HWA Werre - Bezirksregierung Detmold
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HWA Werre - Bezirksregierung Detmold
Staatliches Umweltamt Minden Hochwasser-Aktionsplan Werre Herford – Hochwasser Februar 1946 Erläuterungsbericht Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 1 Inhalt Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis 1 Anlass und Ziel(e) des Hochwasser-Aktionsplans 1.1 2 3 4 Aufbau des Berichts Aktionsplangebiet 8 11 13 2.1 Politische Gliederung 13 2.2 Einzugsgebiet 13 2.3 Gewässerunterhaltung 16 2.4 Gewässerentwicklungskonzept 16 2.5 Gewässerstrukturgüte 17 2.6 Schutzgebiete 17 2.7 Hydrologie, Hydraulik, Hochwasserverhalten 17 2.8 Stauanlagen 20 2.9 Modelltechnik 20 2.10 Abflusskurven 24 2.11 Historische Ereignisse 25 2.12 Historische Hochwasserschutzplanungen 29 Allgemeine Bestandsaufnahme 29 3.1 Überschwemmungsgebiet (ÜG) 29 3.2 Empfindliche Hochwasserabflussgebiete 30 3.3 Allgemeine hochwasserrelevante Daten 32 3.4 Hochwasserschadenspotenzial 32 Allgemeine Maßnahmen 62 4.1 Schutzziel 62 4.2 Allgemeine Maßnahmen im Einzugsgebiet 63 4.3 Allgemeine kommunale Maßnahmen 76 4.4 Auswirkungen der Maßnahmen auf den Hochwasserabfluss 83 4.5 Schadensminderung durch Hochwasserschutzmaßnahmen 83 Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre 5 6 7 Kommunen Seite 2 93 5.1 Hochwasser-Aktionsplan Bad Oeynhausen 5.2 Hochwasser-Aktionsplan Löhne 107 5.3 Hochwasser-Aktionsplan Kirchlengern 120 5.4 Hochwasser-Aktionsplan Bünde 124 5.5 Hochwasser-Aktionsplan Hiddenhausen 130 5.6 Hochwasser-Aktionsplan Herford 133 5.7 Hochwasser-Aktionsplan Bielefeld 146 5.8 Hochwasser-Aktionsplan Bad Salzuflen 149 5.9 Hochwasser-Aktionsplan Lage 161 5.10 Hochwasser-Aktionsplan Detmold 167 5.11 Hochwasser-Aktionsplan Lemgo 173 Zusammenfassung und Ausblick 93 184 6.1 Maßnahmen 186 6.2 Ausblick 189 Verzeichnis der Quellen 191 7.1 Vorträge 193 7.2 Internet-Ressourcen 193 7.3 Kartenwerke 194 Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 3 Abbildungsverzeichnis ABBILDUNG 1: HERFORD HW1946, W ERRE AEO 871 KM² ABBILDUNG 2: LANDNUTZUNG IM EINZUGSGEBIET [DATENERHEBUNG STAWA, 1987)] 15 ABBILDUNG 3: W IRTSCHAFTSZWEIGE IM EINZUGSGEBIET 16 ABBILDUNG 4: EINFLUSS DER GESCHWINDIGKEIT AUF DEN BEOBACHTETEN W ASSERSTAND 24 ABBILDUNG 5: PEGEL HERFORD HANSASTRAßE 26 ABBILDUNG 6: HERFORD POSTAMT, 1946 27 ABBILDUNG 7: HERFORD EISENBAHNLINIE, 1946 27 ABBILDUNG 8: DETMOLD 1998 28 ABBILDUNG 9: EMPFINDLICHES HOCHWASSERABFLUSSGEBIET 31 ABBILDUNG 10: HOCHWASSERSCHUTZ UND ÖKOLOGISCHE VERBESSERUNG 32 VERFAHREN ZUR ERMITTLUNG VON HOCHWASSERSCHÄDEN 35 SCHADENSFUNKTIONEN VON PRIVATEN W OHNHÄUSERN NACH SCHLÜSSEL-NR. HOWAS 44 SCHADENSFUNKTIONEN NACH RÄUMLICHER GLIEDERUNG (ATKIS) 45 SCHADENSFUNKTIONEN NACH WIRTSCHAFTLICHER GLIEDERUNG (LDS) 46 ABBILDUNG 15: SCHADENSFUNKTIONEN FÜR KRAFTFAHRZEUGE 47 ABBILDUNG 16: BERECHNUNGSMENÜ DES PROGRAMMS HWS-GIS (HYDROTEC GMBH) 49 METHODE DER SCHADENSERMITTLUNG ÜBER SCHADENSFUNKTIONEN 50 AUSZUG AUS DER ERGEBNISTABELLE DER SCHADENSBERECHNUNG 50 ABBILDUNG 19: BEISPIEL FÜR ATKIS-DLM 25-DATEN IN ARCVIEW 51 ABBILDUNG 20: VERTEILUNG DER ANZAHL, VERMÖGEN UND SCHÄDEN (HQ100) IM GESAMTGEBIET 58 ABBILDUNG 11: ABBILDUNG 12: ABBILDUNG 13: ABBILDUNG 14: ABBILDUNG 17: ABBILDUNG 18: Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden 8 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre ABBILDUNG 21: Seite 4 ABFLUSSKURVE BESTAND – POTENTIELL NATURRAUER ZUSTAND 68 VORLAND-AUFHÖHUNG PETERSHAGEN/W ESER SEIT 1971 (30 JAHRE) 72 ABBILDUNG 23: PROFILPFLEGE IN ORTSLAGEN 79 ABBILDUNG 24: FREIBORD 82 ABBILDUNG 25: SCHADENSWAHRSCHEINLICHKEIT MIT UND OHNE MAßNAHMEN 86 ABBILDUNG 26: PREUßISCHE URAUFNAHME 1837 94 ABBILDUNG 27: BESEITIGUNG VON AUFLANDUNGEN UND BEWUCHS 101 ABBILDUNG 28: ELSEREGULIERUNG IN BÜNDE, 1926 125 ABBILDUNG 29: HW JULI 1927 137 ABBILDUNG 30: BREITE STRAßE UW, GEHÖLZBEWUCHS BEHINDERT DEN ABFLUSS 165 AUSSCHNITT BESTANDSLÄNGSSCHNITT LAGE 165 ABBILDUNG 22: ABBILDUNG 31: Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 5 Tabellenverzeichnis TABELLE 1: MITTLERE ABFLÜSSE 15 TABELLE 2: OBERIRDISCHE EINZUGSGEBIETE W ERRE 15 TABELLE 3: BEMESSUNGSABFLÜSSE W ERRE [HYDROTEC/STUA MINDEN, (2000/2001)] 21 TABELLE 4: GRUNDLAGENERHEBUNG 22 TABELLE 5: UMSCHLÜSSELUNGSREGELN (MITTELWERTE) VON LDSZU ATKIS DLM 25-W IRTSCHAFTSSEKTOREN 40 TABELLE 6: GRÖßENKLASSEN OBJEKTE 41 TABELLE 7: SCHADENSFUNKTIONEN NACH OBJEKT-NUTZUNGSARTEN 44 TABELLE 8: SPEZIFISCHE SCHÄDEN AN LAND- UND FORSTWIRTSCHAFTLICHEN NUTZFLÄCHEN 47 TABELLE 9: SPEZIFISCHE SCHÄDEN AN DER INFRASTRUKTUR 48 TABELLE 10: SCHADENSPOTENZIALE JE GEMEINDE INNERHALB NATÜRLICHER ÜBERSCHWEMMUNGSFLÄCHEN 55 GESAMTSCHÄDEN IM EINZUGSGEBIET NACH DIFFERENZIERTER NUTZUNG 57 SCHÄDEN INNERHALB DER POTENZIELLEN ÜBERSCHWEMMUNGSFLÄCHEN NACH ÜBERGEORDNETEN NUTZUNGEN 59 SCHÄDEN INNERHALB DER POTENZIELLEN ÜBERSCHWEMMUNGSFLÄCHEN 60 TABELLE 14: EINFLUSSFAKTOREN RETENTION 63 TABELLE 15: EINFLUSSFAKTOREN TALRETENTION 67 TABELLE 16: SZENARIEN VOLUMENWIRKSAMER HOCHWASSERSCHUTZMAßNAHMEN 84 SCHÄDEN MIT UND OHNE VOLUMENWIRKSAMER HOCHWASSERSCHUTZMAßNAHMEN 85 MAßNAHMEN IN ABHÄNGIGKEIT VOM W ASSERSTAND AM OBJEKT (WH) 88 KOSTEN UND SCHADENSMINDERUNG DURCH VOLUMENWIRKSAMEN HOCHWASSERSCHUTZ 90 TABELLE 11: TABELLE 12: TABELLE 13: TABELLE 17: TABELLE 18: TABELLE 19: Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre TABELLE 20: Seite 6 KOSTEN UND SCHADENSMINDERUNG DURCH LOKALEN HOCHWASSERSCHUTZ 91 TABELLE 21: HOCHWASSERSCHADENSPOTENZIAL IN BAD OEYNHAUSEN 99 TABELLE 22: SCHÄDEN INNERHALB DER POTENZIELLEN ÜBERSCHWEMMUNGSFLÄCHEN 100 TABELLE 23: KOSTENSCHÄTZUNG MAßNAHMEN BAD OEYNHAUSEN 106 TABELLE 24: HOCHWASSERSCHADENSPOTENZIAL IN LÖHNE 112 TABELLE 25: SCHÄDEN INNERHALB DER POTENZIELLEN ÜBERSCHWEMMUNGSFLÄCHEN 112 TABELLE 26: KOSTENSCHÄTZUNG MAßNAHMEN LÖHNE 119 TABELLE 27: HOCHWASSERSCHADENSPOTENZIAL IN KIRCHLENGERN 122 TABELLE 28: KOSTENSCHÄTZUNG MAßNAHMEN KIRCHLENGERN 124 TABELLE 29: HOCHWASSERSCHADENSPOTENZIAL IN BÜNDE 128 TABELLE 30: SCHÄDEN INNERHALB DER POTENZIELLEN ÜBERSCHWEMMUNGSFLÄCHEN 128 TABELLE 31: KOSTENSCHÄTZUNG MAßNAHMEN BÜNDE 130 TABELLE 32: HOCHWASSERSCHADENSPOTENZIAL IN HIDDENHAUSEN 132 TABELLE 33: KOSTENSCHÄTZUNG HIDDENHAUSEN 133 TABELLE 34: HOCHWASSERSCHADENSPOTENZIAL IN HERFORD 141 TABELLE 35: SCHÄDEN INNERHALB DER POTENZIELLEN ÜBERSCHWEMMUNGSFLÄCHEN 141 TABELLE 36: KOSTENSCHÄTZUNG MAßNAHMEN HERFORD – AA 144 TABELLE 37: HRB KOMBINATIONEN DES W ERRE-W ASSERVERBANDES 145 TABELLE 38: KOSTENSCHÄTZUNG MAßNAHMEN HERFORD – W ERRE 146 TABELLE 39: HOCHWASSERSCHADENSPOTENZIAL IN BIELEFELD 148 TABELLE 40: KOSTENSCHÄTZUNG MAßNAHMEN BRAKE 149 TABELLE 41: HOCHWASSERSCHADENSPOTENZIAL IN BAD SALZUFLEN 156 TABELLE 42: SCHÄDEN INNERHALB DER POTENZIELLEN ÜBERSCHWEMMUNGSFLÄCHEN 156 TABELLE 43: KOSTENSCHÄTZUNG MAßNAHMEN BAD SALZUFLEN 160 TABELLE 44: W IRKUNG DER FIKTIVEN HRB PASSADE UND OBERE BEGA, WWV 161 Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 7 TABELLE 45: HOCHWASSERSCHADENSPOTENZIAL IN LAGE 164 TABELLE 46: KOSTENSCHÄTZUNG MAßNAHMEN LAGE 167 TABELLE 47: HOCHWASSERSCHADENSPOTENZIAL IN DETMOLD 171 TABELLE 48: KOSTENSCHÄTZUNG MAßNAHMEN DETMOLD 173 TABELLE 49: HOCHWASSERSCHADENSPOTENZIAL IN LEMGO 177 TABELLE 50: KOSTENSCHÄTZUNG MAßNAHMEN LEMGO 181 TABELLE 51: W IRKUNG DER FIKTIVEN HRB PASSADE UND OBERE BEGA - HWS W ERRE-W ASSERVERBAND HERFORD 183 TABELLE 52: SCHADENSMINDERUNG DURCH RETENTION UND LINIENSCHUTZ Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden 186 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre 1 Anlass und Ziel(e) des Hochwasser-Aktionsplans Außerordentliche Hochwasser sind Naturereignisse mit seltenen Wiederkehrintervallen. Sie werden für den Menschen zur Katastrophe, weil sie in seinen Lebensraum eindringen. Abbildung 1: Herford HW1946, Werre AEo 871 km² Auch heute noch gehen extreme Hochfluten über das Vorstellungsvermögen der meisten Menschen hinaus. Dieser Mangel führte und führt zu falscher Siedlungspolitik und Sorglosigkeit, die häufig auch eine Vernachlässigung der Unterhaltung der Gewässer und der Bauwerke zur Folge hat. Um die schädliche Auswirkung außergewöhnlicher Hochwasserereignisse auf Leben und Sachwerte zu vermeiden oder gering zu halten sind vorbeugende Anstrengungen erforderlich: Vorhersage und Vorsorge. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 8 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 9 Zur Vorsorge zählen: · Technischer Hochwasserschutz wie: Gewässerausbau, Deichbau, und Hochwasserrückhaltung (Maßnahmenvorsorge) · Dezentraler Hochwasserschutz · Ausweisung der Überschwemmungsgebiete (Flächenvorsorge) · Bauvorsorge (der Hochwassergefahr angepasste Bauweisen und Nutzungen) · Verhaltensvorsorge (Alarmpläne, Übungen der Einsatzkräfte) · Risikovorsorge (Bildung von finanziellen Rücklagen) Für diese Aufgaben ist die öffentliche Hand zuständig. Sie muss · die Hochwassergefahren erkennen, · Vorsorgemaßnahmen ergreifen und · ihre Wirksamkeit auf Dauer sicherstellen. Die Aufgaben sind komplex, es gibt viele Beteiligte und unterschiedliche Zuständigkeiten. Für die großen Flüsse wurden nach den Rheinhochwasser 1993 und 1995 Aktionspläne aufgestellt. Kleinere Flussgebiete sollen folgen (Empfehlung der 53. Umweltministerkonferenz der Länder zur Verbesserung des Hochwasserschutzes in Deutschland). Ziele sind : · Minderung der Schadensrisiken · Minderung der Hochwasserstände · Verstärkung des Hochwasserbewusstseins und · Verbesserung der Hochwasserinformationen Grundlage ist die HANDLUNGSEMPFEHLUNG ZUR ERSTELLUNG VON HOCHWASSER-AKTIONSPLÄNEN der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) 1999. Seit 2000 werden in NRW für mittlere Flussgebiete Hochwasseraktionspläne erarbeitet. Das Staatliche Umweltamt Minden beauftragte Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre die Unterzeichner mit der Erarbeitung des Hochwasser-Aktionsplanes Werre. Der Plan beschreibt die Hochwassersituation, gibt Empfehlungen und schlägt Maßnahmen vor. In Vorbesprechungen wurden die Maßnahmen mit den Beteiligten abgestimmt. Beteiligte im Werreeinzugsgebiet sind: 1. Bezirksregierungen Detmold 2. Staatliches Umweltamt Minden 3. Staatliches Umweltamt Bielefeld 4. Kreis Minden-Lübbecke 5. Kreis Herford 6. Kreis Lippe 7. Stadt Bad Oeynhausen 8. Stadt Löhne 9. Gemeinde Kirchlengern 10. Stadt Bünde 11. Gemeinde Hiddenhausen 12. Stadt Herford 13. Stadt Bad Salzuflen (Gemeinde Leopoldshöhe) 14. Stadt Lemgo 15. Stadt Lage 16. Stadt Detmold 17. Werre-Wasserverband Herford Tatsächliche Verbesserungen werden erreicht, wenn die Beteiligten die vorgeschlagenen Maßnahmen in ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich umsetzen. Warum es Hochwasser gibt und wie es entsteht ist den Menschen erst seit weniger als 300 Jahren bekannt. Vorher nahmen es manche wie es kam, andere hielten es für Gottes Gericht, die Strafe für sündiges Leben. Es gibt historische Aufzeichnungen über Hochwasser an Elbe, Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 10 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Rhein und Weser, die sintflutartige Ereignisse im 14., 15. und 16. Jahrhundert bezeugen (HOCHWASSER ... VOR 1850, M. Schmidt 2000). Weil Hochwasser ein kleiner Teilaspekt der Wasserwirtschaft ist, gibt es wenige Fachleute. Dennoch melden sich nach jedem Ereignis viele zu Wort, die glauben seine Ursache klar zu kennen und sie vor allem in den Folgen der Zivilisation sehen: Klimaveränderung, Flächenversiegelung, Gewässerausbau. Der Hochwasser-Aktionsplan dient vor diesem Hintergrund der Aufklärung und des nüchterneren Umganges mit Hochwasser. 1.1 Aufbau des Berichts Akteure am Gewässer und in den überschwemmungsgefährdeten Flächen sind die Menschen. Durch Hochwasser werden sie selbst bedroht und sie schaffen Gefährdungspotential in Form von Gebäuden, deren Einrichtungen und Betrieben, die sie in Gewässernähe errichtet haben. Sie beeinflussen das Abflussvermögen des Talquerschnittes durch bauliche Anlagen und Bepflanzungen, sowohl im Vorland als auch am Gewässer. Sie sind mental und verwaltungsmäßig in den jeweiligen Kommunen verankert. Diese sind zuständig für die Gewässerunterhaltung, Träger für eventuelle bauliche Maßnahmen am Gewässer und Ordnungsbehörde im Katastrophenfall. Sowohl die Kreise als auch die Bezirksregierungen und Staatlichen Umweltämter unterstützen die Kommunen, koordinieren die Maßnahmen und halten Messeinrichtungen vor. Im Katastrophenfall sind sie personell und wegen der Größe ihrer Bezirke häufig nicht in der Lage, an Ort und Stelle Hilfestellung zu leisten. Daraus ist abzuleiten, dass der Hochwasser-Aktionsplan vor allem die spezifische Situation der jeweiligen Kommune behandeln sollte und für Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 11 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre die Bürger einfache, nachvollziehbare und langfristig durchhaltbare Regeln enthalten muss. Der Hochwasser-Aktionsplan Werre ist deshalb in zehn kommunale Aktionspläne aufgegliedert, die jeweils einen allgemeinen Überblick enthalten und die Gewässerstrecke innerhalb der Kommunalgrenze behandeln. Zeitgleich lässt der Werre-Wasserverband als Träger des überörtlichen Hochwasserschutzes ein Hochwasserschutzkonzept (HWS) aufstellen, dass Grundlage seines künftigen Handelns sein wird und die Untersuchung des Leichtweiß-Institutes, Braunschweig (LWI) aus dem Jahre 1963 ablösen soll. In diesem Konzept wird die Notwendigkeit und Machbarkeit weiterer Hochwasserrückhaltebecken (HRB) untersucht. Hochwasserschutz durch HRB ist eine konzentrierende Maßnahme, in der durch Volumenkontrolle unterhalb liegende Gebiete geschützt werden, wobei mit zunehmender Entfernung von der Sperrstelle die Wirkung abnimmt. Es ist ausreichender Rückhalteraum notwendig und die Errichtung und der laufende Betrieb ist außerordentlich Verfahrens-, Kosten- und Zeit aufwendig. Daher hat der Verband Alternativen betrachtet und in das Konzept mit aufgenommen. In beiden Projekten waren die gleichen Bearbeiter tätig. Es hat ständig eine intensive Abstimmung und einen Austausch der Ergebnisse gegeben. Beide Projekte haben sich gegenseitig positiv beeinflusst. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 12 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre 2 Aktionsplangebiet 2.1 Politische Gliederung Gesamtfläche = 1.481,6 km² Flächenanteil NRW = 1.289,0 km² Flächenanteil Nds. = 191,0 km² Politische Verwaltungen in NRW: Bezirksregierung Detmold mit: o Kreisfreie Stadt Bielefeld o Kreis Gütersloh o Kreis Herford o Kreis Lippe o Kreis Minden-Lübbecke Politische Verwaltungen in Nds.: Bezirksregierung Weser-Ems mit: o 2.2 2.2.1 Landkreis Osnabrück Einzugsgebiet Naturraum Das Einzugsgebiet ist Bestandteil des Weserberglandes. Es wird begrenzt durch die nordwestlichen Ausläufer des Mittelgebirges: Eggegebirge, Teutoburger Wald und das Wiehengebirge. Es enthält die Landschaftsräume Lipper Bergland, Ravensberger Land und Teile des Osnabrücker Landes (Else). Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 13 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 14 Das Abflussverhalten wird durch folgende Elemente geprägt: Gewässernetz Das Hauptgewässernetz ist mit den wichtigsten Siedlungsgebieten in Anlage 1.2 dargestellt. Es ist nicht so weit gefächert, wie das der Nethe und der Emmer und nicht so dicht wie das der Ems jenseits des Teutoburger Waldes. Die Werre durchfließt das Einzugsgebiet bis Löhne in nordwestlicher Richtung und biegt dann nach Nordosten ab. Ihre Gesamtlänge beträgt 69 km. Niederschläge Die Niederschläge betragen durchschnittlich 755 mm/Jahr. Spitzenwerte bis 1200 mm/Jahr werden auf dem Kamm des Teutoburger Waldes gemessen (Veldrom). Boden/Geologie Löß bedeckt weite Teile des Einzugsgebietes und wird von den Gewässern zu Tal transportiert. Aus dem Gebirgsmaterial Sandstein, Keuper und Kalk besteht das Geschiebe, das Bettmaterial. Aa und vor allem Else liefern in größeren Mengen Sand, der nach Hochwasser auf den Uferböschungen und auf den Vorländern deutlich sichtbar ist. Bodennutzung1 Zur Bodennutzung können folgende Angaben gemacht werden: Landwirtschaftl. Nutzfl. 59,2 % Wald 15,6 % Freifläche (58,6 + 265,9 * 0,7) 19,0 % versiegelte Fläche (265,9 * 0,3) 1 Rahmenplan Werre 1987 Tab. 3 Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden 6,2 % Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Landwirtschaftl. Nutzfl. Wald Freifläche Versiegelte Fläche Landnutzung Werre Abbildung 2: Seite 15 Landnutzung im Einzugsgebiet [DATENERHEBUNG STAWA, 1987)] Die aus diesen klimatischen, topographischen, geologischen und anthropogenen Verhältnissen entstehenden Abflüsse werden an der Werre an mehreren gewässerkundlichen Landespegeln beobachtet und gemessen. Für den Pegel 2 Löhne (AEo = 1335 km ) macht das zuständige StUA Minden folgende Angaben (Jahresreihe 1983/1993)2: Tabelle 1: Mittlere Abflüsse Abflussspende l/s/km² mittl. Niedrigwasser MNq 3,3 Mittelwasser 13,3 Die Werre hat drei große Zuflüsse: Tabelle 2: Gebiets- Oberirdische Einzugsgebiete Werre Werre Else Aa Bega 46 466 464 462 1.481,6 km² 414,6 km² 254,5 km² 375,6 km² kennzahl Einzugsgebietsgröße 2 Gewässerkundliches Jahrbuch 1993 Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre 2.2.2 Wirtschaftszweige 59 % des Gewerbes im Einzugsgebiet fällt der produzierenden Industrie zu. Den Großteil stellt die Metallverarbeitende Industrie, gefolgt von der Holzverarbeitenden. Dieses Diagramm wird sich in Zukunft anders aufteilen. Das Dienstleistungsgewerbe(35 %) wird im Gegensatz zu dem produzierenden Gewerbe und der Land- und Forstwirtschaft(6 %) zunehmen. Land- und Forstwirtschaft Produzierendes Gewerbe Dienstleistungsgewerbe Abbildung 3: 2.3 Wirtschaftszweige im Einzugsgebiet Gewässerunterhaltung Die Gewässerunterhaltung obliegt den Kommunen, mit Ausnahme der Gewässerstrecken innerhalb der Hochwasserrückhaltebecken, hierfür ist der Werre-Wasserverband Herford zuständig. Die Unterhaltung ist stark von der finanziellen Situation und der personellen Besetzung der einzelnen Kommunen abhängig, so dass die Zustände der Gewässer/Gewässerabschnitte stark differieren. 2.4 Gewässerentwicklungskonzept Ein durchgehendes Konzept zur naturnahen Entwicklung wird zur Zeit erarbeitet. In einem solchen Konzept werden u.a. Maßnahmen zur naturnahen Entwicklung vorgeschlagen. Diese Maßnahmen können die Hochwassersituation der Anlieger verschlechtern. Einschränkungen, die bei der naturnahen Entwicklung gemacht werden müssen, sind im Kapitel Gewässerunterhaltung unter den allgemeinen kommunalen Maßnahmen beschrieben. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 16 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre 2.5 Gewässerstrukturgüte Als Grundlage für Gewässerentwicklungskonzepte wurde eine Gewässerstrukturgütekartierung durchgeführt. In dem Anhang sind die Ergebnisse der Gewässerstrukturkartierung dargestellt [BR DETMOLD, (2000)]. 2.6 Schutzgebiete In dem Einzugsgebiet der Werre liegen zahlreiche Schutzgebiete. Diese sind Naturschutzgebiete, Wasserschutzgebiete und neu auszuweisende FFH-Gebiete3. Sie sind zur Übersicht in der Anlage 1.5 dargestellt (FFH-Gebiete als Entwurf). 2.7 2.7.1 Hydrologie, Hydraulik, Hochwasserverhalten Gewässer und Hochwasserverhalten Das Niederschlags-Abflussverhalten ist von dem lebhaften Relief und den überwiegend bindigen Böden des Einzugsgebietes, geprägt. Die Abflusskonzentration erfolgt rasch, je nach Vorbodenfeuchte kommen große Anteile des Niederschlages zum Abfluss und füllen die Täler bis in die Bebauung hinein. Außergewöhnlich ausgedehnte Talräume besitzen die Else, die in einem urzeitlichen Weserbett fließt und die Bega. Wegen der Größe des Einzugsgebietes springt die Werre außergewöhnlich nur bei flächendeckend, langanhaltend fallenden Starkniederschlägen an – siehe auch 2.11 Historische Ereignisse. Die Überlagerung der Hochwasserwellen der Else, der Aa, der Bega und der Oberen Werre wird dabei nicht immer nach dem gleichen Schema ablaufen. Durch das Ziehen der Regenfronten, die die Belastungen bei 3 Flora-Fauna Habitat-Richtlinie, Schutzgebiete nach EU-Regelung Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 17 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre jedem Ereignis verschieden ausfallen lassen, können im Verlauf der Werrestrecke ungünstige aber auch günstige, d.h. zeitversetzte Scheitelüberlagerungen eintreten. Erfahrungen aus Pegelaufzeichnungen liegen nur eingeschränkt vor. Beim Dezemberhochwasser 1986 eilte der Werre Scheitel in Löhne dem der Else um rund 12 Stunden voraus, obwohl das Einzugsgebiet der Werre mehr als doppelt so groß wie das der Else ist (AEo=914,9 km²/414,6 km²). Hier wirkt sich die Trägheit der Else mit ihren ausgeprägten Retentionsräumen aus, die in Kirchlengern auf die schnellere Werre trifft. Mit 6,2 % ist das Einzugsgebiet gering versiegelt. Im Gesamtverhalten des Werregebietes tritt dadurch bei Extremereignissen keine Verschärfung ein. Teilgebiet Else, AEo=414,6 km² Das Einzugsgebiet der Else hat einen kompakten Grundriss. Parallel zur Else, die das Gebiet mittig durchläuft, verlaufen die Höhenrücken Teutoburger Wald und Wiehengebirge. Am eigentlichen Kopfende westlich von Melle – ist praktisch kein Höhenrücken vorhanden. Hier herrscht ein fast reliefloser Übergang zum Einzugsgebiet der Hase, weswegen hier auch die seltene Einrichtung einer Bifurkation vorhanden ist. Hintergrund dieser topografischen Situation ist, dass die Else auf der urzeitlichen Wesertrasse verläuft. Die Weser floss hier entlang, bevor die Öffnung der Porta Westfalica entstand. Durch die geringere Reliefenergie und die ausgedehnten Überschwemmungsflächen, die Talbreiten bis 1.500 m aufweisen, reagiert die Else gedämpft. Teilgebiet Aa, AEo=254,5 km² Das Aa-Einzugsgebiet ist in Fließrichtung gesehen gedrungen. Nach 10 km Laufstrecke - von Herford bis zum Zusammenfluss von Johannisbach und Lutter - beginnt ein dichtes Gewässernetz, das die Abdachung des Teutoburger Waldes entwässert. Schwerpunkt an diesem Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 18 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre oberen Ende des Einzugsgebietes ist das Siedlungsgebiet Bielefeld. Diese Konstellation erzeugt ein Hochwasserpotential, das in Herford doppelt so hohe Spenden erzeugt wie an der Else in Kirchlengern. Teilgebiet Bega, AEo=375,6 km² Zur Beschreibung des Teilgebietes Bega muss man das der Salze außer acht lassen. Sie mündet 350 m oberhalb der Begamündung in die Bega. Ohne das Salzegebiet ist der Bega-Gebietsgrundriss länglich. Der Rand des Einzugsgebietes erreicht die stark reliefierten Regionen des Lipper Berglandes und des Detmolder Hügellandes. Aber ihr sehr dünnes Gewässernetz und die in den nachfolgenden Abschnittsbeschreibungen dargestellten ausgedehnten Retentionsräume der Täler, erzeugen an der Bega eine behäbige Hochwasserreaktion auf Niederschläge. Obwohl das Niederschlagsgebiet das 1,85-fache der benachbarten Werre hat, sind die Hochwasserabflussspenden Hq100 nur halb so hoch. Teilgebiet Obere, Werre AEo=202,5 km² Mit Oberer Werre ist hier das Teilgebiet oberhalb der Einmündung Bega gemeint. Das Einzugsgebiet ist schmal und länglich, so dass für weite Teile die Werre als Saumfluss bezeichnet werden kann, die die Abdachungsgewässer vom Teutoburger Wald aufnimmt. Oberhalb Lage ist das Relief außerordentlich lebhaft und umfasst die höchsten Höhen des Teutoburger Waldes und nördlich die Bereiche des Detmolder Hügellandes. Obwohl allgemein eine derartige Einzugsgebietsform als Hochwasser dämpfend bezeichnet wird, hat die Werre deutlich höhere Abflüsse als die benachbarte Bega, deren Einzugsgebietsform und Gewässernetz für die Hochwasserkonzentration theoretisch eher als ungünstig bezeichnet wird. Für die hohen Abflussspenden der Oberen Werre sind auch die höheren Niederschläge verantwortlich, die entlang des Gebirgskammes abregnen. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 19 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre 2.7.2 Pegel und Niederschlagsmessstellen Anlage 1.2 zeigt die Übersicht der zur Verfügung stehenden Niederschlags– und Pegelmessstellen. 2.8 Stauanlagen Im Verlauf der Gewässerstrecken liegen mehrere Stauanlagen. Größtenteils werden sie nicht mehr zur Wasserkraftgewinnung genutzt. Ihr Einfluss auf den Hochwasserspiegel kann den Spiegellängsschnitten entnommen werden. Besonderheiten werden in den Abschnittsbeschreibungen der Kommunen dargestellt. 2.9 Modelltechnik Zur flächendeckenden Ermittlung der Abflüsse und Wasserstände vor allem für Hochwasser wurde die Werre modelltechnisch bearbeitet: · Abflüsse mit dem N-A-Modell LWANAS · Wasserspiegellagen mit dem WSP-Programm WSPLWA/WSPWIN Für die Bearbeitung des HWS (Werre-Wasserverband Herford) und des Hochwasser-Aktionsplanes Werre (StUA Minden) wurden beide Modelle aktualisiert. Auszugsweise werden die Hochwasserabflüsse angegeben: 2.9.1 N-A-Modell LWANAS Das N-A-Modell wurde 1989 vom StUA Minden aufgestellt. Im Auftrag des Werre-Wasserverbandes Herford überarbeitete Hydrotec Aachen 1999 bis 2000 das Modell. Für die Katastrophenvariante HQ5000 lieferte das StUA Minden 2001 die Abflüsse. Folgende Abflussangaben HQ2 bis HQ5000 stellen den Stand 2000/2001 dar. Es sind jeweils die Höchstwerte aus den Simulationen Winter-/Sommerereignis aufge- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 20 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 21 führt. Tabelle 3: TG Nr. NASIM U9980 U9950 U9900 U9300 U9150 U9100 U7800 U7300 U7100 U7309 U5950 U5900 U5350 U5300 U5300 U5250 U5101 U5100 O9980 O9970 O9960 O9950 O9930 O9920 O9900 O9500 O9300 O9100 O7960 O7940 O7920 O7100 O5000 O3900 O3100 O1980 O1960 O1940 O1920 O1300 O1120 Bemessungsabflüsse Werre [Hydrotec/StUA Minden, (2000/2001)] AEo km² 1485.1 1483.0 1450.2 1435.9 1427.7 1414.5 1342.1 1338.4 1334.7 1338.4 914.9 910.4 894.1 888.8 888.8 873.5 865.3 610.0 605.9 600.7 594.9 590.8 580.3 203.0 201.6 190.7 185.3 169.0 137.1 132.5 126.3 120.7 105.5 93.3 81.0 32.6 31.0 30.0 25.6 16.1 9.9 2.9.2 HQ2 Hq2 HQ5 Hq5 m³/s l/s/km² m³/s l/s/km² 242.4 163 275.00 185 242.4 163 274.77 185 235.7 162 267.11 184 231.1 161 262.03 182 229.5 161 260.31 182 227.2 161 257.77 182 223 166 253.22 189 222.7 166 252.93 189 222.1 166 252.22 189 222.7 166 252.93 189 148.7 163 174.76 191 148.60 163 174.69 192 148.1 166 174.20 195 148.8 167 175.04 197 148.8 167 175.04 197 148.2 170 174.35 200 147.9 171 173.94 201 89.20 146 105.76 173 88.82 147 105.35 174 88.50 147 104.94 175 88.21 148 104.56 176 87.90 149 104.19 176 86.97 150 103.04 178 47.18 232 55.45 273 47.24 234 55.52 275 46.18 242 54.13 284 45.79 247 53.61 289 22.97 136 38.06 225 19.94 145 32.94 240 19.66 148 32.45 245 19.00 150 31.40 249 18.28 151 30.20 250 16.81 159 27.55 261 16.05 172 25.89 277 14.92 184 23.62 292 7.22 221 10.81 332 6.83 220 10.31 333 6.67 222 10.04 335 5.88 230 8.80 344 3.86 240 5.75 357 2.52 255 3.73 377 HQ10 Hq10 m³/s l/s/km² 329.04 222 328.76 222 320.92 221 315.70 220 314.22 220 312.33 221 307.33 229 306.94 229 306.30 229 306.94 229 220.51 241 220.80 243 220.40 247 221.87 250 221.87 250 221.10 253 220.66 255 132.84 218 132.38 218 131.87 220 131.71 221 131.28 222 129.65 223 69.84 344 69.92 347 67.87 356 67.05 362 53.49 317 46.00 336 45.24 341 43.78 347 42.15 349 38.26 363 35.72 383 32.41 400 14.70 451 14.06 454 13.69 456 11.98 468 7.82 486 5.09 514 HQ20 Hq20 m³/s l/s/km² 407.06 274 406.73 274 397.09 274 390.33 272 388.25 272 385.73 273 378.77 282 378.35 283 377.59 283 378.35 283 273.72 299 278.98 306 278.54 312 282.19 318 282.19 318 281.03 322 280.47 324 163.23 268 162.67 268 161.79 269 161.89 272 161.30 273 158.70 273 90.04 444 90.46 449 87.41 458 86.17 465 66.99 396 57.58 420 56.69 428 54.91 435 52.89 438 48.04 455 44.97 482 41.01 506 19.13 587 18.33 591 17.85 595 15.62 610 10.15 630 6.66 673 HQ50 Hq50 HQ100 m³/s l/s/km² m³/s 428.60 289 505.98 428.04 289 506.28 414.65 286 493.74 409.71 285 488.77 407.41 285 486.6 403.37 285 481.97 381.39 284 457.82 439.55 328 491.32 438.82 329 490.14 380.00 284 457.38 319.08 349 354.76 325.15 357 365.96 324.26 363 364.69 327.93 369 368.66 327.93 369 368.66 326.43 374 366.70 325.53 376 365.52 186.43 306 207.11 185.68 306 206.23 184.54 307 205.09 184.25 310 204.74 183.53 311 203.91 180.28 311 200.40 105.85 522 120.68 106.28 527 121.20 102.68 538 117.24 101.16 546 115.59 86.97 515 104.29 74.73 545 89.14 73.90 558 88.62 71.58 567 85.83 68.91 571 82.50 62.81 595 74.92 59.35 636 70.39 54.16 669 64.57 25.08 769 30.15 24.07 776 28.95 23.43 781 28.17 20.49 800 24.63 13.32 827 15.98 8.69 878 10.39 WSP-Programm WSPLWA Die Wasserspiegellagenberechnung wurde mit dem Programmsystem Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 22 HYDRA (Knauf, Darmstadt) durchgeführt. HYDRA wird von der Wasserwirtschaftsverwaltung des Landes NRW unter dem Namen WSPLWA/WSPWIN als Prüfprogramm und für eigene Berechnungen benutzt. Das Berechnungsverfahren simuliert das Abfluss- Wasserstand-Verhalten in einem Gerinne, das aus den Talquerprofilen und deren Abständen gebildet wird. Seine Rauheiten werden entweder durch den „Strickler-Parameter“ kSt oder der äquivalenten Sandrauheit und Bewuchsparameter dargestellt. Die jeweiligen Profile sind in der Regel ungleich und der Abfluss von Profil zu Profil ändert sich über die Zeit nicht. Der Abfluss ist somit stationär ungleichförmig. Die Strömungsrichtung ist eindimensional. Das Programmsystem HYDRA ist für die gegebene Aufgabenstellung gut geeignet. Auf eine detaillierte Beschreibung wird hier verzichtet. Die Berechnungsabschnitte entsprechen in der Regel den Transportstrecken der N-A-Modellierung. Den Lageplänen kann die Teilgebietseinteilung und die Lage der Querprofile entnommen werden. Das Grundmodell Werre und Bega basiert auf einer Modellierung des ehemaligen Landesamtes für Wasser- und Abfall. Mit Hilfe extra vorgenommener Befliegungen und photogrammetrischer Auswertungen wurden in den 70er Jahren sehr genaue Querprofile erzeugt. Für den nicht erfassbaren Querschnittsanteil unter der Wasserspiegellinie schätzte man einen Rechteckersatzquerschnitt. Bauwerke wurden nivellietisch aufgenommen und aktuelle bauliche Maßnahmen ergänzte man durch Entwurfsunterlagen und Bestandspläne. Durch vielfältige Bearbeitungen im Laufe der Jahre wurde diese Basis ständig verbessert. Dennoch ist festzustellen, dass für konkrete Maßnahmen, die aus dem Hochwasser-Aktionsplan folgen, aktuelle Querprofile in ausreichend dichtem Abstand aufzunehmen sind. Tabelle 4: Gewässer Grundlagenerhebung Querprofilaufnahme Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Quelle/Jahr Modellaufsteller Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 23 Werre Luftbild 1972 bis 1984 StUA Minden Werre i. Detmold Nivellement 1980 (Redeker) IB Sönnichsen Werre i. Lage Nivellement 1999 IB Sönnichsen (Herrendörfer) Bega Luftbild 1972 bis 1984 StUA Minden Bega i. Lemgo Nivellement 1999 IB Sönnichsen (Herrendörfer) Else Nivellement 1990 ProAqua Aachen Aa Nivellement 1995 IB Herrendörfer Bad Salzuflen Für die vorliegende Arbeit wurden die Modelldaten vom StUA Minden übernommen, aktualisiert und mit den Abflüssen der Berechnungsergebnisse aus NASIM versehen. Die Hydraulikmodelle wurden mit Hilfe von Abflussmessungen, Hochwassermarken und Pegelkurven verifiziert. Insbesondere die Hochwasser 1946, 1960, 1986/87, 1993 und Okt. 1998 wurden berücksichtigt. Für jeden Pegel wurde eine Abflusskurve (siehe Anlage 6) erstellt. Der Vergleich zeigt eine gute Übereinstimmung zwischen dem Hydraulikmodell und den Abflussmessungen. In den Hydraulikprogrammen wird im allgemeinen mit einem Wasserspiegel über die ganze Profilweite gerechnet. Der Wasserspiegel kann aber in Randbereichen und Stillwasserzonen aufgrund der fehlenden V o r la n d B e o b a c h te te H W - M a rk e = E n e r g ie h ö h e G e s c h w in d ig k e its h ö h e V o r la n d Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden B e r e c h n e t e r m itt l. W a s s e r s p ie g e l (H Y D R A ) Geschwindigkeitshöhe höher liegen als der gemittelte. F lu s s s c h la u c h G e s c h w in d ig k e its h ö h e F lu s s s c h la u c h Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Abbildung 4: Einfluss der Geschwindigkeit auf den beobachteten Wasserstand In Abschnitten mit hohen Fließgeschwindigkeiten heißt dies, das der Wasserspiegel in Stillwasser– und Anströmbereichen, um die Geschwindigkeitshöhe hu = v² 2* g höher sein kann als im Flussschlauch. Bei einer Fließgeschwindigkeit von 2,5 m/s sind dies immerhin >0,3 m. Dieser Sachverhalt erklärt Differenzen von gemessenen Wasserspiegeln zu berechneten, obwohl diese mit zutreffenden Parameterkombinationen aus bekannten Verhältnissen gewonnen wurden. Die Talquerschnitte sind modelltechnisch in die drei Fließbereiche linkes Vorland – Flussschlauch - rechtes Vorland getrennt. Variieren die Bewuchsparameter (kSt-Wert) im Vorland, sind geeignete Mittelwerte einzusetzen. Mit den Kennzeichnungen PA/PE können die Fließbereiche eingeengt werden. Diese Begrenzungen dürfen bei tatsächlich ausufernden Flüssen nicht zu eng gesetzt werden, da sonst unrealistische Wasserspiegelhöhen errechnet werden. Ergebnisse In der Anlage 5ff sind die Berechnungsergebnisse als Spiegellagen der Häufigkeiten HQ5 bis HQ5000 dargestellt. 