Teil 1
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Teil 1
11. Planen Lösung von Planungsproblemen Planungsproblem • Beschreibung einer Ausgangssituation (initiale Situation) • Beschreibung einer Zielsituation • Beschreibung einer Menge möglicher Aktionen Planen ist das Erzeugung einer Folge von Aktionen, die von der Ausgangssituation in die Zielsituation führt. Ein (Handlungs-)Plan ist eine Folge von “Schritten”, die ein Planungsproblem löst. Im einfachsten Fall ist ein Plan eine Folge von Aktionen. Komplexe Pläne enthalten z.B. Kontrollstrukturen oder Makro-Operationen. Einf. in die KI 11 – 1 Anwendungen • Steuerung autonomer Systeme – Roboter: Planung von Bewegungsabläufen – Softbots: Planung der Informationsbeschaffung – Deep Space One: Planung der Fehlerbehebung • CIM (Computer Integrated Manufacturing) Planung von Produktionsprozessen • Design/Konstruktion/Konfiguration: – Planung von Experimenten in der Molekularbiologie – Planung von Therapien – Schaltkreisentwurf • Hilfesysteme: Planung von Kommandofolgen Einf. in die KI 11 – 2 Planende Agenten function SIMPLE-PLANNING-AGENT( percept) returns an action static: KB, a knowledge base (includes action descriptions) p, a plan, initially NoPlan t, a counter, initially 0, indicating time local variables: G, a goal current, a current state description TELL(KB, MAKE-PERCEPT-SENTENCE( percept, t)) current STATE-DESCRIPTION(KB, t) if p = NoPlan then G ASK(KB, MAKE-GOAL-QUERY(t)) p IDEAL-PLANNER(current, G, KB) if p = NoPlan or p is empty then action NoOp else action FIRST( p) p REST( p) TELL(KB, MAKE-ACTION-SENTENCE(action, t)) t t+1 return action Einf. in die KI 11 – 3 Planen vs. Problemlösen (1) Problemlösen • Repräsentation von Aktionen. Aktionen werden durch Programme angegeben, die Beschreibungen der Folgezustände erzeugen. • Repräsentation von Zuständen. Alle Zustände werden vollständig beschrieben. Häufig sind Zustände einfache Datenstrukturen (z.B. Permutation der Felder im 8er-Puzzle). Zustandsbeschreibungen werden zur Berechnung der Folgezustände und heuristischen Funktionen sowie zur Auswertung der Zieltests verwendet. • Repräsentation von Zielen. Ziele sind “black boxes”. Sie werden in Form von Zieltests und heuristischen Funktionen angegeben. • Repräsentation von Plänen. Lösungen sind Aktionssequenzen, die in ununterbrochener Folge erzeugt werden. Einf. in die KI 11 – 4 Planen durch Problemlösen (1) Aufgabe: Get a quarter of milk and a bunch of bananas and a variable cordless drill. Initialer Zustand: Der Agent befindet sich zuhause, ohne eines der gewünschten Objekte. Menge der Operatoren: Alle Aktionen, die der Agent ausführen kann. Heuristische Funktion: Berechnung der Anzahl von Objekten, die bereits beschafft wurden. Einf. in die KI 11 – 5 Talk to Parrot Start Go To Pet Store Buy a Dog Go To School Go To Class Go To Supermarket Buy Tuna Fish Go To Sleep Buy Arugula Read A Book Buy Milk Sit in Chair Etc. Etc. ... Einf. in die KI ... Finish Sit Some More ... Read A Book 11 – 6 Planen durch Problemlösen (2) Probleme • Verzweigungsfaktor. Zuviele Aktionen und Zustände müssen betrachtet werden: Die heuristische Funktion wertet Zustände aus, kann