Balladen - Gemeindeschulen
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Balladen - Gemeindeschulen
Kartei "ARBEIT AM TEXT 5&6" TEXT Ba15 Balladen: Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland von Theodor Fontane Ballade: Man kann die Ballade als gereimte Geschichte oder erzählendes Gedicht beschreiben. Sie ist eine sehr alte Form der Erzählung, die meist singend vorgetragen wurde. Die meisten Balladen lieben das Unheimliche, Düstere und oft Gespenstische. Der Verfasser der Ballade: Theodor Fontane wurde am 30.12.1819 in Neuruppin (D) geboren. Der Vater war Apotheker. Fontane besuchte das Gymnasium Neuruppin (1832) und die Gewerbeschule Berlin (1833). 1836-1840 Apothekerlehre in Berlin. Fontane gab 1849 seinen Apothekerberuf auf; er arbeitete dann mit Unterbrechung bis 1859 als freier Mitarbeiter im Büro eines Ministeriums. Er lebte von 1855-1859 in England als Berichterstatter. Von 1860 bis 1870 arbeitete er als Redakteur der Berliner "Kreuz-Zeitung". 1870-1889 Theaterkritiker bei der "Vossischen Zeitung". 1876 Sekretär der Akademie der Künste Berlin und freier Schriftsteller. 1894 Dr. phil. h.c. Fontane starb am 20.9.1898 in Berlin. Arbeitsaufgaben*: 1) Lies die Ballade aufmerksam durch. Du musst nicht jedes Wort verstehen. 2) Fasse den Inhalt kurz mit deinen Worten zusammen. 3) Was war Herr Ribbeck für ein Mensch? 4) Mit welcher Absicht wurde die Ballade Ballade geschrieben? 5) Zeichne ein Bild zur Ballade. 6) Versuche, die Ballade so vorzutragen, dass es den Zuhörern Spaß macht. Vielleicht suchst du eine passende Musik dazu aus oder singst sie vor? Worterklärungen: Lütt Dirn: (norddeutsch) kleines Mädchen Pantine: Holzschuh Büdner: so bezeichnete man früher einen Kleinbauern mit eigenem Haus, aber nur wenig Grundbesitz Video: Gib auf www.youtube.com den Begriff „Ribbeck“ ein. * schwarz: Pflicht – rot: schwierig, freiwillig – grün: Freiarbeit © AJK Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland von Theodor Fontane So klagten die Kinder. Das war nicht recht Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht; Der neue freilich, der knausert und spart, Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt. Aber der alte, vorahnend schon Und voll Misstraun gegen den eigenen Sohn, Der wusste genau, was damals er tat, Als um eine Birn' ins Grab er bat, Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus Ein Birnbaumsprössling sprosst heraus. Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, Ein Birnbaum in seinem Garten stand, Und kam die goldene Herbsteszeit Und die Birnen leuchteten weit und breit, Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl, Der von Ribbeck sich beide Taschen voll, Und kam in Pantinen ein Junge daher, So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?« Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn, Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.« So ging es viel Jahre, bis lobesam Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam. Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit, Wieder lachten die Birnen weit und breit; Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab. Legt mir eine Birne mit ins Grab.« Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus, Trugen von Ribbeck sie hinaus, Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht Sangen »Jesus meine Zuversicht«, Und die Kinder klagten, das Herze schwer: »He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?« Und die Jahre gingen wohl auf und ab, Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab, Und in der goldenen Herbsteszeit Leuchtet's wieder weit und breit. Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her, So flüstert's im Baume: »Wiste 'ne Beer?« Und kommt ein Mädel, so flüstert's: »Lütt Dirn, Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn.« So spendet Segen noch immer die Hand Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. © AJK Kartei "ARBEIT AM TEXT 5&6" TEXT Ba16 Balladen: Nis Randers von Otto Ernst Ballade: Man kann die Ballade als gereimte Geschichte oder erzählendes Gedicht beschreiben. Sie ist eine sehr alte Form der Erzählung, die meist singend vorgetragen wurde. Die meisten Balladen lieben das Unheimliche, Düstere und oft Gespenstische. Der Verfasser der Ballade: Otto Ernst, eigentlich Otto Ernst Schmidt (* 7. Oktober 1862 in Ottensen bei Hamburg; † 5. März 1926 in Groß-Flottbek bei Hamburg) war ein deutscher Dichter und Schriftsteller. Er wurde als Sohn einer Zigarrendreherfamilie geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Lehrer erkannten jedoch, dass der Junge wissbegierig und talentiert war und ließen ihm entsprechende Förderung zuteil werden. Dies ermöglichte es ihm, den Lehrerberuf zu ergreifen. So wurde Ernst 1883 Lehrer. 1887 heiratet er seine Kollegin, Helmy Scharge. 1903 baute er ein Haus in Groß-Flottbek, wo er mit seiner Familie – er hatte mit seiner Frau insgesamt fünf Kinder – lebte, bis er im Alter von 63 Jahren starb. (Quelle: Wikipedia) Arbeitsaufgaben*: 1) Lies die Ballade aufmerksam durch. Du Du musst nicht jedes Wort verstehen. 2) Fasse den Inhalt kurz mit deinen Worten zusammen. 3) Was war Nis Randers für ein Mensch? 4) Mit welcher Absicht wurde die Ballade geschrieben? 5) Zeichne ein Bild zur Ballade. 6) Versuche, die Ballade so vorzutragen, dass es den Zuhörern Zuhörern Spaß macht. Vielleicht suchst du eine passende Musik dazu aus oder singst sie vor? Worterklärungen: Brandung: gegen Land treibende Wellen. Die Brandung kann mehrere Meter hoch sein. Wrack: Schiffswrack: stark beschädigtes, nicht mehr brauchbares Schiff Tipp: http://www.youtube.com/watch?v=hzgeWxbqwFQ (Musikvideo der Ballade) * schwarz: Pflicht – rot: schwierig, freiwillig – grün: Freiarbeit © AJK Nis Randers von Otto Ernst Krachen und Heulen und berstende Nacht, Dunkel und Flammen in rasender Jagd Ein Schrei durch die Brandung! Und brennt der Himmel, so sieht man’s gut. Ein Wrack auf der Sandbank! Noch wiegt es die Flut; Gleich holt sich’s der Abgrund. Nis Randers lugt - und ohne Hast Spricht er: "Da hängt noch ein Mann im Mast; Wir müssen ihn holen." Da fasst ihn die Mutter: "Du steigst mir nicht ein: Dich will ich behalten, du bliebst mir allein, Ich will’s, deine Mutter! Dein Vater ging unter und Momme, mein Sohn; Drei Jahre verschollen ist Uwe schon, Mein Uwe, mein Uwe!" Nis tritt auf die Brücke. Die Mutter ihm nach! Er weist nach dem Wrack und spricht gemach: "Und seine Mutter?" Nun springt er ins Boot und mit ihm noch sechs: Hohes, hartes Friesengewächs; Schon sausen die Ruder. Boot oben, Boot unten, ein Höllentanz! Nun muss es zerschmettern ...! Nein, es blieb ganz ...! Wie lange? Wie lange? Mit feurigen Geißeln peitscht das Meer Die menschenfressenden Rosse daher; Sie schnauben und schäumen. Wie hechelnde Hast sie zusammenzwingt! Eins auf den Nacken des andern springt Mit stampfenden Hufen! Drei Wetter zusammen! Nun brennt die Welt! Was da? - Ein Boot, das landwärts hält Sie sind es! Sie kommen! - Und Auge und Ohr ins Dunkel gespannt... Still - ruft da nicht einer? - Er schreit’s durch die Hand: "Sagt Mutter, 's ist Uwe!" © AJK Kartei "ARBEIT AM TEXT 5&6" TEXT Ba17 Balladen: Der Zauberlehrling von Johann Wolfgang von Goethe Ballade: Man kann die Ballade als gereimte Geschichte oder erzählendes Gedicht beschreiben. Sie ist eine sehr alte Form der Erzählung, die meist singend vorgetragen wurde. Die meisten Balladen lieben das Unheimliche, Düstere und oft Gespenstische. Der Verfasser der Ballade: Goethe wurde am 28.8.1749 in Frankfurt(Main) geboren. Er begann sein Studium der Jura 1768 in Leipzig, das er aber wegen einer schweren Krankheit unterbrach und 1771 in Straßburg fortsetzte. Auf Einladung von Herzog Carl August zog er nach Weimar, wo er ab 1776 im Staatsdienst arbeitete. 1786-1788 erste Italienreise, 1790 zweite Italienreise. Goethe starb am 22.3.1832 in Weimar. Arbeitsaufgaben*: 1) Lies die Ballade aufmerksam durch. Du musst nicht jedes Wort verstehen. 2) Fasse den Inhalt kurz mit deinen Worten zusammen. 3) Welche Adjektive fallen dir zum Zauberlehrling ein?. 4) Mit welcher Absicht wurde die Ballade geschrieben? 5) Zeichne ein Bild zur Ballade. 6) Versuche, die Ballade so vorzutragen, dass es den Zuhörern Spaß macht. * schwarz: Pflicht – rot: schwierig, freiwillig – grün: Freiarbeit © AJK Der Zauberlehrling von Johann Wolfgang von Goethe Hat der alte Hexenmeister sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister auch nach meinem Willen leben. Seine Wort und Werke merkt ich und den Brauch, und mit Geistesstärke tu ich Wunder auch. Walle! walle Manche Strecke, dass, zum Zwecke, Wasser fließe und mit reichem, vollem Schwalle zu dem Bade sich ergieße. Und nun komm, du alter Besen! Nimm die schlechten Lumpenhüllen; bist schon lange Knecht gewesen: nun erfülle meinen Willen! Auf zwei Beinen stehe, oben sei ein Kopf, eile nun und gehe mit dem Wassertopf! Walle! walle manche Strecke, dass, zum Zwecke, Wasser fließe und mit reichem, vollem Schwalle zu dem Bade sich ergieße. Seht, er läuft zum Ufer nieder, Wahrlich! ist schon an dem Flusse, und mit Blitzesschnelle wieder ist er hier mit raschem Gusse. Schon zum zweiten Male! Wie das Becken schwillt! Wie sich jede Schale voll mit Wasser füllt! Stehe! stehe! denn wir haben deiner Gaben vollgemessen! Ach, ich merk es! Wehe! wehe! Hab ich doch das Wort vergessen! Ach, das Wort, worauf am Ende er das wird, was er gewesen. Ach, er läuft und bringt behände! Wärst du doch der alte Besen! Immer neue Güsse bringt er schnell herein, Ach! und hundert Flüsse stürzen auf mich ein. Nein, nicht länger kann ich’s lassen; will ihn fassen. Das ist Tücke! Ach! nun wird mir immer bänger! Welche Mine! welche Blicke! O du Ausgeburt der Hölle! Soll das ganze Haus ersaufen? Seh ich über jede Schwelle doch schon Wasserströme laufen. Ein verruchter Besen, der nicht hören will! Stock, der du gewesen, steh doch wieder still! Willst am Ende gar nicht lassen? Will dich fassen, will dich halten und das alte Holz behände mit dem scharfen Beile spalten. Seht da kommt er schleppend wieder! Wie ich mich nur auf dich werfe, gleich, o Kobold, liegst du nieder; krachend trifft die glatte Schärfe. Wahrlich, brav getroffen! Seht, er ist entzwei! Und nun kann ich hoffen, und ich atme frei! Wehe! wehe! Beide Teile steh’n in Eile schon als Knechte völlig fertig in die Höhe! Helft mir, ach! ihr hohen Mächte! Und sie laufen! Nass und nässer wird’s im Saal und auf den Stufen. Welch entsetzliches Gewässer! Herr und Meister! hör mich rufen! Ach, da kommt der Meister! Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los. "In die Ecke, Besen, Besen! Seid’s gewesen. Denn als Geister ruft euch nur zu diesem Zwecke, erst hervor der alte Meister." © AJK Kartei "ARBEIT AM TEXT 5&6" TEXT Ba18 Balladen: Das Riesenspielzeug von Adelbert von Chamisso Ballade: Man kann die Ballade als gereimte Geschichte oder erzählendes Gedicht beschreiben. Sie ist eine sehr alte Form der Erzählung, die meist singend vorgetragen wurde. Die meisten Balladen lieben das Unheimliche, Düstere und oft Gespenstische. Der Verfasser der Ballade: Adelbert von Chamisso (eigentlich: Louis Charles Adélaïde de Chamisso de Boncourt) Geboren am 30.1.1781 auf Schloss Boncourt (Champagne, F), gestorben am 21.8.1838 in Berlin. Chamissos Familie floh während der französischen Revolution nach Deutschland. 1796 wurde er Page der Königin von Preußen, 1798 bis 1807 war er preußischer Offizier. 1815-18 machte er eine Weltumseglung. Nach der Rückkehr wurde er Adjunkt am Botanischen Garten in Berlin, später Vorsteher des Herbariums. Neben seinen Studien als Naturforscher betätigte er sich als Erzähler und Lyriker. Sein Liederkreis "Frauenliebe und -leben" wurde von Robert Schumann vertont. Arbeitsaufgaben*: 1) Lies die Ballade aufmerksam durch. Du musst nicht jedes Wort verstehen. 2) Fasse den Inhalt kurz mit deinen Worten zusammen. 3) Warum wurde der Vater ernsthaft, aber nicht böse? 4) Mit welcher Absicht wurde die Ballade geschrieben? 5) Zeichne ein Bild zur Ballade. 6) Versuche, die Ballade so vorzutragen, dass es den Zuhörern Spaß macht. Vielleicht suchst du eine passende Musik dazu aus oder singst sie vor? Anmerkung: Die Sage vom Riesenspielzeug haben auch die Brüder Grimm niedergeschrieben. * schwarz: Pflicht – rot: schwierig, freiwillig – grün: Freiarbeit © AJK Das Riesenspielzeug von Adelbert von Chamisso Burg Niedeck ist im Elsass der Sage wohlbekannt, Die Höhe, wo vor Zeiten die Burg der Riesen stand; Sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer, Du fragest nach den Riesen, du findest sie nicht mehr. Einst kam das Riesen-Fräulein aus jener Burg hervor, Erging sich sonder Wartung und spielend vor dem Tor, und stieg hinab den Abhang bis in das Tal hinein, Neugierig zu erkunden, wie's unten möchte sein. Mit wen'gen raschen Schritten durchkreuzte sie den Wald, Erreichte gegen Haslach das Land der Menschen bald, Und Städte dort und Dörfer und das bestellte Feld Erschienen ihren Augen gar eine fremde Welt. Wie jetzt zu ihren Füßen sie spähend niederschaut, Bemerkt sie einen Bauer, der seinen Acker baut; Es kriecht das kleine Wesen einher so sonderbar, Es glitzert in der Sonne der Pflug so blank und klar. Er schaut sie an behaglich, er fragt das Töchterlein: "Was Zappeliches bringst du in deinem Tuch herbei? Du hüpfest ja vor Freuden; lass sehen, was es sei." Sie spreitet aus das Tüchlein und fängt behutsam an, Den Bauer aufzustellen, den Pflug und das Gespann; Wie alles auf dem Tische sie zierlich aufgebaut, So klatscht sie in die Hände und springt und jubelt laut. Der Alte wird gar ernsthaft und wiegt sein Haupt und spricht: "Was hast du angerichtet? das ist kein Spielzeug nicht; Wo du es hergenommen, da trag es wieder hin, Der Bauer ist kein Spielzeug, was kommt dir in den Sinn! Sollst gleich und ohne Murren erfüllen mein Gebot; Denn, wäre nicht der Bauer, so hättest du kein Brot; Es sprießt der Stamm der Riesen aus Bauernmark hervor, Der Bauer ist kein Spielzeug, da sei uns Gott davor!" "Ei! artig Spielding!" ruft sie, "das nehm ich mit nach Haus." Sie knieet nieder, spreitet behänd ihr Tüchlein aus, Und feget mit den