2.10 Abflusskurven Aus den Datensätzen des Hydraulikmodells Abflusskurven für die Pegel und die „empfindlichen Hochwasserabflussgebiete“ berechnet. So kann für wichtige Punkte im Gewässersystem das jeweilige Leistungsvermögen des Talquerschnittes abgelesen werden. Zum Ver- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 24 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre gleich sind teilweise die verbesserten Leistungen durch Maßnahmen dargestellt (siehe Anlage 6). 2.11 Historische Ereignisse Damit die Vorsorge- und Schutzmaßnahmen weder zu gering ausfallen noch überzogen sind, ist eine zutreffende Einschätzung des maßgebenden Hochwassers wichtig. Mit modernen Berechnungsmethoden lassen sich synthetische Ereignisse beliebig erzeugen. Detaillierte NA-Modelle sind aufwendig und bei komplexen Flusssystemen stellt sich die Frage nach der maßgeblichen Belastung. Jeder Anwender weiß, dass die Ergebnisse solcher Abflussermittlungen große Schwankungsbreiten aufweisen können. In der Regel ist der Beobachtungszeitraum, der mit Messwerten belegt ist, zu kurz und gerade die Beobachtung außergewöhnlicher Ereignisse ist oft lückenhaft. Wie in vielen anderen Bereichen ist daher auch bei der Hochwasserschutzplanung und Hochwasservorsorge die Kenntnis historischer Ereignisse von hohem Wert. Seltene Ereignisse beanspruchen den ganzen Talraum. Die Veränderung durch den Menschen sind, allein durch die Größe des Gebietes, eher gering. Das heißt, aus einer Reihe historischer Beobachtungen lassen sich durchaus Schlüsse auch auf künftig eintretende extreme Wasserstände ziehen. Hochwassermarken als Zeitzeugen liefern die Informationen. Sie sind leider nur selten und reichen zeitlich nicht weit genug zurück. Durch Vergleiche mit Nachbarflüssen lassen sich Schlüsse auf die Ausdehnung von Ereignissen ziehen und Ausschlüsse treffen, dass für diese oder jene Hochwassermarke zeitlich begrenzte Engstellen die Ursache waren. Über die Hochwassergeschichte gibt es an der Werre gibt es wenig Zeugnisse. Am Pegel Hansastraße in Herford ist ein Zeitfenster von rund 100 Jahren in Form von Hochwassermarken vorhanden. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 25 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Abbildung 5: Pegel Herford Hansastraße Angebracht sind allerdings nur zwei. Die übrigen findet man in Aufzeichnungen der Verwaltung (ab 1909). 1. HW Februar 1946 5,69 m 2. HW Dezember 1925 4,90 m 3. HW Dezember 1960 4,54 m 4. HW Februar 1909 4,40 m 5. HW Februar 1970 4,20 m 6. HW Dezember 1986 4,10 m Das Ereignis vom Februar 1946, dass an der Weser in Minden erst an 6. Position erscheint, ist im Lebenszeitraum der heutigen Bevölkerung das Höchste. Es war ein überregionales Hochwasser mit katastrophalen Erscheinungen an der Weser, der Lippe und der Ems mit Ijssel, die zusammen ein Einzugsgebiet von rund 70.000 km² repräsentieren. Verursacht wurde es durch hohe Niederschläge in Verbindung mit Schneeschmelze und Frost. Nach 12 bis 14-tägigem leichten Frostwetter setzte am 28. Januar ein ausgebreiteter Landregen ein, der bis zum 31. Januar flächendeckend rund 20 mm aufbrachte. Ein zweiter Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 26 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 27 Schub kam am 4., 5. und 6. Februar mit Summen zwischen 35 bis 68 mm. Katastrophal wurde die Situation durch einen dritten Block am 7. und 8. Februar. mit Summen bis über 100 mm. Vom 1. bis zum 15. Februar gab es eine Spannweite der N-Summen von 55 mm (Emden) bis 347 mm (Bad Driburg). Abbildung 6: Herford Postamt, 1946 Abbildung 7: Herford 1946 Eisenbahnlinie, Vom Charakter vergleichbar war in der jüngeren Geschichte das Silvesterhochwasser 1986, dass jedoch bei weitem nicht die Abflussspitzen von 1946 erreichte. Als außergewöhnlich sind auch zwei Ereignisse zu nennen, die die obere Werre betrafen und enormen Schaden anrichteten. Im Juni 1981 richteten Niederschläge mit Intensitäten seltener als hundertjährlicher Wiederkehrhäufigkeit in einem sehr begrenzten Raum in Detmold außerordentliche Schäden an. Und am 27./28. Oktober 1998 erzeugte nach außergewöhnlichen Vorregen ein Tagesniederschlag zwischen 40 und 50 mm im oberen Werregebiet als auch in der benachbarten Emmer- und Nethe-Region ein Ereignis mit Abflüssen die im Mittel alle 70 bis 100 Jahre auftreten. Es betraf die Gewässer Aa (Nethe), Brucht, Emmer bis Schieder-Schwalenberg, Werre bis Lage Passade und abgeschwächt Bega. Auch hier traten in Detmold, Lage, Lemgo und den kleineren Ortschaften enorme Schäden auf. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Abbildung 8: Detmold 1998 Mit Sicherheit gab es in der Zeit vor diesen Aufzeichnungen größere Hochwasser. Nur hatte man vermutlich nicht das Interesse und die Idee, sie zu dokumentieren. Eine ausgeprägte Wasserwirtschaftsverwaltung wurde erst Anfang des 19. Jahrhunderts von der Preußischen Regierung begonnen. Für die Werre sind überregional bedeutenden Marken in Minden und Rheine zu finden. Ereignisse die beiderorts hohe Wasserstände verursachen, betreffen mit Sicherheit auch die Werre. Als höchste Wasserstände sind an beiden Orten übereinstimmend die vom Januarhochwasser des Jahres 1682 vermerkt. Ein ziemlich vollständiges Zeitfenster vermitteln die Darstellungen in Minden, die über 450 Jahre zurückreichen. Aber nicht nur diese außergewöhnlichen Ereignisse stellten in der Vergangenheit Katastrophen dar. In früheren Zeiten vernichteten kleinere Hochwasser neben der Beschädigung der Siedlungen Lebensgrundlagen. Anfang des 19. Jahrhunderts schildert der Lippstädter Bürgermeister nach einer Reihe von aus heutiger Sicht unbedeutenden Hochwasser mit dramatischen Worten eine bedrohliche Situation. Der Verlust der Kartoffelernte als Nahrungsgrundlage, die Vernässung der Heideplaggen, die als sonst als Brennmaterial dienen und die Un- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 28 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre benutzbarkeit der Fettweiden führten zu existenziellen Nöten in großen Teilen der Bevölkerung. Heute sind durch die umfangreichen Gewässerausbaumaßnahmen die Verhältnisse in diesem Aspekt harmlos und die heutigen Verkehrsbedingungen und Transportmöglichkeiten lassen eine kurzfristige Ersatzbeschaffung zu. Jetzt richten die Hochwasser vor allem Schaden an der Infrastruktur und an Wohn- und Gewerbegebäuden an und es kann vorkommen, dass in den reißenden Fluten der Mittelgebirgsflüsse Menschen ertrinken. 2.12 Historische Hochwasserschutzplanungen Nach dem Katastrophenereignis 1946, das in Städten und Gemeinden verheerende Auswirkungen hatte, wurde in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts vom damaligen Wasserwirtschaftsamt Minden ein Gutachten zur Vorbereitung einer wasserwirtschaftlichen Gesamtplanung erstellt. Für dieses Gutachten wurden die Werre und ihre Nebenbäche vermessen. Als Ergebnis wurde der Bau einer Vielzahl von HRB empfohlen. Umgesetzt wurde der Plan nicht. 3 Allgemeine Bestandsaufnahme 3.1 3.1.1 Überschwemmungsgebiet (ÜG) Gesetzliche Überschwemmungsgebiete Als erste Hochwasservorsorge dieser Art erarbeitete die preußische Wasserwirtschaftsverwaltung von 1905 bis 1915 flächendeckend Karten. Ausgenommen war davon das lippische Staatsgebiet. Die heute dort vorzufindende dichte Bebauung bis an die Gewässerböschungen ist eine Folge dieses Mangels. Von 1980 an beginnend wurden die Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 29 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Preußische Festsetzung überarbeitet und im Lippischen Neubearbeitungen vorgenommen. Am Hauptfluss Werre wurde in dieser Neubearbeitung das natürliche ÜG nicht dargestellt. Das Überschwemmungsgebiet der Else wurde 1994, das der Bega 1995 und das der Aa 1997 festgesetzt. 3.1.2 Hochwassergefährdetes Gebiet Die Ermittlung des aktuellen hochwassergefährdeten Gebietes für den Aktionsplan erfolgte durch Verschneiden der Wasserspiegel mit dem digitalen Geländemodell. Besonderheiten, die durch Baumaßnahmen und Gewässerverlegungen in einem Talraum unterschiedliche Fließwege erzeugen, waren manuell nach zu bearbeiten. 3.2 Empfindliche Hochwasserabflussgebiete Eine vielfach angestrebte ökologische Verbesserung des jetzigen Zustandes verlangt Uferbewuchs und Bewuchs in der Aue. Das bedeutet eine Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit und damit bei gegebenem Abfluss eine Erhöhung des Wasserstandes, die im Hochwasserfall zu vermehrten Schäden in besiedelten Bereichen führen kann. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 30 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Abbildung 9: Empfindliches Hochwasserabflussgebiet Nachteilige Veränderungen dürfen nicht im Bereich von Ortslagen und unterhalb vorgenommen werden. Die freizuhaltende Auslaufstrecke hängt dabei vom Gefälle ab. Als „Empfindliche Hochwasserabflussgebiete“ wurden alle Siedlungsbereiche besonders bearbeitet. Die jeweiligen Gewässerstrecken wurden im Modell iterativ soweit verändert, dass der Einfluss von zusätzlichem Bewuchs auf den Hochwasserstand in der Ortslage endet, oder vernachlässigbar gering ist. Als zukünftiger Zustand der Flussschlauch- und Vorlandrauheit lagen den Variantenrechnungen die ungünstigen Bedingungen (KStVorland= 8; KSt Flussschlauch = 20/23) zugrunde. In den Lageplänen sind die empfindli- chen Hochwasserabflussgebiete rot gewellt dargestellt. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 31 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Abbildung 10: 3.3 Hochwasserschutz und ökologische Verbesserung Allgemeine hochwasserrelevante Daten Als hochwasserrelevant wurden die Stauanlagen mit ihrer Stauhöhe erfasst und die Art des Wasserrechtes aufgenommen und in den Plänen dargestellt. Aus den verschiedensten Quellen wurden die wichtigen Informationen über Hochwassermarken ebenfalls in die Lagepläne übernommen 3.4 3.4.1 Hochwasserschadenspotenzial Methodik Hochwasser können in dicht besiedelten Gebieten hohe volkswirtschaftliche Schäden anrichten. Für die Höhe der Schäden spielen neben der betroffenen Siedlungsdichte und den Nutzungen auch die Überschwemmungsfläche, -tiefe und -dauer eine wesentliche Rolle, die wiederum abhängig von der Auftretenswahrscheinlichkeit des Hochwassers sind. Die Beziehung zwischen der Hochwasserwahrscheinlichkeit (der Kehrwert der einem bestimmten Hochwasser zugeordneten Wiederkehrzeit) und dem Schaden ergibt die sog. Schadenswahrscheinlichkeit. Aus dieser Funktion wird durch Integration die jährliche Schadenserwartung berechnet. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 32 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Für eine monetäre Bewertung von Hochwasserschutzmaßnahmen muss die Höhe der durch die Maßnahmen vermeidbaren Schäden bekannt sein. Hierzu dient das bis zu einer bestimmten Wiederkehrzeit ermittelte Schadenspotenzial und die aus der Schadenswahrscheinlichkeit ermittelte Schadenserwartung. In Anlehnung an die DVWK-Mitteilungen Nr. 10, „Ökonomische Bewertung von Hochwasserschutzwirkungen“, (DVWK, 1985) wird zwischen den folgenden Nutzungskategorien bzw. Auswirkungen unterschieden: · verhinderte Schäden § Personenschäden § verletzte Personen, Grad der Verletzungen § Sachschäden - privater Wohnbereich (Gebäude, Inventar, Hof und Garten) - Öffentliche Einrichtungen - Einrichtungen von Handel und Gewerbe (Gebäude, Inventar, Lagerbestände, Produktionsausfall) - Industrie (Gebäude, Inventar, Lagerbestände, Produktionsausfall, Folgekosten (Vertragsstrafen)) - Landwirtschaft (Gebäude, Inventar, Lagerbestände, Produktionsausfall) - sonstige Infrastruktureinrichtungen (Verkehrs-, Versorgungseinrichtungen, Folgeschäden (Stromausfall, Verkehrsumleitungen)) - Landschaft (Landschaftselemente, Bodenabtrag, Verschlammung) § Schäden an land- und forstwirtschaftlichen Kulturen und Böden - Grünland - Ackerland Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 33 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre § - Sonderkulturen - Forsten Seite 34 Viehschäden (Verlust, krankheitsbedingte Marktwertminderung, Kosten für zusätzlichen Seuchenschutz) Die · Produktions- und Bodenwertänderungen, · Aufwandsänderungen und · indirekte und induzierte Einkommenseffekte. Schadenserhebung beschränkt sich beim Hochwasser- Aktionsplan Werre auf die Berechnung von Sachschäden an Inventar und an Gebäuden (privat genutzte und öffentliche Gebäude sowie Wirtschafts- und Industriegebäude), Produktionsausfall der Wirtschaft, Schäden an land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen sowie an der allgemeinen Infrastruktur und Kraftfahrzeugen. Nicht oder nur sehr schwer monetär erfassbare Schäden wie Personenschäden, Viehschäden, ökologische Schäden (z.B. infolge Auslaufens von Heizöl), Bodenwertänderungen, Einkommenseffekte usw. gingen in dieser Untersuchung nicht in die Kosten-Nutzen-Analyse von Hochwasserschutzmaßnahmen ein. Diese Schäden können bei der Bewertung einer geplanten Maßnahme bedeutsam sein und sollten bei der Genehmigungsplanung bei der Begründung der Maßnahme erläutert werden. Zur Ermittlung von hochwassergefährdeten Objekten und Flächen sowie zur Berechnung von durch Hochwasser verursachten Schäden gibt es verschiedene Methoden und Programme. Hydrotec hat ein Verfahren GIS-HWS entwickelt, das auf Grundlage des Programms ArcView aus relativ leicht zu erhebenden Daten die betroffenen Objekte ermittelt und die Hochwasserschäden berechnet, wobei der geografische Bezug durchgehend erhalten bleibt. In dieser Untersuchung wird vereinbarungsgemäß zwischen Objekten in den Überschwemmungsflächen (blau) und den Objekten in den potenziellen Überschwemmungsflächen (gelb) unterschieden. Für diese Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 35 Flächen werden verschiedene Verfahren angewendet: - Das objektbezogene Verfahren, bei dem vor Ort erhobenen Kenndaten der Objekte benutzt werden (mikroskaliges Verfahren). - Das objekt-flächenbezogene Verfahren (mikroskalige und mesoskalige Erhebungen), das auf Grundlage der ATKIS-DLM254 Daten arbeitet. Die Verfahren sind in der Abbildung 11 Schematisch dargestellt. Objekte in ÜSG HQ100/HQ50/ HQ20 Erfassung der Objekte im GIS (DGK5) und vor Ort: - Ojekt-Id - Nutzung (vor Ort) - Eigenschaften - Foto Verschneidung der Objekte mit: - DGM5 - Kanaldeckel - Wasserspiegellagen Berechnung der - Vermögen - Schäden Abbildung 11: 3.4.1.1 Objekte in potenziellen ÜSG HQ100 Erfassung der Objekte nur im GIS (DGK5) : - Ojekt-Id - Nutzung aus ATKIS - mittl. Eigenschaften bei Nutzung Gewerbe: SchadensFragebogen Schadensfunktion prüfen, Vermögenswert Verschneidung der Objekte mit: - DGM5 - Kanaldeckel - Wasserspiegellagen Schadensfunktion aus HOWAS, Rheinstudie spez. Vermögen aus Statistiken LDS angepasst Mittelwerte Berechnung der - Vermögen - Schäden Verfahren zur Ermittlung von Hochwasserschäden Objekterfassung Die Bearbeitung umfasst mehrere Arbeitsschritte: · Einzelobjekte erfassen: Alle Einzelobjekte, die sich innerhalb (bzw. teilw. innerhalb) der Überschwemmungsfläche befinden, 4 Digitales LandschaftsModell des Amtlichen Topografisch-Kartografischen Informations-Systems, Basismaßstab 1:25.000. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre werden in ArcView auf Basis der DGK5 als Punktthema aufgenommen (digitalisiert wird die Objektmitte). · Einzelobjekte attributieren: Alle Objekte erhalten eine IDNummer, die in die für die Begehung erstellten Karten eingetragen wird. Die Objekte werden den digital vorhandenen Verwaltungseinheiten (Gemeinden, Kreise, ...) zugeordnet und der Rechts- und Hochwert wird ermittelt. Die Objekte werden in vier Größenklassen eingeordnet (vgl. Tabelle 6). Zusätzlich wird die Attributierung der Nutzung (z. B. Wohnhaus, Mehrfamilienhaus, Garage, ...), Keller (ja/nein), Höhe Erdgeschoss über Gelände, Straßenname etc. vorbereitet. · Begehung (nicht für Objekte in den potenziellen Flächen und Lemgo Innenstadt): Vom Werre-Wasserverband wurden in mehreren Ortsbegehungen die Objekte in den Überschwemmungsflächen aufgenommen. Die Aufnahme umfasste 11 Gemeinden mit 1553 Einzelobjekten, im Zuge der Begehung wurden davon 46 in den Karten nicht verzeichnete Einzelobjekte (Neubauten) aufgenommen. Bei der Begehung wurden die Objekte fotografiert. Für jedes Objekt wurde aufgenommen: · Hat das Objekt einen Keller? · Wie hoch liegt das Erdgeschoss im Mittel über dem umliegenden Gelände (Treppenstufen geben hier meist Auskunft: 1 Stufe 15 bis 19 cm, 2 Stufen sind etwa 30 cm, usw.)? · Wie wird das Objekt genutzt (WH, MFH, Gewerbeart, sonstige Nutzung) (Liste HOWAS, LAWA 1988)? · Fragebogenaktion: Alle größeren Gewerbebetriebe konnten über einen Fragebogen Angaben machen über das Betriebsvermögen, die Kosten bei Produktionsausfall und über die möglichen Schäden in Abhängigkeit vom Wasserstand. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 36 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre 3.4.1.2 Seite 37 Geländemodell, Kanaldeckelhöhen und Wasserspiegellagen Für die Berechung der Geländehöhen an den Objekten wurde ein digitales Geländemodell aus 73 DGM5-Blättern (292 km² im 10 x 10 Meter Raster) für die Werre, Bega, Aa und Else erstellt (GRID5). Jedem Objekt wurde über eine Verschneidung der Objektpunkte mit dem Geländemodell eine Geländehöhe (DGM5) zugewiesen. Die Daten der einzelnen DGM5-Blätter stammen aus unterschiedlichen Jahren, die ältesten sind aus dem Jahr 1964, die aktuellsten aus dem Jahr 1985. Dementsprechend sind diese Daten nur eingeschränkt vertrauenswürdig, vor allem in bebauten Gebieten. Deshalb wurde zur Ergänzung und Prüfung des Geländemodells Schachtdeckelhöhen aus den Kanalkatasterdatenbanken der Gemeinden angefordert. Von elf Gemeinden wurden z.T. digitale Schachtdeckelhöhen der Kanalnetze zur Verfügung gestellt. Zum Vergleich mit dem DGM5 wurden aus diesen Deckelhöhen je Gemeinde ein GRID erzeugt und das DGM5 mit diesem verschnitten. Das Ergebnis waren Differenzgeländemodelle, mit denen im Form von Histogrammen (Verteilungsfunktion) die Qualität des DGM5 beurteilt werden konnte. Überwiegend lagen die Kanalschachtdeckel höher als das DGM5. Im Mittel liegen die Varianzen der Abweichungen bei ca. 50 cm. Über eine programmierte Abfrage konnten für 1357 Objekten Schachtdeckelhöhen zugeordnet werden (Kdh), bei denen die Objekte von den Schachtdeckelpunkten nicht weiter als 25 m entfernt sind. Die endgültige Geländehöhe an den Objekten (Okg) wurde dann als Mittelwert der beiden Höhen DGM5 und Kdh berechnet. Bei den Objekten, bei denen keine Schachtdeckelhöhen zugewiesen werden konnten, wurden die DGM5-Höhen verwendet. 5 Zweidimensionales gleichmäßiges Raster mit je einem Zellwert (Geländehöhe) Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Die Wasserspiegellagen der untersuchten Jährlichkeiten 100, 50 und 20 und die verlängerten Querprofile der Gewässer wurden vom Auftraggeber zur Verfügung gestellt. Aus diesen Daten wurden für das Untersuchungsgebiet die Wasserspiegellagenfläche als dreidimensionales Netz (TIN6) berechnet. Auch hiermit wurden die Objektpunkte verschnitten und jedem Objekt eine Wasserspiegellage je Jährlichkeit zugeordnet (wsp_100, wsp_50, wsp_20). 3.4.1.3 Vermögenswerte und Bruttowertschöpfung Vermögen der Wirtschaftsektoren Die Vermögenswerte stellen bei den Objekten innerhalb der Überschwemmungsflächen das maximale Schadenspotenzial dar, das jedoch i.d.R. nicht erreicht wird. Werden die Vermögenswerte nicht durch den Eigentümer des Gewerbebetriebs explizit angegeben (Fragebogenaktion), so müssen diese aus Einheitswert-Statistiken des Statistischen Landesamt NRW erhoben werden. Bei den gewerblichen, öffentlichen Wirtschaftsektoren werden als Anlagevermögen die - Vermögen der Sachanlagen von technischen Anlagen und Maschinen sowie - andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattungen und vom Umlaufvermögen die - Vorräte (Warenbestand, Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, unfertige und fertige Erzeugnisse) angerechnet. Außer acht bleiben die Vermögenswerte wie Bodenwert und Finanzanlagen (Geldbestände, Beteiligungen, Konzessionen). Diese Vermögenswerte wurden aus der Veröffentlichung des Lan- 6 Triangulated Irregular Network Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 38 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre desamtes für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (LDS, erschienen 03/2000) „Einheitswerte der gewerblichen Betriebe in Nordrhein-Westfalen, 1995“ für alle gewerblichen Objekte, deren eindeutige Nutzung bekannt ist, erhoben. Der Werteverzehr durch Abschreibungen und zwischenzeitlich stattgefundene Preissteigerungen ist bis 1995 mit eingerechnet. Diese Vermögenswerte wurden mit einem mittleren Preisindex7 von 0,9 % aller Wirtschaftsbereiche auf die Preisbasis 2001 hochgerechnet. Deren aktueller Wert wird durch das Nettoanlagevermögen zu Wiederbeschaffungspreisen angegeben. Die gewerblichen Betriebe sind in 14 einzelne wirtschaftliche Bereiche gegliedert, wobei diese wiederum in viele weitere Unterbereiche aufgeteilt sind (WZ93, ESVG 19958). Die Gliederung in wirtschaftliche Sektoren ist folgende: - Land- und Forstwirtschaft (A) - Fischerei und Fischzucht (B) - Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden (C) - Verarbeitendes Gewerbe (D) - Energie- und Wasserversorgung (E) - Baugewerbe (F) - Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern (G) - Gastgewerbe (H) - Verkehr und Nachrichtenübermittlung (I) - Kredit- und Versicherungsgewerbe (J) - Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen, Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen (K) 7 ermittelt aus den Angeben im „Statistische Jahrbuch 1996 für die Bundesrepublik Deutschland“ und unter http://www.statistik-bund.de/indicators/d/tkpre550.htm, Stand Mai 2001 105,6 % (1995 = 100 %) 8 Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ 93), Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung (ESVG95) s.a. www.statistik-bund.de/allg/d/klassif/wz93.htm Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 39 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre - Erziehung und Unterricht (M) - Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen (N) - Sonstige öffentliche und persönliche Dienstleistungen (O) Seite 40 Für alle Objekte in den potenziellen Flächen und in der Innenstadt von Lemgo, deren Nutzung nicht bekannt ist bzw. deren Nutzungsgruppe nur aus den ATKIS-DLM25-Daten ermittelt werden konnte, werden die Vermögenswerte aus den Mittelwerten der wirtschaftlichen Bereiche des LDS bestimmt. Hierzu wurden die Vermögenswerte auf die räumliche Gliederung der ATKIS DLM25-Siedlungsflächen verknüpft. Tabelle 5: TypenNummer in ATKIS Umschlüsselungsregeln (Mittelwerte) von LDS- zu ATKIS DLM 25Wirtschaftssektoren Nutzungs-Typen in ATKIS (räumliche Gliederung) 2112 2113 Industrie und Gewerbe Gemischtes (+ priv. Wohnvermögen) 2114 besondere funktionale Prägung 2121 Bergbau 2126,2127, Energie (Kraftwerk, Umspann2129,2134, station, Kläranlage, Wasser2133 werk, Heizwerk) LDSSystematik (wirtschaftliche Gliederung) D, F, G, H, J D, H, J, K I, K, M, N, O C E Da gewerbliche Objekte mit gleicher Nutzung aufgrund der Größe, Beschäftigungszahl, Spezialisierung und wirtschaftlicher Auftragslage nicht unbedingt den gleichen Vermögenswert besitzen, wurden über Faktoren aus den Einheitswertgruppen (LDS) und den Größen der Objekte (aus der DGK5) die angepassten Vermögenswerte berechnet. Hierbei wurden die Objekte in vier Größenklassen eingeteilt: Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Tabelle 6: Einteilung Seite 41 Größenklassen Objekte Größe m² kleine Objekte bis 200 m² Vermögen im Mittel 0,2 DM Mio. mittlere Objekte 200 bis 500 2 Mio. DM große Objekte 500 bis 2000 7 Mio. DM sehr Große Objekte größer 2000 58 Mio. DM Über die Fragebogenaktion konnten für einige Gewerbebetriebe explizit Vermögenswerte angeben werden. Insgesamt wurden ca. 350 Gewerbebetriebe ermittelt, von denen 179 ein Fragebogen zum Schadenspotenzial zugeschickt wurde. Leider gab es nur 14 verwertbare Antworten. Die im Fragebogen angegeben Vermögenswerte (Feuerversicherungssumme bei Totalverlust) wurden den Objekten zugewiesen und für die Berechnung der Schäden verwendet. Bruttowertschöpfung der Wirtschaftssektoren Die Bruttowertschöpfung gilt als Maßstab für die wirtschaftliche Leistung der Volkswirtschaft beziehungsweise - in tieferer Gliederung - ihrer Sektoren und der einzelnen Wirtschaftsbereiche. Sie dient zur Ermittlung der Verluste durch Produktionsausfall bzw. Betriebsunterbrechung. Die Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen (1997) wurden aus der Veröffentlichung des Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (LDS, Erschienen 11/2000) „Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung und Arbeitnehmerentgelt in NordrheinWestfalen 1991 – 1999“ für alle Wirtschaftsbereiche erhoben und den nach Größen klassifizierten Objekten entsprechend zugewiesen (vgl. Kap. 3.4.1.5). Eine Wertanpassung auf die Preisbasis 2001 wurde nicht durchgeführt, da die Wertschöpfung bei einigen Wirtschaftsbereichen (Baugewerbe, Bergbau und Produzierendes Gewerbe) rückläufig ist9. Die Bruttowertschöpfung wird als spezifische Wertschöp- 9 vgl. Statistisches Bundesamt: http://www.statistik-bund.de/indicators/d/pgw510ad.htm Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre fung (Wertschöpfung in DM pro Betrieb und Tag) für die Berechnung des Produktionsausfalles verwendet. Privates Wohnvermögen Das Wohnvermögen setzt sich aus dem Vermögen des Gebäudes und des Inventars zusammen. Aus den statistischen Berichten vom LDS „Grundvermögen privater Haushalte in Nordrhein-Westfalen“ und vom Oberen Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Land Nordrhein-Westfalen „Grundstücksmarktbericht 1999“ konnte das Wohnvermögen (ohne Inventar) im Mittel mit 230.000 DM für Haushalte mit Haus- und Grundbesitz ermittelt werden. Dieser Mittelwert bezieht sich auf eine sog. äquivalente Wohneinheit mit 112 m² Wohnfläche, 75 m² Grundfläche. Das Hausratsvermögen (Inventar) wurde – nach Anfrage bei der Allianz-Versicherung - je äq. Wohneinheit mit 90.000 DM (Unterversicherungsverzicht) angenommen. Somit ergibt sich das Gesamtvermögen im Mittel zu 320.000 DM je äq. Wohneinheit (Preisbasis 2001). Kraftfahrzeugvermögen Laut Kraftfahrzeug-Bundesamt ist der Bestand an Kraftfahrzeugen in den elf Gemeinden des Untersuchungsgebiets insgesamt mit ca. 439.000 Kfz angegeben (Stand: Juli 2000). Der Wert je vorhandenem PKW wird mit einem durchschnittlichen Zeitwert entsprechend der Rheinstudie10 - mit 17.000 DM angegeben. Mit eingerechnet sind dabei ca. 28.000 Motorräder. Deren mittlerer Wert wird mit 4000 DM angesetzt. Es wurde angenommen, dass sich innerhalb der Ortslagenflächen (ATKIS DLM25) 70 % der gesamten Kraftfahrzeuge verteilen. Es ergibt sich ein spezifischer Vermögenswert von im Mittel ca. 16 DM/m² Ortslagenfläche. Aus der Verschneidung der Überschwemmungsflächen unterschiedlicher Jährlichkeit mit den Ortslagenflächen 10 „Hochwasserschadenspotenziale am Rhein in Nordrhein-Westfalen“, MURL, Feb. 2000 Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 42 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre und dem spez. Vermögenswert ergeben sich die jeweiligen Vermögenswerte und daraus wiederum die Anzahl an Pkws. Busse und Lkw werden nicht berücksichtigt, da diese bereits im Vermögen der Wirtschaftsbereiche enthalten sind. 3.4.1.4 Schadensfunktionen Die verwendeten Schadensfunktionen in dieser Untersuchung stammen aus unterschiedlichen Schadenspotenzial-Studien, der Datenbank des bayerischen Landesamtes für Wasserwirtschaft oder aus der Auswertung der Fragebögen. Für die Berechnung der Schäden an privaten Wohngebäuden stehen aus der beim Bayerischen Landesamt für Wasserwirtschaft geführten Datenbank HOWAS genügend abgesicherte Schadensfunktionen für verschiedene Haustypen (n. Schlüsselnummern) zur Verfügung. Die nutzungsspezifischen Schlüsselnummern mit zugehörigen Schadensfunktionen wurden für die Kategorie der privaten Wohnhäuser zu einer Schadensfunktion zusammengefasst. Dabei wird jedoch noch zwischen Wohnhäusern mit und ohne Keller und zwischen Inventar- und Gebäudeschaden unterschieden. Die HOWAS-Schadensfunktionen stützen sich alle auf eine Wurzelfunktion, bei dem nur die Faktoren a und b, die Steilheit und die Höhe des Schadens bestimmen, variiert werden. Der Schaden ist über diese Wurzelfunktionen direkt abhängig vom Wasserstand. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 43 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 44 Schadensfunktionen für private Wohngebäude mit und ohne Keller 140.000 Schadenssumme in DM 120.000 100.000 80.000 60.000 a Keller Geb. b Keller Geb. a EG Geb. b EG Geb. a Inv Keller b Inv Keller a Inv EG b Inv EG mit Keller ohne Keller Mittelwerte Mittelwerte 1,75 5,61 11,28 1,00 22,15 18,77 1,49 8,04 1,70 4,83 13,96 20,69 y = a* x + b* x 40.000 20.000 0 0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 Wasserstand über Kellersohle in Meter 1247/1447 1268/1468 1261/1461 ohne Keller Mittelwerte Abbildung 12: 1248/1448 1241/1441 1262/1462 3,00 3,50 4,00 1267/1467 1242/1442 mit Keller Mittelwerte Schadensfunktionen von privaten Wohnhäusern nach Schlüssel-Nr. HOWAS Für die von Hochwasser betroffenen Gewerbe- und Industriebetriebe gibt es nur sehr wenige abgesicherte Schadensfunktionen aus der HOWAS-Datenbank (teilw. Datenkollektive). Weitere Schadensfunktionen für öffentliche Gebäude und Gewerbebetriebe waren: Tabelle 7: Schadensfunktionen nach Objekt-Nutzungsarten Nutzung Schule, Fortbildung Vereinsheim Gaststätte Schreinerei (nicht verwendet) Lagerhalle, Schuppen Stall (Pferde, Schweine) Schießstand Garage Funktion 1/2 Y = x+83,4*x 1/2 Y = x+21,3*x 1/2 Y = x+17,1*x 1/2 Y = x+37,2*x 1/2 Y = x+6,0*x 1/2 Y = x+4,1*x 1/2 Y = x+244*x 1/2 Y = x+3,0*x Stichprobe 15 8 30 15 6 24 6 23 Diese Schadensfunktionen des bayerischen Landesamtes für Wasserwirtschaft stützen sich auf die ausgewerteten Schäden aufgetretener Hochwasserereignisse und sind deshalb den Schadensfunktionen, die den Schaden in Abhängigkeit vom Vermögenswert berechnen, vorzuziehen. Jedoch muss bedacht werden, dass mit diesen Schadensfunktionen unabhängig von der Größe eines Objektes die Schäden berechnet werden. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 45 Die Schadensfunktionen für Objekte der gewerblichen, öffentlichen und sozialen Wirtschaftsbereiche stammen hauptsächlich aus der November 2000 veröffentlichten Kurzfassung der Studie „Hochwasserschadenspotenziale am Rhein in Nordrhein-Westfalen“. Die verwendeten Schadensfunktionen sind dort meist Wurzelfunktionen, aber auch lineare Beziehungen in Abhängigkeit vom Wasserstand und geben als Ergebnis den Schaden als Prozentwert vom Vermögen an. Da die in dieser Studie verwendeten Schadensfunktionen z.T. anderen oder anders untergliederten Wirtschaftsbereichen zugeordnet waren, musste eine Anpassung der Funktionen auf die räumliche Gliederung der ATKIS-DLM 25 Siedlungsflächen geschehen. Schadensfunktionen nach räumlicher Gliederung (ATKIS) Schaden vom % vom Vermögen____ 80,0 70,0 60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 0,00 1,00 2,00 3,00 Wasserstand über Gelände in Meter 4,00 Energie- und Wasserversorgung Objekte funktionaler Prägung Bergbau Industrie und Gewerbe Gemischte Nutzung Abbildung 13: Schadensfunktionen nach räumlicher Gliederung (ATKIS) Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden 5,00 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 46 Schadensfunktionen nach Wirtschaftsbereichen (LDS) Schaden vom % vom Vermögen____ 90,0 80,0 70,0 60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 0,00 1,00 2,00 3,00 Wasserstand über Gelände in Meter Energie- u. Wasserversorgung Prod. und Verarb. Gewerbe, Baugewerbe Verkehr- und Nachrichtenübermittlung Öffentliche Dienstleistung Abbildung 14: 4,00 5,00 Bergbau Handel, Gast- Kredit- u. Versicherungsgewerbe Dienstleistungsgewerbe Schadensfunktionen nach wirtschaftlicher Gliederung (LDS) In Anlehnung an die Studie „Hochwasserschutzkonzept Sauer/Our, BCE, 1998“ wurde angenommen, dass ein Schaden erst ab einem Wasserstand von 10 cm über Gelände entsteht, um damit eventuell vorhandenen Türschwellen, Rampen oder Schutzeinrichtungen Rechnung zu tragen. Über die ausgewerteten Fragebögen konnten, neben den Vermögenswerten, für die betroffenen Gewerbeobjekte z.T. auch die zugehörigen Schadensfunktionen aufgestellt werden. Die aus den Angaben im Fragebogen abgeleiteten Schadensfunktionen entsprechen bis auf eine Ausnahme Wurzel-Funktionen und bestätigen damit die allgemeine Funktion, wie sie auch sonst verwendet wird. Jedoch werden die Schäden in den meisten Fällen überschätzt, bei 2 m Wasserstand wird oft schon ein Schaden von 100 % des Gesamtvermögens erreicht. Darum wurde für die Schadensberechung die abgeleiteten Schadensfunktionen aus der Rheinstudie bzw. aus der HOWASDatenbank verwendet. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 47 Die Schadensfunktion für Kraftfahrzeuge ist eine aus beiden o.g. Studien hergeleitete logarithmische Funktion, bei der erst ab 30 cm Wasserstand ein Schaden entsteht. Schaden in Prozent vom Vermögen Schadensfunktion KFZ 70,00 60,00 50,00 40,00 30,00 20,00 10,00 0,00 0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 Wasserstand über Gelände Abbildung 15: Schadensfunktionen für Kraftfahrzeuge Die Schäden an land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen sowie an der Infrastruktur werden nicht über Schadensfunktionen in Abhängigkeit vom Wasserstand, sondern über Faktoren in Abhängigkeit der betroffenen Überschwemmungsfläche berechnet. Zur Schadensberechnung gibt es aus verschiedenen Studien spezifische Flächenfaktoren. Hier werden folgende aus dem Gutachten „Berechnung vermeidbarer Schäden durch das geplante HRB Siddinghausen, Alme“, Hydrotec GmbH, 1993, benutzt: Tabelle 8: Spezifische Schäden an land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen Spezifische Schäden DM pro m² Überschwemmungsfläche Acker 0,141 DM Gartenland 0,360 DM Wald (Laub + Nadelwald) 0,035 DM Wiese 0,066 DM Für Schaden an der Infrastruktur wird in Anlehnung an die in Kraiburg/Inn durchgeführte Schadensermittlung (Günther u. Schmidtke, 1988) folgende spezifische Schäden angesetzt: Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Tabelle 9: Seite 48 Spezifische Schäden an der Infrastruktur Spezifische Schäden nach Nutzung HQ20 HQ50 HQ100 Sportplätze Freizeitanlagen Friedhof Grünanlagen Campingplatz Brücken (Schaden je Objekt) 5 DM/m² 5 DM/m² 5 DM/m² 5 DM/m² 5 DM/m² 5.000 DM 7.500 DM 10.000 DM Straßen Wege 5 DM/m² 2,5 DM/m² 3.4.1.5 Schadensberechnung Auch wenn hier von einer Schadensberechung gesprochen wird, so bleibt doch die Ermittlung des Schadens für ein Objekt eine mehr oder weniger genaue Schätzung, die sich auf eine Vielzahl von Annahmen stützt. Die Schadensberechnung erfolgt je nach Nutzungskategorie objektund flächenbezogen in Abhängigkeit des Wasserstandes bzw. über die Überschwemmungsfläche. Schäden an privaten, öffentlichen und gewerblichen Objekten Die Auswahl der betroffenen Objekte erfolgt durch Verschneidung mit den Überschwemmungsflächen der entsprechenden Jährlichkeiten (20, 50, 100). Im nächsten Schritt wird dann die Schadensberechnung in ArcView durchgeführt. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Abbildung 16: Berechnungsmenü des Programms HWS-GIS (Hydrotec GmbH) Bei der Schadensberechnung wird über eine Abfrage der Nutzung (vor Ort ermittelt) die entsprechende Schadensfunktion im Programm gewählt. Danach wird über die für das Objekt berechnete Geländehöhe (Okg) und die relative Höhe des Erdgeschosses über dem Gelände aus der Begehung (Eg_ü_okg) die absolute Erdgeschosshöhe (Eg) berechnet. Abhängig davon, ob das Objekt einen Keller besitzt oder nicht, werden dann die entsprechenden Wasserstände im Keller (wsp_kg) und im Erdgeschoss (wsp_eg) berechnet. Für Gewerbeobjekte liegen keine Keller-Schadensfunktionen vor. Es wurde angenommen das die Schäden im Keller ca. 20 % der ErdgeschossSchäden ausmachen. Sind im Feld Vermögen keine expliziten Werte angegeben, werden diese aus den im Programm enthaltenen Vermögensdaten in Abhängigkeit der Nutzung (ATKIS) und der Größe des Objektes berechnet. Dann werden die Schäden (S) und der Produktionsausfall (Spaf) (Verfahren s.u.) für die jeweilige Jährlichkeit (_100, _50, _20) berechnet. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 49 3,5 0 3,0 0 2,5 0 2,0 0 1,5 0 WSP: Wasserspiegelhöhe OKEG: Oberkante Erdgeschoß OKG: Oberkante Gelände UKK: Unterkante Keller Abbildung 17: Schadenssumme in DM 100.000 80.000 60.000 40.000 0 0,0 0 UKK 20.000 Keller 2,30 m OKG Schadensfunktion für ein Wohnhaus mit Keller 1,0 0 WSP OKEG Seite 50 0,5 0 Erdgeschoß Wasserstand über Kellersohle in Meter 4,0 0 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Methode der Schadensermittlung über Schadensfunktionen Der Schaden durch Produktionsausfall (spaf) wird für die jeweilige Objektnutzung und -größe über eine lineare Beziehung der Produktionsausfalldauer D in Abhängigkeit vom Wasserstand (x) mit der spezifischen Bruttowertschöpfung (bws) berechnet: S = D * bws mit D = 4,67 * x Das Schadensergebnis für jedes Einzelobjekt ist die Summe aus den einzelnen Schäden. Die Eingangsdaten und die Ergebnisse werden raumbezogen (x,y-Koordinaten) in einer Access-Datenbank verwaltet und können in ArcView visualisiert werden. Abbildung 18: Auszug aus der Ergebnistabelle der Schadensberechnung Die Ergebnisse sind auf die Preisbasis 2001 bezogen. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Schäden innerhalb der potenziellen Überschwemmungsflächen: Innerhalb der potenziellen Überschwemmungsflächen (gelb, nur HQ100, durch Deiche geschützt) und für die Objekte in der Innenstadt von Lemgo (HQ100, HQ50 und HQ20) wurde die Schadensberechnung für die auf der Grundlage der DGK5 erhobenen Objekte (Nutzung aus ATKIS DLM25) durchgeführt (vgl. Abbildung 11). Nicht berechnet wurden Schäden an land- und forstwirtschaftlichen Flächen, der Infrastruktur und den Kfz innerhalb dieser Überschwemmungsflächen (außer in Lemgo). Ein Beispiel der ATKIS-DLM 25-Daten, die mit der Überschwemmungsflächen in ArcView verschnitten werden, zeigt die folgende Abbildung: Abbildung 19: Beispiel für ATKIS-DLM 25-Daten in ArcView Bei diesen Objekten sind die differenzierte Nutzung, die relative Höhe des Erdgeschosses über dem Gelände sowie das Vorhandensein eines Kellers nicht bekannt. Darum werden für diese Objekte aus den vor Ort erhobenen Objekten mittlere Eigenschaften für die fehlenden Kenndaten berechnet und diesen zugewiesen. Für die Objekte innerhalb der ATKIS-Nutzung „Wohnbauflächen, 2111“ wird die Erdgeschosshöhe über das statistische Mittel aus den vor Ort erhobene Objekten festgelegt. Hiernach haben diese eine mitt- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 51 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre lere Erdgeschosshöhe von 55 cm über dem Gelände (Eg_ü_okg). 82 % der vor Ort erhobenen Wohngebäude besitzen einen Keller. Dementsprechend wurde für diese Kennwerte eine angepasste Schadensfunktion aus der HOWAS-Funktion für priv. Wohngebäude abgeleitet. Eine Vergleichsrechnung mit den vor Ort erhobenen Objekten mit dieser Methode ergab eine Vergleichmäßigung der Schäden und eine Abweichung von nur 2 % bei ca. 21 Mio. DM berechneter Schaden. Bei den gewerblichen und öffentlichen genutzten Objekten entspricht die Schadensberechnung die der bei den vor Ort erhobenen Objekten. Auch hier wird die Erdgeschosshöhe allgemein auf 10 cm über der Geländehöhe festgelegt. Schäden an Land- und Forstwirtschaft Die Höhe der Schäden an land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen ist nicht nur von der Größe der betroffenen Fläche, sondern auch wesentlich durch das jahreszeitliche Auftreten des Hochwassers beeinflusst. Hochwasser kurz vor der Ernte (z. B. Getreide) wird zu einem Totalverlust führen, wohingegen ein Hochwasser im frühen Winter evtl. nur zu einer Verzögerung der Bestellung führt, die während der Wachstumsperiode wieder ausgeglichen werden. Die Auftretenswahrscheinlichkeit von Hochwasser zu bestimmten Jahreszeiten lässt sich jedoch nicht vorhersagen (im Einzugsgebiet der Werre treten sowohl Winter wie auch Sommerhochwasser auf), deshalb wird bei der Schadensberechnung der ungünstigste Fall berücksichtigt. Die Überschwemmungsflächen werden mit den Vegetationsflächen (ATKIS DLM 25) verschnitten und über die spezifischen Schadensfaktoren (Schaden je Fläche) je nach Nutzung die Schäden ermittelt. Schäden wurden bei den Flächennutzungen Acker, Wiese, Gartenland und Wald berechnet. An Brachland, Heide, Moor, Sumpf, Ried, Ge- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 52 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre hölz, Sonderkultur, Nasser Boden, und Vegetationslose Fläche wurden keine Schäden berechnet. Schäden an der Infrastruktur (Straßen, Plätze, Brücken) Eine finanzielle Bewertung möglicher auftretender Schäden ist in diesem Bereich sehr schwierig. Diese Schäden werden überwiegend durch den Einsatz von Katastrophendiensten (Polizei, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk) bzw. durch Selbsthilfe der Anwohner beseitigt. Es handelt sich hierbei zum großen Teil um Reinigungs- und Aufräumarbeiten. Die flächenhafte Schäden an der Infrastruktur wurden über die anteiligen Siedlungsfreiflächen des ATKIS DLM 25 innerhalb der Überschwemmungsflächen berechnet (s. Tabelle 9). Schäden an Brücken wurden über die Anzahl mit einem pauschalen Schadensfaktor in Abhängigkeit des Hochwasserereignisses berechnet. Die Anzahl der Brücken wurde über die Verschneidung der „Bauwerke und Anlagen für Verkehr, Transport und Kommunikation“ des ATKIS DLM 25 bestimmt. Schäden an Straßen und Wegen wurden über die Verkehrsflächen innerhalb der Überschwemmungsflächen durch Multiplikation mit den spezifischen Schadensfaktoren ermittelt. Die Verkehrsflächen wurden über die Länge der Linienobjekte aus den ATKIS DLM 25 „Straßenverkehr“ je nach Nutzung mit einer mittleren Breite (Straßen 8 m, Wege 4 m) berechnet. Schäden an Kraftfahrzeugen Der Anteil der Ortslagenflächen, die innerhalb der Überschwemmungsflächen (HQ100, HQ50 u. HQ20) liegen, wurde durch Verschneidung der Flächen miteinander bestimmt und daraus mit der spezifischen Kraftfahrzeugdichte je Kommune die Anzahl der Kraftfahrzeuge im Überschwemmungsgebiet sowie der mittlere Wasserstand in dieser Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 53 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Teilfläche ermittelt. Es wurde angenommen, das ein Schaden erst bei einem Wasserstand über 30 cm und bei max. 30 % aller Kfz im Überschwemmungsgebiet der Ortslagenflächen eintritt. Der entstehende Schaden ist abhängig vom Wasserstand und von der Höhe des Vermögens der Ortslagenteilfläche innerhalb der Überschwemmungsfläche. Einsatzkosten des Katastrophenschutz Der Anteil der Kosten für den Katastrophenschutz konnte aus den detaillierten Angaben im Bericht der Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg „Das Hochwasser vom Oktober/November 1998 in Baden-Württemberg“ ermittelt werden. Dieser liegt für das Ereignis 1998 bei ca. 9 % vom Gesamtschaden (12 Mio. DM, Schadensbilanz der Stadt Baden-Baden) und wird für diesen Hochwasser-Aktionsplan übertragen. 3.4.1.6 Schadenserwartung Wie im Kap. 3.4.1 bereits erwähnt, ist die Schadenswahrscheinlichkeit die Beziehung zwischen der Hochwasserwahrscheinlichkeit und dem Schaden. Über die Differenz der Schäden bestimmter Wahrscheinlichkeiten wird durch eine geblockte Integration die Schadenserwartung für einen Zeitraum von 100 Jahren berechnet. Die Schadenserwartung gibt an, wie viel Kosten jedes Jahr durch Hochwasser im Mittel entstehen könnte bzw. wie viel Geld hierfür jährlich angespart werden müsste, um bei einem Hochwasser die möglichen Schäden zu tragen. Für die Berechnung des Schadenserwartungswertes ist es wichtig, die Wahrscheinlichkeit bzw. Jährlichkeit zu kennen, ab wann ein erster Objektschaden eintritt. Aufgrund der Kenntnisse vergangener Hochwasserereignisse an der Werre konnte diese statistische Wahrscheinlichkeit im Mittel für das Gesamtgebiet als 15 jährliches Hochwasserereignis abgeschätzt werden. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 54 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre 3.4.2 Seite 55 Schadenspotenzial Gesamtgebiet Einen Überblick über das Schadenspotenzial der 11 Gemeinden im Untersuchungsbereich des Hochwasser-Aktionsplans gibt folgende Tabelle: Tabelle 10: Schadenspotenziale je Gemeinde innerhalb natürlicher Überschwemmungsflächen Gemeinde Anzahl Objekte - Bad Oeynhausen Bad Salzuflen Bielefeld Bünde Detmold Herford Hiddenhausen Kirchlengern Lage Lemgo Löhne Summe Vermögen Schaden HQ100 Mio. DM Mio. DM 79 27,29 Schaden HQ50 Schaden HQ20 Mio. DM Mio. DM Schadenserwartung Mio. DM/a 5,55 3,31 0,83 0,11 195 84 194 93 315 56 38 104 524 136 288,88 55,81 42,64 6,09 125,32 25,25 45,93 6,31 326,77 45,43 32,04 4,12 13,5 2,09 51,08 5,46 444,07 103,64 446,56 87,56 8,49 4,43 11,61 2,90 30,23 2,64 1,82 2,03 32,96 27,85 4,30 2,41 2,48 1,30 9,61 1,10 0,76 0,66 21,75 6,94 0,55 0,18 0,42 0,12 1,06 0,10 0,07 0,08 1,69 1,16 1.818 1844,09 347,31 128,27 52,15 5,52 Bei der Bewertung der Schadenssummen muss berücksichtigt werden, dass Hochwasser i. Allg. nicht gleichzeitig im gesamten Einzugsgebiet der Werre auftritt, d.h. die Schäden nicht gleichzeitig entstehen. Zudem werden mögliche Maßnahmen zur Schadensminderung über die bereits vorhandenen technischen Hochwasserschutzeinrichtungen hinaus bei der Schadensberechnung nicht berücksichtigt, d.h. die berechneten Schäden würden nur entstehen, wenn keine Sofortmaßnahmen zur Verhinderung des Schadens ergriffen würden (Sandsäcke, Deichaufschüttungen, Speichersteuerung usw.). Da für die Infrastruktur und die land- und forstwirtschaftlichen Flächen Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre keine Vermögenswerte ermittelt wurden, können die Schäden die Vermögenswerte z.T. übersteigen. Im Untersuchungsgebiet liegen 1818 Objekte innerhalb der natürlichen Überschwemmungsfläche bei HQ100 mit einem Gesamtvermögen von 1,85 Mrd. DM, das entspricht einem spez. Vermögenswert von ca. 70 DM/m² Überschwemmungsfläche und 1,02 Mio. DM pro Objekt sowie einem spezifischem Schaden von 13,3 DM/m² Überschwemmungsfläche11. Im Mittel liegen die Schäden bei 19 % des Vermögenswertes. Mit fast jeweils einer halben Milliarde DM Vermögen und über 100 bzw. fast 90 Mio. DM Schaden bei HQ100 liegen die beiden Gemeinden Lemgo und Löhne in der Schadensstatistik an erster Stelle. Bei den spezifischen Schäden liegt Lemgo aufgrund des hohen Wertepotenzials im Gewerbegebiet mit 36 DM/m² noch rund 17 DM/m² über denen von Löhne. Die mittleren und großen Gewerbebetriebe machen mit 246 Objekten nur 1/7 der gesamten Objektanzahl aus, der Vermögensanteil liegt jedoch bei über 57 % des Gesamtvermögens. Über der Hälfte der Objekte sind private Wohngebäude, der Schaden liegt bei ca. 11% des Gesamtschadens (bei HQ100) und das Vermögen entspricht 17 % des Gesamtvermögens (s.). Die nachfolgende Tabelle zeigt die Aufteilung der Vermögenswerte im Gesamtgebiet nach Nutzungsarten. 11 Zum Vergleich die Werte der Rheinstudie: spez. Vermögen 170 DM/m², spez. Schaden 21 DM/m² Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 56 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Tabelle 11: Seite 57 Gesamtschäden im Einzugsgebiet nach differenzierter Nutzung Schäden nach Nutzungsarten (Objekte vor Ort erhoben) Nutzung Anzahl Vermögen Schaden Schaden Schaden Objekte HQ100 HQ50 HQ20 - Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM Energie/Wasser 14 17,05 1,80 1,64 1,34 Freizeit 9 11,04 0,98 0,32 0,02 Garage 51 0,41 0,12 0,06 0,02 Gaststätten 11 3,29 0,35 0,09 0,01 Gewerbe / Industrie 245 1025,13 184,94 72,56 30,77 Halle 11 0,95 0,07 0,05 0,02 k.A. 4 1,07 0,07 0,02 0,00 Maschinenhalle 2 0,41 0,01 0,01 0,01 MFH 110 83,30 9,92 5,57 1,80 MFH/Gewerbe 4 1,28 0,01 0,01 0,00 öff. Verwaltung 16 95,60 4,69 3,04 0,39 Scheune 32 2,08 0,13 0,09 0,05 Schule 18 42,41 0,67 0,37 0,13 Schuppen 29 0,14 0,05 0,02 0,01 Sport 21 21,84 5,78 1,44 0,07 Stall 22 5,50 0,07 0,05 0,04 Vereinsheim 12 1,17 0,18 0,12 0,09 WH 823 266,07 30,59 18,36 5,77 WH/Gewerbe 90 35,61 4,10 1,78 1,29 Zwischensumme 1.524 1614,33 244,53 105,61 41,84 Lemgo Innenstadt (Objekte nach ATKIS-Siedlungsflächen) 2111 Wohnbauflächen 47 15,04 3,41 0,63 0,00 2113 gemischten Flächen 232 142,61 32,38 0,00 0,00 2114 Fl. funkt. Prägung 13 35,87 24,76 1,48 0,00 Zwischensumme (Lemgo) 292 193,52 60,56 02,11 00,00 Kraftfahrzeuge (Pkw, Krad) 36,24 4,08 2,77 1,93 Land- und forstwirtschaftliche Flächen 2,38 1,99 1,41 Infrastruktur 8,29 6,10 3,20 Katastrophenschutz (9 % d. Zwsumme) 27,46 9,69 3,77 Summe 347,31 128,27 52,15 1.816 1844,09 Die Schäden an Kraftfahrzeuge machen etwa 1,2 %, Schäden an der Landwirtschaft 0,7 %, Schäden an der Infrastruktur 2,4 % und die Kosten für den Katastrophenschutz 7,9 % vom Gesamtschaden aus. Rund Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 58 88 % des Gesamtschaden bestehen demnach aus Gebäude- und Inventarschäden. 57.5% 53.0% 45.2% 60.0% 13.5% 50.0% 40.0% Abbildung 20: 20.0% 10.0% Gesamt-Vermögen 0.0% Ställe Gaststätten öff. Verwaltung Mehrfamilienhäuser Wohnhäuser 30.0% Verteilung der Anzahl, Vermögen und Schäden (HQ100) im Gesamtgebiet Potenzielle Überschwemmungsflächen In den potenziellen Überschwemmungsflächen würden Schäden von über 130 Mio. DM auftreten. Das entspricht einem spezifischen Schaden von ca. 35 DM/m² bei einer Überschwemmungsfläche von etwa 372 ha. Die Erfahrung zeigt, dass in den durch Deiche geschützten Gebieten vermehrt Werte entstehen, die dann bei einem möglichen Deichbruch sehr hohe Schäden verursachen. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 59 Die folgende Tabelle zeigt die Verteilung der Schäden in den jeweiligen gefährdeten Gebieten: Tabelle 12: Schäden innerhalb der potenziellen Überschwemmungsflächen nach übergeordneten Nutzungen VermöObjekte auf der Grundlage der Obgen DGK5 erhoben, Nutzung aus jektAnzahl ATKIS DLM 25 Mio. DM potenziell. Schaden bei HQ100 Mio. DM davon Produktionsausfall Mio. DM 2111 Wohnbauflächen 2112 Gewerbe- und Industrieflächen 2113 gemischten Flächen 2114 Flächen funktionaler Prägung 2129 Energie- und Wasserversorgung 1.111 114 355,52 328,27 29,08 71,30 0,00 8,50 215 35 146,35 56,86 16,27 13,79 0,54 5,56 2 0,94 0,03 0,00 Summe 1.477 887,94 130,47 14,60 Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Tabelle 13: Seite 60 Schäden innerhalb der potenziellen Überschwemmungsflächen Gemeinde Bereich Fläche Anzahl Schaden in ha Objekte bei HQ100 Bünde Bismarkstr./Nordring/Goethepl. Ernst-Reuter-Straße Kleiner Bruch/Wittemeierstr. Niedernkamp/Karrenbruch 6 34 10 29 6 263 20 12 0,98 13,08 1,69 0,80 Bad Oeynhausen Am Siel Maschmulde/Dörgen Prinzenwinken/Fürstenwinkel Sielpark 15 34 25 22 64 145 218 10 1,09 11,19 9,54 1,00 Bad Werler Str./Radweg Salzuflen Ziegelstr./Schnatweg 16 14 6 7 0,09 0,91 Herford Am Sportstation B239/Kläranlage Goebenstr./Normannstr. Wiesestr./Schsenstr./Lützowstr. 5 5 13 30 4 13 50 261 0,45 0,98 11,87 5,96 Löhne Auf dem Felde Bünderstr./Verschiebebahnhof Löhne Obernbeck/Bahnhofstr./Masch Werredam/Rathausstr. 30 4 11 60 10 37 13 14 303 27 59,82 0,20 1,18 7,51 2,13 Die versicherten Schäden dürften sich im Bereich von 10 % der Gesamtschadenssumme bewegen. Durch ein waches Hochwasserbewusstsein und eine schnelle Vorwarnung könnten die Schäden um mindestens die Hälfte reduziert werden. Die Erfahrung zeigt: bei Gebieten, die häufig von Hochwasser betroffen sind liegen die spezifischen Schäden weit unter den Schäden, die in Gebieten auftreten, die nur selten von Hochwasser überrascht werden. Dies ist eine Folge des stärkeren Hochwasserbewusstseins. Beispielsweise waren aufgrund der noch in Erinnerung gebliebenen verheerenden Folgen des Hochwassers 1993 am Rhein, waren die Schäden beim größeren Hochwasser 1995 mit 65 Mio. DM in Köln nur annähernd halb so groß, obwohl die Anzahl der Betroffenen in etwa Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre gleich groß war.12 Zum Vergleich betrug der Schaden durch das Weihnachtshochwasser 1993 in Koblenz ca. 200 Mio. DM und in Köln 110 Mio. DM. Die Ergebnisse der Schadensberechnungen sind in den Unterkapiteln im Kapitel 5 für jede Gemeinde erläutert sowie in Karten mit Diagrammen als Anlage 2-1 bis Anlage 2-11 dargestellt. Die Anlage 2 enthält die Ergebnisse für das Gesamtgebiet. 12 Aus BFG 1999, Eine Hochwasserperiode im Rheingebiet, Vortrag Nr. 7: „Schäden als Folge der Hochwasser“ Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 61 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre 4 Allgemeine Maßnahmen Die nachfolgenden Kapitel enthalten allgemeine Maßnahmenvorschläge zur Hochwasserschadensminimierung. Sie sind in allgemeine übergebietliche und allgemeine kommunale Maßnahmen unterteilt. Alle Maßnahmenvorschläge beruhen auf Berechnungen in denen folgende Rückhaltungen einbezogen worden sind: - Wiedergewinnbare Retentionsräume bei Ahmsen/Werre - HRB Werre/Werre - HRB Wiembecke/Wiembecke - Werre Auen in Bad Oeynhausen - Seeretention bei Lage/Werre - HRB Stedefreund/Aa - HRB Johannisbach bei Brake-Bielefeld/Johannisbach-Aa Diese Rückhaltungen sind als die sinnvollste Kombination aus Maßnahmen zu Förderung des natürlichen Wasserrückhaltes und einzelnen, geplanten HRB [HWS des Werre-Wasserverbandes Herford]. Spezifische Vorschläge für die Kommunen werden in den jeweiligen Kommunalabschnitten in Abschnitt 5 gemacht. Bei allen Maßnahmen muss man sich darüber im klaren sein, dass die geschaffenen Einrichtungen 20 bis 30 Jahre ständig betriebsbereit zu halten sind, bis sie einmal wirksam werden. 4.1 Schutzziel Hochwasserschutzmaßnahmen in dicht oder hochwertig besiedelten Gebieten sollten auf ein hundertjährliches Ereignis ausgelegt werden. In diesem Plan werden alle Maßnahmen an diesem Schutzziel ausge- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 62 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 63 richtet. Unterschiedliche Schutzziele wären den Betroffenen nur schwer vermittelbar. 4.2 4.2.1 Allgemeine Maßnahmen im Einzugsgebiet Natürliche Retention Das Niederschlag-Abflussverhalten ist von folgenden Faktoren abhängig: Tabelle 14: Einflussfaktoren Retention Faktor Eigenschaften Für den Hochwasserabfluss veränderbar 1. Oberflächenrelief (stark oder schwach geprägt) nein 2. Flächennutzung (Wald, Landwirtschaft, Siedlung, in engen Grenzen Verkehr) 3. Bodenart (Fels, bindige Böden, nein sandige Böden, Moor) 4. Grundwasser- (Fels, Karst, Locker-sedimente) nein (eng, steil, weit, flach) in engen Grenzen speicherung 5. Talretention Auf die Faktoren 1 und 3 kann kein Einfluss genommen werden, auf den Faktor 4 sind durch Grundwasserentnahme und Dränagen lokale Einflüsse möglich. Für den Hochwasserabfluss in dieser Region werden sie vernachlässigt. Für das HWS hat der Werre-Wasserverband mögliche Einflüsse und deren Wirkung auf die Faktoren 2 und 5 hydrologisch und hydraulisch untersuchen lassen. Versiegelung in kleinen Einzugsgebieten erhöht die Abflüsse ebenso, wie in großen Einzugsgebieten die hohen Anteile landwirtschaftlicher Nutzflächen. Grundsätzlich ist anzumerken, dass in großen Gewässersystemen ei- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 64 ne deutliche Einflussmöglichkeit des Menschen auf das N-A Verhalten extremer Ereignisse beschränkt ist. Die Behäbigkeit des Elsesystems die dazu führt, dass die Else ihren Scheitel an die Werre-Mündung schickt, wenn der Scheitel des doppelt so großen Werre- Einzugsgebietes trotz längerer Fließwege bereits durchgelaufen ist ist eine wasserwirtschaftliche Eigenschaft des Naturraumes. Dessen Architektur kann der Mensch nur unwesentlich ändern. 4.2.1.1 Entsiegelung – Versickerung Mit Hilfe des N-A-Modelles wurden eine defensive Einschätzung der Versieglungszunahme und eine positive Einschätzung der Entsiegelung durch dezentralen Rückhalt der Abflüsse von versiegelten Flächen und Wiederversickerung in Mulden untersucht. Durch eine 5prozentige Rücknahme des Versiegelungsanteiles vermindern sich die Abflüsse HQ100 am Knoten Herford und an der Einmündung in die Weser vernachlässigbar um 0,1 m³/s – siehe N-A-Berechungen Hydrotec 2002 zum HWS. 4.2.1.2 Wiedergewinnung natürlichen Retentionsraums 4.2.1.2.1 Seeretention Hier wurden in das N-A-Modell die Auskiesungen unterhalb Detmold optimiert. Nachfolgend der entsprechende Auszug aus der Erläuterung des Büro Hydrotec Aachen: „Die Berücksichtigung der Seeretention in Lage sorgt in erster Linie unmittelbar unterhalb der Retentionsfläche für eine beachtliche Verringerung der Scheitelwerte von über 20 % beim HQ100. Die Vorgabe, dass ein Einstau erst ab dem Scheitelwert des HQ20 beginnt sorgt dafür, dass der Scheitel eines selteneren Ereignisses optimal gekappt wird. Bei einem früheren Einstaubeginn wäre zu erwarten, dass die Seen bereits gefüllt sind, wenn der Scheitel der Welle eintrifft. Die Wirkung der Seeretention in der Werre wird jedoch ab dem Zufluss der Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre der Bega weitestgehend wieder aufgezehrt. Beim HQ50 sorgt der bereits vorher ab einem Abfluss von 380 m³/s begonnene Einstau des HRB Löhne dafür, dass eine Wirkung der Seeretention unterhalb des Beckens nicht mehr festzustellen ist. D. h. Ereignisse, die das Becken einstauen, aber nicht zum Überlauf führen, werden sowohl im IstZustand als auch in den Varianten auf die Basisabgabe von 380 m³/s gedrosselt. Da das Becken Löhne vor dem HQ100 überläuft, ist die Wirkung der Seeretention beim HQ100 auch unterhalb des Beckens wieder feststellbar.“ 4.2.1.2.2 Vorlandanschluss Durch den Werre-Wasserverband wurde derzeit abgetrennte, größere Vorlandbereiche gekennzeichnet. Sie wurden modelltechnisch erschlossen. Nachfolgend der Auszug aus der Erläuterung des Büro Hydrotec (HWS HYDROTEC 2002): „Die Nutzung von Vorlandbereichen, die durch Deiche abgegrenzt sind führt bei HQ100 zu einer maximal 10prozentigen Abminderung der Scheitelwerte, die bis zur Mündung in die Weser wirksam ist. Der Retentionsraum in der Bega-Aue bei Lemgo (B3100) führt dabei nur lokal zu einer geringen Abnahme der Scheitelwerte. Unterhalb der Ilseeinmündung und im Bereich des HRB Lindemannsheide verursacht dieser Retentionsraum jedoch eine geänderte Wellenüberlagerung, die zu einer leichten Scheitelwerterhöhung führt. Eine Berücksichtigung dieses vergleichsweise kleinen Retentionsraumes ist daher nicht zu empfehlen.“ 4.2.1.3 Querriegel In Land- und forstwirtschaftlich genutzten Auenbereichen, in denen aufgrund der Lage und Topographie der Aue eine Verbesserung der Retention möglich ist, soll durch Querbauwerke eine Erhöhung der Wasserstände erreicht werden. Für ausgewählte beispielhafte Berei- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 65 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 66 che wurden in die Profildatensätze Querbauwerke eingebaut. Die sich aus der Wasserspiegellagenberechnung ergebenden Abflusskurven wurden an das hydrologische Modell übergeben –HWS HYDROTEC 2002. Die Wirkung auf HQ100 wird am Beispiel der Wiembecke erläutert: Mögl. Speichervolumen mit 4 Querbauwerken, H = 2 m über Vorland = 97.400 m³ = 25,6 km² Einzugsgebiet AEo Abflussvolumen HQ100 = 25,6 * 40.000 (= 40 mm Neff Abflussvolumen HQ100 = 1.024.000 m³ Scheitelreduzierung HQ100 23,2 – 22,2 = 1,0 m³/sAufhebung der Tiefenerosion An Gewässerstrecken, die durch die eingetretene Tiefenerosion die Verbindung mit der Aue verloren haben und deren ursprüngliche Aue auch bei hohen Abflüssen aufgrund der Leistungsfähigkeit des Gerinnes nicht mehr als Retentionsfläche zur Verfügung steht, soll die Tiefenerosion durch eine Umgestaltung der Gewässerprofile rückgängig gemacht werden. Aus der Wasserspiegellagenberechnung wurden Abflusskurven an das hydrologische Modell übergeben, die den Effekt der Gefälleverminderung und Vorlandvolumennutzung an das N-AModell weitergeben (HWS HYDROTEC 2002). Scheiteldämpfung am Knoten Herford (U5300): HQ100 Ist-Zustand = 368,7 m³/s HQ100 ohne Tiefenerosion = 366,0 m³/s 4.2.1.5 Talretention - Naturnahe Entwicklung Auf ihrem Weg füllt die Hochwasserwelle den Talraum je nach der Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 67 Größe des Abflusses mehr oder weniger hoch. Dadurch wird sie verzögert und gedämpft. Das Maß ist vom Speichervolumen abhängig. Das Speichervolumen wird wesentlich von der Talform und dem Längsgefälle bestimmt. Dazu wirkt die Rauheit durch Wandung und Bewuchs. Tabelle 15: Einflussfaktoren Talretention Faktor Eigenschaften Für den Hochwasserabfluss veränderbar 1. Talform weit, flach, eng steil nein 2. Längsgefälle stark, schwach nein 3. Ebenheit eben, wellig in Grenzen 4. Gewässergrundriss mäandrierend, gradlinig ja 5. Gewässerquerprofil ungleichförmig, klein, ausbau- ja glatt, groß 5. Bewuchs Auwald, Grünland, Acker ja Um eine Aussage über die Wirkung potentieller natürlicher Verhältnisse machen zu können, wurde mit Hilfe des Hydraulikmodelles und des N-A-Modelles Gewässerstrecken untersucht. Dazu wurde ein potentiell naturrauer Zustand in Form erhöhter Rauheiten simuliert. Diese Rauheiten führen zu erhöhtem Wasserspiegel und veränderten Abflusskurven. Abbildung 21 zeigt diese Veränderung. Durch den Bewuchs nimmt die Fließgeschwindigkeit ab und bei gegebenem Abfluss steigt der Wasserspiegel. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 68 Besta nd - na tur na her Bewuchs 5,00 4,50 4,00 Wasserstand [m] 3,50 3,00 2,50 2,00 naturnah 1,50 Bestand 1,00 0,50 0,00 0,0 50,0 100,0 150,0 200,0 250,0 300,0 350,0 400,0 450,0 Ab fluss [m ³/ s] Abbildung 21: Abflusskurve Bestand – potentiell naturrauer Zustand In der Transportstrecke ändert sich die Volumen-Abflussbeziehung: Das Retentionsvermögen nimmt zu. Wasserstandserhöhungen durch natürliche Entwicklung des Bewuchses vergrößern zwar das Wasservolumen im durchflossenen Talquerschnitt, diese Erhöhung ist aber gering im Verhältnis zum Hochwasservolumen extremer Ereignisse. Eine Minderung außergewöhnlicher Hochwasserabflüsse an der Werre ist durch Bepflanzung der Aue nicht zu erreichen. Dennoch ist sie positiv, da damit die negativen Folgen der notwendigen Maßnahmen in den Ortsdurchgängen ausgeglichen werden. Aus den oben gemachten Ausführungen können außerdem folgende Schlussfolgerungen gezogen werden: Bewuchs hat folgende Einflussqualität: 1. Geringe Verbesserung der Retention 2. Deutliche Erhöhung der Wasserspiegel und Hochwassergefährdung in Ortslagen 4.2.2 Hochwasserinformation aktuell Während eines Hochwasserereignisses sind Informationen für die Verantwortlichen und die Bürger von höchster Bedeutung. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre · Wie viel Niederschlag ist im Einzugsgebiet mit welcher Entwicklung gefallen? · Welcher Wasserstand herrscht am Gewässer, welche Entwicklung wird stattfinden? Mit diesen Informationen können sich die Betroffenen ein Bild über die Hochwassersituation machen und sich entsprechend einrichten. Durch die Lebenssituation am Gewässer, die ein Gefühl auch für Hochwasser erzeugt, sind die o.g. Größen eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Die Erfahrung zeigt, dass selbst diese elementaren Werte nicht oder nicht zuverlässig zur Verfügung stehen. Es ist daher von großer Bedeutung, wenige, aber auf Dauer zuverlässige Messeinrichtungen bereit zu stellen, die für alle zugänglich sind. Sicher ist es möglich, das bestehende N-A-Modell zur Vorhersage zu nutzen, aber im entscheidenden Augenblick stehen die notwendigen Daten ebenso wenig ausreichend aufbereitet zur Verfügung, wie der Modellspezialist. Das gilt auch für Niederschlagsvorhersagen des Deutschen Wetterdienstes. Wer ist bereit, dessen Informationen laufend abzufragen, auszuwerten und wer trägt die ständigen Kosten? Für die Betroffenen am Rande des Einzugsgebietes ist die mögliche Vorwarnzeit gering. Für Detmold, Lage und Lemgo beispielsweise reicht die Information über den Niederschlag. Durch die kurzen Konzentrationszeiten des noch kleinen Einzugsgebiet entwickelt sich das Hochwasser unter den Augen der Betroffenen. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 69 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Folgende Messstellen werden vorgeschlagen: Niederschlag 1. Station Veldrom 2. Station Detmold Zentral KLG 3. Station Oerlinghausen 4. .Station Enger-Dreyen 5. .Station Hiddenhausen 6. Station Melle KA Wasserstand 1. Pegel Ottenhausen/Werre 2. Pegel Ahmsen/Werre 3. Pegel Herford/Werre 4. Pegel Löhne/Werre 5. Pegel Vossheide/Bega 6. Pegel Brake/Aa 7. Pegel Oberahle/Else Alle Messstellen sind so auszurüsten, dass sie sowohl Sprachausgabe leisten, als auch im Internet abrufbar sind. Es ist sicherzustellen, dass gleichzeitig mehrere Anfragen bedient werden können. 4.2.3 Hochwasserinformation in Trockenzeiten Außerhalb der Ereignisse besteht Informationsbedarf für · die Bürger am Gewässer und im überschwemmungsgefährdeten Bereich über die Flächenausdehnung und die Höhe des Wasserspiegels. · die Fachdienststellen über die Flächenausdehnung, die Höhe des Wasserspiegels und die Entwicklung der Aue (Auflandung, Eintiefung). Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 70 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Überschwemmungsgebietskarten Die überschwemmungsgefährdeten Flächen stehen längendeckend als Karten im Maßstab 1 : 5.000 zur Verfügung. Sie sollten in geeigneter Form den Bürgern zur Verfügung gestellt werden (Broschüre). Das ÜG der Werre von 1989 muss mit dem Ziel überarbeitet werden, die gefährdeten Flächen auszuweisen. Derzeit sind nur die Flächen dargestellt, die den gesetzlichen Beschränkungen unterworfen werden. Das vorhandene DGM5 basiert auf digitalisierten Höhenfolien der Grundkarten, die zum Teil aus den 60er Jahren stammen. Durch die beschränkte Anzahl der übernommenen Höhenpunkte sind diese Karten oft ungenau. Voraussetzung für eine Überarbeitung der Überschwemmungsgebiete ist daher eine Aktualisierung des digitalen Geländemodelles DGM5 durch Bildflug oder Laserscanning. Hier ist rechtzeitig auf die Landesvermessung entsprechend einzuwirken. Bauvorsorge In überschwemmungsgefährdeten Gebieten müssen Baumaßnahmen nicht ausgeschlossen werden. In vielen Fällen können durch angepasstes Bauen Schäden vermieden werden, wenn die notwendigen Informationen über die Gefährdung den Bauwilligen mitgeteilt werden – mindeste Oberkantefertigfußboden (OKFF). Risikovorsorge Überschwemmungsschäden als Elementarschäden sind versicherungsfähig. Auskunft geben die einzelnen Unternehmen. Innerhalb einer von den Versicherern ermittelten Abgrenzung mit häufigen Überschwemmungen (häufiger als 10-jährlich) wird kein Versicherungsschutz gewährt. Kontrollprofile Durch Geschiebe- und Schwebstofftransport ändern sich das Gewäs- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 71 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre ser und die Vorländer ständig. Hochwasser kann auf den Vorländern über lange Zeiträume Auflandungen von mehreren Dezimetern verursachen. Abbildung 22: Vorland-Aufhöhung Petershagen/Weser seit 1971 (30 Jahre) Aufhöhungen der Hochwasserspiegel sind die Folge. Um über die Entwicklung Auskunft geben zu können, wird die Einrichtung von Kontrollprofilen vorgeschlagen. Es handelt sich dabei um ausgesuchte Talprofile, die an beiden Talrändern dauerhaft versteint werden, so dass ihre Lage und ihr Nullpunkt fixiert sind. Sie sollten als erster Vorschlag in 2-jährlichem Rhythmus kontrolliert (nivelliert) und die Ergebnisse der Erstmessung überlagert werden. Um den Aufwand zu begrenzen, werden drei Profile ausgewählt, siehe Anlage 4.1 Kontrollprofil und Lagepläne 2.1 ff. 1. Profil III Kirchlengern/Else 2. Profil II Herford/Werre 3. Profil I Bad Oeynhausen/Werre Die Ergebnisse sollten allen Beteiligten zur Verfügung gestellt werden. Hochwassermerkstein Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 72 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 73 Außergewöhnliche Hochwasserstände sollten als „Denkmal“ an öffentlich zugänglichen Stellen dauerhaft vermarkt werden. Damit ist auch eine Wiedergabe über Zivilkatastrophen hinweg (Krieg) an die nachfolgenden Generationen sichergestellt. Außerdem wird ständig auf die Möglichkeit außergewöhnlicher Wasserstände hingewiesen. In Anlage 4.1 ist ein Vorschlag für einen Hochwassermerkstein enthalten, der durch den Einbau eines Auswaschpegels (Schlafpegel) zuverlässig den Höchstwert eines Ereignisses festhält. 4.2.4 Betrieb des HRB Löhne/Werre AEo = 1.335 km² Rückhalteraum = 2.500.000 m³ Spezifischer Rückhalteraum = 1.873 m³/km² Regelabgabe = 380 m³/s (Neff=1,9 mm) Das HRB Löhne/Werre sichert unmittelbar durch seine Randbedeichungen die Ortslage Löhne Obernbeck und drosselt im Endausbauzustand des HRB-Systemes den Abfluss für die Unterlaufstrecke Löhne – Bad Oeynhausen auf Abflüsse, die mit vertretbarem Aufwand durch Maßnahmen für Gohfeld, Ostscheid und Werste beherrschbar sind. 4.2.5 Betrieb des HRB Bad Salzuflen/Bega AEo = 295 km² Rückhalteraum = 2.582.000 m³ Spezifischer Rückhalteraum = 8753 m³/km² (Neff= 8,8 mm) Regelabgabe (empfohlen) = 70 m³/s Das HRB Bad Salzuflen/Bega drosselt den Abfluss für den Ortsdurchgang Schötmar und sichert im Verband mit den geplanten Becken die Einhaltung der Regelabgabe für das HRB Löhne/Werre. In Herford Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre werden die erforderlichen Maßnahmen reduziert. 4.2.6 Betrieb des HRB Bustedt/Brandbach AEo = 30 km² Rückhalteraum = 308.000 m³ Spezifischer Rückhalteraum = 10.267 m³/km² (Neff=10,3 mm) Regelabgabe = (je nach Druckhöhe) 4.2.7 Geplantes HRB Schötmar/Werre AEo = 202 km² Rückhalteraum = 2.200.000 m³ Spezifischer Rückhalteraum = 10.913 m³/km² (Neff=10,9 mm) Regelabgabe = 50 m³/s 4.2.8 Geplantes HRB Wiembecke/Wiembecke AEo = 23 km² Rückhalteraum = 1.060.000 m³ Spezifischer Rückhalteraum = 46.087 m³/km² (Neff=46,1 mm) Regelabgabe = 6 m³/s 4.2.9 Überregionaler Hochwassermelde- und Alarmplan Für die Hauptgewässer des Werre-Systemes sollte ein Hochwassermelde- und Alarmplan aufgestellt werden. Folgender Inhalt wird vorgeschlagen: · Definition des Katastrophenfalles · Angabe der Messstellen mit ihren Grenzwerten · Meldewege Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 74 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre · Kompetenz der Beteiligten · Angabe aller Dienststellen Konkrete Handlungsanweisungen für lokale Hilfsmaßnahmen und Hilfsmittelquellen enthalten die kommunalen Hochwassermelde- und Alarmpläne 4.2.10 Zusammenarbeit der Verwaltungen (Wasserverband) Hochwasserschutz hat lokale und überörtliche Bestandteile. Die im folgenden Abschnitt vorgeschlagenen lokalen Maßnahmen können durch die Kommunen umgesetzt werden, während die o.a. Vorschläge durch Dritte umgesetzt werden müssen. Diese sollten für das gesamte Einzugsgebiet zuständig sein, Erfahrungen mit Hochwasser haben und ständig verfügbar sein. Das trifft weder für die Kreise noch für die Staatlichen Umweltämter zu. Vor diesem Hintergrund ist die Erweiterung der Verbandsaufgaben des Werre-Wasserverbandes empfehlenswert. Bisher ist der WerreWasserverband nur für die Errichtung und den Betrieb der HRB zuständig. Seine Aufgaben wären zu erweitern und eine neue Verteilung des Aufwandes zu treffen (§ 92 LWG). Bereits bei der Gründung des Werre-Wasserverbandes war die Einbeziehung der Gewässerbetreuung beabsichtigt, ist aber am Widerspruch der Kreise, die seinerzeit Träger der Gewässerunterhaltung waren, gescheitert. Nach dem Solidaritätsprinzip sind alle Kommunen des Einzugsgebietes am Werre-Wasserverband beteiligt, da sie mit ihren Flächenanteilen zum Abfluss beitragen. Sie sind in der Verbandsversammlung durch die Kreise vertreten. Wegen des ureigensten Interesses, dass die Kommunen am Hochwasserschutz haben, wäre deren direkte Beteiligung am Verband wünschenswert. Ein Verband kann sich auf Grund seiner Zweckbestimmung besser für die Belange der überörtlichen Maßnahmen (wie z.B. einem überregio- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 75 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre nalen Hochwassermelde- und Alarmplan) einsetzen, kann die Kommunen beraten und sie bei der Umsetzung ihrer Maßnahmen betreuen (Wasserrechtliche Genehmigung, Zuschussbeschaffung, Ausführung). Es bietet sich an, wegen der gegenseitigen Beeinflussung, die Gewässerunterhaltung und die Umsetzung der Konzepte zur naturnahen Entwicklung in den Aufgabenkatalog einzubeziehen. Die Erweiterung der Verbandsaufgaben oder die Änderung der Struktur ist ein Kraftakt. Er setzt Einsicht in die sachliche Notwendigkeit, Glauben an eine Verbesserung der Hochwassersituation und politischen Willen voraus. 4.3 Allgemeine kommunale Maßnahmen 4.3.1 Hochwasserbeauftragter Hochwasservorsorge besteht nicht nur aus Zahlen und Plänen. Es ist nötig ihre Inhalte und Ansinnen in die Menschen zu transportieren. Da in langen Perioden ohne Hochwasser, vor allem ohne außergewöhnliche Hochwasser die Vorsorge vor Ort in Vergessenheit gerät, sollte sie in einer Person qua Amt verankert werden: In jeder Kommune sollte eine Person der Verwaltung als Hochwasserbeauftragter benannt werden. Seine Aufgaben sind es: · den Zustand des hochwasserempfindlichen Gebietes zu kontrollieren (Leistungsfähigkeit des Gewässers, Hindernisse im ÜG) · Bürger zu beraten und zu informieren · die hochwasserrelevanten Unterlagen (ÜG-Karten, Messungen, Meldungen, Fotos, Melde- und Alarmpläne) zu verwalten · Ansprechpartner für die Feuerwehr und den Katastrophen- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 76 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre schutz zu sein · sich mit seinen benachbarten Kollegen auszutauschen und sie über außergewöhnliche Vorkommnisse zu unterrichten 4.3.2 Hochwassermelde- und Alarmplan Im Kapitel 4.2.9 wurde auf die Notwendigkeit der Erstellung eines überregionalen Melde- und Alarmplans für das Hauptgewässersystem des Werre-Einzugsgebietes hingewiesen. Er soll die betroffenen Kommunen miteinander verbinden, was die Übermittlung von Nachrichten und Informationen betrifft, und er legt die Kompetenzen überörtlicher Handlungen fest. Darüber hinaus sollte jede Kommune einen eigenen Hochwassermelde- und Alarmplan aufstellen. Es bietet sich an, ein einfaches Grundmuster zu erarbeiten, dass von allen Kommunen benutzt wird. Vorgeschlagener Inhalt: · Örtliche Definition des Katastrophenfalles (Marke Lattenpegel) · Nachrichtenverteilung, Meldepflichten und -wege · Kompetenz der Beteiligten · Angabe aller Dienststellen · Gefährdete Bereiche und Betroffene · Hilfsmittel und Anweisungen (Quellen, Anbringung) Änderungen sind ständig einzuarbeiten und den Beteiligten bekannt zu geben. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 77 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre 4.3.3 Seite 78 Gewässerunterhaltung Die Gewässerunterhaltung soll dem Hochwasserschutz, der ökologischen Verbesserung und in Siedlungsgebieten auch der Stadtgestaltung dienen. Eine natürliche Gewässerentwicklung bedeutet eine Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit und damit bei gegebenem Abfluss eine Erhöhung des Wasserstandes. Im Hochwasserfall wird dadurch der Rückhalt des Wassers in der Fläche vergrößert, was in den besiedelten Flächen zu vermehrten Schäden führt. Bei extremen Hochwasserereignissen wird eine große Menge natürliches Treibsel aus der Fläche und Unrat aus besiedelten Bereichen zu Tal geführt. In Abschnitten, die mit Holz bestanden sind, bilden sich dichte Hindernisse, die zu Aufstau und Überschwemmung führen. Verkrautete Flächen begünstigen die Ablagerung der mitgeführten Sedimente. In der freien Landschaft In der freien Landschaft sollte die Gewässerunterhaltung eine naturnahe Entwicklung des Gewässers unterstützen. Wenn nicht andere Interessen entgegenstehen, ist keine Unterhaltung erforderlich. In den Ortschaften In den Ortschaften, den besiedelten Auen und in der Nähe von Gewerbegebieten muss die Gewässerunterhaltung mit anderen Maßnahmen zusammen einen schadlosen Hochwasserabfluss gewährleisten. Die entsprechenden Abschnitte sind in den Lageplänen als empfindliche Hochwasserabflussgebiete rot gewellt gekennzeichnet. In diesen Bereichen dürfen abflusshindernde Maßnahmen nicht durchgeführt werden! Bepflanzungen mit Einzelbäumen in Fließrichtung sind davon ausgenommen. Die Gehölzpflege am Gewässer und im Vorland muss Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre die Belange des schadlosen Hochwasserabflusses berücksichtigen (siehe Maßnahmekatalog). Guter Hochwasserschutz ist eine Nutzung der abflusswirksamen Bereiche als Grünland (Naherholung oder Landwirtschaft). In der folgenden Skizze und in Anlage 4.3 sind profilpflegerische Maßnahmen dargestellt. Soll dichter, naturnaher Bewuchs zugelassen werden, muss mit Abgrabungen zur Profilaufweitung ein Ausgleich geschaffen werden. Abbildung 23: Profilpflege in Ortslagen Es sind gute Ideen und Absprachen der beteiligten Fachdisziplinen nötig, um in den Ortsdurchgängen das Gewässer hochwassersicher zu halten und doch die ökologischen und stadtgestalterischen Ansprüche zu berücksichtigen. 4.3.4 Bauvorsorge Erweiterungen oder der Neubau von Gebäuden in überschwemmungsgefährdeten Flächen ist nicht grundsätzlich auszuschließen – siehe Jugendzentrum Bad Salzuflen. Es kommt darauf an, dass die Kommune mit Hilfe der Wasserwirtschaftsverwaltung und den Infor- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 79 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre mationen, die mit diesem Plan zu Verfügung gestellt werden, die Baulastträger so beraten, dass das Schadenspotenzial nicht vergrößert wird. 4.3.5 Hochwasserschutzmaßnahmen Hochwasserschutzmaßnahmen beinhalten entweder die Volumenkontrolle des Hochwassers (Rückhalt in Speichern), Linienschutzmaßnahmen durch Ausbau oder Eindeichung oder Objektschutzmaßnahmen (Gebäudeöffnungen verschließen, Rückstausicherungen). Bei den vorgeschlagenen Linienschutzmaßnahmen wurde folgende Priorität gesetzt: · Hochwasserfreiheit durch Absenkung der Wasserspiegel vor · Hochwasserfreiheit durch Verwallung, Eindeichung oder Objektschutz Die Absenkung der Wasserspiegel stellt eine betriebssichere Schutzeinrichtung dar. Ihr Erhalt ist durch eine ordnungsgemäße Unterhaltung des Abflussquerschnittes gewährleistet. Eine Absenkung wird durch „Glättung“ der Geländeoberflächen erreicht (Minimierung des Bewuchses, ebene Flächen) und durch die Herstellung zusätzlichen Fließquerschnittes im Flussschlauch (Grundräumung) und im Vorland (Bermen). Derartige Maßnahmen bieten sich nur da an, wo der Fließquerschnitt fassbar ist, d.h. die Ausuferung sich nicht unkontrollierbar ausdehnt. Gehölzentfernung und Baggerarbeiten widersprechen dem Ziel einer naturnahen Aue. Hier gilt es Kompromisse zu finden. In den Orts- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 80 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre durchgängen müssen sich die ökologischen Ansprüche dem Hochwasserschutz unterordnen. Die Bermengestaltung bietet für die ökologische Verbesserung viele Möglichkeiten (Blänken, Kiesinseln, Baumreihen). In Bereichen mit ausgedehnten Überschwemmungsflächen bleibt oft nur die Errichtung einer Verwallung oder eines Deiches. Dadurch wird die Aue vom Fluss getrennt. Es sollte so eng wie möglich um die Schutzobjekte trassiert werden. Für das anfallende Binnenwasser ist oft die Errichtung von Schöpfwerken nötig, die ständig betriebsbereit zu halten sind. Oder der Schutzwall wird von Bauwerken der Regenentwässerung gekreuzt, die durch Rückschlagklappen gesichert sind oder erhält Scharten für Verkehrswege. Zur Erhaltung der Betriebssicherheit einer derartigen Schutzeinrichtung bedarf es also ständiger Pflege und Aufmerksamkeit. Um Unsicherheiten in der Bemessung auszugleichen und wegen des sich ständig ändernden Zustandes des Abflussquerschnittes werden die Schutzmaßnahmen mit einem Freibord von 0,3 m bis 0,5 m geplant. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 81 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre f = 0 ,3 m HW f = 0 ,3 m f = 0 ,5 m HW f = 0 ,5 m HW Abbildung 24: Freibord Für beide Varianten des Linienschutzes gilt: Die Planungen sollten sowohl wasserwirtschaftliche, ökologische und städtebauliche Aspekte berücksichtigen. Grundräumungen oder Bermenherstellung sind massenintensive Umgestaltungen. Die nachfolgenden Kostenschätzungen gehen von einer reinen Bodenbeseitigung aus. Eine Verwertung oder Koppelung mit anderen Maßnahmen (Lärmschutzwall, Landschaftsbau) kann die Kosten mindern. Objektschutzmaßnahmen sind je nach Objekt individuell anzupassen. Weil hier mit flussbaulichen Mitteln kein Hochwasserschutz erreicht werden kann, und es der öffentlichen Hand nicht zugemutet werden kann „Am-Haus-Maßnahmen“ vorzunehmen, wird die Umsetzung als Eigenleistung der Eigentümer angesetzt. Wichtig ist allerdings die Bereitstellung der notwendigen Informationen für den Betroffenen. Es wird die Anfertigung eines objektscharfen Informationsblattes durch die Kommune empfohlen. Es enthält Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 82 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre · Seite 83 die Lage des Gebäudes in einem Katasterplanausschnitt mit Flurstücksnummer, · die Gefährdungspunkte auf NN bezogen (Schwellenhöhen, Fensterhöhen, Geländehöhen am Objekt) · den Bemessungswasserspiegel HW100 · die empfohlene Schutzhöhe (WSP+ Freibord 0,3 m bis 0,5 m) · Schemadarstellung und Stichworte für Schutzeinrichtungen (siehe Anlage Muster Objektschutz) 4.4 Auswirkungen der Maßnahmen auf den Hochwasserabfluss Die hier vorgeschlagenen Maßnahmen beinhalten zumeist einen Gewässerausbau. Damit ist oft die Befürchtung einer Abflussbeschleunigung mit nachteiligen Auswirkungen auf die Unterlieger verbunden. Die vorgeschlagenen Maßnahmen haben in ihrer Summe einen geringen Effekt auf das Retentionsverhalten der Gewässerstrecke. Der Scheitelabfluss wird geringfügig erhöht; dies wirkt sich auf den Wasserstand nicht merklich aus. Abflussverschärfungen werden durch eine naturnahe Entwicklung in der freien Landschaft ausgeglichen. 4.5 Schadensminderung durch Hochwasserschutzmaßnahmen 4.5.1 Volumenwirksame Hochwasserschutzmaßnahmen Um mögliche Hochwasserschäden an der Werre, Else, Aa und Bega zu vermindern, sind verschiedene volumenwirksame (überörtlich wirksame) Hochwasserschutzmaßnahmen geplant. In der Studie „Hochwasserschutzkonzept, Aktualisierung Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden des N-A-Modells“, Werre- Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Wasserverband und Hydrotec 2001, wurden detaillierte Lösungsvorschläge für den Hochwasserschutz erarbeitet. In dem vorliegenden Hochwasser-Aktionsplan wird die Schadensminderung durch diese Maßnahmen abgeschätzt. Es werden folgende Maßnahmen unterschieden: - Maßnahmen zur Förderung der natürlichen Funktion des Wasserrückhaltes. Diese beinhalten die Erschließung größerer Vorlandbereiche, den Bau von Querbauwerken, Seeretention, Tiefenerosion, Entsiegelung und Wiederversickerung sowie naturnaher Gewässerzustand. - Hochwasserrückhaltung in Becken Die drei maßgeblichen Szenarien sind Kombinationen aus Hochwasserrückhaltebecken und Maßnahmen zum natürlichen Wasserrückhalt. Tabelle 16: Szenarien volumenwirksamer Hochwasserschutzmaßnahmen Szenario H18 HRB Werre, HRB Wiembecke, Optimale Kombination HRB Johannisbach (1 Mio. m³ mehr Volumen), Seeretention Lage, Vorlandretention Szenario H20 HRB Werre, HRB Wiembecke, sinnvolle Kombination HRB Aa, HRB Johannisbach, Seeretention Lage, Vorlandretention Szenario H21 HRB Werre, HRB Johannisbach, Minimalprogramm Seeretention Lage, Vorlandretention Die Maßnahmen können das Hochwasser (HQ100) nur teilweise im Einzugsgebiet der Werre auf ein schadloses Maß reduzieren. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Reduzierung des Schadenspotenzials für diese drei Hochwasserschutzszenarien für die jeweiligen Gemeinden auf. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 84 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Tabelle 17: Seite 85 Schäden mit und ohne volumenwirksamer Hochwasserschutzmaßnahmen Geschätzte Schadenspotenziale schutzmaßnahmen Gemeinde ohne Maßnahmen IstZustand Scha Sden Erwar HQ100 tung mit und ohne volumenwirksame HochwasserSzenario H18 Optimal Scha den HQ100 Szenario H20 sinnvolle Kombination Scha SSErwar den Erwar HQ100 tung tung Szenario H21 Minimalprogramm Scha Sden Erwar HQ100 tung Mio. Mio. Mio. Mio. Mio. Mio. Mio. Mio. DM DM/a DM DM DM DM DM DM Oeyn3,31 0,05 5,5 0,11 3,3 0,05 0,8 0,00 Bad hausen Bad Salzuflen 55,8 Bielefeld* 6,1 Bünde 25,2 Detmold 6,3 Herford 45,4 Hiddenhausen 4,1 Kirchlengern 2,1 Lage 5,5 Lemgo 103,6 Löhne 87,6 Summe Mio. DM 347,3 0,55 0,18 0,42 0,12 1,06 0,10 0,07 0,08 1,69 1,16 5,52 30,0 0,1 25,2 1,3 28,0 1,1 2,1 1,8 103,6 20,0 216,5 0,15 0,00 0,42 0,01 0,56 0,01 0,07 0,01 1,69 0,10 3,06 30,0 4,0 25,2 1,3 9,6 1,1 2,1 1,8 103,6 15 194,6 0,15 30,00 0,08 4,00 0,42 25,23 0,01 6,31 0,08 28,00 0,01 1,80 0,07 2,09 0,01 2,03 1,69 103,60 0,08 20,00 2,58 226,37 Um die Schadensminderung zu berechen, wurde folgende vereinfachte Methode benutzt: Es wurden die durch die Hochwasserschutzmaßnahmen reduzierten Abflüsse in die Funktion der Schadenswahrscheinlichkeit je Gemeinde neu eingeordnet und die zugehörigen Schäden ermittelt. Z.B. reduziert sich der Abfluss an der Werre in Lage durch das Maßnahmenszenario H18 bei einem HQ100 um fast 25 %, was etwa einem HQ50 ohne Maßnahmen entspricht. Die Schadensminderung beträgt so in etwa 3,4 Mio. DM . Die Schadensminderungen sind nicht bei allen Wiederkehrzeiten gleich, da die Retentionsräume und HRB erst bei höheren Wiederkehrzeiten einstauen. Für die Gemeinden Bünde, Kirchlengern und Lemgo sind bei den Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden 0,15 0,08 0,42 0,12 0,56 0,03 0,07 0,01 1,69 0,10 3,27 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 86 Szenarien keine Hochwasserschutzmaßnahmen angesetzt worden. Diese Gemeinden müssen allein durch lokale Schutzmaßnahmen vor Hochwasserschäden bewahrt werden. Nach Vorgaben des WerreWasserverbandes würde - z.Z. noch ohne hydrologischem Nachweis der Schaden in Bielefeld aufgrund des größeren Volumens im HRB Johannisbach beim Szenario H18 um 6 Mio. DM bis auf 0,1 Mio. DM sinken (vgl. Tabelle 17). Die folgende Grafik zeigt die Schadenswahrscheinlichkeiten mit und ohne volumenwirksame Hochwasserschutzmaßnahmen für das gesamte Einzugsgebiet der Werre. Funktion der Schadenswahrscheinlichkeit für das Einzugsgebiet der Werre 350 HQ100 Ist-Zustand 300 Maßnahmen H21 Maßnahmen H20 200 150 HQ50 100 HQ20 50 0 0,06 0,05 Abbildung 25: 0,04 0,03 Wahrscheinlichkeit 1/a 0,02 0,01 Schadenswahrscheinlichkeit mit und ohne Maßnahmen Die ökologischen Vorteile einer Retentionsmaßnahme (z.B. Auenretention) auf die Flora und Fauna, die das Nutzen-Verhältnis positiv beeinflussen kann, konnten hier nicht monetär bewertet werden. 4.5.2 Lokale Hochwasserschutzmaßnahmen Die untersuchten Maßnahmen des lokalen (örtlich wirksamen) Hochwasserschutzes können in folgende Gruppen eingeteilt werden: Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden 0 Schaden in Mio. DM 250 Maßnahmen H18 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre - Linienschutz (z.B. Deiche) - Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Gewässer - Objektschutz Die Investitionskosten für den Linienschutz und den Ausbau der Gewässer wurden durch das Ing. Büro Sönnichsen im Einzugsgebiet zu insgesamt ca. 14,5 Mio. DM ermittelt. Der lokale Objektschutz umfasst folgende Maßnahmentypen: - Information der betroffenen Bürger (Merkblatt), - Vermessung der relevanten Gebäudehöhen, am Gebäude oder auf dem Grundstück - Vorschlag und Planung von geeigneten Maßnahmen, - Schutzmaßnahme (Dammbalken, „Türschott“, Sandsäcke, „Deichsystem 2000“ u.a.) Für die Objekte innerhalb der natürlichen Überschwemmungsfläche HQ100 (entspr. Schutzziel), die nicht durch Linien- oder volumenwirksame Hochwasserschutzmaßnahmen geschützt werden, wurden mit dem Programm HWS-GIS die notwendigen Maßnahmen und Kosten in Abhängigkeit des Wasserstandes im Keller und Erdgeschoss ermittelt und je Gemeinde summiert. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 87 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Tabelle 18: Seite 88 Maßnahmen in Abhängigkeit vom Wasserstand am Objekt (WH) Bedingung Maßnahmen z.B. Kosten Wasserstand über Gelände im Mittel bzw. über Erdgeschoss DM kein Keller vorhanden keine 0 keine Information ob Keller keine 0 vorhanden WSP > 1 cm < 1m ü. OKG Dammbalken oder passgenaue 5.000 Abdichtungen an Türen, Fenstern WSP > 1m Dammbalken oder passgenaue 5.000 Abdichtungen (aufwendig) WSP 0 - 10 cm ü. EG Sandsäcke 1.000 WSP 0.1 - 1m ü. EG Dammbalken oder passgenaue 3.000 Abdichtungen an Türen WSP 1 - 1.5 m ü. EG Dammbalken oder passgenaue 10.000 Abdichtungen an Türen, Fenstern WSP > 1.5 m ü. EG Dammbalken oder passgenaue 10.000 Abdichtungen (aufwendig) Für Gewerbebetriebe werden die ermittelten Kosten in Abhängigkeit ihrer Größe mit einem Faktor (klein 1, mittel 3, groß 6, sehr groß 20) belegt. Die Kosten für die Vermessung von Gebäudehöhen und die Kosten für die Information und die Planung von geeigneten Maßnahmen werden pauschal mit 50% der Investitionskosten angesetzt. Eine Wirkungsanalyse brauchte für diesen Maßnahmentyp nicht durchgeführt zu werden, da die am einzelnen Objekt vorgenommenen Maßnahmen keinen Einfluss auf den Wasserstand haben werden. Die Kosten für den lokalen Objektschutz betragen in der Summe im Untersuchungsgebiet ca. 2,5 Mio. DM. 4.5.3 Kosten-Nutzen-Analyse Die Kosten für die volumenwirksamen Hochwasserschutzmaßnahmen Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre wurden für die Szenarien H18, H20 und H21 überschlägig anhand der zu schaffenden Retentionsvolumina berechnet. Hierbei wurden als Herstellungskosten für Hochwasserrückhaltebecken pauschal 12 DM pro m³ angesetzt, die Kosten für die Vorlandretentionsmaßnahmen wurden mit 5 DM pro m³ nutzbarem Volumen berechnet. Um den Nutzen der Maßnahmen zu berechnen, wurden die Investitionskosten zum Bau der Maßnahmen und die laufenden Unterhaltungskosten auf ein Bezugszeitpunkt umgerechnet (Basisjahr 2001). In Anlehnung an die „Leitlinien zur Durchführung von Kostenvergleichsrechnungen, LAWA, 1995“ wurden die auf den Bezugszeitpunkt umgerechneten Maßnahenkosten einmal als Projektkostenbarwerte dem durch diese Maßnahmen vermeidbarem Gesamtschaden und zum anderen als jährliche Kosten den verhinderten jährlichen Schadenserwartungen gegenübergestellt. Liegt das Kosten-NutzenVerhältnis unter 1, so sind die Investitionen in der Summe für die Durchführung der Hochwasserschutzmaßnahmen für den betrachteten Zeitraum (100 Jahre) sinnvoll. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 89 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Tabelle 19: Seite 90 Kosten und Schadensminderung durch volumenwirksamen Hochwasserschutz H20 H21 H18 Volumen H20 H21 H18 Mio. Mio. DM DM Kosten Mio. m³ Mio. m³ Mio. m³ Mio. DM HRB Volumen 5,12 2,90 4,36 61,5 34,8 52,3 Vorland + Seeret. 3,85 3,85 3,85 19,3 19,3 19,3 Investitionskosten 80,8 54,1 71,6 geschätzte laufende Kos- 0,30 0,20 0,20 90,2 60,4 77,9 2,2 1,3 1,9 152,7 120,9 130,8 jährlich 2,9 2,3 2,5 Summe 62,5 60,5 52,9 jährlich 0,7 0,9 0,6 Summe 0,59 0,50 0,60 jährlich 0,76 0,58 0,75 ten Projektkostenbarwert (Diskontierungsfaktor: 31,599) jährliche Kosten (Kapitalwiedergewinnungsf.: 0,03165) Schadensminderung Nutzen Kosten-Nutzen-Verhältnis Summe Durch alle Maßnahmenszenarien können die Schäden und die jährliche Schadenserwartung bei einem HQ100 um etwa 40% bis 50 % reduziert werden. Die Differenz Schadensminderungs-Kosten beträgt bei dem favorisierten Szenario H18 etwa 53 Mio. DM bzw. etwa 0,6 Mio. DM jährlich, das Kosten-Nutzen-Verhältnis (KNV; Nutzen = Schadensminderung) ca. 0,6 bzw. 0,75 bei der jährlichen Betrachtung. Nach dieser überschlägigen Berechnung erweisen sich alle Maßnahmenszenarien unter Kosten-Nutzen-Aspekten als sinnvoll. Für die Objekte, die durch die lokalen Hochwasserschutzmaßnahmen geschützt werden, sind die Ergebnisse in der folgenden Tabelle dargestellt. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Tabelle 20: Seite 91 Kosten und Schadensminderung durch lokalen Hochwasserschutz Hochwasserschutz durch Linienschutz- und Einzelobjektschutzmaßnahmen, Schutzziel HQ100 (Ist-Zustand) Stadt / Gemeinde Schadens- Minderung Investitions- laufende minderung der Scha- Kosten Kosten denserwarHQ100 0,5 % der IK tung S100 SJahr IK LK Mio. DM Bad Oeynhausen Löhne DM/Jahr Mio. DM DM/Jahr 5,2513 0,69 25.000 3.448 150.000 1.000 416.000 6.500 562.000 10.000 65.000 9.000 1.685.000 0,96 0,08 1,23 1,79 2,25 0,46 0,85 0,84 2,82 4.793 395 6.145 8.928 11.228 2.280 4.240 4.195 14.105 3.055.500 16,95 84.755 3,35 19,96 51.000 100.000 Bad Salzuflen Bielefeld * Bünde Detmold Herford Hiddenhausen Kirchlengern Lage Lemgo 30,00 0,10 25,25 1,30 28,03 1,10 2,09 1,80 103,60 Summe/Mittelwert 216,58 Das Kosten-Nutzen-Verhältnis (KNV) für das Gesamtgebiet liegt bei ca. 0,09 bezogen auf die Projektkostenbarwerte bzw. 0,20 bei der jährlichen Betrachtung. Da die lokalen Maßnahmen z.T. Gemeinde übergreifend und nicht unabhängig voneinander ausgeführt werden können, konnte nur für das Gesamtgebiet ein Kosten-NutzenVerhältnis berechnet werden. Werden einzelne Objekte betrachtet, so zeigt sich meist, das Maßnahmen an Objekten mit der Nutzung Stall und Scheune ein schlechtes KNV aufweisen (>1). Objekte mit der Nutzung Gewerbe u.a. weisen wegen der meist hohen Schäden dagegen gute bis sehr gute KNV auf. 13 Gemeinschaftsmaßnahme mit der Stadt Löhne Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre In der Summe werden durch die lokalen Schutzmaßnahmen mit ca. 216 Mio. DM Schadensminderung rund 62 % der Gesamtschäden im Einzugsgebiet der Werre innerhalb der natürlichen Überschwemmungsfläche bei HQ100 verhindert. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seite 92 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 93 5 Kommunen 5.1 5.1.1 1. Hochwasser-Aktionsplan Bad Oeynhausen Abschnittsbeschreibung Abschnitt Länge: 5,7 km Beginn: Mündung in die Weser AEo = 1.481,6 km² Ende: Grenze zu Löhne o.h. Sielwehr AEo = 1.430 km² 2. Grundriss Naturstrecken: keine Ausbaustrecken historisch: O.h. Sielwehr Ausbaustrecken Neuzeit: Sielwehr bis Mündung (~1965 bis 1972) Der bettbildende Untergrund sind eigene Ablagerungen aus Schluff, Sand und Kies der Niederterrasse. Bad Oeynhausen liegt am Unterlauf der Werre, d.h. im Auflandungsbereich des Gesamtsystems. Ursprünglich prägten Mäander den Grundriss der Werre, deren Schlingen durchaus gegenläufig waren. Durch die „Kultivierung“ ist der Grundriss stark verändert worden. Diese Laufverkürzung vergrößerte das Längsgefälle, deshalb wurden für den Mittelwasserabfluss Grundschwellen eingebaut, die das Gefälle mindern (z.B. unter der Brücke Eidinghauser Strasse). Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Abbildung 26: 3. Aufriss Seite 94 Preußische Uraufnahme 1837 Mittleres Sohlgefälle: 0,9 0/00 Der Aufriss wird von den Grundschwellen und vor allem vom Sielwehr geprägt. Die Strecke befindet sich aus flussmorphologischer Sicht im Unterlauf des Flusses. 4. Talform Die Werre verläuft in einem flachwelligen, mit sandig, lehmigen Böden bedeckten Talbereich von West nach Ost. Im Stadtgebiet pendelt sie zwischen den höheren Geländekanten im Süden (Bereich Freibad und Stadion) und im Norden (Flur Dörgen und Broikern). Durch die Darstellung der potentiell gefährdeten Flächen (gelbe Flächen), die bei Überströmen der jetzigen Ufer entstehen würden, ist der eigentliche Talbereich gut zu erkennen. 5. Wasserbauli- An der unteren Werre sind umfangreiche was- che Maß- serbauliche Maßnahmen ergriffen worden, die die nahmen der Überschwemmungen und die damit einherge- Vergangen- hende Schadenswirkung auf die Bebauung Löh- heit ne und Bad Oeynhausen mindern sollten. Die Maßnahmen unterscheiden sich in drei Kategorien: – Eindeichung – Gewässerausbau – Hochwasserrückhaltung Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 95 Eindeichung Vor mehr als 100 Jahren wurden vermutlich als Folge des Novemberhochwassers von 1890 Deiche entlang der Werre zwischen Löhne und Bad Oeynhausen errichtet. Sie bilden keine geschlossene Sicherheitslinie. Gewässerausbau In den 70er Jahren wurde die Werre im Stadtdurchgang Bad Oeynhausen ausgebaut. Die Leistungsfähigkeit ist für ein hundertjährliches Hochwasser ausreichend, auch wenn das HRB Löhne überläuft. 6. Profilzustand/Unterhaltungszustand Durch die umfangreichen Ausbaumaßnahmen hat die Werre heute mehr oder weniger technische Profile. Die Panzerung der Sohle und der Böschungen durch Steinschüttung stabilisiert den Querschnitt. Geschiebe wird weitertransportiert, lediglich auf dem Gleitufer und teilweise auf den Böschungen lagert der Fluss Sand ab. Auf der Strecke zwischen Löhne und Bad Oeynhausen im Bereich des Gohfelder Deichverbandes ist das Profil bis HQ20 leistungsfähig, geringfügig behindert Gehölzbewuchs den Hochwasserabfluss. Für den linksseitigen Deich wurde durch den Unterzeichner die Hochwassersicherheit untersucht (SÖNNICHSEN 1997) und festgestellt, dass die Deiche weder standsicher sind noch eine geschlossene Sicherheitslinie darstellen. Die Standsicherheit betreffend muss dieser Sachverhalt auch für den Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 96 rechtseitigen Deich angenommen werden. 7. Leistungsfä- Schadensbeginn: ~ 330 m³/s Schadloser Abfluss ~ 300 m³/s higkeit einschließlich 0,5 m Freibord: HQ100: 8. Hochwassergefährdung 506 m³/s Die intensive Nutzung des Talraumes beidseits der Werre birgt ein hohes Schadenspotenzial, so dass die Werrestrecke im Stadtgebiet insgesamt als empfindliches Abflussgebiet gekennzeichnet werden muss. Für Bad Oeynhausen besteht durch den Gewässerausbau Hochwassersicherheit für ein hundertjährliches Ereignis von der Wesereinmündung bis zum Sielwehr. Abschnitt I Werre-Park Mündung bis Zusammenfluss Flutmulde – Werre: hochwasserfrei. Dieser Abschnitt ist stark durch den Weser Rückstau beeinflusst. Bei Hochwasser lagert die Werre auf den Vorländern deutlich sichtbar große Mengen Sedimente ab, die die Profilleistung verschlechtern. Als maßgebende Unterwasserstrecke zum Engpass in Abschnitt II darf hier die Abflussleistung nicht verschlechtert werden. Abschnitt II Prinzenwinkel - Fürstenwinkel Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 97 Verzweigung Flutmulde und Werre: hochwasserfrei. Abschnitt III Sielpark: Fürstenwinkel bis Sielwehr: hochwasserfrei. Abschnitt IV Staustrecke: Sielwehr bis Stadtgrenze: überschwemmungsgefährdet. Oberhalb des Sielwehres ist die Ortslage Werste und rechtsseitig das Gewerbegebiet um die Haferflockenmühle (Rückstau Osterbach) überschwemmungsgefährdet. Dieser Abschnitt muss in Zusammenhang mit der anschließenden Löhner Fließstrecke bis zur Kronprinzenbrücke gesehen werden. Er enthält den Gewässerabschnitt des Gohfelder Deichverbandes. Die Eindeichung wurde vor rund 100 Jahren durch einen neu gegründeten Verband vermutlich als Folge des Novemberhochwassers von 1890 errichtet. Das eingedeichte Gewässerprofil hat gegenüber den jüngerer Gewässerausbaumaßnahmen der Anschlussstrecken eine deutlich geringere Leistungsfähigkeit und der Schutz der Deiche ist aus folgenden Gründen unvollständig: 1. Linksseitig endet der Deich 650 m oberhalb der Wehranlage; Werste wird Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden bei Hochwasser über- Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 98 schwemmt. 