Unterrichtsmaterial - Wiener Symphoniker

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Unterrichtsmaterial - Wiener Symphoniker
Unterrichtsmaterial
Paul Dukas
"L'Apprenti Sorcier" ("Der Zauberlehrling"), Scherzo
für Orchester nach der Ballade von Goethe
Maurice Ravel
Bolero
zusammengestellt von
Bettina Büttner-Krammer
Inhalt
1. Der Zauberlehrling
Kurzbiografie Paul Dukas
S. 3
Agentenspiel rund um Paul Dukas
S. 4
Der Zauberlehrling: Inhalt des Stückes / Musik
S. 7
Die Ballade von Goethe
S. 9
Praktische Übungen
S. 10
2. Bolero
Kurzbiografie Maurice Ravel
S. 11
Bolero – die Musik
S. 13
Bolero Auftrittsliste
S. 16
Arbeitsblatt
S. 17
Das Orchester
S. 18
Musikalische Übungen
S. 20
Früchte-Kärtchen
S. 22
Bilder der Orchesterinstrumente
S. 23
2
Paul Dukas
Paul Dukas wird am 1. Oktober 1865 in
Paris geboren. Als Paul fünf Jahre alt ist,
stirbt seine Mutter. Schon als Kind erhält
Paul Musikunterricht und man bemerkt
schnell
sein
außergewöhnliches
musikalisches Talent. Im Alter von 16 – 24
Jahren studiert er am Konservatorium von
Paris
Klavier,
Harmonielehre
und
Komposition. Früh beginnt er mit dem
Komponieren. Ab 1892 betätigt er sich aber
auch als Musikkritiker für Zeitungen. In mehr als 400 Kritiken beweist er sein treffsicheres
musikalisches Urteilsvermögen. Er kritisiert auch berühmte Kollegen wie Claude Debussy und
Richard Wagner. Zeitgenossen beschreiben ihn als einen sehr klugen, gebildeten Mann. Er ist
aber auch sehr selbstkritisch, was dazu führt, dass er eine ganze Reihe komponierter Werke nach
ihrem Beginn abbricht und schließlich einige ganz vernichtet, weil er sie nicht gut genug findet.
1928 wird Paul Dukas zum Professor für Komposition am Pariser Konservatorium berufen. Dort
unterrichtet er auch den jungen Komponisten Olivier Messiaen, der selbst später berühmt wird.
Die Vertonung der Ballade „Der Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang von Goethe verhilft dem
Komponisten zu einem sehr hohen Bekanntheitsgrad - das Orchesterstück ist sehr oft in
Konzertsälen zu hören. Noch populärer wird das Stück durch die Verwendung in Walt Disneys
Zeichentrickfilm „Fantasia“. Dennoch sind die Oper „Ariane und Blaubart“ und das Ballett „La
Péri“ Dukas' bedeutendste Werke. Am 17. Mai 1935 stirbt Paul Dukas völlig unerwartet nach
einem Herzanfall in Paris.
Auswahl an Werken
King Lear, Ouvertüre nach Shakespeare für Orchester (1883)
Symphonie C-Dur für Orchester (1896)
Der Zauberlehrling (1897)
Ariane et Barbe-Bleue, Oper (1907)
La Péri, Ballett (1911/12)
3
Agentenspiel
In der Klasse werden 8 Gruppen gebildet. Jede Gruppe erhält eine Spielkarte. Eine erste Gruppe
stellt den anderen Agenten ihre Agentenfrage auf ihrer Karte. Wenn eine Gruppe auf ihrer Karte
die passende Antwort hat, sprich den Code, geht diese Gruppe zur „Zentrale“ (Tafel, Pult) und
gibt die Antwort dort ab. Auf die Tafel werden so nach und nach alle Antworten geschrieben, so
entsteht ein Steckbrief von Mr. X…
Fertiger Steckbrief
Der Komponist heißt Paul Dukas.
Er wurde am 8. Oktober 1865 in Paris in Frankreich geboren.
Er starb am 17. Mai 1935 in Paris nach einem Herzanfall.
Er studierte am Konservatorium Klavier, Harmonielehre und Komposition.
Sein zweiter Beruf war Musikkritiker.
Er wurde dann selbst Professor für Komposition am Pariser Konservatorium.
Am berühmtesten wurde sein Stück „Der Zauberlehrling“.
Er hat aber auch viele andere Musikstücke geschrieben, unter anderem eine Oper und ein Ballett.