aber keine Aktionen ausschließen. Das heißt, die Auswahl der Aktionen erfolgt zufällig. • Starre Struktur. Die gesamte Aktionssequenz wird vom Anfangszustand aus erzeugt. Das heißt, es gibt keine Möglichkeit, das Problemlösungsverhalten zu strukturieren. Einf. in die KI 11 – 7 Planen vs. Problemlösen (3) Planen • Repräsentation von Aktionen. “Öffnung” der Repräsentation von Zuständen, Zielen und Aktionen. Verwendung von formalen Sprachen, meist Prädikatenlogik. Darstellung von Zuständen und Zielen durch Formeln, Darstellung von Aktionen durch logische Beschreibungen ihrer Vorbedingungen und Effekte. ; Herstellen eines Zusammenhangs zwischen Zuständen und Aktionen. • Strukturierung des Suchraumes. Aktionen können jederzeit in den Plan eingefügt werden. Es besteht kein Zusammenhang zwischen der Reihenfolge, in der Aktionen geplant werden, und der Reihenfolge ihrer Ausführung. Einf. in die KI 11 – 8 Planen vs. Problemlösen (4) Planen • Divide and Conquer. In vielen Anwendungsbereichen sind einzelnen Weltausschnitten (z.B. Lebensmittel und technische Geräte) voneinander unabhängig. ; Strukturierung des Zielzustandes. – Erzeugung von Plänen für unabhängige Teilziele – Integration der Teilpläne zu einem Gesamtplan Einf. in die KI 11 – 9 Planen Repräsentationsformalismen • STRIPS-Formalismus • Situationskalkül • Dynamische Logik • Temporallogik Verfahren • Planen durch Suche • Planen durch Deduktion • Spezielle Algorithmen Wichtig: Basis ist eine logische Sprache mit wohldefinierter Syntax und Semantik und einer Beweistheorie. ; Korrektheitsbegriff für Pläne Einf. in die KI 11 – 10 Die Blockwelt (1) Die “Standard”- Planungsdomäne A Einf. in die KI B D C E 11 – 11 Die Blockwelt (2) Objekte: Blöcke, Greifhand, Tisch. Eigenschaften: Handempty, Holding, Ontable, On, Clear . Aktionen: 4 Standard-Aktionen • Aufheben eines Blockes vom Tisch: pickup • Absetzen eines Blockes auf dem Tisch: putdown • Herunternehmen eines Blockes von einem anderen: unstack • Absetzen eines Blockes auf einem anderen: stack Die Blockwelt als Beispieldomäne • leichtverständlich und überschaubar • ausreichend komplex • allgemeiner Standard Einf. in die KI 11 – 12 STRIPS (1) STRIPS: STanford Research Institute Problem Solver (R. Fikes und N. Nilsson, 1971) Der STRIPS-Repräsentationsformalismus ist eine Teilsprache der Prädikatenlogik. Objekte werden durch Variable oder Konstante bezeichnet (keine Funktionssymbole). Zustände werden durch eine Menge von Grundatomen beschrieben: Ontable(C ), On(C , B ), On(B , A), Clear (A), Handempty, Ontable(E ), On(E , D), Clear (D). STRIPS-Annahme 1: Die Beschreibung des Ausgangszustandes ist vollständig: closed world assumption. Das bedeutet, von allen Fakten, die nicht in der Zustandsbeschreibung vorkommen, wird vorausgesetzt, dass ihr Negat gilt. Einf. in die KI 11 – 13 STRIPS (2) Aktionen werden beschrieben durch den Aktionsnamen, eine Argumentliste sowie Vor- und Nachbedingungen. Vorbedingungen: Liste von Atomen. Sie gibt an, in welchen Zuständen die Aktion ausgeführt werden kann. Nachbedingungen: • Add-list Liste von Atomen. Sie gibt an, welche Fakten nach Ausführung der Aktion (zusätzlich) gelten. • Delete-list