2. Rechtsseitig endet der Deich ebenfalls oberhalb des Wehres; der Rückstau bei Hochwasser reicht über den Osterbach bis zur Haferflockenmühle. 3. Die Rücklaufdeiche Blutwiesenbach und Rehmerloh-Mennighüffener Mühlenbach sind nicht ausreichend, so dass Ostscheid und Börstel bei Hochwasser überschwemmt werden. Es muss daher im Bemessungslastfall mit ausgedehnten Überschwemmungen in die Talbereiche gerechnet werden. Die Entwicklung der letzten 50 Jahre - seit dem Katastrophenereignis 1946 - hat durch Wohnbebauung und Gewerbeobjekte in diesen Flächen ein hohes Schadenspotenzial geschaffen. Besonders zu nennen sind die Gewerbeflächen beidseits der AlbertSchweitzer-Straße (östlich des Rathauses) und die Bebauung Werste nördlich der Werre. Die Besonderheit der Hochwassergefährdung dieses Abschnittes ist dadurch gekennzeichnet, dass die historischen Ausbaumaßnahmen eine relativ hohe Leistungsfähigkeit aufweisen. Das heißt, nur außergewöhnliche Hochwässer führen zu Schäden. Ereignisse bis zur Häufigkeit 20jährlich laufen schadlos ab. Katastrophenereignisse, für die der Hochwasser-Aktionsplan und Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 99 das Schutzkonzept ausgelegt sind, breiten sich dann durch Versagen der Deiche und nicht ausreichender Schutzeinrichtungen schlagartig in weite Bereiche aus und überraschen die Betroffenen. 5.1.2 Schadenspotenzial In der Stadt Bad Oeynhausen sind bei einem Hochwasser HQ100 mit 80 % überwiegend Wohnhäuser betroffenen, die ein Schaden von rund 45 % des Gesamtobjektschadens ausmachen und nur auf den Ortsteil Werster-Masch beschränkt sind. Die höchsten Einzelschäden entstehen an Gewerbe- und Sporteinrichtungen, mit nur sieben Objekten wird bei HQ100 53 % des Gesamtobjektschadens erreicht. Tabelle 21: Objekte Hochwasserschadenspotenzial in Bad Oeynhausen Vermögen Schaden Schaden Schaden HQ50 HQ20 HQ100 Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM 79 27,29 5,55 3,31 0,83 Durch die Deiche entlang der Werre entstehen bei einem HQ20 nur noch an wenigen Objekten innerhalb der Eindeichung geringe Schäden. Bei den potenziellen Überschwemmungsflächen treten bei einem möglich Deichbruch bei den Gebieten Maschmulde/Dörgen und Prinzenwinken/Fürstenwinkel die höchsten Schäden auf. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Tabelle 22: Seite 100 Schäden innerhalb der potenziellen Überschwemmungsflächen Gemeinde Bereich Flä- Anzahl che Objekin ha te Bad Oeynha usen Am Siel Maschmulde/Dörgen Prinzenwinken/Fürstenwinkel Sielpark 15 34 25 22 64 145 218 10 Schaden bei HQ100 1,09 11,19 9,54 1,00 Die Ergebnisse sind in der Anlage 2-1 zusammenfassend dargestellt. 5.1.3 Hochwasservorsorge Überschwemmungsgebiet seit 1989 Alarmplan Kreis Minden-Lübbecke nicht vorhanden. Kommunaler Alarmplan nicht vorhanden. Bad Oeynhausen ist in den Melde- und Alarmplan für das HRB Löhne/Werre einbezogen. 5.1.4 Maßnahmen 5.1.4.1 Allgemeines Von der Werremündung bis zum Sielwehr ist die Werre hochwasserfrei. Dieser Vorteil ist mit beträchtlichem finanziellen Aufwand und enormer Anstrengung der Beteiligten erreicht worden. In den potenziell gefährdeten Gebieten haben die Menschen einen Anspruch auf den Erhalt dieser Situation. Alle verändernden Maßnahmen im Abflussquerschnitt der Werre müssen daraufhin sorgfältig geprüft werden. Um die Entwicklung der Verlandung im Rückstaubereich der Weser, die die Vorflut beeinträchtigt, langfristig beobachten zu können, wird in Höhe des Werre-Parks die vorgeschlagen. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Einrichtung eines Kontrollprofiles Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Abbildung 27: Seite 101 Beseitigung von Auflandungen und Bewuchs Der Maßnahmeschwerpunkt für den Hochwasser-Aktionsplan Bad Oeynhausen ist die Sicherung der Werre-Aue auf dem Abschnitt zwischen Kronprinzenbrücke und Sielwehr Bad Oeynhausen. Weil die Überschwemmungen nicht an politischen Grenzen Halt machen, müssen Schutzmaßnahmen gemeinsam von beiden Kommunen oder dem Werre-Wasserverband geplant und umgesetzt werden. Die Empfehlungen für diesen Abschnitt sind daher in beiden Kommunalplänen deckungsgleich. Der Streckenabschnitt war in der Vergangenheit des öfteren Diskussionsgegenstand für die Wasserbehörden und die Anliegergemeinden, um die Angleichung der Hochwassersicherheit an die anschließenden Abschnitte voranzubringen. In einer generellen Untersuchung des Leichtweiß-Institutes, Braunschweig aus dem Jahre 1963 war vorgesehen, auch diese Strecke auf eine größere Leistungsfähigkeit auszubauen. Aus verschiedenen Gründen ist der Ausbau bisher unterblieben. Eine Sanierung und Vervollständigung des Hochwasserschutzes auf der jetzigen Deichtrasse ist aufwendig (SÖNNICHSEN 1998) und aus wasserwirtschaftlicher Sicht nicht empfehlenswert. Es würde die Aue als natürlicher Retentionsraum größtenteils vom Gewässer abgetrennt. In dem Sanierungskonzept wurde der Vorschlag unterbreitet, die jetzige Deichlinie teilweise aufzugeben. Dieser Vorschlag wurde in einer Maßnahmenplanung des Umweltinstitutes Höxter (UIH 2000) Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 102 aufgegriffen. Die folgenden Maßnahmenvorschläge bauen darauf auf. Um nicht alte Fehler zu wiederholen, werden in diesem Abschnitt sowohl der Hochwasserschutz verfolgt als auch eine natürliche Gewässerentwicklung berücksichtigt. Es gelten folgende Ziele: 1. Hochwasserschutz beidseitig der Werre von Kronprinzenbrücke bis Sielwehr 2. Wiederherstellung von natürlichem Retentionsraum 3. Freihalten einer potentiell natürlichen Trasse eines natürlichen Gewässergrundrisses als Ziel der naturnahen Entwicklung. Für das Ziel 1 wird eine Sicherheitslinie definiert, die nicht mehr überall der Deichtrasse entspricht. Entlang dieser Sicherheitslinie, die der künftigen Überschwemmungslinie bei Hochwasser entspricht, ist der Hochwasserschutz sicherzustellen. Teilweise liegt die Sicherheitslinie auf der bestehenden Deichtrasse. Zur besseren Übersichtlichkeit werden die Maßnahmen entlang dieser Linie in einzelne Abschnitte unterteilt: 5.1.4.2 Nördliches Ufer Hochwasserschutz Werste Dieser Abschnitt umfasst die nördliche Sicherheitslinie vom Sielwehr bis oberwasserseitig der Brückenstraße. Von der Brückenstraße bis zu den Wochenendhäusern an der Stadtgrenze Bad Oeynhausen, ist der bestehende Deich nach den anerkannten Regeln der Technik zu sanieren. Oberhalb muss ein Anschluss des Deiches an den hochwasserfrei liegenden Teil der Vogteistraße erfolgen. Unterhalb, im Bereich Werster Masch, ist die Deichlinie aufzunehmen und bis zum Sielwehr hochwasserfrei anzuschließen. Während die geplante Deichtrasse (SÖNNICHSEN 1998) auf dem Kanutenweg verläuft, sieht eine Alternative des Umweltinstitutes Höxter (UIH 2000) eine Rückverlegung der Trasse nördlich der Sportplätze vor. Dadurch bleibt mehr Retentions- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 103 raum erhalten. Welche Trasse letztlich gewählt wird, sollte mit der Kommune, der Wasserwirtschaftsverwaltung und dem Werre- Wasserverband abgestimmt werden. Der Rückstau in den Blutwiesenbach gefährdet einzelne Objekte im Bereich der Blutwiesen. Wasserbauliche Maßnahmen sind hier unverhältnismäßig aufwendig. Es wird Objektschutz an den einzelnen Gebäuden empfohlen. Hochwasserschutz Ostscheid Dieser Abschnitt sichert die Bebauung Ostscheid und Börstel. Eine Verwallung, die an der Börstelstraße zu beginnen hat und an der hochwasserfrei errichteten Kläranlage anschließt, schützt die Bebauung Ostscheid und Börstel. Auch hier sind zwei Trassenvarianten möglich. Hochwasserschutz Binderbruch Bei diesen Maßnahmen handelt es sich um kleinere Baumaßnahmen, die detailliert im Sanierungskonzept (Sönnichsen, 2000) enthalten sind. 5.1.4.3 Südlich der Werre Hochwasserschutz Gohfeld In diesem Bereich verläuft die Schutzlinie entlang der Autobahn A 30. Zwischen der Autobahn und der Löhner Straße wird der Hochwasserspiegel möglicherweise durch Einleitungsbauwerke bzw. auch durch den Osterbach südlich der A 30 ausgespiegelt. Hier ist die Gefährdung durch örtliche Erkundungen zu prüfen und durch Objektschutz oder Geländeaufhöhung Hochwassersicherheit herzustellen. Gegen den Rückstau aus dem Mühlenbach, wird im Bereich der Mühlenwerke eine Verwallung vorgeschlagen. Hochwasserschutz Gewerbegebiet östlich Rathaus Löhne Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 104 Bei diesem Bereich handelt es sich um eine Fläche mit sehr hohem Schadenspotenzial. Sie wird derzeit durch den Damm der Bundesautobahn und den Werre-Deich geschützt. Der Werre-Deich ist auf gesamter Linie entsprechend den anerkannten Regeln der Technik zu sanieren. Im Bereich der Bundesautobahn ist zu prüfen, inwieweit durch Einleitungsbauwerke eine ungewollte Ausspiegelung des Hochwassers in das tiefliegende Gewerbegebiet erfolgen kann. Ziel 2 Retentionsraumgewinnung Die Wiederanbindung des links- und rechtsseitig der Deiche vorhandenen Vorlandes als Retentionsraum kann über schwellenartige Absenkungen in der jetzigen Deichtrasse erfolgen. Sie dienen sowohl dem Füllen als auch dem Entleeren der Vorlandpolder. Ihre Anordnung kann dem Lageplan entnommen werden. Durch diese Deichöffnungen entsteht oberwasserseitig der Brückenstraße eine begünstigende Spiegelabsenkung. Ziel 3 Naturnahe Entwicklung In dem Abschnitt Werre-Aue ist die letzte Möglichkeit einer naturnäheren Entwicklung für die untere Werre gegeben. In Abstimmung mit dem UIH wurde eine Trasse braun strichpunktiert eingetragen, die einen natürlichen Verlauf auf historischen Wegen darstellt. Sie steht der Hochwasserschutzplanung nicht entgegen. Eine Realisierung dieses Verlaufes durch die eigene Kräfte des Flusses muss künstlich angestoßen werden. Als Flutmulde für den außergewöhnlichen Hochwasserabfluss muss die jetzige Trasse mindestens erhalten bleiben. 5.1.4.4 Voraussetzungen Für die lokalen Schutzmaßnahmen ist zu klären, welcher Abfluss als Bemessungsgrundlage zu verwenden ist: · BHQ = 380/400 m³/s (Regelabgabe HRB Löhne mit gepl. HRB Wiembecke und gepl. HRB Schötmar/Werre) Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre · Seite 105 BHQ = 494/491 m³/s (HQ100 Bestand) Eine Bemessung auf die Regelabgabe setzt die Realisierung der zusätzlichen Becken voraus. Damit ist nicht innerhalb von 15 bis 20 Jahren zu rechnen. Wird der höhere Abfluss des Ist-Zustandes zugrundegelegt, leisten die realisierten lokalen Anlagen nach Fertigstellung der HRB einen höheren Schutzgrad. Die vorstehend beschriebenen Maßnahmen sind umfangreich und aufwendig. Sie erfordern eine genaue Kenntnis der Geländeverhältnisse, der Gewässerprofile und der Situation der gefährdeten Objekte. Als Grundlage für Planungen sollte daher das derzeitige Geländemodell durch eine aktuelle Überfliegung erneuert und verfeinert werden. Dazu müssen durch terrestrische Aufnahmen am Rande der Überschwemmungsgrenzen, Objekte und Geländekanten aufgenommen werden. Erst dadurch ist man in der Lage, die hydraulischen Verhältnisse über Profile, die sich auf den Talraum ausdehnen lassen, nachzubilden. Auch dann erst sind detaillierte Planungen für Schutzmaßnahmen möglich. Wegen der besonderen Verhältnisse ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aus Wasserbau-Wasserwirtschaft, Landschaftsökologie und Stadtplanung nötig. Außer dem Planungsaufwand entsteht durch die Vielzahl Beteiligter ein hoher Verfahrensaufwand. Es bietet sich an für dieses Projekt eine eigene Arbeitsgruppe zu bilden. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Tabelle 23: Seite 106 Kostenschätzung Maßnahmen Bad Oeynhausen Kostenschätzung Hochwasser - Ak tionsplan Bad Oeynhausen i. V. m it Löhne Lei stun g en M en g e Ei n h . EP Gesa m tk osten Pos. 1 Hochwasserschutz Werre-Aue Werste Sanierung des bestehenden Deiches von der Stadtgrenze bis zu den Wochenendhäusern 300.0 m 900.00 DM 270,000.00 DM Verlängern des Deiches aus vorhergehender Pos. in der Werster Masch 1000.0 m 900.00 DM 900,000.00 DM Deich von Brückenstraße bis Vogteistraße 375.0 m 500.00 DM 187,500.00 DM 700.00 DM 560,000.00 DM Pos. 2 Hochwasserschutz Werre-Aue Ostscheid Deich herstellen von Kläranlage bis Ludwigstraße/ Verlängerung Börstelstraße 800.0 m Pos. 3 Hochwasserschutz Werre-Aue Binderbruch Geländeaufhöhung Marktkauf und Sportplatz, Deichrückbau Binderbruch 30,000.00 DM pau Pos. 4 Hochwasserschutz Werre-Aue Gohfeld Deich herstellen Haferflockenmühle/ O sterbach 700.00 DM 70,000.00 DM Rückstausicherungen durch BAB 30 Damm pauschal 40,000.00 DM O bjektschutz (Löhne gesamt) pauschal 439,500.00 DM Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden 100.0 m Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 107 Pos. 5 Hochwasserschutz Werre-Aue Gewerbegebiet östlich des Rathauses Sanierung des bestehenden Deiches von BAB30 bis Tennisplatz 900.0 m Rückstausicherungen im BAB 30 Damm von Werre bis Kleeblatt 1,000.00 DM 900,000.00 DM 130,000.00 DM pauschal Pos. 6 Hochwasserschutz Werre-Aue Retentionsraum-Rückgewinnung Herstellung von Deichscharten als Flutöffnungen Bau einer Flutmulde uh. Brückenstraße, linkes Vorland 6.0 Stck 600.00 20,000.00 DM 120,000.00 DM 700.00 DM 420,000.00 DM pauschal 650,000.00 DM pauschal 450,000.00 DM m Grunderwerb, Entschädigung Pos. 7 Hochwasserschutz Werre-Aue N ebenkosten Bildflug, DGM, Terrestrische Vermessung, Planung, Bauleitung, UVS, LBP Unvorhergesehenes und Aufrundung 83,000.00 DM Sum m e 5.2 5.2.1 1. 5,250,000.00 DM Hochwasser-Aktionsplan Löhne Abschnittsbeschreibung Abschnitt Länge: 9,8 km Beginn: Stadtgrenze Bad Oeynhausen/ Werste Ende: Stadtgrenze Hiddenhau- sen/Schweicheln 2. Grundriss Naturstrecken: keine Ausbaustrecken Historisch: Sielwehr bis Kronprinzenbrücke und oberhalb Wehr Kissler Ausbaustrecken Neu: Kronprinzenbrücke bis Wehr Kissler 3. Aufriss Mittleres Sohlgefälle: 1,2 0/00 Im Verlauf des Kommunalabschnitts Löhne befin- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 108 den sich 4 Stauanlagen: 1. Auslaufbauwerk HRB Löhne, 2. EMR-Wehr am Pumpwerk, 3. Wehr Kissler (Behmer Mühle), 4. Altes Oberbehmer Wehr Die Strecke befindet sich aus flussmorphologischer Sicht im Unterlauf des Flusses. 4. Talform Die Überschwemmungsflächen weisen im Kommunalabschnitt Löhne 4 charakteristische Bereiche auf. Sie werden nachfolgend gegen die Fließrichtung beschrieben. a) Der Abschnitt im Anschluss an die Stadtgrenze Bad Oeynhausen hat überschwemmte Talbreiten bis rund 1.500 m. Die ausgedehnten Flächen im Bereich Blutwiesen nördlich der Werre, deuten auf eine urzeitliche Flutrinne hin, die mitten durch Werste verläuft. b) Der Talcharakter wechselt im Ortsdurchgang Löhne-Obernbeck. Hier schrumpft die Überschwemmungsfläche auf Breiten um 500 m zusammen. Durch den Ausbau und die Eindeichung sind die ursprünglichen Flächen nicht mehr erkennbar. c) Als dritter separater Abschnitt ist der Bereich des Zuflusses der Else zu nennen. Durch die Schuttablagerungen im Lauf der Entwicklungsgeschichte der Gewässer ist hier ein flacher Talboden mit ausgedehnten Überschwemmungsflächen entstanden. Dieser Bereich wird von mehreren Verkehrswegen gekreuzt. Durch Unterführungen und andere Vorflutöffnungen spiegelt sich das Hochwasser auch in rückwärtig liegende Bereiche aus. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 109 d) Oberhalb des Ortsteiles Falscheide wird das Relief lebhafter, der Talraum enger. Die Überschwemmungsflächen benetzen nur noch ein Sohlental mit einer Breite von rund 300 m. 5. Wasserbauli- Die Werre ist im gesamten Stadtabschnitt Löhnes che Maß- in der Vergangenheit kultiviert worden. Zu unter- nahmen der scheiden sind Alt-Abschnitte und jüngere Aus- Vergangen- bauabschnitte. Zu den Alt-Abschnitten gehört der heit Ausbau mit der Randbedeichung zwischen Löhne und dem Sielwehr Bad Oeynhausen. Die Strecke in ihrem heutigen Zustand unverändert wurde Ende des 19. Jahrhunderts hergestellt. Oberwasserseitig schließt sich der Ausbau für das Hochwasserrückhaltebecken Löhne/Werre an. Er fand 1982 seinen Abschluss mit dem Ausbau der Strecke zwischen Auslaufbauwerk Schützenstraße und der Kronprinzenbrücke. Die Ausbaustrecke endet im Unterwasser des Wehres Kissler. Oberhalb schließt eine Gewässerstrecke an, die zum Zwecke der Wasserkraftnutzung und zur Verbesserung landwirtschaftlicher Nutzung mehr oder weniger umgestaltet wurde. Durch Aufgabe der Wasserkraftnutzung „Alte Oberbehmer Mühle“ und durch unterbliebene Unterhaltung entstehen mehr natürliche Strukturen. Die herausragende wasserbauliche Maßnahme im Kommunalabschnitt Löhne war die Errichtung des Hochwasserrückhaltebeckens Löhne/Werre – siehe Abschn. 4.2.4. Das HRB regelt den Hochwasserabfluss auf 380 m³/s. Zusammen mit dem Abfluss des Rehmerloh-Mennighüffener Mühlenbach beträgt der Gesamtabfluss in Bad Oeynhausen dann rund 400 m³/s. Aufgrund des begrenzten Rückhalteraumes läuft das Rückhaltebecken bei einem HQ100 allerdings über, und der Abfluss erhöht sich auf 488 m³/s (nach Einmündung Rehmerloh- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 110 Mennighüffener Mühlenbach. 6. Profilzu- Je nachdem Ausbauzeitpunkt sind die Profile stand/Unter- mehr oder weniger technisch. Auf der Strecke haltungszu- zwischen Löhne und Bad Oeynhausen im Bereich stand des Gohfelder Deichverbandes ist das Profil leistungsfähig, teilweise behindert Gehölzbewuchs den Hochwasserabfluss. Für den linksseitigen Deich wurde durch den Unterzeichner die Hochwassersicherheit untersucht (SönnichseN 1997) und festgestellt, dass die Deiche weder standsicher sind noch eine geschlossene Sicherheitslinie darstellen. Für die Standsicherheit muss dieser Sachverhalt auch für das rechte Ufer angenommen werden. Im direkten Ortsdurchgang Löhnes zwischen Albert-Schweitzer-Straße und Schützenstraße ist der Bewuchs so dicht, dass er die Abflussleistung deutlich beeinträchtigt. Das gilt vor allem für die Strecke oberhalb der Kronprinzenbrücke, deren Wasserstand-Abflussbeziehung maßgeblich für die Abflussregelung aus dem HRB ist. Weiter oberhalb – innerhalb des HRB – herrschen gleichförmige technische Querschnitte vor. Sie sind zum Teil dicht mit Gehölz bestanden. Das hat für die Hochwassersicherheit untergeordnete Bedeutung. Bis zum Erreichen der Regelabgabe sind weite Teile des Beckens ohnehin geflutet, so dass durch diese Abflussverschlechterung eine merkliche nachteilige Vorfüllung nicht anzunehmen ist. In dem historischen Abschnitt oberhalb Wehr Kissler ist das Querprofil ungleichförmig und zum Teil mit Gehölz bestanden. 7. Leistungsfä- Schadensbeginn: 350 m³/s higkeit Schadloser Abfluss einschließlich 0,5 m Freibord: Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden - m³/s Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 111 Freibord: HQ100: 8. 490 m³/s Hochwasser- Im Kommunalabschnitt Löhne sind drei Bereiche gefährdung besonders Hochwasser gefährdet. Herausragend ist der Abschnitt von der Kronprinzenbrücke bis zur Stadtgrenze Bad Oeynhausen. Aus dem oben geschilderten Sachverhalt, dass die über 100 Jahre alten Deiche nicht ausreichend standsicher sind, nicht ausreichend hoch sind und keine geschlossene Deichlinie aufweisen, muss im Bemessungslastfall mit ausgedehnten Überschwemmungen in die Talbereiche gerechnet werden. Die Entwicklung der letzten 50 Jahre seit dem Katastrophenereignis 1946 - hat durch Wohnbebauung und Gewerbeobjekte in diesen Flächen ein hohes Schadenspotenzial geschaffen. Besonders zu nennen sind die Gewerbeflächen beidseits der Albert-Schweitzer-Straße (östlich des Rathauses) und die Bebauung Werste nördlich der Werre. Die Flächen beidseits der Albert-SchweitzerStraße liegen auf einem Gelände, durch das die Werre früher geflossen ist. Sie sind durch die alte Deichanlage geschützt und daher in den Plänen als potentielles Überflutungsgebiet gekennzeichnet. Die Besonderheit der Hochwassergefährdung dieses gesamten Abschnittes ist dadurch gekennzeichnet, dass die historischen Ausbaumaßnahmen eine relativ hohe Leistungsfähigkeit haben. Das heißt, nur außergewöhnliche Hochwässer führen zu Schäden. Ereignisse bis zur Häufigkeit 20-jährlich laufen schadlos ab. Katastrophenereignisse, für die der Hochwasser-Aktionsplan und das Schutzkonzept ausgelegt sind, breiten sich dann durch Versagen der Deiche und nicht ausreichender Schutzeinrichtungen schlagartig in Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 112 weite Bereiche aus und überraschen die Betroffenen. Oberhalb der Kreuzung mit der Bundesautobahn A 30, sind weitere Gewerbeflächen betroffen (Schillenbrink). Das gilt ebenfalls für die Gewerbeflächen oberwasserseitig der Bundesbahnbrücke Dortmund-Hannover. 5.2.2 Schadenspotenzial In der Stadt Löhne liegt das Schadenspotenzial von allen betroffenen Kommunen mit ca. 88 Mio. DM Schaden bei HQ100 am zweithöchsten. 17 % der Objekte (Gewerbe) machen 81 % des Gesamtobjektschadens aus. Die Wohnbebauung ist mit 72 % der Gesamtobjektzahl nur zu 4 % am Gesamtobjektschaden beteiligt. Der mittlere Schaden liegt bei ca. 580.000 DM pro Objekt sehr hoch. Die höchsten Einzelschäden entstehen in den Gewerbegebieten Hofkamp/Gohfeld und Engebuhl. Tabelle 24: Objekte Hochwasserschadenspotenzial in Löhne Vermögen Schaden Schaden Schaden HQ50 HQ20 HQ100 Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM 136 446,56 87,56 27,85 6,94 Bei HQ20 sind die Objekte in der Kampstraße nicht mehr vom Hochwasser betroffen, die bei HQ100 durch Rückstau im Osterbach gefährdet sind. Von den insgesamt fünf potenziellen Überschwemmungsflächen, die bei einem möglichen Deichbruch entstehen, sind die Gebiete Auf dem Felde und Obernbeck/Bahnhofstr./Masch die mit den höchsten Schäden. Tabelle 25: Gemeinde Löhne Schäden innerhalb der potenziellen Überschwemmungsflächen Bereich Auf dem Felde Bünderstr./Verschiebebahnhof Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Fläche Anzahl Schaden in ha Objekte bei HQ100 30 37 59,82 4 13 0,20 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Löhne Obernbeck/Bahnhofstr./Masch Werredam/Rathausstr. 11 60 10 Seite 113 14 303 27 1,18 7,51 2,13 Die Ergebnisse sind in der Anlage 2-2 dargestellt. 5.2.3 Vorhandener Hochwasserschutz Im Bereich des Hochwasserrückhaltebecken Löhne ist die angrenzende Bebauung geschützt. 5.2.4 Hochwasservorsorge Überschwemmungsgebiet seit 1989 Alarmplan Kreis Herford nicht vorhanden. Kommunaler Alarmplan nicht vorhanden. Löhne ist in den Melde- und Alarmplan für das HRB Löhne/Werre einbezogen. 5.2.5 Maßnahmen Der Maßnahmeschwerpunkt für den Hochwasser-Aktionsplan Löhne ist die Sicherung der Werre-Aue auf dem Abschnitt zwischen Kronprinzenbrücke und Sielwehr Bad Oeynhausen. Weil die Überschwemmungen nicht an politischen Grenzen Halt machen, müssen Schutzmaßnahmen gemeinsam von beiden Kommunen oder dem Werre-Wasserverband geplant und umgesetzt werden. Die Beschreibungen für diesen Abschnitt sind daher in beiden Kommunalplänen gleich. Der Streckenabschnitt war in der Vergangenheit des öfteren Diskussionsgegenstand für die Wasserbehörden und die Anliegergemeinden, um die Angleichung der Hochwassersicherheit an die anschließenden Abschnitte voranzubringen. In einer generellen Untersuchung des Leichtweiß-Institutes, Braunschweig aus dem Jahre 1963 war vorge- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 114 sehen, auch diese Strecke auf eine größere Leistungsfähigkeit auszubauen. Aus verschiedenen Gründen ist der Ausbau bisher unterblieben. Eine Sanierung und Vervollständigung des Hochwasserschutzes auf der jetzigen Deichtrasse ist aufwendig (SÖNNICHSEN 1998) und aus wasserwirtschaftlicher Sicht nicht empfehlenswert. Es würde die Aue als natürlicher Retentionsraum größtenteils vom Gewässer abgetrennt. In dem Sanierungskonzept wurde der Vorschlag unterbreitet, die jetzige Deichlinie teilweise aufzugeben. Dieser Vorschlag wurde in einer Maßnahmenplanung des Umweltinstitutes Höxter (UIH 2000) aufgegriffen. Die folgenden Maßnahmenvorschläge bauen darauf auf. Um nicht alte Fehler zu wiederholen, werden in diesem Abschnitt sowohl der Hochwasserschutz verfolgt als auch eine natürliche Gewässerentwicklung berücksichtigt. Es gelten folgende Ziele: 1. Hochwasserschutz beidseitig der Werre von Kronprinzenbrücke bis Sielwehr 2. Wiederherstellung von natürlichem Retentionsraum 3. Freihalten einer potentiell natürlichen Trasse eines natürlichen Grundrisses. Für das Ziel 1 wird eine Sicherheitslinie definiert, die nicht mehr überall der Deichtrasse entspricht. Entlang dieser Sicherheitslinie, die der künftigen Überschwemmungslinie bei Hochwasser entspricht, ist der Hochwasserschutz sicherzustellen. Teilweise liegt die Sicherheitslinie auf der bestehenden Deichtrasse. Zur besseren Übersichtlichkeit werden die Maßnahmen entlang dieser Linie in einzelne Abschnitte unterteilt: 5.2.5.1 Nördliches Ufer Hochwasserschutz Werste Dieser Abschnitt umfasst die nördliche Sicherheitslinie vom Sielwehr Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 115 bis oberwasserseitig der Brückenstraße. Von der Brückenstraße bis zu den Wochenendhäusern an der Stadtgrenze Bad Oeynhausen, ist der bestehende Deich nach den anerkannten Regeln der Technik zu sanieren. Oberhalb muss ein Anschluss des Deiches an den hochwasserfrei liegenden Teil der Vogteistraße erfolgen. Unterhalb, im Bereich Werster Masch, ist die Deichlinie aufzunehmen und bis zum Sielwehr hochwasserfrei anzuschließen. Während die geplante Deichtrasse (SÖNNICHSEN 1998) auf dem Kanutenweg verläuft, sieht eine Alternative (UIH 2000) eine Rückverlegung der Trasse nördlich der Sportplätze vor. Dadurch bleibt mehr Retentionsraum erhalten. Welche Trasse letztlich gewählt wird, sollte mit der Kommune, der Wasserwirtschaftsverwaltung und dem Werre-Wasserverband abgestimmt werden. Der Rückstau in den Blutwiesenbach gefährdet einzelne Objekte im Bereich der Blutwiesen. Wasserbauliche Maßnahmen sind hier unverhältnismäßig aufwendig. Es wird Objektschutz an den einzelnen Gebäuden empfohlen. Hochwasserschutz Ostscheid Dieser Abschnitt sichert die Bebauung Ostscheid und Börstel. Eine Verwallung, die an der Börstelstraße zu beginnen hat und an der hochwasserfrei errichteten Kläranlage anschließt, schützt die Bebauung Ostscheid und Börstel. Auch hier sind zwei Trassenvarianten möglich. Hochwasserschutz Binderbruch Bei diesen Maßnahmen handelt es sich um kleinere Baumaßnahmen, die detailliert im Sanierungskonzept (SÖNNICHSEN, 2000) enthalten sind. 5.2.5.2 Südlich der Werre Hochwasserschutz Gohfeld In diesem Bereich verläuft die Schutzlinie entlang der Autobahn A 30. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 116 Zwischen der Autobahn und der Löhner Straße wird der Hochwasserspiegel möglicherweise durch Einleitungsbauwerke bzw. auch durch den Osterbach südlich der A 30 ausgespiegelt. Hier ist die Gefährdung durch örtliche Erkundungen zu prüfen und durch Objektschutz oder Geländeaufhöhung Hochwassersicherheit herzustellen. Gegen den Rückstau aus dem Mühlenbach, wird im Bereich der Mühlenwerke eine Verwallung vorgeschlagen. Hochwasserschutz Gewerbegebiet östlich Rathaus Löhne Bei diesem Bereich handelt es sich um eine Fläche mit sehr hohem Schadenspotenzial. Sie wird derzeit durch den Damm der Bundesautobahn und den Werre-Deich geschützt. Der Werre-Deich ist auf gesamter Linie entsprechend den anerkannten Regeln der Technik zu sanieren. Im Bereich der Bundesautobahn ist zu prüfen, inwieweit durch Einleitungsbauwerke eine ungewollte Ausspiegelung des Hochwassers in das tiefliegende Gewerbegebiet erfolgen kann. Ziel 2: Retentionsraumgewinnung Die Wiederanbindung des links- und rechtsseitig der Deiche vorhandenen Vorlandes als Retentionsraum kann über schwellenartige Absenkungen in der jetzigen Deichtrasse erfolgen. Sie dienen sowohl dem Füllen als auch dem Entleeren der Vorlandpolder. Ihre Anordnung kann dem Lageplan 3.Werre-2 entnommen werden. Durch diese Deichöffnungen entsteht oberwasserseitig der Brückenstraße eine begünstigende Spiegelabsenkung. Ziel 3: Naturnahe Entwicklung In dem Abschnitt Werre-Aue ist die letzte Möglichkeit einer naturnäheren Entwicklung für die untere Werre gegeben. In Abstimmung mit Landschaftsökologen des UIH wurde eine Trasse strichpunktiert eingetragen, die einen natürlichen Verlauf auf historischen Wegen darstellt. Sie steht der Hochwasserschutzplanung nicht entgegen. Eine Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 117 Realisierung dieses Verlaufes durch die eigene Kräfte des Flusses muss künstlich angestoßen werden. Als Flutmulde für den außergewöhnlichen Hochwasserabfluss muss die jetzige Trasse mindestens erhalten bleiben. 5.2.5.3 Voraussetzungen Für die lokalen Schutzmaßnahmen ist zu klären, welcher Abfluss als Bemessungsgrundlage zu verwenden ist: · BHQ = 380/400 m³/s (Regelabgabe HRB Löhne mit gepl. HRB Wiembecke und gepl. HRB Werre/Werre) · BHQ = 494/491 m³/s (HQ100 Bestand) Eine Bemessung auf die Regelabgabe setzt die Realisierung der zusätzlichen Becken voraus. Damit ist nicht innerhalb von 15 bis 20 Jahren zu rechnen. Wird der höhere Abfluss des Ist-Zustandes zugrundegelegt, leisten die realisierten lokalen Anlagen nach Fertigstellung der HRB einen höheren Schutzgrad. Die vorstehend beschriebenen Maßnahmen sind umfangreich und aufwendig. Sie erfordern eine genaue Kenntnis der Geländeverhältnisse, der Gewässerprofile und der Situation der gefährdeten Objekte. Als Grundlage für Planungen sollte daher das derzeitige Geländemodell durch eine aktuelle Überfliegung erneuert und verfeinert werden. Dazu müssen durch terrestrische Aufnahmen am Rande der Überschwemmungsgrenzen, Objekte und Geländekanten aufgenommen werden. Erst dadurch ist man in der Lage, die hydraulischen Verhältnisse über Profile, die sich auf den Talraum ausdehnen lassen, nachzubilden. Auch dann erst sind detaillierte Planungen für Schutzmaßnahmen möglich. Wegen der besonderen Verhältnisse ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aus Wasserbau-Wasserwirtschaft, Landschaftsökologie und Stadtplanung nötig. Außer dem Planungsaufwand sind entsteht durch die Vielzahl Beteilig- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 118 ter ein hoher Verfahrensaufwand. Es bietet sich an für dieses Projekt eine eigene kleine Arbeitsgruppe zu bilden. 5.2.5.4 Sonstige Oberhalb der Einmündung Else im Bereich Schillenbrink sind Gewerbeflächen gefährdet. Hier kann durch eine Verwallung der Bereich abgeschirmt werden. Oberhalb der Bahnbrücke Dortmund-Hannover sind Lagerhallen gefährdet. Hier wird Geländeaufhöhung oder Objektschutz empfohlen. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Tabelle 26: Seite 119 Kostenschätzung Maßnahmen Löhne Kostenschätzung Hochwasser - Ak tionsplan Löhne i. V. m it Bad Oeynhausen Lei stun g en M en g e Ei n h . EP Gesa m tk osten Pos. 1 Hochwasserschutz Werre-Aue Werste Sanierung des bestehenden Deiches von der Stadtgrenze bis zu den Wochenendhäusern 300.0 m 900.00 DM 270,000.00 DM Verlängern des Deiches aus vorhergehender Pos. in der Werster Masch 1000.0 m 900.00 DM 900,000.00 DM Deich von Brückenstraße bis 375.0 m 500.00 DM 187,500.00 DM 700.00 DM 560,000.00 DM Pos. 2 Hochwasserschutz Werre-Aue Ostscheid Deich herstellen von Kläranlage bis Ludwigstraße/ Verlängerung Börstelstraße 800.0 m Pos. 3 Hochwasserschutz Werre-Aue Binderbruch Geländeaufhöhung Marktkauf und Sportplatz, Deichrückbau Binderbruch 30,000.00 DM pau Pos. 4 Hochwasserschutz Werre-Aue Gohfeld Deich herstellen Haferflockenmühle/ O sterbach 700.00 DM 70,000.00 DM Rückstausicherungen durch BAB 30 Damm pauschal 40,000.00 DM O bjektschutz (Löhne gesamt) pauschal 439,500.00 DM Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden 100.0 m Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 120 Pos. 5 Hochwasserschutz Werre-Aue Gewerbegebiet östlich des Rathauses Sanierung des bestehenden Deiches von BAB30 bis Tennisplatz 900.0 m 1,000.00 DM 900,000.00 DM pauschal 130,000.00 DM Rückstausicherungen im BAB 30 Damm von Werre bis Kleeblatt Pos. 6 Hochwasserschutz Werre-Aue Retentionsraum-Rückgewinnung Herstellung von Deichscharten als Flutöffnungen Bau einer Flutmulde uh. Brückenstraße, linkes Vorland 6.0 Stck 600.00 20,000.00 DM 120,000.00 DM 700.00 DM 420,000.00 DM pauschal 650,000.00 DM pauschal 450,000.00 DM m Grunderwerb, Entschädigung Pos. 7 Hochwasserschutz Werre-Aue N ebenkosten Bildflug, DGM, Terrestrische Vermessung, Planung, Bauleitung, UVS, LBP Unvorhergesehenes und Aufrundung 83,000.00 DM Sum m e 5.3 5.3.1 1. 2. 5,250,000.00 DM Hochwasser-Aktionsplan Kirchlengern Abschnittsbeschreibung Else Abschnitt Grundriss Länge: 5,2 km Beginn: Mündung in Werre Ende: Barrenbruch, Stadtgrenze zu Bünde Naturstrecken: Oberhalb der Bahnlinie BündeHerford bis zum Kraftwerk EMR und oberhalb Einmündung Brandbach im Naturschutzgebiet Elseaue Ausbaustrecken historisch: vom EMR-Wehr entlang der Bahnlinie in Kirchlengern Ausbaustrecken Neuzeit: Einmündung in die Werre bis zur Bahnlinie Bünde-Herford (Becken- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 121 bereich HRB Löhne/Werre) Die Strecke befindet sich aus flussmorphologischer Sicht im Unterlauf des Flusses. 