Tippeltour rund um Winterscheid
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Tippeltour rund um Winterscheid
Tippeltour rund um Winterscheid von Peter Squentz erschienen im Band 7 „Tippeltouren“ rechts und links des Rheins im J.P. Bachem Verlag, Köln Winterscheid liegt auf der Höhe, wie sein Name schon erwarten läßt. Denn „Scheid“ bedeutet Grenze oder Wasserscheide. Die hohe Kirche mit dem schlanken mittelalterlichen Turm ist kilometerweit zu sehen. Doch bekannter ist bei Groß und Klein die Winterscheider Mühle tief im Tal: bei den Großen als ein Ausflugsrestaurant, bei den Kleinen wegen seines Wildparks. Für uns ist sie der Ausgangspunkt zu einem schönen Rundweg über die Höhen links und rechts des Tals. Vom Parkplatz wandern wir zurück zur Zufahrt und berühren in der Gabelung der beiden Straßen nach Fußhollen und nach Litterscheid kurz den Wildpark, wo die Ferkel eben bei der Schlammschlacht sind. Das geht nicht ohne aufgeregtes Quieken und manchen Nasenstüber, auch manches „Wehr Dich!“ von der Mutter. Hier, am Fuß der Straße nach Fußhollen, halten wir uns bei der grünen Bank auf jenem unmarkierten Pfad, der zunächst dem Uferrand der Böschung folgt, dem Lauf des Derenbachs entgegen. Der Weg im lichten Eichenwald ist anfangs eben, dann steigt er an und läßt das Bachtal unter sich. Es geht an einer Bank vorüber, halbhoch in der Böschung in ein dunkles Fichtenstück und bald darauf mit Schwenk nach rechts, durch eine Schonung hinauf bis an den Rand der gerodeten Höhe. Dort erreichen wir den asphaltierten Fahrweg aus dem Tal und gehen weiter mit ihm aufwärts, rechts hinauf („ A 7“ ). Zwischen Weideflächen geht es weiter auf die Höhe, wo wir beim Blick zurück, nur einen Kilometer weiter, unser Ziel entdecken, von dem wir uns zunächst mit jedem Schritt entfernen: Winterscheid, die Sommerfrische mit dem spitzen Turm der Kirche über allem. Es geht vorbei an einem zwischen Thujabüschen eingerahmten Kruzifix; so kommen wir nach Fußhollen. Hier folgen wir der „Mertener Straße“ durch das ganze Dorf, vorüber an der Straße „Zum Hofbach“ und vorbei an einem Kreuz von 1888, vorbei auch an der kleinen Kapelle und weiter durch den Höhenort, bis uns mit dem Sträßchen „In der Mark“ von links der Wanderweg mit dem Andreaskreuz erreicht ( „12“ ). Ein Stück noch halten wir uns geradeaus und bleiben auf der asphaltierten Straße. So kommen wir aus dem Ort hinaus. Hier wandern wir nun weiter mit der Straße auf der Höhe. Rechts sehen wir bald wieder Winterscheid, dahinter, links daneben den Kirchturm von Neunkirchen. Bald tritt von links der Wald heran, und wir passieren abermals ein Kruzifix. Schon im Wald und vollends auf der Höhe, erreichen wir ein Wegekreuz. Hier halten wir uns rechts und folgen weiter dem Andreaskreuz ( „X“ ) in Richtung Winterscheid und Litterscheid. Es knackt und knistert im Gehölz und zwitschert in den Zweigen um uns her. Das ist der Nutscheid, das große Waldgebiet auf dem langen Bergzug zwischen Sieg und Bröl, mit 1500 Hektar eines der größten Forstgebiete im Bergischen Land, mit Wild und vielen Vogelarten gut besetzt. Hier oben sind bereits die Römer langgezogen. „Römerstraße“ heißt denn auch der alte Handelsweg von Bonn ins Siegerland, auch wenn es dafür keinen Hinweis gibt, als die Wahrscheinlichkeit