Liste von Atomen. Sie gibt an, welche Fakten nach Ausführung der Aktion nicht (mehr) gelten. STRIPS-Annahme 2: Eine Aktion ändert an einem Zustand nur genau das, was in ihren Nachbedingungen spezifiziert ist. ; Explizite Rahmenaxiome sind nicht notwendig. Einf. in die KI 11 – 14 STRIPS: Beispiele für Aktionsbeschreibungen pickup(x ) Prec: Ontable(x ), Clear (x ), Handempty Add: Holding(x ) Delete: Ontable(x ), Clear (x ), Handempty putdown(x ) Prec: Holding(x ) Add: Ontable(x ), Clear (x ), Handempty Delete: Holding(x ) stack (x , y) Prec: Clear (y), Holding(x ) Add: On(x , y), Handempty, Clear (x ) Delete: Clear (y), Holding(x ) unstack (x , y) Prec: Handempty, On(x , y), Clear (x ) Add: Holding(x ), Clear (y) Delete: Handempty, On(x , y), Clear (x ) Einf. in die KI 11 – 15 STRIPS: Ausführung einer Aktion • Unifiziere die Vorbedingungen der Aktion mit der aktuellen Zustandsbeschreibung. • Instantiiere die Add- und Delete-Listen mit dem gefundenen Unifikator. • Lösche die Atome der instantiierten Delete-Liste aus der aktuellen Zustandsbeschreibung und füge diejenigen der Add-Liste hinzu. • Alle Fakten, die in keiner der beiden Listen vorkommen, bleiben von der Aktion unberührt. Häufig enthält die Delete-Liste Teile der Vorbedingung. Vollständige Beschreibungen aller Zwischenzustände entstehen also durch Fortschreibung des initialen Zustandes gemäß der ausgeführten Aktionen. Einf. in die KI 11 – 16 Planen durch Suche Aufbau des Zustandsraumes Suchen im Zustandsraum Vorwärtssuche Aufspannen des Zustandsraumes, ausgehend vom initialen Zustand und der Menge möglicher Aktionen. Kein zielgerichtetes Vorgehen, Steuerung der Suche schwierig. Rückwärtssuche Zielgerichtetes Suchen eines Pfades, ausgehend vom Zielzustand, hin zum initialen Zustand. Nur relevante Ausschnitte des Suchraumes werden betrachtet. Einf. in die KI 11 – 17 Planen durch Suche (2) Means-Ends-Analysis (MEA) Sei K der Zielkeller. while K 6= empty do wähle Z ∈ K finde eine Aktion, die dieses Ziel erreicht füge die Vorbedingungen der Aktion in den Zielkeller ein od GPS: General Problem Solver erstes KI-Planungssystem (A. Newell und H. Simon, 1963) Einf. in die KI 11 – 18 STRIPS (3) Planen durch Suche: Means-Ends-Analysis (MEA) • Tiefensuche rückwärts durch den Zustandsraum. • “Erreiche zuerst diejenigen Teilziele (subgoals), die zur Erreichung des gegebenen Zieles (goal) erforderlich sind”. • Chronologisches Backtracking. STRIPS-Annahme 3: Linearitätsannahme (linearity assumption) • Mehrere Teilziele können i.a. nicht von einem einzigen Operator erfüllt werden. • Es gibt immer eine Reihenfolge (Linearisierung) der Ziele, in der man sie nacheinander erfüllen kann. ; Erfordert eine entsprechende Formalisierung der Aktionen. Einf. in die KI 11 – 19 STRIPS (4) Modellierung von Planungsdomänen Wie im Kontext des Problemlösens ist auch beim Planen die Problemformulierung entscheidend. • Selektion des relevanten Weltausschnitts • Wahl des Vokabulars für Objekte, Eigenschaften und Aktionen • Definition der Operatoren • Beschreibung von Ausgangs- und Zielsituationen Probleme: • Eingeschränkte Ausdrucksmächtigkeit des STRIPS-Formalismus • Ausschluss unerwünschter