2. Simon Kohn (geboren 28. Oktober 1769, ge־ storben 29
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2. Simon Kohn (geboren 28. Oktober 1769, ge־ storben 29
260 2. S i m o n K o h n (geboren 28. Oktober 1769, ge־ storben 29. November 1848) war zwischen 1840 und seinem im Jahre 1848 erfolgten Tode Vorsteher; als solcher unterschreibt er die Schulextrakte der Jahre 1840 bis 1847. Nach der erhaltenen mündlichen Überlieferung war er eine Persönlichkeit, die durch ein auf dem Wege des Selbststudiums und der Selbsterziehung gewonnenes ungewÖhnlicbes Wissen und geistigen Scharfblick in ganz besonderem Maße über die Glaubensgenossen seiner Gemeinde hervorragte. E r erwirkte den Jamnitzer Juden das Recht, die Märkte in Brünn und Nikolsburg besuchen zu dürfen und erbaute nach der Brandkatastrophe des Jahres 1832 den Tempel auf eigene Kosten. Gleichzeitig errichtete er auf dem von ihm neu erbauSimon Kohn. ten Hause Nr. 28, das heute noch im Besitze der Familie Kohn ist, eine Stiftung, durch welche jeder Besitzer verpflichtet wird, für die Haltung geschulter Sanger dem Tempel 300 fl. zu widmen. E r erneuerte weiter die bei dem Brande vernichtete Geburtsmatrik nach dem Gedächtnisse. Weil die Eintragungen mit den in der josefinisehen Zeit gegebenen Familiennamen erfolgten, läßt sich ungefähr der Zeitpunkt ersehen, Herz Kohn. seit welchem die einzelnen, zum Teil heute noch in Jamnitz seßhaften Familien hier siedeln: 1735: Kohn, 1745: Beutler, 1755: Appelfeld, 1757: Mayer, 1759: Scherer, Schlesinger und Schnabl, 1760: Färber, 1762: Krenberger, 1763: Tapezierer, 1764: Klatscher und Fuhrmann, 1765: Beer und Kleinkind, 1767: Spielberger, 1770: Pollnauer, Tandler und Burger, 1771: Hirschenhauser und Singer, 1773: Kornstreicher, 1774: Lederschneider, 1775: Winternitz, 1776: Großmann, 1778: Mandl usw. Dem Andenken dieses um die Judengemeinde Jamnitz so hoch verdienten Mannes setzte die Dankbarkeit seiner Kinder einen Grabstein mit folgendem Epitaph: „Dem guten Vater, weisen Vorsteher, Erbauer des Tempels, dem Herrn Simon K o h n , gewidmet von seinen Kindern. 3. H e r z K o h n ' ) (geb. 2. September 1781, gest. 13. Jänner 1859), ein B r u d e r des Simon Kohn, stand der Judengemeinde Jamnitz als Vorsteher vermutlich von 1848 bis 1853 vor; aus der Inschrift seines Grabsteines geht hervor, daß er Vorsteher war. Als Geschworene fungierten: 1849 Zacharias Beer und 1850 Samson Mayer (Schulextrakt). 66 9 4* L a z a r K o h n steht zwischen 1853 und 1859 an der Spitze der Judengemeinde; er unterzeichnet in diesen Jahren die Schulextrakte als „Bürgermeister . Als „Gemeinderat" unterstützt ihn in seiner Amtstätigkeit 1857 Nathan Tandler, der Großvater des Wiener Universitätsprofessors und Stadtrates Dr. Julius Tandler. 66 5. L e o p o l d K o h n (geb. 3. November 1808, gest. 12. April 1886), ein Sohn des schon erwähnten Leopold Kohn. Ezechiel Kohn. Herz Kohn, versah das Ehrenamt eines KultusvorStehers von 1859 bis 1885; die lange Zeitdauer seiner Amtsführung spricht deutlich für die Beliebtheit dieses Mannes. 1860 fertigen den Schulextrakt für die Kultusgemeinde: Moses Kohn, Jakob Salzer und Ezechiel Kohn. Wenn hier im Zusammenhange mit Leopold Kohn seines älteren Bruders, E z e c h i e l K o h n , gedacht wird, so geschieht dies aus dem Grunde, weil seine unvergänglichen Verdienste um die Stadt Jamnitz allein es rechtfertigen würden, seinen Namen der Vergessenheit zu entreißen. Geboren am 24. Juli 1804, erhielt das wissenschaftliche Streben des geistig hochbegabten Ezechiel durch seinen Großvater mütterlicherseits, den in Prag am 30. Oktober 1834 verstorbenen Talmudgelehrten Samuel Landau, eine geregelte Richtung. Besonders bevorzugte er Mathematik und Astronomie. Wegen seiner, die Durchschnittsbildung weit übersteigenden Gelehrsamkeit und des selten guten Herzens, erfreute er sich nicht nur der Verehrung seiner Glaubensgenossen, sondern aller Mitbürger der Stadt, die ihu denn auch nach der Revolution von 1848 als ersten Gemeinderat in die Stadtvertretung entsendeten. Als solcher schritt er mit dem damaligen Bürgermeister Heidler an die Gründung der seither zu einem achtunggebietenden Geldinstitute Südwestmährens gewordenen „Sparkasse der Stadt Jamnitz . Nach Dr. Joachim Oppenheim, der 1861 Jamnitz verließ, versah er mehrere Jahre hindurch die rabbiniscben Agenden in Jamnitz, ohne offiziell das Rabbinat zu verwalten. Er beschloß sein tatenreiches, stets der Bildung und dem Fortschritt gewidmetes Leben am 23. Mai 1879. Für das Ansehen, das die Familie Kohn schon v o r der Befreiung der Juden aus der Dominikal-Untertänigkeit genoß, zeugt folgende, von dem Jamnitzer Dechant und Pfarrer Jakob Böhm am 6. Feber 1834 ausgestellte und am gleichen Tage vom Oberamte der Herrschaft und Stadt Jamnitz bestätigte Urkunde ): 66 87 „Endesgefertigter bezeuget hiermit, daß in der hiesigen Israeliten-Gemeinde sich die Zweige der Familie Kohn, als II. Simon, Herz, Moses, Isaak, Ezechiel, Leopold, Jamnitz 10