allein - Keinen Stein im Bett der Straße, keine Münze, keinen Fund und keine schriftliche Erwähnung. Erst 1574 heißt sie dann die „Hohe Straße, so von Boddingen gegen Waldtpruell gehet“, von Bödingen nach Waldbröl, und ist zu jener Zeit ein delikates Grenzgebilde im Streit um Jagd und Holzeinschlag wie auch die Höhe gegenüber. Ein Fall von 1561 bezeugt sogar, daß nicht einmal die Lage ihrer Misthaufen den Bauern längs des Weges überlassen war. Bald überqueren wir im lichten Wald die Straße, die von Winterscheid nach Honscheid führt, kreuzen kurz darauf den Weg „A 9“ und wandern weiter auf der sonnigen Höhe. Vor Stockum liegt alleine links im Wald das Forsthaus. Dann erreichen wir das grüne Höhendorf mit Heidschnucken und Schafen auf den Weiden rechts und links. Hier lag einmal die Postkutschenstation mit Gastwirtschaft für Reisende. Am jenseitigen Ortsrand finden wir im Schutz einer Kastanie ein neugotisches Steinkreuz. Von hier ab ist der Höhenweg für den Verkehr gesperrt. Wir folgen weiter dem Andreaskreuz, links vor uns, fern im Dunst, entdecken wir die flachen Kegel des Siebengebirges. Dann geht es wieder in den Wald. Nach dem Rechtsschwenk bleiben wir geradeaus, es geht vorbei am Pumpwerk auf der Höhe und weiter durch den Wald mit Lärchen rechts und Buchen auf der Linken bis an ein Wegekreuz mit einer Schutzhütte zur Linken. Hier überquert der Wanderweg 29 (ebenfalls Andreaskreuz) den Rücken des Berges und führt nach rechts durchs Tal hindurch nach Winterscheid, nach links hinunter an die Sieg. Auch der Wanderweg, dem wir bisher gefolgt sind, verläßt nun den Rücken der Höhe, um ein wenig unterhalb voranzukommen. Wir aber bleiben hier noch geradeaus ( „A 10“ ) und folgen bis zuletzt dem Höhenzug. Zweimal knickt der Weg ein wenig nach links und führt bald auch merklich hinab. Ehe dann der Weg erneut nach rechts schwenkt, etwa anderthalb Kilometer hinter der Hütte, tritt uns das Andreaskreuz des Wanderweges 12 erneut entgegen und wir folgen ihm nach rechts, in scharfer Wendung in den Wald. Den unmarkierten zweiten Weg, der rechts im spitzen Winkel fast zurückführt, ignorieren wir. Es geht zunächst durch dunklen Fichtenwald, dann auf dem Rücken eines Buckels durch sonnige Buchenbestände. Nach beiden Seiten fällt der Bergsporn ab, der Weg ist gut markiert ( „X“ ), im Laub des Waldes aber kaum zu sehen. Immer schmaler wird der Buckel, immer rascher geht es nun bergab, dem Tal der Bröl entgegen, die wir auf der linken Seite unter uns entdecken. Wir steigen rechts vom Grat hinab und stoßen unten bei der hölzernen Barriere, auf den breiten Querweg, der den Derenbach die letzten Meter bis zur Mündung in die Bröl begleitet.Hier verlassen wir den Wanderweg, halten uns stattdessen rechts und überqueren etwa hundert Meter weiter den Derenbach nach links. Es geht vorbei am Wanderparkplatz und mit der Straße vorsichtig ein Stück nach rechts, gut hundert Meter weit, dann nehmen wir den Weg, der in der Böschung gegenüber ansteigt ( „A10“). Dies ist ein Karrenweg aus alter Zeit vom Bröltal auf die Winterscheider Höhe, mit ungefügter Grauwacke dauerhaft befestigt. Links über uns ist auf dem Rennenberg ein Erdwall nachgewiesen. Der Weg steigt stetig an, dann schwenkt er ein wenig nach links und wir entdecken am