der Europäische Kommission zu Übergangsregelungen Ihr Europa – Arbeiten in einem anderen EU-Land Close 13.08.2013