4
Agentenspiel
Findet gemeinsam die Daten des Mr. X und erstellt einen
Steckbrief über ihn. Ihr dürft euren Code nur weitergeben, wenn
euch die passende Frage gestellt wird. Viel Glück!
Gruppe 1
Welchen zweiten Beruf übte Mr. X aus?
Euer Code: Er starb am 17. Mai 1935 in Paris nach einem Herzanfall.
Gruppe 2
Hat Mr. X noch andere Stücke geschrieben?
Euer Code: Am berühmtesten wurde sein Stück „Der Zauberlehrling“.
Gruppe 3
Welchen Beruf hatte Mr. X noch, als er schon älter war?
Euer Code: Er wurde am 8. Oktober 1865 in Paris in Frankreich geboren.
Gruppe 4
Wann ist Mr. X gestorben und warum?
Euer Code: Der Komponist heißt Paul Dukas.
5
Gruppe 5
Wie heißt Mr. X?
Euer Code: Er studierte am Konservatorium Klavier, Harmonielehre und Komposition.
Gruppe 6
Welches Stück war das berühmteste von Mr. X?
Euer Code: Sein zweiter Beruf war Musikkritiker.
Gruppe 7
Wo und was hat Mr. X studiert?
Euer Code: Später im Leben wurde er dann selbst Professor für Komposition am Pariser Konservatorium.
Gruppe 8
Wann wurde Mr. X geboren?
Euer Code: Er hat aber auch viele andere Musikstücke geschrieben, unter anderem eine Oper und ein
Ballett.
6
Der Zauberlehrling
Dukas bekanntestes Werk, die musikalische Komposition „Der Zauberlehrling“, ist die
gleichnamige Vertonung der Ballade von Johann Wolfgang von Goethe. Sie entstand 1897 unter
dem Titel „L'Apprenti sorcier".
Inhalt
Der Zaubermeister ist ausgegangen, der Zauberlehrling ist allein. Obwohl er bisher keine
größeren Erfahrungen im Umgang mit Magie gesammelt hat, ist er dennoch davon überzeugt,
bereits herausragende Fähigkeiten zu besitzen. Geschwind macht er sich ans Werk und verzaubert
ohne große Mühen einen der Besen. Warum sollte man sich als Mensch selbst abmühen, um
etwas Wasser vom Fluss zu holen, wenn das auch mit ein wenig Magie ein Stück Holz für einen
machen kann? Die Verzauberung wird zum vollen Erfolg - zunächst zumindest. Der Besen läuft
in Windeseile los und tut, wie ihm befohlen wurde. Eimer für Eimer für Eimer holt er immer
mehr Wasser herbei. Bereits nach kurzer Zeit meint der Zauberlehrling, dass es nun genug
Wasser im Schloss gebe und will gerade den Zauberspruch anwenden, um den Besen wieder
zurück zu verwandeln, da bemerkt er mit Schrecken: Er hat gerade diesen wichtigen
Zauberspruch vergessen. So bleibt ihm nichts anderes übrig als dabei zuzusehen, wie der Besen
unermüdlich immer mehr und mehr Wasser vom Fluss herbeiholt. Bald stehen die Zimmer unter
Wasser. Dem Zauberlehrling wird bei der ganzen Sache zunehmend bange. Er versucht sich
zunächst im guten Zureden, wird bald darauf wütend und schreit den Besen in einer Mischung
aus Entrüstung und Verzweiflung an. Aber der Besen hört nicht. Er holt weiter Wasser herbei.
Eimer für Eimer.
Schließlich heckt der Zauberlehrling einen Plan aus, um dem Ganzen ein Ende zu setzen diesmal mit einer Axt. Er lauert dem Besen auf, überfällt ihn, hält ihn fest und drückt ihn zu
Boden. Ein Schlag, dann ist der Besen entzwei gebrochen. Endlich scheint die Sache gelöst. Doch
es dauert nicht lange, da steht der Besen wieder auf, um neues Wasser zu holen - diesmal aber mit
zweiten Besen im Schlepptau! Und so wird wieder aufs Neue das Wasser im Schloss vergossen.
Eimer für Eimer für Eimer.
Für den Zauberlehrling wird die Situation zunehmend aussichtsloser. Er erkennt, dass er sich mit
seiner Zauberei übernommen und seine Fähigkeiten überschätzt hat. Verzweifelt ruft er nach
seinem Meister und es dauert nicht lang, da kommt dieser auch herbei gelaufen. Der Meister
sieht den Schlamassel, spricht gelassen einen kurzen Zauber aus und schon ist das Problem wieder
gelöst.