Situationen und Aktionen Einf. in die KI 11 – 20 STRIPS (5) Keine quantifizierten Aussagen Vorbedingung für die pickup(x )-Operation: Kein Block liegt auf x : ¬ ∃ y On(y, x ) bzw. ∀ y ¬On(y, x ) Stattdessen: Verwendung eines Prädikates Clear : Clear (x ) Intendiert: ∀ x [Clear (x ) ⇔ ∀ y [¬On(y, x ) ∧ ¬Holding(x )] ] Beachte: Wird Clear (x ) durch die add-Liste in die Zustandsbeschreibung eingefügt, müssen On(y, x ) bzw. Holding(x ) durch die delete-Liste entfernt werden. Einf. in die KI 11 – 21 STRIPS (6) Formulierung allgemeiner Operatoren Zusammenfassung der Standard-Operatoren pickup, putdown, stack und unstack zu einer Aktion: move move(x , y, z ) Prec: On(x , y), Clear (x ), Clear (z ), Handempty Add: On(x , z ), Clear (y) Delete: On(x , y), Clear (z ) Beachte: Behandlung von Clear (z ) nicht adäquat für z = table. ; Definition einer zusätzlichen Aktion Einf. in die KI 11 – 22 STRIPS (7) move-to-table(x , y) Prec: On(x , y), Clear (x ), Handempty Add: On(x , table), Clear (y) Delete: On(x , y) Beachte: Verhindern, dass in Plänen move(x , y, table) verwendet wird statt move-totable(x , y). ; Einführung zusätzlicher einstelliger Prädikate (Block , Table) bzw. Sortierung. Verhindern, dass unerwünschte Aktionsinstanzen gebildet werden, wie z.B. move(x , y, y) oder move(x , y, x ). Einf. in die KI 11 – 23 Shakey (1) STRIPS wurde zur Steuerung des autonomen Roboters Shakey entwickelt. Einf. in die KI 11 – 24 Ls4 Room 4 Door 4 Ls3 Room 3 Door 3 Shakey Corridor Ls2 Room 2 Box3 Door 2 Ls1 Box2 Room 1 Box4 Einf. in die KI Door 1 Box1 11 – 25 Shakey (2) Shakey’s Welt Shakey fährt Positionen in verschiedenen Räumen an, verschiebt bewegliche Objekte (Kisten), klettert auf Kisten und kann Lichtschalter betätigen. • • • • • • Fahre von der aktuellen Position zu Position y: go(y) Schiebe Objekt x von Position y nach Position z : push(x , y, z ) Klettere auf eine Kiste x : climb(x ) Klettere von x herunter: down(x ) Schalte das Licht an: turn-on(l ) Schalte das Licht aus: turn-off (l ) Beachte: - Zusammenhang zwischen Positionen, Räumen, Türen - Positionen von Shakey und den Objekten, mit denen er umgeht - Das Betätigen des Lichtschalters kann nicht als eine Aktion modelliert werden. Einf. in die KI 11 – 26 Suchräume (1) Das STRIPS-basierte MEA-Planverfahren arbeitet auf dem Zustandsraum. Suchraum: Menge der möglichen Weltzustände Zustandsübergänge: Operatoren Plan: Pfad vom Anfangs- zum Zielzustand Planverfahren: Vorwärtssuche im Zustandsraum Progressionsplanung Einf. in die KI 11 – 27 Talk to Parrot Start Go To Pet Store Buy a Dog Go To School Go To Class Go To Supermarket Buy Tuna Fish Go To Sleep Buy Arugula Read A Book Buy Milk Sit in Chair Etc. Etc. ... Einf. in die KI ... Finish Sit Some More ... Read A Book 11 – 28 Suchräume (2) Planverfahren: Rückwärtssuche im Zustandsraum Regressionsplanung • Planoperatoren stellen ausreichend Information über Zustände und ihre Nachfolger zur Verfügung ; Regression von einer partiellen Beschreibung des Resultatzustandes zu einer partiellen Beschreibung des Ausgangszustandes. • Effizienzgewinn gegenüber der Progressionsplanung, da die Zielzustandsbeschreibungen i.a. sehr