3. Aufriss Mittleres Sohlgefälle: 0,8 0/00 . Der Aufriss wird von mehreren Stauanlagen geprägt: 1. Sohlschwelle im Bereich der ehemaligen Kläranlage, 2. EMR-Wehr und 3. Brausemühle. 4. Talform Am Zusammenfluss mit der Werre liegen ausgedehnte Überschwemmungsflächen. Sie werden noch vergrößert durch den Einstau des HRB Löhne/Werre. Die Breite der Überflutungsflächen liegt im Mittel bei 500 m. In Kirchlengern-Ort durchfließt die Else einen Engpass. Erst oberhalb liegen wieder ausgedehnte Überschwemmungsflächen mit mittleren Breiten von 300 m vor. Dieser Charakter reicht bis Bünde. Es handelt sich um das Naturschutzgebiet Elseaue. 5. Wasserbauli- Durch den Bau der Bahnlinie und die Errichtung che Maß- von zwei Mühlen, ist der Ortsdurchgang Kirchlen- nahmen der gern durchweg umgestaltet. In den 70er Jahren Vergangen- des vorigen Jahrhunderts wurde die Else im Be- heit reich Einmündung Werre bis zur Bahnlinie Bünde-Herford als Bestandteil des Hochwasserrückhaltebeckens Löhne/Werre umfassend ausgebaut. 6. 7. Profilzu- Innerhalb des HRB sind die Profile ebenmäßig stand/Unter- und nur wenig mit Gehölz bestanden. Die übrige haltungszu- Strecke weist sehr ungleichförmige Profile mit stand stark bewachsenen Böschungen auf. Leistungsfä- Schadensbeginn: higkeit o.h. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden 90 m³/s Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 122 B239 alt Schadloser Abfluss einschließlich 0,5 m 8. Freibord: 50 m³/s HQ100: 137,6 m³/s Hochwasser- Im Bereich der Brausemühle werden im tieflie- gefährdung genden linken Vorland Objekte bei Hochwasser überschwemmt. Oberhalb der B 239 liegen mehrere Objekte an den Straßen Finkenbusch und Inselweg im Überschwemmungsgebiet. Im hydraulischen Längsschnitt ist sichtbar, dass die Wasserspiegellage oberhalb der B 239 – Straßenbrücke – einen deutlichen Sprung aufweist. Ursache hierfür ist ein Drempel unter der Straßenbrücke, der deutlich aus dem Sohlverlauf herausragt. Hochwasserschutzmaßnahmen sind nicht vorhanden. 5.3.2 Schadenspotenzial Die Gemeinde Kirchlengern liegt mit rund 2 Mio. DM Schaden bei HQ100 von allen betroffenen Kommunen in der Schadensstatistik am niedrigsten. Obwohl fast 6 % der Gemeindefläche bei einem HQ100 überflutet würde, gibt es aufgrund der geringen Objektanzahl und der nur geringen Gewerbebebauung (5 %) keine hohen Schäden. Dreiviertel der Objekte sind Wohnhäuser, die auch fast 80 % des Gesamtschadens ausmachen. Der mittlere Schaden liegt bei ca. 34.000 DM pro Objekt. Die höchsten Einzelschäden entstehen an der Wohnbebauung in der Straße Finkenbusch. Tabelle 27: Objekte Hochwasserschadenspotenzial in Kirchlengern Vermögen Schaden Schaden Schaden HQ50 HQ20 HQ100 Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM 38 13,50 2,09 1,82 0,76 Die Ergebnisse sind in der Anlage 2-3 dargestellt. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre 5.3.3 Seite 123 Hochwasservorsorge Gesetzliches Überschwemmungsgebiet seit 1994. Alarmplan Kreis Herford nicht vorhanden. Kommunaler Alarmplan fehlt. 5.3.4 Maßnahmen Die stark überhöhte Sohle unter dem Brückenbauwerk Lübbecker Straße/B239 bewirkt einen Wasserspiegelanstieg oberhalb des Durchlasses. Die Sohle ist an das durchschnittliche Gefälle des übrigen Verlaufes anzupassen. Dadurch ergibt sich eine Wasserspiegelsenkung, das Gefährdungspotential oberhalb der Brücke wird gemindert. Die Standsicherheit des Bauwerkes darf nicht beeinträchtigt werden. Eine umfassendere Maßnahme wäre die Aufgabe der Stauanlage. Die Brausemühle ist ein nicht mehr genutztes Hindernis, sowohl hydraulisch als auch ökologisch. 1996 ist vom Elektrizitätswerk MindenRavensberg bereits ein Konzept zur Gestaltung der ökologischen Durchgängigkeit in Auftrag gegeben worden. Es wäre im Zuge dessen in Betracht zu ziehen, die gesamte Anlage zu beseitigen und das Staurecht abzulösen. Attraktiv gestaltet wäre diese Maßnahme eine Bereicherung für die Anwohner und ihre Umwelt. Ferner wird damit die Überschwemmungsgefahr gesenkt und eine Sanierung wäre unnötig. Ergänzend wird für die betroffenen Gebäude in Kirchlengern Objektschutz als Eigenleistung der Eigentümer vorgeschlagen – siehe Anlage Muster Objektschutz. Die Profile innerhalb des Stadtdurchganges sind von abflusshinderndem Bewuchs zu befreien. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Tabelle 28: Seite 124 Kostenschätzung Maßnahmen Kirchlengern Kostenschätzung Hochwasser - Ak tionsplan Kir chlenger n - Else Lei stun g en M en g e Ei n h . EP Gesa m tk osten Gewässer Verwallung Häuser " An der Else", "Rottkamp" 400 m Umgestaltung/ Abriss Wehranlage Brause Mühle Profilumgestaltung (Umgehungsgerinne) Brause Mühle bis oberhalb B239, Beseitigung der Sohlbefestigung im Brückenbauwerk 4400 m³ 500.00 DM 200,000.00 DM pauschal 150,000.00 DM 50.00 DM 220,000.00 DM pauschal 198,000.00 DM Sonstiges O bjektschutz Bauleitung, Unvorhergesehenes und Aufrundung 80,000.00 DM 848,000.00 DM Sum m e Anmerkung: Maßnahmekosten in Verbindung mit Herstellen der Durchgängikeit 5.4 5.4.1 1. Hochwasser-Aktionsplan Bünde Abschnittsbeschreibung Abschnitt Länge: 8,0 km Beginn: Barrenbruch, Gemeindegrenze zu Kirchlengern Ende: 2. Grundriss Unterahle Naturstrecken: Naturschutzgebiet Elseaue Ausbaustrecken Historisch: Zulauf zur Elsemühle Ausbaustrecken 20. Jahrhundert: Stadtdurchgang Bünde bis nach Bruchmühlen. Abbildung 28 zeigt die Planung der kommunalen Elseregulierung in Bünde von 1926 [ZUR VERFÜGUNG GESTELLT DURCH HERRN W ITTLER, Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden STADT BÜNDE]. Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Abbildung 28: 3. Aufriss Seite 125 Elseregulierung in Bünde, 1926 Mittleres Sohlgefälle: 0,8 0/00 . Der Längsschnitt wird durch 2 Stauanlagen unterbrochen: Elsemühle – unterhalb Bünde und Nienburger Wehr – oberhalb Bünde 4. Talform Im Naturschutzgebiet unterhalb Bünde hat die Else ausgedehnte Überschwemmungsflächen mit einer mittleren Breite von 300 m. Der eigentliche Stadtdurchgang stellt einen Engpass dar, der vermutlich auch die Siedlung an dieser Stelle begünstigt hat. Oberhalb Bünde öffnet sich ein weiter Talraum mit einer größten Ausdehnung der Überschwemmungsfläche von 1.500 m. Diese Talgestalt setzt sich im Prinzip fort bis über die niedersächsische Landesgrenze und oberhalb nach Melle. Ursache ist, dass die Else hier auf einer erdgeschichtlich frühen Trasse der Weser verläuft. Mit diesen enormen Ausdehnungen ist auch eine außergewöhnliche Retentionswirkung bei Hochwasser verbunden, die für Bünde und Kirchlengern vorteilhaft ist. 5. Wasserbauli- Beherrschende wasserbauliche Maßnahme der che Maß- Vergangenheit ist der hochwasserfreie Ausbau nahmen der des Stadtdurchganges Bünde (um 1930). Ober- Vergangen- halb schließt sich der nicht hochwasserfreie Aus- heit bau mit der Aufteilung im Bereich Borrenkamp in Neue Else und Else an. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre 6. Profilzu- Die Beschreibung des Profilzustandes kann in stand/Unter- drei charakteristische Abschnitte unterteilt wer- haltungszu- den: stand Seite 126 a) Unterhalb Bünde hat die Else ein Naturprofil, dessen Böschungen dicht bewachsen sind. Der Querschnitt ist stark ungleichförmig. Leistungsträger im Hochwasserfall ist das Vorland, das meist aus Grünlandflächen besteht. b) Im Stadtdurchgang Bünde ist der Querschnitt für die Gewässergröße überbreit. Die angrenzenden Ufer sind Gras bestanden, Profil und Vorländer sind sehr ebenmäßig. In Verbindung mit dem gestreckten Grundriss ist dieser Querschnitt sehr leistungsfähig. c) Oberhalb des Stadtdurchganges – mit Beginn der Einlauftrompete im Bereich LevisonStraße - herrscht noch das Ausbauprofil vor. Allerdings sind die Uferkanten hier mit Gehölzen bestanden. Im weiteren Verlauf liegt die Elsetrasse wie ein Verkehrsweg im Gelände. 7. Leistungsfä- Schadensbeginn: 120 m³/s higkeit Bünde Schadloser Abfluss einschließlich 0,5 m 8. Freibord: 80 m³/s HQ100: 125,3 m³/s Hochwasser- Der erste Abschnitt mit gefährdeten Objekten gefährdung liegt gegenüber der Elsemühle im Bereich der Kläranlage. Nach den jetzigen Ergebnissen ist die Gefährdung geringer, als sie in den gesetzlichen Überschwemmungsgebietskarten ausgewiesen ist. Der weitere Verlauf – der eigentliche Ortsdurchgang von der Franz-Werfel-Straße bis zur Levison Straße – ist mit zwei Ausnahmen hochwas- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 127 serfrei: Im Bereich Wasserbreite spiegelt sich der Hochwasserstand über ein einmündendes Nebengewässer hinter die Sicherheitslinie aus und des weiteren ist das Untergeschoss des Rathauses gefährdet. Oberhalb Levison-Straße sind sowohl auf der rechten Seite Gebäude im ungeschützten Vorland gefährdet, als auch Gewerbeobjekte, die im Bereich Ernst-Reuter-Straße, Tonstraße, Elsedamm liegen. Das Sicherheitsniveau von der Levison-Straße bis an den Autobahndamm ist hoch, reicht aber nicht aus. Das 100-jährliche Hochwasser überflutet die Deiche und führt zu außerordentlichen Schäden in den dahinterliegenden hochwertigen Bereichen. Durch die Ausspiegelung der Hochwasserstände über den Sunderbach reicht die Gefährdung bis nördlich der Autobahn und der Osnabrücker Straße. In der Borrenkamp-Talschüssel von der Autobahn bis zur Einmündung des Mühlenbaches sind beidseits der Else einzelne Objekte betroffen. Oberhalb des Nienburger Wehres ist die Else eingedeicht. Die Eindeichung wird nicht mit dem gesamten Abfluss belastet weil, die Else in Oberahle ausufert und nach rechts dem Taltiefsten folgt, um dann in Unterahle und im weiteren Verlauf einzelne Gebäude zu gefährden. Das Hochwasser wird oberhalb Borrenkamp bis in das Hückermoor hinein ausgespiegelt. 5.4.2 Schadenspotenzial Die Stadt Bünde weist aufgrund des hohen Anteils an Gewerbe/Industrie-Objekten innerhalb der Überschwemmungsflächen HQ100 mit rund 25 Mio. DM ein hohes Schadenspotenzial auf. 13 % der Ob- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 128 jekte (Gewerbe) machen 75 % der Gesamtobjektschäden aus. Die Wohnbebauung ist mit 62 % der Objekte nur zu 18 % am Gesamtobjektschaden beteiligt. Der mittlere Schaden liegt bei ca. 112.000 DM pro Objekt. Die höchsten Einzelschäden entstehen in dem Gewerbegebiet Ernst-Reuter-Straße/Thon-straße, das durch einen Deich nur bis zum HQ20 geschützt wird. Tabelle 29: Objekte Hochwasserschadenspotenzial in Bünde Vermögen Schaden Schaden Schaden HQ50 HQ20 HQ100 Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM 194 125,32 25,25 11,61 2,48 Im Gebiet Kösterkamp entstehen durch den Rückstau im Sunderbach bei einem HQ20 noch über eine halbe Millionen DM Schaden. Von den vier potenziellen Überschwemmungsflächen ist das Gebiet Ernst-Reuter-/Bahnhof-Straße das mit dem höchsten Schaden bei einem möglichen Dammbruch. Tabelle 30: Schäden innerhalb der potenziellen Überschwemmungsflächen Gemeinde Bereich Bünde Bismarkstr./Nordring/Goethepl. Ernst-Reuter-/Bahnhof-Straße Kleiner Bruch/Wittemeierstr. Niedernkamp/Karrenbruch Fläche Anzahl Schaden in ha Objekte bei HQ100 6 34 10 29 Die Ergebnisse sind in der Anlage 2-4 dargestellt. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden 6 263 20 12 0,98 13,08 1,69 0,80 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre 5.4.3 Seite 129 Vorhandener Hochwasserschutz Durch großzügige Querprofile und Deiche ist Bünde weitgehend hochwasserfrei. Maßgeblich für die Sicherheit dieser ausgebauten und eingedeichten Strecke sind 1. der Erhalt der Leistungsfähigkeit des Fließquerschnittes, 2. die Höhe des Sicherheitsniveaus an den Deichen und 3. der freie Auslauf des Hochwassers Richtung Elsemühle. Bei dem geringen Talgefälle wirken sich Verschlechterungen in der Else-Aue unmittelbar Wasserstand erhöhend in den Ortsdurchgang aus. 5.4.4 Hochwasservorsorge Gesetzliches Überschwemmungsgebiet seit 1994. Alarmplan Kreis Herford nicht vorhanden. Ein kommunaler Alarmplan existiert, war aber nicht aufzutreiben. 5.4.5 Maßnahmen Bei den vorhandenen Deichen handelt es sich um alte Hochwasserschutzeinrichtungen, die nicht mehr den anerkannten Regeln der Technik entsprechen. Die Krone hat kein einheitliches Niveau, um ein Extremereignis abzuwehren und die Böschungen sind mit Bäumen bestanden (Hohlraumbildung durch Wurzeln). Um die hochwertige Bebauung oberhalb der Levisonstraße zu schützen, sollte der Elsedamm und die daran angrenzende Sachsenstraße auf ein hochwasserfreies, einheitliches Niveau gebracht werden. Einschließlich Freibord sind Aufhöhungen zwischen 0,5 m und 1,1 m erforderlich. Um die Auswirkungen des Rückstaus am einmündenden Sunderbach zu verhindern, wird die Errichtung eines Sperrwerkes an dem Damm Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 130 der Osnabrücker Straße vorgeschlagen. Der Durchlass ist mit einer Rückschlagklappe versehen, um den Rückstau der Else hinter den Damm zu vermeiden. Auf Grund der großen Ausdehnung des Überschwemmungsgebietes oberhalb des Stadtdurchganges lassen sich die vereinzelten und weit zerstreuten Gebäude wirtschaftlich nur mit Hilfe des Objektschutzes schützen -siehe Anlage Muster Objektschutz. Für Neubauten wird eine Höhenempfehlung ausgegeben. Tabelle 31: Kostenschätzung Maßnahmen Bünde Kostensch ätzu ng Hochwa sser - Ak tion spla n Bü nde - Else Lei stun g en M en g e Ei n h . EP Gesa m tk osten Gewässer Damm- und Straßenaufhöhung Elsedamm 3500 m³ 55.00 DM 192,500.00 DM 1 Stck pauschal 60,000.00 DM pauschal 879,000.00 DM Sperrwerk mit Rückschlagklappe Schieber DN ggf. Mahlbusen Sonstiges O bjektschutz Bauleitung, Unvorhergesehenes und Aufrundung 97,500.00 DM Sum m e 5.5 5.5.1 1. 1,229,000.00 DM Hochwasser-Aktionsplan Hiddenhausen Abschnittsbeschreibung Abschnitt Länge: 4,3 km Beginn: Stadtgrenze Löhne/Falscheide Ende: Stadtgrenze Herford/Düsedieksbach Der Kommunalabschnitt Hiddenhausen hat auf der ganzen Länge eine gemeinsame Grenze mit Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 131 der Stadt Herford. Hiddenhausen liegt auf der linken Werreseite, Herford auf der rechten. Die Beschreibung für diesen Abschnitt ist auf beiden Kommunalaktionsplänen identisch. 2. Grundriss Naturstrecken: keine Ausbaustrecken Historisch: Auf dem gesamten Abschnitt ist die Werre mehr oder weniger für die landwirtschaftliche Nutzung ausgebaut worden. Der Grundriss ist in Teilen natürlich. 3. Aufriss Mittleres Sohlgefälle: 0,12 0/00 Auf der Strecke befinden sich keine Stauanlagen. 4. Talform Es liegt ein Sohlental vor, dessen überschwemmte Breiten zwischen 150 m und 400 m liegen. In diesem Sohlental hat die Werre oder der Mensch an die Uferkanten angrenzende Vorlandbereiche teilweise abgetragen, so dass ein dreiteiliges Talquerprofil entstanden ist: FlussschlauchHochflutbereiche-urzeitliche Talsohle. 5. 6. Wasserbauli- Für die Zwecke der Landeskultur sind vermutlich che Maß- in früheren Zeiten Mäanderschleifen beseitigt nahmen der worden. Von geringen Ausnahmen abgesehen, Vergangen- sind die Böschungsfüße mit Steinschüttung gesi- heit chert. Profilzu- In den letzten Jahren haben praktisch keine Un- stand/Unter- terhaltungsarbeiten mehr stattgefunden. Dadurch haltungszu- sind ungleichförmige Querschnitte entstanden, so stand weit der Fluss natürliche, nicht steinbewehrte Ufer bearbeiten konnte. 7. Leistungsfähigkeit Schadensbeginn: Eickhof 300 m³/s Kartel 320 m³/s Schadloser Abfluss einschl. 0,5m Freibord: Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Eickhof Kartel HQ100: 8. Seite 132 205 m³/s 240 m³/s 365 m³/s Hochwasser- Im Abschnitt Hiddenhausen sind prinzipiell zwei gefährdung Bereiche hochwassergefährdet. Es handelt sich um Siedlungsflächen im Ortsteil Bermbeck, im Besonderen um den Jugendhof Eickhof. Oberwasserseitig liegt die Siedlungsfläche Kartel teilweise im Überschwemmungsgebiet. Beide Siedlungsbereiche liegen auf höherliegenden Bereichen des Tales. Sie werden vom Hochwasser mehr oder weniger nur benetzt. Eine detaillierte Darstellung der Gefährdung bedarf einer terrestrischen Aufnahme des Geländes und der Objekte. Hochwasserschutzmaßnahmen sind nicht bekannt. Jedoch fallen die Gefährdungen durch die geplanten Maßnahmen des HWS durch Rückhaltungen weg. 5.5.2 Schadenspotenzial Die Gemeinde Hiddenhausen ist mit rund 23 km² die kleinste Gemeinde im Untersuchungsgebiet, das Schadenspotenzial liegt bei ca. 4 Mio. DM. Etwa 2,7 % der Gemeindefläche ist von Hochwasser bei einem HQ100 überschwemmt. Mit rund 85 % des Gesamtobjektschadens sind hauptsächlich Ein- und Mehrfamilienwohnhäuser vom Hochwasser betroffen. 12 % des Gesamtschadens entstehen an Schulen. Gewerbe und Industriebetriebe sind in Hiddenhausen nicht betroffen. Der mittlere Schaden liegt bei ca. 63.000 DM pro Objekt. Die höchsten Einzelschäden entstehen an der Wohnbebauung in Bermbeck und an Schul- und Sporteinrichtungen in Eickhof. Tabelle 32: Objekte Hochwasserschadenspotenzial in Hiddenhausen Vermögen Schaden HQ100 Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Schaden HQ50 Schaden HQ20 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Mio. DM 56 Mio. DM 32,04 Seite 133 Mio. DM 4,12 Mio. DM 2,64 1,10 Die mittlere Schadenserwartung liegt bei 99.000 DM pro Jahr. Die Ergebnisse sind in der Anlage 2-5 dargestellt. 5.5.3 Hochwasservorsorge Gesetzliches Überschwemmungsgebiet seit 1989 Alarmplan Kreis Herford/Hiddenhausen nicht vorhanden. 5.5.4 Maßnahmen Linienschutzmaßnahmen sind in diesem Bereich nicht erforderlich. Die Hochwassersicherheit wird durch die geplanten HRB des WerreWasserverbandes Herford hergestellt – siehe HWS WWV. Bestimmte Maßnahmenkombination dieses Planes stellen das nötige Freibord nicht immer sicher. Daher ist in den hochwasserempfindlichen Abflussgebieten das Gewässer und das Vorland leistungsfähig zu halten. In Kartel ist ergänzend Objektschutz in Erwägung zu ziehen, im Gewerbegebiet Falscheide sind die Oberkanten des Fertigfußbodens auf Hochwassersicherheit zu prüfen. Tabelle 33: Kostenschätzung Hiddenhausen Kostenschä tzun g Hoch wa sser - Ak tionspla n Hidd en ha u sen Lei stun g en M en g e Ei n h . O bjektschutz Voraussetzung Hochwasserschutz durch Rückhaltung (WerreWasserverband Herford) Summe 5.6 EP pauschal Gesa m tk osten 456,000.00 DM 456,000.00 DM Hochwasser-Aktionsplan Herford Herford wird von der Werre und der Aa durchflossen. Für beide folgen Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 134 getrennte Abschnittsbeschreibungen. 5.6.1 5.6.1.1 1. Abschnittsbeschreibung Abschnittsbeschreibung Aa Abschnitt Länge: 8,4 km Beginn: Mündung Werre Ende: Einmündung Milser Bach, Stadtgrenze Bielefeld 2. Grundriss Naturstrecken: keine Ausbaustrecken Historisch: Gesamte Strecke Der Grundriss der Aa ist auf der gesamten Strecke durch historische Ausbaumaßnahmen geprägt. Diese liegen - oberhalb der B 239 – zwar schon so weit zurück, dass sich natürliche Strukturen wieder andeuten, aber vor Ort sind noch die Relikte der Ausbaumaßnahme zu erkennen. Im Stadtgebiet wird der Grundriss durch die historische Stadtentwicklung bestimmt. Hier mögen Wasserkraftnutzung und Verteidigung eine Rolle gespielt haben. Der historische Stadtkern wird von der Aa und dem Stadtgraben eingeschlossen. Beide haben für den Hochwasserabfluss Bedeutung. 3. Aufriss Mittleres Sohlgefälle: 1,5 0/00 . Der Aufriss wird geprägt durch den Stau Radewiger Mühle am EMR-Verwaltungsgebäude. Im Stadtgebiet Herford als auch in der Freilandstrecke oberhalb der B 239 befinden sich Grundschwellen. 4. Talform Am Zusammenfluss mit der Werre im Stadtgebiet Herford ist das Tal völlig überprägt von der Bebauung. Die Annahme, dass beide Gewässer hier im Laufe der erdgeschichtlichen Entwicklung ausgedehnt sedimentiert haben, lässt vermuten, Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 135 dass die Talform ausgedehnt und eben ist. Einen Hinweis darauf gibt das hölzerne, historische Stadtmodell im Heimatmuseum Herford. Oberhalb der Eisenbahnlinie Herford-Altenbeken, wird das überschwemmte Tal schmal, hat ein klar abzugrenzendes Überschwemmungsgebiet, das bis nach Bielefeld hinauf eine mittlere Breite von 150 m hat. Seine Talkanten sind gut erkennbar. 5. Wasserbauli- Die Aa ist auf der gesamten Strecke ausgebaut che Maß- worden. Eine Reihenfolge der Ausbaumaßnah- nahmen der men kann wegen fehlender Unterlagen nicht an- Vergangen- gegeben werden. Dem Erscheinen nach jüngste heit Maßnahme ist der Ausbau der Aa oberhalb der Radewiger Mühle bis zu den Gewerbeflächen oberhalb der B 239. 6. Profilzu- Im eigentlichen Ortsbereich von der Einmündung stand/Unter- in die Werre bis zur B 239, weist die Aa gleich- haltungszu- mäßige, mehr oder weniger technische Quer- stand schnitte auf, die von der Stadt Herford gut unterhalten werden. Oberhalb ist folgende Besonderheit zu nennen. Durch die erhöhten Abflüsse aus dem Stadtgebiet Bielefeld und das weiche, sandige Bettungsmaterial des Talgrundes, hat sich die Aa breit und sehr tief eingegraben. Vermutlich bewahren die aus Pflastersteinen festgefügten alten Sohlenschwellen – die noch sichtbar sind – lokal weitere Eintiefungen. Das Profil der Aa ist sehr ungleichmäßig und hat mit der Zeit natürliche Strukturen entwickelt. 7. Leistungsfähigkeit Schadensbeginn: Steintor 105 m³/s Bielefelder Str./Hermannstr. 95 m³/s Humana 105 m³/ Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 136 Schadloser Abfluss einschließlich 0,5 m Freibord: Steintor 85 m³/s Bielefelder Str./ Her- 8. mannstr. 65 m³/s Humana 75 m³/s HQ100: 158,9 m³/s Hochwasser- Herford wird durch die Aa in zwei Abschnitten gefährdung massiv gefährdet. Der erste Abschnitt liegt am Zusammenfluss mit der Werre. Die bereits unterhalb der Einmündung vorhandene Überschwemmung im Bereich der Hansastraße setzt sich nach oberhalb fort und endet erst wieder am Zusammenfluss Aa-Stadtgraben. Der zweite Abschnitt beginnt oberhalb der Radewiger Mühle. Tiefliegende Vorlandbereiche beidseitig der Bielefelder Straße werden großflächig durchströmt. Diese Überschwemmung endet erst oberhalb der Milchwerke Humana. Zwei Ursachen sind zu nennen. Der Mühlenstau Radewiger Mühle bedingt oberwasserseitig eine Wasserspiegellage, die mindestens bis in den Bereich Berufsschule für ungünstig hohe Wasserstände sorgt. Und oberhalb der Bahnlinie ist zwar auf der linken Seite eine Eindeichung vorhanden, jedoch reicht die Kronenhöhe für ein 100-jährliches Ereignis nicht aus. Das Wasser strömt über den Deich in die Bebauung, berührt die Milchwerke und folgt dann hinter der Deichlinie der Trasse der Bielefelder Straße. Dort ist dann vor allem der linksseitig tieferliegende Bereich um den Marktkauf betroffen. Das Hochwasser fließt durch die Siedlung und gelangt über den Stadtgraben wieder in die Aa. Das rechte Ufer ist, bis auf einen Siedlungs- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 137 bereich unterhalb der B 239, hochwasserfrei. Abbildung 29: HW Juli 1927 Weiter oberhalb Richtung Bielefeld wird auf der Hofstelle Meier zu Hartum die Reithalle benetzt und in der Flur im Brock eine ehemalige Mühle überschwemmt. 5.6.1.2 1. Abschnittsbeschreibung Werre Abschnitt Länge: 7,9 km Beginn: Stadtgrenze Löhne/Falscheide Ende: Stadtgrenze Bad Salzuflen Der Kommunalabschnitt Herford hat an der Werre eine gemeinsame Grenze mit der Gemeinde Hiddenhausen. Hiddenhausen liegt auf der linken Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 138 Werreseite, Herford auf der rechten. Die Beschreibung für diesen Abschnitt ist auf beiden Kommunalaktionsplänen identisch. 2. Grundriss Naturstrecken: keine Ausbaustrecken Historisch: Herford-Hiddenhausen Auf diesem Abschnitt ist die Werre mehr oder weniger für die landwirtschaftliche Nutzung ausgebaut worden. Der Grundriss ist in Teilen natürlich. Herford-Innenstadt Im gesamten Stadtdurchgang wurde die Werre ausgebaut bzw. verlegt. Ähnlich der Aa ist die Werre geprägt von der historischen Stadtentwicklung, genutzt als Verteidigungslinie, Abwasserkanal und Energielieferant. 3. Aufriss Mittleres Sohlgefälle: 0 1,3 /00 Auf der Strecke befindet sich eine Stauanlage am Bergertor. Schon auf historischen Karten findet man an dieser Stelle Wehre. 4. Talform Herford-Hiddenhausen Es liegt ein Sohlental vor, dessen überschwemmte Breiten zwischen 150 m und 400 m liegen. In diesem Sohlental hat die Werre oder der Mensch an die Uferkanten angrenzende Vorlandbereiche teilweise abgetragen, so dass ein dreiteiliges Talquerprofil entstanden ist: FlussschlauchHochflutbereiche-urzeitliche Talsohle. Herford-Innenstadt Auch im Innenstadtbereich hatte die Werre ein breites und flaches Tal. Bedingt durch das geringe Sohlgefälle und die Sedimentierung des stark sandführenden Flusses sind ausgeprägte Mäan- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 139 der geschaffen worden, die allerdings seit der Stadtgründung nach und nach beseitigt worden sind. 5. Wasserbauliche Maßnahmen der Vergangenheit Herford-Hiddenhausen Für die Zwecke der Landeskultur sind vermutlich in früheren Zeiten Mäanderschleifen beseitigt worden. Von geringen Ausnahmen abgesehen, sind die Böschungsfüße mit Steinschüttung gesichert. Herford-Innenstadt Bei der Gründung der Neustadt im 13. Jahrhundert wurde eine Umflut hinter die Stadtmauer gelegt und um die Stadt herum geleitet. Dies diente den Einwohnern unter anderem als Verteidigungsgraben. Der ursprüngliche Verlauf wurde 1972 zugeschüttet. Durchstechung der Mäander oberhalb Herfords 1786. In jüngster Vergangenheit wurde das Hochwasserrückhaltebecken Bad Salzuflen/Bega gebaut. Weitere HRB sind in Planung. 6. Profilzustand/Unterhaltungszustand Herford-Hiddenhausen In den letzten Jahren haben praktisch keine Unterhaltungsarbeiten mehr stattgefunden. Dadurch sind ungleichförmige Querschnitte entstanden, so weit der Fluss das natürliche Ufer bearbeiten konnte. Herford-Innenstadt Die Stadt Herford unterhält die regelmäßigen, technischen Querprofile im Stadtdurchgang gut. Die Vorländer sind von der innerstädtischen Bebauung überprägt. 7. Leistungsfä- Schadensbeginn: higkeit Werrestraße r. Ufer 350 m³/s Hansastraße 280 m³/s Augustastraße (o. Aa) 135 m³/s Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 140 Schadloser Abfluss einschließlich 0,5 m Freibord: 8. Hochwassergefährdung Werrestraße r. Ufer 270 m³/s Hansastraße 220 m³/s Augustastraße (o.Aa) 100 m³/s HQ100 (o. Aa) 207 m³/s HQ100 (m. Aa) 367 m³/s Herford-Hiddenhausen Im diesem Abschnitt Herfords sind keine Siedlungen hochwassergefährdet. Der Bereich Bodelschwingstraße wird im Folgeabschnitt behandelt. Herford-Innenstadt In Herford sind zwei Bereiche von der Werre hochwassergefährdet. Es handelt sich um Siedlungsflächen in der Innenstadt am Mündungsbereich der Aa und um den Mündungsbereich des Düsedieksbach – Bereich Kläranlage. Die Überschwemmungsflächen an der AaMündung betreffen den Bereich Augustastraße und Bereiche des rechten Vorlandes. Sie treten erst bei Ereignissen seltener als 20jährlich auf. Neben der tatsächlichen Gefährdung, bestehen auch potenzielle Gefahren. Im Lageplan sind diese potenziellen Überschwemmungsgebiete gelb gekennzeichnet. Im Fall Herfords haben sie unterschiedliche Ursachen. Zum einen kommt es im Kanalsystem der Stadt zu einer Ausspiegellung der Hochwasserstände der Werre, die in diesem Bereich höher liegen als das Entwässerungssystem, zum anderen besteht die Gefahr, dass sich das Wasser über Durchbrüche der Uferkanten in bebautes Gebiet ergießt. Steigt der Wasserstand über die Krone der Verwallung, steht binnen sehr kurzer Zeit das Ge- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 141 werbegebiet entlang der Goebenstraße (Hansastraße bis Düsedieksbach) unter Wasser. 5.6.2 Schadenspotenzial Das Schadenspotenzial in der Stadt Herford liegt bei einem HQ100 bei ca. 45 Mio. DM. 16 % der Objekte (Gewerbe) machen 65 % des Gesamtobjektschadens aus. Die Wohnbebauung ist mit 63 % der Objekte zu 21% am Gesamtobjektschaden beteiligt. Der mittlere Schaden liegt bei ca. 144.000 DM pro Objekt. Die höchsten Einzelschäden sind weiträumig verteilt und treten im gesamten Stadtgebiet von Herford auf. Durch Hochwasser an der Aa entstehen über 52 % des Gesamtobjektschadens. Tabelle 34: Objekte Hochwasserschadenspotenzial in Herford Vermögen Schaden Schaden Schaden HQ50 HQ20 HQ100 Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM 315 337,35 45,43 30,23 9,61 Von den vier relevanten potenziellen Überschwemmungsflächen sind die Gebiete Goebenstr./Normannstr. und Wie- sestr./Sachsenstr./Lützowstr. die mit den höchsten Schäden bei einem möglich Dammbruch. Innerhalb der potenziellen Überschwemmungsflächen in dem Gebiet Wiesestr./Sachsenstr./ Lützowstr. konnten durch die Verschneidung der Wasserspiegel in der Werre und dem Gelände keine positiven Überflutungshöhen ermittelt werden. Darum wurden für dieses Gebiet eine mittlere Fließtiefe von 15 cm über dem Gelände angenommen. Diese Fließtiefe wurde über die Menge des Wassers, dass bei einem Deichbruch an der ungünstigsten Stelle in das Gebiet einfließen kann ermittelt. Mit dieser Wassertiefe wurden die Schäden an den Objekten berechnet. Tabelle 35: Schäden innerhalb der potenziellen Überschwemmungsflächen Gemeinde Bereich Herford Am Sportstation Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Flä- Anzahl che Objekin ha te 5 4 Schaden bei HQ100 0,45 Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre B239/Kläranlage Goebenstr./Normannstr. Wiesestr./Sachsenstr./Lützowstr. Die Ergebnisse 5.6.3 sind in der 5 13 30 Anlage Seite 142 13 50 261 2-6 0,98 11,87 5,96 dargestellt. Vorhandener Hochwasserschutz Durch den großzügigen Ausbau im Zuge der Stadtentwicklung ist Herford teilweise hochwasserfrei. 5.6.4 Hochwasservorsorge Gesetzliches Überschwemmungsgebiet seit 1989. Alarmplan Kreis Herford nicht vorhanden. Es liegt ein „Hochwasserschutzplan“ von 2001 der Stadt Herford vor. Er enthält kritische Pegelwerte, allgemeine Meldehierarchien, die Aufforderung Sandsäcke und andere Materialien, sowie Maschinen und Fahrzeuge bereitzuhalten. 5.6.5 5.6.5.1 Maßnahmen Maßnahmen an der Aa Die Maßnahmen an der Aa können in zwei Abschnitte aufgeteilt werden: Mündungsbereich mit der Werre · Durch das geplante HRB Werre/Werre wird der Wasserspiegel der Werre im Stadtbereich deutlich gesenkt. Nach der Mündung Aa beträgt die Verbesserung gegenüber dem Bestandswasserspiegel gut 0,5 m. Diese Absenkung wirkt sich vorteilhaft auf die Aa aus. Dennoch ist das Querprofil nicht leistungsfähig genug, um ein außergewöhnliches Hochwasserereignis aufnehmen zu können. Neben einer weiterhin guten Profilpfle- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 143 ge wird hier auf eine Vergrößerung des Fließquerschnittes bis zum Zusammenfluss Aa/Stadtgraben nicht verzichtet werden können. Radewiger Mühle bis B 239 Auf der Strecke zwischen der Bahnlinie und der alten B239 ist die vorhandene Verwallung nicht ausreichend hoch. · Der Deich linksseitig der Aa ist auf ein ausreichendes Niveau zu erhöhen, um Schutz für die gefährdeten Objekte zu gewährleisten. Als Alternative ist eine zusätzliche Deichtrasse in die Maßnahmenpläne eingetragen. Diese rückverlegte Variante erschließt mehr Retentionsvolumen. Ein Neubau des Deiches erfolgt entsprechend den anerkannten Regeln der Technik. Die Radewiger Mühle hat durch ihre Stauhöhe und wegen der geringen Überfallbreiten großen Einfluss auf die Wasserspiegelhöhen oberwasserseitig. · Die nicht mehr genutzte Stauanlage sollte rückgebaut werden. Dadurch können die Wasserspiegel soweit abgesenkt werden, dass der Abschnitt bis zur DB Brücke hochwasserfrei wird. Zusammen mit dem Mühlenwehr ist das Wehr im Stadtgraben ebenfalls zu beseitigen. In Verbindung mit großzügiger Profil- und Vorlandgestaltung im Oberwasser bietet sich die Möglichkeit den Fließgewässercharakter wieder herzustellen. Ein weiterer mit dem Hochwasserschutz verknüpfbarer Vorteil ist die mit dem Abriss gegebene Möglichkeit, die Durchgängigkeit wieder herzustellen. Die Beseitigung der Stauanlage ist ein massiver baulicher Eingriff, der sorgfältiger Überlegungen und besonderer Vorbereitung bedarf. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Tabelle 36: Seite 144 Kostenschätzung Maßnahmen Herford – Aa Kosten schä tzun g Hoch wasser - Ak tionsplan Her for d - Aa Lei stun g en M en g e Ei n h . EP Gesa m tk osten Gewässer Profilumgestaltung "Am Möbelmuseum" 400 700 m m 250.00 DM 250.00 DM 100,000.00 DM 180,000.00 DM 15000 m³ 50.00 DM 750,000.00 DM Umgestaltung Radewiger Mühle pauschal 460,000.00 DM O bjektschutz pauschal pauschal 25,500.00 DM 120,000.00 DM Verwallung erhöhen Profilumgestaltung/ -sanierung oh. Radewiger Mühle Sonstiges Baunebenkosten Unvorhergesehenes und Aufrundung Sum m e Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden 60,000.00 DM 1,695,500.00 DM Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre 5.6.5.2 Seite 145 Maßnahmen an der Werre HRB Kombinationen des Werre-Wasserverbandes sinnvollste Kombination Minimalpro- - Auswahl HRB - H21 landretention talsperre/Untersee, Seeretention Lage, Vor- H20 HRB Wiembecke, Werre, Aa, Johannisbach- ge, Vorlandretention HRB Wiembecke, Werre, Aa, Seeretention La- H19 retention sperre/Untersee, Seeretention Lage, Vorland- HRB Wiembecke, Werre, Johannisbachtal- H18 mühle, Diemkerstraße Johannisbachtalsperre/Untersee, Aa, Ober- lebecke, Werre, Obere Bega, Passade, Salze, HRB Obere Werre, Wörbke, Wiembecke, Ber- H17 gramm Das geplante Hochwasserrückhaltebecken Werre/Werre bei Bad Salzuflen bewirkt auch in Herford noch eine Wasserspiegelsenkung von über einem halben Meter, das Szenario „H18“ (siehe Tabelle 12) drückt den WSP um rund einem Meter im Einmündungsbereich der Aa. Am Stadtausgang –im Bereich der Kläranlage bis oberhalb der Umgehungsstraße– beträgt die WSP-Senkung durch die Auswahl HRB Kombination noch durchschnittlich 70 cm. · Der Profilleistung der Werre muss auf eine Abflussleistung von 290m³/s aufgebessert werden. Dazu ist die Beseitigung von Verlandungen notwendig, wie im Bereich der Hansastraße und die Herstellung von Flutmulden und anderen möglichen Querschnittserweiterungen. Diese erlauben auch gewässerökologische Verbesserungen des ausgeräumten Profiles. Durch den begrenzt zur Verfügung stehenden Abflussquerschnitt sind er- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Seeretention Lage, Vorlandretention alle HRB HRB Werre, Johannisbachtalsperre/Untersee, Tabelle 37: Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 146 höhte Anforderungen an die Unterhaltung zu stellen. Tabelle 38: Kostenschätzung Maßnahmen Herford – Werre Kostenschä tzun g Hoch wa sser - Ak tionspla n Her for d - Wer r e Lei stun g en M en g e Ei n h . EP Gesa m tk osten Gewässer Grundräumung, Beseitigung von Auflandungen mit Bewuchsbeseitigung 12,000.00 m³ 40.00 DM Baunebenkosten 70,000.00 DM Summe 5.7 5.7.1 1. 480,000.00 DM 550,000.00 DM Hochwasser-Aktionsplan Bielefeld Abschnittsbeschreibung Abschnitt Länge: 1,9 km Beginn: Einmündung Milser Bach, Stadtgrenze Herford Ende: 2. Grundriss Verzweigung Johannisbach Naturstrecken: keine Ausbaustrecken Historisch: Von Stadtgrenze zu Herford bis Einmündung Johannisbach Jüngere Ausbaustrecke: Johannisbach - Umflut von der Luttermündung bis zur Sperrstelle Johannisbachtalsperre Untersee. Der Grundriss ist mäßig kurvig, und oberhalb der Milser Mühle völlig geradlinig. 3. Aufriss Mittleres Sohlgefälle: 2,1 0/00 . Der Aufriss des eigentlichen Johannisbaches wird von der Milser Mühle bestimmt. 4. Talform Während die überschwemmten Bereiche Richtung Herford schmal sind und nur mittlere Breiten von 150 m erreichen, erweitert sich ab der Stadtgrenze Bielefeld/Herford am Zusammenfluss Lut- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 147 ter und Johannisbach typischerweise der Überschwemmungsbereich. Er erreicht unterhalb der Mühle eine Breite von » 300 m. Der Talraum verzweigt sich dann in das Lutter- und das Johannisbachtal. Für die Mühlenzuleitung des Johannisbaches wurde ein kleines Nebental benutzt. 5. Wasserbauli- Wie bereits für den Nachbarabschnitt Herford er- che Maß- wähnt, ist die Aa in früheren Zeiten vollkommen nahmen der ausgebaut worden. Das gilt natürlich auch für den Vergangen- Bereich des Johannisbaches an der Milser Mühle heit und oberhalb. Während der eigentliche Johannisbach als Mühlenzuleiter älteren Datums ist, wurde die Hochwasserentlastung Ende des vergangenen Jahrhunderts hergestellt. 6. Profilzu- Der Profilzustand der Aa weist auf der gesamten stand/Unter- Strecke bis nach Herford, eine Besonderheit auf. haltungszu- Durch die erhöhten Abflüsse aus dem Stadtge- stand biet und das weiche, sandige Bettungsmaterial des Talgrundes, hat sich die Aa breit und sehr tief eingegraben. Vermutlich bewahren die aus Pflastersteinen festgefügten alten Sohlenschwellen – die noch sichtbar sind – lokal weitere Eintiefungen. Das Profil der Aa ist sehr ungleichmäßig und hat mit der Zeit natürliche Strukturen entwickelt. Das Profil des Hochwasser-Entlasters ist großzügig ausgebaut. 7. Leistungsfä- Schadensbeginn: 35 m³/s higkeit Oertfeld Schadloser Abfluss einschl. 0,5 m Freibord: 25 m³/s HQ100: Aa 129,3 m³/s HQ100: Johannisbach 8. 70,6 m³/s Hochwasser- Die Hochwassergefährdung der Bebauung be- gefährdung ginnt oberhalb der Straßenbrücke Elsener Straße. Das gesamte Kläranlagengelände wird über- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 148 flutet und oberhalb die Objekte, die in den niederen Bereichen des Zusammenflusses von Lutter und Johannisbach errichtet wurden. 5.7.2 Schadenspotenzial In der Stadt Bielefeld sind bei einem HQ100 etwa 6 Mio. DM Schaden zu erwarten. Rund 47 % des Gesamtobjektschadens entstehen hauptsächlich an Ein- und Mehrfamilienwohnhäuser, die 69 % der Gesamtobjektanzahl ausmachen. Etwa 29 % des Gesamtobjektschadens werden an Einrichtungen zur Energie- und Wasserversorgung (Anteil: 2 % der Objekte) auftreten. Gewerbe und Industriebetriebe (Anteil: 12 % der Objekte) sind mit 24 % des Gesamtobjektschadens betroffen. Der mittlere Schaden liegt bei ca. 60.000 DM pro Objekt. Die höchsten Einzelschäden sind in der Milser Straße, Elsener Straße und Mehlstraße zu verzeichnen. Tabelle 39: Objekte Hochwasserschadenspotenzial in Bielefeld Vermögen Schaden Schaden Schaden HQ50 HQ20 HQ100 Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM 93 45,93 6,31 2,9 1,3 Die mittlere Schadenserwartung liegt bei 176.000 DM pro Jahr. Die Ergebnisse sind in der Anlage 2-11 dargestellt. 5.7.3 Hochwasservorsorge Gesetzliche Überschwemmungsgebiete Johannisbach/Lutter/Aa. Kommunaler Alarmplan nicht bekannt. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre 5.7.4 Seite 149 Maßnahmen Aufgrund der Talbreiten und des geringen Längsgefälles sind Sohlvertiefungen und Vorlandabgrabungen keine vertretbare Lösung für den Hochwasserschutz. · Für Brake wird für diesen Teil der Aa Objektschutz als Eigenleistung der Eigentümer vorgeschlagen- siehe Anlage Muster Objektschutz. Im übrigen ist im empfindlichen Hochwasserabflussgebiet Profilpflege für den Erhalt der Leistungsfähigkeit zu betreiben. Das HWS des Werre-Wasserverbandes sieht in der optimalen Kombination das HRB Johannisbach vor. Die Überschwemmungsfläche schrumpft dadurch in ihrer Ausdehnung erheblich zusammen. Die Anzahl der betroffenen Gebäude vermindert sich durch die Rückhaltung im geplanten Untersee auf zehn. Tabelle 40: Kostenschätzung Maßnahmen Brake Kostenschätzung Hochwasser - Ak tionsplan Br ak e - Aa Lei stun g en M en g e Ei n h . EP Gesa m tk osten Sonstiges O bjektschutz Sum m e 5.8 pauschal 80,000.00 DM 80,000.00 DM Hochwasser-Aktionsplan Bad Salzuflen Bad Salzuflen wird von der Werre und der Bega durchflossen. Für beide folgen getrennte Abschnittsbeschreibungen. Unterhalb Lage hat die Gemeinde Leopoldshöhe an der Werre auf ei- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 150 nem Kilometer Länge mit der Stadt Bad Salzuflen eine gemeinsame Grenze. Es handelt sich hier um einen sehr kurzen Abschnitt ohne Hochwassergefahren. Für Leopoldshöhe wird deshalb kein gesonderter Aktionsplan angefertigt. 5.8.1.1 1. 2. Abschnittsbeschreibung Bega Abschnitt Grundriss Länge: 10,3 km Beginn: Einmündung Werre Ende: Grenze zu Lemgo bei Lückhausen Naturstrecken: Bereich Lindemannshof, Umflut Hölsen Ausbaustrecken Historisch: Einmündung Salze bis Lindemannshof, Mühlengraben Ueckermann bis Lückhausen Ausbaustrecken Neuzeit: Einmündung Werre bis Einmündung Salze, Beckenbereich HRB Bad Salzuflen/Bega 3. Aufriss Mittleres Sohlgefälle: 1,2 0/00 . Die Strecke befindet sich aus flussmorphologischer Sicht im Unterlauf des Flusses. Dauerstauanlagen: Mühle Ueckermann existiert nicht mehr, Wasserführung als Relikt auf alter Trasse. 4. Talform Die Bega weist im Ortsdurchgang Bad Salzuflen – Schötmar - im Gegensatz zur benachbarten Werre ausgeprägte Überschwemmungsbereiche auf. Oberhalb des Nadelöhres Krumme Weide erstrecken sich im Bereich Königsmarsch und Pluschkamp Überschwemmungsflächen, die im Mittel 350m breit sind. Auf 2km Tallänge liegen die Werre und die Bega nur 100 m bis 500 m voneinander entfernt. Trotz- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 151 dem die Bega ein wesentlich größeres Niederschlagsgebiet mit höheren Abflüssen besitzt, liegen ihre Sohle und anschließenden Vorländer über denen der benachbarten Werre. Das hat zur Folge, dass bei extremen Abflüssen das Hochwasser der Bega den tieferliegenden Vorländern der Werre zustrebt. Nördlich der Krummen Weide im Bereich Galgenbrink ist anhand der Höhenlinien eine deutliche Erosionsrinne zu erkennen. 5. Wasserbauli- Der Grundriss deutet darauf hin, dass die Bega che Maß- mit geringen Ausnahmen ausgebaut wurde. In nahmen der Teilen scheint der Ausbau länger als 50 Jahre zu- Vergangen- rückzuliegen, da keine Unterlagen bekannt sind. heit Jüngere Ausbauabschnitte sind der Bereich unterhalb und im HRB Bad Salzuflen/Bega und der Abschnitt von der Einmündung der Salze bis zur Einmündung in die Werre. 6. Profilzu- Auf den Ausbaustrecken jüngeren Datums sind stand/Unter- die Querprofile gleichmäßig und der unmittelbare haltungszu- Abflussbereich ist von Bewuchs weitgehend frei. stand Die übrige Strecke – das gilt vor allem für die sensiblen Bereiche innerhalb der Ortslage Schötmar – weist sehr ungleichförmige Profile aus. Hier hat die Bega im Laufe der Zeit Anlandungen und Auskolkungen erzeugt. Zusätzlich sind die Strecken mit dichtem Gehölzbewuchs bestanden, der teilweise bis an die Wasserlinie reicht. Dieser aus ökologischer Sicht attraktive Zustand hat auf die Leistungsfähigkeit bei Hochwasser negativen Einfluss. 7. Leistungsfä- Schadensbeginn: 60 m³/s higkeit Schötmar Schadloser Abfluss einschließlich 0,5 m Freibord: Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden 40 m³/s Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre HQ100: Seite 152 109,7 m³/s (KrummeWeide) einschl. der Wirkung des HRB Bad Salzuflen/Bega 8. Hochwasser- Die Ortslage Schötmar gehört zu den besonders gefährdung hochwassergefährdeten Ortslagen im Einzugsgebiet der Werre. Herausragend sind die Gewerbeflächen zwischen Bega und Werre und die Bebauung zwischen Krummer Weide und Lockhauserstraße. Die Nachbarschaft Gewässer - Siedlung ist gekennzeichnet durch eine bis an die Böschungskante heranreichende Bebauung. Dieser missliche Zustand ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass der Gewässerabschnitt zum ehemaligen Fürstentum Lippe gehört und bis 1994 kein Gesetzliches Überschwemmungsgebiet – wie im preußischen Staatsgebiet üblich– besaß. Insofern war der zuständigen Wasserbehörde weder eine technische Grundlage noch eine rechtliche Handhabe gegeben, auf die Bebauung so einzuwirken, dass außergewöhnliche Hochwasserabflüsse schadlos ablaufen können. Durch den Straßenriegel Lagesche Straße ist eine besondere Situation gegeben, die dort einige Objekte gefährdet. Im Bereich Lindemanns Hof ufert die Bega weiträumig in die Königsmarsch aus und das Hochwasser sammelt sich in den Fluren Königsmarsch und Pluschkamp. Dieses Hochwasser kann nicht durch die Königsbrücke abfließen, da die Bega hier nicht mehr im alten Taltiefst verläuft. Als Entlastung dient ein Durchlass in der Lageschen Straße, der Vorflut über ein Grabensystem um das Schützenhaus herum hat. Die Vorflut dieses Grabens ist durch mangelnde Unterhaltung Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 153 und durch Verrohrung nicht gegeben. So stellen sich im Bereich der Häuser Lagesche Straße schadbringende Wasserstände ein, obwohl die Bega an beiden Durchlässen zeitgleich niedrigere Hochwasserstände aufweist und eine schadlose Vorflut möglich wäre. Die Gefährdung Lagesche Straße ist immer dann gegeben, wenn die Bega im Bereich Lindemanns Hof ausufert. Dieser Zustand tritt schon bei Ereignissen geringerer Häufigkeit auf, die im eigentlichen Ortsdurchgang noch keine Gefährdung darstellen. Um die Bebauung Lagesche Straße zu schützen, müsste theoretisch die Beckensteuerung des HRB Bad Salzuflen/Bega unter die Ausuferungsgrenze gedrosselt werden. Der Stadtdurchgang weist aber eine deutlich größere Leistungsfähigkeit auf, so dass solch eine Beckensteuerung unwirtschaftlich ist und zu einem noch früheren Überlaufen des Rückhalteraumes führt. Am Stadtrand zu Lemgo sind Einzelgebäude in Lückhausen bedroht. 5.8.1.2 1. Abschnittsbeschreibung Werre Abschnitt Länge: 11,9 km Beginn: Stadtgrenze mit Herford unterhalb der BAB 2 Ende: Stadtgrenze mit der Gemeinde Leopoldshöhe und der Stadt Lage 2. Grundriss Naturstrecken: keine Ausbaustrecken Historisch: Gesamter Kommunalabschnitt 3. Aufriss Mittleres Sohlgefälle: 1,5 0/00 Der Aufriss wird von folgenden Bauwerken bestimmt: Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 154 Sohlabsturz Pegel Ahmsen, aufgelassene Wehranlage Werl, aufgelassene Wehranlage Krumme Weide, Wehranlage Heerser Mühle, Sohlgleite Wülfermühle. 4. Talform Die Talformen haben je nach Streckenabschnitt unterschiedliche Charaktere. Von der Stadtgrenze zu Herford bis nach Schötmar hat die Werre ein ausgedehntes Tal. Die Überschwemmungsflächen im Hochwasserfall nehmen Breiten zwischen 400 m und 600 m ein. Oberhalb der Krummen Weide in Schötmar liegt ein ausgeprägtes Sohlental vor, mit einer mittleren Breite von rund 300 m. An der Grenze zu Leopoldshöhe beginnt der Engtalbereich (b = 50 m bis 100 m), der bis Lage reicht. 5. Wasserbauli- Die Werre ist auf der gesamten Strecke für lan- che Maß- deskulturelle Zwecke, für die Wasserkraftnutzung nahmen der und für Verbesserungen des Hochwasserschut- Vergangen- zes verlegt und ausgebaut worden. Die Maßnah- heit men liegen länger zurück und können als historisch bezeichnet werden. 6. Profilzu- Von der Stadtgrenze mit Herford bis Werl ist die stand/Unter- Werre geradlinig ausgebaut und zum Vorland ab- haltungszu- gedeicht; das Profil ist gleichmäßig und Bewuchs stand fehlt, dadurch liegt eine große Leistungsfähigkeit vor. Oberhalb schließen sich Bereiche an, die mit Gehölz bestanden sind und in denen die Werre im Laufe der Jahre mehr oder weniger ungleichförmige Querschnitte hergestellt hat. Die Böschungen - sind von wenigen Ausnahmen abgesehen - mit Gehölz bestanden. Dadurch wird die Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigt. 7. Leistungsfähigkeit Schadensbeginn: Uferstraße/Industriestraße Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden 90m³/s Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 155 Schadloser Abfluss einschließlich 8. 0,5m Freibord: 60 m³/s HQ100: unterh. Bega 205,7 m³/s HQ100: oberh. Bega 121,2 m³/s Hochwasser- Für die Beschreibung der Hochwassergefährdung gefährdung ist der lange Abschnitt aufzuteilen. a) Stadtgrenze zu Herford bis Einmündung Bega. Auf diesem Abschnitt ist die Werre vollständig an den Talrand verlegt worden. Sie ist von ihrer ursprünglichen Aue durch eine durchgehende Verwallung abgetrennt. Dieser historische Ausbau wurde so großzügig vorgenommen, dass die angrenzende Aue hochwasserfrei ist. Im Falle einer Flutung würden einzelne Objekte an der Ziegelstraße und an der Werler Straße betroffen. b) Einmündung Bega bis Heerser Mühle. Auf dem größten Teil dieses Abschnittes verläuft die Werre parallel zur Bega. Das Hochwasser der höhergelegenen Bega tritt bei außergewöhnlichen Ereignissen an mehreren Stellen zur Werre über und vermischt sich mit dem Hochwasser der Werre. Das gilt für die Wohnbebauung östlich der Umgehungsstraße bis zur Krummen Weide und für die Gewerbeansiedlungen im Bereich Ufer- und Industriestraße c) Oberhalb Heerser Mühle. d) Mit Ausnahme der Gebäude Wülfer Mühle und Dreckhof sind hier keine Objekte gefährdet. 5.8.2 Schadenspotenzial Die Schäden in der Stadt Bad Salzuflen betragen bei einem HQ100 fast Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 156 56 Mio. DM. Der mittlere Schaden liegt bei ca. 252.000 DM pro Objekt. 19 % der Objekte (Gewerbe) machen 79 % des Gesamtobjektschaden aus. Die Wohnbebauung ist mit 61 % der Objekte zu 16 % am Gesamtobjektschaden beteiligt. Die höchsten Einzelschäden entstehen im Gewerbegebiet zwischen Bega und Werre (Schötmar). Hauptsächlich durch Hochwasser an der Bega werden hier die Schäden durch die höheren Wasserstände hervorgerufen. Tabelle 41: Objekte Hochwasserschadenspotenzial in Bad Salzuflen Vermögen Schaden Schaden Schaden HQ50 HQ20 HQ100 Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM 195 288,88 55,81 8,49 4,30 Die potenziellen Überschwemmungsflächen sind relativ wenig bebaut und haben deshalb kaum hohe Schäden bei einem Deichbruch. Tabelle 42: Schäden innerhalb der potenziellen Überschwemmungsflächen Gemeinde Bereich Bad Salzuflen Werler Str./Radweg Ziegelstr./Schnatweg Flä- Anzahl che Objekin ha te 16 14 6 7 Schaden bei HQ100 0,09 0,91 Die Schadenserwartung liegt mit 549.000 DM pro Jahr aufgrund schon hoher Schäden auch bei kleinen Wiederkehrzeiten recht hoch. Die Ergebnisse sind in der Anlage 2-7 dargestellt. 5.8.3 Vorhandener Hochwasserschutz Unterhalb der Krummen Weide befindet sich auf der linken Seite eine behelfsmäßige Verwallung, die nicht den Regeln der Technik entspricht. Die herausragende technische Schutzmaßnahme ist das HRB Bad Salzuflen/Bega. Es ist bis auf wenige Randmaßnahmen im Bereich Hölsen fertiggestellt, der Betrieb ist derzeit eingeschränkt möglich. Das HRB Bega ist allein nicht in der Lage ein 100jährliches Hochwas- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 157 ser für Schötmar schadlos zu reduzieren. Der Rückhalteraum beginnt bei Ereignissen zwischen 20- und 50jährlich überzulaufen. Technische Daten HRB Bad Salzuflen/Bega: Niederschlagsgebiet AEo: 295 km² Gewöhnlicher Rückhalteraum: 2.582.000 m³ Spezifischer Rückhalteraum: 8.753 m³/km² (Neff=8,8 mm) Genehmigte Regelabgabe: mind. 30 m³/s 5.8.4 Hochwasservorsorge Bega: Gesetzliches Überschwemmungsgebiet seit 1994. Werre: Gesetzliches Überschwemmungsgebiet seit 1989. Alarmplan Kreis Lippe fehlt. Kommunaler Alarmplan fehlt. 5.8.5 5.8.5.1 Maßnahmen Maßnahmen an der Bega Für den Ortsdurchgang Schötmar/Bega wird folgende Vorgehensweise empfohlen: Nach den Ergebnissen des N-A-Modelles läuft das Hochwasserrückhaltebecken Bad Salzuflen/Bega bei einem HQ100 ohne Scheitelminderung über. Bei einem HQ50 fließen noch knapp 70 m³/s durch Schötmar. Diesen Ergebnissen liegt eine Regelabgabe des HRB von 50 m³/s zugrunde. Die Übereinkunft in Schötmar für ein 100jährliches Ereignis Hochwasserschutz zu leisten würde bedeuten, den Ortsdurchgang auf die Überlaufmenge von 109 m³/s ausbauen zu müssen. Bei den gegebenen beengten Verhältnissen ist damit ein enormer Aufwand verbunden. Hinzu kommt, dass für das Hochwasserrückhaltebecken dadurch Schadenspotenzial entfällt und die Anlage unwirtschaftlicher würde. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 158 Wegen der Überlagerung mit den „schnellen“ Hochwasserwellen der Oberen Werre und der Aa ist zu Beginn einer Katastrophe eine Drosselung des HRB Bad Salzuflen/Bega auf 50 m³/s nötig – Hochwasserschutz für Herford und optimale Nutzung des HRB Löhne/Werre. Im weiteren Verlauf muss dann die Regelabgabe erhöht werden um ein Überlaufen zu verhindern. Es wird vorgeschlagen, den Ortsdurchgang für einen Abfluss von 70 m³/s umzugestalten. Damit ist auf jeden Fall ein 50-jährlicher Hochwasserschutz für die Ortslage gesichert und es bliebe im N-A-Modell zu prüfen, inwieweit eine Erhöhung der Regelabgabe auf 70 m³/s, die dann möglich ist, ein Überlaufen bei einem 100-jährlichen Ereignis verhindert. Wegen der extrem beengten Verhältnisse und wegen des geringen Längsgefälles, kann die Hochwassersicherheit für 70 m³/s nicht alleine durch Absenkung des Wasserspiegels erreicht werden. Vielmehr ist eine Kombination aus Spiegelsenkung und Herstellung eines einheitlichen Uferniveaus erforderlich. Im Einzelnen sind folgende Maßnahmen nötig: 1. Entfernen des Gehölzbewuchses und Beseitigen von Profilengpässen durch Anlandungen von der Flur Kanzlerkamp bis zur Bahnbrücke am Schützenplatz. 2. Anlegen von Bermen auf der stark gekrümmten Strecke von der Krummen Weide bis zur Bundesbahnbrücke (siehe auch Lageplan). Durch beide Maßnahmen wird erreicht, dass der für die Königsmarsch kritische Wasserstand von NN + 74,10 m nicht überschritten wird. 3. Herstellen eines einheitlichen Uferniveaus durch Verwallungen oder Wegeerhöhungen auf dem gesamten linken Ufer von der Brücke Lockhauser Straße bis zur Bundesbahnbrücke am Schützenplatz. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 159 4. Herstellen einer ausreichenden Vorflut, in dem Graben von der Lageschen Straße bis zum Bahndurchlass an der Bega. Alternative 1: Wegen der Überbauung und teilweisen Verrohrung im Bereich der Schützenhalle, könnte eine Flutmulde westlich an der Ackergrenze neu verlegt werden. Alternative 2: Der Grabendurchlass in der Lageschen Straße wird im Hochwasserfall durch Dammtafeln verschlossen. Die Königsmarsch funktioniert als Retentionsraum. Eine Überlastung wird durch Ausspiegellung und den Ablauf des Hochwassers durch die Königsbrücke verhindert. 5. Erhöhung der Regelabgabe aus dem Hochwasserrückhaltebecken Bad Salzuflen/Bega auf 70 m³/s. 6. Detaillierte Aufnahme der Objekte im Bereich Schülerstraße, im Bereich Lagesche Straße und Anfertigung von Informationsblättern für den Objektschutz als Eigenleistung der Eigentümer – siehe Anlage Muster Objektschutz. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Tabelle 43: Seite 160 Kostenschätzung Maßnahmen Bad Salzuflen Kostenschätzung Hochwasser - Ak tionsplan Bad Salzuflen Lei stun g en Va r i a n te Pr ofi l sa n i er un g Profilpflege Gehölze Profilräumung Bermen Uferstraße Uferlinie Lockhauser Straße bis DBBrücke Graben Schützenplatz O bjektschutz (ges. Bad Salzuflen) M en g e Ei n h . EP 2000 4000 4500 m m³ m³ 20.00 DM 55.00 DM 40.00 DM 40,000.00 DM 220,000.00 DM 180,000.00 DM 1000 350 m m 150.00 DM 100.00 DM pauschal 150,000.00 DM 35,000.00 DM 208,500.00 DM pauschal 100,000.00 DM Baunebenkosten Unvorhergesehenes und Aufrundung 25,000.00 DM Sum m e Lei stun g en Va r i a n te Fl utb r ück e/ - m ul d e Ufer str a ße Profilpflege Gehölze Bermen Uferstraße FlutBrücke/ -mulde Graben Schützenplatz O bjektschutz (ges. Bad Salzuflen) Baunebenkosten Unvorhergesehenes und Aufrundung Sum m e Gesa m tk osten 958,500.00 DM M en g e Ei n h . 1000 2000 1 350 m m³ m EP 20.00 DM 40.00 DM pauschal 100.00 DM pauschal pauschal Gesa m tk osten 20,000.00 80,000.00 350,000.00 35,000.00 208,500.00 100,000.00 20,000.00 DM 813,500.00 DM Unter der Voraussetzung, dass das HRB Werre/Werre fertiggestellt ist, könnte in der Bega im Bereich der Uferstraße, unterhalb der Stadtwerke, eine Flutmulde zur Werre angelegt werden. In die durch das HRB Bad Werre/Werre auf 50 m³/s gedrosselte Werre können schadlos 20 m³/s übergeleitet werden. Der in der Bega verbleibende Abfluss von 50 m³/s bliebe im jetzigen Profil bei ordnungsgemäßer Unterhaltung schadlos. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden DM DM DM DM DM DM Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Tabelle 44: Seite 161 Wirkung der fiktiven HRB Passade und Obere Bega, WWV Krumme Weide/Bega mit HRB Bad Salzuflen/Bega HQ100 HQ50 [m³/s] [m³/s] 109,7 66,9 94,5 58,5 + HRB Passade + HRB Obere Bega 5.8.5.2 Maßnahmen an der Werre Das Hochwasserrückhaltebecken Werre/Werre, dass vom WerreWasserverbandes realisiert wird, stellt die Ortslage Schötmar unter der Vorraussetzung, dass die Maßnahmen an der Bega durchgeführt werden, hochwasserfrei. Der Großteil der Überschwemmungsflächen wird durch die höherliegende Bega verursacht. Maßnahmen an der Bega und Werre sind in jedem Fall aufeinander abzustimmen. Unterhalb Bad Salzuflens sind große Flächen als rückgewinnbare Retentionsräume vorgesehen, die bei einem Hochwasserereignis auch positive Auswirkungen auf den Wasserspiegel in Herford und weitere Unterlieger haben werden. Es ist zu beachten, dass diese Flächen von den Siedlungsräumen, z.B. durch Dämme zu trennen sind (siehe Anlage 3.Werre-7). 5.9 5.9.1 1. Hochwasser-Aktionsplan Lage Abschnittsbeschreibung Abschnitt Länge: 10,5 km Beginn: Stadtgrenze mit der Stadt Bad Salzuflen in Alt-Holzhausen Ende: Stadtgrenze mit der Stadt Detmold unterhalb des Meschesees (Hachheide) 2. Grundriss Naturstrecken: Von der Stadtgrenze AltH l h Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden bi W dd h S Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 162 Holzhausen bis Waddenhausener See Ausbaustrecken Historisch: Waddenhau- sener See bis Stadtgrenze mit der Stadt Detmold. 3. Aufriss Mittleres Sohlgefälle: 2,4 0/00 Im Verlauf der Strecke befinden sich die Stauanlagen Stadtmühle Lage und Wehr Zuckerfabrik Lage. 4. Talform Im Bereich Alt-Holzhausen bis Soorenheide ist das Tal eng, die Überschwemmungsflächen erreichen nur Breiten von 50 m bis 100 m. Vergleichbar ist der eigentliche Stadtdurchgang von der DB-Brücke Bielefeld-Detmold bis zur Verzweigung Umflutgraben. Ausgedehnte Überschwemmungsflächen mit einem entsprechend breiten Tal sind im Bereich der Auskiesungen zu finden. Hier erreichen die Überschwemmungsflächen Breiten bis 300 m. Ähnlich verhält es sich auf dem Abschnitt von der Breiten Straße – Schul- und Sportzentrum bis zur Stadtgrenze zu Detmold. Auch hier deuten die Teiche auf ehemalige Auskiesungen hin. 5. Wasserbauli- Außerhalb des eigentlichen Ortsdurchganges che Maß- wurde die Werre für die Anlegung der Auskie- nahmen der sungsflächen durchgehend verlegt und ausge- Vergangen- baut. Zeitangaben können nicht gemacht werden. heit Im eigentlichen Ortsdurchgang ist die Werre auf ganzer Strecke ausgebaut. Der Ausbau diente vermutlich der Siedlungsentwicklung und der Wasserkraftgewinnung. Eine Ausbaumaßnahme in jüngerer Zeit war die Herstellung des Umflutgrabens am Schul- und Sportzentrum. Durch die umfangreichen Auskiesungen im Verlauf der Strecke wurden 43,7 ha Retentionsfläche hergestellt. Diese Flächen werden ungesteuert je nach den zufälligen Gegebenheiten der Uferkanten bei Hochwasser gefüllt. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre 6. Profilzu- Auf der gesamten Strecke mit Ausnahme des stand/Unter- Umflutgrabens, sind die Werreprofile sehr un- haltungszu- gleichförmig und die Böschungen sind dicht mit stand Gehölzen bestanden. Aus der Sicht des Hoch- Seite 163 wasserschutzes ist der Unterhaltungszustand in der Stadt nachteilig. 7. Leistungsfähigkeit Schadensbeginn: Werrestraße 73 m³/s Schadloser Abfluss einschließlich 8. 0,5 m Freibord: 60 m³/s HQ100: 88,6 m³/s Hochwasser- Im Vergleich zu benachbarten Kommunen ist die gefährdung Hochwassergefährdung in Lage geringer. Im Verlauf der Werre durch die Stadt benetzen ihre Überschwemmungsflächen die an ihren Rändern liegende Bebauung. Betroffen sind Gebäude an Werrestraße, Stauffenbergstraße und Burgstraße, sowie ein Bereich um das Altenheim. Potenziell überschwemmungsgefährdet ist der ganze Inselbereich, den die Werre mit der Umflut bildet. Er wurde nach dem Hochwasser vom Oktober 1998 durchgehend durch eine Verwallung geschützt. 5.9.2 Schadenspotenzial In der Stadt Lage entstehen bei einem HQ100 etwa 5,5 Mio. DM Schaden. Rund 55 % des Gesamtobjektschadens entstehen hauptsächlich an Ein- und Mehrfamilienwohnhäusern. 4 % des Gesamtobjektschadens entstehen an Sporteinrichtungen, Gewerbe und Industriebetriebe sind mit 35 % des Gesamtobjektschadens betroffen. Der mittlere Schaden liegt bei ca. 40.000 DM pro Objekt. Die meisten Schäden treten hauptsächlich im Innenstadtbereich auf. Die höchsten Einzelschäden entstehen an der Wohnbebauung in der Liegnitzer Straße. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Tabelle 45: Objekte Seite 164 Hochwasserschadenspotenzial in Lage Schaden Schaden Schaden HQ50 HQ20 HQ100 Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM 104 51,08 5,46 2,03 0,66 Vermögen Die Schadenserwartung liegt mit 85.000 DM pro Jahr aufgrund des charakteristischen Verlaufs der Schadenswahrscheinlichkeit trotz des hohen Schadens bei HQ100 relativ niedrig. Die Ergebnisse sind in der Anlage 2-8 dargestellt. 5.9.3 Hochwasservorsorge Gesetzliches Überschwemmungsgebiet seit 1989 Alarmplan Kreis Lippe nicht vorhanden. Kommunaler Alarmplan nicht vorhanden. 5.9.4 Maßnahmen Profilpflege/Grundräumung In mehreren Bereichen hat die Werre im Laufe der Zeit Auflandungen verursacht, die nach und nach zu immer größeren Abflusshindernissen wurden. Diese sollten beseitigt werden, ebenso der Uferbewuchs, sofern dieser im Abflussquerschnitt steht. Diese Maßnahmen erfordern keinen großen Aufwand und sollten regelmäßig durchgeführt werden. Im Gartenbereich der Anlieger ist darauf zu achten, dass Hindernisse beseitigt werden. Komposthaufen, Rasenschnitt, eigene unsachgemäß errichtete Ufersicherungen oder Verwallungen sind im Abflussquerschnitt der Werre abflusshindernd und müssen vermieden werden. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Abbildung 30: Seite 165 Breite Straße UW, Gehölzbewuchs behindert den Abfluss Aufweitung Durchlass Oberhalb der Stauffenbergstraße staut die Werre stark ein, ein Indiz, dass der Durchlass der Straße nicht leistungsfähig genug ist. Im Längsschnitt ist der Aufstau deutlich zu sehen, ebenso die Sohlerhebung im Bereich des Bauwerkes, der die Situation oberhalb der Brücke zusätzlich verschärft. Abbildung 31: Ausschnitt Bestandslängsschnitt Lage Dieses Hindernis im Sohlbereich muss beseitigt werden. Wenn die örtlichen Verhältnisse es zulassen, ist eine Aufweitung des Durchlasses Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 166 Stauffenbergstraße zu prüfen, um den Aufstau im Oberwasser zu verringern. Retentionsraumrückgewinnung Die Wiese südlich des Werreangers bietet sich als Retentionsraum an. Die Verwallung sollte beseitigt und die Fläche von jeglicher Bebauung freigehalten werden (Vorschlag HERRENDÖRFER 1999). Die ehemaligen Auskiesungen ober- und unterhalb des Stadtdurchganges sind ebenfalls als Retentionsraum mit einzubeziehen. Dafür ist es sinnvoll die Wasserflächen so zu verwallen, dass sie bei Hochwasserereignissen mit einer Jährlichkeit größer 20 a über Flutmulden gefüllt werden. Die Fläche der Teiche ist in etwa 43,7 ha groß mit einem entsprechenden Speichervolumen von 437.000 m³ je m Speicherlamelle. Umflut Mühle Altrogge Im Bereich des Wehres Altrogge besteht die Möglichkeit die Werre zu entlasten und damit den Wasserspiegel im OW abzusenken. Hierzu wird vorgeschlagen das Profil der Umflut auf 10 m² Fließquerschnitt aufzuweiten. Dabei besteht die Chance das Gerinne in Kombination wieder den natürlichen Gegebenheiten anzupassen und für Fische und Kleinlebewesen durchgängig zu gestalten. Die Regeln des DVWK Merkblattes 232/1996 „Fischaufstiegsanlagen-Bemessung, Gestaltung und Funktionskontrolle“ sollten bei einem Umbau beachtet werden. Diese Maßnahmen bewirken eine Wasserspiegelsenkung von knapp 0,40 m, wünschenswert wären Absenkungen von 0,5 bis 1,0 m. Gefahrenverschärfend kommt hinzu, dass die aus dem N/A-Modell berechneten Abflüsse, bzw. die aus den Abflüssen ermittelten Wasserspiegel trotz zutreffender Parameterkombinationen für die Rauheiten nicht mit denen aus der Vergangenheit beobachteten Wasserständen übereinstimmen –siehe Abbildung 31, oben. Das HQ100 mit 90 m³/s ist Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 167 demnach möglicherweise zu niedrig. Letztlich sollten alle Maßnahmen mit Abflüssen berechnet und geplant werden, die zu den 1998 beobachteten Wasserständen passen. Sanierungsmaßnahmen sollten daher im Stadtdurchgang (Profil 2895 bis Profil 3040) aus den genannten Gründen sehr großzügig bemessen werden, um Hochwassersicherheit in ausreichendem Umfang sicherzustellen. Tabelle 46: Kostenschätzung Maßnahmen Lage Kostenschätzung Hochwasser - Ak tionsplan Lage - Wer r e Leistun gen M eng e Ei n h. EP Gesa m tk osten Gewässer Grundräumung/ Sohlniveau angleichen im Bereich Stauffenbergstraße Rückbau des vorhandenen Deiches oberhalb Werreanger Aufweitung des Umflutgrabens mit Herstellen der Durchgängigkeit 1300 m 400.00 DM 520,000.00 DM 200 m 250.00 DM 50,000.00 DM 250 m 500.00 DM 125,000.00 DM pauschal pauschal 69,000.00 DM 75,000.00 DM O bjektschutz Baunebenkosten 839,000.00 DM Sum m e 5.10 Hochwasser-Aktionsplan Detmold 5.10.1 Abschnittsbeschreibung 1. Abschnitt Länge: 15,3 km Beginn: Grenze mit der Stadt Lage unterhalb Meschesee (Hachheide) Ende: Straßenbrücke Remmighauser Straße in Remmighausen 2. Grundriss Naturstrecken: Die Werre hat einen natürlichen Grundriss vom Meschesee bis zur Einmündung Knochenbach und oberhalb der Bahnbrücke Bie- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 168 lefeld-Altenbeken bis zur Berechnungsgrenze Remmighauser Straße. Ausbaustrecken Historisch: Oberhalb des Knochenbaches und im eigentlichen Stadtdurchgang ist der natürliche Grundriss durch die Stadtentwicklung beeinflusst worden. 3. Aufriss Mittleres Sohlgefälle: 2,5 0/00 Mühlenstaue existieren in der Berechnungsstrecke nicht mehr; der Aufriss ist durch eine Vielzahl von Sohlabstürzen getreppt. 4. Talform Das Tal ist entsprechend dem Geländerelief schmal. Die überschwemmten Breiten reichen von 50 m bis 100 m. 5. Wasserbauli- Im Zuge der Stadtentwicklung ist die Werre mehr- che Maß- fach ausgebaut worden. Jüngere Ausbaustrecken nahmen der befinden sich im Kernstadtbereich; z. B. der Ab- Vergangen- schnitt Bezirksregierung und der Bereich um das heit Kaufhaus Karstadt. An der Stadtgrenze zu Lage liegt die aufgelassene Auskiesung Meschesee. Sie dient als Retentionsraum im Nebenschluss, der über eine Bodenschwelle bei Werrehochwasser gefüllt wird. Die Überlaufkante liegt bei HW 10. Sie wurde wegen nicht ausreichender Sicherung durch das Hochwasser 10/1998 zerstört. 