7
Musik
Das Werk besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil (Einleitung) wird in langsamem Tempo die
Atmosphäre in der Zauberstube vorgestellt. Im zweiten Teil hält sich der Komponist musikalisch
an den Verlauf der Ballade von Goethe. Im dritten und letzten Teil ist die Stimmung wieder wie
am Beginn des Werkes.. Kompositorisch bedient sich Dukas der motivischen
Kompositionstechnik, d.h. Leitmotive werden mit Personen und Konstellationen in Beziehung
gebracht, was bei den Hörern zur Wiedererkennung führt.
Die wichtigsten Motive:
Das Zauberspruchmotiv – das 1. Mal vorgestellt von der Trompete
Das Besenmotiv – das 1. Mal vorgestellt vom Fagott (das Motiv, das melodisch wie rhythmisch
sehr einprägsam ist - der Besen scheint ein wenig zu hüpfen - wird später von anderen
Instrumenten
trumenten aufgegriffen und durchzieht unermüdlich das ganze Stück).
Das Wassermotiv – gespielt von den Geigen (Die
(Die Wogen des Wassers werden durch
chromatische Auf-und-ab-Bewegungen
Bewegungen sowie unterschiedliche Dynamik herausgestellt).
herausgestellt
Weiters in der Musik sehr gut zu hören: In einer Art Höhepunkt, wirft sich in seiner
s
Verzweiflung der Zauberlehrling mit der Axt auf den Besen und zwei krachende „Schläge“
bereiten
n dem Treiben zunächst ein Ende.
Ende Doch nach einer kurzen Pause scheint
cheint es, als mühe sich
der gespaltene Besen (Fagott),, wieder auf die Beine zu kommen, und während er noch dabei ist,
tritt eine Klarinette hinzu, die die gleiche musikalische Bewegung vollzieht. Es ist die zweite
Hälfte des Besens, die zu eigenem Leben findet. Fagott und Klarinette stellen nun
nu also
musikalisch die zwei Besen dar (Fuge).
Die Musik schwillt immer mehr an, der verzweifelte Hilferuf des Zauberlehrlings ist durch den
markanten
kanten Einsatz der Blechbläser dargestellt. In diesen Höhepunkt hinein ruft der „wahre
Meister“ die richtige Zauberformel
erformel – und augenblicklich kehrt Ruhe ein, die Besen liegen tot und
als bloße Dinge in der Ecke.
Besen-Motiv:
8
Goethes Ballade
Hat der alte Hexenmeister
Sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
Auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort und Werke
Merkt ich und den Brauch,
Und mit Geistesstärke
Tu ich Wunder auch.
Walle! walle
Manche Strecke,
Dass, zum Zwecke,
Wasser fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.
Und nun komm, du alter Besen,
Nimm die schlechten Lumpenhüllen!
Bist schon lange Knecht gewesen:
Nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
Oben sei ein Kopf,
Eile nun und gehe
Mit dem Wassertopf!
Walle! walle
Manche Strecke,
Dass, zum Zwecke,
Wasser fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.
Seht, er läuft zum Ufer nieder!
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
Und mit Blitzesschnelle wieder
Ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
Voll mit Wasser füllt!
Stehe! stehe!
Denn wir haben
Deiner Gaben
Vollgemessen! Ach, ich merk es! Wehe! wehe!
Hab ich doch das Wort vergessen!
Ach das Wort, worauf am Ende
Er das wird, was er gewesen!
Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
Bringt er schnell herein,
Ach, und hundert Flüsse
Stürzen auf mich ein!
Nein, nicht länger
Kann ich´s lassen:
Will ihn fassen!
Das ist Tücke!
Ach! Nun wird mir immer bänger!
Welche Miene! welche Blicke!
O, du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle
Doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
Der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
Steh doch wieder still!
Willst's am Ende
Gar nicht lassen?
Will dich fassen,
Will dich halten
Und das alte Holz behende
Mit dem scharfen Beile spalten!
Seht, da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nur auf dich werfe,
Gleich, o Kobold, liegst du nieder;
Krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich! brav getroffen!
Seht, er ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen,
Und ich atme frei!
Wehe! wehe!
Beide Teile
Stehn in Eile
Schon als Knechte
Völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!
Und sie laufen! Nass und nässer
Wirds im Saal und auf den Stufen:
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister, hör mich rufen! Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister,
Werd ich nun nicht los.
"In die Ecke,
Besen! Besen!
Seids gewesen!