viel “kürzer” sind als die Beschreibungen der Anfangszustände. ; Zielgerichtetes Vorgehen Beachte: Falls Ziele interagieren, kann das Verfahren unvollständig werden. Die adäquate Behandlung interagierender Ziele geht zu Lasten der Effizienz. Einf. in die KI 11 – 29 Suchräume (3) Anstatt auf Zustandsräumen, kann auf Planräumen gearbeitet werden. “Zustände” im Planraum sind Pläne, repräsentiert durch gerichtete Graphen, deren Knoten Planschritte darstellen und deren Kanten entsprechend erzeugte Weltzustände beschreiben. Anfangszustände sind sogenannte partielle Pläne mit jeweils einer Start- und Zielaktion: Start Initial Goal State State Finish Zielzustände sind vollständige Pläne, die die entsprechenden Planungspobleme lösen: Initial Start Einf. in die KI State A1 A2 A3 Goal State Finish 11 – 30 Suchräume (4) Operatoren im Planraum überführen Pläne ineinander. Verfeinerungsoperatoren Sie werden auf partielle Pläne angewandt und erzeugen Konkretisierungen. Das geschieht z.B. durch die Einführung von Aktionen (Planoperatoren) oder die Instantiierung von Variablen. Modifikationsoperatoren Sie modifizieren Pläne, z.B. durch Umordnung der verwendeten Aktionen. Planungsverfahren, die auf Planräumen arbeiten, heißen auch refinement planning: “Planen durch Verfeinerung”. Einf. in die KI 11 – 31 Nicht-lineares Planen Suche im Planraum, Planen durch Verfeinerung Charakteristika: • Die Konkretisierung partieller Pläne erfolgt in jedem Schritt nur soweit unbedingt notwendig. Least Commitment: Das Prinzip der geringsten Festlegung • Das Planungssystem erzeugt nicht-lineare oder partiell geordnete Pläne. In diesen Plänen ist die Reihenfolge der notwendigen Aktionen nur so weit wie unbedingt notwendig festgelegt. • Durch Linearisierung, d.h. die Einführung zusätzlicher Ordnungsbedingungen in diese Pläne, entstehen lineare oder total geordnete Pläne, d.h. Aktionssequenzen. Einf. in die KI 11 – 32 Beispiel (1) Aktionen: Ziel: RightShoeOn, LeftShoeOn Op (Action: RightShoe, Precond: RightSockOn, Effect: RightShoeOn) Op (Action: RightSock, Precond: Effect: RightSockOn) Op (Action: LeftShoe, Precond: LeftSockOn, Effect: LeftShoeOn) Op (Action: LeftSock, Precond: Effect: LeftSockOn) Einf. in die KI 11 – 33 Beispiel (2) Start Start Initial State Goal Einf. in die KI State LeftShoeOn, RightShoeOn Finish Finish (a) (b) 11 – 34 Partial Order Plan: Start Left Sock Right Sock LeftSockOn RightSockOn Left Shoe Right Shoe Total Order Plans: Start Start Start Start Start Start Right Sock Right Left Right Sock Left Sock Left Sock Left Left Right Right Left Sock Sock Sock Sock Right Shoe Right Left Right Left Right Shoe Shoe Shoe Shoe Left Sock Left Shoe Right Right Shoe Left Shoe Right Shoe Left Shoe Finish Finish Finish Finish Finish Finish Sock Sock Shoe Sock Shoe LeftShoeOn, RightShoeOn Finish Einf. in die KI 11 – 35 Repräsentation nicht-linearer Pläne Ein Plan ist eine Datenstruktur, die folgende Komponenten umfasst: • Eine Menge von Planschritten S . Jedem Planschritt ist eine Aktion zugeordnet. • Eine Menge von Ordnungsbedingungen, die die Aufeinanderfolge von Planschritten angeben. Si ≺ Sj gdw. Si vor Sj ausgeführt werden soll. • Eine Menge von Variablenbedingungen x = t, wobei x eine Variable und t eine Konstante oder Variable ist. • Eine Menge sogenannter kausaler Beziehungen (causal links), die Zusammenhänge folgender Art zwischen Planschritten beschreiben: c Si −→ Sj : Einf. in die KI “Si erzeugt die Vorbedingung c für Sj ”. 