Händen, was da sich alles regt, Zu Haufen in das Tüchlein, das sie zusammen schlägt; Und eilt mit freud'gen Sprüngen, man weiß, wie Kinder sind, Zur Burg hinan und suchet den Vater auf geschwind: "Ei Vater, lieber Vater, ein Spielding wunderschön! So Allerliebstes sah ich noch nie auf unsern Höhn." Der Alte saß am Tische und trank den kühlen Wein, Burg Niedeck ist im Elsass der Sage wohlbekannt, Die Höhe, wo vor Zeiten die Burg der Riesen stand, Sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer, Und fragst du nach den Riesen, du findest sie nicht mehr. © AJK Kartei "ARBEIT AM TEXT 5&6" TEXT Ba19 Balladen: Der Knabe im Moor von Annette von Droste-Hülshoff Ballade: Man kann die Ballade als gereimte Geschichte oder erzählendes Gedicht beschreiben. Sie ist eine sehr alte Form der Erzählung, die meist singend vorgetragen wurde. Die meisten Balladen lieben das Unheimliche, Düstere und oft Gespenstische. Die Verfasserin der Ballade: Annette von DrosteDroste-Hülshoff, Hülshoff mit vollem Namen: Anna Elisabeth Franzisca Adolphina Wilhelmina Ludovica Freiin von Droste zu Hülshoff, (* 10. Januar, 12. Januar oder 14. Januar 1797 auf Burg Hülshoff bei Havixbeck, Kreis Coesfeld, Nordrhein-Westfalen; † 24. Mai 1848 in Meersburg am Bodensee) war eine deutsche Schriftstellerin. Sie gilt als eine der bedeutendsten deutschen Dichterinnen. Arbeitsaufgaben*: 1) Lies die Ballade aufmerksam durch. Du musst nicht jedes Wort verstehen. 2) Fasse den Inhalt kurz mit deinen Worten zusammen. 3) Warum sieht der Knabe überall Gespenster? 4) Mit welcher Absicht wurde die Ballade geschrieben? 5) Zeichne ein Bild zur Ballade. 6) Versuche, die Ballade so vorzutragen, dass es den Zuhörern Spaß macht. Vielleicht suchst du eine passende Musik dazu aus oder singst sie vor? Worterklärungen: Moor: nasse Lebensräume wie das Hohe Venn – schaurig: gruselig - Ein Hag ist ein von einer Hecke umstandenes Gelände. - Fibel ist die Bezeichnung für ein Lehrbuch für Schulanfänger. - Eine Haspel ist eine Vorrichtung zum Auf- und Abwickeln von Fäden. – Fiedler: Geiger * schwarz: Pflicht – rot: schwierig, freiwillig – grün: Freiarbeit © AJK Der Knabe im Moor von Annette von Droste-Hülshoff O schaurig ist's, übers Moor zu gehn, Und wie es rieselt und knittert darin, wenn es wimmelt vom Heiderauche, das ist die unselige Spinnerin, sich wie Phantome die Dünste drehn das ist die gebannte Spinnlenor', und die Ranke häkelt am Strauche, die den Haspel dreht im Geröhre! unter jedem Tritte ein Quellchen springt, Voran, voran, nur immer im Lauf, wenn aus der Spalte es zischt und singt - Voran als woll' es ihn holen; o schaurig ist's, übers Moor zu gehn, vor seinem Fuße brodelt es auf, wenn das Röhricht knistert im Hauche! es pfeift ihm unter den Sohlen Fest hält die Fibel das zitternde Kind wie eine gespenstische Melodei; und rennt, als ob man es jage, Das ist der Geigenmann ungetreu, hohl über die Fläche sauset der Wind - das ist der diebische Fiedler Knauf, Was raschelt drüben am Hage? der den Hochzeitsheller gestohlen! Das ist der gespenstische Gräberknecht, Da birst das Moor, ein Seufzer geht der dem Meister die besten Torfe verzecht; hervor aus der klaffenden Höhle; Hu, hu, es bricht wie ein irres Rind! Weh, weh, da ruft die verdammte Magret: hinducket das Knäbelein zage. "Ho, ho, meine arme Seele!" Der Knabe springt wie ein wundes Reh, wär nicht Schutzengel in seiner Näh', seine bleichenden Knöchelchen fände spät ein Gräber im Moorgeschwele. Da mählich gründet der Boden sich, und drüben, neben der Weide, die Lampe