6. Profilzu- In den Freilandstrecken weist die Werre ein sehr stand/Unter- ungleichförmiges Profil aus. Beide Ufer sind meist haltungszu- dicht mit Gehölzen bestanden. Im Kernstadtbe- stand reich herrschen Rechteckprofile mit lotrechten Wänden aus Mauerwerk oder Stahlbeton vor. Die Sohle ist durchgehend mit Wasserbausteinschüttung befestigt. 7. Leistungsfä- Schadensbeginn: hi k it Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre higkeit Seite 169 Einmündung Knochenbach 50 m³/s Paulinenstraße 22 m³/s Meierstraße 22 m³/s Schadloser Abfluss einschl. 0,5m Freibord: Einmündung Knochen- 8. bach 35 m³/s Paulinenstraße 12 m³/s Meierstraße 15 m³/s HQ100: 30 m³/s Hochwasser- Die Werre ist im Stadtgebiet Detmold leistungsfä- gefährdung hig ausgebaut. Im Verlauf der Strecke finden sich vier Schwachstellen. Sie sind aus den Ergebnissen der wassertechnischen Berechnungen zu erkennen. Bestätigt wurden die Ergebnisse durch die in jüngerer Zeit abgelaufenen außerordentlichen Hochwasser im Juni 1981 und im Oktober 1998. Es handelt sich dabei um folgende Bereiche a) Einmündung Knochenbach – Gewerbegebiet Gehlskamp Beide Gewässer haben hier im Laufe der erdgeschichtlichen Entwicklung durch Schuttablagerungen eine ebene Fläche erzeugt, die im Zuge der Stadtentwicklung mit hochwertigem Gewerbe bebaut wurde. Wenn es – wie 1998 – zu Ausuferungen kommt, sind weite Bereiche mit hochwertigen Nutzungen betroffen. b) Wittekindstraße Oberwasserseitig der Wittekindstraße ufert die Werre linksseitig in die Bebauung aus. c) Paulinenstraße Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 170 Ein weiterer Abschnitt befindet sich an der Einmündung des Schlossgrabens in die Werre (oberhalb Paulinenstraße). Hier ufert die Werre in den Schlossgrabenbereich aus und gefährdet angrenzende Bebauung. d) Meierstraße Die schadensintensivste Engstelle befindet sich an der Meierstraße. Deren Brücke über die Werre ist nicht ausreichend leistungsfähig, so dass es bei Überlastung zur Ausuferung über das linke Ufer kommt. In der Folge entstehen hohe Schäden, die für diesen Teil der Innenstadt charakteristisch sind. Die Werre verläuft hier nicht auf dem eigentlichen Talboden. Ufert sie aus, benützt sie die Straßen als Flutrinnen und überschwemmt Teile der tiefer liegenden Kernstadt. 5.10.2 Schadenspotenzial In der Stadt Detmold sind die Schadensanteile annähernd gleichmäßig über alle Nutzungen verteilt. Mit rund 6,3 Mio. DM entstehen in der dicht besiedelten Stadt Detmold im Vergleich zu den anderen Kommunen nur geringe Schäden bei einem HQ100. Mit 42 % des Gesamtobjektschadens sind überwiegend Gewerbe bei einem Hochwasser betroffenen. Etwa 26 % des Gesamtobjektschadens entstehen an Wohnobjekten und 36 % an öffentlichen Gebäuden. Die höchsten Einzelschäden entstehen in der Wotanstraße, Karlstraße und Lange Straße. Im Gewerbegebiet Klingenbergstraße werden die Schäden u.a. durch Hochwasser im Knochenbach hervorgerufen, hier gab es bereits in der Vergangenheit Schadensereignisse. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Tabelle 47: Objekte Seite 171 Hochwasserschadenspotenzial in Detmold Schaden Schaden Schaden HQ50 HQ20 HQ100 Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM 93 45,93 6,31 2,90 1,30 Vermögen Weil die Schäden bereits bei einem HQ50 schon etwa die Hälfte der Schäden bei einem HQ100 erreichen, fällt die berechnete Schadenserwartung mit 120.000 DM pro Jahr Vergleichsweise hoch aus. Die Ergebnisse sind in der Anlage 2-9 dargestellt. 5.10.3 Hochwasservorsorge Gesetzliches Überschwemmungsgebiet seit 1989 Alarmplan Kreis Lippe nicht vorhanden. Kommunaler Alarmplan nicht vorhanden. 5.10.4 Maßnahmen a) Einmündung Knochenbach-Gewerbegebiet Gehlskamp Bereits im Jahre 2000 ist für die Stadt Detmold ein Vorentwurf ausgearbeitet worden, der verschiedene Varianten zur Hochwasserfreilegung des Gebietes am Einmündungsbereich Knochenbach untersucht [SÖNNICHSEN 2000]. Folgende Maßnahmen werden empfohlen: · Grundräumung mit Bewuchsentfernung, Sohlangleichung · Anlage von Bermen von der Orbker Straße bis zum Firmendurchlass unterhalb der Knochenbacheinmündung Die Regelquerschnitte sind als einseitige Bermenprofile auszubilden, die Breite der Bermen variiert zwischen 5 und 20 m. Im Flussschlauch selbst kann ein Hochwasser nahe HQ2 ohne Inanspruchnahme der Bermen abgeführt werden. Die Sohle wird auf der gesamten Ausbaustrecke vertieft und auf 2,8 ‰ Gefälle angeglichen. Damit kann auf Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 172 eine zusätzliche Erhöhung der Uferkanten verzichtet werden, der Oberflächenzufluss zum Gewässer ist somit gewährleistet. Hochwasserfreiheit für das Gewerbegebiet Gehlskamp kann nur in Zusammenhang mit der Umgestaltung des Knochenbaches erreicht werden. b) Profilumgestaltung Wittekindstraße Aus der Betrachtung des Längsschnittes ergeben sich gute Möglichkeiten den Wasserspiegel im Schadensgebiet zu senken. Dazu ist auf einer Strecke von rund 500 m eine Sohlangleichung vorzunehmen und es sind Engstellen zu beseitigen. c) Profilumgestaltung – Objektschutz Paulinenstraße Im Unterwasser der Brücke Paulinenstraße verläuft die Werre entlang eines Parkplatzes mit geringer Profilbreite. Die angrenzende Ufermauer ist abgängig. Hier bieten sich Profilvergrößerungen an, die der Leistungssteigerung und der ökologischen Verbesserung dienen können. Alternativ oder ergänzend wird Objektschutz durch die Eigentümer empfohlen. d) Profilumgestaltung Meierstraße Wegen des hohen Schadenpotentiales lohnen hier besondere Anstrengungen. Aus dem Längsschnitt erkennbar sind Leistungsverbesserungen durch Sohleintiefung möglich. Die Bearbeitungsstrecke reicht in das Unterwasser bis zur Sohlgleite am Parkhaus hinter der Bahn. Im Oberwasser der Brücke Meierstraße sind Maßnahmen für einheitliche Uferkanten erforderlich, die auch das erforderliche Freibord enthalten sollten. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Tabelle 48: Seite 173 Kostenschätzung Maßnahmen Detmold Kostenschä tzung Hochwasser - Ak tion splan Detm old - Wer r e Lei stun g en M en g e Ei n h . EP Gesa m tk osten Gewässer Grundräumung/ Sohlvertiefung Meierstraße, Thusneldastraße, Wittekindstraße 1500 m Sanierung Einmündung Knochenbach (gemäß Vorentwurf Sönnichsen 2000) O bjektschutz Baunebenkosten 400.00 DM 600,000.00 DM pauschal pauschal pauschal 1,040,000.00 DM 85,500.0 0 DM 60,000.0 0 DM 1,785,500.00 DM Sum m e 5.11 Hochwasser-Aktionsplan Lemgo 5.11.1 Abschnittsbeschreibung Bega 1. Abschnitt Länge: 9,5 km Beginn: Lieme, Grenze zu Bad Salzuflen Ende: Oberhalb Schloss Brake am Sport- platz 2. Grundriss Naturstrecken: Mühlenableiter Büllinghauser Mühle, Einmündung Ilse bis KA Lemgo, Hintere Weide/Regenstor Lemgo Ausbaustrecken Historisch: Lückhausen bis Lieme und Stadtdurchgang Lemgo bis o.h. Schloss Brake. Das eigentliche Taltief verläuft durch die Altstadt und im weiteren Verlauf durch das Gewerbegebiet, das beidseits des sogenannten alten Flusses liegt. 3. Aufriss Mittleres Sohlgefälle: 2,4 0/00 . I Im Verlauf der Strecke bestehen 5 Stauanlagen. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 174 Außer der Mühle Büllinghausen und der Stauanlage am Schloss Brake liegen sie im Hauptschluss. Durch die Stauanlagen weist der Längsschnitt eine ausgeprägte Treppung auf. 4. Talform Von einer Einschnürung bei Lückhausen und in Lieme im Bereich der L 968 abgesehen, erreicht das überschwemmte Tal Breiten bis über 500 m. Deutlich schmaler wird der Talraum oberhalb der Einmündung der Ilse. Er erreicht hier mittlere Breiten um 300 m. Der Talbereich im Ortsdurchgang Lemgo ist völlig überprägt durch die Besiedelung. Der gesamte südliche Altstadtbereich liegt im alten Begatal und der Schwerpunkt der Gewerbeansiedlung Grevenmarschstraße alter Fluss. 5. 6. Wasserbauli- Hier sind die Stauanlagen und die komplette Ver- che Maß- legung der Bega aus ihrem Taltiefst zu nennen. nahmen der Eine Hochwasserumgehung an der Langenbrü- Vergangen- cker Mühle – wie sie nach dem Hochwasser von heit 1946 angedacht wurde – ist bisher unterblieben. Profilzu- Ortslage Lieme stand/Unterhaltungszustand Der natürlich geschwungene Gewässerlauf unterhalb der Mühle Büllinghausen ist beidseits dicht mit Gehölz bestanden. Allerdings ist der Gehölzsaum schmal. Dahinter beginnen ausgedehnte landwirtschaftliche Nutzflächen. Entsprechend ihrem natürlichen Zustand ist die Profilgeometrie stark ungleichförmig, die Flussschlauchleistung ist gering. Im Hochwasserfall fließt der größte Anteil über die Vorländer ab. Ortslage Lemgo Im Bereich der Kläranlage und durch das ganze Stadtgebiet hindurch, sind die Begaufer beidseitig mit Gehölzen bestanden. Die angrenzenden Vorländer im Bereich Hörstmarer Wiesen werden Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 175 landwirtschaftlich genutzt. Im Laufe der Jahrzehnte hat die Bega ungleichmäßige Uferstrukturen geschaffen. Unter Hochwassergesichtspunkten behindern der Bewuchs und die Profilgeometrie die 7a. Leistungsfä- Leistungsfähigkeit erheblich. Schadensbeginn: 50 m³/s higkeit Lieme Schadloser Abfluss einschließlich 0,5 m 7b. Leistungsfähigkeit Lemgo Freibord: 35 m³/s HQ100: 96 m³/s einschl. Ilse Schadensbeginn: Altstadt » 60 m³/s Gewerbegebiet » 50 m³/s Schadloser Abfluss einschließlich 0,5 m Freibord: 8. Hochwassergefährdung Altstadt 31 m³/s Gewerbegebiet 30 m³/s HQ100: 85 m³/s Ortslage Lieme Vom Hochwasser sind 37 Einzelobjekte in Lieme bedroht. Sie liegen am Rande des Überschwemmungsgebietes, das hier fast 600 m breit ist. Im Wasserspiegellängsschnitt sichtbar, stellt die Brücke der L 968 einen deutlichen Engpass dar, der im Oberwasser den Wasserspiegel anhebt und auch oberhalb scheinen die hydraulischen Bedingungen ungünstig zu sein. Der bewachsene Mühlenableiter ist im außergewöhnlichen Hochwasserfall ein abflusshemmender Querriegel. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 176 Ortslage Lemgo Lemgo Stadt ist bei außergewöhnlichen Hochwasserereignissen mehr noch als Bad Salzuflen ein Schadensschwerpunkt. Dies ist darin begründet, dass nicht wie in einem natürlichen Tal das Hochwasser langsam ansteigend die Talkanten hinaufwandert, sondern das bei Überschreiten einer bestimmten Leistungsfähigkeit weite Teile der Stadt bzw. des Gewerbegebietes durch Überströmen von Hochufern schlagartig geflutet werden. In der Nachbarschaft zur Altstadt ist die Bega weitsichtig großzügig ausgebaut worden und hat eine ausreichend hohe Verwallung. Die Schwachpunkte sind die Mühlenstaue Langenbrücker Mühle und Neue Mühle und obersowie unterwasserseitig zu finden. Für den Bereich Altstadt ist die kritische Einströmstelle die Regenstorstraße am Regenstorplatz. Von hier folgt das Hochwasser den Wegen Stiftsstraße und Heustraße und setzt die wertvolle Innenstadt unter Wasser. Im weiteren Verlauf wird dann auch das Gewerbegebiet geflutet. Gelingt es, den Einströmbereich Regenstorstraße zu beseitigen, besteht immer noch die Gefahr der Flutung des Gewerbegebietes indem das Hochwasser wie über ein Streichwehr über die Straße In der Bega in das Gewerbegebiet läuft und sich über den alten Fluss mit der Bega im Bereich der Kläranlage wieder vereint. Auch linksseitig der Bega sind randlich Objekte betroffen. Das gilt auch für Teile des Schlosses Brake. Die AltstadtGefährdung wird vor allem durch den Engpass Langenbrücker Mühle verursacht. Die Nachbarschaft Gewässer - Siedlung ist auch hier wie in Bad Salzuflen durch eine bis an die Böschungskante heranreichende Bebauung ge- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 177 kennzeichnet. Dieser missliche Zustand ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass der Gewässerabschnitt zum ehemaligen Fürstentum Lippe gehört und bis 1994 kein Gesetzliches Überschwemmungsgebiet – wie es im preußischen Staatsgebiet üblich war – besaß. Insofern war der zuständigen Wasserbehörde weder eine technische Grundlage noch eine rechtliche Handhabe gegeben, auf die Bebauung so einzuwirken, dass außergewöhnliche Hochwasserabflüsse schadlos ablaufen können 5.11.2 Schadenspotenzial Das Schadenspotenzial in der Stadt Lemgo liegt mit ca. 103,6 Mio. DM bei einem HQ100 von allen Kommunen am höchsten. Aufgrund der großen Wassertiefen (Senken in Lemgo Innenstadt) werden über 21 % der Vermögenswerte an den Objekten geschädigt. 15 % der Objekte sind Gewerbe und machen 29 % des Gesamtobjektschaden aus. Die reine Wohnbebauung ist mit 23 % der Objekte nur zu 8 % am Gesamtobjektschaden beteiligt. 49 % der Objekte befinden sich in Flächen mit gemischter Nutzung (Gewerbe und Wohnen) und machen 35 % des Gesamtobjektschadens aus. Objekte innerhalb der Flächen funktionaler Prägung (3 %) (öffentliche Gebäude u.ä.) erreichen 27 % des Gesamtobjektschadens. Der mittlere Objektschaden liegt bei ca. 178.000 DM. Tabelle 49: Objekte Hochwasserschadenspotenzial in Lemgo Vermögen Schaden Schaden Schaden HQ50 HQ20 HQ100 Mio. DM Mio. DM Mio. DM Mio. DM 524 444,07 103,64 32,96 21,75 Vor einem HQ20 ist die Innenstadt von Lemgo durch die etwas höher liegende Regenstorstraße gerade noch geschützt. Das tiefer liegende Gewerbegebiet Grevenmarschstraße wird jedoch schon bei einem HQ20 z.T. überschwemmt und die entstehenden Schäden an Gewer- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 178 beobjekten liegen bei fast 90 % des Gesamtobjektschadens (HQ20). Weil hohe Schäden bereits bei einem HQ20 auftreten, ist die berechnete Schadenserwartung mit 1,69 Mio. DM sehr hoch. Die Ergebnisse sind in der Anlage 2-10 zusammenfassend dargestellt. 5.11.3 Hochwasservorsorge Gesetzliches Überschwemmungsgebiet seit 1994. Alarmplan Kreis Lippe nicht vorhanden. Kommunaler Alarmplan vorhanden. Es liegt ein „Alarmplan bei Hochwasser“ von 1990 vor. Er enthält kritische Pegelwerte, allgemeine Meldehierarchien, die Aufforderung Sandsäcke bereitzuhalten und die Adressen gefährdeter Objekte. 5.11.4 Maßnahmen Abschnitt Altstadt Um die Ortslage Lemgo hochwasserfrei zu stellen, sind umfangreiche Umgestaltungen am Gewässer notwendig. Sie können in zwei Abschnitte aufgeteilt werden. Ein Abschnitt betrifft die Bega im Bereich des Gewerbegebietes und der weitere Abschnitt betrifft die Bega von der Langenbrücker Mühle nach oberhalb bis zur Pagenhelle - Altstadt. Es ist nicht zwingend erforderlich – nach der Wasserbauregel – gegen die Fließrichtung zuerst mit dem Abschnitt Gewerbegebiet zu beginnen. Welche Maßnahme vorgezogen wird hängt letztlich von den finanziellen und rechtlichen Möglichkeiten ab. Es bietet sich an, mit dem Abschnitt Altstadt zu beginnen. Die wasserbaulichen Maßnahmen zielen darauf ab, die Wasserspiegel schadlos abzusenken. Dazu werden folgende Teilmaßnahmen vorgeschlagen: Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 179 1. Verbesserung der Profilleistung durch Profilpflege mit Sohlräumung. Auf der gesamten Strecke von der Langenbrücker Mühle bis zum Bereich Regenstor-Platz muss der Bewuchs innerhalb des Abflussquerschnittes ausgedünnt werden. Profileinengungen durch Verlandungen sind zu beseitigen. Ebenfalls ist eine Grundräumung der Sohle vorgesehen. 2. Im linken Widerlager der Langenbrücker Mühle wird der Einbau eines Hochwasser-Bypasses empfohlen. Nach den Modellergebnissen könnte er eine Breite von 6 m und eine Drempelhöhe von NN + 92 m erhalten. Zusätzlich sind die Freilaufschützen an der Mühle umzubauen. 3. Abriss der nicht mehr genutzten Wehranlage Neue Mühle. Durch die Stillegung besteht die Gefahr, dass die für den Hochwasserabfluss notwendige Bedienung der Schütze nicht mehr möglich ist. 4. Vorlandaufhöhung Pagenhelle bis Regenstorplatz. Mit den Maßnahmen zu 1. und 2. wird im Oberwasser der Langenbrücker Mühle eine Spiegelabsenkung von 60 cm erzeugt. Diese Absenkung beträgt am Regenstor Platz noch 40 cm. Sie reicht nicht aus, um ein Abströmen über die Regenstor Straße in die Altstadt zu verhindern. Hier ist eine Geländegestaltung erforderlich - beispielsweise in Verbindung mit den vorhandenen Fuß-Radwegen - die von der Pagenhelle bis zur Verwallung am Regenstor Platz eine geschlossene Sicherheitslinie darstellt. Die Trasse und die erforderliche Höhe sind als Maßnahme in den Lageplan eingetragen. Abschnitt Industriegebiet Im Längsschnitt ist deutlich zu sehen, wie die Mühle Lindner in diesem Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 180 Bereich die Sohlenlage und damit die Profilleistung beeinflusst. Es ist fraglich - nach den Erfahrungen, die vielerorts gemacht werden – ob die Mühle langfristig Bestand hat. Das gilt natürlich auch für die anderen Stauanlagen. Zum Betrieb derartig kleiner Wasserkraftanlagen ist ein enormer Arbeits- und Finanzaufwand notwendig. Oft sind es nicht monetäre Gründe, die die Staurechtsinhaber an ihrem Recht festhalten lassen. Nach einem Generationswechsel kann es zur Aufgabe der Nutzung und zum Verfall der Anlagen kommen. Es gibt im WerreGebiet genug Beispiele dafür. Aus diesem Grund wird vorgeschlagen, das Staurecht abzulösen, die Mühle zu entfernen und diesen Gefällesprung zu nutzen, um die Strecke von hier bis zur Neuen Mühle durchgehend umzugestalten. Damit ist sicherlich ein massiver Eingriff in den Fließquerschnitt verbunden. Unter der Berücksichtigung, dass die Mühle seit 200 oder 300 Jahre einen unnatürlichen Zustand darstellt und die Durchgängigkeit behindert, ist diese Umgestaltung eine Maßnahme, die auf lange Sicht nach einer Übergangsphase wieder natürlichere Gewässerverhältnisse herstellt. Der Maßnahmevorschlag wurde ebenfalls modelltechnisch nachempfunden. Mit einer vereinfachten Annahme einer gleichmäßigen Sohlbreite von 10 m und Böschungsneigung von 1 : 1,5 wurden Profile auf der neuen Sohllinie angelegt und der Wasserspiegel neu berechnet. Für den 100-jährlichen Abfluss wird am Endpunkt dieser Maßnahme im Unterwasser der Neuen Mühle eine Absenkung um 1,3 m erreicht. Dies ist umso bemerkenswerter, weil zu bedenken ist, dass durch die Abriegelung der Altstadt sich in diesem Bereich die Planungswassermenge gegenüber den bestehenden Verhältnissen um rund 30 m³ erhöht. Der Abschnitt von der Mühle Lindner in Fließrichtung bis zur Einmündung Alter Fluss, ist hochwasserfrei. Allerdings besteht nicht immer ausreichend Freibord zum angrenzenden Weg an der Bega. Das gilt Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 181 für den Bereich um Profil 1050. Hier ist bei konkreten Planungen durch gezielte Geländeaufnahmen das Defizit zu ermitteln und die Straße An der Bega in Teilbereichen ggf. zu erhöhen. Vor baulichen Maßnahmen sollten aktuelle Profile neu aufgenommen werden, da die Daten nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen. Tabelle 50: Kostenschätzung Maßnahmen Lemgo Kostenschätzung Hochwasser - Ak tionsplan Lem go Lei stun g en M en g e Ei n h . EP Gesam tk osten Gewässer Profilpflege mit Sohlräumung Flutmulde erstellen auf + 94.8 Verwallung Lemgo, Geländemod. Verwallung Lemgo, Fußweg Profilumgestaltung Mühle Lindner bis Neue Mühle 1100 8750 350 300 m m³ m³ m 20.00 30.00 50.00 200.00 DM DM DM DM 22,000.00 262,500.00 17,500.00 60,000.00 DM DM DM DM 48000 m³ 30.00 DM 3 Stck pauschal pauschal pauschal pauschal 60,000.00 DM 125,000.00 30,000.00 60,000.00 20,000.00 180,000.00 DM DM DM DM DM pauschal pauschal pauschal pauschal 180,000.00 21,000.0 0 185,000.00 150,000.00 DM DM DM DM 1,440,000.00 DM Bauwerke Bypass Langenbrücker Mühle Stahlbetonrahmen Umbau der Wehranlage Natursteinverkleidung Straßenaufbruch/ Brückenfundamente sichern Sonstiges Umgestaltung Mühle Lindner O bjektschutz Lemgo O bjektschutz Lieme Baunebenkosten Unvorhergesehenes und Aufrundung Sum m e 68,000.00 DM 2,821,000.00 DM Die Maßnahmen zum Hochwasserschutz sollten zum Anlass genommen werden, die Situation der Mühlenstaue in Lemgo zu überdenken. Folgender Sachverhalt stellt sich dar: – Die Mühlenstaue sind mit ihren Staustrecken für die Bevölkerung attraktiv. – Wasserkraftnutzung ist bei derartig geringen Leistungen nicht mehr Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 182 wirtschaftlich. – Die Anlagen werden aufgegeben und sich selber überlassen. Sie stellen für den Hochwasserabfluss ein Risiko dar. Der baufällige Zustand ist unschön. Eine Wiederbelebung ist in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. – Die Mühlenstaue sind ein massives Hindernis für Wanderfische. Die Staustrecken verschlechtern die Wasserqualität. Es bietet sich daher an, die Mühlenstaue und vor allem die Stadtstrecke unterhalb der Langenbrücker Mühle mit folgender Zielrichtung umzugestalten: – Hochwasserschutz (Abriss zur Leistungssteigerung) – Durchgängigkeit (Verbesserung des Fließgewässercharakters) – Wassersport (Wildwasser für Paddler) – Attraktion für das Stadtbild (Wildwasser auf rauen Sohlgleiten, Zugangsstellen) Ortslage Lieme Im Ortsdurchgang Lieme wurde modelltechnisch untersucht, inwieweit Veränderungen der Straßenbrücke L 968 durch Sohlvertiefungen und die Entfernung einer Feldwegüberfahrt Verbesserungen liefern. Der Erfolg war erwartungsgemäß gering. Das Tal ist zu ebenflächig ausgedehnt, als das mit vertretbaren Geometrieveränderungen Wasserspiegelsenkungen erzeugt werden können. Empfehlung: Detaillierte Aufnahme der betroffenen Objekte, Erstellung eines Informationsblattes für den Objektschutz durch die Eigentümer. Hochwassermelde- und Alarmplan Zur Verbesserung der Vorsorge sollte der vorhandene Alarmplan ü- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 183 berarbeitet werden. Ziel sollte es sein, kritische Wasserstandshöhen klar zu definieren, zusätzlich die Niederschlagsinformation im Ein- zugsgebiet mit aufzunehmen und die jetzt bekannten Schwachstellen konkret als Schutzziele für Sandsackmaßnahmen o. ä. aufzuführen. Tabelle 51: Wirkung der fiktiven HRB Passade und Obere Bega - HWS WerreWasserverband Herford Lemgo/Bega mit HRB Bad Salzuflen/Bega HQ100 HQ50 m³/s m³/s 85,0 72,7 48,2 44,7 + HRB Passade + HRB Obere Bega Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 184 6 Zusammenfassung und Ausblick Seit 2000 werden landesweit auch für mittlere Flussgebiete Hochwasseraktionspläne erarbeitet. Das Staatliche Umweltamt Minden beauftragte den Unterzeichner mit der Erarbeitung des HochwasserAktionsplanes Werre. Der Plan beschreibt die Hochwassersituation, bewertet die potenziellen Schäden, gibt Empfehlungen und schlägt Maßnahmen zum Hochwasserschutz überörtlich und in den einzelnen Kommunen vor. Für diesen Aktionsplan wurden die aktuellsten verfügbaren Daten miteinbezogen oder speziell aufbereitet. Dazu gehören insbesondere die gesetzlichen Überschwemmungsgebiete, das Niederschlag-AbflussModell des Einzugsgebietes und die Hydraulikmodelle der Werre und der Nebenflüsse Else, Aa und Bega. Alle Modelle wurden umfangreich überarbeitet und verifiziert. Für Variantenrechnungen wurden verschiedene Zustände des Gebietes und der Gewässerauen hergestellt. Die natürlichen Überschwemmungsgebiete für das HQ100 und den Katastrophenfall HQ5000 wurden ermittelt und in den Lageplänen dargestellt. Unmittelbar Handelnde und Betroffene am Gewässer sind die Kommunen. Deshalb ist der Aktionsplan auf die jeweiligen Kommunen zugeschnitten und enthält darüber hinaus einen allgemeinen Teil. Der derzeit nur für den überörtlichen Hochwasserschutz zuständige Werre-Wasserverband Herford hat parallel ein Hochwasserschutzkonzept (HWS) als Grundlage seines künftigen Handelns erarbeiten lassen. Das HWS und der hier vorgelegte Hochwasseraktionsplan enthalten aufeinander abgestimmte Maßnahmenvorschläge. Das vom Büro Hydrotec bearbeitete Schadenspotenzial hatte das Ziel, die innerhalb der Überschwemmungsflächen einer bestimmten Jährlichkeit befindlichen gefährdeten Objekte zu erfassen und über Schadensfunktionen den möglichen Schaden an diesen Objekten monetär Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 185 zu bewerten. Mit den berechneten Schäden, den durch Maßnahmen vermiedenen Schäden und den Kosten der Maßnahmen wird deren Nutzen ermittelt. Es wurden für die folgenden Nutzungskategorien Sachschäden berechnet: - Schäden an Gebäuden (privat genutzte und öffentliche Gebäude sowie Wirtschafts- und Industriegebäude) und dem Inventar, - Produktionsausfall der Wirtschaft, - Schäden an land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen, - Schäden an der allgemeinen Infrastruktur (Brücken, Straßen, Siedlungsfreiflächen) und - Schäden an Kraftfahrzeugen. Hydrotec hat ein Verfahren HWS-GIS entwickelt, bei dem aus allgemeinen statistischen und geografischen Daten die betroffenen Objekte ermittelt und z.T. aus vor Ort erhobenen Daten die Hochwasserschäden mit Hilfe des geografischen Informationssystems ArcView berechnet. Im Untersuchungsgebiet liegen 1818 Objekte innerhalb der natürlichen Überschwemmungsfläche bei HQ100 mit einem Gesamtvermögen von 1,85 Mrd. DM, das entspricht einem spez. Vermögenswert von ca. 70 DM/m² Überschwemmungsfläche und 1,02 Mio. DM pro Objekt sowie einem spezifischem Schaden von 13,3 DM/m² Überschwemmungsfläche. Im Mittel liegen die Schäden bei 19 % des Vermögenswertes. Mit fast jeweils einer halben Milliarde DM Vermögen und über 100 bzw. fast 90 Mio. DM Schaden bei HQ100 liegen die beiden Gemeinden Lemgo und Löhne in der Schadensstatistik an erster Stelle. Obwohl die potenziellen Überflutungsgebiete nur etwa 15 % der natürlichen Überschwemmungsflächen ausmachen, würden bei einem Hochwasser in diesen Flächen fast 40 % der Schäden entstehen als in Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 186 den gesamten natürlichen Überschwemmungsgebieten an der Werre. Durch eine Kombination aus geeigneten lokalen Hochwasserschutzmaßnahmen (Objektschutz und Linienschutz) können Schäden in einer Höhe von ca. 216 Mio. DM (entspr. 62 % der Gesamtschäden) bei einem HQ100 innerhalb der natürlichen Überschwemmungsflächen vermieden werden. Mit vertretbarem Kostenaufwand können durch volumenwirksame Maßnahmen etwa 131 Mio. DM Schäden innerhalb der natürlichen Überschwemmungsflächen (HQ100) vermieden werden. Situation Hundertjährliches Hochwasser (HW100) Tabelle 52: Schadensminderung durch Retention und Linienschutz Hochwasserschaden Maßnahmen Maßnahme Retention H18 (Werre-Wasserverband Herford) Maßnahme Linienschutz/Objektschutz (Kommunen) 6.1 1818 Objekte 347,4 Mio DM Anzahl Kosten Schadensminderung 8,2 Mio m³ 71,6 Mio DM 130,8 Mio DM 11 Kommunen 17,0 Mio DM 216,6 Mio DM Summe 88,6 Mio DM 347,4 Mio DM Maßnahmen Außerordentliche Hochwasser sind selten. Vorsorge- und Schutzmaßnahmen müssen daher einprägsam, einfach und auf Dauer leistbar sein. Die Vorschläge wurden unter diesen Gesichtspunkten erarbeitet. Es erfolgte eine Gliederung in einen allgemeinen Teil und einen kom- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 187 munalen Teil. Allgemeine Maßnahmen a) Information im Hochwasserfall über Niederschlag und Wasserstand durch allgemein und jederzeit zugängliche InfoStationen b) Verbund-Hochwassermelde- und Alarmplan überörtlich c) Information in „Trockenzeiten“: Überschwemmungskarten für Bürger, Hochwassermerksteine zur Dokumentation außergewöhnlicher Ereignisse, Kontrollprofile zur langfristigen Beobachtung der Querschnittsentwicklung d) Erweiterung der Aufgaben des Werre-Wasserverbandes Herford als Träger überörtlicher Info-Maßnahmen, Träger der Gewässerunterhaltung und der ökologischen Verbesserung (EU-Rahmenrichtlinie) und als Berater der Kommunen für lokale Hochwasserschutzmaßnahmen. Generelle kommunale Maßnahmen e) Benennung eines Hochwasserbeauftragten in jeder Kommune für die Überwachung der hochwasserempfindlichen Gebiete, Bürgerberatung, Dokumentation (ÜG-Karten, Wasserstands-Messungen, Meldungen, Fotodokumentation, Melde- und Alarmpläne), Ansprechpartner Feuerwehr und Katastrophenschutz, Kontaktperson zu Nachbarkommunen f) Kommunaler Hochwassermelde- und Alarmplan g) Hochwassergerechte Unterhaltung der empfindlichen Hochwasserabflussgebiete in Ortslagen Lokale kommunale Maßnahmen Bad Oeynhausen und Löhne Hochwassersichere Umgestaltung der Werre-Aue zwischen Bad Oeynhausen und Löhne durch Aufgabe der Altdeiche und Wiederherstellung natürlichen Retentionsraumes. Zurückverlegung der Sicher- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 188 heitslinie an die BAB 30 und die Bebauung Ostscheid und Werste. Kirchlengern Angleichen der Sohle unter der B239, Umgestaltung der Stauanlage Brausemühle, für die übrigen betroffenen Gebäude Objektschutz. Bünde Erhöhung Elsedamm und Sachsenstraße auf hochwasserfreies Niveau. Sperrwerk mit Rückschlagklappe an Sunderbach-Mündung, für die übrigen Gebäude Objektschutz, bzw. für Neubauten Höhenempfehlung. Hiddenhausen Sicherstellung der Hochwasserfreiheit durch HRB des WerreWasserverbandes, für die übrigen, betroffenen Gebäude Objektschutz. Herford Aa: Sicherstellung der Hochwasserfreiheit durch HRB des WWV, Sohlabgrabung, Niveau der Verwallung erhöhen, Rückbau Radewiger Mühle Werre: Ausbau des Querschnitts auf 290 m³/s Abflussleistung, Verlandung entfernen und Flutmulden herrichten. Bad Salzuflen (Gemeinde Leopoldshöhe) Bega: Ausbau des Ortsdurchganges auf 70 m³/s, Entfernen von Gehölz und Auflandungen, Errichtung von Bermen, Ausbildung eines einheitlichen Uferniveaus, Vorflut des Grabens Lagesche Straße sichern und Objektschutz als Eigenleistung der Eigentümer. Eventuell Errichtung einer Flutmulde (Voraussetzung HRB Werre/Werre) Werre: Hochwassersicherheit durch HRB Werre/Werre, nur wenn Maßnahmen an der Bega durchgeführt sind, Rückgewinnbare Reten- Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 189 tionsräume freihalten. Lemgo Profilpflege mit Sohlräumung und Verlandungen beseitigen, Hochwasser-Bypass an Langenbrücker Mühle mit Umbau des Freilaufschütz, Umgestaltung Neue Mühle, Sicherheitslinie Pagenhelle herrichten, Umgestaltung Mühle Lindner und Folgemaßnahmen, tlw. Erhöhung Straße An der Bega und Objektschutz für Lieme. Lage Profilpflege mit Grundräumung, Aufweitung des Durchlasses Stauffenbergstraße und Entfernung der Sohlerhebung, Retentionsraumrückgewinnung, Aufweitung der Umflut Mühle Altrogge. Detmold Grundräumung mit Bewuchsbeseitigung und Sohlangleichung, Anlage von Bermen an Knochenbacheinmündung; Profilumgestaltung Wittekindstraße; Profilumgestaltung und Objektschutz Paulinenstraße; Profilumgestaltung Meierstraße. 6.2 Ausblick Mit dem Hochwasser-Aktionsplan Werre liegt allen Beteiligten eine umfassende, politische Grenzen überschreitende Bestandsaufnahme der Hochwassergefährdung und des potenziellen monetären Schadens vor. Auf dieser Basis wurden mit den Beteiligten konkrete Maßnahmen erarbeitet. Es sind überörtlich wirkende als auch auf die spezifischen Probleme der jeweiligen Siedlungen ausgerichtete Maßnahmen. Die Vorschläge wurden vor dem Hintergrund erarbeitet, das außergewöhnliche Ereignisse in großen Zeitabständen auftreten. Schutzmaßnahmen müssen einfach gestaltet und finanziell auf Dauer leistbar sein, damit eine langfristige Wirkung gesichert ist. Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 190 Zur Verringerung der Gefahr und möglicher Schäden müssen sowohl der Werre-Wasserverband als auch die Kommunen die Maßnahmen konsequent umsetzen. Große Anteile liegen in der Verantwortung der Kommunen. Aber die Art der Aufgaben verlangt fachliche Beratung und vor allem auch finanzielle Unterstützung des Landes. Die Fachdienststellen erkennen die Notwendigkeit des Handelns. Es ist aber darüber hinaus notwendig, durch Information in den politischen Gremien der Beteiligten die Bereitschaft zum Mittun zu erzeugen. Minden, Aachen, Dezember 2001 Für die Planungsgemeinschaft (Sönnichsen) Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden (Bicknese) Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 191 7 Verzeichnis der Quellen Bezirksregierung Detmold, (2000): Auszug aus „FisDt“ Gewässerstrukturgüte, Aufnahmen und Bewertung 1993. Bundesministerium für Ernährung., Landwirtschaft und Forsten (1990): „Bewertungsgutachten für Deichbauvorhaben an der Festlandküste Modellgebiet Wesermarsch“, Bonn, 1990 LWA, NRW (1986): Gebietsbezeichnung und Verzeichnis der Gewässer in NRW, Landesamt für Wasser und Abfall (heute LUA), NRW. Müller-Wille, (1966): Bodenplastik und Naturräume Westfalens, Festband, Herausgegeben von der Geografischen Kommission für Westfalen. Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (2000): „Potentielle Hochwasserschäden am Rhein in NRW“, Düsseldorf, 2000 Schmidt. M. (2000): Hochwasser und Hochwasserschutz in Deutschland vor 1850..., Kommissionsverlag Oldenbourg Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft 1987: „Schadensanalyse des Innhochwassers im August 1985 für den Bereich der Gemeinde Kraiburg“ BCE / STAWA Trier 1998: „Hochwasserschutzkonzept Sauer/ Our“, Koblenz / Trier BFG (1999): “Eine Hochwasserperiode im Rheingebiet: Schäden als Folgen der Hochwasser“ DVWK-Mitteilungen Nr. 10, 1985:, „Ökonomische Bewertung von Hochwasserschutzwirkungen“ Ingenieurbüro Sönnichsen - Minden Staatliches Umweltamt Minden – Hochwasser-Aktionsplan Werre Seite 192 Hydrotec, 1993: „Berechnung vermeidbarer Schäden durch das geplante HRB Siddinghausen, Alme“, Aachen. Hydrotec, 2000: „Hochwasserschutz Schloss Neuhaus, Zweidimensionale Wasserspiegellagenberechnung für den Bereich Schloss Neuhaus - Paderborn“, Aachen. Hydrotec, 2001: „ Hochwasser-Aktionsplan Angerbach“, Aachen. Hydrotec, 2001: „ Hochwasser-Aktionsplan Sieg“, Aachen. 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