Denn als Geister
Ruft euch nur, zu seinem Zwecke,
Erst hervor der alte Meister.“
Praktische Übungen rund um den Zauberlehrling
MALEN
Die Kinder dürfen sich eine Szene aus dem Zauberlehrling aussuchen und diese malen.
DEUTSCH
Wie könnte die Geschichte weitergehen? Was passiert danach?
SZENISCHE GESTALTUNG
Der Zauberlehrling eignet sich wunderbar, um mit den Kindern Theater zu spielen. Die Schüler
hören sich die Komposition an, die Geschichte wird im Vorfeld besprochen. Die Schüler können
sich zunächst die Frage stellen: wie möchten wir die Geschichte oder Szenen daraus darstellen?
(Möglichkeiten: z.B.
Bewegungselemente / Tanztheaterimprovisation, pantomimische
Darstellung, Standbild machen, etc.) Anschließend suchen sie sich passende Stellen aus, die sie
gestalten möchten. Dann ist es wichtig, eine Art Drehbuch zu schreiben, welche Stellen wie
umgesetzt werden. Im Anschluss daran werden diese Vorschläge eingeübt. Die Aufführung wäre
dann zur Musik.
HÖRSPIEL
Von den Schülern ausgewählte Textpassagen der Ballade „Der Zauberlehrling“ von J.W. von
Goethe werden mit Instrumenten und Alltagsgegenständen musikalische vertont. Es entsteht eine
Mischung aus Sprache, Musik und Geräusch. Mögliche Alltagsgegenstände: Papier, Holz, Tische,
Stühle, Sand, Flaschen… Ansonsten diverse Orff-Instrumente.
10
Biografie von Maurice Ravel (1875 - 1937)
Kindheit und Jugend
Joseph-Maurice Ravel wird am 7. März 1875 in Ciboure geboren. Wenige Monate nach der
Geburt zieht seine Familie in ein Haus in der Nähe des Montmartre in Paris.
Bereits im Alter von sieben Jahren erhält Maurice Musikunterricht, und zwar sowohl in der
Praxis auf dem Klavier als auch in der Theorie. In dieser Zeit entstehen Ravels erste
Kompositionen, u. a. für das Klavier geschriebene Variationen über Themen von Robert
Schumann und Edvard Grieg. Nach einem Vorspiel in Klavier 1889 wird Maurice Ravel als
Jungstudent am Konservatorium aufgenommen. Seine Lehrer sind aber von dem mangelnden
Ehrgeiz ihres Schülers tief enttäuscht. Als auch bei den regelmäßig stattfindenden Prüfungen
keine Erfolge zu verzeichnen sind, wird der Student Ravel 1895 vom Unterricht ausgeschlossen
und verlässt wenig später das Konservatorium.
Dafür komponiert Ravel immer mehr - inspiriert von anderen Komponisten wie Erik Satie
entstehen in dieser Zeit einige Kompositionen für Klavier. 1897 nimmt Maurice Ravel einen
zweiten Anlauf am Pariser Konservatorium, und diesmal scheint er auf Lehrer gestoßen zu sein,
die ihm schließlich doch noch das notwendige technische Rüstzeug vermitteln können – er
studiert Kontrapunkt, Orchestration und Komposition.
Steiniger Weg zum Ruhm
Seine ersten öffentlich aufgeführten Werke sprechen das konservative Publikum wenig an, die
Kritik und abfälligen Bemerkungen erschüttern das künstlerische Selbstbewusstsein des jungen
Musikers sehr. Doch drei Jahre später (1902) beschert die Uraufführung der zwei Klavierwerke
Pavane pour une infante défunte und Jeux d'eau dem Komponisten erstmals öffentliche
Anerkennung und zwei Jahre später bedeutet die Premiere des Streichquartettes Quatuor à cordes
den endgültigen Durchbruch.
1909 hat sich Ravels Ruf in Künstlerkreisen so weit verbreitet, das Serge Diaghilew ihn zur
Vertonung des Librettos von Daphnis und Chloé bittet. Mit diesem Ballett gelingt Ravel eines
seiner Meisterwerke.