11 – 36 Lösung von Planungsproblemen (1) Ein nicht-linearer Plan ist eine Lösung eines gegebenen Planungsproblems, wenn er vollständig und konsistent ist. Vollständige Pläne: Ein Plan ist vollständig, wenn jede Vorbedingung eines jeden Planschrittes von einem Planschritt erzeugt wird. Si erzeugt eine Vorbedingung c von Sj , falls 1. Si ≺ Sj und c ∈ Effects(Si ). 2. Für jede mögliche Linearisierung gilt: Es gibt keinen Schritt Sk mit Si ≺ Sk ≺ Sj und ¬ c ∈ Effect(Sk ). Einf. in die KI 11 – 37 Lösung von Planungsproblemen (2) Konsistente Pläne: Ein Plan ist konsistent, wenn weder seine Ordnungs- noch seine Variablenbedingungen widersprüchlich sind. 1. Falls Si ≺ Sj , gibt es keine Bedingung der Form Sj ≺ Si . 2. Falls x = A, gibt es keine Bedingung x = B für verschiedene A und B . Ausgeführt werden i.d.R. lineare Pläne; als Lösungen sind jedoch auch nicht-lineare Päne zugelassen. • Es ist häufig natürlicher partiell geordnete Pläne zu betrachten. • Pläne können von mehreren Agenten abgearbeitet werden oder Aktionen werden parallel ausgeführt. • Pläne sollen später mit anderen Plänen kombiniert werden. Einf. in die KI 11 – 38 Beispiel (1) Erzeugung eines partiell geordneten Planes durch Rückwärtssuche im Planraum. Vorgehen: • Startknoten: Der initiale Plan bestehend aus Start- und Zielaktion: Op (Action: START, Precond: Effect: At(Home), Sells(HWS, Drill), Sells(SM, Milk), Sells(SM, Bananas)) Op (Action: FINISH, Precond: Have(Drill), Have(Milk), Have(Bananas), At(Home), Effect: - ) • In jeder Iteration wird ein Planschritt Si hinzugefügt. Falls dies zu einem inkonsistenten Plan führt, erfolgt Backtracking. • Suchraumbeschränkung: Es werden nur solche Schritte hinzugefügt, die eine Vorbedingung erzeugen, die noch nicht unterstützt wird. Buchführung: causal links Einf. in die KI 11 – 39 Beispiel (2) Start At(Home) Sells(SM,Banana) Have(Drill) Have(Milk) Sells(SM,Milk) Sells(HWS,Drill) Have(Banana) At(Home) Finish Aktionen: Op (Action: Go(There), Precond: At(Here), Effect: At(There), ¬ At(Here)) Op (Action: Buy(x), Precond: At(Store), Sells(Store,x), Effect: Have(x)) Einf. in die KI 11 – 40 Beispiel (3) Auswahl von Aktions-Instanzen Unterstützung von Vorbedingungen durch die Startaktion ← Ordnungsbeziehung (≺) ← kausale und Ordnungsbeziehung Einf. in die KI 11 – 41 Start At(s), Sells(s,Drill) At(s), Sells(s,Milk) At(s), Sells(s,Bananas) Buy(Drill) Buy(Milk) Buy(Bananas) Have(Drill), Have(Milk), Have(Bananas), At(Home) Finish Start At(HWS), Sells(HWS,Drill) At(SM), Sells(SM,Milk) At(SM), Sells(SM,Bananas) Buy(Drill) Buy(Milk) Buy(Bananas) Have(Drill), Have(Milk), Have(Bananas), At(Home) Finish Einf. in die KI 11 – 42 Beispiel (4) Bemerkungen: • Kausale Beziehungen werden geschützt. c Sj zerstören, Planschritte, die die Bedingung c einer kausalen Beziehung Si −→ dürfen nicht zwischen Si und Sj eingefügt werden. • Alle Planschritte