flimmert so heimatlich, der Knabe steht an der Scheide. Vom Ufer starret Gestumpf hervor, Tief atmet er auf, zum Moor zurück unheimlich nicket die Föhre. noch immer wirft er den scheuen Blick: Der Knabe rennt, gespannt das Ohr, Ja, im Geröhre war's fürchterlich, durch Riesenhalme wie Speere; O schaurig war's in der Heide! © AJK Kartei "ARBEIT AM TEXT 5&6" TEXT Ba20 Balladen: Die Schnitterin von Gustav Falke Ballade: Man kann die Ballade als gereimte Geschichte oder erzählendes Gedicht beschreiben. Sie ist eine sehr alte Form der Erzählung, die meist singend vorgetragen wurde. Die meisten Balladen lieben das Unheimliche, Düstere und oft Gespenstische. Der Verfasser der Ballade: Gustav Falke (* 11. Januar 1853 in Lübeck; † 8. Februar 1916 in Großborstel/Hamburg) war ein deutscher Schriftsteller. Gustav Falke war der Sohn eines Kaufmanns. Falke besuchte die Schule in Lübeck und absolvierte ab 1868 in Hamburg eine Lehre als Buchhändler. Da sein Stiefvater ihm seinen Wunsch, Literatur oder Musik zu studieren, abschlug, verließ Falke 1870 Hamburg. In den folgenden Jahren war er als Buchhändler. 1878 kehrte er nach Hamburg zurück, wo er eine private Musikausbildung erhielt. Anschließend verdiente er sich seinen Lebensunterhalt als Klavierlehrer. 1888 heiratete er seine ehemalige Schülerin Anna Theen. Mit ihr hatte er zwei Töchter und einen Sohn. In den 90er-Jahren begann er, eigene literarische Arbeiten zu veröffentlichen. Arbeitsaufgaben*: 1) Lies die Ballade aufmerksam durch. Du musst nicht jedes Wort verstehen. 2) Fasse den Inhalt kurz mit deinen Worten zusammen. 3) Was könnte der Sohn wohl verbrochen haben? 4) Mit welcher Absicht wurde die Ballade geschrieben? 5) Zeichne ein Bild zur Ballade. 6) Versuche, die Ballade so vorzutragen, dass es den Zuhörern Spaß macht. Vielleicht suchst du eine passende Musik dazu aus oder singst sie vor? Erklärung: Der Schnitter (Mäher) ist ein, heute in Europa fast ausgestorbener, Beruf des Erntehelfers bei der Getreideernte, der das Korn abmäht. Früher wurde das Getreide mit der Sichel bzw. mit der Sense abgeerntet, und war demzufolge mit sehr viel Handarbeit verbunden. * schwarz: Pflicht – rot: schwierig, freiwillig – grün: Freiarbeit © AJK Die Schnitterin von Gustav Falke War einst ein Knecht, einer Witwe Sohn, Drei Äcker Gerste, dein Sohn besteht, Der hatte sich schwer vergangen. Den Tod soll er nicht leiden." Da sprach sein Herr: "Du bekommst deinen Lohn, Morgen musst du hangen." So trieb er Spott, hart gelaunt, Und ist seines Weges geritten. Als das seiner Mutter kund getan, Am Abend aber, der Strenge staunt, Auf die Erde fiel sie mit Schreien: Drei Äcker waren geschnitten. "O, lieber Herr Graf, und hört mich an, Er ist der letzte von dreien. Was stolz im Halm stand über Tag, Sank hin, er musst es schon glauben. Den ersten schluckte die schwarze See, Und dort, was war's, was am Feldrain lag? Seinen Vater schon musste sie haben, Sein Schimmel stieg mit Schnauben. Dem andern haben in Schonens Schnee Eure schwedischen Feinde begraben. Drei Äcker Gerste, ums Abendrot, Lagen in breiten Schwaden, Und lasst ihr mir den letzten nicht Daneben die Mutter, und die war tot. Und hat er sich vergangen, So kam der Knecht zu Gnaden. Lasst meines Alters Trost und Licht Nicht schmählich am Galgen hangen!" Die Sonne hell im Mittag stand, Der Graf saß hoch zu Pferde, Das jammernde Weib hielt sein Gewand Und schrie vor ihm auf der Erde. Da rief er: "Gut, eh die Sonne geht, Kannst du drei Äcker mir schneiden, © AJK Kartei "ARBEIT AM TEXT 5&6" TEXT