Kriegsjahre
Auch an Maurice Ravel geht der Erste Weltkrieg nicht spurlos vorüber, im Unterschied zu vielen
Anderen entscheidet sich der Komponist bewusst zu einer aktiven Beteiligung am Krieg. Er wird
im März 1915 als LKW-Fahrer eingezogen. Eine Bauchfellentzündung bereitet Ravels Kriegs"Abenteuer" im September 1916 aber ein unerwartetes Ende. Als der Komponist wenige Wochen
später nach Paris zurückkehrt, ist seine Mutter schwer krank; sie stirbt nur wenige Monate später
am 5. Januar 1917. Sowohl die Kriegserlebnisse als auch der Tod der Mutter sollten in Ravel für
den Rest seines Lebens unauslöschliche Spuren hinterlassen.
11
Ein gebrochener Mann
Erst nach dem Tod seiner Mutter wird Maurice Ravel bewusst, wie sehr sich sein gesamtes Leben
und Schaffen um seine Mutter gedreht hatte, wie sehr sie ihn durch ihre Gegenwart und
Zuneigung
inspirierte
und
ihm
gleichzeitig
Selbstbewusstsein
vermittelte.
Anfang der 1920er Jahre verschlechtert sich Ravels Gesundheitszustand zunehmend. Obwohl
ihm ein Arzt 1927 ein Jahr Arbeitsruhe verordnet, stürzt Ravel sich wie ein Ertrinkender in neue
Aufgaben. Trotz seiner zunehmenden gesundheitlichen Beeinträchtigung entstehen in den
folgenden Jahren noch einige von Ravels bedeutendsten und bis heute bekanntesten Werken:
- die Orchesterfassung von Mussorgskijs Bildern einer Ausstellung (1922)
- die virtuose Konzertrhapsodie Tzigane für Violine und Orchester (1924)
- der 1928 komponierte Boléro, der seither einen Siegeszug durch die Konzertsäle der ganzen
Welt angetreten hat
- das Konzert für die linke Hand und Orchester (1929/30)
- das Konzert für Klavier und Orchester (1929-1931)
Im Oktober 1932 wird Ravel bei einem Verkehrsunfall leicht verletzt. Diese Verletzungen reichen
aus, um den schon seit längerer Zeit labilen Gesundheitszustand endgültig aus dem
Gleichgewicht zu bringen. In den folgenden fünf Jahren bis zu seinem Tod siecht Maurice Ravel
langsam dahin, unfähig sich weiter künstlerisch auszudrücken. Maurice Ravel stirbt am 28.
Dezember 1937 nach einer wenige Tage zuvor erfolgten Gehirnoperation. Zwei Tage später wird
sein Leichnam auf dem Friedhof von Levallois bei Paris beigesetzt.
12
Der Bolero – die Musik
Auszüge aus einem Artikel von Christoph Gotthardt „Faszination Bolero“
„Das muss ja dann das langweiligste Musikstück der Welt sein!“ So reagierte ein Schüler auf die
kurze Beschreibung der Bauweise des Bolero mit seinen drei wesentlichen Elementen, dem
Rhythmus, den beiden Melodien und dem begleitenden Ostinato. In der Tat scheint das
beständige Wiederholen eines Rhythmus durch das ganze Stück hindurch zunächst bloß
monoton. Erst beim längeren Zuhören wird die zwingende Kraft des insistierenden Klangs
deutlicher spürbar und es kommt zu einer Art unterschwelliger Wirkung, der sich kaum ein
Zuhörer entziehen kann.
Melodien gibt es – immerhin – zwei an der Zahl, und ganz gelungen scheinen sie auch zu sein.
Ravel allerdings erklärt dazu etwas lapidar: „… die Themen sind unpersönlich – Volksmelodien
der üblichen spanisch-arabischen Art“. Der Ablauf der Melodien aber folgt erneut einem
monoton- mechanischen Gestus:
_ Melodie A,
_ Wiederholung von A,
_ Melodie B,
_ Wiederholung von B und so fort,
bis beim letzten Erscheinen der Melodieabläufe die Wiederholung entfällt. Das ist für die
dramaturgische Entwicklung sinnvoll, fördert die Spannung kurz vor dem Schluss – ist aber
gewiss kein genialer Einfall. Wie – so möchte man nach allem Gesagten entsprechend der oben
zitierten Äußerung des Schülers fragen – könnte bei all der Monotonie dann eigentlich die
überragende Beliebtheit des Bolero begründet sein? Am Ostinato wird es ja wohl auch nicht
liegen. Es sind unspektakuläre, eben ganz simpel begleitende Töne, die sich im Grunde eher
durch den hartnäckig fortgesetzten Verlauf auszeichnen als durch ein in den Vordergrund der
Wahrnehmung tretendes Profil oder eine begeisternde Wirkung. Meist merkt man kaum, dass die
Ostinato-Töne da sind. Nur in den Übergangsmomenten, jeweils bevor ein neuer
Melodiedurchgang beginnt, treten sie etwas an die Oberfläche.