Stamm einer verdorrten Eiche ein altes holzgeschnitztes Kreuz von 1788 mit Totenkopf und Herz und Nägeln und mit den Namen derer, die es aufgerichtet haben: „VERLOBD ELISABET SCHMITZ UNT ADOLF SCHMITZ“. Von diesem Kreuz erzählt die fromme Sage folgende Geschichte: Da kam im letzten Sonnenschein ein Jägersmann vorüber, müde von der Pirsch, doch ohne Beute. Die Kugeln hatten allesamt ihr Ziel verfehlt und mit der letzten auf ein Reh am Rennenberger Kreuz erging es ihm nicht anders. Da lud er noch einmal und zielte mit der Büchse auf das Kreuz. Doch wieder ging sein Schuß daneben. So lud er rasend seine Büchse auch noch mit der allerletzten Kugel und schoß und fehlte abermals und fiel: Zur höheren Ehre des Schöpfers. Bleibt allerdings die Frage: Woher weiß der Volksmund, was er da erzählt? Niemand war am Ort des Frevels und an Spuren gab es nur ein unversehrtes Kreuzifix am Baum nebst einem toten Jäger ohne Munition. Doch immerhin: Seit dem Vorfall geht der wilde Jäger um zum Schrecken der Bewohner. Und heißt der nächste Ort denn nicht tatsächlich „Schreckenberg“? Wir wandern weiter auf dem Weg „A 10“, vorüber an der Hütte nah am Kreuz und weiter auf die Höhe. Bald sehen wir das Weiß von Fachwerkhäusern durch die Bäume: Das ist Schreckenberg und gleich darauf erreichen wir die freie Höhe. Fern liegt Winterscheid und über allem hoch der Kirchturm. Das erste Haus zur Linken ist das Forsthaus, das erste Sträßchen heißt „Am Walde“ und da liegt es auch. Der alte Kern von Schreckenberg verbirgt sich recht in einer Mulde, ein großer Hof, aufs Feinste wiederhergestellt, steht gleich am Weg. Wir wandern durch die Wiesen auf der Höhe, entlang am Ortsrand und erreichen bald die Straße, die hinab nach Hennef führt. Sie bringt uns geradeaus durch Winterscheid hindurch. Wo nach links die „Wendelinusstraße“ abzweigt, steht am Weg eine Kapelle mit einem steinernen Gebet für Sankt Agatha. Hier liegt ein Dorfplatz unter Linden, mit Trauerweiden, dem malerischen Dorfteich und schönen Fachwerkhäusern an der Straße. So erreichen wir die prächtig ausgestattete Servatius-Kirche und auf der anderen Seite das Hotel mit Gaststätte „Zur Post“. Sofort dahinter, vor dem Hotel mit Gaststätte „Zur Krone“, entdecken wir die „Mühlengasse“ und wissen, das ist unser Weg zurück, hinunter zur Mühle und das letzte Stück der Nase nach: Der Schweine wegen. Kurzbeschreibung: Wegelänge: etwa 12 km Anfahrt: Autobahn A 3 oder A 59 und Autobahn 560 bis AS Hennef-Ost. Von dort über die B 478 in Richtung Waldbröl und hinter dem Ort Hennef-Bröl rechts ab zur Winterscheider Mühle. Wanderparkplatz an der Mühle oder gleich 0,5 km nach dem Verlassen der B 478 und dort beginnen. Auch in Winterscheid ausreichend Parkplätze. Wanderkarten: Ortsplan der Gemeinde Ruppichteroth mit Wanderwegen (kostenfrei) sowie die Wanderkarte des Landesvermessungsamtes NRW Nr. 43 „Südlicher Oberbergischer Kreis“ zum Preis von 5,- €, jeweils Maßstab 1:25.000 erhältlich an der Infothek im Rathaus der Gemeinde Ruppichteroth, Schönenberg, Rathausstr. 18, 53809 Ruppichteroth Ortsplan (Kartografie Info-Plan) mit Straßensuch- und Ausdruckfunktion siehe auch www.findcity.de (Eingabe der Postleitzahl 53809 erforderlich) Der Wanderweg lässt sich leicht verändern oder verkürzen ( vgl. Karte ).