werden nach der Startaktion eingefügt. Planschritte Si , die eine Bedingung c für einen Planschritt Sj erzeugen, werden vor Sj eingefügt: c Si −→ Sj ⇒ Si ≺ Sj • Bedingungen, die nicht als Effekte von Aktionen auftreten, müssen von der Startaktion erzeugt werden. • Bisher: – Wenig Suchaufwand, um die passenden Aktionsinstanzen zu finden, die als Planschritte eingefügt werden. – Keine Notwendigkeit die Planschritte zu ordnen. Einf. in die KI 11 – 43 Beispiel (5) Auswahl von Aktionsinstanzen Start At(x) At(x) Go(HWS) Go(SM) At(HWS), Sells(HWS,Drill) Buy(Drill) At(SM), Sells(SM,Milk) Buy(Milk) At(SM), Sells(SM,Bananas) Buy(Bananas) Have(Drill) , Have(Milk) , Have(Bananas) , At(Home) Finish Einf. in die KI 11 – 44 Beispiel (6) Start At(Home) At(Home) Go(HWS) Go(SM) At(HWS), Sells(HWS,Drill) Buy(Drill) At(SM), Sells(SM,Milk) Buy(Milk) At(SM), Sells(SM,Bananas) Buy(Bananas) Have(Drill) , Have(Milk) , Have(Bananas) , At(Home) Finish Unterstützung von At(x) durch die Startaktion Problem: Sowohl Go(HWS) als auch Go(SM) zerstören die Bedingung At(Home). Es gibt keine Möglichkeit, die beiden Go-Schritte zu linearisieren. Einf. in die KI 11 – 45 Schutz kausaler Beziehungen L S3 S1 c S1 S1 c c S2 S2 L S3 c S2 c L S3 (a) (b) c (c) Einführung von Ordnungsbeziehungen S3 “bedroht” die kausale Beziehung zwischen S1 und S3. Lösung: Demotion: Die “Bedrohung” wird vor der kausalen Beziehung eingeordnet. Promotion: Die “Bedrohung” wird nach der kausalen Beziehung eingeordnet. Einf. in die KI 11 – 46 Beispiel (7) In unserem Beispiel gibt es keine Möglichkeit die Bedrohung, die ein Go-Schritt für die Vorbedingung des jeweils anderen darstellt, durch die Einführung weiterer Ordnungsbeziehungen zu lösen. Können weder Promotion noch Demotion die Bedrohung auflösen, muss weiter zurückgesetzt werden. Einf. in die KI 11 – 47 Start At(Home) At(HWS) Go(HWS) Go(SM) At(HWS), Sells(HWS,Drill) Buy(Drill) At(SM), Sells(SM,Milk) Buy(Milk) At(SM), Sells(SM,Bananas) Buy(Bananas) At(SM) Go(Home) Have(Drill) , Have(Milk) , Have(Bananas) , At(Home) Finish Einf. in die KI 11 – 48 Beispiel (8) Nächster Rücksetzpunkt: Unterstützung der Vorbedingung von Go(SM) Wähle At(HWS) und Go(HWS) ⇒ Bedrohung der kausalen Beziehung Go(HWS) At(HWS ) −→ Buy(Drill) ⇒ Lösung durch Promotion von Go(HWS): Kaufe zuerst den Bohrer! Einf. in die KI 11 – 49 Beispiel (9) Schließlich muss noch die Vorbedingung At(Home) der Zielaktion unterstützt werden. • Unterstützung durch die Startaktion scheitert an den Bedrohungen durch die Go-Schritte. • Einführung eines Planschrittes Go(Home) erzeugt eine neue Vorbedingung At(x). • Unterstützung von At(x) durch Go(HWS) scheitert an der Bedrohung durch Go(SM). • Unterstützung durch Go(SM) führt wegen Bedrohung der Buy-Schritte zur Einordnung von Go(Home) als letzten Planschritt. Vorteil: Es werden keine inkonsistenten Zwischenzustände erzeugt! Einf. in die KI 11 – 50 Beispiel (10): Die Lösung : Einf. in die KI 11 – 51 Start At(Home) Go(HWS) At(HWS) Sells(HWS,Drill) Buy(Drill) At(HWS) Go(SM) At(SM) Sells(SM,Milk) At(SM) Sells(SM,Ban.) Buy(Milk) Buy(Ban.) At(SM) Go(Home) Have(Milk) At(Home) Have(Ban.) Have(Drill) Finish Einf. in die KI 11 – 52