Der Komponist hatte den Erfolg des Stückes nicht erwartet, im Gegenteil vorausgesagt, dass der
Bolero von den führenden Orchestern würde abgelehnt werden. Besonders berührt hätte ihn ein
solches Urteil eher nicht, denn nach Ravels eigener Darstellung ist der Bolero bloß „ein
Experiment in einer speziellen und begrenzten Richtung“ und vor der Uraufführung hatte er
sogar eine Art Warnung bekannt gemacht. Sie besagt, dass das Stück aus reinem Orchesterstoff
bestehe, ohne Musik, ohne Gegensätze und praktisch ohne Erfindung.
13
Die Ursache für die Faszination, die das Werk zu einem der populärsten Werke klassischer
Orchesterliteratur macht, liegt hauptsächlich in zwei in Musik umgesetzten Ideen des
Komponisten. Entgegen dem ersten, oberflächlichen Eindruck bleibt nämlich keineswegs alles
gleich, sondern es gibt zwei gute, nein sehr gute, vielleicht geniale Ideen, die, wie Ravel sagt, „den
Plan und die Ausführung anbelangen“ und die eben doch mit Veränderung und Entwicklung,
wenn auch auf etwas ungewöhnliche Art zu tun haben:
Es ist – erstens – ein außergewöhnlich langes Crescendo komponiert, das so allmählich, sozusagen
in Zeitlupe verläuft, dass es das ganze Stück benötigt. Kaum bemerkt man, dass die Lautstärke
beständig zunimmt, bis das Orchester schließlich den Höhepunkt erreicht und gleichzeitig zum
Ende kommt.
Es ist – zweitens – ein Klangfarbenspiel, das wohl das eigentliche Experiment darstellt. Wann
immer ein neuer Melodiedurchgang einsetzt, erklingt die Musik in veränderter
Instrumentalbesetzung, zunächst als Wechsel von Soloinstrumenten, von der Flöte über die
Klarinette zum Fagott und so weiter, dann – der Crescendo - Entwicklung folgend – immer mehr
auch in Instrumentenkombinationen, die wie aus dem Klangfarbenkasten neu
zusammengemischte, gelungene Farbtöne zu Gehör bringen. Exquisit fällt z. B. die Mischung
Horn mit Piccoloflöten und Celesta ins Ohr. Vielleicht weniger spektakulär als das Crescendo ist
der fortlaufend veränderte Klangfarbenreichtum des Stückes, der den Vergleich mit dem
aufgefächerten Farbspektrum des Regenbogens nicht zu scheuen braucht, ein begeisterndes
Erlebnis für jeden, der in die Tiefe der Klangfarben zu hören vermag.
Zwei Raffinessen seien noch genannt: die berühmte Wendung kurz vor Schluss, in der das Stück
von C-Dur nach E-Dur wechselt und dabei einem musikalischen Chamäleon gleich ebenso
plötzlich wie unerwartet die harmonische Gesamtfarbe ändert, und schließlich das vier-fache
Aufbäumen des Orchesters in den letzten Takten, das vor allem durch die klangmächtigen
Schlaginstrumente im Verbund mit Posaunen und Saxophonen zustande kommt. In der
Vorstellung von Schülern bereitet hier die „bildreich“ gehörte „Begegnung mit vier riesigen
Dinosauriern“ angemessen auf die große eindrucksvolle „Abschlussexplosion“ (oder „den Start
eines Jumbojets in nächster Nähe“) vor.
14
15
Bolero – Auftrittsliste
Nr.
Melodie
Instrumentenauftritt(e)
1
A
Querflöte
2
A
Klarinette
3
B
Fagott
4
B
kleine Klarinette
5
A
Oboe d’amore
6
A
Trompete + Querflöte
7
B
Tenor-Saxophon
8
B
Sopransaxophon
9
A
Piccoloflöte (2) + Horn + Celesta
10
A
Oboe, Oboe d’amore, Englischhorn, Klarinette
11
B
Posaune
12
B
Piccoloflöte, Querflöte, Oboe, Klarinette, Englischhorn, Tenorsaxophon
13
A
1.Violingruppe
mit Piccoloflöte, Querflöte, Oboe, Klarinette
14
A
Holz + Violine 1 + Englischhorn + Tenorsaxophon
15
B
Holz + Violine 1, 2 + Englischhorn + Trompete
16
B
Holz + Streicher + Englischhorn + Posaune + Sopransaxophon
17
A
Violinen + 4 Trompeten + Tenorsaxophon + Flöten
18
B
Violinen + 4 Trompeten + Tenorsaxophon + Posaune + andere
19
E-Dur
volles Orchester
20
Schluss
volles Orchester
Arbeitsaufgabe: Hört den Bolero und achtet auf die ersten elf Einsätze der Melodie-Instrumente.