Ba21 Balladen: Der Totentanz von Johann Wolfgang von Goethe Ballade: Man kann die Ballade als gereimte Geschichte oder erzählendes Gedicht beschreiben. Sie ist eine sehr alte Form der Erzählung, die meist singend vorgetragen wurde. Die meisten Balladen lieben das Unheimliche, Düstere und oft Gespenstische. Der Verfasser der Ballade: Goethe wurde am 28.8.1749 in Frankfurt(Main) geboren. Er begann sein Studium der Jura 1768 in Leipzig, das er aber wegen einer schweren Krankheit unterbrach und 1771 in Straßburg fortsetzte. Auf Einladung von Herzog Carl August zog er nach Weimar, wo er ab 1776 im Staatsdienst arbeitete. 17861788 erste Italienreise, 1790 zweite Italienreise. Goethe starb am 22.3.1832 in Weimar. Arbeitsaufgaben*: 1) Lies die Ballade aufmerksam durch. Du musst nicht jedes Wort verstehen. 2) Fasse den Inhalt kurz mit deinen Worten zusammen. 3) Was hältst du vom Verhalten des Türmers? 4) Mit welcher Absicht wurde die Ballade geschrieben? 5) Zeichne ein Bild zur Ballade. 6) Versuche, die Ballade so vorzutragen, dass es den Zuhörern Spaß macht. Vielleicht suchst du eine passende Musik dazu aus oder singst sie vor? Erklärungen: Der Totentanz ist die seit dem 14. Jahrhundert aufgekommene bildliche Darstellung der Gewalt des Todes über das Menschenleben. Türmer war im Mittelalter die Bezeichnung für einen Wächter, der von einem Turm aus die Umgebung beobachtete. * schwarz: Pflicht – rot: schwierig, freiwillig – grün: Freiarbeit © AJK Der Totentanz von Johann Wolfgang von Goethe Der Türmer, der schaut zu mitten der Nacht Hinab auf die Gräber in Lage; Der Mond, der hat alles ins Helle gebracht: Der Kirchhof, er liegt wie am Tage. Da regt sich ein Grab und ein anderes dann: Sie kommen hervor, ein Weib da, ein Mann, in weißen und schleppenden Hemden. Das reckt nun, es will sich ergötzen sogleich, Die Knöchel zur Runde, zum Kranze, So arm und so jung und so alt und so reich; Doch hindern die Schleppen am Tanze. Und weil nun die Scham hier nun nicht weiter gebeut, Sie schütteln sich alle: Da liegen zerstreut Die Hemdlein über den Hügeln. Nun hebt sich der Schenkel, nun wackelt das Bein, Gebärden da gibt es, vertrackte; Dann klippert's und klappert's mitunter hinein, Als schlüg' man die Hölzlein zum Takte. Das kommt nun dem Türmer so lächerlich vor; Da raunt ihm der Schalk, der Versucher, ins Ohr: Geh! hole dir einen der Laken. Getan wie gedacht! und er flüchtet sich schnell Nun hinter geheiligte Türen. Der Mond, und noch immer er scheinet so hell Zum Tanz, den sie schauderlich führen. Doch endlich verlieret sich dieser und der, Schleicht eins nach dem andern gekleidet einher, Und husch! ist es unter dem Rasen. Nur einer, der trippelt und stolpert zuletzt Und tappet und grapst an den Grüften; Doch hat kein Geselle so schwer ihn verletzt, Er wittert das Tuch in den Lüften. Er rüttelt die Turmtür, sie schlägt ihn zurück, Geziert und gesegnet, dem Türmer zum Glück: Sie blinkt von metallenen Kreuzen. Das Hemd muss er haben, da rastet er nicht, Da gilt auch kein langes Besinnen, Den gotischen Zierrat ergreift nun der Wicht Und klettert von Zinnen zu Zinnen. Nun ist's um den armen, den Türmer getan! Es ruckt sich von Schnörkel zu Schnörkel hinan, Langbeinigen Spinnen vergleichbar. Der Türmer erbleichet, der Türmer erbebt, Gern gäb' er ihn wieder, den Laken. Da häkelt - jetzt hat er am längsten gelebt Den Zipfel ein eiserner Zacken. Schon trübet der Mond sich verschwindenden Scheins, Die Glocke, sie donnert ein mächtiges Eins, Und unten zerschellt das Gerippe. © AJK