Zerschneidet das Arbeitsblatt mit den Instrumentenkärtchen und ordnet sie in der richtigen Reihenfolge
16
17
Das Orchester
Die Streichinstrumente
Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass
Die Streichinstrumente werden mit einem Bogen gespielt. Über die Instrumentenkörper sind Saiten
gespannt. Damit die Instrumente klingen, streicht man mit dem Bogen über die Saiten.
Die Geige ist das kleinste Mitglied der Familie. Die Bratsche ist etwas größer als die Geige, und deshalb
klingt sie auch ein bisschen tiefer. Die Geige und die Bratsche werden beim Spielen zwischen Schulter und
Kinn geklemmt. Das Cello ist noch größer, deshalb wird es zwischen den Knien fest gehalten und auf
einem Stachel abgestützt. Es klingt noch viel tiefer als Geige und Bratsche. Das größte und tiefste
Saiteninstrument ist aber der Kontrabass. Er ist so groß, dass man ihn nur stehend oder auf einem hohen
Hocker sitzend spielen kann.
Die Holzblasinstrumente
Querflöte, Oboe, Klarinette, Fagott
Um einem Blasinstrument einen Ton zu entlocken, genügt es nicht, mit voller Kraft in das Mundstück zu
blasen. Der Musiker muss seine Atmung vorsichtig einsetzen und genau wissen, wie viel Luft er in das
Instrument blasen muss. Es gibt die Familie der Blechblasinstrumente und die Familie der
Holzblasinstrumente. Die Querflöte ist zwar aus Metall gebaut, zählt aber trotzdem zu den
Holzblasinstrumenten, weil sie in früheren Zeiten aus Holz gebaut wurde. Man hält die Querflöte seitlich
und bläst in das Mundloch – dann entsteht der Ton. Die Oboe ist wirklich aus Holz und etwas größer als
die Flöte. Sie klingt auch etwas tiefer und hat kein Anblasloch, sondern ein Mundstück mit einem
Doppelrohrblatt. Die Klarinette hat auch ein Mundstück, das sieht aber wie ein Schnabel aus. Der Ton
der Klarinette ist sehr weich und samtig. Das Fagott ist viel größer als die anderen Instrumente und hat ein
Doppelrohrblatt wie die Oboe.
Die Blechblasinstrumente
Trompete, Posaune, Horn, Tuba
Nun kommen wir zu den lauten Blechblasinstrumenten. Die Trompete hat an einem Ende ein
Mundstück, am anderen Ende einen Schalltrichter. Die Töne kann man mit Ventilen verändern. Die
Trompete verleiht dem Orchester strahlenden Glanz. Dann gibt es die Posaune. Die hat zum Verändern
der Töne eine Zugvorrichtung – zwei unterschiedlich große, ineinander gesteckte Rohre, die sich
verschieben lassen! Und das Rohr zwischen Mundstück und Schalltrichter ist viel länger, als bei der
Trompete. Deshalb klingt die Posaune auch tiefer. Das Horn wiederum kennt ihr sicher alle – es wird
auch heute noch bei der Jagd verwendet. Wenn man eine Hand in den Schalltrichter steckt, kann man
den Klang des Hornes verändern. Aber es gibt auch die Ventile, um bestimmte Töne zu spielen. Die Tuba
ist das größte unter den Blechblasinstrumenten, und daher auch das tiefste. Sie wird normalerweise im
Sitzen gespielt, wobei sie auf dem Schoß des Tuba-Spielers ruht.
18
Schlagwerk
Xylophon, Triangel, Drum Set, Marimbaphon, Claves, Glockenspiel, große Trommel, kleine Trommel,
Becken und vieles mehr…Die Schlaginstrumente funktionieren anders als die bisher vorgestellten
Instrumente: man schlägt, schüttelt oder reibt sie und sie klingen. Der Schlagzeuger kann in einem
Orchester ganz schön viel zu tun haben. Es gibt nämlich sehr viele verschiedene Schlaginstrumente, z. B.
Trommeln, Becken, Rasseln, Glocken und Pauken. Bei der Pauke kann man sogar einen eigenen Ton
einstellen. In den Pausen, wenn sie gerade nicht spielen, sieht man die Pauker deshalb oft mit den Fingern
am Paukenfell spielen – sie hören vorsichtig ab, ob die Pauke noch stimmt. Dann gibt es das Xylophon
und das Metallophon mit verschieden großen Klangstäben, die ähnlich wie eine Klaviatur angeordnet sind
und auf denen man mit Schlegeln Melodien spielen kann.
Harfe
Die Harfe ist wahrscheinlich eines der ältesten Instrumente überhaupt! Sie besteht aus Saiten, die in einen
Rahmen gespannt sind. Die große Konzertharfe ist sehr schwer zu spielen: sie hat 47 Saiten und 7 Pedale
zum Umstimmen der Saiten!
Das Orchester und sein Dirigent
In einem großen Symphonieorchester gibt es manchmal bis zu 100 Spielern! Bei einem Konzert sind nicht
immer alle Instrumente gleichzeitig im Einsatz. Jedes Instrument erklingt nur an den Stellen, an denen der
Komponist es wollte. Ein Komponist ist jemand, der sich ein Musikstück ausgedacht und es
niedergeschrieben hat. Jeder Musiker hat ein Notenheft, aus dem er genau herauslesen kann, was er
spielen muss und wann er dran kommt. Beim Konzert müssen die Musiker und Musikerinnen sehr
einfühlsam spielen, alle Instrumente müssen zusammenpassen. Und damit das auch funktioniert, dafür
gibt es den Dirigenten. Er zeigt den Musikern, wie sie spielen sollen, schnell oder langsam, laut oder leise,
sanft oder energisch. Er zeigt ihnen, wann sie anfangen und wann sie aufhören sollen. Damit alle seine
Einsätze gut sehen können, hat er einen Taktstock in der Hand. Und damit die Musik im Konzert auch
wirklich gut klingt, müssen alle gemeinsam viel proben!
Johannes Wildner
19
Übungen zum Bolero –
20
Der Bolero-Rhythmus
Von der vorigen Seite: Übung a + b
Den eigentlichen Bolero-Rhythmus kann man mit einem ganz einfachen Trick leicht lernen:
Der Rhythmus ist über die Sprache leicht fassbar. Die beiden Worte Nuss und Heidelbeer
enthalten die notwendige Silbenzahl und werden als Bilderkärtchen zum Üben und
Experimentieren benutzt. Kärtchen siehe nächste Seite.
Die Kinder können in Gruppen zunächst durch eigenes kreatives Aneinanderlegen von
Rhythmuskarten eigene Rhythmen legen und die Ausführung – jeweils zuerst gesprochen, dann
geklatscht – in fortlaufender Folge üben. Dann wird der Bolero – Rhythmus aufgelegt und geübt.
Sprechen – Klatschen – mit Instrumenten spielen. Oder man kann auch auf den Tisch klopfen mit wechselnden Händen zu spielen ist hierbei sinnvoll.
Der Bolero-Rhythmus:
Nuss, Heidelbeer
Nuss, Heidelbeer
Nuss, Nuss –
Nuss, Heidelbeer
Nuss, Heidelbeer
Heidelbeer, Heidelbeer
Wenn die Kinder den Rhythmus gut können, kann man diesen noch mit dem Ostinato
kombinieren. Zunächst kann wieder die ganze Klasse den Rhythmus des Ostinato klatschen und
mitsprechen: „Ich klatsch das Ostinato“. Wenn in der Klasse Klangstäbe vorhanden sind (c-g-g)
können einige Kinder das Ostinato spielen. Rhythmus und Ostinato werden dann gleichzeitig
gespielt (Übung c letzte Seite).
Hörendes Üben
Die Auftrittsliste (Seite 17) wird auf die Tafel geschrieben oder per Overhead projiziert. Die
Kinder stellen für die Instrumente der ersten 11 Auftritte kleine Plakate her (entweder mit den
Instrumentennamen oder mit gezeichneten Instrumenten). Gemeinsam hört sich die Klasse den
Bolero an – bei jedem Instrumentenwechsel wird das jeweils passende Plakat von einem Kind
hochgehalten.
21
22
Die Streicher – Geige – Bratsche – Cello - Kontrabass
23
Kontrabass
Klarinette + Querflöte
24
Oboe + Oboe D´Amore
Saxophon
25
Fagott
Posaune und Trompete
26
Horn
Tuba
27
Schlagwerk
28